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Vermittelt an den Drachenprinz

Ein Fantasy Liebesroman

von Abella Ward (Autor:in)
102 Seiten

Zusammenfassung

Um seinen Drachen zu entfesseln, muss sie erst sein kaltes Herz zum Schmelzen bringen …

Eyrl ist der erste männliche Stlozyn seit tausend Jahren, der Thronfolger von Bronæl werden soll. Aber die Regierung will, dass er zuerst eine Gefährtin bekommt. Eyrl weiß eines ganz sicher: Er will einen Menschen. Doch wo soll er sie finden?

Alles, was Lily tun will, ist tanzen. Aber als sie sich schwer verletzt, besteht ihre einzige Chance darin, zu den Sternen zu reisen, um sich behandeln zu lassen. Kein Problem. Alles, was sie tun muss, ist, sich für ein Programm anzumelden, um mit einem Drachen zusammengebracht zu werden. Der zufällig ein Prinz ist. Oh, und das heißeste Geschöpf im Universum.

Wenn Eyrls Bestienaugen Lily sehen, lodert sein Feuer auf. Ja, sie ist wunderschön, aber nein, das bedeutet nicht, dass er sie jemals lieben wird. Was ist Liebe überhaupt? Nur eine weitere Emotion, die ansonsten vernünftige Leute dazu bringt, dumme Dinge zu tun. Alles, was sie tun muss, ist, ihn zu heiraten und Babys zu bekommen.

Aber als Lily ihm weggenommen wird, findet Eyrl heraus, dass es nur eine Sache gibt, die für ihn wichtig ist.

Er wird nach ihr suchen, bis sie sicher zurück in seinen Armen ist.

Selbst wenn es ihn seinen Thron kostet.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel Eins – Lily

Sie fühlte sich bereits leichter als auf der Erde.

Lily wusste, dass es lächerlich war, da die Schwerkraft von Bronæl genau die gleiche war wie die der Erde, oder zumindest war sie ähnlich genug, dass es nach mehreren Tagen auf einem Schiff, das zwischen den beiden Planeten reiste, nicht mehr bemerkbar sein sollte. Lily hüpfte auf ihren Zehen und schaute sich eifrig in ihrem neuen Zuhause um, als sie mit den anderen Frauen das Schiff verließ. Nach einem quälend langen Prozess aus unzähligen Bewerbungen und Prüfungen war sie endlich hier.

„Es ist so schön“, seufzte sie und rückte den Rucksack zurecht, in dem sich all die weltlichen Besitztümer befanden, die sie mitgebracht hatte. Der Rest ihres Gepäcks würde erst in ein paar Wochen ankommen, da es auf einem langsameren Frachtschiff transportiert wurde. Sie packte den Arm einer der Frauen, mit denen sie sich auf der Reise angefreundet hatte, und kicherte. „Ist das nicht aufregend? Wir sind endlich da!“

Kristen nickte. „Und da sind unsere Drachen!“

Die beiden Frauen drückten sich gegenseitig die Hände und kicherten mehr aus Nervosität als sonst etwas. Die Männer – Nicht Männer, erinnerte sie sich. Drachen. Männchen sind Drachen, Weibchen sind Drachinnen – mit denen sie zusammengebracht worden waren, standen alle am Fuße einer großen Plattform und warteten. Lilys Blick schweifte über sie hinweg, und sie entdeckte ein paar, die sie von den Bildern, die die anderen Frauen ihr gezeigt hatten, wiedererkannte. Sie waren alle groß und muskulös, hatten Haut, die mit glitzernden Schuppen bedeckt war, und Augen, die blutrot waren. Ein paar von ihnen hatten Haare in erstaunlich menschlichen Farbtönen, aber die meisten trugen ihre Köpfe kahl.

Eine Gruppe von Drachen in waldgrünen Roben näherte sich ihnen von links und begann, die Frauen nach den Nummern auf den Karten zu ordnen, die ihnen gegeben worden waren, aber einer von ihnen kam auf sie zu und verbeugte sich.

„Lily Hunter?“

„Ja.“

„Seid gegrüßt, Mylady. Wenn Sie mir bitte folgen würden?“

Mylady. Lily drückte Kristen ein letztes Mal, bevor sie dem Drachen folgte. Er führte sie in ein kleines Gebäude in der Nähe. Ihr Herz schlug gegen ihre Rippen, als der Drache, mit dem sie zusammengebracht worden war, in Sicht kam.

War es nur ihre Einbildung, oder war er größer als die anderen? Hatte breitere Schultern und schärfere Augen. Sie waren blutrot, wie alle Augen der Stlozyns, aber warm und einladend. Seine Haut war rot, so rot, dass seine Augen mit dem Rest seines Körpers verschmolzen, und er trug Roben, die den schwärzesten Farbton hatten, den sie je gesehen hatte. Ihre Hände wurden feucht, als sie ein paar Meter vor ihm stehen blieb und in einen anmutigen Knicks sank.

„Lily Hunter“, grüßte er sie und nahm ihre Hand. Er beugte sich über sie. „Ich freue mich, Sie persönlich kennenzulernen. Ich bin Eyrl, Prinz von Bronæl.“

„Ich fühle mich geehrt“, erwiderte sie.

„Die Ehre ist meinerseits.“

Er hielt ihre Hand fest. Zu ihrer Überraschung waren die Schuppen nicht hart oder scharfkantig. Sie waren glatt und weich. Sanfte Hände. Aber riesig. Sie verschlangen ihre, so wie er sie überragte. Sein Lächeln war so charmant, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. Sie war sich anfangs nicht sicher gewesen, wie sie es schaffen würde, einen Fremden und Außerirdischen zu heiraten. Die Frauen, die in den letzten Jahren am Programm teilgenommen hatten, hatten aber alle nur Gutes über die Stlozyn gesagt, und je länger Lily sich Bilder von ihnen angesehen hatte, desto mehr Ähnlichkeiten fand sie zwischen ihnen und Menschen.

Außerdem war er heiß, mitsamt seinen Schuppen. Der hinreißendste Mann, den sie je gesehen hatte.

Sein Blick wanderte an ihrem Körper hinunter. Sie hatte eine rosa Seidenbluse und eine dunkle Hose angezogen, die zu ihrer zierlichen Figur passten. Er lächelte. „Sie sind noch schöner als auf den Bildern, die ich von Ihnen bekommen habe.“

„Vielen Dank.“

„Sollen wir gehen?“

Lily nickte, das Glück sprudelte in ihrem Herzen, als er sie dicht an seine Seite zog und sie zu einem kleinen Transportfahrzeug führte. Die Architektur um sie herum bestand aus bunten Glasfenstern und scharfen Kanten, aber das Transportfahrzeug war elegant, geformt wie ein Ei mit Fenstern.

„Ich würde gerne Ihren Drachen sehen – ich meine, Ihre Bestie“, sagte sie und stellte sich vor, wie majestätisch er aussehen würde. Blutrot, mit einer Flügelspannweite so groß wie ein Düsenflugzeug. „Ich würde gerne über die Stadt fliegen, um alles zu sehen.“

„Ich werde Ihnen die Stadt ein anderes Mal zeigen“, sagte ihr Prinz monoton. „Fürs Erste müssen wir nach Hause und meine Mutter treffen. Wie kommen Sie mit Ihrem Kurs über die Geschichte der Stlozyn voran?“

„Die Stlozyn sind ein Volk, das von frühen anatomisch modernen Menschen abstammt, die von einer mittlerweile ausgestorbenen Spezies von Außerirdischen von der Erde gestohlen wurden, die sie genetisch so verändert haben, dass sie sich in riesige, wunderschöne geflügelte Wesen verwandeln können, die auf der Erde in Mythen und Legenden als Drachen bekannt sind.“ Lily strahlte ihn an. „In den letzten paar Tausend Jahren haben Sie eine fortschrittliche Kultur entwickelt, indem Sie die Technologie der ehemaligen Außerirdischen benutzt haben, um Ihre eigene aufzubauen. Ihre Regierung besteht aus verschiedenen Gremien, die sich um Gerechtigkeit, Frieden, wissenschaftliche Forschung und andere solche Dinge kümmern.“

Eyrl lachte und schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht, dass Sie das ganze Handbuch rezitieren. Ich bin aber froh, dass Sie es ernst genommen haben. Meine Entscheidung, mir eine Gefährtin unter den Menschen zu suchen, war nicht ganz unproblematisch.“

Lily nickte. Die längste Zeit hatten die Stlozyn und die Menschen nichts miteinander zu tun gehabt. Erst in den letzten Jahrzehnten kamen die Stlozyn auf die Erde, um nach einem Heilmittel für eine Krankheit zu suchen, die den größten Teil ihrer Bevölkerung unfruchtbar gemacht hatte. Man stellte fest, dass sogar Drachen und Drachinnen, die infiziert waren, Junge zeugen konnten, wenn sie sich mit einem Menschen paarten, und es gab einige Experimente, um menschliche DNS in den Stlozyn-Code einzuführen, sodass eine Kreuzpaarung nicht notwendig war.

Dass der Prinz sich für eine Gefährtin von außerhalb seiner Art entschied, sorgte für Aufsehen, da er ein Drache war und irgendwann die Führung der Monarchie übernehmen würde. Die Stlozyn hatten eine streng matriarchalische Tradition, was es für Männer schwierig machte, Machtpositionen zu übernehmen.

„Wann werde ich die anderen Mädchen wiedersehen können?“, fragte sie und schob ihre Gedanken über die Kultur der Stlozyn beiseite. „Ich habe ein paar Freundinnen gefunden, und ich würde gerne wissen, wie sie sich einleben.“

„Ihre Freundinnen werden mit rangniedrigen Individuen gepaart. Es wäre unpassend, in Ihrer neuen Position mit ihnen zu verkehren.“

„Was?“ Lily starrte ihn an, als er sie auf eine weich gepolsterte Bank im Transportfahrzeug setzte. Sie spürte den Moment, in dem sie sich in Bewegung setzten, kaum. „Das kann nicht Ihr Ernst sein. Sie sind meine Freundinnen. Wem wird es schaden, mit ihnen zu reden?“

„Sie würden sich wundern.“ Er tätschelte ihre Hand. „Sie werden im Palast viele Vertraute haben. Machen Sie sich keine Sorgen.“

Der Palast. Lily lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Sie war sich sicher, dass sie Eyrl später dazu überreden konnte, sie ihre Freundinnen sehen zu lassen. Im Moment aber wollte sie sich einfach auf all die neuen Dinge konzentrieren, die auf sie zukamen. Ein Palast. Ein Prinz. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Wann würde die Hochzeit sein? Wann würde er anfangen wollen, sich um Kinder zu bemühen? Es gab so viel zu besprechen.

Als sie am Palast ankamen, schien er sich nicht sehr von den anderen Gebäuden zu unterscheiden, die sie gesehen hatte. Er war aus blauem Glas und drehte sich nach oben wie ein Eiszapfen oder das Horn eines Einhorns.

„Ich bringe Sie auf Ihr Zimmer, damit Sie sich frisch machen können“, sagte er, als er sie aus dem Transport führte. „Ich hoffe, es gefällt Ihnen. Ich habe es so umgestaltet, dass es Ihrem irdischen Zuhause ähnelt.“

„Ich bin sicher, es wird mir gefallen.“ Sie drückte seinen Arm und legte ihren Kopf an seine Schulter.

Der Drache warf ihr einen seltsamen Blick zu, lächelte aber, als sie weitergingen.

Lily staunte, als sie in ihr „Zimmer“ trat. Wohl eher eine Wohnung. Ein Begrüßungsraum öffnete sich in ein mit Teppich ausgelegtes Wohnzimmer, mit einer Küche auf der einen Seite und einem Schlafzimmer mit angrenzendem Badezimmer auf der anderen Seite. Sie rannte hinein und quietschte, als sie eine Wanne sah, die groß genug war, dass sie darin treiben konnte. An das Wohnzimmer schloss sich ein halbes Bad mit einer Toilette an, und daneben befand sich eine kleine Bibliothek. Sie quietschte weiter vor Glück und tanzte durch den Raum, unfähig, sich zurückzuhalten.

Eine Drachin mit weißem Haar und blau-grünen Schuppen trat nach Eyrl in das Zimmer. Als sie Lily sah, schnappte sie nach Luft und eilte zu ihr hinüber. Ihre Hände schossen hervor, packten Lilys Schultern und zwangen sie flach auf die Füße.

„Mylady! Sie dürfen sich so nicht verhalten. Ich weiß, Sie sind ein Mensch, aber Sie müssen solche Gefühlsausbrüche unter Kontrolle halten.“ Sie schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. „Niemand will eine maskuline Königsgemahlin.“

Maskulin? Verspätet erinnerte sich Lily daran, dass hierzulande Männer als ungeeignet für Machtpositionen galten, da sie als zu emotional und gewaltbereit angesehen wurden. Mit einer hochgezogenen Augenbraue warf sie einen Blick über die Schulter der Drachin auf Eyrl. Er schien von dem Vorwurf nicht überrascht zu sein.

Er trat zu ihnen und nahm ihre Hand. „Lily, das ist Ihre Zofe, Zaner. Zaner, das ist Lily Hunter.“ Er blickte auf die Stelle, wo Zaner sie immer noch festhielt. „Ich muss dich bitten, deine Hände sofort zu entfernen. Sie ist nicht dein Kind.“

Zaner ließ sie los und senkte den Blick. „Ich entschuldige mich.“

„Ist schon gut“, sagte Lily. „Es wird allerdings etwas gewöhnungsbedürftig sein. Auf der Erde, zumindest in Amerika, wo ich herkomme, werden Männer als die Rationalen angesehen und Frauen als zu emotional. Ich mag es allerdings nicht, wenn man mir sagt, ich solle verstecken, wer ich bin.“

Zaner blickte wieder zu Eyrl, als erwarte sie, dass er lachte oder so etwas. Als er das nicht tat, verbeugte sie sich vor ihm. „Eure Hoheit, bitte entschuldigt uns. Der Mensch braucht eine ordentliche Reinigung, und ich bin sicher, dass es ihr angenehmer wäre, sich vor Ihnen zu entblößen, wenn die Leidenschaft erlaubt ist.“

Lily verschränkte die Arme vor der Brust, und Hitze stieg in ihre Wangen. Waren sie wirklich so direkt? Sie sagte jedoch nichts. Sie hatte auf dem Weg hierher genug Unterricht gehabt, um zu wissen, dass dies ihr Leben wäre. Zaner würde wahrscheinlich nicht weiter über ihre Nacktheit nachdenken.

Eyrl küsste Lilys Hand, was sie zum Kichern brachte. „Ich sehe Sie bald wieder.“

„Gut.“

Sie sah ihm nach und bewunderte die Art, wie sein großer Körper in seinen Roben aussah. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, stieß sie einen Seufzer aus und drehte sich wieder zu Zaner um. Die Zofe umkreiste sie, murmelte vor sich hin und schüttelte schließlich den Kopf.

„Es steht mir nicht zu, die Entscheidungen des Prinzen zu missbilligen. Sie sehen kräftig genug für einen Menschen aus. Ihre Muskeln sind gut definiert. Aber Sie sind ein Mensch. Nicht ganz richtig für … Nun, es steht mir nicht zu, Mylady. Jetzt ziehen Sie Ihre Sachen aus. Ich werde mein Bestes tun, um Sie auf diese Welt vorzubereiten. Sie ist ganz anders als die Ihre.“

Lily holte tief Luft und begann sich zu entkleiden, verunsichert von Zaners Blick. Sie war sicherlich anders, aber das machte den Reiz aus. Sie hatte sich immer gewünscht, zu reisen. Jetzt konnte sie eine ganz neue Welt erkunden.

Kapitel Zwei – Eyrl

Er hasste es, wie Weiß auf seinen roten Schuppen aussah. Der Kontrast war zu stark – es ließ ihn aussehen, als würde er unter seinen Schuppen bluten und als würde das Kleidungsstück gleich besudelt werden. Es war selten, dass Drachen heutzutage einen so tiefroten Farbton hatten wie er. Er zog es vor, dunklere Farben zu tragen als dieses goldbesetzte Outfit, aber ein formeller Besuch bei der Königin, um seine auserwählte Gefährtin vorzustellen, verlangte nach formeller Kleidung. Die lockeren Roben, die eine Verwandlung im Handumdrehen erlaubten, wurden zugunsten einer maßgeschneiderten Tunika und Hose verworfen, die seine Männlichkeit betonen sollten.

Sein Diener und bester Freund, Quom, befestigte einen kurzen Umhang um seine Schultern, der das Aussehen der Flügel der Bestie nachempfinden sollte. Er war, wie alles, was er trug, schneeweiß. Eine schwache Farbe.

„Ich glaube, Ihr Mensch wird in Ohnmacht fallen, wenn sie Sie sieht“, sagte Quom, als er einen Schritt zurücktrat. „Sie scheint ziemlich erregbar zu sein.“

Eyrl lächelte angesichts des verblüfften Tonfalls. Es stimmte, Lily war emotionaler, als er erwartet hatte. Aber war er nicht auf der Suche nach einer Gefährtin, die ihm erlaubte, die Verantwortung zu übernehmen? Wenn es nach seiner Mutter und den Gremien gegangen wäre, hätte man ihm eine Drachin als Gefährtin ausgewählt, die ihn in der Ecke sitzen und hübsch aussehen lassen würde. Er war der erste männliche Erbe, der seit Hunderten von Jahren geboren wurde, und sie waren nicht begeistert von der Idee, einen König ohne eine starke Königin als Gemahlin zu haben.

„Lily wird meine königliche Gemahlin sein, und niemand wird mir das Recht zu regieren nehmen.“ Eyrl blickte auf sein Spiegelbild und schaute finster drein. Das Erste, was er sich schwor, war, das zeremonielle Gewand durch etwas zu ersetzen, das besser zu ihm passte. Etwas Starkes und Kühnes, wie Schwarz.

„Die Gremien sind nicht glücklich mit Ihrer Wahl.“

„Ich habe mit ihnen zu tun, seit ich ein Kind war. Ich weiß, wie man sie besänftigt.“

Quom nickte. „Daran habe ich keinen Zweifel. Ich fürchte nur, Sie könnten zu viel Druck machen.“

„Ich weiß deine Sorge zu schätzen“, sagte Eyrl und ließ einen Hauch von Sarkasmus in seine Stimme einfließen. „Aber ich denke, ich kann auf mich selbst aufpassen.“

„Ich dachte, das wäre die Aufgabe Ihrer Gefährtin. Haben Sie nicht vor, das Bett mit ihr zu teilen?“

Eyrl warf seinem Diener einen entsetzten Blick zu. „Musst du so vulgär sein?“

„Das ist, als würde man eine Blume fragen, ob sie gut duften muss.“

Der Prinz konnte sich als Antwort darauf ein Lächeln nicht verkneifen.

Er war so bereit, wie er es nur sein konnte. Mit einem Nicken machte er sich auf den Weg, um Lily abzuholen, bevor er seiner Mutter gegenüberstand. Während er ging, überlegte er, was er der Königin und später den Gremien über die Wahl seiner Gefährtin sagen würde.

Der Hauptpunkt war offensichtlich. Trotz der Fortschritte, die sie gemacht hatten, um die Auswirkungen der Krankheit, die den größten Teil der Bevölkerung unfruchtbar gemacht hatte, rückgängig zu machen, war die effektivste Methode, Kinder zu erzeugen, immer noch, sich mit einem Menschen zu paaren. Da die Krankheit sie über viele Generationen hinweg heimgesucht hatte, wurde Inzucht zu einem wachsenden Problem. Die Einführung von neuem genetischem Material würde den kommenden Generationen zugutekommen.

Lily wartete in einem engen goldenen Bodysuit auf ihn, der ihre ganze weibliche Schönheit zur Schau stellte. Sie lächelte strahlend, als sie ihn sah, und machte einen Knicks. Einmal mehr war er von ihrer Anmut beeindruckt. Schon allein ihre Haltung hatte etwas Anmutiges an sich. Das war einer der Gründe, warum er sie ausgewählt hatte.

„Sie sehen reizend aus“, sagte er zu ihr und bewunderte das Make-up, das Zaner ihr verpasst hatte: zarter blauer Schatten über den Augen und auf den Wangen, aufgetragen in einem glitzernden Muster, das fast wie Schuppen aussah. Auch ihre Lippen waren blau geschminkt, und ihre blasse Haut passte gut dazu. Er war allerdings froh, dass sie nicht komplett bemalt worden war. Er wollte nicht, dass es so aussah, als würden sie sich zu sehr bemühen.

„Sie sehen auch gut aus.“ Ihre Augen wanderten an seiner Gestalt hinunter, und ein rosiger Schimmer stieg in ihren Wangen auf. Sie klatschte in die Hände und lief zu ihm. „Ich bin so aufgeregt, Ihre Mutter zu treffen. Denken Sie, sie wird mich mögen?“

„Nein.“

Ihr Lächeln schwankte.

Eyrl nahm ihre Hand. „Sie ist nicht glücklich darüber, dass ich eine Gefährtin ausgewählt habe, ohne sie zu fragen. Sie könnten die klügste Drachin des Universums sein, und doch würde sie Sie allein aus diesem Grund nicht mögen. Aber sie muss Sie nicht mögen, sie muss Sie nur als Gefährtin akzeptieren.“

„Ich verstehe.“ Lilys Stimme quietschte.

Wenn er doch nur mehr Zeit hätte, sie vorzubereiten … Jede Emotion zeigte sich deutlich in ihrem Gesicht, und das würde ihr keinen Gefallen tun. Wie dem auch sei. Er würde sie dazu bringen müssen, zu sehen, warum es notwendig war, dass sie mit ihm zusammen war, ungeachtet ihrer Gefühle.

Er bot ihr seinen Arm an. „Kommen Sie.“

Sie ließ ihre Hand in seine Ellenbeuge gleiten und erlaubte ihm, sie hinauszuführen. Zaner und Quom folgten mit respektvollem Abstand. Keiner der beiden Diener sah sehr glücklich aus, nicht dass Eyrl es ihnen verdenken konnte. Seine Mutter war als kalte Drachin bekannt. Zu kalt, dachten viele. Es war, als hätte sie überhaupt kein Feuer. Es sprach einiges dafür, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle hatte, aber es war nicht einmal einer Drachin damit gedient, so zu tun, als hätte sie keine.

Seine Mutter wartete im Thronsaal mit ihrer liebsten Hofdame, Efira. Die kleine grüngeschuppte Drachin lächelte auf eine kalte, distanzierte Art. Die Königin selbst machte keinen Ausdruck, weder von Wohlwollen noch von Abneigung. Die glitzernden blauen Schuppen um ihre Augen verblassten zu einem dunkleren Schwarz, je weiter sie sich von ihrem Gesicht entfernten – eine seltene Pigmentierung, die ihr den Titel der schönsten Königin eingebracht hatte, die je gelebt hatte.

„Mutter.“ Er verneigte sich vor Xæm. „Ich stelle dir meine auserwählte Gefährtin vor. Lily Hunter, meine Mutter, die Königin.“

Lily machte einen so tiefen Knicks, dass ihre Knie fast den Boden berührten. „Ich fühle mich geehrt, Ihnen vorgestellt zu werden, Eure Hoheit.“

In ihrer Stimme lag ein Hauch von Nervosität, aber ansonsten war die Darbietung tadellos. Eyrl unterdrückte das Bedürfnis, zu grinsen. Bevor er jedoch fortfahren konnte, begann Efira zu sprechen.

„Hübscher kleiner Mensch. Man braucht allerdings mehr als nur glänzendes Make-up, um sie vorzeigbar zu machen. Sieh sie einer an, so dünn und schwach. Vielleicht müssen sie ihr ein paar Muskeln einsetzen. Es sieht so aus, als hätte sie nicht genug, um aufrecht zu stehen.“

Eyrl öffnete den Mund, um sie anzufahren, hielt sich aber zurück, überrascht von den Beschützerinstinkten, die in ihm aufstiegen. Wo kam das her? Lily war ein Mensch, und was Efira sagte, war nicht ganz falsch. Sie hatte Muskeln, aber sie würde noch etwas an Gewicht zulegen müssen. Sie blickte ihn verstohlen an, und er wollte Efira sagen, sie solle den Mund halten, aber er blieb still. Er hatte nicht vor, gerade jetzt übermäßig emotional zu werden.

„Lily Hunter.“ Xæm streckte ihre Hand aus. „Komm her.“

Lily zögerte einen Moment, bevor sie Eyrls Hand losließ und vorwärts ging. Er ertappte sich dabei, dass er ihr hinterhergehen wollte, um an ihrer Seite zu stehen, während Xæm sprach. Seine Muskeln spannten sich an, und er atmete tief durch, um das Gefühl loszulassen. Lily würde am Hof nicht weit kommen, wenn er so tat, als müsste er sie beschützen.

„Du bist entzückend.“ Xæm umfasste Lilys Gesicht mit der Hand. „Aber du bist ein Mensch. Sag mir, warum sollte ich dir erlauben, dich mit meinem Sohn zu verpaaren? Welche Qualifikationen hast du, um Königsgemahlin zu werden? Welche wissenschaftliche Ausbildung? Bildungshintergrund?“

„Ich …“ Ihre Stimme zitterte. „Ich habe die Highschool mit Auszeichnung abgeschlossen. Allerdings habe ich noch nicht ganz das Passende für mich gefunden. Ich habe eine Zeit lang Literatur studiert, aber das war nichts für mich, deshalb habe ich vor Kurzem angefangen, mich mit sozialen Diensten zu beschäftigen. Ich glaube, dass jede Kultur besser wird, wenn man sich um ihre schwächsten Mitglieder kümmert, und ich wollte Menschen helfen.“

Sie war kurz davor, die Nerven zu verlieren. Mit jedem Wort, das sie sprach, wurde ihre Nervosität deutlicher, sie zuckte zusammen und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Eyrl trat vor und öffnete den Mund, um seiner Mutter von den anderen Leistungen zu erzählen, die Lily vollbracht hatte, sowie von ihrer würdigen Abstammung. Sie war ebenfalls entfernt mit einer ihrer Königinnen verwandt, obwohl sie offenbar nie Zeit am Hof verbracht hatte.

Xæm war jedoch nicht daran interessiert, was er zu sagen hatte.

„Du bist schlecht auf den Hof vorbereitet.“ Die Königin schüttelte den Kopf. „Deine Emotionen sind viel zu mächtig und niemand interessiert sich für deine persönlichen Meinungen, es sei denn, du kannst sie eloquent mit Fakten untermauern. Ich hätte wissen müssen, dass mein Sohn jemanden nach seiner Schönheit und nicht nach seinem Verstand aussuchen würde. Efira wird dafür zuständig sein, dich auf dein Leben hier vorzubereiten, da man es Eyrl offensichtlich nicht zutrauen kann.“

Die grüne Drachin lächelte ihn an. „Es ist mir eine Ehre, meine Königin.“

„Ich danke dir für deine Großzügigkeit, Mutter.“ Eyrl kämpfte darum, seine Stimme ruhig zu halten, obwohl das Feuer in seinem Bauch zischte und brodelte. Sie hatte Lily nicht einmal eine Chance gegeben! „Ich bin sicher, meine Gefährtin wird sich über Efiras Nachhilfe sehr freuen.“

Lily sagte kein Wort. Eyrl nahm ihre Hand und führte sie aus dem Thronsaal, zurück in Richtung ihrer Gemächer. Ihre Lippen zitterten, und als sie ihre Wohnung erreichten, wischte sie sich Tränen aus den Augen. Eyrl war sich nicht sicher, was er zu ihr sagen sollte. Er hatte niemanden mehr so weinen sehen, seit er jung war. Und schon gar nicht einen Erwachsenen. Wie sollte er sie trösten?

„Efira wird streng sein“, begann er unsicher. „Aber ich –“

„Lass mich in Ruhe.“

Überrascht hielt er inne. Lily zog ihre Hand von ihm weg und ging in ihr Zimmer. Zaner wollte ihr folgen, aber der Mensch knallte der Zofe die Tür vor der Nase zu. Die Zofe machte ein ungläubiges Geräusch und schüttelte den Kopf. Eyrl blieb, wo er war, bis er Lily weinen hörte. Wie sollte er sie trösten? Frustration stieg in ihm auf. Es hätte viel schlimmer sein können. Warum war sie so kindisch?

Er machte Anstalten, die Tür zu öffnen, aber Zaner hielt ihn auf. „Lasst mich nach ihr sehen, Mylord.“

Quom zerrte an seinem Arm und Eyrl ließ sich wegführen. Er steckte die Hände in die Taschen und runzelte die Stirn. Das hatte er überhaupt nicht erwartet. Xæm hatte nichts besonders Grausames gesagt …

„Vielleicht hätten Sie eine Drachin wählen sollen“, murmelte sein Diener. „Der Mensch hat keine Ahnung, was er da tut.“

Vielleicht war das wahr, aber Eyrl schwieg. Lily war perfekt für die Rolle, die er ihr zugedacht hatte. Sie brauchte nur Zeit, um sich anzupassen. Das war alles. Mit der Zeit würde sie wissen, wie sie sich beherrschen konnte. Und dann würde schon alles gut gehen.

Kapitel Drei – Lily

„Kommen Sie, selbst Kinder kennen die Grundlagen der Quantenmechanik.“

Lily ballte ihre Hände so fest, dass sich ihre Nägel in ihre Handflächen bohrten. Es war alles, was sie tun konnte, um die schreckliche Hexe von einer Außerirdischen nicht anzuschreien, dass sie kein Stlozyn-Kind war. Auf der Erde galt sie als ziemlich gebildet, da sie zumindest einen Teil einer Universitätsausbildung genossen hatte, aber das bedeutete nicht, dass sie fortgeschrittene wissenschaftliche Theorien aufschnappen konnte, wenn Efira sich nicht einmal die Mühe machte, ihr die grundlegenden Fachbegriffe beizubringen, bevor sie sich an die komplizierten Erklärungen machte. Sie hatte gedacht, dass der Unterricht für das Verhalten am Hofe das Erlernen der richtigen Begrüßung und Etikette bedeutete, und nicht, dass sie über Quarks und dunkle Materie und Wellen im Universum ausgefragt wurde.

„Ich habe dir doch gesagt, dass meine Mathekenntnisse sich nur auf einem einfachen Niveau befinden“, sagte sie durch zusammengebissene Zähne. „Ich war mehr Kunststudentin als alles andere.“

„Sie sagen das, als ob Mathe und Kunst diametral entgegengesetzt wären. Sehen Sie nur aus den Fenstern. Würden Sie sagen, dass unsere Gebäude keine Kunst sind? Und doch wurde jedes nach mathematischen Prinzipien gebaut.“

„Man muss nicht die genauen Winkel jedes Glasschliffs kennen, um seine Schönheit zu erkennen. Manche Dinge sind einfach dazu bestimmt, gefühlt und nicht analysiert zu werden. Ich wette, Sie wüssten nicht das Geringste darüber, wie man eine präzise Pirouette aus einem Grande Plie ausführt.“ Lily schlug die erste Position im Ballett an und zentrierte sich. „Ich mag keine Ahnung von Quantenphysik haben, aber das heißt nicht, dass ich dumm bin – genauso wenig, wie es dich dumm macht, wenn du nicht weißt, wovon ich rede!“

„Es geht nicht darum, was ich weiß, und ich bin nicht daran interessiert, was Sie wissen. Hier geht es darum, Ihren erschreckenden Mangel an Wissen auszufüllen … eine Aufgabe, von der ich fürchte, dass sie mehr Mühe erfordert, als sie wert ist. Ein Kind könnte –“

„Das Gehirn von Kindern ist elastisch. Und es bildet immer noch neurologische Bahnen. Wenn du so weit fortgeschritten bist, müsstest du das wissen!“ Ihre Stimme wurde lauter, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. Es war einfach so frustrierend!

Efiras Augen verengten sich. „Ich kann kein Gespräch führen, wenn Sie so emotional und irrational werden.“

„Ich bin nicht diejenige, die wissenschaftliche Fakten ignoriert, nur damit ich dich beleidigen kann.“

Efira sah einen Moment lang schockiert aus, bevor sie ihre Miene wieder beruhigte. „Ich sehe schon, dass wir heute keine Fortschritte machen werden. Versuchen Sie wenigstens, die Materialien zu lesen, bevor ich morgen komme.“

Die Drachin schlenderte davon, als wäre sie die Vollkommenheit in Person. Lily widerstand dem Drang, etwas gegen die Tür zu werfen. Von emotionalen Ausbrüchen abgesehen, war sie keine Primadonna, die so etwas tat, wenn die Dinge nicht so liefen, wie sie wollte. Den ganzen Tag lang herablassend behandelt zu werden – wie jeden Tag seit ihrer Ankunft –, war jedoch genug, um ihr typisch fröhliches Wesen zu zermürben.

Wenn sie erwartete, dass Eyrl sie davor schützen würde, hatte sie sich geschnitten. Er gesellte sich zu ihr, als Efira die Tür hinter sich schloss, bot aber keinen Trost an. Nicht, dass sie irgendeinen erwartet hätte. Der Grad der Kälte an diesem Ort gab ihr das Gefühl, ein Pinguin sein zu müssen. Sie hatte versucht, sich einzureden, dass es mit der Zeit besser werden würde, aber das war nicht der Fall. Wenn überhaupt, wurde es noch schlimmer.

„Hör zu“, sagte sie zu ihrem zukünftigen Gefährten, „ich verstehe, dass die Dinge hier anders sind, aber wenn du einfach nur dastehen und zusehen willst, während sie mich wie eine Idiotin behandelt, dann gehe ich nach Hause. Ich muss nicht ständig belächelt werden, weil ich nicht die Bildungsmöglichkeiten hatte, die eine fortgeschrittene Alien-Spezies hat, okay? Die Menschen haben vor weniger als hundert Jahren herausgefunden, wie man auf den Mond kommt. Ihr können nicht erwarten, dass ich dieselben Dinge verstehe wie ihr, wenn ihr Raumschiffe habt, die innerhalb weniger Wochen Hunderte von Millionen Lichtjahre zurücklegen können?“

Eyrl sagte nichts.

„Und? Wirst du nun etwas tun oder nicht?“

„Ich kann dir ein paar Techniken beibringen, die dir helfen, deine Ausbrüche zu kontrollieren.“

Das war’s. Lily stürmte zu ihrem Kleiderschrank und riss ihn auf. Sie schnappte sich den Koffer aus dem Inneren und warf ihn auf das Bett, bevor sie durch das Zimmer marschierte, um ihre Sachen einzusammeln.

Eyrl beobachtete sie mit einem ungläubigen Blick. „Was tust du da?“

Lily sah ihn nicht an. „Ich habe gesagt, dass ich nach Hause gehe, wenn du mich nicht verteidigst.“

„Aber ich habe dir angeboten –“

„Hör zu, willst du mich?“ Lily richtete sich auf und warf ihm einen bösen Blick zu. „Willst du, dass ich deine kleine Gemahlin bin und lächle und für deine Gremien hübsch aussehe? Willst du, dass ich deine Kinder bekomme und deine Gefährtin bin? Dann akzeptiere mich und versuche nicht, mich in einen emotionslosen Roboter zu verwandeln, der ich deiner Meinung nach sein sollte. Ich verlange von dir keine großartigen Darbietungen von Romantik und Zuneigung – nur ein wenig Verständnis und Mitgefühl. Wenn du mir das nicht geben kannst, dann bleibe ich nicht.“

Eyrls Brauen runzelten sich. Einen Moment lang dachte sie, dass sie tatsächlich zu ihm durchgedrungen wäre. Doch sobald er den Mund aufmachte, flog diese Illusion aus dem Fenster. „Du kannst nicht gehen. Das würde ein schlechtes Licht auf mich werfen.“

Lily griff nach den alten Ballettschuhen auf ihrer Kommode: ihr erstes Paar, die, mit denen sie sich in das Tanzen verliebt hatte. Sie war schon ein paar Tage dort gewesen, und er hatte nicht einmal gefragt, ob sie irgendetwas wollte. Nun, zu versuchen, sich selbst in Stücke zu reißen und zu ändern, wer sie auf einer fundamentalen Ebene war, war es nicht wert.

„Was machst du da? Ich habe gerade gesagt –“

„Warum genau sollte mich das interessieren?“ Lily drehte sich wieder zu ihm um. „Zerstörst du die Erde, wenn ich nicht bei dir bleibe? Zwingst du mich, bei dir zu bleiben?“

Eyrl fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. „Nein. Nein, das würde ich nie tun.“

„Gut. Warum sollte ich mich um dein öffentliches Image kümmern, wenn es dich offensichtlich nicht kümmert, was mit mir ist? Ich bin meine Gefühle, und wenn du damit nicht umgehen kannst, ist es für alle das Beste, wenn ich einfach gehe.“

Er stieß einen leisen Atemzug aus und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe dich nicht.“

Dann hatte es sicher keinen Sinn, dass sie blieb.

„Aber ich werde es versuchen. Ich werde es versuchen. Und wenn wir beide allein sind, werde ich deine Gefühle nicht zurückdrängen. Aber in der Öffentlichkeit musst du versuchen, die Dinge so zu tun, wie sie hier getan werden, und das bedeutet, dass du dich zügeln musst.“

Lily setzte sich auf die Kante des Bettes. Sie blickte immer noch finster drein, aber sie nickte. „Okay. Okay, das werde ich tun. In Beziehungen sind Kompromisse wichtig.“

Eyrl gesellte sich langsam zu ihr. Seine Hand berührte ihre und sie verschränkte ihre Finger mit seinen. Ein Stirnrunzeln zog über sein Gesicht, das sich jedoch schnell wieder glättete. „Ich gebe zu, dass ich die Menschen nicht ganz verstehe. In mancher Hinsicht scheinen sie so fortschrittlich zu sein. In anderen …“

„Das Gleiche könnte ich über Stlozyn sagen.“

Sie saßen einen Moment lang schweigend da, bevor Eyrl seine Hand auf ihr Knie legte. Er schien einen Moment lang mit sich zu ringen, bevor er sich ihr ganz zuwandte.

„Als ich ein junger Drache war, wollte meine Mutter, dass ich einen Artikel vortrage, den mein Vater geschrieben hatte, kurz bevor ich geboren wurde. Es war ziemlich einfach, ein Vergleich der geomorphologischen Zusammensetzung zweier Planeten. Ich wurde so nervös, als ich vor den Gremien stand, dass ich jedes Wort vergessen habe. Also habe ich stattdessen die Ethik der Wissenschaft zitiert, ein Traktat, das alle unsere Verfahren regelt.“ Er schaute weg. „Meine Mutter sagte mir, dass ich das nächste Mal, wenn ich mich nicht an die Anweisungen halten konnte, meinen Fehler eingestehen und mich hinsetzen sollte.“

Lily wollte schockiert sein. Das wollte sie wirklich. Aber nachdem sie Xæm getroffen hatte, konnte sie nur denken, dass es absolut plausibel war. Der Gedanke an ihre Kinder, die in dieser repressiven Atmosphäre aufwuchsen, ließ sie erschaudern. „Warum hast du dir einen Menschen als Gefährtin ausgesucht?“

„Deine Fruchtbarkeit und –“

„Ich kenne die Logik hinter der Entscheidung für mich“, unterbrach Lily. „Ich will wissen, warum du mich ausgewählt hast. Eure Kultur ist so anders als meine, und es ist klar, dass menschliche Gefühle verpönt sind. Warum also diese ganze Mühe? Es muss Tausende von Drachinnen geben, die sich die rechte Hand abhacken würden, um deine Königsgemahlin zu sein.“

„Ich wollte keine Drachin.“

Lily stupste ihn in die Seite, um ihm zu signalisieren, dass er fortfahren sollte.

„Ich will nicht die Kälte, mit der ich aufgewachsen bin.“ Endlich begegnete er ihrem Blick. „Ich will nicht, dass meine Kinder so aufwachsen wie ich. Ich will jemanden, der warm und leidenschaftlich ist. Ich will eine Ehefrau, keine Königsgemahlin.“

Er drehte sich ganz zu ihr und seine Hand legte sich fester um ihre. In seinen Augen lag eine Entschlossenheit, etwas, das ein Feuer in ihrer Magengrube brennen ließ. Sie lehnte sich leicht vor und nickte. Sie hatte das Gefühl, wenn sie etwas sagte, würde er aufhören zu reden. Das wollte sie nicht – nicht, wenn sie endlich vorankamen.

„Ich habe Pläne“, flüsterte er, als wären sie ein Geheimnis. „Die stlozynische Gesellschaft verändert sich, wird toleranter. Wir haben Kolonien, in denen Religion offen praktiziert wird. Es gibt mehr Drachen in den Gremien als je zuvor. Ich möchte die Forschungsarbeiten öffnen, um denen zu helfen, die noch nie eine Chance hatten. Ich möchte, dass Mitgefühl genauso hoch geschätzt wird wie objektives Wissen. Das könnte ich nicht, wenn sie mich mit einer Drachin zusammenbringen würden, die versucht, für mich zu herrschen.“

„Und du glaubst, ich kann helfen?“

Eyrl nickte. Er strich mit dem Daumen kurz über ihre Lippe, bevor er sich zurückzog. „Ja. Das tue ich. Aber dich zur Königsgemahlin zu machen, wird eine Herausforderung … Lass uns dein Mitgefühl in eine Stärke verwandeln, die alle sehen können. Du solltest ein Programm starten, um die Lebensqualität der einzelnen Individuen zu verbessern.“

„Okay … was zum Beispiel?“

Der Prinz schenkte ihr ein halbes Lächeln. „Das musst du schon selbst herausfinden.“

Kapitel Vier – Eyrl

Ihre Hand war so winzig. Weich. Zart. Hände waren normalerweise nichts, woran er dachte. Andererseits hatte er nicht viel Erfahrung darin, sie zu halten. Als Kind hatte er ein Kindermädchen, mit dem er kuscheln konnte, um das nötige chemische Gleichgewicht zu erhalten, das Berührungen erzeugten, aber als er heranwuchs, hatte er mit niemandem mehr Händchen gehalten. Mit seinen offiziellen Geliebten hatte er Sex, mit seinen Trainern machte er Sparring. Die einfache Berührung fühlte sich für ihn fremd an. Angenehm, aber fremd.

Sie standen vor den verschiedenen Gremien. Gerechtigkeit. Wissenschaft. Architektur. Und viele mehr. Das einzige Gremium, das mehr Drachen als Drachinnen hatte, war das Gerechtigkeitsgremium. Ein Krieger zu sein, war für das heiße Blut von Männern am besten geeignet, so dachte man zumindest. Selbst diese kleine Ehre war ein Schlag ins Gesicht.

„Gremien von Bronæl“, begann er. „Ihr alle kennt meine Pläne, einen Menschen als Gefährtin zu nehmen. Erst diese Woche kam meine Auserwählte auf unserem Planeten an. Lily Hunter ist meine Gefährtin und zukünftige Königsgemahlin. Von diesem Tag an stehe ich ihr mit all meinen Fähigkeiten zur Verfügung.“

Ein Nicken ging durch den Raum. Ein paar der Drachen und Drachinnen lächelten ihn sogar an. Lily stieß einen leisen Atemzug aus und ihr Griff um seine Hand lockerte sich, aber er drückte ihre und versuchte, ihr ohne Worte zu zeigen, dass es noch nicht vorbei war. Und tatsächlich stand eine der Drachinnen des Wissenschaftsgremiums auf.

„Welche Rechtfertigungen haben Sie, eine Fremde, einen emotionalen Menschen, der unsere Kultur nicht kennt, als Königsgemahlin nach Bronæl zu bringen? Es gibt fruchtbare Drachinnen, mit denen Sie Kinder zeugen können, und wenn Ihnen die Genetik Sorgen macht, könnten Sie die DNS Ihres Erben selbst herstellen.“

Der einsame Drache im Wissenschaftsgremium schnaubte daraufhin. „Die DNS herstellen? Seit wann ist ein ungeborenes Kind in der Lage, einer Veränderung seiner Genetik zuzustimmen? Passen Sie auf, dass Sie nicht gegen die Ethik lästern.“

Die Drachin wandte sich mit einem leisen Zischen an ihn. „Ich meinte nicht, den genetischen Code zu verändern, nachdem das Kind gezeugt wurde, ich meinte, den genetischen Code zu erstellen, um das Kind zu erschaffen. Wir haben die Technologie. Es verstößt nicht gegen die Ethik, eine neue Lebensform zu erschaffen. Oder wir könnten unsere Königin bitten, den Menschen zurück zur Erde zu schicken und eine geeignete Gefährtin für den Prinzen auszuwählen.“

Lilys Griff verfestigte sich. Als Eyrl sie jedoch ansah, hatte sie die Lippen zusammengepresst und einen distanzierten Blick in den Augen, als würde sie gar nicht darauf achten, was um sie herum geschah. Er stupste sie an, aber sie sah ihn nicht an. Stattdessen schloss sie die Augen und ihre Lippen bewegten sich lautlos. Betete sie?

Eyrl blickte zurück zu den Gremien. Sie starrten alle auf Xæm, nachdem die Drachin sie herausgefordert hatte. Der Gesichtsausdruck der Königin war, wie immer, eiskalt. Sie hatte sich entschieden, dunkle Roben zu tragen, während er immer noch in seiner dummen weißen Tunika und Hose steckte. Efira stand an ihrer Seite, wie immer. Eyrl weigerte sich, die Hofdame anzuschauen. Sie hätte zweifellos ein triumphierendes Grinsen im Gesicht.

„Es gibt Gesetze, die es verbieten, jemanden zu zwingen, zu heiraten oder eine Gefährtin zu nehmen“, sagte Xæm schließlich. „Ich werde sie nicht brechen. Was diesen Menschen anbelangt … Efira hat mit ihr gearbeitet. Was sind deine bisherigen Eindrücke von ihr?“

Efira schob die Schultern zurück und lächelte. „Sie ist ein Mensch. Selbst wenn sie das Beste wäre, was die Erde zu bieten hat, könnten wir sie wirklich als Königin gebrauchen? Sie ist viel zu emotional. Es mangelt ihr an grundlegenden wissenschaftlichen Kenntnissen. Sehen Sie sie sich bloß jetzt an. Können Sie sich vorstellen, dass eine Drachin wie sie etwas anderes tut, als unsere Ressourcen zu vergeuden?“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752143430
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Mai)
Schlagworte
Liebesroman shifter fantasy science fiction gestaltwandler romantasy drachenromane Gestaltwandler formwandler Paranormal paranormale geschichten Romance Fantasy

Autor

  • Abella Ward (Autor:in)

Abella Ward hat immer davon geträumt, andere Planeten zu besuchen und von einem heißen, bläulichen außerirdischen Kriegsherrn hingerissen zu werden. Als dieser Kriegsherr nicht kam, fing sie an, stattdessen Bücher über ihre Fantasien zu schreiben.

Abella liebt es, sexy Geschichten über rücksichtslose Alpha-Männer zu schreiben. Ihre Bücher enthalten drei Dinge: heiße Aliens, dampfende Romantik und viel Action. Nichts anderes. Oh, und ein Happy End natürlich.

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Titel: Vermittelt an den Drachenprinz