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Von Luftschlössern und Herzensmännern

von Elisa Schwarz (Autor:in)
35 Seiten

Zusammenfassung

Du wirst immer verrückter. Ich könnte dich knutschen für deine Einfälle.“ „Dann mach doch!“ Oh, diesen herausfordernden Blick kannte ich. Eine Jungenfreundschaft. Über viele Sommer gewachsen, getragen von einem gemeinsamen Thema: die Zuneigung zum eigenen Geschlecht. Doch mehr war es nicht. Kein Problem also, diese Jugendjahre hinter sich zu lassen und nicht zurückzublicken. Denn man könnte etwas verpassen. Die Liebe seines Lebens vielleicht. Meint Joshua. Und Leander scheint dem nichts entgegenzusetzen zu haben. Sein Job ist seine Heimat. Wechselnde Männerbekanntschaften befindet er für ausreichend. Lieber rebellisch als verheiratet sein. Hätte es nicht dieses Spiel zwischen ihnen gegeben… Diese queere Kurzgeschichte enthält homoerotische Szenen. Die meisten meiner Kurzgeschichten haben ernste und/ oder gesellschaftskritische/-relevante, sowie tabuisierende Themen als Hintergrund. Folgendes Thema wurde in Von Luftschlössern und Herzensmännern aufgegriffen: Limerenz

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

 

Von Luftschlössern

 

& Herzensmännern

 

 

Eine Kurzgeschichte

von Elisa Schwarz

Impressum

 

1. Auflage, Mai 2021

© 2021 by Elisa Schwarz

 

 

Kontakt:

Elisa Schwarz

Krauseneckstr. 24d

55252 Mainz-Kastel

www.elisa-schwarz.com

Elisa-Schwarz@gmx.net

 

 

 

Covergestaltung: Elisa Schwarz

Bildrechte: Teraphim – iStock, stockgiu – 123rf

Korrektorat: Bernd Frielingsdorf

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Textstellen, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin gestattet. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiter veräußert werden.

 

Hinweis: Das Buch ist für Leser geeignet, die sich nicht an der Darstellung expliziter homoerotischer Szenen stören.

Inhalt

 

 

Du wirst immer verrückter. Ich könnte dich knutschen für deine Einfälle.“

„Dann mach doch!“

Oh, diesen herausfordernden Blick kannte ich.

 

Eine Jungenfreundschaft. Über viele Sommer gewachsen, getragen von einem gemeinsamen Thema: die Zuneigung zum eigenen Geschlecht. Doch mehr war es nicht. Kein Problem also, diese Jugendjahre hinter sich zu lassen und nicht zurückzublicken. Denn man könnte etwas verpassen. Die Liebe seines Lebens vielleicht. Meint Joshua. Und Leander scheint dem nichts entgegenzusetzen zu haben. Sein Job ist seine Heimat. Wechselnde Männerbekanntschaften befindet er für ausreichend. Lieber rebellisch als verheiratet sein. Hätte es da nicht dieses Spiel zwischen ihnen gegeben …

 

Diese queere Kurzgeschichte enthält homoerotische Szenen.

 

Die meisten meiner Kurzgeschichten haben ernste und/oder gesellschaftskritische/-relevante, sowie tabuisierende Themen als Hintergrund. Folgendes Thema wurde in *Von Luftschlössern und Herzensmännern aufgegriffen*: Limerenz

Von Luftschlössern und Herzensmännern

 

 

„Lena, komm schon. Du wolltest unbedingt mit an den Strand gehen. Wieso hast du Mama und mich angebettelt, dass du mitkommen darfst, wenn du jetzt beleidigt bist?“

Leander lachte perlend, während ich mich aus dem Strandkorb schälte und hinter meiner Schwester herlief. Bockiges, sechsjähriges Kleinkind. Wie ich es liebte, auf meine Schwester aufzupassen!

„Lass sie, wir sehen sie doch. Außerdem kennt sie den Weg zum Ferienhaus“, rief Leander mir hinterher, doch ganz der Freund, der er war, schloss er letztendlich doch zu mir auf.

Ich warf ihm einen bösen Blick zu und nahm meinen Rucksack von ihm entgegen, den ich nicht mal ausgepackt hatte. „Sorry, Mann. Aber Mama bringt mich um, wenn ich die Kleine allein laufen lasse. Wir treffen uns morgen allein. Versprochen.“

Leander fasste nach meiner Hand und drückte zuversichtlich zu. „Dann lass uns heute bei dir abhängen.“

„Sicher? Mir macht das wirklich nichts aus, wenn du hierbleibst und auf deine Freunde wartest. Ihr wolltet doch noch feiern.“

Leicht legte er den Kopf schräg und ein feines Lächeln schlich sich um seine Mundwinkel. „Du hast dich nicht verändert. Ich mag das, zu wissen, dass du jedes Jahr im Sommer mit deiner Familie herkommst und immer noch du bist. Also“, – er zwinkerte verschwörerisch – „tu nicht so erwachsen. Natürlich willst du, dass ich mitkomme. Du würdest nur noch saurer auf Lena sein, wenn ich jetzt Party mit meinen Freunden mache und dich allein lasse. Wenn wir später nicht zu faul sind, können wir immer noch zum Strand laufen und schauen, ob noch was abgeht.“

Ich grinste, presste aber die Lippen zusammen. Eine Antwort brauchte er nicht, da war ich sicher. Leanders klare, helle Augen strahlten mit der Sonne um die Wette, die in seinem Rücken stand und langsam am Horizont im Meer versank. Immer wieder verzauberten sie mich aufs Neue. Ohne einander loszulassen, sprinteten wir hinter Lena her, die gerade den Weg linker Hand durch das Pinienwäldchen in Richtung unserer Ferienunterkunft einschlug. Natürlich holten wir sie schnell ein und schlenderten unbehelligt neben ihr her. Immer noch hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt, ihre Unterlippe vorgeschoben. Stur sah sie auf den Boden und lief wie aufgezogen geradeaus.

„Lena, komm schon, nun wird’s echt albern. Du bist doch kein Baby mehr.“

Ihre Schnute verzog sich noch ein wenig mehr, bis sie abrupt stehen blieb und zu uns aufsah. Ihr Blick blieb an unseren verschränkten Fingern kleben, es dauerte, bis sie erst mich, anschließend Leander ansah. „Ich sag’s Mama.“

Ich blinzelte, fing kurz Leanders Blick ein und zuckte mit den Schultern. „Ja, na und? Dann sag’s ihr halt.“

Abermals verzog sie die Lippen.

„Hör mal, Lena. Wir haben nur gepinkelt. Hättest du mal brav im Strandkorb gewartet, statt uns hinterherzulaufen, dann …“ Tja, was dann?

„Ihr habt … ihr …“ Empört schnappte sie nach Luft. Ihr kindliches Hirn konnte nicht begreifen, was sie gesehen hatte. Ihre Wangen wurden plötzlich feuerrot und Tränen glitzerten in ihren Augen. Ich löste mich von Leander und ging vor ihr in die Hocke.

„Es ist ein Spiel“, begann ich zu erklären. „Das war nur Spaß zwischen uns.“

„Du hast den Penis von Leander angefasst und er deinen. Das ist ein dämliches Spiel. Lisa und ich machen das nie.“

Ich hätte gern gesagt, wir haben das in dem Alter auch nicht gemacht, und ich hätte gern gesagt, dass sie das auch nicht können – so als Mädchen –, aber Leanders Hand landete auf meiner Schulter, belehrte mich eines Besseren. Ich räusperte mich, blickte an Lena vorbei über ihre schmale Schulter. „Wir sind eben Jungs“, begann ich mit meiner Verteidigung. „Dieses Spiel haben wir uns irgendwann mal ausgedacht. Es hat sogar einen Namen.“

Nun neugierig, glätteten sich die Gewitterfalten auf ihrer Stirn und sie sah abermals zu Leander hoch. „Ehrlich? Sag!“

„Es nennt sich Kreuzpinkeln“, erklärte er im Brustton der Überzeugung und ich musste fett grinsen. Mitnichten wäre mir so ein cooler Name eingefallen. Kreuzpinkeln … Angefangen hatten wir damit, als wir uns mit acht Jahren hier an der Ostsee kennengelernt hatten. Leander hatte sich damals aus heiterem Himmel neben mich an den Baum gestellt und frech gegrinst. „Versuch meinen Strahl zu treffen.“ Eine Aufforderung, die ich mir nicht zweimal hatte sagen lassen.

Letzten Sommer erst, als ich ihm anvertraut hatte, auf Jungs zu stehen und er mir mit großen Augen und mehr als flüsternd mitteilte, dass es ihm genauso ging, hatte sich das Spiel verändert. „Ich wette mit dir, es wird schwerer, in der Mitte über Kreuz zu pinkeln, wenn ich deinen halte und du meinen.“ Seinen herausfordernden Blick dabei werde ich niemals vergessen.

„Kreuzpinkeln“, wiederholte ich für Lena. „Nur ein Spiel. Okay?“

„Gehört Hände halten auch zu dem Spiel?“

Mir wurde warm. So richtig. Die Sonneneinstrahlung war ein Scheiß gegen die kleinschwesterliche Inquisition. Es war nicht so, dass meine Eltern nichts von mir und meiner herausgefundenen Zuneigung zu Jungs wussten, aber es war auch nicht so, dass Leander und ich in Worte hätten fassen können, was das zwischen uns war. Eine Freundschaft? Urlaubsbekanntschaft? So was wie eine Beziehung? Das war lachhaft. Wir kannten uns eben … wir mochten uns.

„Ja, natürlich, jetzt sag mir nicht, dass du mit deiner besten Freundin noch nie Händchen gehalten hast.“

Wieder presste sie die Lippen zusammen und ihre Stirn legte sich in Falten. Entschieden schüttelte sie den Kopf.

„Du lügst.“ Ich lachte, rappelte mich vor ihr auf und griff demonstrativ erneut nach Leanders Hand. Jetzt erst recht. „Erst letzte Woche, auf dem Heimweg vom Eisladen, seid ihr Hand in Hand vor mir herumgehüpft.“ Immer noch lachend, wendete ich mich an Leander: „Auch wenn ich mich angeblich nicht verändere, gleichst du das wieder aus. Du wirst immer verrückter. Ich könnte dich knutschen für deine Einfälle.“

„Dann mach doch!“ Oh, diesen herausfordernden Blick kannte ich. Ohne darüber nachzudenken, nahm ich seine Wangen zwischen die Hände und presste meine Lippen auf die seinen. Kurz nur! Denn mich durchzuckte ein Impuls, der mich den Kopf ruckartig zurückziehen ließ. Plötzlich bekam ich keine Luft mehr und trat einen Schritt zurück. Dann einen weiteren. Ich drehte mich um und rannte kopflos weg. Verließ mich instinktiv darauf, dass Leander Lena sicher zu meinen Eltern bringen würde.

Das Abendessen verlief schweigend. Immer mal wieder sah ich von meinem Vater zu meiner Mutter, rüber zu Lena und letztendlich zu Leander, unserem Essensgast – besser gesagt, Dauergast, denn er war gefühlt immer da, wenn wir Urlaub in unserem Strandhaus an der Ostsee machten –, bevor ich den Kopf erneut senkte und weiter aß.

Bis zum Abendessen hatten wir South Park über mein Tablet geschaut, nachdem Leander an meine Zimmertür geklopft hatte. Er liebte diese Serie und ich liebte, wie er sich über die Figuren amüsieren konnte. Zu dem Vorfall im Wäldchen war kein Wort über unsere Lippen gekommen. Vermutlich mussten wir beide darüber nachdenken. Denn irgendwie, auf unerklärliche Weise, war es etwas viel Größeres, seine Lippen auf meinen zu spüren, als seinen Penis beim Pinkeln zu halten. Das war wirklich riesig groß. Viel, viel größer als … gemeinsames Pinkeln.

„Joshi hat Lee geküsst“, platzte es plötzlich aus Lena raus und ich verschluckte mich an dem Auflauf in meinem Mund. Hustend und röchelnd zog diese irrsinnige Hitze in mir ein und noch bevor Leander oder ich passend reagieren konnten, kam der Todesstoß. „Und sie haben ihre Penisse angefasst.“

Papas Gabel fiel auf den Tellerrand und schepperte irrsinnig laut nach, meine Mutter gab ein hilfloses „Oh“ von sich. Es folgte ein strenges „Joshua! Wie kannst du nur? Ihr hattet Lena dabei!“

„Es ist nicht so –“

„Das diskutieren wir nicht am Tisch aus. Wir reden später.“ Ich schluckte, sah hilflos zu Leander, der unsicher mit den Schultern zuckte, bevor meine Mutter auch ihn ins Visier nahm. „Mit wir meine ich uns vier. Du, Joshua, Heinz und ich. Ihr hattet ein kleines Mädchen dabei. So viel Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme kann ich wohl von zwei Fünfzehnjährigen erwarten.“ Aufschub. Wenn auch nur für eine halbe Stunde.

Lena war es, die den Mund nicht halten konnte. „Küssen ist eklig.“

„Nein, ganz und gar nicht“, antwortete mein Vater. „Küssen ist ein Ausdruck von Liebe.“

„Dann liebst du Lee?“ Sie sah mich unverwandt an, den Blick gab ich an Leander weiter. Ich wollte sterben. Alternativ in einem Loch im Boden verschwinden.

„Nein“, krächzte ich. „Es gehört nur zum Spiel.“

„Liebst du Joshi?“, bohrte sie bei Leander weiter.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752144642
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Mai)
Schlagworte
queer romance boyslove homosexuell limerenz schwul Erotik Liebesroman Liebe

Autor

  • Elisa Schwarz (Autor:in)

Seit ihrer Geburt 1979 ist das wundervolle Rhein-Main-Gebiet, neben der Funktion als pulsierende Metropolregion und seinen malerischen Weinbergen, Flusslandschaften und ruhigeren Kurorten, auch Heimat für die Autorin Elisa Schwarz. In ihren Büchern finden sich große Gefühle, viel Tiefgang und kantige Charaktere wieder, sowie ein Schreibstil, der den Figuren angepasst ist und durchaus aneckend und provokant daher kommen kann.