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Fatality

craving his madness

von Kaye Pearson (Autor:in)
180 Seiten

Zusammenfassung

Düster. Gefährlich. Heiß. Ein Sturm zieht mich in sein Leben. Mason hat mich in seiner Gewalt und dafür sollte ich ihn hassen. Stattdessen drängt mich alles in seine Richtung. Doch der Ausweg, den er mir bietet, garantiert mir einen Platz in der Hölle. Plötzlich bin ich gezwungen, ihm trotz allem zu vertrauen ... Sie weiß zu viel. Dennoch bringe ich es nicht über mich Riley aus dem Weg zu schaffen. Wenn ich nicht handle, fallen wir gemeinsam, denn meine Vergangenheit holt uns beide ein. Bin ich ihr Untergang oder kann ich ihr Retter sein? NEUAUFLAGE von Dangerous Madness

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Danke.

An den Mann, der mich jeden Tag glücklicher macht.

An Tarya, auch wenn es diesmal handschriftlich war ;)

An Jenny, fürs Testlesen und an mein fabelhaftes Bloggerteam.

Und natürlich danke, an meine Schreibfamilie.

 

 

Copyright 2020 Kaye Pearson

c/o Ballreich

Frankfurterstrasse 16b

58553 Halver

 

kaye-pearson@dark-romance-books.de

 

Alle Rechte vorbehalten.

Coverdesign: Bookish Goodie Factory

Lektorat: T.K. Moon

 

Besuche die Autorin online:

www.fb.com/KayePearsonDarkRomance

www.dark-romance-books.de

 

Kapitel 1

Riley

 

Der Tag, an dem ich mein Leben verlor, war ein Valentinstag. Für mich als Single ein Tag wie jeder andere. Eigentlich. Mein Handy riss mich viel zu früh aus dem Schlaf. In dem befriedigenden Wissen, dass mein Wecker am Morgen nicht klingeln würde, hatte ich die halbe Nacht damit verbracht, mir Chips und die neueste Staffel IZombie reinzuziehen. Mein Klingelton verstummte. Noch bevor ich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck weiterdösen konnte, begann erneut Alternative Rock durch mein Zimmer zu hallen. Ich stieß einen Fluch aus und schob zögerlich meine Hand unter dem wohlig warmen Deckenberg hervor, der meinen Körper bedeckte.

Mühsam blinzelte ich, um die Nummer des Anrufers zu erkennen. Die Arbeit. Ich murrte kurz, dennoch nahm ich das Gespräch an. Von diesem verdammten Laden hing es schließlich ab, ob ich in der Lage war, meine Miete pünktlich zu zahlen. Und noch mehr Schulden waren das Letzte, was ich gebrauchen konnte.

"Ja?", brachte ich heraus und hob den Kopf. Ich hatte nicht auf die Uhr geschaut, doch das Licht, dass durch den Spalt zwischen meinen Vorhängen ins Zimmer fiel, ließ mich vermuten, dass es wahrscheinlich neun Uhr morgens war. Dafür, dass ich erst um fünf im Bett gelegen hatte, also verflucht früh.

"Du musst für Elena einspringen!", plärrte Francis mir entgegen, ohne auch nur ein grüßendes Wort zu verlieren. "Sie ist nicht zur Arbeit aufgetaucht und muss in einer Stunde beim Kunden sein!" Mir lag eine genervte Entgegnung auf der Zunge, die ich nur hinunterschluckte, weil sich auf dem winzigen Schreibtisch in der Ecke meines Zimmers die Rechnungen stapelten.

Ich brauchte einen Moment, um nachzudenken. Dieser Augenblick zog sich anscheinend viel zu lange, denn Francis verlor die Geduld. Er war einfach ein Arschloch, das seinen Angestellten gerne unter die Nase rieb, dass er das Sagen hatte.

"Also? Kommst du? Oder soll ich dein Arbeitszeugnis vorbereiten?" Nicht einmal unterschwellige Drohungen hatte der Mistkerl drauf. Fick dich.

"Natürlich komme ich", säuselte ich dem widerlichen Fettsack entgegen. "Ich brauche aber mindestens eine dreiviertel Stunde, bis ich in der Firma bin." Ein unzufriedenes Grunzen kam als Antwort zurück, gefolgt vom Tuten der Telefonleitung. Ich verdrehte die Augen und ließ meine Hand mitsamt Handy neben mich auf die Matratze fallen. Mehrmals hatte ich mir vorgestellt, wie Francis auf der Arbeit leider ein bedauerlicher Unfall passieren würde. Die meisten Unfälle geschahen schließlich im Haushalt und da er eine Firma besaß, die Haushaltsdienstleistungen anbot, war der Gedanke, dass er beim Fenster putzen abstürzte oder auf einem frisch gewischten Boden ausrutschte und sich das Genick brach, gar nicht so abwegig. Für seine gierigen Blicke und die Versuche, die Gehaltsverhandlungen auf unangemessene Art und Weise ablaufen zu lassen, hätte er all das verdient. In der Realität war ich allerdings von dem monatlichen Scheck, den er mir ausstellte, abhängig.

Ich gab noch einen frustrierten Laut von mir, dann strampelte ich die Decke von mir. Ein Schauder lief durch meinen Körper, obwohl die Heizung auf Hochtouren lief. Da die Fenster allesamt undicht waren, brachte das nicht viel. Im Bad machte ich mich schnell fertig. Die Dusche verschob ich kurzerhand auf später, nach dem Kundeneinsatz. Ich starrte in den Spiegel und versuchte meine störrischen Haare irgendwie in einen Zopf zu zerren. In einem Anfall von geistiger Umnachtung hatte ich mir die langen schwarzen Haare zu einem Bob schneiden lassen, der jetzt glücklicherweise soweit herausgewachsen war, dass ich meine Haare bis auf ein paar Ponyfransen wieder in einen Pferdeschwanz bekam. Ich war nicht zufrieden, doch um die Wohnung irgendwelcher Möchtegern-Bonzen zu putzen, würde mein Look ausreichen. Mit einer bequemen, aber eng anliegenden Jeans und einem Top komplettierte ich mein Outfit, ehe ich mir schnell etwas Wimperntusche und Kajal auftrug. Die Augenringe konnte ich nicht überschminken, was ich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nahm. Ich hatte schließlich kein Date.

****

Mental verabschiedete ich mich noch immer von meinem freien Tag, während ich mich mit Reinigungsutensilien bepackt in den Firmenwagen setzte. Elena hatte sich weder    krankgemeldet, noch ging sie ans Telefon. Francis hatte natürlich seine miese Laune an mir ausgelassen, als ich vor zehn Minuten die Firma betreten hatte. So schnell wie möglich hatte ich den Kram zum Putzen zusammengesammelt und mich wieder verpisst. Ich gab die Adresse ins Navigationsgerät ein und geriet zum ersten Mal ins Stocken. Das musste ein Versehen sein. Ich schluckte und las die Adresse auf dem Notizzettel ein weiteres Mal. Doch selbst mit dem erneuten Abgleich der eingegebenen Daten blieb das Viertel dasselbe. Okay. Auch wenn Elenas neuer Kunde in dem Bonzenviertel der Stadt lebte – Dreck blieb Dreck. Eine Villa ließ sich genauso reinigen wie eine Zweizimmerwohnung. Nur in etwas anderen ... Dimensionen. Ich war bereits fünf Minuten zu spät, als ich losfuhr. Bis ich in dem Teil der Stadt angelangt war, in dem sich Villa an Villa aneinanderreihte, waren es schon 15 Minuten. Endlich fand ich das Haus und fuhr mit dem Firmenwagen die Auffahrt hoch, bis ich vor einem hohen Metalltor ankam. Ich ließ die Scheibe hinunter und streckte den Arm aus, um an der Gegensprechanlage zu klingeln.

Noch bevor ich den Knopf drücken konnte, kam ein Rauschen und Knacken aus dem Lautsprecher.

"Ja?", bellte mir eine unfreundliche Stimme entgegen.

Ich schluckte. Der Kunde klang genervt. "Reinigungsservice FirstClean, tut mir leid, dass ich versp–"

Ehe ich meine Entschuldigung beenden konnte, hörte das Rauschen des Lautsprechers auf und das massive Tor schob sich zur Seite. Ich startete den Wagen und fuhr die mit Kies bestreute Auffahrt hinauf. Vor mir erschien nach einigen Metern eine moderne Villa. Der Anblick ließ mich schlucken. Ich hasste diesen Auftrag jetzt schon. Ich parkte direkt vor der Haustür und schlug gerade die Fahrertür hinter mir zu, als die Haustür aufgerissen wurde.

"Was denken sie sich eigentlich? Wofür zur Hölle hat dieses Anwesen einen Hintereingang?"

Ich stieg aus und öffnete den Mund, um diesem eingebildeten Idioten eine Antwort entgegen zu schleudern, die sich gewaschen hatte. Als ich ihn erblickte, schluckte ich die Worte jedoch unausgesprochen hinunter. Mason Williams. Er war verdammt nochmal der Mason Williams.

"Es tut mir leid, von einem Hintereingang hat mir niemand etwas gesagt", brachte ich heraus und schaffte es kaum den Blick abzuwenden. Er hatte dunkelblonde, fast braune Haare, die ihm vorne etwas in die Stirn fielen und im Nacken zusammengebunden waren. Obwohl er einen maßgeschneiderten Anzug trug, konnte er seine Tattoos nicht alle verstecken. Wenn die Gerüchte wahr waren, hatte er einige davon in irgendwelchen Banden erhalten, als Auszeichnung für seine herausragende Arbeit. Angeblich gehörte er früher zu einer Untergrundorganisation namens Wicked League. Die Polizei hatte ihm nie etwas nachweisen können und scheinbar hatte er der Kriminalität mittlerweile abgeschworen.

"Kommen sie endlich rein, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!"

Anscheinend erinnerte er sich nicht mehr an die Jahre, in der ihm längst nicht jeder Mensch zu Füßen gelegen hatte. Ich verkniff mir in Anbetracht dessen, dass ich diesen verdammten Job brauchte, meinen Kommentar und folgte ihm mit den Putzutensilien ins Haus. Fuck. Dieses Haus war ein Paradies. Mitten im riesigen Wohnbereich blieb Mason Williams stehen und drehte sich zu mir um.

"Also?"

Also?

 

Mason

 

"Also?", echote die kleine Schwarzhaarige und ließ die lächerlichen Putzsachen auf den Boden sinken. Schön, dass sie den Schein wahren wollte, aber langsam wollte ich endlich zum Punkt kommen.

"Womit soll ich anfangen?", fragte sie und ihr unschuldiger Unterton klang wirklich überzeugend.

Es reichte mir. Erst kam sie zu spät und nun spielte sie weiter?

"Sicher, dass sie sich diesen Auftrag zutrauen?" Shaden hatte mir Elena empfohlen. Wenn man wusste wie, konnte man bei diesem FirstClean Haushaltsservice sicher sein, die richtige Person zu bekommen. Und wie sie putzen konnte, war mir sowas von verdammt egal. Ich hatte mir Elena nach Shadens Schilderung zwar etwas anders vorgestellt, doch die Frau vor mir war verflucht heiß. Selbst die Augenringe unter ihren dunkelgrünen Augen konnten die Eleganz ihrer feinen Gesichtszüge nicht zunichtemachen. Sofort sah ich sie vor mir, wie sie in einer eleganten Bewegung vor mir auf die Knie gehen würde, wie ihre Augen sich bei dem Gedanken an meinen Schwanz in ihrem Mund verdunkeln würden. Der Gedanke genügte, um meinen Schwanz zum Zucken zu bringen.

"Natürlich. Ein Auftrag ist wie der andere", gab sie nach einem kurzen Schweigen zur Antwort, während sie ihren Blick durch mein Haus gleiten ließ. Der einzige Grund, warum ich keinen anderen Ort gewählt hatte, war, dass ich dieses Haus in den nächsten Tagen räumen würde. Die Stadt würde mich nie wieder sehen, nichts hielt mich mehr hier. Außerdem hatte Shaden dermaßen von Elenas Diskretion geschwärmt, dass ich ihm vorbehaltlos vertraute. Wenn man den Regenten als Freund hatte, war das viel wert.

"Gut. Dann warten Sie bitte einen Moment hier."

"Worauf?"

Dass ich dich auf die Knie drücke und mit meinem Schwanz deinen Mund ficke, bis deine Augen mich anflehen, mir endlich deine Pussy vorzunehmen. Es lag mir auf der Zunge. Noch hatte ich allerdings die Kontrolle über meine verdammten Triebe. Ihre Anwesenheit triggerte meine Gier. Ich wusste nicht, ob es ihr schlanker Körper war, der leichte Kurven an genau den richtigen Stellen besaß, oder den Gesichtsausdruck, den sie hinter der aufgesetzten Nonchalance verbarg. Es reizte mich. Ich wollte sehen, wie sich ihre Mimik änderte, wie sich die Muskeln unter ihrer Haut bewegten, wenn ich sie zum Stöhnen brachte. Immer wieder.

Ich schüttelte nur den Kopf und statt zu antworten, betrat ich mein Arbeitszimmer. An meinem hölzernen Schreibtisch angekommen, zog ich die zweite Schublade von oben auf. Es lagen verschiedene Papiere und Rechnungen darin, so dass auf den ersten und auch auf den zweiten Blick unbemerkt blieb, dass die innere Höhe zu niedrig war. Es benötigte nur etwas Druck an einer bestimmten Stelle und das eingelegte Holzbrett löste sich. Meine Finger glitten darunter und ertasteten den gut gefüllten Umschlag. Alles was Elena zu ihrem Job wissen musste, befand sich darin, inklusive einer nicht geringen Menge an größeren Geldscheinen. Die Anzahlung. Ich zog den Briefumschlag heraus und schob das Brett zurück an seinen Platz, bevor ich die Schublade wieder schloss. Mit dem braunen Papierumschlag in den Händen kehrte ich zurück in den offenen Wohnbereich. Elena stand mit dem Rücken zu mir gewandt und blickte aus der riesigen Fensterfront auf den Poolbereich. Den würde ich echt vermissen, sobald ich die Stadt hinter mir gelassen hatte.

Ich räusperte mich und Elena fuhr herum. Ihre Ponyfransen schwangen für einen Moment um ihr Gesicht und umrahmten ihre Blässe. Sie schien sich wie ich nicht sehr viel aus der Sonne zu machen. Ich war meist zu beschäftigt, um mich großartig zum Vergnügen draußen rumzutreiben. Ich hob die Hand und überreichte ihr den Umschlag.

"Alle Details stehen dadrin. Ebenso wie ihre Bezahlung. Ich verlasse mich auf ihre Diskretion."

Sie wirkte für eine Sekunde irritiert, dann nickte sie und machte Anstalten, den Umschlag aufzureißen. Wollte sie prüfen, ob ich mich an die vereinbarte Bezahlung hielt?

Beinahe war ich empört, dass sie so von mir dachte. Ich machte eine abwehrende Handbewegung und deutete auf die Haustür. "Nicht hier öffnen. Machen sie das an einem sicheren Ort."

"Soll ich direkt anfangen?", fragte sie, während sie den Umschlag mit beiden Händen festhielt.

"Natürlich. Sobald sie mein Haus verlassen haben, erwarte ich, dass sie den Auftrag zu meiner vollen Zufriedenheit erledigen." Ich schritt zur Haustür und öffnete sie. Wieder sah sie mich verwundert an. Regelte man das nicht so? Bei meinen bisherigen Auftragnehmern war dies die Regel gewesen. Konnte mir jedoch auch egal sein. Ich hatte heute verdammt viel zu erledigen bevor ich die Stadt verließ und mir blieb keine Zeit für Geplänkel. Während sie sich die Putzsachen wieder unter den Arm klemmte, beobachtete ich sie.

Eigentlich war es schade, dass ich grundsätzlich nichts mit Frauen anfing, die für mich arbeiteten. Während sie an mir vorbeiging, hing mein Blick weiter auf ihrer Gestalt. In Kombination mit diesem Gesicht, den großen Augen und ihren Lippen reizte ihre Gestalt mich wirklich. Dass sie einen derart gefährlichen Job ausübte, kam noch hinzu. Trotzdem hatte ich meine Prinzipien, so scharf sie auch war.

Ich wusste jetzt schon, wie die nächsten Tage ablaufen würden. Regelmäßig würde ich es mir selbst besorgen, mir dabei vorstellen, was ich alles mit dieser Kleinen hätte anstellen können. Ein leises Seufzen entfuhr mir, als sie an mir vorbeischritt und ich einen Blick auf ihren Arsch in der engen Jeans erhaschen konnte. Bevor ich etwas tat, dass ich bereuen könnte, schloss ich die Tür hinter ihr. In meiner Hose pochte es längst und ich verfluchte meine Libido. Mit großen Schritten ging ich durch das Wohnzimmer und starrte aus der großen Fensterfront. Ich sank auf die Couch. So verdammt viele Aufgaben warteten heute noch auf mich, die ich beenden musste. Erst dann konnte ich die Stadt verlassen. Mein Handy begann zu klingeln. Der Klingelton kündete mir bereits an, dass es keine guten Nachrichten sein würden. Pax rief nie an, um mir gute Nachrichten mitzuteilen. Er war so etwas wie die Rechte Hand von Shaden und seinem Cousin und erledigte oft die unangenehmen Sachen in der Liga.

"Ja?" Ich hoffte, dass es nichts allzu Furchtbares sein würde, dass mir meinen Zeitplan ruinierte und erhob mich wieder von der Couch.

"Hey Mason. Schlechte Nachrichten. Elena ist tot. Ich stehe gerade vor ihrer Leiche. Richtig unschöner Anblick. Ernsthaft. Du musst jemand anderen für deinen Auftrag finden."

Jetzt kam ich nicht mehr mit. "Was? Elena ist tot? Das ist unmöglich!" Ich drehte mich zur Haustür um und starrte sie für einen Moment an.

"Ich ruf dich zurück", presste ich hervor. Ich beendete das Telefonat und sprintete zur Tür. Schwungvoll riss ich sie auf. Der Kleintransporter passierte gerade mein Tor. Fuck, fuck, fuck! Ich umfasste mein Handy fester und widerstand dem Drang, es vor mir auf die Steintreppe zu schmettern. Abwechselnd wurde mir heiß und kalt, doch ich musste versuchen, jetzt einen klaren Kopf zu behalten. Ich hatte gerade wichtige Informationen an einen Spitzel übergeben, vielleicht sogar an Elenas Mörderin höchstpersönlich. Das Geld war mir egal. Die 500 000 Dollar konnte ich verschmerzen. Die Daten des Auftrags wogen viel schwerer. Womöglich wurde das Ziel nun gewarnt und so schnell würde ich keine zweite Chance bekommen, diesen unfähigen Arzt unter die Erde zu bekommen.

Ich musste die fremde Frau finden, wer auch immer sie war. Schnell wählte ich eine der wenigen eingespeicherten Nummern. Colton würde mir helfen können. Ich konnte nur hoffen, dass er aus den Flitterwochen mit seiner frisch Angetrauten wieder zurück war.

Kapitel 2

Riley

 

Ich war absolut verwirrt. Was war das denn gerade gewesen? Mit großen Schritten lief ich zum Auto, schmiss den Putzkram auf die Rückbank und fuhr sofort los. Der Typ war echt seltsam. Auf eine irritierende Art und Weise hatte er mich wieder rausgeworfen, noch ehe ich überhaupt mit der Arbeit anfangen konnte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, legte den Umschlag aus braunem Papier auf die Beifahrerseite und startete den Motor. Kies spritzte gegen den Unterboden des Wagens, doch statt zu bremsen, fuhr ich schneller auf die offene Ausfahrt zu.

Mason Williams war zwar ein unfassbar heißer Kerl, dafür allerdings auch ziemlich seltsam. Ich bog auf die Straße ab und sah auf die Uhr an der Anzeige des Armaturenbretts. Ich war wenige Minuten zu spät gewesen. Hatte er mich deshalb aus seinem Haus quasi herauskomplimentiert? Mit einem Seufzen lenkte ich den kleinen Transporter auf den Parkplatz des nächsten Fast Food Ladens. Während mein Handy die Nummer von Kate wählte, stieg ich aus und stapfte über den asphaltierten Parkplatz zum Eingang des Geschäfts. Es dauerte einen langen Moment, ehe sie das Gespräch annahm.

"Ja?" Ihre Stimme klang verschlafen.

"Was hältst du von Frühstück?", schmetterte ich meiner Freundin besser gelaunt entgegen als ich mich fühlte.

"Frühstück?", murmelte Kate. "Wie viel Uhr ist es, gottverdammt?"

"Fast Zeit zum Mittagessen, also entscheide dich schnell, ob du Pancakes mit Sirup oder lieber Croissants mit Schokolade willst." Über meinem Kopf bimmelte das Glöckchen, als ich den Schnellimbiss betrat. Ein wohliger Geruch drängte sich mir entgegen und ich atmete ihn seufzend ein. Kaffee. Deshalb war ich eigentlich hier.

****

Als ich bei Kate aufbrach, war es bereits früher Abend. Da Mason Williams mich quasi weggeschickt hatte, blieb mein freier Tag eben doch frei und ich nutzte ihn aus. Mit Kate gammelte ich auf ihrem riesigen Bett herum, suchtete eine Staffel Supernatural durch, aß mit ihr einen riesigen Stapel Pancakes und ignorierte die Welt außerhalb ihres WG-Zimmers. Als es für Kate Zeit war, sich für die Arbeit fertig zu machen, verabschiedete ich mich mit einer Umarmung. Ich schnupperte an ihr. "Du riechst so, wie mein Freund riechen sollte." Wenn ich einen hätte, haha. Doch damit war ich fertig.

Sie zuckte mit den Schultern. "Gehört Josh, er hat das freigewordene Zimmer gemietet. Ich leihe mir sein Parfum ab und zu aus, weil es einfach so genial riecht." Sie drückte mich noch einmal, bevor ich die Wohnungstür öffnete. Ich stapfte zum Auto der Firma und machte mich auf den Weg nachhause. Da Wochenende war, wurde der Wagen erst wieder am Montag gebraucht. Außerdem hatte ich keine Lust, ihn erst zum Firmengelände zu bringen und dann mit der Bahn heim zu fahren. Heute nicht, es war ein seltsamer Tag.

Der Regen prasselte auf das Auto und mit hart kämpfenden Scheibenwischern machte ich mich auf den Weg zu meiner Wohnung. Das Appartement, dass ich seit meiner letzten Trennung bewohnte, war winzig, aber dafür sauber. Und das Wichtigste: Es war billig. So konnte ich die Schulden, die mein Ex auf meinen Namen gemacht hatte, abzahlen. Wahrscheinlich war ich damit erst in einem Jahrzehnt fertig, aber ich wollte einfach nur mit diesem Kapitel abschließen. Ich hatte mich genug darüber geärgert, dass ich Kevin so sehr vertraut und ihm die Möglichkeit gegeben hatte, mich so tief in die Scheiße zu reiten. Mittlerweile arbeitete ich an zwei Zielen. Ich wollte meine Nerven schonen und verhindern, dass irgendwann wieder ein Gerichtsvollzieher vor meiner Tür stand – deshalb jobbte ich überall, wo ich gebraucht wurde. Und das alles, während der Idiot sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf Kosten der nächsten naiven Tussi ein entspanntes Leben machte.

Um den Tag abzurunden, stand auf meinem Parkplatz irgendein Idiot mit einem fetten SUV und ich musste einige Meter vom Haus entfernt parken. Ich seufzte, schnallte mich ab und beugte mich zum Beifahrersitz. Lag da nicht irgendwo noch ein Regenschirm herum? Dabei fiel mir der Briefumschlag wieder ins Auge. Den hatte ich ja komplett verdrängt! Sofort hatte ich den seltsamen Mason Williams wieder in meinem Kopf, obwohl der Tag mit Kate ihn erfolgreich in den Hintergrund geschoben hatte.

Ich ergriff den Umschlag und betastete ihn für einen Moment. War da etwa ein Bündel voller Geldscheine drin? Kurz erstarrte ich, dann riss ich ohne weiter nachzudenken das Papier auf. Tatsächlich. Ich zog mit bebenden Fingern einen dicken Stapel großer Geldscheine hervor, gesichert durch ein dünnes Gummiband, das kurz davor war, zu reißen. Mit offenem Mund starrte ich die Kohle an. Es war bereits ziemlich düster, doch die Beleuchtung der Straßenlaternen genügte, um zu erkennen, dass ich verdammt viel Kohle in der Hand hielt. Wofür war das denn? Da entdeckte ich ein zusammengefaltetes Blatt. Obwohl ich längst ein mulmiges Gefühl hatte, zog ich das bedruckte Papier heraus und faltete es auf. Noch mit dem Batzen Geld auf dem Schoß sah ich es genauer an. Ich schluckte, der Kloß in meinem Hals schnürte mir beinahe den Atem ab.

Mit diesem Stück Papier begann Mason Williams Verhalten Sinn zu machen. Auf dem Blatt war ein Foto, Ortszeiten und Daten, sowie zusätzliche Hinweise. Der Typ auf dem Bild kam mir bekannt vor, doch ich konnte ihn nicht ganz einordnen. Irgendwo hatte ich ihn aber sicher schon einmal gesehen. Laut den zusätzlichen Hinweisen war er Arzt. Ich nahm an, dass die verschiedenen Datumsangaben die Aufenthaltsorte des Mannes ankündigten, denn eine bestimmte Klinik wurde sehr oft darin erwähnt. Durch die zusätzlichen Angaben erfuhr ich von seinem Lieblingsessen, seinem Gewicht und seiner Erdnuss-Allergie.

Was zur Hölle sollte das denn sein? Ganz unten las ich dann, ebenfalls in fein säuberlich getippten Buchstaben, Auftrag durchführen bis. Die Zahlen wiesen auf den Zeitraum der nächsten drei Tage hin. Ich ließ die Hand mit dem Papier sinken. Das Gewicht des Geldbündels auf meinem Schoß schien innerhalb von Sekunden zuzunehmen, als wollte es meine Oberschenkel zerquetschen. Für welchen Auftrag bekam man so viel Geld? Ich schloss die Augen. Das Gefühl in etwas hineingeraten zu sein, dass etliche Nummern zu groß für mich war, wurde überwältigend.

Tief atmete ich durch. Ich stopfte Geld und Zettel in den Umschlag zurück und schob beides unter den Beifahrersitz. Mason Williams würde sicher bald klar werden, dass er diesen Umschlag sicher jemand anderem geben wollte. Keine Ahnung, wie das dann weitergehen würde, doch für den Moment tat ich so, als wäre alles im grünen Bereich. Eine Fähigkeit, die dank meines Überlebensinstinkts mittlerweile so ausgeprägt war, dass mich selten etwas richtig schocken konnte. Ich starrte noch einige Sekunden aus dem Fenster der Fahrerseite. Noch immer prasselten dicke Regentropfen vom Himmel herunter und es graute mir bei dem Gedanken, das Auto jetzt zu verlassen. Da ich allerdings nicht vorhatte, die Nacht hier drin zu verbringen, musste ich mich wohl überwinden. Ich stieg aus, verschloss den Wagen und lief schnell über die Straße. Die zwei Minuten bis zur Haustür des Appartmentkomplexes genügten, um mich komplett zu durchnässen. Leise fluchend stellte ich fest, dass der Aufzug schon wieder defekt war und stapfte die Treppen hinauf. Meine Wohnung befand sich im dritten Stock. Da war das Treppensteigen noch erträglich. Ich hoffte allerdings, dass mir die verrückte Katzenlady nicht begegnen würde – meine Nachbarin.

Mason

 

Ich hätte einen meiner Männer schicken sollen. Langsam bereute ich, dass ich der kleinen Schwarzhaarigen selbst auf den Grund gehen wollte. Wenn ich jemandem den Auftrag gegeben hätte, wäre mir die Chance viel zu hoch gewesen, dass ihr derjenige wehtun würde. Der Gedanke weckte mein Unbehagen, obwohl ich selbst ganz sicher nicht zimperlich war. Um ehrlich zu sein, würde ich sie hart anpacken. In meinem Kopf formte sich ein Plan für mein weiteres Vorgehen. Dafür hatte ich auch genug Zeit gehabt. Zuerst hatte ich bei Colton einen alten Gefallen eingelöst. Für mich hatte er sich in die miserabel geschützte Datenbank dieser FirstClean Firma eingehackt, um die Adressen von allen Angestellten zu finden, die heute gearbeitet hatten. Das Bild auf ihrem Sozialversicherungsausweis war unverkennbar gewesen und so wusste ich, wo ich die Kleine finden konnte. Riley Evans, wenn der Name kein Alias war. Sie lebte erst wenige Monate hier. Das genügte mir, um sie weiterhin für verdächtig zu halten. Ich hatte zwar jeden ihrer Schränke durchwühlt und nichts gefunden, was darauf hinweisen würde, dass sie Elena auf dem Gewissen hatte. Dennoch blieb ich vorsichtig.

Ich saß auf einem wackeligen Stuhl in der schmalen Küche. Um mich herum Dunkelheit, nur die Uhr an ihrem Backofens leuchtete. Ich gab einem meiner Männer gerade per SMS eine weitere Aufgabe, als ich hörte, wie der Schlüssel ins Türschloss geschoben wurde. Schnell stand ich auf und postierte mich neben der Küchentür. Ich freute mich darauf, Riley zu überraschen. Es gefiel mir, wenn ich direkt die Oberhand behielt. Außerdem wollte ich verhindern, dass sie die Möglichkeit bekam zu schreien. Neugierige Nachbarn waren das Letzte, was ich nun gebrauchen konnte.

Sie schaltete in ihrem winzigen Flur das Licht an. Den Geräuschen nach zog sie    Schuhe und Jacke aus, ehe sie mit einem Seufzen ins Bad ging. Ich schloss die Augen, lauschte weiter. Das Plätschern von laufendem Wasser erklang, ehe sie wieder herauskam und sich der Küche näherte. Und damit mir. Mein Atem stockte für einen Moment, als sie hinein betrat. Ich sah sie von der Seite, ihr makelloses Profil klar vom Licht betont. Es war wirklich ein Fehler, dass ich mich um diese verdammte Angelegenheit selbst kümmerte. Obwohl mir das bewusst wurde, gab es nun kein zurück mehr.

Ich griff nach Riley und noch ehe sie wusste, was mit ihr geschah, drückte ich sie mit dem Gesicht an die Wand, an der ich eben noch gewartet hatte. Ihr erschrockener Aufschrei wurde von meiner Hand erstickt, die sich fest über ihren Mund gelegt hatte. Unnachgiebig presste ich sie gegen die Wand, dabei stieg mir der Geruch eines Männer-Parfüms in die Nase. Kam sie gerade von einem Fick mit ihrem Freund? Irrationaler Zorn breitete sich in mir aus.

"Warum hast du Elena umgebracht?" Ich bog ihren Arm etwas fester, sie schrie auf, doch dank meinen Fingern drang nur halblautes Grollen an mein Ohr. Um meinen guten Willen zu zeigen, ließ ich etwas lockerer. "Ich werde jetzt meine Hand von deinem Mund nehmen. Wenn du schreist, wirst du es bereuen", warnte ich sie.

Vorsichtig bewegte Riley ihren Kopf. Ein, dank meinem Griff schwaches, aber deutliches Nicken. Ich holte tief Luft, dann löste ich die Hand von ihren Lippen und trat einen Schritt zurück. Einen kleinen nur, damit ich sie notfalls wieder schnell in meinen Griff zwingen konnte.

"Wo ist der Umschlag?", grollte ich sie an, sobald sie sich zu mir umgedreht hatte. Sie leckte sich nervös über die Unterlippe und ihre Augenlider flatterten auf und ab.

"Liegt im Auto", brachte sie heraus. "Was ist mit Elena? Ist sie wirklich ... tot?"

Riley fiel das Aussprechen dieser Worte sichtlich schwer. Entweder wusste sie tatsächlich nicht, dass die Attentäterin ihr Leben gelassen hatte oder Riley war eine verdammt gute Schauspielerin.

Ich griff neben sie, die Bewegung ließ sie zusammenzucken und den Kopf zur Seite drehen. Doch ich schaltete nur die Deckenlampe der Küche an. Es war mir wichtig, keine Regung ihrer Gesichtszüge zu verpassen. Anders würde ich nicht sehen, ob sie wirklich die Wahrheit sprach.

"Warum warst du heute bei mir zuhause, Riley?", wollte ich wissen. Sie presste ihre geschwungenen Lippen für einen Moment auf beinahe trotzige Art aufeinander. Mein Schwanz regte sich und ich hätte schwören können, dass meine Handfläche begann zu prickeln. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Du weißt, wer ich bin. Versuch es erst gar nicht."

Ihrem Blick nach würde sie mich sofort um die Ecke bringen, wenn sie die Möglichkeit bekäme. Letztendlich öffnete sie dann aber doch ihren verführerischen Mund. "Mein Chef hat mich als Ersatz für Elena geschickt, weil die nicht aufgetaucht ist", erklärte sie knapp und verschränkte die Arme vor der Brust.

Fuck. Konnte die Antwort wirklich so verdammt simpel sein? Ich sah keine Regung in ihrem Gesicht, die auf eine Lüge hinwies. Nur zu gern hätte ich die Bruchbude, die sie Wohnung nannte, verlassen und endlich die Stadt hinter mir gelassen. Doch erstens waren ihre vollen Lippen verflucht verlockend und zweitens hatte ich dafür gesorgt, dass Riley kein Weg zurück mehr blieb.

So wie sie mich ansah, würde ich mein gesamtes Vermögen darauf verwetten, dass sie den Umschlag längst geöffnet hatte und zumindest eine leise Ahnung davon hatte, was das Geld mitsamt dem Zettel darin bedeuteten. Mit einem Seufzen rieb ich mir über die Stirn. "Es tut mir wirklich leid, aber du bist heute zu einem verdammten Problem für mich geworden."

"Was?", brachte Riley heraus und starrte mich aus ihren grünen Augen entsetzt an. Wahrscheinlich befürchtete sie, ich würde sie sofort umlegen. Weit gefehlt. So barmherzig war ich nicht. Riley war hübsch – und so wie ich sie nach dem Durchsuchen ihrer Wohnung einschätzte auch noch intelligent dazu. Diese Kombination würde sie weit bringen. Wenn sie überlebte.

Sie versuchte sich umzudrehen, wollte in den Flur stürmen, um mir zu entkommen. Mit großen Schritten hastete ich hinterher und erwischte sie am Arm. Ihre Fingernägel kratzten über die Haut an meiner Wange, mit den Füße trat sie nach mir, bis es mir gelang sie umzudrehen und gegen das speckige Poster an der Flurwand zu drücken. Ich tastete nach ihrem Hals, fand die Schwachstelle und drückte zu. Für einen Moment verstärkte Riley ihre Anstrengungen mir zu entkommen nochmal. Doch selbst mit der aufkeimenden Panik schaffte sie es nicht, sich aus meinem unnachgiebigen Griff zu winden. Mit Blick auf ihr kitschiges carpe diem Poster, wartete ich, bis ihr Körper in meinem Arm nachgab und zusammensackte. Ich ließ ihren Hals los. Sie hatte sich ihren Valentinstag sicher anders vorgestellt.

Das war erst der leichte Teil gewesen. Nun musste ich Rileys reglosen Körper irgendwie unbemerkt aus dem Haus schaffen. Und der verfluchte Fahrstuhl war defekt. Mir entfuhr ein Seufzen.

 

Kapitel 3

Riley

 

Das Kratzen in meinem Hals war so stark, dass ich davon wach wurde. Ich wollte schlucken, musste davon allerdings so sehr husten, dass es meinen gesamten Körper durchschüttelte. Wild blinzelnd stellte ich fest, dass dieser Ort sicher nicht meine Wohnung war. Vor mir befand sich eine cremefarbene Wand, an der ein goldfarbener Bilderrahmen hing. Ich wollte die Hand benutzen, um mich aufzurichten, konnte meine Arme jedoch nicht heben. Sie blieben an Ort und Stelle, und erst als ich den Kopf hob, bemerkte ich, dass meine Arme mit groben Seilen gefesselt waren. Der Kloß in meiner rauen Kehle verdickte sich. Beim nächsten Versuch wollte ich meine Beine bewegen, doch auch diese waren aneinander gebunden. Was zur Hölle? Mit einer Kopfdrehung versuchte ich mich umzusehen.

"Hallo?", krächzte ich. Mein Hals schmerzte und ich fühlte mich sehr seltsam. Orientierungslos. Schwer, als wäre mein gesamter Körper ein Stein. Nichts tat sich, die Zeit zog sich ins Unendliche und irgendwann schloss ich meine Augenlider wieder. Wo war ich hier? Nur wenige Sekunden später schwang eine Tür auf und Schritte näherten sich.

"Was soll das hier?", brachte ich rau heraus und musste im nächsten Moment erneut husten. Am liebsten hätte ich sofort nach einem Wasser gebettelt, doch etwas Stolz besaß ich noch. Ich öffnete meine Augen.

Mason seufzte und ließ sich neben dem Bett auf dem Boden nieder. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen das Bettgestell und drehte mir dann den Kopf zu. "Ich bin mir noch unsicher, was ich mit dir anstellen werde. Du weißt zu viel und dafür müsste ich dich eigentlich beseitigen."

Beseitigen? Bisher hatte ich die Panik gut unterdrücken können. Als mir die Bedeutung des Wortes klar wurde, begann mein Körper zu zittern. Beseitigen. Umbringen. Entsorgen. Übelkeit erfasste mich und ich musste tief einatmen, um nicht sofort loszukotzen. Schwierig.

"Was soll das heißen?", brachte ich hervor. Ich bekam keine Antwort.

Stattdessen drehte Mason den Kopf weg und starrte die Wand vor sich an. Nach einem weiteren Moment des Schweigens erhob er sich, drehte sich zu mir und griff unter meine Schulter, um mich aufsetzen. Er griff neben das Bett und holte eine kleine Plastikflasche in mein Sichtfeld. Instinktiv leckte ich mir über die Unterlippe. Wasser. Mein Hals begann bei dem Anblick noch enger zu werden.

"Dein Hals fühlt sich wahrscheinlich ein, zwei Tage etwas rau an. Aber keine Sorge, das geht vorbei. Ist nur eine unbedenkliche, aber unangenehme Nebenwirkung meines Griffes", erklärte mir Mason so ruhig, als würde er mir erzählen, dass er gerade Frühstück gebracht hatte, während er den Deckel der Flasche abdrehte und mir die Flasche schließlich an die Lippen hielt. Schnell öffnete ich den Mund, bevor er es sich anders überlegte, und schluckte gierig das kühle Wasser hinunter. Sofort beruhigte sich das kratzige Gefühl in meinem Hals ein wenig. Erst als ich die Flasche halb geleert hatte, entzog er sie mir und verschloss sie wieder.

"Kannst du mir jetzt die Fesseln abnehmen? Deine Sex-Fantasien scheinen ja echt interessant zu sein, leider muss ich heute noch arbeiten." Ich hatte keine große Hoffnung, aber ich konnte es ja mal versuchen.

Mason hob den Kopf und verzog die Lippen zu etwas, das mehr an eine Grimasse als an ein Grinsen erinnerte. Das ließ mich erschaudern. "Du hast keine Ahnung von meinen Fantasien. Aber netter Versuch, Kleines." Er beugte sich zu mir, sein Mund war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und sein Blick bohrte sich in meinen. "Das Problem ist, ich weiß genau, was ich mit so einer kleinen Spionin wie dir anstellen muss."

"Spionin?", echote ich und starrte ihm noch immer ins Gesicht. Seine Augen waren faszinierend und hatten trotz aller Härte in ihrem Ausdruck etwas an sich, dass mich magisch anzog. Ich schluckte. "Du hast mir den verdammten Umschlag in die Hand gedrückt, ich bin keine Spionin. Und es ist mir auch scheißegal, warum du diesen Arzt umbringen lassen willst, dieser Scheiß geht mich nichts an!" Ich meinte es so. Falls er mich wirklich freilassen sollte, hätte ich wohl zu den Bullen gehen sollen. Doch dafür mein Leben riskieren? Bestimmt nicht.

Mason schüttelte sachte den Kopf. Obwohl ich das erwartet hatte, spürte ich wie eine Welle der Enttäuschung mich durchflutete. Mein Körper begann zu zittern. Er würde mich beseitigen. Ich war noch keine dreißig Jahre alt, verdammt, ich hatte noch einige Jahrzehnte vor mir. Masons Gesicht war weiterhin direkt vor meinem. Doch statt Hass zu empfinden, blieb ich von seinem Blick gebannt. Die Gerüchte stimmten also. Heiß, aber gefährlich. Trotz der gewissen Abschreckung unglaublich faszinierend.

"Das Problem ist ...", sagte er und sein Blick verharrte einen Augenblick zu lange auf meinen Lippen. "Eigentlich würde ich dich direkt umbringen lassen." Seine Hand wanderte über meine Schulter, bis zum lockeren Ausschnitt meines Shirts. Mit den Fingerspitzen strich er über mein Schlüsselbein, bis er an meinem Hals ankam und schließlich auf meiner heftig klopfenden Pulsader innehielt. Unwillkürlich hielt ich die Luft an.

****

"Ich werde dir eine Chance geben, dein Leben zu retten." Atemlos hörte ich ihm zu. Seine Finger auf meiner Haut verwirrten mich, das Wissen ihm ausgeliefert zu sein, war in diesem Moment übermächtig präsent und dennoch hing ich ihm förmlich an den Lippen.

"Was soll das für eine Chance sein?", brachte ich schließlich hervor. Er zuckte mit den Schultern.

"Ist das wirklich so wichtig? Es ist deine Einzige."

Ich nickte als Antwort. Es war wichtig. Ich hatte mein Leben bereits genug verkorkst.

"Du müsstest die Branche wechseln. Eine von uns werden. Und keine Sorge – wir bezahlen dich deutlich besser als jeder deiner bisherigen Chefs."

Eine von Ihnen?

"Was soll das bedeuten?" Ich ahnte zwar, was er genau damit meinte. Aber das konnte er doch nicht meinen?

"Ich bilde dich aus. Du wirst eine Attentäterin für mich. Eine tödliche Schönheit. Meine Geheimwaffe."

Ich? Jemanden töten? Eine sexy Geheimwaffe? Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Hatte der Typ überhaupt eine Ahnung, wer hier vor ihm saß? Bestimmt kein eleganter, sexy Angelina-Jolie Verschnitt, die jeden Mann innerhalb von Sekunden mit ihrem dichten Wimpernaufschlag verführte, nur um ihm dann den angespitzten Heel ihres Stilettos zwischen die Rippen zu bohren, ohne sich dabei das weiße Kleid zu ruinieren, das sich an ihre perfekten Kurven schmiegte. Ich war viel zu normal für so einen Scheiß!

"Brauchst du nicht vielleicht einfach nur eine Putzfrau?", schlug ich mit wenig Hoffnung vor.

 

Mason

 

Ich seufzte lautlos. Dass ich keine geborene Killerin vor mir hatte, war mir natürlich bewusst. Ihr Verhalten gerade war allerdings mehr als kindisch. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich nicht darüber im Klaren war, wie ernst ihre Situation war. Das, was ich ihr gerade anbot, war die einzige Möglichkeit ihr Leben zu retten. Sie wusste zu viel und wenn sie nicht zu uns gehören würde, stellte sie den Rest ihres Lebens eine tickende Zeitbombe für meine Existenz dar. Woran auch immer es lag, dass ich ihr diesen Strohhalm hinhielt, üblicherweise war dies keine meiner Vorgehensweisen.

Als ich den Blick aus ihren aufgerissenen Augen sah, wusste ich, warum ich ihr eine Hand reichte. Ich fand sie unfassbar scharf. Dass sie gerade gefesselt vor mir saß und ihren Mund nicht halten konnte, machte es für meinen Schwanz in meiner Hose noch unbequemer. Die wurde verdammt eng. Ich schluckte, spürte unter den Fingerspitzen ihren Puls rasen. Obwohl sie so tat, als wäre alles halbwegs in Ordnung, war ihr Körper längst in Aufruhr. Und es erregte mich. Sehr.

Ich war einfach ein Arsch. In meinem Kopf spielte ich die verschiedensten Szenarien durch, innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte ich Riley mental durch das gesamte Gästezimmer gevögelt.

"Mit meiner Haushälterin bin ich absolut zufrieden." Ich überbrückte die wenigen Zentimeter zwischen uns, bis mein Gesicht direkt vor ihrem war. "Aber mir würde die ein oder andere Gefälligkeit einfallen, die du mir erweisen könntest."

Nicht, dass eine Gefälligkeit etwas an der Grundsituation ändern würden ... aber ich war einfach ein Egoist und ich wollte diese Frau ficken, am besten jetzt sofort. Ihr Blick veränderte sich, die Regungen ihrer Gesichtsmuskeln waren minimal, doch unter meinen Fingerspitzen wurde ihr Herzschlag noch wilder. Ich warf jegliche Bedenken über Bord: Alles oder nichts.

Meine Finger schlossen sich um Rileys Kehle und ich beugte mich zu ihr. Meine Lippen pressten sich auf ihre und zu meiner Überraschung erwiderte sie den Kuss. Noch immer waren ihre Hände und Knöchel gefesselt, dennoch ließ sie mich keine Abneigung spüren. Meine Hand rutschte zwischen ihre Beine. Ich begann über ihrer Hose ihre Mitte zu massieren, bis sie in unseren Kuss stöhnte. Riley öffnete den Mund für mich und ihre Zunge begann mit meiner zu spielen. Längst hatte sie die Augen geschlossen, gab sich diesem intensiven Moment zwischen uns hin. Meine Hand schloss sich fester um ihre Kehle und sie keuchte auf, gleichzeitig versuchte ihre Hüfte sich meiner entgegenzudrücken, doch in ihrer Position gelang es ihr nicht. Ich knurrte und entzog mich dem Kuss.

"Du wirst jetzt deinen Mund für meinen Schwanz öffnen", erklärte ich ihr, während ich aufstand und meine Hose öffnete. Das Geräusch des Reißverschlusses ließ Riley zusammenzucken und dennoch starrte sie mir mit unverhohlener Gier auf meinen harten Penis. Sie antwortete nicht, deshalb beugte ich mich zu ihr hinunter und ohrfeigte sie.

Ein Schwall Beschimpfungen prasselte auf mich nieder und aus ihren grünen Augen funkelte mich Wut an. Es war mir egal. Sie würde noch früh genug merken, mit wem sie es hier zu tun hatte.

Ich umfasste meinen Schwanz und pumpte mit meiner Hand auf und ab. Mein Blick hing auf meiner gefesselten Beute. Auf Rileys empörtem Gesichtsausdruck. Auf ihrer Wange, auf der sich mein Handabdruck rot abhob.

Sie schloss die Augen und atmete geräuschvoll durch. Danach blickte sie mich an, nickte wortlos und öffnete ihre Lippen. Ich beugte mich zu ihr. "Das kannst du sicher noch ein bisschen besser, Kleines."

Ihre Wangen wurden rot und sie machte Anstalten ihren Mund wieder zu schließen. Bevor sie das tun konnte, umfasste ich ihr Kinn und sah ihr tief in die Augen. "Wag es bloß nicht." Sie funkelte mich wütend an, hörte aber auf ihren Kopf wegzudrehen. Stattdessen lag ihr Blick finster auf mir.

"Ich warne dich. Du hast es mit einem Arschloch zu tun, Kleines. Ich will dich. Das ist der Grund, weshalb ich dich am Leben lasse, obwohl du zu viel weißt. Verinnerliche das. An deiner Stelle würde ich mir etwas mehr Mühe geben, mir zu gefallen."

Meine Worte brachten Riley dazu, blass zu werden. Wäre ich ein normaler Typ gewesen, hätte ich nun vielleicht ein schlechtes Gewissen bekommen. Es war jedoch die Wahrheit. Ich wollte Riley. Noch immer konnte ich nicht einschätzen, woran es lag, was genau an ihr meine Gier weckte Doch ich war auf dem besten Weg, das herauszufinden.

"Also? Wirst du mir gehorchen?"

Sie schluckte hart und atmete tief ein, bevor sie ein knappes Ja ausstieß.

"Brav. Sehr brav." Ich sah ihr an, dass mein Lob sie verwirrte. Zum einen, weil sie es nicht gewohnt war, dass jemand das tat und zum anderen, weil es Gefühle in ihr auslöste, die sie gut verbarg. Zur Belohnung beugte ich mich zu ihr hinunter und gab ihr mit einem gierigen Kuss einen Vorgeschmack auf das, was sie erwartete, wenn sie meine Anweisungen befolgen würde.

Danach kniete ich mich neben Riley aufs Bett. Ich schob ihr meinen Schwanz zwischen die geöffneten Lippen. Ihre Zunge umtänzelte meinen Schaft, bis ich mich in ihren Mund gedrängt hatte. Mit einem Stöhnen fickte ich ihren süßen Mund und es tat so verdammt gut. Ihre Lippen massierten meinen Schaft und nach einem zögerlichen Moment begann Riley, ihren Kopf zu bewegen. Ich stieß so tief in sie, dass ich den Widerstand ihrer Kehle spüren konnte. Der Gedanke machte mich sofort noch härter. Ich schob meinen Schwanz weiter in ihren Mund. Unter mir begann Riley zu zappeln, sie würgte und schnappte nach Luft, doch in dieser Sekunde hatte ich mich längst in ihre Kehle gedrängt. Hektisch blinzelte sie, ihre Augen wurden von glitzernden Tränen umrahmt. Für den leicht gequälten Ausdruck darin war ich verantwortlich. Zum Teil. In der Dunkelheit dahinter lag so viel mehr, als das was ich gerade mit ihr anstellte. Sie wollte ihren Kopf zurückziehen, blickte mich hilflos von unten an.

"Durch die Nase atmen", presste ich hervor. Sie würgte, ihre Kehle massierte bei jeder Regung meine Härte und ich wäre am liebsten sofort gekommen. Ich schob eine Hand in Rileys Nacken, um zu verhindern, dass sie sich mir entzog. " Das lässt du schön bleiben ... Ich bestimme, wann das hier zu Ende ist." Meine Stimme klang kalt, viel kontrollierter, als ich mich in diesem Moment fühlte. Ich begann meine Hüfte wieder zu bewegen, drückte Rileys Kopf meinem Schwanz entgegen und fickte ihren Mund, genoss die Feuchtigkeit, den Ausdruck in ihren Augen, ihre Lippen, die einen festen Ring um meinen Schwanz bildeten. Ich konnte ein Knurren nicht mehr unterdrücken, als meine Hoden sich zusammenzogen und ich tief in Rileys Kehle abspritzte. Langsam zog ich mich zurück und beugte mich dann zu Riley hinab.

"Braves Mädchen." Ich wollte sie auf die Lippen küssen, doch sie drehte den Kopf weg. Mir entging nicht, dass sie tief einatmete und die Augen für einen Moment schloss. Das brachte mich zum Grinsen. Sie war sauer, weil sie nicht mitspielen durfte, mutmaßte ich. Leider hatte ich dafür jetzt keine Zeit mehr. Da Elena für den Auftrag entschieden zu tot war, musste ich eine andere Lösung für den Dreckskerl finden, der sich Arzt nannte und das Leben meines Bruders ruiniert hatte.

Kapitel 4

Riley

 

Fuck! Meine Wangen fühlten sich heiß an und sobald Mason mir seinen Schwanz entzog, drehte ich den Kopf zur Seite. Voller Scham schloss ich die Augen. Das Geräusch der sich schließenden Hose erklang und ich verspürte Enttäuschung. Ich musste krank sein, gestörte Psyche oder sonst irgendetwas...

Dass ich einen Dachschaden hatte, war mir ja schon länger bewusst, dieses Ausmaß war mir aber neu. Wie konnte es sein, dass mich das, was er mit mir getan hatte, erregte? Mein Höschen war längst feucht und ich war beinahe dankbar dafür, dass die Fesseln meine Beine und Arme festhielten. Ohne das raue Seil, das sich bei jeder Bewegung in meine Haut drückte, hätte ich sicher die Arme um ihn geschlungen und ihn darum angebettelt, mir mehr zu geben. Was war nur mit mir los? Das war doch nicht normal, immerhin hatte der Kerl mich entführt! Auf meiner Zunge lag noch der Geschmack seines Spermas, als er mein Kinn umfasste und mich dazu zwang, ihn anzusehen.

"Also? Können wir dann mit deiner Ausbildung beginnen?", wollte er wissen. Ich schluckte. Irgendwie hatte ich gehofft, dieser Zukunftsaussicht entgehen zu können.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752144796
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Mai)
Schlagworte
kidnapping bad Boy romance Dark Romance Erotik Liebesroman Liebe

Autor

  • Kaye Pearson (Autor:in)

Kaye Pearson, Jahrgang 1990, schreibt schon seit Jahren. Nach ihren Veröffentlichungen unter anderem Pseudonym im Self Publishing und bei Carlsen-Verlagstochter Dark Diamonds begann sie auch ihre erotischen Ideen aufzuschreiben. Hier treffen skrupellose Männer und sture Frauen in kriminell heißen Geschichten aufeinander - Dark Romance vom feinsten.
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Titel: Fatality