Lade Inhalt...

Der gestohlene Regenbogen

Eine unglaubliche Geschichte

von Erich Wenisch (Autor:in)
261 Seiten

Zusammenfassung

Ein einfacher Zettel kann für große Verwirrung sorgen. 5 Freunde sorgen sich um die Umwelt, man befürchtet sogar den Weltuntergang. Eine jahrhundertalte Prophezeiung droht in Erfüllung zu gehen. Sogar Geheimdienste der ganzen Welt agieren in dieser Sache, allerdings werden sie von anderen Motiven angetrieben. Wien als Mittelpunkt des Geschehens, zur Zeit der Türkenbelagerung und des einundzwanzigsten Jahrhunderts.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kapitel 1, 29.Juli

Es ist schwül, die Hitze ist erdrückend, 42 Grad um 11 Uhr vormittags. Der Deckenventilator in der schmuddeligen Bar versucht redlich etwas frische Luft in den dunklen Raum zu bringen. Die Wüste zeigt ihre Krallen von der unerbittlichsten Seite. Es ist ruhig in der Bar, direkt an der langen Durchzugsstraße, der N53, niemand will sich hier unnötigerweise bewegen, sogar der Kellner lehnt an der Theke, den Gästen abgewandt und blickt geistesabwesend durch die Tür. Von dessen Türstock hängt ein bunter Vorhang, der sich leicht im Wüstenwind bewegt, der sicherlich noch niemals gewaschen wurde und Löcher hat ganz so wie ein Schweizer Käse. Er hat die Aufgabe den Gastraum vom Lager zu trennen. Hinaus durch die geöffnete, im Wind quietschende, Hintertüre blickt man auf die leere staubige Straße.

Es ist kurz vor Mittag in Libyen, in Ghadames der sogenannten unterirdischen Stadt. Die Stadt liegt mitten in der Wüste und ist eine Tagesreise von Tripolis entfernt. Man hat diese Stadt zum Schutze der Sonne teilweise überbaut, daher der Name „unterirdische Stadt“.

Abdul Aziz, ein Arzt der stets mit seinem abgeschrammten Arztkoffer unterwegs ist, sitzt auf einem wackeligen Stuhl in der Bar „Ali Baba“. Abdul Aziz ist ein großgewachsener Mann der allerdings seine besten Tage schon hinter sich hat. Der Bart ist lang und ungepflegt aus seinem Mundwinkel schaut ein dunkelbrauner Zigarillostummel hervor, an dem er ständig kaut, aber sich wohlgemerkt nie anzündet. Der weiße Mantel ist schmutzig und abgewetzt.

Neben ihm, am gleichen Tisch mit der abgeschlagenen Marmorplatte, sitzt im schummrigen Licht der Chemiker Yusuf Rahman Al-Saud. Der leert gerade sein Glas Whiskey mit einem Schluck, und gießt sich aus der am Tisch stehenden fast leeren Flasche nach. Er kratzt sich an seinem Dreitagebart und sagt: „Abdul, hast du schon einmal so ein brütende Hitze erlebt? Wir sitzen eher in einem Backofen und nicht in der Wüste!“ Abdul wischt sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn: „Nein, Yusuf, und diese Luftfeuchtigkeit noch dazu, bald wachsen bei uns Tropenbäume!“

In dieser Alkohol triefenden, tiefsinnigen Unterhaltung stürmt ein Mann in das Lokal. Der stutzt kurz, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, blickt sich kurz um und steuert direkt auf die Beiden zu. Der Mann trägt einen weißen Arbeitskittel, er krallt sich behände einen der umherstehenden Sessel und lässt sich lautstark auf den herangezogenen Stuhl fallen. Ächzend protestiert das Sitzmöbel das den Namen nicht verdient und gibt sich letztendlich der Masse des Mannes geschlagen. Der Kellner ist wie auf Kommando sofort zur Stelle und stellt dem Mann der soeben erst die Bar betreten hat wortlos ein Glas auf den Tisch. Nicht ohne das Glas zuvor mit seinen schmierigen Tuch zu reinigen und den Tisch damit flink abzuwischen.

Der Kellner wirft das Tuch um seine Schultern und verschwindet murmelnd in Richtung Theke. Ohne Aufzusehen, wer da jetzt gekommen ist, schenkt Abdul das Glas des Neuankömmlings voll, dabei sagt er: „Hallo, Hans, hast du wieder einmal ein Haus in die

Luft gesprengt, mit deinen Experimenten?“

„Psst, nicht so laut.“ bremst Hans Berg, die für ihn etwas zu lockere Stimmung. Und mit verschwörerischen Unterton: „Einer deiner Probanden, Abdul, den ich vor einem Monat die Ampulle mit der modifizierten Lösung von Yusuf gegeben habe scheint plötzlich sterbenskrank zu sein.“ Er leert das Glas ruckartig, verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse: „Was sollen wir tun?“

Abdul Aziz versucht Hans Berg zu beruhigen: „Den habe ich doch untersucht, der ist beim Einliefern doch gesund gewesen. Bis auf die Beule am Kopf.“ Dabei blickt er Yusuf Rahman Al-Saud vorwurfvoll an: „Dem du eine Übergebraten hast, du solltest ihn doch einfach nur zum Schweigen bringen.“ Yusuf protestiert: „Was soll ich machen, wenn sich der plötzlich umdreht. Das Chloroform konnte ich ihn nicht mehr verabreichen.“ „Streitet euch nicht.“ Meint Hans Berg, Abdul Aziz lenkt ein: „Gut Hans, du bringst den Patienten bei Einbruch der Dunkelheit zu mir in die Praxis, Yusuf und ich warten dort auf dich.“ Berg nickt: „Ok, um neun bin ich da, haltet mir die Hintertüre auf.“ Er springt vom Stuhl, sodass der lautstark über den abgetretenen Holzboden schleift, und verlässt grußlos das Lokal.

4. August (Österreich)

Die Zeitungen überschlagen sich schon seit Tagen mit regelrechten Horrormeldungen über das schlechte Wetter, das zurzeit nicht nur in Österreich herrscht, sondern weltweit den Menschen die Sorgenfalten auf die Stirn brennt. Da ist zum Beispiel in einer Tageszeitung etwa als Überschrift auf der Titelseite zu lesen: „Das ist ein Jahrhundertregen!“ Oder in einem anderen Boulevardblatt wird gewarnt: „Kommt jetzt die Sintflut?“ Aber auch die Nachrichtensprecher der Fernsehsender wissen immer etwas über den Regen der seit Tagen unaufhörlich auf die Erde niederprasselt sensationsgierig zu berichten. Da werden Experten zitiert, die einen meinen es sei die Klimaveränderung schuld, die anderen sagen es sei nur normaler Regen der halt schon etwas länger dauert. Aber andere meinen wo Regen fällt, scheint nachher wieder die Sonne. Da werden Analysen und Prognosen aufgestellt und mit Tafeln dem Publikum vor den Fernsehern zum Abendessen gereicht. Der österreichische Bundespräsident meldet sich in einer Ansprache zur Nation ebenfalls zu Wort.

Er sagt mit staatstragenden aber beruhigendem Ton: „Diese Wettersituation ist eine ernstzunehmende Sache, die man beobachten müsse. Das Bundesheer ist schon im Rahmen des Katastrophenschutzes unterwegs. Wir werden alles Mögliche dafür tun die österreichische Bevölkerung zu beschützen.“ Dabei zieht er das Wort „österreichische“ besonders in die Länge, und noch dazu mit einer extra weichen, ja salbenden, Stimme. Ein findiger Geschäftsmann inseriert in einem Wochenblatt und bietet „Einwegregenschirme“ und Stiefeln in passender Farbe, ganz besonders günstig an. So versichert er zumindest. Ein Anderer offeriert einen Sandsackverleih zum Hochwasserschutz, inklusive Zustellung im Raum Wien.

Aber nicht nur die Stadt Wien, also die größte Stadt Österreichs, nein sogar die ganze Welt dürfte betroffen sein. So hört man auf einem amerikanischen Nachrichtensender, dass sich der amerikanische Präsident mit dem Russischen und dem Chinesischen Oberhaupt, die gegenseitige Hilfe zugesichert haben. Weiters berichtet der Sender CDN, dass in Amerika bereits Kampfjets aufgestiegen sind, die mit doppelter Schallgeschwindigkeit flogen, direkt in die bedrohlich dunkle tiefhängende Wolkendecke um diese zu zerstören. Keine Wolken kein Regen, war die These. Der Erfolg blieb allerdings gänzlich aus.

Aus Deutschland werden schon die ersten Überschwemmungen gemeldet. Der Rhein tritt über die Ufer, die Deiche drohen zu bersten. Die deutsche Bundeskanzlerin tritt im großen Medieninteresse vor ihr Volk, man sieht es an den vielen Mikrophonen der verschiedensten Rundfunkstationen.

Doch hier in Wien ist es eigentlich ganz normal. Jeder schimpft über das Wetter, egal ob Regen oder Sonnenschein. Hier arrangiert man sich mit fast jeder Situation, a bisserl raunzen, und es geht schon wieder besser. So hat schon der Johann Nestroy einst prophezeit: „Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang.“





29. Juli (Lybien)

Yusuf und Abdul warten in der Praxis des Arztes, in der es schon lange keine zahlenden Patienten gibt, Personal schon gar nicht, auf Hans Berg. Hans Berg ist ein ehemals gefeierter Geoökologe, der aber vor Jahren mit eigenen Experimenten noch dazu unter

Alkoholeinfluss begann. Das wollten die Konzerne für die er arbeitete aber nicht. Die Praxis zeichnete sich einst hoch modern aus, mit glänzenden weißen Schränken und lindgrünen Fliesen an den Wänden. Der Boden strahlte vor langer Zeit im sterilen weiß, die medizinischen Geräte waren stets blankpoliert. Nun aber gleicht die Praxis eher einem Lagerraum einer schmuddeligen Hinterhofwerkstadt. Yusuf meint, während er auf seine Fliegerarmbanduhr sieht: „Ist schon neun durch, Hans ist immer noch nicht da.“ Abdul ergänzt: „Hoffentlich ist der nicht bei seiner Freundin der Whiskyflasche eingeschlafen.“ In diesem Augenblick scheppert es an der Hintertüre, Hans Berg stößt sie mit einem Ruck auf und schiebt eine Bahre in den Raum. Das Licht von kalten Neonröhren flackert auf und lässt den Patienten auf der Bahre so weiß wie das Laken auf dem er liegt aussehen. Wobei das Laken ist alles andere als weiß. „Endlich.“ Sagt Yusuf: „Wo warst du denn so lange.“ Berg protestiert: „Na, du musst den,“ er deutet auf den Kranken, „Sandsack erst einmal heben. Zuerst von der Liege in den Wagen und dann jetzt wieder auf die Bahre.“ Ok, ok,“ beruhigt Yusuf: „Abdul soll ihn gleich untersuchen.“

Die Untersuchung des Patienten dauert schon zwei Stunden. Der Mann bekommt nichts mit, er ist in einem komamäßigen Zustand. Hans Berg sagt zu Yusuf Rahman Al-Saud: „Nächstes Mal wähle unsere Versuchspersonen nicht aus dem Sandlermileu aus.“ Der Arzt winkt ab: „Nein, damit hat das nichts zu tun, was hast du ihm denn gegeben?“ Der angesprochene Hans Berg: „Eine Ampulle von dem neuen Zeugs, sonst nichts.“ Der Arzt schaut besorgt zu Yusuf: „Was hast du da gemixt? Das

Mittel ist mit Silberiodid konterminiert.“

Hans Berg kratzt sich am Kinnbart: „Und was ist das, ich bin doch nur der Händler hier, ihr seid die Profis.“ Yusuf mischt sich ein: „Ja, ich habe Silberiodid als Trägermittel eingesetzt.“ Der Arzt wirft ein: „Silberiodid wird zur sogenannten Wolkenimpfung verwendet, seit den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts.“ „Na, toll, ihr habt mir doch schon das Ok gegeben. Ich habe vorige Woche unserem Auftraggeber bereits eine Palette geliefert.

Die sind schon ungeduldig geworden.“

















Kapitel 2, Wo bleibt Maximilian

Nun es ist eigentlich schon Hochsommer, aber ein schrecklicher Tag, denn es regnet unaufhörlich. Wegen diesem Mistwetter hat er seinen Urlaub abgebrochen. Das heißt, er ist noch immer im Urlaub, eine Woche noch. Aber er war in der Steiermark, in der grünen Mark Österreichs, zur vorgezogenen Sommerfrische. „An sich eine schöne Gegend, über den Grimming nach Gröbming. Schöne Bergstraßen und so, eine herrliche Motorradstrecke.“ Pflegt er begeistert seinen Freunden zu sagen, wenn er plötzlich für einige Tage oder Wochen verschwindet. Von dort ist er vorzeitig wieder nach Wien zurückgefahren. Er hat den dortigen Quartiergeber beim Abendessen, er bestellte sich Steirisches Wurzelfleisch mit Apfelkren und Kümmelerdäpfel, gefragt, ob er sein Motorrad bei ihm einstellen und später abholen kann. Typisch steirisch war die Antwort des Wirtes während er sich das Kernöl üppig über die in Scheiben geschnittene Wurst goss: „Ja, ist eh Wurscht, lass des Radl im Stadl steh’n, frisst eh kein Heu.“

Noch am Abend hat er sich ein trockenes Platzerl im Stadl vom Seppl-Sonnleitner für seine schwarze Yamaha Fazer gesucht. Am frühen Morgen des darauffolgenden Tages hat er seinen Rucksack und die Koffer gepackt und ist noch im Morgengrauen zum Bahnhof von Aich Assach gepilgert und hat den nächsten Zug nach Wien geentert. Zuerst musste er aber eineinhalb Stunden in den kleinen Wartehäuschen ausharren. Einige Güterzüge elendslang ratterten vorbei, aber auch Schnellzüge rauschten durch den Bahnhof. Am Schalter, wo er die Karte kaufte saß ein etwas mürrischer Beamter. Unrasiert, die Brille auf die Nasenspitze geschoben, das Kapperl in den Nacken gedrückt, fragte er ihn wohin die Reise gehe. Er hatte Mühe dem Schaffner sein Fahrziel durch die Glasscheibe die die Beiden trennte mitzuteilen. Mit allen Mitteln der Kunst, inklusive Zeichensprache, gelang es nun doch. Bis zur Ankunft des Zuges setzte er sich auf eine der zahlreichen Holzbänke und beobachtete die anderen Reisenden. Endlich fuhr die Diesellock mit vier Wagons in die Haltestelle ein, quietschend kam sie am Perron zum Stillstand. Er beeilte sich rasch einen Sitzplatz zu erhaschen, sogar einen Fensterplatz. Es war eine trostlose Fahrt gewesen, das Abteil im Zug war zum Bersten voll, die Scheiben beschlagen, nasse Kälte kroch in ihm hoch.

Nun sitzt er in seiner, Gott-Sei-Dank trockenen Wohnung, eine typische Wiener Altbauwohnung mit drei Meter hohen Wänden und stuckverzierten Decken. Die Wände sollte er vielleicht einmal neu ausmalen, denkt er sich, aber der Boden ist dafür sehr schön, ein schöner knarrender Fischgrätparkett. In seinem Wohnzimmer hat er eine gemütliche rote Couch eine Stehlampe und einen großen Teppich, die Wände zieren Bilder von seinen Abenteuern. Zwei große Fenster lassen normalerweise sehr viel Sonne in den Raum, aber jetzt müsste man sogar am Tage das Licht aufdrehen, so finster ist es.

Die Fenster sind sehr hoch, haben eine Nische und eine breite Fensterbank, auf der er es sich gerne gemütlich macht. Genauso wie jetzt, sinnierend lehnt er also an der Fensterbank, die Ellenbogen abgewinkelt sein Kinn stützt sich auf seine ausgebreiteten Hände, und schaut den Regentropfen gelangweilt zu wie sie am Fensterglas abperlen und die Fensterscheiben runter laufen. Es ist als würden sie um die Wette eilen. Er stellt sich vor, wie die Regentropfen zu schwitzen beginnen, wenn sie auf den letzten hundert Millimetern zum Endspurt ansetzen. Sie werden von den abseits stehenden Tropfen unter tosenden Beifall angefeuert schneller zu laufen. Etwa wie ein Sportreporter, zum Beispiel dieser Edi, na, wie hieß der noch, diese Szene kommentieren würde. Doch da, der Tropfen auf der linken Seite des Fensters macht einen Haken nach links außen. Was macht er da, er verbindet sich mit einem weiteren Tropfen, Doping nennt man das, äußerst unfair. Das ist doch dieser Edi, der in Cordoba gegen die Deutschen beim Fußballmatch, Tor, Tor, Tor, i wird narrisch, geschrien hat.

Zwischendurch reißt er sich aus diesen Fantasien und nimmt einen kräftigen Schluck aus seinem Glas Rotwein. Er haucht auf das Fensterglas, sein Atem lässt die Fensterscheibe anlaufen, es muss wohl kalt draußen sein. Er zeichnet einige lustige Figuren auf die Scheiben, bis der Hauch wieder von den Gläsern verschwindet. So vertreibt er sich die Zeit.

Er lehnt noch immer am Fensterbrett, jetzt aber richtet er sich auf, stemmt meine Arme in die Seiten und drückt sein Kreuz durch, knacks, angenehm, danach setzt er sich auf das Fensterbrett, lehnt sich mit der Stirn an das kalte Fensterglas, ein angenehmes Gefühl durchflutet ihn. Angestrengt, ja, doch etwas beunruhigt beobachtet er das Treiben auf der Straße.

Es ist zwar erst früher Nachmittag, aber draußen wird es trotzdem schon dunkel. Man könnte meinen, es wäre schon Abend und die Nacht breitet ihren dunklen Mantel über die Stadt aus. Dadurch kann er sich in der Fensterscheibe fast wie in einem Spiegel sehen. Er ist zufrieden mit seinem Aussehen, die Haare werden vielleicht schon ein bisserl grau, aber sonst alles paletti, bemerkt er beiläufig. Scherzhaft sagt er laut mit tiefer Stimme: „ Mein Name ist Harry, Harry Bond!“ Dabei zieht er eine imaginäre Waffe aus dem ebenso imaginären Halfter und zielt auf sein Spiegelbild.

Wann wird dieser Regen wohl wieder aufhören, spinnt er seine Gedanken mit besorgter Miene, während er das Glas wieder vom Fensterbrett aufnimmt und den Roten schwenkt, um ihm damit Luft zum Atmen gibt. Maximilian, er war gerade beim Auspacken der Koffer, rief ihn vor, na, es wird schon drei Stunden her sein, ziemlich aufgelöst an und sagte atemlos und aufgeregt, er wolle zu ihm kommen und ihm etwas sehr, sehr Wichtiges zeigen.

Sein Freund Maximilian, er schaut eigentlich aus wie ein Maulwurf. Er ist sehr kurzsichtig und trägt eine dicke rote Brille. „Hoffentlich hat er sich im dichten Regen nicht verlaufen,“ murmelt er leise vor sich hin und erschrickt fast über seine eigne Stimme. Nunmehr geräuschlos hängt Harry seinen Gedanken weiter nach. Unruhig löst er sich vom Fensterbrett um eine sehr wichtige Sache zu erledigen, wie es ihm im Augenblick erscheint. Die Koffer und Taschen nämlich, stellt er, nein stopft er, alle ungeöffnet, in den Wäscheschrank, und Hauruck, fest zudrücken, und die Türe des Schrankes ist zu. Zum Aufräumen ist später auch noch Zeit, ist ja sowieso nur Schmutzwäsche drinnen. Ermattet von der schweren Arbeit, begibt er sich zurück zum Fenster und rutscht rücklings auf das Fensterbrett. Maximilian ist nahe dem Lainzer Tierpark zu Hause, er wohnt dort in einer kleinen Mansardenwohnung mit einem kleinen Balkon zur Miete, direkt mit Aussicht auf die Hermesvilla. Er wohnt somit in einem der sogenannten Nobelviertel Wiens.

Von dort fährt er gerne mit dem Autobus zur Philadelphiabrücke die auch gleichzeitig eine U-Bahnstation ist. Durch seine Kurzsichtigkeit steigt er manchmal allerdings dann in die U-Bahn und fährt in die falsche Richtung, die U4 nach Hütteldorf und nicht auf die Landstraße, in den 3. Wiener Gemeindebezirk, wo Harry zu Hause ist. „Vielleicht macht er das, weil er ein eingefleischter Grüner ist,“ denkt sich Harry, „ich meine ein Rapidler.“

Das ist die Wiener Fußballmannschaft die sich die

Clubfarben Grün und Weiß an ihre Fahnen geheftet hat.

Beim Blick aus dem Fenster kann er die Standln unten auf dem Rochusmarkt mit ihren bunten Schirmen gut erkennen, aber nicht Maximilian. Weit und breit ist kein Maximilian zu sehen. Der Rochusmarkt ist ein Wochenmarkt wo es so gut wie alles gibt. Vom Gemüse und Obst zu Fleisch und Wurst bis hin zu Schals und Lederbrieftaschen. Er hat den Namen von der Rochuskirche, die während der zweiten Türkenbelagerung völlig zerstört wurde, danach im barocken Stil wiedererbaut und sich auch heute noch am oberen Ende des Marktes befindet. Man sagt es gibt hier noch unzählige unterirdische Gänge aus dieser Zeit. Es ist schon ein lustiges Bild, die wenigen Menschen, die bei diesem Sauwetter auf der Straße sind, drängen sich unter den Schirmen der Buden, keiner der Leute will nass werden, man könnte glauben sie wären alle aus Zucker. Und müssten sonst zergehen, wie Zucker im heißen Kaffee.

Die ganze Landstraße ist heute sonst ziemlich Menschenleer, nur hie und da huscht ein Passant mit schwarzen Schirm, oder anderen schirmähnlichen Regenschutz, Frauen hingegen meist mit bunten Schirmen bewaffnet, über die Straße, um sich sofort wieder in die Häuserfluchten zu retten. Harry kann sogar Leute auf der Straße erkennen, die sich mit einer Zeitung auf dem Kopf gestülpt, vor dem Regen schützen wollen. Manche laufen wie Balletttänzer, auf Zehenspitzen, und versuchen so den immer größer werdenden Lacken auszuweichen. Ein Fiaker trabt die leicht ansteigende Straße entlang, die Pferde dampfen regelrecht, der Kutscher kauert auf dem Bock und starrt vor sich hin.

Sogar die Autos fahren ganz langsam, so stark regnet es. Sie spritzen hohe Wasserfontänen auf die Gehsteige, und so manch ein Fußgänger wird von der Gischt getroffen. Ein Passant, den er gerade sehen kann, der einen schwarzen Mantel trägt, fuchtelt wild gestikulierend mit der erhobenen Hand, in der anderen hält er einen vom Wind geknickten Regenschirm, einem Autofahrer nach. Vielleicht schimpft er auch, das kann er aber durch seine geschlossenen Fenster nicht hören. Aber eine Frau, die an dem Passanten vorbeigeht, schüttelt den Kopf. Sie ist wohl entsetzt über seine Schimpftiraden.

Plötzlich läutet es an der Tür, das wird wohl Maximilian sein, schießt es Harry durch den Kopf. Endlich, es wird schon Zeit, denn das Warten dauert ihm schon zu lange. Man kann zwar bei dem Mistwetter sonst nichts anfangen, aber das Warten dauert dann besonders lange. Neugierig, was er ihm wohl so geheimnisvolles zu erzählen hat, springt Harry mit einem gewaltigen Satz vom, wie gesagt für Wiener Altbauwohnungen typischen breiten, Fensterbrett auf den frisch gewachsten, das sagt man so in der Wienerstadt, für alle anderen heißt das wohl gebohnerten, Parkettboden. Hoppla, damit hat er wohl nicht gerechnet. Mit einer ungewollten gigantischen

Rutschpartie gleitet er über den glatten Holzboden.

Surfvergnügen, die Beach Boys würden zu ihren Hit anstimmen, schießt es ihm durch den Kopf. Surfin’ U.S.A. So weit so gut, alles geplant könnte man sagen.

An der Eingangstüre stoppt er seine rasante Fahrt durchs Wohnzimmer und Vorzimmer, schätzungsweise vier Meter Wohnzimmer und drei Meter Vorzimmer, nach Adam Riese sieben Metern, mit einem ohrenbetäubenden Knall. Benommen schüttelt Harry sein geschundenes Haupt und denkt sich: „Na Servus, das war jetzt auch nicht ohne.“ Und laut brummt er weiter: „Man sollte dieses rutschige Fußbodenwachs verbieten.“ Er fährt sich mit der flachen Hand über seine Haare, um nicht auszusehen wie ein gerupftes Henderl und öffnet die Eingangstür. Ganz cool und dabei tut er so, als wäre eben gar nichts passiert.

Er zieht also die Eingangstüre mit einer einladenden Geste auf, mit der Meinung Maximilian steht vor ihm. Die Endtäuschung ist ziemlich groß, nein falsch enttäuscht ist er nicht wirklich, aber, ja das ist das richtige Wort, überrascht. Nun, es steht nicht Maximilian vor Harry, sondern Dorli, eigentlich heißt sie Dorothee, aber die Clique, also Harry und alle seine Freunde, sagen Dorli zu ihr. Dorli ist schon seit Ewigkeiten in der Rasselbande. Sie sieht Harry an und kann dabei ihr Lachen nicht verkneifen, denn sie hörte ebenfalls sein etwas zu engagiertes Herantreten an die Eingangstüre und reimt sich, nachdem sie dem glatten Boden eines Blickes würdigt, eins und eins zusammen.

Sie sagt aber zu ihm ganz unschuldig: „Ist dir etwas heruntergefallen?“ und grinst dabei ganz unverschämt. „Hat ja gerade eben einen gewaltigen Bumms gemacht.“ Während sie das sagt gluckst ihre Stimme und sie beginnt fast zu kichern. Er geht nicht darauf ein, als hätte er ihre Bemerkung gar nicht gehört, und sagt ganz gelassen: „Hallo, Dorli, komm weiter, du bist ja klitschnass.“ Ihre sonst immer topgepflegten langen brünetten Haare hingen ihr diesmal in nassen Strähnen herunter. Als sie im Vorzimmer war, schließt Harry hinter ihr die Türe wieder, eine dunkelbraune Eichentüre, ziemlich schwer.

Er prüft noch mit einem scharfen Blick, ob er nicht doch Spuren an der Pforte hinterlassen hat, keine Kratzer, keine Dellen, dafür aber spürt er eine kleine Beule an seinem Kopf, die ständig zu wachsen scheint. Er lässt sich aber nichts anmerken, es ist auch keine Zeit dazu, denn Dorli erzählt ihm sofort ganz aufgeregt, dass Maximilian sie heute angerufen habe. Er sei am Telefon ganz aufgelöst gewesen, meint sie, während sie ihre Jeans schüttelt, sodass sich regelrecht eine kleine Pfütze auf dem Fußboden ausbreitet.

Harry wischt den Wasserfleck mit einem Wischmob, den er vorsichtshalber im Vorzimmer stehen hat, gleich weg und deutet Dorli, sie möge ins Wohnzimmer weitergehen. Auf Harrys Frage, was er denn gesagt habe, antwortet sie, während sie beide in Richtung Wohnzimmer schlendern: „Er hat nur gesagt, dass er auf dem Weg zu dir ist. Er ruft unterwegs auch gleich Freddy an und auch er soll zu dir, Harry, kommen.“ Achselzuckend ergänzt sie noch: „Mehr weiß ich auch nicht.“ Dorli lässt sich mit einem Seufzer auf die Couch fallen und streckt danach genüsslich ihre Beine kerzengerade aus.

Merkwürdig denkt Harry sich, und er streicht sich instinktiv mit der linken Hand nachdenklich über sein unrasiertes Kinn. Er geht zum Fenster und dreht sich dort angekommen zu Dorli um. Angelehnt an die Fensterbank sagt er während er aus dem Hosensack sein Smartphone kramt zu ihr: „Ich werde Maximilian gleich an seinem Handy anrufen und fragen wo er so lange bleibt. Und vor allem, was ihn so aus der Ruhe bringt.“ Dorli winkt mit einer kurzen Handbewegung ab und erklärt: „Brauchst du nicht, ich habe schon öfter versucht ihn am Telefon zu erreichen, ohne Erfolg. Das Handy ist ausgeschaltet, denn die Mailbox schaltet sich sofort ein.“ In die darauffolgende Stille, die Beiden sind kurzfristig in eigene Gedanken versunken, schrillt wieder die Türglocke.

Wie auf Kommando starten die Beiden in Richtung Eingangstüre, sie schauen sich eine Sekunde lang fragend an und stürzen gleichzeitig zur Türe und reißen gewissermaßen gemeinsam die schwere Eichentüre mit einem Ruck auf und sehen in zwei verdutzte Augen. Am Gang steht ihr Freund Freddy, ebenso nass wie Dorli noch kurz zuvor.

Freddy ist auch schon im besten Mannesalter, immer salopp gekleidet und trägt immerzu Westernstiefel. Harry glaubt der schläft sogar damit. Dorli und Harry sagen beide gleichzeitig wie im Chor, noch bevor Freddy einen Laut von sich geben kann: „Hat dich Maximilian auch angerufen?“ Freddy nickt nur, seine metallene Halskette klimpert im Takt mit seinen Kopfbewegungen. Er schüttelt seinen Mantel, das Wasser spritzt nur so um sich, umständlich zieht er ihn aus und wirft ihn auf einen Garderobenhaken. Dann tut er so als wäre er ein Wackeldackel, schüttelt den Kopf und sagt: „Brrr, so ein mieses Wetter, wird’s denn überhaupt nicht besser? Jetzt musst schon im Sommer die Maschin‘ in der Garage stehen lassen, sollt‘ mir ein Schlauchboot kaufen.“ Dabei klimpert seine Halskette an der seine Bundesheer-erkennungsmarke hängt. Harry muss unweigerlich an die Kühe auf den Almen Tirols oder Salzburgs denken, wenn die mit ihren Kuhglocken läuten.

Als auch er so gut es geht trocken ist, mithilfe eines bereitgestellten Handtuches, das Harry schnell aus dem Badezimmer geholt hat, gehen sie alle drei ins Wohnzimmer. Den Wischmob konnte er diesmal in der Ecke stehen lassen, denn Freddy hat sich schon, schlauerweise, am Gang das überschüssige Wasser aus seinen Stiefeln geschüttelt. Harry setzt sich wieder aufs Fensterbrett um Ausschau zu halten und murmelt dabei: „Gondeln in Wien, das wäre doch was.“ Am liebsten würde er seine Stirn wieder am kalten Fensterglas kühlen, damit die Beule weiterhin unsichtbar bleibt. Wo bleibt denn Maximilian nur.

Der Regen klatscht noch immer ans Fenster und unten auf der Straße ist noch immer alles verhältnismäßig Menschenleer. Und die wenigen Leute, die auf der Straße sind, drängeln sich noch immer unter den Schirmen der Marktbuden. Harry dreht sich um und sieht zu seinen beiden Freunden, Dorli und Freddy. Die machen es sich währenddessen auf einem großen Teppich, der über den frisch gewachsten Parkettboden kunstvoll ausgebreitet ist, gemütlich.

Unweigerlich muss er dabei an die folgende Geschichte denken. Die Story ist nämlich, dass das kein gewöhnlicher Teppich ist, der gehörte einmal einen Scheich Emir oder so, er hatte den in seinem Zelt liegen. Das erklärte ihm zumindest der Trödler der ihn Harry verkaufte. Er durchschaute aber den Händler sofort und wusste, die Auslegeware kommt aus dem Supermarkt, das Preisetikett verriet es ihm. Man sollte es eben rechtzeitig entfernen. Aber er ist genauso gemütlich wie farbenprächtig, man sieht es, denn Freddy lehnt sich an Dorli Schulter an, brummt zufrieden wie ein Plüschteddybär und schläft sofort ein.







Kapitel 3, Herzog Karl V.

Heute ist der 12.Oktober 1683, die zweite Türkenbelagerung ist geschlagen, Herzog Karl V. (Lothringen) Feldherr der kaiserlichen Armee, dreht sich noch einmal zufrieden in seinem Bett um und genießt die Ruhe nach den Wochen und Monaten der gefährlichen Schlacht um Wien. Heute ist der Tag an dem er vom österreichischen Kaiser offiziell geehrt wird.

Der Herzog ist noch teilweise im Halbschlaf als es an der Schafzimmertüre klopft. Leise öffnet sich die schwere Eichentüre, ein Lakai, im typischen Livree eines Dienstboten gekleidet, mit einem hageren Gesicht und quirligen Augen, schaut in das mit schweren dunkelroten Brokatvorhängen abgedunkelte Zimmer, um sicher zu gehen, ob der Herzog auch schon munter sei.

Als er sieht, dass sich der Herzog nur mehr im Dämmerschlaf befindet, schleicht er leise, fast unhörbar, nur das leise knarren des Parkettbodens ist zu hören, in das Zimmer. Nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hat, geht er unter laufenden buckelnden Bewegungen zu den großen Fenstern und öffnet die Vorhänge nahezu lautlos. Licht strömt in das große mit Stuck verzierte Schlafzimmer, er blickt aus dem Fenster und sagt: „Guten Morgen Durchlaucht, das Wetter ist heute nicht sehr schön, vielleicht wird es Regen geben.“ Der Herzog blinzelt in das Licht, in die Richtung aus der die Stimme kam und sieht nur schemenhaft den Lakaien. Als Antwort grunzt er nur unverständliches. Der Lakai nimmt dies als Bestätigung und fährt fort: „Durchlaucht, wenn sie bereit sind läute ich der Zofe, sie möge das Frühstück vorbereiten.“

Nach dem opulenten Frühstück mit Kipferln, Marmelade und neuerdings mit Kaffee frisch aus dem neumodischen Kaffeehaus vom Kaffeesieder Kolschitzky, so wie es der Herzog liebt, begibt man sich zur Kleideranprobe, denn heute ist ein besonderer Tag, heute wird er vom Kaiser geehrt. Dafür dass er den Großvisier Kara Mustafa vor den Stadttoren Wiens zum Aufgeben gezwungen hat.

Das Hofzeremoniell beginnt um 14:00 Uhr, denn der Kaiser benötigt nach dem Mittagmahl genügend Zeit sich kaiserlich auszuruhen. Die Hofburg ist für diesen Anlass festlich geschmückt, hat ja Kaiser Leopold I. erst den Schweizertrakt mit der Amalienburg verbunden. So entstand der nach dem Kaiser benannte frühbarocke Leopoldinische Trakt. Die Damen in ihren spitzenumsäumten Gewändern tragen trotz des trüben Wetters, es ist ja schon Oktober, zarte weiße Sonnenschirme, um ihren blassen Teint nicht zu gefährden. Ihre spitzenbesetzte Kleider reichen bis auf den Boden, haben tief ausgeschnittene Dekolletees und nach oben gepresste Busen, so ist eben die Etikette. Grafen, Herzoge, Barone und so weiter fahren in blankpolierten Kutschen vor, während die arme Wiener Bevölkerung hinter den Kutschen herläuft um die Rossknödeln der Pferde aufzusammeln, sie sind ein bewährtes und kostengünstiges Heizmaterial.

Das Ritual wird bei solchen Ehrungen immer strikt eingehalten und darf niemals, auch nur ansatzweise, geändert werden. Als der Herzog in den großen Spiegelsaal gerufen wird, geht er mit bedächtigen Schritten durch die, ihm zuvor extra geöffnete, gepolsterte Türe. Die Galauniform des Herzogs ist reich mit Orden verziert und der Säbel den er auf der rechten Seite trägt, scheppert im Takt seiner Schritte. Die linke Hand ist behandschuht und hält den Handschuh der rechten Hand. Die wiederum ruht auf dem Knauf seines blankpolierten Säbels.



Die schwarzen Stiefel sind frisch gewichst und glänzen um die Wette. Spiegeln auf allen Wänden und Decken des Saales, dicke rote Teppiche am Boden ausgelegt, Kristallluster mit tausenden Kerzen baumeln von der Decke herab. Goldbelegter Stuck glänzt in den Zwischenräumen der Spiegel, was ist das gegen das Feldlager der vergangenen Monate wo man in Zelten hauste und der Gestank von Pulver und Schweiß herrschte. Er schreitet durch ein Spalier an Soldaten, allesamt von hohem Adel, die Hofdamen verneigen sich artig.

Das gefällt den Herzog besonders gut, so kann er die Dekolletees der Damen ungeniert betrachten und bekommt keine harsche Antwort ihres Galans. Der ihn dann womöglich zum Duell auffordert. Der Herzog zwinkert einer aparten Baronin versteckt zu. „Toll sieht sie heute wieder aus, die Nannerl.“ Denkt er sich im Vorbeigehen, die Nannerl wird bei seinem Zwinkerer rot und kichert verlegen, sodass ihr tiefes Dekolleté regelrecht zu beben beginnt.

Der Kaiser sitzt am Ende des Saales, an einem, man glaubt es kaum, ziemlich abgewetzten Militär-schreibtisch in einem bequemen mit grünem Samt bezogenen Stuhl, der sicherlich auch schon bessere Tage gesehen hat. Er sieht den Feldherren mit stolzem und väterlichem Blick entgegen, der Herzog bleibt zirka einen Meter vor dem Schreibtisch stehen, verbeugt sich und grüßt den Kaiser in aller Form. Der erwidert den Gruß mit den Worten: „Na, mein lieber Feldherr, jetzt haben wir die Türken wieder einmal geschlagen, war eine kolossale Schlacht die er uns da geliefert hat, nicht wahr?“ Er zeigt auf den Dolch der vor ihm am Sekretär liegt: „Da hab ich mir gedacht an Orden kann ja jeder haben, aber einen echten Türkendolch, das ist einmal was Besonderes, genauso wie die außergewöhnlichen Leistungen die er für

Österreich und seinen Kaiser erbracht hat.“

Er nimmt den Dolch vom roten Samtpolster der mit einer goldenen Kordel verziert ist und reicht ihn den Herzog: „So soll er den Dolch in Ehren halten und mit den drei Edelsteinen, rot grün und gelb, immer an die fulminant gewonnene Schlacht denken.“ Der Beschenkte steht kerzengerade und schlägt die Hacken zusammen, so dass es nur so pascht, wie die Wäschermädln immer sagen, und nimmt den Dolch entgegen. Zuvor hat er seine weißen seidenen Handschuhe auch von der linken Hand abgestreift, nun sieht man auch seine Kriegsverletzungen, viele Narben zieren seine Hände.

Der Kaiser nimmt noch eine Rolle Pergament vom Samtpolster, das Pergament ist mit dem roten Kaisersiegel an der Banderole versehen: „Lieber Herzog, das ist das Zertifikat, das Kaiserliche Zertifikat, dazu.“ Und im wohlwollenden Ton: „Und schau, dass er halt a bisserl brav ist.“ Mit einer winkenden Handbewegung, eine typische für einen Kaiser, entlässt er den Herzog. Er möge sich nun entfernen, es warten schließlich noch andere Ehrenbürger auf ihre Orden. Gegen 16:00 ist der offizielle Teil vorbei und das nicht minder offizielle Fest kann beginnen.



30. Juli (Lybien)

Überstürzt machen sich am nächsten Tag Abdul Aziz, Hans Berg und Al-Saud mit dem Auto, ein alter klappriger offener Jeep, von Yusuf Rahman Al-Saud auf den Weg in die Wüste. Genauer gesagt zur etwa hundert Kilometer entfernten Stadt Nalut.

Dort befindet sich die Industrieanlage von Lawrence Hunter, der Empfänger der Lieferung. Lawrence Hunter ist der Sohn von dem berüchtigtsten Drogenboss Mittelamerikas, von Carlos Marques. Lawrence hat den Namen seiner Mutter angenommen, einer englischen Lehrerin, nachdem sein Vater vom amerikanischen Geheimdienst als „Most Wanted“ gesucht wurde. Carlos Marques ist tot, genauso wie seine Mutter, hingerichtet im Kugelhagel des amerikanischen Geheimdienstes. Gerade als sie die Drogen geliefert hatten und in das bereitstehende mit laufenden Propellern wartende Flugzeug steigen wollten. Alle starben, außer Lawrence Marques Hunter, er versteckte sich damals im Rumpf des Flugzeuges. Damals war er zwölf Jahre alt, seitdem schwor er den Amerikanern Rache.

Als er die beiden, Abdul Aziz und Hans Berg damals im gottverlassenem Lybien, genauer gesagt in der Stadt Nalut kennen lernte, schöpfte er das erste Mal Vertrauen gegenüber Fremden. Sie zogen von einer Bar zur anderen, steckten da und dort den knapp bekleideten Animierdamen Dollarscheine in die Stringtangas. Die setzten sich dann lächelnd auf den Schoß des Spenders und kippten das Glas Whiskey vom Tisch mit einem Schluck herunter. Lasziv stand so manche auf, und geizte dabei nicht mit ihren Reizen und schwebte zum Nebentisch.

Eines Abends die Bar war schon ziemlich leer, nur ein paar Besoffene lungerten noch herum, die Animierdamen sind auch schon mit ihren Freiern abgezogen, stellte sich für die drei die Frage, wohin? Sie gingen, oder besser gesagt sie wankten, nirgends hin. Der Kellner knallte wortlos eine Runde Whiskey auf den Tisch warf sein schmutziges Tuch über die Schulter drehte sich wortlos um und verschwand im Dunst der Bar, somit blieben sie sitzen, in der Bar ALI BABA. Nach einigen weiteren Whiskys löste sich dann auch die Zunge von Abdul und er begann zu erzählen, dass er Arzt sei und gerne „am lebenden Beispiel“ experimentiere. Berg sagte er kenne neue Methoden beim Strecken von Rauschgift, so erzählte auch Lawrence von sich. Vom Vater, dem Drogenboss und vom Hass auf Amerika, insbesondere dessen Geheimdienst. Dann fiel Abdul sein Freund ein, Yusuf Rahman Al_Saud, dem Chemiker.

Es brauchte nur eine weitere Nacht und einige Flaschen Alkohol und eine neue Idee war geboren.

Nun sind Abdul, Yusuf und Hans auf der mit Sanddünen gesäumten N53 unterwegs nach Nalut. Während der Fahrt reden die drei nichts, wäre auch sinnlos, in den alten offen Jeep würde man sowieso kein Wort verstehen. Bei einem kurzen Stopp an einer Wasserstelle, aus dem Jeep raucht es schon verdächtig aus dem Motorraum, sagte Berg nachdem er einen Schluck Wasser aus der Feldflasche genommen hat um sich den Sand aus der Kehle zu spülen zu Abdul: „Glaubst du, dass das gut war, unseren „Patienten“ vor dem Spital in Ghadames abzustellen? Die werden Fragen stellen.“ „Die keiner beantworten kann.“ Ergänzt Yusuf murmelnd während er das Kühlwasser des Jeeps nachfüllt.

Mit einem lauten Knall lässt Yusuf die Kühlerhaube ins Schloss fallen. Er wischt sich mit einem Lappen die Finger ab und ergänzt: „Als wir unseren Patienten eingeladen haben war es finster und außerdem hatten wir uns Strümpfe über den Kopf gezogen. Also der hat uns nie gesehen.“ Er wirft das Tuch und die fast leere Flasche auf die Rückbank des Jeeps und ruft: „Los geht’s!“ Aziz und Berg ziehen wie auf Kommando die Schirmkappen tiefer ins Gesicht und schwingen sich auf ihre Sitzplätze. Mit Vollgas setzt Al-Saud den alten Jeep in Fahrt, sodass es nur so staubt, und die Schirmkappen eigenständig das Weite suchen.

















































Kapitel 4, Der Zettel

Freddy ist sofort hellwach als irgendetwas am Fenster, an dem Harry sitzt, klopft. Er zeigt mit aufgerissenen Augen zum Fenster. Harry dreht sich um, in Richtung der Zimmerverglasung, Dorli und Freddy springen mit einem Satz zu ihm zum Fensterflügel. Zum Glück haben diese alten Gemäuer dicke Wände, dadurch sind auch die Fensterbretter nicht nur breit sondern auch sehr stabil. Sonst hätten die drei wohl nicht genügend Platz, in der Fensternische.

Sie schauen nun gemeinsam beim Fenster raus und Maximilian beim Fenster rein. Rasch öffnet Harry das Fenster, ein altes zweiflügeliges Fenster, dass nach außen zu öffnen ist. Maximilian muss sich ducken um nicht einen Schlag mit dem Flügel zu bekommen. Er klettert umständlich und mühevoll zuerst auf’s äußere dann auf’s innere Fensterbrett und hält sich krampfhaft mit beiden Händen am Fensterkreuz fest. Seine Brillen sind sofort Dunstbeschlagen, sodass er nahezu gar nichts mehr sehen kann. Er wirkt aufgeregt und erschöpft zugleich, nass ist er sowieso. Er blickt seine Freunde über den Brillenrand entgegen, durch die Gläser kann er noch immer nichts sehen, sie gleichen eher Milchgläsern als Brillengläsern.

Freddy prescht mit seiner Frage, die nun alle quält, ja sprichwörtlich unter den Fingernägeln brennt, aufgeregt aber andererseits fast fürsorglich hervor: „Maximilian, wo kommst du denn bloß her, warum bist du so aufgeregt, was ist passiert.“ Maximilian wischt sich mit seinem Mantelärmel über die Brillen und klettert genauso umständlich vom Fensterbrett wie er das Selbe erklommen hatte, welches ungefähr einen Meter über den Boden ist, auf den Fußboden. Insgeheim wartet Harry darauf, dass er auch auf dem glatten Parkett ausrutscht sowie kurz zuvor er selbst.

Da der Regen noch immer unaufhörlich aufs Fensterbrett prasselt, zieht Harry sofort hinter Maximilian beide Fensterflügel wieder zu. Unten angekommen, aber ohne Schleuderpartie, richtet Maximilian wieder seine roten Brillen in die korrekte Lage, sieht die Umstehenden alle sorgenvoll an und sagt: „Ich musste mich verstecken und sogar tarnen, bin auf Umwegen zuerst nach Hütteldorf gefahren und habe mich vergewissert ob mir vielleicht jemand folgt.“

„Erst als ich sicher war, dass mir niemand gefolgt ist, traute ich mich“, er sieht Harry durch seine rotumrandeten, mittlerweile halbwegs durchsichtigen Gläser an, „mit der U4 Richtung Landstraße zu dir zu fahren.“ Das ist sicherlich eine kleine Anspielung, denn Harry zieht ihn oft damit auf, dass er manchmal die falsche Richtung nimmt. „Dabei ist mir aber, in der Aufregung, das Handy ins Wasser gefallen, nun geht es nicht mehr. Vielleicht funktioniert es dann wieder, wenn es trocken ist. Dann habe ich die Leute unter den Schirmen am Rochusmarkt gesehen, sie konnten alle zu der Eingangstüre deines Hauses blicken, das war mir dann doch zu gefährlich.“

„Verdächtige Gestalten, die das Haus möglicherweise schon observieren, kann ich ja so nicht erkennen, da sie sich gut unter den Regenschirmen und hochgekrempelten Mantelkrägen verstecken könnten. Na gut, dachte ich mir, die laufen sowieso alle mit gesenkten Häuptern durch die Gegend und durch die Schirme kann ohnehin keiner durchsehen, also bin ich über das Gerüst vor dem Haus, das noch zusätzlich mit Werbetafeln vernagelt ist, zu deinen Fenstern hochgeklettert.“

„Da die Leiter im Baugerüst gleich neben dem Wohnzimmerfenster läuft, konnte ich auf das Fenstersims steigen und anklopfen. Meine Sorge war nur, ob ich die Stockwerke richtig abgezählt habe. Zum Glück ist mir eingefallen, dass du im zweiten Stock wohnst und diese blöde verdorrte Blume an einem deiner Wohnzimmerfenster steht. Die mir beinahe auf den Kopf gefallen ist, nachdem du das Fenster aufgerissen und ihr alle zum Fenster gestürmt seid.“

Er sieht seine Freunde vorwurfsvoll an: „Die ist jetzt sicherlich in tausend Scherben, die Blume. Ist euch gar nicht aufgefallen, was?“

Alle schauen Maximilian verwundert an, der sonst so ängstliche und tollpatschige Maximilian ist auf einmal so draufgängerisch? Was muss wohl passiert sein, dass Maximilian so reagiert. Mittlerweile sind seine Brillengläser wieder glasklar. Er sieht die drei nochmals der Reihe nach an, er genießt es, sie so gespannt dasitzen zu sehen. Harry dreht sich noch mal zum Fenster, seine Blume, seine herrliche Begonie, wo ist sie nur? Er gibt zu, sie glich eher einer Dörrblume aber jetzt, jetzt ist sie weg. Tatsächlich, es ist ihm gar nicht aufgefallen, die Topfpflanze ist aus dem Fenster gefallen.

Maximilian spannt sie regelrecht auf die Folter, er hat ihnen noch immer nicht verraten was ihn so erregt. Er setzt sich auf den „emirschen“ Teppich, verschränkt seine Beine und Arme, wie in 1001 Nacht sitzt er da als würde er gerade fortfliegen wollen, mit dem Teppich, und fährt fort. „Heute früh weckte mich der besonders starke Regen, als er an meine Mansardenfenster donnerte, sonst ist es ja, wie ihr wisst, bei mir ziemlich ruhig, nur am Wochenende ist im Lainzer Tierpark bekanntlich dann mehr los. Da verstecken sich dann die Wildschweine im Wald und die Ausflügler kommen mit Kind und Kegel ins urbane

Erholungsgebiet.“

„Aber dieses Prasseln war gerade sehr laut, ich wollte meine Nase aus meiner Wohnung stecken, machte dazu am Französischen Balkon das Fenster auf und mein Gesicht war sofort ganz nass. Ich hatte vergessen, dass es schon seit Tagen nur regnet. Ich wollte rasch wieder zurück in mein gemütliches Zimmer, doch plötzlich klebte ein nasser Zettel an meiner ebenso nassen Stirn, scheint wohl vom Wind hergetrieben zu sein, dachte ich mir.“

„Ich war eher sauer darüber, was die Leute so einfach alles fallen lassen. Die sollen doch den Mist mit nach Hause nehmen und dort wegschmeißen. So, was mach ich jetzt mit diesem Stück Papier. Ich schloss das Fenster wieder und dachte mir, dass ich den Wisch in meinem Mistkübel versenken werde.“

„Doch dann fiel ein eher zufälliger Blick auf den Zettel und ich konnte sehen, dass da was drauf stand. Ich versuchte während ich in die Küche zum Mistkübel ging das Gekritzel zu Endziffern:

Cum pluvia revertar, sed et caelum et mundum, Nunc fracta incantatores,

Arcus potest etiam lucere.”



Maximilian ist mit seiner Schilderung so in Schwung geraten, dass er gar nicht merkt, dass ihm seine Freunde momentan gar nicht folgen können. Erst als er wieder in ihre Richtung sieht, erkennt er die sprichwörtlichen Fragezeichen in ihren Gesichtern. Er bemüht sich daher rasch aufzuklären. „Ihr wisst ja, meine Freunde, ich hatte einmal in grauer Vorzeit Latein in der Schule. Kann man immer wieder brauchen, die tote Sprache. Ich habe so gut es geht übersetzt. Man kann ja leider nicht alles lesen, vergilbt, verwaschen und die Schrift noch dazu extrem verschnörkelt.“ Er legt eine kleine Pause ein und sagt dann:

„Erst wenn der Regen wieder aus wird sein, ist dann der Himmel noch so rein, nun endlich gebrochen ist der Bann, der Regenbogen wieder strahlen kann.

Das wäre dann die Übersetzung, aber einen Sinn kann ich daraus auch nicht wirklich erkennen.“ Sagt er achselzuckend.



„Ich las diesen Text also mehrmals, verstand aber den Inhalt immer noch nicht wirklich, ist doch etwas absurd, oder?“ Er runzelt seine Stirn: „Vielleicht ist das eine Botschaft, oder aber auch die chiffrierte Verständigung zwischen kriminellen

Vereinigungen. Oder gar eines Geheimdienstes.“

Freddy lehnt lässig mit verschränkten Armen an der Fensterbank und meint: „Oder vielleicht ist’s doch nur eine Seite aus einem Kinderbuch mit dem Titel

„Nepomuk aus der Regentonne“ oder „Zehn kleine…..“

Maximilian unterbricht ihn: „Na geh!“ und nimmt den Zettel, der noch immer nass ist, aus seiner grünen Jackentasche, entfaltet ihn vorsichtig und reicht ihn seinen Kameraden zur Ansicht, nicht zuletzt weil er merkt, dass sie seinen Ausführungen nicht so ganz Glauben schenken. Harry nimmt als erster den Zettel in seine Hände und murmelt: „Oder eben nur eine

Aufforderung zu einem Date.“



Um besser sehen zu können, geht er gleichzeitig zu seiner Stehlampe, nicht die Augen von diesem Zettel lassend. Als er die Lampe mittels Fußschalter einschaltet, sieht er wie seine Freunde ihre Augen zu schmalen Schlitzen zukneifen. Harry denkt sich dabei: „Ich gebe zu, es war schon ziemlich finster, aber da wir alle, außer Maximilian sehr gute Augen haben, ist es uns nicht sonderlich aufgefallen, und die Birne in der Lampe ist etwas überdimensioniert.“ Er streicht den Zettel, der nicht sonderlich groß ist, wahrscheinlich von einem Abrissblock, vorsichtig und so gut es geht über seine Oberschenkel glatt.



Er kann genau das in verwaschener blauer Tintenschrift lesen, was ihnen Maximilian zuvor erzählte. Er nickt. Denkt sich noch, wer schreibt denn heute noch in dieser alten Schrift, Kurrent, nennt man die glaubt er, oder ist der Zettel wirklich schon über hundert Jahre alt? Er reicht den Wisch an seine beiden Freunde weiter. Die prüfen das Papier ebenfalls sorgfältig, Fingerabdrücke oder Ähnliches, wird wohl Fehlanzeige sein, alles ist nass, sowie ein gebrauchtes Saunahandtuch.

Die Meldung über den Diebstahl des Regenbogens wäre so unglaublich, dass ihnen dazu nichts einfällt, aber genau das ist auch unglaublich. Sie haben bisher schon viele Abenteuer erlebt. Aber das hier, ja das wäre ungeheuerlich. Freddy studiert noch immer das Blatt Papier, so, als ob er doch noch etwas Verborgenes finden könne. Dabei hält er den Zettel zur Lampe, vielleicht ein Monogramm oder gar Wasserzeichen. Dorli meint: „So ein Schwachsinn. kann man den Regenbogen überhaupt stehlen?“ und kratzt sich dabei mit ihren gepflegten Fingernägeln an der gekräuselten Stirn, dabei streicht sie sich ihre fast getrockneten Haare zurecht.

Freddy knurrt, mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden: „Stimmt einen Regenbogen hab ich schon lang nicht mehr gesehen. Aber das allein ist für mich nichts Besonderes.“ Er sieht die Anderen an und sagt: „Ist sicher nur ein blöder Witz.“ „Aber,“ fällt ihn dann ein: „Habt ihr gesehen, das ist doch ein Reim, vielleicht ist das nur ein Vers. Vielleicht sollte das ein ganzes Gedicht sein und der Rest fehlt einfach.“ Freddy denkt nach und meint: „Was hält ihr davon?

Wo der Regenbogen entspringen mag,

soll ein goldener Schatz vergraben sein, hebe den Schatz an den Tag,

deine Liebe ist dann sicher mein.

Wenn das Gold ich dir zu Füßen lege,

und ich damit pflastere deine Wege.

So könnte es ja auch enden, oder?“ Zufrieden lehnt er sich zurück. Dorli ruft endzückt: „Jö, ein

Liebesgedicht! Wie romantisch.“

Harry wendet sich mit sorgenvoller Stimme seinen Freunden zu: „Und wenn nicht? Was hält ihr davon wenn wir Stephan den Zettel mit dieser Botschaft zeigen. Er ist ja doch unser weiser Alte in seinem luftigen

Ausguck, so hoch droben im Haashaus.“

Die Freude seiner drei Freunde ist nicht gerade riesengroß. Sie geben protestierend zu bedenken, dass sie eben erst trocken geworden sind und der Regen draußen immer noch nicht aufgehört habe. Dorli ruft gar: „Da werden wir ja wieder nass, brrrrrrrrrr.“ Maximilian demonstriert: „Ich bin noch immer ganz nass.“ Er betont dabei das Wort „immer“ ganz besonders. Harry ergänzt, um auf die Problematik sachlich hinzuweisen: „ Ja, aber wenn wir dieses Problem nicht lösen hört der Regen vielleicht wirklich nie wieder auf.“ Er springt zeitgleich mit seinen Worten, die er gegen Satzende immer lauter sagt, es sollen ihm ja alle hören, auf und holt aus dem Badezimmer ein weiteres, noch trockenes Handtuch.

Als er wieder zurück ist meint er ironisch: „Der schrecklichste Tod für einen Wiener ist im Wasser zu ersaufen. Im Wein ersaufen, wär da schon anders, da wär’s ein Glücksfall.“ Er reicht mit einem Augenzwinkern um das eben gesagte etwas abzuschwächen, das Frotteehandtuch Maximilian, damit der sich seinen Kopf und die wuscheligen Haaren trocknen kann.

Dorli wiederholt, vielleicht hat sie ja niemand gehört: „Den Regenbogen kann man doch nicht stehlen, oder? Ein Regenbogen ist doch ein Phänomen, ein kreisbogenförmiges Lichtband, wo man den Farbverlauf der Spektralfarben sieht. Eine Luftspiegelung, also.“

Freddy meint: „Na jetzt gibst du es uns wieder, gelernt ist gelernt, gell? Hast du gesehen, Dorli? Der Zettel scheint sehr alt zu sein. Die Leute hatten früher eine blumigere Aussprache. Wer weiß was das bedeuten soll.“

Keine Sonne nur Regen, für Nichtbriten sowieso unvorstellbar, Dorli fühlt sich unwohl bei dem Gedanken. „Mist, wenn das stimmt, was Harry sagt,“ grübelt sie. „Gott sei Dank brauchen wir nur die Landstraße hinunter in den Ersten Bezirk zu laufen. Mein Auto kann ich ruhig stehen lassen. Dort überqueren wir den Ring, dann geht’s über die Wollzeile in die Rotenturmstraße,....“ Freddy unterbricht Harry: „Yeah, dort kaufen wir uns eine Pizza, ich habe eh einen Mordshunger.“ Doch der fährt unbeirrt weiter: „.... die gehen wir in Richtung Stephansplatz. So Freunde, machen wir uns auf die

Socken, wir haben wenig Zeit.“

Apropos Socken, da Harry ein schlauer Kerl ist, holt er aus dem Vorzimmerschrank für sich und all seine Freunde Gummistiefel. Das heißt, da er ja da zuerst die Koffer reingestopft hat, muss er mit einer Hand das Gepäck halten um mit der anderen Stiefel um Stiefel herausholen zu können. Ihm passen die Gummistiefel einigermaßen, auch Dorli macht in diesen Schuhen eine passable Figur, Freddy wirkt etwas albern darin, wahrscheinlich deswegen, weil sie ihn nur mit Cowboystiefeln kennen.

Aber Maximilian, Harry kann sich das Lachen nicht verkneifen, verschwindet fast bis zu den Oberschenkeln in den beiden für ihn zur Verfügung gestellten Schuhen. Auch er schaut sich die Bescherung an und als er wieder aufsieht, meint er, er gehe eh nicht auf eine Modenschau sondern sowieso „unterirdisch“.

Freddy sagt: „Freund der Berge du spricht in Rätseln. Was meinst du damit.“ Maximilian antwortet: „Ich schlage euch vor, wir nehmen am besten die vielen unterirdischen Gänge, die unter der Stadt verlaufen, da kenn’ ich mich gut aus, ich bin doch schließlich oft genug im Wienmuseum, da gibt es Pläne davon, auch historische.“ Sie befinden alle seinen Vorschlag für gut und machen sich somit „unterirdisch“ auf den Weg zu Stephan dem Alten.

Nachdem Harry seine Wohnungstüre zugesperrt hat, gehen sie schweigend, wohl jeder in Gedanken versunken, die Treppen abwärts. Da Harry im zweiten Stock wohnt, nimmt Freddy eine Abkürzung und rutscht das Treppengeländer hinunter. Er ist zwar schnell, das ist aber brandgefährlich. Dorli, Maximilian und Harry legen auch einen Gang zu und laufen nun die Stiegen runter ins Erdgeschoß, wo sie Freddy schon mit breit grinsendem Gesicht und ausgebreiteten Armen erwartet. Im hohen Stiegenhaus hallt seine Stimme vergnügt: „Das Geländer ist zum Rutschen da, valerie und vallera,…“ singt er ihnen vor.







Kapitel 5. Der Dolch

Da weder Dorli, Freddy noch Harry die weitverzweigten unterirdischen Gänge der Wiener Stadt kennen, ernennen sie Maximilian kurzerhand zu ihrem Führer, er sagte ja schon, er kennt sich aus. Eingangs erklärt er ihnen noch warum es in Wien so viele unterirdischen Gänge gibt und viele geheimnisvolle Keller, in den alten Häusern, die miteinander verbunden seien. Abschließend sagt er, mit demselben honorigen Brustton wie ein Oberlehrer: „Wisst ihr, die Gänge wurden meistens in der Zeit der

Türkenbelagerung von den Türken angelegt.“

Er steigt währenddessen vor ihnen in den Keller hinunter und stößt eine alte vergammelte Türe auf. Er winkt ihnen ihm zu folgen und verschwindet hinter der Luke. Es ist so als ob ihn die Finsternis verschlingt. Alle folgen ihm und ducken sich dabei, damit sie den herabhängenden Spinnfäden, die scheinbar gierig nach den ungebetenen Besuchern greifen wollen, zu entgehen, in dem dunklen, feuchten Gang der sich hinter der Tür befindet. Modriger

Geruch schlägt ihnen entgegen und nimmt ihnen für Sekunden den Atem. Maximilian dreht sich zu seinen Gefährten um und erzählt: „Man wollte mit Hilfe dieser Gänge die starken Stadtmauern untergraben und

Wien erobern.“

Die Gruppe schleicht nun so durch die unterirdischen Gänge Wiens. Zum Glück haben sie einmal zum Weltspartag kleine Taschenlampen geschenkt bekommen. Diese kann man zum Beispiel perfekt an einen Schlüsselbund hängen. Freddy ist der Ärmste. Er hat seine Lampe offensichtlich schon zu oft gebraucht, sie flackert nur ein paar Mal auf und erlischt dann endgültig. Sie ist leer. Sie werden zwar nicht, vom noch immer nicht aufhörenden Regen nass, jedoch der jahrhundertealte Staub der hier unten von ihren Füßen aufgewirbelt wird, klebt sofort an ihnen. Staub der da überall herumliegt, Reinigungspersonal gibt es nicht.

Harry leuchtet mit seiner Lampe die Wände ringsum ab, dabei ist er nicht sicher ob diese Wände, die nun auch schon, offensichtlich vom steigenden Grundwasser, feucht sind, noch lange halten werden. Die alten Ziegel bröckeln schon verdächtig. Die unverputzten Ziegelwände sind in einem Mix aus rotbrauner und grauer Farbe, die Decken sind uralte Gewölbe die offensichtlich einmal Weiß gestrichen waren. Verfallene Türen hängen überall schief in den Angeln, Verbindungsfenster sind vergittert. Total rostig, diese Gitter, wem oder was hat man hier Schutz geboten. Hier war schon lange keiner mehr. Maximilian redet unaufhörlich und erklärt den Anderen was sich so alles in den beiden Türkenbelagerungen um Wien abspielte, so als wäre er damals schon dabei gewesen. Die waren allerdings schon 1529 und die Zweite 1683. Harry denkt sich noch: „Maximilian der

Klugscheisser.“

Harry hört Maximilian mit einem halben Ohr zu und malt sich seinerseits in seinen Gedanken aus wie es wohl damals so zugegangen sei. Ein Menschengewurl, viele Nationalitäten aus der weitverzweigten Monarchie, zwielichtige Gestalten und Halsabschneider schleichen im Schutz der Dunkelheit umher und gehen ihren zwielichtigen Geschäften nach. Huren versuchen um wenig Gulden sich einen Freier zu angeln und in den dunkeln Ecken deren Wünschen nachzukommen.

Es stinkt nach Rauch verbranntem Fleisch und Alkohol. Hie und da ein Kichern, hie und da ein Schrei, manche Halbseidene streiten um ihren Schandlohn. Ja, so könnte es gewesen sein. Sie sind schon mindestens 20 Minuten hier unten unterwegs, genau kann man das nicht sagen, in dieser Finsternis verliert man schnell jedes Zeitgefühl. Plötzlich hören sie einen gellenden Aufschrei aus einiger Entfernung, das klingt doch nach Dorlis Stimme. Auch Freddy spitzt sprichwörtlich die Ohren und versucht diese Geräusche zu orten.

Harry sieht sich um, auch Maximilian bleibt stehen, sein Redeschwall verstummt mit einem mal. „Aber wo ist Dorli, ich sehe sie nicht. Sie ist verschwunden.“ Denkt Harry und blickt sich um und kann auch nur zwei Taschenlampen leuchten sehen, wo ist die Dritte? Nur Freddy steht wie angewurzelt da und versucht die Dunkelheit mit seinen Augen durchzustechen. Was bleibt ihm sonst übrig, er hat ja keine Lampe mehr, er kann sie nur mehr als Prügel verwenden. Da ist es wieder: „Hey, hallo, ihr tauben Nüsse, hört ihr mich?“ hallt es durch die Gänge. Harry sagt zu Maximilian: „Das ist doch Dorli, diese Stimme kenne ich, aber wo ist sie nur, ich sehe sie nirgends.“ Maximilian bestätigt: „Ja Harry, du hast recht, das muss Dorli sein, hier in diesen vielen Gängen kann man sich sehr leicht verlaufen.“ Und etwas lauter: „Los, Beeilung! Was ist wenn sich ein Gauner hier versteckt hält und nun Dorli als Geisel nimmt.“ Die drei Freunde machen sofort kehrt und folgen der Stimme aus dem Dunkeln.

Diesmal hinter Freddy her, denn er übernimmt sofort die Führung, ist er doch auch Freiberuflich bei der Bergrettung. Zum Ausgleich, so wie er sagt, zum Büroalltag. Man fragt sich nur, warum brauchen die am Kahlenberg eine Bergrettung, der ist ja keine vierhundert Meter hoch. Tatsächlich finden sie Dorli schon nach wenigen Minuten, sie fuchtelt mit ihrer Taschenlampe wild umher. Aber Dorli hatte sich nicht verlaufen, wie sie ihnen gleich ganz aufgeregt erklärt: „Seht her was ich hier gefunden habe, ihr blinden Kerle, ihr läuft wohl überall vorbei.“

Kunststück, denkt Harry sich, bei dem Dreck der hier seit Jahrhunderten herumliegt. Auch Maximilian protestiert sofort: „Aber Dorli, hier sind wir bestimmt nicht vorbeigekommen.“ Dorli lässt Maximilians Protest nicht gelten und deutet vorsichtig mit ihrem Zeigefinger auf einen rostig aussehenden Gegenstand der halb vergraben im Staub am Boden liegt. Freddy stupst vorsichtig mit seinen Gummistiefeln den Staub rundherum zur Seite, wohl um zu sehen, ob da noch mehr herumliegt und grummelt. „Wer weiß vielleicht ist das eine alte Handgranate aus dem Weltkrieg die noch scharf ist und jederzeit hochgehen kann. Da möchte ich aber dann nicht in der Nähe sein.“ Harry begutachtet diesen Gegenstand aus sicherer Distanz, ohne ihn anzugreifen, etwas genauer.

Er weiß, dass man diese Gänge auch für diverse Verstecke verwendet hat, auch Schmuggler hatten sich hier gerne eingenistet. Harry hat wohl nur eine blühende Phantasie. Freddy kniet sich jetzt hin und begutachtet das Stück jetzt aus nächster Nähe. „Hm, also ein Kriegsrelikt ist das Ding definitiv nicht.“ Statt weiteren Erkenntnissen bekommt er aber zu viel Staub in seine, nicht gerade kleine Nase.

Freddy muss niesen, einmal, zweimal, dreimal, er wirbelt dabei so viel Dreck auf das sie einige Augenblicke gar nichts sehen können. Als sich der Staub wieder einigermaßen gelegt hat, sehen sie, dass er mit seinem Niesreiz den ganzen Gegenstand freigelegt hat. Maximilian staunt: „Leute, das ist ein altes Messer, nur halt etwas krumm.“ Harry sagt zu seinen Freunden ergänzend: „Das sieht aus wie ein türkischer Dolch, der ist sicher schon sehr alt.“ Harry bückt sich zu Freddy hinunter und hebt den Dolch vorsichtig mit Zeigefinger und Daumen auf und reicht ihn Maximilian. „Du hast ja in der Jacke Riesentaschen“, sagt er zu Maximilian, „steck den Feitl bitte ein, vielleicht können wir ihn noch brauchen, den vermisst hier sowieso sicherlich keiner.“

Maximilian nimmt den Dolch vorsichtig von ihm entgegen und lässt ihn vorsichtig wie geheißen in seiner Manteltasche verschwinden. Dorli meint noch besorgt: „Schneidet euch nicht mit dem Ding, da holt ihr euch zu allen Unglück noch eine Blutvergiftung.“ Maximilian sagt beruhigend zu ihr: „Keine Angst, ich wickle den Dolch noch extra in den Zettel ein, den ich auch noch eingesteckt habe.“ Er zieht das Messer nochmals aus der Tasche wickelt es wie gesagt in dem Zettel ein und lässt es abermals in seiner Tasche verschwinden und sagt zu Dorli: „Gut so?“ Dorli ist zufrieden und bestätigt mit einem erhobenen Daumen und einem zwinkern.

Nach dieser kleinen Unterbrechung machen sie sich wieder auf den Weg. Auf den Weg zu Stephan in seinem Loft im Haashaus gegenüber des Stephansdomes. „Er thront dort oben wie ein Turmfalke in seinem Horst,“ sinniert Harry, „hoffe das nennt man so, bei Adlern heißt das jedenfalls so.“ Sie beeilen sich, denn sie sind schon neugierig was Stephan zu diesem Hilferuf auf dem Zettel, den Maximilians Stirn aufgefangen hatte, sagen wird.































Kapitel 6. Der Dolch II

Herzog Karl von Lothringen legt nach dem rauschenden Fest mit vielen schönen Damen und noch mehr Wein von dem er sich aber noch vor dem Ende durch das Schweitzer Tor davongeschlichen hatte, den goldenen Dolch in eine große Glasvitrine die in der Eingangshalle seines angemieteten Palais steht. Durch die vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen der kommenden Tage und Wochen ist der Dolch aber bald in Vergessenheit geraten. Wie es halt so ist mit den Orden und Präsenten, aus den Augen aus dem Sinn.

Am ersten November, es ist ein kalter und regnerischer Tag, die Luft riecht bereits nach dem ersten Schnee, oder ist es eher Ruß den man riecht, denn die Haushalte die es sich leisten können, haben geheizt, zumindest in einem Raum, in der Stube. Beim Herzog von Lothringen sind alle Räume wohl temperiert, auch wenn er nicht zu Hause ist. An diesem besagten Tag kommt der Herzog nach einer längeren Reise aus der Toskana zurück. Als seine schwarze Kutsche, gezogen von vier schwarzen schnaubenden Rappen, unter der Einfahrt des Palais mit einem lautem: „Hoo!“ des Kutschers stehen bleiben, sind sofort sämtliche Bedienstete des Hauses zur Stelle um die Koffer des Feldherren von der Kutsche zu nehmen und ins Haus zu tragen.

Plötzlich schreit eine Magd, die eben zuvor erst den großen Koffer mühevoll ins Haus geschleppt hat, gellend auf. Sie läuft aus dem Palais die acht großen Treppen hinunter dem Herzog entgegen, der von der Einfahrt gerade zum Palais spaziert. Der Lakai versucht noch sich ihr in den Weg zu stellen aber er kann sie nicht mehr stoppen und sie ruft: „Der Dolch, der Dolch, er ist weg. Die Vitrine ist leer, das Glas zerbrochen überall Scherben.“ In ihrem Schrecken merkt sie, dass sie ganz vergessen hat, den Feldherrn standesgemäß entgegen zu kommen. Denn am Hofe ist es so Sitte, dass Mägde nur nach Aufforderung mit ihrem Herrn reden dürfen, sonst müssen Mitteilungen erst dem Diener des Feldherren vorgebracht werden.

Der entscheidet dann über die Wichtigkeit der Nachricht und ob sie überhaupt dem Herren erzählt werden darf. Sicherheitshalber macht sie noch einen Knicks vor dem Feldherren und sieht demütig zu Boden. Im nächsten Augenblick springt sie hoch und zeigt mit der rechten Hand nach oben zu den Herrschaftsfenstern, man kann sehen wie sie blutet, offensichtlich hat sie sich beim Nachsehen mit dem geborstenen Glas geschnitten. Der Lakai herrscht sie an: „Was fällt dir ein, du dumme Magd, weißt du nicht dass du nur mit mir sprechen darfst und mit Euer Durchlaucht nur dann, wenn seine Durchlaucht dich etwas fragt. Dann gibst du artig und nicht goschert Antwort, und jetzt verschwinde in die Küche und lasse dich verbinden. Diese Sauerei, überall Blut.“ Schreit er der Magd nach, die eiligst das Weite sucht. Der Herzog meint nur: „Na, na, Johann nicht so streng mit dem Mädel, zeig er mir das Malheur.“

Der Lakai eilt voraus, der Herzog ihm nach, der Dolch fehlt so wie es die Magd sagte. Der Herzog sagt zu dem Lakaien ganz ruhig und gelassen: „Schicke er eine Depesche zum Polizei-General-Leutnant, er möge unverzüglich die Fahndung aufnehmen.“ Der Lakai ruft den Kutscher, der aufmerksam daneben steht, und entschwindet im kalten Novembernebel mit ihm und der Kutsche nachdem die vier schwarzen Rappen vom Kutscher mit einem lauten Schnalzer den Befehl erhalten davon zu galoppieren.





















Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739352718
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Juni)
Schlagworte
Umweltkatastrophe Wien historisches Abenteuer Roman

Autor

  • Erich Wenisch (Autor:in)

Erich Wenisch, 1958 in Wien geboren..
Zurück

Titel: Der gestohlene Regenbogen