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Erfolg sucht Frau!

Tipps von Frau zu Frau - Vermeide Fehler und ändere die Einstellung, um erfolgreich im Beruf zu sein. Eine Ex-Managerin eines DAX-Unternehmens gibt Einblicke in ihre Erfahrungswelt.

von Elana Liehmar (Autor:in)
100 Seiten

Zusammenfassung

„Das schafft die nie!“ Diesen Spruch haben Sie bestimmt auch schon mal über sich gehört. Elana Liehmar hat ihn unzählige Male in ihrem Berufsleben als Managerin und Führungskraft gehört und das Gegenteil bewiesen. Nur gut zu sein und ein fleißiges Arbeitsbienchen zu sein, reicht nicht aus. Es gehört mehr dazu, um erfolgreich zu sein. Am Beispiel von persönlich erlebten Situationen schildert Elana Liehmar ihre Maßnahmen und Strategien zur Vorgehensweise, um typisch weibliche Fehler zu vermeiden. Dabei verrät sie hilfreiche Tipps, die aus der Praxis stammen und die das berufliche Vorwärtskommen deutlich erleichtern. Unter anderem werden Themen wie Selbstmarketing, Delegation, Networking, Präsentationstechniken, Business-Etikette, Work-Life-Balance und geschlechterspezifische Unterschiede angesprochen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Kennen Sie diesen Blick?

Sie sitzen in einer Besprechung bzw. Gesprächsrunde als einzige oder als eine der wenigen Frauen am Tisch und Ihnen gegenüber lehnen die Herren lässig in ihren Stühlen. Dabei werden Sie abschätzend gemustert, wie Sie wohl als Gegner zu werten und einzuschätzen sind.

Und dann folgt er, dieser verächtliche Blick „Die ziehe ich doch locker über den Tisch“ und kombiniert wird das Ganze noch mit einem herausfordernden Lächeln, das glatt noch als freundlich durchgehen könnte, aber meist nicht so gemeint ist.

Sofern Ihnen solche oder ähnliche Situationen bekannt sind oder Sie zukünftig damit konfrontiert werden, könnten Ihnen meine Erfahrungen und Tipps hilfreich sein. Das Ziel ist, typisch weibliche Fehler im Berufsleben zu vermeiden, um dadurch erfolgreicher zu werden.

Nun zu mir. Wie komme ich dazu, Ihnen Tipps geben zu wollen oder zu können?

Zwanzig Jahre lang war ich eine weibliche Führungskraft und Managerin in einem der größten DAX-Unternehmen in Deutschland. Dabei habe ich in den Jahren von 1996 bis 2016 insgesamt ungefähr ein Dutzend gravierende organisatorische Änderungen in verschiedenen Fachbereichen erlebt und mitgestaltet. Damit verbunden war jedes Mal der Aufbau von neuen Teams, wobei mein kleinstes Team aus sechs und mein größtes Team aus vierhundert Mitarbeitern bestand. Zudem arbeitete ich zwölf Jahre an verschiedenen Standorten in Deutschland, die zwischen 120 und 600 km von meinem Wohnort entfernt lagen.

In dieser Zeit erlebte ich so viele Dinge, und zwar egal ob mit männlichen oder weiblichen Kollegen und Chefs, sodass sich daraus schon grundlegende Themenschwerpunkte ableiten lassen, die es wert sind, weitergegeben zu werden.

Während meines Berufslebens wünschte ich mir oft, jemanden an meiner Seite zu haben, den ich manchmal hätte fragen können, wie ich es besser machen kann. Allerdings war ich immer auf mich allein gestellt, was automatisch zur Folge hatte, dass ich nicht immer den einfachsten Weg wählte und meine Fehler alle selbst machen durfte. Somit bin ich auf die Idee gekommen, meine Erfahrungen mit Ihnen zu teilen.

Vorweg möchte ich schon mal vorausschicken, ja, ich habe auch meine Fehler gemacht und bin „hingefallen“. Das Hinfallen gehört schließlich zum Leben dazu und ist nichts Schlimmes. Es kommt nur darauf an, jedes Mal wieder aufzustehen, sich zur vollen Größe aufzurichten und unbeirrt weiterzumachen.

Ach ja, und eine sehr interessante Erfahrung machte ich auch im Laufe der Jahre. Es kommt nicht auf die Haarfarbe einer Frau an, um von Männern als nicht ebenbürtig angesehen zu werden. Falls Sie nun eine Blondine sein sollten (ich bin nämlich eine), denken Sie daran, dass Sie nicht so blöd wie Sie blond sind und falls Sie eine andere Haarfarbe haben, bedenken Sie, dass Sie nicht so dumm sind, wie manche Männer glauben.

Auf den folgenden Seiten möchte ich Ihnen nun Tipps und Anregungen geben, die Ihnen dabei helfen können, im Beruf erfolgreich zu sein. Allerdings möchte ich schon mal an dieser Stelle erwähnen, dass das meiste davon Sie selbst anpacken müssen, was manchmal schon anstrengend sein kann und viel Selbstdisziplin erfordert.

Es lohnt sich jedoch, denn der Weg ist spannend und interessant. Zudem können diese Tipps nicht nur Ihr Berufsleben, sondern auch Ihr privates Leben bereichern. Also gehen wir´s an.

Geschlechterspezifische Unterschiede

Um unsere typisch weiblichen Verhaltensmuster zu verstehen, ist es sehr von Vorteil sich die wichtigsten geschlechterspezifischen Unterschiede bewusst zu machen. Diese sind im Berufsleben wie auch im Privatleben deutlich erkennbar.

Männern und Frauen werden unterschiedliche Attribute zugeordnet, die meist noch durch Erziehung und gesellschaftsspezifische Erwartungen unterstützt werden. So werden Frauen eher die Eigenschaften wie mütterlich, furchtsam, neugierig und schwach zugeordnet, wobei Männer hingegen mehr als logisch denkend, rational und selbstbewusst gelten. Dies führt sogar dazu, dass im Berufsleben zwischen typischen Frauen- und Männerberufen unterschieden wird.

Entsprechen diese Zuordnungen immer der Realität und unseren Talenten? Eher nicht, denn dann dürfte keine Frau Karriere machen und erfolgreich im Beruf sein. Männer, die den Haushalt führen und sich zu Hause um die Kinder kümmern, während ihre Frauen erfolgreich in ihrem Beruf arbeiten, gäbe es folglich ebenfalls nicht.

Also schauen wir uns einmal die wesentlichen Unterschiede und die damit verbundenen Erkenntnisse etwas genauer an.

Männer können alles

Was hat unsere „genetische Grundprogrammierung“ als Jäger oder Sammler aus grauer Vorzeit mit unserem heutigen Verhalten im Berufsleben zu tun? Ne Menge!

Männern ist es angeboren, dass sie ständig in Konkurrenz mit anderen Geschlechtsgenossen treten und dementsprechend dauernd nach schneller, besser, höher, weiter streben. Die Ursprünge hierzu sind in unseren Genen hinterlegt. Als Jäger waren diese Eigenschaften unbedingt notwendig, um das Überleben der eigenen Familie, Gruppe usw. zu sichern. Diese Eigenschaften kommen in der heutigen Zeit nun auch im Berufsleben zum Vorschein.

Wie geht ein Mann vor, der sich auf eine Jobausschreibung bewerben will?

Er geht die einzelnen Anforderungen, die der Bewerber erfüllen soll, durch und beantwortet diese alle mit der Antwort „das kann ich“. Bei Anforderungen, die er wegen mangelndem Fachwissen oder geringer Erfahrungen nicht erfüllt, sucht er gedanklich nach seinen Kenntnissen, die am weitesten noch damit zu tun haben. Anschließend hakt er diese ebenfalls mit „das kann ich und der Rest wird auch noch dazukommen“ ab.

An Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein mangelt es den meisten Männern nicht. In einem Auswahlgespräch werden die meisten Männer immer die Aussage treffen, dass sie alle Anforderungen an den Job erfüllen und dementsprechend alles können. Diese äußerst optimistische Selbsteinschätzung stimmt in den seltensten Fällen mit der Realität überein.

Die Konsequenzen aus dieser Aussage habe ich ebenfalls von einem männlichen Kollegen zu spüren bekommen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ich noch als IT-Operator für Großrechneranlagen und der Kollege behauptete natürlich auch in seinem Auswahlgespräch, dass er alle in unserer Abteilung vorhandenen IT-Systeme beherrsche.

Die Praxis sah leider so aus, dass er nur über Kenntnisse zu einem System verfügte und die Arbeiten zu den beiden anderen Systemen weiterhin von einem weiteren Kollegen und mir übernommen werden mussten. Arbeitsentlastung hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt immer anders verstanden …

Übrigens kommt diese Verhaltensweise auch im Privatleben sehr häufig vor. Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie mit Ihrem Partner am Steuer das letzte Mal zu einem Ort gefahren sind, der Ihnen beiden unbekannt war? Obwohl Ihr Partner nicht wusste, in welche Richtung er fahren muss, hat er dennoch nicht angehalten, um jemanden nach dem Weg zu fragen.

Auf Ihre Frage hin, ob er denn wisse, wo er hinfahren müsse, erhielten Sie lediglich die unwirsch geknurrte Antwort: „Natürlich weiß ich, wohin ich fahren muss“. Übrigens, dieser Fall hat sich noch vor dem Zeitalter der Navigationsgeräte im Auto ereignet oder etwa nicht?

Wie gehen nun Frauen in den oben beschriebenen Fällen vor?

Wenn sich eine Frau auf eine Jobausschreibung bewirbt, geht diese die Anforderungen durch und hakt die Kriterien, die sie erfüllt, gedanklich ab und schiebt diese beiseite. Ihr Fokus liegt dabei auf allen Punkten, die sie aus ihrer Sicht nicht erfüllt.

Hierbei fallen sehr schnell die Worte „das kann ich nicht“ oder „das weiß ich nicht“. Frauen besitzen häufig die Angewohnheit, sich selbst viel schlechter einzuschätzen, als andere dies tun und stellen ihr Licht sehr schnell unter den Scheffel. Ach ja, und bei einer unbekannten Wegstrecke fragen wir einfach mal einen Passanten freundlich nach dem Weg – das geht deutlich schneller.

Die Selbstzweifel, ob Frau etwas kann oder nicht, sind in der Praxis meist sehr ausgeprägt und dominierend. Diese Denkweise ist den meisten Männern völlig fremd. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied zu uns Frauen, den wir uns jedoch bewusst machen müssen, um nicht immer in die gleiche Falle auf unserem Weg zum beruflichen Erfolg zu treten.

Kurz gesagt, Männer leiden eher an Selbstüberschätzung und Frauen an Unsicherheit, wobei beide Einschätzungsweisen häufig sehr wenig mit der Realität übereinstimmen. Ein Anfang zur Änderung Ihrer Einstellung ist bereits getan, wenn Sie sich dessen bewusst werden und gezielt an Ihrer Unsicherheit sowie an Ihren Ängsten arbeiten.

Glauben Sie mir, in Ihnen stecken viel mehr verborgene Talente und Fähigkeiten, als Sie sich selbst zutrauen. Diesen Fehler beging ich ebenfalls häufig in meinen jungen Lebensjahren und wurde regelmäßig eines Besseren belehrt. Auch in mir schlummerten Talente, von deren Existenz ich nichts ahnte.

Frauen spielen im Team

Bedeutet Teamarbeit für Mann und Frau das Gleiche? Nein!

Der gravierende Unterschied zwischen Mann und Frau hinsichtlich des Arbeitens im Team tritt insbesondere bei Erfolgen und Misserfolgen deutlich hervor. Dies beziehe ich auf Fälle, in denen Mann oder Frau eine führende bzw. leitende Funktion im Team innehaben – egal, ob zum Beispiel als Führungskraft oder in einem Projekt.

Wie geht ein Mann vor, wenn er Erfolg hat?

In diesem Fall liegt die Ursache für den Erfolg eindeutig in der eigenen Leistung. Somit schreibt sich ein Mann diesen Erfolg den eigenen persönlichen Fähigkeiten zu. Die anderen Teammitglieder waren nur dazu da, ihn zu unterstützen und spielten dabei für ihn keine bedeutende Rolle. Er klopft sich anschließend selbst anerkennend auf die Schulter – das hat er wieder einmal gut gemacht.

Wie geht ein Mann bei Misserfolgen vor?

In diesen Fällen liegt die Ursache für den Misserfolg eindeutig und ausschließlich beim Team, das nicht richtig funktioniert hat. Er persönlich gab natürlich sein Bestes und wenn es nach dem ginge, hätte sich der Erfolg automatisch einstellen müssen. Pech aber auch … (Selbstzweifel haben hier keinen Platz).

Wie geht eine Frau vor, wenn Sie Erfolg hat?

Genau gegensätzlich wie ein Mann! Im Erfolgsfall stellt eine Frau die Leistung und die Arbeit des ganzen Teams in den Vordergrund und heimst die Lorbeeren nicht nur für sich persönlich ein. Denn einer allein erreicht gar nichts, wenn nicht die anderen Teammitglieder hinter einem stehen und tatkräftig mithelfen.

Wie geht eine Frau vor, wenn Sie Misserfolg hat?

Wieder genau gegensätzlich wie ein Mann! In diesem Fall sucht eine Frau sofort die Schuld und die Ursache für das Nichtgelingen oder Scheitern bei sich selbst und stellt sich die Frage, was hätte sie anders oder besser machen können. Die Teammitglieder haben in ihren Augen dennoch einen guten Job gemacht. Allerdings hätte sie das Ganze anders steuern müssen, um erfolgreich zu sein. Sie war nicht gut genug ... hmm (und die Selbstzweifel sind in voller Blüte wieder da).

Anmerken möchte ich an dieser Stelle noch, dass diese geschlechterspezifischen Unterschiede sogar durch wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen sind, denn es gibt hierzu sogar entsprechende Gender-Seminare am Markt. Allerdings decken sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse auch zu hundert Prozent mit meinen persönlichen Erfahrungen aus meinem gesamten Berufsleben.

Zusätzlich möchte ich noch betonen, dass es natürlich wie in allen Fällen auch Ausnahmen gibt. So fällt manchen Männern kein Zacken aus der Krone, wenn sie offen zugeben, nicht alles zu wissen oder zu können. Zudem gibt es Frauen, die nicht im Team spielen, sondern die Verhaltensweisen von männlichen Kollegen bereits angenommen haben.

Männer, die nicht alles können oder gar nicht alles besser wissen, wirken durch dieses Verhalten überaus sympathisch. Dagegen erscheinen Frauen, die sich immer mehr wie eine Kopie von Männern in der Berufswelt geben, meist nicht als Sympathieträgerinnen.

Wer konkurriert wie

Männer konkurrieren im Wesentlichen in Bezug auf Status, Besitz und die persönlichen Leistungen miteinander (wie bereits gesagt, schneller, besser, höher usw.). Das äußert sich schnell im Vergleich „mein Auto, mein Haus, mein Boot“ usw.

Das Aussehen eines Mannes spielt bei Männern untereinander so gut wie keine Rolle. Dem Attribut Attraktivität wird kaum Beachtung geschenkt. Es ist völlig egal, ob ein Kollege einen Bierbauch zur Schau stellt oder sein Haupthaar mehr durch Abwesenheit glänzt. Zudem verfügen Männer über ein gänzlich anderes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl als Frauen, indem körperliche Schwachstellen als solche kaum wahrgenommen werden.

Frauen hingegen konkurrieren an erster Stelle durch Aussehen und die äußere Erscheinung. Betreten zwei Frauen einen Raum taxieren sich diese beiden sofort von oben bis unten und legen eine innere Einschätzung fest, ob die andere Frau als Konkurrentin zu sehen ist oder nicht. Dabei geht es in erster Linie um die Figur, die Kleidung, die Haare usw.

Falls dieses Verhalten sehr ausgeprägt vorhanden ist, kann es leider sogar eine gegenseitige Sympathieempfindung und eine gute Zusammenarbeit verhindern. Schade. Dabei spielen das eigene Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein eine große Rolle. Je stärker beides ausgeprägt ist, umso mehr ist eine Frau in der Lage, dieses typisch weibliche Konkurrenzdenken zu minimieren und einer guten Zusammenarbeit auf der zwischenmenschlichen Ebene eine Chance zu geben.

Die Realität zeigt, dass die Leistung einer anderen Frau erst an zweiter Stelle bewertet wird. Falls es jedoch zu diesem Thema zu unterschiedlichen Ansichten kommt, wird dies selten offen ausgetragen. Die direkte Konfrontation scheuen die meisten Frauen. Dafür sind die heimlichen Sticheleien hinter dem Rücken der Betreffenden umso intensiver.

Wie Sie sehen, unterscheiden sich Männer und Frauen in ihrem Verhalten deutlich. Umso wichtiger ist es, diese geschlechterspezifischen Unterschiede zu kennen, da sich dadurch die Reaktionen und Verhaltensweisen unserer Mitmenschen und insbesondere die eigenen besser einschätzen lassen.

Fehler vermeiden mit der passenden Maßnahme und Strategie

In den nachfolgenden Kapiteln schildere ich meine gesammelten Erfahrungswerte aus zwei Jahrzehnten als Führungskraft und Managerin. Diese sind entstanden durch erlebte Höhen und Tiefen in meinem Berufsleben und stellen meine persönlichen und subjektiven Erlebnisse dar.

Mein Ziel ist es, Ihnen anhand von verschiedenen Situationen aus meiner Berufspraxis Anregungen zu geben. Diese sollen dazu dienen, Sie zu motivieren, an sich zu glauben sowie Ihnen Themen aufzuzeigen, die es wert sind, angepackt zu werden, um sich darin weiterzuentwickeln.

Der Einfachheit halber verwende ich bei meinen Schilderungen die männliche Variante bei Personen wie zum Beispiel der Kollege, der Mitarbeiter, der Chef, der Vorgesetzte. Zudem war bei meinen persönlichen Erlebnissen ebenfalls der Großteil der handelnden Personen männlichen Geschlechts.

Nun ja, ich startete meine Karriere als weibliche Führungskraft zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch nicht das Thema Frauenquote gab und ich außerdem in Meetings meist als einzige Frau am Tisch saß. In äußerst seltenen Fällen genoss ich dadurch den sogenannten Welpenschutz und erfuhr eine wohlwollende und wertschätzende Behandlung.

Allerdings überwogen die Erlebnisse, in denen die Herren der Schöpfung mich als Störenfried in ihrer Runde und als nicht kompetenten Gegner empfanden. Schließlich konnte eine blonde, junge Frau in den Augen mancher Männer nicht kompetent sein. Dagegen sprach schon allein die Haarfarbe, vom Lebensalter ganz zu schweigen.

Leider erhielt ich dieses Prädikat sehr häufig, bevor ich überhaupt das erste Mal den Mund aufgemacht hatte. Umso mehr erlebten manche Männer ihr blaues Wunder, wenn ich sie mit meiner fachlichen Kompetenz konfrontierte, die mit einem charmanten Lächeln und einer gesunden Portion Durchsetzungsvermögen garniert war.

Die Tipps, die ich Ihnen nun vorstellen werde, haben bei mir alle funktioniert, was jedoch keine Garantie dafür ist, dass die gleichen Mittel auch bei Ihnen klappen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, probieren Sie es einfach aus.

Lächeln lernen

Zu meinen Eigenheiten gehört es, dass ich ein sehr ernstes Gesicht mache, wenn ich mich auf etwas konzentriere. Das kann in einem Meeting das Zuhören bei einem Vortrag sein oder auch nur das Anbringen eines Strass-Steinchens auf einer Bluse mit einer spitzen Pinzette.

Beides bewirkt bei mir das Gleiche, nämlich dass mir buchstäblich das Lachen vergeht und ich mich mit einem ernsten Gesicht auf die jeweilige Tätigkeit konzentriere Manche bezeichnen meine Mimik in diesen Fällen sogar als todernst und unfreundlich. In diesen Momenten spiegelt meine Miene allerdings in keinerlei Weise meine innere Gefühlslage wider.

Bleiben wir bei meinem konzentrierten Zuhören in einer Besprechung. Da sitzen ja auch noch andere Teilnehmer am Tisch, die mit Vorliebe die anderen Personen mit wachsamen Blicken im Raum beobachten und mustern, sobald es ihnen langweilig wird.

Nun lauschte ich wieder einmal konzentriert den Ausführungen des Vortragenden gelauscht und ging anschließend in die Pause. Was passierte dann? Ein Kollege kam auf mich zu und fragte mich, ob ich denn heute schlecht aufgelegt sei, da ich so ernst dreinschaue.

Der nächste Kollege fragte mich, ob ich heute noch nicht gefrühstückt hätte, da ich ein Gesicht mache, als ob ich gleich jemanden anfallen und auffressen wolle. Kurz gesagt, es ist mühsam und nervig, jedes Mal das Gleiche zu antworten, dass mein Gesichtsausdruck nichts mit meiner Laune und schon gar nichts mit einem nicht vorhandenen Hungergefühl zu tun hat.

Noch schlimmer ist es, wenn ich auf unbekannte Mitmenschen treffe, die mich überhaupt nicht kennen. Dabei wird mein konzentrierter Gesichtsausdruck häufig mit Arroganz, kühler Distanziertheit oder als eingebildet und unnahbar sein gleichgesetzt. Um mit diesen Menschen in einen offenen und konstruktiven Austausch zu gelangen, kostete es mich anschließend wieder einmal viel Kraft, den ersten misslungenen Eindruck zu revidieren.

Dies ist mir ausgerechnet vor einem Auswahlgespräch passiert. Ich war etwas früh dran und musste noch auf dem Flur vor dem genannten Raum in einer Sitzecke warten. Plötzlich öffnete sich die Tür und eine Frau mittleren Alters eilte an mir vorbei. Ich hob den Kopf, schaute ihr in die Augen und grüßte sie mit einem freundlichen „Guten Tag“. Zumindest war ich persönlich der Meinung, dass ich dabei freundlich dreinblickte.

Es stellte sich später im Auswahlgespräch heraus, dass die vorbeieilende Dame die Personalchefin des Bereichs war, bei dem ich mich beworben hatte. Den Job bekam ich nicht, aber im Anschluss an das Auswahlgespräch ein sehr aufschlussreiches Feedback von der Personalleiterin.

Da ich bei unserer ersten Begegnung auf dem Flur wieder einmal einen sehr ernsten Blick im Gesicht hatte, wirkte ich auf den ersten Eindruck unnahbar und distanziert. Im Gespräch selbst musste ich daraufhin bei ihr erst bei den verschiedenen Themen punkten, sodass sie ihren ersten Eindruck von mir aufgrund meiner gezeigten Leistung korrigieren konnte bzw. musste. Sie erklärte mir, dass wenn ich in diesem Moment auf dem Flur gelächelt hätte, mein Einstieg im anschließenden Gespräch deutlich leichter gewesen wäre.

Nach mehreren solchen Erlebnissen gewann ich die Erkenntnis, dass ich mir selbst das Leben schwer machte, indem ich mir die Chance des ersten Eindrucks verdarb. Denn um den ersten Eindruck zu korrigieren, bedarf es leider einiger Anstrengung, Energie sowie Ausdauer und es ist auch nicht sicher, dass die Mühen von Erfolg gekrönt sind. Außerdem frühstücke ich jeden Tag, sodass ich gar niemanden fressen muss, um satt zu sein. Also kam ich zu dem Ergebnis, dass mein Gesichtsausdruck angepasst werden musste.

Da kam mir dann das Zauberwort „Lächeln“ wieder in den Sinn. Ich könnte es mal damit versuchen, unbekannten Menschen zu begegnen und dabei gezielt darauf zu achten, dass ich dabei lächle und nicht so ernst schaue. Gedacht – getan. Über die positive Wirkung war ich mehr als überrascht.

Ein Lächeln, egal bei welcher Gelegenheit, hat eine ungemeine Kraft, der kaum jemand widerstehen kann und den Betreffenden einfach sympathisch wirken lässt. Ein charmantes Lächeln bezaubert unsere Mitmenschen und gibt auch uns selbst ein positives Gefühl. Diese Erkenntnis musste ich mir nur jedes Mal wieder bewusst ins Gedächtnis rufen und schon fiel mir das Lächeln deutlich leichter. Versuchen Sie es gerne auch!

Mut zeigen – Chancen nutzen

Aufgrund unserer genetischen Grundprogrammierung neigen wir Frauen mehr dazu, Selbstzweifel zu haben als Männer. Leider. Zusätzlich leben wir auch in einer Gesellschaft, die uns Frauen nicht gerade selten einredet, dass wir manche Dinge nicht können oder Männer dies automatisch besser machen – auch nicht gut.

Was passierte, wenn ich in der Vergangenheit einen neuen Job übernehmen sollte?

Zuerst ging bei mir wieder das Kopfrattern los, indem ich alle Kriterien auflistete, bei denen ich meine Zweifel hatte, ob meine Kenntnisse oder Fähigkeiten gespiegelt an den Anforderungen ausreichen würden. Das dauerte schon mal eine gewisse Zeit.

Irgendwann kam ich dann auch zu meinen Stärken und den Kriterien, die ich erfüllte. Es war wieder die typische Reihenfolge, erst einmal sich mit den Schwachpunkten zu beschäftigen als mit den Stärken. Für mein Selbstwertgefühl wäre die umgekehrte Reihenfolge deutlich besser gewesen – das kapierte ich aber erst zu einem viel späteren Zeitpunkt.

Auch mir fehlt das Gen „schneller, weiter, besser, höher“ und somit begegnete ich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn neuen Herausforderungen mit sehr gemischten und manchmal sogar ängstlichen Gefühlen. Der Satz „das schaffe ich nicht“ kam mir dabei ebenfalls schon ab und zu in den Sinn.

Irgendwann stellte ich mir die Frage, warum ich das denke, denn ich hatte ja die neue Aufgabe noch nicht übernommen oder mich daran versucht. Also woher sollte ich im Vorfeld wissen, dass ich die neue Aufgabe nicht schaffe, wenn ich es noch gar nicht ausprobiert habe.

Mut – das war dieses Mal das Mittel, das mir geholfen hat. Ich habe meine Ängste entschlossen über Bord geworfen und mich an die neue Aufgabe herangewagt. Siehe da, ich stellte fest, dass meine Ängste völlig unbegründet waren und ich der neuen Aufgabe voll gewachsen war. Das war doch mal ein tolles Erfolgserlebnis!

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752108682
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
Karriere Managerin Tipps Frauen Erfolg weibliche Führungskraft Ziele Management

Autor

  • Elana Liehmar (Autor:in)

Elana Liehmar studierte Business Administration und war sechsunddreißig Jahre bei einem der größten DAX-Unternehmen in Deutschland beschäftigt. In dieser Zeit arbeitete sie zwanzig Jahre als Führungskraft und Managerin in verschiedenen Fachbereichen und an unterschiedlichen Standorten. Durch Selbstdisziplin und ständiger persönlicher Weiterentwicklung gelang es ihr, in einer von Männern dominierten Berufswelt Erfolg zu haben und Karriere zu machen, ohne ihre Weiblichkeit zu verlieren.
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Titel: Erfolg sucht Frau!