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Ein König zum Frühstück

von Ann Hillmore (Autor:in) Melissa David (Autor:in)
138 Seiten
Reihe: HSL, Band 2

Zusammenfassung

Die adelige Sophie, die nach Ende ihrer Schulausbildung in das kleine Königreich Beau Pays zu ihren Eltern zurückkehrt, ist nicht gewillt, sich dem Wunsch ihres Vaters zu beugen und einen unbekannten Marquis zu heiraten. So geht sie mit ihm eine Wette ein: Wenn sie bis Ende des Jahres wie gewöhnliche Menschen arbeitet, hält er sich aus ihrem Leben heraus und sie darf selbst bestimmten, wie sie ihre Zukunft gestalten möchte. Womit Sophie jedoch nicht rechnet, ist der Job, den ihr Vater ihr verschafft. Sie lebt und arbeitet zukünftig als Gouvernante von Prinzessin Catherine. So muss Sophie sich nicht nur ihrem Vater gegenüber behaupten, sondern auch gegen den verwitweten König Nicolas, der so ganz anders ist, als erwartet.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

Klappentext

 

Die adelige Sophie, die nach Ende ihrer Schulausbildung in das kleine Königreich Beau Pays zu ihren Eltern zurückkehrt, ist nicht gewillt, sich dem Wunsch ihres Vaters zu beugen und einen unbekannten Marquis zu heiraten. So geht sie mit ihm eine Wette ein: Wenn sie bis Ende des Jahres wie gewöhnliche Menschen arbeitet, hält er sich aus ihrem Leben heraus und sie darf selbst bestimmten, wie sie ihre Zukunft gestalten möchte.

Womit Sophie jedoch nicht rechnet, ist der Job, den ihr Vater ihr verschafft. Sie lebt und arbeitet zukünftig als Gouvernante von Prinzessin Catherine. So muss Sophie sich nicht nur ihrem Vater, sondern auch gegenüber dem verwitweten König Nicolas behaupten, der so ganz anders ist, als erwartet.

Impressum

 

E-Book

300-440-02

Melissa David

Mühlweg 48 a

90518 Altdorf

Blog: www.mel-david.de

E-Mail: melissa@mel-david.de

 

 

Umschlaggestaltung: Melissa David

Bildmaterial: © 123rf.com

 

Lektorat & Korrektorat:

Jeanette Lagall

www.lektorat-lagall.de

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form bedürfen der Einwilligung der Autorin.

Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Ein König zum Frühstück

 

High Society Love

 

von

Melissa David

Kapitel 1

 

Es war Juni. Die Internatszeit war vorbei. Sophie Jeurraine, Mademoiselle de Cuvenet genoss es, wieder zu Hause zu sein und hatte es nicht eilig, daran etwas zu ändern.

Vergnügt betrat sie an diesem Tag das Speisezimmer, um ihren Eltern beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.

Es war ein vertrautes Bild, das sie im Frühstücksraum vorfand. Frédéric Jeurraine, Duc de Cuvenet, saß am Tisch und las die Zeitung, während seine Frau Martha Jeurraine, die Duchesse, in aller Ruhe an ihrem Tee nippte.

„Guten Morgen!“, grüßte Sophie und ließ sich auf dem freien Platz ihrem Vater gegenüber nieder. Die Croissants dufteten unglaublich lecker und Sophie griff beherzt zu.

„Nicht so hastig. Das schickt sich nicht“, wurde sie daraufhin von ihrer Mutter ermahnt. Dann entspannten sich die Gesichtszüge der Duchesse. „Es ist so schön, dass du wieder zu Hause bist.“ Sie streckte ihre Hand über den Tisch und legte sie auf Sophies.

Ja, es war wirklich schön, wieder zu Hause zu sein. Sie hatte ihre Ausbildung im Internat für höhere Töchter mit Bravour abgeschlossen und wollte die Sommermonate dazu nutzen, zu überlegen, was sie mit ihrem Leben anfing. Einige ihrer Freundinnen reisten oder studierten. Sophie war schon immer wissbegierig gewesen, interessierte sich für ganz unterschiedliche Themen, angefangen von Politik über gesellschaftliche Problematiken bis hin zu sozialen Projekten.

Eine ihrer Weggefährtinnen war bereits verlobt, viele andere träumten von standesgemäßen Hochzeiten und der baldigen Gründung einer Familie. Aber das wäre nichts für Sophie. Später einmal, vielleicht, aber jetzt fühlte sie sich noch nicht bereit dafür.

„Sie wird nicht lange zu Hause bleiben“, erklärte Sophies Vater hinter seiner Zeitung.

Sophie war überrascht. Sie hatten bisher nicht darüber geredet, aber Sophie war davon ausgegangen, dass sie alle Zeit der Welt hatte, um eine Entscheidung bezüglich ihrer Zukunft zu treffen.

„Wie meinst du das?“, fragte sie vorsichtig nach.

Der Duc war ein sehr umsichtiger Mann. Seit sie denken konnte, arbeitete er als Minister im Stab des Königs von Beau Pays, einem kleinen, unabhängigen Land an der französischen Küste.

Bedächtig faltete Frédéric Jeurraine, Duc de Cuvenet, seine Zeitung zusammen und legte sie neben sich. Der Duc hatte sich für sein Alter gut gehalten. Die Haare und der Bart waren ergraut, dennoch blickten seine grau-blauen Augen äußerst wachsam.

„Du hast auf dem Schweizer Internat eine ausgezeichnete Ausbildung genossen, Sophie. Es wäre schade, dein Talent durch Nichtstun zu vergeuden.“

Sophie war ihren Eltern äußerst dankbar, dass sie ihr diese ausgezeichnete Ausbildung ermöglicht hatten. Damit stand ihr die Welt offen. Dennoch wusste sie noch nicht, in welchen Bereich sie sich zukünftig einbringen wollte. Es gab einige karitative Projekte, die sie sehr interessierten. König Nicolas hatte im vergangenen Jahr viel für das Schulsystem und die qualitative Ausbildung getan. Dennoch gab es genügend Kinder in Beau Pays, die noch Unterstützung benötigten. Ihr Interesse an Politik hatte sie von ihrem Vater geerbt und Sophie konnte sich durchaus vorstellen, irgendwann in seine Fußstapfen zu treten. Allerdings waren Frauen in der Politik spärlich gesät, und spontan fiel ihr lediglich eine Duchesse ein, die sich auf dem politischen Parkett bewegte. Weniger attraktiv erschien Sophie hingegen die Leitung eines größeren Anwesens, denn das ging in der Regel mit einer Ehe einher, und dazu fühlte sie sich noch nicht bereit.

„Es wird Zeit, dass du deinen Platz in der Gesellschaft findest. Eine Verlobung im Herbst, die Heirat im nächsten Frühjahr.“

Sophie verschluckte sich an ihrem Kaffee und musste heftig husten. Das konnte ihr Vater doch unmöglich ernst meinen!

Ihre Mutter war von dem Vorschlag entzückt. „Frühjahrshochzeiten sind wundervoll, aber vielleicht wäre der Sommer besser. Dann könnten wir eine große Gartenparty veranstalten und …“

„Hast du auch schon einen passenden Mann für mich ausgesucht?“, fauchte Sophie und hoffte durch die bissige Anmerkung ihrem Vater klarzumachen, wie absurd seine Idee war.

„Selbstverständlich.“ Seine Miene verzog sich kein bisschen. „Der Marquis Blasaché war sehr an dir interessiert.“

Sophie wurde blass. André Fontederot, der Marquis, von dem ihr Vater sprach, war etliche Jahre älter als sie. Sie konnte sich jedoch nicht mehr genau an ihn erinnern, so sehr sie auch in ihrem Gedächtnis kramte.

„Du hast mit ihm bereits über mich gesprochen?“

Der Duc verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Sophie, du bist meine einzige Tochter und ich möchte nur das Beste für dich.“

Sie schluckte. So sehr sie ihren Vater auch liebte und er wirklich nur ihr Bestes wollte, dies war der vollkommen falsche Weg. Sophie war noch nicht bereit zu heiraten, sie wollte sich ausprobieren, noch etwas erleben, bevor sie sich häuslich niederließ und Kinder bekam.

„Warum ausgerechnet Marquis Blasaché?“, fragte sie gequält.

„Er ist einer der begehrtesten Junggesellen in Beau Pays. Im Gegensatz zu manch anderen war er bisher noch nicht verheiratet. Seine Familie hat einen tadellosen Ruf. Da Blasaché selbst über großzügige Ländereien und Vermögen verfügt, kannst du sicher sein, dass er kein Mitgiftjäger ist. Er wird dir eine sichere Zukunft bieten.“

„Ich will keinen Mann, der mich aushält. Ich kann mich selbst um meine Zukunft kümmern!“

Der Duc sah sie einen Moment missbilligend an, dann presste er die Lippen zusammen. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, als er mit düsterer Miene seine Tochter betrachtete. „Du bist jung, Sophie. Du weißt nicht, was gut für dich ist.“

„Ich bin erwachsen!“, widersprach sie ihrem Vater.

„Das mag sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass du vernünftig bist. Es ist meine Pflicht als dein Vater, dich in die richtige Richtung zu lenken. Dein Name bringt Verpflichtungen mit sich. Du bist eine de Cuvenet.“

„Und das gibt dir das Recht, über mich zu bestimmen? Ich kann selbst entscheiden, und vielleicht möchte ich lieber etwas anderes tun, als zu heiraten.“

Ihr Vater starrte sie weiterhin unnachgiebig an. „Du weiß nicht, was gut für dich ist. Wie stellst du dir das vor, Sophie? Der Name de Cuvenet bringt Verpflichtungen mit sich, und deine Pflicht ist es, eine Stütze der Gesellschaft zu werden.“

Ein Funken Hoffnung glomm in Sophie auf. Sie hatten sich auf die Diskussionsebene begeben. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, ihren Vater umzustimmen. „Ich kann auch eine Stütze der Gesellschaft werden, wenn ich etwas anderes tue.“

„Was willst du machen?“

„Das weiß ich jetzt doch noch nicht. Vielleicht möchte ich mich im sozialen Bereich engagieren.“

„Das kannst du auch, wenn du verheiratet bist.“

„Oder ich gehe in die Politik wie du.“

Der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters verfinsterte sich noch weiter. „Wie Duchesse Bisseur?“ Seine Missbilligung war deutlich zu hören.

„Warum nicht?“ Sophie zuckte mit den Schultern.

„Wir leben in einer Monarchie, wir haben Traditionen“, erinnerte der Duc de Cuvenet sie. „Es schickt sich nicht, als Frau in politischen Belangen aktiv zu werden.“

„Soweit ich mich erinnere, setzt König Nicolas alles daran, an der Verstaubtheit der Monarchie etwas zu ändern und Beau Pays in die Zukunft zu führen.“

Sie beneidete die eine oder andere Freundin in den Nachbarländern, die nicht mehr unter der Strenge der Aristokratie zu leiden hatten. „Ich kann auch als Frau politisch aktiv sein.“

Ihr Vater verzog angewidert den Mund. „Das werde ich nicht dulden.“

„Es muss ja nicht unbedingt Politik sein“, lenkte Sophie versöhnlicher ein. „Aber ihr habt mich zu einer selbstständigen Persönlichkeit erzogen.“

„Offensichtlich etwas zu selbstständig“, seufzte ihr Vater. „Du kannst dich nicht immer auf mich verlassen. Ich werde eines Tages nicht mehr da sein.“

„Frédéric“, stöhnte Duchesse de Cuvenet und verzog missbilligend das Gesicht.

„Du redest so, als würdest du morgen sterben, Vater“, entrüstete sich Sophie.

„Wenn ich nicht mehr bin, muss es einen Mann in deinem Leben geben, der dich beschützt. Oder möchtest du für deinen Unterhalt allein aufkommen?“

„Es gibt Schlimmeres, als für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten!“ Sophie konnte es einfach nicht begreifen, wie rückständig ihr Vater war. Würde sie in England leben, wäre es überhaupt keine Frage. Dort definierte sich keine Frau mehr über ihren Mann oder den Vater. Sie wusste aber auch, dass Beau Pays in diesem Bereich deutlich hinterherhinkte. Daran hatte auch König Nicolas, der mit Mitte dreißig noch ein ziemlich junger Herrscher war, bisher nichts ändern können. Dazu gab es einfach zu viele Aristokraten-Patriarchen wie ihren Vater. Vielleicht war König Nicolas, was dieses Thema betraf, aber auch genauso konservativ eingestellt wie die alten Herren, seine Minister, mit denen er das Land regierte.

„Du willst arbeiten?“, unterbrach Duc de Cuvenet ihre Gedanken. Spöttisch blickte er sie an. „Du würdest es nicht einmal bis Ende des Jahres in einer Anstellung aushalten.“

Sophie spitzte trotzig die Lippen. „Das würde ich.“

Nachdenklich betrachtete der Duc seine Tochter. „Du würdest jede Arbeit verrichten?“

„Natürlich nicht jede“, lenkte Sophie ein. Zum Zimmermädchen fühlte sie sich nicht geboren, und als Küchenhilfe würde sie ebenso kläglich versagen. „Es müsste schon eine standesgemäße Anstellung sein. Etwas, für das ich im Internat ausgebildet worden bin.“

Sophies Vater runzelte die Stirn. „Ich werde dir eine Stellung besorgen und dir beweisen, dass du nicht dafür gemacht bist, zu arbeiten. Du bist eine Lady und das wirst du einsehen.“

Wütend starrte Sophie ihn an. „Ich will nicht in einem großen Haus sitzen und Kinder hüten!“

„Aber Sophie!“, keuchte die Duchesse entsetzt auf.

Sophie warf ihrer Mutter nur einen verzweifelten Blick zu. Von ihrer Seite konnte sie keine Hilfe erwarten.

Schmunzelnd blickte ihr Vater sie an und schüttelte amüsiert den Kopf. „Du wirst keinen Monat durchhalten.“

Demonstrativ verschränkte Sophie die Arme vor der Brust. „Und wenn doch?“

Der Duc seufzte laut. „Wenn du bis Ende des Jahres deine Stellung nicht aufgegeben hast oder gekündigt worden bist, überlasse ich dir den Zeitpunkt und die Wahl eines Ehemanns.“

Sophie starrte ihren Vater an. Meinte er das wirklich ernst? Ja, das tat er, wurde ihr mit einem Mal klar. Ihre Gedanken rasten. Ein halbes Jahr einem Job nachgehen und danach wäre sie frei. Das war doch ein Klacks! Ein Hochgefühl breitete sich in Sophie aus und sie fühlte sich bereits jetzt als Gewinnerin.

„Abgemacht.“ Sie stand auf und streckte ihrem Vater die Hand hin, der Wert darauf legte, ein Geschäft mit einem Handschlag zu besiegeln.

„Abgemacht“, wiederholte der Duc und ergriff die ausgestreckte Hand seiner Tochter.

Kapitel 3

 

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Sophie nervös, als sie vor dem königlichen Palast standen. Zwar hatten sie nicht die Haupteinfahrt genommen, sodass sie jetzt an einem der eher unauffälligen Nebeneingänge standen, aber der vor ihnen aufragende Palast von Beau Pays war auch von dieser Seite äußerst imposant.

„Wir sind hier richtig“, bestätigte der Duc de Cuvenet.

Sophie hatte sich – wie von ihrem Vater gewünscht – dezent gekleidet und ein dunkelblaues, schlichtes Kostüm gewählt. Die dunkelbraunen Locken hatte sie in einem Knoten gebändigt. Nur die langen Ohrringe aus Perlmutt lockerten das sonst strenge Outfit etwas auf. Sie war angemessen gekleidet für …

Ja, für was eigentlich? Sollte sie in der Schlossküche arbeiten? In dieser Kleidung wohl kaum. Die Abmachung war eine angemessene Arbeitsstelle, und das war die Küche sicher nicht. Aber ihr Vater hatte sich geweigert, ihr irgendetwas über ihre neue Arbeit zu verraten.

„Die Anstellung ist wirklich hier? Im Palast?“ Sophie konnte es immer noch nicht fassen.

Der Duc hielt ihr eine unscheinbare Tür auf und winkte sie ungeduldig zu sich. „Nun komm schon, es ist unhöflich, deinen zukünftigen Arbeitgeber warten zu lassen.“

Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend betrat Sophie den Palast. Sie fühlte sich unwohl. Alles war beeindruckend groß und Furcht einflößend. Im Gegensatz zu ihr kannte sich ihr Vater aus, der als Minister in diesem Gebäude ein und aus ging.

Vielleicht würde sie als persönliche Assistentin für einen seiner Kollegen arbeiten? Oder doch im Palast? Sie tappte vollkommen im Dunkeln.

Schweigend folgte sie ihrem Vater, der vorausging und sie durch die langen Gänge des Palastes führte. Sie hielten vor einem Aufzug an. Der Minister legte seine Hand auf einen Handscanner und die Metalltüren öffneten sich. Sie betraten die Kabine und fuhren nach oben. Sophie wurde immer nervöser.

„Möchtest du mir nicht endlich verraten, welchen Job du für mich hast?“, bat sie.

Doch der Duc lächelte seine Tochter nur geheimnisvoll an und schüttelte den Kopf. „Ich musste einige Gefallen einfordern, um dir diese Stellung zu verschaffen. Es ist eine einmalige Gelegenheit und eine wirklich gute Anstellung. Dennoch bin ich mir sicher, dass du ziemlich schnell das Handtuch werfen wirst.“

Sophie presste die Lippen fest zusammen und schwieg. In Gedanken nahm sie sich ganz fest vor, sich allen Herausforderungen zu stellen, egal welche Unwegsamkeiten ihr Vater ihr in den Weg legte. Aufgeben war keine Option. Sie würde sich nicht in eine Ehe zwingen lassen. Und wenn sie dafür die Böden des Palastes schrubben musste, würde sie das in den kommenden Monaten klaglos tun! Es ging immerhin um ihre Zukunft!

Die Aufzugtüren öffneten sich. Wieder schritt der Duc Sophie voran.

Keine Steinböden, sondern weiche Teppiche lagen in dem langen Flur, der an einer ganzen Reihe Büros vorbeiführte. Irritiert sah Sophie sich um. Wo befanden sie sich? Sollte sie Ablagen sortieren? Stapelweise Papier kopieren? Auch das würde sie ohne mit der Wimper zu zucken tun.

Unbeirrt ging der Duc weiter, bis der Flur in einer großen Halle mündete. Auf der einen Seite befand sich ein kleiner Wartebereich mit Stühlen, auf der anderen Seite ein Tresen, hinter dem eine grauhaarige Dame geflissentlich ihrer Arbeit nachging. Am Tresen lehnte ein makellos gekleideter Herr, der in ein Schreiben vertieft war. Er blickte flüchtig auf, schielte dabei über die dicken Brillengläser und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Spontan empfand Sophie eine unbegründete Ablehnung gegen den Mann und hoffte, dass er nicht das Ziel ihres Aufenthalts im Palast war.

Sophie sah sich um. An der einen Seite befanden sich etliche Türen. Eine davon unterschied sich jedoch von den anderen. Sie befand sich direkt in der Mitte des Raumes, war zweiflüglig und doppelt so hoch wie die anderen. Was immer sich dahinter verbarg, musste wichtig sein. Direkt neben der überdimensionalen Tür stand eine offen und gab den Blick auf ein imposantes Büro frei.

Sophie hoffte, dass sie eines der Büros ansteuern würden, unglücklicherweise hielt Sophies Vater direkt auf den Tresen zu.

„Minister?“ Der Mann am Tresen, griff nach den Unterlagen und war im Begriff zu gehen.

Zum Glück.

„Gragoutte, darf ich Ihnen meine Tochter Mademoiselle de Cuvenet vorstellen?“

Das also war der berüchtigte Gragoutte. Sophie kannte den Berater des Königs nur aus den Erzählungen ihres Vaters, der zu Hause häufig über den Mann schimpfte.

Leicht entnervt runzelte der Berater die Stirn, ließ kurz seinen Blick über Sophie gleiten und wandte sich dann hastig ab. „Angenehm.“ Da war er auch schon an ihnen vorbeigeschritten und steuerte auf das geöffnete Büro zu. „Was machen Sie eigentlich hier?“, fiel Gragoutte plötzlich ein, und drehte sich, mitten in der Halle stehen bleibend, zu ihnen um.

„Meine Tochter hat einen Termin“, erklärte der Duc und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Dame hinter dem Tresen.

„Sie können rein“, nickte die Frau ihnen freundlich zu.

De Cuvenet fasste Sophie am Unterarm und schob sie in Richtung der Bürotüren.

Sophie war froh, dass sie die Halle verlassen konnte, weg von diesem unangenehmen Berater.

Gragouttes Miene, der alles mit Argusaugen verfolgt hatte, verfinsterte sich. „Wohin wollen Sie eigentlich?“

Sophies Vater reagierte nicht.

„Duc de Cuvenet.“ Gragoutte wurde lauter. Der Berater trat ihnen in den Weg, baute sich einschüchternd vor ihnen auf.

Der Duc seufzte. „Mademoiselle wird vom König erwartet.“

Sophie stockte der Atem. Vom König? Von König Nicolas? Was hatte ihr Vater sich dabei nur gedacht? Hatte er sie hergeschleppt, damit der König ihr erklärte, dass er von ihr erwartete, einen langweiligen Marquis zu heirateten und unzählige Kinder zu bekommen?

„Davon weiß ich nichts“, brummte Gragoutte unzufrieden und blätterte in seinen Unterlagen. Auf einmal stockte er. Seine Augenbrauen zogen sich noch mehr zusammen. „Ich werde Mademoiselle ankündigen“, erklärte er steif und ging auf die imposante Tür zu, hinter der offenbar das private Arbeitszimmer des Königs lag.

Gragoutte öffnete die Tür, schlug sie aber direkt hinter sich wieder zu.

Ängstlich stand Sophie vor der Tür und sah hilfesuchend zu ihrem Vater hinüber, der mit unbewegter Miene wartete.

Es dauerte nicht lange bis die Flügeltür sich wieder öffnete und Gragoutte heraustrat. Er war noch misslauniger als zuvor. „Sie bewerben sich also auf die Stelle der Gouvernante der Prinzessin?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er an ihnen vorbei in sein Büro und schloss geräuschvoll die Tür hinter sich.

Mit großen Augen sah Sophie ihren Vater an, der ihr zunickte. „Den König lässt man nicht warten“, tadelte er sie sanft.

Sophie schnappte nach Luft, während sich Panik in ihr breitmachte. In wenigen Sekunden würde auf König Nicolas treffen! Und nicht nur das, ihr Vater erwartete von ihr, dass sie für ihn arbeitete.

Mechanisch setzte sie sich in Bewegung und betrat das Büro. Ihr war übel und sie wusste nicht, ob sie überhaupt einen Ton herausbringen würde. Jeden Moment würde sie dem König gegenüber stehen. Bisher hatte sie ihn nur von Weitem gesehen und jetzt sollte sie die Gouvernante seiner Tochter werden?

Mit klopfendem Herzen betrat sie das riesige Büro und hörte, wie hinter ihr die Tür ins Schloss fiel.

Obwohl sie durch das Licht, das durch die Fenster hereinschien, geblendet wurde, konnte sie die edle Einrichtung erkennen. Schwere, elfenbeinfarbene Brokatvorhänge säumten die deckenhohen Fenster. Davor befand sich ein riesiger Schreibtisch aus dunklem Holz.

Sophie bemerkte den Mann am Schreibtisch erst, als er sich erhob und damit ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie erstarrte. König Nicolas II. war ein hochgewachsener schlanker Mann, mit vollem dunklem Haar und glattrasiertem Kinn. Der maßgeschneiderte Anzug saß perfekt und betonte die athletische Gestalt des Königs. Keines der Fotos, die sie je von ihm gesehen hatte, konnte ihm auch nur annähernd gerecht werden. Trotz des ernsten Gesichtsausdrucks funkelten die braunen Augen lebhaft und ließen auf Stärke und Durchsetzungsvermögen schließen.

„Sire“, grüßte der Duc ihn respektvoll und neigte den Kopf.

Sophie hatte nicht mitbekommen, dass er ebenfalls den Raum betreten hatte.

Der König nickte ihrem Vater zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf sie.

Hastig kramte Sophie in ihrem Gedächtnis, welches Verhalten die Etikette in dieser Situation von ihr verlangte.

Doch der König kam ihr zuvor und hob die Hand. „Keinen Knicks.“

Sie blieb wie angewurzelt stehen und ließ seine ausgedehnte Musterung über sich ergehen. Sophie wusste, dass sie hübsch war und war an die Aufmerksamkeit von Männern gewöhnt. Doch das hier war etwas vollkommen anderes. Sie wurde einer genauen Prüfung unterzogen und fragte sich, ob sie den Anforderungen des Königs genügte. Vielleicht waren die Ohrringe zu viel? Vielleicht hätte sie dezenteren Schmuck tragen oder komplett darauf verzichten sollen? War das Kostüm schlicht genug?

„Sie trauen sich die Arbeit als Gouvernante zu, Mademoiselle de Cuvenet?“

„Sie wurde in der Schweiz …“, setzte ihr Vater an, doch der König unterbrach ihn, indem er die Hand hob.

Sophies Augen weiteten sich. Ihr Vater war eine bestimmende Persönlichkeit. Was er sagte, war Gesetz. Noch nie hatte sie erlebt, dass ein anderer ihn einfach so zum Schweigen brachte. Ihre Achtung vor König Nicolas wuchs, war er doch deutlich jünger als ihr Vater.

Die Augen des Königs waren noch immer auf Sophie gerichtet und ihr war klar, dass sie antworten musste. Natürlich hatte sie noch nie als Gouvernante gearbeitet, aber der Job, der ihr hier angeboten wurde, war gut. Der Duc hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten, jetzt war sie an der Reihe.

„Ich bin mit der höfischen Etikette vertraut und weiß, was von einer Gouvernante erwartet wird.“ Sie rang sich ein verkrampftes Lächeln ab und hoffte, mit ihren Worten überzeugen zu können.

Etwas, das sie nicht deuten konnte, blitzte in den Augen des Königs auf.

„Mademoiselle, bitte folgen Sie mir. Ich werde Ihnen Prinzessin Catherine vorstellen.“ Es war keine Bitte, viel mehr ein Befehl.

König Nicolas schritt zu Tür, blieb dann jedoch auf Höhe von Sophies Vater stehen. „Danke, Minister. Sie können gern im Vorzimmer auf Ihre Tochter warten. Es wird allerdings etwas dauern.“

Die unverblümten Worte verunsicherten Sophie, doch sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen, als sie König Nicolas’ Befehl nachkam.

Kapitel 4

 

Sophie folgte dem König, der sie zum Aufzug zurückführte. Wieder öffneten sich die Türen nur mittels Handscanner. Es war ihr etwas unangenehm, mit ihm allein auf so engem Raum zu sein, und sie bemühte sich, einen möglichst großen Abstand zu ihm zu halten.

Der Aufzug brachte sie zwei Stockwerke höher. Schweigend liefen sie durch weitere Flure, bogen ein ums andere Mal ab. Sophie hatte längst die Orientierung verloren und konnte nur hoffen, dass der König sie nicht allein lassen würde. Unmöglich fände sie den Weg zurück. Schließlich erreichten sie einen weiteren Aufzug. Dieser besaß ebenfalls keine Knöpfe zum Öffnen der Türen, lediglich eine glatte Fläche. König Nicolas legte seine Hand darauf und erst, als die Handfläche abgescannt worden war, schoben sich die Türen auf. Er machte eine einladende Handbewegung und Sophie trat an ihm vorbei in die Kabine, die zu Sophies Entsetzen auch noch deutlich enger war als der erste Aufzug.

Sie drängte sich in eine Ecke.

König Nicolas drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoss. Die Kabine setzte sich in Bewegung.

Sophie fühlte sich unwohl. Der Raum war eng, viel zu eng für ihren Geschmack. Unauffällig mustert sie den König, der halb abgewandt von ihr stand.

Sie hatte ihn sich irgendwie anders vorgestellt. Jetzt, wo sie so dicht neben ihm stand, wirkte er längst nicht so bedrohlich und mächtig, wie in seinem Arbeitszimmer. Er hatte ein kleines Grübchen am Kinn. Das machte ihn menschlicher. Aber eines musste Sophie sich eingestehen: Er sah sehr gut aus. Hastig blickte sie fort, heftete ihren Blick auf die Anzeigentafel, die im Zeitlupentempo die Stockwerke anzeigte.

Eine Glocke ertönte und die Aufzugtüren gingen auf.

Sophie empfand Erleichterung, als der König vor ihr den Aufzug verließ und sie nicht mehr so dicht neben ihm stehen musste. Der Mann bereitete ihr Unbehagen, und während sie ihm einen langen Flur entlang folgte, wusste sie, warum sie sich so vor ihm fürchtete. Nicht, weil er ihr König war, sondern weil er derjenige war, der über ihr Schicksal entscheiden würde. Konnte sie seinen Erwartungen entsprechen? Was war er überhaupt für ein Mensch? Ein Choleriker, der nach Lust und Laune Personal entließ? Wenn er sie feuerte, würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als den Wünschen ihres Vaters zu entsprechen.

„Ich bin die beste Wahl, die Sie …“, sie unterbrach sich schnell, als ihr auffiel, dass sie den König nicht so anreden konnte. „… die Eure Hoheit treffen kann.“ Zu spät fiel ihr auf, dass sie ihn mit Sire hätte ansprechen müssen.

Der König drehte sich kurz zu ihr um und um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig. Sophie konnte nicht einordnen, ob er über ihren Fauxpas verstimmt oder über sie amüsiert war.

Nervös plapperte sie weiter. „Ich kenne die höfische Etikette, ehrlich. Ich weiß, was von einer jungen Dame erwartet wird, und ich weiß, worauf es in der Gesellschaft ankommt. Ich kann das Hauspersonal leiten, kenne die Abläufe eines großen Haushalts und auch der Umgang mit der Presse ist mir nicht fern.“ Es fühlte sich falsch an, sich anzupreisen wie eine fette Weihnachtsgans, doch Sophie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Sie wollten den Job. Unbedingt.

König Nicolas schwieg.

Der König hatte vor einer Tür angehalten, vor der sich ein weiterer Handscanner befand. Nachdem seine Hand abgescannt worden war, öffnete sich die Tür mit einem leisen Klicken.

Sie betraten ein steril anmutendes Apartment, das eher einem Hotelzimmer, als einer Wohnung glich. Den Mittelpunkt bildeten ein Sofa, ein kleiner Tisch und ein monströser Flachbildschirm. Es gab einen Kamin, der im Moment jedoch nicht brannte. Auf der linken Seite befanden sich einige Türen und ein Flur, der im Dunkeln lag. Auf der rechten Seite schloss sich eine offene Küche an. Alles war ordentlich aufgeräumt, von den perfekt aufgeschüttelten Kissen, bis hin zu den arrangierten Blumenbuketts.

Mit großen Schritten durchquerte König Nicolas den Wohnbereich, vorbei an einem Tresen, vor dem drei Hocker standen. Er schob eine Terrassentür auf und trat hinaus.

Sophie beeilte sich, ihm zu folgen, und staunte nicht schlecht, als sie sich auf einer schmalen Terrasse wiederfand, an die ein großer, perfekt gestutzter englischer Rasen anschloss. „Papa!“, rief eine Kinderstimme und ein blondes Mädchen rannte auf sie zu. Sophie hatte die Prinzessin bereits auf Fotos gesehen.

Sie warf sich in die Arme ihres Vaters, der sie auffing.

„Ist das ein Benehmen für eine junge Dame?“, tadelte er sie sanft. Seine Hände strichen liebevoll über den Kopf des Mädchens und nahmen den Worten die Schärfe.

Das Kleid, das die Prinzessin trug, war zerdrückt, und auf der Strumpfhose prangten an den Knien dunkle Grasflecken. Die zu einem Zopf zusammengebundenen Haare waren zerzaust. Das Mädchen erinnerte Sophie an sie selbst.

Doch Sophie fand noch mehr Parallelen. Auch sie hatte einen wichtigen Vater, der immer beschäftigt war und viel zu viel arbeitete. Aber im Gegensatz zur Prinzessin hatte Sophie in dem Alter auch eine liebende Mutter gehabt.

König Nicolas stellte seine Tochter wieder auf den Boden und blickte über ihren Kopf hinweg auf die beiden jungen Frauen, fast selbst noch Kinder, die auf die Prinzessin aufgepasst hatten. Sie trugen die Uniform einfacher Zimmermädchen und hatten respektvoll den Kopf geneigt. Keine von ihnen wagte, näher zu kommen.

„Catherine“, seufzte König Nicolas, fasste die Hand seiner Tochter und drehte sie zu Sophie um. „Ich möchte dir deine neue Gouvernante vorstellen. Mademoiselle de Cuvenet.“

Die Augen der Prinzessin weiteten sich, als sie Sophie von oben bis unten musterte.

„Sie sieht nicht aus wie eine Gouvernante“, erklärte die Prinzessin und hob ihr Kinn noch etwas höher.

„Ich freue mich sehr, Euch kennenzulernen.“ Gewinnend lächelte Sophie dem Mädchen zu.

Angewidert verzog die Prinzessin den Mund. „Sie ist hübsch“, stellte sie fest und redete über Sophie, als würde sie nicht direkt daneben stehen und jedes Wort hören.

„Das mag schon sein“, gab König Nicolas mit einem schnellen Seitenblick auf Sophie zu. „Ich erwarte von dir, dass du ihr eine Chance gibst.“

Was sollte das heißen? Dass der König sie hübsch fand? Aber was tat das zur Sache? Sophie konnte nicht länger ihren Mund halten. „Ich glaube kaum, dass mein Aussehen etwas an meiner Qualifikation ändert.“ Ihr Einwurf wurde von der Prinzessin und vom König ignoriert.

„Ich will sie nicht als Gouvernante“, entschied Prinzessin Catherine und zog trotzig ihre Oberlippe zwischen die Zähne.

„Catherine.“ Die Stimme des Königs war nicht lauter geworden, aber so messerscharf, dass er damit jeden mächtigen Duc eingeschüchtert hätte.

Sophie spürte, wie ihre Chancen schwanden. Sie gab sich einen Ruck und ging auf das Mädchen zu. Vor ihr ging sie in die Hocke. Sie knickste nicht, sondern begab sich lediglich auf Augenhöhe mit der aufmüpfigen Prinzessin.

„Ich bin keine richtige Gouvernante.“

Damit hatte sie die ganze Aufmerksamkeit des Mädchens.

Sophie wusste, dass sie nun alles auf eine Karte setzen musste. Sie ignorierte jede gängige Konvention. Es war ein großes Wagnis, aber ihre einzige Chance.

„Ich bin wie du.“ Ein Mitglied der königlichen Familie zu duzen war ein eklatanter Verstoß gegen die Etikette.

„Sind Sie eine Prinzessin?“, fragte das Mädchen überrascht.

Sophie lächelte. „Nein, aber mein Vater ist auch ein sehr wichtiger Mann und er arbeitet viel zu viel. Vermutlich so wie dein Vater.“

Prinzessin Catherine sah zu ihrem Vater hinauf. „Was wollen Sie von ihm?“

Sophie blickte den König an, dessen Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war. Dann wandte sie sich wieder an die Prinzessin. „Um ehrlich zu sein, will ich überhaupt nichts von ihm. Aber ich mag dich, und deswegen würde ich gern bei dir bleiben. Wir beide könnten eine ganze Menge Spaß haben.“

Die Prinzessin starrte sie an. Sophie befürchtete schon, der König würde jeden Moment einschreiten, ihre Distanzlosigkeit unterbinden. Doch er stand abwartend neben seiner Tochter.

„Sie sind wirklich nicht wie eine Gouvernante.“ Skeptisch verschränkte Prinzessin Catherine die Arme vor der Brust.

Sophie lächelte. „Ich glaube, du brauchst keine Gouvernante, viel eher eine Freundin. Ich bin Sophie.“ Sie streckte der Prinzessin die Hand entgegen.

Diese starrte darauf, als würde sich Sophies Hand jeden Moment in eine Schlange verwandeln und sie beißen.

Auf einmal ging eine wundersame Veränderung im Körper des Mädchens vor. Die abwehrende Haltung verschwand, wich einer kindlichen Unschuld. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen und ihre Augen blitzten. Sophie fiel die unglaubliche Ähnlichkeit zu König Nicolas auf. Unwillkürlich fragte sich Sophie, ob der König noch umwerfender aussehen würde, wenn er lächelte.

„Ich glaube, eine Freundin könnte ich gut gebrauchen.“ Das Mädchen ergriff Sophies Hand. „Ich bin Catherine.“

Die Prinzessin wandte sich ihrem Vater zu. Dieser hatte sein Mobiltelefon gezückt und las stirnrunzelnd eine Nachricht. „Papa, ab wann kann Sophie zu mir kommen?“

„Ab morgen“, sagte er gedankenverloren und blickte nicht einmal auf.

Sophie schluckte. Das ging aber ziemlich schnell.

„Das ist gut. Hast du dein Zimmer schon gesehen?“, fragte Catherine vergnügt.

Sophie schüttelte den Kopf.

Wie selbstverständlich führte die Prinzessin Sophie durch die Terrassentür in das Innere des Palastes.

„Das ist mein Apartment“, erklärte sie und wies auf die neutrale Einrichtung. Sie zerrte Sophie weiter Richtung Flur zu einer der Zimmertüren und öffnete diese. „Das ist mein Spielzimmer.“ Sie traten nicht ein, sondern gingen weiter. „Mein Lernzimmer.“ Catherine stieß die nächste Tür auf und blieb endlich stehen. „Und das hier ist mein Schlafzimmer.“

Sophie unterdrückte die aufkeimende Verzweiflung. Alles war sorgsam hindrapiert, aufgeräumt und sauber. Das waren keine Räume, in denen man sich gern aufhielt. Was fehlte, war Gemütlichkeit, eine persönliche Note und eine gewisse Verspieltheit, die für ein Kind notwendig war. Diese Wohnung mochte einem Hochglanzmagazin entsprungen sein, aber es war bestimmt kein Zuhause. „Nett“, sagte Sophie gequält, doch Catherine schien ihre Befangenheit nicht zu bemerken, denn sie zog sie schon längst zu einer weiteren Tür.

„Und das hier ...“ Schwungvoll öffnete die Prinzessin eine weitere Tür. „... ist ab morgen dein Zimmer.“

Sophie stand in einem riesigen Raum. Ein opulentes Boxspringbett, in dem eine ganze Fußballmannschaft Platz gefunden hätte, ein Schreibtisch, ein Flatscreen, ein gemütliches Sofa und ein Sessel. Im Gegensatz zu ihrem Zimmer auf dem Internat ein Traum. Mit ein paar persönlichen Gegenständen würde sie sich in diesem Zimmer einrichten können.

Als Sophie sich zu Catherine umdrehte, stellte sie fest, dass das überschwängliche Kind verschwunden war. Die Prinzessin strahlte eine Verletzlichkeit aus, die ein achtjähriges Mädchen nur dann umgeben konnte, wenn es in seinem jungen Leben schon sehr viel mitgemacht hatte.

Sophies Herz krampfte sich zusammen. Hier ging es nicht mehr nur um ihre Zukunft, hier ging es um so viel mehr. Sophie hatte die Chance, ein wenig Wärme in das Leben der kleinen Prinzessin zu bringen. Sie wollte ihr Bestes geben und hoffte, dass dies ausreichen würde.

„Ich bringe Sie nach oben, Mademoiselle de Cuvenet.“

Sophie zuckte zusammen, als die Stimme des Königs erklang. Er stand am anderen Ende des Flures. Die zwei Zimmermädchen, die auf Catherine aufgepasst hatten, waren bei ihm.

„Kommt mit, Prinzessin. Wir spielen weiter“, bat das eine Mädchen schüchtern.

Catherine zögerte. Der strenge Blick ihres Vaters, ließ jedoch keinen Widerspruch zu. Und so senkte sie die Lider und folgte den Mädchen in den Garten.

„Wir sehen uns dann morgen“, rief Sophie der Prinzessin hinterher.

Catherine drehte sich noch einmal um. „Das hoffe ich sehr“, flüsterte sie leise und warf ihrem Vater einen flehenden Blick zu.

Mit einem Mal wurde Sophie klar, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen worden war. Der König hatte sie noch nicht eingestellt.

Verlegen starrte sie ihre Schuhspitzen an. Hatte sie sich zu viel herausgenommen?

„Folgen Sie mir!“ Ohne auf sie zu warten, drehte König Nicolas sich um und ging. Sophie beeilte sich ihn einzuholen und betrat gerade noch rechtzeitig die Aufzugkabine, bevor die Türen sich schlossen.

„Morgen pünktlich um neun Uhr.“

Sophie nickte eilig. „Das ist kein Problem.“

„Gragoutte wird die Verträge fertig machen und Sie müssen sich darauf einstellen, Ihre sozialen Kontakte einzuschränken.“

Sophie war so verwundert über diese Forderung, dass sie sich nicht über die Zusage des Jobs freuen konnte.

„Hier zu arbeiten hat seinen Preis. Die Privatsphäre meiner Tochter ist mir sehr wichtig.“

„Das verstehe ich.“

„Keine Handyfotos. Weder von Personen noch von Orten. Keine Weitergabe von Informationen.“

Gehorsam nickte Sophie.

„Wunderbar“, murmelte König Nicolas. „Und noch etwas.“

Etwas in seiner Stimme hatte sich verändert und ließ Sophie aufhorchen.

„Meine Tochter ist mir sehr wichtig und ich lasse sie nur in der Obhut vertrauenswürdiger Personen.“

Sophie hielt die Luft an. Würde er ihr jetzt erzählen, dass er sie nicht für geeignet hielt?

„Weitere Überschreitungen der Etikette werde ich nicht dulden, Mademoiselle de Cuvenet.“ Sein Blick war unnachgiebig.

„Selbstverständlich.“

„Dann haben wir alles geklärt.“ Seine Stimme war mit einem Mal viel weicher. Er kam näher, und Sophie wich zurück. Weit kam sie nicht, da spürte sie bereits die kühle Wand im Rücken. Sie starrte König Nicolas an, der viel zu dicht vor ihr stand.

Er stützte eine Hand an die Wand, direkt neben ihrem Kopf und beugte sich noch näher. Wenn er sie einschüchtern wollte, war ihm das mehr als gelungen. Sophies Herzschlag beschleunigte sich. Er würde doch nicht …

Sein Duft, herb und männlich, hüllte sie ein. Wie in Zeitlupe kam sein Gesicht auf sie zu und Sophie ahnte, dass er vorhatte, sie zu küssen.

Die Glocke des Aufzugs ertönte und die Türen öffneten sich. Hastig duckte Sophie sich unter dem Arm des Königs hindurch und schob sich an ihm vorbei in den Flur.

„Ich fürchte, ich kann hier nicht arbeiten“, stammelte sie und sah sich panisch nach einer Fluchtmöglichkeit um.

König Nicolas brach in schallendes Gelächter aus.

Verdutzt starrte Sophie ihn an. Sie verstand die Welt nicht mehr.

„Sie haben den Test bestanden, Mademoiselle de Cuvenet.“ Immer noch lachend ging er an ihr vorbei und ließ Sophie stehen.

Sie blinzelte. Unfähig, sich zu rühren, fragte sie sich, von welchem Test er sprach.

Als sie ihm nicht folgte, dreht er sich um. „Ich wollte nur sichergehen, dass Sie meiner Tochter keinen Unsinn erzählt haben.“

Sophie blinzelte. Dann machte es klick in ihrem Kopf. Glaubte dieser eingebildete Kerl etwa tatsächlich, sie hätte es auf ihn abgesehen? Sie konnte nicht länger an sich halten und marschierte auf König Nicolas zu.

„Das ist noch lange kein Grund, mich zu ... mir so zuzusetzen“, verbesserte sie sich und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss.

Die Lippen des Königs verzogen sich spöttisch. „Ich musste nur sichergehen. Das Letzte, was ich momentan gebrauchen kann, sind weitere Probleme.“

Sophie war noch immer aufgebracht. „Sire, ohne Euch zu nahe treten zu wollen, ich bin nicht an Euch interessiert!“

Er zog amüsiert eine Augenbraue nach oben. „Gut, dass das geklärt ist. Ich bin nämlich auch nicht interessiert.“

Ihre Röte vertiefte sich, und sie stapfte wütend an dem König vorbei und hoffte, den richtigen Weg zu finden.

„Es geht nach rechts“, informierte er sie auch schon, als Sophie um eine Ecke bog und die falsche Richtung einschlug. Wütend wartete sie auf ihn, um sich von ihm zurück zu seinem Arbeitszimmer geleiten zu lassen, vor dem ihr Vater auf sie wartete.

Kapitel 5

 

Nicolas hatte Kopfschmerzen. Er griff in seine Schreibtischschublade und zog einen Blister mit Schmerztabletten heraus. Es war noch nicht einmal Mittag, und er hatte schon jetzt das Gefühl, sein Kopf explodierte. Vermutlich lag es an dem desaströsen Meeting mit seinen Ministern, das er eben beendet hatte. Er warf sich zwei Tabletten in den Mund und griff nach dem Wasserglas, auf seinem Schreibtisch, um sie hinunterzuspülen.

Dass das Meeting nicht einfach werden würde, hatte er geahnt, aber diese verbohrten alten Männer hätte er am liebsten schon nach wenigen Minuten vor die Tür gesetzt. Warum konnten sie nicht einsehen, wie wichtig weitere Investitionen in die Zukunft von Beau Pays waren? Er brauchte mehr Geld, um den Ausbau des Kommunikationsnetzes voranzutreiben, doch damit war er auf taube Ohren gestoßen. Es war aussichtslos. Irgendwie musste er anderweitig das nötige Kapital auftreiben. Leider überstieg die benötigte Summe sein privates Vermögen um ein Vielfaches. Dazu hatte er im letzten Jahr zu viel in andere Projekte investiert. Die Lage war verzwickt.

Mit dem Glas in der Hand trat er ans Fenster und blickte gedankenverloren hinaus. Es war ein angenehm warmer Tag. Etwas bewölkt, aber dennoch warm. Als er das Fenster öffnete, um etwas Luft hereinzulassen, hörte er Stimmen.

Das vertraute Lachen hätte er überall erkannt. Es war Catherine. Nicolas wurde bewusst, dass er seine Tochter schon seit etlichen Tagen nicht mehr gesehen hatte. Wie lange war es her? Er versuchte, sich zu erinnern. Es musste vor einer Woche gewesen sein oder sogar noch länger. Richtig, es war an dem Tag gewesen, an dem er Catherine die neue Gouvernante vorgestellt hatte. Sophie Jeurraine. Mademoiselle de Cuvenet, korrigierte er sich in Gedanken. Die junge Frau hatte ihm imponiert, als sie Catherine völlig unbefangen, wider alle Konventionen ihre Freundschaft angeboten hatte. Das hatte ihn so beeindruckt, dass sie sich beinahe über alle höfischen Regeln hätte hinwegsetzen können. Seiner Tochter zuliebe hatte er sie eingestellt. Freundschaft war in seinen Kreisen ein kostbares Gut. Er hatte früh lernen müssen, was es hieß, anders zu sein, und das war er als Kronprinz immer gewesen. Das war das Schicksal der de Noiratte, seines und das seiner Tochter. Sie waren die Herrscherfamilie von Beau Pays. Das Volk liebte sie, vergötterte sie. Doch niemand wagte, mit ihnen befreundet zu sein. Und wenn, dann nicht ohne Hintergedanken. Man hob sie auf einen Sockel und verehrte sie aus der Ferne.

Verpflichtungen und die Etikette beschnitten ihr Leben. Nicolas hatte gelernt, damit zu leben, hatte gelernt, die Einsamkeit zu ertragen.

Ahnte Sophie Jeurraine, welch kostbares Geschenk sie Catherine gemacht hatte?

Unter ihm regte sich etwas, und er sah Catherine quer über die Wiese laufen. Dicht gefolgt von ihrer neuen Freundin. Sie lachten beide. Catherine blieb stehen und wartete auf die Mademoiselle. Hand in Hand schlenderten sie weiter, außer Sichtweite.

Ein schmerzhaftes Gefühl durchbohrte sein Herz. Er beneidete Catherine um etwas, das ihm verwehrt bleiben würde. Verdammt, er war eifersüchtig auf seine Tochter, weil sie Zeit mit der zauberhaften Mademoiselle de Cuvenet verbringen durfte! Sophie.

Es klopfte an der Tür und Gragoutte trat ein.

„Es wird Zeit“, informierte er ihn steif.

Nicolas reagierte nicht, suchte mit den Augen den Garten ab. Von dort klang immer noch Catherines leises Lachen zu ihm hinauf.

„Sire, Ihr werdet bereits erwartet.“

„Ich brauche noch einen Moment“, erklärte Nicolas. Er hatte jetzt keine Lust auf eine weitere kräftezehrende Besprechung, von der er sich ohnehin nichts versprach. Ohne großzügige Gegenleistung würde Marquis Thusaillon nicht bereit sein, in Beau Pays zu investieren, und zu Zugeständnissen war Nicolas nicht bereit.

Gragoutte räusperte sich laut, um sein Missfallen kundzutun.

Viel lieber wollte Nicolas die Zeit mit Catherine und ihrer Gouvernante verbringen.

„Sire.“

Nicolas traf eine Entscheidung. „Verschieben Sie den Termin, ich habe jetzt keine Zeit.“

„Das geht nicht!“, protestierte Gragoutte.

Mit finsterer Miene drehte Nicolas sich um, und sein Berater erstarrte mitten im Satz. Er war der König und er ließ sich von Gragoutte nicht sagen, was er tun konnte und was nicht.

„Selbstverständlich. Ich werde mich um eine Terminverschiebung kümmern.“

Nicolas trat an den Schreibtisch und stellte sein Wasserglas ab. Er wartete, bis Gragoutte den Raum verlassen hatte, dann machte er sich auf den Weg hinunter in den Garten.

Kapitel 6

 

Nicolas kam sich vor wie ein kleiner Junge, der den Schulunterricht schwänzte, als er durch Catherines Apartment hinaus in den Garten ging. Doch dort war von seiner Tochter und ihrer Gouvernante nichts zu sehen.

Lediglich Hoquemont, der Butler, stand am Ende der Terrasse und drehte sich überrascht um, als er Nicolas kommen sah.

„Sire.“

„Hoquemont.“

Er blieb neben ihm stehen.

„Ich wusste nicht, dass Ihr heute Nachmittag hier seid.“

„Das war ein spontaner Entschluss.“

Einen jüngeren Butler mochte sein plötzliches Auftauchen aus dem Gleichgewicht bringen, doch nicht Hoquemont. Seit Nicolas denken konnte, arbeitete der Mann im Palast. Er hatte mit einem Aushilfsjob angefangen und sich später zum Stammpersonal des Palastes hinaufgearbeitet. Einige Zeit war er der Kammerdiener seines Vaters gewesen und nach dessen Tod zum Butler aufgestiegen, der die männliche Dienerschaft beaufsichtigte und dabei über alles im Palast informiert war. Hoquemont machte einen hervorragenden Job, und Nicolas hätte keinen besseren Mann für diese Position finden können.

Ab und an geschah es, dass Hoquemont für kurze Zeit seine Zurückhaltung verlor, wie in diesem Moment. Er drehte sich zu Nicolas um und hob eine Augenbraue. „Verzeihung, Sire, dass ich mir eine Meinung anmaße“, entschuldigte er sich formell. „Das war eine sehr gute Entscheidung. Die Prinzessin hat Euch sehr vermisst.“

Nie würde der Butler es wagen, ihn zu kritisieren, aber das brauchte er auch nicht. Nicolas hatte auch so ein schlechtes Gewissen. Catherine war in den letzten Tagen viel zu kurz gekommen.

„Wie macht sich die neue Gouvernante?“ Es sollte beiläufig klingen, dennoch war er ziemlich neugierig.

„Mademoiselle de Cuvenet ist ein Glücksgriff.“

Nicolas konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Die Prinzessin hat bisher keinen Versuch unternommen, ihre neue Gouvernante loszuwerden.“

„Das freut mich zu hören.“

„Ganz im Gegenteil. Sie klebt förmlich an den Fersen von Mademoiselle de Cuvenet. Wahrlich eine etwas unkonventionelle, aber hervorragende Wahl, Sire“, beglückwünschte Hoquemont ihn.

„Inwiefern?“, hakte Nicolas nach und brachte damit den Butler in Verlegenheit.

„Sire, ich möchte keine Kritik an Mademoiselle äußern. Ich schätze sie als Person sehr.“

Also hatte die neue Gouvernante es bereits geschafft, Hoquemont auf ihre Seite zu ziehen. Chapeau.

„Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund, Hoquemont“, forderte Nicolas den Butler auf.

Der zögerte kurz, dann begann er zu erzählen. „Mademoiselle spricht die Prinzessin mit Vornamen an.“

Nun, das war ihm bereits bekannt.

„Bitte, versteht mich nicht falsch, ich möchte Mademoiselle de Cuvenet nicht in Verlegenheit bringen. Sie macht einen großartigen Job und hat dabei keine Scheu, die Dinge beim Namen zu nennen.“

Nicolas runzelte die Stirn.

„Mademoiselle hat darauf bestanden, dass die Prinzessin sich bei den Zimmermädchen bedankt.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752107142
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
Liebesroman kurze Liebesromane mit Happy End Liebe Happy End Heftroman Groschenroman Erzählungen Kurzgeschichten

Autoren

  • Ann Hillmore (Autor:in)

  • Melissa David (Autor:in)

Ich schreibe Bücher, die dein Herz berühren und dich in fantastische Welten abtauchen lassen.
Melissa David wurde 1984 in einem historischen Städtchen in Bayern geboren. Lange bevor sie schrieb, hatte sie den Kopf schon voller Geschichten. Seit 2015 ist sie als Selfpublisherin im Bereich Fantasy und (historische) Liebesromane unterwegs.
Der enge Kontakt zu ihren Lesern ist ihr eine Herzensangelegenheit, die sie über Facebook, ihren Blog und den zweiwöchentlichen Newsletter pflegt.
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Titel: Ein König zum Frühstück