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Demaskierte Zeit

von Roland Schmidlin (Autor:in)
60 Seiten

Zusammenfassung

Die sich öffnende Zeit wird in einer betrachtungsneutralen Ebene ausgeleuchtet. Sie erscheint in verschiedensten Verkörperungen, deren gelüftete Maske Ausgesprochenes bewegt. Das erste Gedicht "Pascal's Geburt" erfühlt die Geburt seines Sohnes Pascal. Die folgenden Gedichte greifen direkt oder indirekt ins Zeitgefüge.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Impressum

Selbstverleger: Roland Schmidlin

E-Mail: rschmidlin00@sunrise.ch

Alle Rechte vorbehalten

Gestaltung Cover: Pascal Schmidlin

Pascal’s Geburt

Eine Uhr tickt zwischen zwei Felsen

die Zeit in Gestaltung scheint mich zu erschlagen

in mir erklingt ein Brausen und Branden

oder schriest Du aus den Wogen des Meeres?

fest in den Armen halte ich Dich jetzt

mach Dir die Zeit zum Geschenk.

Ein neues Leben

Kaum erst hat Dein Atem vom Honig der Erde gekostet

schlendert ein Singvogel der Blume des Lebens entlang

so ferne Dir die Klänge Natur noch waren

so nahe stehst Du in der Stille und Gelassenheit Strom

und schwimmst dem Gotte Deiner Geburt hinterher

Erdgeburt

An der Schlange sich haltend

hangelt die Erde vorwärts sich waltend

zischend sie rotiert

sich selber gebiert.

Skarabäus

Die Erde krabbelt den Händen der Sonne entlang

auf seltsamen Wegen

im Vierfingergesicht

einen Säugling kann sie gebären

aber ankommen tut sie nicht

Aufhebens

Die zugeknöpfte Materie fürwahr gereiht

im Atemzug schliessender Arme gedeiht

Momente zur goldenen Hand aller Dinge

so als ob Zeit anderen Fadens mit hinge

Lücke

Die Materie Zahl gelte im Fluge Nichts als aufgehoben

verschluckte Bilder schauen in Wolken Licht zu Boden

Vögel ohne Schwingen gleiten in Messabständen Zeit

halten fest die aufbrechende Schale Bild ohne Einheit

Eintrag

Chaos!, zeige mir deine Brücke Hinein

lass das Chaos, Chaos sein

Lass die Zeit entstehn

so dass wir das Chaos in der Ordnung sehn

Sanduhr

Ein Flügelschlag jenes Schmetterlings

verläuft im schreibenden Sande rings

Eine Uhr ins Geschriebene hinein läuft

verrinnendes Nichts Volumen anhäuft

Birnenkost

Der Apfel will und will nicht fallen

hört sein Inneres nach Formvollendung lallen

Endlich werden die Kreise geringer

mit gepflücktem Hohlraum vor Zeigefinger

In der festen Hand bricht das Vakuum ein

die Birne zeigte sich im abziehenden Sein

Birnenkleid

Lang gezogener Apfel Erdenschweif

bedeckte Kugel lockt im Ringelreif

Eindrehendes Ziehen Schiebeform

Doppellauf in Kleidgebungen Norm

Sehknoten

Einlaufendes Licht an der Kette Schattenfang

ausbrechende Bildreflexe Pflück und Klang

Beschichtete Balance an der Kletterwaage

erwacht zuzeiten im blinzelnden Fürtage

Abgenommenes Empfinden im Auge Schick

endet im unverkennbaren Dichter Stellblick

Modellierte Buchstaben als Fixsonne Sehen

expressive Zeilen in der Lichtfolge entstehen

Dingmagie

Das Auge des Dichters im suchenden Kreis

zerrt am Zipfel der Erkenntnis Innenweiss

Zeitnahes Ausscheren aus der Brille Brück

in der Hand gehaltene Räume Bilderzück

Am Ende des Weges steht das Ding Sicht

dieser Augenblick rennt ins Warten Licht

Hörfolgen

Ideelles «Wasser und Brot» im Zeitenlang

Echo einfüllendes Warten zum Hoheklang

Räume Steine aus dem aufblühenden Sein

bewegte Hände suchen Haftschalen Mein

Das ausgestreckte Auge im gesättigten Licht

mit beschichteten Hörkeilen ein sich flicht

Wellengang

Das Selbst einer fort sich tragenden Welle

verknotetes Nichts bleibt an deren Stelle

Eintauchender Mond aus dem Sein trinkt

farbloses Pendant ins Griffmuster einsinkt

Die Liebe blauen Gewandes ins Ganze trifft

als ideelle Bewegung Gleichmass umschifft

Verbleibende Flächenuhr Gezeiten abräumt

in sich rieselndes Blau Wellenglanz säumt

Verletzung

Sich setzender Dunst in Schnitten Messerblau

geöffnete Rosen in schreiende Farben gleiten

verletzte Hände imaginäre Pupillen weiten

ausgeatmeter Hauch Liebe in Sichten Gewand

ewige Laufflächen spazieren über den Rand

gefaltetes Spektrum Sein im Schliff Imaginär

geteilte Monde transportieren Farbe Konträr

spürbar gemachter Blindfaden im Blut Schau

Wolkenraster

Licht durchflutete Flocken Wolkenblau

durchtrennte Längen an Lauf und Schau

Lichtblitze formen die erblindete Welt

eine Hand sein gemaltes Bilderblau hält

Vernetzte Konturen öffnen dein Selb im

innere Schönheit Materienriss Stimm

zusammen gefügte Hände Melancholie

lass uns nicht verblassen, nimmer nie!

Die Blume Schlaf

Ungepflückte Blume lass erahnen den Traum

setze rege Bewegung in die Haltenden Raum

Öffne Moment behaftete Augen langer Sicht

verstecke gegengleiche Farben im hohen Licht

Das eingeholte Nichts will ohne Bild entweichen

geweitete Pupillen fangen Wachfinger Zeichen

Abziehende Bildfolgen werden anklopfend Dich

Laufbild Erwachen verfolgt mein gepflücktes Ich

Narzisse

Aufgesetzte Tonketten im Wechselgriff

eingedrehte Blume im verblassenden Blau

Wort Liebe im einsitzenden Planeten Schau

bewegte Strukturen im aufgehenden Kern

Nuancen anklingender Glocken Haltefern

angelegtes Blumenfeld in der Gelbbalance

bestäubte Leere Rissfinger Wolkentrance

gepflügte Meere im Kasten Ideenschiff

Selbsterwachen

Der sich spiegelnde See trägt meine Hand

die gelbe Blume schlüpft über den Rand

Frohlockende Töne aus der Blase singen

offene Rücken im Traumzentrum ringen

Blätternde Farben im aufsteigenden Wind

blind gepflückte Form Zusammen wir sind

Identität

Das umgepflügte Ich im namhaften Bilderrahmen

Sieht sich als Buchstaben Narzisse eingeschrieben

Eine gelbe Krone ins pure Gegenteil buchstabiert

An Lesenden laufen wir zu zweit über den Rasen

Pflücken die Narzisse um den Spiegel zu erschauen

Das gefächerte Blumengelb verschleiert die Sicht

Geweitete Räume nur eröffnen die Schreibe Blau

Einschub

Die Stuhllehne für erhabene Augenblicke dreht

der Himmel schmunzelnd über der Sache steht

Die geduldige Lichtschaukel ihren Tag einritzt

Im Gebilde Tragen den Lauf der Dinge vorsitzt

Turmhöhen teilen den begehrten Apfel Stund

frei gesetzte Zeiger halten Bewegungen rund

Die weisse Augenbinde setzt Bilder in ihr frei

Schönheiten der Sterne stehen Sehzirkeln bei

Griffwechsel

Geschälte Orangen im unterlegten Rasterschnitz

aufgeworfener Seitendreh in Sternwerten Ritz

Eingeflochtene Winkel in der Form Vollendung

abgerundete Punkte bis zu Endzielen Wendung

Entstehende Vielfalt in der gelockerten Farbgabe

fächerndes Für bis hin zum Facettenschliff Rade

Sonnenuntergang

Der letzte Blick auf die Sonn behaftete Uhr

zeigt sich auf Meer tragenden Wellen nur

Das Schattenbild Spinne ins Zentrum lockt

im schliessenden Rahmenbild Perle hockt

Sonnenaufgang

Die Astgabel flüchtet in den Faden Licht

wechselt die Unterlage Gezeitenschicht

Das Gewicht den ersten Platz einnimmt

am Drehruder Sonne ins Trockene rinnt

Sternspritzer

Verglühender Stern in Schauresten Abendrot

gelüftete Vorhangspitzen Wegführungsblind

entfaltete Monde Weggabelungen dafür sind

milchiges Wechselgebilde die Sonne anerbot

Ein Stern Werde sättigt das gebärende Licht

entfernte Bilder das Gewand Jenseits tragen

krempeln sich hoch zur Stimme am Kragen

weichender Muschelspalt Töne aus spricht

Drehraster im Wechsel mit Immertaschen

umgestülpte Schwerkraft Feuer der Fülle

dieser eine Stern steigt aus Funkeln Hülle

Schweife lugen aus Verbindungslaschen

Antlitz eindeckende Hände Sternentor

sich sehend den Weg zurück abwischen

die aufsteigende Sonne beiseite zischen

geöffnete Zeiger Himmel fahren hervor

Sternenden

Gespitzte Sterne mit Fang Pfeilerecken

tragende Längen im Traumbild Wecken

Geschüttelte Blätter in Setzenden Griff

geschönte Stellen End Teilendenschliff

Sternbild Wagen

Ich habe den Schnuller ausgespuckt.

Wem habe ich dies nur abgeguckt?

Der Schnuller ziert jetzt den Boden.

Ich aber kann nur sehen nach Oben.

Meine Mutter denkt nicht ans Helfen.

Sie glaubt wohl, das tuen fremde Elfen.

Sie lässt den Schnuller einfach liegen.

Soll sich ein anderer Rücken verbiegen.

Die Leute aber laufen achtlos vorbei.

Schauen in die Sterne so nebenbei.

Wie lange muss ich eingeengt leben?

Um den Schnuller selber aufzuheben.

Zum Glück liege ich zurzeit im Wagen.

Muss die Sorgen anderer nicht tragen.

Ich denke mir, ohne Schnuller, na und?

Schon ist der Schnuller in Sternen Mund.

Realisierung

Blinzelnde Augen im frühen Schlaf

drehendes Weiss ins Schwarze traf

Aufwachen im Erinnerungsrahmen

Zeitentakt am Traumschriftsnamen

Zensur

Frei geschaufelte Daten Tag

eingeschaltetes Sehen Trag

Ausgeblendete Daten Frag

einstimmende Schwärze Sag

Spannungsbogen

Tastenfenster Licht im Schlaufengreif

Selbstvisionen in Wickeln Ueberstreif

Akribisch gemalter Schleier Elfenhand

gerundete Schönecken Familienband

Einkehr

Eingewobene Herzen in Traumhaft Lichtkanal

Farb versetzte Trage an Schüben Fensterschal

Selbst verheissende Tulpen in vereinter Hand

gepflückte Sonnfelder am Fingerlink Mitband

Rosengarten

Eingeknicktes Blatt im nahen Rosenbeet

als einzelner Fussabdruck im Garten steht

Spurenröte führende Einstiegsblume Pflück

in sich abgewischte Bewegung Höhenstück

Schwerenot

Fallende Blätter im Schwerkraftgemenge

bestimmungslos sich treiben in die Enge

Mit ungezählten Schritten am Boden sein

atmend die abgelenkte Realitätsferne ein

Demaskierung

Die Maske Eigenwahl unversehens fällt

verspricht bei weitem nicht was sie hält

Der maskenhafte Abdruck im Fusse steht

ohne Sehfolgen aber immer weiter geht

Wurfperlen

Ein Fremdkorn die fiktive Muschel belegt

als Schaukel ohne Bilder ins Hinein geht

Schoss Offen einer Bewegung Standhelle

Gedankenperle werfender Bug in Stelle

Ziellos

Die ewig halbierte Strecke Weg Sehen

Illusionen im Lichtkanal zu quer stehen

Sich beobachtendes Ergehen Bilderflut

die abgewendete Strecke absuchen tut

Vermessen

Illusionen in Sperrflächen Raum

kopiert über die Ränder schaun

Gefüllter Teller im Sog daneben

verdichtete Zeiten speisen eben

Kristallisation

Abgewendete Spiegelecken im Kristall laufen

schräg gestellte Teile zum Gebilde sich raufen

Schlussendlich erkennt der Spiegel Gesichter

sprechen im ausgehaltenen Weg der Lichter

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739477398
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Dezember)
Schlagworte
Lyrik Raum Maske Poesie Literatur Gedichte Zeit Weihnachten Verse Uhr

Autor

  • Roland Schmidlin (Autor:in)

Roland Schmidlin wurde am 11.11.1964 in Zürich/Schweiz geboren, wohnt in Birmensdorf/Schweiz. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und arbeitete danach innerhalb und ausserhalb des erlernten Berufes.
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Titel: Demaskierte Zeit