Oh verdammt, das macht sie wirklich gut. Wir waren noch nicht ganz in ihrer Wohnung, da hat mir das geile Luder schon Gürtel und Hose geöffnet und ist vor mir auf die Knie gegangen. So habe ich es am liebsten, nicht lange drumrumreden, sondern gleich zur Sache kommen.
Hat die eigentlich keinen Würgereflex?
Um nicht weiter zusehen zu müssen, wie ihre rot beschmierten Lippen meinen ganzen Schwanz vollsauen, kneife ich die Augen zusammen, lege den Kopf in den Nacken und warte auf das erlösende Gefühl, das mich für wenige Sekunden vergessen lässt.
Der kalte Luftzug an meinem feuchten Schwanz lässt mich nach unten sehen, wo sie gerade Anstalten macht, aufzustehen. Nix da, jetzt wird das hier erst mal zu Ende gebracht.
Mit einer Hand an meinem Schwanz und einer an ihrem Hinterkopf zeige ich ihr deutlich, was ich will, was sie dümmlich grinsend hinnimmt und ihn weiter bearbeitet. Die Show, die sie jetzt dabei veranstaltet, dauert mir dann aber doch zu lange. Wo sind wir denn hier, bei den Dreharbeiten zu einem drittklassigen Porno?
Ungeduldig halte ich ihren Kopf fest und ramme mich mehrfach tief in ihren Mund, was sie nun doch zum Röcheln bringt. Mehrere Tränen lösen sich aus ihren Augenwinkeln, trotzdem schluckt sie gurgelnd jeden einzelnen Tropfen, den ich ihr gebe.
Nett wie ich bin, reiche ich ihr – nachdem ich Boxershorts und Hose hochgezogen habe – meine Hand, um ihr aufzuhelfen, und lasse mich gleich darauf in Richtung Schlafzimmer ziehen, als mein Handy piept. Ich bleibe stehen, ziehe es aus meiner Jackentasche und lese die Nachricht, die mich, obwohl sie so einfach ist, augenblicklich grinsen lässt.
Ich komme vor dem Essen bei dir vorbei.
Heute ist Sonntag und damit das traditionelle wöchentliche Abendessen bei meinen Eltern, Matt und Ella. Wir haben diese Tradition eingeführt, seit Aidan, der eigentlich nicht wirklich mein Bruder ist, endgültig zu unserer Familie gehört. Aber das ist dann eine andere Geschichte.
Zuerst nur wir vier, ist unsere kleine Runde in den letzten Jahren stetig gewachsen. Zuerst kam Isa, inzwischen Aidens Ehefrau dazu, dann ihre beiden Kinder Emily und Ethan und auch Eva ist – so wie heute – inzwischen regelmäßig dabei.
Unmittelbar entziehe ich Maddison, oder heißt sie doch Addison, meinen Arm, stecke mein Handy ein und schließe meine noch immer offen stehende Hose.
»Ich muss los.«
Entgeistert sieht Maddison/Addison mich an.
»Wie bitte, spinnst du? Ich blase dir einen und dann haust du ab?«
Oh bitte …
»Selbst schuld, was nimmst du auch alles in den Mund.« Damit drehe ich mich um und verschwinde unter ihren wütenden Schimpftiraden aus ihrer Wohnung.
Noch bevor Eva klingelt, öffne ich ihr die Haustür, was sie in meinen Hausflur marschieren lässt, als würde das alles hier ihr gehören.
Wie immer schlüpft sie im Gehen aus ihren Schuhen und lässt diese genau dort liegen, wo sie von ihren Füßen abfallen. Ihren Weg ins Wohnzimmer setzt sie unbeirrt fort und lässt sich – auch wie immer – längs auf mein Sofa fallen.
»Kaffee! Ich brauche Kaffee.«
»Dir auch ein fröhliches ›Hallo‹, Eva.«
Lachend gehe ich in die Küche und stelle zwei Tassen unter den Kaffeevollautomaten. So ist es jeden Sonntag, besser gesagt jeden Sonntag, an dem Eva auch zu meinen Eltern mitkommt. Vorher kommt sie bei mir vorbei und trinkt einen Kaffee, um wach zu werden, weil sie den ganzen Sonntag gammelnd auf ihrem Sofa verbracht hat.
Mit einer Tasse heißen Kaffee in jeder Hand gehe ich durch den Flur und komme ins Straucheln, weil ich über etwas am Boden Liegendes stolpere. Die Tassen weit von meinem Körper weghaltend, versuche ich, mich auszubalancieren, was mir glücklicherweise auch gelingt.
»EVAAA!«
»Tut mir leid«, kommt es aus dem Wohnzimmer. Ärgerlich schieße ich ihre beiden Treter an die gegenüberliegende Wand, wobei ich natürlich in eine Kaffeepfütze trete, die mir beim Gleichgewichthalten hinausgeschwappt sein muss.
Hörbar durch die Nase schnaubend, gehe ich ins Wohnzimmer und knalle ihre Tasse stärker als beabsichtigt auf den Couchtisch, sodass noch mehr des Kaffees überschwappt.
»Meinst du, du wirst es irgendwann lernen, deine beschissenen Schuhe selbst an die Seite zu räumen?«
Ich könnte schwören, meine Lippen haben sich bewegt, aber sie nimmt wortlos ihre Tasse, lehnt sich etwas zur Seite und starrt an mir vorbei auf den Fußboden, als hätte ich überhaupt nichts gesagt.
»Hast du das mit deinen Schweißfüßen mal behandeln lassen?«
WAS? Ihrem Blick folgend, sehe ich die nassen Fußspuren, die ich hinterlassen habe. Wohlgemerkt Kaffeefußspuren.
Mit einer Mischung aus Ärger und Ungläubigkeit sehe ich sie wieder an, woraufhin sie mir über den Rand der Kaffeetasse ein zuckersüßes Lächeln schenkt und übertrieben mit ihren Wimpern klimpert.
Diese Frau macht mich noch mal wahnsinnig und so stampfe ich aus dem Wohnzimmer nach oben in mein Ankleidezimmer, um mir neue Socken anzuziehen.
Als ich wieder zurück bin, steht sie an meinem Esszimmertisch, der zur rechten in meinem Wohnzimmer steht, und studiert einige Unterlagen.
Einen Moment lang bleibe ich stehen und sehe ihr dabei zu, wie die Finger ihrer freien Hand in ihren Haaren drehen. Diese Angewohnheit zeigt sie oft. Jedes Mal, wenn sie etwas liest, über etwas nachdenkt oder wenn sie peinlich berührt ist, spielt sie mit ihrem welligen, blonden Haaren, die ihr fast bis zu ihrem wohlgeformten Hintern reichen. Überhaupt ist Eva ein Hammergerät, was ich ihr natürlich niemals sagen werde. Sie ist schlank, aber nicht dürr, mit Rundungen an genau den richtigen Stellen. Auf ihrer Nase hat sie blasse Sommersprossen, dazu diese geschwungenen Lippen und immer fragende grünblaue Augen. Vielleicht ist das noch die Journalistin in ihr.
Aber am meisten mag ich, dass ich bei ihr sein kann, wer und wie ich bin. Genauer gesagt der, zu dem ich geworden bin.
Auch wenn sie oftmals genervt von mir ist, weiß sie, dass ich es im Grunde nicht böse meine. Außerdem ist Eva mir ebenbürtig und ganz bestimmt vieles, aber nicht auf den Mund gefallen.
Rückblickend betrachtet, sollte sie mir überhaupt nicht so nah kommen. Niemand weiß so sehr wie ich, dass ich das Gefühl, das sie in mir auslöst, nicht verdient habe und trotzdem brauche ich es manchmal. Das Gefühl, restlos glücklich zu sein …
»Liam, hallo …« Stumm realisiere ich, dass Eva direkt vor mir steht und mit ein paar Zetteln vor meiner Nase herumwedelt. »Habt ihr vor, hier zu investieren?«
Stirnrunzelnd nehme ich ihr die Zettel aus der Hand und überfliege den Text. Es geht um ein Eisstadion, dessen Inhaber Investoren suchen, um es zu modernisieren.
Zusammen mit Aiden habe ich vor gut vierzehn Jahren die Firma Stone & Benett Investment gegründet. Zuerst waren wir nur zu zweit, dann aber wuchs die Firma rasant zu ihrer heutigen Größe heran und gilt inzwischen als eine der führenden Investmentfirmen überhaupt.
Unsere Investitionen gehen jedoch eher in den Bereich Hotel, Wohnungen und gelegentlich auch an junge Start-up-Unternehmen. Warum die Inhaber des Eisstadions daher bei uns angefragt haben, ist mir schleierhaft.
»Nein, das ist nicht ganz unsere Richtung. Das solltest du auch wissen.«
Eva arbeitet inzwischen seit etwas mehr als einem Jahr in unserer Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und unsere Investitionen sind ihr sehr wohl bekannt.
»Gehst du mal mit mir dahin?«
Fragend sehe ich sie an.
»Wohin? In das Eisstadion? Ich sagte doch gerade, dass ich nicht vorhabe, zu investieren.«
»Ich dachte auch eher daran, privat hinzugehen.«
Lachend gehe ich zum Esstisch und werfe die Unterlagen darauf.
»Bestimmt nicht. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich aufs Eis gehe? Niemals.«
»Bitte.« Eva kommt näher, nimmt meine Hand zwischen ihre und drückt sie sich flehend vor die Brust. Dabei blickt sie mich von unten herauf aus ihren schönen Augen an. »Biiitte. Mir zuliebe.«
Sagte ich schon, dass diese Frau mich wahnsinnig macht?
»Ich überlege es mir.«
Wohlwissend, dass sie so gut wie gewonnen hat, grinst sie mich an und hopst wie ein kleines Mädchen, das ihren Vater zu etwas überreden konnte, zurück zur Couch.
»Ich lieb dich, Laaam.« Damit küsst Emily mich von gefühlten vier Litern Spucke begleitet auf den Mund. Trotzdem ist es das schönste Gefühl überhaupt.
»Ich liebe dich auch, Prinzessin.« Mit ihr auf dem Arm gehe ich in die Küche, wobei ich sie mehrmals in die Luft werfe und sie wieder auffange, was sie zum Jauchzen und mir noch mehr Sabberfäden ins Gesicht bringt.
In der Küche angekommen, setze ich sie ab und begrüße meine am Herd stehende Mutter mit einem Kuss auf die Wange. Meinem Vater klopfe ich auf die Schulter und drehe mich zu Eva und Isa um, die kichernd in einer Zeitung versunken am Küchentisch sitzen. Da Eva bis vor zwanzig Minuten noch auf meiner Couch geschnarcht hat, gebe ich nur Isa einen Kuss auf die Wange. Danach gehe ich durch den Flur in das Wohnzimmer, wo Aiden, mit einem Arm über dem Gesicht, auf der Couch liegt.
»Hey, was ist denn mit dir los?«
Kurz hebt er seinen Arm an und sieht zu mir hoch, bevor er ihn wieder auf seinem Gesicht ablegt.
»Frag nicht! Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen habe, ich bin fix und fertig.«
Ich setze mich ihm gegenüber in den Sessel, was ihn nun doch dazu bringt, sich stöhnend aufzurichten.
»Na komm, so schlimm wird es schon nicht sein.«
»Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, wenn ein Baby die ganze Nacht …«, erschrocken sieht er mich an. »Tut mir leid, Mann, ich wollte nicht …«
»Ist schon gut … Du hast ja recht. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie das ist.«
»Liam …« Aiden unterbricht seinen Satz, als die Stimmen aus der Küche lauter werden und schließlich bei uns im Wohnzimmer landen.
Nur am Rand bekomme ich mit, dass meine Mutter anfängt, das Essen aufzutischen, und Matt und Isa mit Emily herumalbern. Alles, was ich sehe, ist Eva, wie sie den knapp zwei Wochen alten Ethan auf ihrem Arm schaukelt und ihm über das Köpfchen streichelt. Ich kann nicht erklären, warum, und doch durchströmt mich bei diesem Anblick ein undefinierbares Gefühl. Ein undefinierbares Gefühl, das sich verboten gut anfühlt.
Unsicher, was ich davon halten soll, schüttle ich den Kopf und folge Aiden, der sich bereits an den Esstisch setzt.
Sobald alle Platz genommen haben und ihre Teller befüllt sind, gehen die üblichen Gespräche los. Meine Mutter gibt Isa Ratschläge zum Muttersein, worüber sie und Eva die Augen verdrehen, und mein Vater fragt Aiden und mich, was es in der Firma Neues gibt.
»Ach übrigens, ich kann bei den Rekrutierungsgesprächen für den Pressesprecher nicht dabei sein. Ich habe da schon einen Termin mit dem Miller. Dem von der Hotelkette.«
Überrascht unterbreche ich mein Kauen, sehe Aiden mit großen Augen an und würge das Essen in meinem Mund hinunter.
»Und das fällt dir jetzt ein?«
»Tut mir leid, ich habe es wirklich vergessen, aber vielleicht kann Eva ihren freien Tag verlegen und daran teilnehmen?! Sie hat davon doch ohnehin mehr Ahnung als wir.« Alle Blicke am Tisch drehen sich in Evas Richtung, was ihr sichtlich unangenehm ist. Fragend blickt sie von einem zum anderen, vermutlich hat sie wieder einmal gar nicht zugehört und so wiederhole ich Aidens Frage: »Könntest du vielleicht nächsten Mittwoch deinen freien Tag umlegen und statt Aiden an den Rekrutierungsgesprächen für den Pressesprecher teilnehmen?«
»Ja klar … Das heißt … nein, ich kann doch nicht.« Flüchtig huscht ihr Blick zu Isa, bis sie wieder mich ansieht. »Tut mir leid, immer gerne, aber an dem Tag kann ich nicht.«
Ach, sie kann nicht. Warum? Ist sie wieder mit so einem schwanzlosen Zellhaufen wie vor zwei Wochen verabredet?
Um nicht meine neu auferlegte, eigene Regel, sie vor den anderen nicht mehr blöd anzumachen, zu brechen, stecke ich mir die nächste Gabel mit Nudeln in den Mund.
Soeben mit dem Essen fertig fangen meine Mutter, Isa und Eva bereits an, den Tisch abzuräumen. Gerade will Eva die letzte Schüssel in die Küche bringen, als ihr diese zu Boden fällt. Eigentlich würde ich ihr jetzt beim Aufsammeln helfen, aber die Frage, warum sie am Mittwoch keine Zeit hat, wurmt mich.
»Na, heute wieder im Trampeltiermodus, oder bist du über einen Ameisenknochen gestolpert?«
Mit zu Schlitzen verengten Augen sieht Eva, die sich über die Scherben gebückt hat, über den Esstisch zu mir und setzt gerade zu einer Antwort an, als die Stimme meiner Mutter durch den Raum peitscht.
»LIAM, habe ich dich so erzogen? Sieh zu, dass du Handfeger und Schaufel holst und die Scherben wegräumst.« Dabei sieht sie mich an, wie sie es immer getan hat, wenn ich als kleines Kind nicht Bitte und Danke gesagt habe.
Stöhnend erhebe ich mich aus meinem Stuhl, um in die Küche zu gehen. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Eva ihr Gesicht hinter ihren Haaren verbirgt, damit meine Mutter ihr schadenfrohes Grinsen nicht sieht.
Mit Handfeger und Schaufel bewaffnet, stehe ich vor Eva, die mit hochgezogenen Augenbrauen in Richtung der Scherben auf den Boden nickt und weiterhin dreckig grinst. Miststück.
Widerwillig knie ich mich auf mein rechtes Knie und kehre die Scherben zusammen.
»Liam.«
Meine Fresse kann die Frau nerven. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, um zu ihr aufzusehen.
»Was denn, Eva?«, frage ich übertrieben freundlich. Bis sie mit einem »Du hast da was übersehen« eine Scherbe weiter unter den Tisch kickt.
Ganz ruhig ein- und ausatmend, bemerke ich das Puckern meiner Halsschlagader, krieche aber ohne ein weiteres Wort unter den Tisch und fege auch diese letzte Scherbe auf.
Für gewöhnlich setzen wir uns nach dem Essen noch an den Wohnzimmertisch und trinken etwas. Heute ist mir aus für mich unerklärlichen Gründen jedoch die Stimmung vergangen. Daher beschließe ich, meine Jacke zu nehmen und aufzubrechen, als Eva in den Flur kommt und mich am Arm berührt.
»Willst du schon los?«
»Ja«, erwidere ich heftiger als gewollt und entziehe ihr meinen Arm. Als ich die Jacke überziehe, sehe ich im Augenwinkel, wie sie die Arme vor ihrer Brust verschränkt und mir näher kommt, um nicht so laut sprechen zu müssen.
»Wartet schon wieder eine von deinen Hechelhasen auf dich?«
»Was geht dich das an?«, blaffe ich zurück, nehme ärgerlich meinen Schlüssel von der Anrichte und öffne die Hautür. »Du sagst mir doch auch nicht, warum du Mittwoch keine Zeit hast, oder?!« Damit gehe ich hinaus und knalle die Haustür hinter mir zu.
Meine Fresse, was war das denn? Ich bin doch sonst nicht so empfindlich. Eigentlich kann es mir doch vollkommen egal sein, was Eva macht. Trotzdem muss ich mir eingestehen, dass mir der Gedanke, dass sie was auch immer mit einem anderen Mann macht, so ganz und gar nicht gefällt.
Keine zehn Minuten später habe ich mich wieder etwas beruhigt und halte vor meiner Stadtvilla, steige aber noch nicht aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, ich bin … eifersüchtig, was natürlich vollkommen absurd ist.
Ich hoffe, du und dein Geld werden glücklich miteinander.
Müde fahre ich mir mit den Händen durch das Gesicht und versuche krampfhaft, diese verdammten Gedanken so schnell zu vertreiben, wie sie gekommen sind. Dann ziehe ich mein Handy aus der Jackentasche, um mich bei Eva zu entschuldigen, und sehe, dass bereits eine Nachricht von ihr eingegangen ist.
Am Mittwoch ist der zehnte Todestag meiner Mutter.
Scheiße …