Mit zwei Tüten in jeder Hand lasse ich mich auf die Bank im Starbucks plumpsen und warte darauf, dass Eva mit unserem Kaffee an den Tisch kommt.
Wie nach jedem unserer Shopping-Marathons kommen wir her und trinken einen Kaffee zum Abschluss.
Obwohl ich schon gefühlte hundert Mal in dieser Mall gewesen bin, ist es heute anders. Heute weiß ich, dass Aidens Firma, und damit auch er, nur ein paar Gehminuten entfernt ist. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass mein Blick die Umgebung absucht, in der Hoffnung, ihn vielleicht zufällig hier anzutreffen. Irgendetwas sagt mir aber, dass er nicht der Typ ist, der am Nachmittag durch die Geschäfte schlendert.
Eva stellt mir einen Latte macchiato und einen Nugatmuffin vor die Nase. Mmh, dafür könnte ich sterben.
Nachdem Aiden gestern gegangen ist, habe ich wieder einmal sofort ihre Nummer gewählt und mich für heute mit ihr verabredet. Wenn ich mit diesem Mann in ein Nobelrestaurant gehe, muss ich auch dementsprechend aussehen.
Ein Kleid haben wir bereits gefunden.
Es ist ein kurzärmeliges, knieumspielendes Etuikleid in Schwarz. An den Seiten unterstützen beige Einsätze optisch den Schwung meiner Taille. Dazu werde ich schwarze Peeptoes mit acht Zentimeter Absätzen und eine schwarze Clutch tragen.
Kaffee und Muffin verputzt, gehen wir zum Beine enthaaren in Evas Stamm-Kosmetikstudio. Üblicherweise rasiere ich sie nur und zupfe mir die Augenbrauen selbst. Aus gegebenem Anlass jedoch habe ich mich von Eva überreden lassen, heute mit ihr ins Studio zu gehen.
Ich werde einem Kosmetiker namens Mario zugeteilt. Nachdem ich mir die Hose ausgezogen und mich auf die Liege gelegt habe, streicht er mir ein nach Rosen duftendes, warmes Wachs auf die Beine. Offenbar ist er gut in seinem Job, es tut kaum weh und eine halbe Stunde später sind meine Beine glatt wie nie.
Gerade will ich aufspringen, da erklärt er mir, dass ich laut Eva noch ein Brazilian Waxing bekommen soll. Den Namen schon mal gehört, habe ich gerade trotzdem keine Ahnung, was das sein soll. Er klärt mich auf und allein der Gedanke daran, mich so vor jemandem zu entblößen, lässt meine Wangen glühen.
Allerdings scheint Mario eher weniger am weiblichen Geschlecht interessiert, sodass ich mich, warum auch immer, freimache und wieder auf die Liege lege.
Ob Aiden diese Stelle heute vielleicht sehen wird?
Nein, jetzt bloß nicht an Aiden und meine Vagina denken. Mario bekommt wahrscheinlich das kalte Kotzen, wenn meine Aiden-Reaktion einsetzt.
Entsetzt blickt er mir zwischen die Beine und drückt sich in einer theatralischen Geste die Hand auf seine Brust.
Wie unangenehm. Hat die Reaktion schon eingesetzt?
»Igitt … Sag mal, Schätzchen, wann war hier das letzte Mal jemand?« Angewidert kräuselt er die Nase und sieht mich tadelnd an. »Durch den Busch muss ich ja erst mal mit ’nem Langhaarschneider.«
Na danke, das ist ja fast noch schlimmer.
Alles, was ich je über Mario gedacht habe, nehme ich zurück.
Ritsch, Ratsch.
Ohne mir Zeit zu geben, den Schmerz zu veratmen, reißt er wie ein Besessener die Wachsstreifen von meiner empfindlichen Haut.
Laut seiner eigenen Aussage hätte noch nie so eine »Pussy« auf seinem Tisch gelegen. Die Zweideutigkeit scheint ihm nicht aufgefallen zu sein.
Als ich diese äußerst erniedrigende Tortur endlich hinter mir habe, schwöre ich, dass es das erste und letzte Mal war.
Zum Schluss humpele ich breitbeinig zu dem ins Kosmetikstudio eingebundenen Frisör. Eine weitere Stunde später ist aus meinen glatten Haaren eine wilde Lockenmähne geworden, so wie man es selbst nie hinbekommt. Dazu trage ich kaum Make-up, lediglich meine Augen sind stark betont, was das leuchtende Grün noch intensiver aussehen lässt.
Um kurz nach sechs laufe ich nervös in meinem neuen Kleid und den Peeptoes durch die Wohnung. Fieberhaft überlege ich, warum Aiden mich eingeladen hat und was er von diesem Abend erwartet.
Das Piepen meines Handys lenkt mich ab. Eine Nachricht von Eva ist eingegangen, die mich grinsen lässt.
Scheiß auf »Vorsicht« leg ihn flach. :-)
Bei dem Gedanken, dass er womöglich wirklich mit mir schlafen will, überkommt mich ein warmes Kribbeln. Es breitet sich in meinem Magen aus, bis hin zur frisch entwachsten Stelle, die endlich nicht mehr wehtut.
Ein weiteres Mal frage ich mich, ob ich so ein Gefühl schon mal hatte. Oder ob ich von bloßen Gedanken schon einmal so erregt war.
Aber weiß ich überhaupt noch, wie man die Signale richtig deutet? Ich werde immer unruhiger, bis es endlich an der Tür klingelt …
Sowie ich aus der Haustür trete, sehe ich Aiden an einer großen dunklen Limousine stehen. Kaum dass er mich sieht, schenkt er mir ein atemberaubendes Lächeln, mit dem er mich begrüßt und mir die hintere Wagentür aufhält. Nachdem ich eingestiegen bin, wirft er die Tür zu, umrundet den Wagen und nimmt ebenfalls auf der Rückbank Platz.
Wie bisher immer trägt er einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug in Kombination mit einem ebenso dunklen Hemd. Heute jedoch stehen die beiden oberen Knöpfe des Hemdes offen und er trägt keine Krawatte.
Ob er auch mal helle Kleidung trägt? Zu wissen, was sich unter dem Hemd befindet, eingehüllt in seinem einzigartigen Geruch, der im gesamten Innenraum des Wagens hängt, lässt mich unruhig auf meinem Platz umherrutschen. Nervös wische ich meine nassen Handflächen auf den Oberschenkeln ab und lasse den Blick durchs Auto schweifen.
Auf dem Fahrersitz sitzt ein Mann um die vierzig, der mir über den Rückspiegel zum Gruß zunickt. Irgendwie finde ich es befremdlich, dass eine dritte Person mit im Wagen sitzt, auch wenn besagte Person diesen nur fährt.
Als könnte er meine Gedanken lesen, spricht Aiden mich an.
»Ich dachte, es wäre gut, uns fahren zu lassen, so kann ich ein Glas Wein mit Ihnen trinken.«
»Sicher, sehr gern.« Himmel bin ich nervös. Ich fummele an meinem rechten Ohrläppchen, eine blöde Angewohnheit, und versuche selbstbewusster zu klingen. »Ich denke, wenn man schon bei einem der besten Italiener der Stadt zu Abend isst, sollte man dort auch einen Wein trinken. Wie haben Sie es angestellt, so kurzfristig einen Tisch zu reservieren?«
»Ich kenne den Inhaber flüchtig und hatte Glück, dass er es nicht vergessen hat.« Er lacht, wobei er eine Reihe ebener weißer Zähne entblößt, die mich kurz ablenken.
Noch bevor ich weiter nachbohren kann, halten wir schon vor dem Pasta e basta.
Kaum im Eingangsbereich angekommen, nimmt man uns die Jacken ab und führt uns an den Tischen der übrigen Gäste im Restaurant vorbei, bis zu einem separat abgeteilten Tisch in der hintersten Ecke. Von hier aus kann man die anderen Restaurantbesucher zwar hören, die Sicht ist indessen durch eine halbhohe Wand versperrt.
Das Licht im gesamten Restaurant ist gedimmt, was die Kerzen auf den einzelnen Tischen umso heller erscheinen lässt. Im Hintergrund spielt leise italienische Musik, die durch das Stimmengewirr, dem Klappern des Bestecks und einiger aneinander klirrender Weingläser jedoch kaum zu hören ist.
Nachdem wir uns an den Tisch gesetzt haben, stellt der Kellner sich mir als Paolo und Inhaber des Restaurants vor, bevor er sich Aiden zuwendet.
»Mr. Stone, es ist mir eine Ehre, Sie heute begrüßen zu dürfen. Noch dazu in so charmanter Begleitung.« Nur kurz huscht sein Blick in meine Richtung. »Darf ich Ihnen einen Wein empfehlen?«
Sagte Aiden nicht, sie würden sich nur flüchtig kennen? Das hört sich für mich aber irgendwie anders an. Der Gute überschlägt sich ja fast.
Aiden sieht mich an und antwortet diesem Paolo, ohne den Blick von mir zu nehmen. »Sicher, Paolo, nur zu.«
Unfähig, seinem eindringlichen Blick auszuweichen, kneife ich die Beine unter dem Tisch zusammen, um das inzwischen bekannte Kribbeln zu besänftigen, mache es dadurch aber nur noch schlimmer. Paolo entfernt sich schnell, kommt aber innerhalb einer Minute mit einer Weinflasche wieder zurück an den Tisch.
»Dieser liebliche Rotwein, der ausgezeichnet zu unserem aktuellen Monatsmenü passt, kommt aus Apulien in Italien. Er besticht durch seine tiefe Fruchtsüße und ein üppiges Aroma. Ich denke, er wird genau nach Ihrem Geschmack sein, Mr. Stone. Darf ich?«
Aidens Blick, unter dem ich beginne fahrig zu werden, wendet sich jetzt Paolo zu.
»Danke, wir nehmen den Wein und zwei Mal das Monatsmenü.«
»Darf ich Ihnen das Monatsmenü noch vorstellen?« Paolos fragender Blick wechselt zwischen Aiden und mir.
»Für mich nicht danke«, erwidert Aiden schnell.
Paolo scheint sich aus irgendeinem Grund vor Freude in die Hose machen zu wollen, während Aiden sich wieder mir zuwendet.
»Wie ist es mit Ihnen, Miss Young?«
Äh, was wurde denn gefragt?
Aidens Mundwinkel zucken. Ich weiß nicht, ob er kurz davor ist, mich auszulachen, oder ob ich ihn einfach amüsiere. »Möchten Sie, dass Paolo Ihnen das Monatsmenü vorstellt?«
»Bloß nicht.« Mist, habe ich das jetzt laut gesagt? Ich räuspere mich. »Entschuldigung. Nein danke, das ist nicht nötig. Vielen Dank.«
Ich bin sogar froh, es mir nicht anhören zu müssen. Dieses geschwollene Gerede über Wein. Ich habe kein einziges Wort verstanden. Das Ambiente sagt mir, dass ich ohnehin keine einfachen Tortellini bekommen kann.
Aidens rechte Augenbraue schießt über meinen Versprecher in die Höhe und er lacht laut auf.
Oh Gott ist das ein Lachen. Sofort verstärkt sich dieses verdammte Kribbeln. Paolo hingegen sieht mich an, als würde er lieber den Kopf schütteln. Öffnet dann aber die Weinflasche, schenkt uns ein und geht, um die Bestellung aufzugeben.
»Warum habe ich den Eindruck, dass Sie lieber woanders hingegangen wären?« Sein Lachen ist noch nicht ganz verschwunden.
Tja, wie soll ich es sagen, ohne unhöflich zu erscheinen?
»Das täuscht, ich wäre nicht lieber woanders hingegangen. Es ist nur … etwas ungewohnt. Ich habe noch nie irgendwo gegessen, wo der Wein in großen Gesten beschrieben wird und gefragt wird, ob man das Essen erklären darf.«
»Ich gebe zu, dass es etwas übertrieben ist, dafür schmeckt es aber ausgezeichnet. Ich verspreche Ihnen, dass wir bei dem Wein bleiben. Dann kommt Paolo nicht in die Verlegenheit, uns wieder ein Referat halten zu müssen.«
Jetzt muss auch ich lachen, gleichzeitig hält Aiden mir sein Weinglas zum Anstoßen hin. »Erzählen Sie mir etwas von sich.«
»Was möchten Sie denn wissen?«
»Alles. Fangen Sie mit Ihrer Familie an.«
Als wir beim Dessert angekommen sind, weiß er, dass ich ein Einzelkind bin und ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern habe. Was sie beruflich machen und dass sie in Greenville Ohio leben, wo ich aufgewachsen bin. Außerdem, dass Eva meine beste Freundin und der Hauptgrund ist, warum ich vor fünf Jahren nach Chicago gekommen bin.
»Was ist mit Ihrer Familie?«
Stutzt er kurz oder bilde ich mir das nur ein? Der Moment ist so schnell vorbei, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob es ihn überhaupt gegeben hat.
»Meine Eltern wohnen wie Liam und ich auch in Oak Park. Morgen findet unser allwöchentliches Abendessen bei ihnen statt und wehe einer von uns kommt nicht. Dann kann meine Mutter ziemlich ungemütlich werden.« Allein der Gedanke scheint ihn zum Lächeln zu bringen.
»Sie wohnen nicht in der Stadt?« Ich kann nicht genau erklären, warum, aber es wundert mich.
»Nein. Ich investiere fast meine gesamte Freizeit in die Firma, bin immer in irgendwelchen Städten unterwegs. Wenn ich dann Feierabend habe, will ich auch wirklich meine Ruhe. Allerdings habe ich ein Zimmer neben meinem Büro, falls es mal ganz spät wird. Aber ich versuche, es zu vermeiden, dort zu übernachten.«
Ich will noch mehr über seine Familie, über Aiden, den Privatmenschen, wissen. Ohne dass es mir bewusst ist, lenkt er unser Gespräch aber wieder in eine andere Richtung.
Wir reden und lachen über meine Arbeit und Kunden mit verrückten Vorstellungen. Stellen fest, dass ich Horrorfilme mag, er hingegen so gut wie nie fernsieht. Dass ich am liebsten jedes Wochenende ins Kino gehen würde, er hingegen schon einen verdammt guten Grund bräuchte, um sich in einen fensterlosen Raum mit lauter knisternden Tüten und schmatzenden Menschen zu setzen.
Von meiner anfänglichen Nervosität ist kaum mehr etwas zu spüren, was vielleicht auch daran liegt, dass die Weinflasche sich dem Ende nähert. Aiden will uns gerade noch einmal einschenken, als der letzte Tropfen in meinem Weinglas landet.
Als er nach Paolo rufen will, stellen wir fest, dass außer uns niemand mehr im Restaurant ist. Ein Blick auf Aidens Uhr zeigt, dass es bereits kurz nach elf ist.
So in unser Gespräch vertieft, haben wir die Zeit und alles andere um uns herum komplett vergessen. Paolo scheint nur darauf zu warten, die Tür hinter uns schließen zu dürfen, traut sich aber aus irgendeinem Grund nicht, uns zum Gehen aufzufordern.
Bedauernd sehe ich zu Aiden rüber, der das Gleiche zu denken scheint.
»Hätten Sie Lust, bei Ihnen oder mir noch ein Glas zu trinken? Wir könnten uns eine Flasche von dem Wein mitnehmen?«
Eine leise Stimme sagt mir, dass es dann nicht bei dem Wein alleine bleibt, und genau das will ich.
»Sehr gerne.« Und damit schenke ich ihm mein hoffentlich schönstes Lächeln.
Nur ein paar Minuten später sitzen wir in der Limousine, die von seinem Fahrer gelenkt wird, der – wie ich mittlerweile erfahren habe – Leo heißt.
Ich habe entschieden, dass wir zu mir fahren.
Zwar würde mich brennend interessieren, wie Aiden lebt, aber ich habe kein Auto dabei und kann nicht einschätzen, wie der Abend endet. Was ist, wenn er nur die Flasche mit mir leeren will und mich dann wegschickt?
Oder, wenn er tatsächlich mit mir schläft und mich gleich darauf loswerden will? Nein, zu Hause fühle ich mich da einfach sicherer. Heimvorteil sozusagen.
In meiner Wohnung angekommen streife ich gleich im Flur meine Schuhe von den Füßen und kann nur mit Mühe ein erleichtertes Stöhnen unterdrücken. So schön diese Dinger auch sein mögen, meine Füße schmerzen wie sau.
Barfuß gehe ich vorweg in die Küche, lege meine Jacke über einen der Stühle und nehme uns zwei Weingläser aus dem Schrank. Aiden folgt mir, legt sein Jackett ebenfalls ab und krempelt die Ärmel seines Hemdes hoch.
»Soll ich den Wein öffnen?«, höre ich ihn direkt hinter mir.
Hart schluckend reiche ich ihm die Flasche und beobachte die Sehnen seiner Unterarme, die bei jeder Bewegung deutlich hervortreten.
Unbewusst stoße ich ein Seufzen aus und blicke erschrocken auf, in der Hoffnung, dass es ihm entgangen ist. Seine dunkelblauen Augen wirken jetzt fast schwarz und sehen mich verhangen an.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass so etwas wie Lust in ihnen steht.
Langsam stellt er die Flasche neben sich auf den Tisch und kommt mit selbstbewussten, geschmeidigen Schritten auf mich zu. Mein Herz schlägt wie verrückt, sodass er es eigentlich hören müsste. Mit der Zunge benetze ich meine trockenen Lippen und sehe abwechselnd in seine Augen oder auf seinen sinnlichen Mund.
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und fährt zärtlich mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Nur diese zarte Berührung reicht aus und ich merke, wie die Aiden-Reaktion einsetzt.
Ohne weiter darüber nachzudenken, ob ich mich gut anstelle oder nicht, ob ich die Zeichen richtig deute, fahre ich mit meiner Zungenspitze an seinem Daumen entlang.
Scharf zieht er die Luft ein, bevor er mir den Finger wieder entzieht und sich seine Lippen zart auf meine legen.
Sie sind genauso weich, wie ich sie mir vorgestellt habe. Seine Zunge kitzelt mir um Einlass bittend über die Lippen, woraufhin ich meinen Mund öffne und ihm mit meiner Zunge entgegenkomme. Bei der ersten Berührung unserer Zungenspitzen entkommt uns beiden ein Stöhnen, welches wir gegenseitig schlucken.
Er schmeckt so gut, nach Wein und mehr … so viel mehr.
Jetzt gerade ist mir egal, was morgen ist, ob das hier alles für ihn ist oder nicht. Wenn ich diese Situation nicht ausnutze, werde ich es vielleicht für immer bereuen. Also löse ich mich von ihm und ziehe ihn hinter mir her ins Schlafzimmer.
Vor dem Bett stehend bekomme ich dann doch Angst vor meiner eigenen Courage und weiß nicht, wie und ob ich weitermachen soll.
Mir eine Haarsträhne hinter das Ohr streichend spüre ich seine weichen Lippen, seinen warmen Atem an meinem Ohr.
»Willst du das wirklich?« Seine raue Stimme dicht an meinem Ohr lässt meine Erregung noch weiter anwachsen.
»Ja.« Um das Ja zu unterstützen, nicke ich zusätzlich. Noch nie war ich so erregt, ich muss einfach wissen, wie er sich in mir anfühlt.
Er küsst und leckt eine Spur über meinen Hals, die eine Gänsehaut auf meiner Wirbelsäule hervorruft. Umrundet mich dabei und kommt hinter mir zum Stehen. Meine Haare streicht er mir über die linke Schulter, wobei er langsam den Reißverschluss meines Kleides herunterzieht und weiterhin meinen Hals und meine Schulter liebkost.
Seine Finger gleiten an meinem Rücken herunter und bleiben am Verschluss meines BHs hängen. Als er auch diesen öffnet, kann ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Ich drehe mich zu ihm um, sehe in seine vor Lust flackernden Augen und knöpfe sein Hemd auf. Meine Finger zittern so sehr, dass er leise lacht und mir hilft.
Das Hemd streife ich von seinen Schultern, lasse es zu Boden fallen und atme hörbar ein. Wie schon gestern bin ich überwältigt von dieser Vollkommenheit.
Für mich untypische Selbstzweifel bahnen sich an, was Aiden mit jemandem wie mir will. Bilder von ihm und diesen hübschen Frauen kommen hoch und steigern das Gefühl der Unzulänglichkeit nur noch.
Mit seinem Finger unter meinem Kinn zwingt er mich, zu ihm aufzusehen, und bevor ich weiter nachdenken kann, küsst er mich mit einer Leidenschaft, die mich schwindeln lässt.
Langsam streift er mir das Kleid mitsamt dem BH von den Schultern. Zieht es über meine Arme herunter, bis es um meine Füße gebauscht zum Liegen kommt. Er geht einen Schritt zurück und lässt seinen Blick über meinen nur noch in einem Slip gehüllten Körper gleiten. Meinem ersten Impuls folgend, will ich meine Arme schützend vor der Brust verschränken, aber er hält sie an den Handgelenken fest.
»Du bist wunderschön.« Seine Worte sind so leise, dass ich nicht sicher bin, ob er sie nur zu sich selbst gesagt hat. Aber ich habe sie verstanden, er findet mich schön. Nein, wunderschön hat er gesagt und ich will ihm glauben.
Unter seinem intensiven Blick ziehen sich meine Brustwarzen noch fester zusammen, die innere Unruhe in mir wird immer unerträglicher.
Ich will, dass er mich berührt, dass er meine Nippel in seinen Mund nimmt. Dass er das Pochen in meinem Schoß, das nur er auslösen kann, endlich beendet. Am meisten aber will ich, dass er endlich seine mächtige Erektion, die sich unübersehbar unter der Hose abzeichnet, in mich schiebt.
»Leg dich aufs Bett.«
Ihn nicht aus den Augen lassend, tue ich, was er sagt, und krabbele rückwärts zum Kopfende des Bettes hoch. Sehe ihm dabei zu, wie er sich seine Schuhe, die Hose und die enge Shorts darunter auszieht.
Wie heißt noch diese Statue von diesem berühmten Bildhauer? David? Wie auch immer, der Bildhauer würde bei diesem Anblick in Tränen ausbrechen.
Noch nie habe ich verstanden, was manche Frauen an einem Penis schön finden können. Bei ihm jedoch kann ich meinen Blick nicht davon abwenden.
Lang, dick und mit kräftigen Adern überzogen reckt er sich fast bis zu seinem Bauchnabel hoch. Auf der Spitze schimmern die ersten Tropfen und der Gedanke mit der Zunge darüber zu fahren, erregt mich unwahrscheinlich.
Was ist nur los mit mir? Denke ich ernsthaft daran, dieses Monstrum in den Mund zu nehmen?
Seine beachtliche Größe erregt und ängstigt mich gleichermaßen. Mein letztes Mal ist schon so lange her, und wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, hatte keiner von beiden solche Ausmaße.
Die Matratze gibt nach, als Aiden sich neben mich legt und seine Lippen sich über meinen Bauch zu meinen Brüsten hocharbeiten. Fast schmerzhaft dreht er meine Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger, was meine Erregung nur noch mehr steigert.
Als er endlich eine von ihnen in den Mund zieht, an ihr leckt und knabbert, möchte ich keine Sekunde mehr länger warten. Ich drücke den Rücken durch und ziehe sein Gesicht zu mir hoch, um ihn zu küssen.
All meine Sinne sind nur noch auf ihn fixiert, nehmen nichts anderes mehr wahr.
Sein wunderschönes Gesicht, sein ganz eigener Geruch. Das Gefühl seiner Haut unter meinen Fingern, zusammen mit dem Gefühl seiner Hände, die mich in Brand zu stecken scheinen. Der Geschmack seiner sanften Zunge und alles, was ich noch höre, ist unser ersticktes Keuchen.
Endlich schiebt sich seine Hand in meinen Slip. Bitte lass ihn meine Klit berühren.
»So nass.«
Oh nein, wie peinlich.
»Ich mag, dass du so bereit für mich bist«, raunt er gegen meine Lippen.
Seine Finger finden meine empfindliche Perle, umrunden sie, drücken leicht darauf.
Oh mein Gott ist das gut … Ich kann und will mein Stöhnen jetzt nicht mehr unterdrücken und bettele ihn regelrecht an, endlich in mich zu kommen.
Ohne auf mein Gewimmer zu achten, schiebt er zuerst einen, dann einen weiteren Finger in mich. Zeitgleich reibt er meine geschwollene Perle weiter mit dem Handballen.
Als mein Körper anfängt, unkontrolliert zu zucken, zieht er seine Hand zurück und setzt sich auf seine Fersen. Ich höre das Knistern der Kondomverpackung, sehe ihm zu, wie er diese aufreißt und es sich gekonnt überzieht. Sofort drängt sich mir der Gedanke auf, dass er das wohl öfter macht.
Sein Körper, der sich über mich beugt, lenkt mich von diesem Gedanken ab. Mit einem Ruck zerreißt er mein Höschen. Drängt mit seinen Knien meine Beine auseinander und legt sich auf mich, sodass ich seine pralle Spitze bereits an meiner feuchten Spalte spüren kann.
Sein Blick auf mein Gesicht gerichtet, beginnt er, sich quälend langsam in mich zu schieben.
Stück für Stück dringt er in mich ein, wobei seine Härte mich fast schmerzhaft dehnt. Meine Versuche, ihm dennoch entgegenzukommen, ihn in mich zu ziehen, scheitern, obwohl ich an seinem verhangenen Blick und seinem zusammengepressten Kiefer erkennen kann, wie schwer auch ihm diese Zurückhaltung fallen muss.
Immer wieder zieht er sich zurück, um von Neuem in mich zu dringen, bis er mit einem letzten kräftigen Stoß seine gesamte Länge in mir versenkt.
Kurz hält er in seiner Bewegung inne, damit ich mich an seinen Umfang gewöhnen kann. Aber ich will, dass er sich bewegt, und strecke ihm zur Aufforderung mein Becken entgegen, treibe ihn somit an, sich endlich zu rühren. Mich abwechselnd küssend und in den Hals knabbernd, beginnt er, langsam und genießerisch in mich zu stoßen.
Dieses Gefühl völlig ausgefüllt zu sein, diesen Druck zu verspüren, habe ich so noch nie erlebt.
Ich will mehr davon, mehr von ihm.
»Bitte«, stöhne ich unter ihm.
»Bitte was?«
»Fester bitte …« Meine Worte kommen nur noch stöhnend und abgehackt.
»Sag mir, was ich fester machen soll!«
Ich kann ihm ansehen, wie sehr er sich beherrschen muss, in diesem Tempo zu bleiben. Trotzdem bin ich verunsichert. Habe keine Ahnung, was er erwartet, und Angst, mich lächerlich zu machen. Aber ich will ihn jetzt endlich richtig spüren.
»Willst du, dass ich dich ficke?«
»Ja.«
»Dann sag es!«
Das kann ich nicht, oder? Aber ich will es so sehr.
»Bitte … fick mich.« Die Worte kommen so leise, dass ich Zweifel habe, ob er sie zwischen unserem Keuchen überhaupt hören kann. Doch kaum ausgesprochen, gräbt er seine Hände in meine Hüfte, zieht sich fast gänzlich aus mir zurück und rammt sich hart wieder in mich.
In immer schnellerem Rhythmus höre ich das Geräusch von aufeinander klatschender Haut. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften, um seinen Stößen entgegenzukommen und ihn noch tiefer in mir spüren zu können.
Schweißtropfen bilden sich auf seiner Brust, während mein Stöhnen immer lauter wird. Unverhofft fühle ich seine Finger zwischen uns, die meine Klit reiben, und ein noch nie gekanntes Gefühl breitet sich von diesem Punkt an in meinem Körper aus. Dieses Gefühl ist zu viel, lässt meinen Körper unwillkürlich zucken.
Ich möchte mich seiner Hand entziehen, weil es sich zu intensiv anfühlt, komme aber nicht gegen ihn an.
Mein Herz rast, ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen und dann durchströmt mich ein unbeschreibliches, langgezogenes Gefühl, in dem ich mich verliere, und die gesamte Anspannung fällt von mir ab.
Nach gefühlten Ewigkeiten die Augen öffnend, hält Aiden mich wieder mit beiden Händen an den Hüften. Noch zwei weitere Male stößt er tief in mich, bevor er laut keuchend auf mir zusammenbricht.
Ich weiß nicht, wie lange wir schon so, ohne etwas zu sagen, daliegen. Während er mit einer meiner Haarsträhnen spielt, streichele ich über Aidens Rücken und genieße das Gefühl seines warmen Körpers auf mir.
Irgendwann zieht er sich aus mir zurück, was ein eigenartiges Gefühl der Leere in mir zurücklässt. Am Bettrand sitzend, verknotet er das Kondom und legt es neben das Bett auf den Fußboden.
Wie er so mit dem Rücken zu mir sitzt, zieht sich mein Magen unangenehm zusammen. Die Nähe, die ich eben gerade noch gespürt habe, ist weg. Wie um mich zu schützen, ziehe ich die Decke hoch und verschränke die Arme vor der Brust. Ich weiß nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll, was ich sagen soll. Also sage ich das Erste, was mir in den Sinn kommt.
»Warum hattest du ein Kondom dabei? Hattest du das hier geplant?«
Schelmisch grinsend sieht er über seine Schulter zu mir. »Ich habe es gehofft.«