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Der Chauffeur: Ein indiskreter Auftrag

Ein indiskreter Auftrag

von Kitty Harper (Autor:in)
176 Seiten
Reihe: Boston Celebrities, Band 2

Zusammenfassung

Sinnlicher Erotik-Roman mit expliziten Szenen, dominanten Liebhabern, widerspenstigen Frauen und einer Happy-End-Garantie! Die Vergangenheit ist ein Marathonläufer, dessen Durchhaltevermögen immer größer ist als dein eigenes. Du kannst so viel und so lange rennen, wie du willst. Entkommen wirst du ihr nicht. James ist mit seinem Job als Zak Suttons Chauffeur zufrieden. Zudem genießt er seine Freundschaft und sein uneingeschränktes Vertrauen. Dachte er. Doch nach einem Vorfall entfremden sich die beiden und Zak bestraft James, indem er ihn zum Fahrer einer reichen Lady degradiert. Doch Raffaela Silberbauer ist nicht die Tussi, für die sie sich ausgibt. Sie hat es faustdick hinter den Ohren und zieht James – ob er es will oder nicht – in einen privaten Rachefeldzug. Neben einer sexy Blondine muss er sich auch seiner Vergangenheit stellen. Denn die ein oder andere Leiche liegt dort begraben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kitty Harper

Der Chauffeur: Ein indiskreter Auftrag

Inhaltsverzeichnis

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Kapitel 1 8

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Leseempfehlungen 261

Die Nacht ist kalt und klar. So kalt, dass mein Atem kleine Rauchwölkchen vor meinem Mund bildet, wenn ich ihn ausstoße. Und dabei ist noch nicht einmal November. Es ist ein entsetzlich frostiger Abend im Oktober und ich muss arbeiten. Ich seufze und ziehe die Hand aus der warmen Manteltasche, um einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen. Total altmodisch, ich weiß. Aber ich hänge an diesen alten Dingen und die Uhr hat meinem Großvater gehört. Er ist vor ein paar Jahren in einem Altersheim gestorben. Ich lache innerlich auf. Niemand hätte gedacht, dass er – gerade er! – im hohen Alter stirbt. Man hätte ihn für seine Taten am Galgen baumeln lassen sollen, aber es ist anders gekommen.

Ich bin davon überzeugt, dass ich nicht halb so viel Glück haben werde. Für meine Taten werde ich sterben, ob auf dem Stuhl oder durch die Giftspritze sei mal dahingestellt. Jeder Staat, der die ein oder andere Hinrichtungsmethode bevorzugt, hat ein Anrecht auf mich. Ich habe so viele Morde begangen, dass ich sie fast nicht mehr zählen kann.

Fröhliches Kinderlachen dringt an mein Ohr und ich verziehe das Gesicht. Und heute Nacht füge ich einen weiteren Toten dieser Liste hinzu – oder zwei.

Kapitel 1

Hass ist ein zu starkes Wort, um das auszudrücken, was ich für Zak Sutton empfinde. Verachtung trifft es vielleicht eher, aber das Gefühl, das sich dabei in meiner Brust ausbreitet, stimmt nicht annäherend mit der Realität überein. Zak Sutton hat mich betrogen, sich seinem Schwanz ergeben und einer Frau nachgestellt. Verdammte Scheiße, ich bin eifersüchtig. Und letztlich ist es meine Schuld. Ich hätte niemals fragen dürfen, dann wäre alles wie … vor ihr. Aber ich habe weder Vagina noch diesen unbändigen Willen, einen Wolf wie Sutton in die Knie zu zwingen. Nein, was ich gesucht und in ihm gefunden habe, war ein Alpha. Himmel, nein, ich bin kein Wolf. Wir befinden uns hier auch nicht in einem dieser perversen Gestaltwandler-Romanen, wo der Wolf die Jungfrau … lassen wir das.

Ernüchternd nehme ich einen letzten Zug und lasse den Stummel meiner Zigarette fallen. Ich rauche nicht, nur manchmal, wenn mir die Nerven flattern. Allein das ist schon nicht normal für mich. Ich bin kalt, abgebrüht und habs im Griff, das Nervenflattern. Nur heute bin ich ausnahmsweise nervös. Sie wird dir guttun, hat er gesagt. Du bist genau der Richtige für den Job, hat er mir zugeraunt. Sieh es als Geschenk für unsere gemeinsamen Jahre. Verdammt noch mal, ich wollte nicht abserviert und mit einem neuen Job abgespeist werden. Zornig vergrabe ich die Zähne in meiner Unterlippe, bis ich den metallischen Geschmack von Blut koste. Nein, ich wollte mitmachen, wollte sie teilen, so wie wir das manchmal gemacht haben. Früher. Bei Prostituierten. Nicht die Sorte Mädchen, die man sich für fünfzig Dollar auf der Straße aufgabelt, für Mr. Sutton nur das Beste. Und das hat er dann mit seinem Chauffeur geteilt. Ich grinse dreckig, als ich kurz in Erinnerungen schwelge. Nur die Rush, die wollte er nicht teilen und das hat er erst festgestellt, als ich bereits bis zum Anschlag zwischen ihren Lippen steckte. Böser Junge.

Ich seufze und trete den glimmenden Stängel aus. Also gut, neuer Job, neues Glück. Let’s Go!

Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Genau das waren seine Anweisungen. Sie erwartet mich, sie kennt mich, sie weiß alles über mich. Und ich soll sie fahren. Ich bin genau der Richtige für den Job. Säuerlich presse ich die Lippen aufeinander und blicke die verglaste Front des riesigen Bürogebäudes hinauf. Suttons Eispalast. Dort oben gehöre ich eigentlich hin und er hat mich wie einen lästigen Köter abgeschoben. Als meine Augen die Front wieder hinunterwandern, bleiben sie an einer blonden Schönheit kleben, die gerade das Gebäude durch die Drehtür verlässt und mit raumgreifenden Schritten auf mich zusteuert. Die Nerzstola ist Anfang September völlig überzogen, draußen herrschen angenehme zweiundzwanzig Grad, aber wenn sie meint. Sie trägt ein kurzes goldenes Kleid, dazu farblich passende schwarze Pumps mit goldener Borte. Ihre langen, schlanken Beine stecken in schwarzen Netzstrümpfen. Das mir so was überhaupt auffällt. Ich schüttele das Bild ab, wie ich ihr diese hauchzarten Strümpfe von den Schenkeln schiebe und stoße mich von der Limousine ab, an deren Kotflügel ich meinen Hintern geparkt habe, trete einen Schritt vor und verschränke die Arme hinter dem Rücken. So wie man es von einem Chauffeur erwartet.

Sutton hat nicht viele Worte über sie verloren. Außer, dass es eine Frau ist, sie einen Fahrer mit gewissen Extras braucht und ich genau der Richtige für den Job bin. Ich rolle innerlich mit den Augen. Wie ich es hasse, wenn er meine Fähigkeiten hervorhebt. Na hoffentlich hat Sutton bei der Beschreibung meiner Vorzüge nicht nur über die Extras geschwärmt. Ich mache die Bonus-Jobs nämlich nicht mehr, seit … lassen wir das.

Sie hält vor mir an, lässt die Stola elegant schwingen und mustert mich von oben bis unten. Ich versuche, nicht zu verstohlen ihrem Blick zu folgen, aber ich registriere durchaus, wie sie länger als nötig unter meiner Gürtellinie verweilt. So so. Diese Vorzüge hat der Dreckskerl also auch angepriesen. Na ich hoffe für ihn, dass er die zusätzliche Ausstattung nicht in die Anwärterbeschreibung aufgenommen hat.

Als ihr Blick wieder an meinem Kinn hängen bleibt, öffnen sich ihre Lippen. Ich höre fast schon ihr Stöhnen, doch stattdessen taucht sie meine Libido in eiskaltes Wasser. »Sind Sie James?« Ihre Frage ist kalt, nüchtern, professionell. Okay, die Frau braucht keinen Lover, sie braucht nur einen Fahrer. Ich straffe mich und nicke, sehe auf die zierliche Person hinunter, die mir kaum in die Augen sehen kann. Wenn sie das wollte, müsste sie sich auf ihre niedlichen Zehenspitzen stellen. Aber das käme einer Schwäche gleich. Sie ist kein Püppchen, nicht von der Sorte Frau, die ich gerne flachlege. Nein, das Biest hat Mumm. Gefällt mir, aber auf eine andere Art. Nicht fürs Bett, aber als Boss durchaus tragbar. Jemandem, dem ich folgen kann, jemand, bei dem ich nicht zu viel denken muss. Denn denken … schmerzt.

»Ja, Ma’am«, antworte ich auf ihre Frage, kneife die Arschbacken zusammen und starre an ihr vorbei zum Eingang des Gebäudes. Nicht, weil ich noch einen weiteren Fahrgast erwarte, nein. Die Analogie mit einem Wolfsrudel kommt nicht von ungefähr. Wenn man sich einem Leitwolf unterordnet, sieht man ihm auch nicht in die Augen, nein, man bietet den Hals an und meidet den Blick, denn jeder Blickkontakt könnte als offene Konfrontation gewertet werden. Also sehe ich vorbei.

»Gut«, knurrt sie nach einer Weile und mustert mich erneut. »Tragen Sie keinen Smoking?«

Irritiert hebe ich eine Augenbraue. Smoking? Welcher Chauffeur trägt einen Smoking? Ihrer offensichtlich.

»Mir war nicht bewusst, dass ich einen benötige.«

Sie schnaubt unwillig und zupft mir eine Fussel vom Revers. »Immerhin ein Anzug. Wird schon gehen. Nächstes Mal – auch zum Anzug – bitte ein weißes Hemd. Sie mögen sich vielleicht wie ein Bad Boy fühlen und wie einer aussehen, James, aber Sie sind keiner. Sie sind mein Fahrer und als solcher haben Sie meinen Anweisungen zu folgen. Ist das klar?« Himmel, hat die Kleine Feuer. Würde eine andere Frau mir gegenüber einen solchen Ton anschlagen, würde ich sie über’s Knie legen. Bei ihr ist es … anders. Sie schüchtert mich keineswegs ein. Es ist eher so, dass es mich anmacht.

»Natürlich, Madame.« Ich neige den Kopf so, dass sie mein Grinsen nicht sehen kann.

»Madame? James, ich bin keine achtzehn mehr, aber auch keine achtzig und ganz bestimmt nicht Ihre Madame. Öffnen Sie mir die Tür und lassen Sie mich einsteigen. Oder kennen Sie Ihren Job nicht?« Wie soll ich sie denn nun ansprechen? Bei allem, was recht ist, sie kann mich nicht zurechtweisen und mir dann nicht sagen, was sie von mir erwartet. Gedankenlesen gehört nicht zur Basisausstattung eines Chauffeurs. Doch diese Frau wünscht es offensichtlich. Na wunderbar.

»Doch, Ma’am«, murre ich, erbost über mich selbst, weil ich zu lange gezögert habe. Ich öffne ihr die hintere Wagentür mit einer leichten Verbeugung. So, wie es sich gehört. Vielleicht ist der Bückling ein wenig zu tief, aber sie gefällt mir und ich möchte ihr gefallen. Und ganz flüchtig an ihrem Ausschnitt vorbei tauchen.

Als sie um mich herum geht, streift sie mit der Stola meine Wange und ich verziehe das Gesicht. Der Pelz ist nicht echt, nur eine billige Attrappe, dafür eine verdammt gute. Mir wäre es nicht aufgefallen, wenn sie mich nicht damit gestreift hätte. Ich sinniere noch über den Pelz nach, als sich ihre Hand um mein Kinn schließt und es anhebt, sodass ich ihr in die Augen sehen muss. Ich könnte ihrem Blick ausweichen, aber auch das wäre falsch. Sie will mich ansehen, also gebe ich ihrem Wunsch nach. »Und nenn mich nicht Ma’am. Wir werden verdammt viel Zeit miteinander verbringen. Mein Name ist Raffaela Silberbauer, du kannst mich Ms. Silberbauer nennen, wenn wir unter Menschen sind, aber privat bevorzuge ich Raffaela. Ist das klar?«

Raffaela? Das klingt wie ein italienischer Modeschöpfer … oder eine Edelnutte. Eine von der Sorte, die den Fahrer vorher vernascht, falls sie beim Kunden nicht auf Touren kommt. Hat er deshalb gesagt, der Job wäre genau der Richtige für mich? Weil … oh dieser verdammte Drecksack. Wenn ich nicht schon längst diesem Geschäft entsagt hätte, würde ich ihn umbringen. Und zwar ganz langsam. Ich kann langsam.

Ich schlucke hart und meine Libido meldet sich erneut zu Wort. Ich will schreien, dass ich nur der Fahrer bin, aber irgendetwas schnürt mir die Kehle zu und ich kann nur noch nicken, bevor sie lächelnd einsteigt.

»Danke, James.« Sie lächelt anzüglich und streicht sich zärtlich mit der Zunge über die volle Unterlippe, dass ich mir wünsche, es wäre meine Zunge. Und ihr Blick beschert mir eine Gänsehaut, als ob ich friere – weil sie mich nackt dastehen lässt.

Was zur Hölle ist das für ein Job?


»Ist James dein richtiger Name?«, fragt Raffaela, nachdem ich den Wagen auf den Highway gelenkt habe. Sie hat mir eine Adresse auf dem Land genannt. Das bedeutet, dass wir ein wenig unterwegs sein werden. Unwillkürlich spanne ich mich an. Zeit für Gespräche. Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn sie mich siezen würde, aber mir steht es nicht zu, so etwas einzufordern. Schon weil ich Sutton nicht blamieren will. Oder doch? Vielleicht sollte ich den Dreckskerl sabottieren. Und dann ohne Job dastehen? Den einzigen Freund vor den Kopf stoßen, der mich nach allem, was passiert ist, aufgenommen hat? Der mich einer Edelnutte als Aufpasser vorgesetzt hat? Nein, ich weiß ja nicht, weshalb wir ins Bostoner Umland fahren. Wenn Sutton meint, sie braucht jemanden wie mich, dann führe ich den Job aus. Keine Ahnung, ob ich jetzt länger für sie arbeite oder ob das eine einmalige Sache ist.

»Nein, niemand heißt so. Nur Chauffeure«, füge ich abweisend hinzu und hoffe, dass sie nicht weiter nachfragen wird. Ich werde ihr meinen richtigen Namen ganz bestimmt nicht auf die Nase binden. Sie lacht perlend.

»Wie du willst. Dann nenne ich dich eben James. Ich wüsste gerne deinen richtigen Namen.«

»Das ist völlig belanglos. James reicht aus. Mr. Sutton hat mich immer James genannt.« Weil ich meinen richtigen Namen nicht mehr ertrage, deshalb. Mit ihm ist so viel Schmerz verbunden, dass ich mir lieber einen leihe. Auch das muss sie nicht wissen. Es ist nur ein Job. Nichts, was ich an mich heranlassen muss. Also auch kein Name.

Mir schwant zwar, dass da mehr ist. Aber ich bin nicht nur der Fahrer. Allein die Art, wie sie mich vorhin auf der Straße angesehen hat. Sutton traue ich durchaus zu, mich an eine stinkreiche Lady verschachert und ihr erzählt zu haben, dass der Chauffeur sich nicht nur darum kümmert, sie von A nach B zu bringen, sondern auch für ihre sexuelle Befriedigung zur Verfügung steht. Oder eben an eine Edelnutte zum Anheizen und beschützen. Nach Logan würde mich ein Racheakt dieses kleinen, widerlichen Sadisten nicht wundern. Oder es ist etwas völlig anderes.

Ich könnte stöhnen und ins Lenkrad beißen. Und weil ich die Ungewissheit nicht aushalte – und Vornamen eine seltsame Nähe erschaffen – frage ich sie kurzerhand. »Darf ich Sie etwas fragen, Raffaela?«

Sie beugt sich vor, legt ihre manikürten Fingernägel auf meine Schulter und drückt sie sanft. »Alles, was du möchtest.« Holla! Eine Freikarte!

»Wird das eine einmalige Sache oder stehe ich ab sofort in Ihren Diensten?« Ich blicke sie durch den Rückspiegel forschend an, kann den Augenkontakt aber nicht lange aufrechterhalten, da ich mich auf den Highway konzentrieren muss. Es dämmert.

»Der Job wird einige Tage oder Wochen in Anspruch nehmen. Sollten wir uns gut dabei arrangieren, steht einer weiteren Zusammenarbeit nichts im Weg.« Sie sieht aus dem Fenster und seufzt. Das klingt schon wieder nicht nach dem »Fahrer-Job«, den Sutton mir versprochen hat. Aber ich will nicht ahnungslos klingen, also nicke ich lediglich. Sie hat von »Zusammenarbeit« geredet. Nicht von »Angestelltem«. Das ist … seltsam. Wenn ich jetzt nach Details frage, kommt es genauso merkwürdig rüber. Muss ich annehmen, dass Sutton ihr gesagt hat, er würde mich einweihen. Was ist das für ein Job, verdammt! Ich kralle die Finger ins Lenkrad und konzentriere mich auf die Straße. Früher hatte ich auch keine Probleme, mich auf sich schnell ändernde Umstände einzustellen. Vielleicht meinte Sutton, es sei an der Zeit, diesen alten »James« wieder hervorzukitzeln. Okay, lassen wir es auf uns zukommen. Doch eine winzige Sache lässt mir keine Ruhe.

»Angestellter oder Partner?«, frage ich und beobachte sie im Rückspiegel. Raffaela dreht den Kopf und mustert mich.

»Angestellter, was die Bezahlung angeht, Partner bei der Ausführung. Sind alle deine Fragen nun beantwortet? Ich muss mich auf meine Rolle konzentrieren«, knurrt sie abweisend und sieht wieder aus dem Fenster. Rolle? Schauspielerin? Himmel, Sutton, ich bring dich um!

Ms. Silberbauer scheint sich in Bostons Umland auch ohne Fahrer und Navi gut zurechtzufinden. Ich kann das Ziel schon auf dem kleinen Display in der Mittelkonsole erkennen, da lenkt sie mich mit gezielten Anweisungen in eine Seitenstraße und lässt mich den Wagen anhalten. »Kurze Besprechung«, raunt sie und steigt aus, ohne auf mich zu warten. Ihr die Tür zu öffnen und beim Aussteigen behilflich zu sein, wäre eigentlich mein Job gewesen. Dass sie nicht darauf wartet, ist ein weiteres Indiz dafür, dass ich hier nicht den Chauffeur geben soll. Ich steige ebenfalls zügig aus, gehe um den Wagen herum und stelle mich beiläufig zu ihr. Ich will mir eine Zigarette anzünden, doch sie nimmt sie mir aus der Hand und steckt den unbenutzten Glimmstängel in die Brusttasche meiner Jacke. Dann glättet sie mein Revers und zupft nicht vorhandene Fussel vom Stoff. Der Anzug kommt frisch aus der Reinigung, unmöglich, dass sich auf der Fahrt Fussel darauf niedergelassen haben.

»Also, James. Ich nehme an, Sutton hat dich nicht gerade weitschweifig über den Charakter dieses Jobs unterrichtet?« Sie blickt zu mir auf und leckt sich die Lippen. Meine Augen weiten sich, obwohl ich kühl und abweisend reagieren will, lässt mich ihr Anblick nicht kalt.

»Könnte man so sagen, Ms. Silberbauer.« Ich verschränke die Hände hinter meinem Rücken und versteife mich unwillkürlich. Raffaela lässt ihre langen Finger über meine Schultern gleiten und schließt sie um meinen Nacken. Ihre Nähe verschlägt mir den Atem, die Krawatte schnürt mir den Hals zu und ich muss mich ziemlich beherrschen, ihrem sanften Druck nachzugeben. Scheiße, ich bin nur der Chauffeur!, will ich ihr zurufen, aber andererseits auch ein Mann. Und Ms. Silberbauer ist alles andere als unansehnlich.

Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und bringt ihre Lippen an mein Ohr. »Also, zeig mir deine Waffen?« Ich schlucke hart. Ist das ein Codewort für eine schnelle Nummer in einer Seitenstraße? Ich bin vieles, aber sicher kein Kerl, der darauf steht, seinen Boss zu vögeln.

»Welche Waffe?«, krächze ich, kann aber nicht verhindern, dass mein Blick zu meinem Schritt gleitet.

Raffaelas Augen werden groß. »Oh bitte!«, ruft sie aus und lässt mich los. Sie tritt hastig ein paar Schritte zurück. »Nicht diese Art von Waffe!«

Ich atme erleichtert auf. Ein Fettnapf, aber immerhin kein so großer. »Na Gott sei Dank!«, keuche ich und bekomme wieder etwas Luft.

»Ich meine deine Kanone, dein Schießeisen, nicht dein …«, jetzt schweift ihr Blick zu meiner Mitte, »Ding … Sag mal, hat es dich grad angemacht, dass ich …?« Sie grinst verwegen und beißt sich auf die Unterlippe. »Es hat dich angemacht!«

Mein Ding pocht schmerzhaft, allerdings ist mir das vorhin nicht bewusst gewesen. Hastig wende ich mich ab und greife nach der Zigarette. »Nichts, ich bin nur dein Chauffeur. Ich habe keine Knarre. Wozu auch? Ich fahre dich nur!« Sie hat mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich unabsichtlich ins Du gewechselt bin. Scheiße. Genau so sollte das nicht laufen. Ich wollte sie auf Distanz halten. Hat ja wunderbar funktioniert. Sie braucht nur einmal an mir rumtanzen und schon bröckelt die Selbstbeherrschung. Dagegen helfen auch acht Jahre bei Sutton nicht. Nur vom Zusehen wird man eben nicht der Eisprinz.

»Nur der Fahrer?«, schnaubt sie. »Was genau hat Sutton dir eigentlich erzählt, was ich mache?«

Ich blinzle sie über die Schulter hinweg an. »Nichts.«

Ihre Augenbrauen wandern entsetzt nach oben. »Nichts?«, wiederholt sie. »Na wunderbar. Ich hätte mir jeden beliebigen Typen für diesen Job aufgabeln können, aber Zak hat darauf bestanden, dass ich dich nehme. Warum zur Hölle hat er mir seinen Chauffeur aufgeschwatzt wie ein schmieriger Gebrauchtwagenhändler?«

Ich schmunzle. Weil er nicht wollte, dass sein Chauffeur seine Geliebte vögelt. Reiner Selbstschutz. »Keine Ahnung«, antworte ich und will mir endlich die Zigarette gönnen, doch Raffaela nimmt sie mir energisch aus der Hand, sodass meine Lippen ins Leere spitzen. »Nicht quarzen, ich mag es nicht, wenn du rauchst. Und jetzt küss mich!«

Was? Meine Lippen hängen noch in der Luft und versuchen, das nicht mehr vorhandene Mundstück der Zigarette zu greifen, als ich ihre weichen Lippen spüre, ihre forsche Zunge, wie sie mich erkundet, ihre Hände, wie sie sich um meinen Nacken schließen und mich näher ziehen. Ich ertappe mich dabei, wie ich in ihren Mund stöhne, wie meine Hände sich auf ihre Hüfte legen und sie näher an mich heranziehen. Dabei wandert eine auf ihren prallen Arsch und ich greife zu, während meine andere Hand sich in ihrem Haar vergräbt. Ich mag es nicht, wenn Frauen die Kontrolle übernehmen. Ich bin nicht ihr Spielzeug, und doch … Raffaela hat eine Art an sich, die es mich zulassen lässt. Ich mag es, wie diese kleine Person das Kommando übernimmt, doch nicht jetzt, nicht … beim Küssen oder im Bett. Das ist mein Revier.

Sanft ziehe ich ihren Kopf nach hinten, als sich unsere Lippen voneinander lösen und ich starre auf ihren glänzenden Mund, auf ihre leicht geöffneten Lider, hinter denen Lust und Verlangen flammt. Sie stöhnt und bietet mir ihren Hals an. Verführerisch, aber ich bin noch Herr meiner Sinne. »Was sollte das?«, knurre ich und beuge mich über sie, halte sie aber sicher, sodass sie zwar nachgeben muss, aber nicht fällt. Raffaela ist anschmiegsam, wie eine Wildkatze, die sich gerne einfangen lässt.

»Ich musste wissen, wie sich dein Kuss anfühlt und ob ich damit arbeiten kann. Und wie du reagierst, wenn du überrumpelt wirst.« Sie lächelt lüstern und beißt sich auf die Unterlippe.

»Und?«, hauche ich leise und küsse ihren Hals, einfach weil er so köstlich vor mir liegt und danach aussieht, als könnte er einen Kuss benötigen. Raffaela quiekt auf und versucht, mich wegzudrücken, aber ich bin stärker. Ein Lächeln umspielt meine Lippen. »Test bestanden?«

»Ja, ja, ja!«, keucht sie und stemmt ihre kleinen Hände gegen meinen Brustkorb. »Und jetzt lass mich los. Das war keine Einladung zum Straßenvögeln!«

»Nicht?«, frage ich amüsiert.

»Nein! Es ist für den Job, ja? Also sei brav und hör auf, deinen Boss vernaschen zu wollen. Du bist nur der Chauffeur, kapiert?«

Ich lasse sie los und trete zwei Schritte zurück. »Was denn nun? Chauffeur oder nicht?«

Ihre Finger gleiten fahrig durch ihr Haar. Etwas wackelig auf den Beinen streicht sie ihr Kleid glatt und wirft mir einen bitterbösen Blick zu, der meinen Schwanz heftig zucken lässt. Ruhe da unten, erst muss ich wissen, woran ich bin, bevor … Lassen wir das. Keine Küsse mit dem Boss.

Raffaela atmet tief durch. »Beides, ja und nein. Ich brauche dich als meinen Fahrer, als meinen Lover und im Notfall als meinen Beschützer. Ich muss mich auf dich verlassen können, dir absolut vertrauen können. Sutton meint, du könntest das.«

Ich verschränke die Arme vor der Brust und nicke. »Jeden x-beliebigen Typen von der Straße?«

Raffaela seufzt. »War nur so dahingesagt, entschuldige.«

Meine Mundwinkel zucken. »Und du bist der Boss?«

Sie lächelt, beißt sich auf die Unterlippe und kommt auf mich zu. »Macht dich das an?«

Ich zucke mit den Schultern. »Was für ein Job?«

Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und streift mit der Zunge über meine Lippen. Ich schließe die Augen und inhaliere ihren betörenden Duft. »Einer für ganz böse Mädchen!« Ich muss lachen, dunkel, düster. Dass sie so ein Mädchen ist, hat sie bereits unter Beweis gestellt.

»Alles klar, ich bin dabei.«

Raffaela lässt sich zurücksinken und nickt. »Ich habe nichts anderes erwartet. Aber bevor wir fahren, brauchst du eine Kanone.«

»Keine Kanone. Ich mache alles, was du willst, aber ich werde auf niemanden mit einer Waffe zielen.«

Raffaela verschränkt schmollend die Arme vor der Brust. Jetzt sitzt sie neben mir und mustert mich von der Seite. »Kindheitstrauma?« Völlig undamenhaft.

Ich knurre düster. »So in etwa.«

»Was soll ich dann mit dir, wenn du nicht bereit bist, zu schießen?«

»Es gibt einhundert Methoden, einen Gegner auszuschalten, ohne ihm gleich eine Kugel in den Kopf zu jagen. Ich bin stark und in diversen Techniken bewandert. Wenn es dir nur darum geht, kriege ich das hin.«

Raffaela seufzt. »Und wenn ich dich mit einer Waffe brauche, weil im Notfall jemand bedroht werden muss?« Ich verkneife mir den Gedanken, dass jemand durchaus auch sie bedrohen könnte. Aber das spielt keine Rolle, weil ich sowieso keine Pistole tragen werde.

»Dann ist diese Waffe nicht geladen.«

»James!«, faucht so vorwurfsvoll. »Und wie sollen wir dann arbeiten?«

»Ich drücke keinen Abzug. Akzeptiere das, oder der Job ist gestorben«, knurre ich und sehe mich nach einer Möglichkeit zum Wenden um. »Ich kann dich auch gleich wieder zu Sutton fahren und du suchst dir halt doch einen Typen von der Straße.«

Raffaela seufzt. »Nein, dafür ist keine Zeit. Außerdem küsst du gut.«

Ich blinzle zu ihr rüber. »Schätzchen, was genau hast du«, sie sieht mich vorwurfsvoll an, »wir«, korrigiere ich mich, »was genau haben WIR vor?«

Sie legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel, eindeutig zu weit oben, um noch als zufällige Berührung durchzugehen. »Das wirst du noch früh genug erfahren.«

Ich knurre ihre Hand an und bin mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich sie da weghaben oder doch weiter oben haben will. Himmel, dieses Mädchen. »Ich mag keine Überraschungen.«

Sie seufzt und nimmt ihre Hand weg. »Dann pfeif auf den Job. Halt an, lass mich aussteigen und ich mach’s alleine.«

»Nein.«

»Was nein? Nein zu dem Job oder nein zu meinem Vorschlag?« Sie rümpft ihr kleines Näschen und funkelt mich an. Dieser Ausdruck steht ihr erstaunlich gut und ich lasse zu, dass meine Mundwinkel sich kräuseln.

»Das, was du vorhast, ist offensichtlich gefährlich, oder?«

Sie nickt.

»Besteht die Möglichkeit, dass auf dich geschossen wird?«

»Nicht heute, aber die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das, was ich tue, bleihaltige Luft nach sich ziehen könnte.« Sie lacht leise.

»Wohl zu viele Western gesehen? Bleihaltige Luft? Welches Mädchen sagt denn so was?«

»Eines, das Bud Spencer- und Terence Hill-Filme liebt.«

Ich pruste laut los. »Okay, okay. Auch wenn du wie eine Tussi aussiehst, bist du keine, was?«

»Nicht im Entferntesten. Also bist du dabei?«

»Bezahlt dich Sutton?«

Raffaela hebt eine Augenbraue und mustert mich. »Bezahlt er dich?«

»Keine Ahnung. Unsere Trennung war nicht einvernehmlich.«

»Er hat ne Neue, was?«

Ich knurre ihre Bemerkung weg und sie nickt meine Reaktion ab. »Jep, er hat ne Neue. Und du bist der Gehörnte.«

»Ich schlafe nicht …«

»Schon gut, du siehst mir auch überhaupt nicht schwul aus. Nein, Sutton bezahlt mich für das, was ich tue. Aber dieses Weichei will nicht, dass ich es alleine tue. Also hat er mir seinen …«, ihr Blick gleitet über meinen Körper, »Chauffeur als Aufpasser oder Fahrer oder … wofür auch immer ich ihn haben möchte mitgegeben.«

Meine Brauen ziehen sich zusammen. »Wofür auch immer du ihn haben möchtest?«, wiederhole ich stockend.

»Hey, seine Worte, nicht meine.«

»Ich bringe ihn um.«

Raffaela lacht perlend. »Oh bitte, lass mich zusehen! Ich will unbedingt dabei sein, wenn du dein Gelübde brichst.«

Diese Frau! »Es ist kein Gelübde, es ist nur eine Redensart, wenn man …« Ich halte inne und mustere sie eindringlich. Ihre Mundwinkel zucken und sie grinst mich begeistert an. »Machst du dich etwa über mich lustig?«

»Nur ein bisschen.« Sie deutet nach vorne und nickt. »Wir sind da. Park direkt vor dem Gebäude und gib den Schlüssel des Wagens ab, er wird geparkt werden. Außerdem werden wir erwartet. Ich heiße Raffaela Silberbauer und du …«

»Ich weiß, wie du heißt«, unterbreche ich sie.

»Nein, weißt du nicht. Aber für den Moment bin ich Raffaela Silberbauer. Ich bin eine milliardenschwere Immobilienerbin und du … bist käuflich, dumm und mein Spielzeug.«

»Ich bin nicht …«

»Doch, bist du. Für die da drinnen bist du James und massierst mir zum Einschlafen die Füße. Keine Sorge, ich stelle mich genauso dumm, wie du. Wir müssen harmlos wirken.«

»Wenn das unsere Tarnung ist, warum sollte ich dann eine Knarre tragen?«

Raffaela verdreht die Augen. »Damit du sie im Wagen lassen kannst, Dummerchen.« Sie tätschelt mir die Wange und ich blinzle verlegen. Bitte was?

»Ich bin nicht dein Schoßhund.«

»Heute schon, knurr mal böse für Mami!«

»Das macht dir Spaß, oder?«

»Und wie! Und jetzt park den Wagen und mach mir die Tür auf, wie es sich für einen Chauffeur gehört.«

 

»Normalerweise wäre ich alleine hier aufgetaucht, hätte die Lage sondiert und wäre später mit dem Typen von der Straße wiedergekommen, um Suttons Auftrag auszuführen.« Raffaela rollt mit den Augen. »Ich brauche keinen großen, starken männlichen Beschützer für diesen Job. Aber Mr. Sutton wollte mich nicht alleine gehen lassen, auch wenn es heute Abend absolut nicht gefährlich wird.« Sie hebt ein Schriftstück. »Ich habe nämlich eine Einladung.«

»Was genau tun wir hier?«, frage ich und betrachte die mächtige Eingangstür. Anders kann man das Ungetüm nicht bezeichnen. Sie ist groß, schwer und vermittelt den Eindruck, als würde sich der Besitzer dieses weitläufigen Gutes verschanzen. Als hätte er etwas zu beschützen, etwas sehr Wertvolles.

»Hübsch aussehen, mein Großer. Also lächle.« Sie rollt mit den Augen, als ich mir ein steifes Lächeln ins Gesicht zwinge. »Nicht so, freundlich. Du siehst aus, als wolltest du mich gleich anspringen.«

»Anspringen?« Meine Mundwinkel zucken. Raffaela schlägt mir gegen die Schulter. So wie sie sich anstrengt, sollte ich wohl etwas wanken. Ich tue ihr den Gefallen und verziehe schmerzerfüllt das Gesicht und halte mir die Schulter. Bei aller Ernsthaftigkeit der Situation, verleiht ihre Leichtigkeit dem ganzen Unterfangen eine spaßige Note. Mit ihr macht diese Angelegenheit irgendwie … Freude.

»Ernsthaft?« Okay, ich habe vielleicht etwas zu dick aufgetragen.

»Nee, aber ich dachte, es gefällt dir, wenn du mich verhauen kannst? Schließlich mime ich doch dein Spielzeug.«

Sie lacht. »Nicht nur meins.«

Alarmiert sehe ich sie an. Überraschungen, welcher Art auch immer, mag ich überhaupt nicht. Auch wenn ich relativ gut mit ungewohnten Situationen umgehen kann, heißt das nicht, dass ich vorher nicht gerne über alle Eventualitäten Bescheid wüsste. So, wie sich Raffaela gerade gibt, weiß sie genau, was auf uns – mich? – zukommt. Doch ich komme nicht mehr dazu, ihr eine Frage in diese Richtung zu stellen, denn die Haustür wird uns vor der Nase aufgerissen. Spielzeug? Himmel, nicht nur ihres? Wo bin ich hier nur gelandet?

»Sie wünschen?« Ein Butler, stilecht mit weißen Handschuhen und Frack stiert uns an, als wären wir das Haar in seiner Suppe. Ich starre finster zurück, weil es die einzige Reaktion ist, die ich auf eine so geringschätzige Musterung erwidern kann. Doch Raffaela ist Lady genug, um das Verhalten des Butlers an sich abperlen zu lassen.

»Ms. Silberbauer und Begleitung, bitte. Wir sind Gäste auf Mr. Burkes Party.« Was hat die Frau Eier. Nicht nur meine, ähm, nein, meine hat sie nicht. Ich schätzen, ihr Konter ist absolut höflich, formvollendet, und doch weist sie den dreisten Butler mit einer hoheitsvollen Miene in die Schranken, dass selbst Sutton den Schwanz einziehen würde.

»Sie wurden alleine angekündigt.« Und das weiß er, ohne auf eine Liste zu sehen. Bei der Größe des Hauses nehme ich an, kann es sich nur um eine Party eklatanten Ausmaßes handeln. Also nicht unter zwei-, dreihundert Personen. Deshalb also der Anzug und Raffaelas elegantes Kleid. Zumindest sie hat eine Einladung, während ich natürlich nicht erwartet wurde. Bin kurzfristig dazugestoßen … und habe grundsätzlich kein Problem, im Auto zu warten. Ich will schon einen Schritt zurückmachen, um mich galant zu verdrücken, aber sie hakt sich lässig bei mir unter. Die Geste wirkt so vertraut, als wären wir ein Pärchen. Mit gerunzelter Stirn blicke ich an meiner Seite herunter, hole tief Luft und nehme eine Haltung ein, die nicht ganz so steif wirkt.

Raffaela lächelt. »Mein Freund hat sich kurzfristig dazu entschlossen, mich zu begleiten.«

Der Butler stöhnt genervt. Mir ist sofort klar, dass er Überraschungen genauso verachtet wie ich. »Sie hätten sich ankündigen müssen. Ich werde Mr. Burke von dieser Angelegenheit unterrichten. Bitte kommen Sie. Sie können im Salon warten.« Der Butler nickt ihr zu und tritt einen Schritt zur Seite, um uns in die Villa zu bitten. Ein spitzer Schmerz durchzuckt mich, als sie mit dem Absatz ihres Pumps auf meinem Schuh steht. Empört sehe ich auf, will schon etwas erwidern. Doch mir bleibt die bissige Bemerkung auf halber Höhe im Hals stecken, als sie auf meinen Arm deutet. Was genau …? Raffaela verdreht die Augen und hakt sich kurzerhand selbst bei mir unter. Ach so, sie will, dass ich sie ins Haus führe. Ja warum sagt sie denn nichts? Ihre Nägel bohren sich so tief durch den Stoff meines Sakkos, dass ich das Gesicht verziehe und automatisch Haltung annehme. Diese Frau ist schlimmer als mein ehemaliger Feldwebel. Aber ich verstehe die Geste. Sie drückt meinen Arm nur so fest an ihre Seite, damit es aussieht, als ob ich sie führen würde. Was ich Trottel auch endlich tun sollte. Was ich natürlich auch getan hätte, wenn man mich ausführlich in die Rolle eingeführt und über diesen Auftrag informiert hätte. Wenn ich nicht ins kalte Wasser geworfen worden wäre, weil ich ja ach so gut mit ungewohnten Situationen umgehen kann. Himmel, ich bringe Sutton vielleicht wirklich um, wenn ich Raffaela endlich wieder losgeworden bin. Doch bevor ich diesen Mordversuch planen kann, gilt es, den Anweisungen meiner … Begleitung zu folgen. Und zu verdrängen, dass ich das nette Accessoire bin und nicht sie.

Als wir in die Eingangshalle treten, sehe ich mich hastig um. Fluchtwege auschecken und so. Man weiß ja nie, was dieses verrückte Frauenzimmer noch alles plant. Nicht, dass ich sie mir fix nach dem Aperitif über die Schulter werfen und türmen muss. In den Schuhen jedenfalls kann sie nicht rennen. Oder doch? Mich würde nicht wundern, wenn sie es tatsächlich hinbekäme.

Die Halle wird dominiert von dunkler Holzvertäfelung und gerahmten Bildern. Wo man auch hinsieht, überall Gemälde, dazu Marmorböden und Kronleuchter an der Decke. Wir sind so schnell von dem Butler in ein Wohnzimmer aus den 30er Jahren geführt worden, dass ich gar keine Chance hatte, den Eingangsbereich der Villa richtig zu mustern. Die Zeit reicht gerade noch, mir den Grundriss einzuprägen. Doch so viel habe ich mitbekommen: Hier schreit alles nach Geld. Sehr viel Geld.

»Bitte warten Sie im Salon. Ich werde Master Burke von Ihrer Ankunft unterrichten.« Der Butler neigt kurz den Oberkörper vor, bevor er verschwindet.

»Salon?«, murre ich, lasse die Hände in meinen Hosentaschen verschwinden.

»Wenn man reich ist, heißt so das Wohnzimmer. Aber nur das, in das man die Gäste zum Warten führt.« Raffaela lässt sich in einen Sessel sinken und schlägt elegant die Beine übereinander, während ich ans Fenster trete und einen Blick in den Innenhof werfe. Verdammt viele Zimmer und mindestens drei Stockwerke, um sich nach allen Regeln der Kunst zu verlaufen. Na wunderbar. Hoffen wir mal, dass Ms. Silberbauers Zunge spitz genug ist, um mich in diese Party reinzuquatschen.

»Du hättest mich auch im Auto warten lassen können. Immerhin sollte ich dich sowieso nur fahren.«

Raffaela hantiert mit ihrer Fuchsstola herum. »Zu langweilig. Und jetzt kein Wort darüber, diese Wände könnten Ohren haben.« Hastig wirbele ich auf dem Absatz herum. Als ob bei der Erwähnung einer Wanze gleich eine gut sichtbar von der Decke hängt. Natürlich ist dem nicht so und natürlich hat Raffaela recht. Ihr eindringlicher Blick vermittelt mir, dass ich lieber nichts mehr sagen sollte, was nicht auf meine Rolle passt. Ich bin ihr Spielzeug und sie hat mich nur für ihr Vergnügen mitgenommen.

»Wie du wünschst«, murre ich. Ihr eindringliches Kopfnicken zitiert mich an ihre Seite und so stelle ich mich seitlich neben den Sessel, verschränke die Arme hinter dem Rücken und warte. Wie ein Hündchen. Fehlen nur noch das Halsband und die Leine. Ich knurre meinen Ärger hinunter.

»Hör auf zu knurren, sonst kauf ich dir ein Halsband«, schmeichelt sie, ohne mich anzusehen.

»Ich bin nicht dein …«

»Brandon!«, flötet Raffaela und erhebt sich, als ein Mann mittleren Alters von der Eingangshalle her das Wohnzimmer betritt. Angegraute Schläfen, muskulöser Körperbau, Platzhirschgehabe. Innerhalb von Sekunden schätze ich den Kerl als überaus gefährlich ein. Aber es ist nicht sein Körperbau. Die eigentliche Gefahr geht von seiner Macht aus … und den beiden grimmig dreinblickenden Leibwächtern, die ihm in gebührendem Abstand folgen. Ich verziehe keine Miene, weil ich mir noch immer nicht sicher bin, was ich darstellen soll. Leibwächter? Spielzeug? Getarnter Leibwächter als Spielzeug? Oder doch nur der Fahrer? Letzteres ist mir deutlich lieber, aber mich fragt ja keiner.

»Raffaela!«, begrüßt Burke sie im gleichen, flötenden Tonfall, breitet die Arme aus und lässt sich von ihr anhimmeln, als wäre er der Prinz von Persien. Küsschen links, Küsschen rechts. Das Scotch-Glas in seiner Hand bringt er galant in Sicherheit, um Raffaela wie eine alte Freundin zu begrüßen. Noch ehe sie sich von ihm löst, wirft er einen Blick auf mich und seine Miene erkaltet schlagartig. »Und das ist …?«

Raffaela dreht sich zu mir um und winkt mich heran. Ich folge dem Zug am imaginären Halsband. Oh, das wird sie so was von bereuen. Wenn dieser Job vorbei ist, lege ich sie für all diese kleinen Gemeinheiten übers Knie. Ich fletsche die Zähne und reiche ihr meinen Arm, damit sie sich einhaken kann. »Das ist James.« Sie tätschelt mein Sakko und neigt vielsagend den Kopf. James … wer? Brandon fragt nicht, er nickt nur genauso vielsagend. Himmel, was ist das für eine Gesellschaft, in der man Menschen wie Haustiere vorstellt. Mir dreht sich fast der Magen um, aber andererseits verschafft mir Raffaela genau die Nichtaufmerksamkeit, die sie haben wollte. Niemand wird mich beachten, weil ich nur James bin. Ein Niemand. Jemand fürs Bett. Perfekt.

Brandons musternder Blick trifft mich bis ins Mark und mir wird schlagartig klar, dass er den Niemand nicht erkennt. Er sieht nur Muskeln und leckt sich angetan die Lippen. »Teilst du ihn?«

Unwillkürlich versteife ich mich. Das ist … ekelhaft.

Raffaela lacht perlend auf und schlägt Brandon spielerisch ihre manikürte Hand gegen die Brust. »Also wirklich, Brandon! Ich hätte nicht gedacht, dass du Justin je untreu werden könntest.«

»Untreu nicht, aber er sieht wirklich zum Anbeißen aus. Justin wäre genauso wenig abgeneigt.« Ich schlucke den Ekel herunter und übe mich an einer ausdruckslosen Miene. Gänzlich kann ich meinen Schock allerdings nicht verbergen. Raffaela sieht zu mir auf und lächelt lüstern.

»Nein, ich glaube nicht, dass ich ihn an euch beide abtreten kann. Auch nicht für eine Nacht. James ist eurem Ufer nicht zugetan. Nicht wahr, Liebster?« War das eine Frage? Soll ich antworten? Raffaela drückt meinen Arm und ich lächle verhalten.

»Nein«, knurre ich.

»Ah«, Brandon lacht. »Er ist wirklich nicht sehr gesprächig, was?«

Raffaela zwinkert dem Gastgeber zu. »Nein, er hat andere Qualitäten.«

»Hört, hört! Also, wenn du möchtest, kannst du ihn mit runternehmen. Aber halte ihn gut fest, dort unten sind einige Damen, die sich deinen James gerne ausborgen würden.« Brandon legt mir eine Hand auf die Brust, deren Berührung mich angewidert erschauern lässt. Ich wäre sogar zurückgewichen, aber Raffaelas Blick zeigt mir eindeutig, dass sie das nicht will. Lass es zu!, beschwört sie mich eindringlich. Ob sie damit auch meint, andere Zudringlichkeiten zuzulassen, weiß ich nicht. Sie hat ja klargemacht, dass sie mich nicht teilen will. Himmel!

»Du wärst anderen Damen doch nicht abgeneigt, oder, James?«

Raffaelas Armdruck wird deutlicher, doch ich weiß nicht, was sie meint. Oder ich weiß es doch, will es aber nicht kapieren, weil … es einfach nicht möglich sein kann, dass sie so etwas von mir verlangt. Als ich nicht sofort antworte, übernimmt sie für mich. »Das lassen wir James entscheiden, wenn er die anderen Damen sieht, oder?«

Brandon nickt. »Wie großzügig von dir, ihm diese Freiheiten zu gestatten.«

Raffaela lacht perlend. »So bin ich. Nicht wahr, James?«

Ich bringe sie um!

Keine Ahnung, was Raffaela mit Brandon treibt. Seit uns der Gastgeber in einen geräumigen Ballsaal geführt hat, habe ich sie nicht mehr gesehen. Und ich habe alle Hände voll damit zu tun, mich der vielen Angebote zu erwehren. Jetzt weiß ich auch, warum Raffaela so die Nase gerümpft hat, als sie meinen Anzug gemustert hat. Für diese Art von Veranstaltung hätte ich einen Smoking gebraucht. Aber wirklich niemand stört sich an der einfachen Krawatte. Nein, ich glaube sogar, wenn ich es drauf anlegen würde, wäre ich das Ding ganz schnell los und eine der Damen würde sie als Trophäe mit nach Hause nehmen.

»Viel Spaß, James.« Brandon hat vielsagend mit den Augenbrauen gewackelt und sich dann mit Raffaela davongestohlen. Ich habs gesehen, denn ich habe ihn nicht aus den Augen gelassen. Doch folgen konnte ich den beiden nicht. Innerhalb kürzester Zeit war ich eingekesselt! Jawohl! Als hätten sie das Manöver geprobt, haben sie mich umrundet, mir ein Glas Champagner in die Hand gedrückt und auf mich eingeredet. Ja, ich glaube, ich habe sogar eine Hand an meinem Hintern gespürt. Himmel!

»Also ich treibs ja überhaupt nicht mehr mit meinem Mann!«, flötet eine vollbusige Blondine, die mir ihren Vorbau an den Oberarm drückt. Würde ich auch nicht, so wie sie rangeht. Meinen anderen Arm nimmt eine Frau mittleren Alters in Beschlag. Ihre Haut ist so straff gespannt, dass sie höchstwahrscheinlich ein Abo beim Schönheitschirurgen hat. Die Hinterngrapscherin kann ich nicht ausmachen, nur ihre Hände und die geben sich nicht einfach nur mit Pobacken zufrieden. Die Flucht nach vorne versperrt mir eine riesige Rothaarige. Mit Absätzen ist sie fast so groß wie ich. Von ihr habe ich das Champagnerglas.

»Trink, mein Hübscher, trink!«, fordert sie mich auf, doch ich reiche es ihr dankend zurück.

»Ich muss leider noch fahren.« Keine Ahnung, was Raffaela plant, aber besser, ich bleibe nüchtern, auch wenn ich mir angesichts dieser Übermacht gerne die Sinne mit Alkohol betäuben würde. Die Grapscherin wird indessen aufdringlicher und testet die Festigkeit meines Hintern. Zeit, sie in die Schranken zu weisen.

»Ma’am, würden Sie das bitte unterlassen? Ich bin mit Ms. Silberbauer hier und sie …«

» … hat uns eindeutig die Erlaubnis gegeben, ein wenig zu spielen.« Ich schlucke meinen Ärger hinunter und lächle unverbindlich.

»Und wenn ich nicht spielen will?«

»Sie ist Ihr Boss, also …« Die Rothaarige vor mir lässt die Worte vielsagend verklingen. Oder wir machen einen Aufstand. Meine Güte, was immer Raffaela mit Brandon vorhat, ihr ist offensichtlich daran gelegen, mit ihm ungestört zu sein. Verdammt noch mal, wenn sie wieder hier ist, müssen wir dringend unser Arbeitsverhältnis besprechen. Sie kann mich nicht einfach so anderen Weibern zum Fraß vorwerfen, nur damit sie ein kleines … Moment mal. Das hier ist ein Job, sie ist im Auftrag Suttons hier. Was wiederum bedeutet, dass ich ebenfalls nicht zum Spaß hier bin. Das hier ist mein Job. Aber so kann ich ihn unmöglich erledigen. Ich sollte auf sie aufpassen und nicht als Ablenkung fungieren. Denk an deine geheime Superkraft. Ja, toll, will ich grad nicht.

Ich knurre unwillkürlich, als sich Madame Grapscher zu weit vorwagt und sie zuckt tatsächlich erschrocken zurück. Das ist interessant. Die drei verbliebenen Ladys sehen mich verstört an, doch dann heben sich ihre Mundwinkel. »Sind Sie ein Bad Boy, James?«, fragt die Rothaarige kokett. Bad Boy? Oh ja, aber anders, als ihr denkt. Dennoch, wenn das die Art ist, wie sie spielen wollen, bin ich dabei. Böse und unnahbar kriege ich hin.

 

Gerade als ich anfing, mich in meiner Rolle einzufühlen, taucht Raffaela wieder auf. Und scheinbar gefällt ihr das, was sie sieht, überhaupt nicht. Ich habe mich mit zwei der Damen in ein ovales Sofa zurückgezogen. Madame Grapscher und die vollbusige Rothaarige. Sie dürfen mir über die Oberschenkel streichen. Aber nicht zu hoch. Die Rothaarige macht sich gerade an meinem Hemd zu schaffen und schiebt ihre langen schlanken Finger in die Öffnung zwischen zwei Hemdknöpfen. Die Blondine taucht in meinem Rücken auf, legt mir eine Hand auf die Schulter und reicht mir ein gefülltes Glas. Kein Alkohol, doch ihre Finger wandern den Kragen meines Hemds nach und ich nippe gedankenverloren an dem Scotch. Verdammt, haben sie es mir doch untergejubelt. Trotzdem beschwere ich mich nicht. Herrlich, so umgarnt zu werden ist nicht wirklich schlecht. Ihre Hände liegen auf meinen Schultern. Ich lege den Kopf auf die Lehne und betrachte genüsslich ihre wippenden Brüste von unten, genieße kokette Blicke, hauchzarte Berührungen und bin drauf und dran, mich diesen drei Grazien hinzugeben.

In meinem bisherigen Leben kam es nicht sehr häufig vor, dass sich so um mich bemüht wurde. Ich habe Frauen nur zum Ficken an mich rangelassen, ansonsten habe ich sie auf Abstand gehalten. War auch besser so. Jeder, der mein damaliges Leben – ich teile es in »vor« und nach dem Vorfall ein – mit mir geteilt hat, ist nicht mehr am Leben. Zak ist der Einzige, der darüber Bescheid weiß, weil er hin und wieder meine Dienste in Anspruch genommen hat. Und er war der Einzige, der gewillt war, mir den Ausstieg zu ermöglichen. Denn neben dem Arbeitsverhältnis hat sich auch so etwas wie eine Freundschaft zwischen uns entwickelt. Nur deshalb bin ich überhaupt hier, nur deshalb akzeptiere ich seine Zurückweisung. Weil ich tief in meinem Inneren weiß, dass es ihm nicht darum geht, mich von seiner Freundin fernzuhalten. Wenn er das wirklich wollte, läge ich bereits mit zwei neuen Schuhen aus Beton im Hudson. Nein, Zak hätte es mir einfach gesagt, dass er nicht will, dass ich Logan noch mal ficke. Nein, das hier ist wirklich ein Job, der ihm wichtig ist, und für den er jemanden braucht, dem er vertraut. Und das bin dann wohl ich. Oder aber er wollte, dass ich entspanne und … Ich seufze auf und schließe die Augen. Das hier ist tatsächlich meine erste Erfahrung dieser Art. Könnte mich dran gewöhnen und es genießen. Bis mein persönlicher Hausdrache angerauscht kommt und mich rüde daran hindert, weiter Zaks Motivation zu ergründen. Wütend funkelt sie mich an und stößt imaginäre kleine Rauchwölkchen aus. Das tut sie natürlich nicht, es würde ihren Auftritt perfektionieren. Außerdem meint es Raffaela nicht wirklich ernst. Das erkenne ich an dem belustigten Funkeln hinter ihren Pupillen.

»Na, amüsierst du dich gut?«, speit sie.

»Kann nicht klagen.« Ich setze noch einen drauf und nippe erneut an dem Scotch. Raffaela hebt eine Augenbraue. Kein Alkohol?, fragt sie mich wortlos. Ich zucke mit den Schultern.

»Gut, dann beende das jetzt und trink aus. Ich will gehen.«

»Ich aber nicht«, knurre ich böse und ergattere ein amüsiertes Schnauben der Rothaarigen.

»Du siehst doch, Süße, wir behalten ihn noch etwas.« Die Tussi schmiegt sich an meine Seite und ich erliege der Versuchung, ihren prallen Hintern zu tätscheln. Gott, fühlt sich das gut an. Prall und fest, mein Schwanz würde wunderbar zwischen ihren Arschbacken aussehen.

»Nichts da. Denk dran, wer deinen Scheck unterschreibt, James.« Sutton. Bei den Damen allerdings setzt sich ein anderer Gedanke fest. Sie denken, Raffaela ist es. Was bedeutet, ich gehöre ihr. Verdammt, das Ziehen in meinem Schwanz verstärkt sich. Der Gedanke ist so einnehmend, dass ich schlagartig hart werde. Das hat was. Außerdem bedeutet es, man kann mich mieten. Ich räuspere mich erstickt, als ich ihr unverhohlen zur Schau gestelltes Interesse erkenne. Raffaela tippt ungeduldig mit der Spitze ihres High Heels auf und funkelt die Damen abwechselnd an.

»Denkt nicht mal dran«, faucht Raffaela die Ladys an. »Er ist bis Ende des Monats ausgebucht. Danach könnt ihr ihn haben, aber vorher nicht.« Das war dann wohl das Zeichen zum endgültigen Aufbruch. Ich schäle mich entschuldigend aus der Umklammerung der Frauen.

»Sorry, Ladys«, murmle ich. »Sie ist der Boss. Auch wenns nicht so aussieht.« Ich schenke Raffaela einen lüsternen Blick, woraufhin die Damen begeistert quietschen. Raffaela rollt mit den Augen und greift unter meinen größer werdenden Augen nach meiner Krawatte. Sie wird doch nicht …? Und ob. Wie ihr Schoßhündchen zieht sie mich hinter sich her und missbraucht die Krawatte als Leine.

»Lass mich sofort los!«, knurre ich.

»Nichts da, du kommst mit. Nicht, dass du es dir noch anders überlegst.« Na toll, jetzt komme ich wie ein Weichei rüber. Nicht wie der harte Kerl, den ich eigentlich geben wollte. Ich werfe einen Blick über die Schulter zu den Mädels, während ich mich von Raffaela aus dem Saal ziehen lasse. Den Damen allerdings scheint mein Abgang zu gefallen. Sie winken und rufen mir hinterher, dass ich mich gerne jederzeit bei Burke nach ihnen erkundigen darf. Wenn ich frei sei. Na klasse. Ich will mich schon losreißen, doch da schließen sich die Saaltüren hinter uns und wir befinden uns im Foyer.

»Was regst du dich denn so auf? Du wolltest doch, dass ich Spaß habe.«

»Spaß, ja, aber du lässt dich gleich besteigen!«

Ich signalisiere ihr mit einen kurzen Ruck an der Krawatte, dass ich sie gerne wieder hätte, doch Raffaela denkt nicht daran, das Stück Stoff freizugeben. Sie schlingt den Stoff mehrmals um ihre Handfläche und zieht mich zu sich heran. »Ich hab sogar drei Telefonnummern!«, füge ich stolz hinzu und ziehe drei winzige Stückchen Papier mit hastig darauf gekritzelten Nummern aus meiner Brusttasche. Raffaela funkelt mich zornig an.

»Wie schön für dich! Das war nur nicht deine Aufgabe!« Raffaela lässt meine Krawatte endlich los.

Irritiert hebe ich eine Augenbraue. »Was war denn meine Aufgabe?«

»T.U.M.U.L.T. erzeugen!«, buchstabiert sie mir langsam vor.

»Ach was? Und warum teilst du mir das jetzt erst mit?«

Verzweifelt wirft sie die Hände in die Luft und stürmt auf die Eingangstür zu. War ja klar, dass sie mich nicht hier in ihren Plan einweiht. Mir würde schon reichen, wenn sie es VORHER tut. Erst als wir wieder im Wagen sitzen, fährt sie fort.

»Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass du da oben Alarm schlägst, weil dir eine der Schlampen zu dicht an den Sack rückt. Aber du hast natürlich alles stoisch ertragen, oder? Und hat es dir wenigstens gefallen?«

»Überhaupt nicht«, knurre ich und kralle die Finger ums Lenkrad. Muss sie ja nicht wissen. Im Prinzip war es ganz nett, aber richtig gefallen hat mir nur ihr Auftritt. Wie ein feuriger Racheengel … und schon wieder fängt mein Schwanz an zu prahlen. »Weih mich das nächste Mal doch bitte ein, wenn du etwas in der Art planst.«

»Ich dachte, es wäre klar gewesen.«

»Du hast mir quasi einen Freibrief für alle gut hörbar ausgestellt!«

»Ja, klar, damit du begreifst, dass du ausflippen sollst, wenn es dir zu bunt wird. Damit ich einen Grund habe, zu verschwinden.«

Ich schmunzle belustigt. »Ist dir Burke an die Wäsche gegangen?«

Raffaela schnaubt wütend. »Er hat keine zwei Minuten gebraucht, um seine Finger unter mein Kleid zu stecken.«

»Schwein«, entweicht es mir. Raffaela sollte mir egal sein, ich kenne sie nicht einmal und sie behandelt mich wie ihr persönliches Spielzeug. Doch das Burke ihr an die Wäsche wollte, treibt meinen Blutdruck schlagartig in die Höhe und ich will den Kerl mit seinem Seidenschal erdrosseln. Nicht optimal, da Seide nachgibt und man ziemlich viel Kraft aufwenden muss, um jemanden damit die Luft abzuschnüren, aber es funktioniert. Ich weiß, dass es geht, weil ich es bereits ausprobiert habe. »Aber deshalb bist du doch mitgegangen, oder? Damit er dir an die Wäsche geht?«

Raffaela nickt. »Und um herauszufinden, wo sich unser Zielobjekt befindet.«

Zielobjekt? Jetzt hat sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Hast du?«

Sie setzt ein breites Siegerlächeln auf. »Stellt es in seinem Arbeitszimmer aus wie eine Trophäe.«

»Und nun, da du weißt, was du wissen willst?«

»Muss ich umplanen. Da Sutton auf deine Beteiligung besteht, muss ich improvisieren. Normalerweise arbeite ich allein.«

Ich blinzle irritiert. »Willst du etwa … Was genau …?«, stammle ich und komme mir dabei selten dämlich vor. Raffaela legt eine Hand auf meinen Oberschenkel und beugt sich zu mir. Automatisch wird mein Blick von ihrem Dekolleté angezogen.

»Was?«, haucht sie und ich erschauere. Ich dachte, Burke hätte ihr die Laune vermiest, aber eher das Gegenteil ist der Fall. Sie scheint in bester Stimmung … sich an mir auszutoben.

»Was genau …«, starte ich einen erneuten Versuch und scheitere kläglich, als sie ihre Hand weiter nach oben schiebt. Ich schließe die Augen und atme tief durch. »Stehlen?«, presse ich mühsam hervor. Raffaela lacht perlend.

»Du Blitzmerker. Ja, ich bin eine Diebin.« Meine Züge entgleisen und ich starre sie entsetzt an.

»Und Sutton hat dich beauftragt?«

Sie nickt und lässt sich in ihren Sitz zurücksinken. Mit leichtem Bedauern vermisse ich die Berührung ihrer Hand. Gerne auch etwas höher. »Das ist illegal!«, rette ich mich und schnaube empört.

Lächelnd betrachtet sie ihre langen, eleganten Handschuhe und zupft den Stoff langsam von ihren Fingern. »Sehr illegal.«

»Du willst einbrechen und … was klauen? Bei Burke? Waren wir deshalb hier? Um ihn auszuspionieren?« Nicht, dass ich noch nie etwas Illegales getan habe, aber Diebstahl und Einbruch gehören nicht dazu. Leute umlegen, ja, damit kenne ich mich aus. Und tue es nicht mehr. Vielleicht dachte Sutton, ich müsse mal den Fachbereich wechseln. Schön, wenn er sich herabgenötigt hätte, um EINMAL mit mir darüber zu reden. Ich wollte nur das verdammte Auto fahren!

Raffaela zieht ihren Handschuhe aus und legt ihre schlanken Finger erneut auf meinen Oberschenkel, viel zu weit oben. »Genau, und du bist mein Komplize.«

»Ich klaue nicht!«

»Oh doch«, sie lächelt mich breit an. »Ich muss da nämlich mindestens einmal rein und die Aufnahmen der Überwachungskameras überschreiben. Wir sind beide darauf zu sehen, und ich möchte nicht, dass sie die Chance haben, dich oder mich wiederzuerkennen. Also werde ich dort morgen Nacht einbrechen, den Rembrandt klauen und dabei die Überwachungsvideos vernichten. Und du wirst mir helfen, denn du dürftest großes Interesse daran haben, dass Burke keine Aufzeichnungen von dir hat, wenn er merkt, dass sein Rembrandt fehlt.« Sie legt ihren Finger an die Lippen und überlegt. »Wobei er es eigentlich nicht merken sollte. Meine Spezialität ist es, sie nicht merken zu lassen, dass sie beklaut werden … wurden.« Raffaela hat offensichtlich einen Heidenspaß.

Ich schlucke trocken. »Ich will keinen Ärger mit den Bullen«, knurre ich und starte den Wagen, eh sie auf die Idee kommt, ihre Hand erneut in meinem Schritt zu platzieren.

»Wirst du nicht.« Mir sind ein paar Ideen gekommen. Das war eine Falle … für mich … damit ich ihr helfe. Warum auch immer sie meine Hilfe braucht. Hat sie nicht gesagt, dass sie alleine arbeitet? Oder war das Suttons Idee? Wieso? »Warum brauchst du meine Hilfe?«

Raffaela lächelt. »Improvisation.«
»Ich verstehe immer noch nicht, was ich hier überhaupt soll«, knurre ich und blinzle angestrengt in die Dunkelheit. Ich kann absolut nichts erkennen.

»Zange«, raunt mir Raffaela zu und ich gebe ihr das Verlangte. Sie steckt sich ein längliches Stück Metall zwischen die Zähne, nimmt die Zange und hantiert geschäftig in einem Sicherungskasten herum. Keine Ahnung, was sie da tut. Nach unserem gestrigen Besuch in einem Baumarkt wundert mich gar nichts mehr. Diese Frau verblüfft mich immer wieder aufs Neue. Vor noch nicht einmal dreißig Stunden habe ich sie im kleinen Goldenen kennengelernt, mit schicker Hochsteckfrisur, edlem Collier und High Heels. Nicht zu vergessen die wunderbare Fuchsstola. Nur zwölf Stunden später finde ich mich overdressed in einem Baumarkt wieder, während Ms. Silberbauer in knappen Shorts und Top noch viel hinreißender aussieht als im knappen Cocktailkleid. Und ich schiebe im Anzug einen Einkaufswagen, durch einen Baumarkt. Peinlicher gehts kaum. Nichtmal die Aktion mit den drei Ladys auf der Couch war so peinlich, wie Anzug und Einkaufswagen. Als sie meinte, wir müssen fix noch was besorgen, hätte sie ruhig etwas sagen können. Ich habe auch Jeans. Eine.

Jetzt habe ich zwei. Raffaela hat mich neu eingekleidet. Für den Job. Doch dass ich dazu eine Skimaske brauche. Nein, als Profikiller habe ich keine Masken getragen. Nur falls jemand fragen sollte.

»Zieh die Maske über und denk an die verdammte Knarre und die Kühltasche.« Offensichtlich sind wir hier fertig. Raffaela reicht mir die Zange, zieht sich ihre Maske über und gibt mir mit einem Zeichen zu verstehen, dass ich ihr folgen soll. Ich kann gehorchen und ich kann einschätzen, wann man besser die Klappe hält, als um Erklärungen zu bitten. Aber sie hat mich nicht eingeweiht und das nagt an mir. Trag die Tasche, halt dies, halt jenes, knall den Typen ab, wenn er zickt! Mit einfachen Sätzen komme ich klar, womit ich nicht klarkomme, sind die nicht vorhandenen Erklärungen. Natürlich habe ich sie nach DEM PLAN gefragt, aber sie hat nicht geantwortet. Zu kompliziert? Hält sie mich für dumm?

»Die Steaks, los, James, jetzt.« Später werde ich sie mir vornehmen, wenn sie wieder die knappen Shorts trägt. Dann lege ich sie übers Knie und versohle ihr nach Strich und Faden den Hintern. Wenn wir hier heil und lebend und an einem Stück herauskommen. Mich weiter in Grübeleien zu ergehen, bringt nichts. Ich knie mich hin, öffne die schwere Tasche und nehme die Steaks raus. Raffaela grinst.

»Danke, Süßer. Und jetzt warte im Wagen.« Verblüfft sehe ich sie an.

»Das ist alles? Danke, Süßer und jetzt schickst du mich weg?«

Raffaela nickt. »Zu groß, zu schwer, zu laut.« Sie deutet auf ihr Ohr. »Wir bleiben in Kontakt. Ich klettere hier über den Zaun. Sollte ich deine Hilfe brauchen, sage ich dir Bescheid. Ansonsten steuere den Wagen in zwanzig Minuten an diese Stelle. Elektrobetrieb und ohne Licht. Schleichfahrt, wenn du es so willst. Dort oben«, sie deutet nach links zum Tor, wo sich eine Überwachungskamera befindet, »ist die Kamera. Wir haben von jetzt an 22 Minuten Zeit, bis sie den Notstrom ankriegen.«

»Woher weißt du das alles?«

Raffaela lacht. »Hab einen Blick auf die USV geworfen, als ich auf dem Rücken lag.«

Auf dem Rücken? »Etwa in Burkes Büro gestern Abend?«

Raffaela beugt sich vor und spitzt die Lippen. »Als er seine Zunge zwischen meinen Schenkeln hatte …«, raunt sie. Mein Mund trocknet schlagartig aus.

»Hast du etwa?«

Sie beißt sich auf die Unterlippe. »Nein, weil ich in dem Moment, als er die Hose geöffnet hat, an deinen Schwanz denken musste.«

»Was?«, stammle ich wie ein Idiot und vergesse darüber hinaus zu fragen, wie sie auf die 22 Minuten kommt.

Raffaela lacht und senkt ihre Lippen auf die meinen. Ich seufze und öffne automatisch meinen Mund, um sie einzulassen. Sie küsst mich fordernd und knapp, viel zu kurz für meinen Geschmack. »Zwanzig Minuten, hier. Denk dran.« Hastig nimmt sie mir die Steaks aus der Hand, verstaut die in Folie eingeschweißten Fleischstücke in ihrem Rucksack, greift nach den Eisenstangen des Zauns und sieht mich abwartend an.

»Räuberleiter, James, denken, mit dem Gehirn! Nicht dem Schwanz!«

Ich knurre böse und bücke mich, um ihr über den Zaun zu helfen. »Miststück!«

Raffaela lacht und schwingt sich wie ein Ninja über den Zaun. Drei Meter hoch und das Weib stöhnt nicht mal! Na warte, ich bringe dich zum Stöhnen!

 

Zwei Minuten knutschen, eine Minute, um bis zum Wagen zu kommen. Sechzehn Minuten nervöses Aufs-Lenkrad-Trommeln und Auf-die-Uhr-Starren und dabei das unablässige Pochen meines Schwanzes. Wenn schon nicht dieser Job für meinen ersten Herzinfarkt sorgen wird, dann definitiv Raffaela Silberbauer. Ihre Auffassung von Kommunikation bedarf einer dringenden Überarbeitung. Am besten von mir geleitet, während sie auf dem Rücken liegt. Ich knurre unwillig und kann an nichts anderes denken, als an die Zunge dieses widerlichen, alten Sacks, der sie geleckt hat. Verdammt noch mal. Okay, sie wollte es und sie hat dabei wichtige Informationen herausbekommen. Mir war von Anfang an klar, dass Raffaela nicht davor zurückschreckt, ihren Körper einzusetzen. Aber das sie so weit gehen würde, hätte ich nicht gedacht. Es erschreckt mich und macht mich unglaublich wütend. Eine Frau sollte so etwas nicht tun müssen. Sie kann es doch unmöglich genossen haben! Begleitet von dem Gedanken, das Gefühl Burkes zwischen ihren Schenkeln auszulöschen, hocke ich im Wagen und hypnotisiere die Uhr. Raffaela hält absolute Funkstille. Profi eben. Und ich sollte Profi genug sein, mich nicht von der wachsenden Unruhe beherrschen zu lassen.

Exakt zwanzig Minuten nach unserem Kuss starte ich den Wagen, aktiviere den Elektromotor und rolle lautlos die dreihundert Meter bis zur vereinbarten Position. Ich bin den Weg gestern bei Tageslicht dreimal abgefahren und hoffe, dass Raffaela daran denkt, auch diese Aufnahmen zu löschen. Wir hatten besprochen, dass sie auf jeden Fall die letzten sechsunddreißig Stunden löscht, sodass wir nicht Gefahr laufen, unsere Gesichter in der Tageszeitung zu entdecken. Als most wanted werden wir wohl nicht durchgehen, da Burke ohnehin die Polizei nicht benachrichtigen kann. Das ist das Problem, wenn man als längst verschollen geltende Gemälde namhafter Künstler in seinem Büro ausstellt und darunter gewiefte Diebinnen vögeln will: Die Diebinnen kriegen irgendwann mit, das da etwas Interessantes hängt. Und dann kommt eins zum anderen. Raffaela ist berüchtigt für ihre Jobs und wird ständig von reichen Celebrities angeheuert, um anderen reichen Leuten illegale Gemälde zu klauen. Der Clou ist, dass sie sich dabei nicht erwischen lässt und den Bestohlenen in dem Glauben zurücklässt, er habe ein Original. Niemand wird damit hausieren gehen, etwas Geklautes zu Hause zu haben. Leider hinterlässt die Geschichte einen faden Nachgeschmack: Raffaela kennt Burke, deshalb soll das ihr letzter Job werden.

Ich schrecke hoch, als die Beifahrertür aufgerissen wird. Raffaela springt völlig außer Atem auf den Sitz und wedelt mit der Hand. Offensichtlich das Zeichen zum Losfahren. Ich greife nach dem Zündschlüssel und will den Wagen starten, doch sie hält mich auf. »Nein, es ist etwas schief gelaufen, sie haben mich bemerkt. Los, zieh dich aus!«

»Was?«, stammle ich entsetzt. »Süße, wollen wir das nicht auf später verschieben und zusehen, dass wir hier verschwinden?«

Raffaela grinst mich an. »Keine Zeit. In weniger als zehn Sekunden wird die Überwachungskamera anspringen. Ich konnte gerade noch ungesehen ins Auto kommen. Burke und seine Gorillas haben mich nicht bemerkt und ich glaube, sie werden niemals mitkriegen, dass ich drinnen war. Aber wenn du dich jetzt nicht augenblicklich ausziehst und mitspielst, wird sein Verstand ausreichen, um den Werkzeugkoffer, die ausgefallenen Sicherheitssysteme und die Masken zu einem Einbruch zusammenzuaddieren.« Ein Summen lässt mich zusammenfahren. Raffaela verdreht die Augen.

»Okay, die Überwachungskamera läuft wieder. James, verdammt, zieh jetzt dein Shirt aus oder …?« Raffaela greift nach dem Saum ihres Rollkragenpullovers und zieht ihn sich über den Kopf, darunter trägt sie einen schwarzen Spitzen-BH und ein volles C-Körbchen. Himmel, wie geil ist das denn?

»James!«, faucht sie, macht ein Hohlkreuz und öffnet ihre Hose.

»Ganz nackt?«, entweicht es mir entsetzt.

Raffaela schiebt sich Hose und Slip über die Hüften und nickt. »Ja, was glaubst du denn? Niemand hat angezogen Sex!«

»Ssseeex?«

»James, verdammt.« Raffaela steigt aus der Hose und platziert ihre Hand zwischen meinen Beinen. »Burke kommt hierher. Er ist ein genauso eifersüchtiges Arschloch wie du. Was glaubst du, wird er machen, wenn er sieht, dass du gerade dabei bist, mich flachzulegen?«

Ich schlucke trocken, während sie keine Zeit verliert und an meiner Hose herumhantiert. »Öhm …« Verdammt, ich kann nicht denken! Mein Schwanz zuckt begeistert und springt ihr regelrecht entgegen. Raffaela schließt ihre langen Finger um den Schaft und massiert ihn kräftig. Ich stöhne auf und werfe den Kopf in den Nacken.

»Genau das wird passieren. Wie du wird er gar nicht mehr denken können. Schieb den Sitz zurück. Du hast zwei Minuten, um hart zu werden!«

Was!? Mein Kopf schnellt nach vorne und zum ersten Mal seit einer Minute realisiere ich, was sie da gerade tut. »Ficken? Jetzt?« Ich greife nach ihrer Hand, um sie aufzuhalten. Das geht mir entschieden zu schnell.

»Als Ablenkung?« Mein Schwanz zuckt in ihrer Hand, was ihr ein flüchtiges Lächeln entlockt.

»Ich kann auch …«, demonstrativ leckt sie sich über die Lippen. »Ich meine, wenn du im Auto nicht kannst und vielleicht gehemmt bist …«

Hastig beuge ich mich nach vorne, greife nach dem Hebel unter meinem Sitz und schiebe ihn mit einem kräftigen Ruck so weit zurück, wie es geht. »Schwing dich rauf, Baby«, knurre ich böse. Raffaela lacht perlend auf und fischt ein Kondom aus ihrer Handtasche.

»Safety First. Zieh dein Shirt aus, während ich dich anziehe«, haucht sie und reißt die Packung auf. Mehr kriege ich nicht mehr mit, weil ich mir hastig den Rolli über den Kopf streife. Als ich wieder unter dem schwarzen Stoff hervortauche, schiebt sie bereits vorsichtig den Präser über meine Länge. Gott, das tut so gut. Nach so vielen Monaten wieder weibliche Hände an mir zu spüren.

»Hose?«, gurrt sie fragend, während sie mich streichelt. Ich grunze, weil ich zu mehr Konversation nicht mehr in der Lage bin. Mein Schwanz zuckt in ihrer Hand und sie streift einmal über seine Länge, bevor sie mir die Eier krault. Jesus. Stöhnend schließe ich die Augen.

»Baby, entweder du schwingst dich jetzt endlich rauf oder ich spritze in den Gummi.« Es wird auch Zeit, denn just in dem Moment, als Raffaela sich aufrichtet und auf meinen Schoss klettert, sehe ich, wie sich das große schmiedeeiserne Tor öffnet. Ich muss die Augen schließen, anders halte ich die quälenden Sekunden nicht aus. Ich halte meinen Schwanz in Position, während sie sich langsam auf mir niederlässt. Die Hände auf meinen Schultern, beginnt sie, sich auf und ab zu bewegen. Himmel. Der Gedanke, dass gleich jemand an die Windschutzscheibe klopfen und uns unterbrechen wird, lässt meinen Schwanz noch härter werden. Ich dachte nicht, dass ich das kann. Ficken, obwohl ich weiß, dass ich gleich unterbrochen werde. Okay, zugegeben, ich ficke nicht, ich werde gefickt. Ich lache kehlig auf. Der Gedanke ist so abstrus, dass ich das Lachen nicht unterdrücken kann.

»WAS ist?«, keucht die blonde Elfe, die ihre gesamte Körpergröße braucht, um an mir rauf und runter zu turnen. Sehr reizvoll, das Einzige, was noch schöner wäre, wäre sie unter mir zu spüren, mit einladend geöffneten Schenkeln, bereit, feucht und köstlich lüstern.

»Nichts, küss mich«, knurre ich, warte aber nicht, ob sie meiner Aufforderung Folge leistet. Ich lege meine Hand auf ihre Hüfte und drücke mich fester in sie. Raffaela schnappt nach Luft, ihre Augen weiten sich und sie gibt ein lang gezogenes Stöhnen von sich. Ja, genau so will ich sie. Nicht so dominant und herrschsüchtig. Ich nehme eine Handvoll ihres blonden Haares, ziehe ihren Kopf zu mir und tauche mit meiner Zunge in ihren Rachen. Gleichzeitig stoße ich kräftig nach oben, halte aber ihre Hüfte fest, sodass ich noch tiefer komme. Raffaela keucht überrascht auf und stöhnt gegen meinen Kuss. Ich spüre einen Hauch Widerstand, doch sie lässt nach kurzer Zeit los und gibt sich meinem Rhythmus hin. Ich lächle innerlich, weil ich genau wusste, dass sie zwar gerne den Boss raushängen lässt, aber im Bett die Führung abgibt. Oh ja, das gefällt mir. Ich erhöhe das Tempo und … TOCK! TOCK! TOCK!

Burke, verdammt. Den hatte ich bei all der Hektik völlig vergessen. Raffaela nicht. Sie löst sich von mir und blickt mich kurz mit verklärten Pupillen an. Ich kann das lüsterne Lächeln, das sich mir auf die Mundwinkel stiehlt, nicht verhindern. »Später« murmle ich, beuge mich vor und küsse ihren Hals.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739498805
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Mai)
Schlagworte
Leibwächter Liebesroman spannung Diebin krimi Einbrecher dark romance thriller

Autor

  • Kitty Harper (Autor:in)

Kitty Harper ist das Pseudonym einer jungen Mutter, die gerne in sinnliche Erotik abtaucht, ohne dabei vulgär zu weden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.