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Princess Unchained: Not a fairy tale

Not a fairy tale

von Kitty Harper (Autor:in)
335 Seiten
Reihe: Princess Unchained, Band 1

Zusammenfassung

Prinzessin Katherine von Montegrovien hat ihr Leben wohlbehütet hinter sicheren Palastmauern verbracht. Doch als sie und ihre Familie den Sommer in Los Angeles verbringen, will sie das Nachtleben endlich in vollen Zügen genießen. In einem Nachtklub lernt sie den smarten Dorian kennen, der seinen eiskalten Verstand hinter einem sympathischen Äußeren versteckt. Davon geblendet entflieht sie dem goldenen Käfig – ins Ungewisse. Wird die Prinzessin die neue Attraktion auf seiner geheimen Vergnügungsinsel? Kann sie Dorians kriminellen Machenschaften entkommen? Princess Unchained - Not a fairy tale ist der erste Teil einer spannenden und düsteren Dark Romance mit widerspenstigen Frauen und dominanten Männern! Riskiert einen Blick in die dunkelsten Abgründe, aber seid gewarnt: Princess Unchained ist KEIN Märchen!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Princess Unchained

– Not a fairy tale –

Von Kitty Harper

 

 

 Nennt mich Melody. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name, denn der muss geheim bleiben. Aber wenn ich mir einen Namen für mich hätte aussuchen dürfen, dann wäre es Melody gewesen. Mein Pferd hieß so. Melody war ein schönes Pferd, eine weiße Stute, sanftmütig. Niemals hat sie mich abgeworfen. Doch jetzt war Melody tot und ich wollte nicht mehr ich sein. Also ja, nennt mich Melody. Der Name ist sowieso nur zweitrangig. Wichtig ist eigentlich nur, dass ich endlich ich sein kann, nicht mehr irgendwelchen Zwängen unterlag, mich keiner Etikette mehr beugen und ich verdammt noch mal nicht mehr lächeln musste, wenn mir nach Heulen zumute war. Heute nicht. Nie wieder. Denn ich war jemand anderes geworden, nämlich diese Melody. Und Melody dachte nicht über die Vergangenheit nach, in der sie keine Stimme hatte, in der niemand ihr zuhören wollte, in der sie nur geboren worden war, um eine Rolle auszufüllen. Nein, diese Melody, die im Hier und Jetzt lebte, wollte lieben, wollte wissen, wie sich gewöhnliche Menschen fühlten und – noch viel besser – sie wollte in die Abgründe blicken.

Wenn man mehr als zwei Jahrzehnte in einem goldenen Käfig gelebt hat, gab es kein normal mehr, es gab nur noch Extreme. Alexis hatte längst aufgegeben, mich Nacht für Nacht zu begleiten. Meine Eltern meinten vor einem Jahr, es sei für mich einfacher, die Rolle zu füllen, wenn ich eine Freundin an meiner Seite wüsste, eine Vertraute, eine Hofdame. Doch Alexis konnte – oder wollte – nicht mithalten. Die Stellung an meiner Seite verschaffte ihr eine wunderbare Ausgangsposition sich einen reichen Adeligen zu angeln. Meine nächtlichen Ausflüge allerdings gefährdeten dieses Vorhaben. Mich würde man lediglich ausschimpfen, aber Alexis würde man des Palastes verweisen und ihr Prinz war dahin. Ich wollte weder einen Prinzen, noch überhaupt je einen Mann. Weder der eine noch der andere bedeuteten Freiheit, nur ein weiteres Glied an der Kette der Zwänge, unter denen ich beinahe zusammenbrach. Also floh ich, wann immer es ging.

Alexis begleitete mich schon seit Wochen nicht mehr, also brauchte ich auch keine Rücksicht auf sie zu nehmen, konnte weitergehen, als jemals zuvor. Ihr Einzug hatte eigentlich das komplette Gegenteil von dem bewirkt, was sich meine Eltern erhofft hatten. Statt dass ich mich ruhig und folgsam in mein Schicksal ergab und die Fesseln der höfischen Etikette mit Alexis' Gesellschaft besser ertrug, begehrte ich nur noch mehr auf. Ihre Anwesenheit führte mir umso mehr vor Augen, was ich alles nicht durfte. Alexis konnte kommen und gehen, wie sie wollte. Sie durfte jederzeit ausgehen, sich mit Männern treffen oder zum Shoppen in die Stadt. Ich durfte das natürlich auch – aber nicht alleine. Nicht ohne Bodyguard, nicht ohne einem strickten Protokoll zu folgen. Spontanes Eisessen, ein Kinobesuch oder eine Pizza? Mitnichten. Nein, Alexis führte mir all das nur noch umso schmerzhafter vor Augen und mein Wunsch nach Freiheit wurde größer, je länger sie bei uns war.

Wegzulaufen gehörte nicht zu meinem Plan. Nein, ich wollte nur hin und wieder Freiheiten genießen. Die einfachen Partys und Klubbesuche gaben mir längst nicht mehr die gleiche Befriedigung wie zu Beginn, ich verspürte das Verlangen nach mehr. Und als mir vor einer Woche der düstere und geheimnisvolle Flyer eines Nachtklubs in der Stadt in die Hände gefallen war, sah ich meine Chance, etwas komplett Neues zu erleben. Seien wir mal ehrlich, in einer Stadt wie Los Angeles konnte man problemlos untertauchen. Niemand, und sei er noch so bewandert in der High Society, würde mich erkennen. Alter, europäischer Adel auf L.A.s Partymeile? Wohl kaum. Ich war zwar bekannt, aber ich war schließlich nicht Paris Hilton und ich achtete akribisch darauf, immer ein Höschen zu tragen.

Ich kicherte leise, als ich die große Treppe hinunter zur hall schlich. Im Salon brannte noch Licht. Ich hatte mich direkt nach dem Dinner verabschiedet und Kopfschmerzen vorgetäuscht. Das war das Wunderbare an einer solchen Familie. Niemand glaubte einem, dass man Kopfschmerzen hatte. Jeder wusste, dass das nur eine Ausrede war, um nicht länger als nötig dem langweiligen Small Talk beizuwohnen. Selbst das Vergnügen, die Ödnis mit Sherry zu betäuben, blieb mir verwehrt. Mutter gestattete mir maximal ein Gläschen. Pah, ich war einundzwanzig. Volljährig. Ich konnte machen, was ich wollte. Aber nicht in dieser Familie. Die Etikette war alles. Mir ging das so auf die Nerven. Ich wollte leben und nicht länger nur dabei zusehen.

Die Stilettos in der einen, die Clutch in der anderen Hand huschte ich über den Teppich, der die gesamte Treppe auskleidete. Das Foyer war längst nicht mehr hell ausgeleuchtet, nur noch eine sparsame Beleuchtung erhellte die Stufen. Aus dem Salon drang Licht. Gedämpft vernahm ich die Tonspur eines Fernsehers. Ich hielt kurz inne, steckte mir eine gelöste Haarsträhne hinters Ohr und huschte dann weiter. Der neue Butler war bereits zu Bett gegangen. Nein, sein Name war nicht James, sondern Chase, er war Amerikaner, hatte keine richtige Butlerausbildung, sondern war Hotelier. Jedenfalls fand mein Vater, der Fürst, es sei an der Zeit, dass sich das Haus Maycot der Welt öffnete und auch Personal beschäftigte, das weltlicher ausgebildet war als ein streng nach britischem Vorbild agierender Butler. Ein englischer Butler hätte mir niemals den Geheimgang gezeigt, der mich ungesehen vom Anwesen führte. Und genau dorthin lenkte mich mein Weg: hinab in den Weinkeller.

Der Fürst und die Fürstin hatten beschlossen, dass ich nicht in England, sondern in Amerika studieren sollte. Die Wahl war auf Cambridge in Massachusetts gefallen, wo ich mich in die Studiengänge Anglistik und Politikwissenschaften einschreiben sollte. Bevor das Studium begann, verbrachten wir den Sommer in Los Angeles, sozusagen als Wiedergutmachung. Meine eigentlichen Interessen lagen bei Kunst, Malerei und Mode, aber das waren keine Fächer, die eine zukünftige Fürstin belegen sollte. Ich musste Politikerin werden, ob ich wollte oder nicht. Nun, heute wollte ich definitiv nicht. Ich fand, mir stand ein Sommer Auszeit zu und den wollte ich in vollen Zügen genießen. Mein schlechtes Gewissen, als ich mich vom Anwesen schlich, hielt sich also in Grenzen.

Als ich durch den Weinkeller schlich, atmete ich auf. Niemand hatte mich gesehen, niemand folgte mir. Konzentriert kaute ich auf meiner Unterlippe herum, schaltete die Lampe an meinem Handy an und leuchtete den Keller aus. Hinter einem alten Weinfass lag ein rostiges Abwassergitter, welches in einen alten Abwassertunnel aus den 30er Jahren führte. Durch den konnte ich das Anwesen ungesehen verlassen. Seine Bemerkungen zur Prohibition und zum Schmuggeln hatten mich damals nicht interessiert und ich hatte nur mit einem halben Ohr hingehört. Jetzt, wo ich vor diesem Tunnel stand, wünschte ich mir, ihm doch mehr Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Ein ekelerregender Gestank schlug mir entgegen. Hastig bedeckte ich Mund und Nase mit der Hand. So hatte ich mir den Ausflug in die Unterwelt von Los Angeles nicht vorgestellt. Der Tunnel stank jede Nacht und jede Nacht schwor ich mir, dass es das letzte Mal sein würde, ich meinen Eltern endlich die Stirn bieten wollte und meinen Freiraum verlangen würde. Und dann kniff ich doch wieder und schlich mich wie eine Ratte durch den Tunnel davon. Apropos Ratte.

Hastig schlüpfte ich in die Stilettos und zog mir den Bolero, den ich über einem kurzen Kleidchen trug, enger um die Schultern. Lose hing es um meine schmale Taille, der Rückenausschnitt reichte bis kurz über meinen Po. Wenn gewollt, konnte man den Ansatz erspähen. Harold hätte mich so nie ausgehen lassen, von meiner Mutter ganz zu schweigen. Sommer in L.A. war in Ordnung, das Nachtleben weniger. Die Angst, die Kronprinzessin könnte noch vor ihrer Krönung einen Bastard zur Welt bringen, war so groß, dass sie mich am liebsten angekettet hätten. Keine Chance.

Ich leuchtete den Tunnel nach auffällig pelzigen Bewegungen aus. Nichts. Hastig atmete ich ein, schluckte den Würgereiz hinunter und lief los. Der Tunnel war mehrere hundert Meter lang und endete unter einer Böschung. Wucherndes Gras hing über dem Eingang, Buschwerk versperrte die Sicht. Nur wer genau Bescheid wusste, wo sich der Tunnel befand, konnte ihn auch finden. Ich lächelte, als ich das Rauschen des Wassers hörte, denn ganz in der Nähe war das Meer.

Nachdem ich das Ende des Tunnels erreicht hatte, musste ich nur noch ein paar Meter nach rechts laufen. Dort führte mich ein Trampelpfad zu einem kleinen Privatweg, an dessen Mündung ein Taxi auf mich wartete – hoffentlich. Die Dame bei der Taxizentrale war schon ziemlich angepisst gewesen, als ich ihr keine Adresse genannt hatte, sondern nur die Straßenecke, wo der Fahrer auf mich warten sollte. Aber ich hatte Glück. Als ich die roten Rücklichter des wartenden Taxis erblickte, legte sich ein breites Grinsen über meine Züge. Die Nacht konnte beginnen!

 Der Klub war der Wahnsinn. Eine riesige Freifläche, die zum Tanzen einlud, eine tiefer gehängte Decke mit Metalldekorationen, von der Decke baumelnde Käfige, in denen Gogogirls dem Publikum einheizten. Aber nicht nur den männlichen Gästen. In manchen Käfigen entdeckte ich junge Männer, die sich lasziv zur Musik bewegten und die Blicke der weiblichen Besucher auf sich zogen. Neben den Käfigen hingen noch weitere Dekoelemente von der hohen Decke, leuchtende Diskokugeln, flackernde Scheinwerfer und Ketten, unglaublich viele Ketten. Sie fingen geschickt das Licht ein und zerstreuten es durch die weitläufige Halle.

Den zentralen Anlaufpunkt bildete eine runde Bar mit dutzenden Angestellten. Leicht bekleidete Kellnerinnen liefen zwischen den Gästen hindurch, schlängelten sich über die Tanzfläche zu den Tischen. Ein Turm aus Glas bildete das Zentrum der Bar. Während am Fuß des Turms Regale angebracht waren, die die Spirituosen und Gläser für die Bar enthielten, konnte man durch seinen oberen Bereich hindurchsehen. Im Zentrum des gläsernen Turms schien ein riesiger Vogel zu schweben. Je nachdem, wo man sich gerade befand, schien er eine andere Position einzunehmen. Die optische Täuschung wurde durch verschiedene Lichteffekte ausgelöst. Beeindruckt stand ich Minuten vor der Bar und starrte den Vogel an. Das Nightingale, die Nachtigall, war atemberaubend. Der Klub zog mir regelrecht den Boden unter den Füßen weg.

Der Beat spülte über meinen Körper hinweg und ich gab dem Drang nach, mich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Lange tanzte ich, bis mir die Füße wehtaten und ich vor Durst fast umkam. Ich war völlig im Sog der Menge aufgegangen, hatte mich treiben lassen und fühlte mich so lebendig, wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Ich taumelte zur Bar und wollte mir einen Long Island Icetea bestellen, doch die Warnung des Türstehers haftete meinem Verstand trotz der stundenlangen Zerstreuung auf der Tanzfläche noch an. Was immer er gemeint hatte, ich schoss seine Warnung in den Wind. Was sollte mir auch schon großartig passieren? Ich gab dem Barkeeper mit einem knappen Handzeichen zu verstehen, dass ich bestellen wollte, dennoch zögerte ich. Meine Güte, ich war keine siebzehn mehr. Ich konnte trinken, so oft und so viel ich wollte. Und dieser Tag hatte definitiv einen würdigen Abschluss mit etwas Hochprozentigem verdient. Den Cocktail hatte ich schneller hinuntergestürzt, als der Barkeeper ihn mixen konnte. Ein Zweiter musste her. Erst nach dem Dritten fühlte ich mich einigermaßen beschwingt, doch ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und die Wirkung des Alkohols setzte unvermittelt ein. Mein umnebeltes Hirn interessierte bald gar nichts mehr. Ich wollte nur noch tanzen und das tat ich dann auch.

Heftige Beats pushten mich in ungeahnte Höhen und vom Alkohol berauscht hob ich die Arme und ließ meine Hüften kreisen. Das Gefühl, mich von der Musik getrieben hin und her zu wiegen, war unbeschreiblich. Als ich ein paar kräftige Hände auf meinem Körper spürte, schloss ich die Augen und gab mich hin. Jemand berührte meine Taille, führte meine Bewegungen und drängte sich gegen meinen Rücken. Ein Lächeln glitt über meine Lippen, als ich eine starke Männerbrust fühlte und ich begann, mich im Takt an sie zu schmiegen. Er roch herrlich männlich und seine Hände hielten mich, führten mich, leiteten mich. Immer wieder wanderten seine Fingerspitzen über meine Seiten, mal hinauf, mal hinunter.

»Hmm, du fühlst dich herrlich an«, raunte ein tiefer Bass gegen meine Halsbeuge. Ehe ich darauf antworten konnte, streiften seine Lippen flüchtig meine Haut. Ich erschauerte wohlig. Ein Lachen entschlüpfte meiner Kehle. Ich war total verschwitzt und roch, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Aber wenn er meinte. Ich schmiegte mich statt einer Antwort noch enger an ihn, woraufhin er seine Hand über meinen Oberschenkel streifen ließ. Eine prickelnde Spur folgte der Berührung. Als seine Hand wieder hinauf wanderte, schob sie wie zufällig mein Kleid ein Stück höher. Natürlich war an diesem Manöver nichts zufällig. Ob Absicht oder nicht interessierte mich keine Spur. Gelöst schnurrte ich und schob meine Knie ein klein wenig auseinander. Er müsste schon ziemlich viel getrunken haben, wenn er diese Geste missverstand. Tat er nicht. Guter Mann. Er schien genau der Richtige zu sein. Wozu? Nun, um meinem Vater und seiner Erbfolgeplanung einen gehörigen Strich durch die Rechnung zu machen. Genau deshalb war ich hier.

Mein Plan war denkbar einfach gewesen. Finde einen Kerl, der dich entjungfert und schon bist du alle Probleme diesseits und jenseits des Pazifiks los. Den ersten Teil konnte ich abhaken, einen Kerl hatte ich. Jetzt musste ich ihn nur noch dazu bekommen, mich mit zu sich nach Hause zu nehmen. Zu mir konnten wir nicht, weil … es da eindeutig zu voll war und genug Menschen herumliefen, die etwas dagegen hatten, dass ich meinen eigenen Willen besaß. Ich schmiegte mich, während ich versuchte, gegen die benebelnde Wirkung des Alkohols anzukämpfen, noch enger an ihn.

»Na du gehst ja ran«, murmelte er und drehte mich zu sich um, als die Musik langsamer wurde. Er legte meine Hände auf seine Schultern und ich umschloss kurzerhand seinen Nacken. Seine Hände wanderten zu meinen Hüften und zogen mich enger an ihn. Gemächlich wiegte er uns im Takt der Musik und ich riskierte einen Blick in sein Gesicht. Immerhin wollte ich ihn ansehen, wenn ich ihm schon die Verantwortung aufbürdete, eine wichtige Rolle im Schicksal Montegroviens einzunehmen. Die gedämpfte Beleuchtung ließ keine genaue Musterung zu. Dunkle Wimpern ruhten auf seinen halb geschlossenen Lidern, ein dunkles südländisches Aussehen mit schwarz wirkendem Haar und markanten Gesichtszügen. Ein hartes, männliches Kinn ließ ihn älter wirken, als er vermutlich war. Dunkle Bartschatten und ein düsterer, dominant wirkender Blick jagten mir kurz Angst ein, aber ich schob die Warnungen beiseite. Sein Griff war eine Spur zu fest, die kräftige Wölbung, die sich gegen meinen Bauch drückte, eine Nuance zu gierig. Ich könnte ein Dutzend Signale aufzählen, die darauf hindeuteten, dass ich diesen Typen nicht für mein erstes Mal auswählen sollte, aber die Zeit drängte. Meine Eltern waren bereits dabei, geeignete Heiratskandidaten für mich auszusuchen und sie nach und nach zum Essen einzuladen. Selbstverständlich alles Europäer mit einem Stammbaum, dass einem schon vom Hinsehen schwindelig wurde. Sie ließen sie reihenweise einfliegen, damit ich mir einen von ihnen als Ehemann aussuchte. Aber so nicht. Ich wollte keinen eingebildeten Schnösel, wollte keine Fürstin von einem unserem Fürstentum werden, nein, ich wollte gar nichts davon. Ich wollte feiern und leben und später studieren und … wenn ich dazu mit diesem Kerl vögeln musste, dann würde ich es tun. Nach zwei, drei weiteren Long Island Iceteas sollte er sich für mich nett getrunken haben. Immerhin war er kräftig und nicht dick. Ich mochte Männer, die eine gewisse Ausstrahlung hatten.

Um ihn nicht länger ansehen zu müssen und meiner Courage dabei zuzusehen, wie sie die Röcke raffte und floh, legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schmiegte mich noch enger an ihn. Ich nahm meine Hände von seinen Schultern, ließ sie über seinen Rücken gleiten und umfasste seine Hüfte. Die Wölbung stippte neckend gegen meinen Bauch. Ich kicherte leise. »Bist du … angetan?« Na toll, manchmal verwünschte ich meine gute Erziehung. Wer sagte denn so was? Der Typ war geil und nicht nur »angetan«.

Offensichtlich empfand er meine Worte genauso deplatziert wie ich. »Angetan? Hmm, ich weiß nicht, was das bedeuten soll, aber ich würde gerne deinen Arsch anfassen.«

Ich verschluckte mich fast vor Überraschung. Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort von mir, sondern legte wie selbstverständlich beide Handflächen auf meinen Hintern und grub seine Finger in mein Fleisch. Ohne, dass ich es wollte, entschlüpfte mir ein leises Stöhnen. Der Typ nahm den Laut als Zustimmung und schob seine Hände ungefragt unter mein Kleid, knetete meinen Hintern und zog die Backen leicht auseinander.

»Nicht«, murmelte ich unentschlossen. Was tat ich denn hier eigentlich? Ich warf mich dem erstbesten Kerl an den Hals und setzte meine Jungfräulichkeit für so einen Arsch aufs Spiel? Wer hatte mir denn ins Hirn geschissen? Ach ja, ich vergaß. Ich wollte so dringend unbrauchbar werden, dass mir fast alles egal war.

Endlich ließ er von meinem Hintern ab, legte den Zeigefinger unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Nicht, wollte ich wimmern, aber sein intensiver Blick fesselte mich. Stahlblaue Augen brannten sich durch meine Pupillen in mein Gehirn und versengten mir den Verstand. Himmel, dieser Blick! Sein Mundwinkel zuckte amüsiert.

»Öffne deine Lippen für mich, Kleines«, befahl er mit rauchiger Stimme. Ich wollte aufbegehren, aber er wartete gar nicht erst auf meinen Widerstand. Vielleicht war es ihm auch egal. Er legte seinen Finger um meinen Hals und drückte langsam zu, sodass ich gar nicht anders konnte, als zu gehorchen. Seine andere Hand schob sich von hinten zwischen meine Schenkel und fand sicher ihr Ziel. Ich warf den Kopf in den Nacken, spürte, wie er geschickt in mich eindrang und vergaß alles um mich herum. Dieser Mann war unglaublich. Herrisch und sanft, dominant und unglaublich einfühlsam. Seine Berührungen waren so geschickt, dass ich mein Unwohlsein völlig vergaß. Vielleicht ist jeder Frau beim ersten Mal unwohl? Bestimmt. Ich schob die Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf seine geschickten Finger. Seine Art jagte mir ein wenig Angst ein, doch er verscheuchte sie mit betörenden Berührungen. Ich fühlte mich gehalten, fast sicher, wenn auch ein wenig eingeschüchtert. Das hätte mich ihn alarmiert von mir stoßen lassen sollen, doch als ob er in mir wie in einem offenen Buch lesen konnte, verwandelte er jeden Zweifel in Lust. Das Verlangen brannte in mir und ich gab mich ihm sehnsüchtig hin. Das war genau das, was ich fühlen wollte.

Zärtlich wanderten seine Lippen über meinen Hals, suchten die meinen und mein Widerstand schmolz durch seinen hingebungsvollen Kuss. Seine Zunge drang in mich ein, ahmte die Bewegungen seines Fingers – Himmel, wie viele hatte er in mich geschoben? Zwei drei? – nach und füllte mich aus. Meine Mitte zog sich schmerzhaft zusammen, als er den Daumen auf meine Klit drückte und hätten seine Lippen nicht meinen Mund verschlossen, ich hätte den ganzen Klub zusammengeschrien, als ich zuckend kam.

Er streichelte mich zärtlich, hielt mich mit einer Hand im Rücken aufrecht und blickte lächelnd auf mich hinunter. »Lust auf mehr? Dieser Klub hat ein Hinterzimmer, wo wir …«

»Nicht heute Abend!«, knurrte eine tiefe Stimme, die mich, wie von einem Kübel Eiswasser übergossen, zurück in die Wirklichkeit holte. Die Lust verpuffte und meine Klit zog sich eingeschüchtert zurück. Fantastisch. Der Griff meines Prinzen verstärkte sich, drückte mich fester an sich, gegen seine pralle Erektion. Ich erschauerte erneut, das Verlangen kehrte zurück und ich rieb meinen Bauch über die harte Beule. Gerne hätte ich meine noch immer pochende Kilt über seine Härte geschoben, aber leider war ich dazu zu klein. Ich hätte mich dazu mindestens auf die Zehenspitzen stellen müssen, aber ich wagte nicht, mich zu bewegen.

»Lass sie los, Dorian.« Die Stimme ließ mich zusammenschrecken, doch Dorian – was für ein wunderschöner Name – ließ sich nicht von dem Mann beeindrucken. »Such dir im Hinterzimmer eine andere.«

»Wieso, Niels? Dich stört es doch sonst auch nicht, wenn ich mir die Mädchen direkt von der Tanzfläche pflücke. Du musst schon zugeben, sie ist ziemlich heiß.« Dorian nahm mich bei den Armen und hielt mich etwas von sich, sodass er mich ausgiebig betrachten konnte. Fröstelnd rieb ich mir über die Arme. Kalt war es allerdings nicht. Es war Dorians Blick, der mich zurückschrecken ließ. Und vielleicht auch der Nachklang seiner Worte. Er nahm sie sich von der Tanzfläche? So wie mich? Wie viele hatte er hier verführt? Wie viele waren ihm gefolgt? Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

»Diese nicht. Sie gehört nicht zu denen. Lass sie los, sonst …« Die unterschwellige Drohung in seinen Worte war selbst in meinem umnebelten Geist angekommen. Er brauchte gar nicht weiter reden. Dorian stieß einen Seufzer aus und beugte sich zu mir hinunter.

»Tut mir leid, Kleines. Ich hätte dir gerne mehr gegeben, aber der böse Niels ist so ein Spießer.« Er küsste mich knapp, bevor ich umgedreht wurde. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie ich mit immer größer werdenden Augen vor dem Typen vom Eingang stand. Seine Augen funkelten böse und er gab mir mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass ich verschwinden sollte. Plötzlich erinnerte ich mich sehr lebhaft an seine Drohung und ich zog hastig mein Kleid, dass bei Dorians kleiner Exkursion in mein Lustzentrum verrutscht war, über meinen Hintern. Niels' Mundwinkel zuckte verräterisch. Er wusste noch genau, was er mir angedroht hatte und meine Reaktion darauf war so offensichtlich peinlich, dass ich hastig davon stöckelte.

»Die ist tabu. Merk dir das.« Niels' dunkle Stimme folgte mir, doch ich wagte nicht, mich umzudrehen. Nur schnell weg hier! Doch Manolo Blahniks sind vielleicht toll auf einer Tanzfläche und im Fernsehen wirken sie so praktisch wie Sneaker. Wenn man allerdings auf der Flucht vor einer – verdienten – Strafe war, erwiesen sie sich als äußerst hinderlich. Ich war noch nicht sehr weit gekommen, da fühlte ich eine riesige Hand meinen Nacken umschließen. Das konnte nur Niels sein. Hastig blieb ich stehen und erstarrte wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Nur dass Niels keine Schlange war, sondern eher ein … Bison.

»Nicht so schnell, Kleine!«, knurrte er und dirigierte mich mit seiner Hand in die falsche Richtung. Hey, Moment, ich wollte zum Ausgang!

»Ich muss gehen!«, schnappte ich wie Cinderella, die kurz vor Mitternacht vom Ball floh. Nur dass ich in diesem Szenario nicht die Dienstmagd war.

»Gleich kannst du gehen, erst unterhalten wir uns.« Niels schob mich in ein freies Separee. Ich konnte nur kurz einen Blick auf das Reserviert-Schildchen werfen, da fand ich mich auch schon auf einer weichen Sitzbank wieder – unter dem bitterbösen Blick eines Stieres.

 »Hättest du vielleicht die Güte, wenigstens die Sonnenbrille abzunehmen, damit wir uns wie zivilisierte Menschen beim Frühstück ansehen können?« Das Geräusch, als meine Mutter ihr Messer schwungvoll an die Eischale schlug, ließ mich zusammenzucken. Zu laut, viel zu laut. Das Geschnatter meiner Mutter übrigens auch.

»Nein«, antwortete ich einsilbig. »Zu hell.«

»Bitte, Katherine, es ist zehn Uhr morgens. Die Sonne hat den gleichen Stand wie gestern. Also nimm die Brille ab«, fügte mein Vater hinzu. »Was hast du nur gestern Nacht getrieben, Kind?« Ich verzog die Lippen und erinnerte mich an Dorians Küsse. Wenn ich die Augen hinter den dunklen Brillengläsern schloss, konnte ich ihn noch immer spüren. Das Gefühl, welches seine Küsse in mir ausgelöst hatten, brannte wie Feuer. Das musste Liebe sein. Ich stieß ein Seufzen aus.

»Nichts, ich war die ganze Nacht auf meinem Zimmer. Mit einer Flasche Champagner«, fügte ich hinzu, denn irgendwie musste ich meinen Zustand ja erklären. »Anders ist dieser Käfig ja nicht auszuhalten.«

»Du bist nicht in einem Gefängnis«, fing Vater erneut an, ließ sich damit allerdings perfekt von der Sonnenbrille ablenken. Reichte schon, dass ich um diese gottlose Zeit hier erscheinen musste. Sehen wollte ich meine Eltern nicht. Sie hatten mir diesen Schlamassel ja auch eingebrockt. Es wird wunderbar, hatten sie gesagt. Der Sommer in Los Angeles ist ein Traum, hatten sie mir vorgeschwärmt. Noch einmal richtig leben, bevor das Studium beginnt. Alles hohle Worte. Wie immer. Dass sie damit auch gemeint hatten, dass ich das Anwesen nicht verlassen durfte, hatten sie nicht erwähnt. Zu meiner eigenen Sicherheit. Pah! Eher zur Sicherheit ihrer Wertanlagen. Das Ansehen des Fürstentums war – gelinde gesagt – unterirdisch. Unzählige gesellschaftliche Skandale hatten uns in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Paparazzi hier, Paparazzi da. In Amerika wollten sie dem medialen Interesse etwas entfliehen. Bisher war es ihnen gelungen. Mein Vater, sagen wir mal, war nicht gerade dafür bekannt, mit der Monogamie einer Ehe zurechtzukommen. Mutter war daran gewöhnt, wir alle waren daran gewöhnt und nahmen es hin. Wenn man über ein kleines Fürstentum zwischen Frankreich und Spanien herrschte, brauchte man eben … Zerstreuung. Und Mutter war noch nie ein sonderlich großer Fan ihres Mannes gewesen. Die Ehe war arrangiert gewesen, genauso wie die Geburt ihrer Tochter. Alles lief strikt nach Protokoll. Dass sie überhaupt gemeinsam hier mit mir saßen, war nur der Größe des Hauses zu verdanken. Hier war einfach kein Platz für einen zweiten Speisesaal. Zu Hause war das anders. Da frühstückte jeder separat und manchmal sahen sie sich wochenlang nicht, obwohl sie im gleichen Haus wohnten.

Europa für eine Weile zu verlassen, war die einzige Möglichkeit gewesen, die Presse abzuschütteln. Das Ganze tarnten sie als Sommer in Los Angeles. Und dann ließen sie mich nicht ohne Security aus dem Haus, weil die Stadt ja so entsetzlich gefährlich war. Toll. Hier kannte mich niemand. Mein Klubbesuch gestern Nacht war Beweis genug. In den Staaten interessierte sich niemand für europäische Fürstentümer, Prinzessinnen und deren Ausrutscher. Niemand. Es war erfrischend gewesen, als der Türsteher gestern Nacht meinen Ausweis für eine Fälschung gehalten hatte. Macht nichts, reingelassen hatte er mich ja trotzdem. Und dann hatte er mir sogar den Namen meines Tanzpartners verraten. Dorian Menzies. Ich seufzte glücklich auf.

»Ihr haltet mich wie in einem goldenen Käfig, als ob ich nicht in der Lage wäre, auf mich selbst aufzupassen, wenn ich ausgehe.« Ich griff nach dem Einzigen, was diesen Morgen überhaupt erträglich machte. Kaffee. Mein Lebenselixier. Einen großen Schluck später fühlte ich mich in der Lage, an dem Croissant, das bereits seit geraumer Zeit auf meinem Teller lag und darauf wartete, verzehrt zu werden, zu knabbern. Widerlich. Das Gebäck war in unserer Küche hergestellt, mit feinsten Zutaten und müsste vorzüglich schmecken, doch mein Hals fühlte sich noch immer kratzig an. Ich hätte auf den Türsteher hören sollen. Nun, bevor ich heute Abend loszog, würde ich etwas essen. So viel stand fest. Das ich ausging ebenfalls. Ich musste Dorian wiedersehen. Mit seinen geschickten Berührungen und seinen Küssen hatte er ein Verlangen in mir losgetreten, dem ich alleine nicht mehr Herr wurde. Ich verzehrte mich danach, ihn zu spüren, mich von ihm ausfüllen zu lassen und endlich eine vollwertige Frau zu werden und nicht länger diese verdörrte und vertrocknete alte Jungfer zu sein, die meine Eltern wie die Kronjuwelen hüteten. Der Gedanke an Edelsteine und Dorian in einem Atemzug ließ mich erheitert losprusten. Mein Vater sah von seiner Zeitung auf und warf mir einen abfälligen Blick zu.

»Na so schlimm scheint das Leben im Käfig ja nicht zu sein, wenn du noch immer lachen kannst.« Er rümpfte pikiert die Nase und betrachtete die Krümel, die ich prustend über dem weißen Tischtuch verteilte, als ob sie eine Invasion in sein Fürstentum darstellten.

»Doch, ist es!«, entgegnete ich trotzig.

»Katherine!«, fuhr mich meine Mutter an. »Benimm dich bei Tisch!«

»Himmel, Mutter, ich bin einundzwanzig Jahre alt. Ich muss nicht wie eine Achtjährige getadelt werden.«

»Dann benimm dich auch so, dann muss man dich nicht auf die einfachsten Umgangsformen hinweisen.« Sie schnaubte entrüstet und griff nach ihrem Tee. Zu ihrem Leidwesen war kein Cognac darin. Tja, nicht nur ich betäubte mich, um dieses Leben als einigermaßen erträglich einzustufen. Der Punkt des Gesprächs, an dem ich lieber den Mund hielt, war erreicht. Ich hasste Totschlagargumente. Wenn meine Mutter fand, ich würde mich kindisch aufführen, antwortete sie mir überhaupt nicht mehr. Stattdessen ignorierte sie mich. Das konnte tagelang so gehen. Wunderbar.

 

»Was steht heute auf dem Programm?«, ging ich zur Tagesordnung über.

Meine Mutter schenkte mir ein gönnerhaftes Nicken. Ohne das vorige Gesprächsthema erneut zu erwähnen, ging sie auf meinen Ablenkungsversuch ein. Sie wusste ja nicht, warum ich plötzlich so zugänglich war. Gefallen schien es ihr trotzdem. Wenn ich es auf die Spitze trieb, würden sie womöglich auf die Idee kommen, dass ich mir heimlich Freigang verschaffte und die Bewachung des Anwesens verschärfen. Das konnte ich gerade wirklich nicht gebrauchen. Wollte ich Dorian wiedersehen, musste ich tagsüber das gehorsame Töchterchen spielen. Die Nächte allerdings gehörten nur mir allein.

»Ihre Königliche Hoheit wird mit Miss Alexis zunächst bei Paolo erwartet. Frisch frisiert geht es dann zu einem leichten Lunch bei den Bakers.« Edward, der Privatsekretär meines Vaters legte einen beschwingten Tonfall an den Tag. Mein Vater zog die Augenbraue nach oben, worauf Edward sich räusperte und steifer fortfuhr. »Die Bakers sind die Inhaber einer großen amerikanischen Bekleidungskette. Der Premier hat ihnen empfohlen, eine Einladung an die Prinzessin auszusprechen, damit ihr Konzern in Montegrovien Fuß fassen kann. Wir sind auf die geschaffenen Arbeitsplätze angewiesen und die Bakers wollen nach Europa expandieren. Die fürstliche Familie soll die Brücke schlagen.«

Mein Vater stöhnte genervt auf. »Nichts als Politik. Schafft Katherine das?«

»Vater!«, empörte ich mich, doch Edward brachte mich mit einem Augenzwinkern zum Verstummen. Einer der wenigen Verbündeten, die ich ihm Palast hatte. Für den ersten Sekretär hatte ich mehr Zuneigung übrig als für meinen Vater. Was sagte das über unsere Familie aus? Nichts Gutes.

»Ein einfacher Lunch im Garten der Privatvilla der Bakers. Zwanglose Kleidung, kein striktes Protokoll.«

»Aber für Katherine werden sie sich doch an das Protokoll halten? Sie ist eine europäische Prinzessin und keiner …«, Vater machte eine wegwerfende Handbewegung, »… dieser Hollywoodstars. Wir erwarten einen standesgemäßen Empfang.«

Edward neigte den Kopf. »Natürlich habe ich die Liste an die Familie weitergegeben.«

»Gut, gut.« Vater nahm seine Kaffeetasse samt Unterteller in die Hand, legte elegant Daumen und Zeigefinger an den Henkel und führte sie mit abgespreiztem kleinen Finger an die Lippen. Graziös trank er einen winzigen Schluck. Staunend beobachtete ich sein Gebaren. Manchmal fragte ich mich wirklich, wer die echten Schauspieler waren. Viel fehlte uns nicht, um als Hollywood-Superstars durchzugehen.

»Und anschließend?«, fragte ich an Edward gerichtet, den Blick von meinem Vater lösend.

»Sehr wohl, Eure Hoheit.« Edward neigte den Kopf und fuhr fort. »Anschließend werdet Ihr mit Mr. Samuel Baker eine Kinopremiere besuchen.« Shit, Blitzlichtgewitter mit dem Schönling. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich wollte nicht in die Schlagzeilen der örtlichen Boulevardpresse gelangen. Je öfter ich darin glitzerte, desto schwieriger würde es werden, unerkannt Nachtklubs aufzusuchen. Unerkannt deshalb, weil ich keine große Lust hatte, mich vor meinen Eltern für die nächtlichen Ausflüge zu rechtfertigen, geschweige denn mit ihnen darüber zu diskutieren. Das war verdammt noch mal mein Leben und ich entschied selbst, wie ich meine Freizeit verbrachte – nämlich ohne ihr Wissen.

»Dieser Emporkömmling macht sich hoffentlich keine Hoffnung auf eine Verbindung«, schnaubte mein Vater. Die Bakers waren ihm nicht adelig genug und seiner Ansicht nach kein Umgang für uns. Da es aber in den USA überhaupt nur sehr wenig Adel gab, musste er seine Ansprüche deutlich herunterschrauben und nachdem der Premier während des letztens Wahlkampfes der Bevölkerung Arbeitsplätze versprochen hatte, musste er sich dem Wunsch des Kabinetts beugen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Politik hasste?

»Er hat überhaupt keine Absichten, er will nur höflich sein«, versuchte ich, beschwichtigend auf meinen Vater einzuwirken.

Harold von Highcliffwelling, Fürst von Montegrovien, schnaubte ganz unköniglich. »Eine Kinopremiere, wirklich, Edward?«

»Ein hochgradig angesehenes gesellschaftliches Ereignis in diesem Land«, erklärte Edward.

»In diesem Land jubeln sie ihren Idolen in Film und Fernsehen zu, wie es Königen und Fürsten gebührte. Stattdessen stünde uns ein Empfang beim Präsidenten zu, aber nein, wir müssen uns mit Geldadel und dem Glanz der Bigotterie begnügen. Und nicht mal ich bin eingeladen, nein, nur meine Tochter, die …«

»… unser Fürstentum würdig vertreten wird, Vater.« In einer normalen Vater-Tochter-Beziehung hätte ich vermutlich jetzt seine Hand genommen und sie beruhigend getätschelt. Aber bei uns war überhaupt nichts normal. »Wenn du erscheinen würdest, müssten sie einen Staatsempfang ausrichten. Ich bin die weniger formelle Lösung. Und … sei ehrlich … du hast doch überhaupt keine Lust, auf eine Gartenparty zu gehen.«

Mutter schmunzelte in ihren Tee, Vater schnaubte. »Und du wirst dich benehmen?«

»Ich werde meinem Lehnsherren keine Schande bereiten.« Jeder Bürger Montegroviens schwor dem Fürsten die Treue, demzufolge war jeder Untertan auch gleichzeitig Lehnsnehmer des Fürsten, wohingegen der Fürst schwor, seine Lehnsmänner – und Frauen – zu schützen und für ihr Wohl zu sorgen. Tradition war eben Tradition. Mein Vater zog eine Augenbraue nach oben.

»Benimm dich, wie es deinem Stand gebührt.«

»Kein schulterfreies Kleid, mindestens knielang, flache Absätze. Dies ist eine Gartenparty, kein königliches Bankett. Verstanden?« Mutter kam nicht umhin, mir erneut die Etikette vorzubeten. Ich hasste das Protokoll.

»Natürlich, Mutter. Darf ich mich zurückziehen?«

Sie machte eine gönnerhafte Geste, was übersetzt so viel wie »Ja, natürlich« bedeutete. Ich erhob mich, nahm meine Tasse und die Kanne und machte einen Hofknicks vor meinem Vater. Er sah nicht einmal auf. Was für eine Scheißfamilie. Aber ich würde die Miene wahren, knicksen und brav Männchen machen, wenn ich nur heute Nacht wieder in den Klub konnte. Dann war fast alles egal. Selbst wenn es bedeutete, mich mit dem schmierigen Sam Baker abzugeben.

 

Drei Stunden später hatte ich Rückenschmerzen vom Laufen in flachen Schuhen, Muskelkater im Gesicht vom ständigen Dauerlächeln und einen Hunger, dass ich vermutlich nicht in der Lage war, beim Run auf das Buffet königliche Zurückhaltung zu zeigen. Das alles war mir reichlich egal, doch ich musste mich beherrschen und mich am Arm von Sam Baker herumführen lassen. Er stolzierte mit mir über die Rasenfläche und erzählte jedem, der es nicht wissen wollte, dass ich eine europäische Prinzessin sei.

»Sam, ich bitte Sie. Ich sterbe vor Hunger«, säuselte ich und blinzelte unter meinem großen Hut hervor. »Außerdem ist die Sonne schlecht für meinen Teint. Können wir im Pavillon Platz nehmen?« Wenn ich noch länger stehen musste, würde ich keine Kraft mehr für heute Abend haben, um auf der Tanzfläche mit Dorian abzurocken. Ich musste kichern und schaffte es gerade noch rechtzeitig, meinen Heiterkeitsausbruch hinter einem Fächer zu verbergen.

»Natürlich, Prinzessin!«, entgegnete Sam und führte mich zum Zelt, wo Alexis bereits auf uns wartete. Dass Sam nicht die korrekte Anrede benutzte, störte mich nicht. Eigentlich hätte er mich mit Königliche Hoheit ansprechen müssen. Mein Vater hätte wohl darauf bestanden, dass ich ihn korrigierte. Für ihn wäre das ein Tritt ins Fettnäpfchen gewesen, und zwar mit Anlauf. Für mich war es eher … erfrischend charmant. Ich setzte dem Ganzen noch die Spitze auf.

»Nennen Sie mich doch Katherine.« Sam strahlte und ich hoffte, damit bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch wenn ich solche Veranstaltungen hasste, Arbeitsplätze waren wichtig. Unser Volk brauchte die Investitionen der Bakers, also machte ich das Beste daraus. Und was kostete es mich schon? Ich musste einen Nachmittag lang Sams Begleitung spielen, lächeln und schmerzende Füße ertragen. Mehr als angemessen, wenn es die Teller der montegrovischen Bevölkerung füllte.

»Bitte!« Sam führte mich zu unserem Tisch und rückte sogar den Stuhl für mich zurecht. Geldadel hin oder her, er wusste, wie er sich einer Frau gegenüber – und dabei war es egal, ob sie Prinzessin war oder nicht – zu benehmen hatte. Ich lächelte ihn erfreut an und nahm Platz. »Vielen Dank.«

»Was möchten Sie trinken … Kathrine?« Mein Vorname kam ihm etwas steif über die Lippen. »Wir haben Champagner, einen 2009er Dom Perignon, einen kalifornischen Rosé …« Sam zählte unzählige Weinsorten auf, die mir zwar alle etwas sagten, bei der vorherrschenden Hitze aber weder erfrischend noch meinem Benehmen sonderlich zuträglich waren. Außerdem wollte ich nüchtern bleiben, aus ganz anderen Gründen, als Sam vielleicht meinte. Ich hatte noch ein straffes Programm vor mir. »Wasser, bitte.«

Sams Augenbraue wanderte nach oben, doch er quittierte meine Wahl mit einem freundlichen Nicken. »Sie haben recht, wir sollten auf Alkohol verzichten. Wir trinken sowieso schon viel zu viel.«

Ich lächelte wieder und spürte bereits, wie meine Muskeln steif zu werden drohten. Alexis hatte derweil ihre Beine ganz unprinzessinnenhaft von sich gestreckt und sah Sam hinterher. Ich würde ihr es nur zu gern gleichtun, aber von mir wurde Haltung erwartet, ganz egal, wie sehr die Füße schmerzten.

»Er steht auf dich«, kommentierte sie Sams Abzug.

»Tun sie das nicht alle?« Ich blickte mich kurz um, ob mich auch niemand beobachtete, und griff nach ihrem Wasserglas. Hastig stürzte ich den Inhalt herunter. »Er kokettiert nicht weniger als die anderen Herren hier.«

Alexis lachte auf. »Ich wette, die haben noch nie eine waschechte Prinzessin gesehen.«

»Bestimmt nicht. Hast du gesehen, da hinten ist Eli Shaw.«

Alexis blinzelte verwirrt. »Wer zur Hölle ist Eli Shaw? Muss man den kennen?«

»Schauspieler, hat letzten Monat einen Blockbuster gelandet.«

»Ach!«, machte sie. »Ist das so.« Manchmal glaubte ich wirklich, Alexis hatte die Adelsattitüden mit der Muttermilch aufgesogen. Niemand konnte so desinteressiert Ach machen, wie meine beste Freundin. Ich versteckte mein Lachen hinter dem Fächer.

»Und wo warst du gestern Nacht? Wo wir so ungestört hier beisammen sitzen, könntest du mir wenigstens erzählen, wohin du dich nach Mitternacht verdrückt hast?« Sie nippte an ihrem Weißwein und blinzelte mich über den Rand des Glases hinweg an.

»Nirgendwo«, murmelte ich beiläufig. Sie hatte ja nicht mit gewollt. Aber das konnte man ändern. »Wenn du willst, kannst du mich heute Abend nach Nirgendwo begleiten.«

Alexis lächelte. »War es schön in deinem Nirgendwo?«

»Sehr.« Selbstzufrieden grinsend lehnte ich mich zurück. »Ich habe jemanden kennengelernt und ich möchte ihn wiedersehen.«

»So, so«, witzelte sie affektiert. »Ein Mann im Nirgendwo.«

»So in etwa.«

»Ist dein Nirgendwo denn sicher?«

»Nope. Es ist gefährlich. Aber das macht doch den Reiz aus, oder?«

Alexis seufzte und begrub ihre Abenteuerlust unter einer dicken Schicht Pflichtgefühl. Sie hatte am meisten zu verlieren. Ich konnte ihr nicht einmal verdenken, dass ihr das Risiko zu hoch war. Das Schlimmste, was mir passieren konnte, war, dass der Spaß vorbei war. Für Alexis stand eindeutig mehr auf dem Spiel. »Ich kann nicht. Wenn wir erwischt werden …«

»Werden wir nicht. Es ist absolut sicher … bis wir das Anwesen verlassen haben. Ich kann allerdings verstehen, wenn dir das Risiko zu groß ist. Nur ich halte es einfach nicht länger in diesem Gefängnis aus. Ich muss hin und wieder Tageslicht sehen.«

Sie atmete tief durch und nickte. »Verstehe.« Um Zeit zum Nachdenken zu schinden, nahm Alexis einen großzügigen Schluck Weißwein. »Ich weiß nicht.«

»Doch«, widersprach ich vehement und senkte meine Stimme, als ich fortfuhr. Sam war im Anmarsch, beladen mit einer großen Flasche Wasser, zwei Gläsern und einem Teller voller Köstlichkeiten. Ich konnte den verführerischen Duft bis hierher riechen. »Wir werden nicht erwischt. Trau dich.«

Meine Freundin lächelte in sich hinein. »Und falls etwas schiefgehen sollte, sage ich einfach, ich hätte dich dazu überredet und dass dich keine Schuld trifft.«

»Ja, klar. Bei dir werfen sie nur den Schlüssel weg, mich hingegen setzen sie in den nächsten Flieger nach Hause. Ich werde mit Schimpf und Schande aus dem Palast gejagt und kann meine Karriere als Hofdame an den Nagel hängen.«

»Quatsch, ich krieg das schon hin. Warum nicht ein wenig Spaß haben. Komm mit. Bitte …«, flüsterte ich.

Alexis rollte mit den Augen. Das tat sie immer, wenn ich sie anbettelte, doch schließlich nickte sie.

»Fantastisch«, rief ich begeistert. »Das wird ein Spaß!«

Sam trat voll beladen an unseren Tisch. »Was wird ein Spaß?«

Ich strahlte ihn an. »Die Premiere heute Abend«, sagte ich lachend, »und das Essen. Endlich! Mein Held!«

Sam wurde knallrot und fühlte sich sichtlich wohl in seiner Rolle als Retter der Prinzessin. Ich beließ ihn in dem Glauben und hatte tatsächlich erstaunlich gute Laune, bis er mich und Alexis am späten Abend wieder auf dem Anwesen bei meinen Eltern ablieferte. Sie schienen äußerst zufrieden mit meiner Vorstellung und verabschiedeten sich mit einem »Gut gemacht! Ab ins Bett.«

 »Der Laden ist ja der Hammer!«, hauchte mir Alexis zu und zückte ihren Ausweis, um ihm dem Türsteher unter die Nase zu halten, der – zu meinem Leidwesen – nicht amerikanisch aussah. Zum Glück war der Typ von gestern Nacht nicht da. Der hatte mich zwar reingelassen, den Ausweis allerdings als Fälschung enttarnen wollen. Ich konnte ihm ja schlecht unter die Nase reiben, dass der Ausweis im Namen meines Vaters ausgestellt worden war und das ich in nicht allzu ferner Zukunft gar keinen Ausweis mehr benötigte, weil man sich ja nicht selbst einen Ausweis ausstellen konnte. Mist, spätestens dann würde er mich mit ziemlich großer Sicherheit in die »Lügner«-Schublade packen.

»Ist aus Europa!«, schrie ich den Kerl an, als er im Halbdunkel des Vorraumes eine Taschenlampe zückte und auf unsere nicht gefälschten, montegrovischen Ausweise richtete.

»Europa? Wo soll das denn liegen?«

Der Hellste war er nicht, aber ich wollte rein und Dorian wiedersehen. »Auf der anderen Seite der Welt. Ist ein wenig weiter weg.«

»Ihr klingt gar nicht europäisch.« Als ob der Kerl wusste, wie Europäer klangen. Natürlich klangen wir europäisch. Meine Mutter war Britin und Zuhause sprachen wir ausschließlich britisches Englisch. Aber unzählige amerikanische Serien hatten unser britisches Englisch verwässert, worüber meine Mutter häufig die Nase rümpfte. Die Ehe meiner Eltern war arrangiert, sie konnten sich ja nicht mal richtig leiden und sie erzogen mich sehr traditionell, damit ich im strengen Montegrovien nicht unterging, trotz der vielen Auslandsaufenthalte. Sie taten das nur, um den Neidern und Kritikern keine Angriffsfläche zu bieten. Im Prinzip wusste ich das ja, trotzdem fiel es mir nicht immer leicht, daran zu denken.

»Ehrlich, wir wollen uns nicht reinmogeln. Frag Dorian, ich kenne ihn.«

Der Typ mit Schultern so breit wie ein Kleiderschrank, hob eine Augenbraue. »So, so«, machte er und beäugte weiterhin die zwei Plastikkärtchen.

»Mensch, Piet, lass die Ladys rein!«, rief jemand hinter uns. »Mir ist arschkalt und die zwei sind heiß!«

Ich warf einen Blick über die Schulter, versuchte, den Typen ausfindig zu machen, um mich später bei ihm zu bedanken. Aber die Schlange hinter uns war so lang, dass ich bei den schlechten Lichtverhältnissen unmöglich Gesichter erkennen konnte, ganz zu schweigen denjenigen, der den Türsteher so hilfreich unterbrochen hatte.

»Halts Maul, Ernest, sonst kassierst du nen Tritt in die Eier, statt reingelassen zu werden.« Piet rollte mit den Augen, bevor er sich wieder uns zuwandte. »Meinetwegen geht rein. Aber benehmt euch, wenn ihr Mist baut, geht das auf meine Kappe.«

So war das also. Das erklärte auch, warum der Typ von gestern so vehement darauf bestanden hatte, dass ich keinen Alkohol trank. Der Türsteher trug die Verantwortung für die Gäste, die er einließ. Interessante Vorgehensweise. Alexis nickte Piet dankbar zu, hakte sich bei mir unter und zog mich in den Klub, während ich noch das Verhalten des anderen Türstehers analysierte. Trotzdem, ein bisschen seltsam war er mir schon vorgekommen. Mit einundzwanzig brauchte ich keinen Aufpasser mehr. Und heute war sowieso alles anders, da ich ja meine Freundin mitgebracht hatte.

Alexis zog mich zielstrebig Richtung Bar, wo sie zwei Cocktails ordern wollte. »Für mich bitte ohne Alkohol«, fügte ich ihrer Bestellung nach zwei Sex on the Beach hinzu. Alexis musterte mich besorgt.

»Was ist denn los? Du trinkst nicht?«

Ich schüttelte den Kopf und versuchte, meinen Po auf den Barhocker zu schieben, ohne dass mir das Kleid hochrutschte. Ich hatte keine sonderlich große Lust, mit blanker Haut am Leder festzukleben oder irgendwem ohne mein Wissen Einblicke zu gewähren. Sollte mich die Presse hier entdecken, wäre es ziemlich schädlich für das Image meiner Familie und meines Landes. Sollte aber ein Foto meines Höschens die Titelseiten sämtlicher Boulevardzeitungen und Magazine zieren, wäre das ein Skandal, den ich bei aller Liebe zur Freiheit nicht riskieren wollte.

»Ja und nein. Ich hatte bereits genug und der Tag war so anstrengend, dass mich ein wenig Alkohol aus der Bahn werfen könnte. Oder hast du Lust, bereits nach einer halben Stunde wieder zu gehen, weil ich schnarchend unter dem Tisch liege?«

Alexis lachte bei der Vorstellung. »Nein, natürlich nicht.« Sie drehte sich mit dem Hocker um die eigene Achse und lehnte sich gegen den Tresen. Suchend ließ sie ihren Blick über die Tanzfläche schweifen. »Und wo ist dein Kerl? Dorian?«

»Er ist nicht mein Kerl, nur ein Bekannter, mit dem ich …« … beinahe Sex auf der Tanzfläche hatte. Hüstelnd überspielte ich meine Unfähigkeit, die Gefühle für Dorian in Worte zu fassen. Ich wusste ja nicht einmal, was ich hier überhaupt tat. Natürlich war ich in erster Linie hergekommen, um ihn wiederzusehen. Ich dachte noch über meine widersprüchlichen Gefühle für Dorian nach, als ich ein bekanntes Gesicht in der Menge erkannte. Meine Miene entgleiste, als ich den Türsteher vom gestrigen Abend erblickte, wie er Richtung Tresen schlenderte. Unsere Blicke kreuzten sich und sein Mundwinkel hob sich amüsiert nach oben. »Nicht der schon wieder«, murmelte ich mehr zu mir selbst.

Alexis hatte trotz der vorherrschenden Lautstärke die geflüsterten Worte mitbekommen und folgte meinem säuerlichen Blick. »Deiner Begeisterung entnehme ich, dass das nicht Dorian ist?«

»Nein«, entgegnete ich einsilbig, da sich der Kerl mittlerweile bis auf Hörweite genähert hatte. Was im Klartext bedeutete, dass er neben mir stand. Sein Blick glitt über mein silbernes Glitzerkleid und blieb eine Spur zu lange an dessen Saum hängen, als dass es noch als schicklich durchgegangen wäre.

»Hast du eigentlich auch etwas anderes als diese Diskokugeln zum Anziehen?« Seine Augen wanderten wieder nach oben und kreuzten meinen Blick.

»Nein«, giftete ich und drehte mich schwungvoll um, als der Barkeeper die Getränke vor uns abstellte.

»Einmal Sex on the Beach normal und einmal alkoholfrei.« Na super, das fehlte mir noch. Jetzt dachte der Typ bestimmt, ich würde nur auf Alkohol verzichten, weil er gestern mein Haar von der Kotze ferngehalten hatte. Hastig nahm ich einen Schluck und bedankte mich mit einem Nicken für die rasche Lieferung der Bestellung. Der Barkeeper erwiderte nur knapp meinen Blick, bevor er sich dem Türsteher zuwandte.

»Und was darfs für dich sein, Niels?«

»Scotch, mit viel on the Rocks. Ich möchte es der Lady heute mal nachtun und auf die harten Sachen verzichten.«

Ich verschluckte mich fast an meinem Drink. Alexis erging es nicht anders, sie prustete ebenfalls in ihr Glas. Niels' Mundwinkel zuckte verräterisch. Ihm war die Doppeldeutigkeit seiner Bemerkung natürlich nicht entgangen. Dem Barkeeper ebenso wenig. Er grinste dämlich und verschwand mit einem knappen Nicken.

»Ich bin keine Lady«, ging ich auf das einzig Unverfängliche in seinen Worten ein. »Ich nehme mir nur deine Warnung zu Herzen. Schließlich möchte ich nicht, dass du dir einen Bruch hebst, wenn du deine Drohung wahr machst.«

Alexis sog hinter mir scharf die Luft ein, doch ich ignorierte sie. Niels beizubringen, dass er sich mir gegenüber respektvoll verhalten soll, war mir im Augenblick wichtiger. Außerdem konnte ich es nicht lassen, auf sein Alter anzuspielen. Meine Güte, der Kerl war doch schon steinalt. So vierzig bestimmt.

Niels schnappte hörbar nach Luft. »Wenn du es nicht drauf anlegen willst, würde ich an deiner Stelle lieber die Klappe halten. Sonst könnte es sein, dass ich auf den Bandscheibenvorfall scheiße und dich …«

»Mein lieber Niels!« Dorian schob seinen dunklen Schopf zwischen uns und legte seinen Arm erst um meine, dann um Niels' Schulter. »Ich dachte, du hast heute frei.«

Niels nippte an seinem Drink und sog scharf die Luft ein, als der Alkohol in seiner Kehle brannte. Er stellte das Glas so heftig auf die Theke, dass die Eiswürfel klirrend aneinanderstießen. Seine Abneigung gegen Dorian war so offensichtlich, dass man schon blind und taub sein musste, um die feindselige Stimmung nicht mitzubekommen. »Ich habe niemals frei, wenn der Laden brummt«, schnaubte Niels, schob sich rückwärts und verabschiedete sich mit einem Nicken in meine Richtung. »Denk dran, was ich dir gesagt habe. Schön sauber bleiben, Lady.« Er tippte sich kurz an die Stirn und verschwand zwischen den Leuten.

»Arsch!«, zischte Dorian ihm hinterher. Auch gut, die Sympathien der beiden Männer beruhten absolut auf Gegenseitigkeit. »Und was machst du hier, Kleines?«

Ich hob meinen Cocktail in seine Richtung. »Sex on the Beach trinken.« Alexis verschluckte sich erneut an ihrem Drink, doch sie drehte sich hastig weg, als Dorian in ihre Richtung sah und tat so, als würde sie nicht zu mir gehören. Gute Freundin. Wir hatten diese Absprache schon vor Monaten getroffen. Wenn eine von uns einen heißen Typen aufriss, tat die andere so, als würde sie nicht dazugehören. Sollte sich der heiße Typ als absolutes Arschloch entpuppen, griff die jeweils andere ein. Und wenn ein ins Dekolleté gekippter Drink nötig war, um gemeinsam auf die Toilette zu eilen. Wir waren ein gut eingespieltes Team.

»Alles in Ordnung, Miss?«, fragte Dorian aufmerksam an Alexis gerichtet. Sie winkte lässig ab.

»Habe mich nur verschluckt«, log sie und drehte uns den Rücken zu. Dorians Mundwinkel kräuselte sich und er nahm auf Niels Hocker Platz, beugte sich über den Tresen und ließ seinen Blick lange über meinen Ausschnitt, meinen Hals hinauf bis zu meinem Kinn und den Lippen schweifen. Schlussendlich verfing sich sein Blick in meinen Augen und er schenkte mir ein atemberaubend schönes Lächeln. Ich konnte gar nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Diesem Mann zu widerstehen war praktisch nicht möglich.

»Was machst du wirklich hier …?« Fragend hob er eine Augenbraue, nahm meine Hand und glitt mit seinem Daumen immer wieder über ihre Innenfläche. Ich erschauerte wohlig.

»Melody«, seufzte ich. Dorian lächelte.

»Melody also. Was für ein wunderschöner Name. Möchtest du mit mir tanzen, Melody?« Dorian wartete meine Antwort erst gar nicht ab. Langsam zog er mich vom Barhocker, direkt in seine Arme und hielt mich, ließ seine Hände über meinen Rücken nach unten gleiten. Ich hatte absichtlich ein Kleid mit einem tiefen Rückenausschnitt gewählt. Er lächelte sündig, als er den Ausschnitt nachfuhr und seinen Daumen keck unter die Spitze schob. Nur einen winzigen Augenblick strich er über meine Pofalte, doch es reichte aus, dass ich wohlig in seinen Armen erschauerte. Dorian lächelte zufrieden, als ob ich genau die Reaktion gezeigt hatte, die er sich erhoffte.

»Komm«, murmelte er nach einer Weile und zog mich Richtung Tanzfläche. Auf einen Blick hin änderte der DJ sofort die Musik und legte einen Kuschelsong auf. Ich mochte es, wie er alles im Griff hatte. Wie er mit dem Türsteher umsprang … Dorian musste eine große Nummer in diesem Laden sein. Plötzlich schlug mein Herz aufgeregt. Vielleicht gehörte ihm das Nightingale auch? Wahnsinn. Diesen Song ließ er nur für mich auflegen. Das gefiel mir. Ich fühlte mich wohl im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit, genoss es, wie er mich hielt und schwebte dahin.

Irgendwann im Verlauf des Songs legte er seinen Daumen unter mein Kinn und hob es so an, dass ich ihn ansehen musste. Dorians Wimpern ruhten auf seinen Wangenknochen, sein Blick halb verschleiert. »Öffne dich für mich, Melody«, befahl er leise und ich gehorchte. Die Musik berauschte mich, seine Nähe erregte mich und machte mich weich in seinen Armen. Ich legte den Kopf in den Nacken und kam seinen Lippen entgegen, öffnete sie und schloss gleichzeitig meine Augen. Dorians Berührung kam erst ehrfürchtig, sachte, so als sei ich das Wertvollste, was er je in den Armen gehalten hatte. Ich stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. Ich wollte nicht wie Porzellan behandelt werden, ich wollte erobert werden. Ich würde schon nicht daran kaputtgehen. Doch Dorian ließ sich von meiner Ungeduld nicht anstecken. Er erkundete mich mit einer Sanftheit, die mich schier um den Verstand brachte. Und als er endlich seine Zunge in meinen Mund schob und begann, mich zu erobern, drohten meine Knie bereits nachzugeben. Ich zerfloss in seinen Armen und wenn er mich heute Nacht bat, mit ihm zu schlafen, würde ich jubelnd in sein Bett springen.

Doch Dorian bat mich nicht. Stattdessen führte er mich nach unzähligen weiteren langsamen Tänzen in die geheime Nische, in der ich mich gestern Abend erleichtert hatte, und bot mir einen weiteren Cocktail an. Er nahm in der Ecke der Sitzbank platz, lehnte sich zurück und öffnete einladend die Arme. Ich lächelte, rutschte zu ihm und lehnte meinen Rücken gegen seine Brust. Auf dem Tisch stand bereits ein Sex on the Beach und ein Scotch – vielleicht auch ein Whiskey, ich kannte mich nicht wirklich aus – bereit.

»Mit oder ohne Alkohol?«, fragte ich, als ich nach dem mit einem Sonnenschirmchen verzierten hohen Glas greifen wollte.

Dorians Finger wanderten meinen Arm entlang. »Mit natürlich. Wer immer dir empfohlen hat, auf Alkohol zu verzichten, ist ein Idiot. Wie soll man denn sonst in Stimmung kommen, oder?«

Nicht, dass ich Niels in seiner Gegenwart als Idiot bezeichnet hätte … oh, warte, das stimmte nicht. Niels war ein Idiot und ich hätte ihm das liebend gerne ins Gesicht gesagt. Nur glaubte ich, dass wir das gar nicht brauchten. Niels wusste auch so, dass Dorian ihn für einen Idioten hielt. Und ich auch. Ich lachte leise und griff nach dem Drink. »Keine Ahnung, was mich geritten hat. So schmeckt er viel besser.« Dorian griff nach seinem Glas und prostete mir zu.

Drei Cocktails später war mir alles egal. Ich lag im Arm eines wahren Traummannes, der mich umsorgte, mit Getränken und Essen versorgte, sodass ich gar nicht anders konnte, als ihm vollständig zu vertrauen. Ich wusste nichts über ihn, außer das seinem Vater dieser Klub gehörte. Das hatte er mir irgendwann zwischen Cocktail Nummer Zwei und Drei erzählt. Wir hatten eine innige Verbindung zu einander. Ich dachte überhaupt nicht daran, vorsichtig zu sein. Warnungen, die mir meine Eltern seit Jahren wie ein Mantra vorgebetet hatten, Anweisungen der Sicherheitschefs, all das war in einem Liter Alkohol ertränkt worden. Meine bessere Hälfte, Alexis, wusste nicht einmal, wo ich war. Sie hätte mich vielleicht noch davon abhalten können, aber sie war nicht hier und die in zwei Jahrzehnten gelernten Verhaltensweisen waren vom Alkohol weggespült.

Dorian zog mich an sich, ich lag mit dem Rücken gegen seine Brust und genoss die sanften Streicheleinheiten. »Leg dein Bein auf das Polster«, schnurrte er und liebkoste die empfindliche Stelle hinter meinem Ohr.

»Warum?«, hätte ich fragen sollen, aber ich tat es nicht. Stattdessen gehorchte ich und sah seiner rechten Hand dabei zu, wie sie unter den Saum meines Kleides schlüpfte. »Hat dir das gefallen? Gestern? Bist du deshalb wiedergekommen?«

Ich schob mich seiner Hand entgegen und schloss sehnsüchtig die Augen. »Ja«, schnurrte ich leise. Dorian seufzte zufrieden.

»Möchtest du …?«

»Ja!«, keuchte ich. »Bitte«, schob ich hastig hinterher. Dorian lachte.

»Okay, meine Schöne, dann lehne dich zurück und genieße.« Ich wusste überhaupt nicht, wie mir geschah. Dorian versenkte seine Finger in mir, während seine Lippen lustvolle Küsse auf meiner Haut verteilten und seine andere Hand im Ausschnitt meines Kleides verschwand. Stöhnend wand ich mich, als sich seine Hand um meine Brust schloss, seine Finger Dinge mit meiner Brustwarze anstellten, die ich mir nicht im Traum selbst zugetraut hätte. Und das alles, während seine geschickten Berührungen mich dem Höhepunkt entgegentrieben. Stöhnend kam ich unter seinen Lippen und schwebte minutenlang dahin. Mein Körper fühlte sich an, als bestünde er nur noch aus einer geleeartigen Masse, als hätte sich jeder Knochen in meinem Leib in Pudding verwandelt. Es dauerte Minuten, bis ich wieder klar denken konnte. Oder auch nicht. Immerhin fühlte ich mich nicht nur wegen des abklingenden Orgasmus schummrig. Ich war auch ziemlich betrunken.

»Weißt du, Melody ist gar nicht mein richtiger Name«, lallte ich und fuchtelte mit meinen Fingern vor Dorians Gesicht herum. Er nahm meine Hand in die seine und küsste zärtlich meine Fingerkuppen.

»Nicht?«, hakte er zwischen zwei Küssen nach. Insgeheim wusste ich, dass ich das niemandem verraten durfte, doch ich hatte jegliche Scham verloren. Nur Dorian war wichtig und musste ich ihm nicht die Wahrheit sagen, wenn ich mit ihm zusammen sein wollte?

»Nein!«, prustete ich und kicherte los. »Ich bin hier incognito«, presste ich so bemüht leise hervor, dass es garantiert jeder hören konnte. Der Alkohol hatte eine grässliche Wirkung auf mich. Ich drehte mich in Dorians Armen um und sah ihn aufmerksam an.

Dorians Züge verhärteten sich, aber das sah ich längst nicht mehr. In meinen Augen war er nur noch schön. »Wer bist du denn?«

»Ich bin eine Prinzessin«, tuschelte ich hinter vorgehaltener Hand.

Dorians Augenbraue zuckte nach oben. »Du bist alles andere als eine Prinzessin. In erster Linie bist du betrunken und redest Unsinn.«

Entsetzt weiteten sich meine Augen. Stempelte er mich etwa als Lügnerin ab? »Spinnst du!«, fauchte ich und wollte ihn gegen den Oberarm boxen, aber meine Schläge waren so kraftlos, meine Muskeln so erschöpft, dass aus meinem Hieb nur ein Rohrkrepierer wurde. Ich traf nicht mal Dorian. Lachend fing er meine Hand aus der Luft, umfasste mein Handgelenk, drehte es um und küsste die weiche Haut an der Unterseite. Verheißungsvoll blickte er mich über meinen Arm gebeugt an, leckte über meine Haut und bescherte mir damit ein wohliges Kribbeln. »Beweise es!«

 Mein Kopf tat entsetzlich weh. Jeder Versuch, auch nur daran zu denken, die Augen zu öffnen, hallte als pochender Schmerz in meinen Schläfen wider. »Ich trinke nie mehr«, stöhnte ich und zog mir das Kissen über den Kopf.

»Du hättest dich lieber an deinen Vorsatz halten sollen.« Alexis? Was zur Hölle machte sie in meinem Zimmer. Ich schob das Kissen von meinem Kopf und zwang mich, die Augen zumindest so weit zu öffnen, dass ich meine Umgebung wahrnehmen konnte. Zum Glück waren die Vorhänge noch zugezogen, sodass der Schmerz mich nicht sofort umbrachte.

Meine Freundin saß neben mir im Bett und winkte mir zu. »Hi, Königliche Hoheit!«, flötete sie mit unverschämt guter Laune.

»Ich hasse dich!«, grummelte ich und schob mir das Kissen wieder über das Gesicht.

»Ich dich auch. Sag mal, wie viel hast du gestern Abend tatsächlich getrunken?«

Ich machte nicht mal den Versuch, mich an die Anzahl der Cocktails zu erinnern, die mir Dorian spendiert hatte. »Genug, um mich noch daran zu erinnern, wie du mit einem Kerl geknutscht hast.« Meine Füße erinnerten sich noch gut an die unzähligen Kuschelsongs, durch die hindurch mich Dorian geküsst und gehalten hatte. Einmal waren wir an Alexis und einem gut gebauten Mexikaner vorbeigeschwebt. Sie hatte nicht so ausgesehen, als ob ich mich um sie hätte kümmern müssen.

»Pablo war himmlisch«, schwärmte Alexis. »Aber kein Typ fürs Bett. Wohingegen ich nicht sicher bin, ob du dir nicht eine Menge Ärger eingehandelt hast.«

Irritiert blinzelte ich unter dem weichen Kissen hervor. »Wieso? Wegen dem Alkohol? Meine Eltern werden denken, ich hätte mich supergut mit Sam amüsiert. Sie waren gestern Abend sehr zufrieden.«

Alexis beugte sich zu mir runter. »Nicht das, deine Eltern sind voll auf die Scharade hereingefallen und haben dich nicht mal vom Personal für das Frühstück wecken lassen. Das will schon was heißen. Nein, ich meine Dorian und seinen … Türsteher. Oder was auch immer er ist.«

»Er heißt Niels und ist ein Arsch!«

Alexis schmunzelte. »Ich glaube dir nicht. Du hast ziemlich mit ihm geflirtet.«

»Hab ich gar nicht. Mein Herz«, ich griff mir theatralisch an die Brust, »gehört nur Dorian!«

Alexis lachte. »Ich weiß nicht, der Typ gefällt mir nicht. Er hat dich und mich zwar mit diesem Niels zusammen in ein Taxi verfrachtet, aber … ich weiß auch nicht. Ich mag ihn wohl nicht.«

»Pah«, ich stupste gegen Alexis' Bein, »du bist nur eifersüchtig. Dorians Vater gehört der Klub.«

»Aha, Klubbesitzer also. Ich denke nicht, dass deine Eltern das erlauben werden.«

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752105797
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juli)
Schlagworte
Liebesroman märchen moderne Frauen Märchen Prinzessin Erotik psychothriller

Autor

  • Kitty Harper (Autor:in)

Kitty Harper schreibt gerne sinnliche Erotik, ohne dabei vulgär zu werden. Manchmal ein wenig SM, manchmal aber auch starke Frauen, die den Herren der Schöpfung zeigen, wo es langgeht. Kitty hofft, dass ihr genauso viel Spaß an ihren Geschichten habt, wie sie selbst.
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Titel: Princess Unchained: Not a fairy tale