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Kölner Köpfe. 150 Rätsel-Stories aus der Kölner Stadtgeschichte

von Kai Althoetmar (Autor:in)
312 Seiten

Zusammenfassung

Wer war der Pensionär, der 1944 in das Kölner Gestapo-Gefängnis eingebuchtet wurde und dessen große Karriere erst noch bevorstand? Welcher Kölner Sprinter heimste erst Gold bei Olympia ein und startete nach tragischen Schicksalsschlägen dann als Schlagersänger durch? Warum ging die „Kölner Geisha“ pleite, obwohl ihr die Massen die Bude stürmten? Und wer war der Kölner Lehrer, der im 17. Jahrhundert den Hexenverbrennungen in Deutschland ein Ende bereiten half? Kaum eine deutsche Stadt hat eine so bewegte und lange Geschichte wie das zweitausend Jahre alte Köln. In 150 Rätsel-Geschichten erinnert Kai Althoetmar an bekannte Persönlichkeiten und denkwürdige Ereignisse aus der Kölner Stadtgeschichte: aus Politik, Kirche und Staat, Kultur, Kunst und Wirtschaft, Sport und Alltag. Am Ende steht immer die Frage: Wer war's? Die Zeitreise zum Mitraten beginnt in der römischen Epoche, führt durch Mittelalter und Neuzeit, durch das napoleonische und das preußische Köln, die Jahre der Industrialisierung, des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der NS-Zeit, die Nachkriegsjahrzehnte und endet in den 1990er Jahren. Die unterhaltsame Rätselserie lief zehn Jahre lang als beliebtes „Wochenrätsel“ auf der Welle von Radio Köln. Für die Buchversion wurden die Geschichten ergänzt und ein Register mit den Auflösungen erstellt. Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos und alten Ansichten. Auch als Taschenbuch und Hardcover erhältlich.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Kölner Köpfe

150 Rätsel-Stories aus der Kölner Stadtgeschichte

Impressum:

Titel des Buches: „Kölner Köpfe. 150 Rätsel-Stories aus der Kölner Stadtgeschichte“.

Erscheinungsjahr: 2019.

Als Taschenbuch, Hardcover und eBook erhältlich.

Inhaltlich Verantwortlich:

Edition Zeitpunkte

Kai Althoetmar

Am Heiden Weyher 2

53902 Bad Münstereifel

Deutschland

Text: © Kai Althoetmar.

Titelfoto: Gedenktafel für Trude Herr vor ihrem ehemaligen Theater in der Severinstraße 81 in Köln (Altstadt-Süd). Foto: Balham Bongos/Wikimedia, Creative Commons. Bronzeplatte: Cornel Wachter (Künstler); Dasha Stransky (Bronzegießerin).

Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.

Vorbemerkung:

Diese und viele weitere Rätsel rund um Personen aus der Kölner Stadtgeschichte wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren auf der Welle von Radio Köln als „Wochenrätsel“ gesendet. Für die hier vorliegende Buchfassung wurden sie überarbeitet und aktualisiert.

Am Ende eines jeden Personenrätsels steht die Frage: Wer war's? Die Auflösungen finden sich ganz am Ende des Buches aufgelistet sowie (verschlüsselt) jeweils am Ende des Textes eines jeden Rätsels. Damit Leser bei der Lektüre nicht ungewollt den Namen des Gesuchten lesen, bevor sie selbst gegrübelt haben, wird die Lösung am Ende des Rätsel-Textes verschlüsselt angegeben, und zwar wird der Name „umgekehrt“ geschrieben. Außerdem sind jeweils die drei Buchstaben ABC als Blindtext an den Anfang und das Ende des Namens (Vor- und Nachname) gesetzt.

Beispiel: Toni Schumacher

Lösung dargestellt als:

ABCINOTABC ABCREHCAMUHCSABC.

Und nun viel Spaß beim Rätseln und Grübeln!

1. Der mit dem Teufel wettete

Übrig blieben nur die Grundmauern, Teile des geborstenen Dachs, verkohlte Balken, Schutt und heiße Asche. Es war das Jahr 1248, als der Dom durch ein Feuer fast völlig zerstört wurde - der Dom, den Erzbischof Hildebold hatte errichten lassen, der den Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige beheimatete.

Schon tags darauf begannen die Kölner, allen Schutt zur Seite zu schaffen. Die Nachricht vom Brand des Domes lief durch ganz Europa. Einfache Gläubige, Kaufleute und Könige waren sich einig: Köln brauchte für die Schreinreliquie einen neuen Dom. Das Geld floß reichlich. Erzbischof Konrad heuerte einen der besten Dombaumeister Europas an. Schon vier Monate nach dem Brand segnete Konrad den Grundstein des neuen Domes. Der Dombaumeister arbeitete Tag und Nacht an seinem Lebenswerk. Immer wieder schritt er die Mauern ab, zog Richtschnüre und schimpfte mit den Steinmetzen, wenn sie ungenau arbeiteten. Morgens war er der Erste auf dem Gerüst, und abends stieg er als Letzter nochmals die langen Leitern hinauf, um das Tagwerk zu begutachten.

Das Portal des Kölner Domes heute. Foto: Uwe Brodrecht, CC BY-SA 2.0.

So ging es Jahr um Jahr. Doch der Bau der Kathedrale ging nur sehr langsam voran. Der Dombaumeister wurde immer älter. Noch glaubte er, das Werk zu Lebzeiten vollenden zu können. Der Legende nach ging er sogar auf eine Wette des Teufels ein. Der Teufel behauptete, er könne eine Wasserleitung aus der Eifel nach Köln legen, ehe der Dom vollendet sei. Der Dombaumeister arbeitete fieberhaft weiter, unermüdlich trieb er seine Arbeiter an. Doch er verlor die Wette und brachte sein Lebenswerk nicht zu Ende. Erst rund 630 Jahre später konnte der Kölner Dom endgültig fertiggestellt werden.

Wie hieß der Dombaumeister?

Lösung: ABCRETSIEMUABMODABC ABCDRAHREGABC

2. Die List des alten Fuchses

Köln am 22. August 1944. Die Niederlage des Deutschen Reichs im Zweiten Weltkrieg ist längst absehbar, aber im Inneren halten die Nationalsozialisten die Macht noch fest in Händen. Das Attentat auf Hitler einen Monat und zwei Tage zuvor ist gescheitert. Unter dem Decknamen „Aktion Gewitter“ läßt das Regime im ganzen Reich etwa 5.000 Politiker jener Parteien verhaften, die 1933 von Hitler verboten worden waren, unter anderem Politiker von SPD, KPD und Zentrumspartei.

In Rhöndorf bei Bonn wird der Mann verhaftet, der vor der NS-Zeit in Köln Oberbürgermeister war. Als der Verhaftete durch einen Mithäftling erfährt, daß er in das KZ Buchenwald deportiert werden soll, täuscht er eine lebensgefährliche Krankheit vor. Er wird deshalb ins Krankenhaus Hohenlind verlegt. Ein Freund verschafft ihm falsche Papiere, mit denen er zu einem angeblichen Verhör nach Berlin reisen soll. So gelingt ihm die Flucht. Er versteckt sich im Westerwald, wird dort aber von der Polizei aufgespürt und in das Gestapo-Gefängnis nach Brauweiler gebracht. Dort bleibt er zwei Monate, wird ständig verhört. Viele seiner Mithäftlinge werden hingerichtet.

Der junge Mann als Student der Rechts- und Staatswissenschaft 1896. In Freiburg im Breisgau, München und Bonn studierte er. Bild: Wikimedia.

Am 22. November 1944 kommt der ehemalige Kölner Oberbürgermeister und Zentrumspolitiker frei. Sein Sohn Max, damals Leutnant in der Wehrmacht, hatte sich für ihn bei der Gestapo eingesetzt. Die große politische Karriere steht dem Freigelassenen noch bevor - nicht im NS-Regime, sondern in der späteren Bundesrepublik.

Wer war's?

Lösung: ABCDARNOKABC ABCREUANEDAABC

3. Der Vater der Gesellen

Als er 1813 geboren wurde, stand Deutschland die industrielle Revolution noch bevor. Als er Schuhmachergeselle und später Priester wurde, war dann auch an Rhein und Ruhr das Industriezeitalter angebrochen. Es war das Jahr 1846, als er in Wuppertal-Elberfeld einen Verein gründete, der die Not ausgebeuteter Arbeiter lindern sollte. Der Frühkapitalismus trieb die Menschen massenweise ins Elend. Deutschland im Vormärz: König Friedrich Wilhelm IV. regiert in Preußen mit eiserner Hand. 1844 schießen in Schlesien preußische Soldaten den Weber-Aufstand blutig nieder. Karl Marx ruft im Kommunistischen Manifest auf: „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“

Der Arbeitstag dauert meist 15 Stunden und länger. Auch Kinder schuften in Bergwerken, Spinnereien und Fabriken. Die Wohnverhältnisse der Arbeiter sind miserabel: In Mietskasernen leben durchschnittlich sechs bis acht Menschen auf einem Zimmer. Doch viele junge Arbeiter haben nicht einmal dafür Geld. Viele Arbeiter wußten, daß ihre Lage nur verbessert werden konnte, wenn sie sich zusammenschlossen. Der Katholische Gesellenverein sollte vor allem junge Handwerker vor der Verwahrlosung schützen. Nahrung, Kleidung und Wohnung wollte er ihnen geben. Politische Forderungen waren für den Gesellenvater und späteren Domvikar zweitrangig. In vielen Städten ließ er Häuser bauen und gab Arbeitern die Chance, sich weiterzubilden und ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen.

Vater der Gesellen. Bild: Wikimedia.

In vielen Städten ließ er Häuser bauen und gab Arbeitern die Chance, sich weiterzubilden und ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen. Sein Bildungs- und Aktionswerk hat heute weltweit rund 450.000 Mitglieder. Mittlerweile ist das Werk für alle Lehrberufe und auch für Frauen offen. Am 4. Dezember 1865 starb der Gesellenvater in Köln. In der Minoritenkirche ist er begraben. Inzwischen hat ihn der Vatikan seliggesprochen.

Wer war's?

Lösung: ABCHPLODAABC ABCGNIPLOKABC

4. Nichts als Mord und Intrigen

Als sie am 6. November im Jahr 15 nach Christus geboren wurde, war Köln noch ein unbedeutender Flecken auf der römischen Landkarte. Genauer gesagt: Die Stadt Köln gab es damals noch gar nicht, sondern lediglich eine Siedlung namens „Oppidum Ubiorum“, was soviel heißt wie „Stadt der Ubier“. Man schrieb das Jahr 15, und die Römer regierten die halbe Welt.

Ihr Vater hieß Germanicus und war Oberbefehlshaber der Rheinarmee. Ihre Mutter - die den gleichen Namen trug, der aber heute mit dem Zusatz „die Ältere“ versehen wird - stammte in direkter Linie von Kaiser Augustus ab. Als Angehörige der kaiserlichen Familie wurde die Tochter - „die Jüngere“ - von ihren Eltern schon früh verheiratet, nämlich mit 13 Jahren. Aus ihrer Ehe mit Domitius stammte Nero, ihr einziger Sohn, der spätere blutrünstige römische Kaiser. Als sie 25 Jahre alt war, wurde sie auf eine Insel im Tyrrhenischen Meer verbannt. Der Grund: Sie hatte sich an einer Verschwörung gegen ihren Bruder beteiligt, gegen Caligula, der damals Kaiser war. Ein Jahr später fiel Caligula einem Mord zum Opfer. Der neue Kaiser Claudius holte sie aus der Verbannung von der Insel in die Ubierstadt zurück. Nachdem ihr Mann gestorben war, heiratete sie Claudius, der übrigens ihr Onkel war. Auf ihren Mann übte sie viel Einfluß aus. Im Jahr 50 konnte sie es durchsetzen, daß ihre Geburtsstadt Köln zur römischen Kolonie erhoben wurde. Deshalb ging sie in die Geschichte als Gründerin Kölns ein.

Ihr nächstes Ziel war, ihren Sohn Nero auf den Kaiserthron zu hieven. Dazu war ihr jedes Mittel recht: Im Jahr 54 ließ sie - so berichtet es der Geschichtsschreiber Tacitus - ihren Mann Claudius vergiften und ihren Sohn Nero zum Kaiser ausrufen. Doch schon wenig später kam es zum Zerwürfnis zwischen der herrschsüchtigen und skrupellosen Frau und ihrem Sohn: Um sie aus dem Weg zu bekommen, ließ Nero sie im Jahr 59 in Kampanien kurzerhand umbringen. 44 Jahre alt war die Stadtpatronin Kölns da.

Wer war diese Frau?

Lösung: ABCANIPPIRGAABC

5. Der Joker, der gleich mehrmals stach

In den 1970er und 1980er Jahren hatte der 1. FC Köln noch eine ganze Reihe Fußballnationalspieler mehr als heute - nicht solche aus Osteuropa oder Afrika, sondern solche der DFB-Elf wie zum Beispiel Toni Schumacher, Wolfgang Overath oder Heinz Flohe. Nicht zu vergessen jener Spieler, dessen Komet in der Nationalelf in einer lauen Sommernacht 1976 aufging. Mit drei Treffern schoß der Kölner an jenem 17. Juni 1976 die bundesdeutsche Auswahl in das Finale der Fußballeuropameisterschaft in Jugoslawien.

Sein Trainer Helmut Schön (rechts) – hier nach dem gegen die Niederlande mit 2:1 gewonnenen WM-Finale 1974. Links ein Namensvetter. Foto: Bert Verhoeff, Dutch National Archives.

Dabei war der neue „Bomber der Nation“ eher zufällig in das EM-Aufgebot gerutscht. Er war für den Kaiserslauterer Klaus Toppmöller nachgerückt, der sich bei einem Autounfall verletzt hatte. Bundestrainer Helmut Schön setzte den Kölner aber zunächst nicht ein. Im Halbfinale gegen Jugoslawien lag die deutsche Elf dann zur Halbzeit 0:2 zurück. Assistenztrainer Jupp Derwall überredete Schön, den Kölner Stürmer in der 80. Minute einzuwechseln. 1:2 stand es da. Der Joker bedankte sich mit dem Ausgleichstor - und das mit der ersten Ballberührung. In der Verlängerung erzielte er sogar noch zwei weitere Treffer, und die bundesdeutsche Elf zog ins Finale ein. Dort traf die DFB-Elf auf die Tschechoslowakei und verlor im Elfmeterschießen. Den entscheidenden Strafstoß setzte damals Uli Hoeneß über das Tor.

Wie hieß der FC-Stürmer, der die Bundesrepublik 1976 ins EM-Finale schoß?

Lösung: ABCRETEIDABC ABCRELLÜMABC

6. Gehängt mit 16 Jahren

Deutschland in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938: In vielen Städten brennen Synagogen, ein judenfeindlicher Mob plündert 7.000 jüdische Geschäfte. Die von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, NS-Gauleitern und SA-Führern angezettelte Reichspogromnacht kostet fast 100 Juden das Leben. In Köln-Ehrenfeld muß ein zehnjähriger Junge ansehen, wie sein Freund, ein jüdischer Friseur, ermordet wird.

Genau sechs Jahre später stirbt er selber durch die Hände der Nazis. Der 16jährige Dachdeckerlehrling wird am 10. November 1944 gehängt - wegen Sabotage gegen Kriegsmaterial und Verteilung antifaschistischer Flugblätter. Im Oktober 1944 war er mit zwölf Freunden bei einer Ringfahndung der Geheimen Staatspolizei ins Netz gegangen. Gesucht hatte die Gestapo eigentlich einen Deserteur, der einen NSDAP-Ortsgruppenleiter umgebracht hatte. Aufgespürt hatte die Gestapo ein Häuflein Jugendlicher, die wegen ihres Äußeren dem Regime schon lange ein Dorn im Auge waren: die Edelweißpiraten. Nicht nur durch ihre bunte Wanderkluft und ihre langen Haare unterschieden sie sich von der Hitlerjugend. Sie dichteten NS-Lieder um und haßten den Drill der HJ. Viel lieber zogen sie durch die freie Natur. Als Symbol trugen sie das Edelweiß am Revers. Die meisten der 130 Ehrenfelder Edelweißpiraten stammten aus Arbeiterfamilien. Ihre Abneigung gegen Führerkult und HJ steigerte sich im Krieg zum offenen Widerstand.

Sie versorgten geflohene politische Häftlinge und ausländische Zwangsarbeiter mit gestohlenen Lebensmitteln. 1944 ließen sie einen Zug entgleisen. Schließlich verschafften sie sich ein Waffenarsenal und lieferten sich Schießereien mit Gestapo und NSDAP-Leuten. Der 16jährige Dachdeckerlehrling war der jüngste von denen, die gefaßt wurden.

Lange Jahrzehnte wurden er und seine Kameraden in Deutschland offiziell nicht als Widerstandskämpfer angesehen, weil sie kein festes Programm hatten. Als die Mutter des Jungen 1962 ein Wiedergutmachungsverfahren anstrengte, wies der Staat sie ab. 1984 wurde er dann doch postum als Widerstandskämpfer geehrt - von den Israelis in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. Zwei Jahre zuvor hatte Köln sich durchgerungen, eine Ehrenfelder Straße nach ihm zu benennen: die frühere Hüttenstraße. Begraben ist er auf dem „Gestapofeld“ des Westfriedhofs im Kölner Stadtteil Bocklemünd. Am Brückenbogen, der die Venloer Straße überspannt, erinnert heute eine Gedenktafel an ihn und die anderen hingerichteten Edelweißpiraten.

Wie hieß der junge Widerstandskämpfer?

Lösung: ABCSUÄMOLOHTRABABC ABCKNIHCSABC

7. Tod auf dem Scheiterhaufen

Es war der 31. Oktober 1517, als Martin Luther der Überlieferung nach an der Schloßkirche zu Wittenberg seine 95 Thesen anschlug. Der Augustinermönch Luther prangerte darin Mißstände in der katholischen Kirche wie etwa den Ablaßhandel an. Es war der Beginn der Reformation, die im Abendland der kirchlichen Einheit ein Ende setzte.

Bald erreichte die Reformation auch Köln. Drei Jahre nach dem Thesenanschlag, am 12. November 1520, wurden die Schriften Luthers auf dem Domhof verbrannt. Noch im gleichen Jahrzehnt ließ die katholische Kirche die ersten Menschen als Ketzer verbrennen. Es waren der Student Peter Fliestedten und sein Lehrer, ein protestantischer Prediger, die auf dem Scheiterhaufen landeten. Am 28. September 1529 starben sie den Feuertod auf der Richtstätte Melaten. Sie waren die ersten Blutzeugen der Reformation am Niederrhein.

Der Laienprediger aus Münster - dort war er mit der neuen Lehre in Berührung gekommen - hatte in Köln für die Reformation geworben. Ins „hillije Kölle“ war er gekommen, um seinem Freund, dem evangelischen Prediger Kopreiß, beizustehen, der vor das geistliche Gericht in Köln geladen war. Als er sich lauthals über das Verfahren gegen Kopreiß beklagte, wurde er im April 1528 im Hahnentor eingekerkert. Sein Mitstreiter Fliestedten wurde bereits 1527 verhaftet. Der Grund: Fliestedten hatte im Dom vor dem Altar nicht die Kappe abgenommen und verächtlich ausgespuckt, als der Priester die Hostie während der Wandlung emporhob. Für die Festnahme und die Ermittlung mittels Folter, die „peinliche Befragung“, war die Stadt zuständig, doch die Aburteilung war Sache der erzbischöflichen Gerichte. Das geistliche Gericht befand die beiden der Ketzerei für schuldig, das weltliche Gericht sprach die Todesurteile aus. Doch die Stimmung unter der Bevölkerung war gereizt, die Hinrichtungen wurden verschoben. Erst als im Herbst 1529 der sogenannte „englische Schweiß“ - vermutlich eine Grippeepidemie - ausbrach, kam es zu den Justizmorden an Fliestedten und seinem Lehrer. Von den Protestanten im Reich wurden die auf dem Scheiterhaufen Hingerichteten schon kurz darauf als Märtyrer verehrt.

Auch in seinem Geburtsort Lüttringhausen erinnert ein Denkmal an ihn. Foto: Keymusic, CC BY-SA 3.0.

Gegenüber dem Friedhof Melaten ist heute eine Straße nach dem Wanderprediger benannt. Nach wem?

Lösung: ABCFLODAABC ABCHCABNERALCABC

8. Einblick in die Hinterhöfe

Stets war er für Überraschungen gut. Wegen seiner unorthodoxen und aufmüpfigen Haltung als Mensch und Künstler wurde er für eine ganze Generation zur Kultfigur. Der kreative Eigenbrötler war mehr als nur Fotograf. Heutzutage würde man ihn einen „Multimediakünstler“ nennen. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er als Plastiker begonnen und fertigte, dem Trend der Zeit entsprechend, Drahtskulpturen. Gegen Ende der 1940er Jahre begann er, Experi-mente auf Fotopapier zu machen und Lichtgrafiken und abstrakte Bilder ohne Kamera herzustellen.

Mitte der 1950er Jahre wandte er sich dem Fotojournalismus zu und schuf in kurzer Zeit hintereinander zwei Bildbände über Köln: „Cologne intime“ und „Unter Krahnenbäumen“. Er rückte nicht etwa Kölns Architektur ins rechte Bild, er zeigte auch keine Bilderbuchansichten oder Stadtpanoramen. Im Mittelpunkt standen die Kölner, wie sie in ihrer Stadt lebten, arbeiteten und feierten. Das Buch enthält weit mehr Fotografien von Kölner Hinterhöfen als vom Kölner Dom, den er ohnehin nur im Vorbeilaufen ins Bild bekam.

Beide Fotobände wurden von der Öffentlichkeit begeistert gefeiert, und seine Art, eine Stadt darzustellen, unzählige Male kopiert. Schlag auf Schlag produzierte er die nächsten Bildbände - so auch das Fotobuch „Im Ruhrgebiet“, für das Heinrich Böll das Vorwort schrieb. Hautnah zeigte er dort die Industrievororte und Kohlezechen, die Menschen ungeschminkt im Revier. Ein Sturm der Entrüstung brach daraufhin los, von Dortmund bis Recklinghausen. Stadtväter wetterten gegen das negative Bild, das der Fotograf angeblich gezeichnet hatte.

In seinem letzten Buch „Köln 5 Uhr 30“ setzte er sich nochmal mit seiner Heimatstadt auseinander: Die Straßen waren Autobahnen geworden, die Häuser Wohnmaschinen und die Plätze Verkehrskreuzungen. 1972 endete sein Schaffen. Mit 47 Jahren schied er freiwillig aus dem Leben.

Wie nannte sich dieser Mann?

Lösung: ABCREMIEHSEGRAHCABC

9. Affe mit Sparbuch

An schlagzeilenträchtigen Tieren hat es Köln noch nie gemangelt. Als sich 1966 ein weißer Belugawal in den Rhein verirrte und vor der Stadt tummelte, war ganz Köln auf den Beinen, um „Moby Dick“ zu sehen. Als ein Wildstorch namens „Hansi“, an dem sich Anfang der 1990er Jahre der „Kölner Storchenkrieg“ zwischen Zoodirektor und Regierungspräsident entzündete, an Altersschwäche starb, trauerte Köln um seinen gefiederten Prominenten, als wäre der ein Ehrenbürger der Stadt gewesen.

Einen tragischen Todesfall erlebte der Kölner Zoo am 9. Oktober 1985. Kölns berühmtester Affe, ein Schimpanse, wurde bei einem Fluchtversuch erschossen. Die Kölner liebten den Schimpansen. Seine Kunststücke und Clownereien brachten jeden Zoobesucher zum Lachen. Berühmt wurde er durch einen Auftritt in einer Fernseh-Silvester-Show. Der Auftritt leitete seine Karriere bei Film und Fernsehen ein. 33.000 Mark an Gagen kamen zusammen. Der Schimpanse war - wen wundert's - der einzige Affe mit einem Postsparbuch.

Doch der Fernsehrummel und verschiedenste Werbeauftritte in niedlichen Anzügen bekamen dem Schimpansen nicht. Verhaltensstörungen traten auf, er wurde apathisch, manchmal auch aggressiv. Bei seinem Ausbruch aus dem Käfig verletzte er den damaligen Zoodirektor Gunther Nogge schwer. Nogge mußte für einige Tage ins Krankenhaus. Die Polizei erschoß den entfleuchten Schimpansen kurzerhand. In Kölns linksalternativer Szene wurde der beißfreudige Affe zur Kultfigur. Bei seiner Flucht, so geht die Saga, soll er die linke Faust in den Abendhimmel gereckt haben, als ihn der tödliche Schuß von hinten traf. Nogge, der 1988 den Grisly-Bären „Karl-Josef“ erschießen ließ, wurde fortan von Tierschützern als „Blattschuß-Nogge“ geschmäht.

Wie hieß der Schimpanse?

Lösung: ABCNNAMRETEPABC

10. Der Arzt, der auf die Barrikaden ging

Köln am 3. März 1848. Tausende Arbeiter und Handwerkergesellen ziehen zum Rathaus. In Deutschland gärt die Revolution, so auch in Köln. Bürgerrechte und mehr Lohn fordern die Massen. Der Kölner Stadtrat verhandelt über eine Bittschrift. Ein populärer Armenarzt trägt dem Rat die Forderungen des Volkes vor: allgemeines Wahlrecht, Rede- und Pressefreiheit, unentgeltliche Schulbildung. Die Ratsherren lehnen die Forderungen ab. Militär zerstreut die Menge, die Anführer der Demonstranten werden verhaftet. Überall auf deutschem Boden werden Aufstände von Liberalen und Demokraten niedergeschlagen.

Arzt der Armen – zeitgenössische Darstellung. Bild: Wikimedia.

Auch in Köln bleiben die Kräfte der Reaktion an der Macht. Der Anführer der Kölner Bittsteller beim Rat gibt aber nicht auf. Er gründet sechs Wochen später gemeinsam mit Gleichgesinnten den Kölner Arbeiterverein. Bis August treten achttausend Menschen dem Verein bei. Ein Grund ist die große Beliebtheit des Armenarztes. Der damals 33jährige trat couragiert für die sozialen Belange der Arbeiter und kleinen Handwerker ein. Der Arbeiterverein und die von ihm herausgegebene Zeitschrift haben über die Grenzen Kölns hinaus große Bedeutung für die revolutionäre Bewegung.

Am 3. Juli 1848 wird der Armenarzt verhaftet. Im September 1850 wird der Verein, der sich mehr und mehr zu einem politischen Organ gewandelt hat, von der Polizei aufgelöst. Der Kölner Armenarzt erlebt die Zerschlagung seines Vereins nicht mehr. Er stirbt am 8. September 1849 in Köln. Er fällt der Cholera-Epidemie zum Opfer - wie 1.273 andere Kölner. Der Armenarzt ist nur das prominenteste Opfer.

Wer war's?

Lösung: ABCSAERDNAABC ABCKLAHCSTTOGABC

11. Tödlicher Verehrer

Die Legende von ihr ist eine der bekanntesten und ältesten Kölns. Im 5. Jahrhundert soll sie gelebt haben. Die Legende entstand im frühen Mittelalter. Alles begann damit, daß sie, die englische Königstochter, mit einem heidnischen Königssohn verheiratet werden sollte. Die Königstochter willigt in die Hochzeit ein - unter der Bedingung, daß sie vorher für drei Jahre auf Pilgerfahrt gehen darf.

Mit ihren Schiffen und ihren vielen Begleiterinnen verschlägt es sie an die holländische Küste. Über den Rhein gelangt sie nach Köln. Dort erscheint ihr im Traum ein Engel. Der Engel befiehlt ihr, über die Alpen nach Rom zu ziehen. Er macht der Königstochter auch eine Prophezeiung: Auf der Heimreise von Rom nach England werde sie mit ihren Begleiterinnen in Köln den Tod finden - den Märtyrertod.

Nicht nur im Kölner Stadtwappen ist sie präsent – auch im Wappen der Britischen Jungfraueninseln.

Als sie nach Köln zurückkehrt, wird die Stadt von Attila und seinen Hunnen belagert. Der Hunnenkönig Attila ist von der Schönheit der

Königstochter begeistert. Die Jungfrau weist den Hunnenführer zurück. Der tötet sie daraufhin mit einem Pfeilschuß. Auch die anderen Jungfrauen läßt er der Legende nach umbringen - angeblich 11.000 an der Zahl. Die Geschichte endet damit, daß ein Engelsheer die Hunnen aus Köln vertreibt. Die Königstochter und die anderen Jungfrauen werden vor den Toren der Stadt begraben. Ihre Geschichte hat - symbolhaft - Eingang in das Kölner Stadtwappen gefunden.

Wer war diese Frau?

Lösung: ABCEGILIEHABC ABCALUSRUABC

12. Der die Puppen tanzen ließ

Es ist eines der Markenzeichen Kölns, vergleichbar Dom, Dreikönigsschrein, Kölsch und Karneval: das Hänneschen-Theater. Jeder echte Kölner kennt die Figuren: Tünnes, Hänneschen, Bärbelchen und Mählwurms Pitter. Seit 1802 wird gespielt. Damals gründete ein Kölner Puppenspieler das „Puppentheater des ersten Kölner Hänneschens“. Dieses Stockpuppentheater nannte der Volksmund auch „et Kreppche“, da seine Ursprünge auf das Krippenspiel zurückgehen.

Das Hänneschen-Theater ähnelt der Commedia dell arte: Es wird aus dem Stehgreif gespielt, und die Figuren sind streng typisiert. In Köln gilt das Hänneschen als Hanswurst, das Bärbelchen ist schlagfertig, aber auch bedacht, und Tünnes mit seiner Knollennase ist dem Alkohol sehr zugetan. Den behäbigen, alten Bestevater spielte der Gründer des Hänneschens selbst, die Rolle der zänkischen Großmutter Mariezebill übernahm seine Frau.

Die Stadt Köln machte es dem Hänneschen-Theater zunächst sehr schwer: Jedes Jahr mußte der Gründer um die Spielgenehmigung kämpfen, denn die Obrigkeit war mißtrauisch. In Bittgesuchen beteuerte der Puppenvater, daß es keine anstößigen Darbietungen und im Zuschauerraum weder Tabak noch Zank geben werde. Wörtlich schrieb er: „Es geht bei mir so still zu, als wäre man in der Kirche.“ Kräftig drückte er auf die Tränendrüse, indem er darauf verwies, daß er als Tagelöhner seine Familie nur mit dem Puppenspiel durch den Winter bringen könne.

Aufgeführt wurden alte Königsgeschichten von William Shakespeare sowie Schwänke, Sagen und Dichtungen in kölnischer Mundart. Besonders beliebt waren natürlich - wie im Karneval - die zahlreichen Seitenhiebe auf bekannte Persönlichkeiten. Die Figur des Schäl tauchte in den Stücken erst um 1855 auf. Zusammen mit dem einfältigen Tünnes wurde die Schäl-Figur bald beliebter als das Hänneschen. Der Name „Schäl“ leitete sich von dem Begriff „schäl Sick“ ab, womit die rechte Rheinseite gemeint ist, wie jeder Kölner weiß. Als Franz Anton Millowitsch um 1849 um die Lizenz für ein weiteres Puppentheater in Köln bat, verwehrte ihm dies die preußische Führung.

Tünnes-Skulptur in der Kölner Altstadt. Foto: Superbass, CC BY-SA 3.0.

Er durfte sein Theater nur außerhalb der Stadtgrenzen aufmachen, nämlich auf der „schäl Sick“. Manche Köln-Historiker vermuten daher, der Schäl sei eine Parodie des Hänneschen-Gründers auf den ungeliebten Konkurrenten Millowitsch.

Wie hieß der Mann, der Tünnes und Schäl schuf?

Lösung: ABCHPOTSIRHCABC ABCRETNIWABC

13. Vater der Mitbestimmung

4. Januar 1951. Festakt im Kölner Rathaus. Zwei große Söhne der Stadt Köln werden zu Ehrenbürgern ernannt. Beide tragen sie sich in das Goldene Buch der Stadt Köln ein. Der eine von ihnen ist Christdemokrat, Ex-Oberbürgermeister und nun Bundeskanzler - Konrad Adenauer. Der andere ist Sozialdemokrat, Ex-Reichstagsabgeordneter und Gewerkschafter.

Gebürtiger Kölner war er nicht. Erst mit 45 Jahren kam er 1920 in die Domstadt. Vier Jahre später wurde er Stadtverordneter, 1927 dann Bezirkssekretär im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund. 1928 übernahm der SPD-Mann ein Abgeordnetenmandant im Berliner Reichstag. Bis zur Zerschlagung des Parlaments durch die Nationalsozialisten war er Reichstagsabgeordneter. Die SPD wurde ebenso verboten wie die Gewerkschaften. Als Kopf der jetzt illegalen Gewerkschaftsbewegung wurde er vom NS-Regime verfolgt, häufig geriet er in „Schutzhaft“. Er überlebte Krieg und NS-Herrschaft.

In der „Stunde Null“, 1945, organisierte er den Wiederaufbau der Gewerkschaften. Er setzt sich dafür ein, daß die Einzelgewerkschaften im Deutschen Gewerkschaftsbund zusammengefaßt wurden. 1947 wurde er erster DGB-Vorsitzender in der britischen Besatzungszone, 1949 erster DGB-Chef der Bundesrepublik. Zu seinen größten Erfolgen gehörte es, die Mitbestimmung in der Montanindustrie mitdurchzusetzen. Als er mit Konrad Adenauer zusammen die Kölner Ehrenbürgerschaft erhält, ist er bereits 75 Jahre alt. Nur wenige Wochen nach der Ehrung stirbt er. Heute trägt ein Platz am Westbahnhof seinen Namen.

Wer war der Gewerkschafter?

Lösung: ABCSNAHABC ABCRELKCÖBABC

Portraitstele des Gewerkschafters am Landwehrkanal in Berlin-Kreuzberg. Foto: Lienhard Schulz, CC BY-SA 2.5.

14. Ein Mörder wird gerädert

Köln im Jahr 1225. Die Ermordung des Kölner Bischofs Engelbert von Berg hat den Kölnern einen Schock versetzt. Der Erzbischof, der den Kölnern reichlich Privilegien beschert und das Raubrittertum auf den Wegen des Erzbistums heftig bekämpft hatte, war von gedungenen Banditen umgebracht worden. Auftraggeber des Mordes war der Sohn seines Vetters, mit dem sich Engelbert überworfen hatte. Natürlich ging es um Geld und Macht, genauer: um die Einkünfte der Vogtei des Damenstiftes von Essen. Der mörderische Sohn des Vetters, ein Graf, hatte die Vogtei geerbt und zum Mißfallen Engelberts zu seinem eigenen Vorteil ausgeschlachtet. Bei Gevelsberg ließ er den Erzbischof von seinen Mannen niedermetzeln, eine blutrünstige Tat, die in Köln Entsetzen hervorrief.

Der neue Kölner Erzbischof, Heinrich von Müllenmark, setzte sofort ein Kopfgeld aus. Die erzürnten Kölner fielen mit Feuer und Schwert in die Grafschaft des Mörders ein und rannten gegen sein Schloß an. Der mörderische Graf schlug sie immer wieder zurück, floh aber schließlich, als er hörte, daß zwei seiner Mordgesellen bereits ergriffen und hingerichtet worden waren: der eine gerädert, der andere von einem Pferd zu Tode geschleift. Der Graf wußte, daß ihn der schlimmste Tod erwartet, wenn er in die Hände der Kölner fiel. Außerdem hatte der König auf der Reichsversammlung in Nürnberg die Reichsacht über ihn verhängt, die Kirche hatte ihn exkommuniziert.

Durch einen geheimen Gang verließ der Graf seine Burg und beschaffte sich ein Pferd. Um mögliche Verfolger zu täuschen, ließ der dem Pferd die Hufeisen verkehrt herum anschlagen. Rastlos zog er durch deutsche Lande, als einfacher Wanderer oder als Mönch gab er sich aus, als Waffenknecht oder als Händler. Heimweh und Reue verzehrten ihn. In Lüttich wurde er dann doch erkannt - in einer Herberge von einer Magd, die früher auf seiner Burg gedient hatte. Die Magd verriet den Gesuchten, der daraufhin gefangengenommen wurde. Am 10. November 1226 kam der Graf in Köln an, und schon am nächsten Tag führte man ihn durch das Severinstor aus der Stadt, auf den Judenbüchel, wo ein schweres Rad aufgerichtet war. Man zerschlug ihm mit der Axt Arme und Beine, brach ihm das Rückgrat und band ihn auf das Rad. Nach 24 Stunden starb er den Martertod - „mit wunderbarer Geduld“, wie ein Chronist festhielt.

Der ermordete Erzbischof Engelbert wurde von den Kölnern schon bald als Heiliger verehrt, ohne daß eine formelle Heiligsprechung stattfand.

Wie hieß der Mörder des Erzbischofs?

Reiterstandbild Engelberts von Paul Wynand auf Schloß Burg in Berg. Foto: Wikimedia.

Lösung: ABCHCIRDEIRFABC ABCNOVABC ABCGREBNESIABC

15. Flucht aus dem Karmel

In der Krypta der Kölner Karmelitinnen-Kirche „Maria vom Frieden“ erinnert heute eine Gedenktafel an sie. Dort heißt es: „Sie starb als Martyrin für ihr Volk und ihren Glauben.“ Geboren wurde sie 1891 in Breslau als jüngste Tocher eines Kaufmanns. Sie war Jüdin. In Breslau, Göttingen und Freiburg studierte sie Philosophie. Ihre nächste Station war Speyer. Dort war sie Lehrerin am Dominikanerinnenkloster. Zehn Jahre blieb sie dort, ehe sie nach Münster ging. Ein Jahr lang lehrte sie dort am Institut für wissenschaftliche Pädagogik.

Als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, wurde sie entlassen - wegen ihrer „nichtarischen“ Herkunft. Das Judentum hatte sie zu diesem Zeitpunkt längst hinter sich gelassen. Die promovierte jüdische Philosophin war zum Katholizismus übergetreten.

Sie war so religiös, daß sie sich schließlich einem katholischen Bettelorden anschloß. 1933 trat sie in den Kölner Karmel ein. Sie erhielt den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce - Teresia Benedicta vom Kreuz. Fünf Jahre lebte sie bei den Kölner Karmelitinnen - bis zur Reichspogromnacht 1938. Ihre Anwesenheit im Karmel wurde nun zur Gefahr für das Kloster.

Sie emigrierte ins 1940 besetzte Holland. Vom Karmel der Stadt Echt aus mußte sie miterleben, wie die Nationalsozialisten sich anschickten, das europäische Judentum zu vernichten. Im August 1942 fiel auch sie dem Rassenwahn der NS-Diktatur zum Opfer. SS-Männer verschleppten sie aus dem Kloster und brachten sie in ein niederländisches KZ. Als Hollands Bischöfe ihre Verschleppung in einem Hirtenbrief kritisierten, deportierten die Nazis sie nach Auschwitz. Wenige Tage später wurde sie dort ermordet.

Wer war diese Frau?

Paßbild der Nonne um 1938/39.

Lösung: ABCHTIDEABC ABCNIETSABC

16. Der ungestüme Major

Es war das Jahr 1814. Die Herrschaft Napoleon Bonapartes in Europa ging dem Ende entgegen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig war die französische Herrschaft in Deutschland zusammengebrochen. In der Neujahrsnacht 1814 hatte der deutsche Generalleutnant Gebhard Leberecht von Blücher mit preußischen und russischen Einheiten den Rhein bei Kaub überschritten.

Doch noch war Köln in der Hand der Franzosen. Die Nachricht, daß die verbündeten preußischen und russischen Truppen bereits den Rhein überquert hatten, ermutigte im rechtsrheinischen Köln-Mülheim einen jungen Major zu einem leichtsinnigen Unternehmen. Er wollte die Franzosen im Handstreich aus Köln vertreiben. Dazu stellte er ein Freikorps auf, dem 20 Gardejäger angehörten, 20 Kosaken und 150 Freiwillige aus dem Bergischen. Mit ihnen überquerte er am 3. Januar 1814 von Mülheim aus mit Schiffen den Rhein, auf dem riesige Eisschollen trieben.

Mit den kleinen Booten schaffte er es zwar bis Riehl, doch dort wehrten die französischen Besatzungstruppen den Angriff ab. Die Streitmacht des Kölner Majors mußte fliehen, die Boote wurden von vielen Geschossen getroffen, der Befreiungsversuch war kläglich gescheitert. Viele Soldaten kamen ums Leben, 20 wurden gefangengenommen. Als Letzter trat der ungestüme Major den Rückzug an. Er wollte zu Pferde auf die andere Rheinseite zurückschwimmen, wurde aber beschossen und kam ums Leben.

Zehn Tage später eroberten die Preußen und Russen Köln und vertrieben die Franzosen. Das Himmelfahrtskommando des Kölner Majors war im Nachhinein unnötig gewesen. Vergebens hatte er viele Soldaten geopfert, dennoch wurde er als Held gefeiert. Die Preußen benannten sogar die Kaserne auf dem späteren Gelände der Riehler Heimstätten und die angrenzende Straße nach ihm.

Wie hieß der Major?

Lösung: ABCDNANIDREFABC ABCNOVABC ABCNRETSNETLOBABC

17. Es war als sängen die Engel

Als das Römische Imperium im vierten Jahrhundert mit der Teilung des Reichs und dem Beginn der Völkerwanderung unterzugehen begann, entstand in Europa ein Machtvakuum. Auf deutschem Boden füllten es die Franken, Alemannen und Sachsen. Im November des Jahres 355 überschritten sie den Rhein und fielen in Gallien ein. Köln wurde nach zweimonatiger Belagerung erobert und gebrandschatzt.

Der Bischof – Portal der nach ihm benannten Kölner Kirche. Foto: Willy Horsch, CC BY 3.0.

In Köln thronte zu der Zeit ein Bischof, der mit aller Kraft die Irrlehren seines Vorgängers Euphrates bekämpfte und die jungen Christen in Köln zurück auf den rechten Weg des Glaubens brachte - so zumindest die Sicht der jungen Kirche.

In Erinnerung blieb er der Nachwelt durch eine Legende. In einer Sonntagsnacht ging er betend vor den Toren der Stadt spazieren, als er plötzlich einen herrlichen Gesang in der Luft hörte. Er lauschte eine Weile und sagte dann seinem Begleiter, einem Diakon, soeben sei sein Freund, der Erzbischof von Tours, Sankt Martin, gestorben. Der wunderbare Gesang stamme von den Engeln, die die Seele des Heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hatte, in den Himmel geleiteten. Der verdutzte Diakon merkte sich die Begebenheit, und es stellte sich heraus, daß sein Bischof recht hatte. Sankt Martin war wirklich zu dieser Stunde gestorben.

Das Feld, auf dem der Bischof die Offenbarung hatte, heißt Martinsfeld. Auch der Name des Kölner Bischofs wurde verewigt: Eine bekannte Kölner Kirche trägt ihn. Im Jahr 948 wurde sie nach zahlreichen An- und Umbauten als Grablege des visionären Bischofs geweiht.

Wie hieß der Bischof?

Lösung: ABCREGILIEHABC ABCNIREVESABC

18. Hundeblick und scharfe Feder

Er verabscheute Krieg und Gewalt, und doch rückten ihn seine Gegner oft in die Nähe von Gewalttätern. Im ersten Krieg wurde er in Köln geboren, im zweiten war er selbst Soldat. Der Frieden und die Aussöhnung mit Rußland lagen ihm besonders am Herzen. Ausgerechnet 1972, als er weltberühmt wurde, begannen „Bild“-Zeitung und Unionspolitiker damit, ihn im eigenen Land als „Terroristenfreund“ anzuschwärzen. Der Sohn eines Bildhauers hatte die sogenannten Berufsverbote - die Nichtanstellung politischer Extremisten, insbesondere DDR-höriger Kommunisten der DKP, als Beamte - und mancherlei Auswüchse bei der Fahndung nach den RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof angeprangert. Gut zehn Jahre später erntete er wieder den Zorn der Konservativen. Der gelernte Buchhändler hatte an Sitzblockaden vor US-Raketendepots teilgenommen. Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger schrieb über ihn später: „Er paßte nicht zu dem Land, in dem er lebte.“ In der katholischen Kirche witterte er überall Heuchelei, die Nachkriegsgesellschaft prangerte er als „spießig“ genauso an wie die oftmals schleppende NS-Vergangenheits-bewältigung nach 1945. Er selbst war einer derer, die NS-Greuel und Krieg nicht vergessen wollten - zu den Verbrechen des Stalinismus aber wenig verlauten ließen.

In nüchternem Stil beschrieb er die Schrecken des Krieges - so in der Erzählung „Der Angriff“: „Einer erhob sich plötzlich mit einem starren, schrecklichen Schrei und lief, die Glieder bewegend wie eine aufgezogene Puppe, in irrsinniger Schnelligkeit gegen den Wald; er verschwand wie in einem Abgrund. Der erste Schock entschied über den Verlauf des Angriffs. Noch wäre Zeit gewesen, in einem Sprung sinnlos, aber tapfer durch den Vorhang zu stürmen; die Lähmung der Angst war vollzogen und die grauen Leiber lagen auf der Schlachtbank ausgestreckt; das Geschrei der Verwundeten brach gräßlich und unablässig durch die Pausen hindurch.“

Als er 1985 starb, galt er vielen bereits als „Gewissen der Nation“. Rudolf Augstein, seinerzeit „Spiegel“-Herausgeber, rief ihm nach: „Dieser Mann mit dem Hundeblick, der Bruder der kleinen Leute, haßte die großen, die meist falschen Worte.“

„Der Mann mit dem Hundeblick“. Foto: Harald Hoffmann, Bundesarchiv.

Die Partei, der er nahe stand und mit deren Urgesteinen er vor den US-Raketendepots demonstrierte, benannte später ihre politische Stiftung nach ihm - ehe sie, in Regierungsverantwortung mit der SPD, selbst in Serbien und Afghanistan Krieg führen ließ.

Wer war's?

Lösung: ABCHCIRNIEHABC ABCLLÖBABC

19. Nach den Bonbons kam die Schokolade

Köln um 1840. Die Stadt erlebt die erste Phase der Industrialisierung. Bankiers wie Johann David Herstatt und Ludolf Camphausen finanzieren mit Krediten die Gründung neuer Firmen. Am 2. August 1839 rollt die erste Eisenbahn durch Köln - vom Thürmchenswall nach Müngersdorf. Im gleichen Jahr gründet ein Bäckergeselle aus Köln in der Blindgasse ein Café samt Wein- und Likörstube. Es ist der Grundstein zu einem der bekanntesten Kölner Unternehmen der Stadtgeschichte. Der Sohn einer Wollspinnerfamilie produziert ab 1843 in seinem Café auch Halsbonbons, sogenannte Brustbonbons, die er werbewirksam in ganz Europa vermarktet. Kurz darauf richtet er mehrere Filialen in Köln ein, zum Beispiel das „Café Royal“ in der Schildergasse 47.

Erst ab dem Jahr 1865 beginnt der Caféhaus-Besitzer mit der Fabrikation einer Süßware, die ihn berühmt macht: Schokolade. Zunächst wird der Betrieb in die Hohe Straße verlegt, dann auf das Gelände am Rheinufer in der Bayenstraße, wo der Schokoladenfabrikant 1856 ein Konzert- und Ballhaus eröffnet. Am Kölner Rheinhafen ist das Kölner Süßwarenunternehmen noch heute präsent - in Gestalt des Kölner Schokoladenmuseums, das seit 1993 in einem modernen Bau die Geschichte der Schokoladenherstellung erzählt.

Wer war der Kölner Schokoladenfabrikant?

Lösung: ABCZNARFABC ABCKCREWLLOTSABC

20. Ein gelehrter Kreuzzugsprediger

Im tiefsten Mittelalter wurde er um 1200 in Lauingen, einem Städtchen an der Donau, geboren. Das genaue Geburtsjahr weiß heute niemand mehr. In die Wiege war dem staufischen Knaben ein Titel gelegt: Graf von Bollstädt. Sein Name dagegen wird heute immer noch in der lateinischen Form genannt. Er war ein Allroundtalent und Weltenbummler. Quer durch Europa zog der Graf. In Paris arbeitete er vier Jahre als Lehrer, aber auch in deutschen Hochschulstädten lehrte er. Dann wurde er Bischof von Regensburg, doch da hielt es ihn nur drei Jahre. Schließlich wurde er päpstlicher Gesandter und Kreuzzugsprediger in Deutschland und Böhmen. Gleichzeitig war er auch noch Dominikanermönch. Seiner Zeit war er geistig um Jahrhunderte voraus. Es war die Zeit, als die Kirche auf dem Höhepunkt ihrer Macht stand. Kaiser Friedrich II. regierte das Deutsche Reich, doch die wirkliche Macht hatte Papst Innozenz III. 1215 rief er über 1.000 hohe geistliche Würdenträger zum vierten Laterankonzil nach Rom zusammen. Ergebnis war die Gründung der Inquisition, die von nun an Ketzer aufspürte, die vom rechten Glauben abgefallen waren. Die Folter wurde zum Mittel der Wahrheitsfindung. Vielerorts brannten die Scheiterhaufen. Franz von Assisi und der Spanier Dominikus gründeten ihre Bettelorden.

Die Päpste duldeten die neuen Orden, waren sie doch selbst vor allem mit ihren Kreuzzügen beschäftigt. 1232 wurde den Dominikanern sogar die Inquisition übertragen. 1248 gründeten sie in Köln ein Generalstudium, um ihren Nachwuchs dort auszubilden. Hier lehrte auch der Graf. Mal klassifizierte er Pflanzen, mal machte er chemische Experimente, mal wertete er arabische und jüdische Schriften aus. Er galt als so weise, daß Fürsten und Städte ihn oft um Rat und Schiedsspruch baten. Nebenher hat er auch noch zur Erneuerung der Kirche beigetragen, indem er sich gegen Aberglaube und Mystik wandte. In Köln starb er im Alter von etwa 80 Jahren. 1931 wurde er mit etwas Verspätung heiliggesprochen.

Wer war's?

Lösung: ABCSUTREBLAABC ABCSUNGAMABC

Der große Gelehrte in einem Fresko Tommaso da Modenas (Treviso, 1352).

21. Die erste Meisterschaft

Als der 1. FC Köln am 12. Mai 1962 erstmals deutscher Fußballmeister wurde, löste das in der Domstadt einen zweiten Karneval aus. Rückblende in das Jahr 1962: Ein Jahr vor Einführung der Fußball-Bundesliga trifft der FC im Berliner Olympiastadion im Finale auf den 1. FC Nürnberg, den damaligen Rekordmeister. 82.000 Zuschauer sehen das Endspiel. In der Kölner Elf stehen auch bekannte Größen wie Karl-Heinz Schnellinger, Leo Wilden und Karl-Heinz Thielen. Trainer der Kölner ist der Jugoslawe Zlatko „Tschik“ Tschaikowski. Nach 22 Minuten geht Köln mit 1:0 in Führung gegen den Vorjahres-meister. Torschütze ist der Kapitän der Geißbockelf, der überragende Spieler auf dem Platz. Der zweifache Torschütze Ernst-Günter Habig und Abwehrspieler Fritz Pott sorgen schließlich für den Endstand von 4:0.

Die Spieler erhalten jeweils 1.000 D-Mark Siegprämie. Am Neumarkt empfangen 20.000 Fans die Meistermannschaft. Ein rot-weißes Fahnenmeer, Transparente und der Klang von Signalhörnern verbreiten eine Stimmung wie zu Karneval. Als der Kapitän der FC-Elf die Meisterschale gen Himmel reckt, kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Er ist das Idol der Fans und wird in den Medien als der herausragende Spieler beschrieben. So schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Es knisterte vor Nürnbergs Tor, wenn er auf dem Wege war, es knisterte im Mittelfeld, wenn er die Einsätze gab. Sein Einfallsreichtum, verbunden mit erstaunlicher Robustheit und einem klaren Blick für die Situation, verdrängten seine Gegner in eine Nebenrolle, die kein Gewicht hatte.“

Zwei Jahre später wird der FC zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte deutscher Meister - wieder mit ihm als Kapitän. Diesmal wird er sogar zum „Fußballer des Jahres“ gewählt.

Am 7. November 2017 starb er in Köln.

Wer war's?

Lösung: ABCSNAHABC ABCREFÄHCSABC

1954 siegte er im Finale mit der DFB-Elf in der Schweiz gegen Ungarn 3:2. Hier als Spielführer beim Spiel gegen Schweden 1957 in Hannover, rechts Gunnar Gren. Foto: Nyheter24.se, gemeinfrei.

22. Vom Journalisten zum Politiker

Der 8. Dezember 1966 war ein wichtiges Datum in der Landespoltik Nordrhein-Westfalens. An diesem Tag wurde ein gebürtiger Kölner NRW-Ministerpräsident. 54 Jahre alt war der Sozialdemokrat da, der 1930 in die SPD eingetreten war. Bei seiner ersten Kandidatur für das Amt des Ministerpräsidenten 1962 war er noch dem CDU-Kandidaten, seinem Vorgänger Franz Meyers, im Düsseldorfer Landtag mit 87 zu 109 Stimmen unterlegen. 1966 verlor er gegen Meyers erneut, diesmal jedoch mit nur einer Stimme Unterschied. Nach einem konstruktiven Mißtrauensvotum seiner Fraktion bekam er das Amt dann doch.

NRW-Landesvater und Vorgänger Johannes Raus. Foto: Renate Patzek, Bundesarchiv.

Allerdings war er auf die Stimmen der FDP angewiesen, die den Regierungswechsel an Rhein und Ruhr möglich machte. Viel lieber wäre er Regierungschef in einer Großen Koalition geworden, denn in Bonn regierten zu der Zeit CDU/CSU und SPD zusammen.

Am 18. Februar 1912 war er in Köln geboren worden. Hier studierte er Nationalökonomie. 1933 mußte er wie viele andere Sozialdemokraten vor dem NS-Regime fliehen. Die Emigration führte ihn nach Prag, Brüssel und Genf. In Brüssel verfaßte er die „Freiheitsbriefe an die Deutsche Wehrmacht“. 1945 kehrte er nach Deutschland zurück. Der sprachgewandte Kölner, der später als Politiker für seine bissig-ironischen Redebeiträge bekannt werden sollte, wurde Redakteur der Rheinischen Zeitung. Wie so oft bei politischen Journalisten war ihm der Journalismus aber nicht genug. Er wollte mitgestalten, statt nur zu berichten.

Seine politische Karriere begann 1948, als er in den NRW-Landtag einzog. 1962 wurde er zum Landesvorsitzenden der NRW-SPD gewählt. Dieses Amt behielt er bis 1973. Nach seiner Wahl zum Regierungschef wurde er von Willy Brandt ins SPD-Präsidium berufen, 1973 sogar Vizevorsitzender der SPD im Bund. Von 1953 bis 1963 saß er auch im Bundestag. 1978 machte er im Amt des Ministerpräsidenten Platz für seinen Nachfolger Johannes Rau, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Aber bereits ein Jahr darauf wechselte er ins Europäische Parlament nach Straßburg, wo er bis 1984 Abgeordneter war und seine parlamentarische Karriere ausklingen ließ. Am 12. März 1992 starb er im Alter von 80 Jahren in Köln.

Wer war's?

Lösung: ABCZNIEHABC ABCNHÜKABC

23. Ein Mann mit vielen Talenten

Köln, 18. März 1824. Der bedeutendste Kunstförderer des 19. Jahrhunderts stirbt im Alter von 75 Jahren. Die Stadt Köln erbt eine umfangreiche Kunstsammlung, die - so das Testament - „zu ewigen Tagen“ erhalten bleiben soll. Die 1.616 Gemälde, 3.875 Handzeichnungen und über 40.000 druckgraphischen Blätter bilden den Grundstock des ersten kommunalen Museums in Deutschlands.

Geboren wurde der Kunstmäzen als Sohn eines Schneidermeisters am 20. Juli 1748 in Köln. Er studierte Naturwissenschaften, Philosophie und Theologie und wurde im Kölner Dom zum Priester geweiht. An der Universität lehrte er Botanik und war Mitglied der medizinischen Fakultät. Zwischen 1793 und 1798 amtierte er als letzter Rektor der alten Universität. Den französischen Besatzern gegenüber war er sehr pragmatisch eingestellt. Auf diese Weise konnte er viel für den Erhalt der Kölner Baudenkmäler tun. So blieb der Kölner Dom von der Säkularisation, der Enteignung der Kirche durch Napoleons Truppen, verschont. Bekannt wurde er auch durch die Gestaltung des Melatenfriedhofs, den er zugleich als Erholungsstätte und öffentliche Grünanlage konzipierte.

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts verschuldete er sich, um kulturelle Besitztümer für seine Stadt erhalten zu können. Wegen seiner großen Bedeutung für das Kulturleben in der Rheinmetropole erhielt er als einziger Bürger den Ehrentitel „Erzbürger Kölns“, samt Eichenkranz als Bürgerkrone - eine Vorform der Ehrenbürgerschaft. Seit 1861 trägt ein Kölner Museum seinen Namen.

Wer war der Kunstmäzen?

Lösung: ABCDNANIDREFABC ABCZNARFABC ABCFARLLAWABC

Kunstmäzen und „Erzbürger Kölns“. Bild: Johann Anton de Peters.

24. Ein Platz zum Ruhme eines Mörders

Heute trägt ein Platz in der Kölner Innenstadt seinen Namen - eigentlich ein Skandal, denn der Namensgeber war ein heimtückischer Mörder. Doch der Mord liegt nun über eineinhalb Jahrtausende zurück und fiel in eine Zeit großer politischer Wirren.

Es war das Jahr 500, da regierte in Köln der greise König Sigbert. Köln war das Zentrum eines Frankenreiches. Ein anderes fränkisches Herrscherhaus, das der Merowinger, hatte seinen Sitz in Paris. Jener Merowinger-König und spätere Mörder war ein erfolgreicher Feldherr. Die letzten Römer schlug er mit seinen Truppen vernichtend, ebenso die Alemannen und die Westgoten. Doch sein Frankenreich war noch immer geteilt, so beschloß er, den Kölner Frankenkönig Sigbert aus dem Weg räumen zu lassen. Sigberts Sohn Chloderich, der übrigens sein Vetter war, wollte er gleich mitbeseitigen. Er schickte Sigberts Sohn von Paris einen Boten und ließ ihm der Überlieferung nach sagen: „Dein Vater ist alt und lahm. Wenn er stirbt, so fällt sein Reich dir zu.“ Der junge Chloderich begriff die versteckte Aufforderung zum Königsmord und beschloß, den Vater umbringen zu lassen. Als dieser während einer Jagd im Buchforst ein Nickerchen hielt, geschah es: Sigbert wurde im Auftrag seines Sohnes von gedungenen Mördern im Schlaf getötet. Chloderich wurde sein Nachfolger. Um seinen Vetter in Paris zu belohnen und dessen Machtlust zu befriedigen, bot er ihm von den königlichen Schätzen an. Der Drahtzieher des Mordes schickte Boten nach Köln - und die vollbrachten die Tat. Als Chloderich sich prahlend über eine Schatztruhe beugte, erschlugen sie ihn mit der Axt.

Nur wenige Tage später erschien der Frankenkönig aus Paris in Köln. Vor dem Volk beteuerte er seine Unschuld. Er soll gesagt haben: „Euer König Chloderich wurde von einem mir unbekannten Manne erschlagen. Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich kann doch nicht das Blut meiner Verwandten vergießen, das wäre ja Unrecht. Da die Dinge aber nun einmal so gekommen sind, gebe ich euch einen guten Rat: Schließt euch meiner Führung an. Unter meinem Schutz lebt ihr sicher.“ Die Kölner durchschauten sein Spiel nicht und schlossen sich dem neuen Machthaber an.

Wer war der Mörder?

Die Taufe des Merowinger-Königs. Miniatur aus Vie de saint Denis (1250).

Lösung: ABC(.I)GIWDOLHCABC

25. Zwischen Romantik und Realismus

Er gilt als einer der bedeutendsten Maler Kölns. Seine Bilder, darunter viele Aquarelle, sind farbenfroh, die Darstellungen Kölner Schauplätze wirken wie eine Mischung aus Romantik und Realismus - gleich, ob er den Karneval auf dem Neumarkt malte oder die Kirmes auf dem Mülheimer Rheinufer.

In Trier wurde er am 13. September 1855 geboren. Sein Vater prodzierte dort Billard- und Kegelkugeln. In der Moselstadt absolvierte er zunächst nach der Schulzeit eine Lehre beim Diözesanbaumeister und erhielt dabei erste Anregungen zum Zeichnen und Malen. Mit 17 Jahren kam er nach Köln und trat in die Dienste des Baumeisters August Lange, unter dem er bis zum Landesbauführer aufstieg. Bis zu dessen Tod wirkte er an vielen Bauprojekten im Rheinland mit. Danach machte er sich als Architekt selbständig. In Richard Odenthal fand er einen Partner, mit dem er sich zwischen 1886 und 1910 am Bau von rund 80 Kirchen beteiligte. Sein wohl bedeutendstes Werk steht im Norden der Kölner Neustadt: die St. Agnes-Kirche. Als die Zusammenarbeit mit Odenthal beendet war, wandte er sich immer mehr der Malerei zu.

Seine Aquarelle mit Ansichten von Köln machten Furore. Über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde er aber erst durch seine späten Werke, in denen er Folklore, den Kölner Karneval und beliebte Kölner Originale verewigte. Am 26. Mai 1939 starb er in seiner Wahlheimat Köln im Alter von 84 Jahren. Von seinen zahlreichen Arbeiten sind bis heute etwa zweihundert erhalten geblieben. In der Kölner Gartenstadt Nord in Longerich ist eine Straße nach ihm benannt.

Wie hieß der Maler und Architekt?

Lösung: ABCLRACABC ABCLLEDÜRABC

26. Tod an der Grenze

Köln im Jahr 1940. Während viele Männer an den Feldzügen der Wehrmacht in Frankreich, Holland oder Norwegen beteiligt sind, müssen immer mehr Frauen an die „Rüstungsfront“. Ihre Aufgabe: Waffen montieren und Munition herstellen. An der Kölner Universität wird das „Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene“ eröffnet, britische Bomber greifen Stadtrandgebiete an, im Mai 1940 werden die in Köln lebenden Roma- und Sinti-Familien in polnische Konzentrationslager verschleppt. Im Juni wird ganz Köln festlich beflaggt, nachdem die deutschen Truppen Paris eingenommen haben.

Abseit der Öffentlichkeit ereignet sich im Januar 1940 die Tragödie eines deutschen Sportlers, der ein entschiedener Gegner der NS-Diktatur war. Der Kölner Radprofi und Sprint-Weltmeister von 1933, siebenfacher Deutscher Meister im Bahnradsport, versucht sich in die neutrale Schweiz abzusetzen. Der am 14. Oktober 1912 in Köln-Ehrenfeld geborene Radsportler - genannt „Teddy“ - wird aber am 2. Januar 1940 an der deutsch-schweizerischen Grenze verhaftet. Er war zuvor anonym denunziert worden, möglicherweise von Radsportkollegen. Am 31. Dezember 1939 war er mit dem Zug von Köln Richtung Schweiz aufgebrochen. In den Reifen seines Fahrrades, das er dabeihatte, waren 12.700 Reichsmark versteckt. Sie gehörten seinem Freund, dem Kölner Juden Alfred Schweizer. „Teddy“ hatte ihm versprochen, ihm das Geld zu bringen, obwohl ihn sein Manager vor dem Schmuggel gewarnt hatte.

In Weil am Rhein kontrollieren Zöllner zielstrebig das Gepäck und werden schnell fündig. Die Gestapo wirft ihm Devisenschmuggel vor. Er wird ins Gefängnis nach Lörrach gebracht. Dort, in der badischen Kleinstadt, stirbt er noch am gleichen Tag im Alter von 27 Jahren in der Haft.

Die Behörden behaupten, er habe Selbstmord durch Erhängen begangen. Historiker zweifeln diese Version heute als wenig glaubhaft an. Als sein Bruder ihn in Lörrach besuchen will, wird er zu der Leiche im Totenkeller des Krankenhauses geführt. Der Leichnam ist mit Blut verschmiert, in der Kleidung sind Löcher. Die Behörden verbreiten über die Presse eine Version, wonach der Radsportler beim Skifahren umgekommen sei.

Porträt-Medaillon des Radsportidols an seinem Grab auf dem Kölner Friedhof Melaten. Bild: Nicola 54, Wikimedia.

Im Ausland wird die Geschichte zunächst geglaubt - bis sich zwei Zeugen aus den Niederlanden, beide Radrennsportler, melden, die gesehen haben, wie das Kölner Idol im Zug an der Grenze durchsucht und dann verhaftet wurde. Der NS-Staat verbreitet nun eine neue Version vom Tod des Radrennfahrers: „auf der Flucht erschossen“. Dieser Variante folgt bald die nächste - die vom Selbstmord, veröffentlicht in der Zeitung des Deutschen Radfahrer-Verbandes. Die Meldung schließt mit den Worten: „Sein Name ist für alle Zeiten in unseren Reihen gelöscht.“ Ganz so kam es dann doch nicht. In Köln-Müngersdorf ist die dort 1996 neuerrichtete Radrennbahn nach ihm benannt.

Wie hieß der Radrennsportler?

Lösung: ABCTREBLAABC ABCRETHCIRABC

27. Geboren in der Deutzer Festung

Ob er eine glückliche Kindheit hatte, ist sehr fraglich. Vier Jahre nach seiner Geburt in einem beschußsicheren Raum in der Deutzer Festung verlor er seinen Vater. Der war Unteroffizier bei der 3. Kompanie des 25. Königlichen Infanterieregimentes. Das erklärt auch den merkwürdigen Geburtsort. Die Mutter heiratete erneut, und zwar den Zwillingsbruder ihres Mannes. Die Familie zog weg aus Köln, in die Nähe von Brauweiler, wo der Stiefvater des Vierjährigen Aufseher im Arbeiter-Arresthaus war. Doch auch der Stiefvater starb früh, und die Mutter zog mit ihrem Buben nach Wetzlar. Dort erlebte der Knabe die gescheiterte deutsche Revolution von 1848, ehe er eine Lehre als Drechsler begann.

1861, im Alter von 21 Jahren, schloß er sich der deutschen Arbeiterbewegung an. Die Lebensverhältnisse des Proletariats waren miserabel, die Arbeiter hatten kaum Rechte. Zusammen mit Wilhelm Liebknecht gründete er sechs Jahre später die Sächsische Volkspartei, wurde Mitglied im Reichstag und später sächsischer Landtagsabgeordneter. An der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, der späteren SPD, war er 1869 maßgeblich beteiligt. Bald wurde er ihr Vorsitzender. Nachdem sich die deutschen Fürstentümer zu einem Staat geeint hatten, machte Reichskanzler Bismarck den Sozialdemokraten schwer zu schaffen. Zusammen mit Wilhelm Liebknecht wurde er 1872 wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung angeklagt und zu Festungshaft verurteilt.

Der Arbeiterführer aus Köln im Jahr 1901. Foto: Karl Pinkau, Bundesarchiv.

Sechs Jahre darauf verschärfte sich die Situation für die Sozialdemokraten mit den sogenannten Sozialistengesetzen gegen die „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“. Er kam aber aus der Festungshaft frei und wirkte am Erfurter Programm der SPD mit. In den 1890er Jahren baute er die SPD zu einer Massenpartei aus. Ein Anhänger der reinen marxistischen Lehre war er nicht, sondern er beschritt einen Mittelweg zwischen Theorie und politischer Praxis. In Passugg in der Schweiz starb er am 13. August 1913 im Alter von 73 Jahren.

Wer war's?

Lösung: ABCTSUGUAABC ABCLEBEBABC

28. Der den Kaiser nicht anbetete

Es war das Jahr 290 nach Christus, als sich zwei starke Kaiser die Macht über das Römische Reich teilten: Diokletian regierte die östliche Hälfte und Maximian den westlichen Teil. Sie lebten in Saus und Braus, besaßen Gold, Schiffe, Paläste, Sklaven und ganze Länder. Doch das genügte ihnen eines Tages nicht mehr. Während eines großen Festes erhoben sich Diokletian und Maximian selbst zu Göttern. Die Untertanen mußten sie anbeten und ihnen vor die Füße fallen. Nur die Christen weigerten sich. Um die Christen zu strafen, begann in Rom eine erbarmungslose Hetzjagd.

Auch die Christen außerhalb Roms sollten vernichtet werden. Die beiden Kaiser entsandten deshalb eine Speziallegion in die Länder jenseits der Alpen, auf daß das Römische Imperium christenfrei werde. Die Legion bestand aus furchtlosen Thebäern, ägyptischen Kämpfern aus der Gegend von Theben. Ein Hauptmann von ihnen wurde mit 318 Soldaten nach Köln geschickt. Von seinem Auftrag erfuhr er erst vor Ort. Roms Statthalter in Köln, der grausame Unterfeldherr Rictius, ließ im Jahr 304 die Kohorte der Thebäer antreten und befahl den Soldaten, ein Standbild des Kaisers anzubeten. Doch die Thebäer waren selbst Christen. Diesen Befehl des Rictius hätten sie ebensowenig ausführen können, wie es ihr Gewissen zuließ, die Christen in Köln umzubringen.

Skulptur des Kopfes des Enthaupteten. Foto: Septimquintus, CC BY-SA 3.0.

„Wir beten keine Menschen an!“, antwortete der thebäische Hauptmann dem Rictius. Dieser fuhr auf und drohte, alle Legionäre zu töten, die die Kaiserstatue nicht anbeten wollten. Zunächst wollte er zur Einschüchterung jeden zehnten Thebäer umbringen lassen. Diese weigerten sich standhaft. Der Hauptmann begann zu singen, und so kam es, daß Rictius jeden zehnten köpfen ließ. Die noch lebenden Thebäer gaben immer noch nicht nach, wieder starb jeder zehnte von ihnen unter dem Schwert. Sie beteten das Vaterunser, während immer mehr von ihnen zu Märtyrern wurden. Am Schluß blieb nur noch der Hauptmann. Doch auch er wurde hingerichtet, im Alter von etwa 34 Jahren. Den Kölner Christen rief er noch zu, keine Angst zu haben und ihre Herzen nur Gott zu schenken. Sein Leichnam wurde der Überlieferung zufolge in einen Brunnen vor den Mauern der Stadt geworfen. Später galt er als Patron der Soldaten.

Wie hieß der Märtyrer?

Lösung: ABCREGILIEHABC ABCNOEREGABC

29. Von Frau zu Frau

Kaum eine Kölner Persönlichkeit polarisierte in den 1970er und 1980er Jahren so sehr wie sie - früher vielleicht noch Heinrich Böll oder der Aktionskünstler Wolf Vostell, später vielleicht noch Kardinal Meisner. Geboren wurde die Frauenrechtlerin am 3. Dezember 1942 in Wuppertal als nichteheliches Kind und wuchs bei ihren Großeltern auf. Ende der 1960er Jahre volontierte sie zuerst bei den Düsseldorfer Nachrichten und wechselte dann als Reporterin zu dem literarisch-satirischen Magazin Pardon. Ihre Karriere begann aber erst so richtig am 26. Januar 1977 in Köln: Emma erschien - laut Eigenwerbung die „Frauenzeitschrift für Frauen von Frauen“. Mit Themen wie „Hausfrauen und ihre arbeitslosen Männer“ sorgt das feministische Blatt für viel Gesprächsstoff. Die Zeitschrift wird auf Anhieb bundesweit 230.000 mal verkauft. Später pendelt sich die Auflage bei 130.000 Exemplaren ein - eine Verkaufszahl, von der die Herausgeberin heute nur noch träumen kann. 2021 lag sie noch bei gut 27.500 Exemplaren. Jahrzehntelang blieb sie Chefredakteurin des Magazins.

Anfangs war die Produktion von Emma ein hohes finanzielles Wagnis, denn auf Werbung verzichtete die Zeitschrift zunächst. Emma wird „Deutschlands meistbeschimpfte Frau“, so die Herausgeberin über ihr Blatt. Die Zeitschrift provozierte oft, so mit ihrer laxen Haltung gegenüber Abtreibung unter Slogans wie „Mein Bauch gehört mir“. Später kamen Themen hinzu, die Kirchen und Konservative weniger vor den Kopf stießen, so der publizistische Kampf gegen Pornographie, Prostitution oder frauenverachtenden islamischen Fundamentalismus. Gegen die Illlustrierte Stern klagte sie wegen deren zuweilen sexistischer Titelbilder, verlor vor Gericht aber.

Im Lager sich modern verstehender Feministinnen wurde sie schon seit längerem hinterfragt. Viel Kritik mußte sie einstecken, weil sie in späten Jahren für die Bild-Zeitung warb, die wegen mancher sexistischen Berichte bei Frauenrechtlerinnen nicht hoch im Kurs steht, und durch Steuerhinterziehung auffiel - sie hatte Kapitalerträge aus der Schweiz beim Fiskus nicht angegeben. Radikalen Feministinnen und anderen gesellschaftlich links stehenden Politaktivisten gefiel es auch gar nicht, daß sie das Bundesverdienstkreuz annahm, daß sie es ablehnte, Homosexuelle gegen deren Willen zu outen und daß sie in ihrem Blatt frauenfeindliche Exzesse orientalischer Migranten wie in der Kölner Silvesternacht 2015/16 thematisierte.

Wie heißt die Frauenrechtlerin?

Lösung: ABCECILA ABCREZRAWHCSABC

30. Tödliches Komplott

Daß es im Mittelalter am Heiligen Stuhl in Rom unter manchen Päpsten zuging wie im biblischen Sodom und Gomorrha, ist kein Geheimnis. Mord, Intrigen, Konkubinate, Protz und Verschwendung zählten mehr als die Zehn Gebote. So mancher mißliebige Kirchenmann wurde kirchlicherseits aus dem Weg geräumt. In heutiger Zeit greift der Vatikan eher zum Entzug der Lehrerlaubnis, zur Versetzung oder schlimmstenfalls zur Exkommunikation.

Im Mittelalter ging es auch unter den Bischöfen längst nicht immer ganz nach dem Evangelium zu. Zum Beispiel vor gut tausend Jahren in Köln, als Erzbischof Gero unter rätselhaften Umständen starb. Es war der 29. Juni 976. Gerüchte gaben Geros Nachfolger beziehungsweise dem Domschatzmeister Everger die Schuld am Tod des Bischofs. Der Chronist Thietmar von Merseburg berichtete: Aus dem Sarg des nur scheintoten Gero seien Rufe zu hören gewesen. Domschatzmeister Everger habe den Sarg aber nicht öffnen lassen, als ein Wärter ihm die Nachricht von den Schreien aus dem Sarg brachte. Erzbischof Gero war vor seinem Tod häufig von Krämpfen geschüttelt und lag oft mehrere Tage leblos auf seinem Bett.

Tatort Dom. Foto: Michael Dernbach, CC BY-ND 2.0.

Als Drahtzieher für ein Komplott gegen Erzbischof Gero geriet dessen Nachfolger in Verdacht. Um den Verdacht abzuschütteln, verfügte er, daß künftig kein Erzbischof begraben werden darf, dessen Leiche nicht drei Tage vor dem Dom ausgestellt worden sei. Die Gerüchte, er habe die voreilige Beerdigung Geros angewiesen, hielten sich aber. Einer Überlieferung zufolge soll ihn später das gleiche Schicksal wie Gero getroffen haben. Domschatzmeister Everger soll auch ihn scheintot beerdigt haben.

Wie hieß der Erzbischof?

Lösung: ABCNIRAWABC

31. Tragischer Professor

Mit seinem Namen ist die letzte Phase der Weimarer Republik eng verbunden. Auf Wahlplakaten Anfang der 1930er Jahre wurde er von seiner Partei, dem Zentrum, als „letztes Bollwerk von Ordnung, Recht und Freiheit“ angepriesen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 konnte er aber nicht verhindern. Während seiner Amtszeit als Reichskanzler von 1930 bis 1932 stieg die Arbeitslosigkeit im Deutschen Reich auf sechs Millionen Arbeitsuchende. Seine Sparpolitik verschärfte in Deutschland die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Die Braun-Linken von NSDAP und SA wie auch die Rot-Linken von der moskautreuen KPD erhielten immer mehr Zulauf.

Er, der gebürtige Münsteraner, kam aus der christlichen Gewerkschaftsbewegung und galt als hervorragender Fachmann in Wirtschafts- und Finanzfragen. Seit 1924 gehörte er dem Reichstag an. Ende 1929 wurde er Vorsitzender der Zentrumsfraktion. Er verstand sich als Politiker der Rechten und fühlte sich dem preußisch-deutschen Beamtenstaat verpflichtet.

Prägend war für ihn das Fronterlebnis im Ersten Weltkrieg. Als 1930 die Große Koalition aus SPD, Zentrum und Liberalen zerbrach, wählte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg ihn als Reichskanzler - auch deshalb, weil er im Krieg als Kompanieführer und Abteilungsadjutant so zuverlässig und unauffällig seinen Dienst getan hatte. Er war „kein Mann des schnellen Entschlusses, sondern ein großer Zauderer“, schrieb ein deutscher Historiker über ihn.

Mit Notverordnungen und dem zerbrechlichen Vertrauen Hindenburgs regierte er das Deutsche Reich in der Endphase der Republik. Die Erfüllung des belastenden Versailler Friedensdiktats - die Zahlung von Reparationen an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs - galt ihm als vorrangig. Für mehr Sozialleistungen und Konjunkturprogramme wollte er keine Schulden machen. Die politischen Unruhen, das Erstarken der National- und der Internationalsozialisten, Straßenkämpfe und die wachsende Feindseligkeit gegenüber Deutschlands Juden aus rassischen wie antikapitalistischen Motiven prägten die Zeit Anfang der 1930er Jahre. Hindenburg entließ ihn schließlich 1932 unter dem Einfluß reaktionärer Einflüsterer. Ein Jahr später war Hitler an der Macht.

Sein Kabinett von März 1930 – mit Vertretern aller konservativen und liberalen Parteien. Foto: Bundesarchiv.

1934 floh er vor dem NS-Regime in die Niederlande. 1935 emigrierte er in die USA, wo er später Professor in Harvard wurde. Nach Kriegsende kehrte er in das besetzte Deutschland zurück. Dort kam er nach Köln. Von 1951 bis 1954 war er Professor an der Kölner Universität. Ein richtiger Kölner war und wurde er aber nicht. Später ging er in die USA zurück, wo er 1970 im Alter von 84 Jahren starb.

Wer war's?

Lösung: ABCHCIRNIEHABC ABCGNINÜRBABC

32. Ein Leben für die Stadt

Köln im Jahr 1864: Erzbischof Johannes Kardinal von Geissel weiht das Sankt Marienhospital des Heiligen Kunibert, im August werden die Anlagen der Flora mit einem Festkonzert eröffnet. Ende des Jahres wird am Fuße des Domes mit dem Abbruch älterer Gebäude begonnen, weil die Domumgebung neu gestaltet werden soll. Das Jahr 1864 ist auch das Todesjahr einer der größten Kunstliebhaber und -förderer Kölns. Am 15. April 1864 stirbt jener Mann, der auch zwei Jahrzehnte lang Präsident der Kölner Armenverwaltung war.

1789, im Jahr der Französischen Revolution, wurde er geboren. Er stammte aus einer katholischen Adelsfamilie, die seit dem 17. Jahrhundert in Köln immer wieder den Bürgermeister stellte. In seiner Jugend gehörte der spätere Jurist und Germanist zum Kreis der Romantiker um den Kunstmäzen Franz Wallraf, mit dem er befreundet war. 1815 überwachte er die Rückkehr eines berühmtes Bildes nach Köln, das er im Pariser Louvre wiedergefunden hatte, nachdem es Napoleons Truppen gestohlen hatten: „Die Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens. Fast zwanzig Jahre war der gebürtige Kölner Mitglied des Stadtrats. Auch dem preußischen Herrenhaus gehörte er an. Sein besonderes Interesse galt dem Ausbau des Kölner Domes, der erst 1880 fertiggestellt wurde - nach 600 Jahren Bauzeit. Doch dieses Großereignis sollte er nicht mehr erleben.

Von 1840 bis 1855 war er im Vorstand des Dombauvereins tätig, zwischen 1840 und 1849 war er zudem Präsident des Kunstvereins in Köln. Zugleich engagierte er sich für die Wiedereröffnung der unter Napoleon aufgelösten Kölner Universität. 1864 starb er, vier Jahre später machte der Domausbau einen Riesenfortschritt, als der „Domkran“, das Wahrzeichen der Stadt, abgerissen wurde und die Vollendung in ihre Endphase trat.

Wie hieß der Kölner Kunstfreund?

Lösung: ABCDRAHREBEABC ABCNOVABC ABCETOORGABC

33. Kölner Maskottchen

Die wenigsten Fans des 1. FC Köln erinnern sich heute noch an die Geburtsstunde ihres Clubs: an den 13. Februar 1948. Damals schlossen sich der Kölner Ballspielclub 01 und der SV Sülz 07 zum 1. Fußballclub Köln 01/07 zusammen, kurz 1. FC Köln. Erster Trainer des Vereins war ein rheinisches Urgestein, das die Clubgeschichte lange prägte.

Kölns Meistermacher. Foto: Heini Seith, CC BY-SA 3.0.

Mit ihm, der am 5. Dezember 1919 in Lechenich geboren wurde, gewinnt der 1. FC Köln schon 1949 die Mittelrhein-Meisterschaft und steigt in die 1. Liga West auf. 1954 stehen bei der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz mit Hans Schäfer und Paul Mebus zwei Kölner im Aufgebot. Im gleichen Jahr wird der FC Westdeutscher Meister und Zweiter im Wettbewerb um den DFB-Pokal.

24 Jahre später erlebt der Trainer nach seiner Rückkehr zum FC seinen größten Triumph. Die Geißböcke gewinnen unter seiner Regie den DFB-Pokal und die Meisterschaft. Die Kölner Fußballgemeinde ist sich einig, daß das Double zu einem sehr großen Teil auf sein Konto geht. Fast wäre dem damals 58jährigen die Meisterschale in der Saison 1977/78 noch durch die Lappen gegangen, da der Verfolger Borussia Mönchengladbach - den er mit der berühmten „Fohlen-Elf“ zuvor als Trainer zu drei Bundesliga-Meisterschaften geführt hatte - am letzten Spieltag Borussia Dortmund mit 12:0 schlägt. Doch der FC besiegt den FC St. Pauli mit 5:0 und erringt so den größten Erfolg in der Vereins-geschichte.

Er geht bald darauf als Trainer in die USA und wird dort mit Cosmos New York Meister. Seine nächste Station wird Grasshoppers Club Zürich. 1983 gewinnt er mit dem Club das Schweizer Double. Am 5. Juli 1983 stirbt er in Aesch bei Birmensdorf in der Schweiz an einem Herzinfarkt. Sein Leichnam wird in Köln vor dem Dom aufgebahrt - eine Ehrung, die sonst nur Konrad Adenauer und Erzbischof Joseph Kardinal Höffner zuteil wurde. Die Erinnerung an ihn ist in Köln beim FC immer präsent - durch das Geißbock-Maskottchen, das seinen Vornamen trägt.

Wie hieß der Meistertrainer?

Lösung: ABCSENNEHABC ABCRELIEWSIEWABC

34. Der wahre Erfinder des Wunderwassers

Das genaue Jahr, in dem er sich in Köln niederließ, ist nicht mehr bekannt. Es war Ende des 17. Jahrhunderts, als der Italiener an den Rhein kam. Der medizinische Fortschritt war eine Schnecke, und so wundert es nicht, daß auch die Kölner jedem Quacksalber glaubten, der ihnen mit einem neuen Wundermittelchen über den Weg lief. Davon profitierte auch jener Italiener. Er begann um 1695 mit der Destillation eines Heilwassers mit dem vielversprechenden Namen „aqua mirabilis“. Dieses Wunderwasser war der Vorläufer des späteren Markenartikels „Kölnisch Wasser“.

Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts dienten Heil- und Riechwasser dazu, Gebrechen und Krankheiten zu bekämpfen. Um ihre Heilwirkung rankten sich bald zahlreiche Legenden. So wurde dem Italiener nachgesagt, er habe das geheime Rezept seines Wunderwassers von einem alten wundertätigen Mönch erhalten. Dabei bestand es bloß aus einer Mischung ätherischer Öle und verschiedener Zitruspflanzen, die in hochprozentigen Alkohol aufgelöst wurden.

Dennoch bescheinigte die medizinische Fakultät der Kölner Universität ihm 1727, man könne sein „aqua mirabilis schier allen Krank- und Schwachheiten, denen der menschliche Körper unterworfen ist, zueignen, ja man könne es wohl eine allgemeine Arznei heißen.“

Der Nachruhm war dem Italiener aber nicht vergönnt. Schon 1714 kam ein anderer Italiener nach Köln und stellte dort ein ähnliches Heilwasser her. Sein Name war Johann Maria Farina. Zu Unrecht wurde ihm lange Zeit die Erfindung des Kölnisch Wassers, des Eau de Cologne, nachgesagt.

Wer war`s?

Lösung: ABCINNAVOIGABC ABCOLOAPABC ABCEDABC ABCSINIMEFABC

35. Der häßliche Fremde

Es war das Jahr 1021. Heribert, 30. Bischof und erster Kurfürst von Köln, liegt auf dem Totenbett. Der Sterbende sagt, ein Fremdling oder - wie er sich lateinisch ausdrückt - ein „peligrimis“ würde sein Nachfolger sein. Kaum war Heribert gestorben und in der Deutzer Abtei beigesetzt, kam Kaiser Heinrich der Zweite in die Stadt, um bei der Kür des neuen Bischofs einen Mann seiner Wahl durchzusetzen. Er wußte aber nicht, welchen.

Eines Tages begab sich Kaiser Heinrich in die Apostelkirche und betete dort. Zur gleichen Zeit las in der Kirche ein einfacher Priester sein Stundengebet. Er war körperlich plump, sein Gesicht häßlich, doch stark im Geist. Als der Kaiser den fremden Priester beten sah, dachte er: 'Was für ein häßlicher Pfaffe ist das!' In diesem Augenblick betete der fremde Priester laut die Worte: „Ihr sollt wissen, daß der Herr selbst Gott ist. Er selbst hat uns gemacht und nicht wir uns selbst.“ Bei diesen Worten runzelte der Kaiser betroffen die Stirn. Es war ihm, als hätte der fremde Gottesmann ihn zurechtgewiesen. Er war sich sicher, Gott habe aus dem Fremden gesprochen und machte den unansehnlichen Schwarzrock zum Nachfolger Heriberts, zum Erzbischof von Köln. So berichtet es die Legende.

Historische Tatsache ist, daß sich Kaiser und Erzbischof schon vor dem Tod Heriberts bestens kannten. Der Fremde war nämlich Propst in Bamberg und zugleich verwaltete er als Kanzler für Kaiser Heinrich das zum Reich gehörende Italien. Unter dem Bischofsstab des neuen Oberhirten erlebt Köln eine Blütezeit. Der Freund des Kaisers läßt die Stiftskirche Sankt Aposteln ausbauen, er überführt die Häupter der Heiligen Felix und Audactus von Rom nach dorthin, weiht die Abtei Brauweiler und erhält vom späteren Kaiser Konrad dem Zweiten um 1027 das Münzrecht. In Köln wird von da an eine der führenden Währungen des Reiches geprägt: der „Kölner Pfennig“. Am 25. August 1036 stirbt der Kölner Erzbischof. In Sankt Aposteln liegt er begraben. Sein Name erinnert auch an das englische Wort für Pilger.

Wie hieß der Bischof?

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739466194
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (November)
Schlagworte
Geschichte Köln Köln auf den Punkt Kölner Stadtgeschichte Stadtführer Köln Köln Geschenkbuch Stadtgeschichte Köln-Krimi Kölner Dom Kölner Karneval Biographie

Autor

  • Kai Althoetmar (Autor:in)

Kai Althoetmar, 1968 in Köln geboren, ist Absolvent der Kölner Journalistenschule und Diplom-Volkswirt sozialwissenschaftlicher Richtung mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Er arbeitet seit 1997 als hauptberuflicher freier Autor und lebt in Bad Münstereifel.
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Titel: Kölner Köpfe. 150 Rätsel-Stories aus der Kölner Stadtgeschichte