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MORDSmäßige Leidenschaft

Tödliches Verlangen - Noch ein ziemlich krimineller Liebesroman

von Anna Graf (Autor:in)
213 Seiten

Zusammenfassung

Es geht „MORDSmäßig“ weiter!
Traumprinzen, die einen in schäbigen Hinterhofclubs anbaggern, sind von jeher mit Vorsicht zu genießen. Vor allem, wenn sie förmlich aus dem Nichts auftauchen und aussehen, als hätten sie sich verlaufen.
Romy ist hin- und hergerissen, denn Eric spielt ganz eindeutig nicht in ihrer Liga. Oder vielmehr sie nicht in seiner, dieser heiße Oberschichtenschönling im Abendanzug wäre zwar unter Umständen genau ihr Fall, doch Romy hat genug Menschenkenntnis um zu erkennen, dass sich hinter der sexy Fassade etwas Dunkles, Gefährliches verbirgt.
Im Spiel um Liebe und Macht stößt sie schnell an ihre Grenzen, denn für Eric gilt nur ein Gesetz – sein eigenes …

„MORDSmäßige Leidenschaft“ ist die Fortsetzung von „MORDSmäßig verliebt“. Es gibt ein Wiedersehen mit allen Protagonisten des ersten Bandes und natürlich auch einen ordentlichen Bösewicht.
Beide Bände sind in sich abgeschlossen und unabhängig voneinander lesbar, allerdings wäre es zum besseren Personenverständnis ratsam, zuerst Band 1 zu lesen.
Band 1: „MORDSmäßig verliebt“ Liebe, Mord und Mafia – Ein ziemlich krimineller Liebesroman
Band 2: „MORDSmäßige Leidenschaft“ Tödliches Verlangen – Noch ein ziemlich krimineller Liebesroman

Weitere Romane von Anna Graf:
"JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_1 - New York"
"JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_2 - Los Angeles"
"JUST LOVE_3 - Am Abgrund"
"True Love Bad Guys - wahre Liebe lohnt sich doch"
"Liebesurlaub" - ein Mallorca- Liebesroman
"(K)ein flotter Dreier"
"Lieb mich zweimal, Baby"

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1

„Sieh mal, da drüben. Der Hammertyp mit dem grünen Hemd. So, wie der hier rüber starrt, fallen ihm gleich die Augen aus dem Kopf“, brüllte Melissa und kicherte in ihren Drink. „Sein Freund ist auch nicht übel, oder?“

Sie musste brüllen, der Geräuschpegel im Club ließ kein normales Gespräch zu. Es war gerammelt voll und die wummernden Beats, die von der Tanzfläche herüberdröhnten, taten ein Übriges. Romy Hasenberg rührte mit dem Strohhalm in ihrem dritten Caipi und starrte in den Spiegel hinter der Bar. In ihm sah sie drei Frauen – rot, blond, brünett - die auf den ersten Blick einträchtig zusammenzusitzen schienen. Die Rothaarige war Melissa, eine feurige Schönheit mit durchdringenden, meergrünen Augen und einer Figur, die feuchte Männerträume wahrwerden ließen. Melissa war eine echte Bitch, die mit allem ins Bett stieg, was halbwegs akzeptabel war und Romy, die diesbezüglich auch kein Kind von Traurigkeit war, weit in den Schatten stellte. Doch im Gegensatz zu Romy war die Häufigkeit Melissas sexueller Eskapaden durch Torschlusspanik begründet.

Die Brünette hieß Claudia und Romy mochte sie nicht. Melissa und Claudia arbeiteten als Rechtsanwaltsgehilfinnen in der renommierten Anwaltskanzlei Jepsen & Munk und machten keinen Schritt ohne einander. Die beiden bezeichneten sich als ‚Best Friends Forever‘, hingen zusammen wie Kletten und eigentlich gingen sie Romy maßlos auf den Wecker. Claudia brüstete sich gern damit, regelmäßig Botox- Partys zu besuchen. Außerdem war ihr feines Näschen handgeschnitzt und auch ihre Brüste waren kein Produkt von Mutter Natur. Sie musste sich die OP’s vom Mund abgespart haben, Romy wusste, dass eine Anwaltsgehilfin nicht mal eben so ein paar tausend Euro für eine Schönheitsoperation aus dem Ärmel schütteln konnte. Sicher würde Melissa bald in ihre Fußstapfen treten. Sie war genauso oberflächlich wie Claudia und leicht zu beeinflussen, Romy rechnete jedes Mal, wenn sie sich sahen damit, sie ‚runderneuert‘ vorzufinden.

Romy hatte keine beste Freundin, wenn man es richtig betrachtete, hatte sie überhaupt keine Freundin. Melissa war ihre Cousine und die einzige Frau in ihrem Alter, die sie näher kannte. Romy Hasenberg war einfach nicht der Freundin- Typ. Sie konnte nicht gut mit Frauen. Naja, mit Männern konnte sie auch nicht wirklich, wenn man von unverbindlichem Sex und One-Night-Stands absah. Sex war ok, sehr sogar, aber einen Kerl wirklich an sich heranlassen? Musste nicht sein.

Sie wusste, wie sie auf Männer wirkte. Die bekamen große Augen und sabberten, wenn sie sie sahen, doch ihre Ausstrahlung bewirkte, dass sich nur die wenigsten trauten, sie anzusprechen. Also ergriff sie meist selbst die Initiative.

Romy sah aus wie ein Model, groß, schlank, mit filigranen Gesichtszügen. Sie hatte alles, was sich eine Frau wie Claudia wünschte, aber nie bekommen würde: ein schönes Gesicht, lange, naturblonde Haare, strahlend blaue Augen und eine Figur, die sie mit eisernem Training perfektioniert hatte. Manche Leute nannten sie sie hinter ihrem Rücken die Schneekönigin und dieser wenig rühmliche Spitzname beschrieb sie bestens. An Romy Hasenberg holte man sich Frostbeulen, wenn man nicht aufpasste.

„Willst du dir die Typen nicht mal ansehen?“, brüllte Melissa ihr ins Ohr.

„Ich werde sie mir garantiert nicht ansehen“, schrie Romy zurück. „Und du solltest es auch nicht. Hattest du nicht erst neulich einen One- Night- Stand mit diesem Harry … Henry … wie auch immer? Wenn du weiter jeden hergelaufenen Kerl vögelst, finde ich dich eines Tages mit dem Kopf zuerst in einer Mülltonne!“

„Ich bitte dich! Sei doch nicht immer so eine Spaßbremse, Romy“, Melissa schwang sich mit dem Barhocker herum und schlug ihre langen, wohlgeformten Beine, die in seidig glänzenden Strümpfen und knallroten, schwindelerregend hohen Fick-mich-Schuhen‘ steckten, übereinander. Sie hob ihr Glas und prostete dem dümmlich grinsenden grünen Hemd zu.

„Ich werde bald dreißig, dann ist mein Leben sowieso vorbei. Bis dahin nehme ich alles mit, was sich mir bietet und du kannst doch echt die Klappe halten. Du vögelst doch auch alles, was dir vor die Flinte läuft.“

Wütend nahm Romy einen großen Schluck von ihrem Drink. Manchmal weckte Melissa in ihr das Bedürfnis, ihr einfach eine zu scheuern. Die wusste das ganz genau, aber sie provozierte gern. Zu allem Übel mischte sich nun auch noch Claudia ein.

„Warum hast du sie überhaupt mitgenommen, Mel?“, sagte sie herablassend. „Was hast du denn erwartet? Solche wie sie sind doch nur drauf aus, einem Vorschriften zu machen. Tu dies nicht … tu das nicht …“

Sie tat, als müsse sie gähnen und hielt sich geziert ihre rot lackierten Krallen vor den Mund.

Romy fühlte sich plötzlich uralt. Wieso hatte sie sich bloß breitschlagen lassen, den Abend mit diesen beiden Schnepfen zu verbringen. Andererseits wäre die Alternative dazu ihre Couch mit einem Film aus der Konserve und einer Tüte Chips gewesen, doch mittlerweile dachte sie, dass es vielleicht wirklich besser gewesen wäre, zu Hause zu bleiben, denn die Männer in dem Laden hier waren komplett indiskutabel.

Melissa hatte sich von ihr weggedreht und sich von einer Sekunde auf die andere ein verführerisches Lächeln ins Gesicht gezaubert. Grünhemd war im Anmarsch und sein dunkelblondes Anhängsel steuerte zielsicher in Romys Richtung. Sie schoss ihm einen ihrer berühmten Eisblicke zu und schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Der Blick erzielte die gewünschte Wirkung, er änderte stehenden Fußes die Richtung und stürzte sich auf Claudia. Die Vier verzogen sich nach kurzem Smalltalk, den Romy bewusst ausblendete, auf die Tanzfläche und ließen sie sitzen.

Romy beschloss, sich noch einen letzten Drink zu genehmigen und sich dann ein Taxi zu rufen. Sie signalisierte über den Tresen, dass sie Nachschub wollte, obwohl sie spürte, dass die letzten Drinks bereits unheilvoll in ihrer Blutbahn kreisten. Zudem hatte sie morgen Dienst. Als ihr der Barmann kurz darauf ihren vierten Caipirinha hinstellte und sie zahlen wollte, sagte er grinsend:

„Ist schon erledigt.“

Verdutzt sah sie in die Runde und fuhr erschrocken herum, als jemand direkt in ihr Ohr sagte:

„Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Die Runde geht auf mich. Ich weiß, wie deprimierend es ist, das fünfte Rad am Wagen zu sein.“

Romy musterte den Mann, der wie aus dem Nichts neben ihr aufgetaucht war und sah auf den ersten Blick, dass er mit dem eleganten Abendanzug, den er trug, nicht hierher passte. Der Gute war eindeutig overdressed und spielte noch eindeutiger nicht in ihrer Liga. Oder vielmehr sie nicht in seiner, denn er stank förmlich nach Geld.

„So, wissen Sie das?“, entgegnete sie schnippisch. „Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen.“

„Oh, das habe ich längst, keine Sorge.“

Er nickte betont zerknirscht mit dem Kopf, dann grinste er und sie sah, wie er dabei die Zungenspitze spitzbübisch zwischen die Zähne klemmte. Keine Ahnung, ob das Absicht war, oder ob er es unbewusst machte, Herr im Himmel, war der Typ heiß! Ende dreißig, scharf geschnittenes, ausdrucksstarkes Gesicht, lächelnde Augen … klare, blaue Augen unter dichten Augenbrauen, dunkles, leicht gewelltes Haar … er war genau ihr Fall, aber definitiv nicht für sie bestimmt. Wo kam der so plötzlich her?

„Dass jemand wie Sie von sich behauptet, jemals irgendwo das fünfte Rad am Wagen gewesen zu sein, halte ich für eine glatte Lüge“, sagte sie, lächelte unverbindlich und stand auf.

„Hey, Sie werden doch jetzt nicht verschwinden!“, protestierte er. „Ich habe Ihnen schließlich einen ausgegeben.“

„Und ich habe Sie nicht darum gebeten.“

„Ach jetzt kommen Sie schon“, wieder erschien die Zungenspitze zwischen seinen Zähnen. „Setzen Sie sich wieder hin und wir reden ein wenig, so von fünftem Rad zu fünftem Rad.“

Er griff nach einer Bierflasche, die Romy bis dahin irgendwie übersehen hatte, stieß damit leicht gegen ihr Glas und nahm einen ordentlichen Zug. Er schluckte und gab einen Laut von sich, den man unzweifelhaft als genüssliches Grunzen deuten konnte. Vor Staunen klappte ihr die Kinnlade herunter. Es war schon ein wenig schräg, an der Bar dieses gammligen Hinterhofclubs eine absolute Sahneschnitte, die eindeutig der Oberschicht entstammte, sitzen zu sehen. Er verschmähte die überteuerten Cocktails und trank stattdessen Bier aus der Flasche wie ein Bauarbeiter. Ohne weiter nachzudenken, setzte sich Romy zurück auf ihren Barhocker.

„Haben Sie sich verlaufen?“, fragte sie geradeheraus und nahm nun doch einen Schluck von ihrem neuen Drink. „Sie sehen aus, als kämen Sie aus der Oper.“

„Wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin auf der Flucht.“

„Soso, auf der Flucht. Vor einer Frau oder haben Sie am Ende die Oper ausgeraubt?“

Er lachte und entblößte dabei zwei Reihen gleichmäßiger, kräftiger Zähne.

„Die Svenson-Charity-Gala, sagt Ihnen das was?“

„Ja, natürlich“, entgegnete sie. „Mein Boss ist da heute auch und lässt sich kräftig melken.“

„Tja, von dort bin ich geflüchtet“, er sah sie interessiert an. „Ihr Boss ... darf ich fragen, wer das ist?“

„Ich fürchte, das geht zu weit“, sagte sie entschieden. „Ich kenne Sie nicht und ich werde Ihnen ganz sicher nicht sagen, wo ich arbeite.“

„Kein Problem, aber was das Kennenlernen betrifft …“, er schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Eric.“

„Romy.“

Sein Händedruck war angenehm kräftig, er hatte elegante Hände mit schlanken Fingern … schöne Hände. Er sah sie mit seinen blauen Traumaugen an und sie sank hinein, nur um gleich darauf zurückzuschrecken. Was um alles in der Welt sollte das werden? Ein Flirt zwischen Aschenputtels großer Schwester und dem Märchenprinzen? Herrje Romy, wach auf!

Er neigte sich herüber und sagte ziemlich dicht an ihrem Ohr:

„Wenn ich mich noch länger in dieser Lautstärke unterhalten muss, kriege ich morgen kein Wort mehr heraus und Sie machen auch nicht den Eindruck, als würden Sie sich hier sonderlich wohl fühlen. Wie wäre es, wenn wir woanders hinhingen? Nicht weit von hier gibt es eine Bar, in der es ruhiger ist und wo man sich nicht anbrüllen muss, um sich zu verstehen.“

Erics Händedruck verstärkte sich leicht und erst in diesem Moment bemerkte sie, dass ihre Hand noch immer seiner lag. Schnell zog sie sie weg und sah, dass sich so etwas wie Bedauern in seinen Augen abzeichnete. Erst dann drang zu ihr durch, dass er sie gerade gefragt hatte, ob sie mit ihm gehen wollte. Eric war tatsächlich ein Lichtblick in diesem trüben Laden, aber trotzdem zögerte sie. Er war ein Klassetyp, ohne Zweifel, aber sie hatte genug Menschenkenntnis um zu sehen, dass sich unter der sexy Fassade etwas Dunkles, Gefährliches verbarg.

„Hören Sie … Eric“, antwortete sie. „Es war wirklich nett, Sie kennenzulernen, aber ich gehe jetzt besser. Ich muss morgen früh raus … zur Arbeit.“

Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Morgen ist Sonntag, Romy. Niemand außer der Feuerwehr arbeitet am Sonntag.“

„Ich schon“, entgegnete sie und nahm ihre Tasche von der Bar. Sie sah Melissa kommen, gemeinsam mit dem Grünhemd. Ihre Wangen waren gerötet, er hatte die Hand um ihre Taille gelegt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Melissa lachte schrill und Romy war klar, dass auch diese Nacht für ihre Cousine im Bett eines Kerls enden würde, den sie nicht kannte und den sie nie wiedersehen würde. Dann aber fiel Melissas Blick auf Eric und Romy. Ihre Augen wurden riesig und Grünhemd mit einem Schlag uninteressant. Sie schüttelte seinen Arm ab und kam, lasziv die Hüften schwingend, herübergestöckelt. Melissa ließ Romy links liegen, drehte ihr demonstrativ den Rücken zu und lehnte sich zwischen Eric und sie an die Bar.

„Ich bin Melissa“, gurrte sie herausfordernd. „Sie dürfen mich gern zu einem Drink einladen.“

Romy starrte ihre Cousine ungläubig an. Melissa bot sich an wie eine Nutte.

„Wir wollten gerade gehen“, hörte sich Romy zu ihrem eigenen Erstaunen sagen und noch erstaunter war sie, als Eric tatsächlich aufstand, mit den Schultern zuckte und ohne Bedauern sagte:

„Tut mir leid, Melissa, vielleicht ein anderes Mal.“

Auf den ersten Blick war diese Frau ganz und gar nicht das, was er sich normalerweise ins Bett holte. Im Normalfall nahm er nur Frauen, die er beherrschen konnte und die möglichst kein Theater machten, wenn er ging. Meist suchte er sogar gezielt die Unscheinbaren, denn die überraschten mitunter gewaltig. Die taten aus Dankbarkeit, von einem Mann wie ihm beachtet zu werden alles, was er von ihnen verlangte und packten noch ein paar Extras obendrauf. Er hatte das oft genug ausprobiert, und genoss ihre waidwunden Blicke regelrecht, wenn sie begriffen, dass sie lediglich der reinen Triebableitung gedient hatten.

Die hier war ein anderes Kaliber. Sie war keine Frau, die sich mit ein paar hingeworfenen Knochen begnügte. Nein, die hier war bildschön, dazu intelligent, scharfzüngig und hatte ein ausgeprägtes Ego. Zudem schien sie störrisch wie ein Maulesel zu sein. Für eigenwillige Frauen hatte er was übrig und auch für Frauen, die sich nicht verstellten, die sagten, was sie dachten. Zu seinem Leidwesen war er nicht mit einer solchen Frau verheiratet.

Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sie mitkommen würde. Kurz beschlich ihn das Gefühl, dass sie es nur tat, um ihrer Freundin eins auszuwischen. Oder war sie am Ende doch scharf auf ihn und nahm ihn besitzergreifend aus der Schusslinie?

Was machte eine Frau wie sie in dieser Bruchbude von Club? War sie aus denselben Gründen hier wie er? Um schnellen Sex zu finden? Und wie kam eine Frau wie sie an solche Freundinnen? Das passte überhaupt nicht. Die Brünette war vollkommen indiskutabel, eine hohle Nuss, das sah er auf den ersten Blick. Die andere, die Rothaarige, war exquisit – aber sicher nicht mehr lange, wenn sie so weitermachte. Er kannte diesen Typ Frau bis zum Erbrechen und er gab ihr noch fünf Jahre, bis man ihr das ausschweifende Leben ansehen würde. Was dann kam, wusste er auch. Eric hatte es Tag für Tag vor Augen.

„Gehen wir auf einen Drink oder lieber auf einen Kaffee?“, fragte er, als sie auf der Straße standen und fügte spöttisch hinzu:

„Wo Sie doch morgen arbeiten müssen?“

„Ich muss wirklich arbeiten“, antwortete sie und wirkte plötzlich müde. „Das war keine Ausrede. Kaffee wäre mir ehrlich gesagt lieber.“

Schräg gegenüber war ein kleiner Laden, mehr ein Imbiss als ein Café, aber er hatte noch geöffnet und am Fenster war ein Tisch frei.

„Also Romy“, sagte er, als die Bedienung wieder verschwunden war. „Wieso arbeiten Sie am Sonntag? Sind sie Ärztin? Oder vielleicht doch Feuerwehrfrau?“

„Polizistin“, entgegnete sie und übersah seinen verblüfften Blick. Die Männer reagierten immer gleich. Sie hatte oft überlegt, ob sie diese Frage nicht lieber mit ‚Krankenschwester‘ oder ‚Lehrerin‘ beantworten sollte, aber andererseits konnte man den Männern damit zu verstehen geben, dass mit ihr im Ernstfall nicht zu spaßen war. Dass sie Kommissarin bei der Mordkommission war, hielt sie aus verständlichen Gründen zurück.

„Polizistin“, wiederholte er süffisant und ein anzügliches Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel. „Ich finde Frauen in Uniform ungemein erotisch. Würden Sie Ihre für mich anziehen?“

Romy schnaubte verächtlich. Schade, sie hatte ihn nicht für einen solchen Idioten gehalten.

„Also jetzt verraten Sie mir mal, was an einer Polizeiuniform erotisch sein soll? Etwa der Zuschnitt?“

„Nein sicher nicht. Es ist die Ausstrahlung, die Macht, die davon ausgeht.“

„Ach und Sie würden sich gern von der Macht übers Knie legen und mit dem Schlagstock windelweich prügeln lassen, oder wie?“

Er lachte auf, zuckte mit den Schultern und fixierte sie mit seinem Blick

„Lassen Sie es doch drauf ankommen. Ich wette, Sie können gut mit Handschellen und Schlagstock umgehen. Und mit Ihrer Waffe.“

Er legte den Kopf schräg und hatte plötzlich ein Funkeln in den Augen.

„Haben Sie Ihre Waffe schon einmal eingesetzt? Haben Sie schon einmal jemanden erschossen?“

Seine Worte beförderten sie blitzartig zurück nach Waldenberg, wo sie im letzten Sommer tatsächlich jemanden erschossen hatte. Mit der Sache war sie noch immer nicht ganz fertig, aber das würde sie ihm sicher nicht auf die Nase binden. Sie stand mit einem Ruck auf.

„Ich denke, an dieser Stelle endet unsere Bekanntschaft. Vielen Dank für den Kaffee.“

Neuer Rekord für ihn! Er hatte es binnen weniger Minuten geschafft, das Date an die Wand zu fahren. Dabei hätte er gern noch ein wenig mit ihr geplaudert.

Geplaudert? War er vollkommen verrückt geworden? Er hatte vor über einer Woche zum letzten Mal Sex gehabt, er wollte vögeln, nicht reden! Vielleicht hätte er doch ihre scharfe Freundin nehmen sollen, die hätte sich sicher nicht zweimal bitten lassen.

„Romy, es tut mir leid. So war das nicht gemeint …“, seine Entschuldigung verpuffte ungehört, sie war längst weg. Eric warf einen Geldschein auf den Tisch, verließ das Lokal und holte sie an der Straßenecke ein, wo sie versuchte, ein Taxi anzuhalten.

Romy schnaubte verächtlich, als sie ihn kommen sah. Er besaß tatsächlich die Frechheit, ihr nachzulaufen. Obwohl, in gewisser Weise war das schon irgendwie süß, Männer waren von ihr meist so eingeschüchtert, dass sie es nicht wagten, ihr nachzulaufen. Leicht außer Atem blieb er neben ihr stehen, warf sich in die Brust und sagte feierlich grinsend:

„Ich schwöre hoch und heilig beim Leben meiner Großmutter, dass ich keine blöden Fragen mehr stellen werde. Die Sache mit der Uniform würde ich allerdings gern austesten.“

Sie sah ihn misstrauisch von unten her an und da war sie wieder, die Zungenspitze zwischen seinen Zähnen. Wenn das seine Masche war, war sie gut, verflucht gut, denn in ihr begann es verlangend zu kribbeln. Verdammt, was sollte das! Eine Romy Hasenberg bekam keine weichen Knie, nur weil sie so ein Oberschichtenschönling mit seiner Zungenspitze verrückt machte.

Es musste daran liegen, dass sie leicht beschwipst war. Genau, das war der Grund. Romy kannte sich doch, nüchtern hätte sie sich niemals darauf eingelassen, mit ihm mitzugehen. Ihr Bauchgefühl täuschte sie selten. Hatte sie am Ende nur Melissa eins auswischen wollen? Sie zuckte zusammen, denn Eric legte eine Hand auf ihren Arm.

„Ich würde gern meinen Fauxpas von eben wieder gutmachen. Bitte gestatten Sie mir, Sie nach Hause zu bringen.“

Die Wärme seiner Hand durchdrang den dünnen Stoff ihrer Jacke und brannte sich in ihren Arm. Er bewegte seinen Daumen leicht hin und her und das reichte aus, um Stromstöße durch ihren Körper zu schicken. Sie wollte von ihm weg, wollte Abstand halten, stattdessen machte sie einen Schritt auf ihn zu. Jetzt stand sie so dicht vor ihm, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte. Seine Hand wanderte vom Arm auf ihren Rücken und er zog sie an sich.

„Lass mich dich nach Hause bringen, Romy“, raunte er ihr ins Ohr. Seine Lippen streiften leicht über ihre Wange und legten sich auf ihren Mund. Wieder wollte sie ausweichen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht, ach was … ihr ganzer Körper widersetzte sich. Romys Lippen öffneten sich und ließen die sexy Zungenspitze in ihren Mund schlüpfen, ihre Arme hoben sich und legten sich um seinen Hals, ihre Hüften drängten gegen seine und das kleine Teufelsding zwischen ihren Beinen begann, fordernd anzuklopfen.

Eric verstärkte die Intensität seines Kusses, drängte ein Bein zwischen ihre und Romy presste ihren Unterleib gegen seinen Oberschenkel. Sie stöhnte leise, als er sie rückwärts in einen Hauseingang drängte, sie an die Wand drückte und, ohne die Zunge aus ihrem Mund zu nehmen, mit der Hand unter ihr Kleid fuhr. Er streichelte ihren Oberschenkel, umfasste ihre Hinterbacken und sie spürte seine Erektion an ihrer Scham. Als seine Finger zielsicher in ihren Slip fuhren und ihr Innerstes erforschten, wölbte sie sich ihm verlangend entgegen, doch dann wurde ihr trotz aller Erregung mulmig. Er würde es doch nicht jetzt sofort tun wollen … hier in diesem schmutzigen, übelriechenden Hauseingang …

Romy wurde postwendend eines Besseren belehrt. Er wollte, und wie! Die Hand unter dem Rock schob ihren Slip beiseite, suchte und fand auf Anhieb die richtige Stelle, die andere Hand nestelte unmissverständlich an seiner Hose. Oh Gott, was tat sie hier bloß? Sie versuchte, Herrin ihrer Sinne zu werden, doch es war zu spät. Romy kam gegen seine Hand und zwar gewaltig. Sie konnte nichts tun, als sich mit einem mühsam unterdrückten Schrei ihrem Orgasmus zu ergeben.

Eric zog seine Hand weg, er schien bestens präpariert, denn sie hörte Folie reißen und erahnte in der Dunkelheit, dass er hastig ein Kondom überstreifte. Ohne ein Wort zu sagen legte er ihr Bein über seinen Arm und drang mit einem Stoß in sie ein. Im ersten Moment blieb ihr die Luft weg, doch dann fühlte es sich wunderbar an, nahezu perfekt. Es dauerte nicht lange und sie hatte einen zweiten Orgasmus. Er erstickte ihr lautes Stöhnen mit seinem Mund, stieß noch zwei oder dreimal hart in sie und kam selbst.

Er stützte sich rechts und links neben ihr mit den Händen an der Wand ab und lehnte seinen Kopf an Romys. Seine Stirn war schweißnass und ihr klebte das Kleid feucht am Rücken. Sie widerstand dem Drang, ihn an sich zu ziehen und ihm die Zunge in den Hals zu stecken, sie widerstand dem Drang, mit ihm ins nächste Hotel zu gehen und die Nacht durchzuvögeln. Sie widerstand, denn die Alarmglocken in ihrem Inneren schrillten in den höchsten Tönen. Dieser Mann war blankes Gift. Er hatte sie rücksichtslos und ohne zu zögern in einem dreckigen Hauseingang gefickt und sie hatte es nicht nur einfach geschehen lassen, nein, sie hatte mitgemacht.

Mit einer energischen Bewegung schob sie Eric von sich und versuchte, ihre Kleidung in einen halbwegs annehmbaren Zustand zu bringen. Sie musste weg hier, weg von ihm und zwar so schnell wie möglich.

Er konnte es kaum glauben, sie stieß ihn von sich, einfach so, wie ein lästiges Übel. Vor ein paar Minuten noch schien sie unersättlich, hatte vor Lust gewimmert und war zweimal heftig gekommen. Und gerade, als er sie fragen wollte, ob sie sich nicht für den Rest der Nacht einen etwas angenehmeren Aufenthaltsort suchen sollten, stieß sie ihn weg. Da war keine Dankbarkeit in ihrem Blick, auch keine Verletzheit, nur Verachtung und Selbstekel, als würde sie zutiefst bereuen, was sie gerade getan hatte. Vielleicht hatte sie ja tatsächlich einen Mann. Sicher ging es um so etwas, aber das interessierte ihn herzlich wenig. Er war seit zehn Jahren verheiratet und betrog seine Frau ständig.

Für ihn war es kein richtiger Betrug, denn Lisa und er schliefen nicht mehr miteinander, schon sehr lange nicht mehr. Er hatte sie der Firma wegen geheiratet und nicht, weil sie die Liebe seines Lebens war. Er lebte für die Firma und sie für Schönheitsfarmen, Fitnessstudios, Lippenaufspritzen und Kotzen nach dem Essen, um bloß nicht fett zu werden. Eric suchte schon lange sein Vergnügen anderweitig. Sie wusste es, doch es interessierte sie einen Scheißdreck. Hauptsache, der Schein wurde gewahrt, er hatte die Firma im Griff und das Geld floss in Strömen.

Romy fummelte an ihren Klamotten herum und versuchte vergeblich, ihr Kleid glattzustreichen. Ihre abweisende Haltung ging Eric gegen den Strich, Frauen verhielten sich ihm gegenüber nicht so. Normalerweise lief das andersherum.

„Romy“, er griff nach ihrem Arm. „Was hältst du davon, wenn wir …“

„Nichts“, unterbrach sie ihn barsch. „Ich halte gar nichts davon. Ich habe einen Fehler gemacht und ich werde ihn nicht wiederholen.“

Sie riss sich los und rannte auf die Straße. Natürlich kam genau jetzt, wo er es überhaupt nicht gebrauchen konnte, ein Taxi. Romy sprang hinein und war weg. Er ertappte sich dabei, wie er dem Wagen nachstarrte, sah die roten Bremslichter aufleuchten, als er um die Ecke bog, dann war sie endgültig verschwunden. Langsam ging er zurück zum Parkplatz hinter dem Club, wo sein eigener Wagen stand.

Romy … wie auch immer sie weiter hieß … sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt was sein Faible für Handschellen und Uniformen anging. Er war nicht der Mann, der sich von einer Frau den Hintern versohlen ließ. Er liebte den Umgang mit Handschellen, aber er trug sie nicht selbst. Uniformen strahlten eine gewisse Macht aus und er war ein Meister darin, die Macht anderer für sich zu nutzen. Macht war da, um benutzt und gegebenenfalls gebrochen zu werden und eine Frau wie Romy zu brechen und sie sich zu unterwerfen, reizte ihn unglaublich. Es gehörte nicht viel dazu, ein unbedarftes, sexhungriges Mäuschen aufzureißen, das vor lauter Glück, einen Mann wie ihm geangelt zu haben, über seinen Schatten sprang und all seine speziellen Wünsche erfüllte. Es war auch etwas völlig anderes, sich eine Nutte zu kaufen und sich an ihr auszuleben, denn auch die widersprach nicht und tat, was von ihr verlangt wurde. Aber Romy war anders, sie hatte einen eigenen Willen, sie war eine Frau, die die Männer nach ihrer Pfeife tanzen ließ.

Vor seinem inneren Auge sah er sie gefesselt auf einem Bett liegen. Sie sah ihn mit hasserfülltem Blick an und wand sich, um sich zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Er stellte sich vor, wie er sie mit harter Hand gefügig machte, wie sie später unter seinen Liebkosungen stöhnte und sich ihm entgegenwölbte.

Verdammt, er hatte schon wieder einen Ständer. Der Quickie mit Romy hatte sein Verlangen nicht mal ansatzweise gestillt. Er beschloss, noch einen Abstecher ins ‚Lilou‘ zu machen, einem exklusiven Klub der gehobenen Klasse. Eigentlich hatte er keine Lust auf die Nutten dort, obwohl die Damen von Madame Lilou handverlesen und sündhaft teuer waren. Leise Wut auf Romy durchzuckte ihn. Wie konnte sie es wagen! Er war Benedikt Eric Daniels, ihn ließ man nicht ungestraft abblitzen.

Nun, er würde sie finden, sie war eine auffällige Erscheinung. Frauen wie sie gab es sicher nicht viele bei der örtlichen Polizei und irgendwie konnte er sie sich nicht als einfache Streifenpolizistin vorstellen. Er kannte genug Leute, die ihm behilflich sein würden, sie ausfindig zu machen. Man sah sich immer zweimal im Leben.

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Romy Hasenberg indessen schloss, immer noch wütend über sich selbst, ihre Wohnungstür auf, schleuderte die unbequemen Stilettos von den Füßen und ließ die Badewanne volllaufen. Es war spät, sie hundemüde und langsam stellte sich ein leichter Kater ein, doch sie fühlte sich schmutzig. Melissa hatte gar nicht mal so unrecht gehabt. Romy stürzte sich in letzter Zeit verstärkt in dubiose Sexabenteuer, um für kurze Zeit die Einsamkeit und die Leere, die sie umgab zu vergessen, sobald sie von der Arbeit nach Hause kam. Besser fühlte sie sich danach allerdings nie. Aber was sollte sie machen, sie liebte ihre Arbeit, sie war neben Kampfsport, den die leidenschaftlich gern betrieb, ihr einziger Lebensinhalt und Romy hatte ein Ziel vor Augen. Sie würde Karriere machen und es ihren verhassten Kollegen so richtig zeigen.

‚Romy Hasenberg – Polizeipräsidentin‘, ihr Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. Sie ließ sich ins heiße Wasser sinken, tauchte ab und blieb so lange unten, bis sie, nach Atem ringend, auftauchen musste. Dann griff sie zum Handy und drückte auf Kurzwahl. Am anderen Ende wurde nach dem zweiten Klingeln abgenommen.

„Hey“, sagte sie. „Ich weiß, es ist Samstag und es ist spät …“

„Es ist bereits Sonntag und du störst nicht, im Gegenteil. Ich sitze schon viel zu lange über so einer blöden Recherche, ich hätte längst Schluss machen sollen.“

Seine warme Stimme bewirkte, dass sie locker wurde, sich entspannte und in der Badewanne zurücklehnte. Sie hörte leises Klirren und wusste, dass er sich etwas zu trinken eingegossen hatte.

„Was ist los, du klingst niedergeschlagen“, sie sah sein spöttisches Lächeln förmlich vor sich, als er fragte:

„Wieder Mist gebaut, Blondie?“

Sie grinste, er kannte sie mittlerweile besser als sonst jemand.

„Aber woher denn, ich doch nicht“, Romy schloss die Augen, versuchte, sich sein Gesicht in Erinnerung zu rufen und fragte sich zum wiederholten Mal, wie sie jemals ohne die Gespräche mit David Bender hatte leben können.


2

„Saraaahhh, Tooom, hiiiiiieeeeerheeeer“, Conny Engels langgestreckter, schriller Schrei weckte die schlaffen Reisenden, die nach dem unbequemen Nachtflug müde durch die Flughafenhalle schlurften, gnadenlos auf.

„Du hast tatsächlich die Chaos- Queen gebeten, uns abzuholen?“, brummte Tom Zillbach und schulterte seinen Rucksack.

„Hör auf zu meckern“, entgegnete Sarah Bennett. „Sieh dir die Schlange am Taxistand an. Würdest du dich wirklich gern noch stundenlang da anstellen?“

Tom brabbelte Unverständliches vor sich hin, doch dann trottete er gehorsam hinter Sarah her Richtung Conny.

„Wow, seht ihr gut aus, erholt und braungebrannt. Ihr passt gar nicht in den kühlen deutschen Frühling!“ Conny umarmte erst Sarah und dann den widerstrebenden Tom.

„Jetzt hab dich doch nicht so“, sagte sie lachend. „Ich fress dich schon nicht.“

„Aber du bist laut“, sagte Tom. „Laut und viel zu wach. Es ist sieben Uhr morgens und ich hab kein Auge zubekommen in dem verdammten Flieger.“

„Der große Mann hat Flugangst“, Sarah grinste. „Jedes Mal, wenn es ein wenig turbulent wurde, ist mein Held kreidebleich geworden und hat sich an mir festgekrallt. Ich wette, ich habe überall blaue Flecken an den Armen und meine Hand ist komplett zerquetscht.“

„Ich hasse nun einmal Situationen, die ich nicht beeinflussen kann. Na und?“

„Du hast es überlebt, also gib Ruhe. Außerdem war die Reise deine Idee, Tom. Schon vergessen?“

„Ist ja gut, ich ergebe mich“, Tom hob gespielt resigniert die Hände. „Können wir jetzt fahren? Ich will nur noch ins Bett.“

Sarah stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Tom einen schwesterlichen Kuss auf die Stirn.

„Conny, ich gebe dir einen guten Rat“, sagte sie. „Such dir bloß einen Mann, der zehn Jahre jünger ist als du. Du siehst ja, was dabei herauskommt, wenn man sich so einen alten Knochen wie Tom auf den Buckel bindet.“

„Na warte“, Tom packte sie, küsste sie fest auf den Mund und sagte:

„Ich werde dir meinen alten Knochen zeigen, sobald wir zu Hause sind.“

„Da bin ich aber mal gespannt“, Sarah hielt seinen Kopf fest und küsste ihn noch einmal.

„Schafft ihr es noch bis nach Hause?“, ätzte Conny. „Ihr wart zehn Tage allein auf einer Insel. Habt ihr es da nicht bis zum Abwinken getan oder warum seid immer noch so scharf aufeinander?“

Tom legte seinen Arm um Sarah, verdrehte die Augen und murmelte etwas, das wie:

„Die wird sich nie ändern“, klang.

„Lasst uns endlich fahren“, sagte Sarah. „Ich bin auch ziemlich müde.“

„Alter Knochen“, antwortete Tom und grinste.

Es war schön, nach Hause zu kommen. Allerdings auch ein kleiner Schock, denn nachdem März und April dieses Jahres gar nicht so übel gewesen waren, präsentierte sich der Mai mit nasskaltem Schmuddelwetter und stolzen zwölf Grad Celsius. Nach zehn Tagen Hochsommer auf Gran Canaria kam es ihnen vor, als wären sie in den Winter zurückgekehrt.

„Hier ist es so trüb und kalt. Ich will wieder zurück“, stöhnte Tom.

„Du willst echt wieder in den Flieger?“, neckte ihn Sarah. „Bist du sicher?“

Tom ließ das Gepäck mitten im Flur stehen, öffnete Sarahs Jacke und fuhr mit beiden Händen hinein.

„Ich will in mein warmes Bett“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Ich will, dass du dich nackt ausziehst und mich zum Schwitzen bringst.“

Sarah schmiegte sich an ihn, nahm seine Hand und schob sie unter ihren Pullover.

„Sagtest du nicht, du seist müde?“

„Du weißt doch, eine Runde geht immer.“

Sie ließ sich lachend aus der Jacke helfen, schlüpfte aus den Schuhen und flitzte vor Tom die Treppe nach oben.

Tom hatte sogar zwei Runden auf die Reihe bekommen, eine unter der Dusche und eine im Bett. Sie hatten sich gegenseitig zum Schwitzen gebracht, wie jedes Mal, wenn sie miteinander schliefen. Sex mit Tom war aufregend wie am ersten Tag, obwohl sie bereits ein dreiviertel Jahr zusammen waren.

Jetzt lag er neben Sarah und schlief. Zärtlich sah sie zu ihm hinüber und lächelte. Manchmal konnte sie kaum fassen, dass er wirklich ihr gehörte, dass er ihr Mann war. Tom, der nie zuvor eine wirklich lange Beziehung geführt, geschweige denn mit einer Frau zusammengelebt hatte, war einfach so ins kalte Wasser gesprungen. Kurz vor Weihnachten, hatte er seine Wohnung in Berlin aufgegeben und war mit Sack und Pack bei ihr eingezogen. Tom Zillbach, der Mann, der nichts anbrennen ließ, war tatsächlich sesshaft geworden und auch Sarah, die nicht wollte, dass sich ihr Ehedesaster wiederholte, krempelte ihr Leben von Grund auf um.

Die Katastrophen, die im letzten Jahr über sie hereingebrochen waren, hatten dem Hotel nicht geschadet, im Gegenteil, es war die meiste Zeit ausgebucht und das Restaurant gefragter denn je. Doch Sarah hatte gelernt, wie vergänglich alles war, wie schnell alles vorbei sein konnte. Sie arbeitete nach wie vor gern, aber sie delegierte jetzt mehr. Ihren Kollegen Norbert Fischer, ohne den das Hotel im letzten Jahr den Bach runtergegangen wäre, hatte sie zum Küchenchef befördert und Sarah gönnte sich tatsächlich den Luxus freier Zeit. Das Einzige, was noch immer fehlte, war ein neuer Hotelmanager, der ihr die lästige Verwaltungsarbeit abnahm. In den letzten Monaten hatte sie mehr Zeit im Büro als in ihrer Küche verbracht und das gefiel ihr überhaupt nicht. In dieser Woche wollte sie endlich eine Stellenanzeige aufgeben, um einen neuen Hotelmanager zu finden, damit sie sich wieder ihrer eigentlichen Arbeit, dem Kochen widmen konnte.

Ja, Sarah Bennett war glücklich. Glücklich und rundum zufrieden. Sie lebte mit der Liebe ihres Lebens zusammen, beruflich lief es wieder so, wie es sollte und in letzter Zeit dachte sie immer öfter darüber nach, wie es wäre, ein Kind zu haben, ein süßes, kleines Wesen mit Toms braunen Augen.

Sarah war zwar müde, doch sie hatte den Schlaf übergangen. Sie sah Tom noch ein Weilchen beim Schlafen zu, dann stand sie leise auf, schlüpfte in dicke Socken und ihren wärmsten Bademantel und schlich sich hinunter in die Küche. Mit einer Tasse Kaffee setzte sie sich an den Tisch und sah die Stapel Zeitungen und Post durch, die ihre Nachbarin fein säuberlich dort abgelegt hatte.

„Geplantes Luxusressort am Dimmritzer See schafft zweihundertfünfzig neue Arbeitsplätze für die Region“

Die Schlagzeile sprang sie an, Sarah griff nach der Zeitung und las die Überschrift noch einmal. Der Artikel selbst war nicht sonderlich lang und klang relativ unspektakulär, doch für Sarah veränderte sich in diesem Moment alles. Sie holte ihr Notebook an den Küchentisch, klappte es auf und begann zu recherchieren. Was sie fand, schickte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.

Sie war so vertieft, dass sie zusammenschrak, als sich plötzlich Toms Hand auf ihre Schulter legte.

„Schon wieder am Arbeiten?“, fragte er. „Du wirkst so besorgt. Ist was passiert?“

Sie reichte ihm die Zeitung und sagte tonlos:

„Jemand will den See kaufen und ein Hotel bauen.“

Tom las die Überschrift, sah Sarah an und erschrak vor ihrem wilden Blick.

„Der See soll eingezäunt werden und nicht mehr öffentlich zugänglich sein. Wie kann das sein Tom? Wer hat das Recht, den See zu kaufen und ihn abzusperren? Ich dachte, der gehört uns allen?“

Tom dachte sofort an die vielen schönen Stunden, die sie gemeinsam dort verbracht hatten, an Sarahs verborgene Lieblingsstelle unter der Trauerweide, unter der man sich lieben konnte, ohne entdeckt zu werden. Doch Sarah spann den Faden bereits weiter:

„Wenn die dort ein Fünf- Sterne- Ressort bauen, bin ich erledigt. Dann kann ich mein Hotel schließen.“

„Hey“, Tom legte seinen Arm um sie. „Keine Panik. Hier steht, dass das eine Anlage für Superreiche wird. Dein Hotel ist gehobene Klasse, aber du bedienst eine vollkommen andere Klientel. Und überhaupt, warum sollten Superreiche nach Dimmritz kommen? Der Laden ist sicher schneller wieder pleite, als die es sich vorstellen können. Wahrscheinlich kommt ihr euch ja überhaupt nicht ins Gehege.“

„Denkst du wirklich, dass die mich als Konkurrenz direkt vor der Haustür dulden werden?“, ungläubig sah sie zu Tom auf. „Die Daniels- Gruppe steht dahinter. Ich hab die grad gegoogelt und es ist schlimmer, als du dir vorstellen kannst.“

„Ich hab noch nie von denen gehört“, antwortete Tom. „Klär mich auf.“

„Die Daniels- Gruppe ist in Berlin ansässig und wurde vor dreißig Jahren von einem Juristen namens Heinrich Daniels gegründet. Er war sehr erfolgreich mit dem, was er tat, ihm gehören europaweit fast fünfzig Hotels, er hängt außerdem in diversen anderen großen Immobiliengeschäften mit drin. Ihm gehört eine der größten Brauereien Deutschlands und er macht nicht genauer bezeichnete Geschäfte auf dem chinesischen Markt. Allerdings hatte Heinrich Daniels letztes Jahr zwei Schlaganfälle, ist seitdem gelähmt und ans Bett gefesselt. Er hat die Firma auf seine Tochter überschrieben, aber geführt wird die Daniels- Gruppe von ihrem Ehemann, einem gewissen Benedikt Daniels.“

Tom goss sich Kaffee ein, rückte einen Stuhl neben Sarah und sah mit ihr gemeinsam auf den Bildschirm.

„Ach, die sind das“, sagte er. „Das sind die Typen, die Steinberg gekauft haben. Kannst du dich erinnern? Das war ein riesen Skandal.“

Sarah schüttelte den Kopf, gab ‚Steinberg‘ in die Suchmaschine ein, überflog die erste Webseite zum Thema und erbleichte. Die Daniels- Gruppe hatte sich vor Jahren ein touristisch unbedeutendes Dorf in den Bayerischen Alpen komplett unter den Nagel gerissen und die altansässige Bevölkerung mit dubiosen Methoden aus dem Ort gedrängt. Heute vergnügte sich im Winter der internationale Geldadel in Steinberg, die Grundstückspreise waren astronomisch und Immobilien im Ort wurden für mehrstellige Millionenbeträge gehandelt. Man munkelte hinter vorgehaltener Hand, dass die Familie Daniels Schmiergelder in gigantischen Höhen hatte fließen lassen, um den Ort in die Hände zu bekommen, aber man konnte ihm nie etwas nachweisen.

„Glaubst du, die machen aus Dimmritz ein zweites Steinberg?“, fragte Sarah erstickt.

„Kann ich mir nicht vorstellen“, Tom schüttelte den Kopf. „Es ist ja ganz nett in Dimmritz, aber was gibt es da schon? Ich denke, die bauen ihr abgeschottetes Ressort und lassen den Rest des Ortes in Ruhe.“

„Ich hoffe sehr, dass du recht hast“, Sarah klappte das Notebook zu und trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum.

„Sarah, bleib ruhig“, Tom legte seine große Hand auf ihre und hielt sie fest. „Wir fahren ja gleich rüber ins Hotel.“

„Es macht dir nichts aus? Es ist unser letzter Urlaubstag.“

„Ich kann dich halt nicht leiden sehen“, er lachte und küsste sie auf die Stirn. „Aber erst wird gefrühstückt!“

Später im Hotel hielten sie Kriegsrat mit Norbert. Sarah würde es ganz sicher nicht auf sich beruhen lassen, dass der See einfach so verkauft werden sollte. Im Geiste sah sie ihn bereits umgeben von einer übermannshohen Mauer, gespickt mit Stacheldraht und mit schwerbewaffneten Sicherheitsleuten am Eingang. Sie wusste, dass sie übertrieb, aber sie konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass sie und alle anderen Dorfbewohner nie wieder an ihren See gehen durften.

„Wir müssen das unbedingt verhindern“, empört tigerte sie hin und her. „Morgen fahre ich als erstes zum Landrat. Die werden mich kennenlernen!“

„Die lassen dich gar nicht vor ohne Termin“, versuchte Tom sie zu beschwichtigen. „Wir sollten uns erst einmal ein paar handfeste Hintergrundinformationen verschaffen, ehe wir etwas unternehmen. Du weißt, dass in der Zeitung viel Müll steht, vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie du denkst.“

„Geh doch morgen zum Bürgermeister“, sagte Norbert. „Vielleicht kann der dir ja bereits ein paar Fragen beantworten.“

„So ein verdammter Mist“, fluchte Sarah. „Es wäre ja auch zu schön gewesen, einfach mal Ruhe zu haben.“

Tom schloss sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.

„Fahrt wieder nach Hause und genießt euren letzten Urlaubstag“, Norbert lächelte ihr aufmunternd zu. „Lass dich nicht so runterziehen, Sarah. Am Ende klärt sich alles.“

„Binsenweisheiten“, motzte sie. „Wie sich am Ende alles klärt, haben wir doch erlebt. Der Schlamassel wird immer schlimmer, je weiter man drinsteckt.“

„Aber es hat sich doch geklärt, sonst stünden wir beide jetzt nicht hier, oder?“

Tom nahm sie bei den Schultern, winkte Norbert zu und schob Sarah zur Hintertür hinaus.

„Komm Weib“, neckte er sie. „Ich würde ja sagen, wir fahren zum See, aber die Wiesen sind noch nicht geheizt.“

Entnervt schüttelte sie den Kopf.

„Hast du eigentlich auch noch was anderes hier drin?“, sie stupste mit zwei Fingern gegen seine Stirn. Tom hielt sie fest und küsste ihre Fingerspitzen.

„Heute nicht. Weißt du, ich mag gar nicht dran denken, was ich morgen für Widerlichkeiten auf meinem Schreibtisch finden werde.“

Er senkte die Stimme und raunte:

„Aber heute will ich mir einbilden, noch auf der Insel zu sein, ein letztes Mal das süße Lotterleben genießen und es mir richtig besorgen lassen.“

„Oh mein Gott“, stöhnte Sarah. „Hast du denn nie genug?“

„Von dir? Niemals! Außerdem ist das Wetter viel zu schlecht, um irgendetwas anderes zu machen.“

Er schlang einen Arm um ihre Hüfte und dirigierte sie Richtung Auto.

„Du hast dich mit einem echten Kerl eingelassen, Baby, meine Gedanken drehen sich ausschließlich um Jagen und Sex. Aber auf die Jagd gehe ich erst morgen wieder.“

„Ich wusste es“, Sarah lachte und kniff ihn in den Hintern. „Du bist ein Neandertaler.“

 


3

 

Zur gleichen Zeit saß Romy Hasenberg an ihrem Schreibtisch und kämpfte sich durch einen Stapel Akten. Sie hasste den Bürokratenmist und schob den Schreibkram meist so lange vor sich her, bis es nicht mehr ging. Immer wieder nahm sie sich vor, das Zeug gleich abzuarbeiten und nicht erst ewig liegenzulassen, aber das schaffte sie nie. Sie arbeitete lieber draußen, vor Ort, für den Schreibtisch war sie einfach nicht gemacht. Aber morgen kam Tom aus dem Urlaub zurück und bis dahin musste der Haufen abgearbeitet sein.

Ihrem Partner Tom Zillbach bereitete es geradezu Freude, ihr diese unliebsamen Arbeiten aufzudrücken, aber sie nahm es zähneknirschend in Kauf. Er war ihr Vorgesetzter und sie hatte einiges gutzumachen bei ihm. Außerdem war sie dankbar dafür, dass er sie nach ihrem Versuch, Sarah Bennett und ihn auseinanderzubringen, nicht zum Teufel gejagt hatte. Es hatte Monate gedauert, bis sie wieder halbwegs locker miteinander umgehen konnten. Romy wusste, dass sie Toms Einlenken zu einem großen Teil Sarah Bennett verdankte, denn die hatte die Wogen zwischen ihnen geglättet. Doch um weiter mit Tom arbeiten zu können hätte Romy größere Schikanen auf sich genommen, als den Schreibkram zu erledigen. Er war einfach der Beste und sie würde alles tun, um ihn nicht wieder zu enttäuschen.

Drüben im Großraumbüro brandete Gelächter auf. Tom, der einer der leitenden Ermittler der Abteilung war, genoss das Privileg eines eigenen Büros und Romy als seine Partnerin durfte dieses Privileg mit ihm teilen. Normalerweise schloss sie immer die Tür, um ihre Ruhe zu haben. Doch heute stand sie offen und Romy hörte zwischen dem rauen Lachen der Kollegen ihren Namen. Die Männer mochten sie nicht, Romy wusste das, aber sie würde nicht zulassen, dass sich die Flachzangen da draußen auf ihre Kosten amüsierten.

Sie war noch nicht richtig aus dem Büro, als Robbie Fleischmann, die Oberknalltüte der Mordkommission, auf sie zutänzelte. An seinem Arm baumelte ein großer Picknickkorb von La Grande, dem mit Abstand teuersten Feinkostgeschäft am Kurfürstendamm, er machte eine Art Kratzfuß und stellte den Korb vor ihr auf einen Tisch.

„Lieferung für Frau Hasenberg“, säuselte er und begann, im Korb herumzuwühlen.

„Ja, was haben wir denn da? Hummer, Lachs und warme Quiche … oh mein Gott, ich sterbe für die Quiche von La Grande. Überhaupt, ich sterbe gleich vor Hunger“, stöhnte er. „Ich wollte mir gerade eine Pizza bestellen, aber das hier ist natürlich um Welten besser.“

Grinsend taxierte er Romy.

„Ist bei dir jetzt der Wohlstand ausgebrochen, Hasenberg? Gab‘s ne Gehaltserhöhung oder wieso kannst du dir neuerdings La Grande leisten?“

„Ich habe das nicht bestellt“, blaffte Romy. „Gib her, Fleischmann.“

Der zog ihr den Korb vor der Nase weg, stellte ihn aus ihrer Reichweite und wühlte wieder darin herum. Er zog eine längliche Schachtel heraus, beäugte sie und fing an zu lachen.

„Wie es aussieht, hat unsere liebreizende Kollegin einen heimlichen Verehrer.“

Romy griff nach der Schachtel, doch Fleischmann hielt das Ding so hoch, dass sie unmöglich herankommen konnte. Die ganze Sache wurde ihr zu blöd.

„Schiebs dir sonst wohin, Fleischmann“, zischte sie und wollte gehen, doch die Meute hatte sie eingekreist. Angespornt vom Beifall dieser Mistkerle riss Fleischmann den Deckel von der Schachtel und holte eine rote Rose und einen Umschlag heraus. Übertrieben hingerissen roch er an der Blüte, verdrehte genüsslich die Augen und klemmte sich den Rosenstiel zwischen die Zähne. Er wedelte mit dem Umschlag vor ihrer Nase herum und vollführte dabei ein albernes Tänzchen. Seine angewinkelten Arme ruderten wie beim Ententanz, seine schlaffen Hängebacken schwabbelten im Takt seiner Schritte und Romy, die mit verschränkten Armen und zusammengebissenen Zähnen vor ihm stand, kämpfte mit dem starken Bedürfnis, ihm das Knie in die Eier zu rammen.

„Schluss jetzt!“, Bruno Kaiser, mit dem Romy neben Tom am meisten zusammenarbeitete, drängte sich nach vorn und stieß Fleischmann beiseite. „Das reicht, geht wieder an die Arbeit!“

Er riss Fleischmann den Umschlag aus der Hand und gab ihn Romy. Eine Hitzewelle überflutete sie, denn sie ahnte mittlerweile, woher der Korb kam. Fleischmann öffnete den Mund und spuckte Romy die Rose vor die Füße und ging höhnisch grinsend zurück an seinen Schreibtisch. Angeekelt stieg sie über die Blume, verzog sich in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich. Den Korb ließ sie stehen. Fleischmann hatte mit seinen fettigen Fingern darin herumgewühlt, sie würde garantiert nichts davon essen. Mit zitternden Händen öffnete sie den Umschlag, zog eine Karte heraus und klappte sie auf.

‚Damit Du bei Kräften bleibst. Eric‘

Darunter hatte er seine Handynummer geschrieben. Romys Herz schlug plötzlich rasend schnell, denn ihr war, als spürte sie wieder seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht, seine Hände auf ihrem Körper und seine Küsse, die sie gestern in eine andere Dimension befördert hatten. Verdammt, wie hatte es dieser Mann geschafft, sie zu finden? Und wie hatte er es geschafft, sie so unglaublich schnell zu finden? Wer war er? Sollte sie sich Sorgen machen?

Romy brauchte dringend frische Luft. Sie schnappte ihre Jacke, lief hoch erhobenen Hauptes durch das Großraumbüro und ignorierte die teils hämischen, teils begierigen Blicke, die sie auf dem Weg nach draußen streiften. Eines Tages würde sie diesen Scheißkerlen zeigen, was es bedeutete, sich mit ihr anzulegen.

Sie lief hinunter zur Spree, setzte sich auf eine Bank und starrte ins Wasser. Am liebsten hätte sie David angerufen. Romy zog das Handy aus der Jackentasche, doch dann zögerte sie. David war für sie das, was einem Freund am nächsten kam, er war ihr Vertrauter, aber das würde er sicher nicht bleiben, wenn sie ihn ständig mit irgendwelchem Zeug behelligte. Sie rief ihn eh schon viel zu oft an. Im Normalfall telefonierten sie drei- bis viermal die Woche … war das eigentlich normal? Ihre Eltern rief sie im Höchstfall einmal in drei Monaten an und dann versickerte das Gespräch meist nach kurzer Zeit. Romy und ihre Erzeuger hatten sich schon lange nichts mehr zu sagen, zu viel war passiert zwischen ihnen und sie war früh ihre eigenen Wege gegangen.

Mittlerweile gab es überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr und wenn sie anrief, geschah das aus reinem Pflichtgefühl. Sie wusste nie, worüber sie sich mit ihnen unterhalten sollte. Über die Arbeit konnte und wollte sie nicht reden, ihren Eltern war ihr Job immer ein Dorn im Auge gewesen. Ihr Privatleben war erst recht tabu.

Ja, ihr Privatleben ging niemanden etwas an. Niemanden außer David. Er war die große Ausnahme, obwohl sie sich seit der Bennett- Geschichte nicht wiedergesehen hatten. Nachdem der Fall abgeschlossen war und alle Gangster hinter Gittern saßen, kehrte er nach Hamburg zurück. Ein gutes dreiviertel Jahr war das jetzt her, doch sie blieben in Kontakt. Hatte er eigentlich zwischenzeitlich wieder jemanden? Sie wagte nicht, ihn danach zu fragen, aber er sprach nie von einer Frau und egal, wann sie ihn anrief, sie hatte nie das Gefühl gehabt, ihn bei einem Schäferstündchen zu stören.

Was, wenn sie damals mit ihm geschlafen hätte? Wären sie dann immer noch Freunde? Sicher nicht. Sie waren einmal kurz davor gewesen, gleich als er nach der Mafia- Prügelorgie aus dem Krankenhaus gekommen war. Sarah Bennett hatte sich für Tom entschieden und nicht für David. Das hatte ihn tiefer getroffen, als er zugab. Und was machte ein richtiger Mann in diesem Fall? Genau … er ließ sich ordentlich volllaufen. Romy war von den Socken gewesen, als sie plötzlich einen Anruf von einem Wildfremden bekam, der sie bat, einen ‚total besoffenen Kerl namens Bender‘ aus einer Kneipe in Pankow abzuholen.

David war an diesem Abend so blau gewesen, dass er nicht mehr wusste, wo links und rechts war, also nahm sie ihn mit nach Hause, verfrachte ihn auf die Couch und schreckte gegen Morgen aus dem Schlaf, als er frierend und noch nicht ganz nüchtern zu ihr ins Bett kam. Nein, es wäre zu absurd gewesen, wenn ausgerechnet sie ihn über Sarah Bennett hinweggetröstet hätte. Romy machte an diesem frühen Morgen etwas, das sie noch nie zuvor getan hatte. Sie nahm ihn in die Arme und hielt ihn, bis er wieder eingeschlafen war. Einen harten Kerl wie David so fertig zu sehen, tat weh. Es hätte nicht viel Mühe bedurft, ihn in an diesem Morgen zu verführen, er war einsam und zutiefst verletzt, aber instinktiv spürte sie, dass er einfach nur jemanden brauchte, der bei ihm war. Er fuhr noch am gleichen Tag nach Hamburg zurück, doch spät am Abend rief er an, um sich zu entschuldigen. Sie redeten zwei Stunden lang und das war der Beginn ihrer ‚Telefonbeziehung‘.

Bei David konnte sie sie selbst sein, ihm schüttete sie ihr Herz aus, wenn es nicht gut lief und er hörte geduldig zu. Romy konnte sich nie erklären, warum das so war. Sich Menschen zu öffnen, stellte seit frühester Kindheit ein Problem für die dar, denn ihr Vertrauen war nur allzu oft missbraucht worden. Als Kind war sie das, was man heute wohl als Mobbingopfer bezeichnen würde. Klüger als ihre Mitschüler und bereits damals viel zu eigenwillig, um sich zu verstellen und einfach mitzulaufen, durchlitt sie in der Schulzeit die Hölle. Als sie älter wurde, nahm der Terror noch zu, denn Romy entwickelte sich zu einer echten Schönheit. Die Mädchen hassten sie jetzt erst recht und die Jungs versuchten mit allen Mitteln, sie rumzukriegen und schreckten auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurück.

Ein paar sehr unerfreuliche Erfahrungen in dieser Richtung trieben Romy in eine Kampfsportschule und sie lernte sich zu wehren. Verbissen kniete sie sich ins Training und wurde nach kurzer Zeit eine der Besten.

Doch auch zu Hause war nichts in Ordnung. Dort lauerten ihre anspruchsvollen Eltern, die, unzufrieden mit ihrem eigenen Leben, Besseres für sie wollten und sie gnadenlos antrieben. Nichts was sie tat, war jemals gut genug. Ihr Vater erwartete von ihr, dass sie einen Beruf mit hohem Renommee ergriff. Er sah sie als Anwältin oder Ärztin oder im diplomatischen Dienst. Ihre schulischen Leistungen waren exzellent und sie hätte jeden Studienplatz der Welt damit bekommen.

Doch Romy rebellierte. Aus Protest bewarb sie sich bei der Polizei, wurde angenommen und ihr Vater tickte aus und verpasste ihr zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ohrfeige. Anschließend herrschte Funkstille, Romy und er sprachen mehrere Monate nicht miteinander. Polizistin war kein Beruf mit Renommee, über Polizisten rümpfte man die Nase und er fand, dass sich Romy unter Wert verkaufte. Seine Nichtachtung war ihr ziemlich egal, doch als ihre Mutter in dieselbe Kerbe schlug, packte sie ihre Sachen und verschwand.

Sie setzte sich zum ersten Mal in ihrem Leben gegen ihre dominante Familie durch, schwor sich, sich nie wieder unterbuttern und klein machen zu lassen. Die ‚Schneekönigin‘ war geboren, Romy umgab sich mit einem dicken Panzer aus Eis und ließ nichts, was sie verletzten konnte, an sich heran. Jetzt war sie dran, jetzt teilte sie aus, ohne Rücksicht auf Verluste. Das sie jetzt erst recht keiner mochte, nahm sie in Kauf, sie kannte es schließlich nicht anders. Sie war und blieb eine Einzelgängerin, sie kam allein klar, brauchte niemanden.

Doch das letzte Jahr veränderte alles, denn Romy erschoss einen Mann. Gut, der Typ war ein Mörder auf Amoktour gewesen, hatte David Bender angeschossen und sich Tom als nächsten vorgenommen, doch Romy war schneller und schaltete ihn vorher aus.

Sie versuchte das Erlebte auf ihre eigene Art zu verarbeiten, doch es gelang ihr nicht. Ausgerechnet David, den sie damals kaum kannte, nahm sie ins Gebet und öffnete ihr sie Augen. Er war nicht zimperlich, er warf ihr Dinge an den Kopf, an denen sie wochenlang zu kauen hatte, doch er hatte einen Nerv getroffen.

David schmolz das Eis, ganz allmählich durchbrach er die dicke Kruste, die sie um ihr Herz gelegt hatte und komischerweise störte sie das nicht. Wahrscheinlich spielte dabei eine große Rolle, dass sie sich nie sahen, doch am Telefon waren sie sich manchmal so nah, dass sie das Bedürfnis verspürte, ihn neben sich zu haben, ihn anzufassen oder sich von ihm in den Arm nehmen zu lassen. Sie brauchte ihn mehr als alles andere und mit der Zeit hatte sie gespürt, dass es ihm genauso ging.

Auch David, der viele Dinge in sich verschlossen hatte und niemanden in seine Karten sehen ließ, begann sich zu öffnen, vertraute ihr Dinge aus seiner Zeit als verdeckter Ermittler im Drogen- und Menschenhändlermilieu an, die furchtbar waren und mit denen er irgendwie leben musste.

David Bender … ihr Fels in der Brandung. Sie hatte ihm nie etwas vormachen können. Als sie sich kennenlernten, sah er auf den ersten Blick, was mit ihr los war und warf ihr die ganze, bittere Wahrheit ihrer Existenz an den Kopf. Im ersten Moment hatte sie ihn dafür gehasst, doch dann …

Romy lächelte wehmütig, dann schweiften ihre Gedanken zurück zu Eric. Hatte sie jetzt ein Problem am Hals? Sie sah sein Gesicht wieder vor sich, den lausbubenhaften Charme darin und das unterschwellig Gefährliche. Sie musste unbedingt herauskriegen, wie er sie so schnell finden konnte. Wusste er am Ende bereits, wo sie wohnte?

Als Romy ins Büro zurückkam, war im Großraumbüro niemand mehr bis auf Kaiser. Er telefonierte, doch er nickte ihr zu, als sie an ihm vorbeiging. Der Picknickkorb von La Grande stand leergefressen in der Ecke auf dem Boden. Es war ihr egal, sie hätte sowieso nichts davon hinunter bekommen. Auf ihrem Schreibtisch lag die Rose und Romy unterdrückte den Drang, laut zu schreien. Sie nahm sie mit spitzen Fingern und warf sie in den Müll.

Eric … was zum Teufel sollte das werden?


4

„Benedikt, Liebling, ich habe mir gestern dieses neue Maserati- Cabrio angesehen. Es ist zwar ein wenig klein, aber ich werde es trotzdem kaufen.“

‚Benedikt- Liebling‘ verdrehte angewidert die Augen und verkroch sich in der Hoffnung, dass Lisa die Klappe hielt, hinter dem Wirtschaftsteil der Zeitung. Seine Frau besaß bereits fünf Wagen, zwei davon waren Cabrios, die sie so gut wie nie benutzte. Die meiste Zeit ließ sie sich im Maybach von ihrem Chauffeur herumkutschieren. Wozu um alles in der Welt brauchte sie noch ein Auto? Und wieso war sie um diese Zeit überhaupt im Esszimmer? Normalerweise schlief sie bis elf und frühstückte im Bett … was auch immer das war. Feste Nahrung nahm sie jedenfalls nicht zu sich.

„Was meinst du, soll ich es in Bianco Eldorado nehmen oder würde Rosso Trionfale besser zu mir passen? Mir gefallen beide Farben so gut, ich kann mich überhaupt nicht entscheiden.“

Da er bisher weder von der einen, noch von der anderen Farbe gehört hatte, schon gar nicht wusste, wie sie aussahen und eigentlich nur in Ruhe lesen wollte, raffte er genervt die Zeitung zusammen, schnappte seine noch halb volle Kaffeetasse und knurrte auf dem Weg zur Tür:

„Frag doch Raoul, der hilft dir sicher gern beim Geldverbrennen.“

Lisa lachte auf.

„Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, Liebling?“

„Auf Raoul? Mach dich nicht lächerlich, Lisa.“

Raoul, dieses Latino- Würstchen. Benedikt hoffte für Lisa, dass er schon volljährig war. Offiziell war er als ihr Personal Trainer engagiert, doch er wusste, dass Raoul nicht nur Lisas Bauchmuskeln trainierte. Raoul kümmerte sich ‚ganzheitlich‘ um sie, so wie wahrscheinlich auch um seine restlichen Kundinnen. Früher hätte man jemanden wie ihn der Einfachheit halber schlicht Gigolo oder Callboy genannt.

„Benedikt!“

Lisas Stimme kletterte eine Oktave höher und stoppte ihn, bevor er die Tür hinter sich schließen konnte.

„Du hast hoffentlich nicht vergessen, dass wir heute Abend Gäste der Kettlingers sind!“

Er hatte es nicht vergessen, nur verdrängt. Lisa ließ gleich die nächste Bombe platzen.

„Sybilla Kettlinger wird eine Versteigerung für den guten Zweck durchführen und hat ausgewählte Gäste gebeten, etwas dafür mitzubringen. Ich habe mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen.“

Sie machte eine Kunstpause und lächelte verschlagen.

„Ich werde dich versteigern lassen. Die Damen werden es lieben.“

Benedikts ohnehin schon schlechte Laune sank komplett in den Keller. Schlimm genug, dass er den Abend mit Lisa und mindestens einhundert Leuten, die ihn tödlich langweilten, verbringen musste. Er würde sich auf gar keinen Fall auf die Bühne schleifen und meistbietend an irgendeine alte Schachtel versteigern lassen.

„Lass dir was anderes einfallen, oder du kannst allein gehen“, schnauzte er und schlug die Tür hinter sich zu.

Benedikt ging in sein Arbeitszimmer oben auf der Galerie, setzte sich und warf die Zeitung achtlos auf den Schreibtisch. Er hatte sich bereits im Esszimmer nicht auf die Artikel konzentrieren können, aber das lag nicht an der Anwesenheit seiner Frau. Sein Blick wanderte hinüber zum Tisch mit den Getränken. Am liebsten hätte er sich einen dreistöckigen Scotch genehmigt, aber es war noch nicht einmal neun Uhr morgens und er hatte einen mit Terminen vollgepackten Tag vor sich. Er war bereits viel zu spät dran, doch er konnte sich nicht überwinden, ins Büro zu fahren.

In seinem Magen tanzten die Rühreier, die er zum Frühstück gegessen hatte, Polka und fühlten sich dabei an, als trügen sie Holzschuhe. Vielleicht doch einen kleinen Verdauungsschnaps? Die Scotchflasche zog ihn magisch an, doch er widerstand. Er konnte schlecht am Morgen mit einer Alkoholfahne im Büro erscheinen.

Benedikt Eric Daniels, Geschäftsführer der Daniels- Gruppe, wusste genau, was mit ihm los war, er war regelrecht besessen von dieser blonden Polizistin, die er am Sonnabend gefickt hatte, er musste sie einfach wiedersehen. So etwas war ihm lange nicht passiert.

Ständig tauchte sie vor seinem inneren Auge auf, diesmal sah er sie mit einer dieser furchtbaren Polizeiuniformen bekleidet, vor sich, ihn abschätzig mit kalten, blauen Augen betrachtend. Er stellte sich vor, wie er sie packte, mit ihren eigenen Handschellen fesselte und ihr anschließend die Kleider vom Leib schnitt. Bei der Vorstellung, wie sich die Kälte in ihren Augen in Angst und Erregung verwandelte und sie sich unter einer blitzenden Messerklinge wand, bekam er eine Erektion.

Zu gern hätte er ihre Reaktion gesehen, gestern, als sie seine kleine Aufmerksamkeit bekam. Es war wirklich nicht sonderlich schwierig gewesen, sie zu finden. Nachdem der Korb geliefert war, hatte er ihren Anruf erwartet, doch sie tat gar nicht desgleichen. Romy Hasenberg war eine härtere Nuss als gedacht. Er musste sie haben, unbedingt.

Aus ihrer Reaktion- oder vielmehr Nichtreaktion entnahm er, dass sie alles andere als begeistert sein würde, ihn wiederzusehen … was er ja auch verstand … irgendwie. Welche Frau begegnete schon gern einem Kerl wieder, der sie ohne Rücksicht auf Verluste in einem düsteren, dreckigen Hauseingang gefickt hatte. Andererseits hatte sie sich ficken lassen und es schien ihr gefallen zu haben, denn sonst wäre sie nicht so abgegangen dabei.

Das Gute an der Sache war, dass Romy keinen Schimmer hatte, wer er war. Soweit es ging, scheute er die Öffentlichkeit und von ihm landete höchst selten ein Foto in der Presse. Lisa sah das anders. Ihr Konterfei prangte so oft in der Yellow Press, dass er sich manchmal fragte, ob sie die Paparazzi extra bestellte. In dieser Hinsicht allerdings hatte er ihr seinen Standpunkt unmissverständlich klargemacht. Lisa wagte es nicht, ihm die Klatschpresse auf den Hals zu hetzen. Seinen Namen kannten viele Menschen, doch die wenigsten von ihnen kannten das Gesicht, das zu diesem Namen gehörte und so sollte es auch bleiben. Seine Privatsphäre war ihm heilig.

Sein ganzer Körper kribbelte, er war aufgeregter als ein Fünfzehnjähriger vor seinem ersten heißen Date, dann grinste er. Warum es ihn so nervös machte, Romy wiederzusehen? Sie war nicht die erste Frau, die er gebumst hatte und auch garantiert nicht die Letzte, aber sie würde die Erste sein, mit der er seine bisher recht harmlosen Machtspielchen ausweitete. Es war an der Zeit, einen Schritt weiterzugehen.

Benedikt stand auf und fand sich vor dem Regal wieder, wo er nach dem Scotch griff, den Deckel abschraubte und einen kräftigen Schluck direkt aus der Flasche nahm.

Er hatte das Zeug gerade wieder zurückgestellt, als sich die Zimmertür öffnete und Lisa hereinkam.

„Was?“, bellte er aufgebracht. Er konnte es nicht ausstehen, wenn sie einfach so hereinschneite, ohne anzuklopfen, so, als würde ihr hier alles gehören. Naja, in gewissem Sinne gehörte ihr hier alles, sie hatten die Villa samt Ausstattung von Lisas Vater zur Hochzeit geschenkt bekommen und im Fall einer Scheidung würde Benedikt mit seinen paar Habseligkeiten das Feld räumen müssen. Doch dazu würde es nicht kommen, sie hatten sich schließlich miteinander arrangiert. Umso weniger war er auf das gefasst, was Lisa jetzt von sich gab.

„Benedikt, wir müssen reden.“

Sie stellte sich vor ihn und sah zu ihm auf, doch er schob sie ungeduldig zur Seite.

„Keine Zeit, ich muss ins Büro. Kauf dir den verdammten Maserati und lass mich in Ruhe damit.“

Lisa trat ihm wieder in den Weg.

„Benedikt, hör mir gefälligst zu! Ich will ein Kind.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739445953
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (März)
Schlagworte
Detektiv Liebesroman Millionär BDSM Billionär Krimi Rockstar Romanze Drama Theater Drehbuch Schauspiel Humor Thriller Spannung

Autor

  • Anna Graf (Autor:in)

Anna Graf startete ihre ersten Schreibversuche in den neunziger Jahren. Sie schrieb kleinere Romane, die allerdings in der Schublade blieben.
2013 nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und veröffentlichte erfolgreich den ersten 'Schubladenroman'.
Seitdem schreibt sie, über das Leben, die Liebe, über Irrungen und Wirrungen, den Weg zum Glück zu finden.
Ihre Heldinnen sind keine schwachen Frauen, im Gegenteil, sie sind selbstbewusst und wissen, sich im Leben zu behaupten.
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Titel: MORDSmäßige Leidenschaft