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Rotbübchen

Starke Prinzessin rettet

von William Nordlicht (Autor:in)
5 Seiten
Reihe: Starke Prinzessin rettet, Band 10

Zusammenfassung

Starke Prinzessinnen, mitfühlende Männer, böse Zauberer und ein Happy End. Das war es was ich meiner Tochter gerne vorlesen wollte, doch die alten Märchen waren da leider etwas anders gestrickt. Gefesselt von den alten Geschichten und der Motivation eines „modernen“ Papas habe ich kurzerhand einige meiner alten Lieblingsmärchen für meine Tochter umgedreht. Das Ergebnis erwies sich doch als äußerst unterhaltsam und auch wenn es hin und wieder verwirrend ist, weil sie ihren Freunden von Rapunstin oder Schneefritzchen erzählt, sind die Geschichten der starken Prinzessinnen mit ihren äußerst emotionalen Männern auch für uns große sehr amüsant (sagt auch meine Frau). In diesem Teil der Serie wird die Geschichte von Rotkäppchen gedreht und so ist es dieses Mal junger Bub der einen Spaziergang zu seinem Opa macht … PS: Einige der Prinzessinnen brauchen noch Namen, sie können mir gerne Vorschläge und Bilder per Mail oder über die Kommentare zukommen lassen, ich würde mich sehr darüber freuen diese in das Buch mit aufzunehmen, viel Spaß!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Rotbübchen

Es war einmal ein kleiner süßer Bube, den hatte jedermann lieb, der ihn nur ansah, am allerliebsten aber sein Großvater, der wusste gar nicht, was er alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte er ihm ein Jäckchen von rotem Samt, und weil ihm das so wohl stand, und er nichts anderes mehr tragen wollte, hieß er nur noch Rotbübchen. Eines Tages sprach sein Vater zu ihm: "Komm, Rotbübchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das dem Großvater hinaus; er ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf, bevor es heiß wird, und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Wege ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas, und der Großvater hat nichts. Und wenn du in seine Stube kommst, so vergiss nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in allen Ecken herum!"

"Ich will schon alles richtig machen", sagte Rotbübchen zum Vater, und gab ihm die Hand darauf. Der Großvater aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotbübchen in den Wald kam, begegnete ihm die Wölfin. Rotbübchen aber wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihr. "Guten Tag, Rotbübchen!", sprach sie. "Schönen Dank, Wölfin!" - "Wo hinaus so früh, Rotbübchen?" - "Zum Großvater." - "Was trägst du unter der Schürze?" - "Kuchen und Wein. Gestern haben wir gebacken, da soll sich der kranke und schwache Großvater etwas zugut tun und sich damit stärken." - "Rotbübchen, wo wohnt dein Großvater?" - "Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht sein Haus, unten sind die Nusshecken, das wirst du ja wissen", sagte Rotbübchen. Die Wölfin dachte bei sich: Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als der Alte. Du musst es listig anfangen, damit du beide schnappst! Da ging sie ein Weilchen neben Rotbübchen her, dann sprach sie: "Rotbübchen, sieh einmal die schönen Blumen, die ringsumher stehen. Warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und ist so lustig haussen in dem Wald."

Rotbübchen schlug die Augen auf, und als er sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand, dachte er: Wenn ich dem Großvater einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihm auch Freude machen; es ist so früh am Tag, dass ich doch zu rechter Zeit ankomme. Er lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn er eine gebrochen hatte, meinte er, weiter hinaus stände eine schönere, und lief danach und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Die Wölfin aber ging geradewegs nach dem Haus des Großvaters und klopfte an die Türe. "Wer ist draußen?" - "Rotbübchen, das bringt Kuchen und Wein, mach auf!" - "Drück nur auf die Klinke!" rief der Großvater, "Ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen." Die Wölfin drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf und sie ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett des Großvaters und verschluckte ihn. Dann tat sie seine Kleider an, setzte seine Haube auf, legte sich in sein Bett und zog die Vorhänge vor.

Rotbübchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, und als er so viel zusammen hatte, dass er keine mehr tragen konnte, fiel ihm der Großvater wieder ein, und er machte sich auf den Weg zu ihm. Er wunderte sich, dass die Tür aufstand, und wie er in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, dass er dachte: 'Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird mir's heute zumut, und bin sonst so gerne bei dem Großvater!‘ Er rief: "Guten Morgen," bekam aber keine Antwort. Darauf ging er zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag der Großvater und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. "Ei, Großvater, was hast du für große Ohren!" - "Dass ich dich besser hören kann!" - "Ei, Großvater, was hast du für große Augen!" - "Dass ich dich besser sehen kann!" - "Ei, Großvater, was hast du für große Hände!" - "Dass ich dich besser packen kann!" - "Aber, Großvater, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" - "Dass ich dich besser fressen kann!" Kaum hatte die Wölfin das gesagt, so tat sie einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotbübchen.

Wie die Wölfin ihren Appetit gestillt hatte, legte sie sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Die Jägerin ging eben an dem Haus vorbei und dachte: ‘Wie der alte Mann schnarcht! Du musst doch sehen, ob ihm etwas fehlt.‘ Da trat sie in die Stube, und wie sie vor das Bette kam, so sah sie, dass die Wölfin darin lag. "Finde ich dich hier, du böses Tier," sagte sie, "ich habe dich lange gesucht." Nun wollte sie ihre Büchse anlegen, da fiel ihr ein, die Wölfin könnte den Großvater gefressen haben und er wäre noch zu retten.

Vorsichtig fesselte sie die Wölfin, auf dass sie nicht erwachte. Sie steckte noch einen Stock in das Maul, um tief hineinzusehen, und da sah sie Rotbübchen! Sie holte den kleinen heraus und dann erblickte sie auch den Großvater. Nachdem nun die beiden gerettet waren holte Rotbübchen geschwind große Steine und viel Wolle. Damit füllten sie der Wölfin den Leib randvoll und von da an nutzte der Großvater die Wölfin als einen harten, aber flauschigen Stuhl.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752133837
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Februar)
Schlagworte
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Autor

  • William Nordlicht (Autor:in)

Junger Papa einer wunderbaren Tochter.
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Titel: Rotbübchen