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Hanni und Henri

Starke Prinzessin rettet

von William Nordlicht (Autor:in)
5 Seiten
Reihe: Starke Prinzessin rettet, Band 8

Zusammenfassung

Starke Prinzessinnen, mitfühlende Männer, böse Zauberer und ein Happy End. Das war es was ich meiner Tochter gerne vorlesen wollte, doch die alten Märchen waren da leider etwas anders gestrickt. Gefesselt von den alten Geschichten und der Motivation eines „modernen“ Papas habe ich kurzerhand einige meiner alten Lieblingsmärchen für meine Tochter umgedreht. Das Ergebnis erwies sich doch als äußerst unterhaltsam und auch wenn es hin und wieder verwirrend ist, weil sie ihren Freunden von Rapunstin oder Schneefritzchen erzählt, sind die Geschichten der starken Prinzessinnen mit ihren äußerst emotionalen Männern auch für uns große sehr amüsant (sagt auch meine Frau). In diesem Teil der Serie wird die Geschichte von Hensel und Gretel gedreht und so ist es dieses Mal Hanni, die tapfer die Führung im Wald übernimmt… PS: Einige der Prinzessinnen brauchen noch Namen, sie können mir gerne Vorschläge und Bilder per Mail oder über die Kommentare zukommen lassen, ich würde mich sehr darüber freuen diese in das Buch mit aufzunehmen, viel Spaß!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Hanni und Henri

Vor einem großen Walde wohnte eine arme Holzhackerin mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern; das Mädchen hieß Hanni und das Bübchen Henri. Sie hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte sie das tägliche Brot nicht mehr schaffen. Wie sie sich nun abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte, seufzte sie und sprach zu ihrem Mann: "Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?" - "Weißt du was, Frau", antwortete der Mann, "wir wollen morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist. Da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Haus, und wir sind sie los." - "Nein, Mann", sagte die Frau, "das tue ich nicht; wie sollt ich's übers Herz bringen, meine Kinder im Walde allein zu lassen! Die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen." - "Oh, du Närrin", sagte er, "dann müssen wir alle viere des Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge hobeln" und ließ ihr keine Ruhe, bis sie einwilligte. "Aber die armen Kinder dauern mich doch", sagte die Frau.

Die zwei Kinder hatten vor Hunger auch nicht einschlafen können und hatten gehört, was der Stiefvater zur Mutter gesagt hatte. Henri weinte bittere Tränen und sprach zu Hanni: "Nun ist's um uns geschehen." - "Still, Henri" sprach Hanni, "gräme dich nicht, ich will uns schon helfen." Und als die Alten eingeschlafen waren, stand sie auf, zog ihr Röcklein an, machte die Untertüre auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz hell, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hanni bückte sich und steckte so viele in ihre Rocktäschlein, als nur hineinwollten. Dann ging sie wieder zurück, sprach zu Henri: "Sei getrost, liebes Brüderchen, und schlaf nur ruhig ein, ich weiß uns zu helfen", und legte sich wieder in ihr Bett.

Als der Tag anbrach, noch ehe die Sonne aufgegangen war, kam schon der Mann und weckte die beiden Kinder: "Steht auf, ihr Faulenzer, wir wollen in den Wald gehen und Holz holen!" Dann gab er jedem ein Stückchen Brot und sprach: "Da habt ihr etwas für den Mittag, aber esst‘s nicht vorher auf, weiter kriegt ihr nichts." Henri nahm das Brot unter die Schürze, weil Hanni die Steine in der Tasche hatte. Danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem Wald. Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hanni still und guckte nach dem Haus zurück und tat das wieder und immer wieder. Die Mutter sprach: "Hanni, was guckst du da und bleibst zurück, hab acht und vergiss deine Beine nicht!" - "Ach, Mutter", sagte Hanni, "ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das sitzt oben auf dem Dach und will mir Ade sagen." Der Mann sprach: "Närrin, das ist nicht dein Kätzchen, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein scheint." Hanni aber hatte nicht nach dem Kätzchen gesehen, sondern immer einen von den blanken Kieselsteinen aus ihrer Tasche auf den Weg geworfen.

Als sie mitten in den Wald gekommen waren, sprach die Mutter: "Nun sammelt Holz, ihr Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit ihr nicht friert." Hanni und Henri trugen reichlich zusammen, einen kleinen Berg hoch. Das ward dann angezündet, und als die Flamme recht hoch brannte, sagte der Mann: "Nun legt euch ans Feuer, ihr Kinder, und ruht euch aus, wir gehen in den Wald und hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und holen euch ab."

Hanni und Henri saßen um das Feuer, und als der Mittag kam, aß jeder sein Stücklein Brot. Und weil sie die Schläge der Holzaxt hörten, so glaubten sie, ihre Mutter wär' in der Nähe. Es war aber nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den sie an einen dürren Baum gebunden hatte und den der Wind hin und her schlug. Und als sie so lange gesessen hatten, fielen ihnen die Augen vor Müdigkeit zu, und sie schliefen fest ein. Als sie endlich erwachten, war es schon finstere Nacht. Henri fing an zu weinen und sprach: "Wie sollen wir nun aus dem Wald kommen?" Hanni aber tröstete ihn: "Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen ist, dann wollen wir den Weg schon finden." Und als der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hanni ihr Brüderchen an der Hand und ging den Kieselsteinen nach, die schimmerten wie neugeschlagene Batzen und zeigten ihnen den Weg. Sie gingen die ganze Nacht hindurch und kamen bei anbrechendem Tag wieder zum Haus ihrer Mutter. Sie klopften an die Tür, und als der Mann aufmachte und sah, dass es Hanni und Henri waren, sprach er: "Ihr bösen Kinder, was habt ihr so lange im Walde geschlafen, wir haben geglaubt, ihr wollet gar nicht wiederkommen." Die Mutter aber freute sich, denn es war ihr zu Herzen gegangen, dass sie die zwei so allein zurückgelassen hatte.

Nicht lange danach war wieder Not in allen Ecken, und die Kinder hörten, wie der Vater nachts im Bette zu der Mutter sprach: "Alles ist wieder aufgezehrt, wir haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied ein Ende. Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht wieder herausfinden; es ist sonst keine Rettung für uns." Der Frau fiel's schwer aufs Herz, und sie dachte: Es wäre besser, dass du den letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest. Aber der Mann hörte auf nichts, was sie sagte, schimpfte sie und machte ihr Vorwürfe. Wer A sagt, muss B sagen, und weil sie das erste Mal nachgegeben hatte, so musste sie es auch zum zweiten Mal.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752133851
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Februar)
Schlagworte
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Autor

  • William Nordlicht (Autor:in)

Junger Papa einer wunderbaren Tochter.
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Titel: Hanni und Henri