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Die tapfere Schneiderin

Starke Prinzessin rettet

von William Nordlicht (Autor:in)
5 Seiten
Reihe: Starke Prinzessin rettet, Band 14

Zusammenfassung

Starke Prinzessinnen, mitfühlende Männer, böse Zauberer und ein Happy End. Das war es was ich meiner Tochter gerne vorlesen wollte, doch die alten Märchen waren da leider etwas anders gestrickt. Gefesselt von den alten Geschichten und der Motivation eines „modernen“ Papas habe ich kurzerhand einige meiner alten Lieblingsmärchen für meine Tochter umgedreht. Das Ergebnis erwies sich doch als äußerst unterhaltsam und auch wenn es hin und wieder verwirrend ist, weil sie ihren Freunden von Rapunstin oder Schneefritzchen erzählt, sind die Geschichten der starken Prinzessinnen mit ihren äußerst emotionalen Männern auch für uns große sehr amüsant (sagt auch meine Frau). In diesem Teil der Serie wird die Geschichte des tapferen Schneiders gedreht und so ist es dieses Mal eine Schneiderin, die Sieben auf einen Streich erlegt… PS: Einige der Prinzessinnen brauchen noch Namen, sie können mir gerne Vorschläge und Bilder per Mail oder über die Kommentare zukommen lassen, ich würde mich sehr darüber freuen diese in das Buch mit aufzunehmen, viel Spaß!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Die tapfere Schneiderin

An einem Sommermorgen saß eine Schneiderin an ihrem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften. Da kam ein Bauer die Straße herab und rief: "Gut Mus! Gut Mus! Gut Mus zu verkaufen!" Das klang der Schneiderin lieblich in die Ohren, sie steckte ihr zartes Haupt zum Fenster hinaus und rief: "Hier herauf, lieber Mann, hier werden sie ihre Ware los."

Der Mann stieg die drei Treppen mit seinem schweren Korbe zu der Schneiderin herauf und musste die Töpfe sämtlich vor ihr auspacken. Sie besah sie alle, hob sie in die Höhe, hielt die Nase dran und sagte endlich: "Das Mus scheint mir gut, wiegen sie mir doch vier Lot ab, lieber Mann, wenn's auch ein Viertelpfund ist, kommt es mir nicht darauf an." Der Mann gab ihr, was sie verlangte, und ging erfreut wieder fort. "Nun, das Mus soll mir die Welt segnen," rief die Schneiderin, "und soll mir Kraft und Stärke geben," holte das Brot aus dem Schrank, schnitt sich ein dickes Stück und strich das gute Mus darüber. "Das wird sicher gut schmecken," sprach sie, "aber erst will ich das Kleid fertig machen, eh ich anbeiße, so wird es noch viel besser schmecken." Sie legte das Brot neben sich, nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche.

Indes stieg der Geruch von dem süßen Mus hinauf an die Wand, wo die Fliegen in großer Menge saßen, so dass sie herangelockt wurden und sich scharenweise darauf niederließen. "Ei, wer hat euch eingeladen?" sprach die Schneiderin und jagte die ungebetenen Gäste fort. Die Fliegen aber, die kein Deutsch verstanden, ließen sich nicht abweisen, sondern kamen in immer größerer Gesellschaft wieder. Da lief der Schneiderin endlich, wie man sagt, die Laus über die Leber, sie langte nach einem Tuchlappen, und "wart, ich will es euch geben!" schlug es blitzschnell drauf. Als sie es abzog und zählte, so lagen nicht weniger als sieben vor ihr und streckten die Beine. "Bist du so eine Frau?" sprach sie und musste selbst ihre Tapferkeit bewundern, "das soll die ganze Stadt erfahren." Und in der Hast schnitt sich die Schneiderin einen Gürtel, nähte sie und stickte mit großen Buchstaben darauf "sieben auf einen Streich!"

"Ei was Stadt!" sprach sie weiter, "die ganze Welt soll's erfahren! Und ihr Herz wackelte ihr vor Freude wie ein Lämmerschwänzchen. Die Schneiderin band sich den Gürtel um den Leib und wollte in die Welt hinaus, weil sie meinte, die Werkstätte sei zu klein für ihre Tapferkeit. Eh sie abzog, suchte sie im Haus herum, ob nichts da wäre, was sie mitnehmen könnte, sie fand aber nichts als einen guten Käs und eine saftige Traube, die steckte sie in eine Tasche. Vor dem Tore bemerkte sie einen Vogel, der sich im Gesträuch verfangen hatte, sie befreite den Vogel und steckte ihn zum Käse und der Traube in die Tasche. Nun nahm sie den Weg tapfer zwischen die Beine, und weil sie leicht und fröhlich war, fühlte sie keine Müdigkeit.

Der Weg führte sie auf einen Berg, und als sie den höchsten Gipfel erreicht hatte, so saß da eine gewaltige Riesin und schaute sich ganz gemächlich um. Die Schneiderin ging beherzt auf sie zu, redete sie an und sprach: "Guten Tag, Kameradin, du sitzest da und besiehst dir die weitläufige Welt. Ich bin eben auf dem Wege dahin und will mich versuchen. Hast du Lust mitzugehen?"

Die Riesin sah die Schneiderin verächtlich an und sprach: "Mit dir Lump?" - "Das wäre!" antwortete die Schneiderin, knöpfte den Rock auf und zeigte der Riesin den Gürtel, "da kannst du lesen, was ich für eine Frau bin." Die Riesin las: "Sieben auf einen Streich," und die Riesin dachte, es wären Menschen gewesen, die die Schneiderin geschlagen hätte, und kriegte ein wenig Respekt vor der kleinen Frau. Doch wollte sie die Schneiderin erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand, und drückte ihn zusammen, dass das Wasser heraustropfte. "Das mach mir nach," sprach die Riesin, "wenn du Stärke hast."

"Ist's weiter nichts?", sagte die Schneiderin, "das ist eine Kleinigkeit," griff in die Tasche, holte die Traube und drückte sie, dass der Saft herauslief. "Schau," sprach sie, "das war ein wenig besser!"

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752133776
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Februar)
Schlagworte
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Autor

  • William Nordlicht (Autor:in)

Junger Papa einer wunderbaren Tochter.
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Titel: Die tapfere Schneiderin