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SKYLAND III

von Ruth Herbst (Autor:in)
230 Seiten

Zusammenfassung

Patrizia erwacht schwer verletzt im Krankenhaus und kann sich anfänglich nicht mehr an das Erlebte erinnern. Doch nach und nach kommen die Erinnerungen zurück. Patrizia wird nun klar, dass die Bösen immer noch ihr Unwesen auf der Erde treiben und sie diesem ein Ende bereiten muss. Doch dazu braucht sie die Hilfe der Skyländer. Doch wo stecken die Skyländer? Und weshalb stellt ihre zuständige Ärztin im Spital ihr so seltsame Fragen? Ehe Patrizia sich versieht steckt sie schon wieder Mitten im Kampf gegen die Bösen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

Schmerzen. Unendliche, unerträgliche Schmerzen. Woher kamen sie? Sie waren überall und doch nicht zu orten. Es tat weh. So weh. Aber nicht nur der Körper, auch die Seele schmerzte. Wieso? Was war geschehen? Was konnte nur zu so viel Schmerz führen? Dunkelheit. Schöne, alles verschlingende Dunkelheit. Stille. Unglaubliche Stille. War das der Tod? War er so unheimlich still? Und war er so schmerzvoll? War es die Hölle? Vielleicht. Stimmen. Gab es denn in der Hölle Stimmen? Und wieso klangen sie so bekannt? So vertraut? War es vielleicht doch der Himmel? Und wie hatte ich es verdient im Himmel zu sein? Wieder Schmerzen. Nein, doch nicht der Himmel. Der Himmel konnte nicht so schmerzhaft sein. Das würde sonst eine lange Ewigkeit. Aber halt, die Ewigkeit war ja lang. Unendlich, unvorstellbar lang. Also doch eher die Hölle. Wieder Dunkelheit. Innere Ruhe. Innere Zufriedenheit. Inneres Glück. Also doch der Himmel? Nein, eher Drogen, die die Schmerzen nahmen. Die nun wieder nachliessen. Die alles wieder zur Hölle machten. Wo waren die Stimmen? Wo war das Vertraute? Dunkelheit. Rote Augen. Verfaulte Zähne. Grünliches Zahnfleisch. Pergamente Haut. Hässlichkeit. Angst. Nein! Bitte nicht! Nein! Die Stimme schrie in mir. Immer und immer wieder. Bis wieder, ja, Dunkelheit. Ein Alptraum. Klar, nicht im Himmel oder in der Hölle. Nein, nur ein Alptraum. Oder doch die Realität? Die Hölle auf Erden? Die gab es nicht. Die Erde war die Erde. Der Himmel der Himmel. Und die Hölle die Hölle. So war es. Aber was war dann los? Wieso schwebte ich zwischen Himmel, Erde und Hölle und wieder zurück? Kälte. Eisige Kälte. Angst. Siedende Hitze. Feuer. Angst. Was war los? Wieso hörte es nicht auf? Hörte es denn nie mehr auf? Schmerzen. Immer und immer wieder Schmerzen. Endlich wieder Stimmen. Ruhige Stimmen. Unverständliche Stimmen. Unbekannte Stimmen. Was sagten sie? Was wollten sie von mir? Wieso halfen sie mir nicht? Angst. Was war los? Was war nur los? Wieso hörte es nie auf? Wieso hörte das alles einfach nicht auf? Wie konnte ich es beenden? Was konnte ich bloss tun? Wo war meine Seele? Wieso schmerzte sie nicht mehr? War sie schon weg? Wurde sie geholt und mein Körper und Geist nicht? Angst. Ruhe. Stille. Dunkelheit.

Kapitel 1

Langsam schlug ich die Augen auf. Doch ich schloss sie sofort wieder. Die Helligkeit brannte in meinen Augen. Herrje, wie das Licht schmerzte! Als hätte ich nicht sonst schon genug Schmerzen! Wieder öffnete ich sie. Nur einen Spalt breit, um mich ans Licht zu gewöhnen. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Meine Ohren schienen verstopft, mein Körper taub, gefühlslos. Nur meine Augen nahmen nun alles klar wahr. Ich lag in einem Raum. Ganz alleine. Als ich mich genauer umsah, bemerkte ich, dass es ein Krankenzimmer war. Aber wie war ich hierhergekommen? Ruhig lag ich da und versuchte zu verstehen was geschehen war. Doch mein Hirn war auch in Watte gepackt. Da ging im Moment gar nichts. Also schloss ich wieder die Augen und versuchte mich zu entspannen. Das war natürlich nicht möglich. Wie auch? Da lag ich in einem Krankenzimmer, ganz alleine, und hatte keine Ahnung wie ich hierhergekommen war. Überhaupt, ich hatte ja nicht mal eine Ahnung was geschehen war. Den Schmerzen nach musste es etwas Schlimmeres gewesen sein. Vielleicht ein Autounfall? Ob mein armes Auto nun Schrott war? Das wäre zu traurig. Hoffentlich hatte ich niemanden tot gefahren. Das wäre nämlich noch trauriger. Nein, einen Autounfall hatte ich nicht. Davon war ich fast 100% überzeugt. Was kam dann sonst noch in Frage? Eigentlich gab es eine ganz einfache Lösung um das herauszufinden. Ich griff nach dem Rufknopf für die Krankenschwester. Ich hatte ihn kaum losgelassen, als es schon an der Türe klopfte. ‚Knocking on heaven’s door‘ ging es mir durch den Kopf und ich wollte ‚herein‘ rufen, doch meine Stimme machte keinen Wank. Die war auch in Watte gepackt. ‚Funktioniert bei mir eigentlich überhaupt noch etwas?‘ dachte ich gefrustet. Zum Glück wartete die Person vor der Tür gar nicht auf ein ‚herein‘, sondern kam unaufgefordert rein. Es war eine etwa 40jährige, etwas übergewichtige, sehr sympathisch scheinende Frau. „Frau Waidmeyer, sind Sie wach?“ fragte sie mich überrascht. ‚Nein, ich liege hier nur mit offenen Augen etwas herum und spiele mit dem Rufknopf‘ hätte ich gerne geantwortet. Hätte, wenn meine Stimme funktioniert hätte. Mit schnellen Schritten kam sie auf mich zu. „Ich bin Doktor Mahler“, stellte sie sich vor und strich mit der Hand über meine Stirn, was irgendwie mütterlich rüberkam. „Wie geht es Ihnen? Ihre Eltern werden froh sein, zu sehen dass Sie wieder wach sind. Nun sind Sie endlich über dem Berg.“ Über welchem Berg sollte ich sein? War ich mal hinter dem Berg gewesen? Dann musste es dort ziemlich strub gewesen sein, denn über dem Berg war auch nicht gerade lustig. „Können Sie sprechen?“ bohrte sie weiter, da ich noch keinen Mucks von mir gegeben hatte. Was für eine blöde Frage. Ich hätte sicher schon lange geantwortet, wenn es mir möglich gewesen wäre. Zumindest hätte ich sie gebeten, etwas leiser zu sprechen. Ihre Stimme dröhnte nämlich durch das Zimmer und hämmerte wütend auf meinen Kopf ein. Ich schüttelte den Kopf. Hatte zumindest das Gefühl es zu tun. Ob er mir auch gehorchte, konnte ich nicht sagen. Den Schmerzen nach würde ich sagen ja. Ja tatsächlich, ich hatte den Kopf geschüttelt, denn Frau Doktor Mahler meinte in einer Lautstärke als wäre ich taub und nicht stumm, „das kommt schon wieder. Sie brauchen jetzt einfach viel Zeit. Aber zusammen packen wir das. Und Ihre Freunde werden Ihnen auch helfen. Sie haben tolle Freunde. Jeden Tag waren sie hier. Und Ihre Eltern erst. Wunderbare Menschen.“ Dann schwieg sie wieder und in meinem Kopf hallte immer wieder wie ein Echo der Satz, ‚wunderbare Menschen‘ nach. Nun hatte ich bei ihnen im Büro meine Stelle angetreten und jetzt fiel ich bereits das erste Mal aus. Das würde ja noch lustig werden mit mir. Müde schloss ich die Augen und hoffte, die gute Frau Doktor würde mich wieder verlassen. Da ich sie nichts fragen konnte und sie nicht von sich aus etwas zu meinem Zustand erklärte, brauchte ich sie nicht mehr. Glaubte sie vielleicht, ich wüsste noch was geschehen war? Wieso ich hier lag? Und vor allem, glaubte sie allen Ernstes, nachdem ich seit etwa zehn Minuten wieder bei Bewusstsein war, dass ich wusste welche Blessuren ich hatte? Den Schmerzen nach zu urteilen war mein ganzer Körper eine einzige offene Wunde. Aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Also musste es sonst etwas sein. Über all diesen Gedanken musste ich eingeschlafen sein, denn als ich wieder zu mir kam, war es angenehm dunkel im Zimmer. Und niemand der mich mit seinem lauten Sprechorgan volllaberte. Müde lag ich da. Wie lange ich wohl schon hier war? Ich versuchte mich zu räuspern, was gar nicht mal so schlecht klappte. Dann versuchte ich ins leere Zimmer zu sprechen. Das hingegen klappte noch nicht. Also schloss ich wieder die Augen und hoffte auf Schlaf, der mich bald darauf übermannte. Beim nächsten Erwachen war es wieder hell. Jemand war da. Ich spürte es sofort. Einen Moment packte mich eine ungewöhnliche Panik, doch die liess sofort nach als ich die Stimmen meiner Eltern hörte. Langsam öffnete ich die Augen und blickte sie dann an. Gerührt standen sie am Bett. Meine Mutter umarmte mich stürmisch und mein Vater fauchte sie an, „hei, nicht so heftig! Die Verletzungen die sie hat reichen im Moment total!“ Trotzt der Schmerzen die sie mir verursachte, genoss ich es in ihren Armen zu liegen. Am liebsten hätte ich sie gar nicht mehr losgelassen. Doch irgendwann war die Kuschelstunde zu Ende. Sie setzte sich hin, hielt jedoch weiter meine Hand. Mein Vater stand etwas verlegen abseits. Gerne hätte ich ihm gesagt, dass er sich doch auch setzen solle. Doch es ging immer noch nicht. Schweigend sassen sie einfach da. Auch sie erzählten nichts davon was geschehen war und was für Verletzungen ich hatte. Durch lautes Klopfen an der Türe wurden wir aufgeschreckt. Auf das ‚ja?‘ von meinem Vater stürmten meine Freunde herein. Was war das für eine Freude sie zu sehen. Alle waren da. Jens, Markus und Regula, Paula und Andreas. Und alle sprachen durcheinander. Jens: „Patrizia, wie schön dass du wach bist.“ Regula, natürlich, „wir haben uns solche Sorgen gemacht.“ Andreas: „was machst du nur für Sachen.“ Paula, „Mann, war das eine schlimme Zeit. Wir hatten echt Angst um dich.“ Markus, scherzhaft, „mach so was nie mehr, verstanden? Unsere Nerven werden um dich herum ganz schön strapaziert.“ Gerührt hörte ich dem wilden Durcheinander zu. Ich konnte gar nicht glauben, dass sie alle da waren. So viele Freunde! Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele Freunde auf einmal gehabt. Wie gerne hätte ich etwas geantwortet. Ihnen gedankt, dass sie gekommen sind. Dass sie für mich da waren. Doch es ging nicht. Alle nahmen mich kurz in den Arm und drückten meine Mutter regelrecht zur Seite, die mir fast etwas Leid tat. Doch als ich den Blick in ihren Augen sah, wusste ich, dass sie sich genauso freute wie ich, dass ich so tolle Freunde hatte. Und dann schwiegen alle verlegen. Sie merkten dass ich nicht antwortete, dass ich ihre Umarmung nicht richtig erwiderte. Das kommt schon wieder, habt nur etwas Geduld, wollte ich ihnen Mut machen. Doch ich schwieg. Taktvoll wie meine Eltern waren, verliessen sie nun das Zimmer und liessen uns alleine. Regula und Paula setzten sich sofort zu mir ans Bett. Die Männer standen herum, genau wie mein Vater zuvor. „Hei Patrizia, kannst du sprechen?“ fragte mich Regula behutsam. Wieder schüttelte ich den Kopf, was nun schon ganz gut klappte. Besorgt schaute sie mich an und sagte, obwohl sie es dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht so meinte, „das kommt bald wieder. Es braucht nur Zeit. Du bist nun mal sehr schwer verletzt worden.“ Was ist denn geschehen? wollte ich endlich wissen, doch fragen konnte ich es nicht. Und erzählen wollte sie es mir auch nicht. Herrje, wie lange musste ich denn noch im Ungewissen bleiben? Alle erzählten irgendetwas Alltägliches, nur nicht das, was ich wirklich wissen wollte. Jens erzählte, dass er zur Zeit sehr wenig zu tun hätte. Der Beginn der Sommerferienzeit merke man halt schon. „Ja bei uns auch“, stimmte ihm Paula zu. „Nur bei uns ist wie immer die Hölle los“, erwiderte Markus lächelnd. „Zum Glück habe ich bald Ferien. Dann können Regula und ich in Italien ein paar Tage so richtig ausspannen.“ „Ja, Ende dieser Wochen verreisen wir. Und jetzt, da du auf dem Weg zur Besserung bist, können wir auch viel ruhiger gehen. Ich weiss nicht, ob ich sonst hätte fahren können“, meinte die gutherzige Regula. „Bei uns ist auch viel los. Du weisst ja, dass die Sicherheitsbranche immer zu tun hat. Je länger je mehr“, gab auch noch Andreas seinen Senf dazu. Ja das wusste ich, immerhin hatte ich mal mit ihm zusammen gearbeitet, bis er mich rausgemobbt hatte. Nicht mit böser Absicht, aber trotzdem. Es tat jetzt noch weh daran zu denken. Natürlich lange noch nicht so sehr, wie ich körperliche Schmerzen hatte. Zum Glück hatten sie nachgelassen, aber ich spürte sie immer noch. Na ja, immerhin spürte ich noch etwas. Von einem zum anderen schauend, hörte ich ihnen aufmerksam zu. Erst jetzt bemerkte ich, wie beruhigend es war, so alltägliche Dinge zu hören. Es lenkte mich gut ab. Doch nach einer Weile wurde ich unglaublich müde und schloss erschöpft die Augen. Als meine Freunde bemerkten, dass ich vor mich hindöste, schlichen sie leise aus dem Zimmer. Als ich wieder erwachte war es wieder dunkel im Zimmer. Nun übte ich zu sprechen. Nach und nach gelang es mir immer besser. Zuerst war es nur ein Krächzen, doch schon bald sprach ich mit mir selber ellenlange Dialoge. Natürlich kam ich mir ein bisschen behämmert vor, wie ich da in diesem dunklen Zimmer mit mir selbst plauderte. „So, jetzt geht es wieder mit dem Sprechen. Das braucht einfach seine Zeit. Es lag gar nicht an den Stimmbändern oder sonst was, ich hatte ganz einfach nicht die Kraft dazu. So einfach ist das. Jetzt kann ich endlich fragen was mit mir passiert ist. Und welche Arten von Verletzungen ich habe. Wenigstens sind die Schmerzen nicht mehr so schlimm. Ob ich wohl mal klingeln soll? Aber ich glaube ich frage besser meine Eltern was geschehen ist. Oder meine Freunde. Mal schauen wer morgen als Erstes aufkreuzen wird.“ Und so plapperte ich vor mich hin und fühlte mich dabei überglücklich. Aber wie sehr das Sprechen erschöpfte! Das hätte ich nie gedacht. Langsam döste ich wieder weg. Als Erstes tauchten am nächsten Tag meine Eltern auf. „Hallo zusammen“, begrüsste ich sie und meine Mutter rannte vor Freude auf mich zu. „Patrizia, Patrizia, du sprichst ja wieder!“ „Ja! Ich habe heute Nacht fleissig geübt. Und jetzt klappt es schon wieder richtig gut.“ „Was heisst, du hast heute Nacht geübt?“ „Ich habe nur ein bisschen vor mich hin geplappert. Das hat meine Stimmbänder wieder geölt. Und jetzt laufen sie wie geschmiert.“ Ich lachte über mein Wortspiel, doch dann schoss ein Schmerz durch meinen Körper und das Lachen verging mir sofort wieder. „Dir geht es ja wieder richtig gut“, bemerkte mein Vater trocken, dem nicht aufgefallen war, dass mich die Schmerzen verstummen liessen. Ich nickte übertrieben begeistert. Meine Eltern hatten nun schon genug Sorgen wegen mir gehabt. Da wollte ich nicht auch noch jammern. Als sich meine Mutter gesetzt hatte und mein Vater wieder wie bestellt und nicht abgeholt herumstand, stellte ich die alles entscheidende Frage. „Was ist eigentlich mit mir passiert? Ich habe überhaupt keine Erinnerung daran.“ „Was? Ist das wahr?“ fragte meine Mutter verblüfft und mein Vater riss vor Erstaunen die Augen weit auf. „Wie kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern?“ „Woran soll ich mich erinnern? Sagt es mir doch endlich!“ fauchte ich meine überraschten Eltern an. „Du wurdest angeschossen. Stell dir vor, du wurdest am frühen Abend einfach niedergeschossen! Und das bei uns! Hier in der Schweiz! Was ist nur los in letzter Zeit? Diese Gewalt immer. So sinnlose Gewalt. Daran sind nur die Ausländer schuld. Die kommen hier zu uns, glauben das Paradies auf Erden zu finden. Dabei müssen wir hart arbeiten für unseren hohen Lebensstandard. Und wenn es dann nicht so läuft wie sie erhoffen, dann beginnen sie wehrlose Schweizer zu verprügeln und wild um sich zu schiessen und klauen und rauben und…“, er hatte sich regelrecht in Rage gesprochen und einen ganz roten Kopf bekommen. Doch als er bemerkte, dass er leicht vom Thema abgekommen war, stoppte er sich und schaute mich nur hilflos an. „Aha“, meinte ich sarkastisch, denn ich wusste nun immer noch nicht genau was passiert war. Und irgendwie wollte ich nicht glauben, dass das Ausländer gewesen waren. Denn ich sah vor mir rote, glühende Augen. Und die hatten Ausländer nicht. Oder doch? Mir kamen komischerweise meine Skyländer-Freunde in den Sinn. Doch die hatten auch nicht solche Augen. Die hatten wunderschöne helle Augen. Die loderten nicht. Vielleicht die von David manchmal, wenn ich ihn wieder zur Weissglut getrieben hatte. Ich schloss die Augen und sah sie vor mir. David, der cholerische von ihnen. Der keine Verletzungen haben konnte und Verletzungen heilen konnte. Gabriel, der ruhige, unsichere, der durch alles hindurchsah. Und dann noch Matthias, der verschlossene, der nie etwas sagte. Er war die Kampfmaschine, mit unglaublichen Kräften. Ich hatte kurz ihre Kräfte und wusste, was sie alles konnten. Es war toll. Aber nicht nur. Es war auch eine Bürde und ich war ehrlich froh gewesen, als diese Fähigkeiten mich wieder verlassen hatten. Als normaler Mensch ging es einem schon am besten. „Also, jetzt nochmals von Anfang bis Ende, die Ausländer lassen wir jetzt mal zur Seite“, bat ich meinen Vater, es mir endlich, bitte endlich, zu erzählen. Ohne Ausschweifungen. Ohne Hasstiraden. Ohne politische Statements. Er räusperte sich verlegen, „erzähl doch du“, forderte er meine Mutter auf. „Nein erzähl nur, du weisst genauso viel wie ich“, gab sie etwas säuerlich zurück. Er raffte sich also endlich auf, mir alles genau zu erzählen. „Wir wissen es ja auch nicht so genau. Wir haben dich erst hier im Krankenhaus wieder angetroffen. Aber der Notarzt hat uns alles genau erklärt.“ „Es war der Stationsarzt“, berichtete ihn meine Mutter. „Na gut der Stationsarzt“, gab er genervt zu. „Also, der Stationsarzt hat uns alles erklärt. Sie haben einen anonymen Anruf erhalten. Es war ein Mann, der ganz ruhig erklärte, dass eine schwer verletzte, bewusstlose, junge Frau in der Baumgasse liegt. „Wo ist denn die Baumgasse?“ fragte ich ganz erstaunt, als würde man hier nicht von mir sprechen. „Das ist die kleine Gasse, gleich bei dir um die Ecke. Sie ist eine Abkürzung zu deinem Zuhause“, erklärte meine Mutter. Jetzt sah ich die Gasse vor mir, konnte mir aber nicht erklären, was ich zum Teufel dort gesucht hatte. Mein Vater holte ungeduldig Luft, „soll ich weitererzählen oder willst du es tun?“ fragte er sie gehässig. „Erzähl nur, du hast jetzt schon damit angefangen.“ „Also dann lass mich gefälligst auch zu Ende erzählen!“ „Hei, hört auf euch zu streiten! Ich will jetzt, verdammt nochmal, endlich wissen was mit mir geschehen ist!“ Als sie merkten, dass mir der Geduldsfaden nun endgültig riss, fuhr mein Vater ganz kleinlaut fort und meine Mutter schwieg. „Also, der anonyme Anrufer hat alles ganz genau beschrieben. Sofort ist eine Ambulanz los. Dort fand man dann dich, in einer Blutlache liegend. Schwer verletzt. Von dem Anrufer jedoch keine Spur. Du lagst mitten in der Gasse und es war ein Glück hatte dich jemand gefunden. Denn dort geht ja fast nie jemand durch.“ Er holte tief Luft. Er musste das Gesagte erst einmal verdauen. Mich jedoch traf das nicht so. Es kam mir vor als würde mich das alles gar nichts angehen. Dabei sprach er doch von mir! Als er fortfuhr war seine Stimme leise und brüchig, „Sie reanimierten dich sofort noch am Tatort. Dein Leben hing an einem seidenen Faden. Du hattest unglaublich viel Blut verloren. Wenigstens hatten die Schüsse keine Organe verletzt. Es war wie ein Wunder. Dann brachten sie dich ins Krankenhaus. Wir wurden informiert und kamen natürlich sofort hierher. Du lagst da, ganz blass und an allerlei Schläuchen angehängt. Es war grauenhaft. Zudem hatten wir das Gefühl, dass du uns hören würdest. Dass dich aber auch das Erlebte immer noch quälen wurde. Du lagst ruhig da, doch deine Augen gingen immer wieder hinter den geschlossenen Lidern hin und her.“ Wieder schwieg er und schaute ins Leere. „Und dann?“ brachte ich ihn wieder in das Hier und Jetzt zurück. „Tja, und dann wurden wir angerufen, dass du wach bist. Weisst du, dass du fast eine Woche im Koma gelegen hast? Wir waren immer da. Wir glaubten schon, dich verloren zu haben. Was war das für eine Erleichterung, als du uns angeblickt hast. Es wäre für uns das Schlimmste gewesen, wenn wir dich für immer verloren hätten.“ Er hatte Tränen in den Augen und plötzlich wurde mir bewusst, dass er von mir sprach. Dass das alles mir geschehen war. Dass ich tatsächlich im Krankenhaus lag. Dass ich tatsächlich angeschossen, ja fast gestorben wäre. Die Realität traf mich wie ein Hammerschlag und nun traten auch mir die Tränen in die Augen. Wer hatte mir das bloss angetan? Wer konnte nur einen solchen Hass gegen mich haben, dass er mich töten wollte? So brutal niedergeschossen hatte. Im Wissen, mich zu töten. Ja, im Vorhaben, mich zu töten. Noch nie hatte ich Feinde gehabt. Nie wollte mir jemand wirklich böse. Und diejenigen, die mich nicht so mochten wie ich war, die gingen mir einfach aus dem Weg und ich ihnen. Ich suchte nie die offene Konfrontation, deshalb war es mir auch unverständlich, wer einen solchen Hass gegen mich hegen konnte. „War ich vergewaltigt worden?“ fragte ich nun voller Furcht, da mir das die Einzige einleuchtende Tat war, die danach vielleicht zu einer Tötung führen würde. „Zum Glück nicht, mein Schatz“, sagte meine Mutter und drückte mir die Hand. „Nein, du wurdest nicht ausgeraubt, nicht vergewaltigt, auch nicht geschlagen. Du wurdest einfach nur brutal niedergeschossen.“ „Vielleicht wurde ich mit jemandem verwechselt? In der dunklen Gasse hätte das doch möglich sein können.“ „Es war noch nicht dunkel. Und klar wäre das möglich“, warf nun mein Vater wieder ein. „Eigentlich muss es so gewesen sein, denn wer sonst hätte einen Grund dich zu erschiessen?“ bestätigte nun auch meine Mutter meine Bedenken. Ich zuckte mit den Schultern. Wieso hatte ich keine Erinnerungen an die Tat? Wie konnte man so etwas vergessen? Nur wenn einem die Skyländer das Wissen löschten. Aber die waren verschwunden, schon seit geraumer Zeit. „Hat man wenigstens den anonymen Anrufer ausfindig gemacht?“ „Nein, auch nicht. Es ist alles so unklar.“ Wie nun ab jetzt wohl meine Zukunft aussehen würde? Hatte ich von nun an Angst alleine rauszugehen? Konnte ich mich noch unbeschwert draussen bewegen? Ohne mit der dauernden Angst, dass mich jemand erschiessen wollte? Die Gedanken an meine Zukunft quälten mich auch noch lange nachdem meine Eltern gegangen waren. Vielleicht würde ich nie mehr dieselbe sein. Aber hier im Krankenhaus brauchte ich keine Angst zu haben, hier konnte ich mich sicher fühlen.

An diesem Tag kam dann auch noch die Polizei vorbei und stellte mir jede Mengen Fragen, die ich alle nicht beantworten konnte. Ich wusste noch genau, dass ich einen schönen Abend mit meinen Freunden verbracht hatte. Ich erinnerte mich, dass ich einen Rock trug und Sandaletten. Ich wusste auch noch, wie ich durch den warmen Sommerabend nach Hause spazierte und wie leer die Strassen waren. Aber wieso war ich in diese verfluchte dunkle Gasse gegangen? Ich ging nie, wirklich nie, durch diese Gasse nach Hause, obwohl sie eine Abkürzung war. War ich jemandem begegnet, den ich kannte? War ich verfolgt worden? Aber wenn ja, dann wäre ich doch nie in diese Gasse gelaufen. Die wäre ja wie eine Falle gewesen. Dort hätte mich ja erst recht niemand gesehen oder gehört. Nein, das war unvorstellbar. Verzweifelt rieb ich mir über die Stirn, doch die Erinnerung wollte und wollte nicht kommen. Also zockelten die Polizisten unverrichteter Dinge wieder ab. Bevor sie gingen wollte ich noch wissen, woher denn der anonyme Anruf gekommen sei. Man könne doch heute leicht herausfinden, wem ein Handy oder Festnetzanschluss gehörte. Leider war der Anruf von der einzigen Telefonkabine gekommen die es noch in der Gegend gab. Seltsam, ich hatte mal Samuel, den Skyländer, gebeten, von dort aus einen Anruf für mich zu erledigen. Nur war das schon ewig her und Samuel war tot. Aber diese Telefonkabine kannte natürlich nicht nur Samuel, sondern jeder Mensch in der Stadt und wahrscheinlich auch einige Auswärtige. „Ist Ihnen noch etwas in den Sinn gekommen?“ fragte mich der Polizist, da ich gedankenverloren aus dem Fenster geguckt hatte. Verwirrt schaute ich zurück. Die Polizisten hatte ich schon wieder vergessen. „Nein, nein“, log ich ihn an, „es ist nur alles so seltsam. Wer hat mir das bloss angetan? Und wer war der Anrufer? Das wäre doch kein Problem gewesen, sich zu erkennen zu geben?“ „Wir haben den Verdacht, dass es der Täter sein könnte. Vielleicht kam er plötzlich in Panik, als er merkte, dass er Sie getötet hat, oder Sie sterben könnten.“ Nein, das machte für mich keinen Sinn. Man schoss doch nicht auf eine Person und geriet dann plötzlich in Panik. Zudem hatte mein Vater gesagt, dass der Anrufer ganz ruhig gewesen sei. Das sagte ich dem Polizisten auch. „Bei psychisch kranken Menschen weiss man nie so genau, was in ihnen vorgeht. Aber Sie haben schon Recht. Es ist seltsam. Leider hat in letzter Zeit die Gewalt hier in der Gegend extrem zugenommen. So viel wie in letzter Zeit mussten wir schon lange nicht mehr ausrücken. Und die Verbrechen werden leider auch immer brutaler. Obwohl, so etwas wie Ihr Schicksal ist zum Glück eine Ausnahme.“ Ich erwiderte nichts darauf. Sie verabschiedeten sich von mir und ich lag wieder alleine da mit meinen Gedanken. Als die Ärztin kam, wollte ich wissen, wie lange ich noch hierbleiben müsse. „Wenn es so aufwärtsgeht, noch ein paar Tage, dann müssen Sie aber sicher noch eine Woche zu Hause bleiben und sich schonen. Und eine psychologische Therapie würde ich Ihnen auch empfehlen. Zum einen, weil Sie zuerst Ihre Amnesie überwinden müssen. Zum anderen, weil Sie sonst mit Langzeitschäden Ihrer Psyche rechnen müssen.“ „Ich will sicher nicht zum Psychiater!“ rutsche mir wütend raus. „Frau Waidmeyer, ich weiss aus Erfahrung, dass die Vorstellung einen Psychiater aufzusuchen als sehr unangenehm empfunden wird. Aber es wird Ihnen weiterhelfen, wieder den Rank im Leben zu finden“, belehrte sie mich. Schmollend schwieg ich. Die hatte ja keine Ahnung! Sollte ich vielleicht dem Herr Psychiater auch erzählen, dass ich Freunde aus Skyland hatte? Dass ich mit meinen Freunden gegen die Bösen gekämpft hatte? Dass wir damit die Erde, oder zumindest die Schweiz, gerettet hatten? Und dann könnte ich ja auch noch vom Fliegen erzählen und vom Unsichtbar-Werden und von der Burg der Bösen und vom verseuchten Wasser und… Plötzlich wurde mein wütender Gedankenfluss durch etwas unterbrochen. Der Polizist hatte vorhin etwas gesagt, das mich jetzt stutzig machte. Was war es nur gewesen? Ich hasste mein Hirn, das sich wie ein Löchersieb anfühlte. Ich schloss die Augen und dachte an unser Gespräch. Leider wurden meine Bemühungen von der Frau Ärztin unterbrochen. „Haben Sie es sich schon überlegt? Oder brauchen Sie noch etwas Zeit?“ „Etwas Zeit, ich überleg es mir“, wimmelte ich sie ab. „Tun Sie das, aber es ist wichtig.“ Sie schaute mich an, als wollte sie mich mit ihrem Blick beeinflussen. Ich hatte nur ein müdes Lächeln dafür übrig. Die hatte noch nie in die Augen der Bösen geschaut. Etwas eingeschnappt ging sie von dannen. Was hatte ich vorhin überlegen wollen, als sie mich in meinen Gedanken störte? Mist, jetzt wusste ich nicht einmal mehr, was ich eigentlich überlegt hatte. Müde legte ich den Kopf ins Kissen und liess die Gedanken schweifen. Klar! Die Aussage des Polizisten! schoss es mir durch den Kopf. Also, nochmals von vorne. Was hatte er gesagt, was mich stutzig gemacht hatte? Ich ging das Gespräch nochmals durch. Die Telefonkabine? Nein. Der anonyme Anrufer? Nein. Reumütige Täter? Nein. Oh Gott, wie konnte ich nur so verwirrt sein. Steigende Gewalt! Klar, dass war es! Die Gewalt habe in letzter Zeit stark zugenommen. Die Bösen hatten Einfluss auf die Gefühle der Menschen und machten diese oft aggressiv. Sie konnten sie zwar auch extrem gefügig und liebevoll machen, ich hatte es am eigenen Leib erlebt, aber meistens machten sie aggressiv. Waren sie noch auf der Erde? Einen Moment sah ich ein halb verfaultes Monster vor mir und riss entsetzt meine Augen auf. Mein Herz klopfte wie verrückt. Woher hatte ich dieses Monster? Woher hatte ich so ein schreckliches Bild. Wahrscheinlich von einem dieser billigen Horrorfilmen, die ich ab und zu ganz gerne sah. Aber das Bild war zu realistisch. Das Monster sah mir direkt ins Gesicht mit lodernden Augen und halbverfaultem Zahnfleisch. Die Haut pergamenten. Voller Panik richtete ich mich auf. Wieso reagierte ich derart hysterisch auf dieses Bild? Keuchend sass ich da und versuchte mich zu beruhigen. Doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Das Gesicht verzog sich zu einem Lächeln und dann sah ich es ganz deutlich. Eine Pistole. Eine Pistole, die direkt auf mich zielte. Erbarmungslos. Ein Lachen. Nicht mal unfreundlich. Aber dann das Gesicht. Dieses hässliche, angsteinflössende Gesicht. Eigentlich war es gar kein Gesicht. Es gab keinen Begriff dafür. Ein Angstschrei entfuhr mir. Und dann war es, als würde ich aus einer Trance erwachen. Aus einem ganz schlimmen Albtraum erwachen und dabei hinein in meinen eigenen realen Albtraum, namens Leben. Hektisch schaute ich mich im Zimmer um. Ich war allein. Mein Schrei schien niemand gehört zu haben. Mir war übel. Ich hatte Angst zu sterben. Ich glaubte, mein Herz würde jeden Moment seinen Dienst kündigen. Das schien auch irgendwo angezeigt worden zu sein, denn plötzlich stürmte die Ärztin ins Zimmer. „Was ist denn bei Ihnen los?“ wollte sie besorgt wissen und eilte zu mir. „Ich hatte einen Albtraum“, murmelte ich und legte mich erschöpft zurück in die Kissen. „Wissen Sie wieder was geschehen ist?“ fragte sie mich, als könnte sie direkt in mich hineinsehen. „Keine Ahnung. Nein, ich glaube nicht“, wich ich ihrer Frage aus. „Was heisst, Sie glauben nicht? Vielleicht sollten Sie mit mir über Ihren Traum sprechen? Oder ich hole Ihnen einen Psychologen. Dann wäre endlich diese Ungewissheit weg.“ Da ist keine Ungewissheit mehr, dachte ich bitter. Und was ich jetzt brauchte war kein Psychiater oder Psychologe, sondern meine Freunde. Sie waren die Einzigen, die wussten, dass die Bösen und die Skyländer existierten. Ich musste das unbedingt mit ihnen besprechen. „Wo ist mein Handy?“ wollte ich wissen und wich somit ihrer Frage aus. „Wieso?“ fragte sie skeptisch. „Sie wissen etwas, das sehe ich doch. Bitte, Sie müssen mit mir sprechen. Oder zumindest mit der Polizei. Und die können Sie von hier aus anrufen. Einen solchen Verbrecher muss man möglichst schnell von den Strassen nehmen. Also bitte. Oder haben Sie Angst? Angst weil Sie ihn kennen? Haben Sie Angst vor einem Vergeltungsschlag? Man kann Ihnen helfen.“ Nein, kann man nicht. Ich möchte dich mal sehen, wenn so ein Monster vor dir steht, blöde Kuh, fluchte ich innerlich. Wieder begann ich zu lügen. Ich war darin nun schon so gut, dass ich nicht mehr rot wurde. Ich hatte kein schlechtes Gewissen dabei. Es war zur Normalität geworden. „Ich möchte das Handy, damit ich mich bei meiner Freundin melden kann. Ich habe geträumt, dass sie auch erschossen wurde. Ich habe Angst um sie!“ Ich gab meiner Stimme einen hysterischen Klang. Sie schien zu glauben, denn sie öffnete wortlos den Schrank im Zimmer und brachte mir mein Handy. „Hier. Aber wenn Ihnen etwas in den Sinn kommt, melden Sie es. Und ich wusste nicht, dass Sie… na ja, dass Sie…“, sie stotterte etwas rum und ich hatte keine Ahnung, auf was sie hinaus wollte. Fragend schaute ich sie an. Sie räusperte sich verlegen. „Nicht so wichtig“, winkte sie ab und wollte gehen. „Doch, Sie dürfen das nicht in sie hineinfressen, sonst müssen Sie mit Langzeitschäden Ihrer Psyche rechnen“, wiederholte ich ihre Worte spöttisch. Zu meinem Erstaunen lachte sie laut los. Sie konnte sich fast nicht mehr erholen und ich fiel in das Lachen ein. Liess es dann jedoch sofort wieder sein. Da Lachen verursachte immer noch Schmerzen am ganzen Körper. „Sie sind mir eine“, meinte sie immer noch lachend und dann, wieder ernst, „nein, was ich sagen wollte ist, dass ich nicht wusste, dass Sie lesbisch sind. Aber das ist ja nicht schlimm, überhaupt kein Problem für mich. Und zu der ganzen Geschichte tut es auch nichts zur Sache. Es könnte nur sein, dass Sie vielleicht von jemandem überfallen wurden, der etwas gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen hat. Das müssten Sie vielleicht der Polizei sagen. Es gibt so verbohrte, die können sich damit nicht abfinden…“ als sie Luft holen wollte, unterbrach ich sie, da ich nur noch Bahnhof verstand, „wie kommen Sie darauf, dass ich Lesbe bin?“ „Was? Aber Sie haben doch…“, jetzt verstand sie es nicht mehr. „Ich habe doch nie gesagt, eine Lesbe zu sein.“ „Sie wollten doch Ihre Freundin anrufen?“ meinte sie verunsichert. „Ja und?“ Doch dann ging mir ein Licht auf. „Sie haben verstanden, dass ich eine feste Freundin habe? Eine Beziehung mit ihr?“ Schmunzelnd erklärte ich, „sie ist meine Freundin, ja. Aber meine Freundin aus der Schulzeit. Sie ist verheiratet und ich nicht lesbisch. Also, ich nenne sie einfach Freundin, weil sie die mir am nächsten stehende Frau ist. Platonisch klar?“ Und dann überlegte ich mir, dass nun Paula eigentlich auch dazu gehörte. Wer hätte das je gedacht? Paula war immer die leicht verwirrte, oberflächliche Kollegin gewesen, mit der ich mal Mittagessen ging oder am Abend zu einem Feierabendkaffee traf. Sie kam immer zu spät, vergass meinen Geburtstag und hatte mich auch schon sehr fies behandelt. Deshalb hatte ich zu ihr nie diese enge Bindung wie zu Regula, mit der ich alle meine Sorgen, Ängste und Freuden geteilt hatte. Und Regula hatte Paula gehasst. Aber seit Paula wusste, dass die Bösen existierten, gehörte sie dazu. War sozusagen auf gleicher Stufe wie Regula. Und Regula akzeptierte sie. „Es tut mir leid, dann habe ich Sie falsch verstanden“, entschuldigte sich Frau Mahler. „So schlimm ist das auch wieder nicht. Ich habe auch kein Problem mit Lesben. Aber ich will nicht, dass es heisst ich sei eine Lesbe und deshalb angeschossen worden. Dann würde man nur nach einem falschen Täter suchen.“ „Ja klar, das wäre natürlich ganz schlecht. Also, ich muss jetzt wieder los“, sagte sie auf die Türe zeigend und eilte aus dem Zimmer. Schnell zog ich mir die Decke über den Kopf und lachte vor mich hin. Etwas verkrampft, aber ich konnte es einfach nicht zurückhalten. Vielleicht hätte ich sie im Glauben lassen sollen, dass sie im Recht sei und dann wäre die Polizei einer falschen Spur nachgegangen. Und ich hätte Ruhe gehabt. Aber das wäre unfair Regula und Markus gegenüber. Die hätten sicher nie in diesen Plan eingewilligt. Als ich mich wieder beruhigt hatte, kroch ich unter der Bettdecke hervor, holte tief Luft, da ich darunter fast erstickte wäre, nahm das Handy zur Hand und schrieb allen, dass ich schlechte Neuigkeiten betreffend den Bösen hätte. Nachdem ich es abgeschickt hatte, löschte ich die SMS sofort. Es war vielleicht paranoid, aber ich hatte Angst, dass Frau Mahler zu nachtschlafender Zeit mein Handy durchstöbern würde. Nach und nach schrieben alle zurück. Entsetzt, ängstlich, aber auch mit Vorbehalten. Ich las heraus, dass sie glaubten ich würde etwas zusammenspinnen, ausgelöst durch den Überfall auf mich. Ich schrieb nur allen zurück, dass sie doch bitte so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen sollten.

Kapitel 2

Um 17.30 Uhr sassen doch tatsächlich alle bei mir am Bett und schauten mich freudig überrascht an. Sie freuten sich sehr, dass ich wieder sprechen konnte und mich so gut erholt hatte. Zuerst sprachen wir darüber doch dann wollte Markus endlich wissen, „was ist denn wegen den Bösen?“ „Ich möchte, dass jemand die Türe beobachtet. Ich weiss es tönt voll blöd, aber ich habe Angst meine Frau Doktor könnte an der Türe lauschen. Ich habe ihr erzählt, ich hätte geträumt, dass Regula ebenfalls angeschossen worden sei und ich ihr deshalb unbedingt schreiben muss. Sie glaubte nicht und meinte, ich würde irgendetwas verheimlichen. Natürlich hat sie damit Recht. Trotzdem hat sie mir das Handy gegeben. Ich will nicht, dass sie etwas von den Bösen erfährt. Sonst bin ich reif für die Klapsmühle und da will ich unter keinen Umständen hin.“ „Okay, wir werden abwechselnd aus dem Zimmer gehen, während du uns erzählst, was geschehen ist. Auch wenn sie dann etwas hören sollte, wird sie nie die Zusammenhänge haben, die es benötigt, um die ganze Geschichte zu verstehen“, meinte Jens. „Also, dann mal los“, forderte mich Andreas ungeduldig auf. „Es war Hieronymus“, sagte ich schlicht und alle reagierten anders darauf. Paula schrie mich fast an, „Hieronymus ist tot! Wie kannst du nur so etwas Blödes von dir geben!“ Ihr Gesicht hatte rote Flecken bekommen. Sie war mit Hieronymus zusammen gewesen, bis, ja, bis zu dem Tag, als er umgebracht worden war. Eigentlich hätte umgebracht worden sein müssen. Sie hatte nie ganz verstehen können, dass Hieronymus wirklich einer der Bösen war. Immerhin hatte sie fast ein halbes Jahr mit ihm Bett und Tisch geteilt. Wahrscheinlich eher Bett als Tisch, denn die Bösen brauchten nichts zu essen. Obwohl sie auch kein Fortpflanzungstrieb hatten und somit keinen Sex. Aber Paula hatte mir mal von seinen Qualitäten im Bett vorgeschwärmt, also ging ich davon aus, dass sie zusammen Sex gehabt hatten. Ich verstand, dass sie nun wütend reagierte. Sicher hatte sie ihn nie ganz vergessen. Genauso wenig wie ich je Samuel vergessen konnte und sein Tod mir immer noch wehtat. Ihr Brustkorb hob und senkte sich erregt und sie schüttelte immer wieder den Kopf. Markus fragte, „wieso sollte Hieronymus noch leben?“ und Regula, „wieso sollte Hieronymus so etwas tun?“ Und Jens, „Das glaub ich nicht. Hieronymus ist doch tot.“ Und Andreas, „wie kommst du jetzt darauf?“ Da mir die Frage von Andreas die sinnvollste schien, ging ich auf sie ein. „Ich hatte keine Ahnung, was mit mir geschehen war. Doch dann, nach und nach kam mir alles wieder in den Sinn. Es war grässlich. Es war Hieronymus.“ Damit hatte ich natürlich noch gar nichts erklärt, deshalb wollte Paula wissen, „ja, das hast du schon gesagt. Aber wie kommst du darauf?“ „Weil er es war. Ist das so schwer zu verstehen?“ „Das musst du schon genauer erklären. Immerhin waren wir alle dabei, als er starb.“ „Habt ihr es gesehen? Habt ihr gesehen, wie er sich in Staub auflöste? Das glaube ich nämlich nicht.“ Alle schauten gedankenverloren vor sich hin und hingen den Erinnerungen an die besagte Nacht im Februar nach. Nach und nach schüttelten alle den Kopf. „Na also“, sagte ich triumphierend. „Aber ich versteh das nicht. Da war doch keiner mehr“, meinte Jens verwirrt. „Ihr habt keinen gesehen. Aber die können sich unsichtbar machen, hier auf der Erde. Und wer sonst hätte Gabriel so zugerichtet? Das war dieser Hieronymus.“ „Nein, sicher nicht. Das hätte Hieronymus niemals getan“, beharrte Paula weiter auf ihrer guten Meinung zu Hieronymus. „Nun hör endlich auf damit, Hieronymus zu verteidigen. Er ist ein Verbrecher. Etwas Schlechtes. Also sieh es endlich ein!“ herrschte sie Regula an und ich war froh, dass jemand ihr das mal sagte. Ich hatte nämlich noch nicht die Kraft zum Streiten. Paula schaute sie böse an, sagte aber an mich gewandt, „und weiter? Wo sind deine Beweise?“ „Patrizia hat schon Recht“, stärkte nun auch Jens mir den Rücken. „Da war keiner als wir das Gebäude verliessen. Es war ganz ruhig. Und dann, plötzlich, liegt da Gabriel halbtot im Schnee. Glaubst du er hat sich selber verletzt? Sei doch realistisch. Und wenn Patrizia sagt, sie hätte Hieronymus gesehen, dann ist es sicher auch so gewesen.“ „Danke. Ja also, an diesem Abend war ich nach Hause unterwegs, nachdem wir ja zusammen gewesen waren. Und dann war da plötzlich jemand hinter mir. Ich bekam es mit der Angst zu tun und wollte als Abkürzung durch die Baumgasse.“ „Wo ist die Baumgasse?“ fragte mich Regula verwundert. Ich war also nicht die Einzige, die das nicht wusste. „Das ist die kleine Gasse, die man als Abkürzung zu meiner Wohnung nehmen kann.“ Sie nickte verstehend und ich fuhr fort, „ich weiss nicht, welcher Teufel mich geritten hat, diese Abkürzung zu nehmen. Ich gehe dort nie, wirklich nie durch. Doch nun war ich dort und plötzlich, als ich ziemlich genau in der Mitte der Gasse war, wurde ich angesprochen. Hinter mir stand Hieronymus. Er hielt eine Pistole in der Hand. Ich glaubte, nicht Recht zu sehen. Denn auch ich glaubte doch, er sei tot. Ich zweifelte an meinem Verstand. Doch es war alles real. Er kam auf mich zu. Zuerst war ich wie erstarrt, doch dann versuchte ich zu fliehen. Ja und dann schoss er auf mich.“ Ich schwieg. Ich sah alles so klar vor mir. Niemand sagte ein Wort bis ich wieder fortfuhr mit der Erzählung. „Als ich da so blutend vor ihm kniete, hielt er mir die Pistole an die Stirn. Und dann geschah etwas Furchtbares.“ Ich musste tief Luft holen, um es sagen zu können. Ich hatte das Gefühl, mein Brustkorb wäre zugeschnürt. Ich hatte Angst, dass es mit dem Aussprechen dieser Worte zur Tatsache würde. Solange es niemand wusste, war es eine Fantasie von mir. Doch jetzt würde es zur Realität. „Er hat sich verändert als er vor mir stand. Ja, ja“, ich nickte, als müsste ich mir selber Mut machen, „er lächelte und dann zogen sich die Lippen zurück. Immer weiter.“ Pause. „Dann kamen verfaulte Zähne und vergammeltes, grünes Zahnfleisch zum Vorschein.“ „Das ist doch gar nicht wahr“, unterbrach mich Paula, „Hieronymus hat sehr schöne Zähne und gesundes Zahnfleisch.“ „Jetzt lass sie doch endlich zu Ende erzählen“, meinte Andreas ungehalten. Er und Paula kamen sehr gut miteinander aus. Deshalb hörte Paula auch auf ihn und schwieg, wenn auch etwas beleidigt. Unbeirrt fuhr ich fort, „seine Augen verschwanden irgendwie in den Höhlen und begannen zu glühen. Ja und dann wurde seine Haut zu Pergament und zog sich über den Schädel und er sah aus wie ein Totenkopf. Er war ein Monster geworden.“ Alle schwiegen bestürzt. Natürlich war Paula als erste mit einer Erklärung zur Hand, „das muss der Schock sein. Wie soll jemand plötzlich wie ein Monster aussehen?“ „Du verstehst es immer noch nicht, oder? Bist du so blöd oder tust du nur so? Seit du weisst, dass es Skyländer und Böse und weiss ich nicht was alles gibt, sollte auch jemandem wie dir einleuchten, dass sich einer von denen in ein Monster verwandeln kann“, giftete sie Regula an. „Aber sicher nicht Hieronymus“, gab Paula trotzig zurück. „Wer sonst? Etwa Andreas?“ fragte Regula spöttisch. „Ich weiss nicht, was euer Problem mit Hieronymus ist. Okay, er ist einer der Bösen. Okay, er hat Scheisse gebaut. Aber wieso sollte er Patrizia anschiessen? Wieso ausgerechnet sie? Und wie kann er verfaulte Zähne und feurige Augen und was weiss ich sonst alles für einen Mist haben? Könnt ihr mir das plausibel erklären? Dann werde ich gut zuhören und es euch glauben. Vorher nicht.“ Mit verschränkten Armen und trotzigem Blick sah sie einen nach dem anderen von uns an. „Wie sollen wir denn das Übernatürliche erklären? Wie würdest du einem Aussenstehenden denn zum Beispiel die Bösen plausibel erklären?“ fragte Markus nüchtern. Darauf hatte sie natürlich keine Antwort. „Ich habe keine Ahnung, wieso er mich angeschossen hat. Eigentlich erschiessen wollte. Ich weiss auch nicht, wer mich gerettet hat. Aber ich weiss, dass der Schütze Hieronymus war. Das hat nichts mit einem Schock zu tun.“ Plötzlich schaute ich zur Tür. „War mal jemand draussen?“ flüsterte ich aufgeregt, obwohl ich wusste, dass das nicht der Fall gewesen war. Jens übernahm das und kam mit erhobenem Daumen zurück. Niemand in Sicht. Nach dieser Pause hatten sich die Gemüter wieder beruhigt. „Das Seltsame ist, dass der Polizist, der mich befragt hatte, meinte, dass in letzter Zeit die Gewalt hier in der Gegend extrem zugenommen hat. Wenn ich also 1+1 zusammenzähle, dann muss ich zum Schluss kommen, dass die Bösen wieder aktiv sind. Scheinbar konnten die Skyländer das Tor zu Welt nicht schliessen, so dass weiter Böse zu uns kommen können.“ Betroffenes Schweigen. „Also war alles vergebens“, meinte Andreas ernüchtert. „Nein, das würde ich so nicht sagen“, meinte ich während Markus gleichzeitig sagte, „sieht so aus.“ Wir schauten einander an und ich musste lachen. „Ist das etwa lustig?“ fragte Paula giftig. „Nein, leider nicht. Es ist mir nur so rausgerutscht“, entschuldigte ich mich. Regula, die gute Seele, ergriff sofort meine Partei, „lass sie doch lachen! Immerhin wurde sie von deinem Ex angeschossen, ja fast getötet“, und an mich gewandt, “ich bin ehrlich gesagt froh dich lachen zu hören.“ Dankbar nickte ich ihr zu. „Und was wollen wir jetzt machen?“ fragte Jens. Das war eigentlich die entscheidende Frage. „Ich weiss es nicht. Habt ihr eine Idee?“ fragte ich die anderen. „Im Moment könnten uns die Skyländer am meisten helfen“, meinte Jens und diese Aussage erstaunte mich. Er war gar nicht gut auf die Skyländer zu sprechen. Vor allem nicht auf David. „Ja klar, aber die haben sich ja aus dem Staub gemacht. Einfach davongeflogen. Schön haben die sich aus der Affäre gezogen“, höhnte Paula. „Hei, immerhin war damals Gabriel halb tot. Und die konnten sicher nicht zurück nach Skyland. Das heisst, wahrscheinlich sind sie schon lange tot. Und falls sie noch leben, dann jämmerlich irgendwo hier auf der Erde. Also bitte hör auf, über sie herzuziehen, die haben es noch schwerer als wir“, wies ich Paula wütend zurecht. „Also, wie weiter?“ nahm Markus wieder den Faden auf. „Viel machen können wir im Moment nicht. Wir müssen jetzt einfach die Augen offen halten. Aber ohne die Skyländer sind wir machtlos, da hat Jens schon Recht“, fasste ich unsere Situation zusammen. „Und was machen wir, wenn uns tatsächlich einer der Bösen über den Weg läuft?“ wollte Regula wissen. „Eigentlich können wir gar nichts tun. Schlimm oder? Aber wahrscheinlich zeigen sie sich gar nicht mehr. Wenn sie tatsächlich so aussehen wie Hieronymus, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, dann können die sich nicht mehr unter den Menschen zeigen.“ Nach diesem, Gespräch verliessen mich meine Freunde aufgewühlt und ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Doch ich konnte mich niemandem anderes als ihnen anvertrauen und ich hatte alles einfach loswerden wollen. Als Frau Mahler etwas später mein Zimmer betrat, sah sie mich seltsam an. Ganz still war sie. Ob sie wohl doch etwas mitbekommen hatte? Oder ob sie noch verlegen war, weil sie mich als Lesbe bezeichnet hatte? Doch das glaubte ich weniger. Was also war bloss los mit ihr? Sie machte Visite, wünschte mir eine gute Nacht und verschwand dann aus dem Zimmer. Grübelnd lag ich im Bett. Wenn doch nur die Skyländer da wären. Noch nie hatte ich mich so sehr nach ihnen gesehnt. Doch sie waren weg. Verschwunden. Und wie hätte ich sie zu mir holen können? Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. Den Skyländer-Ruf! Wieso war mir der nur bloss nicht schon früher eingefallen? David hatte mir mal gezeigt wie ich ihn rufen konnte. Es war ein seltsames Geräusch, das man eigentlich als Mensch gar nicht machen konnte. Aber er hatte meine Stimmbänder so manipuliert, dass ich es nun auch konnte. Ich brauchte nur die Augen zu schliessen, ganz fest an die drei zu denken und dann die Worte in Skyländisch sagen. Ich war ganz aufgeregt und hatte das Gefühl, als müsste ich nun einen Vortrag vor vielen Menschen halten. Was wäre das für ein Glück wenn es klappen würde! Mit geschlossenen Augen lag ich gerade eben da und wollte anfangen als die Zimmertüre geöffnet wurde. Das war jetzt aber schnell gegangen! Leider war es aber nur Frau Mahler, die verlegen das Zimmer betrat. „Frau Waidmeyer, ich nochmals. Ich wollte nur nochmals nachfragen ob Ihnen in der Zwischenzeit wieder in den Sinn gekommen ist wer das Ihnen angetan hat?“ wollte sie wissen. Irgendwie kam sie mir so scheinheilig vor. „Nein, leider nicht. Ich sehe zwar in der Zwischenzeit den ganzen Vorgang des Überfalls vor mir, aber ich sehe die Person, die das getan hat nicht. Irgendwie verschwimmt immer alles vor meinem inneren Auge.“ „Hm. Haben Sie wenigstens der Polizei gesagt wie der Angriff abgelaufen ist?“ „Nein nicht. Sollte ich?“ „Ja klar! Vielleicht hilft das weiter. Soll ich sie für Sie anrufen?“ „Ja gerne“, gab ich unwillig zurück und wünschte mir, dass die Polizisten heute keine Zeit für meinen blöden Angriff haben würde. Leider standen sie schon kurz danach in meinem Zimmer und ich erzählte ihnen alles haarklein wie es sich wirklich zugetragen hatte. Nur Hieronymus liess ich aus dem Spiel. Mit den Worten, „danke für Ihre genauen Angaben und sollte Ihnen noch etwas in den Sinn kommen, und ist es für Sie noch so unwichtig, dann melden Sie sich doch bitte wieder bei uns.“ Und weg waren sie. Frau Mahler jedoch leider nicht. „Fühlen Sie sich jetzt besser?“ wollte sie fürsorglich wissen. „Ja, jetzt fühl ich mich super“, gab ich ironisch zurück. Sie bemerkte meine Ironie nicht einmal. „Wie schön für Sie. Das freut mich sehr. Schon bald sind Sie wieder zu Hause. Freuen Sie sich darauf?“ „Klar. Und noch mehr freue ich mich wieder zur Arbeit zu gehen. Ich hätte nie gedacht, dass das mal der Fall sein wird.“ Ich lachte fröhlich und sie stimmte mit ein. „Na dann, schlafen Sie gut und träumen Sie was Schönes.“ „Danke, ja nach diesem Gespräch werde ich das tun.“ Endlich verliess auch sie das Zimmer und mein Lächeln erlosch augenblicklich. Wehe dem, der mich jetzt noch stören würde! Wieder schloss ich die Augen und rief mir das Bild der drei Skyländer hervor. Das war gar nicht so einfach. Ich sah immer nur der blutende Gabriel vor mir. Genervt öffnete ich die Augen, beruhigte mich etwas und schloss sie wieder. Nun konzentriere ich mich auf David. Etwas irritierte mich an seinem Gesicht, das ich sah. Ich überlegte eine ganze Weile was, bis mir auffiel, dass dieses Gesicht von David lächelte. Das war jedoch nicht der wahre David, denn die Skyländer durften nicht lachen, sonst würden sie sterben. Dieses Schicksal widerfuhr Samuel und ich war sogar dabei. Zerrissen war er worden. Einfach so. Nur weil er gelacht hatte. Nun verscheuchte ich das Bild vom lachenden David und konzentrierte mich voll auf Matthias. Doch da war es auch nicht besser. Sein Gesicht war ganz schmal. Und, oh Mist! Er hatte ebenfalls rote Augen. Lodernde Augen, genau wie Hieronymus. Was war bloss los mit mir? Wieso konnte ich sie nicht mehr so sehen, wie sie waren? Aber vielleicht waren sie nicht mehr so wie früher? Vielleicht hatten sie sich verändert? Vielleicht war Gabriel tot und ich sah ihn deshalb immer nur blutend? Vielleicht konnte David tatsächlich wieder lachen? Und vielleicht war Matthias einer der Bösen? Oder er war einfach so zu einem Monster geworden? Fragen, die mich unglaublich beschäftigten. Als ich mich wieder beruhigt hatte, versuchte ich es nochmals. Ich versetzte mich in meine Wohnung. Ich schloss die Türe auf und blickte dann ins Wohnzimmer. Und tatsächlich, da sassen sie. Einer neben dem anderen. Ich sah ihre hübschen Gesichter vor mir. Ihre hellen, eindrucksvollen Augen, ihre schwarzen gelockten Haaren. Und dann murmelte ich den Skyländer-Ruf vor mich hin. Die Worte waren in Skyländisch und tönten als würde eine Schlange eine lebende Maus verspeisen, mit Zischen und Fiepen. Als ich die Augen wieder öffnete war ich immer noch alleine im Zimmer. Die ganze Nacht lag ich wach, doch das Zimmer blieb leer. Und meine Hoffnung sank auf den Nullpunkt.

Kapitel 3

Wie Frau Mahler versprochen hatte, durfte ich das Krankenhaus ein paar Tage später verlassen. Meine Eltern holten mich ab und brachten mich zur Wohnung. Es war ein seltsames Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit. Vor allem war ich froh, Doktor Mahler entkommen zu sein. Diese Frau hatte mir richtig Angst gemacht in den letzten Tagen. Oft war sie plötzlich im Zimmer gestanden und hatte mich dauernd bedrängt, ob ich jetzt wisse, wer es getan hätte. Und ob ich eine Therapie machen wolle. Mit Händen und Füssen wehrte ich mich dagegen und mit der Zeit schien sie aufgegeben zu haben. Als ich nun vor meiner Wohnung stand, klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Ich hatte Angst, dass es vielleicht nicht mehr sein würde wie früher. Dass ich Angst haben würde in meiner Wohnung. Dabei liebte ich meine Wohnung über alles. Sie war meine Höhle, in die ich mich zurückziehen konnte von dem Leben da draussen, in der ich mich wohl fühlte und einfach ich sein konnte. Mein Vater öffnete für mich die Wohnungstür als ich den bereits eingesteckten Schlüssel einfach nicht drehen wollte. Kurzentschlossen packte er meine Tasche, öffnete die Türe und schob mich dann in die Wohnung. Alles war wie früher, nichts hatte sich verändert. Ich ging von einem Raum zum anderen. Meine Mutter hatte zur Begrüssung einen Strauss Sonnenblumen auf den Salontisch im Wohnzimmer hingestellt. Sie schien auch meine Wohnung geputzt und scheinbar meine Wäsche gewaschen haben, denn auf meinem Stuhl, auf dem normalerweise jede Menge bereits getragene Kleider lagen, war nun nichts. Leer und verlassen stand er da und mir tat dieser Anblick weh. Er zeigte mir, dass wenn ich nicht mehr gekommen wäre, alles bereit wäre, um die Wohnung zu räumen. Ein trauriger Gedanke. Ich bedankte mich bei meiner Mutter fürs Putzen, Waschen und Aufräumen und sie meinte überrascht, „wie meinst du das?“ „Hei, ich kenne doch meine Wohnung. Und meine Ordnung. Oder eben manchmal nicht so Ordnung.“ Müde lächelte ich sie an. Sie ging nicht mehr weiter darauf ein, sondern fragte stattdessen, „sollen wir dir noch etwas helfen? Vielleicht einen Tee machen? Oder willst du alleine sein?“ „Ich bin jetzt gerne ein bisschen alleine. Ich muss mich hinlege. Aber ich rufe euch auf jeden Fall an, falls irgendetwas ist. Wäre das für euch okay?“ „Aber klar Schatz.“ Mit einem Kuss verabschiedete sie sich von mir und mein Vater drückte mir kurz den Arm, bevor sie sich davonmachten. Und nun war ich alleine. Müde stand ich am Fenster und schaute raus. Es regnete in Strömen und war ziemlich kalt für Mitte Juli. Nach einer Weile raffte ich mich auf und begann die Tasche auszupacken. Jede Menge Medikamente musste ich noch nehmen, welche mein Vater in der Apotheke geholt hatte. Die dreckige Wäsche warf ich sofort in die Waschmaschine und dann war da nur noch das Necessaire. Nachdem auch diese Dinge verstaut waren, wollte ich es soeben im Schrank versorgen, als mir ein Zettel in die Hand fiel. Sofort erkannte ich die Handschrift von Frau Mahler. Diese Frau verfolgte mich bis nach Hause! Das war doch zum Davonlaufen. Eigentlich wollte ich den Zettel ungelesen wegwerfen, doch meine Neugier nahm überhand und ich las ihn doch. ‚Bitte rufen Sie mich an. Ich muss etwas mit Ihnen besprechen‘, stand da in fast unleserlicher Schrift. Darunter hatte sie ihre Handynummer vermerkt. Ich dachte nicht im Traum daran sie anzurufen. Soweit würde es noch kommen! Die wollte mich doch nur dazu überreden eine Therapie zu machen und darauf hatte ich echt keine Lust. Ich würde mich nur in Lügen verstricken und am Schluss vielleicht doch noch die Wahrheit ausplaudern. Wer weiss was diese Psychologen für Tricks draufhaben. Wahrscheinlich würde ich schon in der ersten Sitzung zusammenbrechen. Und wenn ich dann die ganze Wahrheit erzählen würde, wäre ich bis an mein Lebensende am Therapieren. Anderseits, vielleicht wollte sie etwas anderes? Sie hatte sich in den letzten Tagen sehr komisch benommen. Hatte sie doch an der Türe gelauscht und etwas von Hieronymus und den Bösen und Gabriel und vom Davonfliegen mitbekommen? Und falls ja, was würde sie dann von mir erwarten? Ich legte mich aufs Sofa und überlegte mir alles ganz genau. Es liess mir einfach keine Ruhe. Sollte ich? Oder doch nicht? Was wollte sie? Was zum Teufel wollte sie von mir? Würde ich anrufen würde ich es wahrscheinlich auf ewig bereuen. Aber ich konnte sie ja immer noch abwimmeln, falls sie mich wirklich nur für eine Therapie überreden wollte. Ich überlegte hin und her, bis es Zeit für meine Tabletten war. Die machten mich zum Glück so müde, dass ich auf dem Sofa einschlief. Als ich wieder erwachte war es stockdunkel. Einen Moment glaubte ich immer noch im Krankenhauszimmer zu liegen. Doch als ich mich auf die Seite drehen wollte um auf die Uhr auf dem Nachttisch zu schauen, purzelte ich vom Sofa. Vor Schreck war ich wie gelähmt und fing mich nicht einmal auf. Hart fiel ich auf den Boden. Schmerzen durchzuckten mich. In letzter Zeit hatte ich dauernd Schmerzen. Das war unglaublich. Mühsam rappelte ich mich auf und machte als Erstes einmal Licht. Schwindel überkam mich und ich stütze mich schnell an der Wand ab, damit ich nicht noch einmal stürzte. Mit geschlossenen Augen holte ich ein paar Mal tief Luft und öffnete sie dann wieder. Jetzt ging es mir besser und mit wackligen Beinen stakste ich zum Sofa. Vorsichtig setzte ich mich hin. Mit der Fernbedienung stellte ich das Radio ein, da ich die Stille plötzlich nicht mehr ertrug. Soeben lief von Christina Aguilera ‚the voice within‘ und ich summte leise mit. Dann kam von Dire Straits ‚walk of life‘. Nun sang ich schon mit. Es ging mir von Minute zu Minute besser. Plötzlich fasste ich den Entschluss, Frau Mahler doch noch anzurufen. Ich packte mein Handy, wollte die Nummer wählen, als mir auffiel, dass es morgens um 3.00 Uhr war. Nein, jetzt war sicher nicht der richtige Zeitpunkt um sie anzurufen. Ich wollte das Handy bereits wieder weglegen, als ich sah, dass mir alle meine Freunde geschrieben hatten. Sie wünschten mir einen guten Start zurück ins Leben. Gerührt las ich eine Nachricht nach der andern. Antworten wollte ich jetzt jedoch noch nicht. Würden sie um diese Zeit eine SMS von mir erhalten, würden sie sicher glauben, dass es mir nicht gut ginge oder ich nicht schlafen könnte, vielleicht aus Angst. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Mit dem Handy in der Hand schlief ich langsam ein. Als ich wieder erwachte schien mir die Sonne ins Gesicht. Meine Augen schmerzten, aber ich fühlte mich ausgeruht und voller Tatendrang. Der liess jedoch schnell wieder nach, nachdem ich geduscht hatte, was sehr umständlich wegen der Verbände war, und etwas Kleines gegessen hatte. Diese alltäglichen Dinge machten mich so unglaublich müde. Also legte ich mich wieder hin und liess den Fernseher an. Doch was da für ein Schrott lief. Die armen Menschen, welche in der Nacht arbeiteten und am Tag vielleicht mal fernsehen wollten. Also stellte ich ihn wieder ab und tigerte ruhelos in der Wohnung umher. Dann, es war bereits Nachmittag, raffte ich mich endlich auf und rief Frau Mahler an. Ich betete innbrünstig, dass sie nicht abnehmen möge, denn dann konnte ich wenigstens mein Gewissen beruhigen und mir einreden, ich hätte es doch versucht. Eine ruhige Stimme meldete sich. „Mahler?“ Fragend, als wäre sie selbst nicht sicher, ob sie wirklich am Telefon ist. In dem Moment wollte ich sie einfach wegdrücken, doch dann sagte ich, nachdem sie noch ein genervtes „hallo?“ losgeworden war, „ja, ähm… Frau Mahler, guten Tag. Hier ist Waidmeyer Patrizia. Ich… Ich habe Ihren Zettel gefunden.“ Am anderen Ende der Leitung war es ganz ruhig. Ich glaubte schon, dass sie aufgelegt hatte, als sie mit belegter Stimme sagte, „es freut mich sehr, dass Sie mich zurückrufen. Ich hätten nicht gedacht, dass Sie das tun.“ Sie räusperte sich verlegen und ich wusste nicht, ob ich jetzt am Drücker war. Doch eigentlich wollte sie ja etwas von mir, als wartete ich gespannt, was nun kommen würde. Aber da kam nichts. „Also, was wollen Sie von mir? Falls Sie mich immer noch für diese blöde Therapie begeistern wollen, das können Sie gleich vergessen“, ergriff ich deshalb die Initiative. „Nein, das ist es nicht. Sie müssen keine Therapie machen, wenn Sie es nicht wollen. Aber Sie können sich jederzeit an mich wenden, falls Sie sich doch dafür entscheiden. Nein, es geht um etwas anderes. Ich möchte gerne mit Ihnen über etwas sprechen. Könnte ich mal bei Ihnen vorbeikommen?“ „Sicher nicht!“ schmetterte ich ihre Bitte unüberlegt ab. „Aber wieso nicht?“ fragte sie beleidigt. „Ich meine,… tut mir leid,… ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur,… ich möchte Sie nicht in meiner Wohnung. Tut mir leid. Aber wir können uns ja sonst wo treffen“, stotterte ich, verlegen über meine gereizte Reaktion. „Aber Sie können doch in Ihrem Zustand nicht raus!“ meinte sie empört. „Dann verschieben wir das Gespräch, bis es mein Zustand zulässt“, gab ich störrisch zurück. „Bitte, ich möchte nicht so lange warten. Es ist sehr wichtig für mich“, flehte sie mich geradezu an. „Worum geht es denn?“ hakte ich nach. „Es ist etwas Privates. Ich möchte nicht am Telefon darüber sprechen.“ „Ja dann sind wir in einer Zwickmühle. Ich darf die Wohnung nicht verlassen, will Sie aber auch nicht hier haben. Und Sie können es mir nicht am Telefon sagen. Also sehe ich keine andere Möglichkeit als dieses Gespräch auf unbestimmte Zeit zu verschieben“, gab ich sehr undiplomatisch zurück. Aber mir war im Moment nicht nach Diplomatie, so wie diese Frau um den heissen Brei herumredete. Plötzlich hörte ich ein Schluchzen im Telefon. „Frau Mahler?“ fragte ich bestürzt. Nichts, nur ein weiteres Schluchzen. Und dann, „es geht um meine Tochter Sandra. Sie sind meine letzte Hoffnung.“ Die Sätze, durchbrochen von Schluchzern, liessen mich frösteln. Was hatte ich mit ihrer Tochter zu tun? Wie sollte ich da helfen können? Ich war verwirrt, aber auch sehr, sehr neugierig. „Also gut. Wo wollen wir uns treffen? Aber bitte schlagen Sie nicht wieder meine Wohnung vor“, sagte ich nun, aber nicht mehr energisch, sondern sehr behutsam. Ich hörte wie sie sich die Nase putzte. „Können Sie ins Krankenhaus kommen? Ich werde Ihnen ein Taxi vorbeischicken, dann können wir uns hier in der Cafeteria unterhalten.“ „Na gut“, willigte ich ein. „Und wann?“ „Um 18.00 Uhr ist meine Schicht zu Ende. Ich werde das Taxi auf dann bestellen, dann sind Sie in einer Viertelstunde hier und ich bin bis dahin sicher auch fertig.“ Ich willigte ein, verabschiedete mich und legte verwirrt das Handy weg. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wieso wollte sie mit mir über ihre Tochter sprechen? Wer war überhaupt ihre Tochter? Vielleicht kannte ich sie ja? Ich überlegte hin und her, ob ich eine Frau mit dem Namen Sandra Mahler kannte, ob ich vielleicht mit so jemandem die Schule besucht hatte. Nein, das wüsste ich. Ich hatte ein gutes Namensgedächtnis. Aber vielleicht hiess die Tochter ja gar nicht Mahler. Vielleicht hatte Frau Mahler ihren Mädchennamen behalten und die Tochter hatte den Namen des Vaters. Das ganze Vielleicht und Eventuell brachte mich jedoch auch nicht weiter. Ich würde noch früh genug erfahren, was es mit dieser ominösen Tochter auf sich hatte. Ich holte frische Kleider aus dem Schrank und zog mich mühsam an. Als ich meine Hosen hochzog, bemerkte ich etwas Fantastisches. Etwas Unglaubliches. Etwas nie Dagewesenes. Meine Hosen waren zu gross. Mit Müh und Not konnte ich sie mit einem Gürtel über dem Hintern halten. In letzter Zeit hatte ich nur Trainerhosen mit Bündchen oder diese seltsamen Krankenhausnachthemde getragen. Das Essen im Krankenhaus hatte mich nicht gerade umgehauen und wirklichen Appetit hatte ich sowieso keinen gehabt. Und jetzt, in diesen Hosen, fiel mir meine Veränderung erstmals auf. Ich war ganz aufgeregt darüber. Es war ein schönes Gefühl. Doch als ich dann sah, wie der BH schlotterte, liess das gute Gefühl wieder nach und ich nahm mir vor, mir wieder meine alte Figur anzufressen. Zudem wollte ich doch nicht alles neue Kleider kaufen. Das würde ein teurer Spass. Als ich im Taxi sass, knabberte ich nervös an meinen Fingernägeln und als ich ausstieg, stolperte ich über meine Hosenstösse, da mir die Hosen wieder etwas runtergerutscht waren. Frau Mahler war so gütig gewesen die Kosten für das Taxi zu übernehmen. Mit rausgedrücktem Bauch watschelte ich ins Krankenhaus und hoffte, dass die Hose bis zur Cafeteria halten würde. Das tat sie auch und ich setzte mich ohne mich lange umzusehen an den erst besten Tisch. „Guten Tag Frau Waidmeyer. Danke dass Sie gekommen sind. Ich bin dort hinten am Tisch“, begrüsste mich Frau Mahler kaum war ich abgesessen und zeigte auf einen Tisch in einer kleinen Nische, ganz am Ende des Raums. „Ah, Guten Tag Frau Mahler“, begrüsste ich sie, stand mühsam auf, rückte nochmals die Hosen zurecht und stolperte dann hinter ihr her. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ fragte mich Frau Mahler. Ich ging davon aus, dass sie bemerkte hatte dass ich so seltsam ging. „Meine Hosen sind zu gross“, gab ich nur zurück. „Was? Ich meine, wie geht es Ihnen gesundheitlich?“ „Wie?“ fragte ich verwirrt. „Wie es Ihnen geht. Gesundheitlich“, wiederholte sie ihre Frage, jedes Wort betonend und sichtlich irritiert. „Ach so“, gab ich verlegen zurück, klärte aber das Missverständnis nicht auf. Ich durfte jetzt noch etwas verwirrt wirken, immerhin hatte ich gerade erst einen schweren Angriff überlebt. Irgendetwas Gutes musste das ja haben. Und wenn damit meine verwirrende, oft tollpatschige Art erklärte wurde, warum nicht? „Mir geht’s eigentlich ganz gut. Noch sehr müde, aber fast keine Schmerzen mehr“, ausser ich falle vom Sofa, fügte ich noch in Gedanken dazu. „Es freut mich sehr, geht Ihre Genesung so gut voran.“ Als wir sassen, fragte sie mich was ich trinken möchte. Ich entschied mich für einen Pfefferminztee und sie holte ihn mir. Mein Geld, das ich ihr dafür geben wollte, ignorierte sie einfach. Als sie zurück war, schwiegen wir uns erst mal an. Ich spielte mit dem Teebeutel, tunkte ihn ins Wasser zog ihn raus und tunkte ihn dann wieder rein. Als mein Tee fast schon schwarz war, zog ich ihn endgültig raus, drückte ihn am Rand aus und legte ihn in den Unterteller. Dann schaute ich Frau Mahler fragend an, die jedoch mit den Gedanken meilenweit weg zu sein schien. Ich räusperte mich. Immer noch keine Reaktion. „Und?“ fragte ich schlussendlich und sie zuckte zusammen. „Ach so, ja klar. Also, es geht um meine Tochter Sandra“, fing sie an und schien langsam wieder zurück zu kommen. Ermutigend nickte ich ihr zu. „Sie ist meine einzige Tochter, Sandra, wissen Sie. Ein ganz hübsches Mädchen. Muss nach ihrem Vater kommen“, sagte sie, mit einem kurzen Aufflackern eines Lächelns im Gesicht. Die musste ja ihre Tochter Sandra vergöttern. Ihr ewiges ‚meine Tochter Sandra‘ ging mir jetzt schon auf die Nerven. Und dann wieder ernst, „Sie ist jetzt neunzehn und macht eine Lehre als Coiffeuse. Sie ist so glücklich dabei. Es war immer ihr grösster Wunsch mal Coiffeuse zu sein. Durch ihre kontaktfreudige Art kommt sie bei den Kunden sehr gut an.“ Ungeduldig spielte ich mit dem Zucker-Stick. Das war ja alles schön und gut, doch was hatte es mit mir zu tun? Klar brauchten meine Haare wieder einmal einen frischen Schnitt, was auf den ersten Blick zu erkennen war, aber um für ihre Tochter Sandra Kundschaft zu besorgen hatte sie mich sicher nicht unter Tränen ins Krankenhaus bestellt. Frau Mahler schien meine Ungeduld zu spüren, denn nun kam sie auf den Punkt. „Also, das Ganze geschah anfangs Juli. Ihre Schulklasse feierte das Ende des zweiten Lehrjahres in der Stadt. Es war ein Donnerstag. Sie zogen von Bar zu Bar, tranken und hatten es schön zusammen. Doch dann auf dem Nachhauseweg war Sandra alleine. Einige waren bereits gegangen, andere wollten noch bleiben und meine Tochter Sandra war müde und mochte nicht mehr auf jemanden warten. Also machte sie sich alleine auf den Weg. Sie lief denselben Weg den scheinbar sie gegangen sind, bevor der Angriff geschah. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich nicht um, lief aber schneller. Als die Schritte schneller wurden, lief sie langsamer. Doch die Schritte wurden ebenfalls langsamer. Panik überkam sie. Sie drehte sich um und da stand ein hübscher Mann vor ihr. Er lächelte sie freundlich an und sprach sie an. In ihrer Angst war sie wie erstarrt. Und dann wurde sie niedergeschlagen. Einfach so. Immer und immer wieder. Blutüberströmt lag sie auf der Strasse. Wie durch ein Wunder konnte sie sich noch nach Hause schleppen.“ Mit laut klopfendem Herzen hatte ich der Erzählung von Frau Mahler zugehört. Ich sah alles vor mir. Jedes Detail. Abgesehen von den Schlägen hatte es sich bei mir genauso abgespielt. Es war ebenfalls Hieronymus gewesen. Wer sonst? Aber wieso schlug er diese Sandra einfach nieder? „Und dann?“ fragte ich mit heiserer, leiser Stimme. „Sie weigerte sich zur Polizei zu gehen. Sie weigerte sich sogar ins Krankenhaus zu gehen. Sie drohte, würden wir sie ins Krankenhaus bringen, würde sie sich umbringen. Ich habe meine Tochter Sandra noch nie so erlebt!“ fügte sie verzweifelt hinzu. „Als Ärztin hatte ich das Glück, sie zu Hause wieder gesund pflegen zu können.“ „Wie geht es ihr denn jetzt?“ fragte ich dazwischen. „Es geht so. Sie ist psychisch völlig neben der Schiene. Dauernd erzählt sie etwas vom Monster mit den glühenden Augen. Das macht mir so Angst. Wie gerne würde ich ihr helfen! Zudem hat sie etwas Seltsames gesagt.“ Nach der Aussage vom Monster mit den glühenden Augen hatte ich gar nicht mehr richtig zugehört. Es war Hieronymus gewesen, keine Frage. „Was?“ fragte ich deshalb gedankenverloren. „Sie sagte, ‚wieso nannte der mich Patrizia? Ich bin doch Sandra.‘ Immer und immer wieder hat sie das gesagt. Er muss sie miteinander verwechselt haben.“ Ich glaubte in Ohnmacht zu fallen. Das durfte jetzt aber nicht wahr sein! Aber das war ja gar nicht möglich. Sie hatte von ihrer hübschen Tochter geschwärmt. Also, da war es fast nicht möglich, dass Hieronymus mich mit ihr verwechselt hatte. Ausser das Lodern in seinen Augen hatten auf die Sehkraft geschlagen. Doch es wurde noch schlimmer. Frau Mahler zückte ihr Portemonnaie und holte mit zitternden Fingern ein Foto hervor, auf dem eine junge Frau abgebildet war. Sie glich mir tatsächlich. Natürlich war sie hübscher. Schlanker. Aber die Haarfarbe und Länge und Frisur war praktisch dieselbe. Nur, dass ihr Haarschnitt, im Gegensatz zu meinem, perfekt war. Sie hatte ebenfalls grüne Augen. Sie sah wie eine jüngere, hübschere Ausgabe von mir aus. Und wenn der Angriff in der Nacht erfolgt war, war es natürlich gut möglich, dass Hieronymus mich mit dieser Frau verwechselt hatte. „Können Sie sich das erklären? Der Angreifer hat meine Tochter mit Ihnen verwechselt. Eindeutig“, sprach nun Frau Mahler meine Befürchtungen aus. „Scheint so“, krächzte ich. „Bitte, es ist sehr wichtig, wer ihr Angreifer war. Ich weiss, dass Sie es wissen. Ich will meiner Tochter Sandra sagen können, dass dieser Typ hinter Schloss und Riegel ist. Dass er ihr niemals wieder etwas tun kann. Ich will dass sie wieder lachen kann. Leben kann. Solange sie im Ungewissen ist, hat sie Angst herauszugehen. Sie verlässt fast nie mehr ihr Zimmer. Es ist grässlich.“ Mit leerem Blick starrte sie vor sich hin. Ich hatte in meiner Erregung in der Zwischenzeit mein Zucker-Stick zerrissen und der ganze Tisch war nun voller Zucker. Wütend warf ich das leere Papierchen in den Unterteller, nahm einen Schluck von meinem viel zu starken nun kalten Tee und schwieg. In die Stille hinein summte plötzlich das Handy in meiner Tasche. Ich wollte soeben danach greifen, entschied mich dann aber dagegen. Das wäre jetzt pietätlos. Doch Frau Mahler nickte nur und meinte, „nehmen Sie den Anruf ruhig entgegen.“ Etwas unsicher kramte ich das Handy aus der Tasche. Regula war der Störenfried. „Hallo?“ fragte ich mit unsicherer Stimme. „Wo steckst denn du?“ wollte Regula verwundert wissen, „wir sind hier vor deiner Wohnung. Wieso machst du nicht auf. Wir machen uns Sorgen.“ „Ich bin im Spital.“ „Was? Ist etwas passiert?“ fragte sie panisch. „Nein, nein, nur eine Nachuntersuchung“, log ich sie beruhigend an. „Um diese Zeit?“ fragte sie ungläubig. „Ja. Frau Mahler hatte vorher keine Zeit und mir war das schon Recht.“ „Sollen wir dich abholen?“ Schnell hielt ich den Daumen auf die Sprechmuschel und fragte Frau Mahler, „sollen mich meine Freunde abholen?“ Sie schüttelte den Kopf, „nein, das ist nicht nötig. Ich fahre Sie schon nach Hause.“ Daumen weg und, „Frau Mahler fährt mich dann schon nach Hause. Aber vielen Dank für das Angebot. Ihr seid schon die Besten!“ „Hat den Frau Mahler dafür Zeit?“ fragte sie skeptisch. „Ja. Sie hat Schichtende und kann sowieso nach Hause.“ „Oookaay“, sagte sie langgezogen. Sie schien mir kein Wort zu glauben. Jetzt war ich in einem Untersuch und nahm das Handy ab und normalerweise nahm ich die Anrufe nicht einmal entgegen, wenn ich einfach zu Hause rumlümmelte. Regula hatte durchschaut, dass hier etwas nicht stimmte. Trotzdem bohrte sie nicht weiter nach. „Können wir dich denn morgen besuchen? Ich würde dich gerne vor den Ferien nochmals sehen.“ „Aber klar. Ihr findet mich zu Hause. Die ganze Woche. Vorausgesetzt ich habe nicht wieder eine kurzfristige Nachuntersuchung.“ Beim letzten Satz gab ich meiner Stimme einen spöttischen Klang. Wir plauderten noch kurz und beendeten dann das Gespräch. Und dann, wieder an Frau Mahler gewandt, „ich weiss ehrlich nicht, wer mich überfallen hat. Ich weiss nicht, wer es auf mein Leben abgesehen haben könnte. Noch nie hatte ich Feinde. Es ist mir alles so unerklärlich. Und es tut mir so unsäglich leid, was mit ihrer Tochter geschehen ist. Und das wegen mir! Darf ich sie vielleicht mal besuchen? Vielleicht kann ich ihr irgendwie helfen?“ fragte ich hilflos. „Das wäre sehr nett. Würden Sie das wirklich tun? Und wenn Sie etwas mehr wissen, bitte, ich flehe Sie an, dann sagen Sie es mir. Oder meiner Tochter Sandra. Egal wem, aber tun Sie dann irgendetwas.“ Ich nickte und fühlte mich hundeelend. Ich hatte keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Frau Mahler gab mir ihre Adresse und ich versprach, mich zu melden und dann mal vorbei zu schauen. Als wir aufstanden, rutschten wieder meine Hosen und ich schämte mich, dass mir die Hosen nicht richtig sassen, dabei konnte ich doch nichts dafür. Aber ich kam mir so lächerlich vor. So unglaublich lächerlich. Langsam liefen wir zum Auto von Frau Mahler und während dem hielt ich die ganze Zeit meine Hosen fest. Wenn Frau Mahler etwas bemerkte, dann sagte sie zumindest nichts. Überglücklich endlich zu Hause zu sein, verabschiedete ich mich von ihr, bedankte mich bei ihr fürs Taxi und Fahren, gab ihr das Versprechen, mich bei ihrer Tochter Sandra zu melden und stieg dann die Treppe hoch zu meiner Wohnung, immer noch meine Hosen haltend.

Kapitel 4

Kaum hatte ich die Türe geöffnet, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte nicht sagen was, aber irgendetwas war anders als sonst. Mein Herz klopfte wie wild. Vorsichtig tastete ich nach dem Lichtschalter. In den Krimis liefen die Heimkehrer jeweils durch die dunkle Wohnung, wenn sie bemerkten dass etwas nicht stimmte. Ich wollte nicht so blöd sein. Ich wollte meine Anwesenheit markieren. Obwohl, vielleicht wäre es noch besser einfach wieder zu gehen und die Polizei zu rufen. Doch wenn dann niemand in der Wohnung wäre? Ich wollte mich nicht noch lächerlicher fühlen als ich es schon tat. Da würde ich dann Hosenhaltend vor dem Haus auf die Polizei warten und schlussendlich wäre gar niemand in der Wohnung. Super wäre das. Die würden mich dann definitiv Einweisen, weil ich den Überfall schlecht verarbeitet hatte und langsam paranoid wurde. Also liess ich das sein und schloss leise die Türe. Dann zögerte ich einen Moment und nahm meinen ganzen Mut zusammen. Zuerst schaute ich in mein Schlafzimmer. Das sah aus wie immer. Keine Menschenseele. Ich hatte aber im Moment auch nicht Angst, dass eine Menschenseele hier sein würde. Das wäre noch das Schönste was mir passieren könnte. Ein ganz normaler, menschlicher Einbrecher. Nein, meine grösste Angst war, Hieronymus anzutreffen. Ich schaute ins Badezimmer. Ebenfalls leer. Und dann schlich ich zum Wohnzimmer. Vorsichtig, ganz vorsichtig, blickte hinein. Was ich da sah, liess mein Herz vor Freude hüpfen. Da sassen sie. Meine Freunde. Nein, nicht die menschlichen. Da sassen David, Matthias und ja, Gabriel. Einen Moment glaubte ich den Verstand verloren zu haben. Das musste die Müdigkeit sein. Das war gar nicht möglich. Doch dann sagte David, trocken wie immer, „hallo Patrizia.“ So als wären sie nur schnell weggewesen. Nicht so, als wären sie ein halbes Jahr einfach verschwunden. Wie von Sinnen stürmte ich auf sie zu. Ohne auf meine Schmerzen zu achten, drückte ich David fest an mich. Der blieb steif wie ein Stock sitzen, was nicht anders zu erwarten gewesen war. Matthias, der neben ihm sass, legte schon die Arme um mich und drückte mich kurz. Zum Glück nur kurz, sonst hätte ich noch mit gebrochenen Rippen, oder gebrochener Wirbelsäule, zurück ins Krankenhaus gemusst. Gabriel hingegen drückte mich ganz fest an sich und legte seinen Kopf an meinen Hals und ich an den seinen. Als ich ihn wieder los liess, bemerkte ich erst, wie schlecht er aussah. „Mensch, was ist mit euch passiert? Ich sag es ja nur ungern, aber ich habe euch echt vermisst!“ Schnell setzte ich mich auf den Stuhl ihnen gegenüber und schaute sie erwartungsvoll an. Da sie mir nicht antworteten plapperte ich drauflos. Ich war derart aufgedreht sie hier zu sehen, dass ich gar nicht ruhig sitzen konnte. „Habt ihr den Skyland-Ruf gehört? Wir brauchen dringend eure Hilfe. Hier ist wieder einmal alles durcheinander. Dieser Hieronymus! Und wie geht es dir Gabriel? Du siehst immer noch etwas mitgenommen aus. Habt ihr eure Kräfte wieder? Also bei mir sind sie auf jeden Fall wieder weg. Irgendwie schade und trotzdem bin ich froh, dass es so ist. Ich war gar nicht mehr ich selber. Das merkte ich erst, als sie nachliessen. Herrje, hab ich mich seltsam benommen in dieser Zeit. Aber ihr wart ohne eure Kräfte auch etwas anders. Irgendwie so gefühlsdusselig. Sehr ungewohnt, vor allem für dich David.“ Endlich schwieg ich und schaute David schelmisch an. Dieser schaute wie auch die zwei anderen total gefühlslos zurück. Auf meinen fragenden Blick gingen sie gar nicht ein. Langsam aber sicher fragte ich mich, was sie hier eigentlich wollten. Sie wollten nicht mit mir sprechen. Na gut, das war ich mich gewohnt. Ebenso, dass meine Fragen einfach ignoriert wurden, aber sie schienen irgendwie neben der Schiene. So als wäre ich eine Fremde. „Hei, sagt doch endlich auch mal was!“ fauchte ich sie nach einer Weile an, da es mir zu blöde wurde hier zu sitzen und sie anzuschweigen, nachdem ich sie immerhin ein halbes Jahr nicht mehr gesehen hatte. „Übrigens bin ich angeschossen worden“, fügte ich noch trotzig hinzu, nur um sie zu überraschen und so aus der Reserve zu locken. „Natürlich bist du angeschossen worden“, meinte David herablassend. „Was soll das heissen? Ist das so natürlich?“ Es war schon unglaublich. Da sass ich seit vielleicht zehn Minuten mit ihnen im Wohnzimmer und schon war ich wieder auf 180. „Was glaubst denn du, hat dich gerettet? Vielleicht einer von euch Menschen?“ fragte er nur grossspurig zurück. „Das wart ihr?“ Mir blieb die Spucke weg. Das musste ich erst einmal verdauen. „Wart ihr denn die ganze Zeit hier? Und wieso habt ihr mich gerettet? Wie konntet ihr wissen, dass ich in Not war? Und wieso seid ihr nicht im Krankenhaus erschienen? Und wieso habt ihr auf meinen Skyland-Ruf nicht reagiert?“ Die Fragen purzelten nur so aus mir raus. „Aber wir haben doch auf deinen Skyland-Ruf reagiert und sind sofort gekommen“, meinte Gabriel sichtlich verwirrt. „Aber wieso so spät?“ „Wir waren doch nicht spät. Innerhalb von fünf Minuten, nein, nicht einmal fünf Minuten, waren wir bei dir. Ist dir das zu lange gegangen? Du warst ja sowieso bewusstlos“, sagte nun David wütend. „Aber, wovon sprecht ihr eigentlich?“ Nun war ich die Verwirrte. „Vom Angriff von Hieronymus. Von was sprichst denn du?“ Alles war wieder einmal ein riesen Missverständnis. Wie so oft, wenn ich mich mit den Skyländer, nein, wenn ich mich überhaupt mit jemandem unterhielt. Dauernd verstand man mich falsch. Redete ich so undeutlich? Drückte ich mich so unklar aus? Manchmal wusste ich kaum noch, was ich noch sagen sollte, damit auch die Hinterletzten verstanden was ich meinte. Zuerst mit Frau Mahler das Missverständnis mit der Lesbe und den Hosen, jetzt das mit den Skyländer. „Ich habe euch doch im Krankenhaus gerufen, davon spreche ich. Aber beim Angriff habe ich euch nicht gerufen, das wüsste ich doch.“ „Wir haben jedenfalls deinen Ruf gehört und sind so schnell wir konnten hingeflogen. Ja, und dann lagst du da, vor dir Hieronymus, die Waffe auf dich gerichtet und bereit abzudrücken. Na und dann haben wir zugeschlagen und wollten ihm eigentlich den Schädel zertrümmern. Nur leider hat er sich irgendwie mutiert, so dass er jetzt nicht mehr ein Skyländer ist, sondern irgend so ein… ein… kein Ahnung wie ich dem sagen soll“, meinte David. „Ein Monster. Ich nenne das ein Monster! Hässlich und angsteinflössend.“ „Ja, Monster ist gut“, stimmte mir David ausnahmsweise mal zu. „Aber wieso hat er sich so verwandelt? Und sieht er immer so aus? Ich habe mich fast zu Tode erschrocken. Er hätte mich fast alleine nur mit seinem Aussehen umgebracht.“ Mich schauderte beim Gedanken, wie er ausgesehen hatte. „Wir wissen selber nicht genau, wieso dem so ist und waren ziemlich erschrocken ihn so zu sehen. Muss irgendetwas mit den Gefühlen zu tun haben, die sie neu haben, aber erklären, können wir uns das auch nicht. Wir haben ihn auf jeden Fall in die Flucht geschlagen, das heisst, er ist dann rassig verschwunden, als wir aufgetaucht sind. Und dann rief ich die Ambulanz von diesem Münztelefon in der Stadt, du weisst doch welches? Und dann haben wir uns wieder verzogen“, erklärte David. „Wie viele von den Bösen sind denn nun wieder auf der Erde? Dann war ja alles umsonst, was wir letzten Winter getan haben.“ Plötzlich fühlte ich mich so hoffnungslos. So traurig. So hilflos. So müde. „Nein, das war es nicht“, widersprach mir nun Matthias energisch. „Wir haben das Wasser der Menschen sauber gehalten und sie somit gerettet. Im Frühling haben wir das Tor zu Skyland zugemacht. Nur hatten wir leider den Hebel vom Tor nicht abgebrochen, so dass wieder weitere herauskommen können. Es ist immer noch nicht definitiv geschlossen Aber wir sind nun daran, alle von der Erde zu vertreiben oder auszulöschen und dann das Tor endgültig zu schliessen.“ „Und was passiert dann mit euch?“ „Tja, das Problem ist, dass wir den Hebel des Tors von aussen abbrechen müssen, so dass wir dann nicht mehr zurück nach Skyland können. Dann werden wir bis ans Ende unserer Tage auf der Erde bleiben“, meinte Gabriel trocken. „Und so lange wird das nicht mehr sein“ ergänzte Matthias. „Aber wieso denn das?“ „Du weisst doch, dass wir hier keine Überlebenschancen haben. Schon vergessen? Wir sind Skyländer.“ Nein, wie könnte ich das je vergessen. Ich wollte nicht, dass sie sterben müssen. Ich wollte, dass sie hier leben würden, glücklich und zufrieden wie normale Menschen und mit mir als Kollegin. Mir helfen würden, wenn ich ihre Hilfe benötigte. Plötzlich kam mir meine Katze in den Sinn, die ich als Kind hatte. Als ich älter wurde, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich sie überleben würde. Jeden Tag mit ihr habe ich genossen. Jeden einzelnen Tag. Und dann starb sie. Aber es war gar nicht mehr so schlimm. Ich vermisste sie zwar lange, doch ich dachte so oft daran, wie sie auf meinem Schoss gelegen hatte, während ich fernsah, oder wie sie auf meinen Füssen lag, während ich lernte. Wie sie mich am Morgen weckte, wenn ich mal ausschlafen wollte. Dann sprang sie jeweils mit einem Satz auf mein Bett, brach mir mit ihrem Gewicht fast die Rippen, rollte sich dann auf meinem Bauch zusammen, dass mir schlecht wurde und schlief dann schnurrend ein, während sie voller Wohltat die Krallen in die Bettdecke grub. Und wenn ich Pech hatte und im Sommer keine Decke hatte, in meinen Pyjama und somit in meine Haut. Ja, jetzt verglich ich doch tatsächlich schon die Skyländer mit meiner verstorbenen Katze! Aber jetzt, da mir voll bewusst wurde, dass ich sie überleben würde, sah ich sie mit anderen Augen. Eines Tages würden sie weg sein und ich noch da. Würde ich sie wohl wirklich vermissen? Doch wenn ich daran dachte, wie ich sie während dem letzten halben Jahr vermisst hatte, wusste ich, dass ich es tun würde. Schlimmer als jetzt. Denn die Gewissheit des Endgültigen würde schmerzhaft sein. Und wenn ich dann noch wissen müsste, dass ein Hieronymus auf der Erde wandeln würde, und mir niemand helfen konnte, wäre der Verlust noch grösser. Aber der Gedanke war so egoistisch, dass ich ihn schnell zur Seite schob. „Die Welt wird dunkler und dunkler, Patrizia, schleichend wird sich die Veränderung bemerkbar machen. Die meisten Menschen werden es kaum bemerken, doch dann, plötzlich, ist es zu spät“, sagte David mit Grabesstimme. „Ach hör doch auf so pathetisch dahinzureden“, wies ich ihn grob zurecht. „Das ist nicht pathetisch. Das ist leider die Wahrheit. Du wirst es noch früh genug bemerken.“ Mich fröstelte plötzlich. Mit den Händen rieb ich mir über die Oberarme. Angst überkam mich. „Ist das wirklich wahr?“ fragte ich mit belegter Stimme. „Und ob! In Skyland ist nichts mehr, wie es mal war. Obwohl wir schon länger nicht mehr da oben waren, wissen wir, dass ein Wandel im Gang ist. Sieh dir nur einmal die Bösen an, die plötzlich wie Monster aussehen. Was genau diesen Wandel ausgelöst hat, wissen wir nicht. Aber die Bösen können das Wetter auf der Erde beeinflussen. Sie können den Regen verhindern, Stürme aufziehen lassen, Sintfluten regnen lassen. Was immer sie wollen.“ „Aber wieso das?“ wollte ich zaghaft wissen. „Schon bald werden dunkle Wolken über dieser Region hereinbrechen. Und dann werden die Bösen ihr Unwesen treiben. Und wir werden uns wünschen, wir hätten sie damals, im Februar, gestoppt.“ Schweigend sassen wir da. Mir war gar nicht mehr wohl und ich spürte wieder meine Schmerzen. „Ich brauch jetzt meine Tabletten“, entschuldigte ich mich, stand auf und verschwand im Badezimmer. Nur mit Mühe konnte ich die Tabletten mit Wasser runterwürgen. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Als ich zurück kam schnatterten die drei lebhaft in Skyländisch miteinander. „Wie bist du eigentlich wieder auf die Beine gekommen?“ wollte ich nun endlich von Gabriel wissen. Anstelle von Gabriel antwortete David, „Es war tatsächlich Hieronymus, der ihn angegriffen hatte. Deshalb mussten wir sehr vorsichtig sein, aber wir haben ihn direkt nach Skyland gebracht. Obwohl wir wussten, dass das ein grosses Risiko war, war das unsere einzige Möglichkeit ihn zu retten. Irgendwie kamen wir unbemerkt rein. Nach kurzer Zeit hatten wir unsere Kräfte wieder und dann konnte ich Gabriel mehr recht als schlecht heilen. Leider ging das nicht so reibungslos. Seine Verletzungen waren sehr schlimm. Doch wir wollten Skyland so schnell wie möglich wieder verlassen. Das Leben dort ist für uns nicht mehr sicher. Das war dann anfangs Frühling, als wir auch das Tor schlossen. Nur leider nicht richtig.“ „Und wie geht es dir jetzt?“ wollte ich von Gabriel wissen. „Immer noch nicht so gut. Aber das wird schon wieder. Ich sehe zumindest schon wieder durch alles hindurch. Das war bis vor etwa einem Monat noch nicht möglich. Deshalb denke ich, dass bald alles wieder paletti sein wird.“ Paletti sein wird, wiederholte ich in Gedanken. Hoffen wir es! Und trotzdem, es wird wahrscheinlich nie mehr alles paletti sein. „Und wo habt ihr denn während dieser Zeit bis jetzt gelebt?“ wollte ich wissen. „Wir waren lange Zeit in Russland und Kanada. Und dann meinte Gabriel anfangs Sommer plötzlich, dass wir zurück in die Schweiz sollten. Vielleicht bräuchtest du unsere Hilfe. Und prompt, kaum waren wir angekommen, hörten wir deinen Hilfeschrei.“ Ich blickte Gabriel dankbar an. „Und wo habt ihr diese Zeit verbracht?“ „Hier in deiner Wohnung“, meinte Gabriel. „Was?“ rief ich erstaunt aus. „Und was war mit meinen Eltern? Meine Mutter hat alles so schön aufgeräumt und geputzt, da wäre ihr doch sicher aufgefallen, dass ihr hier seid.“ „Wir haben uns dann jeweils leise verzogen. Und ähm… deine Mutter, hat nicht aufgeräumt, nur deine Wäsche gewaschen und die Pflanzen gegossen“ David räusperte sich und dann, „das mit dem Aufräumen waren wir.“ „Was?“ entfuhr es mir. David nickte nur und winkte ab, „du musst dich nicht bedanken, das haben wir doch gerne gemacht.“ Kurz musste ich meine Gedanken richten und fragte dann, „und wo wart ihr die letzten zwei Tage? Wieso habt ihr euch nicht gemeldet? Und wieso habt ihr auf meinen Skyland-Ruf aus dem Spital nicht reagiert?“ „Wir hatten aus dem Spital nie einen Skyland-Ruf erhalten. Und wir hatten eine Spur, was Hieronymus betrifft. Also sind wir los um ihn zu suchen. Aber das war hoffnungslos. Dieser Drecksack ist so was von gerissenen. Und je hässlicher er wird, desto gerissener wird er. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was der drauf hat. Beängstigend, ehrlich!“ Wieder lief ein Frösteln über meinen Körper. Dieser Hieronymus wurde mir immer unheimlicher. „Und was ist, wenn er plötzlich in meiner Wohnung erscheint? Wenn er mich hier überfällt und tötet?“ „Das kann er nicht“, erklärte mir David, „aber leider bist du vor ihm draussen nicht sicher.“ Und dann erzählte ich ihnen von Sandra und der Verwechslung. Und dass ich sie bald besuchen würde. Ob das wohl eine gute Idee sei? Und ob ich ihr die Wahrheit erzählen sollte? David wiegte unschlüssig den Kopf hin und her. „Ich weiss nicht. Noch jemand, der davon weiss. Anderseits ist es vielleicht gar nicht so schlecht. Dann kann sie mit dem Erlebten abschliessen. Sie weiss, dass sie nichts mehr zu befürchten hat.“ „Nichts mehr zu befürchten?“ fragte ich ungläubig zurück, „und was ist mit ‚die Welt wird dunkler und dunkler und dann ist die Welt, die Menschheit oder zumindest unsere Region am Arsch‘?“ „Das ist dann wieder etwas anderes. Das wird nicht so schrecklich wie du dir das vielleicht vorstellst. Für euch, uns, die davon wissen schon, aber nicht für sie. Du musst ihr ja nicht jedes Detail unter die Nase reiben.“ Na gut, ich wollte es versuchen.

Als ich etwas später im Bett lag, konnte ich trotzt grosser Müdigkeit einfach nicht einschlafen. Dauernd gingen mir die gesagten Dinge durch den Kopf. Bald würde sich alles ändern und davor hatte ich Angst. Änderungen hatten mir schon immer Angst gemacht, vor allem wenn sie zum Schlechteren waren. Das Einzige was mich beruhigte war das Geschnatter der Skyländer aus meinem Wohnzimmer. Durch sie fühlte ich mich beschützt und sicher. Als ich am nächsten Morgen aufwachte fühlte ich mich wie erschlagen. Ich blieb einfach liegen und hatte überhaupt keine Energie aufzustehen. Es war erstaunlich ruhig in der Wohnung. Zuerst wollte ich Frau Mahler anrufen um einen Termin für das Treffen mit ihrer Tochter abzumachen, doch dann entschied ich mich, zuerst mit meinen Freunden darüber zu reden. Nachdem ich dann endlich mit Müh und Not aufgestanden war, mich geduscht, etwas Frisches angezogen und etwas gegessen hatte, sass ich wie ein Waschlappen im Wohnzimmer. Von den Skyländer war keine Spur. Gegen Abend klingelte es an meiner Tür und ich fuhr auf. Hatte ich tatsächlich den ganzen Tag einfach hier gesessen und vor mich hingedöst? Aber es war tatsächlich bereits nach 17.00 Uhr und als ich die Türe öffnete standen meine Freunde vor mir. Stürmisch begrüssten sie mich, allen voran Regula. Ich liess sie herein und dann setzten wir uns ins Wohnzimmer. „Könnt ihr vielleicht selber Kaffee machen? Ich fühle mich so schlapp heute und würde glaube alles fallenlassen. Ihr wisst ja wo die Kaffeemaschine steht und die Tassen und Löffel sind. Du nicht“, ich schaute Andreas lächelnd an, der zum ersten Mal in meiner Wohnung war, „aber ich denke jemand lässt dir sicher einen Kaffee raus.“ Mein Blick wanderte zu Paula, die begeistert nickte. Als alle in der Küche verschwunden waren, rief ich noch hinter ihnen her, „die Kekse sind im Schrank wo immer, Regula, du weisst ja wo.“ „Und ob“, gab sie lachend zurück. „Und Rahm und Zucker könnt ihr euch auch einfach nehmen“, fügte ich noch hinzu. Bald darauf kamen alle mit Kaffee, Zucker, Kaffeerahm und Kekse zurück und Regula stellte mir eine Tasse vor mich hin. „Vielen Dank“, sagte ich schlapp. Eigentlich hatte ich gar keinen gewollt. Allein beim Geruch von Kaffee wurde mir übel, aber ich überwand mich und nippte daran. Nach dem ersten Schluck des heissen, starken Kaffees bereute ich es nicht mehr. Langsam erwachten meine Lebensgeister wieder. Nachdem wir über belanglose Dinge geplaudert hatten, räusperte ich mich und alle schauten mich erwartungsvoll, aber auch etwas verängstigt an. Soweit kannten sie mich nun, dass jedes Mal wenn ich etwas sagen wollte, meistens eine Hiobsbotschaft kam. Und dann erzählte ich ihnen alles. Angefangen bei Frau Mahler, ihrem seltsamen Verhalten, dem Zettel, dem Treffen und von Sandra. Regula unterbrach mich plötzlich empört, „wieso hast du mich gestern angelogen? Wieso hast du gesagt du seist in einer Kontrolle?“ „Ich konnte ja nicht gut alles vor Frau Mahler dir weitererzählen. Zudem hätte ich vielleicht noch irgendetwas von Hieronymus gesagt. Das wäre eine Katastrophe gewesen. Sie glaubt nämlich immer noch, dass ich weiss wer mich angegriffen hatte. Und das abzustreiten ist gar nicht so einfach. Aber nun möchte ich Sandra besuchen und ihr eventuell die Wahrheit sagen. Was meint ihr dazu?“ fragte ich in die Runde. Nach einer kleinen Pause, sprach jeder gleichzeitig. Die einen fanden es gut, vor allem die Männer, die Frauen weniger. Jeder brachte seine Argumente. Regula: „Wieso willst du sie damit auch noch belasten? Sie trägt sonst schon eine Bürde. Erzähl ihr doch irgendetwas. Aber sicher nicht die Wahrheit!“ Paula pflichtete ihr bei: „Diese Frau ist doch psychisch sonst schon angeschlagen. Wenn du nun noch mit solchen Geistergeschichten daher kommst, kann man sie gleich einliefern.“ Jens hingegen meinte: „Wieso nicht? Sie wird dann die Sicherheit haben, dass alles wahr ist. Dass sie nicht spinnt.“ Und Markus ergänzte: „Die Gewissheit, dass alles tatsächlich wahr ist, wird ihr sicher helfen alles zu verarbeiten.“ Andreas hingegen bedachte: „Du darfst ihr aber nicht alles sagen. Sonst dreht sie wieder von neuem durch. Du kannst ja einfach die halbe Wahrheit sagen. So in etwa, dass es nur einer gibt, der so ist. Und nicht, dass ein ganzes Land von ihnen über uns lebt.“ „Das haben die Skyländer auch gesagt“, stimmte ich ihm zu. „Wie meinst du das: die Skyländer haben das auch gesagt?“ wollte Jens skeptisch wissen. „Ach so, das wisst ihr ja noch gar nicht, die Skyländer sind wieder aufgetaucht.“ Wieder brach ein Tumult los. Als alle wieder sassen und ruhig waren, erzählte ich auch diese Geschichte mit allem Drum und Dran. Als ich dann dazu kam, was David über die Bösen gesagt hatte, wurde ich wieder unterbrochen und zwar von Jens. „Und das glaubst du? Wie soll das sein mit dem Wetter? Das ist doch Mist. Hat er dir nicht mal erzählt, vielleicht war es auch Samuel, dass sie das Wetter nicht beeinflussen können? Das ist doch Mist“, wiederholte er noch einmal. „Was weiss ich. Lassen wir uns überraschen. Aber nochmals zurück zu Sandra. Soll ich also vorbeigehen und die Wahrheit, zumindest die Halbwahrheit, erzählen?“ Nach kurzem hin und her kamen alle zum Schluss, dass das gut sei. „Will jemand von euch mitkommen?“ fragte ich und hinter mir antwortete David, „ich komme mit.“ Wir schauten ihn alle entgeistert an. Zu meiner Überraschung begrüsste ihn Regula fast schon stürmisch. Sie drückte ihm die Hand und überschlug sich fast vor Freude, dass er wieder hier war. Markus beobachtete ihr Verhalten leicht säuerlich. Ich verstand ihn. Kein Mann hatte Freude daran, wenn die Ehefrau einen anderen Mann, zumal er sehr hübsch ist, so enthusiastisch begrüsste. Nun kamen auch noch Gabriel und Matthias ins Wohnzimmer. Die zwei wurden auch vom Rest von uns freudig begrüsst. Nachdem sie Stühle geholt hatten, sassen wir alle in meinem Wohnzimmer und es wurde langsam eng. „Du findest es also gut, wenn du zu Sandra mitgehst?“ wollte Jens hämisch wissen. „Klar. Warum nicht?“ „Warum nicht? Du bist nicht diplomatisch. Du bist nicht vertrauenswürdig. Du bist nicht liebenswürdig. Du bist nicht gesprächig. Und ach, fast hätte ich es vergessen, du bist ja gar kein Mensch“, zählte er an den Fingern spöttisch auf. Müde rieb ich mir über die Augen. „Wer will denn sonst noch mitkommen? Und wer ist dafür, dass David mitkommt?“ fragte ich nochmals. „Was willst denn du? Willst du, dass er mitkommt? Und wer ist deiner Meinung nach noch gut genug für diesen Job?“ fragte Paula, auch etwas spöttisch. Schulterzuckend meinte ich, „eigentlich kann David schon mitkommen. Und dann noch eine von euch Frauen“, ich zeigte auf Paula und Regula. Eigentlich hätte ich lieber Regula dabei gehabt. Sie hätte das gut hingekriegt. Aber ich wollte Paula nicht einfach übergehen. Zu meiner Freude meinte Paula, „Regula soll doch gehen. Sie macht das sicher toll. Natürlich nur wenn du willst. Sonst opfere ich mich.“ „Nein, ich gehe schon. Dann gehen wir drei hin. Und wann?“ „Ich habe noch nichts abgemacht, ich wollte zuerst eure Meinung hören. Aber ich könnte jetzt eigentlich noch anrufen.“ Mit einem Blick auf die Uhr sah ich, dass es erst kurz nach sieben Uhr war. Ich packte mein Telefon und verliess das Wohnzimmer, damit ich meine Ruhe hatte. Im Schlafzimmer wählte ich die Nummer, diesmal die Festnetznummer, welche mir Frau Mahler zur Sicherheit auch noch angegeben hatte. Nach dem dritten Klingeln nahm eine Männerstimme ab. „Mahler.“ Sie klang forsch und etwas unfreundlich. „Guten Tag Herr Mahler, hier spricht Patrizia Waidmeyer. Ist vielleicht Ihre Frau zu Hause?“ „Nein“, gab er barsch zurück. „und Ihre Tochter?“ hakte ich nach. „Was wollen Sie von meiner Tochter?“ Seine Stimme klang nun feindselig. „Ich möchte gerne mit ihr sprechen“, sagte ich unbeholfen. „Ja das nehme ich an. Und wieso, wenn ich fragen darf?“ griff er mich an. „Ich habe mit Ihrer Frau gesprochen. Ich bin ebenfalls überfallen worden. Vor zwei Wochen. Fast an derselben Stelle wie Ihre Tochter. Ihre Frau hat mich gebeten, mal mit Sandra zu sprechen. Nun… und nun wollte ich einen Termin abmachen. Aber falls das für Sie nicht in Ordnung ist lassen wir es vielleicht lieber sein. Ich will mich da nicht einmischen. Es geht mich ja nichts an“, erklärte ich hastig. Ich hatte Angst, dass er einfach die Verbindung unterbrechen würde. Doch nun war seine Stimme plötzlich sehr freundlich. „Ach so, Sie sind das. Aber klar! Meine Frau hat mir von Ihnen erzählt! Wann würden Sie denn gerne vorbeikommen? Meine Tochter, Sandra, freut sich schon riesig darauf Sie kennenzulernen. Sie denkt, Sie können sie heilen. So viel Hoffnung haben wir leider nicht. Aber es ist schon schön, zu sehen, wie sie sich wieder auf etwas freuen kann.“ Es war mir gar nicht recht, dass so viel Hoffnung nun auf mir lastete. Doch ich war froh, dass Herr Mahler seine negative Haltung mir gegenüber abgelegt hatte. Wir vereinbarten einen Termin bereits auf morgen und ich fragte, ob es Recht sei, wenn ich noch zwei Kollegen mitnehmen würde. Darauf wurde er wieder etwas skeptisch, doch schlussendlich liess er sich dazu überreden. Ich verabschiedete mich freundlich und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Die Gespräche verstummten sofort und alle schauten mich erwartungsvoll an. „Alles klar! Herr Mahler war zwar anfänglich sehr skeptisch. Doch als sich dann alles aufklärte war er hell begeistert. Weniger hell begeistert war er von meinem Vorschlag noch zwei Kollegen mitzunehmen. Doch er sagte schlussendlich auch da zu.“ Jens warf spöttisch ein, „wenn der wüsste, wen er in sein Haus lässt, wäre er sicher noch weniger hell begeistert“, dabei blickte er David böse an. Dieser reagierte nicht einmal. Etwas musste man ihm lassen, so mühsam wie er war, so arrogant und oft auch verletzend, doch Kritik konnte er wortlos einstecken und er war auch nie nachtragend. „Und wann werden wir erwartet?“ kam Regula wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Morgen um 18.00 Uhr. Ich hoffe das ist okay?“ „Aber sicher“, stimmte Regula zu und Jens konnte es nicht lassen, noch einen weiteren Giftpfeil Richtung David abzuschiessen. „Bei dir wird es sicher schwierig. Bei deinem vollen Terminkalender! Das ist das Problem, wenn man so viel arbeitet“, höhnte er. David schaute ihn einfach nur an. Direkt in die Augen. Es wurde still rundherum. Alle schauten die zwei an. Plötzlich schaute Jens weg und murmelte ein, „sorry, war nicht so gemeint.“ David entgegnete gar nichts, sondern schaute nun mich an. Mir wurde ganz mulmig dabei. Der hatte doch tatsächlich mit seinem blöden Blick Jens zu einer Entschuldigung hinreissen lassen. Was würde wohl ich tun, wenn er mich so anschauen würde? „Na, dann sehen wir uns morgen“, sagte ich aufstehend. „Sorry Leute, ihr könnt gern noch bleiben, meine Schränke leerfressen, meine Kaffeemaschine benutzen bis sie raucht, den Fernseher anstellen oder was immer ihr wollte, aber ich muss ins Bett“, meinte ich gähnend. „Schränke leerfressen tönt verlockend. Hast du auch noch Alkohol?“, meinte Andreas lachend. „Dann wollen wir auch mal“, sagte jedoch Markus aufstehend. Und alle verabschiedeten sich, bis natürlich auf die Skyländer. Aber sie kamen auch zur Tür, sagten Adieu und dann lag ich auch schon im Bett. Müde und total ausgelaugt von diesem absolut unproduktiven anstrengenden Tag.

Kapitel 5

Um 17.45 Uhr holte uns Regula ab. Wir standen bereits vor dem Haus und warteten ungeduldig auf sie. Ich trug diesmal eine uralte schwarze Hose mit einem Gummibund und Bändel, bei der Runterrutschen nicht möglich war. Als sie angebraust kam, stiegen wir sofort ein und fuhren los. Die Fahrt würde etwas länger als eine Viertelstunde dauern, und bei dem im Moment herrschenden Feierabendverkehr, sowieso noch länger. „Sorry, ich wurde aufgehalten. Ich wollte eigentlich ausdrucken, wo die genau wohnen, aber dann hat der Drucker gestreikt. Die Patrone leer. Alles Scheisse natürlich. Ich wollte die Patrone wechseln, aber wie? Ich versuchte nach Anleitung zu gehen, aber die war weg. Und nun bin ich hier, ohne Plan“, erzählte sie hektisch. „Hei, keine Panik“, beruhigte ich sie. „Ich hatte doch den ganzen Tag Zeit den Plan zu drucken. Und voilà, hier ist er“, dabei wedelte ich mit einem Blatt Papier umher. „Du bist die Beste! Danke!“ sagte sie erleichtert. „Aber du weisst ja, dass ich nicht Pläne lesen kann“, fügte ich noch lachend hinzu. „Stimmt“, meinte sie schmunzelnd und dann an David gewandt, „kannst du es?“ Ich wollte schon sagen, dass in Skyland keine Strassenkarten nötig seien, als eine Hand von hinten mir die Karte wegnahm und David ein, „aber klar“, murmelte. Und dann lotste er uns durch die Stadt, hinaus, direkt vor das Haus der Mahlers, kein Navi hätte es besser hingekriegt. Eigentlich hätte mich das nicht wundern müssen, immerhin mussten sie durch das Fliegen auch immer wieder Ziel finden. Das Haus war sehr beeindruckend. Gross und weiss mit einem grossen Rasen rundherum, in dem vereinzelte grosse Bäume standen. Der Rasen schien frisch gemäht, der ganze Garten machte einen sehr gepflegten Eindruck. Das ganze Anwesen war von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben. Regula stellte das Auto einfach mal vor dem Tor ab, da es nirgends einen vorgezeichneten Parkplatz gab. Dann gingen wir ehrfürchtig auf das schmiedeeiserne Tor zu. Die Klingel fanden wir nach langem Suchen am Briefkasten. Ich drückte drauf und wir warteten. Plötzlich kam jemand vom Haus auf uns zu gelaufen. Es war eine junge, hübsche Frau, die zwar etwas zu blass und auch etwas zu dünn schien, aber irgendwie sehr grazil wirkte. Wenn das Sandra war, wie konnte mich dann Hieronymus nur mit ihr verwechseln, schoss mir durch den Kopf. Sie tänzelte mehr als dass sie lief. Und ich trampelte meistens mehr als dass ich lief. Etwas atemlos öffnete sie das Tor. „Hallo, ich bin Sandra. Und ihr müsst Patrizia und Freunde sein.“ Dabei blieb ihr Blick an David hängen und es schien augenblicklich um sie geschehen zu sein. Sie musterte ihn eindringlich und streckte ihm dann die Hand zur Begrüssung hin und hielt sie länger als nötig. Ich spürte, wie sich David neben mir verkrampfte und musste innerlich lachen. Dann riss sie sich von ihm los und wandte sich direkt an Regula, obwohl ich eigentlich neben David stand. „Du muss Patrizia sein“, meinte sie und drückte ihr überschwänglich die Hand. „Ähm…“, meinte sie verlegen und ich warf ein, „nein, das bin ich.“ Verwirrt blickte sie mich an. Sie schien genau so überrascht wie ich zu sein, dass man uns verwechselt hatte. Ihr wäre der Gedanke, dass sie mit der hübschen Regula verwechselt worden war, sicher angenehmer gewesen. „Ich bin Regula“, stellte sich Regula vor, um die peinliche Stille zu unterbrechen. Sandra gab mir nur kurz die Hand, drückte sie kaum und ich hatte das Gefühl, dass ich von ihrer Seite nicht mit vielen Sympathien zu rechnen hatte. Das würde natürlich alles komplizierter machen. Nun war ich sehr froh, dass ich die zwei anderen mitgenommen hatte. Sandra himmelte in der Zwischenzeit bereits wieder David an und bat uns dann, „kommt doch rein, meine Eltern sind heute aus, sie meinten, dann können wir uns ruhig miteinander unterhalten.“ „Das ist sehr aufmerksam von Ihnen“, meinte ich, sie jedoch warf mir nur einen bösen Blick zu, so nach dem Motto, was hast denn du zu sagen? Dann tänzelte sie uns voraus und wir liefen hinterher. Regula sah mich an und zog fragend die Augenbrauen hoch. Ihr schien das abweisende Verhalten mir gegenüber auch aufgefallen zu sein. Sie führte uns zur Terrasse, wo bereits frischer Eistee bereitstand, sowie ein aufgeschnittener Kuchen. „Nehmt doch Platz“, forderte sie uns auf, wieder nur mit dem Blick auf David. „Danke“, sagten ich und Regula und setzten uns. David schwieg, setzte sich aber auch. „Ich hoffe Eistee ist in Ordnung?“ fragte sie uns, schenkte jedoch bereits ein, so dass wir gar keine Möglichkeiten für ein ‚nein‘ hatten. David hatte da jedoch keine Skrupel. Er zog ihr einfach das Glas weg, als sie einschenken wollte, so dass alles auf den Tisch floss. „Für mich lieber Wasser“, meinte er unfreundlich und sie schaute ihn verletzt an. Das fing ja schon gut an! „Ist Hahnenwasser in Ordnung oder möchtest du lieber Mineral?“ „Hahnenwasser ist gut“, antwortete er einsilbig und sie verschwand mit dem Glas im Haus. Kaum war sie weg fauchte ich ihn an, „du könntest auch ein bisschen freundlicher sein! Sieh nur diese Sauerei an!“ Ich zeigte auf den Tisch, auf dem eine grosse Lache Eistee war. Er zuckte nur die Schultern, als würde ihn das alles gar nichts angehen. Da kam Sandra bereits zurück, mit einem Glas Wasser und einem Putzlappen. „Komm, ich wisch das weg“, bot ich ihr meine Hilfe an. „Das kann ich schon selber“, meinte sie, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Sie schien tatsächlich beleidigt, dass ich ihr ähnlich sein sollte. Als könnte ich etwas dafür, dass Hieronymus dieser Hornochse uns verwechselt hatte. Nachdem sie uns auch noch Kuchen auf den Teller geladen hatte, mit den Worten „den hat meine Mutter gemacht, ebenso der Eistee“, setzte sie sich hin. Ich nahm einen Bissen, und lobte, „wow, der ist echt super.“ Sie ging nicht darauf ein und ich kam mir langsam blöde vor. Stattdessen wollte sie wissen, „also, meine Mutter hat gesagt ihr hättet dasselbe erlebt wie ich. Wisst ihr wer der Täter ist?“ In dem Moment wurde ich wütend. Sie hatte natürlich wieder David angeguckt. Dabei waren nicht ‚wir‘ sondern ‚ich‘ diejenige, die angeschossen worden war. „Ich bin angeschossen worden“, antwortete ich unfreundlich, mit der Betonung auf ‚ich‘. „Und weisst du wer der Täter ist?“ fragte sie nochmals spöttisch, nun mit der Betonung auf ‚du‘. „Ja“, rutschte mir in meiner Wut raus. Regula und David holten gleichzeitig tief Luft, über meine unüberlegte Aussage und Sandra zuckte ein wenig zusammen. Damit hatte sie nicht gerecht. Eigentlich hatte niemand mit diesem Wort gerechnet, eingeschlossen ich. „Und was heisst das?“ fragte sie nun freundlicher, nachdem sie sich vom Schreck erholt hatte. „Das ist eine lange Geschichte“, begann ich und nahm erst Mal einen Schluck vom Eistee. Und dann begann ich zu erzählen. Natürlich nur das Wichtigste. Es seien Gestalten auf der Erde, die keine Menschen sondern Monster seien. Einen von denen wolle mich umbringen, keine Ahnung wieso. Er habe sie mit mir verwechselt, was mir schleierhaft sei, so hübsch wie sie sei. Ich wolle ihr nur sagen, so hart es auch sei, dass das tatsächlich ein Monster war. Und deshalb sehe er auch so seltsam aus, mit seinen roten Augen und verfaulten Zähnen und so weiter. Dass sie sich nicht geirrt habe. Sandra unterbrach mich nicht ein einziges Mal und hörte mir nur zu. Als ich geendet hatte, war es einen Moment ruhig. „Dann ist also alles wahr. Dann spinne ich also nicht. Es ist wahr“, murmelte sie vor sich hin und rieb sich dabei hektisch über die Stirne. Und dann, ganz unverhofft, heulte sie einfach los. Regula stand sofort auf und legte ihr den Arm um die Schulter. Und wieder war ich froh, Regula dabei zu haben. Sie war genau die richtige Trösterin. Ich hingegen war dafür viel zu distanziert. Sandra, die zuerst noch die Hände vor das Gesicht gehalten hatte, vergrub es nun an ihrer Schulter. Es kam mir so vor, als würde eine Mutter ihr Kind trösten. Als sie sich nach einer Weile beruhigt hatte, David hatte in der Zwischenzeit genüsslich seinen Kuchen verzehrt und das Glas Wasser ausgetrunken, hob sie den Kopf. Ich sah einen nassen Tränen-Rotz-Fleck auf dem T-Shirt von Regula und fand es irgendwie eklig. Doch Regula schien das nicht im Mindesten zu stören. Sie strich Sandra nochmals über die Haare und setzte sich dann wieder hin. „Ich bin so froh, dass es tatsächlich so war“, meinte sie leise. „Wisst ihr, dass ich so sehr an mir gezweifelt habe? Ich dachte zu spinnen. Und wem hätte ich es erzählen sollen? Sogar meine Eltern glaubten mir nicht.“ „Kein Wunder, wer glaubt schon an Monster? Hier, bei uns?“ beruhigte ich sie. Nun schien sie voll auf mich fixiert zu sein. Sie blickte mich die ganze Zeit an, als wäre ich ein Weltwunder. „Wichtig ist aber, dass du deinen Eltern nichts davon erzählst. Es ist schwierig, jemand Aussenstehenden davon zu überzeugen. Man muss sich rechtfertigen und das Ganze glaubhaft rüberbringen und das ist fast unmöglich. Aber dir wollten wir es erzählen. Du musst dich sonst furchtbar fühlen, das möchten wir nicht. Wir hoffen, wir haben dir damit geholfen.“ „Ja! Und wie!“ wieder schluchzte sie auf und Regula wollte nochmals zu einer Tröstungsaktion ansetzen, als sie sich auch schon wieder beruhigte. „Aber was kann man gegen diese Monster machen? Und wie habt ihr von ihnen erfahren? Und wo kommen die her? Und verschwinden die wieder?“ fragte sie hektisch, als wäre ihr plötzlich das Ausmass des Gehörten bewusst geworden. „Also, ich weiss auch nicht was man dagegen tun kann. Ich weiss nicht was die hier wollen, wieso sie mich ums Verrecken umbringen wollen. Aber eines weiss ich ganz bestimmt: du musst dir keine Gedanken machen, dass sie dich wieder angreifen werden.“ „Das ist gut. Sehr gut sogar, ich hoffe es ist auch wahr“, meinte sie nachdenklich. „Klar ist es wahr. Wir wissen das.“ „Wie, ‚ihr wisst das‘?“ fragte sie argwöhnisch. Mist, jetzt hatte ich mich prompt reingeritten! Ich überlegte mir schnell eine Lüge, doch David kam mir ruhig zuvor, „der Angreifer hat dich doch mit Patrizia angesprochen oder?“ Sie nickte bestätigend. „Also, das heisst ganz klar, dass er dich mit ihr verwechselt hat“, dabei zeigte er auf mich. „Ja, und als er das bemerkte, hat er auf Patrizia geschossen und wird es somit sicher nicht mehr auf dich absehen. Wieso sollte er auch?“ Sie nickte ein zweites Mal, diesmal schon überzeugter, dass ihr keine Gefahr mehr drohte. „Wirst du bald wieder mit der Arbeit beginnen?“ wechselte ich nun schnell das Thema, bevor ich mich noch weiter hineinritt. Sie zögerte kurz, als müsse sie überlegen, wovon ich eigentlich sprach und meinte dann, „ja, nächste Woche werde ich es wieder versuchen. Und ganz ehrlich, nachdem ich das alles weiss, glaube ich ganz fest, dass ich es packen kann. Obwohl, auch der Gedanke, dass es Monster da draussen gibt, sehr ungewöhnlich ist. Ja, eigentlich auch beängstigend. Aber ich denke, damit kann ich besser leben als damit, dass ich spinne.“ Wieder nickte sie, diesmal sich selbst ermutigend. „Weisst du, wir wissen schon eine ganze Weile, dass da draussen nicht nur Menschen sind“, Regula deutet mit dem Daumen so, dass sie direkt auf David zeigte, doch natürlich wäre Sandra nie auf die Idee gekommen, dass hier, an ihrem Tisch, kein Mensch sass, sondern einen von diesen Monstern. „Aber man gewöhnt sich an den Gedanken und er ist gar nicht so schlimm. Bis jetzt hast du ja auch nichts davon bemerkt und so wird es auch in Zukunft sein.“ „Das ist gut. Ja, sehr gut“, murmelte sie vor sich hin und ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie wirklich über dem Berg war, oder in ein neues Loch stürzen würde. Das Gespräch kam ins Stocken, da wir alles besprochen hatten. Sandra bot uns nochmals Kuchen an, den wir dankend ablehnten. Nur David sagte nichts. Dann halfen wir ihr, das Geschirr reinzubringen, wobei hier David sich aus der Affäre zog, das Haus war edel und feudal eingerichtet und dann verabschiedeten wir uns von ihr. „Falls du mal meine Hilfe brauchst oder über etwas sprechen möchtest, hier ist meine Handynummer“, und überreichte ihr einen Zettel, auf den ich meine Nummer gekritzelt hatte, bevor wir hierhergekommen waren. Die Hand von David hielt sie wieder länger als die unsere und dann sassen wir im Auto. David war auf der Heimfahrt sehr ruhig. Dafür tauschten sich Regula und ich umso angeregter aus. „Das ging ja glatt“, meinte ich erleichtert. „Ja, das hätte ich nie gedacht. Irgendwie ist es seltsam, wie schnell die das gefressen hat. Als wäre sie sich schon absolut sicher gewesen. Ich hoffe jetzt einfach, dass sie nicht in ein neues Loch fällt“, sprach Regula meine Befürchtung aus. „Das hoffe ich auch. Ich fand sie auch viel zu ruhig. Seltsam.“ Ich grübelte vor mich hin, während Regula sicher durch den Abend fuhr. „Wollen wir noch ins Café zum Stamm?“ fragte sie mich. „Gute Idee!“ stimmte ich sofort zu, obwohl ich ja eigentlich noch krankgeschrieben war. Aber meine Eltern hätten sicher kein Problem damit, wenn ich mich wieder draussen mit meinen Kollegen traf. Ihnen wäre sicher das Wichtigste, dass ich bald wieder gesund und munter war und nicht, ob ich während einer Krankschreibung nur zu Hause sass oder lag. „Vorher lasst ihr mich aber noch raus, klar“, sagte eine giftige Stimme vom Hintersitz. David hatte ich ganz vergessen, so still wie er bis jetzt war. „Klar, kein Problem“, meinte Regula. Vor meinem Haus liess sie David raus, der sich weder verabschiedete noch sich fürs Fahren bedankte und verschwand dann im Hauseingang. „Wie hältst du das nur aus mit ihm? Seine Art geht mir so gegen den Strich!“ meinte Regula, aufgebracht von seinem Verhalten. Ich winkte nur ab, „ach, daran gewöhnt man sich. Ich merke das kaum noch.“ „Dein Glück. Oder besser gesagt sein Glück. Ich hätte ihn schon lange gekillt“, meinte sie lachend und ich stimmte mit ein. Sie fand erstaunlicherweise einen Parkplatz direkt vor dem Café und wir bekamen sogar noch draussen einen freien Tisch, obwohl Freitagabend war. Heute lief alles für uns. Nachdem wir unsere Getränke bestellt hatten, meinte Regula verlegen, „du, wegen dem zu Zuspätkommen, das mit dem Plan war gelogen.“ Ich hob erstaunt eine Augenbraue, verwundert, dass sie mich angelogen hatte. Normalerweise war das nicht ihre Art. „Und, was war denn der Grund dafür?“ fragte ich, nachdem sie nichts mehr weiter sagte. „Es ist ein bisschen peinlich, aber Markus hat mir doch tatsächlich eine Szene gemacht, weil David dabei war.“ „Was?!“ fuhr ich überrascht dazwischen. „Ja, unglaublich nicht?“ Ich nickte bestätigend. „Aber wieso denn das? Hat er noch nicht mitbekommen, wie gefühlskalt, arrogant, mühsam und was weiss ich nicht noch alles, er ist?“ „Scheinbar nicht. Er glaubt, nur weil er so hübsch ist, laufen ihm die Frauen scharenweise nach. Wenn der wüsste! Mit einem hübschen Gesicht allein bekommt man heute keine Frau mehr. Zudem glaube ich auch nicht, dass er eine will. Hast du gesehen, wie er sich heute wie ein Stock verhalten hat, als ihn Sandra so anhimmelte?“ Ich musste lachen. „Ja, es war unglaublich. Ich denke, Sandra hat vielleicht doch Lunte gerochen, dass etwas anderes noch nicht stimmt. Wenn die nur ein bisschen Grips hat, wird ihr aufgefallen sein, dass kein normaler hübscher Mann, sich so in Gegenwart einer hübschen Frau verhalten würde. Aber vielleicht hat sie auch keine Erfahrung mit hübschen Männern. Aber sag jetzt mal, was hat denn Markus gesagt?“ kam ich aufs ursprüngliche Thema zurück. „Also, er meinte, ich würde mich an diesen David ranschmeissen und ihn anmachen. Und ich solle einfach nicht vergessen, dass ich noch einen Mann zu Hause habe und so weiter und so fort. Er wurde immer wütender. Schlussendlich meinte ich, dass er ja mitkommen könne, und falls ich doch allein gehen soll, dann müsse ich jetzt gehen, ich sei sowieso schon zu spät dran. Tja, mitkommen wollte er nicht, also liess er mich gehen. Er wäre dir ja eine Erklärung für sein Dabeisein schuldig gewesen und das wäre peinlich geworden.“ „Ich glaube ich hätte einen Lachkrampf gekriegt, wenn er mit dieser Begründung rausgerückt wäre“, meinte ich schmunzelnd. Plötzlich vibrierte mein Handy. Ohne eine Reaktion darauf, sprach ich weiter mit Regula. Mein Handy hatte immer zweite Priorität, wenn ich mit jemandem unterwegs war. Doch Regula drängte mich, mal zu schauen wer geschrieben hatte. Also tat ich ihr den Gefallen und warf einen Blick drauf. „Sandra!“ sagte ich überrascht und dann lachend, „sie will die Handynummer von David.“ Regula begann auch zu kichern. „Wie soll ich ihr erklären, dass er gar kein Handy hat? Dass er erst letztes Jahr zum ersten Mal in seinem Leben ein Telefon bedient hatte? Stell dir ihr Gesicht vor! Die hat doch total einen Narren an ihm gefressen. Das müssen wir ihr irgendwie wieder ausreden. Ich weiss nur nicht wie.“ „Ja, das wird schwierig. Zumal sie psychisch labil ist. Stell dir vor in was für ein Loch sie fällt, wenn wir ihr erzählen, dass er, entweder nichts von ihr wissen will, oder noch schlimmer, gar kein richtiger Mann ist.“ „Ich muss das mit David besprechen“, meinte ich. „Ich will nicht eigenmächtig handeln. Aber ich weiss schon was er sagt. ‚Das geht mich nichts an, sie hat ja dir geschrieben und nicht mir‘.“ Wieder mussten wir lachen. „Wie sieht es eigentlich mit Jens aus?“ wechselte Regula abrupt das Thema. „Wie meinst du das?“ „Ich meine, willst du noch etwas von ihm? Oder ist dieses Thema endgültig für dich gestorben? Irgendwie passt ihr zwei einfach perfekt zusammen. Und ganz ehrlich, kannst du dir vorstellen, jemals einen Mann zu haben, der nichts von Bösen, Skyland und den Skyländern weiss? Der glaubt du seist eine ganz normale Frau?“ „Hei, ich bin eine ganz normale Frau!“ gab ich gespielt entrüstet zurück. „Ach komm schon, das sind wir alle nicht mehr.“ „Da hast du Recht, Markus, Andreas und Jens sind keine normale Frauen“, gab ich spöttisch zurück. „Du weisst genau was ich meine“, insistierte sie und haute mir spielerisch auf den Arm. „Ja, ich weiss natürlich schon. War ja nur ein Witz. Aber ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen mit einem Mann zusammen zu sein, der von alledem nichts weiss. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, wieder mit Jens zusammen zu sein. Obwohl, er ist schon ein netter Kerl. Aber mehr ist da nicht mehr. Komischerweise, sind die letzten Gefühle verschwunden, als er mich angeschossen hatte.“ „Bist du ihm deshalb noch böse?“ fragte Regula überrascht und verteidigte ihn dann, „das war nichts gegen dich damals. Erstens waren wir in einer sehr aussergewöhnlichen Situation und zweitens warst du damals auch nicht du selbst.“ „Ich weiss, ich weiss“, winkte ich ab. „Nein, ich bin ihm nicht mehr böse deswegen. Aber früher war er für mich der friedliebende, schüchterne, manchmal etwas unbeholfene Mann, den ich liebte. Und dann, plötzlich, hat er eine Waffe in der Hand und schiesst um sich. Schiesst sogar seine Ex-Freundin an, nur weil sie sich total daneben benimmt. Das hat mich irgendwie schockiert. Nicht sofort. Damals habe ich das gar nicht so mitbekommen. Ich war ja auch ohne Gefühle. Aber dann, nach und nach, wurde mir bewusst, dass ich diesen Wandel von ihm nie akzeptieren kann. Dass mein Herz den alten Jens geliebt hat und den neuen nicht will. Er ist in letzter Zeit viel selbstbewusster und auch angriffiger. Das mag ein schöner Zug sein. Männlicher. Aber leider nicht in meinen Augen. Hat er denn mal Andeutungen gemacht, dass er noch etwas für mich empfindet?“ „Nein, überhaupt nicht“, wehrte Regula ab, „aber ihr zwei wart das perfekte Paar. Aber ich verstehe dich. Markus war schon immer ein Kämpfer. Er hat sich an diesem Abend auch nicht anders benommen als sonst. Aber Jens war damals anders. Und ist es seither.“ Schweigend starrten wir vor uns hin und dachten an diesen Abend. Ich zumindest. Woran Regula dachte, wusste ich natürlich nicht. Aber ich sah das Wasserwerk vor mir. Jens, der da stand mit der Waffe in der Hand. Der mich eine Verräterin schimpfte und mich dann anschoss. Eigentlich war es die Absicht, mich zu erschiessen. Klar, er hatte mich für eine der Bösen gehalten und ich weiss nicht, wie ich in dieser Situation reagiert hätte, aber jetzt, im Nachhinein, erschreckte mich sein Handeln. Jemand lief an uns vorbei und wir hoben beide wie auf Kommando unsere Köpfe. Wir beide verkrampften uns, hielten die Luft an und alles schien angespannt zu sein. Es war ein Mann der unsere Aufmerksamkeit erregt hatte. Ein hübscher Mann. Ein blonder Mann, mit dunklen, fast schwarzen, Augen. Doch der Mann ging auf eine Frau zu, die bereits an einem Tischchen sass, gab ihr einen sanften Kuss und nahm dann ihre Hand, die einen Ehering trug. Die Frau war hochschwanger. Gleichzeitig liessen wir die Luft raus. Doch kein Böser. Dann schauten wir uns an und lachten gleichzeitig ziemlich hysterisch los. „Wir sind doch total paranoid“, prustete ich und Regula brachte überhaupt kein Wort heraus, nur nicken konnte sie, so sehr musste sie lachen. Nachdem wir unsere überreizten Nerven wieder beruhigt hatten, meinte Regula, „du, ich muss langsam los. Sonst glaubt Markus noch, ich habe mit David ein Schäferstündchen.“ Ich bezahlte alles, da Regula heute gefahren war und dann verabschiedete sie sich von mir. Doch plötzlich überkam mich Angst. Ich dachte zurück an den Abend vor wenigen Wochen, als wir uns genauso verabschiedet hatten, ich mich auf den Heimweg gemacht hatte und dann wieder im Spital aufgewacht war. „Ist etwas?“ fragte Regula, die mein Zögern bemerkt hatte. „Ich habe Angst“, murmelte ich verlegen. „Wie meinst du das?“ fragte sie ratlos. „Ich habe Angst alleine nach Hause zu laufen. Du weisst schon, wegen Hieronymus.“ „Ach wie dumm von mir! Natürlich begleite ich dich nach Hause! Komm.“ Resolut packte sie mich am Arm und wir spazierten schweigend zu mir. Vor der Haustüre verabschiedeten wir uns und ich dankte vielmals für ihr Verständnis, was sie mit einer Handbewegung abtat. Dann kam mir in den Sinn, dass sie bald in die Ferien fahren würden. „Sehen wir uns noch vor deinen Ferien?“ rief ich ihr nach. „Herrje, das habe ich ganz vergessen! Wahrscheinlich nicht.“ Sie kam nochmals zurück, wir verabschiedeten uns nochmals und ich wünschte ihr schöne Ferien. Dann ging ich rauf in die Wohnung. Dort traf ich die Skyländer an. „Und hast du schon erzählt, was wir erlebt haben?“ fragte ich an David gewandt. „Hat er“, meint Gabriel an Stelle von ihm. „Jetzt hat sich Sandra bei mir gemeldet und will deine Handynummer. Lustig nicht?“ erzählte ich, wieder an David gewandt. „Was soll daran lustig sein?“ sagte er in seiner gewohnt brummigen David-Manier. „Na, du bist kein Mann, hast kein Handy, aber eine Verehrerin hast du immer.“ Ich lächelte ihn an, er schaute grimmiger denn je zurück. „Die kann mir doch gestohlen bleiben“, gab er wütend zurück. „Hei, so spricht man nicht von Verehrerinnen!“ wies ich ihn zurecht. „Und wie spricht man dann von Verehrerinnen?“ fragte er spöttisch zurück. „Na, zum Beispiel, das ist ja echt lieb. Tolle Frau. Vielleicht etwas durch den Wind. Aber hübsch. Und tolles Haus in der sie lebt.“ „Was interessiert mich ihr Haus? Ich brauche kein Haus! Ich brauche keine hübsche, liebe, tolle Frau!“ gab er giftig zurück. „Ja, du hast recht“, gab ich mich geschlagen, „aber was soll ich ihr schreiben?“ „Ist das mein Problem? Sie hat ja dir geschrieben!“ Ich habs gewusst! Ich habs gewusst! Hätte ich doch mit Regula gewettet! Fast Wort für Wort, wie ich so weise vorausgesagt hatte! „Was grinst du so blöd?“ fauchte er mich an. „Ich grinse doch gar nicht“, verteidigte ich mich. Und dann, „stimmt, ich grinse, habe ich gar nicht bemerkt.“ „Wie beschränkt bist du eigentlich? Bemerkst nicht einmal, wenn du grinst.“ „Du würdest es sofort merken, nicht?“ gab ich bösartig zurück, mit einem Seitenhieb darauf, dass Lachen sie töten würde, doch ich bereute es sofort. „Tut mir leid, das war fies. Sehr fies. Das hätte ich nicht sagen dürfen.“ „Schon okay“, meinte er nur. Nun wusste ich aber immer noch nicht, was ich Sandra schreiben sollte. „Ich schreibe einfach du bist schwul“, sagte ich und lief davon. „Muss das sein?“, frage er panisch und lief schnell hinter mir her. „Was willst du denn? Du kannst eine gute Antwort geben, oder ich schreibe, dass du schwul bist. Ist doch nicht so schlimm.“ Ohne ein Wort drehte er sich um und verschwand wieder im Wohnzimmer. Also schrieb ich ihr, dass er schwul sei und seine Nummer deshalb lieber nicht rausgeben möchte. Sie schrieb sofort zurück, ‚habe ich es mir doch gedacht. So ein Mann kann nicht für eine Frau bestimmt sein. Schade.“ Was auch immer das heissen mochte. Ich schrieb noch kurz Regula, wie sich David aus der Affäre gezogen hatte und wie er, wie erwartet, reagiert hatte. Dann legte ich mich ins Bett, einfach nur noch müde und schlief augenblicklich ein. Seltsame Träume umschaukelten mich. Ich wurde verfolgt, lief jedoch immer auf der Stelle, genau wie die Person hinter mir. Als ich zurückblickte, sah ich, dass es Sandra war. Sie rief mir zu, ich solle sofort mit der Handynummer von David rausrücken. Und ich rief ihr irgendwelche Zahlen zu, von denen ich der festen Überzeugung war, dass sie Davids Handynummer seien. Dann schrie sie immer wieder, dass ich sie anlügen würde. Plötzlich stand Jens vor mir, eine Pistole auf mich gerichtet. „Du gibst ihr jetzt sofort die richtige Nummer oder ich erschiesse dich.“ „Aber das ist doch die Richtige“, flehte ich, immer noch rennend. Und dann drückte er einfach ab. Von meinem eigenen Schrei erwachte ich. Als ich auf den Wecker blickte, war erst 4.18 Uhr. Mein Herz klopfte wie wild. Alle Muskeln waren verspannt. Und ich fühlte mich mit kaltem Schweiss überzogen. Lange Zeit konnte ich mich nicht bewegen und als es mir endlich gelang drehte ich mich auf die Seite, wühlte mich in meiner Decke ein, obwohl es sehr warm im Zimmer war, schloss die Augen und merkte, wie ich wieder ruhiger wurde. Doch einschlafen konnte ich erst viel später, als es draussen bereits hell wurde.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739455426
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juni)
Schlagworte
Romantik Fantasy Spannung Romance

Autor

  • Ruth Herbst (Autor:in)

Ruth Herbst lebt und arbeitet in der Schweiz. SKYLAND III ist der dritte Teil der Skyland Trilogie.
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Titel: SKYLAND III