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Leselust

von Lisa Hofmann (Autor:in)
93 Seiten

Zusammenfassung

Emma Liebetau, 31 Jahre, hat in der Liebe nicht allzu viel Erfahrung, zumindest keine gute. An der Seite ihrer Besten Freundin Greta, eröffnete sie einen Buchladen und erfüllte sich damit einen Traum. Doch als plötzlich ein attraktiver, charmanter und äußerst selbstbewusster Mann in ihrem Laden aufkreuzt, weiß sie nicht ob sie die Dämonen der Vergangenheit abschütteln kann. So sehr sie es auch versucht, bei jedem Schritt seinerseits, werden die Gefühle stärker und es fällt ihr immer schwerer dagegen anzukämpfen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Prolog

Ich sehe dich du Schöner. In deinem norwegischen Strickpullover, deinen zerzausten braunen Haaren und deinem verschmitzten Lächeln. Was tust du hier? Das Buch in deiner Hand, ist das für dich? Ich werde das Gefühl nicht los dass du hier nicht her passt. Du bist kein Bücherwurm. In einer kleinen Stadt wie dieser habe ich dich nie zuvor gesehen . Wo kommst du her? Immer wieder schaue ich von dem Buch in meiner Hand auf und beobachte dich. Mir gefällt es wie du dein Gegenüber in den Bann ziehst.Du bringst Frauen zum Lachen. Ich werde herausfinden müssen wer der gut aussehende Mann ist ,der da gerade jede Buchrückseite liest, die auf der Auslage meines Buchladens liegen. Eins ist sicher, mein Leben wird nie wieder so sein wie vorher.

1 Neuanfänge

Eine neue Woche begann und wieder betrachtete ich mich morgens im Spiegel und fragte mich warum um alles in der Welt ich jeden Morgen aufstehen sollte. Im Spiegel sah ich die zerzausten Haare und versuchte die Katastrophe auf meinem Kopf zu bändigen. Nach einer heißen Dusche und mit noch verschlafenen Augen ertastete ich die Kaffeemaschine und genoss das gewohnte gluckern des schwarzen Goldes. Während sich der Duft des Kaffee´s in der Wohnung verteilte und ich, nur in einen Bademantel gehüllt und darunter nur wie Gott mich schuf,am Küchentresen lehnte, überdachte ich den Sinn des angebrochenen Tages. Wie auch immer er heute sein mag, das einzige auf was ich mich aktuell immer freute, waren meine Bücher. Ein frischer Druck, aufstrebender Neuautoren, die ihre Lektüre in die Welt hinaus tragen wollten. Vor 3 Jahren eröffnete ich auf der Von—Steinen Straße, einem kleinen verträumten Gässchen in meiner Heimatstadt, den Buchladen meiner Träume. Weit weg vom Stadttrubel, ragten Bücherregale aus dunklem Holz bis zur Decke , große Sprossenfenster fügten sich imposant in die Wände ein, die die Bücher in warmes Sonnenlicht tauchten und liebevolle Dekorationen die Auslagen und Regale schmückten.

Der Tag war wundervoll heute, dachte ich mir und schloss den Laden auf. Der Duft nach Leder und frisch gedruckten Seiten durchströmte meine Nase. Ich betrachtete voller Stolz das was ich geschaffen hatte. Im vorbeigehen erfühlte ich die verschiedensten Einbände des hübsch arrangierten Buchstapels unserer Neuautoren. Nachdem ich mich eingerichtet hatte huschte auch schon ein mir bekannter Blondschopf in meinen Laden.

„Guten Morgen mein liebster Bücherwurm“, hörte ich ihre melodische Stimme während ich mir eine heiße Tasse Tee zubereitete und die Kasse öffnete.

„Guten Morgen dir auch, du bist aber gut gelaunt“.

Greta, seit vielen Jahren (ich hab aufgehört zu zählen) ,meine beste Freundin. Sie unterstützte mich immer bei meinen Vorhaben vor allem den, meinen eigenen Buchladen zu eröffnen und tat dies auch weiter. Sie war genauso ein Büchernarr wie ich und die sind es auch, die uns zusammengeführt hatten, als ich sie in der Straßenbahn auf ihr schönes Buchcover in den Händen mit den braun lackierten Nägeln ansprach. Wir kamen ins Gespräch, doch als sie aussteigen musste ,teilten sich unsere Wege. Glücklicherweise , als ich sie fast vergessen hatte, stieg sie 2 Wochen später in die gleiche Bahn, und kurz bevor sie ausstieg, tauschten wir unsere Telefonnummern aus und so, nahm alles seinen Gang. Vom Thema Bücher schweiften wir schnell ab und erzählten uns immer mehr private und persönliche Dinge. Und irgendwann war es eben so dass wir so gut wie alles voneinander wussten. Wir verabredeten uns oft zum Kaffee und genossen die Sonnenstrahlen in einem kleinen Gässchen Gummersbach’s. Wir lästerten über die Personen die unsere Wege streiften und lachten über alles und jeden. Wir waren glücklich, wir waren eins und vorallem waren wir das,. Beste Freunde.

„Hier einen Laden aufzumachen wäre doch was hm?“ sagte sie als wir das Gässchen entlang schlenderten und eingehakt die kleinen Läden links und rechts von uns betrachteten.

Neben Tante-Emma Läden und Läden für Allerlei Strick und Stoffwaren und dem wohl schönsten Spielzeugladen der Stadt in dem sich die verschiedensten Plüschtiere und Teddybären auf einem rotblau gestreiften Regal aneinanderkuschelten, kam in mir das Gefühl auf dass etwas fehlte. Und da fiel mir Greta’s Satz ein. Ein Buchladen, wie in meinen Träumen. Dunkles Holz und endlos große Bücherregale, bei denen man die obersten Fächer nur mit einer Leiter erklimmen könnte.

„Ein Buchladen? Ja.“.

Nickend stimmte ich zu und lehnte mich an einen der Bäume die die Mitte des kleinen Gässchen zierten und dessen Blätter die schönsten Farben auf die Pflastersteine zauberten. Ich betrachtete die gelben,orangefarbenen und weinroten Blätter und sah hinab auf meine Stiefel.

„Das wärs oder? Nur wir beide, unsere eigenen Chefs und umgeben von den Dingen die wir lieben“.

„Kaffee und Tee?“ neckte ich sie.

„Du bist blöd,du weißt was ich meine“ konterte sie und gab mir mit dem Ellebogen einen Stoß.

Arm in Arm gingen wir zurück und erschraken als die Kirche, die einige Stufen von besagter Gasse entfernt steht, nun ihr lautes Läuten von sich gab. Wir sprachen lange nicht mehr über unseren gemeinsamen Wunsch. Zu diesem Zeitpunkt waren wir zarte 18 Jahre jung und jeder ging bereits seine Wege. Greta schloss eine Ausbildung als Verkäuferin ab und ich hatte meine Lehre als Pflegeassistentin abgeschlossen. Viele Jahre vergingen und jeder sammelte in seinem Bereich Berufserfahrung. Die Treffen wurden weniger, der Kontakt blieb.

„Ich denke du musst nun unterschreiben Emma“, sagte Greta mit Tränen in den Augen und mit etwas Nachdruck in der Stimme, während ich auf das vor mir liegende Papier starrte. Mit dieser Unterschrift, 10 Jahre später, ließ ich mein altes Leben hinter mir und startete in eine neue Zeit. Ich setzte den Füllhalter an und brachte die Tinte ,in einem Tanz aus Schnörkeln und Strichen, in Bewegung. „Ich gratuliere Ihnen beiden. Dies ist jetzt Ihr Laden“ wünschte uns der Herr im Anzug und seinem gekünstelten Lächeln und verschwand auch schon ehe wir etwas erwidern konnten. Dies war unser Neuanfang. Dies war unser Traum.

2 Alte Dämonen und eine neue Begegnung

Verträumt lehnte sie sich auf den Tresen der Kasse und spielte mit den Blüten der frischen Pfingstrosen die dem Laden Leben einhauchen sollten.

„Ich habe jemanden kennengelernt. Gestern“,sie grinste.

„Was? Oh ich freue mich so für dich, erzähl! Wie sieht er aus, was arbeitet er?“.

„Wow Sherlock, das erzähle ich dir erst einmal in Ruhe nachdem wir diese Kisten einsortiert haben“, seufzte sie und packte sich die erste Kiste ,fing an sie in unserer Kasse zu registrieren und grinste mich dabei unentwegt an. Während des monotonen piepsens beobachtete ich sie.

„Greta du bist echt gruselig wenn du so drauf bist“. Ich verzog das Gesicht.

„Was denn? Du bist doch nur neidisch“,meinte Greta.

Als Scherz gemeint ,war doch dieses Gefühl ,was sich in meiner Brust,durch diesen Satz ausbreitete, plötzlich äußerst schmerzhaft und lies mich kurz innehalten während ich inzwischen die Ladentüre aufschloss. Ich war neidisch, und es fiel mir schwer, dies einzugestehen.

„Emma es tut mir so leid, ich habe es verge...“. Scheinbar erkannte sie meine Gedanken anhand meines nachdenklichen Gesichtsausdrucks.

„Lass gut sein“ unterbrach ich sie und versuchte die Erinnerungen an meine Vergangenheit zu unterdrücken.

Ich betrachtete die Kiste vor mir und das Gefühl der Freude überkam mich. Der Geruch alter Bücher nahm mich jedes Mal aufs Neue mit, denn in der Kiste befanden sich Werke der für mich besten Schriftsteller : Brontè, Austin,Hardy und mein heißgeliebter Hemingway. Während ich diese Schätze begutachtete, stellte ich mir gedanklich die Frage ob es genau das ist was ich wollte. Ich war allein, so viel stand fest. Doch machte mich das glücklich? Und wieder breitete sich diese Leere in mir aus und ein Strudel der Einsamkeit und endlose Gedanken die alle auf eines hinausliefen, dass ich nichts wert war. Ich hatte Jahre gebraucht Selbstbewusstsein zu erlangen und genau hier zu stehen wo ich nun bin und jetzt brachte mich dieser eine Satz von dem Menschen so durcheinander, die immer an meiner Seite war. Ich nahm ein Buch in die Hände und wischte den Staub vom stoffbezogenen Einband. Unter dem Ärmel meines Pullovers schauten meine Tattoos hervor. Sie gehörten zu mir und erinnerten mich an den Schmerz ,an den Kummer und die Wunden in meiner Seele die ich überstanden, und hoffentlich nun hinter mir lassen konnte.Das Vergange hinter sich zu lassen und an der Vergangenheit zu wachsen statt sich von ihr niederdrücken zu lassen, weiter nach vorne zu sehen und Stärke zu erlangen. Ich dachte nur einen Moment über Geschehenes nach, als es mich wie ein Blitz durchstieß und ich mich plötzlich in einer der Situationen wiederfand die ich so sehr verdrängt hatte. Ein kalter Schauer durchbrach mich , ich schloss die Augen und lauschte meiner Atmung bis mich eine Berührung auf meiner Schulter aus diesen Bildern fortriss.

<Denk an die Vergangenheit nur dann, wenn die Erinnerung daran Vergnügen bereitet> schrieb einst Jane Austen in Stolz und Vorurteil und flüsterte mir nun Greta ins Ohr. „Emma....denk immer nur daran wo du jetzt bist und was du erreicht hast. Nichts und niemand kann dir etwas tun, denn du entscheidest über dich selbst, über dein Leben.“Doch je mehr ich über Gretas Worte nachdachte umso mehr wurde mir klar dass ich scheinbar noch nicht alle Dämonen bezwungen hatte. Um endlich Ruhe vor meinen Gedanken zu haben , schnappte ich mir eines der Werke aus der Kiste, ohne genau hinzusehen und ließ mich in einer der alten Ledersessel fallen. Während ich anfing mich in dieses Buch einzulesen, kamen die ersten Kunden in den Laden und fingen an in jeglichen Büchern zu schmökern. Ich beobachtete diese Szenerien so gern. Der Ausdruck im Gesicht eines Menschen der endlich ein Buch gefunden hatte was genau seinen Vorstellungen entsprach und man dessen Vorfreude darauf schon förmlich konnte schreien hören. Ich musste schmunzeln und vertiefte mich wieder mit einem letzten Blick auf Greta, in das Buch in meiner Hand. Sie strahlte immerzu und hatte nahezu immer gute Laune, während ich immer weiter verbitterte. Ich war einst selbst wie sie. Man nannte mich den <Sonnenschein>,doch das hörte schnell auf als jeder merkte dass ich mich immer wieder in Gedanken verlor und Gesprächen gar nicht mehr folgen konnte. Viel zu sehr hing ich in der Vergangenheit fest, immer wieder aufs Neue und egal in welcher Situation, konnte ich meine Laune selten heben. Ich bewunderte das an ihr, sie war diejenige die mich immer wieder auffing auch wenn die Gefühle wieder mit mir durchgingen und ich Alles und Jeden verfluchte. Während ich weiter Zeile für Zeile auskundschaftete und mich immer mehr in meiner Blase versteckte und mich nun in einer Kuhle zusammengerollt wiederfand , nahm ich nichts mehr in meiner Umgebung wahr. Außer...dieses Parfum. Gott roch das himmlisch und lenkte mich kurz von der staubigen Ausgabe von Tess von DˋUbervilles in meiner Hand ab. Ich schaute kurz auf und sah ihn. Einen großen Mann, braunes Haar ,durch das er sich immer wieder mit seinen großen Händen fuhr. Er trug einen weißen Strickpullover wodurch sein braunes Haar mehr zur Geltung kam. Seine starken Arme zeichneten sich wunderbar ab so dass man automatisch ins Schwärmen geriet. Was mich aber am allermeisten fesselte, war sein Lächeln. Dieses schiefe und charmante Lächeln ,diese Lachfältchen um seine Augen , waren das was mich so sehr faszinierte, dass mir kurzerhand das Buch mit einem lauten Knall auf den dunklen Dielenboden knallte und ich unmittelbar zum Mittelpunkt des Ladens wurde, inklusive seinem Blick. Wow. Gut gemacht Emma. Mich schauten etliche Augen an, doch diese einen, die zogen mich gerade am meisten in den Bann.Wie angewurzelt saß ich da und konnte mich nicht rühren. Aus meiner Starre erwacht,wendete ich mich verlegen ab und versuchte meine Beine zu entknoten um so schnell wie ich konnte ,das verfluchte Buch aufzuheben. Zügig merkte ich wie wieder Leben in den Laden einkehrte und Gespräche wieder aufgenommen wurden. Verlegen suchte ich Greta und fand sie .....oh nein. Genau neben ihm. Mein Atem stockte und in dem Moment schaute Greta und ER zu mir herüber wie ich Stocksteif und mit halb aufgerissenem Mund und geweiteten Augen zu ihnen starrte. Schnell stand ich auf, krallte mich am Buch fest, als ob es mir jeglichen Schutz geben würde, und verschwand schnurstracks Richtung Büro hinter der Kasse. Blöderweise hatte ich die tolle Idee bei der Einrichtung des Ladens, den vorderen Bereich, quasi den hinter der Kasse, gläsern zu gestalten und er mich nach wie vor sehen konnte. Echt schlau! Tief beschämt, verkroch ich mich in meinem Bürostuhl und versuchte beschäftigt zu wirken. Was zum Geier hab ich eigentlich getan? Da siehst du nach so vielen Jahren, einen Mann der dich so in den Bann zog,dich auch noch wahrnahm und du musstest es versauen. Als wenn sie meine Gedanken hören konnte, stolperte Greta ins Büro :

„Was war das denn?“. Beschämt blickte ich auf und stellte eine Gegenfrage.

„Die Frage ist eher , WER war das denn?“ und zwinkerte ihr ablenkend zu während ich mich so langsam aklimatisierte.

Ich murmelte verlegen in meine Hände.

„Ich habs total verbockt oder?“.

„Peinlich war es allemal“.

Das hilft mir echt nicht weiter.

„Ist er noch da?“.

„Nein, aber morgen“, betonte Greta.

„Wie morgen?“,antwortete ich entsetzt.

„Das Buch was er wollte, musste ich bestellen,also kommt er morgen wieder und holt es ab“.

Mit einem seufzen ließ ich mich nach hinten in meinen Drehstuhl fallen und ignorierte die Aufregung in meiner Magengegend.

Wie zu erwarten war, konnte ich natürlich die darauffolgende Nacht kein Auge zu machen. Zum einen weil es mir extrem unangenehm war, ihm wieder zu begegnen nach dem Kunststück was ich auf´s Parkett gelegt hatte, zum anderen stellte ich mir die Frage wie ich ihm gegenübertreten sollte. Spreche ich ihn an oder verstecke ich mich? Nein, letzteres wäre alles andere als professionell. Man Emma, du verhältst dich wie ein Schulmädchen. Ich war es einfach nicht mehr gewöhnt, dass mir auf Anhieb ein Mann so gefiel und meine Gedanken die ganze Zeit um ihn kreisten . Sein Lächeln, seine Augen, sein amüsierter Blick nachdem...oh Gott, bei dem Gedanken dass er heute wieder genau vor mir stehen konnte, brachte mir ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust ein.

„Na aufgeregt?“, stupste Greta mich in meine Seite und hob die Augenbraue aufreizend an.

Gespielt entsetzt fragte ich:„Sag mal machst du dich etwa lustig über mich?“.

„Ich? Niemals“.

Während Greta unsere Kunden beriet, kaute ich auf meinem Double Choc Muffin rum und krümelte meinen Schreibtisch voll. In Gedanken versunken und mit vollem Mund sah ich auf und schaute mich im Laden um, keine Sekunde später und nichtsahnend blickte ich in die Richtung der Kasse und schaute in wunderschöne braune Augen, die mir mehr als bekannt vorkamen. Erwartungsvoll schaute er mich an und lächelte. Bleib cool Emma. Meine Augen scannten eilig den Raum nach meiner Rettung ab ,und wie es das Schicksal so wollte, blieb mir meine moralische Unterstützung verwehrt.Dank dir du Verräter, fluchte ich, denn Greta befand sich gerade in einem Kundengespräch. Jetzt musst du ran, dachte ich mir und atmete tief durch um professionell zu wirken und ich wünschte es wäre so, stolzierte ich zur Kasse und lächelte ihn an. „Willkommen, wie kann ich Ihnen helfen?“, stotterte ich. Sein unfassbar verschmitztes Lächeln ließ mich dahinschmelzen während ich ihm auf den Mund starrte.

„Ihnen hat es wohl geschmeckt?“.

Etwas irritiert nahm ich seine Handbewegung Richtung Mund wahr, die mich auf die Krümel in meinem Mundwinkel hinweisen sollten. Peinlich berührt schnappte ich mir schnellstmöglich ein Taschentuch und wischte sie weg. Peinlich berührt entschuldigte ich mich. Er winkte ab .

„Ich bin froh dass ich Sie treffe“. Über seine Worte war ich mehr als überrascht und zur Hölle was ist das für eine unglaublich warme Stimme? Ich schmolz, in eine Pfütze unter der Kasse, wiedereinmal.

„Was? Ehrlich?, Warum?“.

„Na weil das doch hier ein Buchladen ist und ich ein Buch bestellt habe“.

Über meine dummen Fragen hätte ich mich selber ohrfeigen können.

„Oh, ja natürlich. Es tut mir leid, ich bin etwas...sagen wir, aufgewühlt“.

„Nicht dafür meine Schöne“.

Uff, nicht wissend was ich darauf antworten sollte, verunsicherte mich dieser Moment und ich schwieg. Ich bin mir sicher dass er dies nur als Kompliment meinte aber ich persönlich fand es irgendwie leicht plump, als wenn ich mir denken müsste in welche Richtung das hier geht und was für Absichten er hatte. Ich sollte vielleicht auch nicht so negativ denken und für den Anfang wieder etwas herunterfahren. Anscheinend war mein Gesichtsausdruck mehr als vielsagend und ein mitleidiger Blick traf meinen.

„Ich entschuldige mich für meine Worte, das war vielleicht doch etwas zu direkt. Ich wollte Ihnen bloß ein Kompliment machen“. Seine Ehrlichkeit sprach für Ihn.Vorerst.

„Ähm, nicht der Rede wert, und...vielen Dank“.

„Auf welchen Namen haben Sie ihr Buch bestellt?“, erfragte ich vorsichtig.

„Vincent Stegemann“, sagte er etwas zögerlich.

So genau wusste ich nun nicht ob das ehrlich wahr oder ob er sich hier mit mir einen Spaß erlaubte. Ich gab den Namen in das Kassensystem ein und dachte daran wie seine Lippen, seinen Namen formten. Verträumt und wartend auf das System dass mir eigentlich schnell den Titel des Buches ausspucken sollte, ließ mich leider etwas länger als gedacht auf dem trockenen sitzen, oder fühlte sich jede Sekunde nur so endlos an weil ich wusste dass er mich anstarrte? Als sich nun endlich das Fenster auf meinem Monitor öffnete, musste ich schlucken. Erotikliteratur. Tatsächlich nicht das was ich erwartet hatte. Ich schaute auf und sah ihn an.

„Kleinen Moment bitte, ich hole es“.

Er nickte und schwieg, vermutlich wartend und nicht ganz abschätzend wie ich wohl darüber oder ,was genau ich darüber dachte. Ich ging in unser Buchlager ,in dem wir neben unseren auf den Verkauf wartende Bücher sowie in einem großen Regal bestellte und reservierte Bücher aufbewahrten. Und ja, es gibt tatsächlich Bücher die man reservieren muss. Auf der Suche nach dem Buchstaben `S´, dachte ich darüber nach was für ein Mensch er wohl sein mag. Betrat er den Raum, war er auf jeden Fall präsent, vereinnahmend ließ er die Blicke der Leute auf sich wirken und ich dachte daran dass er dies auch sicher genoss. Kritisch zog ich nun sein bestelltes Buch aus dem Regal. Ganz ehrlich, gegen eine gute Erotikliteratur ist nichts einzuwenden, doch gab es mir gleich wieder die Befürchtung des Versagens. Was für Wünsche hatte er im Bett, was waren seine Vorlieben und konnte eine Frau wie ich, diesen gerecht werden. Oh man, ich verlor mich in Gedanken und fand mich aber zügig in der Realität wieder,ehe meine Gedanken weiter ausschweiften und versuchte mich zu sammeln und kehrte mit dem Buch in der Hand zurück in den Verkaufsbereich. Ich wedelte ihm mit dem Buch in der Hand zu, in der Hoffnung die Stimmung schnell zu lockern und die geschehenen Peinlichkeiten schnellstens zu vergessen.

„Hab es, kann ich sonst noch etwas für Sie tun“.

Lächelnd, nahm er das Buch entgegen und bezahlte es. Einen kurzen flüchtigen Blick auf die Karte, Vincent Stegemann, tatsächlich. Ich kassierte ihn ab und währenddessen bemerkte ich wie er mich beobachtete. Etwas verlegen und zögerlich sah ich ihn an.

„Wenn ich Sie wiedersehen kann dann tun Sie mehr als genug.“

Etwas sprachlos und um Worte ringend, versuchte ich einen Satz herauszubringen aber als ich realisierte was er gerade gesagt hatte, war er auch schon aus dem Laden geschlendert und ließ mich mit offenem Mund zurück. Ich hatte ein Kribbeln im Bauch, denn ich bildete mir ein ,dass der Typ echtes Interesse an mir hatte. Wie naiv. Freudestrahlend sah ich Greta im Augenwinkel auf mich zuschlendern.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752101911
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juni)
Schlagworte
Liebesroman Drama Kurzroman

Autor

  • Lisa Hofmann (Autor:in)

Lisa Hofmann lebt mit ihrer Tochter in der Elbflorenz Dresden. Lisa war schon immer eine begeisterte Leserin und schrieb sich gern alle Gedanken von der Seele. Als Krankenpflegehelferin nutzt sie die Zeit nach den Schichten, ein Buch aufzuschlagen und sich mit einer heißen Tasse Tee darin zu verlieren. Nun hat sie sich mit LESELUST, ihren Traum erfüllt.
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Titel: Leselust