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Jeder Einzelne

Justizkrimi

von Peter Märkert (Autor:in)
284 Seiten

Zusammenfassung

Christina wird am Sonntagmorgen tot aus der Ruhr geborgen. Hauptkommissar Kramer und sein Team finden heraus, dass sie in der Nacht unter dem Einfluss von K.-o.-Tropfen vergewaltigt wurde. Alle Indizien sprechen gegen ihren Freund Marc Kröner. Bewährungshelferin Marie Marler und ihre Freundin Lena Saga glauben an seine Unschuld.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

1. Kapitel

 

Die Welt stürzt ab. Glassplitter und Blut an seinen Händen, dem Hemd, den Sitzen. Es riecht nach Benzin. Er will raus und versucht, die Tür zu öffnen. Sie klemmt. Das Seitenfenster ist gesprungen. Er drückt die Scherben nach außen und zwängt sich ins Freie. Hört die Stimme von Christina, die ihn ruft. Dann ist es still. Unheimlich still. Sein Mund ist trocken, der Hals wie ausgedörrt.

Marc schreckt aus dem Albtraum hoch. Kopfschmerzen, Durst quälen ihn. Er tastet sich ins Bad, trinkt Wasser aus dem Kran. Der Unfall seiner Eltern. Wieso kam Christina darin vor? Wo ist sie? Er betrachtet seine glasigen Augen im Spiegel, die gerötete Gesichtshaut und versucht, sich zu erinnern.

Es waren eindeutig zu viele Kölsch auf der Feier seiner Schwester. Katrin feierte mit ihrem Freund die Einweihung der gemeinsamen Wohnung in Köln. Er wollte mit seiner Freundin dort übernachten, bis Christina den Eifersuchtsanfall bekam.

Er sucht das Handy, wählt ihre Nummer. Das Rufzeichen ertönt. Einmal, zweimal, dreimal … irgendwann gibt er auf. Ihre Eltern kann er nicht anrufen, kann ihnen unmöglich sagen, dass er nicht weiß, wo ihre Tochter steckt. Er hat versprochen, sie wohlbehalten zurückzubringen. Kaum zu glauben, sie behandeln Christina wie ein Kind, meinen, alle Welt müsste auf sie aufpassen. Dabei wird sie in einem Monat einundzwanzig. Am besten legt er sich wieder hin. Morgen wird sich alles klären. Er liegt auf dem Bett, versucht einzuschlafen, doch kann das Denken nicht abstellen.

Christina war den ganzen Abend an seiner Seite geblieben, bis ein früherer Schulfreund sie in der Küche auf gemeinsame Lehrer ansprach. Das nahm er zum Anlass, um die Dunkelhaarige mit den großen Augen zu suchen. Sie war ihm gleich aufgefallen, stand etwas abseits, doch vor Christina hatte er sich nicht getraut, sie anzusprechen.

Er entdeckte sie im Wohnzimmer mit seiner Schwester. Ihre Blicke begegneten sich, er war fasziniert von ihrer Ausstrahlung, doch zögerte, sich in das Gespräch einzumischen. Er blieb in ihrer Nähe und hoffte auf eine günstige Gelegenheit, bis Christina ihn in die Seite stieß.

»Ich will sofort hier weg.«

Er hatte sie nicht kommen sehen, sich zu sehr auf die Dunkelhaarige konzentriert. Er versuchte, Christina abzulenken. »Entschuldige. Ich wollte dich mit deinem Schulfreund nicht stören. Ihr hattet euch sicher lange nicht gesehen und viel zu erzählen. Warte, ich zapfe uns zwei Kölsch.«

»Kannst du dir sparen«, zischte sie mit einem Blick, als hätte sie ihn beim Sex mit ihrer besten Freundin erwischt.

»Warum? Was hast du? Was ist passiert?«, fragte er, dabei wusste er genau, was mit ihr los war. »Wir haben meiner Schwester versprochen, bei ihr zu übernachten.«

»Hör auf mit dem Scheiß«, erwiderte sie nur. »Ich veranstalte einen Riesenkrach, wenn du nicht sofort kommst. Das schwöre ich dir.«

Er fühlte sich schlagartig nüchtern. Versuchte es erneut, leise, beschwichtigend. »Sag doch wenigstens, was du hast.«

Auf ihrer Stirn bildeten sich Falten, die ein Donnerwetter ankündigten. »Glotzt die Tussi da stundenlang an und fragst, was ich habe?«

Das hatte jeder mitgekriegt. Er wollte den Streit nicht in die Länge ziehen, doch die Feier auch nicht verlassen. »Was willst du deinen Eltern sagen, wenn du mitten in der Nacht bei ihnen auftauchst?«, flüsterte er. »Die denken, wir übernachten in Köln.«

Sie schüttelte den Kopf und ging stur in Richtung Ausgang. Seine Schwester mischte sich ein. »Ich habe extra die Betten im Gästezimmer bezogen.«

Christina verschwand im Hausflur, ohne zu antworten, ja, sie verabschiedete sich nicht einmal. Er entschuldigte sich bei Katrin, umarmte sie und winkte den anderen zum Abschied zu. Der Blick der Dunkelhaarigen schien ihn festhalten zu wollen, doch er lief Christina hinterher.

In seinem alten Golf drehte sie den Sitz nach hinten, nahm sich die braune Wolldecke vom Rücksitz und herrschte ihn an: »Ich will nichts mehr hören. Bring mich nach Hause und Schluss.«

Er irrte durch Köln, bis er sich an sein Smartphone erinnerte und die Heimatadresse in den Routenplaner eingab. Der gleichmäßig unterbrochene Mittelstreifen auf der Autobahn ermüdete ihn. Er spürte, wie ihm die Augen zufielen, und versuchte, dagegen anzukämpfen, indem er sich die Frau auf der Feier vorstellte. Die großen Augen, die braunen Haare bis zum Po, die silbernen Ohrringe, den schwarzen Pulli über der Jeans, die verzierten Chucks. Sie hatte ihn genauso interessiert angesehen wie er sie. Oder hatte er es sich eingebildet? Nein, sie hatte ihn an der Tür mit ihrem Blick aufhalten wollen. Das war eindeutig.

Ein LKW tauchte vor ihm auf wie aus dem Nichts. Er wechselte auf die Überholspur. Zu hastig, Christina stieß mit dem Kopf gegen die Scheibe und stöhnte: »Kannst du nicht aufpassen?«

Er antwortete nicht und sie schlief weiter. Gott sei Dank kann man sie im Schlaf wegtragen, ohne dass sie es merkt. Das ist es. Er spürt kalten Schweiß auf der Stirn. Er hat Christina nicht geweckt. Sie wird ihm nie verzeihen, sie vergessen zu haben. Er springt aus dem Bett, streift sich Jeans und Pullover über. Wenn sie noch im Auto schläft, wird er sie nach Linden fahren, ohne über den Zwischenstopp vor seiner Haustür zu reden. Er nimmt die Schlüssel und verlässt die Wohnung.

2. Kapitel

 

Ein erster Blick ins Auto sagt ihm, dass der Golf leer ist. Trotzdem reißt er die Fahrertür auf, starrt auf den Beifahrersitz, auf die braune Decke, als läge Christina darunter. Nein, sie wird aufgewacht sein und gedacht haben, er hätte sie mit Absicht im Auto gelassen. Wird voller Zorn zum nächsten Taxistand gelaufen sein oder sich mit ihrem iPhone ein Taxi gerufen haben. Hat sein Anruf sie geweckt? Er hatte es endlos klingeln lassen. Er könnte die Taxifahrer am nahen Schauspielhaus fragen, ob sich eine Zwanzigjährige mit dunkelblonden Haaren, einem kurzen Kleid und kniehohen Stiefeln ein Taxi nach Linden genommen hat. Aber warum? Er kann froh sein, dass sie weg ist und er sich die Auseinandersetzung mit ihr erspart. Woher kommt die Unruhe? Er beugt sich über den Fahrersitz, um die beiden Kaffeebecher aus der Halterung zu nehmen. Christinas ist noch voll, sie hat ihn nicht angerührt. Er stülpt den vollen in seinen leeren Becher und sieht den Polizeiwagen, der in die Straße einbiegt. Für Sekunden ist er wie gelähmt. Fängt sich und verlässt den Golf, ohne sich umzusehen. Er achtet auf seine Schritte und stolpert prompt über die Stufen vor der Haustür. Kaffee spritzt an die Hose. Er spürt Blicke im Rücken. Seine Hände zittern. Er findet das Türschloss nicht. Zwingt sich zur Ruhe. Endlich schafft er es, hastet die Treppe hoch und öffnet die Wohnungstür. Verschließt sie von innen und knipst das Flurlicht an. Verdammt, das Licht verrät ihnen, wo er wohnt. Er schaltet es wieder aus und fragt sich, ob sie es durch das Wohnzimmerfenster gesehen haben. Doch das brauchen sie nicht. Sie werden sich über Funk erkundigen, wem der Golf gehört, und schellen, um einen Alkoholtest durchzuführen. Er wird nicht öffnen, sondern aus dem Küchenfenster im ersten Stock in den Garten springen, über den Zaun klettern und in die Stadt laufen. Im Intershop einen Kaffee trinken, um einen klaren Kopf zu bekommen. Der Kaffeebecher fällt ihm ein, er erinnert ihn an den Rasthof Remscheid. Er hatte dort gehalten, um Kaffee zu holen, auch für Christina, falls sie auf dem Weg aufwachen würde.

Eine Autotür schlägt zu. Er lauscht zum Wohnzimmer hin, zur Straße, und schleicht zum Fenster. Vor seinem Golf parkt der Polizeiwagen. Zwei Beamte stehen vor der Haustür. Er schreckt zurück. Zu spät. Sie haben ihn gesehen. Er muss ihnen öffnen und irgendetwas erzählen. Sonst verliert er den Führerschein, den Aushilfsjob als Taxifahrer. Was erzählt man in solch einer Situation?

Es schellt. Er hastet ins Bad, gurgelt mit einer Mundspülung. Denkt, dass es nicht reicht, ihn sogar verdächtiger macht. Es schellt erneut. Er schaltet das Flurlicht an, drückt die Haustür auf und wartet an der Tür. Sieht einen kräftigen Uniformierten um die fünfzig und seine junge Kollegin die Treppe heraufkommen. Er versucht, möglichst überrascht zu wirken. »Ich dachte, es wäre meine Freundin.«

Sie grüßen, stellen sich vor. Der Beamte fragt: »Gehört Ihnen der schwarze Golf vor der Tür?«

»Ja, das ist meiner«, bestätigt er.

»Wir haben beobachtet, wie Sie aus dem Auto stiegen«, mischt sich die junge Beamtin ein.

Er unterbricht sie: »Ich habe nach meiner Freundin gesehen, die damit unterwegs war. Ich konnte nicht schlafen, sah aus dem Fenster.« Er deutet zum Wohnzimmer. Die Beamten sehen dorthin. Seine Hoffnung wächst, sie zu überzeugen. »Plötzlich stand mein Golf da. Ich wartete, aber Christina kam nicht. Da habe ich unten nachgesehen.« Er lächelt die Beamtin an, sie lächelt zurück. »Verstehen Sie, warum meine Freundin einen fast vollen Kaffeebecher im Auto lässt. Da sehen Sie.« Er deutet auf die Flecken an der Hose, hoffentlich haben sie nicht gesehen, dass er zwei Becher aus dem Wagen nahm. Er hält inne, als würde er die Beamten erst jetzt richtig wahrnehmen. »Hat Christina mit dem Golf einen anderen Wagen beschädigt? Sie hat erst gerade ihren Führerschein gemacht.«

»Nein«, erwidert der Beamte. »Wir haben Sie hinter dem Steuer gesehen.«

Er errötet unfreiwillig. »Nein, ich saß nicht am Steuer. Ich habe den Kaffeebecher aus der Halterung genommen. Als Sie schellten, dachte ich, Christina hätte sich draußen versteckt, um mich zu überraschen. Da habe ich mich wohl geirrt. Sie wird zum Intershop gelaufen sein, um Bekannte zu treffen und was zu trinken. Ich werde ihr nachgehen.«

»Vorher verschließen Sie Ihren Golf«, unterbricht ihn die junge Beamtin. »Wie kann man nur die Fahrertür so weit auflassen?«

Er ist völlig überrascht. »Entschuldigen Sie bitte. Ich werde den Wagen sofort abschließen.«

Die Beamten bleiben vor der Tür stehen. Warum gehen sie nicht, wo alles geklärt ist? Überlegen sie, einen Alkoholtest durchzuführen oder ihn mit auf die Wache zu nehmen? Er könnte sich ohrfeigen für sein Gerede. Da ertönt das Handy in seiner Hosentasche. Am liebsten würde er die Wohnungstür zuwerfen. Beherrscht sich so eben, holt das Handy hervor und drückt auf Verbindung.

»Seid ihr gut angekommen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.« Seine Schwester. Immer macht sie sich Sorgen. Immer im falschen Augenblick. Da fällt ihm etwas ein. »Christina. Wo bist du? Was? Im Intershop? Ich soll nachkommen«, stottert er ins Smartphone, nickt den Polizisten zu: »Vielen Dank für Ihre Mühe. Ich schließe den Wagen sofort ab.« Er spricht wieder ins Handy: »Du hättest wenigstens schellen können. Du weißt, dass ich nicht schlafen kann, wenn du mit dem Golf so spät unterwegs bist.« Er wartet ein paar Sekunden, muss ihr vor den Beamten Zeit lassen für eine Antwort, sagt dann: »Ja, okay. Ich komme nach. Aber zu Fuß. Ich habe ein paar Bier getrunken. Wenn ich mich beeile, bin ich in fünfzehn Minuten da.« Er beendet das Gespräch und bedankt sich bei den Beamten mit einem Handschlag. Versichert ihnen noch einmal, die Tür sofort zu verschließen. Sie gehen darauf ein und verabschieden sich. Vom Wohnzimmerfenster aus beobachtet er, wie sie in den blauen Passat steigen und losfahren. Er atmet auf, ist stolz, einen kühlen Kopf bewahrt zu haben. Seine Schwester wird er später vom Intershop aus zurückrufen, um ihr alles zu erklären. Ihr Anruf kam zur richtigen Zeit.

3. Kapitel

 

Das hätte Christina ihrem Freund nicht zugetraut. Erst blamiert er sie auf der Feier, indem er mit der Tussi flirtet, dann lässt er sie vor seiner Haustür im Auto schlafen. Obwohl sie ihn gebeten hat, sie bei ihren Eltern in Linden abzusetzen. Was bezweckt er damit? Dass sie schellt und zur Versöhnung mit ihm ins Bett steigt? Warum sollte sie das tun? Er hat sich nicht mal für sein Verhalten auf der Feier entschuldigt. Das wäre das Mindeste gewesen. Sie hätte ihm eine knallen können für den verdorbenen Abend. Der einzige Lichtblick auf der Feier war ihr Exfreund Rainer. Mit ihm hatte sie nicht gerechnet, war ganz schön verunsichert. Nein, sie wird nicht schellen, sondern sich ein Taxi nehmen. Sie öffnet die Tür so weit, dass sie herausschlüpfen kann, und schließt sie sofort wieder. Wenn Marc am Fenster steht, soll er ihr Verschwinden nicht bemerken. Sie ärgert sich über die Innenbeleuchtung im Golf, die verzögert erlischt, und hofft, dass er nicht hingesehen hat. Ach, soll er ihr zum Schauspielhaus nachlaufen, sie wird sich nicht umstimmen lassen. Auf dem Weg erinnert sie sich, wie er die Tussi auf der Feier seiner Schwester anstarrte. Dabei sah sie völlig unscheinbar aus trotz der langen Haare. Klein. Unauffällig gekleidet. Kaum geschminkt. Sie hatte allein herumgestanden und Marc mit Riesenaugen angehimmelt. Echt peinlich. Der Tussi konnte nicht entgangen sein, dass Marc zu ihr gehörte. Kaum ist er ohne sie im Wohnzimmer, macht die Kuh sich an ihn heran. Zehn, höchstens zwanzig Minuten, länger hatte sie sich nicht mit ihrem Ex unterhalten. Sie hätte hingehen, ihr ein Kölsch ins Gesicht schütten sollen. Was regt sie sich auf? Marc kann sie vergessen. Der zieht sie runter, und sie hat sich geschworen, keine Beziehung zu führen, die sie runterzieht. Zudem hat er ihr nichts zu bieten. Im Studium ein Flop, kaum Geld, um etwas zu unternehmen. Einen Kurzurlaub in Holland, jetzt die Feier bei seiner Schwester. Sie muss Rainer zustimmen. Marc ist ein echter Langweiler. Aber sie hat es ihm gegeben, sich richtig aufgeregt. Das mag er nicht, der Feigling, so einen Krach vor anderen. Da ist er blass geworden und ihr hinterhergelaufen wie ein begossener Pudel. Selbst seine Schwester konnte ihn nicht aufhalten, obwohl sie gesehen hatte, wie er mit Thomas ein Kölsch nach dem anderen getrunken hatte. Sie hätte sich gewünscht, Marc wäre auf dem Rückweg in eine Polizeikontrolle geraten, schon um seiner Gleichgültigkeit mal richtig einen Denkzettel zu verpassen. Ihm ist alles egal, der Job, das Studium, jetzt sogar der Führerschein. Nicht mal ihre Stiefel hat er beachtet, die sie sich für die Feier gekauft hatte. Sie mag keine Typen, die auf nichts achten. So weit ist es gekommen, dass er sie im Auto schlafen lässt. Das wird sie ihm nicht verzeihen, das steht fest. Überhaupt wird sie die Beziehung beenden und Rainer anrufen, sobald sie zuhause ist. Er hatte ihre neuen Klamotten bewundert und sie gefragt, ob sie sich in der Nacht noch treffen könnten, natürlich ohne ihren Anhang. Sie hatte gelacht und versprochen, es zu versuchen.

Am Schauspielhaus wartet kein Taxi am Halteplatz. Wie sollte es um diese Zeit auch anders sein? Sie setzt sich auf die kleine Mauer und sucht ihr iPhone. Kramt in ihrer Jacke, leert die Handtasche aus. Es muss da sein. Oder ist es ihr im Auto aus der Tasche gefallen, während sie schlief? Auf der Feier hatte sie es noch. Ohne Smartphone fühlt sie sich als halber Mensch, doch zurück zu Marc möchte sie nicht. Sie müsste ihn bitten, im Auto nachzusehen. Er würde sich entschuldigen und endlos mit ihr über den Abend diskutieren. Das Treffen mit Rainer könnte sie vergessen. Nein, sie will ihren Plan umsetzen, erst zu ihren Eltern, sich neu stylen, von dort Rainer anrufen. Sie kann ihn über das Festnetz erreichen. Sie holt die Visitenkarte hervor, die er ihr gegeben hatte.

Ein Taxi fährt vorbei. Sie ärgert sich, nicht schnell genug gewunken zu haben. Es dauert ihr zu lange, sie entschließt sich, zum Bahnhof zu gehen. Da gibt es immer Taxen. Sie erreicht das Bemuda3eck, läuft durch die Fußgängerzone. Vor dem Café Konkret erkennt sie Hannah, die in den BMW ihres Vaters steigt. Sie könnte sich einklinken und mit ihnen nach Linden fahren wie vor zwei Wochen. Sie zögert einen Moment. Hannah ist mit Marcs Freund zusammen und würde sie auf ihn ansprechen. Sie möchte das nicht und läuft weiter, als hätte sie Hannah nicht erkannt. Sie nimmt das erste Taxi am Hauptbahnhof und wählt den Rücksitz, um einem Gespräch mit dem Fahrer auszuweichen. Sie nennt ihm die Adresse in Linden. Er dreht sich um. Dunkle Augen, schwarze lockige Haare. Mitte zwanzig. Ismail, ein Kollege von Marc. Das gibt es nicht. Bochum ist kein Dorf, wo die Taxifahrer jeden Mitbürger kennen. Marc hatte ihn ihr mit Freundin im Restaurant Pasta vorgestellt, wo sie sich zum Essen trafen. Erst auf der Fahrt nach Köln hat Marc ihr erzählt, dass sein Kollege auf der Herner Straße mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt wurde und den Führerschein für vier Wochen abgeben muss. Entweder fährt er ohne oder Marc hat ihr Unsinn erzählt. Das wäre nicht das erste Mal.

Sie beobachtet, wie Ismail den Taxameter einschaltet und losfährt. Die Fahrtkosten kann Marc ihr zurückerstatten, auf die Auseinandersetzung freut sie sich schon. Warum musste sie auf der Rückfahrt einschlafen? Klar, sie hatte in der Nacht Haus des Geldes auf Netflix gesehen und konnte mal wieder nicht ausschalten. Sie sieht die Augen des Taxifahrers im Rückspiegel. »Wo hast du Marc gelassen?«

»Lass mich bloß mit dem in Ruhe. Wir haben Stress«, erwidert sie knapp.

»Wird sich legen«, lacht er. »Wenn du willst, fahr ich dich zu ihm und spiel den Vermittler.«

»Untersteh dich! Ich will nach Hause.«

»Was willst du samstagnachts bei deinen Eltern?«

»Schlafen, einfach nur schlafen«, erwidert sie.

»Das glaub ich dir nicht. Du willst dich neu stylen und wieder los, was?« Er lacht.

Sie spürt, wie es in ihr kocht. »Was ist mit deinem Führerschein?«, giftet sie zurück und nimmt durch den Rückspiegel sein überraschtes Gesicht wahr.

»Hat er dir erzählt, was? Ja, es stimmt. Ich muss vier Wochen ohne Führerschein fahren. Scherz! Ich fliege morgen mit meiner Freundin nach Bodrum, besuche die Familie. Genieße die Sonne, das Meer. Nebenbei renoviere ich bei meinen Großeltern das Haus, das habe ich ihnen schon lange versprochen. Den Führerschein werfe ich beim Straßenverkehrsamt in den Briefkasten, ist alles mit der Kollegin besprochen. Wenn ich zurückkomme, hole ich ihn wieder ab.«

Kurz vor dem Haus tippt sie ihn an. »Meine Eltern brauchen nicht zu sehen, dass ich mit dem Taxi komme. Sie regen sich nur unnötig auf.«

»Okay.« Er stoppt den Wagen ein paar Meter entfernt. »Das Angebot steht. Ich bring dich zu Marc zurück, wenn du willst. Ohne Aufpreis.«

Sie gibt ihm das Fahrgeld. »Warte zehn Minuten. Falls meine Eltern nicht da sind, kannst du mich wieder mitnehmen. Ich habe keinen Schlüssel dabei.«

»Genau zehn Minuten, nicht länger.«

Als sie Rainer auf der Feier sah, kamen die alten Gefühle wieder hoch. Woran war die Beziehung damals gescheitert? Sie versteht es nicht. Rainer ging es genauso, zumindest drückte er sich so aus. Es war schon unverschämt, sie zu sich einzuladen und Marc völlig zu ignorieren. Sie erinnert sich an Rainers Worte, er würde die ganze Nacht auf ihren Anruf warten, um sie bei ihren Eltern abzuholen. Dazu gab er ihr die Visitenkarte. Wenn sie ihr iPhone hätte, würde sie ihn anrufen. Doch vielleicht ist es besser, ihn ein bisschen zappeln zu lassen.

4. Kapitel

 

Marc läuft die Königsallee runter in Richtung Intershop. Erinnert sich unterwegs, was er seinem Vater, dem Staatsanwalt, alles erzählte, wenn er ihn in seinem Arbeitszimmer verhörte. Es reichte ein Fehler bei den Hausaufgaben, eine Klassenarbeit, die nicht gut ausgefallen war. Er saß mit hochrotem Kopf vor dem riesigen Schreibtisch, hinter dem Vater so erhaben wirkte, und kam sich unendlich klein vor. Dachte sich Geschichten aus, um ihn abzulenken, erzählte von unfähigen Lehrern, welche die Klasse nicht disziplinieren konnten, von Gewalt und Drogen an der Schule. Er erzählte nur von anderen, dabei wünschte er sich ein Ende der schrecklichen Verhöre. In den Nächten belauschte er die Streitigkeiten zwischen den Eltern und sagte seiner Mutter, wenn sie allein waren, Mitschülern hätten ihre Noten nach der Trennung der Eltern verbessert. Doch es war aussichtslos. Mutter war nicht dazu bereit, auch wenn sie oft damit drohte.

Er erreicht den Intershop, drängt sich zur Theke und bestellt bei der freundlichen Kellnerin mit der Latzhose und dem geflochtenen Zopf ein Altbier. Versucht dabei ein Lächeln und spürt, wie es ihm misslingt, weil er so voller Gedanken steckt. Schon ärgert er sich, das Bier überhaupt bestellt zu haben. Wäre er nur zu Hause geblieben. Jetzt hängt er hier ab bei dem Krach und dem Gedränge. Er überlegt, den Laden zu verlassen, ohne sich um die Bestellung zu scheren, da entdeckt er am anderen Ende der Theke seinen Freund Oliver, der ihn in der gleichen Sekunde erkennt und zu ihm rüberkommt. Blonde kurze Haare, graublaue Augen, immer gut gelaunt.

»Hallo Oliver. Ist Hannah schon weg?« Seine Freundin ist ein paar Jahre jünger als er, sie besucht das Gymnasium.

»Ihr Vater hat sie vor einer Stunde abgeholt«, erwidert er. »Ich habe Kommilitonen getroffen, sonst wäre ich schon weg.«

Marc freut sich, nicht mehr alleine zu sein, er lacht die Kellnerin an, die ihm das Altbier auf die Theke stellt und die Bestellung von Oliver aufnimmt.

»Wart ihr nicht bei deiner Schwester in Köln eingeladen?« Oliver mustert ihn.

»Du kennst Christina. Es gab Stress. Sie wollte mitten in der Nacht nach Hause.«

»Und du bist gefahren, nachdem du mit deinem Schwager ein paar Kölsch getrunken hattest.«

»Woher weißt du das?«

»Ich kenn dich doch. Marc, wach auf. Spätestens, wenn du keinen Führerschein mehr hast, ist sie weg.«

»Sie hat so ein Theater veranstaltet vor den anderen«, versucht er, sich zu rechtfertigen. »Nur weil ich eine Frau auf der Feier angesehen hatte. Ich habe sie nicht mal angesprochen. Ich ertrage so einen Stress nicht seit dem Unfall meiner Eltern.«

»Schieb nicht alles darauf. Es geht um Christina und dich. Mach Schluss, wenn du keine Lust auf ihre Szenen hast.«

»Sofort, wenn du mir sagst, wo sie steckt. Ich weiß es nicht! Mach mir echt Sorgen.«

Oliver zieht die Augenbrauen hoch. Seine typische Geste, wenn er etwas nicht versteht.

»Sie schlief auf der Rückfahrt ein«, erklärt Marc. »Seitdem ist sie verschwunden.«

»Wie wäre es mit anrufen?«, fragt Oliver.

»Habe ich versucht. Was meinst du? Sie meldet sich nicht. Ist eingeschnappt.«

»Ruf ihre Eltern an. Frag, ob sie da ist.«

»Um diese Zeit? Ihr Vater bringt mich um.«

»Dann rufe ich Christina an.« Er nimmt sein Handy und wählt die Nummer. Der Ruf geht raus, doch es nimmt keiner ab. »Was hat deine Schwester dazu gesagt, dass ihr so früh abgehauen seid?«

»Scheiße, die muss ich zurückrufen. Warte einen Augenblick.« Die Lautstärke in dem Laden stört. Er geht vor die Tür, wählt Katrins Nummer. Sie regt sich auf, dass er die Feier so früh verlassen hatte, und fragt, was bei dem Anruf los war. Er beschreibt ihr die Begegnung mit den Polizeibeamten.

»Nur wegen Christina«, schimpft Katrin. »Die ist verrückt. Macht Rainer an und regt sich auf, wenn du mit Lena flirtest.«

»Mit wem habe ich geflirtet?«

»Nicht so scheinheilig, bitte. Mit Lena. Vor mir brauchst du das nicht abzustreiten.«

»Die Dunkelhaarige am Fenster war Lena?«, fragt Marc.

»Erinnerst du dich nicht? Ich habe mit ihr in der Kinderklinik in Bochum gearbeitet. Ich hatte dir von ihrem Vater erzählt.«

»Ja, ich erinnere mich. Und Christina hat sich an diesen Rainer herangemacht?«

»Ja, klar. Sie kennen sich aus der Schule. Er war ein paar Klassen weiter, war erst mit ihrer Freundin Alessa zusammen. Ich hatte den Eindruck, er wollte Christina die ganze Zeit ansprechen. Na, in der Küche hat er es ja geschafft. Und glaub mir, sie wartete darauf. Mir kann sie nichts vormachen.«

»Und ihre Eifersucht …«

»War gespielt«, unterbricht Katrin. »Sie wollte zurück, um sich mit ihm zu treffen.«

»Meinst du?« Es kommt überraschend, doch Katrin wirkt überzeugt.

»Rainer hat die Feier direkt nach euch verlassen. Das war kein Zufall. Sonst bleibt er bis zum Schluss. So wie sie sich aufgemacht hatte, konnte er es sich nicht entgehen lassen.«

»Sie war total müde auf der Rückfahrt, ist sogar im Auto eingeschlafen. Weil sie die letzte Nacht ihre Serie auf Netflix geguckt hat und nicht schlafen konnte.«

»Na, sie wird schon aufgewacht sein«, lacht Katrin. »Sonst würdest du sie kaum suchen. Mach dir nichts draus. Ihr habt nicht zusammengepasst. Du bist zu harmoniebedürftig. Sie nutzt deine Gutmütigkeit aus.«

»Das sagt Oliver auch. Den hab ich im Intershop getroffen.«

»Bestell ihm einen schönen Gruß. Und komm morgen um zwei zum Mittagessen. Ist eine Menge übriggeblieben.«

5. Kapitel

 

»Ich möchte nicht stören«, sagt Christina an der Tür.

»Du störst nicht«, erwidert er freundlich. »Komm nur rein.«

Sie folgt ihm in den Flur. »Ich habe mein iPhone im Auto vergessen. Ich müsste nur kurz anrufen.«

Er schließt die Tür, nimmt ihr die Lederjacke ab. »Gab es Stress?«

»Ja. Ich wollte nach Hause. Leider sind meine Eltern nicht da und ich habe den Schlüssel liegenlassen. Ich hab echt das Gefühl, heute hat sich alles gegen mich verschworen.«

»Du kannst hier schlafen, wenn du willst. Ist ja schon spät.« Er lächelt.

»Furchtbar nett von dir, aber ich möchte keine Umstände machen. Ich brauche nur ein Telefon.«

Er geht voraus ins Wohnzimmer. Auf dem Flachbildschirm an der Wand erkennt sie eine Frau auf einem Bett. Sie ist nackt und an Händen und Füßen gefesselt. Er nimmt die Fernbedienung, schaltet den Fernseher aus.

Sie bleibt stehen: »Bist du allein?«

»Ja«, antwortet er. »Ich habe einen Cocktail erfunden. Willst du probieren?«

»Ich weiß nicht. Oder doch, ein Cocktail ist okay, bring bitte das Telefon mit.«

»Na, du wirst staunen.« Er verschwindet in der Küche. Sie lässt sich auf der Couch nieder, zupft an ihrem kurzen Kleid und schlägt die Beine übereinander mit den hohen Stiefeln. Er kommt mit zwei Gläsern mit Eis, Zuckerrand und weißen Strohhalmen zurück. Setzt sich auf den Sessel gegenüber und prostet ihr zu. Sie löst ihre gespannte Haltung, beugt sich zum Tisch, nimmt einen tiefen Zug. »Wirklich gut. Ein bisschen wie Caipirinha.«

»Na, hör mal! Das ist eine eigene Kreation.«

Sie empfindet einen salzigen Nachgeschmack. »Das Telefon. Ich rufe nur kurz an.«

»Ja, okay. Ich hole es gleich.« Er prostet ihr zu, lächelt immer noch. Sie beugt sich zum Strohhalm, trinkt. Verschluckt sich. Hustet. Er steht auf, klopft ihr auf den Rücken.

»Möchtest du etwas anderes? Cola, Wasser? Soll ich einen Kaffee kochen?«

»Nein, danke. Ich möchte dich nicht aufhalten.« Sie spürt seine Blicke, die Spannung im Raum, doch schafft es nicht, aufzustehen, kann sich nicht aufraffen und bleibt sitzen. Nippt an ihrem Cocktail. Immer wieder. Er lobt ihre Figur, ihre Kleidung.

»Du kannst andere haben«, sagt er. »Siehst verdammt gut aus. Verstehst, dich super zu kleiden.«

»Danke. Ich glaube, ich sollte wirklich anrufen. Sonst schaffe ich es nicht mehr und du hast mich die ganze Nacht am Hals.« Sie errötet, trinkt den Cocktail aus.

»Ein Glas zum Abschied.« Er geht in die Küche, kommt mit zwei gefüllten Gläsern zurück. Sie kämpft gegen eine aufkommende Übelkeit an. »Du kannst mir das Rezept aufschreiben.«

»Das wird nicht verraten«, lacht er.

Sie versteht nicht, was daran lustig ist, zieht an dem Strohhalm und trinkt.

»Musik fehlt zum Cocktail«, stellt er fest. »Magst du was Bestimmtes?«

»Lady Gaga.« Sie merkt, wie ihr das Sprechen schwerfällt, lehnt sich auf der Couch zurück.

»Natürlich. Lady Gaga.« Er sieht sie an, als warte er auf etwas. Sieht sie immerzu an. Sie mag es nicht, so angestarrt zu werden, richtet sich auf, zieht an ihrem Kleid. Nimmt noch einen Schluck. Shallow erklingt aus der Bluetooth Box. Sie wippt im Takt. Sofort wird ihr schwindelig. Sie kneift die Augen zusammen. Er kommt an den Tisch, beugt sich zu ihr.

»Richtig gewählt?«

»Ja, gefällt mir.« Sie spürt seinen Blick auf ihrem Dekolleté, ihren Beinen, kommt sich in dem dünnen Kleid nackt vor, wünschte einen hochgeschlossenen Pullover und Jeans zu tragen.

»Du gefällst mir«, sagt er, nimmt die Gläser, geht in die Küche. Etwas stimmt nicht. Der Schwindel, die Übelkeit. Ein Rauschen im Kopf, das stärker wird. Zu viel Alkohol. Nichts mehr trinken, nur schlafen, für einen Moment die Augen schließen. Halt! Sie muss anrufen, hat immer noch kein Telefon. Sie spürt, wie ihr alles zu viel wird. Wo wollte er hin? Sie erinnert sich nicht. Da sitzt er ja. Auf dem Sessel ihr gegenüber. Wie viel Uhr es wohl ist? Er reicht ihr das Cocktailglas, fordert sie auf, zu trinken. »Weißt du, wie viel Uhr ist es?«, fragt sie.

Er zeigt auf die Wanduhr. Sie erkennt die Zeiger nicht, sieht alles verschwommen. Was würde sie darum geben, in ihrem Bett zu liegen. Sie möchte aufstehen, ins Bad gehen. Sie muss hier raus, aber schafft es nicht, zumindest noch nicht. Sie muss sich erst ein bisschen hinlegen, ein paar Minuten Kräfte sammeln. Sie versucht, die Stiefel abzustreifen, die sie mit den Nylonstrümpfen und dem kurzen Kleid für die Feier bei Marcs Schwester gekauft hatte. Er springt herbei, hilft ihr aus den Stiefeln. Sie streckt sich aus, dreht sich von ihm weg, murmelt eine Entschuldigung. Versteht er sie nicht? Sie spürt seinen Atem, den Körper neben sich. Sie will das nicht, will ihn nicht so nah. Will ihn abwehren. Ihr fehlt die Kraft. Sie fühlt sich wie gelähmt, spürt, wie er den Reißverschluss ihres Kleides aufzieht, es von ihrem Körper streift. Sie möchte sich auf der Couch aufrichten. Es gelingt ihr nicht. Er ist über ihr, öffnet den BH, zieht ihr den Slip aus. Sie möchte weg. Weg von ihm. Ein blaues Kondom. Sie sieht es in seiner Hand. Er streift es über. Sie versucht, sich zu befreien. Er ist überall mit seinen Händen. Sie spürt ihn hinter sich. Will schreien. Kein Laut dringt aus ihrem Mund. Er hatte ihr was ins Glas gemixt. Das ist es. Hatte es von Anfang an geplant, als sie vor seiner Tür stand.

»Aufhören! Ich will das nicht!« Sie hört ihre Stimme nicht. Fühlt sich außerhalb ihres Körpers, als würde sie das Geschehen von außen betrachten. Er zittert. Atmet stoßweise. Stöhnt. Wird endlich ruhig. Zieht sich zurück. Sie muss ihm mitteilen, dass sie nichts sagt. »Ich sage nichts. Versprochen. Ich sage nichts.«

Er reagiert nicht. Sie wiederholt ihre Worte. Er steht auf, nimmt seine Sachen und geht aus dem Zimmer. Wohin? Er kann sie nicht so liegen lassen. Ihr wird schwindelig. Sie braucht Hilfe. Marc. Sie muss es ihm erzählen, aber hat kein Telefon.

6. Kapitel

 

Unter der Dusche klingen ihm ihre Worte nach: Ich sage nichts. Versprochen. Ich sage nichts. Was könnte sie auch sagen, die Verführerin, die mitten in der Nacht vor seiner Tür stand. Sich in ihrer erotischen Aufmachung auf dem Sofa rekelte, einen Cocktail nach dem anderen schlürfte und ihn nach dem Rezept fragte. Musik von Lady Gaga wollte sie hören, forderte ihn mit laszivem Blick auf, ihr die Stiefel abzustreifen, sie auszuziehen, um es ihr zu besorgen.

Er stellt die Dusche ab. Lauscht. Nichts! Hat sie sich angezogen, um heimlich zu verschwinden? Ist womöglich schon verschwunden? Um ihrem Freund oder der Polizei irgendeine Geschichte aufzutischen? Er nimmt den Bademantel, schlüpft notdürftig hinein und verlässt das Bad. Im Wohnzimmer empfindet er Erleichterung, sie auf dem Sofa liegen zu sehen. Er bekommt Lust, sich neben sie zu legen, sie an sich zu drücken. Haut an Haut. Er streift den Bademantel ab. Da erst bemerkt er, dass ihr Brustkorb sich nicht hebt, an Mund und Nase keine Atmung sichtbar ist. Er legt eine Hand auf ihren Hals, fühlt keinen Puls. Soll er versuchen, sie zu reanimieren? Einen Notarzt rufen? Oder sie schnell ins Krankenhaus fahren?

Sie würden feststellen, dass sie unmittelbar vorher Sex hatte und Liquid Ecstasy nachweisen. Er handelt schnell. Streift sich Handschuhe über, holt Waschlappen und Seife aus dem Bad, um ihren Körper zu reinigen. Nichts soll an ihn erinnern, keine Spur zu ihm führen. Er steckt sie von oben und unten in blaue Müllsäcke, verknotet sie in der Mitte und schleppt sie zu seinem Kombi. Müht sich ab und passt auf der Straße auf, dass niemand ihn beobachtet. Sein Herz klopft wie nach einem Hundertmeterlauf. Die Straße ist leer, kein Licht hinter den Fenstern zu sehen. Soll er über Schleichwege fahren? Nachher halten sie ihn an. Er wählt die Hauptstraßen zur Ruhr. Auf der vierspurigen Königsallee verfolgt ihn eine Polizeistreife. Sie wechselt auf die linke Fahrbahn. Sofort bildet sich Schweiß auf seiner Stirn. An der Kreuzung Markstraße schaltet die Ampel auf Rot. Er stoppt den Wagen. Der Polizeiwagen hält neben ihm. Er traut sich nicht, rüber zu sehen. Die Zeit scheint still zu stehen. Macht er sich verdächtig, wenn er geradeaus starrt? Eine Kontrolle und er ist erledigt. Verfluchter Alkohol. Die Ampel schaltet auf Grün. Der Polizeiwagen fährt vorbei und wechselt auf die rechte Spur. Wenn jetzt das Signal Folgen aufleuchtet, weiß er nicht, wie er reagieren soll. Er fährt langsam, um den Abstand zu vergrößern. Macht es ihn verdächtig? Sie fahren davon, sind schon außer Reichweite. Ein Zittern überfällt ihn am gesamten Körper. Er bleibt ein paar Minuten am Straßenrand stehen, bevor er die Fahrt fortsetzt. Er darf nicht schwach werden, muss weiter zur Ruhr. Er überlegt sich eine geeignete Stelle nicht weit von der Gaststätte Zur alten Fähre. Dort stoppt er den Wagen auf dem Parkplatz. Er hat Glück, kein Mensch ist in der Nähe. Er schleppt die Tote ans Wasser mit nahezu übermenschlichen Kräften und sucht einen Platz zwischen den Ästen, wo sie nicht abtreiben kann, sondern schnell gefunden wird. Hastig entfernt er die Müllsäcke und rollt die Leiche zum Wasser. Es darf keine Spur zu ihm führen. Er betrachtet die Tote zwischen den Ästen. Sie werden einen Drogenunfall vermuten, ihren Freund verdächtigen, der sie voller Panik in die Ruhr warf. Er nimmt die Müllsäcke, froh, die Last darin los zu sein. Achtet akribisch darauf, keinerlei Spuren am Fundort zu hinterlassen, läuft zum Auto, holt den Besen, den er mitgenommen hatte, läuft zurück zur Ruhr, verwischt auf dem Weg zum Auto die Abdrücke seiner Schuhe.

Er fährt zurück, reinigt das Sofa, die Teppiche, das Bad, spült die Gläser. Peinlich darauf bedacht, alle Spuren von Christina zu vernichten. Wie kommt das Fläschchen auf den Küchenstuhl? Hatte er es dort liegenlassen? Er tränkt ein Tuch mit Allzweckreiniger und wischt es solange ab, bis es garantiert keine Abdrücke mehr enthält. Es muss ihm gelingen, die K.-o.-Tropfen Marc zuzuspielen. Es wird sich eine Möglichkeit ergeben, es muss schnell gehen.

Mit seinem Kombi fährt er über die Autobahn in Richtung Norden, bis er einen menschenleeren Parkplatz entdeckt, wo er Christinas Kleidung und die Handtasche zerschneidet und in die mitgebrachten Müllsäcke verstaut. Ein LKW biegt auf den Parkplatz. Er steigt in den Kombi, fährt weiter in Richtung Vechta und verlässt die Autobahn, um im Nirgendwo die Müllsäcke zu entsorgen. Niemand darf sich das Nummernschild merken. Er verteilt die Säcke auf verschiedene Mülltonnen in der Umgebung. Ein Hund schlägt an, als er einen Deckel anhebt. Den Schrecken spürt er in allen Gliedern. Er läuft zurück zum Kombi und fährt weiter in Richtung Bremen. Verlässt erneut die Autobahn, um den restlichen Müll zu entsorgen und an einer Tankstelle die Ladefläche mit einem Schwamm zu reinigen. Immer wieder holt er Wasser nach, bis er endlich zufrieden ist.

Auf dem Rückweg verspürt er Hunger und hält an der Brückenraststätte Dammer Berge, um sich ein ausgiebiges Frühstück zu gönnen. Von seinem Tisch über der Autobahn verfolgt er die vorüberziehenden Kraftwagen wie in einem Rausch. Er denkt an Dostojewski, dessen Roman Schuld und Sühne er irgendwann gelesen hat. Wird er sich wie die Hauptfigur Raskolnikow am Ende der Polizei stellen? Wird ihn sein Gewissen treiben? Nein, so darf er nicht denken. Ihn trifft keine Schuld. Er hat nicht vorsätzlich gehandelt, nichts geplant. Er hat reagiert, ist das Opfer ihrer weiblichen Verführung geworden. Wer hätte bei dem Anblick auf der Couch keine Lust empfunden? Er ist froh, alle Spuren beseitigt zu haben. Damit können sie ihm nichts nachweisen. Oder? Er erschrickt bei dem Gedanken, in seiner Aufregung etwas Wichtiges vergessen zu haben. In letzter Zeit hat er sich bei Nachlässigkeiten ertappt, das Licht brennen lassen, den Schlüssel liegenlassen. Seine Schuhe! Hat er in der Aufregung einen Abdruck auf dem Weg übersehen? Können die Spezialisten der Mordkommission Spuren nachweisen trotz all seiner Bemühungen, sie zu beseitigen? Die werden immer besser, wie man in den Zeitungen liest. Mit ihren Untersuchungsmethoden decken sie längst zurückliegende Verbrechen auf. Panisch flieht er aus der Raststätte, zerschneidet das Profil seiner Schuhe mit einem Messer, wirft sie in einen Mülleimer. Auf Socken möchte er nicht laufen, zieht sie aus und schmeißt sie den Schuhen hinterher. Enthalten sie seine DNA? Er schwitzt, fischt sie aus dem Eimer zurück. Zerschneidet auch sie, nimmt die Fetzen mit. Mit nackten Füßen eilt er zum Kombi, denkt mit Schrecken an die Reifen. Ist das Profil auf dem Parkplatz an der Ruhr feststellbar? Er nimmt sich vor, am Montag in aller Frühe die Winterreifen aufziehen zu lassen. So schnell werden sie die Tote nicht finden. Oder doch! Er hat es ja selbst so eingerichtet. Hat ihren Körper zwischen die Äste gerollt. Er hasst sich dafür. Die Hundehalter gehen frühmorgens an der Ruhr spazieren, lassen ihren Lieblingen alle Freiheit, Spuren aufzunehmen. Plötzlich ist er sich sicher, dass sie schnell gefunden wird. Vielleicht in dieser Minute. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals. Er registriert Tropfen auf seiner Haut. Einen pechschwarzen Himmel. Strömender Regen setzt ein. Blitz, Donner. Er lacht, tanzt barfuß vor dem Auto, stellt sich vor, wie das Gewitter alle Spuren auf dem Weg verwischt. Wie die Hundehalter nach Hause laufen. Er dankt dem Himmel für den Regen, fühlt sich Gott und der Welt wieder näher. Er nimmt die Strümpfe in der Hand wahr, die nackten Füße, sieht sich voller Schrecken auf dem Parkplatz um. Kein Mensch ist auf der Straße. Aber in den Autos, in den LKWs sitzen sie und beobachten ihn. Er verrät sich durch sein auffälliges Benehmen. Gleicht er Raskolnikow? Hat schon jemand die Polizei alarmiert? Du spinnst, denkt er, du spinnst. Zwingt sich zur Ruhe, geht an seinem Kombi vorbei zur Raststätte und verschwindet auf der Toilette, um die Strümpfe im Wasserstrahl zu reinigen und sie nachher im Mülleimer zu entsorgen. Am Waschbecken macht er sich frisch und lässt eine Minute verstreichen, bevor er die Treppen wieder hochsteigt und in dem Selbstbedienungsrestaurant einen Milchkaffee für unterwegs bestellt, bemüht, seine nackten Füße zu verbergen.

Der Regen hat nachgelassen. Auf dem Weg zum Parkplatz bezweifelt er, dass es in Bochum auch geregnet hat. So ein Gewitter kann regional begrenzt sein. Er denkt an die Tote an der Ruhr. Alles nur ein furchtbarer Traum? Es drängt ihn, hinzufahren, um nachzusehen. Aber nein! Darauf warten sie nur. Sie wissen, dass die Täter zu ihren Opfern zurückkehren. So dumm wird er nicht sein. Er wird Marc das Fläschchen mit Liquid Ecstasy zuspielen. Unbedingt! Er ist sich mit einem Mal sicher, dass es ihm gelingen wird. Der Gedanke beruhigt ihn.

7. Kapitel

 

Marc erwacht am Mittag. Er hat wieder von dem Unfall der Eltern geträumt. Als wäre er erst gestern geschehen und nicht vor fünf Jahren an seinem achtzehnten Geburtstag. Christina versteht nicht, warum er sich davon nicht lösen kann. Mitten beim Sex mit ihr dachte er daran. Der Gedanke ist in seinen Zellen, er lässt sich nicht verdrängen.

Sie holten ihn von der Schule ab, hatten einen Mittagstisch in Hattingen bestellt. Er kam verspätet, hatte sich mit Mitschülern verquatscht. Gleich beim Eintreffen spürte er die gereizte Stimmung. Seine Eltern stritten sich über das geplante Gemeindefest. Mutter bat um eine finanzielle Unterstützung. Vater schimpfte über ihr karitatives Engagement, das kein Einkommen brachte, sondern nur Geld kostete. Dabei raste er mit solcher Geschwindigkeit die Königsallee rauf, dass Marc auf dem Rücksitz in dem Audi schwindelig wurde. »Wir brauchen nicht nach Hattingen zu fahren«, begann er, »wenn es euch zu spät wird. Wir können in Bochum in eine Pizzeria gehen. Aber hört auf, euch an meinem Geburtstag zu streiten.«

»Das Geld ist nicht für mich. Sondern für die Gemeinde. Es wird gebraucht«, war die Antwort, die sicher nicht ihm galt. Seine Mutter verbrachte die meiste Zeit in der Gemeinde, sie organisierte Kirchenfeste, lud nach den sonntäglichen Messen zu Kaffee und Kuchen ein, sammelte dabei Spenden für gemeinnützige Zwecke. »Bitte nicht das Thema an meinem Geburtstag«, bat er.

Vater fühlte sich bestätigt. »Da siehst du, auch deinem Sohn gehst du mit der Gemeinde auf die Nerven. Sie verschlingt unser Einkommen.«

»Unsinn«, entgegnete sie. »Du verschwendest unser Geld im Golfclub. Was allein die ständigen Reisen mit deinen Freunden kosten ...«

»Nichts im Vergleich zu den Kaffeekränzchen«, unterbrach er. »Ich spare für Marc. Er wünscht sich einen Führerschein und ein eigenes Auto. Außerdem möchte er nach dem Abi studieren. Das kostet alles Geld.«

»Du sparst?«, warf sie ein. »Auf dem Golfplatz?«

Da passierte es. Vielleicht hatte Marc über die Jahre zu viel Wut aufgestaut durch den ewigen Streit ums Geld. Oder es lag daran, dass er mal wieder einbezogen wurde, jedenfalls platzte er heraus: »Ich will keinen Führerschein und kein Auto. Ich will nur weg von euch.« Dabei öffnete er die hintere Tür, als wollte er während der Fahrt herausspringen. Mutter schrie. Vater drehte sich um. Wut leuchtete in den Augen. Marc gab sonst in allem nach, doch an seinem Geburtstag wollte er nicht nachgeben.

Vaters Blick wird er nie vergessen. Er zog die Tür schnell wieder zurück ins Schloss und versuchte, sich zu entschuldigen. Doch es war zu spät. Der Wagen stürzte die Böschung runter, überschlug sich, krachte aufs Dach. Überall waren Glassplitter und Blut. An seinen Händen, dem Hemd, den Sitzen. Es roch nach Benzin. Er versuchte, die Tür zu öffnen. Sie klemmte. Das Seitenfenster war gesprungen. Er drückte die Scherben nach außen. Zwängte sich ins Freie. Hörte Mutters Stimme, die nach ihm rief. Den Klang wird er nie vergessen. Dann breitete sich Stille aus. Eine unheimliche Stille. Er sah Vaters leere Augen, das Blut im Gesicht, nahm sein Handy aus der Seitentasche. Wählte: eins, eins, null. Eine Stimme meldete sich, stellte Fragen nach seinem Namen.

»Marc Kröner«. Warum er anrief? Er hatte sich nicht vorbereitet, stammelte etwas von einem Unfall, von Schwerverletzten, von Blut. Von seinen Eltern. Die Stimme fragte nach der Straße. Er wusste es nicht. Es war wichtig, das erkannte er. »Königsallee. Richtung Hattingen«, sagte er leise. Er musste es wiederholen. Sie hatte ihn nicht verstanden. »Königsallee. Am Kloster in Richtung Hattingen«, rief seine Stimme ins Handy, bevor er das Bewusstsein verlor.

Er erwachte in einem weißen Bett. Erinnerte sich an Vaters leere Augen, die Worte seiner Mutter, die ihm galten. Es kam ihm unwirklich vor, als hätte er geträumt. Doch er lag im Krankenbett unter einer weißen Decke. Ein Vorhang hing vor hohen Fenstern. Ein Gedanke schreckte ihn. Er bewegte seine Arme, die Hände, Beine und Füße. Spürte die Erleichterung, dass alles funktionierte. Seinen Kopf konnte er drehen, sah und hörte, rechnete zwei Mal zwei sind vier. Er war furchtbar müde, dass er gleich wieder einschlief.

Als er erwachte, schaute Katrin, seine Schwester, ihn an. Sie saß auf einem Stuhl am Bett. Er sah ihre verweinten Augen. »Sind beide tot?« Sie antwortete nicht. Wahrscheinlich überlegte sie, ob sie es ihm sagen könnte. Dabei fühlte er es längst. »Ich habe sie im Auto gesehen, seine Augen, ihre verdrehte Haltung«, ergänzte er.

»Ja, sie sind am Unfallort gestorben.«

Schweigen. Bis Katrin fragte: »Wie konnte es geschehen?« Sie rückte näher zu ihm, nahm seine Hände in ihre Hände.

Er schüttelte den Kopf: »Ich weiß es nicht. Sie stritten wie immer. Sogar an meinem Geburtstag. Vater fuhr zu schnell. Plötzlich stürzte der Wagen ab, überschlug sich.«

»Du hattest Glück. Keine ernsthaften Verletzungen.«

»Wie sollen wir damit leben?« Er sah sie ratlos an.

»Weiß ich nicht«, erwiderte sie.

»Warum passiert uns das?«

Sie drückte seine Hände, antwortete nicht.

»Was wird mit ihnen?«, fragte er.

»Onkel Günther kümmert sich um alles. Beerdigungsinstitut und so.«

»Und die Wohnung? Ich möchte nicht dahin zurück. Möchte das Haus nie mehr sehen.«

»Du wohnst bei mir, bis du eine eigene Wohnung gefunden hast.«

Eine eigene Wohnung. Wie oft hatte er sie sich gewünscht nach Katrins Auszug. Damals im Krankenhaus kam es ihm sinnlos vor. Er spürte, wie abhängig er von den Eltern war und bezweifelte, überhaupt weiterleben zu können. Ein paar Sekunden im Auto und sein gewohntes Leben mit der scheinbaren Sicherheit war dahin. Nie mehr würde er in die warmen Augen seiner Mutter sehen, sich nie mehr über die klugen Kommentare von Vater aufregen. Kein Streit mehr ums Geld. Nur Tod. Leere. Erst in der Beziehung zu Christina fand er ins Leben zurück. Lieben, lachen, Wünsche äußern, erst mit ihr gab es das alles wieder.

8. Kapitel

 

Er muss wach sein, um sich auf den heutigen Tag zu konzentrieren. Er duscht im Bad abwechselnd kalt und warm, trinkt in der Küche starken Kaffee, isst Brot mit Honig und betrachtet die alte Platane im Garten mit dem hellen Stamm, den weit ausufernden Ästen. Die Zeit drängt. Er verlässt die Wohnung. Vor der Tür begegnet ihm Olaf Klein, sein aufdringlicher Nachbar, der ein schwarzes Hemd, Jeans und vor der Brust das riesige Holzkreuz trägt. Olaf sieht verkatert aus, als hätte er wie so oft die Nacht durchgemacht. Seit die Freundin ihn vor ein paar Monaten verlassen hatte, ging es mit ihm ständig bergab. Drogen, Alkohol, Spielautomaten. Anders ausgedrückt, immer bankrott und die gleiche Mitleidsstory, die Freundin, die Schlampe, hätte ihn für einen anderen verlassen. Er drängte Marc den Wohnungsschlüssel auf, nachdem er sich einmal ausgesperrt hatte, und Marc sah sich genötigt, ihm auch einen Schlüssel für den Notfall zu geben. Kann jedem passieren, sich aus der Wohnung auszuschließen. Klar, Olaf passierte es regelmäßig.

»Wo ist Christina?«, fragt Olaf.

Er hatte sie bei ihm kennengelernt, stand zufällig an der Tür, als sie ihn besuchte und kam mit in die Küche, um sie die ganze Zeit anzustarren und dabei einen Kaffee zu schnorren. Nachher schwärmte er von ihrer Figur, fragte hundertmal, wie er ihr gefallen hätte, und meinte, sie wären sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Dann kam er mit seinem blöden Spruch, die würde er nicht von der Bettkante stoßen. Er schien nicht zu registrieren, dass Christina Marcs Freundin war. »Sie ist bei ihren Eltern«, sagt er kurz angebunden und nimmt die dunklen Ränder unter Olafs Augen wahr, das bleiche Gesicht.

»Ich ziehe weg«, wechselt sein Nachbar sofort das Thema.

»So? Wann denn und wohin?« Er kann sich das Glück kaum vorstellen.

»Zu Freunden nach Bayern. Sie freuen sich, wenn ich komme. Haben eine Arbeit für mich in einer Logistikfirma. Gute Bezahlung. Weißt du, ich muss hier raus, was Neues probieren. Ich versack immer mehr. Sieh mich doch an.«

»Verstehe ich«, sagt Marc, um was zu sagen, und wenn man ihn so ansieht, stimmt es ja.

»Aber interessiert dich nicht, was?«, stellt Olaf mit plötzlicher Aggression in der Stimme fest.

»Nee, heute nicht. Bin mit eigenen Gedanken beschäftigt.«

Sofort lenkt Olaf ein: »Lass uns zusammen in die Stadt gehen, was trinken. Da können wir über alles reden. Haben wir schon länger geplant und immer verschoben. Heute ist so ein Tag, das spüre ich. Also, worauf wartest du?«

»Ein anderes Mal«, stoppt er ihn. »Heute geht’s nicht. Meine Schwester hat mich zum Essen eingeladen. Ich bin spät dran.« Damit wendet er sich zum Golf.

»Das sagst du immer. Ein anderes Mal, aber es kommt nie, das andere Mal.«

»Blödsinn, ich bin heute nur spät dran, sonst können wir jederzeit in die Stadt gehen. Wann ziehst du nach Bayern?« Olaf hat es tatsächlich geschafft, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Er ärgert sich, Interesse an einem Treffen mit Olaf zu heucheln, wo ihn andere Gedanken beschäftigen. Ihm ist sogar gleichgültig, wann Olaf nach Bayern zieht. Am besten sofort, dann ist er ihn los. Er sollte ihn stehenlassen, in den Golf steigen und losfahren.

»Sobald ich einen Nachmieter habe«, antwortet Olaf endlich.

»Ich höre mich an der Uni um und melde mich in den nächsten Tagen bei dir. Versprochen.«

Olaf kommt näher an ihn heran. »Leihst du mir einen Zehner? Ich bin total abgebrannt, habe nichts mehr im Kühlschrank. Du kannst nachsehen. Ich brauche dringend Arbeit.«

»Lohnt sich das vor dem Umzug?« Er wird nicht schlau aus ihm. Gibt ihm die zehn Euro, um ihn loszuwerden. Olaf umarmt ihn und verschwindet in Richtung Stadt.

Marc faltet die braune Decke im Golf zusammen, legt sie auf den Rücksitz und drehe den Beifahrersitz hoch. Auf dem Fußboden vor dem Sitz liegt Christinas iPhone. Er hebt es auf, hält es in der Hand wie einen Fremdkörper. Wieso hat er es in der Nacht nicht bemerkt? Weil es unter der Decke lag. Weil die Polizeistreife in die Straße einbog und ihn ablenkte. Er öffnet das Anrufprotokoll. Anrufe in Abwesenheit. Von ihrer Mutter, Oliver und ihm. Gespenstisch. Er erinnert sich, dass ihre Eltern am Nachmittag anriefen und sie das Gespräch wegdrückte. Ist es ihr da schon aus der Tasche gefallen. Nein, wahrscheinlich erst, als sie schlief. Warum hat sie es nicht bemerkt? Sie hält es ständig in der Hand aus lauter Angst, etwas zu verpassen. Fakt ist, sie hat es im Auto vergessen und sich bis jetzt nicht bei ihm gemeldet. Er möchte wissen, wo sie steckt, um das Gefühl loszuwerden, dass ihr was passiert ist. Auf dem Weg zu seiner Schwester kommt er am Rasthof Remscheid vorbei und spürt seinen Herzschlag. Stieg Christina in der Nacht aus, während er den Kaffee holte? Um auf die Toilette zu gehen? Fuhr er ohne sie weiter? Ist es vorstellbar, dass man jemand auf dem Rastplatz vergisst? Gibt es dort Telefonzellen? Zumindest in dem Bistro wird es eine Möglichkeit geben. Oder wurde sie von einem männlichen Reisenden mitgenommen, der sie in einen Hinterhalt lockte? Traf sie Rainer am Rastplatz? Aber woher sollten sie wissen, dass er hielt, um Kaffee zu holen? Nein, wenn sie sich mit Rainer verabredet hätte, wäre sie wachgeblieben, um ihn rechtzeitig aufzufordern, zu halten. Er versteht nicht, warum sie ihn nicht anruft. Es ist zum Verzweifeln. Er möchte ihre Stimme hören, um sein Gewissen zu beruhigen, und mit der Beziehung abzuschließen.

Er parkt den Golf am gleichen Platz wie gestern und betrachtet das gelbe Haus mit dem tiefgezogenen Dach, in dem seine Schwester wohnt, als würde er es zum ersten Mal sehen. Gegenüber ist ein Eingang zum Park. Warum ist er ihm gestern nicht aufgefallen? Er war nur auf Christina fixiert, hatte überhaupt keinen Sinn für die Dinge um ihn herum. Sie vereinnahmte ihn vollständig, saugte ihn auf. Warum ließ er es geschehen? Aus Angst vor der Leere wie bei dem Verlust der Eltern. Was hätte er damals ohne seine Schwester gemacht? Auf sein erstes Schellen wird die Haustür aufgedrückt. Er läuft die Stufen hoch, wartet vor der Wohnung.

9. Kapitel

 

Lena hatte die Einladung zu der Einweihungsfeier erst nicht annehmen wollen und Katrin erklärt, seit dem Unglück ihres Vaters wären solche Feierlichkeiten nichts mehr für sie. Schon in der Kinderklinik hatte sie mit Katrin über ihre Schuldgefühle gesprochen.

Sie war vierzehn Jahre alt, besuchte die neunte Klasse des Gymnasiums, als Vater arbeitslos wurde. Von heute auf morgen hatte der Betrieb im Ruhrgebiet geschlossen. Die Abfindung war schnell verbraucht. Vaters anfängliche Zuversicht, eine Arbeitsstelle mit gleichem Lohn zu finden, wurde enttäuscht. Er gab sich mit weniger Lohn zufrieden, erhielt trotzdem nur Absagen. Er musste sich damit abfinden, zu alt für den Arbeitsmarkt zu sein. Für sein Geburtsdatum konnte er nichts, trotzdem beschimpfte Mutter ihn als Versager, der sich von seiner jungen Frau aushalten lasse. Lena wollte nicht hinter ihren Mitschülerinnen zurückstehen, die sich Markensachen und neueste Smartphones kauften. Sich Kurzurlaube, Sprachferien leisteten. Sie ärgerte sich über ihren Vater, der offensichtlich keine Lust mehr hatte, für die Familie zu sorgen, damit Mutter und ihr das Leben versaute.

Nach Ablauf des Arbeitslosengeldes erhielt er keine Unterstützung mehr. Der Jobcenter rechnete das Einkommen ihrer Mutter an, damit lagen sie über dem Satz. Es reichte aber nicht. Die Banken weigerten sich, die Kredite aufzustocken. Mutter schrie herum, wenn sie genervt von der Arbeit kam. Vater suchte Schuldige für die Situation. Empörte sich über Konzerne, welche die Arbeiter in die Leiharbeit schickten. Über Politik und Justiz, die ihnen hörig wären. Über Banken, die an der Börse Monopoly spielten und sich Verluste vom Steuerzahler ersetzen ließen. Mutter schimpfte über sein negatives Denken. Die Hoffnung auf Besserung schwand bei beiden. Bis Vater sich auf das große Ding einließ. Ein fingierter Einbruch. Die Idee stammte von dem Filialleiter der Bank. Es verlief reibungslos, sie waren zu dritt und teilten die Beute auf. Lena wunderte sich, dass plötzlich wieder Geld da war. Fragte Vater, der von einem Lottogewinn schwärmte. Sie glaubte ihm, wollte ihm glauben und sich endlich wieder heiße Sachen kaufen, um mit ihrer Clique mitzuhalten. Das Glück währte bis zum zweiten Überfall. Der Filialleiter war spielsüchtig, hatte seinen Anteil verspielt und auf den zweiten Einbruch gedrängt. Die Beute fiel geringer aus, der Dritte im Bunde fühlte sich betrogen. Es gab Streitereien und kam, wie es kommen musste. Vater wurde abgeholt. Endstation Justizvollzug. Blankes Entsetzen in der Familie. Ihr Vater, der in frühen Jahren so herzlich mit ihr gespielt und gelacht hatte, saß im Gefängnis. Sie fühlte sich anders als ihre Mitschülerinnen, abseits von ihnen, mit einem Makel behaftet. Von einem Tag auf den anderen war das sorglose Spiel mit den Freundinnen vorbei, ebenso das Abfeiern von spritzigen Partys und ihr geliebtes Shopping im Ruhrpark. Auch die Schulnoten erschienen ihr unwichtig. Ihre Welt war mit einem Schlag vernichtet. Sie wartete auf die Besuchstage bei ihrem Vater. Konnte kaum ertragen, dass das Leben weiterging, während er eingesperrt war. Nur ein paar Straßen entfernt auf einer Einzelzelle. Dreimal im Monat konnte sie ihn für eine halbe Stunde besuchen. Beim Einlass wurde sie untersucht, musste ihren Ausweis vorlegen, ihre Sachen auf ein Förderband legen wie am Flughafen, wurde abgetastet. Sie kam sich vor wie eine Verbrecherin. Die Tochter eines Bankräubers. Sie wechselte vom Gymnasium aufs Kolleg, fand einfühlsame Lehrer, die sie zu einem guten Abschluss motivierten. Sie hatte Glück, erhielt die Ausbildung in der Kinderklinik, wo sie Katrin kennenlernte, bei der sie sich aussprechen konnte. Ihre Mutter fand einen anderen Mann und stellte einen Scheidungsantrag. Sie fand Bestätigung bei ihren Eltern, die Vater immer für einen Versager gehalten hatten, ihn nach dem Urteil ›den Verbrecher‹ nannten. Vor dem Scheidungstermin wurde Vater tot auf der Zelle gefunden. Selbstmord, hieß es. Die Beerdigung fand im kleinen Kreis statt, der Pfarrer, die Eltern, Mutter, sie. Ein Urnengrab, ein Stein mit seinem Namen. Das war alles, was ihr von Vater blieb. Nicht mal einen Abschiedsbrief hatte er hinterlassen. Sie fühlte sich mitschuldig. Verstand, wie sie ihn mit ihren Ansprüchen gequält hatte, um vor ihrer Clique zu bestehen. Ihretwegen hatte er sich zu dem Banküberfall überreden lassen, um sie nicht leiden zu sehen. Aus dem gleichen Grund hatte er sich das Leben genommen, hatte nicht ertragen, hinter Gittern von ihr besucht zu werden.

Bei ihrer Mutter und dem Lebensgefährten hielt sie es nicht aus, sie zog zu Marie, ihrer Freundin, bis sie die Wohnung in Bochum-Ehrenfeld fand. Die Ausbildung in der Kinderklinik gefiel ihr, die Sorge um die Kinder rückte ihr eigenes Leid in den Hintergrund.

Zu einer Feier mit dem oberflächlichen Getue fehlte ihr die Lust. Sie war früh gekommen und hatte Katrin und Thomas bei der Zubereitung der Speisen geholfen in der Absicht, frühzeitig wieder zu verschwinden. Nach dem Eintreffen weiterer Gäste zog sie sich zurück, fühlte sich schnell am falschen Ort. Sie wollte sich verabschieden, als Marc kam. Seine melancholische Ausstrahlung, die hellen Augen und feingliedrigen Hände gefielen ihr. Wegen ihm blieb sie länger. Sie war erschreckt über die Szene der Freundin, nachdem sie mit Marc intensive Blicke getauscht hatte, und enttäuscht, dass er so schnell mit ihr verschwand. Sie freute sich, als seine Schwester ihn zum Reste-Essen am Sonntag einlud. Änderte ihre Pläne und übernachtete bei Katrin, die von Marcs Trennungsabsichten erzählte. Die Beziehung wäre eine einzige Katastrophe.

Aber stimmte Katrins Eindruck? Christina hatte auf der Feier sexy ausgesehen mit der aufreizenden Kleidung. Und die Eifersuchtsszene hatte gezeigt, dass sie ihn nicht so schnell aufgeben würde. Andererseits hatte Christina ihn zu der Rückfahrt gedrängt, obwohl er mit Thomas ein Kölsch nach dem anderen getrunken hatte. Würde das eine Freundin tun, die um ihn besorgt war? Oder wollte sie selbst den Wagen steuern? Sicher nicht, sie hatte ständig ein neues Cocktailglas in der Hand gehalten.

Die Frage bleibt, ob sie sich in die Beziehung einmischen darf. Seine Schwester würde sich freuen. Aber möchte sie es selbst? Sie erinnert sich an die hellblauen Augen, den Blick, der sie faszinierte, und ahnt ihre Schlaflosigkeit in der Nacht voraus.

10. Kapitel

 

Marc schellt erneut an der Wohnungstür. Schritte nähern sich. Er hat seine Schwester erwartet, doch die Dunkelhaarige öffnet ihm. Er findet keine Worte, blickt sie nur an.

»Du warst gestern so schnell verschwunden«, bricht Lena das Schweigen, lacht dabei über seinen verdutzten Gesichtsausdruck.

»Meine Freundin wollte nach Hause.« Er ärgert sich über seine Worte.

»War nicht zu überhören«, lacht Lena. »Ich habe mich geschämt. War ja nicht unschuldig daran.«

»Ach, Unsinn. Es ist ja nicht verboten, sich anzusehen.« Seine Schwester kommt dazu.

»Hallo Marc. Lena wollte dir unbedingt öffnen. Sie war im Bad, um den Lidstrich nachzuziehen.«

»Was erzählst du da?«, fragt Lena. Katrin lacht und zieht sie mit in die Küche.

»Marc, was wollte die Polizei von dir? Ich habe es am Telefon nicht verstanden.«

»Ich hatte die Fahrertür aufgelassen. Sie wollten mich darauf aufmerksam machen.«

»Du bist so ein Schussel. Haben sie keinen Alkoholtest gemacht?«

»Nein, Gott sei Dank nicht. Sie haben mich nicht hinterm Steuer erwischt. Ich hab nur nachgesehen, ob Christina im Auto schläft.«

»Ist sie wieder aufgetaucht?«, fragt Lena.

»Bisher nicht. Ich kann sie nicht erreichen, sie hat ihr iPhone im Golf vergessen.«

»Sie wird zu Rainer gefahren sein«, sagt Katrin. »Ich habe schon versucht, ihn anzurufen. Er meldet sich nicht.«

Marc fühlt den Blick von Lena. Sie tippt sich mit dem Zeigefinger an den Kopf: »Schon Leichtsinn, nach so vielen Kölsch zu fahren. Wenn du mit mir zusammen wärst …« Sie stoppt den unbedachten Redefluss, guckt zur Seite.

Marc könnte lachen, obwohl es nicht lustig ist. Die Vorstellung gefällt ihm. »Ich wollte die Feier nicht mit dem Beziehungsdrama stören. Da bin ich durch den ständigen Streit unserer Eltern geschädigt.«

Sieht sie ihn verliebt an oder bildet er es sich ein? Er forscht in ihren dunklen Augen.

»Sollen wir ihre Eltern anrufen?«, unterbricht Katrin. »Vielleicht hat sie sich bei ihnen gemeldet.«

»Kannst du sie anrufen? Sag, dass Christina ihr iPhone vergessen hat.« Er wählt die Festnetznummer, reicht Katrin das Handy. Es nimmt niemand ab.

»Sie wird sich schon melden. Sobald sie ihr iPhone vermisst. Ich hätte längst angerufen«, lacht Katrin. Thomas kommt dazu, nimmt sich ein Glas Wasser und löst eine Aspirin Tablette auf. »Das letzte Bier war schlecht«, schmunzelt er. »Dass du gefahren bist. Nur wegen der eifersüchtigen Kuh.«

»Die Beziehung ist vorbei. Sobald ich weiß, wo sie steckt, sage ich es ihr.«

Thomas sieht ihn fragend an. Er will es ihm erklären, doch Katrin ist schneller, erzählt alles, was vorgefallen ist.

»Man darf den Frauen nicht zu viel nachgeben«, sagt Thomas. »Das bringt Unglück. Man muss ihnen zuhören, sie ernst nehmen, darf aber nicht nach ihrer Pfeife tanzen.« Bei seinen Worten sieht er Katrin schelmisch an, die ihm zärtlich durch die Haare streicht. Christinas iPhone klingelt. Marc ist völlig überrascht, nimmt es in die Hand, kommt sich dabei vor wie ein Dieb. Katrin möchte mithören. Er aktiviert die Lautsprecherfunktion.

»Hallo. Bei Christina Wieden.«

»Endlich erreichen wir euch. Kannst du mir Christina geben?« Die Stimme ihrer Mutter.

»Sie ist nicht bei mir. Sie wollte gestern Nacht unbedingt nach Hause. Ist sie nicht bei euch?«

»Ach Gott! Was macht ihr für Sachen? Ich hab`s geahnt«, stöhnt sie. »Wieso hast du ihr iPhone?«

»Sie hat es in meinem Auto vergessen.«

»Habt ihr euch gestritten?«, unterbricht sie. »Warum müsst ihr euch immer streiten? Und wir sind in Hamburg, weil ihr in Köln übernachten wolltet. Man kann euch nicht einmal allein lassen.«

»Christina kommt schon zurecht. Andere in ihrem Alter haben eine eigene Wohnung.« Er wundert sich über seine offenen Worte, redet sich ein, dass ihn Lenas Anwesenheit motiviert.

»Andere nehmen ihren Schlüssel mit. Sie nicht«, tönt es aus der Leitung. »Wir haben einen Hausschlüssel bei den Nachbarn, den Hausers, hinterlegt. Das wollten wir Christina sagen.«

»Wahrscheinlich hat sie es geahnt und dort geschellt.«

»In der Nacht? Nein. Sie weiß, dass die Hausers nach zehn nicht mehr gestört werden wollen. Ach, du hättest bei ihr bleiben müssen. Du kannst sie doch nicht vor der Tür absetzen. Marc, kläre das bitte. Und sage ihr, sie soll uns anrufen. Wir bleiben noch eine Nacht in Hamburg. Warte, der Manfred will dich sprechen.«

»Hallo Marc, was ist denn bei euch los?«

»Christina wollte gestern Nacht unbedingt nach Hause«, wiederholt er. »Nichts zu machen. Sie ließ es sich nicht ausreden. Du kennst sie.«

»Du darfst nicht in allem nachgeben. Marc, hörst du, wir bleiben noch eine Nacht in Hamburg, sehen uns Hänsel und Gretel im Thalia-Theater an. Wir hatten Glück, es wurden Karten zurückgegeben, ansonsten ist die Vorstellung ausverkauft. Beginn ist um zwanzig Uhr. Meldet euch bis dahin.«

»Klingt mehr nach einer Betreuung als einer Beziehung«, sagt Lena und wirkt erschrocken über ihre Worte. Sie fügt schnell hinzu: »Wie lange seid ihr zusammen?«

»Sechs Monate«, antwortet Marc. »Wir haben uns an der Uni kennengelernt.« Er schaltet Christinas iPhone aus, es ist ihm unangenehm, damit zu telefonieren. Ihre Eltern können ihn unter seiner Nummer erreichen.

»Es klang, als wärt ihr verheiratet«, lacht Katrin.

»Mit Christina? Nein, danke.«

Thomas mischt sich ein: »Sie wird bei den Nachbarn geschellt haben, wie hießen die noch mal?«

»Hauser«, antworte er.

»Genau, die haben ihr den Schlüssel gegeben. Jetzt schläft sie. Am besten bleibst du bis zum Abend bei uns, bis dahin wird sie sich melden.«

»Das geht leider nicht.« Er sieht Lenas enttäuschten Blick. »Ich bin zum Taxifahren angemeldet, habe mittwochs und sonntags die Schicht ab neunzehn Uhr übernommen.«

Katrin steht auf. »Ich glaube, Christina ist bei Rainer. Es war kein Zufall, dass er direkt nach euch die Feier verließ.«

»Mir fällt ein Stein vom Herzen, wenn sie bei ihm ist«, sagt Marc überzeugt. Katrin prüft in seinem Blick, ob er es ernst meint.

»Thomas und ich kümmern uns um das Essen. Ihr könnt den Esstisch im Wohnzimmer decken.«

Lena und Marc stehen gleichzeitig auf. Im Wohnzimmer verteilen sie Teller und Gläser auf dem Esstisch. Die dichten lockigen Haare bis zu ihrem Po faszinieren ihn. Sie verfolgt seinen Blick.

»Ich habe schrecklich zugenommen. Sah nicht immer so aus.«

»Unsinn«, erwidert er. »Hast eine super Figur.«

»Ein bisschen klein ... trotzdem danke.« Sie sieht ihm direkt in die Augen, dass er das Empfinden verspürt, sie hier und jetzt zu küssen. Stattdessen fragt er: »Du wohnst in Bochum?«

»Ja, am Schauspielhaus«, schmunzelt sie.

»Ist nicht weit von mir. Ich wohne in Wiemelhausen.«

»Und studierst Informatik. Das weiß ich von deiner Schwester. Siehst nicht nach einem Informatiker aus.«

»Wie stellst du ihn dir vor?«

»Nicht so emotional. Mehr kopfbetont …« Sie lacht.

»Danke! War der Wunsch meines Vaters, Informatik zu studieren. Katrin hat dir sicher von dem Unfall erzählt.«

Lena nickt zur Bestätigung mit dem Kopf.

»Nach seinem Tod wollte ich ihm den Wunsch erfüllen.«

»Kann ich verstehen«, sagt sie mitfühlend.

»Ich schaff es nicht, komm mit Physik nicht klar. Ein Freund von mir studiert Sozialpädagogik. Ich überlege zu wechseln.«

»Schon ein Unterschied. Informatik und Sozialpädagogik«, lacht sie wieder.

»Und du arbeitest in der Kinderklinik?«, wechselt er das Thema.

»Ja, da habe ich deine Schwester kennengelernt. Sie war mit der Ausbildung fertig, als ich anfing.«

Er nimmt allen Mut zusammen: »Hast du Lust auf ein Treffen in Bochum?«

»Und deine Freundin?«

Er winkt ab: »Die Beziehung ist beendet. Wir sind zu verschieden. Hast du doch gesehen.«

»Neues Studium und neue Beziehung?« Ihr Gesichtsausdruck wird ernst. »Kläre das erst mit Christina, bevor wir uns treffen. Kannst mich morgen den ganzen Tag über Handy erreichen. Ich habe einen freien Tag.«

»Okay. Ich rufe dich an, sobald ich mit Christina gesprochen habe.«

Sie gibt ihm ihre Handynummer. Er tippt sie in sein Smartphone und ruft zur Bestätigung kurz durch.

11. Kapitel

 

Zurück in Bochum holt Marc den Mercedes vom Unternehmer ab und steuert ihn zum nächstgelegenen Halteplatz in Bochum-Riemke. Es ist wie immer und doch anders. Ihm fehlt die Ruhe. Er kann sich nicht auf die Zeitung konzentrieren, die er mitgenommen hat, möchte auch nicht mit Kollegen sprechen. Lieber allein sein, um an die Begegnung mit Lena zu denken, an jedes Wort von ihr. Die Gedanken an Cristina sind dazwischen, sie lassen sich nicht verdrängen. Warum hat er ihr iPhone im Golf gelassen? Er hätte es mitnehmen sollen, um es mit einer kurzen Nachricht in den Briefkasten ihrer Eltern zu werfen. Er möchte alles los sein, was ihn mit Christina verbindet, um frei zu sein für die Beziehung mit Lena. Es ist ein bisschen verrückt, das fühlt er selbst. Er wird früh Feierabend machen und mit dem Golf bei ihren Eltern vorbeifahren. Mit Taxifahren ist nicht mehr das große Geld zu verdienen. Angeblich lief es früher besser. Sein Freund Oliver verdient im Bermuda3eck zumindest im Sommer gutes Geld. Über Funk werden mehrere Fahrten unter einer Adresse durchgegeben. Es ist direkt um die Ecke. Vor dem Haus winken festlich gekleidete Menschen, umarmen sich, trennen sich. Ein älterer Herr öffnet seiner Partnerin die hintere Tür, lässt sie einsteigen, geht um den Wagen und steigt an der anderen Seite ein. Als Fahrziel nennt er den Hauptbahnhof.

Durch den Rückspiegel beobachtet Marc, wie vertraut sie miteinander umgehen. Er denkt an seine Eltern und könnte heulen. Am Bahnhof erhält er reichlich Trinkgeld und gleich eine Anschlussfahrt nach Bochum-Linden. Der Fahrgast mittleren Alters entpuppt sich als Alleinunterhalter. Am Marktplatz in Linden gibt er Marc zwanzig Euro Trinkgeld, um seine Geschichte zu Ende erzählen zu dürfen.

Marc will gerade weiterfahren, da nähert sich ein Herr mit Kappe und grauen Schläfen, beugt sich zum Fenster und fragt, ob er frei sei. »Natürlich«, bestätigt er. Der Gast lässt sich zum Schauspielhaus fahren. Marc fühlt sich für den Augenblick wieder mit dem Taxifahren versöhnt. Er fährt zum Hauptbahnhof, um sich ein Sandwich zu kaufen, und wartet eine Stunde, bis ein Fahrgast ihm eine Adresse im Kirchviertel nennt. Sie kommen an seiner Wohnung vorbei. Davor parkt ein Passat mit zwei männlichen Insassen. Sofort denkt er an eine Zivilstreife und kontrolliert sein Handy. Wenn er arbeitet, stellt er es auf lautlos. Christinas Mutter hat mehrmals versucht, ihn zu erreichen. Warum um alles in der Welt meldet sich seine Exfreundin nicht? Es ist ihm unerklärlich, dass sie sich nicht nach ihrem iPhone erkundigt. Denkt sie bei Rainer an nichts anderes mehr? Nicht sehr schmeichelhaft für ihn. Warum hat sie ihm nie von ihrem Exfreund erzählt? Der Fahrgast bittet ihn, zu halten, obwohl sie noch nicht am Ziel sind. Marc sieht in den Rückspiegel, nimmt ihn erst jetzt wahr. Das Gesicht kennt er. Wo sind sie sich begegnet? Er möchte nicht fragen, ist erleichtert, den Fahrgast los zu sein, und fährt zurück in Richtung Hauptbahnhof. Der Passat ist verschwunden, also war es keine Polizeistreife vor seinem Haus. Er atmet auf. Was bildet er sich für Sachen ein? Schon als Kind warf ihm seine Mutter eine zu lebhafte Fantasie vor. Am Schauspielhaus winkt ein junger Mann mit einer Bierflasche. Marc ist versucht, weiterzufahren, doch stoppt aus Gewohnheit. Eine Alkoholfahne weht ins Taxi. Der Fahrgast nimmt einen kräftigen Schluck aus der Flasche und befiehlt: »Nach Langendreer.«

Marc fragt ihn nach der genauen Adresse, um das Navigationsgerät einzustellen.

»Ach, Wittener Straße runter. Ich sag schon, wenn du halten sollst.«

Marc macht ihn auf die Anschnallpflicht aufmerksam, doch der Fahrgast beachtet ihn nicht, sondern trinkt die Flasche aus und wirft sie in den Fußraum. Hoffentlich hat er wenigstens Geld dabei. Marc beobachtet mit Sorge, wie der Gast sich auf dem Sitz ausstreckt und ihm die Augen zufallen. Er hasst Fahrgäste, die zu betrunken sind, das genaue Fahrziel zu benennen und während der Fahrt einschlafen. Anschließend über den Fahrpreis schimpfen und versuchen zu fliehen, ohne zu bezahlen. Alles erlebt. Am Marktplatz in Langendreer stoppt er den Mercedes. Er schwört sich, Fahrgäste mit einer Bierflasche in der Hand nicht mehr zu transportieren. »Hallo! Wir sind am Markt. Geht`s noch weiter. Nach Dortmund?« Keine Reaktion. Er rüttelt ihn. Es nutzt nichts. Er hält ihm die Nase zu als letzte Möglichkeit. Der Fahrgast schnappt nach Luft und kommt zu sich.

»Hallo! Wir sind in Langendreer. Wohin genau?«

Der Gast sieht ihn verblüfft an und öffnet die Tür, um auszusteigen. Marc hält ihn an der Jacke fest, verlangt den Fahrpreis. Er schimpft, dass er ihn anzeigt, wenn er ihn nicht auf der Stelle loslässt. Marc lässt los. Der Gast flieht in die Fußgängerzone. Sinnlos, ihn zu verfolgen. Marc schaltet den Taxameter aus. Wendet den Mercedes und fährt zurück in die Stadt. Wenn der vorherige Fahrgast bis zum Kirchviertel gefahren wäre, hätte er die Unistraße zum Bahnhof genommen. Dann wäre ihm der Zechpreller erspart geblieben. Er erinnert sich plötzlich, woher er das Gesicht kannte. Wie konnte er es vergessen? Zugegeben, er hat ihn erst einmal gesehen. Auf der Feier seiner Schwester, in der Küche, als er Christina ansprach. Der Fahrgast zum Kirchviertel war Rainer.

Am Hauptbahnhof holt er sich einen Kaffee und greift zum Handy, wählt Lenas Nummer. Sie meldet sich, sagt, dass sie sich freut, seine Stimme zu hören. Er erzählt von den Taxifahrten, von Rainer, den er nicht erkannte, und dem Zechpreller. Von Christina, die sich nicht gemeldet hat, der Angst, heute Nacht allein zu sein. Sie versteht ihn, lädt ihn nach dem Taxifahren auf einen Wein zu sich ein. Es würde ja nicht an ihm liegen, dass er sich mit Christina noch nicht ausgesprochen habe. Er freut sich über die Einladung, sagt es ihr. Sie nennt ihm die genaue Adresse am Schauspielhaus und er meint, in einer guten Stunde bei ihr zu sein. Nach dem Telefonat ist er aufgewühlt und rechnet die Fahrten durch. Überlegt, für heute Schluss zu machen. Allerdings ist er von anderen Taxen eingekeilt und kann nicht so einfach ausscheren. Außerdem ist es erst Zwölf, damit für einen Sonntag zu früh, um das Taxi zurückzubringen. Die nächste Fahrt wird er abwarten.

12. Kapitel

 

Er erkennt Frau Hauser, die Nachbarin von Christina, mit einem roten Trolley. Sie nähert sich mit anderen Reisenden dem Taxistand. Offenbar ist ein Zug eingetroffen. Die vorderen Taxen sind schnell besetzt. Frau Hauser kommt zu seinem Mercedes. Gibt es so einen Zufall? Oder ist alles vorherbestimmt und wir bilden uns nur ein, Herr unseres Schicksals zu sein? Am Anfang war die Energie, hat er kürzlich bei einem Vortrag im Internet einen Wissenschaftler sagen hören. Diese Energie bestimmt das Leben und treibt Frau Hauser in sein Taxi, davon ist er überzeugt. Er steigt aus, grüßt freundlich. Frau Hauser stellt fest: »Sie sind doch der Freund von Christina.«

»Ja«, bestätigt er. Was soll er anderes sagen? Ihr erklären, dass seit gestern Nacht Schluss ist und er sie sucht, um es mit ihr zu besprechen. Er schwingt die Reisetasche in den Kofferraum und öffnet die Beifahrertür. Kaum sitzt er neben ihr und startet den Mercedes, sagt sie: »Sie fahren also Taxi.«

Das ist ja mal eine Erkenntnis, denkt er. »Zur Aushilfe, um mein Studium zu finanzieren.« Warum hat er nicht mit ja geantwortet? Er braucht sich nicht mit einem Studium zu rühmen, das er aufgeben wird.

»Darf ich fragen, was Sie studieren?« Bei ihrer Neugier wundert ihn, dass sie nicht längst Christinas Eltern gefragt hat. Die Unterhaltung beginnt ihn zu nerven. »Informatik«, sagt er unwillig.

»Ach. Dann haben Sie Christina im Studium kennengelernt. Wenn man euch sieht, hat man den Eindruck, ihr passt gut zusammen. Das habe ich erst neulich zu Christinas Mutter gesagt.«

»Danke«, erwidert er, obwohl er überhaupt keinen Grund sieht, sich zu bedanken. Er überlegt, der Unterhaltung Sinn zu verleihen, und nimmt allen Mut zusammen. »Ich möchte mich für die gestrige Nacht entschuldigen.«

»Die gestrige Nacht?«, wiederholt sie, wobei sie vor Überraschung den Mund weit öffnet.

»Ja, es war sehr spät, als Christina den Schlüssel abholte.«

»Welchen Schlüssel?«

Die Wendung des Gesprächs setzt sie zusehends unter Druck, zumindest glühen ihre Wangen. Er bemüht sich um Aufklärung. »Christinas Eltern sind Samstagmorgen kurzentschlossen nach Hamburg gefahren. Ihr Vater hat bei Ihnen einen Schlüssel hinterlegt, weil Christina ihn vergessen hatte. Für den Notfall. Das hat mir ihre Mutter am Telefon bestätigt.«

»Ich war am Wochenende bei meiner Tochter in Hannover«, klingt es entschuldigend. »Christina wird Ihnen von Alessa erzählt haben. Sie waren als Kinder die besten Freundinnen, noch in der Jugend haben sie alles zusammen gemacht. Bis, ja, bis sie plötzlich getrennte Weg einschlugen.«

»Das hat Christina mir erzählt«, bestätigt er.

»Auch, dass meine Tochter an Freunde geriet, mit denen sie Drogen nahm?«

»Ja, davon habe ich gehört.«

»Es geht uns allen besser, seit Alessa in der Fachklinik ist. Sie hat sich von der landschaftlichen Umgebung anstecken lassen und wirkt nicht mehr so gehetzt wie in Bochum.«

»Dann ist die Klinik ja genau die richtige Einrichtung für die Tochter«, versucht er, das Thema zu beenden.

»Ja, mit der Bezugstherapeutin hat sie Glück. Auch die anderen Mitarbeiter wirken freundlich und hilfsbereit«, setzt sie das Gespräch fort. »Es herrschen nicht so strenge Regeln. Das mag Alessa nicht. Deswegen ist sie aus anderen Einrichtungen entwichen.« Frau Hauser kramt in ihrer Tasche, sieht zu ihm rüber. »Machen Sie sich keine Sorgen. Mein Mann wird den Schlüssel von Herrn Wieden angenommen haben. Wir werden ihn gleich fragen.«

»Warum ist er nicht mit Ihnen gefahren?«

»Meine Tochter hatte sich gewünscht, mit mir alleine zu sprechen.« Sie versinkt für einen Moment in Gedanken, als würde sie über das Gespräch nachdenken. Marc konzentriert sich auf die Fahrbahn.

»Haben Sie Christina den ganzen Tag über nicht erreicht?«, fragt sie plötzlich.

»Ihr iPhone hat sie in meinem Auto vergessen und am Festnetz meldet sich niemand. Ich weiß nicht, wie ich sie sonst erreichen kann«, sagt er.

»Haben Sie an der Tür geschellt?«

»Wenn Christina zu Hause wäre, würde sie ans Telefon gehen. Da bin ich mir sicher.«

Sie schweigen die restliche Fahrt. Ein unangenehmes Schweigen, das Wartezeiten vor roten Ampeln in die Länge zieht. Es gibt Fahrgäste, mit denen kann man schweigend vor roten Ampeln stehen, und andere, da wird jede Sekunde zum Albtraum. Es hat mit der Aura zu tun, die jeden Menschen umgibt. Marc ist froh, endlich in Linden anzukommen. Frau Hauser gibt reichlich Trinkgeld. Er trägt ihren Trolley durch den Vorgarten zum Hauseingang. Sie schellt dreimal kurz hintereinander, wohl ein vereinbartes Zeichen. Aus dem Inneren des Hauses dringen Fernsehstimmen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739475264
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (November)
Schlagworte
Bochum Justiz Gericht K.-o.-Tropfen Psychologie Krimi Spannung Bewährungshilfe Marie Marler Ruhrgebiet

Autor

  • Peter Märkert (Autor:in)

Peter Märkert ist in Bochum aufgewachsen und wohnt auch dort. Er studierte Informatik und Sozialwesen und arbeitete als Taxifahrer, als Sozialarbeiter im Vollzug und als Bewährungshelfer. Die Erfahrungen aus dem Milieu verarbeitet er in seinen Justizkrimis, die im Ruhrgebiet zwischen JVA, Drogen, Mord spielen, und in denen er den Hintergründen von Verbrechen und Schuld nachspürt.
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Titel: Jeder Einzelne