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Von Bären und Menschen

Unterwegs in Rumäniens Karpaten

von Kai Althoetmar (Autor:in)
202 Seiten

Zusammenfassung

In Rumäniens Karpaten leben noch heute Braunbären in einer Zahl wie aus ferner Zeit. Etwa 6.000 Bären streifen durch die Wälder der vergessenen Bergwelt Transsylvaniens. Mensch und Tier haben sich im alten Siebenbürgen arrangiert. Der Bär wird im Wald zugefüttert, damit er den Dörfern fernbleibt, die Landbevölkerung weiß sich richtig zu verhalten. Zugleich ist der Braunbär ein Wirtschaftsfaktor. Lange war die Jagd auf Rumäniens Bären ein Devisenbringer, heute gehen zahlende Fototouristen auf die Pirsch. Kai Althoetmar ist Rumäniens Bären begegnet: in den Wäldern Siebenbürgens, in Brașov (Kronstadt), wo „Müllbären“ in Hochhaussiedlungen eindringen, und im Bärenasyl von Zărnești (Zernescht), das davon erzählt, was Bären in (un)menschlicher Gefangenschaft erleiden mußten. Zugleich erzählt das Buch von der Geschichte des Braunbären in Europa, vom Verhältnis Bär-Mensch im Laufe der Jahrtausende, von der Biologie des Braunbären, seinen vielen Unterarten auf der Nordhalbkugel der Erde, seiner Bedrohung und den Aussichten auf eine dauerhafte Rückkehr des Bären in den deutschsprachigen Raum. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos, Karten und alten Ansichten. Auch als Taschenbuch und Hardcover erhältlich.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Von Bären und Menschen

Unterwegs in Rumäniens Karpaten

Impressum:

Titel des Buches: „Von Bären und Menschen. Unterwegs in Rumäniens Karpaten“. Auch als Taschenbuch und Hardcover erhältlich.

Erscheinungsjahr: 2020.

Inhaltlich Verantwortlich:

Nature Press

Kai Althoetmar

Am Heiden Weyher 2

53902 Bad Münstereifel

Deutschland

Text: © Kai Althoetmar.

Titelfotos: Maramuresch-Gebirge. Foto: Mihai Lucit, CC BY 2.0. Kodiakbärin mit Jungem. Foto: Lisa, Public Domain Mark 1.0.

Die Recherchen zu diesem Buch erfolgten eigenfinanziert und ohne Zuwendungen oder Vergünstigungen Dritter.

Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.

Rendezvous mit dem „Müllbären“

Es ist 22.00 Uhr durch, das letzte Tageslicht hat sich verabschiedet. Laternen beleuchten die Strada Jepilor spärlich. Von einem Wohnungsbalkon ruft jemand auf Englisch herunter: „Keinen Blitz verwenden!“ Vor den Hochhäusern mit zehn, zwölf Stockwerken stehen geparkte Autos, auf der anderen Straßenseite die Müllcontainer. Die großen Behälter sind von Drahtkäfigen umgeben, obenauf liegt Wellblech. Die Türen zu den Drahtverschlägen sind sperrangelweit offen. Eine Frau fährt mit dem Auto vor, um ihren Müll abzuladen. Sie sagt, sie würde hier nicht in den Wald gehen. Der beginnt direkt hinter den Containern

„Sie kommen jeden Abend zu den Mülltonnen“, hat der Taxifahrer auf dem Weg nach Răcădău versichert und gesagt, er habe keine Angst vor ihnen. Aurelian und Lucian, zwei Jungs aus der Siedlung, erzählen vom letzten Todesopfer hier. Ein einheimischer Betrunkener, der nachts auf einer Bank schlief. „Die Bären riechen den Alkohol“, sagen sie. Und Blitzlicht, warnen sie, könne die Tiere aggressiv machen.

Die „Müllbären“ von Răcădău - ein Kuriosum, ein nächtliches Spektakel, eine Zirkusnummer der Natur, aufgeführt in einem Hinterhof Südosteuropas. Răcădău, ein Stadtteil am Südrand von Kronstadt, rumänisch Brașov, in Rumäniens Karpaten. Etwa 25.000 Menschen leben in den tristen Wohnblocks. Das Quartier Valea Cetății ist eine Trabantensiedlung unter vielen, die zu Ostblockzeiten in den frühen 1980er Jahren für Arbeiterfamilien in die Landschaft geklotzt wurden. Mit einer Besonderheit: Sie ist wie eine Halbinsel aus Beton auf drei Seiten von dicht bewaldeten Hügeln umgeben, die direkt in das Gebir-ge Postăvarul übergehen, das Teil des Burzenländer Gebirges in den Ostkarpaten ist. Vom Gipfel des Gebirgsmassivs, dem Schulerberg, der noch in den Ostkarpaten liegt, blickt man im Westen auf das Bergmassiv Piatra Craiului, das Königsteingebirge, und im Süden auf das Massiv Munții Bucegi, das Butschetsch-Gebirge. Hier biegen die Ostkarpaten in die Südkarpaten, auch Transsylvanische Alpen genannt, nach Westen um und erreichen am Eisernen Tor die Donau.

Die Gegend im Rücken von Răcădău ist Heimat von Wolf, Luchs und Braunbär. Ursus arctos, der Braunbär, läßt sich in der Dunkelheit regelmäßig im Schatten der Wohnwaben sehen. Nacht für Nacht durchstöbern Bären die Container nach Lebensmitteln - ein Spektakel, das laufend Touristen wie Einheimische anlockt. Immer wieder wurden Bären auch gefüttert, mal von Einwohnern, die sich um das Wohl der Bären sorgten, mal von Touristen, die sich für die Kamera inszenierten.

Umgeben von Wald und Bergen: Kronstadt. Foto: Andrew Colin, CC BY 2.0.

Im Hostel in Kronstadts Altstadt hatte der Zimmervermieter Victor Gabriel mit großformatigen Fotos für allerlei Ausflüge geworben, darunter die Bärentour. Ein Foto zeigte einen Mann, der mit seinem Mund einen wilden Bären füttert, auf einem anderen wurde ein Braunbär aus einer Milchflasche gepäppelt. Ich fragte mich, ob die Behörden diesen Nonsens noch immer duldeten. Von den Kronstädter „Müllbären“ hatte ich schon zu Hause erfahren. Die Geschichte war zu verrückt, um ihr bei meinen Braunbär-Recherchen nicht nachzugehen

Ich legte das Geld für das Bären-Rendezvous auf den Tresen und bat Victor um eine Quittung. Stichwort „Betriebsausgabe“. Da hatte ich aber die rumänische Scheu vor Registrierkassen und Quittungsblöcken unterschätzt. Victor ließ mich stehen und verschwand wortlos unter der Dusche. Wie ich später erfuhr, hätte er ohnehin nur ein Taxi bestellt. Dann eben anders. Ich machte Sven und Bastian, zwei anderen deutschen Travellern, Hoffnung, noch in dieser lauen Sommernacht mitten in der Großstadt wilden Braunbären zu begegnen. Die beiden gelernten Bühnentechniker widerstanden nicht lange. Wir trieben in der Nähe des Hostels ein Taxi auf und fuhren nach Răcădău.

Răcădău, Umgebung der Strada Jepilor. Karte: Nature Press.

Kronstadt, einst Zentrum der Siebenbürger Sachsen und mit 253.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Rumäniens, ist die einzige Großstadt Europas, in der Menschen in direkter Nachbarschaft zu

Bären leben. Rund 150 Braunbären sollen rund um Kronstadt leben. Ein Teil der „Müllbären“ verzichtet in milden Wintern bereits auf die Winterruhe. Eine besonders vorwitzige Bärin drang bei der Futtersuche sogar in eine Wohnung ein, plünderte die Lebensmittelvorräte und bestäubte sich dabei mit reichlich Mehl. Die eigentliche Bewohnerin rief einen Jäger zu Hilfe - es sei ein „Eisbär in der Speisekammer“. Monate später jagte dieselbe Bärin den Bewohnern eines Mehrfamilienhauses den nächsten Schrecken ein. Mit ihren Jungen spazierte sie die Treppe bis in den dritten Stock hinauf.

Hinter den Autos ducken sich lautlos noch ein paar Touristen. Neugier und die Erwartung wohligen Schauderns haben sie hierher gelotst. Vom Waldrand zum Asphalt sind es nur ein paar Meter. Ein schmaler Streifen Wiese, begrenzt von einem winzigen Mäuerchen als einer Art Abbruchkante, mehr trennt Bärenrevier und Zivilisation nicht. Bald eine Stunde harren wir schon aus. Es fahren keine Autos mehr vor oder weg.

Kronstadt mit der evangelischen Schwarzen Kirche. Foto: Andrew Colin, CC BY 2.0.

Die Straßenlaternen lassen ihr fahles Licht fallen, die Müllcontainer stinken vor sich hin. Nichts tut sich. Näher ran oder nicht? Einen kleinen Spaziergang in den Wald hinein unternehmen wir, einige Meter bloß. Ein paar Warnschilder auf Rumänisch sind an Bäumen befestigt. Ein Holztisch mit Bänken lädt zum Picknick ein. Jetzt nicht! Flott machen wir wieder kehrt. Wir kauern hinter parkenden Autos, keine zehn Meter von der Begrenzung. Touristen seien noch nicht angefallen worden, hat Lucian erzählt und ein „Thank God“ hinterhergeschoben. Als Fluchtweg für den Fall der Fälle haben wir uns die Hochhauseingänge ausgeguckt.

Nach einer Stunde hat sich unser Warten gelohnt. Vom Waldrand sind Geräusche zu hören. Wir flüstern im Laternenschein. „Da! Bär!“ Eine Bärin mit zwei putzigen Kleinen im Schlepptau streift keine 20 Meter von uns entfernt am Waldrand entlang. Für Sekunden ist das Trio zu sehen, dann verschwindet es wieder im Dunkel von Wald und Nacht. Vielleicht traut die Bärin der Situation nicht. Oder es liegt daran, daß die Container Stunden zuvor geleert worden sind. Bis kurz vor Mitternacht warten wir noch auf weitere Bärenauftritte, dann suchen wir uns wieder ein Taxi. Das Rendezvous, es war ein kurzes, so ohne Milchflasche und Mund-zu-Mund-Fütterung.

Răcădău: Müllcontainer und Drahtkäfigtür sind offen. Foto: Kai Althoetmar.

Die Behörden in Kronstadt haben auf das „Müllbären“-Problem inzwischen reagiert. Die Abfallbehälter werden täglich entleert, die Container schließen besser als früher, Schilder warnen vor den Bären, in gebührendem Abstand zur Stadt wurden Ultraschallschranken installiert. Das „Müllbären“-Problem gilt als weitgehend gelöst. Die Ministerien betreiben mehr Aufklärung, um das Augenmerk von Touristen und Reiseveranstaltern auf die Gefahren durch Bären zu lenken.

Pirsch auf den „Mastbär“

In Rumäniens Karpaten leben noch - je nach Schätzung - rund 5.500 bis 6.000 Braunbären auf einer Fläche von der Größe Bayerns. Andere Schätzungen sind pessimistischer. So oder so, es ist der größte Bärenbestand Europas außerhalb Rußlands und die mit Abstand größte Population in der Europäischen Union. Das hat einen speziellen Grund: Rumäniens Bären werden im Wald zugefüttert. Die Extrakost Mais oder Schlachtviehreste, koordiniert vom Jagdverband, hält das Gros der bis zu 250 Kilogramm schweren Tiere davon ab, ständig in Dorfnähe aufzutauchen.

Wie ein Wildhüter in Rumäniens Karpaten die Bären verhätschelt, beschreibt der US-amerikanische Naturschriftsteller David Quammen in seinem Buch „Das Lächeln des Tigers. Von den letzten menschenfressenden Raubtieren der Welt“: „Und wie hegt er sie? Indem er zusätzliche Nahrung auslegt - scheffelweise Äpfel, Birnen und Pflaumen, haufenweise Maiskolben, geschrotete Körner als speziell gemischtes Kraftfutter und gelegentlich den Kadaver eines alten Gauls. Im Frühling, Sommer und Herbst stellen der Wildhüter und seine Helfer Unmengen solchen Futters für die Bären zur Verfügung; sie bringen es überall im Wald an ‘strategisch’ angelegten Futterplätzen aus. Zu einem typischen Futterplatz gehört ein Trog, wie man ihn auch in einem Viehstall vorfindet - außer, daß hier überall Bärenkot und alte Maiskolben verstreut sind - sowie ein hohes Metallgerüst, an dem große Fleischstücke aufgehängt werden können.“

Rumäniens Braunbären gelten als die Schwergewichte unter ihren europäischen Artgenossen und bringen ein paar Kilo mehr auf die Waage als ein italienischer Abruzzen-Teddy oder ein putziges Braunbärchen aus Kleinasien. Analog können Rumäniens Bären dafür nicht mit den Prachtexemplaren aus Alaska, Kanada & Co. mithalten - vor allem, wenn es sich um die Unterarten Ursus arctos horribilis, gemeinhin Grisly genannt, oder Ursus arctos middendorffi, auch als Kodiakbär bekannt, handelt. Die bringen es bei einer Schulterhöhe von 1,50 Meter – nicht aufgerichtet - auch schon mal auf 700 Kilo.

Jäger und Gejagter – Rumäniens Braunbär. Foto: Pixabay.

Nach alten Aufzeichnungen waren in Rumänien im Jahr 1940 etwa 1.000 Braunbären beheimatet. Seit 1927 war es in dem Karpatenland verboten, Bären ohne amtliche Erlaubnis zu schießen. Bärinnen mit Jungen zu erlegen, war generell untersagt, ebenso Bären in ihrem Bau zu töten. Diese Einschränkungen beschnitten das alte Jagdgesetz von 1891, das den Braunbär als Schädling stigmatisierte und zum bedingungslosen Abschuß freigab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten in Rumäniens Wäldern noch rund 900 Bären. Die Turbulenzen der ersten Nachkriegsjahre, in denen die Menschen hungerten und weitgehend unbehelligt wilderten, ließen den Bestand bis 1950 auf etwa 860 Tiere schrumpfen. Bärenfleisch wurde nicht verschmäht. Dann drehte der Trend. 1953 wurde der Bär unter Schutz gestellt. 1955 war der Bestand bereits auf etwa 2.400 Tiere gestiegen, 1960 waren es schon 3.300. 1965, als Nicolae Ceaușescu den an Krebs verstorbenen Gheorghe Gheorghiu-Dej im Amt des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei ablöste, waren es 4.014.

Der neue Imperator Ceaușescu entdeckte seine Vorliebe für Meister Petz, besser gesagt: die Jagd auf ihn. Die Bären wurden gefüttert und gehegt wie anderswo Rotwild, damit der große „Conducător“, Rumäniens roter „Führer“, Parteibonzen, Staatsgäste und devisenträchtige Jäger aus dem Westen ausgewählte Tiere erlegen konnten. Der Bestand wuchs und wuchs. Bis 1978 war die rumänische Bärenpopulation auf 5.204 Individuen angewachsen. 1984 standen 6.713 Tiere zu Buche, 1988 - ein Jahr vor dem Sturz des neostalinistischen Gewaltherrschers - war der Gipfel der Statistik erreicht: 7.780 Bären in freier Wildbahn.

Vor allem die Zufütterung der Tiere, aber auch die Beschränkung der Jagderlaubnis auf den KP-Chef und seine Entourage und dazu die nachhaltige Forstwirtschaft ermöglichten eine unnatürlich hohe Bärenpopulationsdichte. David Quammen setzt sie ins Verhältnis zum berühmtesten Nationalpark der USA, dem Yellowstone-Nationalpark, der mit einer Fläche von 5,6 Millionen Hektar ähnlich viel Bärenhabitat aufweist wie Rumäniens von Bären besiedeltes Karpatengebiet. Der US-Autor schreibt in „Das Lächeln des Tigers“ über die Entwicklung der Bärenbestände Rumäniens: „Mit anderen Worten, an der Spitze der Kurve war die Populationsdichte der Spezies Ursus arctos in den rumänischen Karpaten zwanzigmal so groß wie im Yellowstone-Nationalpark und seinen angrenzenden Wäldern, einem der berühmtesten Bärenreservate der Welt.“

Nicolae Ceaușescu (links) 1988 auf Staatsbesuch in Ost-Berlin bei SED-Chef Erich Honecker. Foto: Rainer Mittelstädt, Bundesarchiv.

Dem eigenen Fußvolk war das Jagen in Rumäniens Wald und Flur all die Zeit untersagt. Ceaușescu und Jugoslawiens kommunistischer Diktator Josip Broz Tito lieferten sich ein regelrechtes Fernduell, wer den größten Bären zur Strecke brachte. Ceaușescu ließ junge Bären in Gefangenschaft aufwachsen und aussetzen, als sie an den Menschen gewöhnt waren. Die Verantwortlichen der Jagdbezirke buhlten um die Gunst des schießwütigen Diktators. Zu seinen Jagden flog Ceaușescu meist per Hubschrauber ein und landete in einer Lichtung mitten im Jagdrevier. Anfangs durften auch ausgewählte Gäste die Flinte anlegen, später dann niemand anderes mehr als er selbst.

Rumänien und seine Bezirke. Karte: Vereinte Nationen.

Mit Geländewagen - zunächst „Jeep“, später das russische Allradfahrzeug „Gaz-69“ oder die rumänische Variante „ARO“ („Auto România“) - näherte sich der Troß auf Forststraßen den Stellen, die baldigen Bärenbesuch versprachen. Die letzten Meter zu Hochsitzen und Jagdhütten bewältigte der Staats- und KP-Chef auf Schusters Rappen. Gewehr und Munition ließ er sich von einem Sicherheitsoffizier tragen.

„Die Bären, die ihm dann von Wildhütern zugetrieben wurden, oftmals angelockt durch mit Betäubungsmitteln versetzten Honig, schoß er bequem von einer Blockhütte her ab“, berichten Maya Höneisen und Joanna Schoenenberger in ihrem Buch „Der Bär. Die Rückkehr eines Großraubtiers“. Ceaușescus Aufmerksamkeitsspanne soll kaum fünf Minuten betragen haben. „Gegen harte Währung verscherbelte er in den 1970er Jahren auch gerne Abschußlizenzen in den Westen oder lud ausländische Gäste zur Bärenjagd ein.“ Allein 4.000 Bärenabschüsse sollen auf das Konto Ceaușescus oder seiner Jagdgesellschaften gegangen sein. Die Zahl ist aber umstritten. Vasile Crișan, ein rumänischer Forstbeamter, der zu den Jagden regelmäßig abkommandiert war, beziffert in einem Memoirenband die Zahl der von Ceaușescu eigenhändig erlegten Bären auf 292. Die größte Jagdstrecke brachte der Staats- und KP-Chef im Herbst 1983 zuwege, als er an einem Tag bei vier verschiedenen Treibjagden in Kuschma (Cușma) im Bezirk Bistritz (Bistriţa) im Nösnerland im Norden Siebenbürgens von seinen Schießwarten mit seinem zweifach vorhandenem Jagdgewehr „Holland-and-Holland“, Kaliber 0.375, sage und schreibe 24 Bären schoß.

Die Bären wurden Ceaușescu auch an diesem 15. Oktober von Treibern vor die Flinte gescheucht. Hunderte von Treibern schreckten die Bären auf, um sie die Hänge hinunter ins Tal zu treiben, wo der „Meisterschütze“ lauerte. Der schoß die Tiere oft nur an, so daß es Helfern wie Crișan oblag, den „angeschweißten“ Bären nachzusetzen, um ihnen den Garaus zu machen - und sie als Trophäe ihrem Herrn zu präsentieren. Die erlegten Tiere wurden von den Forstarbeitern zur Jagdhütte gezerrt, in zwei Reihen als Jagdstrecke präsentiert und mit frischem Fichten- und Tannenreisig umrahmt. Der Großwildjäger bewunderte seine Beute, ließ sich mit ihr in Waidmannspose ablichten und eilte wieder zu Geländewagen und Hubschrauber. Den Hirschen, auf die es Ceaușescu in gleicher Manier abgesehen hatte, erging es genauso. Dem Populationswachstum taten die als Jagd verbrämten Massaker kaum Abbruch. Schon bald trieben sich Rumäniens Braunbären auch in Maisfeldern und an anderen Orten herum, wo sie nicht hätten sein sollen.

Nach Ceaușescus Sturz Ende 1989 machten die vermehrte Jagd und illegale Abschüsse der Bärenpopulation in Rumänien zu schaffen.

Naturschützer warfen Jägern vor, zu hohe Bestände zu melden, um höhere Abschußquoten für die Trophäenjagd herauszuschinden. Die Zahl der Lizenzen richtete sich nach der mutmaßlichen Größe lokaler Populationen. 2.226 Jagdgebiete, sehr viele davon in den Karpaten, zählt Rumänien innerhalb seiner 40 Verwaltungsbezirke.

Mehr als 400 davon sind Bärenland. Regionale Jagdverbände verkauften ihre Quoten per Auktion weltweit an Jagdreiseveranstalter, darunter zahlreiche deutsche. Die Jagdtouristen stapften mit dem örtlichen Wildhüter durchs Bärenstreifgebiet. Der Wildhüter mußte immer dabeisein - für den Fall, daß der Bär nur angeschossen wurde und nachverfolgt werden mußte oder zum Angriff überging. Eine fünf- bis sechstägige Jagdreise in Rumäniens Karpaten schlug in den vergangenen Jahren bei deutschen Jagdreiseveranstaltern mit rund 7.000 Euro zu Buche, ohne Anreise, aber inklusive Fahrten ins Jagdgebiet, Pirschführung, Unterkunft und Vollverpflegung, Rohpräparation der Trophäe und Trophäengebühr - die allein 5.500 Euro für Bären bis 350 CIC-Punkte ausmachten. Die Punkteskala des CIC, das Kürzel für den „Conseil International de la Chasse et de la Conservation du Gibier“, den „Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd“, ordnet das Deckenmaß der Trophäe ein, also die Größe des Bären. Für größere Bären fielen Aufpreise an: bis 400 CIC-Punkte beispielsweise 2.500 Euro, für jeden weiteren Punkt 80 Euro. 500 Tiere wurden jährlich auf diese Weise in Rumänien von zumeist ausländischen Schießtouristen „geerntet“. Bärinnen mit Jungen zu schießen, war immer tabu.

Oktober 2016 war mit der Jagd vorläufig Schluß. Die damalige Umweltministerin Cristina Pasca Palmer verbot die Trophäenjagd auf alle Großraubtiere, sprich: Wolf, Bär und Luchs. Als Grund gab sie die mutmaßlich systematisch überhöhten Bestandsmeldungen der Jägerschaft an. Die Zeitschrift BBC Wildlife bilanzierte 2017 über die Jagd-strecken: „2015 haben Jäger aus aller Welt in Rumänien mehr als 420 Bären, 330 Wölfe und 210 Großkatzen geschossen - und dafür pro Tier bis zu 10.000 Britische Pfund bezahlt.“ Die gewichtigen Fleischfresser waren eigentlich schon zuvor von einer EU-Richtlinie - nebst Berner Konvention - geschützt, die die Jagd auf heimische Großkarnivoren verbietet. Ein Schlupfloch der Flora-Fauna-Habitat-Direktive erlaubt aber den Abschuß von einzelnen Tieren, die eine Gefahr für Menschen oder sachgerecht geschützte Nutztiere darstellen. Wie die Richtlinie im Detail umgesetzt wird, ist Sache der EU-Mitgliedsstaaten. Diesen Spielraum hatte Rumänien in der Vergangenheit willkürlich ausgedehnt, um devisenträchtigen Jagdtourismus weiter zu ermöglichen.

Im Juli 2018 vollzog Rumänien die nächste Kehrtwende. Nachdem sich Medienberichte über Bärenangriffe auf Menschen, Siedlungen und Viehherden gehäuft hatten, lockerte die Regierung wieder das Jagdverbot. Im Kreis Harghita im Nordosten Siebenbürgens soll es binnen eines Jahres zu einer Verdoppelung der Kollisionen mit Bären auf 263 Fälle gekommen sein. Bereits 2013 war dort ein Schäfer von einem Bären getötet worden. Bukarest setzte die Jagd auf Bären wieder auf den „Nationalen Aktionsplan zum Schutz des Braunbären in Rumänien“. Der Plan beziffert die optimale Bestandsgröße für das Land auf 4.000 Bären. Tierschützer sehen das als Freibrief für den Abschuß von 2.000 Braunbären. Eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft der Bärenjagd steht aus.

Im August 2017 hatte die neue Umweltministerin Gratiela Gavrilescu bereits Ausnahmegenehmigungen für den Abschuß von 140 „Problembären“ und 80 „Problemwölfen“ erteilt, machte Wochen später aber einen Teilrückzieher. Erst solle versucht werden, die Tiere umzusiedeln. Ein Abschuß dürfe nur das letzte Mittel sein. Geht es gar nicht anders, ist es bis auf weiteres Sache der Gendarmerie, Schadbären zu erlegen.

Bärenjagd in Rumänien (2006). Foto: Wikimedia.

Die in Berlin ansässige Welttierschutzgesellschaft e.V. (WTG) kritisiert die Trophäenjagd grundsätzlich und unabhängig von einem neuen Startschuß für die Kanzel- und Pirschjagd: „So werden beispielsweise statt des Abschusses von sogenannten ‘Problembären’, die wiederholt in Siedlungen vordringen, friedliche Tiere im Wald erlegt. Ob sich diese überhaupt schon einmal Müllplätzen, Bauernhöfen oder Menschen genähert haben, spielt dabei keine Rolle.“ Zudem sei bei der Jagdsaison im Frühjahr die Gefahr groß, „daß Bärenmütter getötet werden, da sich die Jungbären häufig in Büschen verstecken und von Jägern nicht gesehen werden“. Den zurückgelassenen Bärenwaisen – sofern sie überhaupt allein überleben – fehle es dann an der Sozialisierung durch die Mütter, „so daß sie bärentypische, nicht angeborene Verhaltensweisen nicht ausbilden können“. Die Entwicklung zum „Problembären“ ist dann fast schon programmiert.

Friedwald der Kuscheltiere

Von „Bären und Menschen“, von dem, was Menschen Bären antun, erzählt auch das Rezervația De Urși Zărnești, das Bärenreservat von Zernescht (Zărnești), von den Siebenbürger Sachsen auch Zernen genannt. Der Nahverkehrszug aus dem 20 Kilometer nordöstlich gelegenen Kronstadt endet hier. Das Kleinstädtchen läßt jeden Charme vermissen, den das habsburgisch geprägte Kronstadt auszeichnet. Schon wenige hundert Meter abseits des Endbahnhofs sind die Straßen nicht mehr asphaltiert, Pferdewagen rumpeln über den Schotter, nur wenige Meter tief hängen die Stromleitungen an dürren Holzmasten, Zigeunermusik wabert aus den schmucklosen Häusern, hier und da ein magazin alimentar, ein Lebensmittelladen, sonst nur Tristesse. Eine Unterkunft suche ich vergebens. Schließlich treibe ich einen Taxifahrer auf, der mich die sechs Kilometer zum Bärenasyl fahren soll.

Neue Heimat für Meister Petz – Bärenpark Zernescht. Auf 69 Hektar verteilen sich die aus Gefangenschaft befreiten Braunbären. Foto: Kai Althoetmar.

Geschaffen hat den Bärenpark, den größten dieser Art in Europa, die rumänische Tierschützerin Cristina Lapis. Die neue Bärenheimat, zu der ein weitläufiger Eichenwald, Wiesen, Bäche und Tümpel, reichlich Beerensträucher und eine tierärztliche Station gehören, heißt „Libearty Bear Sanctuary“ und erstreckt sich über 69 Hektar. 115 Braunbären haben bislang den Weg ins Freilichtasyl von Zernescht gefunden, dazu „Ursula“, eine aus einem Zoo übernommene Kragenbärin. Zoologisch ist die Art auch als Asiatischer Schwarzbär, Tibetbär oder Mondbär bekannt. Betrieben wird der Park von der rumänischen Asociația Milioane de Prieteni (AMP), hinter der die britische Tierschutz-NGO Millions of Friends Association steht, die 2005 von der Stadt Zernescht für 49 Jahre die Konzession für das Areal erhalten hat.

Das Geld für das Bärenfreiluftgehege stammt aus verschiedenen Quellen. 1,5 Millionen Euro steckte die britische Tierschutzorganisation World Society for the Protection of Animals (WSPA), heute unter dem Namen World Animal Protection bekannt, in das Projekt. Zu den bisherigen Unterstützern zählen auch die französische Filmdiva und Tierschutzaktivistin Brigitte Bardot und ihr Landsmann, der 2015 verstorbene Winnetou-Darsteller Pierre Brice. Der verpaßte bei einem Besuch im Bärenpark zwei Tieren die Namen „Gina“ und „Sophia“ - eingedenk der Filmstars Gina Lollobrigida und Sophia Loren.

Parkbesucher tragen auch ihr Scherflein bei. Der Eintritt kostet je nach Jahreszeit für Erwachsene umgerechnet 10,00 bis 12,00 Euro, wochenends 12,00 bis 14,00, Kinder und Studenten erhalten ermäßigten Eintritt, eine Fotografiererlaubnis kostet um 10,00 Euro. Montags haben die Bären Ruhetag. Kinder unter fünf Jahren haben keinen Zutritt. Die zu verschiedenen Vormittagszeiten startenden Besichtigungen sind nur in einer geführten Gruppe ab zehn Personen möglich, das alles auf Englisch oder Rumänisch. Reservierung wird über den Weg der Internetseite empfohlen. Richtig ins Geld geht die „Super VIP Tour“ für pauschal 500,00 Euro, bei der bis zu acht Personen per Auto zu einem Bunker ins Zentrum des Bärengeheges gekarrt werden, um von dort aus die an die Fenster drängenden und mit ihrer Schnauze schnüffelnden Tiere aus allernächster Nähe zu bestaunen. Zu den für rumänische Verhältnisse üppigen Preisen gesellen sich noch allerlei Verbote: Handynutzung, Blitzlicht, Rauchen, Essen und Trinken in Gegenwart der Bären, Krach machen, laut sprechen - alles untersagt im Reich des eingezäunten Bären.

Auf eine zwei Tage zuvor gestellte E-Mail-Anfrage mit der Bitte um ein Interview hat der Bärenpark nicht reagiert. Gründerin Cristina Lapis, eine ehemalige Journalistin, die das Monopol auf Auskünfte gegenüber den Medien wie ihren Augapfel hütet, weilt im Ausland. Nach der Gruppentour durch den Park verständige ich mich mit Ileana, der Besuchsführerin, darauf, daß ich als „Tourist“ hier sei. Im Vorraum des Verwaltungsgebäudes hängen großformatige gerahmte Fotos, die die Chefin mit diverser Prominenz zeigen. Peter Maffay, 1949 in Kronstadt geboren und 1963 in die Bundesrepublik ausgewandert, begegnet dem Betrachter in Flecktarnuniform und ärmelfreiem T-Shirt. Pierre Brice sitzt mit Cristina Lapis nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Podium. Auf einem weiteren Bild umarmt die AMP-Präsidentin den „Eiskalten Engel“ Alain Delon. Arm in Arm präsentiert sie sich auch mit Brigitte Bardot, die wegen ihrer Kritik am islamischen Schächten in das Visier linker „Antirassisten“ geraten ist. Gleich daneben wird die Bekanntschaft mit dem britischen Kinostar Jacqueline Bisset fotografisch dokumentiert. Eher unprätentiös stellt sich die Begegnung mit Maja von Hohenzollern dar, dritter Scheidungsfall des Prinzen und Tourenwagenrennfahrers Ferfried von Hohenzollern. Soweit die PR-Ahnenreihe. Für die, die es noch nicht bemerkt haben, teilt Iliana über ihre Chefin pflichtschuldig mit: „She's in contact with famous singers and actors.

1997 war es, als Cristina Lapis mit ihrem Ehemann, dem französischen Honorarkonsul Roger Lapis, in Kronstadt AMP gründete. Die Tierschutzorganisation war damals eine der ersten Rumäniens. Auf einer Konferenz über den Umgang mit Straßenhunden erfuhr Cristina Lapis 1998 davon, daß Privatleute im Raum Kronstadt Braunbären in Gefangenschaft hielten. Die Tierschützerin machte sich auf die Suche und fand in Schulerau (Poiana Brașov) nördlich von Kronstadt bei einem Restaurant drei Bären. Bei Schloß Bran in Törzburg, östlich des Königsteingebirges, fand sie einen weiteren.

Im Bärenpark: Auslauf statt Gitterstäbe und Beton. Foto: Kai Althoetmar.

Das Tier hieß „Maya“ und sollte zu einer Ikone des Tierschutzes werden - beziehungsweise seines Gegenteils. Alle vier Bären waren von ihren Besitzern in Käfige mit Betonböden gepfercht worden und unterernährt. Am schlech-testen war der Zustand der Bärin „Maya“, die kaum noch ihren Kopf hochhalten konnte. Zähne und Klauen waren ihr entfernt worden, um die sie anstarrenden Touristen nicht zu gefährden. Kaum jemand kümmerte sich um das Bärenquartett. Das Ehepaar Lapis und Freunde fuhren fortan regelmäßig zu den vier Bären und versorgten sie. „Maya“, nach menschlichen Maßstäben als „depressiv“ einzustufen, starb dennoch im März 2002. Einer der drei Bären von Schulerau verendete ebenfalls.

Ileana, eine zierliche junge Frau, die Augen hinter einer Sonnenbrille, die blonden Haare unter einer grünen Baseballkappe mit „Libearty“-Emblem verdeckt, nennt den Tod der Bärin „Selbstmord“. Das Tier habe an seinen Tatzen genagt, oft geblutet und dadurch zu viel Blut verloren „Sie starb in den Armen der Präsidentin“, erklärt sie auf Englisch. Fortan sollte kein Bär mehr in Gefangenschaft sterben. Für die Besucher spult die Führerin beim Abgehen des Freigeheges ein Bärenschicksal nach dem anderen ab. „Das ist Mura, eine Zirkusbärin aus Bukarest. Sie mußte radfahren, wurde geschlagen, bekam wenig Futter.“ Quasi per Streik hat sich die Bärendame aus dem Zirkus befreit. Sie versagte eines Tages in der Manege hartnäckig den Dienst als radelnde und Lambada tanzende Zirkusnummer. Der Zirkusdirektor schob sie entnervt ins Bärenasyl ab. „Sie fängt immer noch zu tanzen an, wenn sie Leute sieht.“ Ileana nennt es ein „Trauma“.

Zutraulicher Zaungast. Foto: Kai Althoetmar.

Cristina Lapis erklärte später, sie habe den vier Bären von Schulerau und Törzburg „versprochen“, sie könnten eines Tages wieder frei durch den Wald streifen. Ein Bärenreservat gab es in der Region nicht. Eine Freilassung von „Restaurantbären“ in die Wildnis wäre mit Blick auf die Habituierung, die Gewöhnung an den Menschen, ein frommes Wunschdenken, wie es unter romantisierenden Tierschützern, die dazu tendieren, in Gefühlswallung Tiere zu vermenschlichen, gang und gäbe ist. Lapis und ihr Verein AMP wandten sich an die Stadtverwaltung von Zernescht und handelten die Überlassung des Wald-grundstücks aus.

Die Geschichten der anderen Bären im Reservat stellen ihren früheren Haltern ebenfalls kein gutes Zeugnis aus. Manche der im Park untergebrachten Bären kamen aus kleineren und kaum artgerechten rumänischen Zoos, die nicht mehr die Haltungsauflagen der EU finanziell stemmen konnten. Andere Bären fristeten ihr Leben eben-falls als „Restaurantbären“ in irgendwelchen Hinterhöfen zur Bespaßung interessierter Gäste, wieder andere in Verschlägen und Käfigen von Fabriken, Hotels, Tankstellen oder sogar eines Klosters. Der Lebensradius der Tiere bestand meist aus ein paar Quadratmetern Betonboden oder Gitterrost und Metallstäben. Andere dienten als privates Protzobjekt im Garten von Neureichen und Profilneurotikern. Zu ihren biologieunkundigen Besitzern kamen die Tiere meist schon als kleine „Teddies“, überbracht von Jägern, die das Muttertier abgeknallt hatten. Andere Bären wurden im Wald als Waisen aufgegabelt und direkt in das Freiluftasyl verfrachtet. Wieder andere wurden von Autos angefahren oder tummelten sich als „Müllbären“ an touristischen Hotspots und mußten aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen werden. Die aus Gefangenschaft befreiten Bären hatten es verlernt oder nie gelernt, auf einen Baum zu klettern, Winterruhe zu halten, sich in der Wildnis selbst zu ernähren, sich vor der Sonne zu schützen oder in einem Fluß oder See abzukühlen.

Im Hauptgebäude bekommt die Besuchergruppe in einem Seminarraum einen kurzen Film auf Englisch zu sehen. Cristina Lapis schildert darin die Schicksale einzelner Bären. Zum Beispiel die Geschichte von Maya. Die Kamera zeigt Bären in tristen Käfigen. Die Verantwortlichen werden als „most dangerous plunderers“, als die „gefährlichsten Plünderer“ angeprangert. Zu den Bildern vom Bärenreservat setzt fröhliches Musikgeplätscher ein, die Stimme aus dem Off schwärmt von „peace and natur“. „Bears forget suffering, they don't need selfish human love. They only need freedom.“ Zusammengefaßt: Die Bären brauchen die selbstsüchtigen Menschen nicht. Nach dem Film wird die Kundschaft zum Verkaufsstand gelotst. Feilgeboten werden Holzlöffel und getöpferte Teller, T-Shirts mit Bärenmotiven und kleine Statuetten: „Lady Libearty“, die New Yorker Freiheitsstatue im Miniaturformat mit Bär als „Lady Liberty“.

Ein besseres Leben hinter Gittern. Bärenasyl Zernescht. Foto: Kai Althoetmar.

Unter den befreiten Bären ist auch „Max“, der vor dem rumänischen Königsschloß Peles, einem prachtvollen Sommerpalast von 1874, gelegen am Fuße der Butschetsch-Berge bei Sinaia, für Touristenfotos posieren mußte. Sein Besitzer hatte dem Bären Salzsäure in Augen und Schnauze geträufelt und ihn mit Pfefferspray traktiert und so Seh- und Geruchsnerven zerstört. Eckzähne und Klauen beschnitt der Zigeuner der Kreatur, mit einer Nadel stach er ihr in die Augen. Die Behörden beschlagnahmten das Tier 2006 und brachten es nach Zernescht. Der Tierquäler kam mit einer Geldstrafe davon. Verhaltensauffällig blieb die geschundene Kreatur: Sobald der blinde Bär Geräusche hört, wiegt er den Kopf, um die Geräusche zu orten, deren Quelle er nicht sehen kann.

Viele der braunen Gesellen bleiben in ihrem Verhalten abnorm. Manche kommen fehl- oder mangelernährt, haben Zahnschäden, verkrümmte Gliedmaßen oder sind - wie vor allem die Zirkusbären - eingeschüchtert. Oft dauert es Tage, bis die Neuzugänge ihre Käfige im Bärenasyl erstmals verlassen. Viele haben noch nie Erde unter den Pranken gespürt. Sind sie erst einmal in der umzäunten Natur unterwegs, leben sie auf und der natürliche Glanz kehrt in ihr Fell zurück.

Ileana nimmt die wahllos zusammengewürfelte Besuchergruppe - zwei Belgier, ich, der Rest Rumänen - wieder ins Schlepptau. Die Freiluftgehege der Bären begrenzt ein gut zwei Meter hoher Elektrozaun. Ein Koppelzaun hält die Besucher auf zwei Meter zusätzlichen Abstand. Auch die Tierpfleger wagen sich nicht in die Gehege - „too dangerous“. Die Parklandschaft ist ein Mosaik aus Wiesen, Wald, Büschen und kleinen Gewässern. Die meisten Bären tummeln sich auf den Frei-flächen und an künstlichen Tümpeln. Einige wenige patrouillieren entlang des Zauns oder hocken davor und begucken den zweibeinigen Besuch, andere dösen, klettern auf Bäumen, reiben sich an Baumstämmen, suchen Beeren oder baden in Wasserstellen. Als Futter bekommen die Bären Fleisch und Fisch, Obst und Gemüse, Brot und Gebäck, „out of date“, wie Ileana sagt, abgelaufene Ware, in der Regel von den Supermärkten der Region kostenlos überlassen.

„Die Bären können nicht im Wald freigelassen werden“, sagt die 30jährige, die an anderen Tagen festangestellt im Büro der NGO in Kronstadt arbeitet, in fließendem Englisch. Die meisten Tiere haben nicht zu jagen gelernt, sie würden sich außerdem Menschen nähern. „Hunters would shoot them.“ Jäger, da ist sie sich sicher, würden sie erschießen. Die Bären im Park hätten keine Angst vor Menschen, sie gingen ihnen nicht aus dem Weg. Einige brachten schlechte Zähne mit, weil sie in ihren früheren Käfigen ständig in die Gitterstäbe gebissen hätten. Winterruhe hielten die Tiere im Reservat zumindest in der Anfangszeit auch nicht - ihr Organismus war nicht daran gewöhnt.

Neuzugänge, die aus aller Herren Länder eintreffen, so aus Georgien, Armenien, Albanien oder Texas (USA), kommen erst in Quarantäne, dann auf ein Trainingsgelände, bevor sie zu den anderen Bären gelassen werden. Männliche Neuerwerbungen werden vor der Geschlechtsreife sterilisiert. Bei einem drei Jahre alten Bären namens „Pluto“ hatte man das versäumt. So kam es, daß Bärendame „Pamela“ 2017 den Park mit drei Jungen bereicherte. Manche Tiere, berichtet Ileana, „wissen nicht einmal, was ein Baum ist, und haben noch nie zuvor einen anderen Bären gesehen“. Viele seien anfangs sehr scheu.

Während die Touristengruppe am Zaun entlang durch das Reservat geführt wird, gibt Ileana Einblicke in ihre Kindheit preis. Das Leben mit Bären in der Nachbarschaft kenne sie aus der Zeit, die sie bei ihrem Großvater auf dem Land verbracht habe. Gleichwohl sei sie selbst noch keinem Bär in der Wildnis begegnet. Ihr Großvater habe leere Büchsen aufgespannt und damit Beete und Felder eingezäunt. Die metallischen Geräusche hätten die Bären ferngehalten. Auch der Lärm, den die Dörfler beim Auftauchen von Braunbären machten, vertreibe die Tiere. Geschichten von Bärenangriffen kenne sie. Die Taktik, sich als Mensch bei einer Begegnung mit einem Bären totzustellen, sei falsch. Sie rät, lieber eine Tasche fallen zu lassen, um Zeit zu gewinnen. Der Bär widme sich dann erst der Tasche. „If you meet a mother with cubs, you don't have a chance. Bad luck!“ Auf deutsch gesagt: Triffst du eine Mutter mit Jungen, hast du keine Chance. Pech gehabt!

Rendezvous mit wilden Bären

In manchen Gegenden Europas geraten Mensch und Braunbär unvermeidlich in Konflikte. Jahrhundertealt ist die Anziehungskraft, die Bienenstöcke, Viehställe und Fallobstwiesen auf Bären ausüben können. Ein Hotspot des Bär-Mensch-Konflikts sind Rumäniens Karpaten. Die meisten Menschen dort leben noch heute von der Holz- und Almwirtschaft. Angst vor Bär und Wolf ist ihnen eher fremd. Daß vereinzelt Bären im Umfeld der Dörfer auf Beutezug gehen, versetzt die Dörfler nicht in Panik. Im Sommer ziehen Hirten mit ihren Schafherden - Bär und Wolf zum Trotz - hoch in die Berge. Sie wappnen sich mit speziellen Herdenhunden. Pferche für die Nacht werden gut gesichert. Andere, modernere Methoden der Bärenabwehr harren noch der Einführung. In Italiens Provinz Trentino oder auch in Kroatiens Nationalpark Plitwitzer Seen verhindern bärensichere Abfalltonnen, daß sich Meister Petz an Lebensmittelresten gütlich tut. Bienenstöcke lassen sich mit einem Geflecht von stromführenden Elektrodrähten umgeben.

Das Verhältnis des Menschen zum Braunbären hat sich in Europa im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, je nach Region mehr oder weniger. Es scheint: Je weniger Bären, desto geringer die Akzeptanz. Wandert der Bär ein, fürchten viele Jäger um ihre Domänen und die Bevölkerung weiß nicht mit den Tieren umzugehen. Illegale Abschüsse - wie sie in den vergangenen Jahren nicht nur in Rumänien, sondern beispielsweise auch in Österreich vorgekommen sind - sind die eine Folge. Eine andere sind enthusiastische Laien, die den süßen Petzi gerne mal füttern, streicheln oder ihn im Nahformat auf Facebook posten wollen. Geschieht dann das vorhersehbare Malheur, kocht der Volkszorn und ein Gutteil der Jagdzunft schreit nach Abschuß. Und auch der Autoverkehr fordert den gleichen Tribut wie bei Wolf, Biber & Co. Neu gebaute Autobahnen und Fernstraßen erschweren in Rumäniens Bergen zudem den Wildwechsel und wirken sich im schlechtesten Fall wie Zäune aus. Brücken für Wildtiere sind rar.

Bärensichere Mülltonne an den Plitwitzer Seen (Kroatien). Foto: Kai Althoetmar.

Eigentlich sind Braunbären ihrer Natur nach scheue Einzelgänger und Kulturflüchter, die dem Menschen aus dem Weg gehen. Für Bären wirkt der aufrecht gehende Mensch ohnehin wie eine Bedrohung. Nordamerikas Nationalparkverwaltungen raten Wanderern zum Glöckchen am Schuh, um sich bemerkbar zu machen. Bären sind kurzsichtig - es sind Nase und Gehör, die sie exzellent leiten. Hört ein Bär einen Menschen, trollt er sich. Vorzugsweise in der Dämmerung und der Nacht sind Bären aktiv. Dies gilt vor allem für Bären in Europa, „möglicherweise wegen der dort häufigeren Kontakte mit Menschen - sowohl historisch als gegenwärtig“, schreibt der US-Bärenforscher David Garshelis im „Handbook of the Mammals of the World“, einem monumentalen Standardwerk der modernen Säuge-tierzoologie. In Nordamerika seien die Tiere stärker tagaktiv, sofern die menschliche Aktivität gering sei. In Europa seien die Jungtiere aber ebenfalls durchweg tagaktiv, so Garshelis, „lernen aber offensichtlich durch negative Erfahrungen mit Menschen, nachtaktiver zu werden“.

Nur im Frühjahr und im Herbst sind Bären auch in Europa tagsüber viel auf Futtersuche. Wanderer in Bärengebieten sollten auf Wegen bleiben und nicht ins Dickicht ausscheren, vor allem nicht in Gebüsch, das reich an Beeren ist. Wildes Campen in den Karpaten sollte man unterlassen, vor allem im dichten Gehölz, denn Bären sehen schlecht. Dafür riechen sie umso besser - der Geruch gegrillten Fleisches weht ihnen von weiter Ferne in die Nase und lockt sie an Wildcampers Grillplatz. In „Der kleine Brehm. Das gesamte Tierreich in allgemeinverständlicher Darstellung“ heißt es in der Ausgabe von 1929 über den Geruchssinn des Braunbären: „Einen sich ihm nähernden Menschen soll er auf zwei- bis dreihundert Schritte Entfernung wittern und eine Fährte sicher verfolgen können. Auch das Gehör ist trotz der kurzen Lauscher scharf, das Gesicht dagegen ziemlich schlecht, obschon die Augen nicht blöde genannt werden dürfen; der Geschmack endlich scheint recht gut ausgebildet zu sein.“

Der Forstwirt und Forstgeschichtler Wilfried Ott schreibt in seinem naturgeschichtlichem Buch „Die besiegte Wildnis. Wie Bär, Wolf, Luchs und Steinadler aus unserer Heimat verschwanden“ über das unliebsame Zusammentreffen von Mensch und Bär in Wäldern: „Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die alte Erfahrung, daß Konfliktsituationen schon dann entstehen, wenn die Fluchtdistanz unterschritten ist und der Bär glaubt, sich verteidigen zu müssen.“ Nach einer Studie aus den slowakischen Westkarpaten wurden dort im untersuchten Zeitraum 1985 bis 1987 insgesamt 26 Menschen bei überraschenden Nahbegegnungen durch Prankenhiebe und meist auch durch Bisse verletzt. Oft gesellte sich beim Opfer noch ein Nervenschock dazu.

Unnötige Kämpfe mit einem Unbekannten wie der Spezies Mensch meiden Braunbären schon deshalb, weil jede Verletzung das anschließende Verhungern bedeuten kann. Wie jedes Wildtier hat auch ein Bär keine Energie zu verschwenden. Der Zoologe Josef Reichholf, lange Zeit Leiter der Abteilung Wirbeltiere der Bayerischen Zoologischen Staatssammlung, befaßt sich in seinem Buch „Der Bär ist los“ mit den Rückkehraussichten von Bär & Co. nach Deutschland und verweist darauf, daß Bären zwar im Sprint schnell sind, das aber nur auf kurzer Strecke. „Lieber trollen sie sich im Schweinsgalopp, wenn es geht, und ihre Angriffe bleiben meistens Schein“, so Reichholf. „Nur wo ihnen ernsthaft Gefahr droht, riskieren sie Hitzestau im Körper und greifen mit großer Wucht und unerwarteter Ausdauer an. Wanderer haben in aller Regel nichts zu befürchten.“

Warnung vor dem Bär in Rumäniens Wäldern. Foto: Michaela, CC BY 2.0.

In Gefahr seien bei Kollisionen fast ausnahmslos Jäger mit Hunden geraten, die Bären verfolgten, nicht aber harmlose Spaziergänger. Ins Beuteschema des Braunbären paßt der Mensch ohnehin nicht. Gefährlich für Tier und Mensch sind die überraschenden Kollisionen. Anders als bei manchen Großkatzen provozieren Gebrüll und Scheuchbewegungen die Zotteltiere nur noch mehr. Mit Stöcken oder Steinen zu werfen, geht ebenfalls eher nach hinten los. Auch Davonlaufen hilft nicht. Auf kurzer Strecke werden Braunbären 50 Stundenkilometer schnell, selbst 500 Meter schaffen sie noch in unter 40 Sekunden. Erst auf längerer Distanz verfallen sie in Trab. Bärenjäger früherer Jahrhunderte wußten, daß die Flucht vor einem angreifenden Bär nur aussichtsreich ist, wenn es bergabwärts geht - da der Bär mit seinen kurzen Vorderläufen im Nachteil ist.

Wer unversehens einem Bär über den Weg läuft und noch einige Meter Abstand zum Tier hat, sollte laut sprechen, sich mit erhobenen Armen groß machen und langsam zurückziehen. Stellt sich der Bär mit den Tatzen wedelnd auf die Hinterbeine, deutet das noch nicht auf einen Angriff, vielmehr will der Bär Witterung aufnehmen und die Lage sondieren. Greift der Bär aus etlichen Metern Entfernung an, geschieht das meist zum Schein. Das Tier stoppt dann in der Regel ein paar Meter vor dem Menschen ab. Jüngere Bären wollen mit solchen Scheinangriffen imponieren und sich beweisen. Meint der Bär es aber ernst, hilft mit hoher Wahrscheinlichkeit eine alte Volksweisheit. Vor Jahrhunderten, als der Bär noch Mitteleuropas Wälder bevölkerte, glaubte man, daß der Allesfresser die verschone, die sich vor ihm klein machten. Das waren die, die sich bückten: Beeren-, Pilz- und Klaubholzsammler. Selbst Jäger, die sich vor ihm zu Boden werfen, soll er verschont haben. Der Aberglaube war keiner. Heute weiß man: Wer vom Bär tatsächlich angegriffen wird, soll sich mit über den Kopf verschränkten Armen auf den Boden legen und totstellen. Meister Petz wird dann erkunden wollen, wen er da vor sich hat, und sich vergewissern, daß für ihn keine Gefahr besteht. Diese Prüfung kann durchaus eine Weile dauern.

Für die Taktik der Unterwürfigkeit spricht beispielhaft eine Episode, die der „Historische Schauplatz derer natürlichen Merckwürdigkeiten in dem Meißnischen OberErtzgebirge“ aus der Feder Christian Lehmanns aus dem Jahr 1699 überliefert. Der Autor berichtet von einem Förster aus Cranzahl, der im Juli 1667 „nach Crottendorf gehend unterwegens im dicken Gestrüppe ein großes Wineln hörete. Da er danach suchet, trifft er eine Bärin an mit 3 Jungen, welche die zottigte Schätzlein an ihre Brust drückte und wärmete. Diese furiose Amme fuhr auf ihn zu, und da er sich zur Erden aufs Angesichte eilends geworfen [hatte], setzt sie sich oben auf ihn und macht ihm große Angst, bis die Jungen anfingen zu winseln und ausrissen; da ließ die Alte ab und setzte den Jungen nach, der Förster aber kam mit der Flucht davon.“

Die Hinlegetaktik bewahrte auch im September 2014 im Salzburger Lungau einen Bauern vermutlich vor Schlimmerem. Auf seiner Alm bei Thomatal sah sich der Landwirt plötzlich einem Braunbär gegenüber. Als der Bauer sich zurückziehen wollte, stolperte er, und der Bär verpaßte ihm beim Aufstehen einen Prankenhieb, der eine Platzwunde hinterließ. Der Bauer stellte sich tot, worauf der Bär von ihm abließ.

Vor allem jüngere Gesellen können sehr neugierig sein - was damit beginnen kann, daß der Bär einem Wanderer zum Beispiel über längere Zeit folgt. Bis der neugierige oder angriffslustige Bär sich wieder weit genug entfernt hat, können Stunden vergehen. Wer sich vor einem Braunbären auf einen Baum rettet, sollte dies eher in Nordamerika als in Europa tun. David L. Garshelis, US-Bärenexperte beim Minnesota Department of Natural Resources in Grand Rapids, schreibt im „Handbook of the Mammals of the World“: „In Nordamerika klettern sie selten auf Bäume, während sie es in Europa und Teilen Asiens regelmäßiger tun.“

Riskant sind vor allem plötzliche Begegnungen mit Bärinnen, die Junge mit sich führen. Wilfried Ott berichtet in „Die besiegte Wildnis“ über das Mensch-Bär-Verhältnis in vergangener Zeit: „Besonders aggressiv geht die Bärin zur Attacke über, sobald sie ihre Jungen in Gefahr sieht. Ihre Liebe zum Nachwuchs galt als so vorbildlich, daß man meinte, sie könne manche ‘Rabeneltern’ schamrot machen. Gerade deshalb fehlte es aber nicht an Warnungen.“ Ott zitiert Hans Friedrich von Flemings 1719 erschienenes Jagdbuch „Der Vollkommene Teutsche Jäger“: „Wegen solcher Grimmigkeiten ist [es] überaus gefährlich, einer so wilden und zottigten Kindbetterin vors Wochen-Bette zu kommen.“

Auch in den USA ein notorisches Problem: Schwarzbär in der Mülltonne. Foto: California Department oft Fish and Wildlife. CC BY 2.0.

Riskant kann es auch werden, wenn ein Hund dabei ist, denn den betrachtet eine Bärin als Wolf, der ihre Jungen reißen will. Hunde sollten in Bärengebiet daher unbedingt an die Leine. Josef Reichholf schreibt zur Verhaltensbiologie von Bären, die Hunden begegnen: „Da der einzige nennenswerte natürliche Feind der Braunbären der Wolf ist, richtet die Bärin ihre Angriffe nicht zuerst auf die Menschen, sondern fast ausnahmslos direkt auf die begleitenden Hunde.“ In einem Bärengebiet komme ein guter Hund daher einer Lebensversicherung gleich.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739489568
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (März)
Schlagworte
Wandern Siebenbürgen Reiseführer Rumänien Karpaten Wanderführer Braunbären Transsylvanien Durchs wilde Herz der Karpaten Naturführer Reise Urlaub Sport Fitness Aktivurlaub

Autor

  • Kai Althoetmar (Autor:in)

Kai Althoetmar, Jahrgang 1968, Absolvent der Kölner Journalistenschule und der Universität Köln, lebt in Bad Münstereifel als hauptberuflicher freier Autor und schreibt über Zoologie, Artenschutz und Wildlife. Vom Autor auch erschienen: "Im Reich der wilden Tiere. Forscher und Artenschützer im Einsatz für die bedrohte Tierwelt" und "Wunderwelt der Tiere. Verblüffendes aus der zoologischen Forschung".
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Titel: Von Bären und Menschen