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Liebe ist ein Hauptgewinn: Doppelband - zwei romantische Liebesromane

von Anna Graf (Autor:in)
251 Seiten

Zusammenfassung

Sie erhalten zwei romantische Liebesromane in einem Band

LIEBE IST EIN HAUPTGEWINN
Sandra hat die Männer endgültig satt und vergräbt sich in der Provinz. Als ihre beste Freundin Paula aus Jux an einem Preisausschreiben teilnimmt, gewinnen sie eine Woche Luxus pur in einem 5- Sterne- Hotel in Berlin mit einem ganz besonderen Sahnehäubchen: es gibt es IHN für einen Tag- Christian Steinmann, fünfunddreißig Jahre alt, Actionheld, männliches Sexsymbol, Frauenschwarm, begehrtester Junggeselle des Jahres und ganz bestimmt ein Weiberheld.
Als Sandra ihm begegnet, glaubt sie zu träumen, denn sie verliebt sich auf den ersten Blick in ihn. Allerdings ist sie da nicht die Einzige, ihm liegt die halbe Frauenwelt zu Füßen und an Sandra ist so gar nichts Glamouröses.

NATÜRLICH GIBT'S EIN HAPPY END
Susanne ist eine junge, erfolgreiche Architektin und hat nach einer herben Enttäuschung allen Männern abgeschworen. Als sie auf Johannes trifft, weiß sie sofort, dass er ihr Probleme machen wird. Er ist gutaussehend und unglaublich sexy, allerdings auch äußerst unverschämt, arrogant, ein absoluter Macho und zu allem Übel ihr Auftraggeber.
Kann sie sich mit ihm messen? Und vor allem … kann sie ihm widerstehen?

Weitere Romane von Anna Graf:
„JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_1
„JUST LOVE - Verhängnisvolle Affären_2“
„JUST LOVE_3 - Am Abgrund“
„MORDSmäßig verliebt“ Liebe, Mord und Mafia – Ein ziemlich krimineller Liebesroman
„MORDSmäßige Leidenschaft“ Tödliches Verlangen – Noch ein ziemlich krimineller Liebesroman
„True Love Bad Guys … wahre Liebe lohnt sich doch“
„Liebesurlaub“
„(K)ein flotter Dreier“
„Lieb mich zweimal, Baby“

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Kapitel

„Heute geht aber auch alles schief.“
Wütend sah Sandra Kern auf ihren abgebrochenen Wohnungsschlüssel. Das war die Krönung eines völlig verdorbenen Tages.
Es hatte schon morgens angefangen, aus irgendeinem Grund hatte ihr Wecker nicht geklingelt und sie war viel zu spät ins Büro gekommen. Ihr Chef machte natürlich sofort eine fürchterliche Szene, sehr zur Freude ihrer schadenfrohen Kollegen. Deren hämische Gesichter hatte sie immer noch vor Augen. Es gab zwar nur vier Angestellte in der Firma, doch die Stimmung im Büro war selten gut und meistens geprägt von Neid und Intrigen.
Sandra arbeitete schon seit zwei Jahren in der Immobilienfirma Jäger, doch Freude an ihrem Job hatte sich in dieser Zeit nicht entwickelt. Auch nähere Kontakte mit den Kollegen anzuknüpfen war einfach nicht möglich. Jeder versuchte, den anderen anzuschwärzen und sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Der Chef, Herr Jäger, begünstigte das. Er benahm sich wie ein Despot und nutzte jede noch so kleine Schwäche seiner Untergebenen schamlos aus.
Sandra hätte am liebsten gleich in der ersten Woche dort wieder gekündigt, doch sie brauchte den Job dringend und neue Arbeit zu finden, war in der kleinen Stadt nahezu unmöglich.
Das Immobiliengeschäft lag ihr eigentlich überhaupt nicht. Fremden Leuten viel zu teure Wohnungen und Häuser aufzuschwatzen, fiel ihr schwer. Aber irgendwie musste sie ja ihren Lebensunterhalt verdienen.
Sandras Gedanken kehrten wieder zu dem kaputten Schloss an ihrer Wohnungstür zurück. Sie atmete tief durch um sich zu beruhigen und lief zurück ins Erdgeschoss, wo der Hausmeister wohnte. Der versprach, sich sofort um die Angelegenheit zu kümmern und ging seinen Werkzeugkasten zu holen.

Sandra klopfte indessen bei ihrer Freundin Paula, die gleich um die Ecke wohnte.
„Du musst mal raus, Sandra.“ Paula drückte ihr ein Glas Weißwein in die Hand. „Wann hast du eigentlich das letzte Mal richtig Urlaub gemacht? Ich meine, so richtig Urlaub, nicht nur ein verlängertes Wochenende.“
Sandra musste nicht lange überlegen.
„Seit ich bei Jäger bin, nicht mehr. Der letzte Urlaub liegt fast drei Jahre zurück, weißt du nicht mehr?“
„Ja, natürlich, du warst mit Martin in Südafrika. Aber das ist doch schon so lange her.“
„Ich kann es mir eben nicht leisten, länger vom Büro wegzubleiben. Du kennst doch meine Kollegen, die warten nur darauf, mir etwas anzuhängen.“
„Mein Gott, dein Job.“ Paula schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich an deiner Stelle hätte schon längst alles hingeworfen und etwas Eigenes versucht.“
Sandra lächelte müde.
„Ach Paula, manchmal beneide ich dich richtig. Du hast dein eigenes Geschäft und niemand kann dir Vorschriften machen. Ich glaube nicht, dass ich das Talent zur Geschäftsfrau habe.“
Paula hatte vor ein paar Jahren eine kleine Boutique in der Stadt übernommen und diese so erfolgreich geführt, dass sie vor einiger Zeit zusätzlich einen größeren Laden in der Nachbarstadt eröffnen konnte.
„Du kannst sofort bei mir einsteigen und das weißt du auch“, sagte sie jetzt. „Ich habe es dir oft genug angeboten.“
Sandra schüttelte den Kopf.
„Nein Paula, das würde nicht gut gehen. Ich möchte nicht mit dir arbeiten. Irgendwann würde unsere Freundschaft darunter leiden und das ist es mir einfach nicht wert.“
Ihr Handy klingelte und Sandra stellte ihr leeres Glas auf den kleinen Beistelltisch. „Das ist der Hausmeister, er wollte mich anklingeln, wenn er fertig ist. Ich bin völlig erschlagen. Das einzige, was ich jetzt brauche, ist ein langes heißes Bad und mein Bett. Bis morgen Paula.“

Paula brachte sie zur Tür und ging dann nachdenklich in ihr Wohnzimmer zurück. Sie machte sich Sorgen um ihre Freundin. Sicher, Sandra war nicht der Typ, der ein wildes ausschweifendes Leben führte, aber sie war immer aufgeschlossen und neugierig gewesen. In letzter Zeit jedoch vergrub sie sich nur noch in ihrer Wohnung und ging fast überhaupt nicht mehr aus. Bei einer jungen Frau von neunundzwanzig Jahren konnte man das nicht als Normalzustand betrachten. Einen Mann hatte es seit der Zeit mit Martin auch nicht mehr gegeben und die war mittlerweile schon drei Jahre her.
Martin Schönau war ein aufstrebender junger Arzt und Sandras große Liebe. Er hatte spontan von seinem ersten Gehalt einen wundervollen Verlobungsring gekauft und ihr einen Heiratsantrag gemacht. Alles schien in bester Ordnung zu sein, Sandra begann, die Hochzeit zu organisieren und sich nach einer größeren Wohnung umzusehen.
Doch plötzlich wurde Martin immer öfter mit einer Kollegin gesehen, einer auffallenden Rotblonden. Sandra wanderte langsam, aber zielsicher aufs Nebengleis und wurde dort einfach abgestellt. Damals begannen ihre Selbstzweifel, die sie mit der Zeit immer mehr zermürbten.
Gut, sie war vielleicht keine klassische Schönheit, doch das machte sie durch ihre ruhige, sympathische Ausstrahlung wieder wett. Ihr hochgewachsener, schlanker Körper besaß natürliche Anmut, dichtes braunes Haar und große, dunkle Augen taten ein Übriges. Und diese Augen konnten Funken sprühen und ein ungeahntes Temperament offenbaren.
Doch das Bewusstsein all dieser Dinge wurde durch die Trennung von Martin Schönau ausgelöscht und Sandra benahm sich immer mehr wie eine unsichtbare graue Maus.
Sie machte einen großen Bogen um alle Männer, die Interesse an ihr zeigten und war auf dem besten Weg, den Rest ihres Lebens allein zu verbringen.
Paula konnte das nicht länger mit ansehen.
„Irgendwie werde ich Abhilfe schaffen“, dachte sie. „Mir fällt schon etwas ein.“

Sandra stand unschlüssig vor ihrem Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Sie war mit einem Geschäftsmann zum Essen verabredet, um ihm einige luxuriöse Villen am Stadtrand zu offerieren.
Sie hasste diese Geschäftsessen. Manche Kunden waren furchtbar aufdringlich und betrachteten sie als eine Art Zugabe zum Geschäftsabschluss. Sie hatte mehr als einmal eindeutige Aufforderungen bekommen, ihre Provision durch „kleine Gefälligkeiten“ aufzustocken.
Als sie sich einmal darüber bei ihrem Chef beschwerte, meinte dieser nur anzüglich, dass so etwas nun einmal dazu gehöre. Sie habe alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um einen Deal erfolgreich zu beenden. Sandra bat Herrn Jäger daraufhin nie wieder um Unterstützung.
Sie zog einen dunkelgrauen Hosenanzug und eine weiße Seidenbluse aus dem Schrank, legte alles aufs Bett und war gerade fertig mit Anziehen, als es klingelte. Sie öffnete und Paula stürzte aufgeregt in ihre Wohnung. Dabei schwenkte sie triumphierend eine bunte Zeitschrift und einen Brief über ihrem Kopf.
„Du kannst dir nicht vorstellen, was passiert ist“, rief sie atemlos und fing an, zu kichern.
„Beruhige dich doch erst einmal. Du benimmst dich ja schlimmer als ein Teenager“, meinte Sandra kopfschüttelnd. „Was um Himmels Willen ist denn passiert?“
„Ich habe etwas vollkommen Verrücktes gemacht“, sagte Paula lachend und drückte Sandra die Zeitschrift in die Hand. „Ich habe bei einem Preisausschreiben in einer dieser Frauenzeitschriften mitgemacht und den Hauptpreis gewonnen!“
„Den Hauptpreis?“ fragte Sandra. „So wie du lachst, muss der Gewinn ja etwas besonders Scheußliches sein.“
„Wie man es nimmt. Hier, lies mal den Artikel über Christian Steinmann, diesen Schauspieler. Meine Assistentinnen sind alle unheimlich verknallt in den Typen und wir haben aus Jux an einem Preisausschreiben in der ‚Stars & Fashion’ über ihn teilgenommen. Und stell dir vor, ausgerechnet ich habe den Hauptpreis gewonnen!“
„Also, nun sag schon was es ist, darfst du dir jetzt für alle Zeiten seine Filme kostenlos im Kino ansehen? Bekommst du die Hauptrolle in seinem nächsten Film?“
Vera schüttelte den Kopf und kicherte schon wieder.
„Ja, das wäre was, ich als Schauspielerin.“
Sie legte sich theatralisch eine Hand auf die Stirn, mit der anderen griff sie sich ans Herz und ließ sich, einen Ohnmachtsanfall mimend, auf Sandras Sofa fallen.
„Absolut perfekt“, stellte Sandra fest. „Dafür bekommst du mindestens einen Oscar, wenn nicht sogar zwei.“
„Ich werde die nächste Angelina Jolie, glaub mir das.“
„Mindestens“, sagte Sandra lachend. „Also, nun sag endlich, was du gewonnen hast, spann mich nicht länger auf die Folter.“
Paula war aufgestanden und hüpfte wie ein kleines Mädchen durch Sandras Wohnzimmer.
„Ich habe eine Woche Berlin im Superluxus- Fünf- Sterne- Hotel plus Erste Klasse Bahnticket gewonnen, das Ganze für zwei Personen und du kommst mit.“
„Du nimmst mich auf den Arm“, sagte Sandra ungläubig. „Und du bist sicher, dass du in Wirklichkeit nicht nur ein superhässliches Kaffeeservice gewonnen hast?“
„Wenn du mir nicht glaubst, lies den Brief.“ Paula warf ihr den Briefumschlag zu, den sie beim Hereinkommen wie eine Trophäe geschwenkt hatte.
„Aber das Hotel ist noch nicht alles. Wir werden außerdem einen ganzen Tag mit dem „einzigartigen“ Christian Steinmann verbringen und ihn zur Premiere seines neuen Films begleiten. Na, jetzt bist du sprachlos!“
Sandra griff sich die Zeitschrift, setzte sich und begann, den Artikel über Christian Steinmann zu überfliegen, dann fing sie an, schallend zu lachen.
„Das ist ja umwerfend, was hier steht. Fünfunddreißig Jahre alt, männliches Sexsymbol, Frauenschwarm, begehrtester Junggeselle des Jahres. Kannst du dir ungefähr vorstellen, was das für ein Typ sein muss? Sieh nur mal dieses Foto, das sagt doch schon alles. Mit dem sollen wir einen ganzen Tag verbringen? Na das kann ja was werden.“
Sandra hatte bisher nur zwei Filme mit Christian Steinmann im Kino gesehen, er spielte jedes Mal den großen Liebhaber, den alles besiegenden Helden. Die Inhalte der Filme sagten ihr nicht zu, in den Filmen gab es zuviel von allem. Zuviel Action, zuviel Blut und Sex, zuviel von seinem, zugegebenermaßen, fantastischen Körper, aber nichts von dem, was Sandra von einem guten Film erwartete. Sie gestand ihm zu, ein guter Schauspieler zu sein, aber seine Filme fand sie unterirdisch.
Prustend stieß Paula hervor: „Das wird eine völlig neue Erfahrung werden. Wir beide einen ganzen Tag mit Supermann. Wir werden aus dem Kichern nicht herauskommen.“
Sandra stimmte ihr zu und die alte Abenteuerlust brach aus ihr hervor.
„Das lassen wir uns auf keinen Fall entgehen. Ich bin dabei, es sei denn, du willst den „Junggesellen des Jahres“ für dich allein haben.“
Paula schüttelte den Kopf.
„Nein, den teilen wir uns, der ist zuviel für mich allein.“
Sie überlegte kurz und sagte:
„Was meinst du, wenn wir einmal dabei sind, wir könnten doch anschließend noch ein paar Tage irgendwo anders hin fahren, ans Meer vielleicht?“
„Ans Meer“, Sandra seufzte sehnsuchtsvoll. Dann sagte sie mutlos:
„Ob ich meinen Chef von einem so langen Urlaub überzeugen kann? Er wird mir nicht einmal die eine Woche frei geben.“
„Dieser Mensch gehört wirklich bestraft“, meinte Paula. „Dass du dir das alles so gefallen lässt?“
„Was soll ich denn machen? Die lieben Kollegen kuschen vor ihm und warten nur auf einen Fehler von mir. Allein kann ich doch nichts ausrichten.“
Paula streichelte ihr tröstend über den Arm.
„Auf jeden Fall werden wir nach Berlin fahren. In vier Wochen geht es los, du hast also noch genug Zeit, um deinen Chef breitzuklopfen. Und anschließend verbringen wir noch eine gemütliche Woche irgendwo im Norden.“
„Ich werde es schon irgendwie schaffen, mich loszueisen.“
Sandra schaute erschrocken auf ihre Armbanduhr.
„Um Gottes Willen, schon so spät. Paula, bitte entschuldige mich jetzt, ich habe gleich ein Geschäftsessen und bin noch nicht einmal fertig angezogen.“

Sandra dachte noch einmal über den kommenden Urlaub nach. Paula und sie waren noch nie zusammen verreist und sie hatte eine Pause wirklich dringend nötig.
Ein paar Tage am Meer wären fantastisch, sie war gefühlte Ewigkeiten nicht mehr an der See gewesen. Sie liebte das Meer, lange Spaziergänge am Strand, wundervolle Sonnenuntergänge und den Geruch von Salz und Tang. Sandra hätte gern am Meer gelebt.
Die Reise nach Berlin wäre im wahrsten Sinne des Wortes ein Gewinn. Sie freute sich auf den Tapetenwechsel, auf neue Eindrücke und darauf, einmal andere Menschen zu sehen, als immer die gleichen Gesichter in den Straßen ihrer Heimatstadt.
So richtig wohl fühlte sie sich hier schon lange nicht mehr. Die meisten ihrer Schulfreunde waren bereits vor Jahren weggezogen, hatten sich in die „große, weite Welt“ aufgemacht. Nur Sandra war hier hängen geblieben, hatte es nicht geschafft, sich von dem kleinen Provinznest zu lösen. Sie war froh und dankbar, dass ihr wenigstens Paula geblieben war.
Berlin also, so richtig mit Glamour und Luxus und High Society. Und einen echten Filmstar lernte man schließlich auch nicht jeden Tag kennen.


2. Kapitel

„Hallo du Schlafmütze, aufwachen.“
Sandra spürte ein Rütteln an ihrer Schulter und öffnete, noch leicht benommen, die Augen.
„Du hast fast die ganze Zugfahrt verschlafen“, sagte Paula. „Wie kann man nur so müde sein?“
„Sind wir schon da?“ fragte Sandra und warf einen Blick aus dem Fenster.
„Eine knappe halbe Stunde noch, ich dachte, du würdest dich gern noch ein wenig zurechtmachen, ehe wir in Berlin ankommen“, meinte Paula und kramte in ihrer Handtasche nach ihren Schminkutensilien.
Sandra fühlte sich total zerschlagen. Die letzten Wochen waren furchtbar gewesen und hatten ihre Kraftreserven total aufgebraucht. Herr Jäger hatte ihr mal wieder das Leben schwer gemacht und war, wie erwartet, nicht davon begeistert, dass sie zwei Wochen Urlaub machen wollte. Aber dieses Mal ließ sie sich nicht unterbuttern, sie erhob Protest und nach einer lautstarken Diskussion setzte sie ihren Kopf durch. Sie ließ danach einen sehr erstaunten und auffallend ruhigen Chef zurück. Für ihn war es eine völlig neue Erfahrung, Widerstand von einer Untergebenen zu bekommen und Sandra hatte festgestellt, dass er sie seither menschlicher behandelte.

Draußen waren bereits die ersten Berliner Vororte zu sehen. Sandra lehnte sich gemütlich in ihrem Sitz zurück und freute sich auf die Stadt. Sie kannte Berlin nicht und hoffte, dort so viel wie möglich entdecken zu können.
Vor allem nahm sie sich vor, aus ihrer Zurückgezogenheit auszubrechen. Sie konnte diesen unmöglichen Zustand selbst nicht mehr ertragen und wollte endlich wieder am Leben teilnehmen.
Martin Schönau hatte gründliche Arbeit geleistet und ihr Selbstvertrauen bis ins Mark erschüttert. Aber damit war jetzt Schluss. Sie wollte wieder Spaß haben und sich amüsieren. Und wenn dabei ein neuer Mann in ihr Leben treten sollte, warum nicht?
Paula frischte unterdessen ihr Make Up auf, zog ihre Lippen nach und ahnte noch gar nichts von den Umwälzungen, die in ihrer besten Freundin vorgingen.

Die erste Überraschung erwartete sie gleich nach der Ankunft am Bahnhof. Auf dem Bahnsteig standen ein Mann mit einem großen Fotoapparat über der Schulter und eine Frau, welche ein Schild mit Paulas Namen hochhielt.
Grinsend stieß Paula Sandra an.
„Sieh mal, die haben uns ein richtiges Empfangskomitee geschickt.“
Paula winkte den beiden zu und der Fotograf hatte sofort die Kamera zur Hand. Er fotografierte, wie Sandra und Paula den Bahnsteig entlang kamen und wie seine Kollegin auf sie zulief und ihnen die Hand schüttelte.
„Herzlich Willkommen in Berlin“, sagte die Frau. „Ich bin Isolde Berger vom Stars & Fashion Magazin. Ich werde Sie während Ihres Aufenthaltes betreuen. Mein Kollege Axel Tamm wird uns als Fotograf begleiten.“
Vor dem Bahnhof wartete tatsächlich eine weiße Stretch- Limousine auf sie. Der Fahrer sprang heraus und nahm ihnen das Gepäck ab. Dann riss die Wagentür und bat sie, einzusteigen. Paula freute sich wie ein kleines Kind, Sandra allerdings schämte sich ein bisschen für das Aufsehen, das sie erregten. Leute blieben stehen und verrenkten sich die Hälse, um herauszufinden, welche VIP’s da gerade angekommen waren.
Im Wagen stand bereits Champagner für alle bereit. Paula ließ sich in die weichen Ledersitze fallen, nahm ein Glas und prostete dem Fotografen zu, der bisher fast ununterbrochen Fotos von ihnen geschossen hatte.
„Salut“, rief Paula lachend. „Jetzt weiß ich, wie sich echte Hollywood- Stars fühlen, wenn sie tagein, tagaus von Paparazzi verfolgt werden.“
Zu Sandra sagte sie leise:
„Aber solange es ein so ein heißer Typ ist, lasse ich mir das gern gefallen.“
Sandra verdrehte die Augen und nahm das Glas Champagner, welches ihr die Reporterin hinhielt.
„Also meine Damen“, Isolde Berger hielt ihr Glas hoch. „Trinken wir auf Ihren Hauptgewinn und auf schöne Tage in Berlin.“
Sie stießen an und tranken und Sandra hoffte, dass sie der Champagner etwas lockerer machen würde. Seit sie aus dem Zug gestiegen war, stand sie wie unter Strom, doch sie konnte sich nicht erklären, warum.
Isolde Berger fuhr fort:
„Ich werde im Anschluss an die Premiere des neuen Christian Steinmann- Films einen Artikel über Ihren Aufenthalt und das Treffen mit Steinmann schreiben und unser lieber Axel hier wird die Fotos dazu machen. Für heute haben wir ein kleines Programm für Sie zusammengestellt, das Treffen mit dem Star und die Premiere finden am kommenden Samstag statt, bis dahin können Sie Ihren Berlin- Aufenthalt gestalten, wie Sie möchten.“
Bei der Erwähnung des Stars zog Sandra eine Grimasse und Paula kicherte. Der Champagner schien zu wirken, Sandra fühlte sich leicht und beschwingt, nach einer Weile blendete sie Isoldes Gerede aus, sah aus dem Fenster und nahm die große Stadt in sich auf, die an ihr vorüber zog.
Ein Rippenstoß von Paula riss sie aus ihrer Versenkung.
„… kleine Stadtrundfahrt oben auf einem Doppeldeckerbus, anschließend werden wir Unter den Linden entlang spazieren, das Brandenburger Tor besichtigen und zum Abschluss die Kuppel des Reichstagesgebäudes besuchen. Dann dürfte Axel genügend Fotos im Kasten haben und wir werden Sie bis zum nächsten Wochenende in Ruhe lassen.“

Doch erst einmal fuhren sie ins Hotel, in dem bereits eine luxuriöse, mit allem erdenklichen Komfort ausgestatte Suite im zwölften Stock auf sie wartete. Als sie durch die Tür traten, stockte Sandra vor Überraschung der Atem und sie bemerkte, dass es Paula ähnlich ging.
Ein solches Hotelzimmer kannten sie bisher nur aus dem Fernsehen. Die Wände des Wohnraumes waren mit kostbaren Stoffen bezogen, dazu passende Vorhänge umrahmten drei großen Fenstertüren, durch die man über die ganze Stadt blicken konnte. Es gab eine riesige, bequeme Polsterecke, einen extra Esstisch und einen großen alten Sekretär. An den Wänden hingen Spiegel in kostbaren Rahmen und kostbar aussehende Gemälde.
„Ich hoffe, es ist alles zu ihrer Zufriedenheit gerichtet“, sagte Isolde Berger. „Wir möchten, dass sie diese Woche hier genießen. Wenn Sie noch irgendwelche Wünsche haben, scheuen Sie sich nicht, sie zu äußern.“
„Es ist einfach fantastisch“, Paula drehte sich einmal um die eigene Achse und schwelgte dann im Duft eines riesigen Rosenstraußes, der auf dem Tisch stand.
„So schön hatte ich es mir wirklich nicht vorgestellt.“
Sandra besichtigte die beiden Schlafzimmer und sagte dann:
„Ich kann mich gar nicht entscheiden, welches ich nehmen soll. Ein Raum ist schöner als der andere.“
Paula lachte und meinte, sie könnten ja nach ein paar Tagen die Zimmer tauschen.
Es klopfte und Axel Tamm kam mit einer neuen Flasche Champagner herein.
„Mit den besten Grüßen vom Hotelmanagement, lassen Sie uns noch einmal auf eine schöne Zeit anstoßen.“
Er goss ein und reichte die Gläser herum. Sie tranken und Sandra fühlte sich endgültig wie ausgewechselt. Die Suite war einfach herrlich und sie platzte fast vor Tatendrang.
Isolde Berger stellte ihr Glas ab und sagte:
„Wir werden Sie jetzt allein lassen. Dann können Sie sich in Ruhe umsehen und etwas frisch machen. In einer Stunde kommt Axel zu Ihnen und fotografiert Sie hier oben. Danach treffen wir uns unten in der Lobby und arbeiten das Besichtigungsprogramm ab. Anschließend beantworten Sie mir noch ein paar Fragen für unsere Leser und dann haben Sie Ihre Zeit zur freien Verfügung. Wir sehen uns dann erst zum Treffen mit Steinmann wieder.“
„Schade eigentlich“, sagte Paula und blitzte Axel Tamm herausfordernd an. Der junge Mann gefiel ihr ausnehmend gut. Er war ihr Typ, groß, dunkle Haare und braune Augen. Ihm schien auch zu gefallen, was er sah, denn er zwinkerte ihr zu und sagte:
„Ich könnte Ihnen beiden ein wenig die Stadt zeigen, privat natürlich.“
„Da sind wir dabei, nicht wahr Sandra?“ Paula stieß die Freundin an.
Sandra lächelte verlegen, denn sie kannte Paulas Art und Weise, Männer, die ihr gefielen, umgehend zu vereinnahmen.
„Herr Tamm hat sicher besseres zu tun, als uns durch Berlin zu führen“, meinte sie. Der Fotograf war ihr zwar sympathisch, und auch, wenn sie sich vorgenommen hatte, auf die Leute zuzugehen, hätte sie es besser gefunden, wenn Paula die Sache etwas langsamer angegangen wäre. Doch Axel Tamm lachte nur.
„Ich bin auch nur bis zum Wochenende hier“, sagte er. „Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als mit Ihnen ein wenig Zeit zu verbringen.“
Bei diesen Worten warf er Paula einen Blick zu, der mehr als deutlich zu verstehen gab, wie sehr sie ihm gefiel.
„Also, wir sehen uns dann in einer Stunde.“
Axel verabschiedete sich.
„Da haben Sie wohl eine Eroberung gemacht.“ Isolde Berger schmunzelte. „Axel lässt sich eigentlich nicht so schnell beeindrucken. Ich werde jetzt auch gehen, bis später dann.“

Sandra ließ sich in einen Sessel fallen.
„Du bist einfach unmöglich, Paula“, schimpfte sie. „Kaum läuft dir ein attraktiver Mann über den Weg, bist du nicht mehr zu halten.“
„Soll ich ihn lieber dir überlassen?“ fragte Paula zuckersüß. „Ich glaube, du hättest einen kleinen Flirt bitter nötig.“
Sandra schnappte empört nach Luft.
„Also weißt du! Der arme Mann tut mir jetzt schon leid. Für dich besteht das Leben doch nur darin, dich in irgendwelche Affären zu stürzen. An einer echten Beziehung bist du doch überhaupt nicht interessiert.“
Paula schüttelte den Kopf und lachte.
„Meinst du etwa, er ist es? Er will sich ein paar Tage amüsieren und das Leben genießen, genau wie ich. Man muss doch nicht immer alles so verbissen ernst nehmen.“
„Ich wünschte mir, ich könnte das alles auch so sehen. Ich bin einfach nicht für oberflächliche Abenteuer geschaffen.“
„Dann müssen wir eben ein ernsthaftes Abenteuer für dich finden“, sagte Paula. „So schwer kann das doch nicht sein. In dieser große Stadt gibt es mit Sicherheit ein paar Männer, die für dich in Frage kämen.“
Sandra lächelte mutlos.
„Du hast ja Recht. Aber seit der Sache mit Martin kann ich keinem Mann mehr vertrauen. Ich wünschte wirklich, es wäre anders, das kannst du mir glauben.“
Paula hockte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter.
„Glaub mir Sandra, irgendwo da draußen läuft er herum, dein Traumprinz. Eines Tages wirst du ihn finden, das garantiere ich dir.“
Sandra umarmte ihre Freundin.
„Ich hab dich lieb Paula, ich bin so froh, dass du da bist.“
„Ich habe dich auch lieb“, Paula schob Sandra von sich und stand energisch auf.
„Genug jetzt mit diesen Sentimentalitäten. Wir spülen uns jetzt den Reisestaub ab, packen unsere Koffer aus und dann machen wir mit unserer Reisebegleitung die Stadt unsicher.“

Die Woche in Berlin verging wie im Fluge. Die beiden Freundinnen genossen ihr luxuriöses Leben im Hotel in vollen Zügen. Sie erforschten Berlin systematisch, aber eine Woche war viel zu wenig, um die Stadt und ihre schöne Umgebung richtig kennen zu lernen.
Axel Tamm begleitete sie, wann immer er Zeit hatte. Zwischen ihm und Paula knisterte es heftig. Aber beide wussten, dass eine dauerhafte Beziehung nicht in Frage kam. Axel war, bedingt durch seinen Job, selten länger als ein paar Tage am selben Ort und für eine feste Beziehung hatte er einfach keine Zeit. Und Paula fand es sowieso besser, nicht an einen Mann gebunden zu sein.
Derweil rückte das Treffen mit Christian Steinmann immer näher und die Mädchen wurden immer aufgeregter. Axel konnte ihre Neugier leider nicht befriedigen, da er dem Schauspieler auch noch nicht begegnet war und machte sich ziemlich über ihr Lampenfieber lustig.
„Am Ende ist das auch nur ein Mann wie jeder andere“, sagte er. „Außer dass er einen riesigen Batzen Geld auf dem Konto hat und niemals ungestört über die Straße gehen kann. Ich habe lieber ein Privatleben, das diese Bezeichnung auch verdient, das würde ich weder für Ruhm, noch für Geld aufgeben.“
Sandra und Paula waren vor allem gespannt, ob Steinmann der gängigen Meinung des gnadenlosen Womanizers entsprach. Am Tag vor dem großen Ereignis hatten sie sich stapelweise Illustrierte besorgt um den neuesten Klatsch über ihn zu erfahren. In jeder dieser Zeitschriften wurde er mit einer anderen Begleiterin abgebildet.
„Der wird uns gar nicht zur Kenntnis nehmen.“ Paula lachte. „Wenn ich diese Bilderbuchschönheiten an seiner Seite sehe, komme ich mir total unscheinbar vor.“
„Du bist ja wohl alles andere als unscheinbar“, protestierte Sandra heftig. „Er wird mit uns ein Pflichtprogramm absolvieren und zusehen, dass er uns so schnell wie möglich wieder los wird.“
„Wir werden ihn uns ansehen und wenn er uns nicht gefällt, gehen wir wieder. Er soll ruhig merken, dass es Frauen gibt, die bei seinem Anblick nicht in Ohnmacht fallen.“
„Richtig“, stimmte Sandra ihr lachend zu. „Aber wir müssen mit Sicherheit keine Angst haben, dass er über uns herfällt. Dazu sind wir beide viel zu normal.“
In dieser Nacht konnte Sandra lange nicht einschlafen. Christian Steinmann geisterte durch ihre Gedanken und sie hoffte, dass sie ihn wenigstens ein bisschen sympathisch finden konnte.
Schließlich fiel sie in einen unruhigen Schlaf und träumte von einem Mann, der sie erst von der Kinoeinwand herab anlächelte und sie schließlich zu sich in den Film zog. Sie standen an einem tiefblauen Meer, an einem schneeweißen Strand, er hielt sie in seinen Armen und sie fühlte sich warm und geborgen. Als sie schließlich erwachte, entschwand mit dem Traum auch dieses Gefühl und sie spürte die Einsamkeit stärker als je zuvor.

Am späten Vormittag fuhr vor dem Hotel wieder die weiße Stretch- Limousine vor und Sandra und Paula wurden gemeinsam mit Axel und Isolde zum Filmpark Babelsberg gebracht. Dort war Christian Steinmanns letzter Film gedreht worden und sie sollten mit ihm als erstes die Drehorte besichtigen.
Die Freundinnen trugen legere Kleidung, Jeans und flache Schuhe und hatten sich ganz bewusst nicht besonders zurecht gemacht. Axel quittierte das Aussehen der beiden beifällig.
„Ich hatte schon Angst, dass ihr euch fürchterlich aufdonnern würdet, um Eindruck zu schinden.“
Sandra sah ihn aus ihren großen braunen Augen an.
„Das haben wir nicht nötig. Entweder er akzeptiert uns, wie wir sind, oder wir sind ganz schnell wieder verschwunden.“
Axel lachte.
„Eigentlich habe ich auch nichts anderes von euch erwartet. Allerdings könnte ich euch einige Geschichten von „echten Fans“ erzählen..., na lieber nicht.“
Er hatte in dieser Beziehung schon eine Menge peinlicher Dinge erlebt. Nein, die beiden hier standen fest mit beiden Beinen auf dem Boden und würden mit Sicherheit nicht ausflippen, wenn sie auf den „großen Star“ trafen.

Als der Wagen nach einer ziemlich langen Anfahrt endlich auf dem Filmgelände angekommen war, fanden sie Christian Steinmann inmitten einer Gruppe junger Mädchen vor, die lautstark um Autogramme baten. Er verteilte seine Autogrammkarten, ließ sich von den Mädchen küssen und genoss die ganze Szene offensichtlich sehr.
„Sieh dir diesen Gockel an, Paula. Das hier bestätigt ja wohl unsere schlimmsten Befürchtungen.“
Sandra schaute mit großen Augen aus dem Wagenfenster.
„Wenn der sich uns gegenüber auch so gönnerhaft liebenswürdig benimmt, wird mir bestimmt schlecht.“
„Warten Sie doch erst einmal ab“, Isolde Berger lächelte. „So etwas gehört nun einmal dazu, er lebt doch von seinen Fans und kann sie nicht einfach links liegen lassen. Ich kenne Christian von einigen Interviews und er ist sehr nett. Sie werden sich bestimmt gut mit ihm verstehen.“
Inzwischen war Christian Steinmann von einem Bodyguard aus der Menge befreit worden und kam lachend auf Isolde zu.
„Hallo, Isolde. Ich hatte lange nicht mehr das Vergnügen Ihrer Gesellschaft.“
„Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Christian. Ich darf Sie miteinander bekannt machen? Herrn Steinmann muss ich ja nicht vorstellen. Das ist unser Fotograf Axel Tamm und hier haben wir die Gewinnerin unseres Preisausschreibens, Paula Richter. Sie hat ihre Freundin Sandra Kern mitgebracht.“
Christian Steinmann nickte Axel zu und wandte sich dann den beiden Freundinnen zu. Sein Blick blieb an Sandra hängen. Strahlend blaue Augen durchbohrten sie und es traf sie wie ein Schlag. Diese Augen hatten etwas Unbeschreibliches an sich, sie zogen sie magisch an, doch sie konnte nicht sagen, warum.
Sie musste sich zwingen, wegzusehen und bemühte sich, die anderen nichts von ihrer Verwirrung merken zu lassen. Sie bekam aber gerade noch mit, dass auch er sich irritiert von ihr abwandte und das Geschehene ebenfalls nicht einordnen konnte.
Isolde Bergers Stimme brachte sie wieder in die Realität zurück.
„Also, für heute ist Folgendes geplant: Wir besichtigen das Filmgelände und den Drehort, dann nehmen wir ein gemeinsames Mittagessen, anschließend mache ich mein Interview. Am Abend besuchen wir die Premiere von Christians neuem Film und sind dann noch zur Premierenfeier eingeladen.“
Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung und Christian begann, über den Dreh seines letzten Films zu berichten.
Sandra bekam von der Führung so gut wie gar nichts mit, das Studio und Christians Erklärungen rauschten an ihr vorbei. Er beherrschte ihre Gedanken und sie beobachtete verstohlen jede seiner Bewegungen.
Er ließ sie ebenfalls nicht aus den Augen. Er spürte, dass bei ihrer Begegnung vorhin etwas geschehen war, doch auch er konnte nicht sagen, was es war.

Nach der Besichtigung begaben sie sich in ein kleines, aber sehr exquisites Restaurant zum Essen. Sandra und Christian saßen sich gegenüber. Er hatte die ganze Zeit angeregt mit Paula und den Zeitungsleuten geplaudert und es war ihm aufgefallen, dass sich Sandra äußerst zurückhaltend benahm.
„Wie fanden Sie das Studio?“ fragte er sie und sah ihr wieder in die Augen.
Sandra wich seinem Blick aus. Sie versuchte, ihre Unsicherheit zu überspielen und erwiderte kurz angebunden:
„Eigentlich interessiert mich das ganze hier überhaupt nicht. Ich bin nur wegen meiner Freundin mitgekommen, sie hat das Preisausschreiben gewonnen.“
Paula sah verwundert zu ihr herüber, sagte aber nichts.
Christian gab nicht auf und versuchte, ein zweites Mal, Sandra aus der Reserve zu locken.
„Ich habe solche Führungen schon des Öfteren gemacht und die meisten Menschen fanden es interessant, einmal hinter die Kulissen des Filmes zu schauen.“
Sandra konnte ihre Nervosität kaum noch beherrschen. Warum ließ er sie denn nicht in Ruhe. Spitz sagte sie:
„Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das Spaß macht. Ihren weiblichen Fans widmen Sie dabei sicher besonders viel Zeit. Aber sagen Sie mir, ist es mit der Zeit nicht etwas stumpfsinnig, ständig aus schmachtenden Augen angehimmelt zu werden?“
„Solange es solche Augen wie Ihre sind, keinesfalls“, gab er schlagfertig zurück und lachte sie dabei freundlich an.
„Sie wollen doch nicht behaupten, dass ich Sie angehimmelt habe! Das wäre wohl so ziemlich das letzte...“
Sandra blitzte ihn mit hochrotem Kopf an. Sie fühlte sich ertappt und bloßgestellt und schämte sich, dass sie Ihre Reaktion vorhin nicht besser unter Kontrolle hatte.
Paula erschrak über die Heftigkeit, mit der ihre beste Freundin auf Christian Steinmann losging. Doch gerade, als sie versuchen wollte, Sandra zu beruhigen, stand diese abrupt auf.
„Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten sein sollte. Ich habe eben keine Ahnung, wie man Berühmtheiten behandelt und Erfahrungen im Umgang mit männlichen Sexsymbolen habe ich gleich gar nicht. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.“
Sie schob ihren Stuhl zur Seite und verließ Hals über Kopf das Restaurant.
Am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Paula schüttelte völlig fassungslos den Kopf.
„Was ist denn in Sandra gefahren?“ fragte sie. „So kenne ich sie überhaupt nicht.“
Christian sah sie ratlos an.
„Sie hat mich herausgefordert und ich habe ihr eine Antwort gegeben. Wenn ich gewusst hätte, wie sie auf meinen kleinen Scherz reagiert … Ich werde ihr nachgehen und versuchen, es wieder in Ordnung zu bringen.“

Währenddessen lief Sandra ziellos die Strasse entlang. Ihr Benehmen war ihr furchtbar peinlich, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, was die Ursache dafür war.
Christian Steinmann war ihr gleich beim ersten Blick unter die Haut gegangen. Bisher war es noch keinem Mann gelungen, sie auf Anhieb derart aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er hatte einen tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen, das gestand sie sich unumwunden ein.
Er sah fantastisch aus und unter seinem Shirt zeichnete sich der muskulöse Körper ab, den sie bereits aus seinen Filmen kannte. Doch das war es nicht. Er machte auf gar keinen Fall den Eindruck eines arroganten Frauenhelden. Im Gegenteil, er schien sehr intelligent zu sein und die Zurückhaltung, die er an den Tag legte, stand im krassen Gegensatz zu der Meinung, die sie sich mit Paula über ihn zurechtgelegt hatte.
Die Tatsache, dass sie sich von ihm angezogen fühlte und es nicht einmal verbergen konnte, verunsicherte sie total. Sie war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie überhaupt nicht bemerkte, wie er sie mit langen Schritten einholte.
Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sie fuhr erschrocken herum.
„Sandra, bitte bleiben Sie doch stehen. Was da eben passiert ist, tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht ...“
Sie fiel ihm ins Wort und sagte hastig:
„Nein, nein, ich muss mich entschuldigen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich wollte Sie einfach nur provozieren. Wissen Sie, man geht doch mit gewissen Vorstellungen zu einem solchen Treffen. Und die öffentliche Meinung über Sie ist nun einmal nicht die beste ...“
Sie brach mitten im Satz ab, weil sie merkte, dass sie schon wieder dabei war, ihn zu beleidigen.
„Ich verstehe schon“, antwortete er enttäuscht. „Sie lesen diese bunten Blättchen und meinen, sich ein Urteil über mich erlauben zu können. Ich hatte Sie eigentlich klüger eingeschätzt, doch das war wohl ein Irrtum. Ich wollte Sie wirklich nicht belästigen. Leben Sie wohl.“
Sandra stand da und sah zu, wie er wegging. Er hatte vollkommen recht. Sie konnte sich kein Urteil über einen Menschen anmaßen, den sie eben erst kennen gelernt hatte und den sie bereits zu lieben schien.
Sie erschrak, als ihr das durch den Kopf ging. Es war einfach absurd, so etwas auch nur zu denken. Jemand wie er registrierte Frauen wie sie doch gar nicht. Oder vielleicht doch?
Reflexartig drehte sie sich um und lief ihm nach.
„Christian, warten Sie, bitte. Ich möchte mich entschuldigen, Es stimmt, ich war voreingenommen und ehrlich gesagt, auch ziemlich nervös.“
Sie atmete auf, als er stehen blieb und auf sie wartete. Als sie ihn erreichte, lächelte sie unsicher und sagte:
„Wie ich vorhin schon sagte, ich habe wirklich keine Erfahrungen im Umgang mit Filmstars.“
„Wir hätten uns eben einen günstigeren Zeitpunkt zum kennen lernen aussuchen sollen. Warum versuchen Sie nicht einfach, mich als ganz normalen Menschen zu sehen?“
Plötzlich hatte er ein spitzbübisches Lächeln im Gesicht, welches ihn geradezu unwiderstehlich machte.
„Wie wäre es, wenn wir noch einmal ganz von vorn beginnen?“
Er reichte ihr die Hand.
„Hallo, ich bin Christian Steinmann, es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen.“
Sandra ergriff seine Hand und die Berührung wirkte elektrisierend. Sie spürte, wie kleine Schauer ihren Arm hinaufzogen und sich über ihren ganzen Körper ausbreiteten. Sie schluckte und ihre Antwort blieb ihr im Halse stecken. Christian sah sie wieder mit diesem durchdringenden Blick an.
„Sie haben wunderschöne Augen“, sagte er leise.
Sandra nahm sich zusammen.
„Schluss mit dem Theater“, dachte sie und sagte in einem scherzhaften Ton: „Also haben die Zeitungen doch recht mit dem, was sie schreiben, Sie sind ein unverbesserlicher Schürzenjäger.“
„Warum eigentlich nicht?“ gab er lachend zurück und das Eis zwischen ihnen war endlich gebrochen.
„Wir sollten zurückgehen“, sagte er. „Die anderen werden sich schon Gedanken machen, wo wir bleiben.“
Er nahm sie bei der Hand und hielt sie fest, bis sie wieder im Restaurant waren.


3. Kapitel

Christian Steinmann lief ruhelos in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er erkannte sich selbst kaum wieder. Was war nur mit ihm geschehen, seit wann brachte ihn eine Frau derart durcheinander?
Seit ihrer Rückkehr ins Restaurant war die unbekümmerte Fröhlichkeit, die er zeigte, nur noch ein Produkt seines schauspielerischen Könnens gewesen. Innerlich hatte Sandra ihn völlig aufgewühlt. Schon als sie ihm vorgestellt wurde, wusste er, dass sie etwas Besonderes sein musste. Er war in ihren Augen regelrecht versunken. Sie strahlten Wärme und Herzlichkeit aus, die auch ihr kurzer kratzbürstiger Ausrutscher nicht überdecken konnte.
Gleichzeitig ging eine Sinnlichkeit von ihr aus, der sie sich nicht im Geringsten bewusst zu sein schien und das unterschied sie gewaltig von den Frauen, die er gewöhnlich kennen lernte. Und er hatte Einsamkeit und Schmerz in ihren Augen gesehen und in ihm erwachte der Wunsch, ein Lächeln hineinzuzaubern.
Nach Isolde Bergers Interview verließ er, sobald es möglich war das Restaurant, um allein zu sein. Er musste einfach einen Moment in Ruhe nachdenken.
War es Liebe auf den ersten Blick? Er schüttelte den Kopf. So etwas gab es nur in seinen Filmen. Und doch, so wie Sandra sich ihm gegenüber verhalten hatte?
Der heutige Abend konnte vielleicht Aufschluss bringen. Spätestens auf der Premierenfeier würde er sie wiedersehen. Dann würde sich eine Gelegenheit finden, um zu sehen, was mit ihnen beiden los war.

Derweil befanden sich Sandra und Paula in ihrer Suite und bereiteten sich für den Abend vor.
„Er ist umwerfend, überhaupt nicht so, wie wir dachten, findest du nicht auch?“ Paula planschte in der Badewanne herum. „Es war nur schade, dass er so schnell wieder weg musste.“
Sandra stand vor dem Spiegel und legte ein dezentes Make- up auf.
„Was hast du denn erwartet, Paula? Es war doch von vornherein klar, dass er nur soviel Zeit wie unbedingt nötig mit uns verbringt.“
„Ich hätte mir gewünscht, dass er länger geblieben wäre. Was war eigentlich vorhin mit dir los? Du bist auf ihn losgegangen wie eine Wildkatze.“
Sandra wurde verlegen.
„Lass uns bitte nicht mehr davon sprechen, ja. Es war ohnehin peinlich genug.“
„Es würde mich nur brennend interessieren, was draußen auf der Straße zwischen euch vorgegangen ist. Also, was hat er gesagt?“
„Paula, bitte“, wehrte Sandra ab. „Es ist wirklich nichts Weltbewegendes passiert. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, er hat sich bei mir entschuldigt und das war alles.“
„Da hatte ich aber einen ganz anderen Eindruck“, meinte Paula. „Er hat seine Augen nicht mehr von dir gelassen. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass dir das entgangen ist.“
Es war ihr nicht entgangen und es hatte sie größte Anstrengungen gekostet, ihre Blicke von ihm fernzuhalten.
Ihre Gefühle waren derart in Aufruhr, dass ihr Körper innerlich zitterte. Sie hatte Angst vor dem heutigen Abend und davor, was passieren konnte. Wieso verliebte sie sich ausgerechnet in einen Schauspieler, hinter dem die halbe weibliche Nation her war. Er konnte einfach nicht ernsthaft an ihr interessiert sein. Sie passte doch überhaupt nicht in sein Umfeld, weder charakterlich und erst recht nicht äußerlich, an ihr war einfach nichts Glamouröses.
Da waren sie wieder, die alles zermürbenden Selbstzweifel. Am liebsten hätte sie sich jetzt im Bett verkrochen.
Paula stieg aus der Wanne und hüllte sich in einen riesigen weichen Bademantel.
„Steckst du mir nachher die Haare auf?“ fragte sie.
Sandra stierte in den Spiegel und antwortete nicht.
„Hallo Sandra, bist du noch da?“ rief Paula und Sandra zuckte erschrocken zusammen.
„Ich brauche wohl nicht zu fragen, wo du eben mit deinen Gedanken warst. Glaub deiner alten Freundin, dieser Mann ist nichts für dich, setz ihn dir lieber gar nicht erst in den Kopf.“
„Das weiß ich selbst“, sagte Sandra leise. „Jahrelang mache ich einen großen Bogen um alles, was nach Mann aussieht und dann passiert so etwas. Ich verstehe es selbst nicht...“
Sie brach mitten im Satz ab und sah Paula aus tränenverschleierten Augen an.
„Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt, ist das nicht ein Irrsinn? Als ob er gerade auf mich gewartet hätte, ausgerechnet er?“
‚Oh mein Gott, bloß das nicht’, dachte Paula nahm ihre Freundin in die Arme.
„Bitte, nicht weinen“, sagte sie und strich ihr tröstend über das Haar. „Wenn du jemand anders wärst, würde ich sagen, mach dir eine schöne Zeit mit ihm und dann tschüss. Aber du? So etwas kannst du nicht, dafür bist du nicht geschaffen.“
„Ich sollte ihn überhaupt nicht wiedersehen, Paula. Ich möchte dir den letzten Abend nicht verderben. Das Beste wird sein, du gehst allein mit Axel und Isolde und ich bleibe im Hotel.“
Paula schüttelte den Kopf.
„Das geht nicht, das weißt du doch. Wir haben doch am Anfang unterschrieben, dass wir für diese Zeitungsgeschichte zu Verfügung stehen und wenn jetzt eine von uns kneift, werden wir sicher Ärger bekommen. Du wirst da durch müssen, denn wir können es uns nie und nimmer leisten, den ganzen Aufenthalt hier selbst zu bezahlen.“
„Du hast ja recht“, sagte Sandra und riss sich zusammen. „Es ist auch wirklich reichlich albern, anzunehmen, dass sich ausgerechnet Christian Steinmann für jemanden wie mich ernsthaft interessiert.“
Sie hielt ihr Gesicht noch einmal unter den Wasserhahn und reparierte ihr von den Tränen zerstörtes Make up.
Die Freundinnen waren mit ihren Vorbereitungen gerade fertig geworden, als Isolde Berger aus der Lobby anrief.
Sandra trug ein rotes, schulterfreies, langes Kleid, das ihre schlanke Figur sehr gut zur Geltung brachte und Paula präsentierte sich in einem extravaganten blauen Glitzerensemble aus einer ihrer Boutiquen.
Vor dem Hotel wartete wie immer die weiße Limousine, der Chauffeur begrüßte sie mittlerweile wie alte Bekannte. Auch Isolde und Axel hatten große Garderobe angelegt, vor allem Axel sah im Anzug völlig verändert aus.
„Du wirkst ja direkt seriös, trotz der unvermeidlichen Kamera“, neckte ihn Paula und er lachte.
„Kleider machen eben Leute“, meinte er dann und sah sie bewundernd an. „Du könntest heute selbst glatt als Filmstar durchgehen.“
Paula bedankte sich artig für das Kompliment und sie stiegen in den Wagen.

Das Portal des Filmpalastes war hell erleuchtet, davor drängte sich eine unüberschaubare Menschenmenge um eine Absperrung, die nur eine schmale Gasse frei ließ. Blitzlichter zuckten durch die Dunkelheit und Sandra fühlte sich nach Hollywood versetzt. Solch eine Szenerie kannte sie bisher nur aus dem Fernsehen.
„Sollen wir etwa da hindurch gehen?“ fragte sie ängstlich.
„Nur keine Panik“, wurde sie von Isolde beruhigt. „Wir sind alle bei Ihnen. Sie beide haben heute die Chance, sich wie echte Stars zu fühlen und alle in der Menge dort draußen werden Sie auch dafür halten. Also, ich an Ihrer Stelle würde es genießen.“
„Ich habe damit kein Problem“, meinte Paula. „Ich schätze, die werden sich nachher furchtbar die Köpfe zerbrechen, wer wir waren.“
Sie stieg als erste aus dem Wagen und bewegte sich wie ein Profi über den roten Teppich. Sie winkte hierhin und warf Kusshände in die Menge wie ein echter Star.
Sandra schüttelte fassungslos den Kopf und hielt sich an Axel, der sie am Arm nahm und schnell durch das Blitzlichtgewitter führte. Die Fotografen riefen nach ihr, aber sie schaute angestrengt auf den Boden und traute sich nicht, den Blick zu heben.
Am Eingang wartete Paula. Sie hatte hochrote Wangen und war völlig aufgedreht.
„Das war einfach irre“, stieß sie atemlos hervor. „Die haben tatsächlich gedacht, dass ich dazugehöre.“
Axel lachte schallend.
„Unsere Paula hat ihre fünf Minuten Ruhm genossen, nicht dass sie jetzt blitzlichtsüchtig wird.“
Paula knuffte ihn lachend in die Seite und gemeinsam betraten sie das Kino.
Im Foyer des Filmpalastes drängten sich Menschen über Menschen und die beiden Freundinnen sahen sich mit großen Augen um, ehe sie ihre Plätze einnahmen. Sie sahen eine Menge bekannter Gesichter, hier herrschte massiver Promi- Alarm. Es waren richtige Berühmtheiten aus Film und Fernsehen anwesend, genauso wie Serien- Sternchen und auffällig gekleidete It- Girls, die man sonst nur in Boulevardmagazinen sah. Sandra und Paula mussten sich zusammennehmen, um nicht ständig mit dem Finger irgendwohin zu zeigen oder laut auszurufen, wen sie gerade wieder entdeckt hatten.
Paula war völlig von den Socken, als plötzlich der Sänger ihrer Lieblingsband vor ihr stand und sie wie eine alte Freundin mit Küsschen rechts und Küsschen links begrüßte. Leider war er nicht mehr ganz nüchtern und hatte sie wohl mit jemandem verwechselt. Er nuschelte etwas Unverständliches und ging weiter.
Sandra bekam sich vor Lachen nicht mehr ein und wurde endlich etwas lockerer.
Indessen hatte sich Axel erst einmal von ihnen verabschiedet. Er musste jetzt seine beruflichen Pflichten für die Zeitschrift erfüllen und so viele Prominente wie möglich fotografieren.
Paula sah sich nach Isolde Berger um und winkte sie zu sich heran.
„Wir sitzen wohl nicht bei Herrn Steinmann?“ fragte Paula sie.
„Nein, die Hauptdarsteller, der Regisseur und einige andere wichtige Personen sitzen in einer extra für sie reservierten Loge. Sie müssen ja nachher noch auf die Bühne.“
Sandra fiel ein Stein vom Herzen. Wenigstens würde sie in Ruhe den Film ansehen können und nicht mit der Tatsache konfrontiert werden, dass er vielleicht neben ihr saß.
Ein lauter Gong ertönte und die Menschen schoben sich langsam in den Kinosaal.
Paula und Sandra hatten sehr gute Plätze im hinteren Drittel des Saales und alles gut im Überblick. Paula schaute sich neugierig um und freute sich wie ein Kind, wenn sie wieder eine bekannte Persönlichkeit entdeckt hatte. Plötzlich stieß sie Sandra an.
„Sieh mal, er sitzt schräg über uns.“
Sandra musste nicht erst fragen, wen sie meinte. Sie blickte nach oben und sah Christian genau in die Augen. Er lächelte ihr zu und sie konnte gar nicht anders, als ihn ebenfalls anzulächeln. Er sah unglaublich gut aus an diesem Abend und sie musste wieder einmal alle Kräfte aufbieten, um ihren Blick von ihm abwenden zu können.
Isolde Berger lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück. Sie freute sich auf die Premierenfeier und auf Wolfgang Schneider, den Regisseur des Filmes. Sie waren seit vielen Jahren miteinander befreundet und sahen sich berufsbedingt leider nur sehr selten. Ihre beiden Schützlinge konnte sie nachher getrost sich selbst überlassen, die wussten sich offensichtlich auf gesellschaftlichem Parkett zu benehmen und Axel war später auch noch da.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739471150
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Oktober)
Schlagworte
Hollywood Liebesroman Millionär Star Filmstar Celebrity Architekt Erzählungen Kurzgeschichten Humor

Autor

  • Anna Graf (Autor:in)

Anna Graf startete ihre ersten Schreibversuche in den neunziger Jahren. Sie schrieb kleinere Romane, die allerdings in der Schublade blieben. 2013 nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und veröffentlichte erfolgreich den ersten 'Schubladenroman'. Seitdem schreibt sie, über das Leben, die Liebe, über Irrungen und Wirrungen, den Weg zum Glück zu finden. Ihre Heldinnen sind keine schwachen Frauen, im Gegenteil, sie sind selbstbewusst und wissen, sich im Leben zu behaupten.
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Titel: Liebe ist ein Hauptgewinn: Doppelband - zwei romantische Liebesromane