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Kroküsschen blühen schon im Frühling

Kurzroman

von Ulrike Ina Schmitz (Autor:in)
80 Seiten
Reihe: Waldwünschelbach, Band 4

Zusammenfassung

Babette hat die kleine Gärtnerei ihrer Eltern geerbt. Als sie expandieren, und somit ihre Pflanzenangebote im Internet veröffentlichen will, ist guter Rat, sprich gute Homepage, teuer. Eine Freundin rät ihr jedoch, sich mit ihrem Anliegen an ihren alten Schulkameraden zu wenden, welcher sich im Bereich der Internettechnik bestens auskenne. Die junge Gärtnermeisterin ist sofort Feuer und Flamme und wendet sich an ihn. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass aus dem so kleinen und munteren Jungen, den sie in der Schule erlebt hatte, mittlerweile ein äußerst charmanter Mann geworden ist.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Zur Autorin:

Ulrike Ina Schmitz ist 1958 in Duisburg geboren. 

Seit dem Jahre 2005 wohnt sie mit ihrem Ehemann und zwei Hunden im Westerwald.

 

Zur Handlung des Buches:

Babette hat die kleine Gärtnerei ihrer Eltern geerbt. Als sie expandieren, und somit ihre Pflanzenangebote im Internet veröffentlichen will, ist guter Rat, sprich gute Homepage, teuer. Eine Freundin rät ihr jedoch, sich mit ihrem Anliegen an ihren alten Schulkameraden zu wenden, welcher sich im Bereich der Internettechnik bestens auskenne. Die junge Gärtnermeisterin ist sofort Feuer und Flamme und wendet sich an ihn. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass aus dem so kleinen und munteren Jungen, den sie in der Schule erlebt hatte, mittlerweile ein äußerst charmanter Mann geworden ist.

Die Handlung des Romans ist reine Fiktion. Eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen sind völlig unbeabsichtigt.

Bisher veröffentlichte Waldwünschelbach-Romane:

Waldwünschelbach Band 1: Weihnachtsküsse schmecken süßer

Waldwünschelbach Band 2 Weihnachtsteddy und Schneekugelküsschen

Waldwünschelbach Band 3 Froschküsschen für das Burgfräulein

Waldwünschelbach Band 4 Kroküsschen blühen schon im Frühling

Internetträume

Wow!“ Babette schaute fasziniert auf die violette und gelbe Blütenpracht der Krokusse die auf ihren Feldern blühten. „Da kann ich bestimmt schon im August jede Menge Brutzwiebeln verkaufen.“ 

Babette Biber hatte einen kleinen ererbten Gärtnereibetrieb in Waldwünschelbach. Das Freiland umfasste zwar nur um die 5000 Quadratmeter, aber das, und die zwei Gewächshäuser mit jeweils 1000 Quadratmetern, boten einiges an täglicher Laufarbeit für die sechsundzwanzigjährige. Sie hatte zwei ältere Gärtnergehilfen zur Unterstützung, die fünfundfünfzigjährige Marga Fruchtkern und der siebzigjährige Heinrich Bannerle. 

Babette schaute sich zusammen mit Marga, das beeindruckende Blütenwunder an. „Was hältst du davon Marga?“ 

Ja, ich muss schon sagen, da hattest du eine prima Idee mit den Krokuszwiebeln. Doch, wie willst du sie anbieten? Etwa im Internet?“ 

Ja, ich denke, das wird das Beste sein. Doch zuallererst brauche ich eine eigene Homepage. Und leider fängt damit das Problem schon an. Ich fürchte, das wird sehr teuer werden.“ 

Marga Fruchtkern verzog das Gesicht. „Kann man das nicht selber machen?“

„Natürlich. Man kann alles selber machen. Doch ich weiß nicht wann, denn im Moment habe ich hier draußen genug zu tun und kann nicht ständig nur am Computer herumhängen. Wahrscheinlich bräuchte ich da auch noch irgendeine Software um das zu machen und die kostet ja auch etwas.“

Na, warte mal …“, Marga überlegte. „So viel ich weiß, hat doch Benno, der Sohn von Hans Liebkind, Informatik oder so studiert.“ 

Benno? Ich kann mich nur entfernt an ihn erinnern. Ich glaube, der war doch mindestens fünf Jahre älter als ich. Hat der nicht irgendwo in Köln studiert?“ 

Nein, ich meine das war in Aachen.“ 

Wie dem auch sei. Den habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.“ 

Aber, er ist wieder da. Er will hier bei uns in Waldwünschelbach eine Computerschule eröffnen.“ 

Woher weißt du das denn?“ 

Du weißt doch, dass Monika, seine Mutter, meine beste Freundin ist.“ 

Na klar, das weiß ich. Also will Benno jetzt hier eine Computerschule eröffnen?“ 

Laut Monika, ja.“ 

Der will aber doch bestimmt auch viel Geld dafür haben, falls er mir dann überhaupt solch eine Homepage erstellen würde?“ 

Weißt du was? Frage doch einfach die Monika, ob Benno dir da nicht irgendwie entgegenkommen könnte. Vielleicht könntest du den Liebkinds ja den Vorgarten neu gestalten, der hat's sowieso nötig, so wie der aussieht. So viel ich weiß, hat es Hans am Kreuz und Monika hat auch keine Zeit im Garten herumzuwuseln.“ 

Na ja. Möglich wäre das schon“, sagte Babette grübelnd. „Wenn Benno darauf eingeht? Immerhin ist es ja nicht sein Garten, sondern der seiner Eltern.“ 

„Aber die Computerschule soll doch in die große Halle daneben `reinkommen. Und die Halle gehört nun mal Bennos Eltern. Soviel ich mitgekriegt habe, zahlt er auch keine Miete dafür. Dadurch ist das mit dem Garten doch dann sowieso eins.“

Vielleicht hast du recht, fragen kann man ja mal.“ 

Als Babette in ihrem kleinen Büro saß, kam sie auf Margas Idee zurück. Sie wollte zumindest die Wirtin Monika Liebkind einmal anrufen, um ihr gegebenenfalls ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Doch das Telefon schellte bevor Babette nur den Hörer überhaupt berührt hatte. Sie stutzte. Auf dem Display stand André. André Hahn war ihr Exfreund, mit dem sie sich auch fast verlobt hätte. Er war vor ein paar Jahren Tierarzt in Waldwünschelbach gewesen, ehe Jürgen Dreher die Praxis übernommen hatte. André hatte inzwischen einen besser bezahlten Job in der Letzendenburger Tierklinik übernommen. Babette fragte betont sachlich: „Hallo André! Was kann ich für dich tun?“ 

Hallo Lieblings Exfreundin! Ich habe ein kleines Anliegen an dich“, säuselte der Ehemalige in den Hörer. 

Tatsächlich?“, fragte Babette kritisch. Nach der Trennung waren Babette und er zwar nicht verfeindet, jedoch auch nicht befreundet. Sie waren sich einfach nur gleichgültig geworden. Zumindest Babette empfand das so oder hoffte es zumindest. 

Ich bräuchte einen Rat von dir, Babettchen. Ich weiß ja, dass du einen sehr erlesenen Geschmack hast.“ 

Babette hob die Brauen, antwortete jedoch nicht.

Ich habe da diese unwiderstehliche neue Kollegin und möchte ihr ein kleines Willkommensgeschenk überreichen. Ich dachte da so an einen wunderschönen Strauß Frühlingsblumen. Würdest du dich über so etwas freuen?“ 

Ja. Das ist doch eine gute Idee.“ 

Hast du in deiner kleinen Gärtnerei eventuell noch ein paar anständige Blühpflanzen für mich und darum bitte ich, könntest du mir etwas für Gerlinde, so heißt meine neue Kollegin, zusammenstellen?“ 

Wir haben noch Narzissen, Fresien, Iris, Tulpen und einige andere Frühjahrsblüher. In welchen Farben möchtest du den Strauß denn haben.“ 

Na, bunt jedenfalls nicht. Höchstens ganz zarte Farben. Gerlinde ist nämlich ein äußerst zartes Geschöpf.“ 

Babette verdrehte die Augen. „Ich könnte dir ein Blumenbouquet mit weißen und zartrosa Blüten zurechtmachen.“

Du bist ein Schatz, Babettchen. Ich komme dann heute um die Mittagszeit und hole den Strauß bei dir ab.“ 

Alles klar. Bis heute Mittag dann.“ 

Babette ging hinüber in die Gärtnerei und sagte zu Marga: „Könntest du für heute Mittag ein Bouquet in hellrosa und weiß für André zurechtmachen?“

Hellrosa und weiß? Hoffentlich haben wir noch genug davon da. Du weißt doch, dass Roland Weintraub für übermorgen zwei Dutzend weiße Fresien und rosa Tulpen bestellt hat.“ 

Roland Weintraub war der Besitzer des Dorfcafés, „Die Kaffeetasse“, in Waldwünschelbach.

„Ja stimmt. Doch ich glaube, es wird trotzdem reichen. André will seine neue Flamme mit einem Frühlingsstrauß beeindrucken.“

„Schon wieder eine neue Freundin!“, stieß Marga abwertend aus. „Der lässt ja auch wirklich nichts anbrennen.“

„Tja“, seufzte Babette. „So ist es eben. Das geht uns aber Gott sei Dank nichts an. Wenn der gute Mann damit glücklich ist, soll er doch.“

„Dass du das so leicht nimmst? Der Typ hat dich doch schließlich nach Strich und Faden betrogen.“

„Das stimmt zwar, doch ich denke eher, dass er mir damit einen Gefallen getan hat. So konnte ich mich endlich von ihm lösen, denn wir haben eigentlich nie so richtig zusammen gepasst.“

Wo du recht hast, hast du recht …“, bemerkte Marga naserümpfend. 

Nimm's einfach leicht, meine Liebe. Wenn wir gute Ware liefern, ist das immerhin auch Werbung für uns. André kennt ziemlich viele Leute. Wie du ja weißt, will ich im August das Geschäft mit den Krokuszwiebeln machen. Da können wir jede Art von Reklame und gutem Leumund gebrauchen.“ 

Marga Fruchtkern zuckte nur mit den Schultern und ging in Richtung des Gewächshauses, in dem die Frühlingsschnittblumen standen. Dort traf die fünfundfünfzigjährige Gärtnergehilfin auf Heinrich Bannerle, der sich emsig mit einer Drahtbürste an den Heizungsrohren zu schaffen machte. 

Na, Heinrich, bald fertig mit dem entrosten?“ 

Der siebzigjährige blickte von seiner Arbeit auf. „Ja, wird schon. Ist die Rostschutzfarbe schon geliefert worden?“, fragte der alte Mann brummig. 

„Woher soll ich das wissen? Da musst du schon Babette fragen. Die macht doch die Bestellungen online. Frag‘ sie halt!“ 

Ja, das werd‘ ich auch tun, verlass dich darauf.“ 

Die beiden älteren Herrschaften verkehrten meist recht schnippisch miteinander, obwohl sie sich schon sehr lange kannten und im Grunde genommen nichts aufeinander kommen ließen.

Als Babette ins Gewächshaus kam, hatte Marga zwischenzeitlich bereits einen beträchtlichen Strauß gebunden. „Wie ich sehe, hast du doch noch ein paar schöne Blüten zusammenbekommen, Marga.“ 

Sicher, für den sauberen Herrn Doktor Hahn nur das beste“, grunzte Marga. 

Babette warf einen kurzen Blick auf die Blütenpracht in Margas Hand. „Dreh doch gleich noch eine von den rosa Schleifen darum, das sieht immer so entzückend aus. Übrigens, ich habe mit Monika Liebkind gesprochen. Sie fragt, ob ich zur Mittagszeit vorbeikommen könne. Benno wäre nämlich zur Mittagszeit auch da, sagt sie. Ich habe mir deshalb gedacht, ich könnte dort dann ebenfalls zu Mittag essen. Schließlich muss ich mich ja ein bisschen revanchieren, damit die Liebkinds ein paar Einnahmen haben.“ 

Alles klar. Recht so, tu das. Und grüße meine liebe Freundin Monika schön von mir. Dienstag sehen wir uns ja wie immer beim Karten spielen.“ 

Ach ja und, Marga …“ Babette hob den Finger gespielt mahnend. „Sei nicht zu böse zu dem lieben Herrn Doktor!“ 

Marga schnaubte: „Der wird sich schon nicht beschweren können.“

Babette wollte gerade gehen, als Heinrich auf sie zu kam. „Hast du die Rostschutzfarbe schon bestellt, Mädchen?“ Babette lächelte, bei der Tonart die der alte Mann anschlug. Sie kannte Heinrich, genau wie Marga, bereits seit ihrer Kindheit, da die beiden schon für ihrem verstorbenen Vater gearbeitet hatten. „Ist schon alles nach deinen Wünschen gerichtet worden Heinrich, mach dir keine Sorgen. Ich hoffe, die Sendung wird noch heute im Laufe des Tages mit der Post zugestellt.“

Heinrich brummte zustimmend und ging zurück an seine Arbeit. Derweil machte sich Babette auf den Weg zur Gaststätte Liebkind. 

Bei den Liebkinds war heute Reibekuchentag. Reibekuchen mit Apfelmus. Als Babette das auf dem Menüplan, der vor der Gasthaustür hing, las, lief ihr das Wasser im Munde zusammen.

Benno ist noch nicht da Babette“, empfing Monika sie sogleich, als sie die Wirtschaft betrat. „Er hat gerade Bescheid gesagt, dass es später wird.“ Die Gastwirtin begleitete Babette an einen Tisch in der Ecke. „Das ist ja jetzt blöd für dich, meine liebe. Ich hoffe, Benno schafft es noch, doch er war nicht sicher. Entweder kommt Benno in der nächsten Viertelstunde oder erst wesentlich später.“ 

Da kann man nichts machen. Ich kenne das ja, manchmal kommt einem eben einfach was dazwischen. Ich freue mich trotzdem auf deine leckeren Reibekuchen.“ 

Okay … eigentlich backt mein Mann die ja. Aber du hast recht, der macht das wirklich gut.“ 

Monika setzte sich zu ihr an den Tisch und nur einen Moment später kam auch schon Hans Liebkind mit einem Teller Reibekuchen in der Hand. Er stelle ihn lächelnd vor Babette und wünschte ihr einen guten Appetit, dann ging er an seine Arbeit zurück. Derweil waren noch weitere Gäste eingetroffen, die ebenfalls das Tagesgericht angefordert hatten. Monika entschuldigte sich bei Babette und sagte: „Ich glaube, ich werde jetzt gebraucht meine liebe Babette, bevor hier Unruhe aufkommt, mach ich lieber mal weiter.“ 

Lass dich nicht aufhalten, Monika. Ich bin selbst Geschäftsfrau, da weiß ich wie das ist.“ 

Zu Babettes Pech erschien Benno an diesem Mittag nicht mehr, also war anzunehmen, dass er aufgehalten worden war. Nachdem sie gegessen hatte, ging Babette an die Theke, um ihr Essen zu bezahlen. „Es hat wirklich unglaublich gut geschmeckt, Monika, das kannst du gerne deinem Mann ausrichten.“

„Ja, ich werde es ihm mitteilen“, antwortete Monika geschäftig. „Schade, dass Benno es nicht geschafft hat. Ich sage ihm, er soll sich mit dir in Verbindung setzen.“

„Ja danke!“ Babette machte sich auf den Weg nach Hause, denn sie hatte heute unter anderem, noch etliche Arbeiten im Büro zu tun. So hilfreich ihr Marga und Heinrich ja waren, die Büroarbeit musste sie allein machen. Unerfreulicherweise verbrachte sie dadurch mehr Zeit im Büro, als sie wollte. Hoffentlich bekäme sie wenigstens die leidige Angelegenheit mit der Webseite bald geregelt. Ihr grauste davor, Stunden am Computer zu verbringen. Schon als kleines Mädchen hatte sie die meiste Zeit fast ausschließlich draußen an der frischen Luft verbracht. Selbst als Kind hatte Babette ihren Eltern bereits gerne in der Gärtnerei geholfen. Sie atmete tief ein. Leider Gottes waren ihre Eltern im vorigen Jahr, beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Während dieser traurigen Zeit hielt sich Babette selbst, in Holland, in dem großen Gartenbaubetrieb ihrer Tante, auf. Wenigstens hatte sie da schon ihre Gärtnermeisterprüfung bestanden und so war es für sie nicht weiter schwierig den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Mit dem Nachteil natürlich, dass sie von da an allein klarkommen musste. Deshalb war sie auch so froh darüber, dass die zwei älteren Angestellten ihr treu zur Seite standen. Diese beiden bewährten Menschen hatten ja schon so viele Jahre mit ihren Eltern zusammengearbeitet und wussten somit auch, was in dem Gärtnereibetrieb getan werden musste. 

Am Nachmittag saß Babette immer noch über ihre Schreibarbeit, als es kräftig an ihrer Bürotür klopfte. „Ja bitte“, sagte Babette ohne aufzusehen, da sie Marga oder Heinrich vermutete.

Hallo! Du wolltest mich sprechen?“ 

Babette schaute leicht irritiert hoch. Mitten in ihrem Büro stand ein Mann. Und was für einer. An dem stimmte wirklich alles. Babette starrte den gutaussehenden Mann sprachlos an, bis dieser sich räusperte und ein Grinsen auf seinem Gesicht erschien. Das breite Grinsen machte den Mann allerdings noch attraktiver, weil dabei kleine Grübchen auf seinen Wangen erschienen. Babette faszinierten Grübchen seit jeher. Als ihr bewusst wurde, dass sie den Mann immer noch anstarrte, fragte sie stockend: „Ähm … ich verstehe nicht …sie sagten, ich wollte sie sprechen?“ 

Die adonisgleiche Gestalt kam auf Babette zu und stellte fest: „Hey, wir kennen uns. Du bist Babette Biber.“ 

Babettes Stirn legte sich grübelnd in Falten. „Ja. Ich bin Babette, aber …ich weiß nicht … oder doch? Du kommst mir schon irgendwie bekannt vor.“

„Gestatten! Benno Liebkind!“ Der Gutaussehende streckte ihr seine rechte Hand entgegen. „Wir sind auf dieselbe Schule gegangen, obwohl du natürlich einige Klassen unter mir warst.“ 

Was? Du bist der kleine schmächtige Benno, der meist nur als Klassenclown abgetan wurde? Das glaube ich nicht …“ 

Benno ließ wieder sein atemberaubendes Grübchenlächeln sehen. „Tja, ich bin dann doch noch etwas gewachsen und vielleicht auch sogar ein wenig ernster geworden. Wir haben uns ja lange nicht gesehen.“ 

Ja, ich erinnere mich. Du warst auf dem Internat und nur in den Ferien zu Hause. Da ich indessen in den Ferien immer bei meiner Tante Beatrix in Holland war, sind wir uns nie mehr über den Weg gelaufen. Doch entschuldige. Willst du dich nicht setzen?“ Babette musste sich zusammennehmen, um nicht bei Bennos Anblick in Euphorie zu verfallen. So blickte sie, um sich abzulenken, schnell auf seine Hände, die er beim Hinsetzen auf ihrem Schreibtisch abstützte. 

Babette seufzte lautlos auf. Sie dachte, dass es wohl keine gute Idee gewesen wäre auf seine Hände zu starren. Seine Hände waren nämlich ziemlich groß und maskulin und in ihrer Fantasie kamen ihr Dinge in den Sinn, welche ihr den Schweiß in die Poren trieben. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre, um sich zu beruhigen, in eine Art monotones Singsang verfallen. 

Zum Glück riss Benno sie aus ihren Gedanken und sprach: „Nun, dann schieß mal los! Was willst du, dass ich für dich tu?“

Babette riss die Augen auf und spontan fielen ihr einige Dinge ein, die er für sie tun könnte, wie … da schalt sie sich stumm eine dumme Pute. Als Nächstes antwortete sie gefasst: „Ich habe gehört, du gibst Unterricht am PC?“

Benno sah sich um und seine Augen blieben an ihrem Notebook, dass auf dem Schreibtisch stand, hängen. „Aber sicher kannst du doch mit einem Computer umgehen oder ist das etwa eine Attrappe da vor dir?“ 

Nein, der ist schon echt!“, kicherte Babette, was ihm ein Lächeln entlockte. „Also, ich kann natürlich mit einem Computer umgehen. Das Problem ist, ich möchte mit meinem Betrieb ins Internet. Onlinehandel, du verstehst? Im Sommer sind meine Krokuszwiebeln bereit zum Verkauf. Deshalb möchte ich eine eigene Homepage. Leider weiß ich nicht wie und … nun kommst du ins Spiel.“ 

Du willst, dass ich dir beibringe, wie man eine Homepage erstellt?“ 

Tja … vielleicht … nicht so direkt. Eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt Zeit dafür habe. Das dauert doch bestimmt Stunden, bis man so einen Internetauftritt fertig hat. Da ich ja von nichts eine Ahnung habe.“ 

Benno nickte zustimmend: „Ein paar Stunden wirst du dafür schon brauchen. Warum lässt du dir nicht von einem professionellen Webdesigner eine Webseite erstellen? Dann brauchst du deine wertvolle Zeit nicht damit zu vergeuden. Eine richtig gut gestaltete Homepage macht schon etwas her.

Babette seufzte: „Ich würde ja gerne, aber … ich glaube, das überschreitet bei weitem mein Budget. Wenn du mir allerdings hilfst, könnte ich es vielleicht schneller schaffen.“ Babette schaute Benno hoffnungsvoll an.

Benno legte die Stirn in Falten und antwortete zunächst nicht darauf. Da erwiderte Babette schnell: „Selbstverständlich werde ich dir die Stunden vergüten und … ich hoffe natürlich insgeheim, dass du, der alten Freundschaft wegen, mir finanziell etwas entgegenkommen könntest.“ 

Benno dachte nach. In der Jugend hatte er Babette immer gut leiden mögen, weil sie nicht so zickig war, wie die anderen Mädchen ihres Alters. Ungeachtet dessen waren sie trotzdem nicht wirklich Freunde gewesen. Er blickte Babette abschätzend an. Was er sah, gefiel ihm nichtsdestotrotz. Sie sah sexy aus, obgleich ihr Gesicht ungeschminkt war. Aber vielleicht gefiel sie ihm gerade deshalb so gut. Abgesehen davon schien sie auch heute noch keine Zicke zu sein. Benno holte tief Luft und sagte: „Okay … wann sollen wir anfangen?“ 

Du tust das wirklich?“, fragte Babette erfreut. „Das ist ja unglaublich nett von dir. Ich hatte fast nicht damit gerechnet.“ 

Nun, ein bisschen musst du selbstverständlich immer noch von deiner wertvollen Zeit opfern. Ich bin nämlich dabei eine Computerschule aufzubauen. Nach den Osterferien soll bereits der erste Unterricht stattfinden. Dafür habe ich vorher noch so einiges vorzubereiten. Wir fangen demnach Morgen mit dem Bau deiner Homepage an. Ich hoffe, du hast abends noch nichts vor?“ Er sah sie fragend an. 

Nein und wenn auch. Ich nehme mir die Zeit. Du bestimmst, wann es losgeht. Wo wollen wir es tun?“, fragte Babette entzückt, doch als ihr die Doppeldeutung ihrer Frage aufging, bemerkte sie, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Zum Glück schien Benno nichts davon zu bemerken und antwortete: „Vielleicht kommst du erst einmal zu meinen Eltern in die Gaststätte. Wie du sicher weißt haben sie einen öffentlichen Computer in ihrem kleinen angeschlossenen Internet Café. Dort können wir wahrscheinlich am besten arbeiten. Ich werde bei meinen Eltern für morgen Abend reservieren. Die Gebühr für die Pc Benutzung kannst du ja dann gleich bei meinen Eltern entrichten.“ Dann grinste er: „Ich werde, unserer alten Freundschaft wegen, zunächst einmal umsonst arbeiten.“ 

Danke. Ich werde da sein.“ 

Als Benno gegangen war, kam Marga Fruchtkern ins Büro. „Ich habe Benno gerade herauskommen sehen. Hat alles geklappt mit ihm?“

„Ja“, antwortete Babette erleichtert. „Er nimmt noch nicht einmal Geld dafür.“

„Siehst du? Wie gut, dass ich die Idee hatte. Der Benno war schon immer ein guter Junge. Übrigens hat dein Verflossener heute Mittag den Strauß abgeholt. Er schien ziemlich enttäuscht darüber, dass er dich nicht angetroffen hat.“

„Tja … da kann ich ihm auch nicht helfen. Obwohl wir nicht als Feinde auseinandergegangen sind, bin ich jedes Mal froh, wenn ich ihm nicht begegne. Er schafft es nämlich stets erneut mich klein aussehen zu lassen.“

Das ist doch Unsinn, Babette. Du kannst genauso stolz auf deine Arbeit sein, wie der noble Herr Doktor auf seine. Du brauchst dich vor niemanden zu verstecken.“ 

Danke Marga. Ich lege sehr viel Wert auf dein Urteil, aber das weißt du ja.“ 

Tatsächlich war Doktor André Hahn äußerst enttäuscht darüber gewesen, dass er Babette in ihrer, wie er sie geringschätzig nannte, kleinen Gärtnerei, nicht angetroffen hatte. Er hätte ihr so gerne weiter vorgehalten, was sie an seiner Person verloren hatte. Abgesehen davon war er ein gutaussehender souveräner Typ. Eine Frau musste doch stolz sein, so jemanden wie ihn ihren Freund zu nennen. Sicher, sie hatten fast zeitgleich miteinander Schluss gemacht oder vielmehr waren sie beide übereingekommen, dass sie nicht wirklich zueinander passten. Auf der einen Seite Babette, eine kleine Gärtnermeisterin, die ihre ganze Energie in den ererbten Betrieb ihrer Eltern stecken musste, um nicht Schiffbruch zu erleiden. Und auf der anderen Seite, er, der überlegene Herr Doktor -veterinär, mit unglaublichen Zukunftsaussichten. Natürlich wäre es André Hahn lieber gewesen, die kleine Babette hätte ihm noch ein wenig mehr nachgetrauert, aber was nicht ist, konnte ja noch werden. Er musste ihr halt immer wieder vor Augen führen, welchem attraktiven Menschen sie den Laufpass gegeben hatte. Auch, wenn er selbst eine gewisse geistige Enge, im Verkehr mit Babette, empfunden hatte. Er musste ihr im Nachhinein klarmachen, dass er wer wäre und was ihr an ihm entgangen war. Seiner Meinung nach war sie doch nur eine unbedeutende Person mit dem Niveau eines inakzeptablen Wühltischmäuschens. 

So kam er also leicht unzufrieden in sein Büro, in der Tierarztklinik Letzendenburg, zurück. Gleichgültig stellte er den üppigen Frühlingsstrauß in einen kleinen Eimer unter dem Handwaschbecken. Sobald seine neue Kollegin ihren Dienst antrat, um seine heutige Ablösung zu übernehmen, würde er ihr das Gebinde in die Hand drücken. 

Gerlinde Ocker war sehr überrascht über den üppigen Frühlingsstrauß, den ihr Kollege André überreichte. Sie fand den Kollegen zwar sehr sympathisch, war ihm gegenüber bisher dennoch reserviert geblieben. Betrüblicherweise hatte sie nämlich mit schönen Männern in der Vergangenheit reichlich schlechte Erfahrungen gemacht. Aus diesem Grund ging sie auch bei André Hahn, der ihr fast zu schön erschien, als dass er ehrlich sein könnte, auf Nummer sicher. „Das ist ja ein toller Strauß, André. Womit habe ich den denn verdient?“ 

André Hahn lächelte sein charmantestes Lächeln und säuselte: „Für eine liebe neue Kollegin ein kleiner Willkommensgruß.“

Gerlinde sog den angenehmen, leichten Duft der Blumen ein. „Die sind ja unglaublich frisch. Wo bekommt man denn so etwas?“

Geheimnisvoll flüsterte André: „Man hat so seine Quellen.“ Dann grinste er: „Eine Exfreundin von mir hat eine kleine Gärtnerei in Waldwünschelbach.“

Dann seid ihr euch noch wohlgesonnen, du und deine Exfreundin, trotz eurer Trennung? Es muss ja so sein, sonst hätte sie dir wahrscheinlich eher ein Friedhofsbouquet überreicht“, lächelte sie verschmitzt. 

Nein, wir verstehen uns noch ausgezeichnet. Wir sind immer noch befreundet. Für die kleine Babette war die Trennung natürlich besonders schmerzhaft, sie hat mich fast angebetet. Nun, ich mag die Kleine ja auch immer noch irgendwie. Man muss sich schließlich, selbst nach einer Trennung, gegenseitig respektvoll verhalten.“ 

So? Das geht also auch? Ich wünschte meine Exfreunde hätten oder würden sich so verhalten wie du.“ 

Was sind das wohl für dumme Männer, die einer bezaubernden Frau das Leben so schwer machen? Wahrscheinlich Idioten.“ 

Gerlindes Gesicht überzog sich mit einer sanften Röte. Sie roch aus Verlegenheit noch einmal an dem herrlichen Strauß und sagte: „Dann danke nochmal. Ich werde mir jetzt erst einmal eine Vase besorgen.“

Pünktlich, wie ausgemacht betrat Babette die Gaststätte Liebkind. Monika, die an der Bar stand, winkte ihr zu und rief: „Benno kommt ein paar Minuten später, soll ich dir ausrichten. Möchtest du derweil schon mal etwas trinken?“

Babette nickte und dachte, dass es ja auch das mindeste wäre, bei Monika ein Getränk zu bestellen, um Benno wenigstens ein bisschen die Arbeit zu vergelten. Sie nahm jedoch keinen Alkohol, sondern eine Cola light, da sie keine Lust hatte bis zu Bennos Eintreffen schon einen Schwips zu haben. Monika brachte das Getränk und setzte sich derweil zu ihr an den Tisch. 

Und, wie läuft das Geschäft?“, fragte die Wirtin Babette interessiert. Monika Liebkind war mit Babettes Eltern sehr gut befreundet gewesen. 

Ich denke, es macht sich. Ich brauche nur mehr Werbung. Und die will ich größtenteils mit einer eigenen Homepage erreichen. Ich denke, dass dann im August das Geschäft mit den Blumenzwiebeln losgehen kann.“ 

Das ist toll. Für mich kannst du übrigens auch einige reservieren. Ich liebe Krokusse.“ 

Babette nickte Monika zu und blickte automatisch hoch, als die Tür des Hinterzimmers aufging. Herein kam Benno, der eine wunderschöne, brünette Frau im Arm hielt. Beide lachten ausgelassen und Babette verspürte mit einem Mal einen kleinen Stich in der Herzgegend. Fast hatte sie das Gefühl nicht richtig atmen zu können. Schnell schloss sie die Augen und blickte zurück in Monikas Gesicht. Die Wirtin erzählte begeistert von irgendwelchen Frühjahrsblühern, die während ihrer Kindheit auf dem Rasen vor der Gaststätte gestanden hatten. Babette schaute abermals in Richtung Benno und diesmal folgte Monika ihrem Blick. „Ah, da kommt Benno ja. Er hat eine Kommilitonin zu Gast. Sie haben zusammen in der Wohngemeinschaft gelebt. Sie sind immer noch sehr gut befreundet. Benno will sie dazu überreden mit in die Computerschule einzusteigen.“ 

Babette schluckte. Was war bloß los mit ihr? Jetzt sah sie, dass Benno der Frau auf die Wange küsste und die beiden verabschiedeten sich lachend.

Nachdem Benno seine Studienfreundin zur Tür hinausbegleitet hatte, trat er auf den Tisch zu, an dem seine Mutter und Babette saßen. „Hallo Babette! Entschuldige bitte, ich bin aufgehalten worden.“ Benno blickte seine Mutter bittend an. „Muttel, hast du vielleicht noch etwas zu Essen für mich? Ich habe einen Bärenhunger.“ 

Natürlich, mein Junge“, antwortete Monika und stand auf. „Ich hole dir sogleich etwas.“ 

Du hast doch nicht dagegen Babette, dass ich zuerst einmal etwas esse? Ich hoffe, du hast Zeit mitgebracht. Denn, wenn ich jetzt nicht sofort etwas zu mir nehme, wirst du leider erleben müssen, dass ich vor deinen Augen hungrig zusammenklappe.“ 

„Natürlich kann ich warten, Benno. Iss nur erst ruhig!“ 

Monika kam mit einem großen Teller Bratkartoffeln zurück und stellte sie vor Benno hin, der zufrieden grinste. Die Wirtin fragte: „Magst du auch etwas essen, Babette?“

„Nein danke, ich habe vorhin zu Hause gegessen. Doch gerne kannst du mir noch eine Cola light bringen.“

Monika kam kurze Zeit später und brachte die bestellte Cola für Babette und ein großes Glas Bier für Benno. Heißhungrig machte sich Benno über sein Essen her. Er fragte Babette: „Hast du zwischenzeitlich bereits einen Internetprovider auserkoren?“ 

Ähm … nein. Für was soll so etwas nochmal gut sein?“ 

Benno lachte: „Den brauchst du für deine Homepage. Es ist aber kein Problem, dass du keinen kennst. Wir nehmen einfach den Provider, mit dem ich meine Geschäfte abwickle.“

Babette zuckte mit den Schultern: „Bei mir musst du davon ausgehen, dass ich von diesem Thema überhaupt keine Ahnung habe.“ Dann schaute Babette erschrocken auf: „Muss ich mir etwa Notizen machen? Ich habe überhaupt nicht zu schreiben dabei, so etwas Dummes.“

Benno grinste: „Zur Not hätte ich schon noch etwas Schreibpapier für dich übrig. Doch heute brauchst du noch nicht zu schreiben. Ich werde dir heute erst einmal im Großen und Ganzen erklären, wie der Bau einer Homepage abläuft.“

Nachdem Benno aufgegessen hatte, gingen sie hinüber in das kleine Internetzimmer, das Monika und Hans Liebkind für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellten. Danach gab Benno Babette eine kleine Einführung in das Wesen einer Webseite. Babette wurde mit einem Mal bewusst, wie viel Detailarbeit in der Erstellung einer Homepage lag. Daraufhin sagte sie ein wenig bedrückt: „Ich glaube, ich habe die ganze Arbeit dafür doch ziemlich unterschätzt und weiß nun nicht, ob ich dir das überhaupt zumuten darf. Ich glaube, soweit darf ein Freundschaftsdienst nicht gehen. Es ist mir klar geworden, dass ich mir nun etwas anderes einfallen lassen muss. Was denkst du, was mich so ein Webdesigner kosten wird?“ 

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752112375
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
Krokusse Liebesroman Harmonie Oma Leidenschaft Frühling Freundschaft Waldwünschelbach Mutter Liebe

Autor

  • Ulrike Ina Schmitz (Autor:in)

Ulrike Ina Schmitz lebt mit ihrem Mann und ihrer liebenswerten Colliemischlingshündin im Westerwald.
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Titel: Kroküsschen blühen schon im Frühling