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Weihnachtsteddy und Schneekugelküsschen

Kurzroman

von Ulrike Ina Schmitz (Autor:in)
70 Seiten
Reihe: Waldwünschelbach, Band 2

Zusammenfassung

Lena Meisters fängt kurz vor Weihnachten in ihrer neuen Stellung in einem Spielzeugkaufhaus an. Alles könnte so schön sein, denn Lena hat die besten Voraussetzungen für diesen Job. Sie liebt Spielzeuge. Sie hat dort eine liebe Freundin gefunden, die ihr manchen Ratschlag geben kann. Aber das beste ist, sie hat sogar einen tollen Chef, der obendrein auch noch ziemlich heiß aussieht. Zu ihrem Leidwesen ist in diesem Kaufhaus auf einmal ähnliches eingetreten, weshalb sie ihre alte Stellung gekündigt hatte. Ein Kollege, der nicht bei ihr landen konnte, versucht Lena seitdem auszutricksen, wo er nur kann. Zum Glück hat Lena eine starke Persönlichkeit und kann sich gegen ihren missliebigen Kollegen durchsetzen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Die Handlung des Romans

Lena Meisters fängt kurz vor Weihnachten in ihrer neuen Stellung, in einem Spielzeugkaufhaus, an. 

Alles könnte so schön sein. Denn Lena hat die besten Voraussetzungen für diesen Job, sie liebt Spielzeuge. Toll ist, sie hat auf ihrer neuen Arbeitsstelle gleich eine liebe mütterliche Freundin gefunden, die ihr manchen Ratschlag geben kann. Doch das allerbeste ist, sie hat nun einen supertollen Chef, der obendrein auch noch ziemlich heiß aussieht.

Wenn da nur nicht, zu ihrem Leidwesen, ein ähnliches Problem aufgetreten wäre, weshalb sie schon ihre alte Stellung gekündigt hatte. Und zwar: Ein Kollege, der nicht bei Lena landen konnte, versucht nun sie mit aller Macht auszutricksen, wo er nur kann. Zum Glück hat Lena eine starke Persönlichkeit und kann sich gegen ihren missliebigen Kollegen durchsetzen. 

Zur Autorin:

Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden im Westerwald. Sie liest und schreibt gerne leichte Kriminal- und Liebesromane.

 

 

Alle Figuren in diesem Roman sind frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen wären rein zufällig.

Teddybären sind auch nur Menschen.

Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie bisher noch nicht in einer Spielzeugabteilung gearbeitet haben?“ 

Lena Meisters befand inmitten des riesigsten Spielzeugsortiments, dass sie je gesehen hatte und schüttelte zaghaft den Kopf. „In meiner vorherigen Stellung hatte ich es einzig mit Damenoberbekleidung zu tun.“

Mhm!“ Der Geschäftsführer von Rogers Spielzeugwelt, Herr Trotz, schaute sie nachdenklich an. „Meinen Sie denn, Sie schaffen das hier? Es ist ja nun einmal ganz etwas anderes, als das was Sie vorher gemacht haben.“ 

Ich werde mir Mühe geben. Ich denke, mit ein wenig Unterweisung werde ich es schon schaffen.“ 

Nun gut. Wenn es nicht so kurz vor Weihnachten wäre und wir dringend Personal bräuchten, dann …“ Herr Trotz zog die Mundwinkel unzufrieden nach unten und murmelte „Wenden Sie sich am besten an Frau Wendtlein. Sie ist zwar nur noch eine Woche hier und danach leider nicht mehr, aber … wegen etwas Persönlichem, sagt sie.“ Herr Trotz zog die Mundwinkel noch etwas weiter nach unten. „Also, lassen Sie sich von Frau Wendtlein alles zeigen! Gutes Gelingen!“ Damit ließ er Lena mitten in der 1. Etage stehen und begab sich zum Aufzug. 

Lena schaute ihm, ein bisschen verloren, nach und sah sich dann um, ob sie Frau Wendtlein irgendwo entdecken konnte, nicht, dass sie die Dame überhaupt kennen würde. Lena lief an den Regalen mit den verschiedenen Spielzeugen vorbei. Bausteine, Spielesammlungen, Modellflugzeuge, Barbiepuppen und Dreiräder. Sie begegnete Menschen, Mütter oder Väter mit ihren Kindern, Omas und Opas mit ihren Enkeln, doch keine der weiblichen Wesen sah so aus, wie sie sich eben eine Frau Wendtlein vorstellte. Aus der Stofftierabteilung kam ihr mit einem Schlag eine circa ein Meter große Dame entgegen. „Sind Sie meine Nachfolgerin? Ich bin Frau Wendtlein.“ 

Lena schaute Frau Agathe Wendtlein an. Sie trug einen roten Strickpullover auf der ihr Rudolph, das rotnasige Rentier als Strickapplikation neugierig entgegensah. Die Verkäuferin streckte Lena freundlich die Hand entgegen. 

Ich bin Lena, Lena Meisters. Können Sie mir vielleicht einen kurzen Einführungskurs geben? Ich war nämlich bisher in der Verkaufsabteilung Oberbekleidung tätig, im Kaufhaus Kuhlemöller.“ 

Kein Problem. Hatten Sie kein Interesse mehr an den Damen?“ 

Lena sah Agathe Wendtlein fragend an. „Sie meinen?“

„Warum sind Sie bei Kuhlemöller weggegangen?“

Ja, das ist jetzt etwas schwierig zu beantworten …“ 

Agathe sah sie über ihre Lesebrille hinaus fragend an.

Na gut. Der neue Abteilungsleiter von Kuhlemöller hat mir unverschämte Avancen gemacht. Das wollte ich mir nicht bieten lassen.“ 

Konnten Sie nicht die Abteilung wechseln?“ 

Leider nicht. Außerdem hat man mir nahe gelegt zu kündigen.“ 

Wirklich? Da ist doch bestimmt noch mehr vorgefallen, oder?“, grinste Frau Wendtlein. 

Lena grinste zurück. „Sie haben recht. Ich habe ihn geohrfeigt.“

Wirklich? Ganz schön mutig.“ 

Ach ich weiß nicht … immerhin habe ich deshalb meine Stelle verloren.“ 

Seien Sie froh. So was darf sich eine Frau keinesfalls gefallen lassen! Ich denke, hier werden Sie zurechtkommen. Geschäftsführer Trotz hält sich meist zurück. Er mischt sich nur ein, wenn es dick kommt.“ Agathe nickte Lena zu. „Kommen Sie mit, ich führe Sie durch Ihren neuen Wirkungskreis.“ 

Frau Wendtlein führte sie zunächst in die Teddybärenecke, was ihr sichtlich Freude bereitete. „Schauen Sie her, Lena! Das sind meine Lieblinge.“ Sie nahm einen großen Teddybär auf den Arm und gab ihm sogleich einen Schmatzer auf die Nase. „Ist der nicht toll? Den werde ich meinem Enkel wohl zu Weihnachten schenken.“

„Wenn ich ihn nicht vorher kaufe, Agathe.“ Ein junger blonder Mann trat an den Tisch.

Agathe Wendtlein sah auf und sagte: „Davon träumst du wohl Frank.“ Zu Lena sagte sie: „Lena, darf ich Ihnen Frank Trotz, den Sohn des Geschäftsführers vorstellen? Er hat hier vor einer Woche in der Modellabteilung angefangen.“

Ja, das stimmt!“, antwortete Frank Trotz. „Sie sind also Agathes Nachfolgerin?“ Er musterte Lena von Kopf bis Fuß, wobei sein Blick ein wenig länger auf ihre große Oberweite verweilte.

Agathe sah Frank abschätzend über ihre Lesebrille hinweg an. „Das ist Frau Lena Meisters, Frank. Hast du keine Kundschaft in deiner Abteilung? So, wie es von hier aus aussieht, stehen dort zwei Leute an deinem Tresen, die scheinbar eine Beratung wollen.“

Frank Trotz schaute kurz hinüber und sagte kodderig: „Es macht ja wohl nichts, wenn die Leute mal ein paar Minuten warten müssen.“ Doch dann schlurfte er hinüber in seinen Bereich.

Agathe Wendtlein schüttelte den Kopf. „Den dürfen Sie nicht so bierernst nehmen, Lena.“ Etwas leiser sagte sie: „Sein Vater hat ihn hier untergebracht, weil Frank offenbar nirgendwo unterkommen konnte. Vertrauen können Sie dem nicht. Doch wenn Sie normal ordentlich ihre Arbeit machen, kann Ihnen ja keiner etwas.“

„Tja, ich werde mein Bestes geben“, antwortete Lena. Sie würde sich hüten diesem komischen Knaben zu vertrauen. Allein schon wie anzüglich dieser Wurm auf ihren Busen gestarrt hatte. Wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal eine Freundin. Da fiel ihr ein, dass sie selbst im Moment auch keinen festen Freund hatte. Ihr letzter war vor einem Jahr ins Ausland gezogen und seitdem war sie wieder solo. 

Agathe setzte den Bären wieder auf seinen Platz und führte Lena weiter herum. Auf ihrem Verkaufstresen standen allerliebste Schneekugeln, von denen sie sich eine, mit einem Weihnachtsmotiv, nahm und sie kräftig durchschüttelte. „Ist das nicht wunderschön“, sagte Agathe hingerissen. „Vor Weihnachten verkaufen wir dutzende von diesen Dingern. Die müssen Sie immer schön vorsichtig verpacken. Wir haben hinter dem Tisch jede Menge Verpackungsmaterial. Die meisten Leute wünschen die Schneekugeln sowieso als Geschenk eingepackt.“

Lena folgte Agathe hinter dem Ladentisch und diese zeigte ihr die Geschenkpapierrollen. Als eine Kundin an die Theke trat, meinte Agathe zu Lena: „Wenn Sie mögen schauen Sie sich ruhig noch einmal alles an, damit sie hinterher auch wissen, wo was liegt.“

Dankbar nickte Lena und machte sich auf den Weg in die restliche Spielzeugwelt dieser Etage, während die ältere Verkäuferin die Kundin bediente.

Lena gefielen die vielen verschiedenen Stofftiere sehr, auch ihr hatten es die Teddybären besonders angetan, doch statt des großen Bären, den Agathe Wendtlein bevorzugte, gefiel ihr ein grauer, mittelgroßer Nostalgieteddy sehr gut. Sie nahm ihn aus dem Regal und legte ihn sich in den Arm und wiegte ihn langsam. 

Die sehen ja auch wirklich wie echt aus, diese Bären“, sagte plötzlich eine dunkle Männerstimme hinter ihr. 

Erschrocken schaute Lena sich um. Der Mann lächelte sie freundlich an und fragte: „Arbeiten Sie hier? Wir haben uns noch gar nicht kennengelernt.“ Der schwarzhaarige große Mann reichte ihr die Hand und stellte sich vor: „Ich bin Roger Crombie, der Besitzer von Rogers Spielzeugwelt.“ 

Lena streckte dem bemerkenswerten Mann ihre rechte Hand hin, da sie mit der linken immer noch den Bären fest in ihrem Arm hielt. „Ich bin Lena Meisters. Heute ist mein erster Arbeitstag hier.“

„Schön. Sie sollen unsere Frau Wendtlein ersetzen. Schade, dass Agathe sich zur Ruhe setzen will. Dann sehen Sie sich nur alles mit Muße an, Frau Meisters und machen sich gründlich mit allem vertraut. Frau Wendtlein wird Sie sicher, solange sie noch bei uns ist, unter ihre Fittiche nehmen.“ Roger Crombie drehte sich um und ging davon. 

Wow! Was für ein Mann“, seufzte Lena. 

Aber nichts für Sie, verehrte neue Kollegin“, stellte Frank Trotz fest, der mit einem Mal um die Ecke kam. „Der Chef bevorzugt andere Frauen. Mannequins.“ Er musterte sie wieder ganz ungeniert. „Meinen Geschmack träfen Sie da eher. Vielleicht gehe ich ja mal mit Ihnen aus.“ 

Lena dachte ironisch: Welch ein charmanter Zeitgenosse. Auch wenn er nicht gerade schlecht aussieht, macht seine eklige Art wieder alles zunichte. Sie sagte abweisend: „Haben Sie nichts zu tun in ihrer Abteilung?“

„Ach, was interessieren mich die Leute. Stellen nur dumme Fragen. Die meisten von denen sollten sich lieber ein anderes Hobby, als den Modellbau suchen oder besser noch, die gehen gleich zur Konkurrenz, dann können die sich dort mit den penetranten Dummies abgeben.“

Lena riss die Augen auf. Zu so viel Dreistigkeit fiel ihr auf die Schnelle überhaupt nichts ein.

Frank Trotz zeigte mit dem Finger auf sie und lachte: „Sie sollten jetzt mal ihr Gesicht sehen. Sie glauben wohl alles, was man Ihnen sagt?

Plötzlich stand Agathe Wendtlein vor ihnen. „Ich glaube, ich sollte mal mit deinem Vater reden, Frank, ob er dich nicht in eine andere Abteilung versetzen kann, wenn es dir bei den Modellspielzeugen sowenig gefällt.“ 

Frank machte seinem Nachnamen alle Ehre und hob trotzig das Kinn. Zog jedoch kommentarlos ab. 

Agathe schüttelte den Kopf und murmelte: „Dem ist auch nicht mehr zu helfen.“

Lena biss sich auf die Lippe und dachte: Wieder so ein Dämlack, der schräg drauf ist. Jetzt ist es zwar nicht der Abteilungsleiter, sondern der Sohn des Geschäftsführers. Hoffentlich bin ich nicht vom Regen in die Traufe gekommen.

Frau Wendtlein führte sie gut ein und Lena musste schon zugeben, dass es ihr hier, zwischen den vielen Stofftieren wesentlich besser gefiel, als in der Damenoberbekleidung. Besonders jetzt zur Weihnachtszeit, wo alles so festlich geschmückt war. Unter anderem gab es auch entscheidend mehr Leben in einem Spielzeugkaufhaus. Ganze Familien schwirrten hier herum, auf der Suche nach den perfekten Weihnachtsgeschenken für die Kleinen. 

Als es zum Feierabend läutete, war Lena rechtschaffen müde. Frau Wendtlein und sie gingen in den Personalraum. Lena fand es schade, dass die ältere Verkäuferin gekündigt hatte, allerdings wäre sie ja auch sonst nicht eingestellt worden. 

Lena fragte Frau Wendtlein: „Sind Sie mit dem Auto da oder kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?“

„Ach nein, ich wohne nur zwei Häuser weiter. Danke. Wohnen Sie auch hier in Letzendenburg?“ 

Nein, ich wohne in Waldwünschelbach, das sind ungefähr 13 km von hier.“ 

Ich kenne Waldwünschelbach. Das ist ein sehr schöner Ort, besonders um die Weihnachtszeit. Die haben dort so einen tollen Brauch, dass jeder der Einwohner etwas selbstgebasteltes an eine große Tanne hängt. Wissen Sie das?“ 

Ja, von mir hängt auch schon etwas an der Tanne, ein etwas krummes Gebilde zwar, das ein Schaf darstellen soll, aber es ist von mir persönlich hergestellt. Leider bin ich nicht sehr kreativ, muss ich zu meiner Schande gestehen.“ 

Agathe lachte: „Wenn ich Ende der Woche in Waldwünschelbach bin, werde ich es mir mal anschauen, ihr Schaf.“

„Kennen Sie jemanden in Waldwünschelbach?“

Eigentlich nur den Tierarzt Herr Doktor Dreher und seinen Sohn. Der Teenager macht ja wunderbare Figürchen.“ 

Sie kennen Jürgen Dreher? Dann kennen Sie sicher auch seine neue Gehilfin Melanie? Sie ist die Schwester meinen besten Freundin Angelika.“ 

Ja, die kenne ich auch, allerdings noch nicht so lange. Doch ich weiß, dass sie ganz toll mit den Tieren umgehen kann. Ich glaube, mein Waldi liebt sie, seit er sie gesehen hat.“ 

Ja, Melanie ist auch liebenswert.“ 

Lena verabschiedete sich am Personaleingang des Spielzeugkaufhauses von Frau Wendtlein und ging zu ihrem Auto. Bevor Lena in ihren Wagen stieg, erblickte sie einen Mann und eine Frau, die zu einem SUV gingen. Bei der guten Beleuchtung sah Lena sofort, dass es sich dabei um ihren neuen Chef, Roger Crombie handelte, und um eine gertenschlanke Blondine, die ihm tatsächlich, in der Öffentlichkeit, den Po tätschelte. Lena zwinkerte ungläubig und murmelte: „Jammerschade, hat dieser Mistkerl von Frank Trotz doch tatsächlich recht. Roger Crombie steht wirklich auf magere Frauen.“ Sie sah an sich hinunter. Nun, dick war sie eigentlich nicht, wenn auch nicht schmächtig. Das einzige, was an ihr wirklich relativ groß war, war ihre Doppel-D Oberweite. Natürlich kein Silikonbusen. Alles Natur. 

Lena seufzte: „Da gefällt mir schon mal jemand so ausnehmend gut und der steht nur auf Fotomodelle. Wie frustrierend ist das denn?“ Sie startete den Motor und fuhr nach Hause.

Zum Wochenende hin, fiel es Lena schon recht leicht, sich zurechtzufinden, dank Agathe Wendtleins Hilfe. Ihren Chef hatte sie in den letzten Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen, worüber sie gewissermaßen auch erleichtert war, denn sie sah ihn im Geiste immer noch vor sich, wie er sich von Miss Twiggy den Hintern tätscheln ließ. 

Der Samstagmorgen war dann Agathe Wendtleins letzter Arbeitstag und deshalb lud die ältere Kollegin Lena zum Abschied ins Lokal in der Nähe zum Abendessen ein. Lena sagte spontan zu, denn Agathe war ihr in der kurzen Zeit eine große Unterstützung gewesen, um sich zurechtzufinden.

Roger und die Mannequins

Das von Agathe ausgesuchte Lokal machte einen durchaus guten Eindruck auf Lena und das hauptsächlich, weil es sehr schön weihnachtlich geschmückt war. Lena, die schon immer ein ausgeprägter Weihnachtsmensch war, denn sie liebte alles, dass in irgendeiner Form mit Weihnachten zu tun hatte, konnte sich an dem festlichen Anblick sehr erfreuen. Selbst die Kellner trugen hier rote Mützen und dazu passende rot karierte Westen. Dies fand manch einer sicherlich kitschig, jedoch Lena verleitete es zum Schmunzeln und es brachte sie dazu sich rundum behaglich zu fühlen.

Agathe fragte: „Sie sehen so zufrieden aus, Lena. Gefällt es Ihnen hier genauso gut wie mir?“

„Ich finde es ganz fantastisch hier, wenn das Essen hier nur halb so gut ist wie die Deko und sonstiges Drumherum, bin ich vollauf zufrieden.“

Auf der Speisekarte wurde gutbürgerliche Küche angeboten und Hausmannskost. Lena wählte den Grünkohl Eintopf und bestellte sich ein Malzbier dazu. Hätte sie nicht mehr fahren müssen, hätte sie ein würziges Altbier dazu bestellt. Agathe wählte sich dasselbe Menü, allerdings mit Weißwein. Sie prosteten sich zu und Agathe wünschte: „Viel Erfolg für Sie, als meine Nachfolgerin, Lena!“ 

Danke. Ich hoffe, ich kann Ihre Stellung leidlich ersetzen.“ 

Agathe grinste: „Ach, das wird schon. Ich habe Sie beobachtet, Sie können ja wirklich gut mit den Kunden umgehen.“

Lena grinste zurück: „Man tut, was man kann. Ich finde es, wie dem auch sei, schade, dass Sie weggehen. Sie haben persönliche Gründe, wie Herr Trotz Senior mitteilte?“

Agathe sah sie kritisch über ihre Brille hinweg an. „So, das sagt er also?“ 

Ja … ist das ein Geheimnis? Ich möchte natürlich nicht neugierig sein.“ 

Ach Quatsch. Das habe ich dem alten Griesgram nur so gesagt. Roger weiß Bescheid. Meine Schwiegertochter ist krank und ich muss mich um meinen Enkel kümmern.“ 

Oh, das tut mir leid. Schlimm?“ 

MS. Wenn Sie wieder so einen Schub kriegt, fällt es ihr nicht leicht mit dem Kleinen umzugehen. Und da mein Sohn meist auf Montage ist …“ 

Wow! Das ist aber riesig nett von Ihnen, dass Sie helfen. Sie sind wohl die Traumschwiegermutter schlechthin was?“ 

Agathe riss die Augen auf und lachte: „Das sieht nur so aus. Vielleicht bin ich ja ein Schwiegermonster.“

„Das glaube ich nicht“, behauptete Lena aus tiefstem Herzen.

Der Kellner brachte die Speisen und beide Damen genossen das ausgezeichnete Essen. Die Gaststätte war gut besucht, die Tische fast alle belegt. Als ein großer Herr mit seiner Begleiterin das Lokal betrat, schaute Lena auf und hätte sich fast an ihrem Grünkohl verschluckt. Roger Crombie mit einer Frau, diesmal allerdings mit einer brünetten Dame. Gleichwohl mit einer ähnlich schlanken Person, wie die letzte Miss Twiggy. Lena schüttelte unmerklich den Kopf und dachte: Reiche Männer scheinen einen ganz schönen Frauenverschleiß zu haben. Und ich fand ihn so sympathisch. Daran sieht man mal wieder, was ich für eine Menschenkenntnis habe. 

Agathe hatte nichts bemerkt und Lena hatte auch nicht das Bedürfnis, diese auf Rogers Anwesenheit aufmerksam zu machen. Sie gab sich also ihrer Speise hin und hoffte insgeheim, dass ihr Chef so mit seiner Partnerin beschäftigt war, dass er sie und Agathe nicht bemerkte. Indes weit gefehlt. Es vergingen keine fünf Minuten, als Roger Crombie an ihrem Tisch erschien. „Agathe und Lena Meisters, was tun Sie denn hier?“ 

Lena verdrehte innerlich die Augen und dachte: Was sollen wir hier schon tun? Immerhin hängt uns der Grünkohl noch in den Zähnen. Dann wurde Lena bewusst, was sie gerade gedacht hatte, und sie fuhr sich schnell mit der Zunge durch die Zahnlücken.

Agathe blickte auf. „Roger!“, rief sie erfreut auf. „Ich feiere mit meiner Nachfolgerin meinen Ausstand.“

Roger sah Lena kurz an und sah dann wieder zu Agathe. „Wie macht sich denn deine Nachfolgerin?“, fragte er lächelnd und zwinkerte Lena lächelnd zu.

„Jemanden Besseren hättest du gar nicht kriegen können, Roger. Die Lena musst du dir warmhalten.“

Roger schaute Lena eindringlich an, wobei sie, aus einem unerfindlichem Grund, einen feuerroten Kopf bekam.

Er bemerkte: „Das werde ich mir zu Herzen nehmen, Agathe. Ich weiß, dass ich deinem Urteil blind vertrauen kann.“

Agathe nickte und legte die Hand auf Rogers Arm. „Ja, mein Junge, du tust auch gut daran.“ Sie schaute sich um und fragte: „Bist du allein hier? Dann kannst du dich ja zu uns setzen.“ 

Nein“, Roger wies mit dem Kinn in Richtung superschlanke Begleiterin und sagte: „Ich bin mit einer Bekannten da.“ 

Agathe spähte über ihre Brille hinweg zu dem Tisch, wohin Roger gewiesen hatte. „Aha. Das ist aber nicht … wie hieß sie noch gleich? Frau Mühlen?“

Roger verzog leicht sein Gesicht und antwortete: „Das ist nicht Linda Mühlenhaus. Das ist Jessica Müller.“

Agathe zwinkerte Roger zu und sagte: „Dann geht's ja noch. Beide Namen haben irgendetwas mit Mehl zu tun. Eigentlich leicht zu merken.“

Roger schien nun aus einem rätselhaften Grund verlegen zu werden und verabschiedete sich plötzlich beträchtlich schnell. Als er gegangen war, fragte Lena: „Kennen Sie Herrn Crombie gut?“ 

Agathe lächelte. „Ja. Ich kannte ihn schon als Baby. Er ist der Sohn meiner verstorbenen besten Freundin.“

Dann haben sie sicher schon lange für Roger gearbeitet?“ 

Schon sehr lange. Ich habe sogar schon für seinen Vater gearbeitet.“ Agathe schwelgte in Gedanken. „Mein Gott, war das eine schöne Zeit mit Gaby und mir. Wir haben fast alles zusammen gemacht.“ Agathe schaute Lena an und stellte fest: „Sie ähneln Gaby irgendwie. Sie war genau so ein Typ wie sie. Ruhig, aber schlagfertig. Und Sie werden es nicht glauben, sie hatte sogar die gleiche Figur wie sie.“ Agathe blickte prüfend über Lenas Figur. „Gaby sah tatsächlich genauso attraktiv aus, wie sie. Nur, ihre Haare waren nicht honigblond wie Ihre, sondern weißblond. Sie erinnern mich sehr an Gaby, deshalb verstehen wir uns offenkundig auch so gut“, sagte Agathe lächelnd. 

Lena lächelte zurück. „Sie erinnern mich im Großen und Ganzen an meine Großmutter, bitte nicht böse sein, denn so alt sind Sie ja noch nicht.“

Agathe lachte: „Ich könnte nach dem Alter betrachtet, bestimmt Ihre Großmutter sein. Was halten Sie im Übrigen davon, wenn wir uns ab und an mal treffen? Ich bin öfters mal in Waldwünschelbach.“

„Das fände ich schön“, sagte Lena erfreut. „Ich wohne dort in dem kleinen Haus meiner Großmutter, welches sie mir vererbt hat.“

Agathe berichtete Lena, dass sie noch vor Weihnachten einen späten Termin bei dem Tierarzt Doktor Dreher hätte und wenn Lena dann Zeit hätte, würde sie bei ihr einmal anläuten.

Als sich die beiden Frauen voneinander verabschiedeten, hatte Roger Crombie mit seiner Partnerin längst das Lokal verlassen.

Die zerbrochene Schneekugel

Als Lena montagmorgens ihre Abteilung betrat, fand sie ihren Chef dort vor. Er lächelte sie an und sagte: „Ich wünsche Ihnen, für Ihren ersten Tag, an dem Sie hier allein zurechtkommen müssen, alles Gute und viel Erfolg!“ Er streckte Lena seine Hand hin und überreichte ihr einen kleinen Karton. Lena nahm ihn ein wenig verwirrt entgegen. Mit einem Geschenk hatte sie nicht gerechnet. 

Los, packen Sie es aus!“, forderte Roger Crombie scherzhaft. „Es soll Ihnen Glück bringen.“ 

Mit zittrigen Händen entfernte Lena den Klebefilm von dem Weihnachtsgeschenkkarton. Sie holte eine wunderschöne Schneekugel hervor, indem ein dicker brauner Teddybär saß. „Oh, die ist ja umwerfend“, sagte Lena gerührt und schüttelte die Kugel, woraufhin sich Schneeflöckchen und Glitzersternchen in Bewegung setzten.

„Ich hoffe sie gefällt Ihnen?“

„Ja sehr“, sagte Lena gerührt.

„Also nochmal viel Erfolg!“ Roger Crombie sah Lena noch einmal eindringlich an und verließ die Stofftierabteilung.

Ein paar Sekunden später kam Frank um die Ecke geschlurft. „Ach, wie süß ist das denn? Da hat sich unser guter Roger ja ganz schön ins Zeug geschmissen“, sagte er frivol. „Glaub jetzt nur nicht, dass er was von dir will, meine süße Lena. Ich habe dir ja gesagt, der steht auf ganz andere Frauen.“ 

Herr Trotz! Ich habe Ihnen nicht das Du angeboten und werde es auch nicht tun. Also wenn Sie keinen Ärger wollen, halten Sie sich daran. Sie wollen ja sicher nicht, das ich mich beim Geschäftsführer über Sie beschwere, oder?“ 

Frank Trotz schaute sie gehässig an. „Dazu haben Sie keinerlei Grund. Ich habe Sie nur darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie sich hier keine Sonderposition erhoffen können. Das Geschenk hätten Sie schließlich auch bekommen, wenn Sie eine hässliche alte Schachtel wären.“

„Gut zu wissen. Ich finde es sehr lobenswert von Herrn Crombie, dass er keinerlei Unterschiede zwischen seine Angestellten macht.“

Das Glauben auch nur Sie“, brach es aus Frank trotzig hervor. „Ich habe kein Geschenk bekommen, als ich hier anfing.“ 

Lena hob die Schultern. „Sie können sich ja bei ihm beschweren.“

„Der kann seine Scheißgeschenke selbst behalten. Ich bin nicht darauf angewiesen.“

Lena guckte Frank streng an: „Vielleicht sollten Sie jetzt lieber in Ihre Abteilung hinübergehen, da wartet schon Kundschaft.“

Frank drehte sich um und murrte: „Sie können mich mal. Alle. Mir geht das hier alles so am Arsch vorbei, das können sie mir glauben oder es seinlassen.“

„Warum sind Sie denn dann überhaupt hier?“, fragte Lena verwundert.

Frank zog eine Grimasse. „Das werde ich Ihnen auch noch gerade auf die Nase binden. 

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739478036
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Dezember)
Schlagworte
Intrige Liebesroman Freundschaft Spielzeug Liebe Weihnachten Weihnachtsgeschäft

Autor

  • Ulrike Ina Schmitz (Autor:in)

Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden im Westerwald.
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Titel: Weihnachtsteddy und Schneekugelküsschen