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Die Zeitreisende: Band 1

Aus dem Nichts

von Cassandra Norton (Autor:in)
135 Seiten
Reihe: Die Zeitreisende, Band 1

Zusammenfassung

Ist es ein bizarres Hochzeitsgeschenk? Eine Erkrankung? Oder hat sie eine Zeitreise gemacht? Als Margaret Pole während ihrer Hochzeitsreise in Nordengland erwacht, findet sie sich nicht neben ihrem frischgebackenen Ehemann wieder, sondern in einer mittelalterlichen Burg. Und der Mann in ihrem Bett ist auch ein Fremder. Bald begreift sie, dass dies kein Spiel ist, sondern die wirkliche Welt, in der es um Leben und Tod geht. Als der von ihr inzwischen über alles geliebte Mann im Kampf gegen den schottischen Border-Reiver Connor Campbell schwer verletzt wird, kann sie ihn nur mit modernen Methoden retten. Dazu müsste sie allerdings den Zeitsprung noch einmal schaffen. Aber wie hat es überhaupt beim ersten Mal funktioniert? Und dann wird sie von Campbell entführt…

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Cassandra Norton

Die Zeitreisende

Band 1: Aus dem Nichts

IMPRESSUM

GREEN EYES BOOKS

www-green-eyes-books.de

Covergestaltung: Michael Troy, MT-DESIGN

Bildnachweis:

© sergey karabanov, www.shutterstock.com,

© alessandro guerriero, www.shutterstock.com,

© Nine_Tomorrows, www.shutterstock.com

,© Laura Lee Cobb, www.shutterstock.com,

© zhu difeng, www.shutterstock.com

Grafik 5

Originalausgabe Januar 2021

© 2021 Green Eyes Books GbR

Lessingstr. 17

67317 Altleiningen

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

ISBN: 978-3-9822806-6-0

Erstes Kapitel

“Werde ich dich wiedersehen?“, fragte er so leise, dass sie seine Worte mehr erahnte, als verstand.

Er stand am Fenster, den Rücken ihr zugewandt, ein weißes Frotteehandtuch um die schlanken Hüften geschlungen und kümmerte sich nicht für eine Sekunde darum, ob irgendwer dort unten ihn sehen mochte.

„Für einen Politiker bist du ganz schön gedankenlos“, erwiderte die junge Frau, während sie die Seidenstrümpfe an ihren Schenkeln nach oben schob.

„Was sagt es über mich, dass ich Frauen lieber beim Anziehen, als beim Ausziehen beobachte?“

Wie immer redete er eigentlich mehr mit sich selbst und, dass ihm jemand antwortete, würde ihn überrascht haben, wäre er es nicht gewohnt gewesen.

„Vielleicht, weil du uns lieber gehen als kommen siehst…“

Sie lächelte und versuchte dabei, nicht mit ihrem Lippenstift zu verrutschen.

Ihre Brüste waren so klein und fest wie die einer Ballerina.

Eigentlich braucht sie keinen BH, dachte er.

Und doch trug sie einen. Ein champagnerfarbener Hauch von Nichts. Spitzen wie Spinnenweben so zart und kostbar.

Er wusste es, denn er hatte ihn bezahlt.

Ihre physische Perfektion irritierte ihn jedes Mal, wenn er sie ansah. Wie konnte es sein, dass er jeden Fingerbreit ihres Körpers durchforschte und keinen Makel zu finden imstande war?

Selbst ihre Fußnägel waren makellos.

Wenn er auch eigentlich keine Zeit mehr hatte, schlenderte er doch gelassen zu ihr hinüber und küsste ihren Nacken, wobei er kurz in ihre weiße Haut biss.

Sie zischte und versuchte, ihm ihren Hals zu entziehen.

Schwierig wurde dies nicht nur, weil er bereits seine Hand in ihren BH geschoben hatte, sondern weil sie auch noch gleichzeitig versuchte, ihren String anzuziehen.

„Lass mich dich noch ein einziges Mal lecken…“, murmelte er in die weichen, glänzenden Locken, die in dunklem Braun über ihren Rücken wallten.

„Nein. Carpenter erwartet mich um zehn… Und soweit ich weiß, hast du heute auch noch einen Termin.“

Er grinste, als sei es ein Insider- Jux, den sie sich miteinander erlaubten.

„Ist es nicht mein Problem, wenn ich zu spät komme?“ Seinen Mund geöffnet, bewegte er seine Zunge über ihre frisch angemalten Lippen.

Seine Blicke wanderten über ihren Körper und trafen sich selbst im Spiegel, der hinter ihr hing.

Er war mehr als zufrieden mit seinem Aussehen. Das dunkle Haar war noch immer ohne einen Hauch von Grau und lag sauber gescheitelt. Es war ein wenig eigenwillig und leichte Wellen mäanderten über seinen Kopf.

Seine Nase war schmal und gerade. Als scharfkantig bezeichnete die Presse sie. Man hob sie allerdings nicht im gleichen Maß hervor wie jene Kerbe in seinem Kinn.

Der ultimative Ausdruck herber Männlichkeit, die durch keinen chirurgischen Eingriff zu bewerkstelligen war.

Seine Augen fand er zu schmal. Wenn das Licht ungünstig fiel, ähnelten sie denen einer Echse, dachte er immer wieder.

Annabelle kniete sich hinter ihn auf das Bett, das unter ihrem Gewicht kaum nachgab.

„Steven St. Clair…“, sagte sie mit sanfter Stimme und schien seine Schultern massieren zu wollen. Überraschenderweise ließ sie aber die Hände an seinen Oberarmen herabrutschen und sah ihn stattdessen so intensiv im Spiegel an, dass sie keine Kraft mehr zu haben schien, um ihn zu liebkosen.

Er erwiderte ihren Blick.

In diesem Moment wirkte er wie ein Raubtier, das auf den nächsten Schritt seines Fressfeindes wartete.

Ihre Zunge benetzte ihre Lippen, sie schlug mit den flachen Händen auf seine Arme und rutschte sodann vom Bett.

„Bück dich!“, murmelte St. Clair und war keineswegs überrascht, dass sie seinen Worten Folge leistete, obwohl sie sogar schon ihren Rock in der Hand hatte.

Ihre Pobacken wölbten sich ihm entgegen und er roch den blumig- herben Duft des Duschgels, das sie verwendet hatte.

In ihrer Spalte fand sich nicht der Hauch eines Haars. Nur jener pfirsich- samtige Flaum, der ihre Haut kaum merklich überzog.

Welche Wohltat, seine Zunge zuerst in ihre noch immer saftige Möse zu schieben und dann die Nässe über ihre Rosette zu verteilen.

Nur allzu lebhaft erinnerte er sich an jene Minuten, als sein Ständer sich in ihr enges Loch gepresst hatte, untermalt von den gequälten Schreien seiner Geliebten.

Das war es, was ihn an sie fesselte… Nicht ihr umwerfendes Aussehen, ihr ungekünstelter Humor oder ihr lebhafter Verstand- nein! Ihre Fähigkeit zu erahnen, was er in jedem einzelnen Moment brauchte.

Und sie hatte sofort begriffen, wie es ihn antörnte, sie schreien zu hören. Nicht nur jenes lustvolle Stöhnen und Keuchen, das er sowieso erwartete, sondern Schreckensschreie. Qual. Nicht übertrieben. Nicht vorgetäuscht. Natürlich wusste er, dass sie nicht wirklich von Qualen zerrissen wurde, wenn er in ihren Hintern eindrang, und dass sie ihm sehr schnell seine Grenzen aufzeigen würde, wenn er zu weit ging. Aber was sie wirklich auszeichnete, war die Fähigkeit, die Leinwand für seine Wünsche und Lüste zu werden.

Das hatte keine der zahlreichen Frauen, mit denen er im Lauf der Jahre gevögelt hatte, in dieser Intensität vermocht.

Annabelle war einzigartig.

Und auch jetzt passte jede ihrer Bewegungen. Wie sie ihm ihren Hintern mit jenem winzigen Rucken zu entziehen versuchte, als ahne sie schon die Schmerzen, die er ihr zufügen würde, sobald er versuchte, in sie einzudringen und zwar mit etwas anderem als seiner geschmeidigen, nassen Zunge.

Ihr Körper war wirklich der einer Ballerina. Hart. Sehnig. Durchzogen von Muskeln, die taten, was Annabelle von ihnen verlangte.

Das Blut schoss in seine Lenden. Pochte in seinen Schläfen. Er konnte diese Suite nicht verlassen, ohne sie vorher noch einmal gefickt zu haben.

Und wenn draußen die Welt unterginge, dann sollte das geschehen, während er seinen Schwanz in ihrem Arsch hatte…

Also kam er behände auf seine Füße, stellte sich mit leicht gespreizten Beinen hinter Annabelle und beugte sich dann vor, seinen Steifen in der Rechten.

„Nicht noch mal…“, stieß sie zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor.

St. Clair benetzte seinen Zeigefinger und setzte ihn an ihrer Rosette an. Wieder versuchte sie, ihm auszuweichen.

„Du hast wirklich keine Zeit mehr!“, mahnte sie und er wusste, dass es Show war. Annabelle pfiff auf seinen Zeitplan, seine Termine, seine Verpflichtungen.

Sitzung im Unterhaus? Meeting mit Investoren? Alles egal.

Annabelle wollte gefickt werden und Annabelle bekam was sie wollte.

Da ihre Rosette extrem fest und trocken war nach dem Duschen, musste er sich nochmals zurückbeugen, auf das enge Loch speien und sodann ihre Haut geschmeidig reiben.

Sein Ständer pochte gegen seinen Unterbauch. Das Ziehen in seinen Lenden war höllisch und er wusste, dass er sie nicht lange ficken würde, bevor er kam.

Annabelle musste sich an jenem Beistelltisch abstützten, während St. Clair energisch in sie eindrang.

Sie warf mit einem Aufstöhnen den Kopf in den Nacken und er beobachtete ihre Geilheit im Spiegel.

Ihre Brüste waren so angespannt, dass man nur noch die dunkel verfärbten Nippel als erigierte Erhebungen erkennen konnte.

Dieser Körper war dazu geschaffen worden, benutzt zu werden.

Sie erregte ihn so sehr, dass er sich oftmals überlegte, sie seinen Freunden zur Verfügung zu stellen und dabei zuzusehen, wie diese sie fickten.

Es erschien ihm wie ein sportlicher Wettkampf, zu beobachten, wie vielen Männern sie standhalten konnte.

St. Clair tippte, dass es eine ganze Menge sein würde.

Er legte sich beinahe auf ihren gekrümmten Rücken und schob seinen Stamm wieder und wieder in ihren Hintern. Noch immer konnte er nicht kommen. Vielleicht war er zu erschöpft, nach all den Durchgängen, die sie in dieser Nacht hinter sich gebracht hatten. Der letzte Fick war immer der schlimmste. Wenn er diesem Zwang unterworfen war, noch einmal kommen zu müssen, aber sein Körper sich ihm verweigerte…

Wenn die Erlösung einfach nicht kommen wollte. Jener Moment des Triumphes, wenn er sich in eine Frau verströmte.

Keuchend legte er seine Hände auf ihre Brüste und kniff in ihre harten Nippel.

Seine Wange rieb über jene feinen Knochen ihrer Wirbelsäule und stieß ab und an gegen ihr Schulterblatt.

„Spritz ab!“, feuerte sie ihn an.

Er musste schneller zustoßen… die Intervalle verkürzen…

„Spritz ab!“, wiederholte Annabelle. „Fick meinen Arsch!“, knurrte sie wie eine hungrige Wölfin.

Jetzt spürte er, dass sie ihre Finger in ihre Spalte geschoben hatte und sich selbst wichste. Alles, was sie nunmehr sagte oder tat, galt nicht mehr seiner Geilheit, sondern ihrer eigenen.

„Spritz ab, oder ist dir mein Arsch nicht eng genug?“

Im gleichen Moment spannte sie ihre Rosette an und St. Clair hatte das Gefühl, zu platzen.

„Mach schon!“, setzte sie ihm nach.

„Willst du mich ewig auf deine Fontäne warten lassen?“

Es war diese Härte in ihren Worten, diese Unduldsamkeit, die ihn explodieren ließ. Endlich kam er. Heftig. Mit mehr Samen, als er erwartet hatte.

Sein Schrei gellte in seinen Ohren. Bei keiner anderen brüllte er während des Orgasmus derart laut und hemmungslos wie bei Annabelle.

„Wenn jemals der Tag kommen sollte, an dem sie mich nicht mehr ranlässt, werde ich mich erschießen“, hatte er mal zu einem Freund gesagt. Und je mehr er über diesen Satz nachdachte, desto größer wurden seine Zweifel, dass er ihn tatsächlich im Scherz gesagt hatte.

Er zog sich aus ihrem Hintern zurück und betrachtete seine Sahne, die aus ihrer Rosette quoll und an ihren Schenkeln herabfloss.

„Puuuuh…“, machte sie. „Jetzt kann ich nochmal duschen…“

„Ich auch“, erwiderte St. Clair und dachte darüber nach, ob er sie nochmal… Nein. Dann würde er es definitiv nicht mehr rechtzeitig schaffen.

Er rief beim Limousinen- Service an, um den Wagen anzufordern, den seine Sekretärin bereits Wochen zuvor bestellt hatte.

„Ich kann dich auf dem Weg zum Ritz ein Stück mitnehmen…“, bot er an.

„Nein. Ich nehme ein Taxi. Es geht raus aufs Land.“

Sie räumte ein paar Sachen in ihre winzige schwarze Lacktasche.

„Wann sehen wir uns wieder?“ Er mochte es nicht, dass er dabei wie ein Bittsteller klang.

„Ruf mich an, wenn du zurück bist.“ Annabelle richtete sich auf und sah ihn direkt an. „Wenn du mich dann überhaupt noch treffen willst.“

„Es gibt nichts… absolut gar nichts… was mich davon abhalten könnte!“, sagte er mit fester Stimme. Und er meinte es ganz genau so.

Zweites Kapitel

Ich drehte mich um mich selbst. Der wischende Klang der Schleppe elektrisierte mich förmlich.

Das Kleid war aus schwerem, elfenbeinfarbenen Seidentaft und im Rücken mit einer tiefen Kellerfalte ausgestellt.

Die Empirelinie brachte meine großen Brüste vorteilhaft zur Geltung, während sie meine breiten Hüften eher kaschierte.

Als ich mich so im Spiegel betrachtete, vergaß ich beinahe meine normalerweise eher nüchterne Betrachtungsweise meines Aussehens.

Nein, eine große Schönheit war ich wirklich nicht, auch wenn das Kleid hervorragend darüber hinwegtäuschte.

Ein extrem kurzes, gestepptes Jäckchen mit langen Keulenärmeln trug der winterlichen Witterung Rechnung.

Unter dem Saum des Rockes blitzte der Rand des Tüllunterrockes hervor und verursachte jenes erregende Geräusch, wenn ich mich bewegte.

„Du siehst so toll aus“, sagte Nancy. Sie hatte die Arme energisch vor der Brust gekreuzt und die Lippen aufeinandergepresst.

Wenn sie auch sonst recht herrisch sein konnte, so erschien sie am heutigen Morgen doch eher milde gestimmt.

„Jetzt noch die Blumen und du bist fertig.“

„Das klingt, als sei ich ein Christbaum…“, versetzte ich, doch Nancy lachte nicht.

Nancy hatte in einem früheren Leben Friseurin gelernt und sich deswegen erboten, mein Haar zu machen.

„Wenn Mr. Waller dich nachher sieht, zahlt er dir deine Überstunden garantiert nicht mehr aus.“

Wir beide kannten unseren knauserigen Chef nur allzu gut und ich hatte wirklich damit gerechnet, dass der Gedanke sowohl an meinen Bräutigam, wie auch an die Hochzeits- Location in seinem Kopf die Pfundnoten nur so rieseln lassen würde.

„Wenigstens hat er zugestimmt, dass alle zur Trauung kommen dürfen“, versuchte ich etwas harmlos, Mr. Wallers Ruf zu retten.

„Und warum? Weil er Werbung für den Laden machen will. So hat er sich das gedacht.“

Ich musste Nancy Recht geben.

„Gut. Aber jetzt fort mit Mr. Waller… Und her mit meinen Blumen!“, kommandierte ich.

Immerhin geschah es nicht jeden Tag dass eine Verkäuferin ein Mitglied der konservativen Partei mit Sitz im Unterhaus heiratete.

„Weißt du… Manchmal frage ich mich ernsthaft, wieso ein Mann wie Steven eine Frau wie mich heiratet…“

„Ja… Das war schon irgendwie wie im Märchen, oder?“, erwiderte sie mit einem verträumten Lächeln, auch wenn ich es ganz anders gemeint hatte.

„Er kommt an deine Kasse… Ihr fangt an zu quatschen… Seid euch sympathisch, er kommt immer extra an deine Kasse, lädt dich zu einem Kaffee ein und dann… Bämm… Macht er dir einen Antrag.“

„Genau das meine ich… Steven könnte die tollsten Frauen haben… Er ist reich… Sieht fantastisch aus… Erfolgreich in der Politik. Und was macht er? Heiratet eine Kassiererin von Tesco.“

Nancy straffte ihre Schultern.

„Ich sag dir, warum er dich heiratet… Weil er es kann!“ Und damit hatte sie wohl die komplette Wahrheit in vier Worte gepackt.

Nancy reichte mir den kleinen cremefarbenen Strauß, der mit seiner Tropfenform die Romantik des Augenblicks unterstrich.

„Ach, wie hübsch du bist!“, verkündete Nancy nochmals.

Sie war offensichtlich zufrieden mit ihrem Werk.

Sorgsam hob sie die Schleppe an und geleitete mich zum Aufzug.

„Meinst du, der Wagen ist schon da?“ Wie unsicher meine Stimme klang, als wir den Aufzug im Erdgeschoss verließen.

Eine merkwürdige Taubheit belegte meine Kehle mit Beschlag und ich merkte, dass ich heiser wurde.

„Na klar. Der Empfang hat doch vorhin angerufen…“

„Ach ja… Stimmt…“ Jetzt erinnerte ich mich wieder. „Ich glaube wirklich, er kriegt die dümmste Frau der Welt.“

„Das vielleicht nicht gerade. Aber sicherlich die im Moment aufgeregteste.“ Jetzt schmunzelte Nancy aufmunternd.

Der Duft der Lilien, Freesien und Rosen stieg von meinem Bukett auf und ich konnte noch immer nicht fassen, was sich hier zutrug.

„Miss Gardner?“, fragte ein Mann in grauer Livree, der an der Eingangstür des Hotels stand.

„Ja?“

Ich erschrak, denn ich hatte noch immer so eine merkwürdige Befürchtung, dass jemand bemerken mochte, wer ich wirklich war und mich vor die Tür setzen würde. Nein, für meinen Geschmack gehörte ich hier nicht hin.

Ein silbergrauer Rolls Royce stand mit laufendem Motor bereit. Die Kälte schnitt mir ins Fleisch und doch bekam ich heiße Wangen, als ich die Passanten bemerkte, die stehen blieben und Fotos von mir machten.

Das war ich weiß Gott nicht gewöhnt.

Jeder von ihnen war sicherlich der Überzeugung, dass nur eine Berühmtheit in einem solchen Brautkleid in solch einen Wagen steigen konnte.

Tatsächlich war alleine der Fond, in dem ich mich jetzt mit Nancys Hilfe zurechtsetzte, beinahe größer als meine alte Wohnung.

Vorsichtig faltete sie die Schleppe zu meinen Füßen zusammen, was ein leise rauschendes Geräusch erzeugte.

Inzwischen ging mein Atem flach und hatte einen bebenden Ton angenommen. Ich betete, dass niemand bemerken mochte, wie nervös ich war.

„Ich hätte irgendeinen Tranquilizer nehmen sollen“, erklärte ich, ohne genau zu wissen, was das war.

„Das machen die doch nur in Krimis“, erläuterte Nancy und griff nach meiner feucht- kalten Hand.

„St. Margaret`s… Ja?“, sagte der Chauffeur und blickte dabei kurz über die Schulter zu mir nach hinten.

„Ja.“

„Wussten Sie, dass Churchill dort geheiratet hat?“

Der Fahrer war mindestens viermal so aufgeräumter Laune wie ich.

„Nein.“

Ich wollte wirklich nicht kurz angebunden klingen, aber ich fürchtete, meine Stimme würde sonst nicht mehr für das Ja- Wort reichen.

„Und Lord Louis Mountbatten…“

„Wirklich?“ Ich hatte tatsächlich keine Ahnung gehabt.

„Ja. Es ist die Kirche des Parlaments. Wahrscheinlich, weil die Abgeordneten einfach über die Straße gehen müssen, um zu beten. Das wird so manches Mal nützlich gewesen sein.“

Wieder blickte er lachend über seine Schulter.

„Sie sehen bildhübsch aus…“

DAS kam ein paar Sätze zu spät, fand ich.

„Und wo geht es zum Feiern hin?“

Nancy griff ein.

„Kew Gardens. The Orangery.“

„Ooooooooh…. Das nenne ich mir mal eine feine Location. Ich war ja bislang immer nur in den Schauhäusern und dem Park. Leute wie ich können sich Feiern dort ja nicht erlauben.“

Leute wie ich auch nicht, dachte ich.

Merkwürdigerweise waren doch die Chauffeure von solchen Limousinen immer sehr still… Nur ich hatte scheinbar das Glück, ein Plappermäulchen erwischt zu haben.

Wir waren noch nicht angekommen, da begann das Schneegestöber. Der Chauffeur schaltete die Scheibenwischer ein und ich hatte das zweifelhafte Glück, darüber nachdenken zu dürfen, wie ich ohne ruiniertes Kleid zur Trauung kommen würde.

Bevor alles weiß werden konnte, musste alles schwarz werden.

Das war zumindest die dominierende Farbe, als der Schnee begonnen hatte, alles mit Nässe zu überziehen.

Doch wer auch immer die Hochzeit organisiert hatte – er hatte vorausgeplant!

Man hatte einen überdachten Gang von der Straße bis zum Eingang von St. Margaret`s aufgestellt. Und mehr noch: zwischen zwei Trägern befand sich jeweils ein riesiges Gebinde aus den gleichen Blüten, die sich in meinem Bukett befanden.

„Nancy!“, stieß ich hervor. Mehr brachte ich nicht heraus.

Schaulustige hatten sich nicht nur an der Straße entlang versammelt, sondern auch auf dem Rasen zwischen Westminster Abbey und St. Margaret`s.

Ein Herr in schwarzem Frack und grau- schwarz gestreiften Hosen nahm mich in Empfang, während Nancy meine Schleppe richtete.

Zaungäste winkten und fotografierten während ich mit glühendem Kopf überlegte, ob ich wirklich zurückwinken solle…

Und so schritt ich durch die Umherstehenden zu jenem steinernen Vorbau, der in das Innere der Kirche führte.

Mein Herz schlug so heftig, dass sich meine Kehle knarrend verschloss.

Ich sah Gesichter. Münder, die sich bewegten… Aber ich hörte nichts.

Vor Schrecken starr stand ich am anderen Ende des Mittelgangs und starrte durch weiße Blütenwolken zu meinem künftigen Mann.

Alles um mich herum duftete… Musik erfüllte die Luft und stieg bis zum Himmel empor.

Wie unglaublich schön er war.

Groß. Schlank. Die dunklen Wellen seines Haares sauber gekürzt und gescheitelt. Der schwarze Anzug unterstrich die Perfektion seines Körpers.

Und dann dieses Gesicht… Die dunklen Augen, die selbst auf diese Distanz jeden Millimeter an mir genau sehen konnte. Die lange, schmale Nase und die energischen Lippen… Und die herrlich- klassischen Züge unterstrichen durch die kräftigen Augenbrauen und jene senkrechte Kerbe in seinem Kinn, die mich immer an einen Hollywood- Helden denken ließen.

Das Kerzenlicht sandte tanzende Schatten in den Raum und meine Aufregung hatte begonnen sich zu legen. Alleine sein Anblick hatte das bewirkt.

Jetzt hörte ich den Gesang, das Spiel der Orgel.

Und hatte nur Augen für meinen wundervollen Mann, den ich nicht verdient hatte.

Hatte ich die Kirche eine gute Stunde zuvor bei schmuddeligem Schneewetter als schlichte Miss Margaret Pole betreten, verließ ich sie eine gute Stunde später unter den Glückwünschen der Gäste und Schaulustigen als Mrs. Steven St. Clair.

Der Schnee hatte zwischenzeitlich London verwandelt und mein Mann mich.

„Wie kann sich der Schnee in so kurzer Zeit so türmen?“, fragte Steven scheinbar mehr sich selbst als mich, oder unseren Fahrer. Das merkte ich an seinem Gesichtsausdruck, als ich ihm antwortete.

Er lächelt mich an, als habe er gemerkt, dass ich ihn missverstanden hatte.

Der Rolls fuhr inzwischen nur noch im Schritttempo. Um uns herum war nichts mehr zu sehen als eine weiße Wand.

„Wir werden keine Fotos im Freien machen können…“

Erst jetzt merke ich, dass er telefonierte. Wir hatten gerade geheiratet und mein Mann hing am Handy…

„Hör zu… Das weiß ich auch. Aber wozu bucht man so eine Location… Ja… Januar… Ist mir auch klar. Aber wann hat es zum letzten Mal im Januar geschneit? Und dann noch so?“

Ich atmete tief durch. Er war sauer. Eindeutig. Ich griff nach seiner Hand und er erwiderte die Berührung.

Dann schenkte er mir ein kleines Lächeln mit geschlossenen Lippen.

Er legte auf und tippte sogleich eine Nachricht ein. Das Lächeln verschwamm nicht mal.

„Alles ok?“, fragte ich vorsichtig.

„Ja. Das war Jackson, mein Wahlkampfmanager. Es war meine eigene Dummheit. Ich dachte, eine Winterhochzeit wäre eine tolle Idee. Januar, wo es sowieso nicht so viele Nachrichten gibt, die einem alles verderben. Dabei habe ich nicht mit dem Schnee gerechnet…“

„Also auf mich brauchst du da keine Rücksicht nehmen… Ich mache die Bilder auch im Schneetreiben. Das zeigt dann, was du für ein harter Bursche bist.“

„Hart bin ich sowieso schon, wenn ich dich so sehe…“, murmelte er, beugte sich zu mir herüber und gab mir einen langen, intensiven Kuss.

„Lass uns auf die Feier pfeifen und in die Flitterwochen starten“, wisperte ich in sein Ohr und legte dabei meine Hand auf seinen Schritt.

Er hatte wirklich einen Ständer…

Steven sah mich an und grinste breit.

Wir hielten vor der Orangerie von Kew Gardens, wo Mitarbeiter gegen den Schnee ankämpften. Nicht nur, weil sie krampfhaft versuchten, den Weg zum Eingang frei zu halten, sondern weil es auch galt, die eigentlich geplanten Fackeln gegen geschlossene Leuchten auszutauschen.

Von den Blumengestecken sah man schon gar nichts mehr, denn sie trugen im Schnee förmlich Camouflage.

Zwei Kellner drängten sich mit aufgespannten Regenschirmen gegen den Schnee. Sie sahen bizarr aus, denn sie trugen über langen Schürzen wattierte Mäntel.

Die Schirme nutzten wenig und die engagierten Fotografen hatten sich hinter den Türen verbarrikadiert.

Wie sie so versuchten, kurze Schnappschüsse von uns zu machen, und sich dabei jeweils nur für Momente aus der Türe beugten, wirkten sie eher wie Kriegsberichterstatter im Feuergefecht, als wie Gesellschaftsfotografen.

Der eisige Wind peitschte mir ins Gesicht und ich spürte, wie der Schnee auf meiner Haut taute und sogleich wieder zu gefrieren schien.

Wir rannten gegen das Eis an und ich versuchte dabei, das Gleichgewicht zu halten. Es war nicht einfacher, nur weil Steven meinen Ellenbogen festhielt.

Durch das Wetter waren wir auch um das Begrüßungsspalier gekommen, das meine Kolleginnen organisiert hatten. Stattdessen standen sie nun bis in den Speisesaal mit hoch erhobenen Rosen.

Ich klopfte den Schnee von meinem Kleid und konnte doch meine Frisur nicht retten. Das Schmelzwasser ließ die Stoffblüten herausgleiten und einzelne Strähnen rutschten über meine Schultern.

„Na… Wenn das mal nicht Heathcliff und Cathy sind, die aus dem Unwetter hereingeeilt kommen…“, rief einer der Gäste.

Ich fühlte mich alles andere als poetisch…

Es gab Applaus und wir dankten in die Runde, während man uns an unseren Tisch brachte.

„Denkst du, wir können heute Nacht wirklich noch in den Norden starten?“

Steven blickte besorgt zu seinem Wahlkampfmanager auf.

„Natürlich. Im Zweifelsfall buche ich euch auf ein Schneeräumfahrzeug!“

Die beiden Männer lachten sich an, sicher in der Überzeugung, dass es nicht viel gab, das sich nicht mit ein paar Pfund und einem guten Plan bewerkstelligen ließ.

Ich wollte gerade nach Stevens Hand greifen, als sein Handy läutete. Er hatte es neben seiner Serviette liegen.

Ohne eine Sekunde zu zögern, nahm er den Anruf entgegen.

„Ja…. Ja, natürlich. Gleich morgen. Nein… Ich bin noch in London, aber wir werden demnächst starten. Ja. Danke. Vielleicht haben wir ja Glück und der Schneefall lässt nach.“

Er lachte amüsiert auf.

„Ja. Für meine nächsten Flitterwochen plane ich Sankt Moritz ein…“

Nancy, die als meine Brautjungfer mir gegenübersaß, schenkte mir einen Blick voll ungläubiger Empörung.

Vielleicht kam ich ja wirklich aus einem anderen Stall…

Steven beendete das Gespräch und beugte sich mit einem Lächeln zu mir herüber.

„Das war der Premierminister… Er hat uns Glück gewünscht und sich entschuldigt, dass er heute nicht dabei sein konnte, aber er versucht gerade, den Chinesen ein Freihandelsabkommen abzuschwatzen…“

Ich hatte den letzten Bissen von meiner Hochzeitstorte noch nicht geschluckt, da setzte bereits die Musik ein.

Der Bandleader bat das Brautpaar auf die Tanzfläche.

„Nur den einen Tanz, Schatz. Versprochen!“, erklärte mein Gatte mit einem sanften Augenaufschlag.

Und schon hatte er den Arm um meine Taille gelegt und bewegte mich zu ziemlich schmalzigen Walzerklängen durch den Saal.

Andererseits- wann sonst, wenn nicht beim Hochzeitswalzer durfte es schmalzig werden…

Man sah uns eine Weile lang zu bis Steven das Zeichen gab und andere Paare unserem Beispiel folgten.

Ich hatte gerade meinen Kopf an seine Schulter gelegt, als – wie soll ich es anders beschreiben – eine Art Schatten sich auf mein Gemüt legte.

Etwas, das ich nicht fassen konnte, hatte mich irritiert.

„Danke an euch alle, aber wir werden jetzt den Weg in unseren verdienten Urlaub antreten!“, erklärte mein Mann nach Ende des Walzers in die Runde.

„Du machst doch nichts anderes als Urlaub“, rief einer seiner Freunde lachend.

„Das stimmt schon, Dan. Aber ich hatte nicht erwartet, dass du es merken würdest…“

„Er ist Stevens Sekretär…“, raunte jemand erklärend in mein Ohr, als sei ich eine Fremde.

Steven hatte also einen Sekretär. Ich musste mir das Gesicht und den Namen dazu merken…

Entgegen unseren Hoffnungen, hatte der Schneefall nicht nachgelassen und ich wäre mit Sicherheit auf dem Weg zum Rolls erfroren, wenn mir nicht ein Gast mit ihrer Pelzstola ausgeholfen hätte.

Wie viele Stunden mochten wohl vergangen sein, seit ich zum letzten Mal in dem Wagen gesessen hatte, fragte ich mich.

Erschöpft legte ich meinen Kopf an Stevens Schulter.

„Schlaf ein wenig…“, murmelte er in mein Haar und besiegelte seine Worte mit einem kleinen Kuss.

Drittes Kapitel

Niemals werde ich jenen Anblick vergessen, als sich die endlose, gewaltige weiße Wand, welche uns seit Stunden eingeschlossen hatte, auflöste.

Sie wurde dünner, transparenter, ließ uns förmlich los, zog sich hinter uns zurück.

Und vor uns erhob sich Beauford Castle.

Die Höhe des Felsens, auf dem es stand, konnte man nur erahnen, so wie die Schneeflocken seine Basis umhüllten.

Dennoch sah ich Fetzen blauen Himmels, und Teile der dem Meer zugewandten Mauerstücke schimmerten in einem vanilleähnlichen Ton.

Der weitaus größere Abschnitt allerdings schien beinahe schwarz.

„Werden wir dort wohnen?“, fragte ich und versuchte, erleuchtete Fenster zu erkennen.

„In Beauford? Gott bewahre. Nein. Es gib nur noch wenige Bereiche, die halbwegs intakt sind.“ Er schien einen Moment zu überlegen.

„Im Keller sozusagen gibt es noch Gewölbe, glaube ich. Und die Kapelle soll angeblich noch vorhanden sein. Aber da müsstest du mit jemand sprechen, der aus dem Dorf ist.“

Mit einer ruckartigen Bewegung lockerte er seine Nackenmuskeln.

„Ich habe die Burg nur deswegen, weil sie zu dem Areal gehörte. Wie auch das Dorf und das Herrenhaus.“

„Also werden wir ins Herrenhaus ziehen?“

Er bewegte den Kopf hin und her wie ein Lehrer, der einem besonders ahnungslosen Schüler zuhört.

„Nein. Das wird gerade renoviert, damit wir es künftig schön haben…“

Und als sei dies das Stichwort gewesen, fuhren wir langsam an der langgestreckten Fassade Herrenhauses vorbei.

„Beauford House… Als hätte es auf seinen Auftritt gewartet…“

Der Rolls passierte mehrere Trucks, die offensichtlich zu Handwerksfirmen gehörten.

„Wir werden bei nächster Gelegenheit hineinschauen.“

„Es scheint wirklich schön zu sein“, sagte ich vorsichtig.

„Oh, das ist es. Aber es muss noch so ungeheuer viel gemacht werden…“

Steven klang, als müsse er persönlich die Ärmel hochkrempeln.

„Wir müssen mit einer kleinen Pension im Dorf Vorlieb nehmen, fürchte ich.“

Für einen Moment fragte ich mich, warum ein Mann mit seinen Mitteln in einem verschneiten Dorfpub am Arsch der Welt seine Flitterwochen verbrachte.

„Ich hielt es für eine gute Idee…“, hob er an und ich erschrak, weil ich für einen Augenblick dachte, er könnte tatsächlich meine Gedanken lesen.

Gerade, als ich erwidern wollte, dass mir das wirklich nichts ausmache, lehnte er sich zu mir herüber und begann, mich sehnsuchtsvoll zu küssen.

Mein Brautkleid machte dabei Geräusche, als sei es ein lebendiges Wesen. Rauschte… Grummelte… Zischte sogar.

Alles in mir sehnte sich nach seinem Körper. Steven versuchte, irgendwie unter meinen Rock zu kommen, doch er schaffte es nicht. Also beschränkte er sich darauf, meine Brust unter dem Spencer- Jäckchen zu massieren.

Seine Zunge bewegte sich in meinem Mund und meine Haut schien sich unter seinen Berührungen aufzulösen.

Welcher unter unseren Gästen hätte wohl geglaubt, dass ein Mann wie Steven seine Ehefrau tatsächlich in der Hochzeitsnacht zum ersten Mal vögeln würde?

Ich jedenfalls hätte jeden ausgelacht, der mir das erzählt hätte.

Seit unserem ersten Kuss, hatte mich die Lust auf ihn fest im Griff. Ja, sie hatte sich über die Wochen hinweg in beinahe unerträglicher Weise gesteigert. Ich hatte die Nächte nicht gezählt, in denen ich wachgelegen und mich selbst befriedigt hatte, vor meinem geistigen Auge sein Bild und wie ich ihn mir nackt vorstellte.

Doch Steven hatte sich mir entzogen.

Darauf angesprochen, hatte er mir erklärt, dass ich etwas Besonderes für ihn sei. (Was ich auf diesen Satz hin dachte, kann man sich vorstellen…)

Und, dass er dieses Besondere nicht durch so etwas Banales wie Sex zerstören lassen wollte. Wobei er natürlich keineswegs davon ausging, eine unberührte Jungfrau zu heiraten, das hatte er mir unter Lachen erläutert und natürlich hatte er selbst auch seine einschlägigen Erfahrungen gemacht. Dennoch – ich war die Frau, die er heiraten wollte und deswegen war es etwas anderes.

Bis zu dieser Nacht hatte ich es akzeptiert. Einfach so. Ohne Widerspruch. Aber in meiner Hochzeitsnacht würde ich mich schadlos halten.

Und so achtete ich kaum auf die Hotelangestellte, die uns begrüßte. Ich dankte nur flüchtig für ihre Glückwünsche und ihre Begeisterung für mein Kleid.

Die Schleppe um meinen Unterarm gewickelt folgte ich der Rezeptions- Dame nach oben.

Steven kam gerade noch dazu, die Türe hinter sich ins Schloss zu drücken, da hatte ich schon meine Arme um seinen Nacken geschlungen und küsste ihn stürmisch.

Sein Atem glitt heiß über mein Gesicht, und während seine Hände versuchten, mein Kleid zu öffnen, riss ich an seinem Hemd. Ich hörte das Krachen von Stoff, spürte, wie Knöpfe absprangen.

Während ich seine Hose öffnete sackte ich auf meine Knie. Ich spürte den Boden nicht, so dick war der cremefarbene Stoffhügel, auf dem ich kniete.

Dass Steven hart war, hatte ich durch das voluminöse Kleid gar nicht bemerkt, aber jetzt sah ich seinen prächtigen Stamm, der lustvoll vor seinem Bauch zuckte.

Darauf hatte ich gewartet. Danach hatte ich mich verzehrt.

Sein Duft war überwältigend. Hinauszögern… reizen… das war für später. Jetzt wollte ich ihn benutzen. In mir spüren.

Keiner von uns sagte ein Wort. Wir ächzten und stöhnten. Nägel schabten über Fleisch. Ich nahm ihn so tief in meine Kehle, wie ich nur konnte. Es kostete mich all meinen restlichen Verstand, nicht zu würgen oder zu ersticken.

Seine Stöße kamen in immer schnellerer Abfolge. Er stemmte seine Fäuste auf meine Schultern, packte meinen Kopf.

Jetzt war ich nicht mehr länger die Herrin über das Geschehen.

Er begann, mich zu benutzen und ich genoss es.

Energisch drückte er mich so zu Boden, dass ich auf meinem Kleid zu liegen kam. Dann positionierte Steven sich so, als wolle er über mir Liegestützten machen. Stattdessen drückte er seinen Schwanz in meine Kehle und begann, meinen Mund zu ficken.

Schnell. Hart. Tief.

Jetzt musste ich wirklich würgen. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, war übermächtig.

Hatte ich gerade meine Finger in meiner Möse versenkt, schob er sie jetzt rigoros zur Seite und begann, meine überfließende Spalte zu reiben.

Hätte ich gekonnt – ich hätte gekeucht wie ein erstickendes Tier.

Die Geilheit brannte in meinen Adern und ich wusste nicht, ob ich die Augen offen halten sollte, um meinen wunderschönen Ehemann anzuschauen, oder geschlossen, um mich auf meine Lust zu konzentrieren.

Alles, was ich konnte, war mich in mein Kleid zu krallen und ihm den bestmöglichen Widerstand für seine Gier zu bieten.

Endlich ließ er von meiner Kehle ab und glitt an mir herunter.

Ich spreizte meine Schenkel so weit ich nur konnte und nahm ihn tief in mich auf. Und noch während Steven mich zu ficken begann, spannte ich meine Mösenmuskeln an.

Für einen Augenblick schaute er mich verblüfft an, doch nur, um gleich darauf mit einem Aufschrei heftig gegen meinen Widerstand zu stoßen.

Wellen kochender Geilheit überrollten mich und ich versuchte noch nicht mal, meine Schreie zu dämpfen.

Im gleichen Moment zog Steven seinen Schwanz abrupt aus mir heraus, sackte auf seine Fersen und dirigierte die Fontänen seines Samens über meinen Körper.

Er wirkte wie ein Feuerwehrmann, der den Brand meiner Gier löschen sollte. Dicke, cremige Tropfen überzogen meine glühende Haut und rannen auf das Kleid unter mir.

Jetzt erst hörte ich sein Keuchen und Stöhnen.

Die Anstrengung in seinem Gesicht wurde von einem beseligten Lächeln abgelöst, nachdem er seinen letzten Schuss vollzogen hatte.

Dass ich noch nicht gekommen war, hatte ich noch nicht mal bemerkt. Es wurde mir erst klar, als Steven seine Hand an meinem Bauch abwärts gleiten ließ und seine Finger in meine überflutete Spalte glitten.

Ich war derart überreizt, dass ich den Orgasmus nicht mal herannahen spürte.

Ohne jede Vorwarnung erfasste mich die Eruption. Meine Ohren wurden taub und mein Mund fühlte sich an, als habe ich in Chilis gebissen.

Mein Unterleib zog sich konvulsivisch zusammen und explodierte in einem Höhepunkt, wie ich ihn noch nicht erlebt hatte.

Das Beben ließ meinen Körper nicht mehr los. Jedes Mal, wenn ich glaubte, mich etwas beruhigt zu haben, fanden seine Fingerspitzen eine neue Stelle, um mich zu wichsen.

Ich begann, mich unwillkürlich seiner Berührung zu entziehen, doch er ließ mich nicht.

Die Geilheit wurde zu brennender Qual.

„Nein“, flehte ich, als der zu einem neuerlichen Höhepunkt ansetzte.

„Ich kann nicht mehr. Gib mir eine Pause!“

Kraftlos lagen meine Arme neben meinem Körper und meine Gelenke fühlten sich an, als habe jemand sie in Watte gewickelt.

Steven rollte von mir herunter und ich hatte so die Gelegenheit, dieses klassisch- schöne Männerprofil zu betrachten.

Zum ersten Mal seit Wochen hatten wir Ruhe. Um uns herum winterliche Stille.

Ich schmiegte mich an seinen nackten, verschwitzten Körper und betrachtete mich als die glücklichste Frau des Königreichs. Mit Ausnahme der Queen vielleicht.

„Bist du müde?“

Er lag auf der Seite, den Kopf in die flache Hand gestützt.

„Etwas. Ich habe ja während der Fahrt geschlafen.“

Da erblickte Steven den Kamin und sprang auf die Füße.

„Ich werde uns ein Feuer machen!“, erklärte er begeistert wie ein Schuljunge.

Sorgsam schichtete er das Holz aufeinander und stopfte Papier dazwischen.

Was für einen wundervollen, trainierten Körper er hatte.

Und welch ein Prachthintern…

„Mist“, murmelte Steven, als auch das letzte Stück Papier mit einem kläglichen Rauchfähnchen das Feuerchen erstickte.

„Ich kriege den Mist nicht an…“, knurrte er und an seinen verkrampften Muskeln erkannte ich, dass er wirklich sauer war.

Ohne Zweifel hatte ich einen Mann geheiratet, der es nicht gewohnt war, dass ihm etwas misslang.

„Es liegt bestimmt an dem Papier. Wahrscheinlich ist es gegen Feuer imprägniert. Ich glaube, man kann nicht jedes Papier zum Anzünden nehmen.“

Er stand auf und ging zum Bett.

„Dann komm her und wärm dich unter der Decke.“

Seinem Wunsch Folge leistend stieg ich zu ihm unter die üppige Federdecke.

Wir schalteten das Licht aus und schauten aus dem Fenster hinaus in den geräuschlos fallenden Schnee.

„Morgen werde ich dir ein wunderbares Feuer machen“, flüsterte er in mein Ohr. „Du sollst doch nicht denken, dass du einen Versager geheiratet hast, der dich nicht mal im Winter warmhalten kann…“

Ich denke, wir sind in jener Nacht mit einem Lächeln auf den Gesichtern eingeschlafen.

Viertes Kapitel

“Beauford Castle? Das hat Ihnen ihr Mann schon ganz richtig gesagt. Da gibt es praktisch nichts mehr zu sehen. Die Burg ist seit dem Bürgerkrieg eine Ruine. Sie hatte nochmal eine Hoch- Zeit als Steinbruch für das Herrenhaus. Aber das war‘ s dann auch.“

Unsere Gastgeberin stellte die Teekanne auf ihr Tablett und trug sie weg.

Steven war zeitig aufgebrochen, um nach den Bauarbeiten zu schauen.

Mrs. Armstrong kam zurück. Mit einer Hand schob sie eine strahlend Kupferrote Strähne in ihren Dutt zurück, während sie in der anderen ein kopiertes Faltblatt hielt.

„Schauen Sie mal, Mrs St. Clair…“ (Wie fremd das klang…) „…diese Broschüre hatte ich noch. Sie können sie haben. Da stehen ein paar Informationen drin.“

Sie überflog die ursprünglich maschinengetippten Zeilen.

„Ah… Das hätte ich jetzt beinahe vergessen… Die Sinclair- Chapel… Der letzte Gebäudeteil, der nicht zerstört wurde. Zumindest nicht ganz… Es gibt sogar noch ein Fenster aus dem frühen Mittelalter… Sehen Sie mal…“

Indem sie sich zu mir herabbeugte, umwehte mich der Duft von frisch gebackenem Kuchen.

Ich freute mich schon jetzt auf den Tee am Nachmittag.

Ihr hübsch manikürter Finger lag auf einer Schwarzweiß- Zeichnung, die ein sicherlich längst verstorbener Lehrer des Ortes gezeichnet hatte.

Eine lokale Legende besagt, dass die Kapelle einst von Templern erbaut wurde, was sich aber heute nicht mehr nachweisen lässt.

„Templer…“, las ich laut.

Mrs Armstrong lachte.

„Ja. Templer finden sie überall in England. Ich schätze, es muss hunderttausende von ihnen gegeben haben…“

Sie strich ihre Schürze glatt. Dem Muster und Schnitt nach zu urteilen, stammte sie noch von ihrer Mutter…

„Ich finde solche Geschichten großartig. Auch wenn sie nur erfunden sind“, bemerkte ich entschlossen.

„Na- dann werden Sie unsere Kapelle lieben. Denn angeblich soll sich unter dem Altar der Zugang zu einem Templer- Schatz befinden. Vielleicht haben Sie ja Lust, mal danach zu suchen, wenn Ihr Gatte im Herrenhaus beschäftigt ist.“

Das zusammengefaltete Blatt wurde glattgestrichen und vor mich auf den Tisch gelegt.

„Allerdings sollten Sie vorsichtig sein. Die Mauern sind stellenweise nicht sicher. Na ja… Sie werden schon keine Klettertouren machen.“

Ich würde Steven eine WhatsApp schicken und ihm sagen, dass ich die Burg und Umgegend erkunden wolle und mich dann dick eingepackt auf den Weg machen.

Irritiert hörte ich ein leises Pfeilsirren aus Richtung des Bettes.

Sein Handy! Er musste es beim Anziehen verloren haben…

Entschlossen steckte ich es in die Manteltasche und machte mich auf den Weg. Ich würde ihm das Ding bringen und direkt von meinen Plänen berichten.

Der Schneefall hatte aufgehört und die Welt hatte sich in ein Märchenland verwandelt. Dicke weiße Kissen lagen auf der Welt und meine Stiefel tauchten tief in sanft knarrenden Schnee ein.

Wenn es auch anstrengend war, so zu gehen, störte es mich doch nicht, denn die Wege hier waren nicht lange, wenn ich nach der Karten- App auf meinem Handy ging.

Und so hatte ich gerade mal unsere Straße hinter mir gelassen, als ich die Überreste der Burg schon aus den weißen Erhebungen aufsteigen sah. Düster wirkte sie. Fast wie zerfetztes und verbranntes Fleisch. Einzelne helle Steine schienen wie Knochenstücke aus dem malträtierten Leib zu ragen.

Wieder sah ich die Zeichnung der Burg im Faltblatt, wie sie in ihren Glanzzeiten ausgesehen haben musste. Wenn vieles hierbei sicherlich auch der Fantasie des gleichen Schullehrers entsprungen sein mochte, der auch das Fenster gezeichnet hatte, so vermittelte sie doch eine lebhafte Vorstellung dessen, was gewesen sein mochte.

Energischen Schrittes stampfte ich durch den Schnee, der bald bis zu meinen Waden zu reichen schien.

Gerade, als ich die Stümpfe des ehemaligen Tores vor mir sah, klingelte das Handy.

Ich zog es aus der Tasche, gegen die Kälte anblinzelnd.

In diesem Moment tauchte das Bild von etwas Hellem, Dreieckigem auf.

Schnell wischte ich über das Display und tippte die Push- In- Meldung an.

Manchmal kann man zwei, ja sogar noch mehr Gedanken absolut gleichzeitig denken. In diesem Fall müssen es fünfzig gewesen sein.

Einer entsprang der Erkenntnis, dass es sich bei dem Foto um das Venusdreieck einer Frau handelte.

Ein anderer besagte, dass das gar nicht mein Handy war, sondern das meines Mannes.

Wieder ein anderer hatte den Inhalt, dass mein Ehemann erotische Fotos von anderen Frauen erhielt. Und noch einer befasste sich mit der Gedankenlosigkeit meines Mannes was elektronische Medien anging.

Der Schock traf mich derart unvermittelt, dass ich mich an jenem steinernen Stumpf herabgleiten ließ, bis ich im Schnee zu sitzen kam.

Mein Kopf glühte, während mein Körper in Totenstarre zu erkalten schien.

Atmete ich noch? Schlug mein Herz?

Mit tauben Fingern scrollte ich den Text, der jenem Foto vorausgegangen war, nach unten.

Ich rammte die Worte und Zahlen in mein Bewusstsein, indem ich sie wieder und wieder las. So lange, bis mir vollkommen klar war, dass mein Mann… Ich suchte nach einem Begriff, der das beschreiben mochte, was er mir angetan hatte.

Kam das Brennen in meinen Augen von den Tränen, oder der eisigen Kälte?

Damit du mich nicht vergisst…

Du kleine Sau…

Schade, dass du gestern so schnell wegmusstest…

Keine fickt wie du. Keine IST wie du…

Wann kommst du zurück? Ich hätte am 12. Zeit…

Das mit uns wird nicht enden. Das kann ich dir versichern…

Dein Schwanz ist der geilste, den ich je in meinem Arsch hatte…

Ich schaltete das Handy aus.

Damit war mein Traum ausgeträumt.

Es hatte nur Sekunden gedauert, aus der glücklichen Ehefrau des Unterhausabgeordneten St. Clair die betrogene Ehefrau geworden. Konnte ich die beiden nicht förmlich hören, wie sie sich über mich lustig machten? Über den Kassen- Trampel… Das schlichte Gemüt aus Wimbledon?

Es war ein Gefühl, als stünde ein Killer über mir und stieß sein Messer wieder und wieder in meinen Körper.

Nichts an mir blieb unverletzt. Nicht mein Stolz, nicht meine Würde, nicht mein Selbstbewusstsein. Sogar meine Wahrnehmung wurde vernichtet, denn ich hatte keinen Schimmer gehabt, dass mein Mann sich mit Huren rumtrieb, wenn er angeblich politische Termine hatte, oder sich mit einem Geschäftspartner treffen musste.

Und weil ich gerade bei düsteren Gedanken war, begann ich auch darüber zu grübeln, was die wahren Gründe für seinen Heiratsantrag gewesen sein mochten. Offensichtlich waren ja gutes Aussehen, Sex- Appeal, Charakter, Vermögen und Verstand ausgeschieden.

Blieben politische Gründe. Mit mir als Ehefrau konnte er natürlich seine soziale Seite betonen. Demonstrieren, dass er keiner der elitären, abgehobenen Tories war, sondern offen nach allen Seiten…

Niemals zuvor hatte mich ein Mensch derart angewidert. Ich sah Steven vor meinem inneren Auge und fürchtete, mich übergeben zu müssen.

Also… Was blieb mir zu tun?

Ich würde eine Abschiedsrunde durch jene Ruine drehen, die meinem Herzen glich. Ich würde diese Ehe beenden, die von Anfang an eine Farce war. Wütendes Beben und dumpfer Schmerz wechselten sich in meinem Herzen und meinem Verstand ab.

Ich ahnte mehr als ich es wusste, dass da noch tausende von Erkenntnissen und Schmerzen auf mich warteten.

Noch verbargen sie sich hinter dichten Nebelschwaden, aber ich wusste – sie waren da.

Schmerzen der Erniedrigung. Des Betrogen- Seins. Der Dummheit und Ahnungslosigkeit.

Und am schlimmsten: Ich war vor mir selbst bloßgestellt. Mit all meiner Naivität, meinem Zutrauen.

Mit tauben Gliedern und taubem Verstand durchschritt ich die Überreste des Tores.

Er hatte mir nicht den Vorzug vor all den wundervollen Bewerberinnen um seine Hand gegeben. Er hat beides genommen. Mich UND die anderen.

Denn weiß der Teufel, wie viele Mösen sich noch in seinen WhatsApp- Chats verbargen…

Niedergeschlagen tappte ich durch die teils eisüberzogenen Überreste und dachte daran, was mein Chef wohl sagen würde, wenn ich angekrochen kam, um mich um meine alte Stelle zu bewerben. Unmöglich. Dahin konnte ich nicht zurück. Sollte ich mich auch noch vor meinen alten Kollegen lächerlich machen?

Sobald ich wieder in London war, brauchte ich einen Scheidungsanwalt. Und zwar einen verdammt guten. So einen wie David Lee im Fernsehen. Einen, der diesem Schwein das Fürchten lehren würde. Insofern war es sicherlich besser, wenn ich über diese Pläne Steven gegenüber noch schwieg.

Ein winziges Licht tat sich am Ende des Tunnels auf und ich hoffte, dass es nicht der Zug war, der auf mich zugerast kam…

Vielleicht hatte ich so ja die Chance, versorgt zu sein und gar nicht mehr an die Kasse zurück zu müssen…

Seltsam, wie sich in meinem Schädel alles verwirrte. Im einen Moment war ich noch ganz ruhig, nüchtern und besonnen, nur um im nächsten Moment von tobenden Gefühlen mitgerissen zu werden.

Um mich wenigstens ein bisschen abzulenken, begann ich, die Kapelle zu suchen, von der mir Mrs. Armstrong berichtet hatte. Mit Lackfarbe handgemalte Schilder wiesen mir die Richtung. Mühsam kletterte ich über umgerissene Mauern und zerbrochene Treppenstufen. Es war kein ganz ungefährliches Unterfangen, denn die Kapelle schien sich sozusagen auf halber Höhe zwischen einer großen freien Fläche im Erdgeschoss und den sich nach oben schraubenden Stufen in den ersten Stock zu befinden.

So umklammerte ich den eisernen Handlauf und zog mich halb bis zum Eingang der Kapelle empor.

Und da war sie. Streng. Schmucklos. Der Altar kaum mehr als ein abgewetzter Steinblock. Sie war kleiner, als ich erwartet hatte. Eigentlich kaum mehr als ein Zimmer. Aber vielleicht war man ja seinerzeit zum eigentlichen Gottesdienst in die Dorfkirche gegangen, während hier nur privat gebetet wurde. Einmal mehr ärgerte ich mich über meine Ahnungslosigkeit, auch wenn ich im nächsten Moment dachte, dass ich wirklich andere Baustellen hatte.

Einzig das bunte Fenster hinter dem Altar strahlte ich feudalem Glanz.

Blüten rankten sich um gefasste Säulen. Und im oberen Drittel ein Dreieck mit dem allsehenden Auge.

Ich stand vor dem Altar und starrte zu jenem Fenster empor, das alleine übriggeblieben war von jener düsteren, mittelalterlichen Pracht.

Das Auge fixierte mich und ich erwiderte den erstarrten Blick ohne zu blinzeln.

Und dann wurde alles schwarz.

Fünftes Kapitel

Das Bett war weich und die Luft um mich herum eisig. Dagegen war mein Rücken angenehm warm.

Es roch nach Holz. Ein wenig feucht vielleicht, aber nicht unangenehm.

Als ich meine Augen öffnete, war ich irritiert. Und ich meine nicht jene Verwirrung, die einen manchmal gleich nach dem Aufwachen beschleicht, wenn man sich fragt, wo das Fenster ist und wie das Bett steht.

Wenn man glaubt, in einem fremden Zimmer aufgewacht zu sein.

Nur, dass ich nicht irritiert war. Ich war wirklich in einem unbekannten Raum.

Er war mindestens viermal so groß wie unser Schlafzimmer in der Pension.

Es konnte keinen Zweifel geben – ich träumte!

Ein Traum, in dem man weiß, dass es nicht die Wirklichkeit ist, die man gerade erlebt.

Das Handy… Die Kapelle. Ich erinnerte mich an alles.

Mein Plan, Steven zu verlassen.

Und über allem der dumpfe Schmerz der Erkenntnis.

Ich war Kassiererin. Ich war nicht dämlich.

Also träumte ich, ich befände mich in einer Burg. Mächtige steinerne Wände, bunte Fenster, knisterndes Holz in einem gewaltigen Kamin. Ein Streich, den mir mein Hirn spielte, nachdem ich durch die Burgruine geklettert war. Oder war ich vielleicht abgestürzt, ohne mich daran zu erinnern und mein Kopf hatte etwas abbekommen?

Zwischen dem Geruch nach Feuerholz und Kräutern der säuerliche Geruch von Leder.

Aber hatte ich jemals in einem Traum etwas riechen können?

Ich umklammerte mit meinen Fingern den etwas groben Stoff der plustrig mit Federn gefüllten Bettdecke.

„Hast du gut geschlafen, mein Herz?“

Eine tiefe, ein wenig knarrende Stimme aus dem Halbdunkel mir schräg gegenüber.

Jetzt spürte ich meinen Puls. Er raste.

Mein Atem ging flach, während meine Brust sich hektisch hob und senkte, in dem Versuch, mein Gehirn mit Sauerstoff zu versorgen.

„Ja“, presste ich hervor.

„Das ist schön…“

Schritte näherten sich dem Bett und ich erstarrte.

Das war kein verdammter Traum. Alles hatte seine wirkliche Zeit. Mein Verstand war klar und hellwach.

Leises Knarren von Leder näherte sich mir.

„Wie wundervoll, neben dir aufzuwachen…“

Eine schlanke, hoch gewachsene Gestalt erhob sich neben mir. Er beugte sich zu mir herab. Es war definitiv nicht Steven.

Helles, nach hinten gekämmtes Haar. Eine schmale, lange Nase und Lippen, umstanden von einem sauber gestutzten Bart.

Er küsste mich mit absoluter Selbstverständlichkeit.

Was zum Teufel geschah hier?

Der Mann trug eine Art ledernen Waffenrock über schmalen Hosen in verwaschenem Rot. Darüber schlang sich ein eleganter, wenn auch robuster Gürtel, in dessen Scheide er jetzt ein Schwert gleiten ließ.

Das ist kein Traum!, schrie eine Stimme in mir.

Ohne nachzudenken, legte ich meine Hand an seine Wange. Wollte ich fühlen, ob er Wirklichkeit war?

Er quittierte meine sanfte Berührung mit einem zärtlichen Lächeln.

„Ich bin gesegnet, eine solche Gemahlin zu haben…“, sagte er und gab mir noch einen Kuss.

Westworld! Jetzt fiel mir ein, woran mich das alles erinnerte: Westworld! Der Film über eine Art Freizeitanlage, wo sich die Figuren eine Welt aussuchen können, in der sie während ihres Urlaubs leben wollen. Sie können in den wilden Westen gehen oder in die Antike. Die Bewohner dieser Welten waren humanoide Roboter. An mehr erinnerte ich mich nicht.

Aber so etwas musste es sein.

Vielleicht eine Art Hochzeitsgeschenk von Steven…

Ein Würgen erfasste meine Kehle.

Aber wer zur Hölle würde seiner Frau einen Burgherrn schenken? Noch dazu als Ehemann?

Ein perverses Schwein wie Steven natürlich!

Es passte alles zusammen. Er hatte sein Handy nicht mal durch ein Passwort geschützt. Also versuchte er nicht mal, seine Affären zu verbergen. Und weil er wusste, dass ich draufkommen würde, schenkte er mir zum Ausgleich den Ritter.

Und damit ich meinem Zweit- Ehemann nicht verfiele, wählte er einen aus, der beinahe mein Vater hätte sein können.

Aber da würde ich nicht mitspielen. Ich war nicht käuflich.

„Entschuldige bitte…“, erhob ich meine Stimme und setzte mich auf.

In das Gesicht meines Ritters trat Verwunderung. Seine großen, hellgrauen Augen fixierten mich.

„… aber ich verstehe nicht… Also…“ Wie sollte ich ausdrücken, was in mir vor sich ging?

„… Das ist ja alles wunderbar hier, aber ich…“, versuchte ich eine Erklärung.

„Euer Gnaden!“ Ein Mann in einer mehrfarbigen Livree trat ein und verbeugte sich tief.

„Man erwartet euch.“

„Wir sprechen später, mein Herz“, sagte er mit sanfter Stimme und küsste mich auf den Mund.

Dann verließ er mit dem Diener den Raum.

So schnell ich konnte, sprang ich aus dem Bett.

Irgendwo mussten meine Sachen sein. Wenn es auch keine Schränke gab, so standen doch Truhen im Zimmer. Mühsam bändigte ich mein aus zahllosen Falten bestehendes Nachtgewand und begann, zu suchen.

„Kann ich euch helfen, Euer Gnaden?“

Ertappt flog ich förmlich herum.

„Ja. Ich suche meine Sachen. Ich will mich anziehen und dann von hier verschwinden.“

Die Frau in der Türe war nicht viel älter als ich. Sie hatte mattbraunes Haar, das sie unter einer Haube versteckt hielt.

Ihre Kleidung kannte ich aus Historienserien im Fernsehen.

„Verschwinden?“ Sie sah mich ungläubig an. Natürlich. Denn wie konnte jemand freiwillig denn ein so wundervolles Geschenk ausschlagen?

„Wissen Sie denn wo meine Sachen sind? Ich will mich anziehen.“

„Selbstverständlich.“

Kurz darauf kam sie mit einem Arm voller Stoff zurück.

„Das sind nicht meine Sachen“, erklärte ich ihr kategorisch.

„Natürlich nicht.“

Was für ein hübsches Lächeln sie hatte. Vor allem tauchten dabei kleine Grübchen in ihren Wangen auf.

„Seine Gnaden hat diese hier extra für Euch anfertigen lassen.“

Dieser Schweinepriester, dachte ich.

Aber bitte. Wenn ich nichts anderes bekam…

Sie schnürte mich in Korsetts und Ärmel. Knotete, band und drapierte. Immer, wenn ich dachte, nun müsse sie fertig sein, kam noch eine weitere Lage.

Und als krönenden Abschluss bekam ich eine Haube auf.

„Seine Gnaden werden zufrieden sein“, erklärte sie und irgendetwas an ihrem Tonfall war merkwürdig…

„Wo ist mein Mann?“, fragte ich und wusste selbst nicht so genau, von wem ich in diesem Moment sprach.

Ihre Augen schlossen sich für den Bruchteil einer Sekunde zu einem schmalen Schlitz.

„Euer Mann?“, echote sie.

„Seine Gnaden“, korrigierte ich mich.

„Er leitet heute einen Prozess. Es wurde versucht, einen Grenzstein zu versetzen.“

Jetzt weiteten sich ihre Augen. Es musste sich dabei um ein ziemlich übles Vergehen handeln, denn sie blickte, als habe es alle Teufel der Hölle gebraucht, um dies zu tun.

Meine Röcke gerafft folgte ich ihr die schmale steinerne Treppe hinunter, wobei ich bald mit einer Hand versuchen musste, Halt an dem rauen Stein zu finden. Wo waren die Handläufe, die es in Burgen doch immer gab?

Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis ich die letzte Stufe geschafft hatte, ohne zu stürzen…

Die Halle, die sich zu meinen Füßen auftat, war gewaltig.

Fahnen und Wappen waren überall zu sehen, dazu der Kamin, der so groß war, dass in ihm in London wohl eine ganze Familie gewohnt hätte.

Mein Gehirn versuchte, die Ruinen abzugleichen mit dem, was ich jetzt sah, doch es gelang mir praktisch nicht. Alles war bunt. Überall hingen gewebte Teppiche und es gab nicht eine Rüstung zu sehen und auch keine Schwerter an der Wand.

Mein Westworld- Mann saß in einer Art mit Stoffbahnen drapierten Thron. Er stützte sein Kinn in seine Hand, während sein Zeigefinger an der Wange lag.

Aufmerksam lauschte er dem, was der Mann zu seinen Füßen sagte.

Sie hatten die Szenerie gestaltet, als befände man sich in einem Thronsaal. Vielleicht war ich ja auch die Königin. Wer konnte das wissen?

Aber dann hätte man von ihm ja als von Seiner Majestät gesprochen.

Wie auch immer. Ich beschloss, mich auf diesen wenn auch älteren, so doch extrem gutaussehenden Mann zu konzentrieren, dem die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Anwesenden galt.

Plötzlich hob mein Mann die Hand. Der vor ihm Stehende schwieg augenblicklich.

„Gut. Ich habe jetzt viel darüber gehört, wie du versucht hast, den Stein zu versetzen. Aber ich habe noch kein Wort zum Warum vernommen…“

Jetzt geriet der Mann offensichtlich in Panik. Er wurde abwechselnd totenbleich und feuerrot. Es war absolut überraschend, dass jemand sogar seine Gesichtsfarbe so kontrollieren konnte wie dieser Schauspieler.

„Euer Gnaden… bitte glaubt mir… Ich habe…“

„Du willst mir doch nicht weißmachen, dass du selbst auf diese Idee gekommen bist…“

Seine Stimme wurde noch ein wenig tiefer und man bekam einen Eindruck davon, wie in der Hölle gesprochen wurde.

Ein anderer Mann trat vor und schlug dem Angeklagten mit Macht gegen den Kopf. Das Knacken seiner Wirbelsäule hallte so heftig durch den Raum, dass ich zusammenzuckte.

„Sag seiner Gnaden die Wahrheit, oder ich prügle sie aus dir raus, du Hundsfott!“

„Ja… Ja… Ich sage ja die Wahrheit.“

Noch ehe er weiterreden konnte, traf ihn ein neuerlicher Schlag.

Die Szene war derart glaubwürdig, dass sich mein Magen umdrehte im Angesicht der offensichtlichen Qual dieses Mannes.

„Es war… Um Gottes Willen, zwingt mich nicht, es auszusprechen…“ Seine Augen waren blutunterlaufen und von Tränen erfüllt.

„Wer war es?“, kam es ruhig aus der Richtung des Throns.

Der Mann schnaubte. Seine Augen rollten wirr in ihren Höhlen und ich dachte, er müsse jeden Moment kollabieren.

„Es war… Connor Campbell.“

„Welcher Connor Campbell?“

Wieder ein Schlag.

Der Mann sackte auf seine Knie.

„Connor Campbell… von den Cawdor Campbells.“ Seine Stimme brach.

In dem gewaltigen Saal hörte man nur noch das leise Knistern im Kamin und dann ein Knall, als ein Stück Holz explodierte.

Ich konnte meinen Schreckensruf nur abfangen, indem ich heftig auf meine Lippe biss.

Der Westworld- König hatte es dennoch gehört. Ein huschender Blick aus den Augenwinkeln traf mich.

Er stand auf, ging auf den Mann zu, zog im Gehen sein Schwert aus der Scheide und im nächsten Moment hörte man zwei dumpfe Aufschläge.

Der Kopf des Mannes und kurz darauf sein Körper.

Das Würgen erfasste meine Kehle und ich glaubte, mich augenblicklich übergeben zu müssen.

Was immer das für ein Trick war – er war mehr als gut. Die einzige Erklärung, die ich fand, war die, dass es keine Erklärung gab. Außer – dieser Mann war wirklich tot.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Der Schock hatte mich fest im Griff.

Es gab nichts um mich herum, das auf eine Projektion hindeutete. Alles war solide dreidimensional. Tränen schossen in meine Augen. Ich hatte noch nie zuvor einen Menschen sterben sehen.

Der Schock hallte als physisch spürbares Beben in mir nach.

Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, in was ich geraten war, aber dass es sich nicht um ein Disneyland für Erwachsene handelte, war mir schlagartig klar geworden.

Ein Diener eilte herbei und reichte dem Mörder ein Tuch, womit dieser nicht etwa die zerteilte Leiche bedeckte, sondern in einer sicheren Bewegung die gesamte Klinge seines Schwertes abwischte.

Den rotverschmierten Lappen gab er dem Diener zurück, der sich mit einer Verbeugung zurückzog.

Meine Beine zitterten und ich hatte fast keine Kraft mehr, mich darauf zu halten. Mit eiskalten Fingern suchte ich nach Halt in den Steinfugen der Wand.

Ich sah gerade noch, wie mein Mann an seinen Thron herantrat, wo er sehr gerade, bereits einen Fuß auf der ersten Stufe, düster und ehrfurchtgebietend stehen blieb.

Finster blickte er auf die in Totenstille ausharrenden Zuschauer.

„Wir werden ihn uns holen.“

Seine Blicke schweiften über die Anwesenden und blieben an mir haften.

„Und zwar… JETZT!“, donnerte er.

War das für mich inszeniert? Der Gestank nach Blut erhob sich bis zu mir und er wurde noch schlimmer, als sie die Leichenteile in ein Tuch packten und davontrugen.

Ich musste hier weg. Und zwar schnell.

Sechstes Kapitel

Noch ehe ich meine Augen geöffnet hatte, war mir klar, dass sich meine Gebete nicht erfüllt hatten.

Ich war noch immer in der Burg. Der Geruch von Blut war überall.

Mein Herz schlug heftig und plötzlich hatte ich das Gefühl, in einem endlosen Alptraum gefangen zu sein.

Wie ich es auch drehte und wendete… Das hier war keine Inszenierung. Düster erinnerte ich mich daran, dass ich nach der Exekution gerade noch ins Schlafzimmer zurückgekommen war und dort das Bewusstsein verlor.

Und wenn dies auch nur annähernd so etwas wie Westworld wäre, befände ich mich jetzt nicht mehr in der Burg, sondern in einer Klinik.

Etwas musste in der Kapelle geschehen sein… Etwas, das ich nicht erklären, oder auch nur annähernd begreifen konnte. Ja, ich konnte es noch nicht einmal beschreiben.

Nur eines war mir klar: Ich befand mich in einer anderen Zeit.

Eines Tages würde ich wahrscheinlich Bücher darüber schreiben, Interviews geben und mir eine goldene Nase verdienen- aber jetzt war ich in Lebensgefahr.

Es gab keinen Fluchtweg, kein Wagen, der hinter irgendeiner Kulissenecke geparkt war. Ich musste alles genau so nehmen, wie es sich mir darbot.

Das bedeutete konkret, dass ich mit diesem Mann, der andere entzweischlug, ohne dabei mit der Wimper zu zucken, und von dem ich noch nicht mal den Namen wusste, verheiratet war.

Welche Schlangengrube, dachte ich, als ich mich an jenen Connor Irgendwer erinnerte, der andere Grenzsteine versetzen ließ und der sich den Zorn meines Gatten zugezogen hatte. Mit jedem Gedanken, der durch mein zugewuchertes Hirn wanderte, fühlte ich mich schlimmer.

Jetzt verfluchte ich die Tatsache, dass ich im Geschichtsunterricht immer Briefchen geschrieben und Comics unter dem Tisch gelesen hatte, anstatt zuzuhören.

Eine Pausenhof- Weisheit kam mir jetzt allerdings zugute: Wenn du schwach bist, dann suche dir einen Starken, der sich vor dich stellt!

Aber Starke muss man bezahlen.

Auf dem Schulhof gab man ihnen Zigaretten und das eigene Taschengeld.

In der Burg wiederum…

„Wie geht es dir, mein Herz?“

Das Bett senkte sich unter seinem Gewicht, als er sich zu mir setzte. Mit sanfter Hand strich er eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Es tut mir leid, dass es dir jetzt so schlecht geht.“

Offensichtlich kam er noch nicht einmal auf die Idee, dass ich noch nie jemanden hatte sterben sehen. Und schon gar nicht so.

Seine hellgrauen Augen ruhten liebevoll auf mir, während alles an ihm nach Blut roch. Oder bildete ich mir das nur ein?

„Ein wenig Ablenkung und es wird mir wieder gut gehen“, sagte ich mit einem Lächeln, das ich förmlich in mein Gesicht stempeln musste, um diesen Mörder in die Irre zu führen.

„Die sollst du bekommen. Wir reiten heute noch los…“

Erschrocken erwiderte ich: „Das schaffe ich nicht!“

Jetzt lächelt er amüsiert. Welch winzigen Bewegungen in seiner Mimik solche Veränderungen verursachen konnten.

Er wirkte richtiggehend belustigt.

„Du doch nicht, kleine Närrin.“

„Was hast du vor? Geht ihr jagen?“

„Ja“, seine Stimme war wie Samt. „Wir jagen Connor Campbell.“

Gänsehaut lief über meine Arme und meinen Rücken und ich hatte keine Ahnung, was das zum Ausdruck bringen sollte.

„Ich hatte einen fürchterlichen Traum…“, sagte ich ohne nachzudenken, denn ich hatte eine plötzliche Idee gehabt…

„Es war so seltsam… Ich war in einer Stadt, die ich nicht kannte. Jemand fragte mich, wer ich sei- und ich erinnerte mich nicht mehr. Kannst du dir das vorstellen? Mein Name… Deiner… Alles weg!“

Ich brauchte das Entsetzen nicht spielen, mit dem ich ihn ansah, als könne nur von ihm Rettung kommen.

Sein Lächeln wurde noch breiter.

„Du bist Margaret Lady Beauford und ich bin dein Mann, Charles Lord Beauford.“

Margaret… Der Vorname stimmte auf jeden Fall.

Vielleicht war ich geisteskrank. Vielleicht spielte mein Verstand mir üble Streiche, indem er wirklich Gehörtes mit Wahnvorstellungen vermischte?

Ein Nervenzusammenbruch wäre auch möglich, nach dem was ich über Steven erfahren hatte.

Doch wie ich auch grübelte, fürs Erste gab es nur mich und diesen Mann. Charles Lord Beauford…

Dann befand ich mich in eben jener Burg, in deren Ruine ich das Bewusstsein verloren hatte.

Ich hatte allen Ernstes einen Zeitsprung gemacht!

Entweder das war ein Menschheitserlebnis, oder ich gehörte tatsächlich in eine Irrenanstalt.

Wie auch immer. Jetzt galt es zunächst, am Leben zu bleiben.

„Charles Beauford“, wiederholte ich und legte alle träumerischen Wolken, derer ich habhaft werden konnte in meine Worte.

Er senkte sein Gesicht über meines und dann berührten mich seine Lippen.

Er roch nach Wolle und Leder, gemischt mit Kräutern und Holz.

Widerwillig gestand ich mir ein, wie attraktiv nicht nur dieser Duft war, sondern vor allem der Mann, der mich nunmehr leidenschaftlich küsste.

Sein Atem floss über meine Haut, während ich seine Zunge empfing. Er schob seine Hände unter meinem Rücken durch und zog mich gegen seine Brust.

Wie dünn sich plötzlich die Stoffmengen anfühlten, in die ich gehüllt war. Das Leder seines Waffenrocks rieb an mir und elektrisierte mich.

Wieder sah ich ihn das Schwert schwingen. Ich sah das Blut… Seine machtvolle Gestalt. Den heiligen Zorn, der aus seinen Blicken sprach, als er dastand und schwor, seinen Feind zu jagen und zur Strecke zu bringen.

Jetzt, in meinen Armen, wirkte er plötzlich beinahe verletzlich mit seinen hageren Zügen, den geschlossenen Augen.

Doch wie er sich über mich schob, sich mit einem Arm aus meiner Umarmung löste und dabei die freigewordenen Hand unter mein Gewand schob – da spürte ich die erbarmungslose Kraft, die ihn noch vor Kurzem mit einer einzigen Bewegungen einen Menschen in sein Grab befördern hatte lassen.

Selbst unter dem groben Stoff seines Ärmels spürte ich die Sehnen und Muskeln, gestählt von Kampf und jahrelangem Training.

Das waren keine Steroid- aufgepumpten Workout- Hügel, keine sehnige Jogger- Zähigkeit, wie ich sie von modernen Männer kannte.

Da drängte sich etwas ganz anderes an meinen weichen, nachgiebigen Körper. Ein Kämpfer. Ein Überleber.

Und ich wollte ihn.

Etwas Archaisches brach sich in mir Bahn. Warf sich ihm entgegen. Es war nicht die gezügelte Lust der Gemahlin, sondern etwas, das tief aus jenen unerkannten Bereichen des menschlichen Seins kam und keinen Gesetzen, keiner Logik, und vor allem keiner Moral gehorchte.

Er packte mein Gewand und riss es auseinander. Der Stoff schnitt in mein Fleisch und hinterließ brennendes Rot.

Ich hatte es mit seinen Sachen weitaus schwerer, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich diesen Waffenrock loswerden konnte. Gab es verborgene Laschen? Zog man ihn lediglich über den Kopf?

Charles half mir, indem er selbst den Gürtel löste und seine Sachen weit von sich warf.

Vielleicht gab es seinen Körper schon einige Jahrzehnte, aber er war so sehnig und muskulös wie der eines Dreissigjährigen.

Sein Stamm lief beinahe spitz zu und war sicherlich schon sehenswert, wenn er schlaff war, aber jetzt erhob sich vor meinem Gesicht ein Ständer, der die Erfüllung meiner wildesten Träume versprach.

Sacht griff ich nach seinem harten Fleisch und näherte seine Eichel meinen Lippen.

„Was tust du da?“, fragte er mit ehrlicher Verblüffung in der Stimme.

„Ich stehle dir ein paar Minuten von deiner Zeit…“, wisperte ich und leckte bereits in jenen kleinen Schlitz auf seiner dunkelrosa Kuppel.

Er atmete keuchend ein.

Konnte es möglich sein, dass noch niemals zuvor jemand seinen Stamm verwöhnt hatte?

Seine Reaktionen legten es jedenfalls nahe…

Sanft hatte ich ihn auf den Rücken gedreht und mich zwischen seine Beine gekniet, um ihn umfassend bearbeiten zu können.

Charles hielt sein Kinn gegen die Brust gepresst, um besser sehen zu können, was ich tat.

Mir stand zunächst der Sinn nach seinen Eiern. Fest und prall lagen sie in meiner Hand. Er hielt den Atem an, als ich meine Zunge so breit als möglich darüber hinweggleiten ließ.

Wie herrlich, seine raue Haut zu spüren, gepaart mit seiner wachsenden Erregung.

Sacht glitten währenddessen meine Finger über die Innenseite seiner Schenkel.

„Ich… muss… los…“, versuchte er recht kraftlos den Widerstand. Es waren seine letzten klaren Worte für eine längere Zeit.

Den Kopf leicht schräg gelegt, nahm ich mich jener Mittelnaht an, die die gesamte Länge seines Stammes überzog. Vorsichtig knabberte ich mich an ihr aufwärts in Richtung seiner Kuppel.

„Oh Gott…“, kam es keuchend von über mir.

Jetzt galt es, mit der Zungenspitze jene kleine Vertiefung unterhalb der Eichel zu benetzen, damit sie erregt genug war, um ihn auf meine Kehle vorzubereiten.

Die Lippen geschlossen, presste ich seine Eichel langsam dagegen und drückte sie so nach und nach in meine Mundhöhle.

Charles begann, mit den Beinen zu stoßen. Seine Fingerkuppen krallten sich in meine Schultern und ich wollte alles tun, um zu vermeiden, dass er nach meinem Kopf griff, denn dann hätte ich augenblicklich die Kontrolle verloren.

Welcher Genuss, seinen Körper und seine Lust zu erkunden… Bislang hatten die Männer immer mich geleitet. Nicht umgekehrt.

So dicht ich konnte, rutschte ich an ihn heran, um ihn tief in meine Kehle aufnehmen zu können.

Mit größter Anstrengung kontrollierte ich meinen Schluckreflex und meine Atmung.

Er keuchte und stöhnte, bewegte seinen Unterleib und schien den Druck über deine Beine ableiten zu wollen, den ich in seinem Unterleib hervorrief.

Ich ließ ihn gegen den Widerstand meiner Lippen herausgleiten und schob ihn dann wieder in meinen Schlund.

Jetzt drückte Charles seinen Kopf in den Nacken, und rang dabei um Luft, als raube ihm die Geilheit den Atem.

Instinktiv wusste ich, dass man niemals zu lange in einer Position verharren durfte, wenn sie auch noch so lustvoll erschien.

Also entließ ich ihn ein letztes Mal aus meinem Mund, spie auf meine Brüste und barg seinen pochenden, glühend heißen Ständer zwischen meinen Halbkugeln.

Dank der Größe meiner Titten schaffte ich es sogar, seine Eichel und einen Teil seines Ständers mit der Zunge und den Lippen zu erreichen. So konnte ich ihn befeuchten und reizen, während ich ihn zwischen meinen Brüsten auf und ab gleiten ließ.

Mein Liebhaber stammelte unverständliche Worte. Vielleicht waren sie auch einfach in einer Sprache, oder einem Dialekt, die ich nicht verstand. Aber ich wusste eines mit Sicherheit: Lange würde er nicht mehr durchhalten.

„Wo willst du hin spritzen?“, fragte ich mit tiefer, beinahe gutturaler Stimme.

„Wo ich… was?“

Jetzt war ich überrascht. Offensichtlich hatte sein Sexleben bisher nur darin bestanden, in Mösen einzudringen, zu reiben und dann zu kommen.

Eine bunte Woge aus reiner Freude rollte über mich hinweg. Wie wunderbar, mit einem Mann das Bett zu teilen, der trotz seines Alters derart wenig erlebt hatte.

Endlich brauchte ich mich nicht unzulänglich oder zur Passivität verdammt fühlen.

Ich kroch also über seinen Stamm, den ich hoch aufgerichtet hielt und führte ihn sodann langsam in meine Pussy ein.

Charles hatte sich auf seine Unterarme gestützt und betrachtete mich so eingehend wie nur möglich.

Als ich mich allerdings mit dem Oberkörper zurücklehnte, und seinen Schwanz nur noch mit meinem Unterleib bewegte, wusste ich, er würde jeden Moment kommen.

Sein Ständer rieb an meinem Lustkern, spannte das Fleisch, schien es zu zerreißen, je näher mein Rücken der Bettdecke kam.

„Jetzt!“, rief er, legte den Kopf in den Nacken und schon spürte ich seinen heißen Samen, der sich in mir verströmte.

Und mehr noch – er floss in alle Richtungen aus mir heraus, durchtränkte das Laken und überzog unsere Haut.

Dass ich nicht gekommen war, störte mich nicht ein Stück. Ihn zu erleben, wie er sich meinen Berührungen, meinen Fantasien hingab, war derart befriedigend gewesen, dass ich zunächst noch nicht mal merkte, dass ich keinen Orgasmus durchgemacht hatte.

Eine letzte Eingebung galt es aber noch umzusetzen… Noch ein Mal seinen Schwanz ablecken, aus dem die Härte bereits zu weichen begonnen hatte.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752130997
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Januar)
Schlagworte
Highlands Abenteuer Schottland Erotik Mittelalter Zeitreise Romanze Erotischer Liebesroman Liebesroman

Autor

  • Cassandra Norton (Autor:in)

Cassandra Norton ist der Künstlername von Petra von Straks. Geboren in Mannheim, wuchs sie in Hockenheim auf. Sie studierte Germanistik und Politikwissenschaft, sowie Neuere Geschichte an der Universität Mannheim. Bereits seit fast 20 Jahren veröffentlicht Norton im Bereich (historische) Erotik. Der Durchbruch gelang ihr unter dem Pseudonym "Helen Carter" mit der inzwischen fünf Bände umfassende "Anwaltshure"- Reihe, die den so genannten "Weltbild- Skandal" ausgelöst hat.
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Titel: Die Zeitreisende: Band 1