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Der verschleierte Orden

von Barbara Büchner (Autor:in)
130 Seiten
Reihe: Edition Barbara Büchner, Band 3

Zusammenfassung

Ein Kult um einen blutgierigen „Engel“ verbreitet seit Jahrzehnten Angst und Schrecken. Nach außen hin ein unscheinbares Fräulein, hat Miriam Hannay einen unheimlichen Job: Sie spürt für die „Agentur“ Dämonenanbeter und Nekromanten auf. Und gerät, als sie ihren Onkel im Bruchtal besucht, an ein Nest finsterer Gestalten, die einen blutgierigen Ghoul verehren. Alle drei Jahre fordert der „Rote Engel“ ein Menschenopfer, und niemand kann ihn bannen als allein der Henker vom Bruchtal. Doch einen solchen gibt es schon längst nicht mehr. Und Miriam erfährt, dass in diesem Jahr sie selbst das auserwählte Opfer sein soll! Ein weiteres düster-phantastisches Juwel der Bestsellerautorin Barbara Büchner.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Table of Contents

Title Page

Impressum

Prolog

Epilog

DIE AUTORIN

 

Barbara Büchner

 

 

DER VERSCHLEIERTE ORDEN

 

 

Edition Barbara Büchner

Band 3

 

 

 

Ashera Verlag

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

 

 

 

In der EDITION BARBARA BÜCHNER sind erschienen:

Der schwarze See, Lovecraftscher Roman

Der Leichenräuber von Wien, Krimi

Der verschleierte Orden, düsterer Phantastikroman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2020 dieser Ausgabe by Ashera Verlag

ashera.verlag@gmail.com

www.ashera-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: iStock

Innengrafiken: AdobeStock, iStock

Szenentrenner: AdobeStock

Coverlayout: Atelier Bonzai

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

 

Prolog

 

Es klickte entnervend, als Polizeioberkommissar Jasper Willebrands mit dem stumpfen Ende des Bleistifts auf das Holz seines Schreibtischs klopfte. Wenn er scharf nachdachte, musste immer der Bleistift herhalten. Entweder pochte er damit, oder er nagte daran herum, sodass er nur noch sehr unappetitliche Schreibwerkzeuge auf seinem Tisch liegen hatte.

Vor ihm befand sich ein Zeitungsartikel, frisch aus der Druckerpresse. Der Artikel war mit dem Pseudonym Kuckuck unterzeichnet. Willebrands wusste, wer sich dahinter verbarg – ein Journalist, ein renommierterGerichtsreporter, der zu skurrilen und bedeutsamen Fällen stets seinen Senf dazugab. Es waren Fälle, die das gesamte Spektrum der Kriminalität vom mehrfachen Mord bis hinunter zur üblen Nachrede oder nächtlichen Ruhestörung umfassten, denn was Kuckuck interessierte, waren nicht die Sensationen, sondern jenes oft schwer zu erfassende Etwas, das einen Kriminalfall zum Zeit- und Gesellschaftsdokument machte.

Sein neuester Beitrag trug den Titel: Der Satansjünger, oder: Heilig wahr, Euer Ehr'n

Willebrands begann zu lesen. „Im Odeon-Kino nahe des Alten Universitätsspitals läuft der Film Salem-Jungfrauen vom Satan besessen. Ein Splatterfilm – eine Anhäufung breit ausgemalter Folter-, Mord- und Verstümmelungsszenen. Blut fließt in Strömen. Strengstes Jugendverbot. Einige Bürschchen starren sich vor dem Aushang die Augen aus dem Kopf.

Vor dem Eingang des Universitätsspitals steigen im selben Augenblick fünf Männer aus einem grauen Kleinbus, der weithin als Polizeifahrzeug zu erkennen ist. Der weißhaarige Beamte an der Spitze des Trupps ist Herr Dumont, der Zweite Sekretär des Justizministers. Der Mann im anthrazitfarbenen Regenmantel, der an seiner Seite die Stufen zum Eingang hinaufeilt, ist der Gerichtsgutachter Urban. Beide sind gekommen, die Aussagen eines Patienten der Psychiatrischen Universitätsklinik zu hören und zu überprüfen.

Aussagen, in denen sich dieser Patient selbst und andere bezichtigt, Hexerei und Schwarze Magie zu treiben. Mit allem, was dazugehört. Auch Menschenopfern.

Der sogenannte Narrentrakt des alten Klinikums ist ein großes Gebäude mit abgeblätterter braungelber Fassade, von der staubdunkle Sandsteinfiguren, hinter ebenso staubigen Gittern gefangen, auf die Straße hinunterstarren. Dunkle Höfe und lichtlose Krankensäle legen Zeugnis ab von der Mentalität einer Zeit, die das Dunkel des Verstandes mit einer finsteren Umwelt bestraft. Ärzte und Personal haben einige schwache Versuche unternommen, die Räume freundlicher zu gestalten. Vor einem Fenster, durch dessen lange Jalousien trüb und dumpf das Sonnenlicht sickert, steht eine Zimmerpalme, an den Wänden des Korridors hängen da und dort von den Patienten gemalte bunte Bilder.

Dr. Albert Chemnitzer, der Oberarzt der Klinik, gilt als einer der engagiertesten Psychiater der Stadt – traurige Ironie, dass gerade ihm dieses düstere Gebäude zugefallen ist, an dem noch immer der Ruf des Narrenturms hängt. Traurige Ironie auch, dass sich gerade hier Szenen abgespielt haben, die aus dem Film im Odeon-Kino stammen könnten ... Szenen, in denen es um Blut, Mord und Satanismus geht, um lebendig von Guhlen gefressene Opfer, um zuckende Herzen in einem Suppentopf. Wie seinerzeit in Salem bezichtigen Hysteriker und Fanatiker unschuldige Menschen, den Satan anzubeten und ihn mit Blutopfern zu erfreuen.

Der Kommission ist, sichtlich unbehaglich zumute, als ein Pfleger den 19-jährigen Patienten Claudio Rainer in das kleine Sitzungszimmer führt, das in den nächsten Stunden zum Gerichtssaal werden soll. Claudio ist ein bildhübscher junger Mensch. Sogar unter dem formlosen Spitalspyjama sind die Konturen eines aufregend wohlgebildeten Körpers zu erahnen. Er ist sehr blass. Kinnlanges dunkles Haar fällt weich um ein dreieckiges Gesicht, aus dem ungewöhnliche Augen blicken: Augen wie aus Saphir geschnitten, groß, leuchtend blau und seltsam starr.

Er ist sichtlich verschüchtert, wischt ein ums andere Mal die Hände an dem grauen Anstaltspyjama ab, fährt sich aufgeregt mit den Fingern durchs Haar. Dr. Lindebner, der Vorsitzende der Kommission, versucht ihm freundlich klarzumachen, worum es gehe. Es dauert, bis er wenigstens einigermaßen versteht.

Es sei eine Farce, Claudio überhaupt zu befragen, fährt der Oberarzt Dr. Chemnitzer auf.

Aber es bleibt nichts anderes übrig, denn auf der Polizei liegt eine formelle Anzeige vor. Eine Anzeige, in der die Assistenzärztin Gerda Tittelbach zu Protokoll gibt, Claudio habe bei einer Anzahl satanistisch motivierter Morde mitgeholfen.

Es ist eine bizarre Geschichte, über die die Kommission da zu befinden hat.

Claudio ist nicht das erste Mal in der Klinik. Im Gegenteil. Er gehört, wie es ein Pfleger formuliert, 'sozusagen zum Inventar'. Im Schnitt alle zwei, drei Monate wird er eingeliefert. Manchmal kommt er von selbst.

Was man über sein Leben erfährt, ist Tristesse. Ein uneheliches Kind, die drogensüchtige Mutter verschwindet zwei Tage nach der Entbindung aus der Klinik und lässt das Neugeborene dort zurück. Der klangvolle Name Claudio ist das Einzige, was die Gesellschaft dem Jungen ins Leben mitgeben kann. Er kommt ins Kinderasyl, dann wieder ins Spital, ins Asyl, wieder ins Spital – ein ständig kränkelndes, retardiertes Kind, das mit drei Jahren noch nicht richtig laufen, mit vier Jahren kaum sprechen kann. Mit sieben Jahren kommt der Junge ins Rosenheim, die städtische Anstalt für verhaltensauffällige Kinder, aus dem er mehrfach entweicht. Als er zwölf Jahre alt ist, flüchtet er wieder einmal, und dieses Mal bringt ihn niemand zurück. Man hört erst fünf Jahre später wieder von ihm. Da treffen Beamte der Fürsorge in der Wohnung eines Herrn Mehring einen Siebzehnjährigen an, der sich seit Kurzem in der zweifelhaften Obhut des Privatgelehrten befindet.

Dieser Anatol Mehring spielt eine Hauptrolle im Leben des Claudio Rainer und in dem Fall, den die Kommission untersucht.

Der Meister, wie Claudio ihn nennt, ist kein sympathischer Mensch. Sechsunddreißig Jahre alt, ohne Beruf, ohne festes Einkommen, aus reicher Familie, aber verwahrlost, der Behörde seines Wohnbezirks als bösartiger Sonderling bekannt. Die Fürsorgerin, die ihr Bestes gibt, ihn in ein gutes Licht zu rücken, muss schließlich zugeben, dass 'der Herr Mehring vielleicht etwas schwierig sei, menschlich gesehen.' Ein boshafter Einsiedler, dem die Nachbarn aus dem Weg gehen und der mit niemand in Frieden leben kann. Ein Bluffer und Angeber, der den einfältigen Claudio (und andere Einfältige) mit seinem abstrus halbgebildeten Wissen verblüfft. Ein Versager, dem alles im Leben misslungen ist, der sein Einkommen aus dunklen Quellen bezieht. Und – so munkeln jedenfalls die Nachbarn – ein Hexenmeister, der sich mit dunkleren Dingen befasst als mit den ortsüblichen Pendeleien und der Wahrsagerei aus dem Kaffeesatz.

Bei diesem mehr als zwielichtigen Meister bleibt also Claudio, nachdem weitere Versuche, ihn in Heimen und Anstalten unterzubringen, gescheitert sind. „Wir mussten“, erklärt die Fürsorgerin, „ihn schließlich dort lassen, denn offenbar wollte er nirgends anders sein ... er hängt sehr an Herrn Mehring, nennt ihn Meister und läuft ihm auf Schritt und Tritt nach.“'

Läuft ihm nach – obwohl der Meister ihn so häufig schlägt, dass man den jungen Mann kaum jemals ohne frische Verletzungen sieht, ihn zuweilen sogar mit der Hundepeitsche misshandelt, ihn einerseits mit Schlägen und Vorwürfen für die kleinsten Vergehen überhäuft, andererseits keine Einwände erhebt, dass der Freund von der gewerblichen Prostitution lebt und sich mit achtzehn Jahren offiziell registrieren lässt. Es scheint ihn auch nicht zu stören, dass sich Claudio für Dinge hergibt, für die normalerweise selbst Prostituierte nicht zu haben sind. Und noch eine absonderliche Eigenheit hat Anatol Mehring, die für diese Geschichte wohl nicht unwichtig ist: Er – dem die Fürsorgerin eine überdurchschnittliche Intelligenz bescheinigt – findet ein niederträchtiges Vergnügen daran, den schwachen Verstand seines Partners noch weiter zu verwirren. Nicht genug damit, dass er ihn körperlich misshandelt und quält, ängstigt er ihn mit abstrusen Schauergeschichten ...

Der Anstaltspsychiater beschreibt den jungen Mann mit den seltsam blauen Augen als 'unterdurchschnittlich intelligent, schwer verhaltensgestört, entwicklungsmäßig retardiert, sozial völlig unangepasst und der Realität weitgehend entfremdet.'

Aber nicht unzurechnungsfähig.

Dr. Chemnitzer zeichnet in seiner Beschreibung vor der Kommission das Bild einer abnormen Persönlichkeit. 'Der Patient ist nicht nur intellektuell, sondern in seiner ganzen Entwicklung zurückgeblieben, ein Mensch, der nur mehr als Restperson existiert ... nicht einmal das grundlegendste menschliche Verhalten funktioniert bei ihm ungestört, er schläft in vierundzwanzig Stunden einmal zwei Stunden, einmal achtzehn Stunden; beim Essen scheint er kaum Geschmacksempfindungen zu besitzen, er weiß oft nicht einmal, ob etwas zu heiß oder zu kalt ist, wenn man nicht auf ihn achtet, verzehrt er Ungenießbares, sogar Ekelerregendes ... er hat kein Körpergefühl, einmal ist er zu warm angezogen, dann wieder zu leicht ...'

In der Klinik befindet er sich, weil er an Wahnvorstellungen leidet.

Wahnvorstellungen, die sich fast ausschließlich auf den Meister beziehen.

Der Arzt, der ihn die meiste Zeit betreut, beschreibt den Patienten als sanft und fügsam, als gutwillig und geduldig, 'im schlimmsten Fall ein wenig schnippisch'. Als einen, der sich auf beide Wangen schlagen lässt.

Und dann von Zeit zu Zeit in hysterische Trancen verfällt, in denen sich Hass und Wut, Angst und Schuldgefühl in rasenden Phantasien Luft machen.

Der Oberarzt erklärt: 'Claudio versucht, sich von seinem Partner zu lösen. Aber diese Versuche sind zu viel für ein so schwaches Ich. Den Meister zu verlassen, ganz gleich, wie schlecht er ihn behandelt hat, erfüllt ihn mit Angst und Schuldgefühlen in einem Ausmaß, dass irgendwo ein Ventil aufgehen muss – und dieses Ventil sind seine Anfälle. Man könnte sagen, die Psyche täuscht ihr Über-Ich, indem sie sich verrückt stellt. Sie tritt kurzfristig von der Verantwortung zurück. 'Irgendwann muss ich diese Dinge denken und fühlen, aber das wage ich niemals, solange ich zurechnungsfähig bin, also schnappe ich über.'

Die Kommission will wissen, wie sich diese Anfälle abspielen.

„Es fängt damit an, dass er sich unruhig und beklommen fühlt ... dann verliert er den Kontakt zur Umwelt; die Tür zu seiner Wahnwelt fällt gewissermaßen zu ... er alterniert dann zwischen heftigen Angstzuständen und ebenso heftigen Hassausbrüchen, ist überaus erregt und verstört, dabei zeigt er eine ausgeprägte Tendenz, sich selbst und den Meister gleichzeitig zu vernichten – seinem Hass freien Lauf zu lassen und ihn im selben Augenblick auch schon zu sühnen.“

Er legt in faszinierender Weise die Mechanismen einer zwischen Bindung und Aggression schwankenden Psyche dar, schildert beredt, wie Claudio, 'der in der Realität nicht wagt, dem Rabenaas auch nur eine Ohrfeige zu verpassen' in seinen Phantasien dem Meister die grausamsten Qualen zufügt, gleichzeitig aber angstvoll zurücktritt. Nicht er selbst, nein, eine unabhängige Instanz soll den Meister vernichten, eine höhere Gewalt soll zuschlagen. Und ihn selbst, den Sünder, mit demselben Strahl treffen.

So groß ist die Angst, dass er nicht einmal während seiner Anfälle offen auszusprechen wagt, was er auch sonst eisern ableugnet: Dass der Meister ihm allen Anlass zum Hass gibt, ihn, den Neunzehnjährigen, behandelt wie ein unmündiges Kind, ihn bei jeder Gelegenheit prügelt, ihn verhöhnt, ihn quält. An die Stelle dieser realen Verfehlungen setzt er Verbrechen, die ihm die Beschäftigung des Meisters mit abergläubischen Praktiken suggeriert. Aus dem sadistischen Partner wird ein teuflischer Nekromant, aus der qualvollen Beziehungsfalle wird in diesen Phantasien die Unterwerfung unter einen furchtbaren geheimen Orden.

Gewiss ist nicht alles Phantasie, was Claudio Rainer dem Psychiater erzählt hat. Der Meister habe ihn häufiger mit den Nägeln verletzt oder 'mit seinem kleinen Perlmuttmesser' in die Haut geschnitten und die blutigen Schrammen ausgeleckt ... es ist durchaus plausibel, dass in dieser an und für sich abwegigen Beziehung auch für solche Abwegigkeit Raum ist.

Anderes freilich entspringt einer vom Aberglauben verseuchten Phantasie. Der Meister habe ihm gutes Essen versprochen und ihn dann in ein finsteres Haus 'wie eine Kirche' gebracht, dort hätten sie 'Fisch und faules Zeug' gegessen, ein anderes Mal habe er einen Suppentopf mit einem Deckel auf den Tisch gebracht, darin seien 'Händlein und Füßlein' gewesen. Einmal habe er ein Glas mit eingewecktem Fleisch aufgemacht, das der Meister ihm gegeben habe, und dann nichts essen können, weil man 'die Herzlein noch ticken gehört habe'.

Der Arzt weist nachdrücklich darauf hin, dass Essen eine dominierende Rolle in der Gedankenwelt des Patienten spiele. Er sei chronisch mangelhaft und falsch ernährt und habe den typischen 'linken Gusto', wie man im Volksmund das für Mangelkrankheiten charakteristische unruhige Verlangen nach ungewöhnlichen Speisen und eigenartigen Zusammensetzungen nennt.

All das hätte auch die Assistenzärztin Gerda Tittelbach wissen müssen – und vielleicht weiß sie es auch. Aber für die hochgewachsene Frau mit den merkwürdig hölzernen, unbeweglichen Zügen steht etwas Anderes im Vordergrund. Sie ist, wie der Arzt es ausdrückt, 'behext von der Hexerei'. Als Angehörige einer Pfingstkirche glaubt sie felsenfest an den Teufel, an Hexen und Dämonen, und was der Patient in seinen Phantasien herausschreit, ist für sie lautere Wahrheit.

So unzweifelhaft lautere Wahrheit, dass sie bei der Polizei angibt, sie habe Kenntnis von monströsen Verbrechen erlangt.

Die Polizei muss dieser Anzeige nachgehen. Zwei Beamte vernehmen den Patienten und verfassen ein Protokoll. Sie überprüfen seine Angaben – und finden tatsächlich Indizien, die zumindest einige dieser Angaben zu bestätigen scheinen. Genug Indizien, ihrer Meinung nach, um den Fall vor Gericht zu bringen. Vonseiten der Staatsanwaltschaft allerdings lehnt man es ab, sofort Anklage zu erheben.

Eine weise Entscheidung, denn was Claudio Rainer vorgebracht hat, ist so unbeschreiblich, dass man nur auf das überzeugendste Beweismaterial hin Anklage erheben dürfte.

Es ist nicht mehr oder weniger als die Schilderung einer Serie von rituellen Morden.

Was er in seinem Gossenjargon und seiner höchst wirren Redeweise vorgebracht hat, haben die Beamten für das Protokoll geglättet, stilisiert, in grammatisch richtige Sätze gebracht – vielleicht auch inhaltlich ein wenig poliert.

So, wie es dort steht, hat es Claudio jedenfalls nicht gesagt.

„Wir fuhren mit der U-Bahn in die Samarkandstraße und sahen uns erst eine Weile auf dem Trödelmarkt um. Bei dieser Gelegenheit kaufte Mehring mir einen Ring mit einem großen achteckigen blauen Stein. Ich wollte dann ins Café Planetarium und dort Billard spielen, aber er sagte, er müsse sich mit jemand in einer wichtigen Angelegenheit im Café Radion treffen. Ich war darüber verärgert und wollte nach Hause fahren, aber er forderte mich sehr gereizt auf, zu bleiben, und erklärte, er würde mich noch brauchen. Da er sagte, es handle sich um eine sehr wichtige Sache, willigte ich ein zu bleiben.

Wir gingen in das Café Radion. Dort wies er auf eine Frau an einem Ecktisch und sagte, das sei die Person, die er sprechen müsse, ich solle mich still verhalten und nicht in das Gespräch einmischen. Da ich sehr verärgert war, beteiligte ich mich nicht an dem Gespräch, außerdem hatte ich Angst.

Er veranlasste die bereits alkoholisierte Frau, weiter Alkohol zu konsumieren. Sie trank sehr viel und wurde so betrunken, dass wir mit dem Taxi heimfuhren. In der Wohnung gab der Meister ihr weiter zu trinken, ich ging inzwischen in die Küche. Außer uns war niemand zu Hause. Die alte Frau, die saubermachte und manchmal kochte, hatte er weggeschickt.

Gegen elf Uhr nachts kam Mehring in die Küche und sagte zu mir, ich solle in den Salon kommen. So wird das große Zimmer genannt. Es war stark in Unordnung, auf dem Sofa lagen ein blutiges Tuch und eine Menge Papiertaschentücher, und auf dem Boden waren rote Blutschlieren. Die Frau war nicht mehr da, aber ihr Hut lag auf dem Sofa und ein Plastikbeutel, den sie bei sich gehabt hatte. Ich fragte den Meister: 'Was hast du mit ihr gemacht?' Er sagte: 'Neugierige Katzen sterben früh; mach hier sauber.' Er befahl mir auch, ich solle den Hut und den Plastikbeutel in einen Müllsack stecken. Dann ging er in die Küche, und ich machte sauber.

Später folgte ich ihm und sah, dass er am Herd stand und in einem Topf kochte, obwohl es mitten in der Nacht war. In dem Topf waren große weiße Stücke Fleisch und Fett. Er befahl mir, die Suppe aufzuessen. Ich wollte nicht, aber ich musste. Er ließ mich jeden Knochen sauber abnagen und sammelte sie alle auf. Ich weiß nicht, was er damit gemacht hat. Als mir schlecht wurde, gab er mir ein Glas von etwas Bitterem zu trinken, von dem es besser wurde, aber dann musste ich alles essen, was in der Schüssel war. Er selbst aß nichts davon. Er trank immer nur das Blut, von dem Fleisch nahm er nichts. Danach schickte er mich schlafen.“

Dr. Chemnitzer beeilt sich zu erklären: „Anatol Mehring ist abwegig veranlagt – er macht es immer wieder, dass er Claudio, oder einen Anderen, der es sich gefallen lässt, blutig kratzt oder beißt oder schneidet und dann das Blut leckt. Deshalb hängt er im Roten Engel im Bruchtal herum, einem üblen Lokal, in dem Punks, Junkies und Perverse verkehren ... wegen der Splatterfilme, die dort von früh bis spät laufen, und auch, weil sie dort für eine Spritze oder ein paar Tabletten alles mit sich machen lassen. Manchmal, wenn er dort niemanden findet, reißt er auf dem Flohmarkt jemand auf – macht sie betrunken und verletzt sie. Ich nehme an, diese Dicke war nicht so sinnlos betrunken, wie er sie gerne gehabt hätte, und ist beim ersten Schmerz zu sich gekommen und davongerannt. In seiner Wut und Frustration hat er dann Claudio fertiggemacht – er kennt ihn ja genau und auch seinen Tick mit dem Essen, seine verrückte Angst, er könne etwas Lebendes oder gar Menschliches essen. Er braucht nur zu sagen, 'das lebt ja noch', und Claudio wird totenübel. Ich hab es zufällig einmal erlebt, wie er ihm sagte, Austern lebten noch, wenn man sie isst, und kröchen dann im Magen herum. Claudio kotzte sich die Seele aus dem Leib, und das böse Stück stand dabei und grinste wie ein Wasserspeier.“

Als die Kommission den Patienten befragt, reagiert er völlig verschreckt. Nicht aus schlechtem Gewissen, wie sich herausstellt, sondern weil er sich nicht mehr erinnern kann, was er damals gesagt hat. Dafür entschuldigt er sich wortreich, offensichtlich bemüht, den Fragestellern nach dem Mund zu reden. Sobald er glaubt, verstanden zu haben, was er sagen soll, stimmt er übereifrig zu: Ja, ja, so war es.

Nach einigen Zwischenfragen hat Dr. Urban herausgefunden, dass die Assistenzärztin Tittelbach dem Patienten lange und eindringlich ins Gewissen geredet hat.

Und das ist nicht alles.

Als der Vorsitzende der Kommission weiterfragt, kommt eine recht unorthodoxe Therapie zur Sprache. Dr. Gerda Tittelbach hat es für ihre ärztliche Pflicht gehalten, den Patienten für ihre Kirche zu rekrutieren.

Sie nimmt ihn – der kaum aus dem Dämmerland seiner letzten Wahnperiode aufgetaucht ist – mit zum Gottesdienst eines Erweckungspredigers und Wunderheilers. Claudio Rainer findet sich plötzlich in einem Saal voll schreiender, stampfender, vom Gebrüll eines geistlichen Einpeitschers zu höchster Erregung aufgestachelter Menschen, die ihn von allen Seiten umtoben, ihn bedrängen, seine Sünden öffentlich zu bekennen, Gott um Gnade anzuflehen. Erst bekommt er Angst, will heim, will zu Anatol. Dann dreht er durch. Es kommt zu einer scheußlichen Szene. Selbst der an Exzesse gewohnte Prediger erschrickt, als der junge Mann in seiner übersteigerten Erregung weint, flucht, die Psalmen mitbrüllt, die alle anderen brüllen – plötzlich heftig erbricht, sich selbst und den Geistlichen, der ihn festzuhalten versucht, widerwärtig besudelt, die von Erbrochenem triefenden Hände zum Himmel erhebt und schreit ... schreit ... bis er ohnmächtig zusammenbricht.

Sie waschen ihn, reinigen seine Kleider, lassen ihn ausschlafen. Als er aufwacht, sitzt die Assistenzärztin Tittelbach an seinem Bett, neben ihr der Prediger.

„Wir müssen mit dir über Jesus reden“, sagen sie.

Und das tun sie. Sie reden mit ihm über Jesus, fast eine Woche lang, Tag und Nacht. Am darauffolgenden Sonntag führen sie ihn im Triumph der Gemeinde vor: erschöpft, zermürbt, geläutert, bekehrt.

Und lassen ihn heimgehen – in das einzige Heim, das er kennt. Zum Meister Anatol Mehring.

Am Montag taucht Claudio in der Ambulanz des nächstgelegenen Krankenhauses auf. Blutergüsse unter den Augen. Eine zerbissene Lippe. Peitschenstriemen auf dem Rücken und beiden Beinen. Ein verstauchtes Handgelenk. Und das übliche Sprüchlein: Ein Fremder hat es getan, er weiß nicht wo, er weiß nicht wann, er weiß nicht wie.

Am Dienstag kehrt er freiwillig in die Psychiatrie zurück. Und gibt dem Arzt wieder, was man ihm in der Kirche eingehämmert hat: Anatol Mehring sei mit dem Teufel im Bund, ganz gewiss. Er bete einen Guhl an, einen Blut saufenden und leichenfressenden Dämon, und bringe diesem Menschenopfer dar.

„Meinst du wirklich, dass das wahr ist?“, fragt Dr. Urban.

Er nickt traurig, aber entschieden. „Heilig wahr, Euer Ehr'n.“

Wahrscheinlich hätte der blauäugige Claudio auch ohne geistlichen Zuspruch die unwahrscheinlichsten Dinge zugegeben, so groß ist die Angst (die er wiederholt äußert) es könnten 'die Herrn vielleicht streng werden', wenn er keine gefälligen Aussagen mache; er fragt in aller Unschuld, was er 'denn nun bezeug'n solle' und wartet mit seinem kindlichen Lächeln darauf, dass man ihm seine Aussage Wort für Wort vorsagt. Auf die Frage des Vorsitzenden der Kommission, ob er seine protokollierten Aussagen aufrechterhalte, antwortet er eifrig: „Wenn ich nu ja sag, is' Ihn' recht?“

An die Beamten kann er sich erinnern, an das Verhör nur undeutlich. Er ist nicht daran interessiert, was er sagt. Ihn kümmert nur eines: Die Kommission bei guter Laune zu halten, so wie er es auch beim Personal und dem Psychiater tut, der 'alle Mühe hat, dem Patienten seine Fragen so zu stellen, dass er ihm nicht die Antwort suggeriert, sonst sagt er immer nur das, was man seiner Meinung nach hören will.'

Als die Rede auf Anatol Mehring kommt, bricht der schöne junge Mann im Anstaltspyjama plötzlich in Tränen aus. Was ihn überwältigt, ist nicht Abscheu vor dem Mann, dem er eine Serie von Ritualmorden vorgeworfen hat, auch nicht Furcht vor dem prügelnden Sadisten, dem er ausgeliefert ist. Es ist Sehnsucht. Anatol soll kommen und ihn abholen, soll ihn mit sich heimnehmen, bittet er mit flehentlich aufgehobenen Händen, die Augen glänzend von Tränen ...

„Armes Geschöpf“, fasst Dr. Urban das Ergebnis der Befragung zusammen ...

Anatol Mehring bleibt ungeschoren.

Dr. Gerda Tittelbach ebenfalls.

Was aus Claudio Rainer werden soll, weiß nach wie vor niemand.

Eines jedoch fällt dem aufmerksamen Beobachter auf. Dass da zwei sehr hochrangige Beamte wegen eines so unbedeutenden Menschen wie Claudio im Einsatz waren. Sonst schickt man wegen der Aussagen eines Psychiatriepatienten nicht die Spitzen der Justiz ins Feld.

 

 

 

 

Ein solch aufmerksamer Beobachter war der Polizeioberkommissar Jasper Willebrands. Er hatte ein gutes Gedächtnis und sich den Namen Anatol Mehring von früheren Amtshandlungen her gemerkt. Er wusste: Das war kein boshafter, verwahrloster Sonderling. Das war kein heruntergekommener Perverser, der betrunkenen Schlampen das Blut ableckte. Anatol Mehring war hochintelligent, hatte studiert – wenn auch nicht bis zum Abschluss – und stammte aus einer Familie, die an Reichtum, Ansehen und Einfluss kaum zu überbieten war. Einer seiner Onkel war ein Bischof, ein anderer Universitätsprofessor, in der Familie gab es viele hohe Geistliche, Künstler und Gelehrte. Stützen der Gesellschaft, wie man so sagte. Fragte sich nur, welcher Gesellschaft.

Es gab so viele merkwürdige Gerüchte über die Mehrings. Gerüchte, die aufflackerten und wie Irrlichter auch schon wieder verschwunden waren, wenn man sie zu ergreifen versuchte. Auf jeden, der sich an sie hängte wie eine Wespe an den Honigtopf, kamen zwei, die nicht an sie anstreifen wollten. Aber fragte man diese Leute, warum, so wollten oder konnten sie keine Antwort geben.

Willebrands blickte hoch, als sachte an die Tür gepocht wurde und der Bürodiener den Kopf hereinsteckte. „Detektivinspektor Volkert ist da und möchte Bericht erstatten, Herr Oberkommissar.“

„Schicken Sie ihn herein.“

Ludwig Volkert trat ein, wobei er eine Wasserspur hinter sich ließ, als habe man ihn soeben aus der Regentonne gezogen. „Es regnet“, äußerte er zur Erklärung. „Vormittags war es noch klar und sonnig, und jetzt schüttet es wie aus Eimern.“

„Dann ziehen Sie Ihren nassen Mantel draußen im Vorzimmer aus und nicht hier! Verschwinden Sie – nein, jetzt bleiben Sie schon da! Hängen Sie das Ding neben dem Ofen auf.“

Volkert nahm seinen nass glänzenden, steifen Hut ab, schälte sich bedächtig aus seinem mit Regenwasser vollgesogenen, braunen Mantel und hängte ihn an den Garderobenhaken, wo er sofort anfing, zu triefen und eine Pfütze auf dem Parkettboden zu bilden.

Der Detektivinspektor war ein Mann von der Art, die man zehnmal sehen konnte, ohne sich ein einziges Mal an sie zu erinnern. Ein mittelgroßer und recht kräftiger Mittvierziger, mit einem langen Pferdegesicht, und sandfarbenem Haar, das so glatt gekämmt und penibel gescheitelt war, dass es häufig für ein Toupet gehalten wurde. Nichts an ihm war bemerkenswert. Wo er auch ging und stand, schien er mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Für seinen Beruf war das natürlich sehr vorteilhaft, denn ein so unscheinbarer Mann galt zwangsläufig auch als ungefährlich, und die Leute nahmen sich nicht in Acht, was sie in seiner Hörweite redeten. Zu ihrem eigenen Schaden, denn Ludwig Volkert hatte eine geradezu unheimliche Fähigkeit, sich Gespräche und Gesichter zu merken. Unter den schweren, häufig halb geschlossenen Lidern verbargen sich scharfe, leuchtend blaue Augen.

„Nun?“, fragte Willebrands. „Haben Sie etwas herausgefunden?“

Volkert kramte in seiner Aktenmappe und legte wortlos eine Fotografie auf den Schreibtisch. Sie zeigte einen massigen, weißhaarigen Mann in den Sechzigern, gut aussehend für sein Alter, nur die hängenden Wangen störten ein wenig. Sein Blick war intelligent und stechend. Er trug den Ornat eines Bischofs.

Willebrands starrte seinen Untergebenen fassungslos an. „Das meinen Sie nicht im Ernst!“ Gleichzeitig aber wusste er: Was Volkert recherchierte, war hieb- und stichfest. An dem konnte kein Verteidiger rütteln.

Der Inspektor wusste das, deshalb antwortete er nicht auf die rhetorische Frage, sondern sagte nur: „Der Bischof ist die Spinne im Netz. Anatol Mehring ist bei aller Schlechtigkeit bloß ein kleiner Aaskäfer, der am Rand dieses Netzes entlangkrabbelt, und die Reste aussaugt, die sein Onkel übrig gelassen hat. Es kann aber sein, dass er bald in eine höhere Position aufsteigt. Der Bischof ist schwer krank, und der Verschleierte Orden sieht sich bereits nach einem Nachfolger um.“

„Dann stimmt das, was dieser Idiot im Universitätsspital seiner Ärztin erzählt hat?“

„Er hat einige wahnhafte Schnörkel dazugedichtet, wie die pochenden Herzen im Suppentopf, aber im Großen und Ganzen dürfte er die Wahrheit gesagt haben. Und wenn Sie mich fragen: Er hat mächtig Schwein gehabt, dass er ein amtsbekannter Irrer ist und seine Ärztin eine ebenso amtsbekannte religiöse Närrin, sonst wären sie beide längst nicht mehr am Leben. Der Verschleierte Orden macht kurzen Prozess mit lästigen Leuten.“

Willebrands nickte. Er wusste, was der Satz über das Offenkundige hinaus bedeutete: Er und sein Untergebener hatten keine Chance, in diesem Fall einen Schuldigen dingfest zu machen. Man würde ihnen genauso unüberwindliche Hindernisse in den Weg legen wie der Sonderkommission, die einer Serie von mysteriösen, ungeklärten Morden nachgegangen war.

„Danke, Volkert“, sagte er. „Lassen Sie mich kurz allein.“

Als sein Untergebener verschwunden war, zog er das Telefon heran und wählte eine Nummer. Eine freundliche Altmännerstimme meldet sich mit: „Professor Pratt am Apparat.“

„Willebrands hier. Professor, ich mach´s kurz. Ich habe hier eine Sache an der Hand, in der die Polizei offiziell nichts ausrichten kann. Uns sind die Hände gebunden, und es ist ohnehin mehr eine Sache für die Agentur … Sie verstehen. Ich sage nur: Der Verschleierte Orden ist darin verwickelt.“

Stille, dann ein leiser, bedeutungsvoller Pfiff. „Im Zusammenhang mit dem Lokal Zum Roten Engel im Bruchtal?“

„Woher wissen Sie denn das? Aber – ja.“

„Dann ist es eine Sache für die Agentur. Kümmern Sie sich nicht mehr darum. Sie erreichen nichts, und Sie müssten gegen Mächte ankämpfen, für die Sie nicht gerüstet sind. Wir übernehmen alles. Gott segne Sie.“

Willebrands dankte und legte den Hörer auf. Er wusste sein Problem in guten Händen.

 

 

 

Liebe Frau Hannay,

zweifellos hat die Vorsehung es so gefügt, dass Sie gerade jetzt Ihren Onkel im Bruchtal besuchen. Andernfalls hätte ich nie daran gedacht, Sie in einem so gefährlichen Fall einzusetzen. Sie gehen an einen dunklen Ort; ich bitte Sie, achten Sie auf Ihren Leib und Ihre Seele! Auf keinen Fall dürfen Sie etwas unternehmen, bevor Ihr Partner vor Ort ist. Ich habe Sie beide für Montag sechzehn Uhr in die Agentur bestellt. Halten Sie sich Salomons Worte vor Augen „Ein doppelter Strick reißt nicht so leicht entzwei“. Seien Sie unbedingt vorsichtig!

Für die Agentur: Pratt

 

 

 

Der frühe Oktober leuchtete im vollen Glanz seiner melancholischen Schönheit. Es war ein Tag voll süßen, altgoldenen Welkens und Verblassens: Rund um die grauen Häuser der Vorstadt trug der Feuerdorn seine gelborangfarbenen Früchte und der Holunder seine weinroten Beeren, leuchteten zwischen den dunklen Lorbeerbüschen die späten Rosen in Cremeweiß, Purpurn und Gelb. Ihr schwerer Duft hing deutlich spürbar in der stillen, weichen Luft.

Zwei Spaziergänger kamen die steile Hauptstraße des Im Bruchtal genannten Vororts herab – ein alter Mann, in dessen starken, ovalen, randlosen Brillengläsern sich das Licht blitzend fing, und eine kleine, dunkelhaarige Frau Ende dreißig, deren unscheinbare und ungeschminkte Züge in einem etwas befremdenden Kontrast zu ihrer exzentrischen Kleidung standen. Miriam Hannay – das war ihr Name, und sie war die Nichte und temporäre Wirtschafterin des alten Herrn – trug ihr Haar in der Mitte gescheitelt und über den Ohren im Stil der Dreißigerjahre abgeschnitten, sodass sie von vorne bieder und von hinten frech wirkte. Sie trug graue Schnürstiefel zu einem halblangen Hosenrock und einer altmodisch hochgeschlossenen, grau-dunkelgrün gestreiften Bluse.

Sie blickte immer wieder um sich: Obwohl sie sonst keine besondere Empfänglichkeit für die Schönheiten der Natur fühlte, war sie ergriffen. Plötzlich erschienen ihr die Warnungen, mit denen Professor Pratt sie bedacht hatte, beinahe paranoid.

„Ich habe nicht gewusst, dass das Bruchtal ein so paradiesisches Fleckchen ist“, bemerkte sie, an den schlanken, weißhaarigen alten Herrn gewandt, der mit den Händen in den Taschen neben ihr herging.

Dr. Norman Laurids – der den Tag über in bedrückter Stimmung gewesen war – antwortete ungewohnt mürrisch: „Da drüben siehst du die Schlange dazu.“

Dabei wies er auf eine grellbunt bemalte Hausmauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der sich vier oder fünf dunkle Bogenfenster zeigten. Miriam wandte den Blick gehorsam in die Richtung, in die er deutete; sie wusste, dass ihr Onkel solche Bemerkungen nicht ohne Hintergedanken machte. Es lohnte sich, auf die Dinge einzugehen, die er sagte, auch wenn sie ihr – der geborenen Großstädterin – eher banal erschienen: Solange sie im Herzen der Stadt gewohnt hatte, waren ihr von rohen Graffiti bedeckte Ruinen ein höchst alltäglicher Anblick gewesen.

Hier waren sie eine Seltenheit. Das Bruchtal war ein gepflegter Vorort, bestehend aus grauen, cremefarben und blassgelb getünchten Häusern entlang sehr steiler Straßen. Alle, selbst die ärmlichen unter ihnen, waren sauber gehalten und von Ziergittern und Vorgärtchen umgeben. Nur hier, auf halber Höhe des Hügels, gab es einen Schandfleck, eine schmierig erleuchtete, unappetitlich riechende Unterführung und daneben das Gebäude, dessen übermalte Fensterfront Miriam mit düster drohender Blindheit anstarrte. Über dem Lokal stand, in schriller, zackiger Graffiti-Schrift an die Wand gesprüht: ZUM ROTEN ENGEL.

Die Türen des Lokals standen weit offen und gaben den Blick in ein höhlenartiges Gewölbe frei, dessen Holzdecke an der einen oder anderen Stelle bedrohlich durchsackte. Das Licht der wenigen Lampen schien wie Positionslichter im Nebel in den Raum. Eine Anzahl Gäste saß draußen, auf den Schwellen zwischen den offenen Flügeln der Lamellentüren, und weiter unten auf den Stufen, die zum Straßenniveau hinabführten. Manche hockten, apathisch und unansprechbar ins Leere stierend, schmutzstarrend da, trotz des leidlich warmen Nachmittags in Pelze und Wintermäntel gehüllt, von einem ununterbrochenen Schaudern geschüttelt. Manche unterhielten sich in brockenhaft zerfallener Rede und krüppelig verdrehten Gesten mit ihren Nebenleuten. Manche schliefen, wurden aber selbst im Schlaf von diesen unaufhörlichen Krämpfen durchzittert.

„Sieht wie eine Rauschgifthöhle aus.“

„Schlimmer als das.“ Er zögerte und äußerte dann etwas verlegen: „Es ist ein Lokal für Leute, die – sagen wir, total drüber und total daneben sind. Wenn du es von innen siehst ... die Poster an den Wänden ... kannst du dir vorstellen, dass man sich Plakate an die Wand hängt, die förmlich von Blut triefen? ... Und die Videofilme, die sie in einem fort spielen – Zombies unter Kannibalen – Blutgericht in Texas – Die Hirnfresser kommen – Im Foltercamp der lebenden Leichen – und solches Zeug. Angeblich sind das nur die Filme, die sie spielen, wenn sie damit rechnen müssen, dass ein Polizist auftaucht. Die andern ... na ja.“ Plötzlich hielt er inne. „Oh, sieh an. Wenn man vom Wolf spricht ...“

Die letzte Bemerkung bezog sich darauf, dass eine Gestalt auf die Straße getreten war – eine Gestalt, die Miriams Aufmerksamkeit fixierte wie das Pendel eines Hypnotiseurs.

Sie hatte nie zuvor eine so bizarre, zugleich lächerliche und Furcht einflößende Person gesehen.

Das Lächerliche kam daher, dass die Gestalt deplatziert wirkte: Ein Geschöpf der Nacht, ein Geschöpf der Unterwelt, das ans helle Licht emporgekrochen war und darin alle Farbe und Faszination, die es im Halbdunkel durchaus besitzen mochte, verlor. Das Bizarre und das Furcht einflößende daran gingen freilich tiefer.

Es war ein Mann von unbestimmbarem Alter. Sein langes Haar und seine schmale Statur ließen ihn sehr jugendlich erscheinen, sein ausgemergeltes Gesicht sehr alt. Er war von einer erschreckenden Hagerkeit, mit so knochigen Gliedern, so hohlen Wangen und so dunkel in ihre Höhlen eingesunkenen Augen, wie man sie gewöhnlich nur bei Schwerkranken im letzten Stadium sieht, und in seiner Blässe machte er einen halb verdursteten, ausgetrockneten und geradezu staubigen Eindruck. Er schien aber keineswegs kränklich zu sein; seine Haltung war aufrecht, seine Bewegungen von einer geschmeidigen Eleganz. Diese feminine Anmut war, soweit Miriam sehen konnte, der einzige Hinweis darauf, dass er sich in irgendeiner Weise mit seinem Aufzug identifizierte: Er trug nämlich ein schwarzes Abendkleid.

Obwohl er einen schmuddeligen Kaftan – einen Morgenrock oder Hausmantel – offen und ohne Gürtel darüber geworfen hatte, war deutlich zu sehen, dass es ein Abendkleid war, wadenlang, eng geschnitten (was der so unglaublich skeletthaften Figur des Trägers entgegenkam), mit einem von schwarzer Spitze gesäumten Dekolleté und Spitzeneinsätzen an den schmalen Ärmeln. Über die Schultern dieses Kleides hing eine ziemlich lange, rostrot gescheckte Federboa, die er sehr lässig trug; er warf sie gelegentlich mit einer geschickten Bewegung der Schultern zurecht, wenn sie ins Gleiten kam.

Das entschieden Unheimliche an dieser dekorativen Vogelscheuche war jedoch für Miriams Empfinden, dass sein Habitus darüber hinaus kein einziges weibliches Attribut aufwies. Sein strähniges rostrotes Haar war zwar sehr lang – es hing eine Handbreit über die Schultern herab – aber unfrisiert; seine Schuhe waren flache rote chinesische Slipper; er trug kein einziges Stück Schmuck, und kein noch so flüchtiger Hauch von Schminke färbte sein Gesicht.

„Was ist das denn für eine Gespensterschrecke?“, fragte sie verblüfft.

„Das ist Anatol Mehring, und ich würde dir raten, deine Worte vorsichtiger zu wählen – er ist einer der gefährlichsten Männer in dieser Stadt.“

Sie warf einen zweifelnden Blick auf den Mann, der langsam die Stufen herabstieg, wobei er den geschlitzten Rock des Abendkleides an einer Seite so weit hochraffte, dass er das schlanke (und durchaus wohlgeformte) Bein darunter bis hoch übers Knie entblößte. Sie fühlte sich an die zierlich tanzenden Skelette auf alten Kirchenfresken erinnert. „Ich kann mir weder vorstellen, dass er gefährlich ist, noch dass er ein Mann ist“, bemerkte sie mit einem krampfhaften Versuch, über ein Geschöpf zu lachen, dessen Anblick ihr das Lachen in der Kehle erstickte. Professor Pratt konnte doch nicht diesen Freak gemeint haben, als er von Gefahren für Leib und Seele gesprochen hatte?

„Er ist beides“, erwiderte ihr Onkel kurz angebunden. „Hüte dich vor ihm. Er ist der Hohepriester der Leute da drinnen.“ Er deutete auf das Lokal. „Leute, die ich persönlich für Dämonenanbeter halte.“

„Teufelsanbeter?“ Sie hatte nicht erwartet, dass das unterschwellig lauernde Grauen so schnell Gestalt annehmen würde. Onkel Norman war trotz seiner tiefen Frömmigkeit nicht der Mensch, der jemanden gleich als Teufelsanbeter bezeichnete, weil ihm das oder jenes an dessen Religion nicht gefiel; er ging sehr vorsichtig mit solchen Verurteilungen um, und deshalb wusste sie, dass sie seine Worte ernst nehmen musste. Offenbar bestand zwischen den Sorgen ihres Onkels und denen, die sich Professor Pratt machte, ein Zusammenhang.

„Du wirst mich vielleicht auslachen, aber das Bruchtal sieht nur so harmlos und idyllisch aus. In Wirklichkeit ist es ein gefährlicher Ort, und der Rote Engel ist das Zentrum der Gefahr. In diesem Lokal sind in den letzten Jahren immer wieder Menschen verschwunden – spurlos verschwunden. Polizeichef Tanner behauptet, sie seien einfach bei Nacht und Nebel abgehauen, oder sie hätten sich eine Überdosis gespritzt und seien irgendwo im Sumpf gestorben, wo man ihre Leichen nicht finden kann. Er hat natürlich Recht, es ist schwer zu verfolgen, woher diese Vagabunden kommen und wohin sie gehen. Aber ich bin überzeugt, dass da noch mehr dahintersteckt.“

„Du meinst, sie bringen die Leute um?“

Literarische Erinnerungen tauchten in ihr auf – Erinnerungen an mörderische Gastwirte, die ihre schlafenden Gäste unter dem Betthimmel erstickten oder durch Falltüren in Kessel mit siedendem Wasser stürzen ließen. Aber das war doch wohl kaum glaubhaft – jedenfalls nicht im 21. Jahrhundert in einem gepflegten Vorort einer modernen Stadt!

„Umbringen habe ich nicht gesagt“, widersprach Onkel Norman. „Obwohl es mich auch nicht wundern würde.“ Er wandte ihr in plötzlicher Beunruhigung den Kopf zu. „Miriam, versprich mir eines: Du darfst dieses Lokal niemals allein betreten. Hörst du? Niemals und unter keinen Umständen, und lass dich unter keinem Vorwand jemals hineinlocken.“

Sie fand, dass er sich unnötig viele Sorgen machte. Der Rote Engel war nun wirklich nicht die Art Lokal, das sie gerne besuchte! Aber sie versprach es ihm, und er beruhigte sich. Nun wagte sie, eine weitere Frage zu stellen: „Wenn niemand umgebracht wird, wohin verschwinden die Leute dann?“

Er zuckte die Achseln und machte eine unbestimmte Handbewegung. „Wenn ich zu viel sage, hältst du mich für einen alten Narren.“

„Onkel Norman“, erwiderte sie mit tiefem Ernst und aus ganzem Herzen, „was immer du sagst, niemals würde ich dich für einen alten Narren halten – nicht einmal, wenn ich ganz und gar nicht deiner Meinung bin.“ Sie hatten schon etliche Gespräche geführt, bei denen seine tiefe Frömmigkeit auf Miriams eher diffuse religiöse Vorstellungen stieß, aber sie liebte ihren Onkel viel zu sehr, als dass sie ihn deshalb gekränkt hätte.

„Schön“, gab er nach. „Aber vorsichtshalber erzähle ich dir nur eine Sage, die seit Generationen im Bruchtal weitergegeben wird – du kannst sie sogar im Städtischen Sagen-Schatz nachlesen. Diese Sage behauptet, unterhalb des Kalten Bruchs, tief unter dem Morast, befände sich der Palast eines Dämons, mit prächtigen Zimmern, in deren Ecken Haufen von Gold und Juwelen liegen, und wer den Eingang findet, kann mitnehmen, was er will – muss allerdings auch etwas zurücklassen: seine Seele. Es ist durchaus möglich, dass die Leute im Sumpf verschwunden sind, weil sie versucht haben, den Eingang zu diesem Palast zu finden.“

„Aber Onkel Norman, das ist, als wolle sich heutzutage noch jemand im Wald auf die Suche nach Rumpelstilzchen begeben, um seine Probleme zu lösen!“

„Ich sagte ja, du würdest mich für einen Spinner halten. Tatsache ist allerdings, dass hin und wieder Leute über Nacht sehr reich geworden sind – zum Beispiel einer von Anatol Mehrings Vorfahren, der als Habenichts in dem Slum nahe am Sumpf hauste und mit einem Mal mit dem Geld nur so um sich werfen konnte. Seither ist die gesamte Familie schwerreich … und abgrundtief böse. Du kannst darüber lachen …“

„Ich lache nicht.“

Professor Pratt hatte ihr nicht gesagt, worum es bei ihrem Auftrag ging, das hatte er sich für den Montag vorbehalten, an dem er sie mit ihrem Partner bekannt machen würde. Aber wie es schien, war die Vorsehung ungeduldig und wollte sie jetzt schon einweihen. Vielleicht war es wirklich eine Fügung höherer Mächte gewesen, dass sie gerade jetzt ihren Onkel besuchte, der ein lieber, gütiger, frommer, etwas schrulliger alter Herr war und mehr über Diesseits und Jenseits wusste, als man ihm auf den ersten Blick ansah. Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass er ihr gleich eine so scharf gewürzte Suppe servieren würde.

Am Montag würde sie in allen Einzelheiten Bescheid wissen.

Dann wandten sich ihre Gedanken dem Mann zu, der sie auf diesem Abenteuer begleiten sollte. Die Mitarbeiter der Agentur kannten einander nicht. Professor Pratt arrangierte, wer mit wem an einem Fall arbeitete. Er hielt es für besser, wenn diese mächtige Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung dämonischer Angriffe möglichst unauffällig vorging, unbemerkt von den Zeitungen und der Öffentlichkeit. Scheinwerferlicht und Sensationsberichterstattung hätten es bald unmöglich gemacht, an schwierigen Fällen zu arbeiten. Die Mitarbeiter, so viel wusste Miriam, kamen aus allen Lebensbereichen, es waren Geistliche und Wissenschaftler darunter, aber auch Polizisten, Bühnenmagier, Schriftsteller und Ärzte. Sie selbst war Bibliothekarin und Dokumentarin, erfahren im Durchsuchen chaotischer Archive und der Suche nach seltenen Büchern – und sie hatte hellsichtige Träume. Was Wendelin Hallecker wohl von Beruf war? Ihr letzter Partner war ein Wissenschaftler gewesen, ein weltberühmter Experte für Schlangen und Giftspinnen – intelligent, aber klein, pummelig und mit einer rosigen Glatze. Hoffentlich sah Wendelin nicht auch so aus!

Ach was!, dachte sie, und wenn schon! Wichtig war nur, dass er ein guter Mitarbeiter war. Wie er aussah, war völlig egal. Trotzdem, als alleinstehende Frau durfte man darüber nachdenken, ob er ein gut aussehender Mann war – oder etwa nicht?

 

 

 

Dr. Laurids bewohnte ein Haus, das seit Generationen das Doktorhaus genannt wurde – ein schmales einstöckiges Gebäude, grauweiß verputzt, an dem ein uralter Stamm wilden Weins emporrankte. Der Wein hatte bereits begonnen, sich rot zu färben, und züngelte wie eine riesige Flamme an der Ecke der grauen Mauern empor. Vor dem Haus lag, von niedrigen Taxushecken und einem noch niedrigeren, versilberten Ziergitter eingefasst, der obligate Vorgarten mit Rosenbusch und Kiesweg. Jetzt, wo die Dämmerung herabsank, wies eine Glühbirne in einer hängenden Bronze-Ampel den Weg zur Tür.

Das Haus hatte eine Diele, so winzig, dass man außer eines Regenschirms kaum etwas darin aufbewahren konnte, und dahinter eine Anzahl hübscher, weiß getäfelter Zimmer mit breiten Fenstern.

Miriam schritt ihrem Onkel voraus ins Studierzimmer, den Raum, den sie beide am meisten nutzten. Sie liebte dieses Zimmer. Es gab dort einen über Eck gestellten Kamin mit einem weißen marmornen Sims und einer reich verschnörkelten Schnitzerei darüber. Von den beiden Fenstern ging eines auf den Abhang des Himmelberges hinaus und die anderen beiden auf die Dächer der Stadt, auf die das hoch gelegene Bruchtal hinabsah wie eine Klippe auf ein schiefergraues Meer.

Sie trat an das Fenster, immer noch fasziniert von der Stille der Vorstadt, in der „Nacht“ tatsächlich bedeutete, dass die Leute schlafen gingen.

Bis dahin hatte sie in der Stadt gelebt und ihren Onkel nur bei Familientreffen gesehen. Erst vor einigen Tagen hatte eine Verkettung von Umständen – einer davon war die plötzliche Erkrankung von Dr. Laurids langjähriger Wirtschafterin – dazu geführt, dass sie im Doktorhaus Quartier genommen hatte. Sie fühlte sich sehr behaglich, aber doch noch ein wenig fremd in dem Vorort, der zwar am Faden der U-Bahn und einiger Buslinien an der Metropole hing, im Grunde aber einer Kleinstadt im Wesen viel näher kam als einem Vorort. Zumindest was die bedeutenden (und die besonders übel beleumundeten) Leute anging, kannte jeder jeden; am dritten Tag hatte man sie im Supermarkt bereits mit „Frau Hannay“ begrüßt, und jeder hatte gewusst, dass sie Dr. Laurids Nichte, nebenberufliche Haushälterin und gelegentliche Assistentin war. Assistentin insofern, als sie seine Post erledigte und alle Anrufer, die nur seine Zeit stehlen wollten, von ihm fernhielt.

Der alte Arzt kam ins Zimmer, ein Tablett mit ihrem gemeinsamen Schlaftrunk vor sich hertragend – der letzten Tasse Tee des Tages. Er stellte das Tablett ab und trat neben ihr an das Fenster. Gemeinsam blickten sie auf die vereinzelten Lichter hinaus, die den Abhang fleckten.

Zur Linken und noch weiter nordöstlich von ihnen erstreckte sich, von tiefem Dunkel bedeckt, die öde Fläche des Kalten Bruchs. Dieser finstere Sumpf hatte dem Vorort seinen Namen gegeben. Seit Jahrhunderten, hatte Onkel Norman ihr erzählt, waren immer wieder Versuche gemacht worden, den Morast trockenzulegen und die Fläche als Bauland zu erschließen. Doch es schien ein Fluch auf dem Ort zu lasten. Jedes Mal hatte es einen Unfall nach dem anderen gegeben. Arbeiter ertranken, selbst große, moderne Baufahrzeuge verschwanden auf Nimmerwiedersehen in den schwarzen Sumpflöchern. Geheimnisvolle fiebrige Krankheiten brachen aus. Was man auch baute, fand man am Morgen zerstört vor. Pfosten waren aus dem Boden gerissen worden, Mauern abgebrochen. Als man das mehrere Tonnen schwere Betonfundament eines Krans Hunderte Meter vom ursprünglichen Standort im Moor liegend fand, war den Baumeistern klar, dass sie es hier nicht mit menschlichen Kräften zu tun hatten. Offiziell sprachen sie von „unüberwindbaren technischen Schwierigkeiten“, aber nicht wenige von ihnen schrieben, genau wie die Nachbarn, diese Unglücksfälle der Rache der Toten zu, die in dem kalten Sumpf ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Leichen von Mördern und Wegelagerern, die auf dem naheliegenden Rabenstein hingerichtet und dann kurzerhand im Sumpf versenkt wurden, denn ein ehrliches Grab hatten sie nicht verdient.

„Übrigens ...“ Die Art, wie ihr Onkel zum Sprechen ansetzte, verriet eine gewisse Verlegenheit. „Wenn du spazieren gehen willst ... es ist ja noch sehr schön und sonnig tagsüber ... ist es am besten, du gehst in Richtung Stadt. Die Parks sind sehr hübsch und ...“

Sie sah ihn erstaunt an. Ihr Blick wanderte über die Dächer hinweg zum Himmelberg, dessen kahle, abgerundete Kuppe sich blau gesäumt vom Nachthimmel abhob. „Und was lauert in der anderen Richtung?“

„Lauern! Ich bitte dich ...“

„Du hast mich doch eben gewarnt, oder nicht? Also möchte ich gerne wissen, wovor.“

Er machte eine verlegene Bewegung. „Ich weiß, du bist kein kleines Mädchen mehr, aber ich möchte nicht, dass du hier irgendwelche unangenehmen Erlebnisse hast.“

„Ach. Erlebnisse welcher Art?“

Er wandte sich ab und verbarg seine Verlegenheit damit, dass er sich mit dem Tee beschäftigte. „Angeblich sind verschiedene Frauen von hier jemandem begegnet, der sich im Kalten Bruch und oben am Himmelberg herumtreibt.“

„Du meinst, im Kalten Bruch liegt ein Wüstling im Hinterhalt?“

„Ich weiß nicht, ob es ein Wüstling ist. Es ist noch nichts passiert. Aber angeblich gibt es im Bruch ein Mann, der Frauen, die allein unterwegs sind, im Dickicht nachschleicht und sie beobachtet, und zumindest eine schwört Stein und Bein, er wäre nackt gewesen.“

„Da wird er sich bald ein Nierenleiden holen – wir haben schließlich Anfang Oktober.“

„Lach nicht, Mim. Du weißt nicht, welche Gefahren hier lauern. Es geht nicht nur um Sittenstrolche. Vor zehn Jahren wurde eine Frau, die spät abends auf der Straße entlang des Sumpfes unterwegs war, am Morgen bewusstlos und voll blutiger Kratzwunden gefunden. Neun Monate später gebar sie ein Kind, das statt eines Kopfes nur einen rohen Klumpen Fleisch mit einem Zyklopenauge hatte.“

„Meine Güte, Onkel Norman, was für Horrorgeschichten! Aber ich verstehe, was du meinst. Du kannst beruhigt sein ... ich habe sicherlich keine Lust, in den modrigen Büschen da droben herumzukriechen.“

Ihr Onkel lächelte und schien tatsächlich beruhigt. In friedlicher Zweisamkeit verzehrten sie ihr Abendessen und wünschten einander Gute Nacht.

Sie stieg langsam die schmale, wie die Treppen in holländischen Häusern fast senkrecht nach oben führende Stiege hinauf. Ihr Zimmer lag auf dem obersten winzigen Absatz, unmittelbar unter der Dachschräge. Ihr Onkel hätte ihr jederzeit ein größeres und besser ausgestattetes Schlafzimmer im vorderen Teil des Hauses zur Verfügung gestellt, aber sie hatte sich auf den ersten Blick in dieses winzige, nach Holz, Äpfeln und den Geheimnissen des dunklen Dachbodens riechende Kämmerchen verliebt, in dem außer dem Alkovenbett und einem Schrank nur noch ein gepolsterter Sessel Platz fand.

Sie hatte sich an das frühe Zubettgehen noch längst nicht gewöhnt und nahm daher jeden Abend ein Buch aus der Bibliothek ihres Onkels mit sich ins Bett. Zumeist las sie dieses an einem Abend aus, wobei der Hauskater ihr Gesellschaft leistete. Ein imposantes kastanienbraunes Geschöpf, das wegen seiner übersteigerten Neigung zum Fauchen und Spucken den Namen Smaug erhalten hatte.

Das Buch, das sie ausgewählt hatte – Sagen der City und der Vorstädte – erwies sich als reich illustrierter Band mit einem schaurig-schönen Konterfei eines Basilisken, des Krotenhahns, auf dem Einband. Es war in der Art eines Reiseführers verfasst; der Erzähler schritt, munter plaudernd, im Geist durch die Stadt und erzählte, welche Sagen den alten und neueren Gebäuden anhafteten.

Sie blätterte eine Weile darin und schlug zuletzt den Ort nach, an dem sie sich nun befand. Sie las, während Smaug, vibrierend und schnurrend wie ein Notstromaggregat, auf ihren Füßen lag und ihr zusah.

„... rund um die ehemalige Richtstätte erinnern noch zahlreiche Orts-und Gebäudenamen an diese traurige Vergangenheit, so das Haus Zur rothen Mützen am Ende der Kaltenbruchgasse, der Freimanderhof in der gleichnamigen kurzen Gasse zwischen dem Kalten Bruch und dem Bruchhaufen und das Rote Feld am Anfang des Tales.

Folgt man der Kaltenbruchgasse über das Haus Zur rothen Mützen hinaus, so gelangt man auf die Straße, die den sanften Abhang des Hügels Am Himmel hinaufführt, Himmelsstraße oder auch Kalvarienstraße genannt. Im 17. und 18. Jahrhundert soll sich an dieser Straße ein Kreuzweg (Kalvarienberg) mit lebensgroßen Steinfiguren befunden haben, der Am Himmel mit einer Kapelle abschloss. Das Innere dieser Kapelle soll in Freskenmalerei den geöffneten Himmel mit der göttlichen Dreifaltigkeit dargestellt haben. Von der Kapelle und dem Kalvarienberg sind heute nicht einmal Reste erhalten. Es handelt sich vermutlich um die von J. Kundt in den kolorierten Ansichten der Stadt dargestellte Anlage, siehe Farbtafel XVII.

Zu Ostern und Allerseelen fanden sich an diesem Kalvarienberg fromme Pilger ein, die das Rosenkranzgebet und einen Bußgottesdienst für die Seelen der Gerichteten und der ohne geistlichen Segen Begrabenen im Kalten Bruch darbrachten, damit diese nicht dem Dämon des Ortes, dem Blutigen Engel, zum Opfer würden.“

Hier war anstelle einer Illustration über eine ganze Seite hinweg das Faksimile einer Niederschrift abgedruckt. Sie war vor langer Zeit als loses Blatt im Arbeits- und Rechnungsbuch eines der Männer gefunden worden, die im Haus Zur rothen Mützen gewohnt und das Amt des Henkers versehen hatten, ein Mann mit Namen Johann Baptist Hallecker. Die Notiz war einmal in der – heute fast unverständlichen – altertümlichen Sprache des Originals abgedruckt, darunter in einer lesbaren Fassung: Den Blut-Engel gesehen, als ich heut Abend über den Schindanger ging. Saß auf dem Stein, wo's noch nass und fettig vom Blut war, hielt eine Hand am Maul, hatt etliches darin versteckt, dran er zehrte und schmätzte.

War anzusehn wie ein junger Herr von Stand, nit garstig, hatt aber Augen grün und gelb, warn wie zwei Lichtlein. War angetan mit langspitzige rote Schuh, Strümpf von zweierlei Rot, desgleichen ein rotes Oberkleid, hatt eine rote rundum gewickelte Mützen auf.

Als ich ihm hinzuging, sprang er vom Stein und schloff als ein rotes Katzentier davon.

Habs niemand erzählt als dem, ders für mich aufgeschrieben hat.

 

Dazu fand sich die Erklärung: Der Henker vom Bruchtal konnte den bösen Geist sehen, und er konnte ihn auch verjagen. Jeder Freimann gab das Geheimnis an seinen Nachfolger weiter und lehrte ihn den Spruch, der die Kreatur bannte. Aber dieses Wissen ist seit Langem verschollen. Nach der Abschaffung der Todesstrafe und dem Tod des letzten Henkers geriet der Spruch in Vergessenheit, nur die Sage vom Roten Engel und seinem unterirdischen Palast im Moor hat sich bis heute erhalten.

 

Der Rote Engel, dachte sie. Zweifellos war er der Namenspatron des abscheulichen Lokals, vor dem sie den noch abscheulicheren Anatol Mehring getroffen hatten. Onkel Norman hatte sicherlich Recht, dass dort Dämonenanbeter zusammentrafen. Miriam hatte schon einige solcher Gruppierungen kennen gelernt, wenn auch nur aus sicherer Entfernung. Meistens waren ihre Mitglieder ein bunt gemischter Haufen von verschrobenen Randexistenzen, Junkies, Punks, Micky-Maus-Satanisten, die ihre pubertären Probleme auf diese Weise in den Griff zu bekommen versuchten, und einem inneren Kreis zumeist älterer und höchst unsympathischer Leute, die es bitterernst meinten. Ein Gutteil der Mitglieder wäre wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen, hätten sie gewusst, was dieser innerste Zirkel wirklich trieb. Sie wähnten sich in einem mehr oder minder ernst zu nehmenden Fantasy-Rollenspiel, während sie in Wirklichkeit die Statisten blutiger Gräuel waren.

Ein kalter Schauer überlief sie. Plötzlich war sie sehr froh, dass sie einen Partner an der Seite haben würde.

Als Miriam das Buch weglegte und einschlief, kehrte das Gelesene als ein seltsamer Traum wieder.

Darin betrat sie ein düsteres, von Efeu umwachsenes altes Haus. Sie schritt auf Zehenspitzen einen langen, schwarz getäfelten Korridor entlang und fand an seinem Ende eine spaltbreit geöffnete Tür. Lautlos näherte sie sich dieser und spähte in das Zimmer dahinter hinein. Zwei Kerzen brannten darin und beleuchteten die dürre Gestalt von Anatol Mehring, der vor einem Altar kniete. Über diesem hing ein Bild, das – wie Miriam im ersten Augenblick dachte – Christi Himmelfahrt darstellte. Dann sah sie sich das Bild näher an und ihr wurde unheimlich zumute, denn die Gestalt auf dem Gemälde sah absolut nicht so aus, wie man Christus malen möchte. Das Gesicht war sehr schön, aber herzbeklemmend böse. Die Hand, die segnend erhoben war – die Linke, nicht wie sonst üblich die Rechte – war schwarz wie von einem Brand, und rote Flämmchen tanzten auf den Fingerspitzen. Dann sah sie, dass die Gestalt auch nicht in den Himmel aufstieg, sondern aus diesem herabsank, oder noch eher herabfuhr, als würde sie mit Gewalt in die Tiefe gestürzt. Er zog wie ein Komet einen Feuerschweif hinter sich her. Zu beiden Seiten sahen Engel diesem Herabstürzen zu, aber sie hatten Flügel wie Fledermäuse und schwarze Köpfe wie Raben.

Vor diesem schaurigen Bild kniete Anatol, und die gefalteten Hände ließen keinen Zweifel daran, dass er zu der grauenhaften Gestalt darauf betete!

 

 

 

Der Sonntag war warm und sonnig, Herbstrauch lag in der Luft. Überall an den Häusern glühten Mauerkatze und Wilder Wein in ihren feuerroten Herbstfarben. Noch blühten die Blumen – rosa, goldgelb und granatrot leuchteten die starken Blütendolden der Schafgarbe, rosarot und purpurn die üppigen Polyantha-Rosen. Aber auch die ersten Astern und Immortellen blühten schon, und an den Bäumen begannen sich, die Blätter zu färben.

Onkel Norman war ein pünktlicher Kirchgänger, und Miriam wusste, dass man es ihr übel nahm, dass sie ihn nicht begleitete, aber sie konnte mit seiner Frömmigkeit nicht viel anfangen. Also wählte sie den Mittelweg, dass sie ihn nach dem Gottesdienst abholte.

Zu jedem Kirchgang im Bruchtal gehörte, wie sie festgestellt hatte, der Nachkirchenklatsch, der sich zumeist über den ganzen Heimweg hinzog. Auch dieses Mal war ihr Onkel in Gesellschaft von zwei würdigen Herren, Ältesten seiner Gemeinde. Als sich Miriam ihnen anschloss, hörte sie noch, wie einer der beiden sagte: „Es war nachgerade ein Vergnügen, wieder einmal einen Gottesdienst zu erleben, in dem Claudio nicht in Verzückung verfällt ...“, und der Andere mit einem Auflachen antwortete: „Ich bin überzeugt, er hat den unschätzbaren Dienst vom Herrn, unsere Geduld zu stärken.“

Dann, als die junge Frau zu ihnen trat, wechselten sie rasch das Thema, und Miriam spürte, dass eine Frage nach dem seltsam verzückten Claudio nicht erwünscht war.

Ihre Neugier ließ ihr jedoch keine Ruhe. Während sie später den Tisch für das Mittagessen deckte, hing sie müßig dem Gedanken nach, wer der Mann sein mochte, der so viel Nachsicht erforderte. Vielleicht einer der langbärtigen Penner, die gelegentlich an den Gottesdiensten teilnahmen, um nachher Kaffee und Kuchen reinen Gewissens genießen zu können, und ihre aufrichtige Frömmigkeit durch lärmende, heisere„Hallelujas!“ und „Preist den Herrn!“ zu dokumentieren suchten.

Wie jeden Sonntag wuschen Dr. Laurids und seine Nichte nach dem Essen gemeinsam die wenigen Teller und Töpfe ab und setzten sich dann in die Bibliothek, um bis zum Kaffee zu lesen. Sie liebte die Bibliothek, den ältesten Raum des Hauses, dessen nie modernisierte altmodische weiße Täfelung und überreich bestückte Bücherwände sie gleichermaßen faszinierten. Letztere standen ihr alle offen, bis auf einen einzigen schmalen Schrank, der gerade deshalb eine besondere Faszination auf sie ausübte. In diesem verglasten und versperrten Abteil standen nur wenige Bücher – vielleicht dreißig Stück – die sehr verschieden aussahen. Manche waren alt und voluminös, mit elfenbeinfarbenen, runzligen Rücken und verblasstem Golddruck darauf; manche stammten offensichtlich aus neuerer Zeit. Bei keinem konnte sie den Titel lesen. Bei den Folianten war die Schrift zu sehr verblasst, und die neuen waren in Schutzpapier eingeschlagen, das die Titel verbarg. An der Tür steckte kein Schlüssel.

Sie spürte, dass ihr Onkel eine Frage – oder gar die Bitte, in diesen Büchern zu blättern – eher unwillig aufnehmen würde. So war dieser Bücherschrank für sie bald etwas sehr Ähnliches geworden wie die verschlossene Kammer für Blaubarts Frau, mit dem Unterschied, dass sie kein goldenes Schlüsselchen besaß.

Sie bemerkte, dass ihr Onkel mit großer Aufmerksamkeit in seinem Buch las und sich immer wieder Notizen machte, und schließlich fragte sie ihn geradeheraus. „Was ist das für ein geheimnisvoller dicker Wälzer, den du da liest?“

Er reichte ihr das Werk über den zierlich geschnitzten Beistelltisch hinweg, der zwischen ihren Ohrensesseln stand. „Schau es dir an.“

Sie öffnete es an der Stelle, an der ein Lesezeichen steckte, und las: „Der Rote – gleich Feuer und Blut, zugeordnet den heftigen Krankheiten, der Raserei, Aufruhr, Rebellion, Massakern und großen Bränden, der Schwarze – gleich Vernichtung, Tod und große Grausamkeit, zugeordnet der Pest, der Ausrottung von Völkern und der Schreckensherrschaft, der Gelbe – gleich Lüge und Verstellung, zugeordnet der Täuschung, der Verführung durch falsche Botschaft, den verderblichen Ideologien und dem tödlichen Irrtum, der Graue – gleich Schwermut, Sklaverei und Trübsal, zugeordnet dem traurigen Wahnsinn, den schleichenden Krankheiten, der langen Gefangenschaft und dem Selbstmord.“

Sie blätterte in dem Band weiter, fand viele sonderbare Zeichnungen von Dämonen mit Elefantenköpfen und Affenfüßen und vorne auf dem Vorsatzblatt den Titel Jenseits der Menschenwelt.

„Und was ist das für ein obskurer Schmöker?“, fragte sie, während sie diesen zurückreichte.

„Ich weiß es nicht. Es stammt aus dem Antiquariat am Hauptplatz. Mich hat eigentlich nur die Geschichte vom Roten Engel oder Blut-Engel interessiert, denn die hat hier im Bruchtal eine gewisse Tradition.“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783948592240
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
Kult Nekromanten Horror Dämonen Teufelsanbeter Phantastik düstere Phantastik

Autor

  • Barbara Büchner (Autor:in)

Barbara Büchner wurde 1950 in Wien geboren und wollte nie etwas Anderes werden als Schriftstellerin. Ihre Romane beziehen sich meist auf authentische Fälle, sei es Spuk oder Verbrechen. 1985 erschien, unbeachtet von der Öffentlichkeit, ihr erstes Buch, ein Schauerroman. Literarisch beeinflusst wurde sie von E.A. Poe, H.P. Lovecraft, Conan Doyle und vor allem Dino Buzzatti. Inzwischen hat sie sich auf diesem, ihrem eigentlichen Gebiet im deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht.
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Titel: Der verschleierte Orden