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Tote Bosse singen nicht

Ein Fall für Biene Hagen

von Vera Nentwich (Autor:in)
161 Seiten
Reihe: Biene Hagen, Band 4

Zusammenfassung

Was tust du, wenn aus einem Unfall plötzlich Mord wird? Mörder jagen. Beim Versuch, ihre Detektei nach Vorne zu bringen, stößt Sabine Hagen, genannt Biene, auf einen schrecklichen Verdacht. War der Tod ihrer Eltern doch kein Unfall? Als sie den Hinweisen nachgeht, werden die Zeugen auf mysteriöse Weise ermordet. Um die Wahrheit herauszufinden bleibt Biene nur ein einziger Weg: Sie muss in die Vergangenheit eintauchen. Und das ausgerechnet jetzt, wo ihr Leben zusammen zu brechen droht und alle sie zu verlassen scheinen. Mit dem Freund Jochen gibt es nur Streit, ihr Partner Jago soll zurück nach Argentinien und sogar die Oma trägt sich mit Reisegedanken. Wird Biene es schaffen, sich der Vergangenheit und sich selbst zu stellen? Wird sie den Tod der Eltern aufklären können? Und was ist, wenn sie dann ganz alleine ist – ist das die Wahrheit wert?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Tote Bosse singen nicht

Vera Nentwich

 

I

Diese Strumpfhose bringt mich um. Morde sind für mich als Detektivin durchaus erwünscht, aber sie sollten nicht mich als Opfer haben. Leider passiert aber nichts Derartiges in Grefrath, deshalb muss ich heute Morgen geschäftsmäßig auftreten und mich in mein neues Kostüm zwängen, das ich mir auf Geheiß von Frau Gerhard zugelegt habe. »Frau Hagen«, hat sie gesagt. »Wenn Sie geschäftlich Fuß fassen möchten, dann müssen Sie auch entsprechend auftreten.« Da ich mir nichts mehr wünsche, als dass unsere Detektei zu einem florierenden Unternehmen wird, bin ich dem Rat gefolgt und muss nun mit dieser verdammten Strumpfhose kämpfen.

Meine Teilnahme am Grefrather Unternehmerfrühstück war Frau Gerhards Idee. Seit wir ihr ihren Hund wiederbeschafft haben, hat sie sich zur Aufgabe gemacht, uns zu fördern, wo es nur geht. So hat sie ihrem Mann klargemacht, dass er mich in die Grefrather Unternehmerwelt einführen soll, und widerwillig hat er sich dem Ansinnen gebeugt. Im Gegensatz zu seiner Frau ist er nicht begeistert von unserem Detektivbüro. Aber was soll’s. Ich bin hier und kann Kontakte knüpfen.

Eigentlich hätte Jago auch da sein sollen. Schließlich ist er mein Kompagnon und bisher auch der Financier unseres Unternehmens. Aber als ich heute Morgen losgefahren bin, piepste mein Handy und zeigte mir eine Nachricht von ihm an. Dringende Angelegenheit. Kann leider nicht kommen. Jago, stand da. Sieht Jago eigentlich nicht ähnlich, sich repräsentative Auftritte entgehen zu lassen.

Nun stehe ich an der Schlange zum Frühstücksbuffet und versuche, möglichst unauffällig an meiner Strumpfhose zu ziehen.

»Kneift’s?«
Ich drehe mich erschrocken um und blicke in das grinsende Gesicht des älteren Herren hinter mir.
»Äh, Entschuldigung«, stammele ich und drehe mich wieder nach vorne. Aber der Herr hinter mir möchte wohl die Zeit mit Plaudern überbrücken, bis wir an der Reihe sind und uns unsere Frühstücksutensilien auf die Teller türmen können, denn er spricht mich wieder an. »Sie sind doch die Detektivin, oder?«
Ich drehe mich wieder zu ihm. Er hat graues Haar und ich schätze ihn auf um die Sechzig. Er wirkt distinguiert und ist sicher ein bekannter Unternehmer. Allerdings kommt mir sein Gesicht nicht bekannt vor. »Ja, die bin ich«, bestätige ich.
Er grinst wieder und mustert mich von oben bis unten. »Mutig«, stellt er fest.
»Wie meinen Sie das?«
Er zuckt mit der Schulter. »Ich finde es mutig, ausgerechnet in Grefrath eine Detektei eröffnen zu wollen. Aber da Sie heute Morgen hier sind, scheinen Sie es wirklich ernst zu meinen.«
»Ja, das tue ich«, bestätige ich.
»Ich sag ja: mutig.« Er hält mir seine Hand hin. »Ich bin übrigens Karl Lehmann.« Ich ergreife seine Hand. »Biene, äh, Sabine Hagen.«
Er sieht mir in die Augen, während er meine Hand festhält.
»Hagen, Hagen, das sagt mir was.«
»Ja?«
Er lässt meine Hand los. »Mir fällt es schon noch ein.« Dann zeigt er nach vorne. »Sie sind an der Reihe.«
Ich drehe mich um und mache einen Schritt vor ans Buffet. Dort nehme ich einen Teller und beginne, ihn zu füllen. Bei den kleinen Würstchen greife ich ebenso beherzt zu wie beim Rührei. Dazu noch eines der Brötchen, die noch warm sind. So ein Geschäftsessen soll sich schließlich lohnen.
»Guten Appetit«, wünscht mir Herr Lehmann, als ich Anstalten mache, an meinen Tisch zu gehen. »Ihnen auch«, erwidere ich und schlängele mich durch die Menschenansammlung zu meinem Platz.

Ich sitze am Tisch mit Herrn Gerhard und dem Herrn Bürgermeister. Die anderen Herren sind mir noch nicht vorgestellt worden, und ich fühle mich etwas eingeschüchtert zwischen all den Honoratioren der Gemeinde. Zudem scheint meine Strumpfhose sich gerade selbstständig zu machen, denn sie rollt sich langsam nach unten zusammen. Es fühlt sich an, als würde ich bald im Freien stehen. Zum Glück sitze ich und es gibt ein natürliches Hindernis. Aber irgendwann werde ich aufstehen müssen. Eine Kellnerin erscheint neben mir. »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragt sie höflich.
Ich drehe mich zu ihr. »Haben Sie vielleicht auch Latte macchiato?«
»Ja, bringe ich Ihnen sofort.« Sie eilt zur Theke und ich beginne, mein Brötchen aufzuschneiden.

Herr Gerhard und der Bürgermeister kommen mit gefüllten Tellern an den Tisch. »Guten Appetit«, wünscht mir der Bürgermeister. »Danke. Ihnen auch«, erwidere ich, während ich Butter auf eine Brötchenhälfte schmiere.
»Ihr Geschäftspartner kommt nicht?«, fragt der Bürgermeister.
»Nein, er ist leider verhindert.«
»Schade. Ich hatte gehofft, ihn einmal kennenzulernen.«
»Dazu wird es bestimmt Gelegenheit geben«, mischt sich Herr Gerhard ein und ich sehe erschrocken zu ihm, während der Bürgermeister fortfährt. »Es freut uns, wenn jemand von auswärts in unsere kleine Gemeinde kommt und hier investiert.«
»Ja, er unterstützt mich sehr«, versuche ich, das Wort zu ergreifen. »Ich hatte die Idee und das Know-how und er das Geld.«
Der Bürgermeister stockt in seiner Bewegung und sieht mich erstaunt an, während eine Salamischeibe an seiner Gabel in der Luft baumelt. »Ihre Idee?«
»Natürlich. Nachdem ich drei Mordfälle aufgeklärt habe, war dies eine logische Konsequenz.«
Der Bürgermeister lässt seine Gabel mitsamt Salami auf den Teller sinken. »Selbstbewusst sind Sie. Das muss man Ihnen lassen.« Er legt die Salamischeibe auf seine Brötchenhälfte. »Aber ich hoffe sehr, dass es zu keinen weiteren Mordfällen in Grefrath kommen wird. Sie sollten sich daher besser auf entlaufene Hunde spezialisieren.« Er grinst in Richtung von Herrn Gerhard, und der grinst zurück. Ich suche nach einer passenden Antwort, doch Herr Gerhard legt mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Ich sehe ihn an und sein Blick sagt eindeutig, dass ich den Mund halten soll.
Die Kellnerin mit der Latte macchiato erscheint und gibt mir Gelegenheit, meine Antwort mit Milchschaum hinunterzuspülen.

Die anderen Herren an unserem Tisch entpuppen sich als der Pressesprecher der Gemeinde, ein Versicherungsmakler und ein Friseur aus Oedt. Die Gespräche drehen sich zumeist um Möglichkeiten, die Ortskerne der verschiedenen Gemeindeteile zu beleben und Infrstrukturprobleme, wie eine schnellere Internetanbindung.

Als der Bürgermeister den offiziellen Teil für beendet erklärt, erheben sich alle nach und nach und beginnen sich in Grüppchen zu unterhalten. Ich stehe zögerlich auf und hoffe inständig, dass meine Strumpfhose nicht mit einem Ruck auf meine Knöchel sinkt. Sie bewegt sich zwar etwas weiter nach unten, aber meine schmale Hüfte scheint auszureichen, um sie an einer weiteren Bewegung zu hindern. Ich sehe mich um, und bewege mich zielstrebig auf die Toiletten zu, als ich das Schild entdeckt habe.

»Jetzt weiß ich, woher ich den Namen Hagen kenne.« Herr Lehmann stellt sich mir in den Weg.
Ich stoppe in meiner Bewegung und versuche, mit der rechten Hand unauffällig meine Strumpfhose festzuhalten.
»Ich kannte Ihren Vater«, fährt Herr Lehmann fort und weckt meine Neugier.
»Ach ja?«
»Ja, er war doch Ingenieur, nicht wahr?«
Ich nicke.
»Tragisch, was damals geschehen ist. Wie alt waren Sie da?«
»Zwölf«, murmele ich.
»Wirklich tragisch.« Er scheint mit seinen Gedanken abzuschweifen und ich merke, wie meine Strumpfhose um ihre Freiheit kämpft. »Äh, ich müsste mal kurz …«
Er schreckt aus seinen Gedanken auf. »Ach ja, natürlich.«
Ich mache einen Schritt an ihm vorbei, doch er dreht sich und beugt sich zu mir, sodass ich sein Flüstern verstehen kann. »Sie sollten aufpassen, mit wem Sie sich anfreunden. Sie wollen doch Detektivin sein. Warum schauen Sie sich die Umstände des Unfalls Ihrer Eltern nicht mal genauer an?« Sein Blick wird verschwörerisch.
»Wie meinen Sie das?«, hake ich nach.
Er sieht sich vorsichtig um. »Nicht hier.« Er kramt eine Visitenkarte aus seinem Sakko und hält sie mir hin. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mehr erfahren möchten.«
Er blinzelt mir einmal zu, winkt und dreht sich zum Gehen. Ich will ihm nach, aber ich muss jetzt erst einmal auf die Toilette, wenn es hier kein Strumpfhosendesaster geben soll. Im Augenwinkel sehe ich Herrn Gerhard, der mich intensiv beobachtet.

Als alles gerichtet ist und ich wieder zurückkomme, kann ich Herrn Lehmann nirgends entdecken. Die meisten Leute sind bereits gegangen, und so trotte ich zu Herrn Gerhard.
»Da sind Sie ja«, empfängt er mich. »Wir können.«
Ich nicke zustimmend, und Herr Gerhard verabschiedet sich von seinen Gesprächspartnern. Dann machen wir uns auf den Weg zu seinem Auto.

»Konnten Sie hilfreiche Kontakte knüpfen?«, bricht Herr Gerhard das Schweigen, während er das Auto auf die Wankumer Straße lenkt.
»Ja, ich denke schon. Danke, dass Sie mich mitgenommen haben.«
»Keine Ursache.« Er stockt. »Wer war denn der Herr, mit dem Sie sich so intensiv unterhalten haben?«
»Wen meinen Sie?«
»Der Herr im braunen Sakko. Mir fällt der Name nicht ein.«
»Ach, Sie meinen Herrn Lehmann.«
»Stimmt, Lehmann, so heißt er.«
»Er kannte wohl meinen Vater.«
»Ja? Das ist ja interessant.«
»Finde ich auch.«
»Was hat er Ihnen denn erzählt?«
»Nichts. Er hat mir seine Karte gegeben und gesagt, dass ich mich mal melden soll.«
Herr Gerhard sieht kurz zu mir. »Schön«, sagt er und biegt auf den Deversdonk ab. Vor unserem Büro hält er. »Da sind wir.«
Ich reiche ihm die Hand. »Danke nochmal. Und grüßen Sie Ihre Frau von mir.«
»Mach ich«, sagt er. Dann steige ich aus und sehe seinem Wagen hinterher.


Jagos Aston Martin steht vor der Tür. Er scheint im Büro zu sein. Ich bin gespannt, was ihn heute Morgen von dem Treffen abgehalten hat. Als ich die Tür zur Detektei öffne, höre ich bereits Stimmen. Eine ist die von Jago, aber die andere kann ich nicht einordnen. Sie ist hell, definitiv weiblich und sehr bestimmend. Verstehen kann ich nicht, was gesagt wird, denn sie reden spanisch. Ich wusste gar nicht, dass Jago hier irgendwelche Freunde hat, die Spanisch sprechen. Er ist Argentinier. Es ist klar, dass er spanisch spricht. Aber wer sonst? Ich gehe zu seinem Büro, und mir fallen die Koffer auf, die im Eingangsbereich stehen. Die Tür zu Jagos Büro steht offen, und als ich hineinblicke, sehe ich Jago in hitziger Diskussion mit einer Frau, die ich nicht kenne. Sie scheinen mich nicht zu bemerken, denn gerade redet die Frau heftig auf Jago ein. Sie ist dünn, fast hager. Ihr schwarzes Haar hat sie zu einem Dutt hochgesteckt. Sie trägt eine Hose, die einer Reithose ähnelt. Ich sehe die Frau nur von hinten, aber sie wirkt irgendwie einschüchternd. Ich überlege kurz, mich wieder davonzuschleichen, aber dann siegt doch meine Neugier. Ich mache einen Schritt und trete durch die Tür »Hallo.«
Die Frau stockt und dreht sich zu mir. Sie hat braune, durchdringende Augen und wirkt auf mich verhärmt. Sie scheint mir eine Person zu sein, mit der man sich nicht anlegen sollte. Dennoch glaube ich, dass sie nicht viel älter als Jago ist. Vielleicht Ende Dreißig, schätze ich. Jago sieht ebenfalls zu mir. Ich schlucke. »Entschuldigung, ich wollte nicht stören.«
Jago schüttelt den Kopf. »Nein, das tust du nicht.«
Ich mache einen weiteren Schritt auf sie zu, und Jago zeigt auf die Frau. »Darf ich dir vorstellen? Isabella, meine Schwester.«
Man muss mir das Erstaunen ansehen, denn ich hatte bisher keine Ahnung, dass Jago eine Schwester hat. »Oh, das ist aber eine Überraschung.« Ich halte der Schwester meine Hand hin. »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Ich bin Biene, Jagos Geschäftspartnerin.«
Isabella sieht auf meine Hand, dann dreht sie sich zu Jago und sagt wieder etwas auf Spanisch. Jago schüttelt energisch den Kopf und erwidert ebenfalls etwas auf Spanisch. »Isabella, bitte sprich deutsch«, hängt er an. Seine Schwester scheint über den Hinweis nicht begeistert zu sein, aber dann dreht sie sich zu mir und ergreift meine Hand, die immer noch vor ihr in der Luft schwebt. »Guten Tag«, sagt sie. »Schön, Sie kennenzulernen.« Dabei ist der spanische Akzent unüberhörbar. Zudem spricht sie die Konsonanten sehr hart aus, sodass sie fast wie ein Feldwebel klingt, der es gewohnt ist, Befehle hinauszubrüllen.
»Freut mich auch«, antworte ich. »Sie sprechen aber prima deutsch.«
»Isabella hat auch auf ein Internat in der Schweiz besucht. Aber im Gegensatz zu mir ist sie auch wieder zurückgegangen«, antwortet Jago an ihrer Stelle. Seine Schwester sendet ihm einen wütenden Blick, und Jago legt ihr die Hand auf die Schulter.
»Das ist aber toll, dass ich mal jemanden aus Jagos Familie kennenlerne. Er erzählt ja kaum etwas.«
»Das kann ich mir denken«, stellt Isabella fest und der sarkastische Unterton ist nicht zu überhören. Ich versuche, ihn dennoch zu ignorieren. »Was führt Sie denn ins kalte Europa?«
»Familienangelegenheiten«, antwortet sie kurz und mit einem Tonfall, der sagt, dass Nachfragen nicht erwünscht ist. Zudem wirft sie Jago einen ungehaltenen Blick zu. Der reagiert sofort. »Ich zeige dir erst mal dein Zimmer«, wendet er sich an seine Schwester und fügt zu mir gewandt an: »Wir sehen uns später.« Ich nicke und Jago greift Isabellas Koffer. Dann geht er voraus und sie folgt ihm hinauf in seine Wohnung. Ich sehe ihnen noch nach, als sie durch die Tür verschwinden. Jago scheint eindeutig der Nette in der Familie zu sein.

II

Es ist Mittagszeit und der Hunger treibt mich nach Hause. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Jago mitkäme und ich somit chauffiert würde, aber damit ist nicht zu rechnen. So muss ich also die Strecke vom Deversdonk über die Dunkerhof- und die Umstraße zu Fuß bewältigen, bis ich endlich Auf dem Feldchen ankomme. Oma wartet bestimmt schon länger mit dem Essen auf mich, und das mag sie gar nicht.

Seit meine Eltern vor Jahren bei dem Unfall gestorben sind, den dieser Herr Lehmann heute Morgen erwähnt hat, lebe ich mit ihr in einem Haus. Sie hat das Erdgeschoss für sich und ich die Einliegerwohnung darüber. Für mich ist dies ein prima Arrangement, denn ich werde vorzüglich bekocht und habe ein recht bequemes Leben.

Als ich gerade die Haustür öffnen will, geht sie bereits auf und Karl stürmt heraus. Wir stoßen fast zusammen. »Hallo, Karl, was ist denn los?«
Er sieht mich erschrocken an und schüttelt missmutig mit dem Kopf. »Ach, manchmal ist Trudi wirklich entsetzlich stur«, schimpft er und ich kann nur zustimmend nicken.
»Habt ihr euch etwa gestritten?«, hake ich nach. Karl ist nämlich so etwas wie Omas Lover. Oma behauptet immer, es sei nur eine Bettgeschichte zwischen den beiden. Dass es zwischen den Laken definitiv turbulent zugeht, kann ich recht häufig aus ihrem Schlafzimmer vernehmen. Aber Karl hat sich als wirklich netter Kerl entpuppt, und sie sind nun schon einige Monate zusammen. Ich habe mich schon daran gewöhnt, ihn gelegentlich beim Frühstück in Omas Küche zu treffen. So wütend wie jetzt habe ich ihn allerdings noch nie erlebt. »Ihr habt doch nicht etwas Schluss gemacht?«, frage ich vorsichtig.
Wieder schüttelt Karl den Kopf. »Nein, noch nicht. Aber ich schwöre dir, wenn deine Oma so weitermacht, dann passiert das schneller, als du denkst.«
»Oh«, kann ich nur sagen, während Karl noch kurz winkt, sich auf sein Fahrrad steigt und schwungvoll losfährt. Ich öffne die Haustür und bin gespannt, was mich dahinter erwartet.

Oma ist wie gewohnt in der Küche. Es duftet nach Eintopf. Ich liebe Eintöpfe. »Hallo, Oma, was gibt es denn heute?«
Oma dreht sich vom Herd zu mir. »Da bös du ja, Kengk. Es gibt Linseneintopf. Den magst du doch so gerne.«
»Ja, sehr. Aber …«
»Was ist?« Oma sieht mich fragend an.
»Ich muss erst mal nach oben und diese verdammte Strumpfhose loswerden.« Ich springe die Treppe hoch in meine Wohnung, schäle mich aus dem Kostüm und ziehe meine übliche Jeans und ein Shirt an. Jetzt fühle ich mich wieder wohl und gehe zurück in Omas Küche. Ich setze mich auf meinen Stammplatz am Kopfende des Esstisches. »Ich habe gerade Karl getroffen. Habt ihr Streit?«
Oma schöpft Eintopf in einen Teller und reagiert nicht auf meine Frage. Ich wiederhole meine Frage etwas lauter, obwohl meine Oma bisher nicht schwerhörig war. Sie brummt nur kurz als Antwort und stellt den gefüllten Teller vor mir hin. Ich schaue zu ihr. »Willst du nicht drüber reden?«
Oma setzt sich mir gegenüber an das andere Tischende und ich nehme den ersten Löffel der Suppe mit ordentlich Mettwurst. Nachdem ich die Wurststücke genussvoll zerbissen und geschluckt habe, hake ich nach. »Nun sag schon, was ist los? Du hast doch nicht etwa Schluss gemacht?«
»Nein, nein, Kengk«, stammelt Oma.
»Was dann?«, lasse ich nicht locker, während ich den nächsten Löffel Eintopf nehme.
»Ach, Kengk, das ist nicht einfach.«
Mein Mund ist voll und ich kann nicht weiter fragen, daher gebe ich nur ein aufforderndes Brummen von mir. Oma scheint es zu verstehen, denn ihr ist anzumerken, dass sie nach Worten sucht. Ich habe keine Ahnung, was zwischen den beiden passiert sein kann, das meiner Oma so schwer über die Lippen geht. Mit dem Sexleben kann dies nichts zu tun haben, denn diesbezüglich nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Ich weiß Details von Karl, die ich niemals wissen wollte, und von denen er auch nie erfahren darf, dass ich sie weiß. Nein, das kann es nicht sein. Aber was dann?
Oma holt tief Luft. Dann flüstert sie fast. »Er will mit mir verreisen.«

Ich muss aufpassen, dass mir nicht vor Schreck der Löffel aus der Hand fällt. Ich habe mit ganz fürchterlichen Offenbarungen gerechnet, aber an Karls Wunsch, mit Oma zu verreisen, kann ich nun wirklich nichts Schlimmes finden. »Aber das ist doch schön«, sage ich daher erleichtert. Doch Oma sieht mich entgeistert an. »Das ist es ganz und gar nicht«, stellt sie entrüstet fest. Ich lege meinen Löffel ab. »Das musst du mir näher erklären. Ich verstehe es nicht.«
Ihr Blick drückt Unverständnis aus. »Er will eine Kreuzfahrt machen.« Sie sagt dies mit einer Betonung, als würde diese Aussage alles erklären. Doch das tut sie ganz und gar nicht. »Das ist aber doch toll. Wohin soll es denn gehen?«
»Er sucht noch nach Angeboten. Aber das geht doch nicht.«
»Wieso denn nicht?«
»Ich kann hier doch nicht weg.«
Jetzt ist es an mir, entrüstet zu gucken. »Du willst doch nicht etwa wegen mir nicht mit auf die Kreuzfahrt?«
»Nicht nur wegen dir. Ich kann hier auch sonst nicht weg. Da sind die Radfahrgruppe und der Haushalt. Es geht einfach nicht.«
»Du spinnst«, werfe ich ihr entgegen.
»Nein, tue ich nicht. Ich kann nicht mit Karl auf Kreuzfahrt gehen.«
»Aber warum, verdammt nochmal, nicht?« Jetzt werde ich ungehaltener.
»Weil, weil … das nur Paare machen«, erwidert Oma.

Ich muss dagegen ankämpfen, nicht in Lachen auszubrechen, denn Omas Blick sieht außerordentlich besorgt aus. »Seid ihr denn kein Paar?«, frage ich vorsichtig.
»Nicht so richtig. Ist nur eine Bettgeschichte«, stellt Oma trotzig fest und ich muss mir immer noch auf die Lippe beißen, um nicht laut loszulachen. »Jetzt verstehe ich. Für Karl ist es ernster, und nun kriegst du es mit der Angst zu tun.«
Oma nickt und betrachtet ihre Finger. »Du weißt doch, Kengk, Männer in dem Alter wollen versorgt werden. Ich habe aber keine Lust, hier so einem Kerl den Hintern nachzutragen.«
»Das kann ich verstehen«, stelle ich fest. »Aber eigentlich hat Karl doch bisher keinerlei Tendenzen in diese Richtung gezeigt. Er geht immer brav nach Hause, und soweit ich das beurteilen kann, habt ihr eine Menge Spaß zusammen. Vielleicht kommt es also gar nicht dazu, dass du ihn betüdeln musst.«
»Kengk, du hast ja nur Erfahrung mit Jochen. Glaub mir, Männer wollen immer betüdelt werden.«
»Aber dann wäre es doch geradezu ideal, dies mal bei einer schönen Kreuzfahrt auszutesten. Wenn es schiefgeht, kannst du doch immer noch alles beenden.«
Oma schüttelt den Kopf. »Was sollen denn die Leute sagen? Die denken doch dann, dass wir zusammen sind.«
»Denken sie das nicht sowieso schon?«
Wieder schüttelt sie den Kopf. Dieses Mal noch energischer. »Nein, nein, ich sage allen, dass es nur eine Bettgeschichte ist.« Vor meinem inneren Auge sehe ich die Gesichter der Teilnehmer der Senioren-Radfahrgruppe, als Oma ihnen klarmacht, dass es ihr nur um Sex geht. »Bist du sicher, dass sie es dir auch glauben?«
Oma sieht mich nachdenklich an. »Ich weiß nicht.«
»Also, Oma, ich finde, Karl ist ein netter Kerl und eine schöne Reise würde dir guttun, und ich gönne es dir von Herzen. Du solltest dir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
»Ich weiß nicht«, wiederholt Oma. Ich greife meinen Löffel und esse den Eintopf, der nur noch lauwarm ist.

Nachdem ich noch einen Nachschlag genommen habe, halte ich mir zufrieden den Bauch. »Möchtest du noch einen Schokopudding?«, fragt Oma und ist schon auf dem Weg zum Kühlschrank. Die Vernunft meldet sich und sagt, dass jetzt noch ein Pudding viel zu viel wäre, aber meine Kraft reicht nicht aus, um Oma davon abzuhalten, mir den Becher mitsamt Löffel vor die Nase zu stellen. Mein Widerstand ist gebrochen und ich ziehe die Deckelfolie ab, um dann die Innenseite abzulecken. »Sag mal«, kommt mir ein Gedanke. »Kennst du einen Karl Lehmann?«
Oma stockt beim Öffnen ihres Bechers. »Den Bischof?«
»Welchen Bischof?«
»Karl Lehmann ist doch Bischof. Lebt der eigentlich noch?«
Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich meine nicht den Bischof. Ich meine einen Karl Lehmann hier in Grefrath.«
Oma schleckt Pudding von ihrem Löffel und zieht die Stirn in Falten. »Nein, ich glaube nicht. Was ist mit dem?«
»Habe ich heute Morgen getroffen, und er behauptet, dass er Papa gekannt hat.«
Oma sieht von ihrem Becher auf. »Ach, wirklich? Und woher?«
»Ich weiß es nicht. Er hat mir seine Karte gegeben, und ich soll ihn mal anrufen.«
»Dann solltest du das tun«, stellt Oma fest und beginnt, letzte Puddingreste aus ihrem Becher zu kratzen.


Seit ich vom Mittagessen aufgestanden und in meine Wohnung gegangen bin, drehe ich die Visitenkarte von Herrn Lehmann in meinen Fingern herum. Ich sollte ihn wirklich anrufen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen. Ich nehme mein Telefon, setze mich auf meine Couch und wähle die Nummer. Nach kurzem Klingeln begrüßt mich eine Frauenstimme förmlich.
»Guten Tag, mein Name ist Sabine Hagen. Ich hätte gerne Herrn Lehmann gesprochen«, stelle ich mich vor.
»Worum geht es?«, fragt die Frauenstimme.
»Ich habe Herrn Lehmann heute Morgen getroffen und er bat mich, ihn anzurufen.«
»Herr Lehmann hat momentan Besuch. Moment bitte, ich frage mal kurz nach.« Es klickt in der Leitung und Musik erklingt, unterbrochen von der Ansage, dass der Anruf gehalten wird. Nach kurzer Zeit klickt es wieder und die Frauenstimme ist zu vernehmen. »Hören Sie?«
»Ja.«
»Herr Lehmann lässt fragen, ob Sie heute um achtzehn Uhr hier zu ihm ins Büro kommen könnten.«
»Das lässt sich einrichten«, stimme ich zu.
»Gut«, sagt die Frauenstimme. »Dann erwartet Sie Herr Lehmann um achtzehn Uhr.«
»Danke. Auf Wiederhören.« Ein Klacken bestätigt, dass das Gespräch beendet ist. Ich sehe auf die Uhr und überlege, was ich in der verbleibenden Zeit tun möchte. Im Büro ist sowieso nichts zu tun, und ich hege auch kein gesteigertes Interesse, Jagos komischer Schwester zu begegnen. Obwohl mich schon sehr interessiert, was sie hier will.

Gerade, als ich mich entschlossen habe, einige der zu lange liegen gebliebenen Hausarbeiten nachzuholen, piepst mein Handy und zeigt eine neue Whatsapp-Nachricht an. Wo bleibst du? steht dort, gefolgt von einem Smiley mit großen Augen. Mist, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich wollte doch zu Jochen. Habe ich ganz vergessen. Bin unterwegs, tippe ich hastig in mein Handy und spurte aus dem Haus.

»Wo warst du denn?«, empfängt mich Jochen mit ungehaltenem Gesicht, als ich vor der Tür stehe.
»Viel zu tun«, murmele ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange, in der Hoffnung, es würde ihn beschwichtigen.
»Viel zu tun?«, wiederholt er und mustert mich. »Willst du mich verarschen?«
»Nein, will ich nicht. Heute Morgen war ich beim Unternehmerfrühstück, um Kontakte zu knüpfen. Im Büro hatte Jago Besuch von seiner Schwester, und heute Abend muss ich zu einem potenziellen Mandanten.«

Jochen schließt die Tür hinter mir, und wir stehen in der Küche. Sein Wohnungseingang ist eine umfunktionierte Terrassentür und so kommt man gleich in die Küche, wenn man eintritt. Ich habe diese Wohnung noch nie gemocht. Aber Jochen mag ich. Er ist immer für mich da. Uns verbindet eine Beziehung seit der Grundschule. Mal war es Freundschaft und manchmal auch mehr. Das Mehr war meistens nur von kurzer Dauer, was zugegebenermaßen zumeist an mir lag. Nun sind wir aber schon länger zusammen und haben längst unseren bisherigen Beziehungsrekord aufgestellt. Es könnte alles recht gut sein, wenn Jochen nur endlich einsehen könnte, dass es mir ernst ist mit der Detektei. Für ihn als Polizist ist dies aber wohl sehr schwer zu akzeptieren, und daher ist mein Geschäft immer wieder Grund für Meinungsverschiedenheiten.

»Wann heute Abend?«, hakt Jochen nach.
»Achtzehn Uhr.«
An Jochens Gesicht ist deutlich zu erkennen, dass ich irgendetwas vergessen habe. »Wir wollten doch heute Abend ins Kino in den neuen Bond-Film.«
Mist, das habe ich wirklich vergessen. »Aber der läuft doch erst um Acht. Da bin ich längst fertig. Ist nur ein kurzes Gespräch.«
Jochen verzieht das Gesicht. Ich umarme und küsse ihn, um jeden weiteren Protest im Keim zu ersticken.

III

Die Visitenkarte von Herrn Lehmann gibt eine Adresse in Oedt an. Ich biege von der Johannes-Girmes-Straße in eine Zufahrt ein und stehe vor einem schmucklosen Gebäude, das ein Schild mit der Aufschrift Ingenieurbüro Lehmann trägt. Ich stelle Opas alten Mercedes ab und gehe auf die Eingangstür zu. Dort drücke ich auf die Klingel mit der Aufschrift Ingenieurbüro. Es passiert nichts. Ich drücke erneut auf den Klingelknopf und höre deutlich den durchdringenden Klingelton. Sogar ziemlich deutlich, fällt mir auf. Vorsichtig tippe ich gegen die Tür und stelle fest, dass sie nur angelehnt ist und sich langsam öffnet. Ich stecke meinen Kopf durch den Spalt. »Herr Lehmann? Hallo?« Es rührt sich nichts. Ich öffne die Tür ganz und trete langsam ein, immer noch damit rechnend, dass Herr Lehmann mir im Flur entgegenkommt. Es bleibt aber ruhig. Vorsichtig mache ich einige Schritte und rufe erneut, ohne eine Antwort zu erhalten. Vielleicht sollte ich wieder gehen und ein anderes Mal wiederkommen. Ich schaue auf meine Uhr. Es sind zehn nach sechs. Achtzehn Uhr hat Herr Lehmann gesagt. Da habe ich mich nicht verhört. Rechts steht eine Tür halb offen. Da schaue ich nochmal hinein und wenn da auch niemand ist, gehe ich wieder. Ich mache einige Schritte auf die Tür zu und luge mit einem Auge um die Ecke. Es ist ein Büro. Ich kann den mahagonifarbenen Schreibtisch erkennen. Ich recke den Kopf ganz um den Türpfosten herum und erstarre in meiner Bewegung. Hinter dem Schreibtisch sitzt jemand auf einem ledernen Bürosessel. Sein Kopf hängt nach vorne auf seine Brust. Die Arme hängen schlaff hinunter. Es ist Herr Lehmann. Oh Gott, er wird doch keinen Herzanfall gehabt haben? Ich laufe zum Schreibtisch, während ich nach Erinnerungen suche, wie man sich bei einem Herzanfall verhalten sollte. Der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein ist schon ewig her. Das Einzige, was mir davon noch in Erinnerung ist, ist die stabile Seitenlage. Aber Herr Lehmann scheint recht stabil auf seinem Sessel zu sitzen. Sollte ich ihn jetzt erstmal in die stabile Seitenlage legen? Als ich bei ihm am Schreibtisch ankomme, bemerke ich, dass er etwas in der Hand hält. Etwas, das glänzt. Beim näheren Hinsehen entpuppt es sich als eine Pistole. Hat er einen Herzanfall gehabt, als er die Pistole in die Hand genommen hat? Biene, jetzt hol doch mal Luft, ermahne ich mich. Es hilft und ich sehe mir Herrn Lehmann genauer an. Dazu gehe ich etwas auf die Knie, um sein Gesicht zu sehen. Blut umrandet seinen Mund und mir wird schwindelig. Ich falle mit meinem Hintern auf den Boden. Das ist kein Herzanfall. Ich starre auf die Pistole und dann wieder auf den blutigen Mund. Er hat sich die Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt. Mein Magen zieht sich bei dem Gedanken zusammen und ich muss dagegen ankämpfen, mich nicht gleich hier zu übergeben. Hastig versuche ich aufzustehen. Es gelingt mir, aber meine Knie fühlen sich dennoch an wie Gummi. Mit zitternder Hand wühle ich in meiner Handtasche nach meinem Handy. Während ich zu einem der Besucherstühle gehe, die dem Schreibtisch gegenüber stehen, wähle ich 110. Eine Stimme meldet sich und ich versuche, so sachlich wie möglich die Situation zu schildern. Dann lass ich mich auf einen der Stühle fallen und versuche, ruhig weiterzuatmen.


»Geht es wieder?« Der Polizist sieht mich besorgt an. Er weiß, dass ich mit Jochen zusammen bin. Ich nicke. Mittlerweile sind immer mehr Menschen erschienen. Eine Polizistin betreut Frau Lehmann, die plötzlich auftauchte, als Polizei und Sanitäter eintrafen. Schließlich wohnt sie gleich nebenan. Ein Sanitäter musste ihr ein Beruhigungsmittel geben und nun sitzt sie im Eingangsbereich des Büros und wimmert leise vor sich hin.

»Frau Hagen, gibt es in Grefrath einen Todesfall, in den Sie nicht verwickelt sind?« Kommissar Terhoven streicht sich durch das graue, krause Haar und mustert mich durchdringend.
»Verwickelt finde ich übertrieben«, antworte ich.
»Ich hoffe sehr, dass sich dieses Mal auch herausstellt, dass Sie nichts damit zu tun haben.«
»Natürlich habe ich nichts damit zu tun. Ich hatte nur einen Termin mit Herrn Lehmann und fand ihn tot auf. Das ist alles.«
»Worum ging es in dem Termin?«
»War geschäftlich. Herr Lehmann hatte wohl einen Fall für mich.«
»Wieso, ist ihm der Hund weggelaufen?« Herr Terhoven zeigt tatsächlich so etwas wie ein Lächeln auf seinem Gesicht. Es verschwindet aber schnell wieder und wird vom üblichen mürrischen Gesichtsausdruck verdrängt.
»Ha, ha, guter Witz.« Mir gelingt es, gelassen zu reagieren. »Ich weiß nicht, was er wollte.« Irgendetwas in mir lässt mich die wahren Hintergründe verschweigen. Wie würde Herr Terhoven reagieren, wenn ich ihm von Lehmanns Andeutungen zum Tod meiner Eltern berichten würde?
»Haben Sie eine Idee, warum er sich die Pistole in den Mund gesteckt hat?«
»Nein, aber ich kannte ihn ja auch kaum. Er wirkte aber auf mich nicht selbstmordgefährdet.«
»Hm«, murmelt der Kommissar und schreibt etwas in seinen Notizblock. »Das ist es für’s Erste. Ich weiß ja, wo ich Sie finden kann.«
»Klar, Herr Kommissar.« Ich grinse ihn an. Er verzieht nur kurz das Gesicht und geht dann in Lehmanns Büro.

Als ich im Mercedes sitze und wieder auf die Johannes-Girmes-Straße in Richtung Grefrath abbiege, gleiten meine Gedanken zu Herrn Lehmann und seinem offensichtlichen Selbstmord. Warum bringt er sich um, wenn er doch einen Termin mit mir hat? Oder warum macht er noch einen Termin mit mir, wenn er plant, sich umzubringen? Ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Es ergibt einfach keinen Sinn. Viel plausibler erscheint mir der Gedanke, dass jemand wohl nicht wollte, dass er mir etwas über den Tod meiner Eltern berichtet. Dies ist aber ein Gedanke, der viele weitere Fragen aufwirft.


Das Piepsen meines Handys holt mich aus den Gedanken. Als ich an der Ampel zur B 509 halten muss, greife ich danach und lese die Nachricht. Dankeschön, steht da, gefolgt von einem wütenden Smiley. Oh, Mist, das Kino. In dem Trubel habe ich die Verabredung mit Jochen ganz vergessen. Ich sehe auf die Uhr. Es sind schon halb Acht. Bis der Film beginnt, schaffen wir es nicht mehr ins Kino, und Jochen ist sauer. Ich muss zu ihm, um ihn wieder zu beruhigen. Nur habe ich mich schon zum Abbiegen nach links eingeordnet und neben mir steht ein Wagen, der geradeaus möchte. Ich setze den Blinker nach rechts, um dem nachfolgenden Fahrzeug zu zeigen, dass ich mich umentschieden habe. Die Ampel springt auf Grün, und ich muss warten, bis alle Autos, die geradeaus wollen, gefahren sind. Der Fahrer hinter mir gestikuliert wütend. Endlich ist neben mir die Spur frei, und ich kann losfahren. In der Hektik rutscht mein Fuß von der Kupplung und der Mercedes macht einen kurzen Hupser, um dann stehen zu bleiben. Ich habe den Motor abgewürgt. Der Fahrer hinter mir hupt und die Ampel springt wieder auf Rot. Ich versuche, den Mercedes wieder zu starten, aber er zeigt sich stur. Nervös beobachte ich die Ampel und versuche es erneut. Endlich beginnt der alte Daimler zu husten und knatternd in Schwung zu kommen. Dem Hintermann sendet er eine ganze Jahresration von Feinstaub und Stickoxiden in Form schwarzen Qualms, bevor er sich in Bewegung setzt. Keinen Moment zu früh, denn die Ampel springt wieder um. Dieses Mal gelingt es mir, schnell über die Kreuzung zu huschen.

Während ich auf die Kirchstraße einbiege, überlege ich, was ich Jochen sagen werde. Ich denke, er wird verstehen, dass ich in Anbetracht der Umstände nicht rechtzeitig zurück sein konnte.

Jochens Blick, als er mir die Tür öffnet, lässt allerdings Zweifel in mir hochkommen. Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich durchdringend an. »Und?«, schleudert er mir entgegen.
»Herr Lehmann ist tot«, antworte ich.
Seine Arme lockern sich und sein Blick wird fragend. »Wie jetzt?«
»Na, er ist tot. Mausetot. Hat sich wohl erschossen.«
»Und du hast ihn gefunden?«
Ich nicke.
»Das ist ja entsetzlich«, ruft Jochen aus.
»Kannst du laut sagen«, bestätige ich. »Wieso muss ich eigentlich immer über Leichen stolpern?«
Jochen sieht mich durchdringend an.
»Aber du mischst dich jetzt nicht in die Ermittlungen ein, oder?«
»Äh, also …«
»Nix, also. Du hältst dich da raus!«
Es erscheint mir angebracht, ihm nichts von meiner Vermutung zu erzählen. Stattdessen sage ich: »War ja sowieso ein Selbstmord. Da gibt es nichts zu ermitteln.«
»Dann ist ja gut«, stellt Jochen fest und klingt schon weniger ärgerlich.
»Sorry, dass es zum Film nicht geklappt hat.«
»Wenn man dich kennt, braucht man keinen James Bond.«
Ich gehe zu ihm und küsse ihn. »Schön, dass du das so siehst.«
Jochen brummt nur.
»Wir können es uns auch hier gemütlich machen, nicht wahr?« Ich fasse seine Hand und ziehe ihn mit mir.
»Weiß nicht«, sagt Jochen.
»Ich schon.« Dann öffne ich die Tür zum Schlafzimmer.

 

IV

Ich sitze längst im Büro, als Jago aus seiner Wohnung hinunter kommt. »Guten Morgen«, rufe ich ihm zu, als er in der Tür erscheint.
»Guten Morgen«, sagt er. »Was bist du so früh?«
»Wir haben einen Fall.«
Jago macht einen Schritt in mein Büro. »Oh, super. Worum geht es?«
»Um Mord.«
Er verzieht das Gesicht. »Mord?«
»Si, Mord«, imitiere ich ihn. »Gestern Abend habe ich einen Toten gefunden. Es sah aus wie Selbstmord. Aber das glaube ich nicht.« Jago zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich. »Erzähle mir mehr.«

Als ich Jago von meinem Termin mit Herrn Lehmann berichtet habe, sieht er mich zweifelnd an. »Und wieso glaubst du, es sei Mord?«
»Sagt mir mein Gefühl.«
»Dein Gefühl?«
»Ja. Es ergibt doch gar keinen Sinn, mich zu sich zu bitten und sich dann zu erschießen.«
»Okay. Kann sein. Aber vielleicht war das auch eine spontane Entscheidung von ihm.«
»Glaube ich nicht.«
»Sagt dir dein Gefühl?«
»Ja.« Ich zögere. »Er wollte mir etwas zum Tod meiner Eltern sagen.« Ich hole noch einmal tief Luft. »Was, wenn es so ist, wie ich vermute? Dass er mir sagen wollte, dass es beim Unfall meiner Eltern nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Vielleicht war das damals ja gar kein Unfall. Dann hat doch der, der dahintersteckt, ein Interesse daran, dass Herr Lehmann mir nichts sagt.«
Jago schüttelt den Kopf. »Das ist aber jetzt sehr konstruiert.«
»Ich muss dem auf jeden Fall nachgehen. Wenn es sich als falsch herausstellt, ist es okay. Aber wenn nicht …«

Eine schrille Stimme unterbricht mich. »Jago!«, ruft diese Stimme. »Meine Schwester«, stellt der Gerufene fest und steht auf.
»Du hast mir noch gar nicht erzählt, was sie hier will?«, gebe ich ihm auf den Weg.
»Später«, sagt er nur und ist schon aus meinem Büro verschwunden. Ich höre, wie er mit seiner Schwester spricht. Aber sie reden Spanisch und ich verstehe kein Wort.


Ich beschließe, dass dies eine gute Gelegenheit ist, sich gegenüber in der Bäckerei eine Latte macchiato zu holen. Gerade als ich das Büro verlassen möchte, erscheint Andrea vor mir. Sie ist, wie immer, geschäftsmäßig gekleidet und könnte so in jeder Vorstandsetage verkehren. »Hallo, Biene«, begrüßt sie mich, und ich bin immer wieder überrascht, wie selbstverständlich ihre tiefe Stimme mittlerweile für mich nach Andrea klingt und nicht nach einem Mann. »Wo willst du denn hin?«, hakt sie nach. »Hatten wir nicht einen Termin?«
»Na klar«, fällt es mir ein. »Die Webseite.«
»Genau«, bestätig Andrea.
»Ich wollte mir nur eine Latte macchiato holen, aber das kann ich auch später. Komm rein.«
Andrea folgt mir in Richtung meines Büros, als Jago aus seinem Zimmer kommt, gefolgt von seiner Schwester. »Ah, du bist es«, stellt er fest. »Ola, Andrea.«
»Hallo, Jago«, antwortet die Angesprochene.
Isabella mustert Andrea von oben bis unten und flüstert dann Jago etwas ins Ohr. Der antwortet in Deutsch. »Das ist Andrea. Sie macht unsere Webseite.«
Isabella antwortet etwas in Spanisch und ich meine, verstanden zu haben, was sie gesagt hat. Ich mustere Andreas Gesicht und bin mir sicher, dass sie auch eine Ahnung hat. Jago schimpft auf Spanisch in Richtung seiner Schwester und die sendet Andrea einen verächtlichen Blick. »Das ist Gotteslästerung«, schleudert sie Andrea entgegen. Jagos Schwester ist also nicht nur nervig, sie ist auch noch eine Fundamentalistin. Das kann ja heiter werden. Andrea bleibt überraschend ruhig. »Das glaube ich nicht«, antwortet sie und ihre sonore Stimme verleiht dem Gesagten zusätzliches Gewicht. »Er hätte mich nicht transsexuell gemacht, wenn es ihn stören würde.«
Jago faucht seine Schwester auf Spanisch an und sendet einen entschuldigenden Blick in Richtung Andrea. Sie nickt lächelnd und Jago zieht die protestierende Isabella zurück in sein Büro.
»Tut mir leid«, wende ich mich an Andrea.
»Ach, macht nichts«, winkt sie ab. »Bin ich gewohnt. Aber ich wusste gar nicht, dass Jago eine Schwester hat.«
»Wusste ich auch nicht.«
»Und dann noch so ein liebenswertes Herzchen«, stellt Andrea lachend fest. Ich muss mitlachen. »Komm, lass uns in mein Büro gehen. Ich bin gespannt auf deine Vorschläge.«

Während Andrea mir ihre Entwürfe für die Webseite unserer Detektei zeigt, können wir hören, wie Jago und Isabella das Büro verlassen und wegfahren. Es wird wirklich Zeit, dass Jago mir erzählt, was diese Hexe hier will. Hoffentlich erwische ich ihn später mal ohne sie.


Als Andrea gegangen ist, entschließe ich mich, mir nun endlich eine Latte macchiato zu holen, und mache mich auf den Weg in die Bäckerei am anderen Ende vom Deversdonk. Als Michaela mich hereinkommen sieht, dreht sie sich schon zur Kaffeemaschine. »Wie immer, denke ich«, sagt sie, während sie bereits an der Maschine werkelt. »Ja«, antworte ich ihrem Rücken. Sie dreht den Kopf zu mir. »To Go oder im Glas?«
»To Go.«
»Hast du etwa Stress?«, fragt Micha, während die Milch in den Becher sprudelt und verzieht dabei das Gesicht in ein Grinsen, das zeigt, dass sie dies für recht unwahrscheinlich hält.
»Es gibt immer etwas zu tun«, antworte ich betont geschäftsmäßig. Micha nimmt den Becher von der Maschine und reicht ihn mir über die Theke. »Ach ja? Seit wann?« Wieder grinst sie. Ich strecke ihr die Zunge heraus. »Du wirst schon sehen.« Wir müssen beide lachen. Micha lehnt sich über die Theke zu mir. »Aber mal im Ernst. Tut sich was bei dir?«
»Es entwickelt sich. Dank Herrn Gerhard konnte ich gute Kontakte knüpfen. Und ich bin da gerade an etwas dran. Mal sehen, was sich daraus entwickelt.«
»Ach, echt? Klingt interessant.«
»Ist es auch«, behaupte ich bedeutungsschwanger.
»Aber sag mal«, nimmt Micha Anlauf zu einer weiteren Frage. »Wer ist denn diese Frau, mit der ich Jago schon zwei Mal gesehen habe?«
»Das ist Isabella, seine Schwester.«
»Seine Schwester? Wusste gar nicht, dass er eine Schwester hat.«
»Wusste ich auch nicht.«
»Was will sie denn hier?«
»Ich habe keine Ahnung. Seit sie da ist, hatte ich noch keine Gelegenheit, in Ruhe mit Jago zu sprechen.« Ich nehme einen Schluck aus dem Kaffeebecher. »Ich werde berichten, wenn ich mehr weiß.«
»Ich bin gespannt.« Micha richtet sich wieder auf. Ich nicke ihr zu und drehe mich zum Gehen, als die Seitentür zur Bäckerei geöffnet wird und ein Mann eintritt. Er mustert mich und ich sehe irritiert an mir herunter, ob ich vielleicht Kaffee geschlabbert habe. Ich kann aber nichts entdecken. Nun lächelt mich der Mann an. »Sie müssen Frau Hagen sein«, sagt er.
»Äh, ja. Wieso?«
»Ich habe Sie gesucht, und man hat mir gesagt, wenn Sie nicht in Ihrem Büro sind, dann sind Sie hier.«
»Ach, wer hat Ihnen das gesagt?«
»Ein Passant, den ich gefragt habe.« Er zeigt mit der Hand in Richtung Deversdonk, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich ärgern soll, dass anscheinend jedermann in Grefrath meine Vorlieben kennt.
»Sie haben nach mir gesucht?«
»Scharfsinnig. Man merkt, dass Sie Detektivin sind.«
Will der mich verarschen? »Hä?«, sage ich nur und verziehe das Gesicht, um meine Skepsis auszudrücken. »Und warum haben Sie nach mir gesucht?«
Er sieht sich in der Bäckerei um und mustert Micha, die an der Theke steht und unser Gespräch interessiert verfolgt. »Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
Ich nicke. »Klar. Lassen Sie uns in mein Büro gehen.«


Ich winke Micha kurz zu und gehe voraus über den Parkplatz. Der Mann folgt mir. Mit der freien Hand weise ich ihm den Weg in mein Büro und biete ihm einen Stuhl an, als wir angekommen sind. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und stelle den Kaffeebecher vor mir ab. »Dann erzählen Sie mal«, fordere ich ihn auf.
Er fingert an seiner Hosentasche, zieht eine Visitenkarte heraus und hält sie mir hin. »Ich heiße Marc Jansen«, erklärt er mir, während ich die Karte nehme und mustere. »Ich bin freier Journalist«, fährt er fort. »Und ich habe den Auftrag, interessante Persönlichkeiten aus Grefrath zu porträtieren.«
Ich schaue von der Karte auf in sein Gesicht. »Und da kommen Sie zu mir?«
Er nickt. »Natürlich. Eine Detektivin in Grefrath, wenn das nicht interessant ist, was dann?«
»Oh«, kann ich nur antworten und schaue mir mein Gegenüber etwas genauer an. Eigentlich sieht er ganz nett aus. Er hat dunkelblondes Haar, das leicht lockig und kurz einen recht markanten Kopf krönt. Ein Dreitagebart gibt ihm etwas Verwegenes und seine blaugrauen Augen strahlen durchaus so etwas wie Charisma aus. Er trägt eine Lederjacke, die an eine Rockband denken lässt, dazu Jeans und Sneakers. Alles in allem keine üble Erscheinung. »Und jetzt wollen Sie ein Interview mit mir führen?«, frage ich ungläubig nach, während ich meinen Kaffeebecher greife und einen Schluck nehme.
»Ja, das wäre toll.«
»Und was stellen Sie sich da genau vor?«
»Nun, das hängt davon ab, zu was Sie bereit wären. Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann würde ich Sie gerne eine Zeit lang bei Ihrer Arbeit begleiten.«
Vor Schreck lasse ich beinahe den Kaffeebecher fallen. Ich muss ihn hastig abstellen und verschlucke mich heftig. Der Journalist beobachtet, wie ich einen Hustenanfall bekomme und um meine Contenance kämpfe. Er sieht mich entschuldigend an. »Natürlich nur, wenn Sie mögen.«
»Ja, ja, entschuldigen Sie. Habe mich nur verschluckt«, versuche ich, zu beschwichtigen. »Das ist problematisch«, fahre ich fort. »Meine Fälle sind in der Regel vertraulich. Meinen Klienten wäre es gewiss nicht recht, über ihre Probleme in der Presse lesen zu können.«
Mein Gegenüber nickt verständnisvoll. »Das kann ich nachvollziehen. Ich würde natürlich nichts schreiben, das Persönlichkeitsrechte verletzt.«
»Ich weiß nicht«, murmele ich.
»Vielleicht gibt es ja auch einen Fall, der nicht geheim ist und der mir einen guten Einblick in Ihre Arbeit geben kann.« Er macht eine bedeutungsvolle Pause, neigt sich etwas in meine Richtung und spricht dann weiter: »Ich habe gehört, es gibt einen neuen Todesfall, in den Sie involviert sein sollen.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich bin Journalist, Frau Hagen. Es ist mein Job, so etwas zu wissen.« Er lächelt.
»Wenn Sie den Fall meinen, von dem ich weiß, dann handelt es sich doch offensichtlich um einen Selbstmord. Da gibt es also nichts zu ermitteln.« Ich bin nicht bereit, einem Wildfremden von meinen Theorien zu berichten. Allerdings scheint der Fremde auch Theorien zu haben, denn er wirkt keineswegs abgeschreckt.
»Frau Hagen, wie gesagt, ich habe Quellen. Und die haben mir berichtet, dass es durchaus Zweifel an der Selbstmordtheorie gibt.« Wieder macht er eine Pause. Er hat es auf jeden Fall drauf, seinen Worten Bedeutung zu geben. »Ich habe über Sie recherchiert, liebe Frau Hagen. Wenn ich eines von Ihnen weiß, dann, dass Sie in einem solchen Fall ganz gewiss ermitteln würden.«
Ich scheine wirklich für jeden ein offenes Buch zu sein. Müssten Detektivinnen nicht eher geheimnisvoll und rätselhaft sein? Davon bin ich wohl meilenweit entfernt. Ich überlege, wie ich nun reagieren soll. Ich kann unmöglich zugeben, dass er völlig richtig liegt. Soll ich ihn einfach dreist belügen? Die Gefahr besteht, dass er schnell herausbekommt, dass ich ihn belogen habe. Nicht auszudenken, wenn dies zu einem vernichtenden Bericht in der Presse führen würde. Im Gegenteil, ein guter Artikel in der Zeitung könnte der Detektei endlich den erhofften Schub geben. Ich befinde mich in einem klassischen Dilemma, und in einem solchen Fall empfiehlt es sich, auf Zeit zu spielen. »Ich gebe zu, Her Jansen, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ein schöner Bericht in der Zeitung über unsere Detektei würde mich nicht reizen. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass ich dies erst mit meinem Kompagnon abklären und prüfen muss, ob und wie wir dies durchführen können.«
Der Journalist lehnt sich zurück. »Ich habe natürlich vollstes Verständnis, Frau Hagen.« Er erhebt sich, und ich tue es ihm nach. Er reicht mir seine Hand. »Sie haben ja meine Karte. Klären Sie es mit Ihrem Partner und geben mir Bescheid. Es wäre schön, wenn es klappen würde.«
»Wir werden sehen«, antworte ich und wir gehen zur Haustür. Er verabschiedet sich mit einem kurzen »Wir hören voneinander« und ich nicke bestätigend. Dann schließe ich die Tür hinter ihm.

In Gedanken an das Gespräch trotte ich zurück in mein Büro. Er wusste anscheinend schon von Herrn Lehmann. Mich würde sehr interessieren, welche Quelle er hat, die meine Zweifel an dem Selbstmord teilt. Seine Vermutung, dass ich in diesem Fall ermitteln würde, ist nicht von der Hand zu weisen.

V

Zu Hause angekommen, erkenne ich sofort Karls Fahrrad. Er ist also wieder da. Nicht, dass es mich stören würde. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es Oma gefällt, wenn ihre Bettgeschichte so häufig auftaucht. Hoffentlich beendet sie es nicht. Ich finde Karl nämlich wirklich nett, und er tut meiner Oma gut. Und das nicht nur im Bett.

Ich öffne die Haustür und höre Omas Stimme aus der Küche. »Ich weiß nicht, Karl«, sagt sie. Der Angesprochene stockt, als ich in die Küche komme. »Hallo, Karl«, begrüße ich ihn.
»Hallo, Biene«, antwortet er. Ich gehe zu Oma, die natürlich am Herd steht, und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. »Alles klar?«, frage ich.
»Natürlich, Kengk«, antwortet sie, aber der Gesichtsausdruck ist nicht überzeugend. Ich setze mich an den Küchentisch und entdecke die Reiseprospekte, die Karl vor sich ausgebreitet hat. »Oh, sind das Prospekte für die geplante Kreuzfahrt?«
Karl nickt und Oma winkt ab. »Ob die geplant ist, wissen wir noch nicht.«
Ich sehe zu ihr. »Warum denn nicht? Ist doch eine schöne Idee?«
Wieder nickt Karl. »Siehst du, Trudi, Biene findet das auch.«
Oma murmelt etwas Unverständliches und wendet sich wieder zum Herd. Ich ziehe ein Prospekt zu mir. »Fjorde in Norwegen. Wie toll.«
»Ist auch gar nicht so teuer«, ergänzt Karl. »Es sind eher kleinere Schiffe, die diese Touren machen. Also nicht Massenabfertigung auf dem Meer.«
»Sieht wirklich toll aus. Würde ich auch mal gerne machen.«
Oma beginnt, Teller auf den Tisch zu stellen und schiebt den Prospekt vor mir zur Seite. Karl verzieht das Gesicht. »Kannst du deine Oma nicht mal fragen, welches Problem sie damit hat?«
Ich kann ihm kaum sagen, dass ich genau weiß, welches Problem sie hat. »Lass ihr Zeit«, flüstere ich ihm zu.
»Okay«, flüstert er zurück und beginnt, die Prospekte wegzupacken. »Was gibt es denn Gutes«, versucht er, das Thema zu wechseln.
»Spaghetti Bolognese«, antwortet Oma und stellt den Topf dampfender Nudeln vor uns auf den Tisch. »Lecker«, bemerkt Karl, und ich stelle fest, dass er ein richtig netter Kerl ist.

Nachdem ich mir den Teller vollgeschaufelt und die Spaghetti genüsslich verspeist habe, lehne ich mich zufrieden zurück. Karl ist natürlich nicht so schnell fertig wie ich. Ich war schon immer eine Schnellesserin. Nachdem er ebenfalls seinen Teller geleert hat, beginnt Oma, die Teller abzuräumen.
»Sag mal, Oma«, versuche ich, eine Frage zu stellen, die mir in den Sinn kommt. »Kennst du eigentlich irgendwelche ehemaligen Kollegen von Papa?«
Oma hält in ihrer Bewegung inne. »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
»Ich habe dir von dem Herrn Lehmann erzählt, der gestern tot aufgefunden wurde. Der hat angedeutet, dass es bei dem Unfall vielleicht nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Ich dachte mir, da wäre es vielleicht ganz gut, wenn ich mal etwas über Papas Arbeit erfahren könnte.«
Oma stellt die Teller auf die Spüle und setzt sich wieder an den Tisch. »Über seine Arbeit hat dein Vater nie viel erzählt, Kengk.«
»Was hat dein Schwiegersohn denn beruflich gemacht?«, schaltet sich Karl ein.
»Er war Ingenieur bei Berberich in Düsseldorf«, antwortet Oma.
»Bauen die nicht diese Panzer?«, hakt Karl nach.
Ich wende mich zu ihm. »Ja, aber Papa hatte damit nichts zu tun.«
Karl verzieht die Mundwinkel. »Und wenn doch?«
Oma und ich sehen uns an.
»Wie meinst du das?«, frage ich nach.
»Na ja, man hört doch oft, dass bei solchen Aufträgen Ungereimtheiten auftauchen. Es soll auch Fälle geben, wo Beteiligte unter ungeklärten Umständen ums Leben kamen.«
Ich schüttele heftig den Kopf. »Nein, nein, mein Vater war bestimmt nicht in irgendwelche Machenschaften verstrickt.«
Oma legt ihre Hand auf meine. »Das glaube ich auch nicht.« Sie sieht Karl böse an. »Wie kannst du so etwas nur behaupten?«
Karl winkt erschrocken ab. »Nein, nein, ihr missversteht mich. Ich will ganz bestimmt nichts behaupten. Bitte entschuldigt. Dein Vater war bestimmt absolut honorig.«
»Das war er«, stelle ich bestimmt fest, aber ich wäre eine schlechte Detektivin, wenn ich diese Tatsache nicht erhärten wollte. Oma scheint das zu ahnen. »Kengk, du kannst mal auf dem Speicher gucken. Da stehen, glaube ich, noch Kartons mit alten Unterlagen von deinem Vater. Wollte ich immer mal entsorgt haben.«
»Die werde ich mir mal ansehen«, beschließe ich. »Gibt es noch Schokopudding?«,
Oma grinst. »Natürlich, Kengk.«


Seit zwei Stunden sitze ich im Büro und drehe Däumchen. Ich hätte vielleicht direkt auf den Speicher gehen sollen. Dann hätte ich jetzt wenigstens etwas durchzusehen. Aber ich hatte gehofft, Jago zu treffen und endlich einmal klären zu können, was seine Schwester hier will. Lange bleibe ich jedenfalls nicht mehr. Kaum habe ich dies gedacht, klingelt das Telefon. Die Nummer kenne ich. Es ist das Büro von Herrn Gerhard. »Detektei Hagen und Diaz Fernandez. Mein Name ist Sabine Hagen. Guten Tag«, melde ich mich angestrengt geschäftsmäßig.
»Gerhard hier«, vernehme ich erwartungsgemäß vom anderen Ende der Leitung.
»Hallo, Herr Gerhard, was kann ich für Sie tun?«
»Frau Hagen, wir haben da ein Problem in einer unserer Niederlassungen, bei dessen Lösung Sie uns vielleicht helfen können. Haben Sie die Möglichkeit, morgen Vormittag kurz vorbeizukommen?«
»Moment, ich muss mal nachsehen.« Ich zähle innerlich bis zehn. »Ja, das lässt sich einrichten. Passt Ihnen zehn Uhr?«
»Ja, das passt. Dann bis morgen.« Er legt auf, ohne meinen Abschiedsgruß abzuwarten. Ich betrachte den Hörer noch eine Weile, nachdem ich aufgelegt habe. Herr Gerhard hat einen Auftrag für uns. Ob ihn seine Frau wieder dazu gedrängt hat? Es klang diesmal nicht so. Sollte er vielleicht beginnen, an unsere Fähigkeiten zu glauben? Der Gedanke beschert mir Glücksgefühle und ich beschließe, diese mit einer Latte macchiato beim Bäcker zu feiern. Doch als ich gerade nach meiner Jacke greifen will, höre ich, wie sich die Bürotür öffnet. Ich springe auf und gehe um die Ecke, aber statt Jago steht Jochen dort und sieht mich mürrisch an. »Was machst du denn hier?«, begrüße ich ihn.
»Wenn du schon nicht zu mir kommst, dann muss ich eben zu dir kommen.«
»Eine schöne Idee.« Ich gebe ihm einen Kuss.
»Wollen wir nachher was essen gehen?«, fragt er.
»Können wir machen.«
»Wie lange brauchst du denn hier noch?«
»Eigentlich nicht mehr lange. Wenn du magst, können wir gleich gehen.«
»Prima. Worauf hast du denn Lust?«
»Weiß nicht. Du denn?«
»Chinese?«
»Okay, waren wir schon lange nicht mehr. Ich hole eben meine Sachen.«

Als ich im Büro meine Jacke anziehe, höre ich, wie die Bürotür erneut geöffnet wird. Dann vernehme ich Jagos Stimme, der Jochen begrüßt.
»Hallo, Jago. Schön, dich auch mal wieder zu sehen«, empfange ich ihn schnippisch. Jago setzt einen entschuldigenden Blick auf. »Tut mir leid, aber ich musste mich um Isabella kümmern.«
»Wo ist sie denn jetzt?«
»In meiner Wohnung. Sie möchte sich ausruhen.«
»Warum hast du nie erzählt, dass du eine Schwester hast?«
»Meine Familie ist schwierig.«
»Und was will sie jetzt hier? Sie wirkt irgendwie nicht so, als ob sie einfach einen Freundschaftsbesuch macht.« Ich mustere meinen Kompagnon, der sichtlich überlegt, was er sagen soll, während Jochen uns beide beobachtet. Jago schluckt. »Nun erzähl schon«, fordere ich ihn auf. Er schluckt noch einmal. »Sie will, dass ich zurück nach Argentinien komme. Mein Vater ist krank.«
»Oh«, rutscht mir raus. »Und was wirst du tun?«
»Ja, da musst du doch zurück«, mischt sich Jochen ein.
»Wieso?«, frage ich ihn.
»Na, wenn der Vater schwer krank ist? Wer weiß, ob er ihn je noch einmal sehen kann. Das würde er sich doch nie verzeihen.« So ganz unrecht hat Jochen da nicht. Jago schüttelt kaum merklich den Kopf. »Ich weiß nicht.«
»Bis wann musst du dich denn entscheiden?«, hake ich nach.
»Isabella würde am liebsten gleich morgen zurückfliegen und mich mitnehmen. Sie hasst es hier.«
»Das merkt man ihr an«, murmele ich mehr zu mir als zu Jago, aber er hat es dennoch verstanden.
»Vielleicht kannst du dich ja etwas um sie kümmern. Dann merkt sie vielleicht eher, dass ich hier nicht einfach weg kann.«
»Ich? Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
»Warum kannst du hier nicht weg?«, macht sich Jochen wieder bemerkbar. Jago sieht ihn an. »Die Detektei ist doch noch mitten im Aufbau.«
Jochen verzieht das Gesicht. »Mal ehrlich. Ihr habt nichts zu tun. Wenn du dann mal weg bist, macht das überhaupt nichts.«
»Warum willst du denn unbedingt, dass Jago geht?«, wende ich mich an Jochen.
»Will ich gar nicht«, wiegelt er ab, wirkt aber dennoch ertappt. »Können wir jetzt essen gehen?«, hängt er an.
Ich nicke. »Wir wollen zum Chinesen«, erläutere ich in Richtung Jago. »Kommt doch nach, wenn euch danach ist.«
Ich ignoriere Jochens missmutigen Gesichtsausdruck. Jago nickt. »Ich frage sie mal.«
»Gut.«


Ich tunke das letzte Stück der gebackenen Banane in den Honig und führe es zum Mund, während ich Jochen betrachte, der gedankenverloren sein Glas in der Hand dreht. »Was ist los?«
Jochen schreckt aus seinen Gedanken auf und sieht mich an. »Nichts. Was soll schon sein?«
»Du wirkst irgendwie abwesend. Ist was im Job?«
Jochen schüttelt schwach den Kopf und stellt sein Glas ab.
»Nun sag schon«, fordere ich ihn auf.
»Ach, es ist nichts«, murmelt er und saugt den letzten Rest Schaum aus dem Glas. Dann winkt er dem Kellner zu, ihm ein neues Bier zu bringen.
»Ich bin Detektivin«, sage ich lachend. »Ich merke, wenn mir jemand was verschweigt.«
Ich habe gedacht, Jochen mit diesem Scherz etwas lockerer machen zu können, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Seine Augen verengen sich. »Hör doch auf mit dem Scheiß!«
Jetzt ist es an mir, irritiert zu sein. »Was meinst du denn?«
»Na, diesen Detektivscheiß.«
»Das ist kein Scheiß, das ist meine Zukunft.« Ich versuche, gefasst zu reagieren und die Wut, die in mir aufkeimt, nicht hochkommen zu lassen.
»Biene, das ist Irrsinn. Ich dachte, wir wären die Zukunft. Dass es vielleicht mal mehr mit uns wird. Aber dass die Detektei in Grefrath keine Zukunft hat, weiß doch jeder, der bei einigermaßen klarem Verstand ist.«
»So denkst du über meinen Traum, meine Berufung?« Ich spüre, wie mir die Luft wegbleibt und mein Herz zu rasen beginnt.
»Ein Traum, das mag sein. Aber Träume sind nun mal Schäume. Sie sind nicht real. Wir sind real.« Jochen schießt das Blut ins Gesicht. Der Kellner kommt an unseren Tisch und stellt das neue Bier hin. Dann macht er, dass er wegkommt. Jochen sieht aus, als würde er gleich explodieren. Ich weiß nicht, wie ich aussehe, aber dass da in mir eine Bombe kurz vor der Zündung ist, das spüre ich ganz deutlich. Jochen ist aber nicht mehr aufzuhalten. »Ich habe es satt, immer nur die zweite Geige zu spielen. Ich habe es satt, dass die Kollegen sich ständig über mich lustig machen …«
»Sie machen sich über dich lustig?«, falle ich ihm ins Wort. Er stockt und sieht mich missmutig an. »Was denkst du denn? Dass meine Kollegen beeindruckt sind, dass meine Freundin einen auf Detektivin macht und sich ständig blamiert?«
»Wo blamiere ich mich denn?«
»Mein Gott, schau dich doch mal an. Ich liebe dich, das weißt du. Aber du bist einfach keine Detektivin. Du bist unglücklicherweise in Mordfälle hineingestolpert, und ich danke Gott, dass du lebend aus all dem herausgekommen bist. Deine einzige detektivische Leistung war bisher, dass du zufällig einen entlaufenen Hund wiedergefunden hast. Mensch, Biene, wach endlich auf! Niemand nimmt dich ernst. Du bist auf einem Irrweg und ich kann das einfach nicht mehr mitmachen.« Er macht eine Pause und starrt mich an. Dann senkt er seine Stimme. »Du musst dich entscheiden. Eine Zukunft für uns oder ein ungewisses Herumgeeiere mit einer zum Scheitern verurteilten Detektei.«
Ich will schreien und spüre, wie Tränen der Wut und der Enttäuschung sich in mir ansammeln. Aber mehr noch will ich jetzt in diesem Moment stark wirken. Wenn ich jetzt all meinen Gefühlen freien Lauf lasse, dann bestätige ich das Bild, das anscheinend alle inklusive Jochen von mir haben. Das Bild einer Frau, die impulsiv und unbedacht reagiert und sich einer Spinnerei hingibt. Aber neben allem Gefühlschaos in mir ist da auch eine Gewissheit: Ich will Detektivin sein, und ich will es allen beweisen. Mir gelingt es tatsächlich, nicht auszuflippen. Ich habe das Gefühl, mich in Zeitlupe zu bewegen, als ich mich langsam erhebe, meine Tasche vom Stuhl nehme und gehe. Dummerweise muss ich noch warten, bis der Kellner meine Jacke geholt hat.
»Du willst doch jetzt nicht etwa gehen?«, fragt Jochen hinter mir, und ich überlege kurz, ohne Jacke zu gehen. Ich reiße dem Kellner die Jacke aus der Hand, als er endlich kommt, und stürze aus dem Lokal. Es ist keine Sekunde zu früh, denn nun kann ich die Tränen nicht mehr aufhalten. Ich laufe los. Einfach nur weg, während ich laut schluchze.

VI

Oma sieht mich besorgt an, als ich im Nachthemd in die Küche schlurfe. »Wie siehst du denn aus, Kengk?«
Ich winke ab. »Kaffee«, sage ich nur und lasse mich auf meinen Stammplatz fallen. Oma füllt einen Kaffeepott und stellt ihn vor mir hin. Ich greife danach und leere ihn fast auf Ex. Omas Blick wird noch besorgter. »Kengk, was ist passiert?«
Ich betrachte den letzten Rest Kaffee in der Tasse und sehe hoch zu Oma. »Jochen hat Schluss gemacht«, murmele ich.
Oma setzt sich mir gegenüber und sieht mich erstaunt an. »Das glaube ich nicht. Er vergöttert dich doch. Was hast du denn getan?«
Ich stelle den Kaffeepott geräuschvoll. »Denkst du etwa, ich hätte irgendwas falsch gemacht?«
Oma winkt erschrocken ab. »Nein, nein, Kengk. Wie kommst du denn darauf?«
»Na, weil ich es doch bisher immer war, die Schluss gemacht hat. Ich weiß genau, dass dir das nie gefallen hat.«
»Kengk, du weißt, dass ich immer nur dein Bestes möchte. Ich dachte, Jochen würde dir etwas Halt geben. Was ist denn jetzt geschehen?«
Ich schlürfe den letzten Rest Kaffee und drehe den Pott in meinen Händen. »Er kommt mit meinem Beruf nicht klar?«
»Was hat er denn plötzlich gegen Steuerfachangestellte?«
»Jetzt du nicht auch noch. Mein Beruf ist Detektivin, verdammt nochmal!«
»Oh, entschuldige, Kengk. Natürlich.«
»Ach, ihr könnt mich alle mal.« Ich springe auf und renne die Treppe hinauf in meine Wohnung.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739480817
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Januar)
Schlagworte
Karriere Eltern Niederrhein Krimi Grefrath Cosy Krimi deutsch Liebe Humor Thriller Spannung

Autor

  • Vera Nentwich (Autor:in)

Vera Nentwich ist lustig und irgendwie ungewöhnlich. Ob das daran liegt, dass das Jahr 1959, in dem sie geboren wurde, ein ganz besonders gutes Weinjahr war? Die Autorin ist Entertainerin durch und durch; sie eroberte die Theaterbühne, macht Musik und schreibt seit Jahren erfolgreich humorvolle Krimis und Romane. Lesungen können da schon mal zu einer wahren Bühnenshow ausarten und Gästen zahlreiche neue Lachfalten bescheren. Vera Nentwich lebt intensiv. Mit ihren Büchern will sie inspirieren.
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Titel: Tote Bosse singen nicht