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Kleine Kinder, kleine Sorgen, grosse Kinder.....

von Margret Engel (Autor:in)
43 Seiten

Zusammenfassung

Ich wollte keinen reißenden Roman sondern nur meinen Kummer von der Seele schreiben. Unsere Tochter Antonia bricht sämtliche Regeln, was für uns Eltern schwer auszuhalten ist. Ich dachte, wenn ich alles aufschreibe und in die Welt schicke, hilft das vielleicht anderen Eltern, die ähnliches erleben und genauso hilflos sind wie wir. Vielleicht können wir von Erfahrung anderer lernen und dadurch Stärke und Einfühlungsvermögen gewinnen. Plötzlich ist Polizei im Haus, Nachbarn beschweren sich und wir werden mit Problemen konfrontiert, die wir nie haben kommen sehen. Der Vergleich mit meiner eigenen Kindheit, in einer anderen Zeit, mit weniger Möglichkeiten zu rebellieren, denn ein sozialistisches Kinderheim der ehemaligen DDR war kein Ort, um Protest anzumelden, bleibt dabei nicht aus. So treffen zwei Generationen, die in Extremen erwachsen werden mussten aufeinander. Die damalige Enge und die heutige Freiheit, mit all ihren Vor- und Nachteilen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


“Kleine Kinder, kleine Sorgen

Große Kinder ...”

Margret Engel

Cover und Gestaltung: www.selcuk-design.com

Margret Engel

- Erzählung -

Kleine Kinder, kleine Sorgen,
große Kinder...

Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Alkohol

2. Facebook

3. Fieberkrampf

4. Missverständnisse

5. Provokation?

6. Psychotherapie

7. Diebstahl

8. Schulschwänzerei

9. Jugendamt

10. Die Schule

11. Die Clique

12. Weihnachten

13. Der Rückfall

14. Unterstützung

15. Antidepressiva

16. Wie weiter?

17. Das Schulamt

18. Die neue Schule

19. Jugendweihe

20. Stress mit Nachbarn

21. Auf der Suche

22. Stimmungsschwankungen

23. Schlaflose Nächte

24. Das Oberstufenzentrum

25. Die neue Freiheit

26. Rückblicke

27. Noch weiter zurück

28. Probleme anderer Leute

29. Offiziell erwachsen

Ich weiß nicht mehr weiter.

Ich habe das Gefühl, dass das letzte bisschen Energie aus meinem Körper gesogen wird. Ich fühle mich alleingelassen, hilflos und kann einfach nicht mehr. Vielleicht hilft es, wenn ich alles aufschreibe und überdenke. Also kam mir die Idee ein Buch zu schreiben. Andere Eltern, denen es ähnlich geht, möchte ich sagen, dass sie nicht allein sind.

Ich heiße Margret Engel und bin 35 Jahre alt, bin Mutter von zwei Kindern, habe einen Mann und bin voll berufstätig. Meine Arbeit als Arzthelferin macht mir Spaß und ich könnte mir nicht vorstellen einen anderen Beruf auszuüben. Meinen Mann liebe ich über alles, denn er ist fürsorglich, selbstbewusst und verlässlich. Er selbst hat vier Geschwister. Seine Kindheit und Jugend war durch Krankenhausaufenthalte wegen einer seltenen Augenerkrankung und durch Leistungssport gekennzeichnet. Er lernte so wie ich, dass alles nur eine Sache der Disziplin ist.

Unsere beiden Kinder sind absolute Wunschkinder. Wir haben es nicht immer leicht, da mein Mann gerade seine Selbstständigkeit aufbaut und unsere finanziellen Mittel begrenzt sind.

Seit circa einem Jahr aber, ist unser Leben eine Katastrophe.

Unsere große Tochter, Antonia ist in der Pubertät und driftet völlig ab. Alles fing mit ihrem 13. Lebensjahr an. Sie ist ein völlig anderes Kind und nicht mehr wiederzuerkennen. Antonia war wie schon gesagt, ein absolutes Wunschkind. Solange ich denken kann, wollte ich immer ein Kind haben. Selbst hatte ich eine nicht so schöne Kindheit. Meine Eltern waren beide Alkoholiker und ich wuchs vom siebenten bis zum dreizehnten Lebensjahr in einem sozialistischen Kinderheim auf. Zum Glück, denn dort lernte ich die einfachsten Regeln, wie abends Zähne zu putzen, aufzuräumen, Hausaufgaben zu machen und das alles, was aus einem wird, einfach nur Erziehungssache ist, so habe ich das jedenfalls verstanden. Allerdings lernte ich auch, mich nicht so wichtig zu nehmen, denn die Gruppe war immer wichtiger, als der Einzelne. Wie oft hörte ich den Spruch:“ Eigenlob stinkt.“ Ich lernte bescheiden zu sein und mir vieles selbst zu erarbeiten. All das wollte ich auch meinen Kindern vermitteln. Wer kennt nicht noch den alten Spruch aus dem Poesiealbum: Sei sittsam und bescheiden, dann mag dich jeder leiden. Diese Werte sind aber nicht mehr modern. Heute müssen Kinder selbstbewusst, stark und bloß nicht zurückhaltend sein. Bescheidenheit ist eher hinderlich in der Entwicklung.

Ja, das musste ich erst einmal begreifen, aber unsere Tochter war bisher völlig unproblematisch. Sie war gut in der Schule, war höflich, jeder kam gut mit ihr aus. Sie hatte viele Freundinnen, denn sie hatte die Gabe, Kinder die nicht so in der Klasse integriert waren, sozusagen Außenseiter waren, mit einzubeziehen.

Es gab keinen Anlass, sich über Antonia zu beschweren. Größere Regeln und Grenzen waren nicht nötig und Antonia wuchs unbeschwert auf. Wie gesagt, bis zu ihrem 13. Lebensjahr. In diesem Jahr wechselte unsere Tochter die Schule. Sie wollte unbedingt aufs Gymnasium gehen und wir waren natürlich sehr stolz auf sie. Außerdem hatte sie eine kleine Schwester bekommen, was für sie eine weitere Umstellung bedeutete. Toni hatte Angst, dass wir sie dann nicht mehr so lieb haben. Alle werden sich dann um das Baby kümmern und sie dann nicht mehr beachten. Sie hörte von anderen Kindern, dass sie alles teilen und auf die kleinen Geschwister aufpassen müssen. Sollte sie nun auch noch ihr Zimmer mit dem Baby teilen? Ob das nun aber die Gründe für ihre Entwicklung sind, weiß ich nicht. Aber nun erzähle ich der Reihe nach.

1.Alkohol

Eines Tages hatte sich unsere Tochter mit ihren Freunden verabredet und kam abends nicht nach Hause. Das kannten wir nicht. Sie hat ein Handy und ruft uns eigentlich an, wenn es später wird. Wir versuchten sie zu erreichen, aber an ihr Handy ging sie nicht ran. Also riefen wir ihre Freundin an. Sie war zu Hause und meinte, dass sie heute krank war und sich gar nicht mit Antonia treffen konnte. Mit wem war sie also unterwegs? Sie wollte doch eigentlich zum Schoppen gehen. Wir waren beunruhigt. Die Geschäfte waren doch längst zu. Es war jetzt inzwischen halb zehn. Was war passiert? Also versuchten wir andere Freunde zu erreichen, aber niemand wusste etwas. Die Mutter einer Freundin wollte mich beruhigen: „

Es wird schon nichts passiert sein. Du weißt doch wie die Mädels sind. Sie wollen ihre Freiheit genießen und haben bestimmt nicht auf die Uhr gesehen. Antonia wird schon kommen und dann sag ihr, dass sie das nächste mal anrufen soll.“

Irgendwann nach gefühlten einhundert Versuchen, ging endlich jemand an Tonis Handy. Ein Junge, den wir nicht kannten, lallte:“ Ja, Antonia ist hier. Ihr geht es schlecht. Sie hat sich übergeben, denn sie hat etwas genommen. Sie schläft jetzt und sie können sie hier abholen.“ Oh Gott. Was hat sie genommen und warum war sie am anderen Ende der Stadt? Wie oft haben wir gesagt, dass sie zu niemanden in die Wohnung gehen soll, den sie nicht wirklich kennt. Alles Mögliche kann passieren. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf und ich lief unruhig hin und her. Ich zitterte am ganzen Körper: „Warum ging dieser Knabe erst jetzt ans Telefon“ ? Aber zum Glück ging er überhaupt ans Telefon, war mein nächster Gedanke. Mein Mann fuhr gleich los um sie zu holen. Er war genauso wütend, ärgerlich und panisch zu gleich, wie ich. Meine Schwester begleitete ihn, denn wer weiß, vielleicht braucht man ja Unterstützung. Für mich war es eine entsetzlich lange Zeit, bis das Handy endlich klingelte und mein Mann mir sagte, dass er Antonia im Auto hat und sie völlig betrunken sei. Sie stammelte nur irgendwelche Wortfetzen, ihr war schlecht und sie war müde. Sie übergab sich in einer Tour. Was nun? War es wirklich nur Alkohol oder waren Drogen im Spiel? Kann man sie einfach einschlafen lassen? Sie war in der Wohnung nur wenig bekleidet gewesen. Wirklich nur, weil sie sich übergeben hatte? Was sollten wir machen? Die Mutter des Freundes meinte, dass sie eben erst nach Hause gekommen war und die Kinder so vorgefunden hätte. Sie konnte nichts Weiteres dazu sagen, außer, dass sie doch einen guten Sohn hat, der so etwas sonst nicht macht. Sie schüttelte ratlos den Kopf.

Ich rief den kassenärztlichen Hausbesuchsdienst an. Das sind Ärzte, die einen telefonisch beraten und Hausbesuche machen um einen zu helfen. Sie helfen einen immer und sind freundlich. Ich schilderte kurz unsere Situation und sie rieten uns ins Krankenhaus zu fahren, denn man konnte ja wirklich nicht wissen, was passiert ist.

Also fuhr mein Mann mit ihr ins nächste Krankenhaus. Auch dort waren alle freundlich und kümmerten sich rührend um unser Kind. Wir hatten Sorge, dass wir dort eher Ärger bekommen und Antonia nur halbherzig behandelt wird, sie ist schließlich selbst Schuld an ihrer Situation.

Sie machten ein paar Tests und stellten eine Alkoholbelastung von 1,4 Promille fest. Antonia sollte für 2 Tage im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben. Ein Jugendhilfeverein wurde eingeschaltet, der Antonia beraten und ausführlich über die Folgen von Alkohol informieren sollte. Wir fanden es gut, denn es ist immer besser, wenn die eigenen Kinder fachliche Informationen bekommen und nicht nur das Gerede von uns Eltern. Mein Mann kam mitten in der Nacht nach Hause und war erleichtert und verunsichert. Unsere Tochter trinkt Alkohol ?

Unserer Tochter tat alles Leid. Sie hatte mit dem Jungen Flaschendrehen gespielt und Wodka getrunken. Sie versprach, dass sie Alkohol nie wieder anrühren werde, denn er schmeckt ja auch nicht. Sie hatte sich überreden lassen und wollte dann nicht als feige gelten.

Sie hatte natürlich am nächsten Morgen starke Kopfschmerzen und ihr war immer noch übel.

Sie hatte eben einen sogenannten Kater.

Wir als Eltern dachten: „ Na ist ja noch mal gut gegangen, jeder Jugendliche probiert mal Alkohol, sie hat daraus gelernt. Meine Freundin und Arbeitskollegin erzählte mir auch gleich die Geschichte von ihrer Tochter, die damals ähnlicher Erfahrungen mit Alkohol gemacht hatte.

Antonia wurde dann entlassen und der Alltag hatte uns wieder. Zu der Beratungsstelle fuhr sie noch weitere zweimal. Das machte ihr Spaß, dort waren andere Jugendliche und coole Erwachsene.

2.Facebook

Ja, mit den Freunden war es so eine Sache. Freunde nannten sich alle, die sich auf der Facebook Seite trafen. Antonia hatte wohl ein paar hunderte.

Auf dieser Seite waren Kommentare und vor allem Fotos, die man als Eltern lieber nicht gesehen haben möchte. Oftmals nur kläglich bekleidete Mädchen und immer in irgendwelchen Lolita-Positionen. Meistens auch mit einer Kippe im Mund oder einer Bierflasche in der Hand.

Als wir sie darauf ansprachen, kamen immer nur Argumente wie:“ Seit doch nicht so spießig. Das macht man jetzt so, schaut Euch doch mal die Seiten der Anderen an. Die Erwachsenen sind da auch nicht besser. Jeder will sich eben von der besten Seite zeigen“.Sie lachte. Das war leicht gesagt, denn man kommt ja nur auf diese Seiten, wenn man ein sogenannter Freund ist. Das war unser Hauptproblem. Antonia ließ alle Familienmitglieder für ihre Seite sperren, so dass wir auch keine Infos mehr von jemanden bekommen konnten. Andererseits war es auch gut, denn so konnte nicht mehr die ganze Familie verfolgen, was unser Kind so trieb. Von ringsherum kamen nämlich Anrufe.“ Habt ihr schon gesehen, was auf der Facebook Seite von Toni drauf ist? Darf sie denn schon rauchen? Raucht sie Tabak oder Marihuana? Habt ihr gesehen, dass sie Bier trinkt? Was hat denn Toni da an, das sieht ja nuttig aus.“ Einerseits war es ganz gut, so dass wir sie darauf ansprechen konnten, andererseits konnten wir es nicht ändern und so waren wir verärgert. Wir haben sogar versucht diese Seite zu löschen. Das geht aber nicht, da Antonia älter als 12 Jahre alt war und man zum Löschen dieser Seite ihr Passwort eingeben musste. Das wusste ja nur unsere Tochter selbst. Was hätte das auch gebracht, denn sie hätte sich ja immer wieder unter anderen Namen anmelden können. Wir hätten dann nur wieder einen Baustein für ihr Misstrauen geliefert. Doch es war zum Verzweifeln, innerhalb weniger Minuten konnten Verabredungen getroffen werden mit Leuten, die wir nicht kannten und an Orten, die wir nie in Erwägung gezogen hätten. Da die Kinder ja nicht mehr unbedingt in Wohnnähe zur Schule gehen, haben sie eine Monatsfahrkarte und können damit durch die ganze Stadt fahren. Unsere Tochter sieht auch viel älter aus, als sie ist. Das ist natürlich so gewollt, aber doch auch eine Gefahr, denn so hatten nicht nur zwölf oder dreizehnjährige Interesse an ihrer Bekanntschaft. Wir warnten sie und nervten mit unseren Ermahnungen:“

Nimm immer eine Freundin mit. Triff dich immer an öffentlichen Plätzen und nimm dein Handy mit. Gehe niemals in eine fremde Wohnung“. Zu dieser Zeit war auch gerade eine Meldung in den Medien, dass zwei fünfzehnjährige Mädchen vergewaltigt wurden, sie sind mit Jungen in einer Wohnung gegangen, aus der sie dann nicht mehr raus kamen. Sie hatten sich bei Facebook kennengelernt und dann irgendwo verabredet. Sie sind dann zu fünft in die Wohnung des einen Jungen gegangen. Da bekommt man doch Angst, oder? Nach dem letzten Erlebnis mit der Alkohol- Erfahrung, waren wir auch nicht mehr unbelastet. Die Freiheit unserer Tochter schien unbegrenzt zu sein. Wir hatten wenig dem entgegenzusetzen. Wie sollten wir dies nun kontrollieren und Grenzen setzen? Das Gute war, dass ein Jugendlicher uns bei einer erneuten Suche nach Antonia half und uns alle Kontakte von Antonia schickte, so konnten wir alle fragen, ob Antonia bei ihnen war. Das war eine gute Sache und wir hatten Erfolg. So ist eben immer alles dicht beieinander, das Gute und das weniger Gute.

3.Fieberkrampf

Unsere kleine Tochter Marie war nun 14 Monate alt. Wir waren bei ihr besonders vorsichtig, denn sie hatte schon drei Laser-Operationen an der Nase überstehen müssen. Sie hatte ein Blutschwämmchen am rechten Nasenflügel, das zusehends wuchs. Danach wurde sie auf ein Medikament eingestellt um die kleinsten Gefäße zu verschließen. Alles heilte gut und wir waren froh, dass wir so frühzeitig Hilfe erhalten hatten. Jede Operation bedeutete ein Krankenhausaufenthalt von fünf Tagen. Wir hatten uns mit einer Familie aus Erfurt angefreundet, deren Tochter hatte das gleiche Problem wie Marie, nur ihr Blutschwämmchen saß genau auf der Nasenspitze. Wir legten die Termine immer so, dass wir uns ein Zimmer teilen konnten. Wir passten einfach gut zusammen.

Nun hatte Marie eine Erkältung und bekam Fieber. Es war am späten Abend. Die Temperatur war leicht erhöht, also nicht bedenklich unserer Meinung nach. Marie war schwach und sah krank aus. Sie war blass und hatte Augenringe. Sie ist von Natur aus sehr zierlich, aber nun sah sie mager aus. Wir nahmen Marie mit in unser Bett.

Morgens gegen halb fünf werde ich wach, denn die kleine Hand von Marie schlug rhythmisch auf das Kopfkissen. Ich schaute noch verschlafen zu ihr und erschrak. Die Hand bewegte sich rhythmisch und ihre Augen verdrehten sich nach oben. Sie krampfte. Sie war heiß! Ich riss sie nach oben um zu sehen ob sie zu sich kam. Ich war voller Panik und schrie zu meinem Mann:“ Ruf den Rettungsdienst.“ Mein Mann war genauso panisch wie ich, aber er griff zum Telefonhörer. Dann beruhigte er mich. Ich gab Marie nicht vom Arm und drückte sie an mich. Mein Mann wollte sie mir immer abnehmen um zu schauen, ob sie richtig atmete und um ihr mehr Raum zu bieten, aber ich konnte nicht. Ich drückte sie an mich. Wann kam endlich der Arzt? Ich dachte unser Kind muss sterben. Zum Glück kam der Rettungswagen. Die Ärzte wussten gleich was los ist. Marie hatte einen Fieberkrampf. Marie kam langsam zu sich. Die Rettungsärzte untersuchten Marie. Marie hatte hohes Fieber. Der Puls und die Atmung waren zum Glück normal. Die Ärzte beruhigten uns: „ Alle Eltern finden solch eine Situation schrecklich und haben Angst. Aber keine Sorge das wird wieder“. Wir waren erleichtert.

Die Ärzte waren sehr nett. Sie wollten dass Marie zur Überwachung ins Krankenhaus ging.

Ich zog mich an und packte das Nötigste zusammen.

Mein Mann wollte noch Antonia wecken, mit ihr frühstücken und sie dann zur Schule schicken. Antonia hatte gar nichts von all dem mitbekommen, sie schlief noch. Wir fuhren los. Der Arzt erklärte mir, wie Fieberkrämpfe zustande kommen. Der Temperaturanstieg im Körper muss vom Gehirn verarbeitet werden. Bei den meisten Kindern bereitet dies keine Probleme. Bei anderen Kindern verkrampfen die Gefäße im Gehirn, wenn die Temperatur zu schnell ansteigt.

Im Krankenhaus bekam ich Ärger. Der Krankenwagen war wieder fort und ich allein mit Marie in der Krankenhausaufnahme. Die Krankenschwester war schlecht gelaunt. Sie grüßte nicht einmal. Sie fragte schroff:“ Was hat ihr Kind?“ Dabei hatte sie doch schon mit den

Ärzten vom Rettungswagen gesprochen. Ich antwortete irritiert: „ Sie hatte einen Fieberkrampf.“ Wie hoch ist das Fieber jetzt?“ 39,2 Grad war es vor 20min.“ „ Haben sie ihr ein Fiebermittel gegeben?“ „ Nein, der Rettungsarzt hat nichts gesagt, er wollte gleich ins Krankenhaus fahren.“ „ Na sind sie denn verrückt?“ fragte sie mich. „ Ihr Kind hat hohes Fieber!!!“ Sie lief zum Arzt.

Ich war verunsichert und hätte heulen können. Sie hatte ja Recht. War ich denn verrückt? Der Arzt beruhigte mich, untersuchte Marie, gab ihr ein Fieberzäpfchen und legte eine Infusion zur Flüssigkeitsaufnahme an. Wir kamen nun auf die Kinderstation.

Zum Glück kam nun mein Mann und erledigte den Papierkram. Ich war völlig fertig.

Marie schlief in ihrem Gitterbett. Ich bekam ein Beistellbett.

Es gab Situationen die unschön waren. Die Stationsärztin putzte mich vor einer Gruppe von Ärzten und Schwestern runter. Ich würde mein Kind zu warm zudecken und Marie müsste mehr trinken. Die Schwestern hielten sich strikt an ihren Plan und führten Tabellen. Es war egal, ob Marie nach langem Weinen und Jammern endlich eingeschlafen war, ich musste sie wecken um die Temperaturkurve zu vervollständigen. Mir tat alles weh. Marie wollte nicht in ihrem Bett schlafen. Sie kam zu mir ins Beistellbett, was vielleicht sechzig Zentimeter schmal war und sich kurz über dem Boden befand. Umdrehen ging gar nicht, am besten war es sich gar nicht zu bewegen, sonst fiel ich raus. Die Infusionsschläuche mussten auch beachtet werden und Marie brauchte Platz zum Schlafen. Es war anstrengend. Aber immer, wenn ich sie in ihr Bett legen wollte, wurde sie sofort wach und schrie. Meine Nerven waren am Ende und ich hatte Angst. Das Fieber wollte einfach nicht sinken. Was wenn wieder ein Krampf kam ? Nach sieben Tagen voller Sorge kam die Erleichterung. Marie wurde wieder gesund. Das Fieber sank und Marie wurde wieder lebhafter. Sie wollte spielen und zum Glück endlich wieder etwas essen und trinken. Wir waren so glücklich darüber. Auch bei allen Strapazen, waren wir dankbar dafür, dass man heute als Elternteil mit im Krankenhaus bleiben durfte um seinem Kind beizustehen. Wir durften wieder nach Hause. Wir bekamen ein Notfallmedikament und den Hinweis, bei Marie mit Fiebermittel im Bedarfsfall nicht zu sparen, denn so ein Fieberkrampf könnte sich wiederholen. Das Notfallmedikament bekamen alle in der Familie, wo sich Marie aufhielt, auch die Kita, denn man konnte ja nie wissen. Auch Antonia erklärten wir, wie sie in solch einer Situation handeln sollte, versicherten ihr aber, dass wir immer da sein werden, wenn Marie auch nur eine Spur von Krankheitsanzeichen zeigten sollte.

4.Missverständnisse

Eines Tages, fragte Antonia, ob sie bei einer Freundin mit Namen Jessica schlafen dürfe. Wir hatten nichts dagegen, Jessica war eine Volleyball-Freundin, so dachten wir jedenfalls. Sie wohnt nicht weit von uns. Antonia ging gleich nach der Schule zu ihr. Es war Freitagnachmittag, somit Wochenende. Abends telefonierten wir , nach etlichen Versuchen Toni zu erreichen, dann noch einmal und es stellte sich heraus, dass Toni bei einer anderen Jessica war, von der wir noch nie etwas gehört hatten. Wir waren entsetzt. Wir kannten doch diese Familie gar nicht. Wo war sie überhaupt, in welchem Stadtteil? Ich konnte die Mutter sprechen und mich rückversichern, dass Antonia dort willkommen war. Es war ja nun auch schon 21:00 Uhr. Die Mutter meinte jedenfalls:“ Antonia ist hier gut aufgehoben, wir passen auf sie auf. Wir feiern heute Geburtstag und da ist es ganz schön, dass sie da ist.“ Also gut. Wir waren nicht begeistert, da uns unser Kind absichtlich getäuscht hatte.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752134285
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Februar)
Schlagworte
Probleme Jugendliche Ungehorsam Erziehung heute Alkohol

Autor

  • Margret Engel (Autor:in)

Ich bin eine Mutter von zwei Kindern mit wohl ganz normalen Alltagssorgen.
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Titel: Kleine Kinder, kleine Sorgen, grosse Kinder.....