Waldbaden

Als Waldbaden bezeichnet man das bewusste Eintauchen in die einzigartige Atmosphäre des Waldes. Wir nehmen den Wald achtsam und mit allen Sinnen wahr – um auf diese Weise Körper, Geist und Seele zu nähren und zu stärken. Wir schwimmen gleichsam im grünen Ozean des Waldes, sinken immer tiefer in den Wald ein. Wie auf einer Welle lassen wir uns treiben und nehmen intuitiv die heilenden Kräfte des Waldes in uns auf.

Der Wald als Ort der Entschleunigung und der Heilung

Gerade in der heutigen Zeit der stetigen Reizüberflutung und eines immer schneller werdenden Tempos, wächst die Sehnsucht nach Entschleunigung und Erholung.

Intensiver Fichtenduft, Moos, feuchter Waldboden – der Wald übt als besonderer Kraftort eine starke heilsame Wirkung auf unsere Psyche und unseren Körper aus.

Ein Aufenthalt im Wald tut uns gut, das spüren wir intuitiv. Der Wald erdet uns, schenkt Kraft, Vitalität, Entspannung, Gelassenheit und inneren Frieden.

Waldbaden stärkt ferner das Immunsystem und die Widerstandskraft des Körpers. Auch das Herz-Kreislauf-System und der Bewegungsapparat profitieren vom Waldbaden.

Besonders auch in psychisch belastenden Situationen, in Zeiten von Stress sowie bei Depressionen und Angsterkrankungen helfen Waldbäder.

Alle wichtigen Themen zum Waldbaden – angefangen von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, über praktische Übungen im Wald bis hin zu Ihrem persönlichen Wegweiser zum Waldbaden - werden in diesem verständlichen und empathischen Buch beschrieben.

Inhalte

• Was ist Waldbaden genau? – Was unterscheidet Waldbaden vom Waldspaziergang?
• Ihr persönlicher Wegweiser zum Waldbaden
• Wie Seele, Geist und Körper vom Waldbaden profitieren
• Atem- und Entspannungsübungen im Wald
• Persönliche Wald-Impressionen
• Was macht die besondere Wirkung des Waldes aus?
• Wald- und Baumwissen
• Wieso wir den Wald brauchen
• u. v. m.

Der gut verständliche Ratgeber möge dem Leser als Einblick in die spannende Welt des Waldbadens dienen – zum Einlesen, zum Inspirieren, zum Umsetzen.

Die Autorin berät und informiert als promovierte Apothekerin seit mehr als zwei Jahrzehnten zahlreiche Kunden. Als unabhängige Autorin und Apothekerin fühlt sich die Verfasserin dieses Buchs nur der Gesundheit und dem Wohl der Menschen verpflichtet.

Waldbaden – Als ich das erste Mal von diesem neuen Trend hörte, dachte ich zunächst an eine Badewanne inmitten eines Waldes, gefüllt mit Laub oder frischen, duftenden Tannen- und Fichtenzweigen. In meiner Fantasie sah ich mich schon in einer solchen Badewanne liegend, das warme, wohlige Bad genießend, um mich herum eine bezaubernde Waldlandschaft.

Andererseits dachte ich auch an einen Bach, der - eingebettet in die Waldlandschaft - dem Badenden gerade an Sommertagen kühlende und angenehme Erfrischung schenkt.

Jedoch haben solche zugegebenermaßen angenehmen Vorstellungen nichts mit den tatsächlichen Begebenheiten des Waldbadens zu tun.

Denn Waldbaden bedeutet, während eines Waldspaziergangs, ganz gezielt in den Wald einzutauchen, mit allen Sinnen - und auf diese Weise Körper, Geist und Seele zu nähren und zu stärken. Waldbaden ist weiter das achtsame Wahrnehmen aller Eindrücke, die uns im Wald umgeben sowie das bewusste Baden in den heilsamen Kräften des Waldes. Beim Waldbaden spürt man die Urkraft des Waldes, man taucht nicht nur in diese ein, sondern verleibt sich diese geradezu ein.

Das Waldbaden gleicht also einem meditativen Spaziergang durch den Wald, bei dem man staunend die Natur betrachtet und jeder noch so kleinen Impression Beachtung schenkt. Alle Sinneswahrnehmungen sind geschärft – man betrachtet gebannt die verschiedenen Grüntöne des Waldes, riecht an duftenden Fichtenzweigen, lauscht dem Rascheln der Blätter im Wind usw.

Was unterscheidet Waldbaden vom herkömmlichen Waldspaziergang – werden Sie vielleicht fragen. Warum sprechen Sie in diesem Buch nicht einfach vom Waldspaziergang? Braucht man für alles, was schon immer da gewesen ist, neue Wörter? Ist Waldbaden vielleicht nur ein neuer Trend in alten Schläuchen? Klingt Waldbaden weiter nicht wie eine neue Geschäftsidee, wie ein Köder von findigen Tourismusmanagern, um mehr Leute an bestimmte Orte zu locken?

Nun, Waldbaden beinhaltet weit mehr als ein simpler oder gar eiliger Spaziergang durch den Wald – der vielleicht sogar nur dazu dient, die Kilometer, die man zurücklegen möchte, „abzuarbeiten“. Beim Waldbaden herrscht kein Leistungsdruck, kein Wettbewerb, keine Hetze.

Es muss keine bestimmte Strecke eingehalten werden - allein der Weg ist das Ziel. Man braucht keine modische Fitnesskleidung und keine spezielle Ausrüstung. Hastiges Joggen oder eiliges Durchlaufen des Waldes ist weder nötig noch angemessen. Nicht die körperliche Ertüchtigung steht im Vordergrund, sondern die Erbauung und Regeneration von Seele und Geist.

Gerade in der heutigen Zeit der stetigen Reizüberflutung und eines immer schneller werdenden Tempos, fällt es immer mehr Menschen schwer, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Damit einhergehend wächst jedoch die Sehnsucht nach Entschleunigung und Erholung.

Je mehr wir unter der Last von Multitasking zusammenbrechen und je mehr uns Freizeitstress, allgegenwärtige Unruhe und Hektik belasten, desto mehr benötigen wir einen Ausgleich und ein Gegengewicht zum anstrengenden Leben der modernen Zeit.

Da das Leben sich immer mehr verdichtet und wir immer mehr geistig arbeiten, wünschen wir uns oft nur noch, loszulassen, den Geist zu leeren und uns treiben zu lassen.

Überfüllte Terminkalender, Konkurrenzkampf am Arbeitsplatz, Zwist in der Familie – viel zu oft sind wir im Hamsterrad von Müssen und Sollen gefangen.

Im Wald dagegen – unserem neuen Sehnsuchtsort – müssen wir nichts, sollen wir nichts – stattdessen lassen wir einfach geschehen. Wir lassen unvoreingenommen die Eindrücke des Waldes auf uns wirken und beobachten, was mit uns passiert.

Im Wald herrschen weder Wettbewerb noch Leistungsdruck, es gibt keine Hetze und keine Deadlines, die erreicht werden müssen.

Wir verlassen das Karussell und die Spirale des Grübelns und des Denkens – stattdessen fühlen wir, spüren wir, sind präsent. Im Hier und Jetzt.

Der Sog negativer Gedanken und die Last des Sorgensteins lösen sich im Nichts auf – Die Urkraft des Waldes nimmt von uns Besitz, diese nährt, stärkt und tröstet uns.

Unser Herz wird unendlich weit im Grenzenlosen, der Kopf wird frei, wir kommen vom Denken ins Fühlen.

Wir hauchen die Kraft des Waldes ein, ja verleiben uns diese sogar ein, ohne dem Wald etwas wegzunehmen.

Die Natur lenkt ab – von Sorgen, Ärgernissen, Problemen. Gleichzeitig ist der Geist jedoch konzentriert - auf die Natur, den Wald, der mit gleichsam meditativer Aufmerksamkeit betrachtet und wahrgenommen wird.

Mit zunehmender Technisierung und Digitalisierung der Welt sehnen wir uns nach dem Einfachen, dem Unverfälschtem, nach der Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur. Wir dürsten nach dem Überschaubaren, nach Erdung, nach dem rettenden Hafen in unsicheren Zeiten.

Das und viel mehr bietet der Wald – er ist ein Kraftort par excellence, der für Kontinuität und Beständigkeit steht. Er bietet ein sicheres Refugium in unruhigen Zeiten, er ist weiter Schutz und Zufluchtsort für die überreizte und geplagte Seele.

Im Wald richten wir den Blick auf das Wesentliche – wir erfahren die Ursprünglichkeit und die Authentizität des Lebens. Wir lernen wieder, dass das wahre Glück von innen kommt und dass es nur im Hier und Jetzt erlebt werden kann.

Wir lernen wieder das Glück des Momentes und die einfachen Dinge zu schätzen, was die Basis für neue Sichtweisen sein kann.

Im Wald spüren wir ganz besonders Eins-Sein und eine starke Verbundenheit mit der Natur, eine gleichsam symbiotische Verschmelzung. Die Grenzen von Natur und Mensch sind fließend, die Übergänge sind nicht mehr spürbar. Wir fühlen uns geborgen, gelangen zu innerer Ruhe und Gelassenheit. Wir spüren einen tiefen Frieden und Zufriedenheit - Gefühle, welche uns im Alltag nur allzu oft verloren gehen.

Wir müssen nichts mehr überlegen, nicht mehr nachdenken oder planen – sondern wir sind einfach da, angekommen, verbunden mit dem Wald, gleichsam durch ein unsichtbares, aber nichtsdestotrotz starkes Band.

Jeder Ärger und Kummer, weiter die Oberflächlichkeiten und Nichtigkeiten des Lebens, verlieren an Bedeutung, sie verblassen im Angesicht der Schönheit und der Heilkraft der Natur und treten für unbestimmte Zeit in den Hintergrund.

Der Wald bietet uns eine Heimat und einen Hafen für die Seele, die im Schutz des Waldes genesen kann und Befreiung und Heilung erfährt.

Der Wald erdet uns, die tief verwurzelten, langlebigen Bäume schenken uns Kraft, Energie und Heilung auf allen Ebenen. Die Wurzeln der Bäume lassen uns gleichsam zu unseren eigenen Wurzeln zurückfinden – und uns gleichzeitig fest verwurzelt und sicher im Leben stehen.

Dies gibt uns die Möglichkeit, zu uns selbst zu finden, zu unserem eigentlichen Ich.

Solche Wahrnehmungen setzen freilich voraus, dass wir uns auf den Wald einlassen, uns der Natur anvertrauen, uns ihr hingeben – denn nur diese Haltung ermöglicht uns zutiefst friedsame, beglückende Momente und inspirierende Erfahrungen.

Der Wald öffnet uns die Tür zu unserer eigentlichen, ursprünglichen und unverfälschten Natur. Aufgrund einer nicht naturgemäßen Lebensweise – die durch mangelnde Bewegung, fehlende Achtsamkeit sowie durch übermäßigen Konsum gekennzeichnet ist – entfremden wir uns immer mehr von unserem eigentlichen Ich. Auch Fernsehen, Facebook und Instagram tragen einen nicht unerheblichen Beitrag zur naturfernen Lebensweise bei.

Vielfach verliert sich der Mensch in Oberflächlichkeit, in Eitelkeit und in banalen Dingen – wahre Werte werden dagegen viel zu selten gelebt.

Wir müssen uns gewahr werden, dass wir selbst es sind, die uns im Weg stehen und uns blockieren - und nicht die oft zitierten äußeren Umstände. Wir behindern uns selbst auf dem Weg zum Werden, auf dem Pfad zu unserem wahren Ich.

Wir sind nicht nur der Natur und deren Reichtum und Schönheit entfremdet, sondern vielmehr auch uns selbst. Stattdessen sind wir bemüht, uns anzupassen, an die Gesellschaft – und laufen hierbei unsinnigen Trends hinterher, verlieren uns im Trubel von belanglosen Freizeitaktivitäten, ja wir verbiegen uns und verlieren uns dabei selbst.

Viele Menschen sind von einer inneren Leere erfasst und wissen mit sich selbst nichts mehr anzufangen. Infolgedessen müssen sie ständig „aktiv“ sein – um der inneren Leere und der Traurigkeit der Seele zu entkommen. So muss ständig „Programm“ sein, gleichgültig, ob es sich dabei um die Berieselung vom Fernsehapparat handelt oder aber um flüchtige, oberflächliche Kontakte zu anderen Menschen.

Diese Menschen können die Zeit mit sich selbst und das Alleinsein nicht ertragen. Andere Menschen dienen nur als Pausenclowns und Ablenkung, nicht aber als Mit-Menschen, deren Gesellschaft man wirklich schätzt.

Und selbst in Gesellschaft ist man nicht wirklich anwesend – Man ist nicht mehr bei seinem Gegenüber, hat kein Ohr für diesen noch für dessen Probleme oder Sorgen. Denn derweil man in Gesellschaft ist, klingelt das Handy unaufhörlich, WhatsApp-Nachrichten warten auf sofortige Beantwortung.

Während man auf verschiedenen Ebenen präsent sein will und auf allen Hochzeiten tanzen will, ist man in Wirklichkeit nirgends – und schon gar nirgends mit seinem Herzen.

Und ist man irgendwo, ist man in Gedanken schon wieder weg, am nächsten Ort.

Es ist unschwer zu erkennen, dass bei solcher Lebensweise das Glück keinen Einzug hält und schon gar nicht verweilen möchte.

Der Wald dagegen erdet uns – er schenkt uns echte, unverfälschte Momente, in der Reinheit und Schönheit der Natur.