Lade Inhalt...

Der Kampf gegen das Böse - Band 3

Wohin führt der Weg?

von Paul Marnou (Autor:in)
100 Seiten
Reihe: Der Kampf gegen das Böse, Band 3

Zusammenfassung

Kann Prof. Dr. Mika Hennig wieder in sein altes Leben zurück und an einer Universität den Lehrstuhl für Psychologie übernehmen? Zunächst muss er allerdings noch als Frank Schubert alias Fred Tabor die grausamen Hinrichtungen von jungen Menschen aufklären und verhindern. Werden die Verbrechen in Kiel und am malerischen Gülper See weiterhin aus dem Darknet gesteuert und dadurch viel undurchsichtiger? Die Gefahren für die Menschen und auch für Mika werden nicht kleiner. Wird er die Möglichkeit bekommen, mit Kerstin, der Schwester seiner getöteten Frau Viktoria, ein neues Leben zu starten? Wann kann er den Menschen, die ihn am meisten lieben, beichten, wie sein Leben in den letzten Jahren wirklich verlaufen ist.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Der Kampf gegen das Böse

Image

Teil 3

Wohin führt der Weg?

von

Paul Marnou

 

Über den Autor

Horst Rasch alias Paul Marnou ist im Mai 1947 geboren, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Er war 42 Jahre mit Leib und Seele als Hauptschullehrer tätig, davon fast 40 Jahre an der Hermann-Claudius-Hauptschule in Marl. 2012 ging er mit 65 Jahren in den Ruhestand. Kurz nach seiner Pensionierung studierte er die Hunderassen im Verband deutscher Hundezüchter und entdeckte eine Hunderasse, die ihm bisher unbekannt war, den Eurasier. Er besuchte mit seiner Familie Hundeausstellungen und Züchter. Schon bald gehörte Eurasiermädchen B-Mila vom Jagdschloss Stutensee zur Familie, die seitdem stets an seiner Seite ist. Auf den ausgiebigen Spaziergängen mit Mila kann er nicht nur die Seele baumeln lassen. Dort entwickeln sich auch die Ideen zu seinen Büchern.

Impressum

 

Autor: Paul Marnou

Adresse: Horst Rasch alias Paul Marnou

Emslandstraße 5

45770 Marl

E-Mail:

horst-rasch@unitybox.de

paul-marnou@unity-mail.de

website: http://www.autor-paul-marnou.de

Lektorat/Korrektorat: Paul Marnou und Maren Rasch

Illustrationen: Paul Marnou

Covergestaltung: Paul Marnou

Verlag: Selbstverlag bei tolino media

2. Auflage

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig

 

1. Dem Teufel auf der Spur

Image

Nachdem Mika knapp ein Drittel der Strecke von Kiel nach Rathenow zurückgelegt hat, überschlagen sich die Ereignisse. Dr. Brenner ruft aus Kiel an, um Mika mitzuteilen, dass der Kontakt zu seinen Kollegen aus dem Bundesamt für Schwerstkriminalität abgebrochen ist. Diese brachen eine Stunde nach Mikas Abreise auf, um sich im Kieler Rotlicht-Milieu im Bereich der Flämischen Straße, der Schumacherstraße und des Kieler Walls umzuhören und umzuschauen. Mit Brenner war abgesprochen worden, dass sie sich nach ihrem Eintreffen im Hafengebiet melden würden und regelmäßigen Kontakt halten. Aber das geschah nicht. Mehrfache Versuche, sie über ihre Handys zu erreichen, schlugen fehl.

Als Mika sich der Abfahrt Mölln nähert, um dort wieder Richtung Kiel abzufahren, erhält er von seinem Freund Mervert aus Rathenow eine weitere beunruhigende Nachricht.

Mervert: „Mika, es tut mir sehr leid, aber wir benötigen dringend deine Hilfe. Wir haben ein weiteres Opfer gefunden. Der oder die Täter beschwerten die Leiche mit Metallgewichten, die mit Gürteln am Körper des Ermordeten befestigt waren. Das Gesicht des Toten wurde durch ein Mordwerkzeug, das sich noch im Mundbereich des Gequälten befand, zerfetzt. Der Tote lag schon längere Zeit im Wasser, deshalb können wir ausschließen, dass die bereits verhafteten sieben Täter an diesem Mord beteiligt waren. Aber ihnen sind Mordwerkzeug und Metallgürtel bekannt, da sie im Darknet bestellt werden konnten.“

Mika entschließt sich spontan, seine Fahrt Richtung Rathenow fortzusetzen.

Mika: „Wo habt ihr den Toten gefunden?“

Mervert: „An der Grenze Brandenburg – Sachsen-Anhalt, im Mündungsbereich des Rhin in die Gülper Havel, aber noch im brandenburgischen Zuständigkeitsbereich, also ein Fall für uns. Der Mörder versenkte sein Opfer an einer Stelle von über drei Metern Tiefe.“

Mika: „Können eure Gerichtsmediziner das Gesicht so herrichten, dass ein Fahndungsfoto erstellt werden kann?“

Mervert: „Warum fragst du?“

Mika: „Ich habe ein eigenartiges Gefühl. Wenn eure Mediziner ein Wunder vollbringen sollten, muss das präparierte Gesicht den Beutelmördern gezeigt werden. Vielleicht ist ihnen das Gesicht aus den Videos des Darknet-Teufels bekannt. Wenn das so seien sollte, muss dieser seine Seite im Darknet in deinem Wirkungsbereich betreiben. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass er mit der Leiche große Umwege zurückgelegt hat. Er muss sich in der Gegend auskennen, da die durchschnittliche Wassertiefe des Gülper Sees nur bei 1,40 Metern liegt und eine „Entsorgung“ der Leiche im See für ihn eine große Gefahr bedeutet hätte, entdeckt zu werden. Die größere Tiefe an der Fundstelle muss ihm bekannt sein. Vielleicht gelingt es den Medizinern, auch das Gesicht der Toten im Betonfass zu rekonstruieren. Wenn die Beutelmörder mindestens ein Gesicht den Videos zuordnen können, kommen wir einen riesigen Schritt voran. In spätestens einer Stunde bin ich bei euch, bis dann.“

Als Mika gerade die Abfahrt Grabow passiert, klingelt sein Autotelefon erneut. Am anderen Ende meldet sich Felser.

Mika: „Hallo Herr Felser, wenn sie mich anrufen, muss etwas Dringendes vorliegen!“

Felser: „Dr. Brenner aus Kiel ist äußerst beunruhigt, nicht nur, weil sich unsere Wiesbadener Kollegen noch immer nicht gemeldet haben. In der Kieler Polizeizentrale ist inzwischen eine anonyme Mail eingegangen, in der gefordert wird, die Nachforschungen im Darknet sofort zu beenden. Andernfalls würden die beiden Ermittler aus Wiesbaden auf die gleiche Art hingerichtet wie die junge Frau und der junge Mann, zerstörte Köpfe, eingefroren und zerlegt. Brenner schickte zusätzliche Polizisten ins Milieu, um nach den beiden Kollegen zu forschen, bisher leider ohne Ergebnis. Ich möchte mir nicht vorstellen, welche Lawine ins Rollen kommt, wenn die Kollegen tot aufgefunden werden.“

Bevor Mika antwortet, vergeht fast eine Minute: „Da muss ich ihnen recht geben. Ich bin bald in Rathenow, um dort zu helfen. Sie sind darüber informiert, dass eine weitere Leiche gefunden wurde. Leider kann ich nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Sicher hat Brenner mich angefordert, weil ich mich zurzeit mit Tätern im Darknet beschäftige, richtig?“

„Korrekt“, antwortet Felser sofort.

„Sagen sie ihm, dass ich am Gülper See unabkömmlich bin und sie deshalb noch heute Abend versuchen werden, so schnell wie möglich zwei weitere Kollegen des BAfSK zur Unterstützung der Polizei nach Kiel zu schicken“, rät Mika, „die Kollegen schicken sie natürlich nicht.“

„Wie soll ich das verstehen?“, fragt Felser.

Mika beantwortet die Frage nicht. Vielmehr bittet er Felser, zeitnah die wirtschaftlichen Verhältnisse Brenners überprüfen zu lassen. Dabei interessiert ihn besonders Brenners Einkommen und Lebensstil.

„Wenn Brenner sie bittet, ihm die Namen der neuen Kollegen samt Fotos zu übermitteln, sagen sie ihm, dass fast alle Kollegen im Einsatz sind und sie ihm so schnell wie möglich verfügbare Beamte schicken werden“, fährt Mika fort.

„Tabor, inzwischen kenne ich sie besser. Was geht in ihrem Kopf vor? Warum interessieren sie die wirtschaftlichen Verhältnisse von Brenner?“, fragt Felser ungeduldig.

Felser bekommt wieder keine Antwort von Mika, der gerade auf den Parkplatz der Polizei fährt.

„Ich bin gerade in Rathenow angekommen und muss so schnell wie möglich mit Mervert sprechen. Ich werde mich später wieder bei ihnen melden“, beendet Mika das Gespräch.

Im Präsidium wird er schon von Mervert erwartet. Nach einer kurzen, freundschaftlichen Begrüßung gehen die Ermittler sofort zur Tagesordnung über.

Klaus Mervert ergreift als Erster das Wort:

„Die Gerichtsmediziner arbeiten mit Hochdruck an der Rekonstruierung der Leichengesichter. Wir müssen uns einige Zeit gedulden, da die Aufbereitung der Gesichter höchst kompliziert und zeitaufwendig ist. Beide Toten waren übrigens drogenabhängig.“

„Wenn wir durch die rekonstruierten Gesichter der Lösung des Falles näherkommen, ist die Zeit nicht verschwendet. Aber ihr könntet noch etwas anderes tun, was zur Lösung beitragen könnte. Stellt bitte fest, ob es um den See Tauchschulen, Tauchsportvereine oder Ähnliches gibt. Und wenn es solche Einrichtungen gibt, müsst ihr nach Mitgliedern suchen und deren Vita unter die Lupe nehmen. Ihr durchsucht den berühmten Heuhaufen nach der Nadel. Wichtig ist wie immer äußerste Diskretion“, fährt Mika fort, „die tiefe Stelle beim Einfluss der Rhin in die Gülper Havel ist auf keiner Karte aufgeführt. Deshalb können wir davon ausgehen, dass es noch an anderen Stellen Tiefen über zwei Meter gibt. Das wiederum wären weitere Verstecke für ermordete Opfer. Ich hoffe, dass ich mich irre.“

Nur wenige Minuten später beginnen die Mitarbeiter mit ihren Nachforschungen.

 

2. Nur Vermutungen?

Image

Währenddessen telefoniert Mika aus Merverts Büro mit Felser in Wiesbaden.: „

„Nachdem hier die Arbeiten auf Hochtouren laufen, habe ich mehr Zeit für sie. Warum bin ich neugierig auf Brenners wirtschaftliche Verhältnisse? Vielleicht stehen Brenners Einkünfte und sein Lebensstil in keinem gesunden Verhältnis. Einige Vorgänge in Kiel stören mich. Einmal kann ich nicht verstehen, warum die Vagina der Frau und der Anus des Mannes erst auf meine Nachfrage untersucht wurden, obwohl er von einer sehr akribischen Unter-suchungsweise der Mediziner sprach. Hat er eventuell die Mediziner in der Hand? Und wie können zwei im Rotlichtmilieu unbekannte Wiesbadener Beamte, die zur Ermittlungselite in Deutschland gehören, plötzlich vom Erdboden verschwinden? Und weiter denke ich, dass man mich dort nur sehen will, weil meine letzten Fälle Berührungspunkte mit dem Darknet hatten. Ich habe in Kiel die beiden Köpfe der zerstückelten Leichen gesehen. Die Schädelknochen wurden nicht mit den Kopfpressen zerstört, wie sie im Darknet angeboten werden. Beim Anblick der zermalmten Köpfe bekam ich eher den Eindruck, dass sie von großen Schraubstöcken, wie sie sich an einer Werkbank befinden, zerbrochen wurden. Die Pressen im Darknet setzten nur an den Schläfen an und bohrt sich seitlich in den Schädel. Die Folgen sind leider die gleichen, ein abscheulicher Tod.

Die Mail mit der Forderung, die Nachforschungen im Darknet zu beenden, soll uns auf eine falsche Spur führen. Das Problem in Kiel ist ein hausgemachtes und hat mit dem Darknet nichts zu tun. Setzen sie all ihre Verbindungsleute in Kiel und Umgebung ein. Jede Sekunde zählt für das Leben der beiden Kollegen.“

„Wie sollen wir weiter vorgehen?“, fragt Felser verwirrt.

„Ich sagte bereits, dass in Rathenow alles unkompliziert läuft. Rufen sie Brenner an und sagen ihm, dass zwei Beamte vom BAfSK in drei Stunden nach Kiel aufbrechen werden. Schicken sie ihm die Namen und Fotos der beiden“, fährt Mika fort.

Felser: „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Soll ich doch zwei Beamte zur Unterstützung nach Kiel schicken?“

Mika: „Natürlich nicht! Denken sie sich zwei Namen aus. Für eure Spezialisten ist diese Manipulation eine leichte Aufgabe. Bitte schicken sie mir für meine Aktionen Bilder der vom Erdboden verschwundenen Kollegen und Bilder der neuen imaginären Kollegen, bevor ich in wenigen Stunden in geheimer Mission nach Kiel aufbreche. Ich gönne mir jetzt ein wenig Schlaf und starte anschließend Richtung Kiel. Schicken sie die beiden Namen und Bilder erst nach Kiel, wenn ich ihnen das Zeichen gebe. Ich hoffe, dass es für die verschwundenen Kollegen noch nicht zu spät ist.“

Klaus Mervert saß während des längeren Gespräches in seinem Büro auf einer Fensterbank.

„Sieht das in Kiel wirklich so gefährlich aus?“, fragt Mervert.

„Das muss ich leider befürchten. Jede Minute zählt. Wir müssen handeln. Wenn ich nicht in den nächsten zwölf Stunden den Aufenthaltsort der beiden Kollegen erfahren kann, sieht es für die beiden düster aus“, antwortet Mika nachdenklich, „falls sie überhaupt noch leben.“

„Glaubst du wirklich, dass man unsere Untersuchungen hier ausnutzen will, um die Verbrechenermittlungen dort zu manipulieren“, ergänzt Mervert.

 

3. Die Ruhe vor dem Sturm

Image

Mika bejaht die Frage durch ein kurzes Kopfnicken.

Mika: „Habe ich hier die Möglichkeit, ungestört eine Mütze Schlaf zu mir zu nehmen. Ich werde noch heute Nacht nach Kiel fahren. Wenn alles ohne große Vorfälle abläuft, müsste ich übermorgen am späten Nachmittag wieder hier sein. Vielleicht seid ihr dann mit euren Nachforschungen in Sachen „Tauchen“ schon ein Stück weiter. Meine Arbeitstasche liegt schon vollständig für meinen Einsatz in meinem Auto bereit.“

Mervert: „Lege dich nebenan hin. Dort steht ein bequemes Behelfsbett, auf dem ich auch regelmäßig schlafe, wenn es spät wird. Meine Frau und die Kinder sehen das nicht gerne. Sie haben mich lieber zu Hause. Benötigst du einen Wecker?“

Mika: „Mein Wecker liegt in meinem Kopf. Meine innere Uhr sorgt dafür, dass ich pünktlich wach werde.“

Wenig später liegt Mika tief schlafend auf dem Bett und Klaus Mervert sorgt dafür, dass er nicht gestört wird. Alles, was in Merverts Büro gesprochen wurde, erfährt kein anderer Mitarbeiter.

Nach knapp drei Stunden Schlaf wird Mika von seiner inneren Uhr geweckt. Er ist sofort hellwach und einsatzbereit. Auf einem kleinen Tisch in der Zimmerecke stehen eine Warmhaltekanne mit heißem Kaffee und belegte Brötchen, die mit Frischhaltefolie abgedeckt sind. Daneben liegen die DIN-A4-Blätter mit den in Wiesbaden angeforderten Fotos von den verschwundenen Kollegen und den nicht existierenden Fantasiekollegen. Klaus Mervert hat alles gut vorbereitet. Nach dem Frühstück nachts um drei Uhr überprüft Mika noch einmal seine „Werkzeugtasche“ auf Vollständigkeit. Er geht davon aus, dass er in Kiel wieder einmal an die Grenzen seiner Möglichkeiten stoßen wird. Aber wer den Schlächter Ivan Korosev und dessen Verbrecherbande ausgeschaltet hat, muss hoffentlich auch dieses Mal keine Situation fürchten.

Um halb vier steigt Mika in sein Auto und bricht in Richtung Norden auf. In wenigen Minuten befinden er sich auf der A24. Die Autobahn ist zu dieser Zeit kaum befahren. Über die Freisprechanlage telefoniert er mit Wiesbaden. Felser ist nicht mehr im Haus. Aber ein Mitarbeiter, der Mika bekannt ist, hat schon auf seinen Anruf gewartet.

„Faxen sie bitte die Bilder der imaginären Beamten zu Dr. Brenner nach Kiel mit dem Hinweis, dass die Kollegen in circa acht Stunden aufbrechen werden. Weiteres werde ich dann später mit Herrn Felser besprechen“, verabredet Mika mit seinem Gesprächspartner im BAfSK.

Mika fährt auf Umwegen nach Kiel. Da er am späten Nachmittag seine ersten Nachforschungen im Rotlichtmilieu Kiels eingeplant hat, besucht er zunächst eine der beiden Dienstwohnungen in Hamburg. Dort beabsichtigt er auch sein Auto zu tauschen, da der Pkw, den er im Moment nutzt, in Kiel bekannt ist. Ferner erwartet er von Felser detaillierte Auskünfte über Brenner.

Sechs Uhr morgens Mika quartiert sich Mika für einige Stunde in der Wohnung am Jungfernstieg ein. Dort wechselt er zunächst den fahrbaren Untersatz. Das Fahrzeug, mit dem er die vergangenen Wochen unterwegs war, hatte schon über zweihundert PS. Der neue Bolide bringt es auf fast dreihundert PS.

„Nicht schlecht“, schmunzelt Mika, „das kann nur hilfreich sein, falls ich im Bereich Kiel plötzlich einen Ortswechsel vornehmen muss.“

Um kurz nach acht Uhr meldet sich Felser, um Mika die Auskünfte über Brenner mitzuteilen.:

„Obwohl nicht viel Zeit zur Verfügung stand, kann ich ihnen interessante Details über Brenner mitteilen. Er ist Mitglied in jedem elitären Klub oder Verein in der Umgebung Kiels, sei es der Golf-Klub, der Reiterverein, der Tennisverein oder Segelklub. Die Aufnahmegebühren und Jahresbeiträge überschreiten seinen Verdienst erheblich. Allerdings erbte seine Frau von ihren Eltern zwölf Kurkliniken, die Durmioskliniken. Ich denke, dass seine Ausgaben durch dieses Erbe finanziert werden. Sein aufwendiger Lebensstil ist damit zu erklären.“

„Haben sie sich speziell nach den Durmioskliniken erkundigt?“, fragt Mika.

„Ja, das haben unsere Mitarbeiter getan. Ihnen ist nichts Negatives aufgefallen“, antwortet Felser.

„Wann erbte seine Frau die Kliniken und wie lange ist er schon Mitglied in den elitären Klubs?“

„Die Eltern seiner Frau verunglückten vor sieben Monaten auf einer Küstenstraße in Süd-Spanien mit ihrem Auto tödlich. Sein Schwiegervater verlor auf einem abschüssigen Streckenabschnitt höchstwahrscheinlich die Kontrolle über die Luxuslimousine. Das Auto durchbrach die Leitplanken und stürzte über einhundertfünfzig Meter in die Tiefe. Sie konnten nur noch tot geborgen werden. Die Eltern wollten in Spanien ihr Klinikimperium vergrößern. Daraus wurde durch den tödlichen Unfall leider nichts. Vor einem knappen halben Jahr, nachdem die Unfallursache und alle weiteren Angelegenheiten geklärt waren, wurde Brenners Frau laut Testament Alleinerbin der Kliniken, die sie vor drei Monaten für einige Millionen verkaufte. Es heißt für fast zwanzig Millionen, da alle Kliniken hohe Gewinne erzielten“, erwidert Felser.

Mika wiederholt seine zweite Frage.:

„Wie lange sind die Brenners schon in den Klubs?“

„Oh Gott“, entgegnet Felser, „in den letzten Klub sind sie vor gut einem Jahr eingetreten. In den anderen Klubs sind sie schon seit Jahren Mitglieder. Da taucht natürlich die Frage auf, wie sie das alles vor dem Erbe finanziert haben?“

„Ich werde mich jetzt auf meinen Einsatz vorbereiten. Teilen sie Brenner mit, dass die neuen Kollegen um 13.00 Uhr in Wiesbaden losfahren und gegen 20.00 Uhr in Kiel eintreffen werden, wenn die Fahrt reibungslos verläuft. Und erklären sie Brenner, dass die „Neuen“ sofort im Rotlichtmilieu ermitteln und nicht erst im Präsidium erscheinen werden. Ich bin neugierig auf seine Reaktion“, äußert Mika.

„Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Brenner von euren Nachforschungen erfährt?“, ergänzt Mika.

„Unsere Spezialisten haben die PCs der Vereine und Institute höchst fachmännisch gehackt. Das bedeutet, dass keine Spuren hinterlassen wurden, die in den nächsten Tagen auffallen würden. Ihnen bleibt genügend Zeit, um das Milieu zu durchforsten“, beruhigt ihn Felser.

Mika öffnet das erste Mal seit Beginn seiner „Dienstzeit“ einen in jeder Wohnung stehenden Requisitenschrank. In den verschiedenen Regalen findet er Brillen jeglicher Art, künstliche Bärte in allen Farben, Perücken mit unterschiedlichen Haarlängen und Tönungen sowie Schminkkästchen für jeden Hauttyp.

Mika sucht sich eine mittelblonde Perücke mit halblangen glatten Haaren und eine Brille mit getönten großen Gläsern aus. Die Perücke sitzt wie angegossen. An die unzerbrechliche Brille muss er sich noch gewöhnen.

Als erster Agent kann er neue dünne Fingerlinge ausprobieren.

Diese bestehen aus einem hautfarbenen, atmungsaktiven Spezialkunststoff. In die Fingerlinge sind extrem scharfe kleine Klingen eingearbeitet, die beim Bilden einer Faust und einem leichten seitlichen Druck ausgefahren und zu einer gefährlichen Waffe werden. Als Mika morgens in Rathenow losfuhr, rasierte er sich bewusst nicht. Es soll bei seinem Weg durch die Gassen und Kneipen am Kieler Hafen der Eindruck entstehen, dass er schon einige Stunden durchgemacht hat.

Mika bereitet sich auf seine Abfahrt vor und gibt Felser die letzten Informationen:

„Ich werde hier so losfahren, dass ich gegen 21 Uhr in Kiel eintreffe. An der Sankt-Nikolai-Kirche in der Nähe der Flämischen Straße kann man gut parken. Von dort aus gehe ich zu Fuß weiter. Ich hoffe, so schnell wie möglich auf Brenners Spitzel zu treffen. Drücken sie mir im Interesse der beiden verschwundenen Kollegen die Daumen. Bevor ich gleich losfahre, werde ich noch die Kennzeichen an meinem Auto wechseln. Gut, dass wir in den Dienstwohnungen die Möglichkeit haben, eigene Schilder für wichtige Momente herzustellen. Ein Kieler Kennzeichen fällt nicht so leicht auf wie ein Wiesbadener Nummernschild. Nach Ankunft in Kiel werde ich zusätzlich einen Schwerbehindertenausweis gut sichtbar ins Auto legen.“

Kurz nach einundzwanzig Uhr fährt Mika auf einen der drei geschützt liegenden Parkplätze an der Nikolai-Kirche. Schwerfällig wie ein gehbehinderter Mensch steigt er aus dem Auto und öffnet den Kofferraum, in dem eine äußerst vergammelt aussehende Lederjacke liegt. Ins Innenfutter dieser „Schmuddeljacke“ wurden geschickt viele Fächer eingearbeitet, in denen Mika alle Waffen unterbringen konnte, die er eventuell bei seinem gefährlichen Einsatz benutzen muss.

Durch seinen schwerfälligen Gang wirkt er viel älter, als er ist. Von der Flämischen Straße bewegt sich Mika in die schmale Barber-Gasse, die nicht von Pkws befahren werden darf. Links und rechts wechseln sich Kneipen, Bordelle, Tabeldance-Etablissements, Stripteaselokalen und Imbissbuden ab. Die Sackgasse endet an einer hohen Holzwand. In der Wand befindet sich eine Tür.

 

4. Ein Leben im Sumpf

Image

Mika betritt eine Kneipe, in der schon einiges los zu sein scheint. Sie trägt den düsteren Namen „Der Sumpf“. Der Kneipenname gibt Mikas spontanen Eindruck richtig wieder. Im Inneren erwartet ihn viel Elend. Mika setzt sich an einen Tisch direkt neben dem Eingang. Von hier überblickt er die ganze Kneipe trotz der sparsamen Beleuchtung. Hinter dem Tresen steht ein Paar mittleren Alters, mit dem man nicht gerne allein in diesem Raum sein möchte. Vor dem Tresen sitzen vier Übriggebliebene, obwohl das Geschäft hier erst anläuft. An einem längeren Tisch vor dem Tresen knobeln vier zwielichtige Typen in einer übertriebenen Lautstärke. Links von Mika kauert in sich gesackt eine zitternde Frauengestalt, die nach ihrer leichten Bekleidung zu urteilen dem horizontalen Gewerbe zuzuordnen ist. Ihre Augen und das Zittern verraten, dass sie drogenabhängig ist und unbedingt einen Schuss benötigt. Am Tisch neben der bedauernswerten Frauengestalt sitzen zwei Damen, die gerade mit zwei Freiern verhandeln. Mika sieht in seinem schmuddeligen Look im Vergleich zu den anderen Gestalten wie ein gut gekleideter Gentleman aus.

Wenige Sekunden nachdem Mika Platz genommen hat, wird die Kneipentür aufgestoßen und ein Rüpel steuert sofort auf die elend aussehende Frau zu.

„Hoffentlich bist du bald draußen auf deinem Arbeitsplatz und besorgst mir den Zaster“, brüllt er die total verängstigte und bibbernde Frau an.

„Ich bin kaputt. Du musst mir was besorgen, damit ich weiter anschaffen kann“, entgegnet die Arme verängstigt.

Plötzlich greift der Zuhälter das lange Haar seines Mädchens, zieht es an sich heran und flüstert ihr ins Ohr:

„Du Miststück kostest mich durch deinen Drogenkonsum mehr, als du für mich einnimmst. In ein paar Tagen steht bei mir wieder die brutale Russenbande des Feuerteufels auf der Matte und will kassieren. Du weißt, was geschieht, wenn ich nicht genügend Knete abdrücken kann. Plötzlich sind wir beide dann nicht mehr da. Wie die uns dann bestrafen werden, ist dir wohl klar?“

Trotz des Flüstertones konnte Mika alles hören.

Inzwischen stehen auch ein schlecht gezapftes Bier und eine Bulette vor Mika.

Bevor Mika zum Bier greifen kann, quasselt ihn der Kerl vom Nebentisch an:

„Hättest du keine Lust auf ein Stößchen mit meiner süßen Kleinen. Sie gehört zu den besten Pferdchen, die du buchen kannst, heute zu einem Sonderpreis von nur fünfzig Euro, fast geschenkt. Komm Alter, das ist die Chance deines Lebens.“

„Was kostet meine Bestellung?“, fragt Mika zur Theke blickend.

„Zehn Euro“, kommt die kurze Antwort.

Mit einer leicht zitternden Hand greift Mika in seine rechte Jackentasche und hält wenig später einige zerknüllte Geldscheine in der Hand. Aus dem Knäul zieht er einen Zehneuro-Schein heraus und legt ihn zum Bezahlen auf den Tisch.

„Da schau, du hast ja genügend Knete, um meine Dame zu bezahlen. Rück einen Fünfziger raus. Bevor Mika das Geldknäul in die Tasche stecken konnte, reißt ihm der miese Zuhälter einen Fünfziger aus der Hand.

Die zitternde Frau fordert er mit ein paar Schlägen zur Arbeit auf. Die Ärmste kann kaum auf den Beinen stehen. Sie klammert sich an Mika, um nicht umzufallen. Lästernde Kommentare begleiten die beiden, als sie den „Sumpf“ verlassen.

„Und jetzt?“, fragt Mika vorsichtig.

Die kranke Prostituierte deutet mit dem Kopf zum Holzzaun am Ende der Barbergasse. In gebrochenem Deutsch haucht sie leise:

„Wir müssen durch Tür. Dahinter ist Zimmer.“

Nach einer Ewigkeit kramt sie einen Schlüssel aus ihrer Handtasche hervor, der ihr sofort aus den Händen gleitet. Mika hätte den Schlüssel mit Leichtigkeit fangen können. Aber er zieht es vor, sich wie ein gehandicapter Mann zu bücken, um langsam den Schlüssel aufzuheben. Dabei wird er mit Argusaugen vom Eingang des Sumpfes beobachtet. Gemeinsam zittern die beiden den Schlüssel ins Schlüsselloch, bevor sie endlich die Tür öffnen können. Eine schwache Lampe lässt einen Trampelpfad erahnen, der zu drei nebeneinanderstehenden und heruntergekommenen Wohnwagen führt. Mika schleppt die Frau zum mittleren Wohnwagen, nachdem sie schwach mit dem Kopf auf den Wagen gezeigt hat. Die Tür ist unverschlossen. Mit letzter Kraft und Mikas Hilfe schleppt sich die Frau in den Wagen und schaltet das rote Licht ein.

„Ich kann nicht mehr. Bitte tun sie mir nichts“, fleht sie Mika an, „ich möchte lieber hier sterben, bevor mich die brutale Meute des Feuerteufels holt und zu Tode quält.“

Bevor Mika nach dem Feuerteufel fragen kann, sackt die Frau ohnmächtig in sich zusammen. Gleichzeitig wird vorsichtig die Tür des Wohnwagens geöffnet und der Zuhälter steigt in den Wohnwagen.

„Was hast du mit meinem Mädchen gemacht? Hast du sie geschlagen? Das musst du mir bezahlen. Sie hätte heute noch hunderte Euro für mich verdient, für die du jetzt blechen musst“, zischt es aus dem Mund des miesen Hundes.

Mika nickt kurz wie ein verängstigter Mensch.

Dann greift er blitzschnell mit seiner linken Hand den Hals des Halunken, um ihm anschließend mit der vollen Wucht der rechten Faust sämtliche Gesichtsknochen zu brechen. Bruchteile von Sekunden nach dem Schlag drückt er seinem Opfer die Hand auf den Mund, um auffällige Geräusche zu verhindern.

„So mein Freundchen, es zahlt sich immer aus, wenn man eine kleine Rolle Klebeband bei sich trägt“, lächelt Mika den noch stark Benommenen an.

Im Nuh sind der Mund verklebt und die Hände hinter dem Rücken gefesselt.

Mika: „Auch, wenn du im Augenblick große Schmerzen hast, werden wir jetzt ein wenig plaudern. Ich versuche, meine Fragen so zu formulieren, dass du nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten musst. Da du nicht sprechen kannst, wird dein Kopf antworten. Hast du mich verstanden?“

Durch Nicken wird Mikas erste Frage beantwortet.

Mika: „Lassen hier hinter dem Zaun noch andere Zuhälter ihre Mädchen arbeiten?“

Der Kopf bewegt sich von links nach rechts und wieder zurück.

Mika: „Gehen in diesem Wohnwagen noch andere Frauen für dich anschaffen?“

Der Kopf bewegt sich von oben nach unten.

Mika: „Arbeiten die heute?“

Die Frage wird verneint.

Mika: „Ich werde dir gleich das Klebeband abnehmen und dir einige Fragen stellen, die du nicht nur durch Kopfnicken beantworten kannst. Um zu verhindern, dass du hier ein großes Theater veranstaltest, werde ich dir jetzt etwas zeigen.“

Mika holt aus einer weiteren Außentasche seiner Jacke ein schon bekanntes Kunststofffläschchen.

Mika: „In dieser kleinen Flasche befindet sich eine Zauberflüssigkeit, die mir vor geraumer Zeit ein guter Bekannter besorgt hat. Die Flüssigkeit nennt man Flusssäure. Wenn du diese Säure kennst, weißt du bestimmt, dass sie Wunder vollbringt. So bringt sie zum Beispiel Schweigende zum Reden. Bevor ich das Klebeband abnehme, werde ich dir den Beweis liefern. Ein kleiner Tropfen auf deinem Handrücken wird dich beeindrucken.“

Dem schmierigen Zuhälter laufen Schweißperlen an der Nase herunter. Er brummt in das Klebeband, um Mika etwas zu sagen.

Mika: „Möchtest du mir etwas sagen? Gut, ich werde dir vertrauen. Sollte aber nur eine Silbe über deine Lippen kommen, bevor ich dir weitere Fragen gestellt habe, gehört der halbe Flascheninhalt deinem Körper.“

Mika reißt mit einem Ruck das Klebeband herunter. Dem Mund des Kleinganoven entweicht kein Ton.

Mika: „Was sagt dir der Name Brenner?“

„Ist das nicht der Chef der Kripo? Die suchen noch immer nach den Mördern der zerstückelten Leichen“, erwidert der kleinlaute Zuhälter nach einem kurzen Zögern.

Mika: „Hast du Brenner schon einmal gesehen?“

„Das ist möglich, aber sicher nicht bewusst“, entgegnet der Bursche.

Mika: „Werden hier im Viertel Menschen vermisst?

„Es wird hinter der vorgehaltenen Hand darüber gesprochen, dass im Hafenviertel häufiger Personen verschwinden. Die stammen aus dem Osten. Sie werden über die Fährruten wie Vieh heimlich nach Kiel transportiert und nicht gemeldet. Wer nicht registriert wurde, existiert auch nicht und kann nicht als vermisst gemeldet werden. Viele junge Frauen und junge Männer sollen angeblich sofort nach ihrer Ankunft in Kiel in Privatbordelle nördlich der Stadt gekarrt worden sein. Dort sollen sie dann nur einem ausgewählten Personenkreis zur Verfügung stehen“, vermutet der Zuhälter.

Mika: „Steckt der Feuerteufel dahinter?“

„Da gehe ich von aus. Ohne den läuft hier nichts“, mutmaßt der „Stenz“.

Mika: „Wie viele Frauen gehen normalerweise für dich anschaffen inklusive der Halbtoten auf dem Bett?“

Wie aus der Pistole geschossen: „Drei.“

Mika: „Wo halten sich die zwei anderen Frauen auf?

„Die musste ich heute für eine Privatparty bereitstellen.“

Mika: „Auch nördlich der Stadt?“

„Schon möglich, aber das erfahre ich nie und meine Mädchen sind so sehr verängstigt, dass sie nicht reden. Nach ihrer Rückkehr habe ich für Tage andere Damen, die sich bei mir plötzlich geborgen fühlen und meine raue Behandlung lieben“, kommt die Antwort.

Mika: „An wen musstest du deine Damen ausleihen, was verdienst du an der Bereitstellung?“

„Nichts verdiene ich. Wer die Party veranstaltet und wo sie startet, weiß ich wirklich nicht. Aber da die ukrainische Bande die Mädchen abgeholt hat, glaube ich, dass der Feuerteufel dahintersteckt.“

Mika: „Wer ist der Feuerteufel?“

„Das kann ich dir nicht sagen, weil den keiner von uns kennt. Der muss ein wichtiges Tier in der Politik oder Verwaltung sein. Vor dem haben alle riesige Angst. Der bestraft Ungetreue äußerst brutal. In allen Bars und Kneipen sitzen und lauschen seine Spitzel. Jeder misstraut jedem. Meine Mädchen können gar nicht so viel anschaffen wie ich an ihn zahlen muss.“

Mika: „Warum verlegst du dein Geschäft nicht in eine andere Stadt?“

„Wenn der Feuerteufel das erfahren würde, wäre ich bald ein toter Mann. Seine Henker beherrschen einige perverse Hinrichtungsmethoden.“

Mika: „Das sieht offenbar nicht gut für dich aus. Wenn ich dich laufen lasse, wirst du mich sofort verpfeifen. Da ich das nicht will, muss ich dich töten. Es wird nicht wehtun. Ich breche dir das Genick. Schon hast du alles überstanden.“

„Wer bist du überhaupt? Was willst du hier?“, fragt der Zuhälter.

Mika: „Ich wollte eigentlich ein Konkurrenzunternehmen aufbauen. Aber wenn ich deinen Worten trauen kann, ist die Idee unter den gegebenen Voraussetzungen nicht so gut, schade. Ich denke, dass ich mein Vorhaben in den Süden Deutschlands verschieben werde.“

„Stell dir das nur nicht zu leicht vor. Die Konkurrenz im Zuhälter-Milieu ist groß und brutal“, versucht der Kerl Mika zu beraten.

Mika: „Wenn du das geschafft hast, traue ich mir das auch zu. Aber jetzt wieder zu dir, Genickbruch, Tod durch Herzversagen oder durch Ersticken, wie möchtest du gerne sterben?“

„Nimm mich doch mit in den Süden. Wir können zusammenarbeiten. Ich kann dir gute Tipps geben“, fleht der Angsthase.

Mika: „Keine schlechte Idee.“

Die Angst des kleinen Zuhälters weicht aus seinem Körper. Die Schmerzen in seinem Gesicht nimmt er kaum noch wahr. Sekunden später spürt er keinen Schmerz mehr.

Der schnelle Schlag auf seine Schläfe lässt ihm keine Zeit für eine Reaktion. Mika presst seine Finger kurz auf bestimmte Stellen neben der Wirbelsäule.

Mika: „Schlaf gut, wenn du wieder aufwachst, wird sich hier einiges verändert haben, hoffe ich.“

Mika legt den Burschen in den Bettkasten und klappt die Auflage wieder herunter. Dann bemüht er sich um die ohnmächtige Frau. Er trägt sie zu einem anderen Wohnwagen. Auch dessen Tür ist unverschlossen. Behutsam legt er sie auf das Bett und verständigt noch im Wohnwagen den Rettungsdienst mit Angabe des genauen Fundortes. Vorsichtig nähert er sich anschließend dem hohen Holzzaun und öffnet langsam die Tür. In der Barbergasse herrscht inzwischen ein reges Treiben. Niemand nimmt ihn wahr.

5. Die Ratten im Rattennest

Image

Mikas neues Ziel liegt schräg gegenüber vom „Sumpf“. Der Name dieser Kneipe ist genauso geschmacklos. Mika drückt die Türklinke zum „Rattennest“ herunter. Einrichtung und Gäste unterscheiden sich nicht wesentlich vom „Sumpf“, allerdings ist die Beleuchtung noch finsterer. Das Lied „Seemann“ von Lolita, das gerade gespielt wird, passt hier gar nicht hin. Träumen wird hier keiner.

Mika setzt sich an den einzigen freien Tisch, der ihm zum Glück alle Beobachtungsmöglichkeiten bietet. Raum und Tür liegen in seinem Blickfeld. Eine Kellnerin nähert sich seinem Tisch. Je näher sie kommt, desto älter und hässlicher wird sie. Bevor sie nach Mikas Bestellung fragen kann, ertönen die Martinshörner der Rettungs- und Polizeiwagen. Da eine Durchfahrt durch die vielen Menschen in der Barbergasse nicht möglich ist, halten die Einsatzfahrzeuge an der Flämischen Straße und eilen mit einer fahrbaren Bare zum Holzzaun und zu der Stelle, die ein unbekannter Anrufer einige Minuten vorher genau beschrieben hatte. Kurze Zeit später weiß jeder, wen die Sanitäter unter Polizeischutz zu ihrem Krankenfahrzeug brachten.

Die aufgefundene Frau verstirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus.

„Wo ist Franco?“, brüllt ein Typ aus dem „Sumpf“, „eins seiner Pferdchen hat ausgaloppiert.“

Endlich kann die Bedienung im „Rattennest“ Mikas Bestellung aufnehmen:

„Und, was soll ich dir bringen?“

Mika mit wackliger Stimme:

„Ein Bier und einen Korn.“

Unter dem Tisch streift Mika die Fingerlinge über die Zeigefinger beider Hände. Die hässliche Servierdame kommt schnell mit einem schalen Bier und einem Korn wieder.

„Zehn Mäuse“, krächzt sie mit rauchiger Stimme.

Mika greift wieder mit seiner zittrigen Hand in eine Seitentasche seiner Jacke und wieder kommt ein Knäuel Geldscheine zum Vorschein. Der Kellnerin treten bei dem Anblick fast die Augen aus dem Kopf.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739463070
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
zu Hause Gefahr Erfolg kranke Menschen neue Liebe neues Glück Bestie Mensch Mordwerkzeuge Vertrauen grausame Morde Liebesroman Liebe

Autor

  • Paul Marnou (Autor:in)

Horst Rasch alias Paul Marnou ist im Mai 1947 geboren, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Er war 42 Jahre mit Leib und Seele als Hauptschullehrer tätig. Kurz nach seiner Pensionierung studierte er die Hunderassen im Verband Deutscher Hundezüchter und entdeckte eine Hunderasse, die ihm bisher unbekannt war, den Eurasier. Er besuchte mit seiner Familie Hundeausstellungen und Züchter. Schon bald gehörte Eurasiermädchen B-Mila vom Jagdschloss Stutensee zur Familie.
Zurück

Titel: Der Kampf gegen das Böse - Band 3