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Der Kampf gegen das Böse - Band 2

Der Teufel lauert im Darknet

von Paul Marnou (Autor:in)
110 Seiten
Reihe: Der Kampf gegen das Böse, Band 2

Zusammenfassung

Mika weiß jetzt alles über die geheime Organisation. Die Ursprünge liegen im Bundesamt für Schwerstkriminalität (BAfSK), für das er bald unter dem Namen Fred Tabor tätig wird. Bei seinen Einsätzen wird er mit immer grausameren Verbrechen konfrontiert. Bei seinem ersten Fall für das Amt steht er schrecklichen Säuremorden gegenüber. Er erkennt die Gefährlichkeit des Darknets, in dem viele Teufel ihr Unwesen treiben. Doch davon lässt er sich nicht abschrecken. Er nutzt seinen bei allen Kollegen bekannten Spürsinn für die Vorgehensweise der menschlichen Bestien. Bei seinen Ermittlungen hilft ihm auch sein Wissen über das Tor-Netzwerk und das Darknet. Die Dienstwohnungen der geheimen Organisation kann er weiterhin als Anlaufspunkt bei seinen Einsätzen nutzen, ebenfalls das dort gelagerte Equipment. Am Gülper See unterstützt er Kommissar Mervert bei der Aufklärung brutaler Morde, die aus dem Darknet gesteuert werden. Während ihrer Zusammenarbeit entwickelt sich eine enge Freundschaft. Seine Familie kennt ihn nur als Dr. Mika Hennig. Als Frank Schubert bleibt er das Phantom der Organisation. Als Mitarbeiter des BAfSK heißt er Fred Tabor und trägt einen Dienstausweis bei sich. Mika weiß seine drei Identitäten gut zu nutzen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

Der Kampf gegen das Böse


Teil 1


Gebrochene Flügel lernen wieder fliegen


mord

 

von


Paul Marnou

 

Über den Autor

 

Horst Rasch alias Paul Marnou ist im Mai 1947 geboren, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Er war 42 Jahre mit Leib und Seele als Hauptschullehrer tätig, davon fast 40 Jahre an der Hermann-Claudius-Hauptschule in Marl. 2012 ging er mit 65 Jahren in den Ruhestand. Kurz nach seiner Pensionierung studierte er die Hunderassen im Verband deutscher Hundezüchter und entdeckte eine Hunderasse, die ihm bisher unbekannt war, den Eurasier. Er besuchte mit seiner Familie Hundeausstellungen und Züchter. Schon bald gehörte Eurasiermädchen B-Mila vom Jagdschloss Stutensee zur Familie, die seitdem stets an seiner Seite ist. Auf den ausgiebigen Spaziergängen mit Mila kann er nicht nur die Seele baumeln lassen. Dort entwickeln sich auch die Ideen zu seinen Büchern.

 

 

Impressum

 

Autor: Paul Marnou

Jahr: 2020

Adresse: Horst Rasch

Emslandstraße 5, 45770 Marl

E-Mail-Adressen:

paul-marnou@unity-mail.de

horst-rasch@unitybox.de

Web-Adresse:

http://www.autor-paul-marnou.de

Lektorat/Korrektorat: Paul Marnou und Maren Rasch

Illustrationen: Paul Marnou

Covergestaltung: Paul Marnou

Verlag: Selbstverlag

2. Neu-Auflage

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig.

Inhaltsverzeichnis

 

1. Die Flügel der Liebe werden gebrochen.

2. Mikas Weg aus der Finsternis

3. Die Heilung von Körper, Geist und Seele

4. Die Unterweisung

5. Kampf gegen die albanische Mafia

6. Der Banküberfall

7. Der Kampf gegen die Triaden

8. Unschuldige Kinder in Not

9. Eine traurige Bilanz

10. Der Serienmörder

11. Ausbruch eines Kapitalverbrechers

12. Die Heimkehr

 

1. Die Flügel der Liebe werden gebrochen

 

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Lotta Hennig feiert heute ihren dritten Geburtstag. Sie ist die Tochter von Viktoria und Mika Hennig. Wie im letzten Jahr sind alle gekommen, um ihr zu gratulieren, die Eltern ihres Vaters, Oma Ina und Opa Volkmar, Papas Schwestern Liv und Ilma mit ihren Freunden, die Eltern ihrer Mutter, Oma Ann-Britt und Opa Björn sowie Mamas jüngere Schwestern Kerstin und Marie. Ihre Mama Viktoria kommt aus Schweden. Ihr Papa lehrt an der Paul-Wenner-Universität Psychologie und war bei seiner Einstellung dort der jüngste Lehrstuhlinhaber aller Zeiten.

Ihre Eltern lernten sich an der Universität in Göteborg kennen und lieben. Viktoria war damals Studentin und Mika übernahm auf Empfehlung seines Doktorvaters die Vertretung eines erkrankten Dozenten. Lottas Mutter wohnte mit ihren Eltern und Geschwistern in Hönö auf Hönö, einer Insel in den Schären nördlich von Göteborg. Die Uni stellte Mika ein schönes rotes Holzhaus in Hönö zur Verfügung. Als sich Viktoria und Mika das erste Mal sahen, war es Liebe auf den ersten Blick, die noch heute genau so groß ist wie beim Kennenlernen. Sie heirateten auf Hönö in der weißen Holzkirche mit dem wunderschönen roten Dach.

Jeder sieht ihnen an, dass sie noch immer von den Flügeln der Liebe getragen werden.

Lotta packt geduldig ihre vielen Geschenke aus. Mit großen Augen wird sie dabei von allen Geburtstagsgästen beobachtet. Das Geburtstagskind sieht ihrer Mama sehr ähnlich. Sie hat das gleiche blonde krause Haar und ist genauso hübsch. Papa Mika filmt mit seinem Handy jede Kleinigkeit. Nach dem Abendessen verabschieden sich Mikas Eltern und Geschwister. Lotta schlummert schon nach dem anstrengenden Tag in ihrem Bettchen.

Viktorias Familie wohnt im Haus von Viktoria und Mika. Sie bleibt noch bis zum Ende der Woche. Die Tage gehen schnell vorbei. Bei der Verabschiedung bemerkt Oma Ann-Britt traurig:

„Ich würde euch zu gerne mit nach Hönö nehmen, aber hier habt ihr es auch sehr schön.“

„Wir besuchen euch doch regelmäßig und das soll auch so bleiben. Die Semesterferien stehen vor der Tür. Wir werden schon bald wieder bei euch sein“, tröstet sie Viktoria.

Viktoria ahnt nicht, dass sie ihre Eltern und Geschwister nie wiedersehen wird.

Das Semesterende nähert sich sehr schnell. Mika hat am letzten Tag vor den Semesterferien morgens nur noch zwei Vorlesungen. Anschließend soll es direkt zum Flughafen nach Düsseldorf und von dort mit dem Flieger nach Göteborg gehen.

Am nächsten Tag sitzt die junge Familie gemeinsam am Frühstückstisch und redet über ihre Eltern und Geschwister auf Hönö.

„Liebling, da unser Reisegepäck schon im Auto verstaut ist, kann ich dich doch an der Uni abholen. Ich gehe mit Lotta vorher kurz zur Bank und wir treffen uns nach deiner letzten Vorlesung am Auto“, schlägt Viktoria vor.

„Gute Idee, dann müssen wir uns nicht auf dem Weg zum Flughafen abhetzen“, stimmt Mika zu.

Während Mikas Vorlesungen herrscht stets absolute Stille, nicht, weil er diese Stille fordert, sondern weil die Studentinnen und Studenten ihm äußerst interessiert zuhören und seine Mimik und Gestik genauestens beobachten. Mit dem heutigen Thema „Der Einfluss der Liebe auf die Psyche des Menschen“ in der letzten Vorlesung des Tages zieht er seine Zuhörer wieder in seinen Bann. Jede fallende Stecknadel hätte man hören können.

So nimmt jeder Anwesende deutlich das vorsichtige Öffnen der Tür wahr. Mika hält kurz inne und schaut wie seine Zuhörer zur Tür. Dort steht der Dekan mit zitternden Händen und Tränen in den Augen in Begleitung eines Kriminalbeamten. Er bemüht sich zu sprechen, doch seine Stimme versagt. Mika eilt zu ihm, um ihm zu helfen. Hinter Prof. Dr. Merzner und dem Herrn von der Kripo stehen noch die Sekretariatsleitern Frau Kunding und einige Dozenten, die ebenfalls mit den Tränen kämpfen.

„Was ist passiert? Warum sind sie so aufgelöst?“, fragt Mika.

Bevor er eine Antwort bekommt, hört er hinter sich die vorsichtige Aufforderung eines Uni-Mitarbeiters an Mikas Studenten, den Hörsaal bitte zu verlassen.

„Klären sie mich doch bitte auf“, fordert Mika.

„Bitte kommen sie mit ins Büro der Verwaltung. Da können wir ruhig reden“, antwortet der Kriminalbeamte mit ruhiger Stimme. Inzwischen fahren ein Krankenwagen und ein Arztwagen vor den Haupteingang. Ein Arzt und ein Sanitäter nähern sich dem Büro, in dem Mika inzwischen Platz genommen hat. Eine fürchterliche Angst ergreift ihn. Als Momente später seine Eltern mit den Ärzten das Büro betreten und seine Eltern entsetzlich weinen, springt Mika plötzlich auf und schreit:

„Sagt mir endlich, was los ist“, obwohl er schon das Fürchterlichste, Bitterste, Traurigste ahnt. Seine schluchzenden Eltern nehmen ihn in ihre Arme und drücken ihn ganz fest.

„Du musst jetzt sehr, sehr stark sein, Mika“, flüstert seine Mutter.

„Wo ist Viktoria, wo ist Lotta? Wie geht es ihnen? Sagt mir bitte, dass es ihnen gut geht“, fleht er seine Eltern an.

Mika ist dem Wahnsinn, dem Zusammenbruch nah. Als der Kriminalbeamte ihm mitteilt, dass seine Liebsten nicht mehr leben, bricht Mika zusammen. Einer der anwesenden Ärzte gibt ihm eine Beruhigungsspritze. Als er wieder ansprechbar ist, will er sofort zu seiner Frau und seiner Tochter.

„Ich möchte sie sofort sehen. Viktoria und Lotta haben versprochen, mich hier abzuholen, und sie halten immer ihr Versprechen. Bitte sagt mir, dass sie noch leben. Ich brauche sie so sehr. Was ist geschehen?“

Der grausame Tod seiner Frau und seiner Tochter zerstört eine große Liebe. Mika stürzt in ein dunkles, unendlich tiefes Loch.

Wenige Stunden später erwarten in Göteborg Viktorias Eltern mit großer Freude die Ankunft ihrer Kinder. Das Flugzeug landet, die Passagiere werden nach dem Zoll von ihren Gastgebern begrüßt. Nur Björn und Ann-Britt warten vergebens. Verunsichert versuchen sie, Viktoria und Mika zu erreichen, vergebens. Zu Hause auf Hönö meldet sich in der Zwischenzeit auch niemand.

„Ruf doch bitte bei Ina und Volkmar an. Die wissen sicher mehr und können uns aufklären“, bittet Ann-Britt ängstlich, „hoffentlich geht es den Kindern gut! Sie haben bestimmt die Maschine verpasst. Aber dann hätten sie uns sicher darüber informiert?“ Nach mehreren Versuchen können sie endlich eine Verbindung zu Volkmar herstellen.

Sie hören Volkmars schweres Atmen, bevor sie seine traurige Stimme vernehmen: „Es tut mir so leid. Unfassbares ist geschehen. Viktoria und Lotta sind tot.“

Schreiend bricht Ann-Britt zusammen. Sofort eilen Sanitäter des Flughafenpersonals zu ihr und bemühen sich um sie. Björn und Volkmar halten noch ihre Handys in der Hand.

„Was ist passiert?“ fragt Björn mit zitternder Stimme.

„Die Polizei sagte uns nur, dass die Bank, in der sich Viktoria mit Lotta aufhielt, überfallen wurde und Schüsse fielen. Was genau geschah, können wir noch nicht sagen“, schildert Volkmar mit leiser und zitternder Stimme.

„Wir kommen mit der nächsten Maschine zu euch. Wir möchten unsere Kinder sehen. Die Maschine, in der die Kinder sitzen sollten, fliegt in einer Stunde zurück. Ich versuche noch Plätze zu bekommen“, beendet Björn das bittere Gespräch.

Er informiert sofort Kerstin und Marie in Hönö über die schrecklichen Ereignisse in Deutschland und bittet sie, zum Flughafen zu kommen. Danach eilt er sofort zum Flugschalter der Fluggesellschaft, nachdem Ann-Britt ärztlich gut versorgt wurde. Sie darf und kann leider nicht in das Flugzeug steigen. Inzwischen erreichen auch Viktorias jüngere Geschwister weinend den Flughafen und eilen zu ihren Eltern. Björn bittet sie voller Verzweiflung, ihre Mutter ins Krankenhaus zu begleiten.

„Ich habe noch einen Platz bekommen und muss in Kürze zum Einchecken. Bitte passt gut auf Mama auf. Ich lasse euch nicht gerne allein; aber ich muss zu Viktoria, Mika und Lotta. Mama wünscht sich das auch“, verabschiedet sich Björn von seinen Kindern und nimmt sie fest in seine Arme.

Was geschah am Vormittag?

„Viktoria schließt ihr Haus ab, schaut sich noch einmal um und bricht mit Lotta in Richtung Geldinstitut auf. Sie liegt gut in der Zeit, denn die Bank öffnet erst in zwanzig Minuten. Sie erreicht den Eingang der Bank kurz vor neun Uhr. Ein Bankangestellter öffnet pünktlich die Türen, und mit Viktoria und Lotta betreten noch ein älteres Ehepaar und ein älterer Herr die geräumige Schalterhalle. Bevor ein Kunde zum Schalter treten kann, stürmen vier vermummte und schwer bewaffnete Männer die Bank und schreien in gebrochenem Deutsch:

„Alle hinlegen und Geld her, sonst knallen wir alle ab.“

Die ängstliche Viktoria legt sich schützend über ihre kleine Lotta. Der ältere Herr ist körperlich nicht in der Lage, sich hinzulegen. Brutal hält ihm ein Verbrecher eine Waffe an den Kopf und schreit:

„Bist du alter Sack schwerhörig, „hinlegen“ habe ich gesagt.

„Ich kann nicht“, antwortet der alte Herr in Todesangst.

„Dann werde ich dir helfen“, grinst ihn der Bankräuber und Mörder an und drückt ab.

Tödlich getroffen bricht der alte Mann zusammen.

„Geht doch, du Penner, schlaf und träume gut. Kannst mir ja mal von deinen süßen Träumen erzählen“, lacht der Täter hämisch, „und jetzt rückt endlich die Kohle raus, sonst lassen wir noch andere träumen.“

Eine Bankangestellte, die sich geschützt im schusssicheren Bereich der Bank aufhält, drückt auf den Alarmknopf.

Da sich das Öffnen des Tresors durch die eingebaute Zeitschaltung verzögert, schießen die wütenden und ungeduldigen Verbrecher gegen das Panzerglas. Ein Querschläger trifft Viktoria, die noch immer schützend über Lotta liegt und ängstlich hochschaut, tödlich am Kopf und zerfetzt ihr rechtes Auge. Die kleine Lotta liegt wimmernd unter ihrer Mama. Der tote Körper Viktorias lässt dem Töchterlein kaum noch Luft zum Atmen. Das kleine Mädchen weint bitterlich und ruft mit letzter Kraft immer wieder: „Mama, Mama, Mama.“

Die Martinshörner der nahenden Polizei vernehmen auch die Verbrecher. Als sie gerade ohne Geld aus der Bank flüchten wollen, werden sie von der eintreffenden Polizei daran gehindert, und sie stürmen zurück in die Bank. Plötzlich gerät der Rettungsversuch der Polizei außer Kontrolle. Hinterher ist nicht mehr festzustellen, wer zuerst schoss. Ein brutaler Schusswechsel erschüttert die Bank. Nacheinander werden die Körper der Anwesenden von Geschossen getroffen. Die zarte Stimme der süßen Lotta verstummt plötzlich. Alle Bankmitarbeiter im geschützten Bankbereich und zwei Verbrecher überleben die Katastrophe, ein Täter schwer verletzt. Alle Kunden, drei ältere Herrschaften und eine junge Mutter mit ihrem Kind, werden von Kugeln mehrfach tödlich getroffen.

Der tödliche Querschläger zerstörte schon Viktorias hübsches Gesicht. Weitere Kugel durchschlagen ihren Hinterkopf und ihren Körper. Viktorias Versuch, ihre Tochter mit ihrem Körper zu schützen, bleibt leider ohne Erfolg. Der zarte Körper des kleinen Mädchens wird von mehreren Kugeln förmlich zerrissen, das empfindliche Köpfchen von einer Kugel zerstört. Hinter dem sicheren Panzerglas hängt ein Zettel mit Verhaltensregel bei einem möglichen Überfall an der Wand. Auf dem Zettel steht für jedermann deutlich zu lesen:

Im Falle eines Überfalles ist alles zu unterlassen, was Kunden gefährden könnte.“

Ein unbedachter Knopfdruck zerstört eine glückliche Familie. Volkmar holt Björn vom Düsseldorfer Flughafen ab. Ina bleibt bei Mika, der nur noch vor sich hinstarrt. Die Ankunft Björns nimmt er gar nicht wahr. Er spürt nicht, wie Björn liebevoll übers Haar streichelt.

Die Leichen der geliebten Kinder liegen bereits im gerichtsmedizinischen Institut.

Eine erneute Nachfrage von Volkmar und Björn, die Kinder noch einmal sehen zu dürfen, wird wiederholt verneint.

„Bitte verstehen sie uns. Ihre Kinder wurden durch die Kugeln so sehr entstellt, dass sie sie nicht sehen sollten. Halten sie ihre Tochter und ihre Enkelin so in Erinnerung, wie sie zuletzt gesehen haben. Es tut mir sehr leid“, bitten der leitende Gerichtsmediziner und ein Beamter der Kripo um Verständnis.

Ohne großen Widerspruch verlassen die beiden Väter mit gesenkten Köpfen das Institut.

Bei der Untersuchung von Viktoria und Lotta bestätigt sich eine befürchtete Vermutung:

„Beide Körper wurden von Geschossen aus Polizeiwaffen und Verbrecherwaffen getroffen!“

Nach einer Woche geben die Mediziner die Leichen zur Beerdigung frei. Viele Menschen begleiten Viktoria und Lotta auf dem Weg zu ihrer letzten Ruhestätte. Freunde Mikas tragen den weißen Sarg mit Viktoria. Björn und Volkmar halten den kleinen weißen Sarg mit ihrer Lotta in den Händen. Tränen laufen an ihren Wangen herunter. Viktorias Geschwister stützen ihre Mutter. Tags zuvor reisten sie zur Beerdigung ihrer ermordeten Tochter und ihres Enkelkindes an.

 

2. Mikas Weg aus der Finsternis

 

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Einer fehlt bei der Beerdigung, Mika. Alle Versuche seiner Angehörigen, ihn zu erreichen, in seinen Kopf einzudringen, schlagen fehl.

Sein seelischer Absturz setzt sich fort. Eltern, Geschwister und Freunde lösen sich bei dem Bemühen ab, Mikas Absturz zu bremsen. Sie geraten dabei an ihre physischen und psychischen Grenzen. Tagelang sitzt er in seinem Haus auf demselben Sofa. Die heruntergelassenen Rollos verdunkeln das Zimmer. Jeder Versuch seiner Eltern und Geschwister, Licht in das Zimmer zu bringen, wird durch ein Stöhnen von Mika verhindert. Nur ein winziges Lämpchen auf Mikas Schreibtisch macht eine räumliche Orientierung möglich. Sehr mühsam schleppt sich Mika fast instinkthaft zur Toilette, um dann gleich wieder auf dem Sofa in gleicher gebeugter Haltung zu verharren. Sein Zustand verlangt eine Betreuung rund um die Uhr. Sie ernähren ihren Sohn, Bruder, Freund und Schwager wie einen hilflosen Menschen. Sie geben nicht auf, mit Mika zu reden, und zeigen ihm fortwährend Bilder und Videos von Viktoria und Lotta, in der Hoffnung, wenigsten einen Funken Aufmerksamkeit in seinem Gesicht zu erkennen.

Nach Wochen zeigt Mika endlich eine erste Regung. Seine Schwester Liv spielt ein Video ab, das Mika selbst an Lottas letztem Geburtstag mit seinem Handy aufnahm. Lotta tobt mit ihrer Mama im eigenen Garten herum. Ihr fröhliches Lachen und Kreischen ist deutlich zu hören. Mika hebt kurz seinen Kopf und in seinem Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu sehen. Überglücklich telefoniert Liv sofort mit ihren Eltern. Vorsicht bewegt sie sich zum Terrassenfenster und lässt durch einen schmalen Schlitz ein bisschen Licht ins Zimmer, aber bereit, nach einer negativen Reaktion Mikas, den Schlitz sofort wieder zu schließen. Doch Mika bleibt ganz ruhig in gewohnter Sitzhaltung. Nach einer guten Stunde betreten die Eltern mit Livs Freund das zu ihrer Verwunderung und Freude leicht erhellte Wohnzimmer. Liv spielt das Video noch einmal ab. Gespannt beobachten alle Mikas Gesicht. Wieder bewegt er seinen Kopf nach oben und lächelt. Aber jetzt lächelt er auch seine Eltern und Liv an. Die Rollos werden in den nächsten Tagen schrittweise hochgezogen und das in den letzten Wochen düstere Zimmer wird von hellen Sonnenstrahlen durchflutet. Mika nimmt die Bilder um sich herum immer stärker wahr. Lächeln und weinen wechseln einander ab. Livs Freund, der als Stationsarzt in einer Spezialklinik für Psychiatrie tätig ist, sieht das Verhalten Mikas als bedeutenden Schritt hin zur Besserung. Er leugnet aber nicht einen noch langen Weg bis zur vollständigen Genesung.

3 Die Heilung von Körper, Geist und Seele

 

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Er berichtet von einem ähnlichen Fall eines jungen Mannes, der seine Familie durch einen tragischen Verkehrsunfall verlor. Diesen Mann schickten die behandelnden Ärzte, nachdem er wieder kleine Anzeichen zur Kommunikation erkennen ließ, in das Grenzgebiet zwischen Indien und China zu einem buddhistischen Mönch, der ihn tatsächlich wieder vollständig ins normale Leben zurückführen konnte.

„Das werden wir natürlich auch versuchen“, sagt Vater Volkmar sofort und zu Livs Freund gewandt, „du sagst uns bitte, wann wir einen Versuch starten dürfen.“

Mika macht zur großen Freude seiner Familie immer größere Fortschritte. Ihm muss nicht mehr bei seinen Mahlzeiten geholfen werden. Die Einkäufe übernehmen weiterhin andere für ihn, denn nach draußen wagt sich Mika noch nicht. Bald bleibt niemand mehr über Nacht bei ihm. Und plötzlich begrüßt er morgens seinen Vater, der gerade die Haustür aufschließt, mit „Hallo Papa“.

Sofort telefoniert der sichtlich gerührte Vater mit Mutter Ina:

„Schatz, wir haben unseren Sohn wieder!“

Wenige Wochen später fliegen Vater und Sohn nach Indien, von Frankfurt nach Delhi, von dort nach Scinagar und weiter zum Zielflughafen Leh. Die letzten zweihundert Kilometer legen sie mit einem Geländewagen zum Lamayuru-Kloster zurück. Dort werden sie schon von Mönch Chenpo erwartet. Mikas Vater fährt noch am gleichen Tag zurück nach Leh, wie es mit Mönch Chenpo im Kloster vereinbart war.

Niemand weiß, wie lange Mika dortbleiben wird und ob man ihm helfen kann, vollkommen genesen in sein normales Leben zurückzukehren. Wortlos zeigt ihm Mönch Chenpo seine karge Schlafstätte. In den ersten Wochen lehrt ihn Chenpo, der als junger Mann in Deutschland Germanistik studiert hat und außer Deutsch noch Englisch und Französisch spricht, sich wiederzufinden, sein Schicksal zu ertragen und den Tod seiner Liebsten als Teil seines Lebens zu akzeptieren. Mikas Geist und Seele wird stabilisiert und sein Lebensblick nach vorne gerichtet. Schon bald kann sich Mika auf jeden Teil seines Körpers, seiner Muskeln konzentrieren. Seine Sinne werden geschärft. Er lernt die Anatomie des Menschen bis ins Kleinste kennen.

In den ersten Wochen seines Aufenthaltes bereiten ihm die dünnere Luft in 4000 Metern Höhe und die Temperaturen im unbeheizten Kloster große Probleme. Der Meditationsraum ist der einzige Ort im Kloster, der durch einen Kachelofen leicht beheizt wird, aber nur im Winter. Als der Winter mit starken Minusgraden naht, bereiten Mika Luft und Kälte keine Probleme mehr.

Mika hat gelernt, alle Stärken seines Körpers zu beherrschen und dessen Schwachstellen zu beseitigen oder zu schützen, wenn das erforderlich ist. Er kennt jede empfindliche Region des menschlichen Körpers, die leicht zu verletzen oder zu zerstören sind. Mika, der schon als kleiner Junge in Sportvereinen erfolgreich tätig war, erlernt von Mönch Chenpo viele Kampfsportarten in Vollendung. Seine Hände, Arme, Beine, Füße im Einklang mit seinen Sinnen und Muskeln werden, wenn sie eingesetzt werden müssen, zu tödlichen Waffen. Mit seinen Händen kann er, gezielt eingesetzt, einen ganzen Körper und Körperteile anderer Menschen in Sekundenbruchteilen lähmen. Aber Chenpo lehrt ihn auch, diese Waffen zu kontrollieren und nur im Notfalle gegen die Ungerechtigkeit einzusetzen. Nie hätte Chenpo Mika zur menschlichen Kampfmaschine geformt, wenn er nicht vorher den feinen Charakter erforscht und erkannt hätte. Mönch Chenpo ist sich ganz sicher, dass sein ehemaliger Lehrling und jetziger Meister seine Fähigkeiten nur im Sinne der Gerechtigkeit einsetzen wird. Er bereitet Mika auf dessen neue Aufgaben vor.

Nach eineinhalb gemeinsamen Jahren verabschiedet Chenpo Mika nur sehr ungern. Eine ganz besondere Freundschaft ist in der vergangenen Zeit zwischen den beiden entstanden. Zu gerne hätte er Mika als dauerndes Mitglied des Klosters gesehen. Aber er weiß, dass Mika in Deutschland erwartet wird.

 

4. Die Vorbereitung

 

 

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Vom Lamayuru-Kloster legt Mika die gleiche Strecke zurück wie bei seinem Hinflug. Nach dreißig Stunden landet er in Frankfurt. Sein erster Weg führt ihn zum Bundesamt für Schwerstkriminalität (BAfSH) nach Wiesbaden. Bevor er das gut gesicherte Gelände betreten kann, muss er an der Pforte bei den Wachbeamten seine Zutrittsberechtigung nachweisen. Mika reicht den Beamten eine rote Kunststoffkarte in Checkkartengröße, die ihm schon in Indien bei seiner Abreise von Mönch Chenpo mit den notwendigen Informationen überreicht wurde. Ein Mann des Sicherheitsdienstes steckt die Karte in ein Lesegerät neben dem PC. Nach kurzer Zeit leuchtet ein grünes LED–Lämpchen auf. Sofort bekommt Mika die Zugangsberechtigung. Er betritt das Amtsgebäude nicht durch den Haupteingang. Mitarbeiter des BAfSH können das Amt durch mehrere Seiteneingänge betreten, um den kürzesten Weg von ihren jeweiligen Parkplätzen, die rund um das Gebäude verteilt sind, zu den Eingängen zu nutzen. Mika nähert sich dem einzigen Seiteneingang, vor dem keine Beamten stehen. Der liegt in einem nicht einsehbaren Bereich des Gebäudes. Mika betätigt eine Klingel neben einer Stahltür.      

„Ja bitte?“ fragt eine elektronische Stimme.

Gleichzeitig fährt im Mauerwerk eine Metallscheibe wie bei einem Nachttresor herunter, hinter der eine Buchstabentastatur sichtbar wird. Mika tippt ein Wort ein und die Stahltür wird wie von Geisterhand geöffnet. Wenige Sekunden nach Mikas Eintritt schließt sich die Tür wieder. Er steht in einem kleinen Vorraum, in dem er nur kurz wartet. Die einzige Innentür des Raumes öffnet sich, und ein Herr mit dunkelgrauem Anzug und dunkelblauer Krawatte betritt den Vorraum.

„Wie kann ich ihnen helfen?“ fragt er Mika.

„Chenpo“, antwortet Mika kurz.

„Wir haben sie schon erwartet“, fährt der Mann fort, „treten sie bitte ein.“

Mika folgt dem Herrn in ein größeres Zimmer mit bequemen Sitzgelegenheiten. Hier erhält er von dem Herrn alle Informationen, die für seinen zukünftigen Aufgabenbereich wichtig sind:

„Mönch Chenpo hat sie bereits über uns informiert und uns über sie. Ich kenne Chenpo schon seit vielen Jahren. Wir lernten uns zufällig in einem Straßencafé hier in Wiesbaden kennen. Chenpo hatte gerade sein Studium beendet. Er erzählte mir von seinen Zukunftsplänen. Ich arbeitete schon einige Jahre in diesem Amt, zunächst als ermittelnder Beamter. Nach einem „Dienstunfall“ wurde ich an einen Schreibtisch verdammt und war für den Archivbereich zuständig.

Wenn ich heute das Gebäude betrete, glaubt noch jeder Kollege, dass ich diese Tätigkeit noch immer ausübe. Tatsächlich kontrolliert unsere Organisation das Archiv. Wir können deshalb zu jederzeit auf wichtige Informationen, die in der Vergangenheit liegen, zugreifen. Chenpo erzählte mir, dass er bald in den Norden Indiens zurückkehren will, um dort in einem Kloster tätig zu sein. Aus diesem Gespräch entwickelte in den folgenden Jahren unsere Organisation. Leider darf und will ich ihnen nicht mehr über den Entwicklungsprozess erzählen. Während ihres Aufenthaltes im Kloster besuchte ich Chenpo mehrmals. Auch sie und ihre Entwicklung habe ich mit großem Interesse beobachtet. Deshalb kenne ich auch den traurigen Grund für ihren Aufenthalt im Kloster und bin über jede Phase ihrer physischen und psychischen Genesung, Stabilisierung, Stärkung und ihre jetzigen Fähigkeiten unterrichtet.

Ich werde ihnen nun alles über ihren neuen Tätigkeitsbereich erzählen, alles, was sie unbedingt wissen müssen. Sie gehören ab heute einer Organisation an, die sich für Gerechtigkeit einsetzt und unschuldige Menschen vor Verbrechern schützt. Sie wissen bereits von Mönch Chenpo, dass es uns auf dem Papier nicht gibt, unsere Organisation, mich und ab jetzt sie und alle anderen Mitarbeiter. Wir arbeiten im Verborgenen. Auch den Angestellten des Bundesamtes ist unsere Organisation nicht bekannt. Alle Hilfeanfragen der Landeskriminalämter, die an das BAfSH gerichtet sind, erscheinen auch auf unseren PCs und wir entscheiden dann selbstständig, wann und wo wir eingreifen müssen. Bei den Hilfeanfragen bitten die Bundesländer um Unterstützung bei äußerst brutalen Verbrechen, die die zuständigen Behörden nicht alleine bewältigen können. Wenn wir einen Auftrag übernehmen, erlischt dieser unmittelbar nach unserer Übernahmeentscheidung in den elektronischen Unterlagen des BAfSH. Unsere Mitarbeiter erhalten von uns Namen, deren Benutzung genauestens vorbereitet wurden. Das bedeutet, dass Mika Hennig noch immer im Lamayuru-Kloster in Nordindien lebt. Dort wird er auch die nächsten zwei Jahre bleiben. Sie dienen uns hier in Deutschland die nächsten zwei Jahre unter einem anderen Namen. Sollten sie die nächsten zwei Jahre überleben, können sie als Mika Hennig aus Indien nach Deutschland zurückkehren, und sie haben für ihr Leben ausgesorgt. In diesem Falle liegt wenige Tage danach ein Buch zu Hause in ihrem Briefkasten. Das Buch haben sie im Kloster geschrieben. In diesem Buch beschreiben sie ausführlich ihr bisheriges Leben mit allen Höhen und Tiefen. Es trägt den Titel „Das Schicksal des Mika Hennig“. Studieren sie das Buch so schnell und so gut wie möglich, denn es wird in wenigen Wochen in den Top 10 der Büchercharts sein und sie sind dann ein gefragter Mann. Außerdem wird ihr Konto gut gefüllt sein. Sollten sie aber bei einem ihrer Einsätze ums Leben kommen, ist Mika Hennig in Indien bei einer Bergwanderung tödlich abgestürzt. Ihre Leiche in Deutschland kann nicht identifiziert werden, auch nicht über ihren neuen Organisationsnamen. Mönch Chenpo beschreibt sie als einen ganz besonderen Menschen, der die große Chance hat, die zwei Jahre heil zu überstehen. Hilfe dürfen sie von hier nicht erwarten, da es sie und uns nicht gibt. Sie haben bei der deutschen Aristo Bank ein Konto, das unter dem Namen Franz Schubert läuft. Franz Schubert ist ein fiktiver Großhandelskaufmann bei einer großen Spedition im München. Über dieses Konto erfahren sie ihre neuen Aufträge. Sie können in jeder Bankfiliale der Deutsche Aristo Bank bundesweit Auszüge ziehen. Nach der ihnen bekannten Entschlüsselungsmethode erfahren sie auf den Auszügen ihren neuen Auftrag. Vernichten sie die Auszüge unverzüglich nach Entschlüsselung durch Verbrennen in ihrer jeweiligen „Dienstwohnung“. Ihre Aufträge erhalten sie in unregelmäßigen Abständen, manchmal nur zwei bis drei im Jahr, aber auch zwei in wenigen Tagen. Durch ein Licht- und Tonzeichen auf ihrem Dienst-Handy werden sie in dringenden Fällen aufgefordert, Auszüge zu ziehen. Neun von zehn Aufträge sind Notfälle. Der Fall, den sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden ausführen müssen, ist solch ein Notfall. Bundesweit stehen ihnen komfortable Unterkünfte zur Regeneration zur Verfügung. Diese Unterkünfte sind bestens gesichert. In den Wohnungen tauschen sie jedes Mal nach einem Einsatz ihr Handy. Falls sie die zwei Jahre heil überstehen, müssen sie ihre Einsatztasche mit den Waffen und ihre Schlüssel innerhalb einer Woche im Tresorraum einer Wohnung hinterlegen. Personalausweise, Pässe und ihr Handy vernichten sie nach Vorschrift. Halten sie sich nicht zu lange in einer Wohnung auf, höchstens eine Woche, damit sich niemand an ihr Gesicht gewöhnen kann. Vermeiden sie Kontakte im Haus. Nach einem erfüllten Auftrag müssen sie eine Wohnung aufsuchen. Den Grund dafür müssen sie nicht wissen. Wir sehen immer, wo sie sind. Gehen sie nur in Lokale, Restaurants, Kinos, die gut besucht sind. Dort fallen sie weniger auf. In den Unterlagen, die sie von mir erhalten, sind die jeweiligen Wohnungsstandorte verschlüsselt aufgeführt. Dort, wo Wohnungen sind, finden sie auch Autos und Motorräder. Sie erhalten Spezialschlüssel für alle Wohnungen, Autos und Motorräder. Durch einen Anruf in der jeweiligen Wohnung erfahren sie, ob diese von einem anderen Mitarbeiter belegt ist, gerade „gesäubert“ wird oder neu ausgestattet wird. Ertönt ein Besetztzeichen, ist die Wohnung belegt. Die Wahrscheinlichkeit einer Belegung ist aber sehr gering. Sie müssen während ihrer „Dienstzeit“ einmal im Monat in einer unserer Wohnungen absteigen. Übernachten sie nur in Hotels mit großem Publikumsverkehr. Die Hotels müssen in der Nähe einer Dienstwohnung liegen, damit sie immer schnell einsatzbereit sind. In den Wohnungen finden sie ausreichend Verpflegung und Nachschub für alles, was sie zum Einsatz benötigen, Waffen aller Art, Sprengstoffe und vieles mehr. Wenn sie gleich dieses Gebäude durch den Haupteingang verlassen, haben sie keine Möglichkeit mehr, uns zu kontaktieren. Uns gibt es nicht. Sie müssen wöchentlich Auszüge ziehen, damit wir sehen, dass sie noch leben. Tun sie das nicht, wird Frank Schubert gelöscht und die Wohnungstürschlösser und Autoschlösser werden neu programmiert, sodass ihre Schlüssel nicht mehr passen. Sie erhalten somit keine weiteren Aufträge. Ihre Versorgung nach zwei Jahren entfällt. Wenn sie einen Auftrag erledigt haben, heben sie innerhalb der nächsten zwölf Stunden an einem Geldautomaten der Aristobank eine bestimmte Geldsumme von ihrem Konto ab. Anschließend ziehen sie sofort Auszüge. Auf den Auszügen wird ihnen der Empfang ihrer Mitteilung bestätigt. Hinterlassen sie nie Spuren. Halten sie sich aus Streitereien heraus, auch wenn es ihnen noch so schwerfällt. In diesem Aktenkoffer finden sie alles für ihren ersten Einsatz und alle Informationen, die sie gerade von mir erfahren haben. Ich wünsche ihnen viel Glück.“

 

5. Kampf gegen albanische Mafia

 

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Sie fliegen in zwei Stunden nach Hamburg. Von dort kam eine sehr dringende Hilfeanfrage. Ein verdeckter Ermittler des Landesamtes für Schwerstkriminalität (LAfSK) ist von der albanischen Mafia, die in Hamburg den Drogen- und Menschenhandel beherrscht, enttarnt und entführt worden. Die albanische Mafia bestraft Verräter mit „der systematischen Entkernung“. Zunächst wird dem Opfer ein Serum gespritzt, das eine Ohnmacht auch bei den größten Schmerzen verhindert. Das Opfer fühlt also alle Schmerzen, die ihm zugefügt werden, bis zum endgültigen Tod. Zuerst wird ihm mit einem Rasiermesser der Kopf kahlgeschoren. Dabei werden bewusst tiefe Schnittwunden auf der Kopfhaut erzeugt. Dann arbeitet sich der „Foltermeister“ systematisch nach unten. Die Ohren, die Nasenspitze und die Lippen werden abgeschnitten, danach die Brustwarzen. Es folgen die Finger, stückweise, erst der kleine Finger, Glied für Glied, usw. Nach den Fingern folgen die Handstummel, Unterarme und Oberarme. Ähnliches geschieht mit den Zehen, Füßen, Unterschenkeln und Oberschenkeln. Um ein vorzeitiges Ausbluten zu verhindern, werden die blutenden Wunden mit glühenden Eisen verödet. Mit einer Kreissäge wird zum Schluss der Kopf abgetrennt. Den verbleibenden Rumpf schicken sie anschließend gut verpackt an die Behörde, für die der gequälte Mensch gearbeitet hat. Verhindern sie bitte, dass es dazu kommt. Der Aufenthaltsort des Entführten ist leider niemandem bekannt. Nehmen sie bitte ihren Koffer und verlassen sie das BAfSK durch den Haupteingang. Wir werden uns nicht mehr sehen. Sie sind ab jetzt auf sich allein gestellt.

Am frühen Abend landet Mika in Hamburg. Mit der U-Bahn fährt er zum Jungfernstieg und legt von dort die letzten Meter zur Wohnung zu Fuß zurück. Vorher überprüft er durch einen Anruf den Belegungsstatus. In der äußerst komfortablen Wohnung bereitet Mika seine Waffen und sein Equipment für seinen ersten Einsatz vor. Sein erster Weg führt ihn in die dunklen Gassen von Sankt Pauli, in die Seitenstraßen zur großen und kleinen Freiheit. Dort erfährt Mika in wenigen Sekunden von einem albanischen Zuhälter und Drogenhändler den Standort der Mafiazentrale, Informationen über den Aufenthaltsort des entführten Ermittlers allerdings nicht. Der Zuhälter kann später der Polizei nicht mitteilen, wer ihm die schweren Verletzungen zugefügt hat. Der Kopf der albanischen Mafia steuert seine Geschäfte aus einer alten Villa in der Nähe des Hafens. Da sich Mika ohne fahrbaren Untersatz durch die Gassen von Sankt Pauli bewegt, muss er sich für die Fahrt zur Mafiazentrale ein Auto ausleihen, das ohne Fahrer am Straßenrand steht.

Die Villa wird von hohen Mauern umgeben, auf denen NATO Draht in mehreren Lagen ein Überwinden unmöglich macht. Jeder Zentimeter außerhalb der Mauern wird von Kameras überwacht. Nur durch ein großes Stahltor ist das Innere der Mauern zu erreichen.

Mit gezielten Schüssen aus einem kleinen Kunststoffrohr befördert Mika zwei Knetgummi ähnliche Kugeln auf die Gehäuse der Kameras, die links und rechts des Tores befestigt sind. Beim Aufprall bleiben die Plastiksprengstoffkugeln an den Kameras kleben. Innerhalb des Plastiksprengstoffes befinden sich Zünder, die Mika Momente später mit seinem Handy zündet und die Kameras durch die kleine Sprengung zerstört.

Zwei Muskelprotze öffnen hastig eine Tür, die sich in dem mächtigen Zufahrtstor befindet, um sich den Schaden anzuschauen, und nach den Ursachen zu sehen. Mit Taschenlampen beleuchten sie kurz die zerstörten Kameras, um sofort Meldung ins Haus zu geben. Aber dazu kommen sie nicht. Lautlos wie eine Katze nähert sich Mika den beiden. Mit kräftigen Griffen in den Halsbereich lähmt Mika die Zwei. Bei einem führt die Lähmung Minuten später zu einem qualvollen Tod, dem anderen entlockt er, nachdem er kurzzeitig den Lähmungszustand löst, mit dem Versprechen, seine Qualen zu beenden, den Aufenthaltsort des entführten Ermittlers. Mika hält sein Versprechen und erlöst ihn durch Genickbruch von seinen Lähmungsqualen. Neben den Leichen hinterlässt er ein Zeichen der russischen Konkurrenz. Mikas nächstes Ziel ist eine nicht weit entfernt liegende kleine Halbinsel im Hamburger Hafen, auf der sich noch Überreste einer ehemaligen kleinen Werft befinden. Er erkennt sofort durch sein Nachtsichtgerät der neuesten Technik die starke Bewachung des Geländes. Geräuschlos nähert er sich dem ersten Bewachungsposten. Ein gezielter Griff und der Wächter wird zum Schläfer, ohne die Möglichkeit je wieder aufzuwachen. Nachdem Mika weitere drei Ganoven auf die gleiche Art von ihren Bewachungsaufgaben befreit hat, muss er sich dem dunklen Eingangsbereich zur Halle nähern. In einer Nische direkt neben dem Eingang entdeckt Mika mit seinem Nachtsichtwärmegerät den letzten Wachposten außerhalb der Halle. Aus dem Halleninneren ist leises hämisches Gelächter zu hören. Mit einem Giftpfeil, den er nahezu lautlos mit einer Spezialpistole abschießt, setzt er den letzten Wachposten außer Gefecht. Durch einen Türschlitz erkennt Mika die letzten Vorbereitungen zur bevorstehenden Hinrichtung. Schnelles Handeln ist nötig. Durch den Türschlitz sieht Mika nur vier Personen, den Folterknecht, zwei weitere Personen, die die Hinrichtung filmen wollen, und den auf einem Stuhl sitzenden und gefesselten Entführten. Mit wenigen schnellen Handgriffen macht er sein Spezialgewehr einsatzbereit. Er weiß genau, dass seine Reaktionszeit viel kürzer ist als bei allen anderen Menschen. Im Kloster lernte er, in solchen Situationen absolut ruhig und konzentriert zu handeln. Vorsichtig bewegt er die Türklinke nach unten, die Tür ist nicht verschlossen. Er muss sie also nicht aufsprengen.

„Schnell oder langsam öffnen?“

Mika entscheidet sich für die schnelle Variante. Er reißt blitzartig die Tür auf und erkennt in Bruchteilen von Sekunden, wo die restlichen Verbrecher positioniert sind. Bevor ein Anwesender zur Waffe greifen kann, fallen sie wie Dominosteine um. Mika hatte seine Waffe so eingestellt, dass zehn Schüsse in einer Sekunde abgefeuert werden. In demselben Rhythmus bewegte er das Gewehr höchst konzentriert von „Ziel“ zu „Ziel“, ohne das Opfer zu gefährden. Nachdem er sich genauestens versichert hat, dass sich keine weiteren Personen in der Halle aufhalten, befreit er den LAfSK-Beamten. Mika fordert den Befreiten mit Handzeichen auf, nicht zu reden, und schaltet in der Halle das Licht aus. Gemeinsam verlassen sie unter Mikas Führung die Halle und die kleine Halbinsel, immer konzentriert auf mögliche Gefahren. Mit dem geborgten Auto fahren die beiden zum Polizeikommissariat in der Noltkestraße, in der seit der Entführung des verdeckten Ermittlers Beamte des zuständigen LAfSK auf ihren Kollegen warten.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739462998
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
Darknet brutale Morde hilflos Unmenschen Teufel hilflos ausgestzt quälen Grausamkeit Drogen Angst Liebesroman Liebe

Autor

  • Paul Marnou (Autor:in)

Horst Rasch alias Paul Marnou ist im Mai 1947 geboren, verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Er war 42 Jahre als Hauptschullehrer tätig. Kurz nach seiner Pensionierung studierte er die Hunderassen im Verband Deutscher Hundezüchter und entdeckte eine Hunderasse, die ihm bisher unbekannt war, den Eurasier. Er besuchte mit seiner Familie Hundeausstellungen und Züchter. Schon bald gehörte Eurasiermädchen B-Mila vom Jagdschloss Stutensee zur Familie, die seitdem stets an seiner Seite ist.
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Titel: Der Kampf gegen das Böse - Band 2