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Küss mich, Pirat

von Cat Lewis (Autor:in)
156 Seiten

Zusammenfassung

Wer braucht schon Prinz Charming, wenn man einen Piraten haben kann? Emilys Leben gleicht einem Trümmerhaufen, nachdem ihr Freund sie mit ihrer Cousine betrogen hat. Um sie abzulenken, überreden ihre Freundinnen sie zu einer Reise nach Ibiza, wo sie auf den attraktiven Piraten Colin treffen. Der verdreht Emily völlig den Kopf und obwohl sie weiß, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt ist, entwickelt sie Gefühle für ihn. Dabei ist Emily sich sicher, dass ihr Herz einen weiteren Verlust nicht verkraften kann.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

Wenn ich eines in den vergangenen Wochen gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass je mehr Eiscreme man in sich hineinschaufelt, desto mehr denkt man über das Leben nach. Wie ein Film zogen die letzten eineinhalb Jahre an mir vorbei und ich untersuchte ihn bis ins kleinste Detail. Wann war das alles derart aus dem Ruder gelaufen? Wann hatten Nick und ich uns aus den Augen verloren? Wann hatte ich den entscheidenden Fehler begangen, der ihn schließlich in die Arme einer anderen Frau trieb? Oder war ich etwa von Anfang an nicht genug? War ich etwa eine Frau, die mit rosaroter Brille lebte und ihre eigenen Fehler nicht erkannte? Wohin war das Glück verschwunden, das ich glaubte, gefunden zu haben? Ich hing fest in einer Endlosschleife aus Zweifeln, Selbstmitleid, unzähligen Tränen und der Frage, warum ausgerechnet ich so ein Pechvogel war, dem alles zu entgleiten schien, das ihm lieb und teuer war.

Knapp fünf Wochen war es her, dass Nick mit meiner Cousine Chloe durchgebrannt war, nachdem ich sie in flagranti bei ihm zu Hause erwischt hatte. Er war gerade dabei gewesen, genüsslich Sahnehäubchen von ihren Mini-Brüsten zu schlecken. Mir wurde bei dem Gedanken daran noch immer übel.

Heute Morgen hatten Lucy und Mia, meine beiden besten Freundinnen, vor der Tür gestanden, jede mit einem Koffer in der einen und der Kreditkarte in der anderen Hand, und mich durch ihre schicken, übergroßen Sonnenbrillen gemustert. Dass es draußen wie aus Eimern goss, schien die beiden wenig zu interessieren.

»Wollt ihr bei mir einziehen, oder was?« Ich unterdrückte den Drang, über meinen quietschrosafarbenen Einhornpyjama nachzudenken, während die beiden wie immer frisch und aufgetakelt waren.

»Zieh dich an, Emily, wir verreisen!«, sagte Lucy auf ihre gewohnt direkte Art, schob mich beiseite und trat ein.

»Wir … tun was?«, keuchte ich überrascht und wusste nicht, wie mir geschah.

»Wir sind es leid, dass du in deiner trostlosen Höhle versauerst. Es wird Zeit, dass du zu den Lebenden zurückkehrst«, bemerkte Mia.

»Ich habe aber keine Lust darauf. Lasst mich in Ruhe!«, maulte ich, ließ mich jedoch von Mia durch die Wohnung bugsieren.

»Du gehst duschen, wir packen den Koffer!« Lucys Befehlston jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. »Hast du die Kreditkarte aufgetaut?«

»Aufgetaut?« Ich blickte sie irritiert an. Wo war ich gelandet? In einer kitschigen US-Komödie?

»Ach, vergiss es. Tu, was wir sagen, und dir wird nichts geschehen.« Mia wedelte mit der Hand und bedeutete mir, ins Badezimmer zu verschwinden.

»Ja ja, schon gut.«

Keine zwei Stunden später fanden wir uns am Last-Minute-Schalter von Heathrow wieder und planten unsere Reise ins Blaue. Drei Single-Ladys, aufgetakelt bis zum Gehtnichtmehr, auf der Suche nach einem spaßigen Urlaub am Strand. Lucys Worte, nicht meine. Es überraschte mich kaum, dass uns der junge Mann am Schalter mit einem Grinsen im Gesicht eine Reise auf die Balearen buchte. Genau das war es, was ich an den Mädels liebte: Unsere spontanen Trips quer durch die Welt. Wir hatten Glück, dass wir durch die Unterstützung unserer Eltern finanziell unabhängig waren. Jeden Monat bekamen wir das nötige Geld zur Verfügung gestellt, um unsere Mieten zu bezahlen. Nebenbei jobbten wir ab und an in verschiedenen Cafés und Geschäften, um unser verwöhntes Londoner Studentenleben führen zu können. Zumindest gönnte ich mir den einen oder anderen Luxus, wenn ich mit Lucy und Mia unterwegs war, denn der Spaß mit meinen Freundinnen war etwas, das ich wie die Luft zum Atmen brauchte. Aber ob mir das diesmal wirklich helfen würde?

 

 

Ich machte den ersten Schritt aus dem Flugzeug und lief gegen eine Hitzewand. Wären hinter mir nicht noch mehr Fluggäste gewesen, die nach draußen drängten, hätte ich wohl direkt kehrtgemacht und wäre nach London zurückgeflogen. In meiner Heimatstadt packten die Leute gerade bei angenehmen zwanzig Grad die Sommerkleider aus. Hier hingegen herrschten wüstenartige Temperaturen, die mir sofort die Schweißperlen auf die Stirn trieben.

»Na, hab ich zu viel versprochen?« Mia streckte die Arme gen Himmel. Mit Lucy und mir im Schlepptau stolzierte sie die Treppe hinunter, als wäre sie auf einem Laufsteg in Mailand.

»Es ist herrlich!«, flötete Lucy und steckte die langen, roten Locken mit einer schmetterlingsförmigen Haarklammer hoch.

Ich verdrehte die Augen, denn meine gute Laune und die Vorfreude hielten sich in Grenzen.

Wir drängten uns wie alle anderen auch in den aufgeheizten und nicht klimatisierten Bus, der uns zum Terminal bringen sollte.

»Jetzt guck nicht so griesgrämig. Hallo? Wir sind auf Ibiza!« Lucy boxte mir gegen den feucht glänzenden Arm und warf daraufhin einen angewiderten Blick auf ihre Hand.

»Fass mich bloß nicht an«, murrte ich, wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und erntete einen bockigen Gesichtsausdruck.

Wir Engländer waren solch eine Hitze nicht gewohnt und wer hätte schon damit rechnen können, dass uns im Hochsommer auf den Balearen derart hohe Temperaturen erwarteten? Na gut, wenn ich mein Hirn eingeschaltet hätte, wäre ich darauf gekommen. Das befand sich jedoch momentan im Standby-Modus, um nicht in Versuchung zu geraten, über Nick nachzudenken. Ich tat es trotzdem. Nick war überall. In meinen Träumen, meinen Gedanken, meinem zersplitterten Herzen …

Es gab kein Entkommen. Am Flughafen hatte ich geglaubt, ihn inmitten der Menge gesehen zu haben, dabei war es nur irgendein Typ gewesen, der Ähnlichkeit mit ihm hatte. Verfluchter Mist. Wenn es doch wenigstens aufhören würde, so verdammt wehzutun!

Seufzend presste ich den Stoffrucksack an mich und verfluchte mich innerlich, nicht Mias Beispiel gefolgt zu sein, und meine langen, an mir klebenden Haare zusammengebunden zu haben. Dummerweise hatte ich gerade keinen Haargummi oder eine Spange zur Hand, sodass ich sie lediglich zusammendrehen und über meine Schulter hängen lassen konnte.

Ratternd fuhren wir dicht an dicht gedrängt los und klammerten uns an die Haltestangen, die das alte Gefährt zu bieten hatte. Wenige Minuten später wurden wir in die stickigen Hallen des Flughafens entlassen und machten uns auf den Weg zur Gepäckabholung.

Zwei Stunden später kamen wir erschöpft im Hotel an. Was uns als Last-Minute-Schnäppchen angepriesen wurde, entpuppte sich als eine von russischen Touristen besetzte Bruchbude. Nachdem wir eingecheckt hatten, traten wir in den mittelalterlich wirkenden Fahrstuhl und drückten auf die Taste für das achte Stockwerk. Die Türen schlossen sich, doch mehr geschah nicht. Der Aufzug spielte Toter Mann und rührte sich keinen Zentimeter. Die Türen konnten wir auch nicht mehr öffnen.

»Oh Gott, oh Gott, oh Gott, ich habe doch Klaustrophobie! Aaaah, die Wände kommen immer näher! Ich …«

»Du hältst jetzt die Klappe!«, fuhr ich Mia an und drückte auf den Notfallknopf. Draußen ertönte ein lautes Scheppern, sodass wir vor Schreck zusammenzuckten.

»Oh Mann, wo sind wir hier nur gelandet?« Lucy versuchte, die Schachttüren zu öffnen. Aber ihre Mühe war vergebens. Sie brach sich lediglich einen Fingernagel ab und heulte auf.

Von außen schlug jemand gegen den Aufzug. Mit einem Krachen setzte der sich in Bewegung, hielt in der zweiten Etage an und die Türen gingen auf. Fluchtartig versuchten wir, uns gleichzeitig durch die enge Türöffnung zu quetschen. Es dauerte einen Moment, ehe wir uns so sortiert hatten, dass wir gesittet eine nach der anderen die Kabine verlassen konnten.

»Mit dem Aufzug fahr ich nie wieder!«, schimpfte Mia und schüttelte vehement den Kopf, während wir das Gepäck zur Treppe zerrten.

Ich ignorierte das zustimmende Gemurmel von Lucy, schließlich war sie an diesem Dilemma schuld. Das Hotel hatte nämlich sie ausgesucht.

An meinem Versuch, den Koffer die Stufen hinaufzuwuchten, scheiterte ich kläglich, denn ich verlor das Gleichgewicht. Instinktiv griff ich mit einem erschrockenen »Woaaaah!« nach dem Geländer. Das riss dabei aus der Verankerung und drohte, mit mir gemeinsam einen weniger eleganten Abgang zu machen.

Lucy stemmte sich sofort von hinten gegen mich, sodass ich es doch noch schaffte, auf den Beinen zu bleiben, während der Koffer mit einem lauten Rumpeln an uns vorbeifiel, und am Fuß der Treppe liegen blieb.

»Verdammte Scheiße!« Ich hielt mich an Lucy fest. Mia studierte mit leerem Blick das lose herabhängende Geländer, dem ich mit meinem Stunt den Rest gegeben hatte. Die Situation war so absurd, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Unser Spontanurlaub entwickelte sich mehr und mehr zu einem Albtraum.

»Warte, ich helfe dir.« Lucy brachte ihren Koffer zum Ende der Treppe und kehrte anschließend zu mir zurück, um mir mit meinem zur Hand zu gehen.

»Danke.« Ich lächelte zaghaft.

Lucy lachte auf und schüttelte den Kopf. »Ach, hör doch auf. Dafür sind Freunde da. Wir fangen uns immer wieder gegenseitig auf, nicht wahr?«

 

 

 

Meine Gedanken und Gefühle fuhren Karussell. Je länger ich versuchte, nicht über Nick nachzudenken, desto intensiver wurden sie. Wir hatten uns damals auf einer Uni-Party kennengelernt und einen ziemlich schlechten One-Night-Stand miteinander verbracht. Es war mein erster gewesen, im Gegensatz zu meinen sprunghaften Freundinnen. Nick und ich waren betrunken und er hat-te keine Ahnung mehr, wo er die Kondome versteckt hatte. Letztendlich zog ich eines aus der Tasche und bereute es bitterlich, denn er schlief während des ziemlich lahmen Sexes ein. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, ehe ich den Klotz von mir runterbekommen hatte. Wenn ich so im Nachhinein darüber nachdachte, fragte ich mich, warum ich nicht sofort das Weite gesucht hatte. So wäre mir eine Menge Kummer erspart geblieben.

Am nächsten Morgen hatten wir uns am Frühstückstisch getroffen, lachten über unseren Patzer und kamen ins Gespräch. Nick war klug, halbwegs attraktiv und freundlich. Es hatte vom ersten nüchternen Moment an zwischen uns gepasst und ich war viel zu bequem gewesen, um infrage zu stellen, ob eine Beziehung mit einem Dauerstudenten das Richtige für mich war. Er lieb-te Partys, Musik und Frauen, doch er wollte einen ruhigeren Lebensstil für sich ausprobieren. Ich war es leid, weiterhin Single zu sein, und packte die Gelegenheit beim Schopf. So beschlossen wir, es zu versuchen und zu sehen, was aus uns wurde.

Das funktionierte so lange, bis er plötzlich Heißhunger auf Sahne bekam. Ich wäre nicht abgeneigt gewesen, wenn er mich gefragt hätte, aber meine Cousine schien entweder Nippel mit Erdbeergeschmack zu haben oder er bevorzugte kleinere Brüste für seine Nasch-orgien. Er würde schon noch sehen, was er davon hatte, wenn er aufging wie ein Muffin.

»Zum wievielten Mal liest du diesen Schund jetzt schon?«, unterbrach Lucy meine Gedanken. Sie nahm mir das Buch aus der Hand, das ich in den letzten Minuten nur angestarrt, statt gelesen hatte.

»Hey, gib’s zurück! Edward hat Bella gerade im Wald stehen lassen!« Ich beugte mich zu Lucy, dem Biest, rüber, kam jedoch nicht an meine zerlesene Ausgabe von New Moon heran.

»Ja, und? Du weißt doch genau, dass die stylische Hellseherin mit Miss Open Mouth nach Volterra reisen wird, um Mister Sparkle vor der öffentlichen Entblößung zu retten.«

»Hör auf zu spoilern.« Bockig rümpfte ich die Nase und erhob mich von meiner Strandmatte. »Ich mag das Buch. Es … hilft mir.«

»Bei was? Dich an den Schwachmaten zu erinnern? Du kannst nicht leugnen, dass eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Edward und Nick besteht. Ich habe nie verstanden, was du an dem findest.«

Manchmal hasste ich meine beste Freundin für ihr loses Mundwerk. Sie wusste nie, wann es besser war, zu schweigen. »Sprich weiter und ich werde den nächsten Flieger in Richtung London nehmen«, knurrte ich und schaute sie böse an.

»Jetzt gib ihr schon ihren Depri-Vampir zurück. Sonst springt sie noch von der Klippe«, murmelte Mia genervt und blätterte eine Seite ihrer Klatschzeitschrift um.

»Mia! Warum fällst du mir jetzt auch noch in den Rücken?«

»Von dem Felsen da vorne? Keine Sorge, da fällt sie nicht tief.« Lucy zeigte auf die steinige Landschaft, die sich laut Rezeption Strand schimpfte.

Seufzend kramte ich eine Flasche Wasser aus der Tasche und trank einen Schluck. Es hatte keinen Sinn, noch länger mit den beiden zu diskutieren.

»Wer weiß … vielleicht kommt ja irgendein strahlender Held vorbei und rettet sie?« Mia nahm Lucy kichernd das Buch ab und legte es zurück auf meine Matte.

»Vor was denn? Einer Krabbe?«

»Das ist doch egal! Hauptsache gut gebaut, braun gebrannt und glitzerfrei«, erwiderte Mia und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger.

»Mann, ihr nervt!« Meine Laune war nun vollends im Keller. Ich schnappte mir Mias Strohhut, legte mich hin und bedeckte mein Gesicht damit. »Dieser Urlaub ist die Hölle«, nuschelte ich.

Die erste Nacht in unserer Gruft, die sich aus irgendeinem Grund, der mir nicht ersichtlich war, als Hotel bezeichnen durfte, war schrecklich gewesen. Die Balkontür fiel fast aus den Angeln, die Betten quietschten, die Dusche war undicht und den Handtuchhalter hatte ich gestern Abend auch in der Hand gehabt, obwohl dieser eigentlich fest mit der Wand verbunden sein sollte. An der Zimmerdecke wimmelte es von Spinnennetzen und wir konnten von Glück reden, dass keines der Viecher so dumm war, sich uns zu zeigen. Die anderen Hotelgäste schienen nicht allzu viel von Schlaf zu halten, denn sie feierten noch bis spät in die Nacht am dreckigen Pool und später in den Gängen weiter. Vielleicht steckte ein ausgeklügelter Plan dahinter, sich den Aufenthalt erträglicher zu machen und möglichst wenig Zeit im Zimmer zu verbringen. Lucy hatte vor-geschlagen, sich die Unterkunft schönzutrinken, aber so tief war selbst ich noch nicht gesunken.

»Okay, jetzt reicht es aber!« Lucys aufgebrachte Stimme riss mich zurück in die Realität. Sie nahm den Hut von meinem Gesicht und ich blickte blinzelnd zu ihr auf. Breitbeinig und die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie vor mir und musterte mich streng.

»Nick ist ein blöder Arsch und du hast etwas viel Besseres verdient. Wir haben eine bescheidene Unterkunft erwischt und der Strand gleicht einer Mondlandschaft, aber hey! Haben wir uns jemals von irgendwas unterkriegen lassen?« Sie sah von mir zu Mia und fuhr fort. »Erinnert ihr euch an das Bett in dem Hostel in den Highlands, das unter Mias Hintern weggebrochen ist? Oder die Küchenschaben im Müsli in der französischen Pension? Wir haben schon wesentlich Schlimmeres als das hier erlebt. Hör auf zu jammern, denn es gibt auf dieser Insel noch viel mehr Strände. Nehmen wir uns doch einen Mietwagen und fahren rum. Wir können auch die Busse nutzen, die hier ständig hin und her pendeln. Wir werden richtig viel Spaß haben und du, meine Süße«, sie deutete mit dem Finger auf mich, »wirst dich bald daran erinnern, wie man herzhaft lacht. Keine Frau hat es nötig, einem Mann hinterherzutrauern, der es nicht wert ist. Vergiss den Kerl.« Wie ein Cowgirl setzte sie den Hut auf und nickte Mia und mir zum Ab-schluss zu. »Wer ist dafür, dass wir uns jetzt vom Acker machen?«

Einige Leute um uns herum hatten während Lucys Rede innegehalten und ihr genauso gespannt gelauscht wie Mia und ich. Nun brachen sie in tobenden Beifall aus und bekräftigten noch einmal, wie gut sie es fänden, wenn wir jetzt gingen, indem sie die Arme hoben und uns ermutigend zunickten.

Na vielen Dank auch.

Mia und ich starrten unsere Freundin sprachlos an, nickten ebenfalls und packten unsere Sachen zusammen.

Lucy hatte schon immer einen sehr aufbrausenden und impulsiven Charakter gehabt, und war nicht selten dafür verantwortlich, dass wir unsere Hintern bewegten und in die Gänge kamen. Mia war das ruhige und bodenständige Gegenteil. Insgeheim nannte ich sie unsere Stimme der Vernunft, auch wenn sie sich heute von Lucys dunkler Seite der Macht hatte mitreißen lassen.

Und ich … ich war einfach nur Emily. Verpeilt, emotional, dank des amerikanischen Fernsehens fast schon kitschig-romantisch und – so hoffte ich jedenfalls – irgendwie liebenswert. Lucy hatte recht. Ich wollte nicht länger das Mädchen mit gebrochenem Herzen sein, das erst gekittet werden musste. Zwar ging so etwas nicht von jetzt auf gleich, doch ich wusste tief in mir drin, dass das Leben auch ohne Nick weitergehen würde. Aber nach über eineinhalb Jahren Beziehung brauchte ich Zeit, um darüber hinwegzukommen, dass meine eigene Cousine eine begehrenswertere Oberweite hatte als ich.

Lucy hatte völlig recht. Wir sollten uns den Urlaub nicht durch schlechte Laune und unglückliche Umstände kaputtmachen lassen. Zum Trübsal blasen hatte ich auch noch Zeit, wenn wir wieder daheim waren. Und wer weiß, was uns hier noch erwartete?

Das gefühlt erste Mal seit Wochen schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Voller Tatendrang sprang ich auf. »Okay, Ladys. Lasst uns aufbrechen und die Insel erkunden!«

 

 

Nachdem wir uns im Hotel umgezogen und an der Rezeption einen Fahrplan besorgt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Bus. Unser Ziel war Ibiza-Stadt, hierzulande auch Eivissa genannt. Wir wollten in der Inselhauptstadt bummeln gehen, gemütlich durch die Straßen und Gassen schlendern, einkaufen und etwas Ge-nießbares zu Essen finden. Der Tag war noch lang und Langeweile fehl am Platz.

Die Busfahrt stellte sich als unspektakulär heraus. Ich starrte die meiste Zeit aus dem Fenster und beobachtete die teils sehr eigensinnigen Fahrkünste der Inselbewohner. Obwohl ich selbst keinen Führerschein besaß und somit nicht viel Ahnung hatte, bildete ich mir ein, dass es zum elementaren Grundwissen gehörte, zuerst den Blinker zu setzen, ehe man zur Vollbremsung ansetzte, um abzubiegen. Manche Sitten würde ich wohl nie verstehen.

Froh, unfallfrei in der Stadt angekommen zu sein, machten wir uns direkt auf den Weg zum Hafen, um dort die Sightseeingtour zu beginnen. Die Sonne stand hoch am Himmel und ich konnte spüren, wie die Strahlen auf meiner Haut brannten. Ich zog die Sonnencreme aus dem Rucksack und cremte mir erneut Gesicht und Arme ein. Im Gegensatz zu den anderen war die Chan-ce auf eine gesunde Bräune bei mir zwar etwas höher, da ich von Natur aus nicht die typische englische Blässe besaß, doch ich musste trotzdem auf der Hut sein.

»Habt ihr Lust auf ein Eis?« Mia deutete auf ein Café, das im Straßenverkauf sowohl Eiskugeln in der Waffel als auch im Becher anbot. Eine beachtliche Menschen-ansammlung stand vor dem Verkaufstresen und wartete mehr oder weniger geduldig darauf, bedient zu werden.

»Gute Idee«, stimmte ich zu und machte Anstalten, mich auf den Weg dahin zu begeben. »Ich habe schon fast sechsunddreißig Stunden keines mehr gegessen.«

»Du Ärmste. Geht’s dir gut? Hast du schon Entzugserscheinungen? Gleich ist es überstanden.« Mia grinste breit, während Lucy aussah, als versuche sie etwas in der Ferne zu lesen. Dabei kniff sie die Augen zusammen, als habe sie irgendwelche Schmerzen. Es war einzig und allein ihrer Eitelkeit zuzuschreiben, dass sie noch keine Brille trug, obwohl sie diese dringend nötig hatte.

»Bringt ihr mir einen Milchshake mit? Ich schaue derweil mal, was eine Inselrundfahrt kostet.« Sie deutete auf die Boote, die am Ufer lagen und vor denen bunte Angebotstafeln aufgebaut waren.

»Äh, klar. Erdbeere oder Schokolade?«, fragte ich.

»Schokolade!« Und schon verschwand sie, während Mia und ich uns auf den Weg zum Café machten.

»Wir könnten ihr auch einen Milchshake mit dem blauen Eis holen und sagen, dass es pürierte Schlümpfe sind«, schlug Mia vor und reihte sich in die Schlange ein.

Stirnrunzelnd sah ich sie an. »Manchmal ist dein Humor echt schräg.«

Sie zuckte mit den Schultern und machte sich gut gelaunt daran, die verschiedenen Eissorten zu inspizieren.

Als wir endlich an der Reihe waren und die Bestellung aufgaben, kam Lucy freudestrahlend angerannt.

»Ihr glaubt nicht, was ich getan habe!«, rief sie aufgeregt und hüpfte vor uns auf der Stelle herum wie ein Kind.

»Lass mich raten«, sagte Mia und legte den Zeigefinger an ihr Kinn. »Du hast mit einem gut aussehenden Kerl Samba getanzt!«

»Nicht ganz. Ich habe einem gut aussehenden Kerl Geld gegeben, damit er uns heute Nachmittag zu einem Barbecue in irgendeiner Bucht bringt.«

»In irgendeiner Bucht?«, hakte Mia skeptisch nach.

Lucy kicherte und nickte.

»Bist du wahnsinnig?«, rief ich entsetzt.

»Musst du immer gleich vom Schlimmsten ausgehen? Er arbeitet natürlich für so ein Unternehmen, das Touren anbietet. Mach dir keine Sorgen, das ist alles safe.«

»Sag das doch gleich.« Mia verdrehte die Augen und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Würdest du endlich anfangen, an deiner Wortwahl arbeiten, könntest du solche Missverständnisse vermeiden.«

Lucy winkte ab. »Sei nicht so eine Spießerin, Mialein. Das wird toll! Wir fahren mit einem Piratenschiff da hin. Dort gibt es was zu essen, Lagerfeuer, jemand trällert schaurige Seemannslieder und heute Abend bringen sie uns mit einem Bus zum Hotel zurück.«

Zugegebenermaßen klang das wirklich lustig, auch wenn mich der Gedanke an ein Schiff keine Luftsprünge machen ließ. Davon abgesehen lernten wir im Idealfall nette Leute kennen und bekamen – im Gegensatz zum Hotel – womöglich auch noch gutes Essen. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob ich Lucy in ihrem derzeitigen Zustand noch länger ertragen konnte. Mir war bewusst, dass sie es nur gut mit mir meinte und mich auf andere Gedanken bringen wollte, aber sie neigte ab und an dazu, zu übertreiben. Vielleicht würde sich ihre überzogene Euphorie ein wenig legen, wenn ich mich auf das Abenteuer einließ.

Der Typ hinterm Tresen reichte uns die Becher und den Milchshake und wir bezahlten schnell, da das Eis bereits zu schmelzen begann. Ich drückte Lucy ihren Shake in die Hand und verspürte tatsächlich einen Hauch von Vorfreude. »Wann geht’s denn los?«

Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, während sie genüsslich an ihrem Strohhalm nuckelte. »In drei Stunden. Wir haben die letzten Tickets bekommen. Scheint eine begehrte Tour zu sein«, antwortete sie und grinste zufrieden über das ganze Gesicht.

»Na dann bin ich gespannt …«, murmelte ich und schob mir einen Löffel mit Vanilleeis in den Mund.

Mit ihrer spontanen Piratenaktion hatte uns Lucy einen Strich durch die Rechnung gemacht, was die ausgiebige Sightseeing- und Shoppingtour durch Ibiza-Stadt betraf. Deswegen nutzten wir die verbleibenden Stunden vor der Abfahrt dazu, die nahegelegenen Gassen abzulaufen und einige Läden abzuklappern. Zeit, um noch einmal zurückzukommen, hatten wir in den nächsten Tagen mehr als genug.

Lucy war völlig aus dem Häuschen, als wir zum Hafen zurückkehrten. Breit grinsend lief sie vor uns her, drehte sich um, und gab uns mit einer Geste zu verstehen, dass wir uns beeilen sollten. Als wir nichts dergleichen taten, stöhnte sie auf. »Kommt schon, wir sind spät dran!«

»Warum bist du denn so aufgedreht? Haben sie dir einen Lapdance versprochen oder was?«, fragte Mia.

»Spinn nicht rum, das ist eine Familientour. Aber da ist dieser schnuckelige Kerl …« Kichernd zog Lucy die Tickets hervor.

»Aha. Daher weht also der Wind.« Mia seufzte kopfschüttelnd.

Erst jetzt fiel mir das Schiff auf, auf dessen Segel ein Totenkopf prangte. Bei genauerer Betrachtung konnte man erkennen, dass es sich um ein dekoriertes motorbetriebenes Boot handelte und das hölzerne Steuerrad nur Zierde war. Die Kinder, die bereits an Bord waren, schienen ihren Spaß daran zu haben, und tobten wild herum.

»Moment, wir wollen auch noch mit!«, rief Lucy plötzlich und lief los. Mia und ich folgten ihr. Wir waren offensichtlich die Letzten. Ich warf einen Blick auf die Uhr: Wir waren fünf Minuten zu spät dran.

Mir war der junge Mann, der bereits dabei war, die Schiffstaue vom Steg zu lösen, bisher nicht aufgefallen. Er kam auf uns zu und warf einen Blick auf die Tickets, die Lucy ihm vorzeigte.

»Jetzt aber schnell, wir wollen los«, sagte er, woraufhin ich unsinnigerweise stehen blieb.

»Aye, aye, Käpt’n!«, flötete Lucy und zog Mia zum Schiff. Dabei lachten und gackerten sie wie hysterische Hühner und schauten sich immer wieder verstohlen um.

»Du gehörst auch dazu?«

Der Typ war einen Kopf größer als ich und sah freundlich aus tiefblauen Augen zu mir hinab. Augen, die von einer schwarzen Kajallinie umrandet waren. Und ich sollte verdammt sein, aber er war der erste Mann, dem ich begegnete, dem das wirklich stand. Das dunkle Haar war verstrubbelt und ein Fünftagebart zierte sein Gesicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass er genau die richtige Länge hatte, sodass er beim Küssen nicht mehr kratzen würde.

Über dem weißen Leinenhemd, das halb offenstand, trug er eine dunkle Lederweste. Um den Hals hatte er ein braun-weißes Tuch gewickelt, über seiner Brust hing eine lederne Kette mit einem Medaillon. Passend dazu zierten schwarze Bänder seine Handgelenke und ein metallener Degen war an seinem Stoffgürtel befestigt. Er sah genauso aus, wie ich mir einen waschechten Piraten vorstellte. Selbst den typischen Ohrring trug er.

Hastig wandte ich den Blick wieder seinem Gesicht zu. Dabei atmete ich tief ein und sein Geruch strömte in meine Nase. Er roch so gut! So männlich, nach Leder, und so …

»Sag mal, Schätzchen, gefällt dir, was du siehst?«, fragte er in flüssigem Englisch. Sofort fiel mir der zarte Hauch eines irischen Akzentes in seiner Stimme auf. Er beugte sich zu mir hinab, sodass sein Gesicht genau vor meiner Nase war, und zwinkerte mir kurz zu.

»Ich … äh …« Die Röte schoss mir in die Wangen. Nun war es meine eigene Reaktion, die mir peinlich war. Noch nie in meinem Leben hatte ich jemanden so unverblümt angestarrt und ich vergaß mit einem Mal sämtliche Erziehung, die mir je zuteilgeworden war. »Das Schiff sieht sehr wackelig aus«, lenkte ich ab und zog die Augenbrauen zusammen. Meine letzte Schifffahrt lag einige Jahre zurück und ich erinnerte mich nicht allzu gern daran, dass ich damals über der Reling gehangen hatte.

Er richtete sich wieder auf und legte den Kopf schief. »Keine Angst. Ich passe schon darauf auf, dass der Kraken dich nicht holt.«

»Der Kraken?« Mein Verstand schien sich vollends verabschiedet zu haben, da ich keine Ahnung hatte, was er von mir wollte.

»Ist dir eine Meerjungfrau lieber? Ich habe gehört, die sollen richtig ungemütlich sein. Wenn die anfangen zu singen, halten sich selbst die Blauwale im Umkreis von dreihundert Kilometern die Ohren zu.«

»Du bist seltsam.« Ich wollte weitergehen, doch er hielt mich auf, indem seine Fingerspitzen meinen Arm streiften und ich mich noch einmal zu ihm umdrehte. An der Stelle, an der er mich berührt hatte, spürte ich ein sanftes Prickeln.

Er zog vielsagend die Augenbrauen hoch und grinste. »Pirat!«

Ja nee, ist klar. Als ob das alles erklären würde. Unwillkürlich musste ich an einen bestimmten Freibeuter aus Hollywood denken, der mir bereits als Teenager den Kopf verdreht hatte. Ich winkte ab und mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich weiter.

Meine Mädels warteten an der Reling auf mich und grinsten breit.

»Oha!«, entfuhr es Lucy und sie klopfte mir auf den Rücken. »Scheiß auf Nick. Nimm den Piraten!«

»Dem hast du’s aber gezeigt.« Mia zwinkerte mir verschwörerisch zu.

Ich schüttelte nur meinen hochroten Kopf. »Nein, habe ich nicht. Ich habe mich lächerlich gemacht. Und jetzt lasst mich durch. Ich muss mich in irgendeiner Kiste verkriechen.« Ich drängte mich an ihnen vorbei und hörte noch das kichernde Tuscheln hinter mir, während ich mich zum Mittelteil des Schiffes durchkämpfte.

 

 

Wir hatten noch nicht einmal abgelegt, als sich bereits alles um mich herum zu drehen begann. Um mich abzulenken, verschaffte ich mir einen Überblick über die anderen Gäste. Einige von ihnen lehnten an der Reling, unterhielten sich oder beobachteten das Meer, Väter jagten ihren aufgeregten Kindern hinterher und Pärchen saßen auf den Bänken, die an Deck verteilt standen. Verliebt turtelten sie herum, kuschelten miteinander und küssten sich. Ich beobachtete sie und erinnerte mich daran, wie Nick und ich uns das erste Mal als Paar geküsst hatten. Wir saßen damals im Green Park auf einer Bank, hielten Händchen, sahen uns tief in die Augen und …

Ich musste aufhören. Das war ja nicht zum Aushalten!

Ich wandte den Blick ab und versuchte, nicht länger an meinen herzlosen Ex zu denken. Stattdessen widmete ich meine Aufmerksamkeit Lucy und Mia, die bereits in ein Gespräch mit zwei Männern vertieft waren. Typisch. Kaum ließ man sie aus den Augen, baggerten sie, was das Zeug hielt.

Ich konnte keinen Schritt weitergehen, denn ich spürte, wie sich mir der Magen umzudrehen drohte. Statt es mir wie die anderen gemütlich zu machen, setzte ich mich auf die Treppe, die zum Steuerrad hinaufführte, und legte den Kopf zwischen die Beine. Ich bekam nur am Rande mit, dass der Pirat eine Ansprache hielt und dabei Lucy und Mia zum Plankenputzen verdonnerte, weil diese ihn mit ihrem Getuschel aus dem Konzept gebracht hatten. Unter normalen Umständen hätte ich das lustig gefunden, doch mir war nicht nach Lachen zumute. Ob es wohl auffiel, wenn ich mich von Bord stürzte? Dann würde zumindest diese furchtbare Schaukelei aufhören.

Der echte Kapitän, ein untersetzter älterer Mann mit langem, angegrautem Bart und Pferdeschwanz, drängte den Piraten im theatralischen Ton dazu, endlich den Anker zu lichten, damit wir unsere abenteuerliche Fahrt ins Ungewisse beginnen konnten. Ich wünschte mir, dass wir schon bald unser Ziel erreichen würden.

Kurz darauf legten wir ab und ich presste die Handflächen gegen meine Augen. Dabei versuchte ich verzweifelt, den Würgereiz zurückzudrängen.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«

»Lass mich in Ruhe«, jammerte ich und stöhnte gequält auf. »Ich sterbe gerade.«

»Auf meinem Schiff wird aber nicht gestorben. Warte kurz.«

»Ich lauf schon nicht weg«, antwortete ich.

Wenige Minuten später setzte sich jemand neben mich. »Hey, sieh mich an.«

Ich schaute auf. Der Pirat hielt mir eine Tablette und eine Wasserflasche hin. Vor seinen Füßen lag ein Haken, der mir zuvor nicht aufgefallen war. »Was ist das?«, fragte ich erschöpft, nahm ihm die Flasche und die Tablette ab und inspizierte diese skeptisch.

»Gegen die Übelkeit. Danach geht’s dir besser. Du bist nicht die Erste, die hier seekrank wird.«

»Gehört das zum Service?« Es war nicht meine Art, Medikamente von fremden Leuten anzunehmen. Andererseits bezweifelte ich, dass dieser Kerl irgendwelche illegalen Substanzen an seinem Arbeitsplatz verteilen würde, wenn ihm der Job lieb war.

»Nein, aber ich möchte dich nachher nicht von Bord tragen müssen. Unter anderen Umständen wäre das sicherlich eine Überlegung wert, aber niemand will eine dehydrierte Touristin sehen, die über der Reling hängt und sich die Seele aus dem Leib …«

»Ja ja, bitte erspar mir die Einzelheiten!« Ich steckte die Tablette in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter. Hoffentlich wirkte sie bald, denn er hatte recht – weder die anderen noch ich wollten das erleben. Mein armseliger Zustand war mir schon peinlich genug.

Er lächelte freundlich, griff nach einem Hut und setzte ihn mir kurzerhand auf. »Wenn was ist, weißt du, wo du mich findest.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf das künstliche Steuerrad, schnappte sich den Haken und stand auf.

»Danke, Captain.« Ich betonte das letzte Wort mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen und erntete seinerseits ein Zwinkern.

Jack Sparrow wäre stolz auf mich!

 

 

Eine Stunde später legten wir ohne Meerjungfrauen- oder Krakenangriffe in einer Bucht namens Cala Benirrás an. Der Schwindel und die Übelkeit hatten nach dem Einnehmen der Tablette nachgelassen, doch ich hatte es trotzdem nicht gewagt, mich von meinem Platz fortzubewegen. Den Hut von Hook, wie ich ihn insgeheim nannte, hatte ich neben mich gelegt und wartete nun geduldig, dass wir das schwankende Ungetüm endlich verlassen konnten.

Mia hatte sich zwischenzeitlich nach meinem Wohlbefinden erkundigt, ehe sie zu ihren neuen Bekanntschaften zurückkehrte.

»Möchtest du hier den ganzen Abend sitzen bleiben oder wollen wir von Bord gehen? Falls mein Angebot, dich zu tragen, zu verlockend war, tut es mir leid. Das kostet extra.« Der Pirat streckte mir die Hand entgegen, die ich dankbar ergriff, und ich ließ mich von ihm hochziehen.

»Wovon träumst du eigentlich nachts, du Pseudopirat?«

»Hm, ich bin mir sicher, heute Nacht werde ich von dir träumen.« Anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen und grinste mich verschmitzt an.

Ich entzog ihm meine Hand und bückte mich nach meinem Stoffrucksack und dem Hut. Letzteren drückte ich ihm gegen die Brust. Weiß der Geier, wie viele Frauen bereits vor mir dieses blöde Ding getragen hatten. Hooks gesamte, aufrechte Haltung verriet, dass er sich sehr wohl über sein gutes Aussehen und seiner Wirkung auf das weibliche Geschlecht bewusst war. Er kam ohne Frage gut an und war wie für diesen Job geschaffen.

»Dann will ich für dich hoffen, dass mein Traum-Ich dir kein Krokodil auf den Hals hetzt, sonst verlierst du deine andere Hand womöglich auch noch«, sagte ich und stolzierte erhobenen Hauptes und auf wackligen Beinen an ihm vorbei.

Kurz bevor ich den Steg erreichte, drehte ich mich noch einmal um und sah, wie sich seine Mundwinkel weit nach oben zogen, ehe er antwortete: »Ticktack, ticktack.«

Erleichtert atmete ich auf, als ich festen Boden unter meinen Füßen spürte. Eine sanfte Brise wehte durch mein Haar und ich strich es behutsam zurück hinter meine Ohren. Endlich konnte ich mich entspannen und für einen kurzen Augenblick hatte ich sogar den Eindruck, dass das Leben in meinen Körper zurückkehrte. Die letzten Wochen waren hart gewesen, voller Tränen und Erinnerungen, die mich schmerzten. Und obwohl das Meer mich so sehr verabscheute, dass es mich seekrank machte, fühlte ich mich mit einem Mal frei und lebendig. Woran genau das lag, konnte ich nicht sagen. Aber möglicherweise war diese Reise doch keine so dumme Idee gewesen, wie ich zunächst angenommen hatte.

Ich sah mich um und stellte fest, dass ich im Paradies gelandet war. Die Bucht war wunderschön. Das glasklare, türkisfarbene Wasser traf auf einen feinen, weißen Sandstrand. An den schloss ein Areal an, auf dem sich ein Gebäude mit angebauter, offener Strandbar befand, vor der runde Tische mit gemütlich aussehenden Korbstühlen den Gästen Platz boten. Fast alle Sitze waren bereits besetzt. Neben der Bar stand ein Grill, an dem sich mehrere Mitarbeiter zu schaffen machten.

Als ich zu meinen Mädels stieß, saßen diese in Begleitung der jungen Männer an einer Tischgruppe und cremten sich die Arme ein.

»Geht’s dir wieder besser, Emily?«, fragte Lucy und gab mir mit einer Geste zu verstehen, dass sie zur Seite rutschen wollte, damit ich noch einen Stuhl an den Tisch rücken konnte. Doch ich hatte keine Lust, das fünfte Rad am Wagen zu sein.

»Hab schon bessere Zeiten erlebt. Ich gehe erst mal an die Bar und bringe meinen Zuckerspiegel auf Vordermann. Mein Kreislauf ist noch nicht wieder so ganz auf dem Damm.«

Mia sah mich unsicher an. »Ist das für dich wirklich okay?«

»Schon okay.« Ich sah mir die Truppe an und biss mir auf die Lippe. Sowohl Mia als auch Lucy saßen jeweils neben einem attraktiven Sunnyboy und alle starrten sie mich an. Den Mienen der Jungs konnte ich deutlich ansehen, dass ich kein bisschen erwünscht war. Meine Freundinnen schienen das entweder nicht zu bemerken oder es war ihnen egal, denn sie redeten weiter auf mich ein.

»Komm schon, hier ist genug Platz für uns alle«, versuchte Mia es erneut, doch ich schüttelte den Kopf. Sie hatten einen schönen Abend verdient und auch ich würde das Beste daraus machen. Auf meine Art und Weise. Das war okay für mich. Glaubte ich zumindest.

»Nein, danke. Alles gut. Wir sehen uns später.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte ich mich um und ging zur Bar. Die anderen Gäste lauschten dem älteren Mann, der ebenfalls an Bord gewesen war, und gerade in gebrochenem Englisch eine Ansprache über den Verlauf des Abends hielt. Es interessierte mich allerdings nicht die Bohne. Stattdessen widmete ich mich dem Barkeeper und bestellte eine Cola.

»Schon wieder allein? Du solltest wirklich aufpassen, sonst wirst du heute Nacht noch entführt.«

Ich seufzte genervt. Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig und ich hatte keine Lust auf Konversation. Hook setzte sich neben mich, legte seinen Hut auf dem Tresen ab und gab dem Kellner mit einem bloßen Fingerzeig zu verstehen, dass er ebenfalls etwas trinken wollte. Insgeheim tippte ich auf ein Glas Whiskey.

»Wohin? Nach Neverland, oder was?« Ich klang zickiger als beabsichtigt, nahm mein Glas in die Hand und blickte ihn vielsagend an. Zisch ab, Pirat!

»Halt mal die Ruder flach, Schätzchen. Was ist los?«

»Vielleicht möchte ich nicht mit dir sprechen? Schon mal daran gedacht?«, antwortete ich und spürte zugleich Reue darüber, dass ich ihn so angefahren hatte. Das war weder fair noch besonders höflich. Missmutig ließ ich die Schultern hängen.

»Was habe ich dir denn getan?«

»Tut mir leid. Schlechten Tag gehabt …«

»Passiert. Wieso bist du nicht bei deinen Freundinnen? Ihr wart doch zu dritt, wenn ich mich recht erinnere.«

Es hatte keinen Sinn, ihm oder mir etwas vorzumachen. Mein Blick wanderte zu den Grüppchen an den Tischen, die gerade in Applaus anlässlich der beendeten Rede des Alten ausbrachen. Nur der Tisch, an dem meine Mädels saßen, schloss sich dem nicht an, da ihre neuen Bekanntschaften gerade damit beschäftigt waren, ihnen die Rücken einzucremen.

»Oh, verstehe. Das ist … unglücklich. Hätte ich sie länger putzen lassen sollen?«

Meine Mundwinkel zuckten bei dem Gedanken nach oben.

»Du könntest natürlich trotzdem mit mir vorliebnehmen. Ich bin zufälligerweise ebenfalls allein hier.«

Hör auf, so mit den Brauen zu wackeln!, schoss es mir durch den Kopf. Ich verspürte einen seltsamen Fluchtreflex, da mich diese Situation sonst in ungeplante Schwierigkeiten bringen würde. Er war viel zu attraktiv. Das drang selbst in mein von Liebeskummer zerfressenes Bewusstsein durch. »Musst du nicht arbeiten?«, erwiderte ich etwas freundlicher und schwenkte die Cola im Glas umher.

»Abends bin ich nur Deko. Es reicht, wenn ich gut aussehe und den Tag über Tickets verkaufe. Zwischendurch machen wir noch ein paar Fotos und das wars. Noch Fragen?«

Er grinste mich vielsagend an und ich beschloss, auf sein Spiel einzugehen. »Das klingt ja wundervoll«, schwärmte ich. »Hat was von den feuchten Träumen eines Jungen, der schon immer Pirat sein und Ladys aufreißen wollte. Vor dir ist doch keine Frau sicher, die nicht bei drei auf der Palme hockt, habe ich recht?«

»Na ja, ich scheine offensichtlich kein Problem damit zu haben, dich auf die Palme zu bringen«, antwortete er spöttisch.

Der Gedanke, dass ein sich über seinem hübschen Kopf entleerendes Glas mit Cola dieses verdammte Grinsen bestimmt wegwischen würde, war verlockend. Ich musste meine gesamte Willenskraft aufbringen, um dem Drang zu widerstehen, und holte stattdessen zum Rundumschlag aus. »Das Einzige, was mich auf die Palme bringt, sind Männer wie du, die an gewaltiger Selbstüberschätzung leiden.«

Er zog die Augenbrauen in die Höhe. »Was hat das mit Selbstüberschätzung zu tun?«

»Na ja«, ich zuckte mit den Schultern. »Du gräbst doch bestimmt jede so unverfroren an, oder?«

»Glaubst du wirklich, dass ich dich angrabe?« Der Schalk in seiner Stimme verschwand so plötzlich, dass ich erneut ins Taumeln geriet.

»Was tust du denn sonst?«, fragte ich unsicher. Hatte ich die Situation missverstanden?

Der Barkeeper unterbrach uns, indem er Hook ein Glas Eistee vor die Nase stellte. Ich hätte vermutlich über die Tatsache, dass er als stilechter Pirat statt Whiskey lieber Tee trank, laut losgelacht, wenn wir nicht gerade mitten in einer verworrenen Unterhaltung feststecken würden.

»Hör zu, Schätzchen. Nur weil ein Mann nett zu dir ist, heißt das noch lange nicht, dass er dich sofort abschleppen will.« Seine Stimme wurde mit jedem Wort ernster. »Du hast ausgesehen, als könntest du ein bisschen Aufmunterung gebrauchen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du so eine Arroganz an den Tag legst. Denk bei Gelegenheit mal über deine Selbstüberschätzung nach.«

Ich spürte, wie ich feuerrot anlief. Hitze, die nichts mit den sommerlichen Temperaturen zu tun hatten, stieg mir zu Kopf. Wie konnte ich die Zeichen so vollkommen falsch deuten? Es war wie ein Schlag in die Magengrube und ich fühlte mich erbärmlich. Und er hatte recht. »Ich … ich glaube, ich sollte jetzt gehen«, stammelte ich und machte Anstalten, aufzustehen.

»Warte!«, lenkte Hook ein. »So habe ich das nicht gemeint.«

»Doch, hast du. Tut mir leid. War mein Fehler.« Ich zog einen Schein aus der Tasche meiner Hotpants und knallte ihn auf den Tresen, ehe ich aufstand, nach meinem Glas griff und Hook zurückließ.

Ich musste in den sauren Apfel beißen und mich zu Lucy, Mia und ihren neuen Freunden gesellen, um nicht so armselig und einsam auszusehen, wie ich mich gerade fühlte. Schon wieder. Aber besser das fünfte Rad am Wagen als eine arrogante Mistkuh, die andere vor den Kopf stößt.

»Bist du okay?« Mia rutschte ein Stück beiseite, damit ich einen Stuhl zwischen sie und Lucy schieben und mich setzen konnte.

»Mir geht es viel besser«, log ich und stellte die Cola auf dem Tisch ab.

»Du siehst blass aus.«

Ich warf Lucy einen kurzen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Wenn ich etwas gegessen habe, bin ich wieder fit.«

Die Missbilligung der Männer ignorierte ich. Vermutlich konnten sie nichts anderes, als alles böse anzustarren, was nicht ihnen gehörte. Es war mir egal. Das redete ich mir zumindest ein.

 

 

Das war doch wirklich nicht auszuhalten!

Lucy und Mia flirteten während des Essens, was das Zeug hielt, und ich fühlte mich genauso, wie ich es vorhergesagt hatte: überflüssig. Obwohl Mia und Sam, der es endlich aufgegeben hatte, mich vertreiben zu wollen, versuchten, mich in ihre Gespräche mit einzubinden, konnte ich mich nicht dazu überwinden. So saß ich mies gelaunt da und bemühte mich, es die anderen nicht spüren zu lassen. Das gelang mir in etwa genauso gut wie ein Handstand auf dem Schiff. Ich wusste, dass meine Gedanken ungerecht waren, schließlich drehte sich die Welt nicht nur um mich. Nur weil ich meine Beziehung in den Sand gesetzt und auf Konfrontationskurs mit einem Fremden gegangen war, musste es meinen Freundinnen nicht ebenso ergehen. Doch umso länger ich darüber nachdachte, desto unfairer kam mir die gesamte Situation vor. Belogen und betrogen von meinem Ex, abserviert von einem verdammten Piraten, der mir eigentlich am Arsch vorbeigehen sollte. Und nun hockte ich inmitten einer gackernden Schar von Hühnern, die sich ganz und gar nicht über ihr Liebesleben beschweren brauchten. Ich erkannte mich kaum wieder und fühlte mich wie eine ziemlich miese Freundin. Zum ersten Mal seit der Trennung spürte ich Nick gegenüber Zorn. Er machte aus mir einen Menschen, der ich niemals sein wollte. Egoistisch und ungerecht.

Nachdem ich mir eine Portion gegrilltes Gemüse reingezwungen hatte, hielt ich es nicht länger aus, stand auf und ging zum Wasser. Das bisschen Freiheit, das ich vorhin verspürt hatte, war wie eine Seifenblase in dem Moment zerplatzt, als ich meinen Fehler Hook gegenüber bemerkt hatte. Ich hatte mir unsinnigerweise eingeredet, dass er Interesse an mir zeigte. Stattdessen zog er nur seine Show ab. Weil es sein Job war. Mein naives Unterbewusstsein hatte mir einen Streich gespielt und mir vorgaukeln wollen, dass es neben Nick noch andere Männer gab, die in mir mehr als eine stupide Blondine sahen. Weit gefehlt. Ich war nur eine von vielen. Nein, nicht mal das. Chloe war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, ich die unliebsame Zitronenscheibe, die am Cocktailglas zurückgelassen wird.

Ich warf einen Blick zur Bar, an der der ältere Mann Geschichten zum Besten gab, denen die Gäste gespannt lauschten. Spanische Musik untermalte die Stimmung und war gerade so laut, dass man sie als angenehm empfand.

Hook stand ebenfalls an der Theke, setzte den Mädels seinen Hut auf und machte Selfies mit ihnen.

Kopfschüttelnd wandte ich mich ab. Die Sonne ging bereits unter und tauchte den Himmel in ein orangerotes Licht, doch ich war viel zu schlecht drauf, um den Anblick zu genießen. Nachdem ich meine Sandalen weggekickt und mich hingesetzt hatte, zog ich die Knie an meinen Oberkörper und legte die Arme locker darauf ab. Die Wellen schwappten an meine nackten Füße und zogen sich sofort wieder zurück, nur um Sekunden später zurückzukehren. Was für ein wundervolles Gefühl. Und das, obwohl es von der altbekannten Traurigkeit überschattet wurde, die zur Abwechslung nicht Nick galt.

Unerklärlicherweise mochte ich den Gedanken nicht, dass Hook nur wenige Meter entfernt stand, in jedem Arm eine Frau, und die Erinnerungen mithilfe eines Handys auf unbestimmte Zeit festhielt. Wer war ich schon, dass ich mir etwas darauf einbildete, dass er mir einige Minuten seines begehrten Junggesellenlebens geschenkt hatte? Er wurde dafür bezahlt, freundlich zu sein und Leute zum Lachen zu bringen. Wer wusste, wie er sich privat gab? Es sollte mir egal sein, ich kannte ihn nicht. Und nun führte ich mich auf wie ein eifersüchtiges, egoistisches Gör, das es nicht ertragen konnte, dass er sich mit anderen beschäftigte. Ich steigerte mich unsinnigerweise in etwas hinein, das nicht existierte. Wie erbärmlich ich doch war. Und ich war wütend auf mich selbst, weil ich zugelassen hatte, dass die gesamte Situation mich so mitnahm. War ich nicht hierhergereist, um von Nick loszukommen? Um nicht an das, was war, was ist und was sein wird denken zu müssen? Stattdessen saß ich bockig am Strand und steigerte mich immer weiter hinein.

»Komm schon, Tinkerbell. Ich habe das vorhin nicht so gemeint.«

Ich schreckte auf und schaute in die blauen Augen von Hook, der direkt vor mir in die Hocke gegangen war. Dass seine Stiefel dadurch nass wurden, schien ihm reichlich egal zu sein.

»Tinkerbell?« Ich zog die Brauen zusammen und sah ihn irritiert an.

»Klar. Ein bisschen Feenstaub hier«, er tat, als würde er etwas über meinem Kopf verstreuen, »ein bisschen Feenstaub da«, nun machte er dasselbe bei sich, »und schon wird alles wieder gut.«

Ich legte den Kopf schief, stützte meine Hände im Sand ab und lehnte mich zurück. Er folgte meinem Beispiel und setzte sich neben mich. »Die Nummer zieht vielleicht bei den Kindern dahinten, aber mir brauchst du nicht mit sowas kommen.«

»Ist mir egal. Immerhin guckst du nicht mehr so traurig.« Er lehnte sich ein Stück zur Seite und tippte meine Schulter mit seiner an.

»Mag sein. Aber solche Wörter aus dem Mund von Captain Hook zu hören, ist ungewohnt.«

»Hook?« Er hob die Hand und betrachtete den Haken, ehe er ihn auf den sandigen Boden fallen ließ. Dann wedelte er mit seinen Fingern, wie um mir zu beweisen, dass sie echt waren. »Du musst mich verwechseln. Ich habe nichts mit diesem Fiesling am Hut.«

»Aha«, antwortete ich und griff nach seinem Spielzeug, um es genauer zu betrachten.

»Wusstest du, dass Hook in der Romanvorlage von James M. Barrie seine rechte Hand verloren hat, in den Verfilmungen aber immer die linke fehlt?«

»Uh, da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Hattest wohl Angst, dass dich irgendwer darauf anspricht?«, piesackte ich ihn. Insgeheim war ich jedoch schwer beeindruckt von seinem Insiderwissen. Obwohl ich Literaturwissenschaften studierte, war mir dieses Detail zuvor nicht aufgefallen.

Er zuckte mit den Schultern. »Pedro hat auf den Haken bestanden. Ich glaube eher, dass ein ausgefallener Bart, ein stylischer Hut und Kajal ausschlaggebend für einen Piraten sind. Sieh dir Jack Sparrow an. Dem liegen die Frauen zu Füßen.« Während er das sagte, strich er wie ein Denker über seinen kurzen Bart am Kinn.

»Captain Jack Sparrow, wenn ich bitten darf!«, korrigierte ich ihn, woraufhin er entschuldigend die Hände hob.

»Oh, natürlich. Ich vergaß.« Er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr. »Wie auch immer: Disney ist daran schuld, dass das allgemeine Weltbild zugrunde geht.«

»Weil sie aus einem Piraten einen attraktiven Weiberhelden machen und Frauen einreden, dass eines Tages ein Prinz auf einem Pferd vorbeikommt und mit ihnen zusammen in den Sonnenuntergang reitet?«

»Frauen?« Er zog die Augenbrauen in die Höhe und grinste. »Sind die meisten Disneyfilme nicht für Kinder?«

»Wer behauptet das denn?«, empörte ich mich, hob den Finger und schaltete meinen Erklärbärmodus ein. »Die klassischen Disneyfilme sind zeitlos und für jedermann gedacht. Ob jung oder alt spielt da keine Rolle. Warum sollten Erwachsene nicht das Recht haben, von der großen Liebe zu träumen? Wer weiß, ehe du dich versiehst, steht sie vor dir und …«

»Okay, ich hab’s verstanden. Bitte fang jetzt nicht an zu singen«, antwortete er lachend und hob abwehrend die Hände.

»Pah, du hast doch keine Ahnung, was gut ist!« Ich stimmte in sein Lachen mit ein. Nie hätte ich erwartet, mit Hook über Disneyfilme zu reden. Nick hätte nicht mal gewusst, wer Peter Pan und Captain Hook waren, geschweige denn, dass diese auf einem Bühnenstück basierten. Meine Filmvorlieben verabscheute er aus tiefstem Herzen und sah sich lieber hirnlose Actionfilme an. Meine Leidenschaft für Disney hatte er nie geteilt. Genauso wenig wie meinen Sinn für Treue und Ehrlichkeit, wie sich letztendlich herausgestellt hatte.

Mein Lachen erstarb und ich senkte den Blick. »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte ich und zog einen Sandkreis. »Du hast recht, es liegt an mir.«

»Vergiss es einfach. Wir hatten einen miesen Start und sollten noch einmal von vorn beginnen. Meinst du nicht auch?«

Vorsichtig sah ich auf. Der Pirat lächelte freundlich und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass er sein Kostüm für mich abgelegt hatte.

»Okay. Ich … äh … mein Name ist Emily.«

»Freut mich. Ich bin Colin.«

Gerade als er fortfahren wollte, rief jemand nach ihm: »Captain, Zeit für das Feuer!«

»Aye«, erwiderte Colin und stand auf. »Kommst du mit?«

»Ja, gleich«, antwortete ich. Er nickte und machte sich auf den Weg, um die aufgestapelten Holzscheite anzuzünden.

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Von der einen Minute zur nächsten hatte sich meine Stimmung erneut um hundertachtzig Grad gedreht. Ich beschloss, die Sache ein wenig entspannter anzugehen und in seine Worte und Taten nicht allzu viel reinzuinterpretieren. Das tat mir nicht gut und ich war schließlich hier, um Spaß zu haben.

»Na, Süße, verrätst du mir jetzt, was das hier wird?« Lucy tauchte unvermittelt neben mir auf, hockte sich neben mich und sah mich erwartungsvoll an.

»Keine Ahnung, was du meinst«, behauptete ich, aber meiner besten Freundin konnte ich nichts vormachen.

»Ich meine dich und den schnuckeligen Piraten.« Sie schaute an mir vorbei und ich folgte ihrem Blick.

In diesem Moment sah Colin auf und zwinkerte mir zu. Ich war mir darüber vollkommen im Klaren, dass Lucy das nicht entging, und wandte mich sofort ab. Ihr Grinsen konnte nicht vielsagender sein.

»Du magst ihn, he?«

»Ich kenne ihn doch gar nicht. Heute Abend fahren wir zurück zu unserem Hotel, ich werde ihn nie wiedersehen und morgen habe ich ihn vergessen.« Der Gedanke schmerzte, enthielt aber nichts als die Wahrheit. Die Trennung von Nick hatte mich viel zu sentimental werden lassen.

»Du bist ja auch nicht hier, um deinen Traumprinzen zu finden, sondern um dich von deiner gescheiterten Beziehung zu erholen und loszulassen. Zwanglos leben, lieben, Spaß haben. Du weißt, wie ich das mei...«

»Ja ja, ist schon gut«, unterbrach ich sie mit genervtem Unterton in der Stimme und stand auf. Wenn sich Lucy einmal in Rage redete, hörte sie so schnell nicht mehr auf. Außerdem wollte ich kein weiteres Wort über ihre ungezwungene Lebensweise hören, da ich diese nicht teilte. Während meine Freundinnen gerne hin und wieder den Bettgefährten – auch untereinander – wechselten, liebte ich mit Haut und Haar. Ich war viel zu emotional, um mir ständig einen anderen Mann zu suchen. Das mit Nick damals war eine Ausnahme.

»Halt den Ball flach, Süße. Kommst du mit zu uns? Es ist so lustig und du fehlst, Schnucki!« Sie lehnte sich gegen mich und hakte sich bei mir unter. Dass sie so anhänglich wurde und sich die Anzahl der Kosenamen mit jedem Satz vermehrte, war verdächtig. Außerdem stieg mir ein seltsamer Geruch in die Nase.

»Mein Gott, Lucy! Wie viel hast du denn getrunken? Du riechst wie eine ganze Schnapsfabrik!«

»Vielleicht einen Schluck. Oder zwei?« Sie grinste und warf in Model-Manier ihr Haar über die Schultern. »Komm schon, das wird lustig. Du wirst Sam und Steven lieben!«

Hinter uns begann jemand, Gitarre zu spielen. Die Leute scharrten sich um das Feuer und machten es sich im Sand gemütlich. Offensichtlich war nun die Zeit vorüber, in der jeder für sich an seinem Tisch saß, und es ging zum geselligen Teil über. Mia und die Jungs stießen ebenfalls dazu.

»Na schön, lass uns gehen.« Ich seufzte, woraufhin Lucy mir unsanft gegen den Arm schlug. »Hey, was soll das?«, fluchte ich und rieb mir die schmerzende Stelle.

»Genieß die Zeit mit ihm. Er wird dir guttun.«

»Träum weiter, Lu.«

»Ich meine das ernst, Emily. Hör doch mal für einen einzigen Abend auf, hinter allem einen Sinn zu suchen. Lebe!« Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange. »Sei unbeschwert und tu das, was du im Hier und Jetzt für richtig hältst.« Ich musterte sie für einen Moment, ehe ich resignierend seufzte. »Weißt du, Miss Glückskeks, genau das macht mir Angst.«

 

 

»Musst du das jeden Abend machen?«

Colin streckte die Beine aus und stützte sich mit seinen Armen im Sand ab. Die Lederweste hatte er mittlerweile abgelegt. In seinen Augen spiegelte sich der Feuerschein wider. »Ich finde es eigentlich gar nicht so schlecht. Es ist ein erstaunlich gut bezahlter Job, ich lerne viele Leute kennen, führe interessante Gespräche. Meistens beginnen die Gäste um diese Zeit mit dem Trinken, um Pedros unmusikalische Seite erträglicher zu machen. Das ist meist sehr amüsant.« Sein Blick wanderte zu dem älteren Mann, der inmitten des Sitzkreises um das Feuer herumwirbelte. »Kann ich dir was bringen?«

»Nein, danke.« Ich winkte lachend ab und Pedro begann mit seinem Programm. In den ersten Minuten lauschten wir tapfer seiner wenig harmonischen Stimme und den schrägen Seemannsliedern, doch mittlerweile war ich mir sicher, dass ihm keiner mehr zuhörte. Einige Kinder hopsten ebenfalls um das Feuer herum, die Erwachsenen verzogen sich nach und nach an die Bar. Meine Mädels und ihre Männer reichten eine Flasche Rum umher. Womöglich wäre es besser gewesen, ich hätte Colins Angebot angenommen, und mich dem Gelage angeschlossen. Allerdings hielt ich nicht viel von hartem Alkohol. Ich war eher der süße Cocktail-Typ.

»Wie lange machst du das schon?«

Er schien kurz nachzurechnen, ehe er schließlich antwortete: »Jetzt müssten es fast sechs Wochen sein. Ich wollte nach meinem Abschluss noch ein wenig die Welt erkunden, ehe ich in den Berufsalltag einsteige.«

»Was hast du denn studiert?«

»Architektur.«

»Wow, hätte ich dir gar nicht zugetraut.«

Er hob grinsend die linke Augenbraue. »Warum? Weil ich momentan lieber Touristen bespaße?«

»Na ja, ich hätte mehr auf Maschinenbau getippt. Aber an Spaß dürfte es dir hier auf Ibiza ja nicht mangeln.« Ich sah mich um und bemerkte die teils feindseligen Blicke, die einige der Frauen mir zuwarfen. Vorher war mir das nicht aufgefallen, weil ich nicht in der Verfassung gewesen war, über meinen eigenen Tellerrand zu schauen.

Ich wandte den Blick ab.

»Du scheinst ein ziemlich schlechtes Bild von mir zu haben. So voller Vorurteile und verdrehter Vorstellungen.« Er blickte zu mir rüber und ich konnte ihm die Enttäuschung ansehen. Ich bereute meine Worte sofort, aber er fuhr fort, ehe ich etwas sagen konnte. »Pedro ist ein entfernter Verwandter von meiner Mum. Durch die Familienbuschtrommel hat sie mitbekommen, dass er einen willigen Arbeitssklaven für den Sommer sucht. Ich hatte Lust auf ein Abenteuer. Wie hätte ich dieses Angebot ablehnen können? Pedro hat mir eine Möglichkeit geboten, die ich so schnell nicht wieder bekommen werde. Denkst du wirklich, es geht mir dabei nur darum, irgendwelche triebgesteuerten Touristinnen abzuschleppen?«

»Ich … ja, irgendwie schon«, gab ich zu. »So, wie du mit deinem unwiderstehlichen Piratencharme um dich wirfst, würde es mich nicht wundern, wenn jede zweite Frau dir freiwillig die Planken putzt.«

»Die … Planken putzen …«, murmelte er und fand sein anzügliches Lächeln wieder. »So habe ich das noch nicht betrachtet. Danke für das Kopfkino, Schätzchen.«

»Schätzchen?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe das Gefühl, dass sich hinter deiner abweisenden Fassade ein sehr seltener und kostbarer Schatz verbirgt.«

Sprachlos starrte ich ihn an. Er hatte unrecht. Ich war weder selten noch kostbar. Eher durchschnittlich und langweilig. Aber es hatte keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren. Er kannte mich nicht und morgen wäre ich nur ein weiterer Strich auf seiner Liste. »Du bist definitiv der unverschämteste Pirat, von dem ich je gehört habe«, sagte ich schließlich.

»Aber du hast von mir gehört.«

Leise seufzte ich. Ganz egal, was ich sagte, er hätte es gegen mich verwendet. Stattdessen nickte ich.

»Und du denkst, dass ich unwiderstehlich und charmant bin, aye?« Sein Grinsen wurde breiter.

»Bitte was?«

»Das hast du gesagt!«

»Noch ein Wort und ich sorge dafür, dass dein Zahnarzt dir einen Goldzahn implantieren muss. Dann ist dein Charme für immer dahin!« Erfolglos versuchte ich, bedrohlich zu gucken, woraufhin er in Gelächter ausbrach und einen bösen Blick von Pedro erntete.

Etwas leiser fuhr er fort: »Nur zu. Johnny Depp hat auch einen Goldzahn. Frauen finden so was sexy.«

»Du musst ständig das letzte Wort haben, oder?«

Als Colin erneut zu lachen begann, verengten sich meine Augen zu Schlitzen. »Aye.«

Ich hätte ihm am liebsten eine verpasst oder ihn mit Sand beworfen und ihm gleichzeitig das Grinsen aus dem Gesicht küssen können. Elender Freibeuter!

 

Nach Pedros miserablem Auftritt folgte der angenehmere Teil. Einige entschlossen sich dazu, ins Wasser zu gehen und das kühle Nass zu genießen. Andere wiederum, einschließlich meiner Freundinnen, erfreuten sich an dem großzügigen Angebot an der Bar. Die Rumflasche hatten sie mittlerweile erfolgreich geleert, was die Stimmung zusätzlich aufgeheizt hatte.

Colin und ich hatten es uns am Feuer gemütlich gemacht und über Belanglosigkeiten gesprochen, bis er aufstand, die Hand ausstreckte und mich bat, ihm zu folgen. Ohne zu zögern, ergriff ich sie und gemeinsam gingen wir den Steg entlang, bis wir am Schiff ankamen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dorthin zurückzukehren, wo im Grunde alles angefangen hatte. Innerhalb eines Abends hatte sich meine Grundstimmung zum ersten Mal seit Wochen zum Besseren gewandt. Ich wollte nicht mal daran denken, wie es mir vor wenigen Stunden noch ergangen war.

Zwar fürchtete ich, dass mir durch das Schaukeln des Schiffes womöglich wieder schlecht werden würde, doch es war die Neugierde, die mich dazu trieb, Colin zu folgen. Er führte mich zum Steuerrad und stützte die Hände auf der hölzernen Reling ab.

Über uns leuchteten die Sterne und der Vollmond erstrahlte in seiner ganzen Pracht. Das Meer war ruhig und die kleinen Wellen sahen im Mondlicht aus wie unzählige, glitzernde Diamanten. Ein atemberaubender Anblick, der den Moment perfekt machte. So romantisch und kitschig zugleich.

»Was tun wir hier?«

»Wir haben nicht mehr viel Zeit und ich wollte die letzten Minuten mit dir abseits der anderen verbringen«, antwortete Colin ehrlich.

»Okay. Und dafür riskierst du, dass ich wieder seekrank werde?«

Er lachte auf. »Ich bin gerne da und fange dich auf, wenn dir wieder schwindelig wird. Zur Not halte ich dir auch die Haare.«

»Wie heldenhaft von dir.«

»Oh, glaub mir. Ich bin alles andere als heldenhaft.«

»Komm schon, gib’s zu: Du hast mich nur aus einem Grund erneut auf dieses Schiff gelockt. Du wolltest mich leiden sehen. Hilflos auf diesem wackligen Kahn, damit du noch einmal das Vergnügen hast, mich retten zu dürfen.«

»Das siehst du falsch. Ich glaube, dass du ganz gut selbst auf dich aufpassen kannst.«

Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. »Wenn ich das könnte, würde ich mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.« Mein Blick wanderte zum Strand, wo sich meine Freundinnen heiter vergnügten.

Er beugte sich ein Stück weit zu mir hinab, griff nach meinem Kinn und zwang mich sanft, ihn anzusehen. »Du könntest niemals das fünfte Rad am Wagen sein, Schätzchen.«

Sein Raunen sorgte dafür, dass ich eine Gänsehaut bekam. Am liebsten hätte ich meine Arme um seinen Hals gelegt, ihn zu mir hinuntergezogen und seine Lippen auf meinen gespürt. Allein der Gedanke daran ließ mich erzittern. Ich starrte ihn atemlos an und bildete mir ein, dieses Verlangen auch in seinen Augen lesen zu können. Doch seine Beherrschung schien ausgeprägter zu sein als meine. Grinsend zog er sich zurück.

»Siehst du den Felsen dort hinten?« Colin deutete auf ein Steingebilde, das in einiger Entfernung aus dem Wasser ragte.

Ich nickte, schwankte leicht und hielt mich an der Reling fest.

»Viele sagen, dass er wie ein nach oben ragender Daumen aussieht. Die Einheimischen nennen ihn deswegen Can Bernat, den Finger Gottes.«

»Du glaubst also daran, dass es einen Gott gibt?«

Colin schüttelte den Kopf. Nachdenklich richtete er den Blick in die Ferne. Schließlich sagte er: »Ich denke, dass es irgendeine höhere Macht gibt, die die Fäden zieht. Manche würden es Schicksal nennen.«

»Und wie nennst du es?«

Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Manchmal läuft alles so, wie man es sich wünscht. Und dann kommt es vor, dass man ewig in der Dunkelheit umherirrt, bis man seinen Lichtschein findet. Solche Zeiten erlebt jeder mal. Doch am Ende fügt sich alles. Davon bin ich überzeugt.«

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht. Ich lebte in meinem Elend und hatte nicht die Kraft, an morgen zu denken. Doch womöglich hatte er recht. »An welchem Punkt befindest du dich gerade?«

Er lachte leise. »Ich streife im Moment umher und wäge meine Möglichkeiten ab. Vielleicht ist der hochgestreckte Daumen ein Zeichen? Ich weiß es nicht.«

Schweigend zuckte ich mit den Schultern.

»Hast du dich schon mal gefragt, wie es wäre, noch einmal von vorne anzufangen? Ein neues Leben?«

»Inwiefern?«

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783948592264
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Januar)
Schlagworte
Pirat Winter Ibiza Herz London Sommer Kuss Romance Liebe Weihnachten

Autor

  • Cat Lewis (Autor:in)

Cat Lewis wurde 1990 im schönen Brandenburg geboren, lacht viel und gerne und ist ein typischer Wassermann. Wenn Cat nicht gerade in spannende Fantasy Romance oder prickelnde Liebesromane eintaucht, schreibt sie selbst gerne Geschichten über die große Liebe oder stürzt sich in fantastische Welten. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Frankfurt und ist den lieben langen Tag nur von Büchern umgeben.
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Titel: Küss mich, Pirat