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Wie Rothes Grundsätze mit Kreuzberg kollidierten und warum Kuba auch keine Lösung ist

von Tscharlie Häusler (Autor:in)
210 Seiten

Zusammenfassung

Rothe, irgendwas in den Dreißigern, Single, hat Grundsätze. Keine Zonenbräute, keine Schrankwände und nie wieder eine Kneipentour mit Statler. Damit könnte er in Kreuzberg ganz gut überleben, wäre da nicht sein außergewöhnlicher Freundeskreis, der ihn mehr als einmal in pikante Situationen bringt, die ihn an seinem Lebensentwurf zweifeln lassen. Also überlegt er es sich noch mal mit seinen Grundsätzen und landet dabei nicht nur in zahlreichen Berliner Kneipen, sondern auch am anderen Ende der Welt, wo sich die entscheidende Frage stellt: Was soll das eigentlich mit diesen Wackeldackeln? Eine unkonventionelle Liebeserklärung an die Hauptstadt und ihre außergewöhnlichen Bewohner.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Januar

Der Jahrtausendwechsel

Sie waren alle gekommen! Alle!

Zumindest die vier, die Rothe zugesagt hatten, den Jahreswechsel gemeinsam zu zelebrieren. Sie alle wussten nämlich, dass der Jahrtausendwechsel nicht Ende 1999, sondern erst heute stattfinden würde.

Sollten die anderen sie doch als Erbsenzähler beschimpfen. Das war ihnen vollkommen egal, denn sie wussten, dass sie im Recht waren. Sie waren kein Mainstream. Nein, das konnte man wirklich nicht behaupten.

Die fünf hatten beschlossen, nicht wie alle anderen die Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar zu begehen, es sollte selbstverständlich unkonventionell sein. Zur Debatte stand, diesen bedeutenden Jahreswechsel jüdisch, buddhistisch oder islamisch zu feiern. Da sie jedoch unbedingt den Wechsel des Jahrtausends begießen wollten, stellte sich ein derartiges Vorhaben als wenig praktikabel dar.

Nach islamischem Glauben war nämlich erst das Jahr 1421 angebrochen, nach buddhistischem Glauben schrieben wir bereits das Jahr 2545 und nach jüdischem Glauben hatte gar das Jahr 5761 begonnen. Notgedrungen einigte man sich auf die christliche Zeitrechnung, obwohl die fünf strenge Vorbehalte gegen diese Religion hatten, und alle, bis auf Elmar, dessen Mutter ihm dies nach eigenen Angaben nie verzeihen würde, bereits vor Jahren aus der Kirche ausgetreten sind. Aber nur so war ihnen vergönnt, wenigstens einmal in ihrem Leben auf ein neues Jahrtausend anzustoßen. Dafür konnte man schon einen kleinen Kompromiss eingehen.

Als Bildungsbürger war ihnen bewusst, dass 1582 eine neue Kalenderreform, die Gregorianische, in Kraft getreten war und auf den 4. Oktober damals sofort der 15. Oktober folgte. Zehn Tage hatte der Papst einfach gestrichen. Derartiger päpstlicher Willkür waren sie natürlich nicht geneigt zu folgen. Sie feierten also am 10. Januar 2000.

Durch diesen Akt des Widerstandes war der vorausgehende Kompromiss für alle um einiges leichter zu ertragen. Da es bei ihren Überlegungen mehrere Rechenmodelle gab, die alle auf ihre Art überzeugend wirkten, konnten sie sich nicht mit letzter Gewissheit darauf einigen, ob nun in der Nacht zum 11. oder zum 12. Januar der wahre Jahrtausendwechsel stattfand. Bert war der Ansicht, dass zwischen dem 4. und 15. Oktober 1582 genau elf Tage gelegen hätten, daher müsse man zum 1. Januar elf Tage hinzuzählen und würde erst in der Nacht zum 12. Januar auf den Jahrtausendwechsel anstoßen können. Elmar hatte widersprochen, er war der Auffassung, dass es genau zehn Tage sind.

»Wie wir alle wissen, warst du ja schon immer ein wahres Rechengenie, nicht wahr, Bert?«

Es war ein offenes Geheimnis, dass Bert am Ende eines Abends häufig mit Kneipenbesitzern Streit angefangen hatte, weil die Zeche angeblich zu hoch war. Sieglinde warf ein »Hört, hört« in die Runde und kicherte hämisch, während Tine ihren Freund und dessen Rechenkünste erregt verteidigte: »Während Bert im Mathe-Leistungskurs saß, hast du ja erfolglos versucht, im Sport-LK den Lehrer zu beeindrucken, ohne zu merken, dass er schwul war!«

Bevor Sieglinde jedoch darauf eingehen konnte, hatte Rothe die aufkeimende Diskussion abrupt beendet, indem er vorschlug, am zehnten Januar anzufangen und einfach solange zu feiern, bis keiner von ihnen mehr Lust haben würde.

Am Mittwoch, den Zehnten, saßen sie nun also da, die nonkonformistischen Fünf, und wollten das neue Jahrtausend einläuten: Tine, Bert, Elmar, Sieglinde und natürlich Rothe, der Gastgeber. Aus dem üblichen Kreis fehlte nur Ralf alias Noko, ein gebürtiger Nürnberger, der auch nach zwanzig Jahren Berlin – kräftig fränkelnd – aus seinem Geburtsort keinen Hehl machte. Noko war ein alternder Sozialpädagoge, der derartigen Feiern grundsätzlich ablehnend gegenüberstand und regelmäßig am Jahresende zum Meditieren in ein buddhistisches Kloster ging. Sein Spitzname war Programm. Er war noch ein bisschen nonkonformistischer als die anderen aus dem nonkonformistisch erlauchten Kreis.

Sein Aufenthalt im Kloster dauerte dieses Jahr scheinbar besonders lang. Wo genau und wie er meditierte, hatten die Freunde bisher nie richtig in Erfahrung bringen können. Noko reagierte auf Nachfragen seltsam verstockt. Er wolle mit seinen religiösen Gefühlen nicht hausieren gehen und bitte darum, dies zu respektieren, blockte er Nachfragen meist brüsk ab. Seine Freunde hatten sich mit dieser Marotte abgefunden, auch wenn sie ihnen nicht ganz einleuchtete, denn sonst gab Noko seine Erfahrungen und Weisheiten gern und ungefragt jedem und jeder preis. Wäre er da, hätte es im Laufe des Abends mit Sicherheit Streit mit Sieglinde gegeben. Sie hasste seine Plattitüden und wäre bestimmt nicht abgeneigt gewesen, ihm einige seiner Weisheiten um die Ohren zu hauen.

Sieglinde war eine ausgesprochen hübsche und überaus selbstbewusste Blondine. Eigentlich wollte sie mit ihrem neuen Freund kommen. Es gab jedoch – wie häufig bei ihr – kurz zuvor heftigsten Streit. An Weihnachten konnten sie sich nicht darauf einigen, wie man das Weihnachtsfest begehen sollte. Ihr momentan Auserwählter wollte Weihnachten auf traditionelle Weise mit Weihnachtsbaum, Geschenken und Gänsebraten verbringen, aber Sieglinde lehnte dieses Ansinnen kategorisch ab. Mit derartig spießigen Verhaltensweisen hatte sie nichts am Hut. Als »piefiges, bourgeoises Bürgersöhnchen« hatte sie ihn tituliert und seitdem jede Kontaktaufnahme verweigert. Sie schien immer noch sichtlich und hörbar empört. Vor einigen Jahren hätte ein derartiger Vorschlag ihres jeweiligen Lebensabschnittsgefährten zur sofortigen, endgültigen Trennung geführt. Inzwischen hatte sie die Dreißig aber schon knapp hinter sich gelassen und war etwas milder geworden. Es war daher nicht mit absoluter Sicherheit davon auszugehen, dass die beiden sich nie wieder vertragen würden, wenngleich sie eine Versöhnung momentan noch felsenfest ausschloss.

Sieglinde kam zusammen mit Elmar. Sie kamen immer gemeinsam. Zumindest dann, wenn Sieglinde gerade Stress mit einem ihrer Liebhaber hatte. Elmar stand für Sieglinde allzeit bereit. Sie waren schließlich beste Freunde und das schon seit vielen Jahren.

»Wie Bruder und Schwester«, sagten beide übereinstimmend.

Elmar, ein in die Jahre gekommener Spätachtundsechziger, war zu dieser Zeit zwar erst neun Jahre alt, fühlte sich aber dennoch von dieser Ära stark geprägt. Er hatte sich ein beträchtliches Wissen über jene Zeit angeeignet und versuchte, etwas davon nachzuleben. In einer schwulen Männer-WG wollte er seine angeblich jedem Menschen innewohnende Bisexualität ausleben, fand aber heraus, dass das auf ihn wohl doch nicht zutraf. Er war inzwischen grauhaarig, hatte einen kräftigen Wohlstandsbauch und schwärmte noch immer von der sexuellen Revolution. »Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment«, war ein Spruch, den er immer wieder gerne zitierte. Rothe kannte ihn zwar erst seit einigen Jahren, hatte aber trotzdem den dringenden Verdacht, dass die sexuelle Revolution an Elmar weitgehend vorübergegangen sein musste.

Wenn die Männer unter sich waren, gab es für Elmar nur dieses eine Thema. Gleichwohl geschah in den letzten Jahren bei ihm diesbezüglich nicht das Geringste, soweit Rothe das beurteilen konnte.

Zwar hatte er 1977 einen heftigen Urlaubsflirt mit einer gleichaltrigen Italienerin namens Guiliana, von deren Rassigkeit er noch heute schwärmt, weitere sexuelle Abenteuer, die Elmar oft vage andeutete, wurden von ihm jedoch nie personifiziert, sodass Rothes Verdacht grundsätzlich nicht von der Hand zu weisen war.

Als gefühlter Altachtundsechziger war Elmar offen für jede esoterische Bewegung. Er nehme alles mit, was ihn in seiner Persönlichkeitsentwicklung weiterbringen könne, meinte er. Von Bachblüten-, über Chakra- bis zur Urschrei-Therapie war ihm nichts fremd. Eigentlicher Grund für seine Therapiewütigkeit war aber immer die Hoffnung, bei einer derartigen Therapiegruppe doch noch die Frau fürs Leben zu finden. Dass ihm das bisher nicht gelang, lag möglicherweise daran, dass er seit Jahren hoffnungslos in Sieglinde verliebt war. Und dies nicht so wie ein Bruder in seine Schwester.

Zur Feier waren auch Tine und Bert gekommen, beides exilierte Schwaben. Sie haben sich in einem Stuttgarter Studentenwohnheim kennengelernt, zogen gemeinsam nach Berlin und treten seitdem im Doppelpack auf. Sie waren nicht verheiratet, sagten, dass sie keine Kinder wollten, und teilten sich seit Ende ihrer Studentenzeit mit vier anderen eine geräumige Fabriketage in Kreuzberg am Landwehrkanal. Ihre Mitbewohner wechselten häufig und waren inzwischen meist bedeutend jünger als sie selbst, was auch der Grund dafür gewesen sein mag, warum sie nicht mit den anderen aus der Wohngemeinschaft feiern wollten. Überdies hatte die Generation Love Parade, obwohl dem Feiern durchaus nicht abgeneigt, keinen Faible für nonkonformistische Ideen. Inzwischen waren sie seit sechzehn Jahren zusammen und hatten sich immer wieder mal kurzfristig getrennt. Man konnte mitunter den Eindruck gewinnen, dass sie sich nur deswegen jedes Mal wieder zusammengerauft hatten, weil nichts anderes zu finden war.

»So ein Scheißkerl«, schimpfte Sieglinde, »glaubt der doch glatt, mit mir wie mit Muttern ein miefiges Weihnachtsfest feiern zu können. Das ist doch unmöglich! Was wollte ich nur mit dem?«, fragte sie in die Runde.

»Ich sage euch, Freunde, nie mehr so ’nen Spießer. Das ist mein Vorsatz für das neue Jahrtausend.«

Elmar nickte beflissen, Tine schaute leicht genervt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Ähnliches schon öfter aus Sieglindes Mund gehört zu haben. Déjà-vu nannte man das wohl.

Bert stierte in sein Glas Rotwein. Er dachte nichts. Zumindest nichts, was irgendeinen Sinn ergeben würde. Rothe leerte sein erstes Bier.

»Warum hat mich denn niemand von euch jemals darauf aufmerksam gemacht?«, fragte Sieglinde. »Ihr hättet mich doch warnen können, oder? Wozu hat man schließlich Freunde?«

Elmar blickte mit großen, glasigen Augen in die Runde. Er sagte jetzt lieber nichts.

»Hör doch auf«, antwortete Tine. »Was für ’ne Szene hättest du wohl wieder gemacht, wenn nur einer von uns etwas gesagt hätte. Im Übrigen war er wirklich ein Netter und in keinster Weise spießig.«

Elmar überlegte, ob er vielleicht doch etwas sagen sollte, kam aber nicht zu Wort. Tine redete sich jetzt in Rage. Sie zählte alle Ehemaligen von Sieglinde aus den letzten fünf Jahren auf, beschrieb genauestens deren Vorzüge und erzählte haarklein, welche dramatischen Szenen sich jedes Mal abspielten, wenn Sieglinde einer Beziehung überdrüssig geworden war.

»Jedes Mal dasselbe Gequatsche, liebe Sieglinde. Du solltest in deinem Alter zufrieden sein, wenn du überhaupt noch einen abkriegst«, endete Tine ihren zehnminütigen Monolog.

Elmar hatte immer noch diese großen, glasigen, traurigen Augen. Berts Rotweinglas schien nicht mehr sein ganzes Interesse zu beanspruchen, denn er schaute leicht angespannt in die Runde. Rothe stand auf und holte sich eine neue Flasche Bier aus dem Kühlschrank.

»Davor hattest du ja schon vor sechzehn Jahren Angst, liebste Tine. Um mein Sexualleben brauchst gerade du dir keine Gedanken zu machen«, lautete die prompte, lautstarke Antwort. Dabei hatte sie das Wort mein besonders schrill betont.

Als Tine gerade den Mund aufmachen wollte, wurde sie eilig von Bert unterbrochen: »Nun streitet euch doch nicht schon wieder. Wir wollen hier feiern«, meinte er genervt. Er hatte das wohl häufiger erlebt, denn das Wort schon zog er beträchtlich in die Länge.

»Eben. Schließlich ist Jahrtausendwechsel«, bemerkte Elmar, der genau wusste, wie schnell eine solche Situation bei Sieglinde eskalieren konnte. »Was haltet Ihr eigentlich von der Sache mit Joschka? Glauben die doch tatsächlich, ihn mit solch ollen Kamellen zum Rücktritt bewegen zu können. Und Birne hat sich auch wieder bräsig und selbstgerecht zu Wort gemeldet.«

»Ein wahrlich kluger Schachzug von Elmar«, dachte sich Rothe noch und schon befanden sich alle in einer lebhaften Politdiskussion.

Jeder der fünf hatte dezidierte Ansichten zum politischen Tagesgeschehen. Man war sich glücklicherweise hinsichtlich der Beurteilung des Altkanzlers und des Neuaußenministers weitgehend einig, sodass diesbezüglich mit keinem nennenswerten Streit zu rechnen war.

Nach geraumer Zeit schweifte die rege Unterhaltung jedoch langsam wieder ab. Sieglinde und Tine unterhielten sich inzwischen angeregt darüber, was Joschka doch für ein interessanter Mann sei.

»Den würde ich nicht von der Bettkante schubsen«, meinte Sieglinde.

Tine nickte kichernd, wobei ihr der Gedanke: »Wen würde die überhaupt runterschubsen?«, durchs Hirn schoss, während Sieglinde zum gleichen Zeitpunkt dachte: »Der würde ein bisschen Abwechslung auch mal gut tun, nach sechzehn Jahren Langeweile.«

Bert hielt nun einen lautstarken Vortrag über das Wesen der Frau und warum Frauen kein Fußball spielen können. Er hatte zwischenzeitlich schon beträchtliche Mengen Rotwein in sich hineingeschüttet und war bekannt für seine abstrusen Theorien. Er war der Ansicht, dass die Gebärmutter und die Brüste der Frauen einem für das Fußballspiel notwendigen, koordinierten Bewegungsablauf im Wege stehen würden und schon deshalb ein konsequentes und stringentes Frauenfußballspiel ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Er war sich sicher, dass zukünftige Generationen »mit diesem Genderwahnsinn kurzen Prozess« machen und die Frauen wieder ihrer natürlichen Bestimmung zuführen würden.

Während Bert lautstark über Frauenfußball theoretisierte, wirkte Elmar leicht irritiert und abwesend, denn mit einem Ohr lauschte er der Unterhaltung von Sieglinde und Tine. Rothe trank bereits sein fünftes Bier, weshalb es ihm zunehmend schwerer fiel, den Thesen von Bert zu folgen.

Die Uhr bewegte sich derweil unaufhaltsam auf die Zwölf zu. Obwohl mangels weiterer Nonkonformisten nicht mit einem großen Feuerwerk zu rechnen war, gingen alle fünf auf Rothes Balkon. Er wohnte im zwölften Stockwerk, das immerhin einen schönen Blick über das nächtlich erleuchtete Berlin bot.

Symbolisch und unkonventionell wollte man um fünf vor zwölf auf das neue Jahrtausend anstoßen. Fünf vor zwölf war ein Kompromiss, darauf hatte man sich nach längerer, kontroverser Diskussion geeinigt.

Bert und Rothe waren ursprünglich der Ansicht gewesen, dass man angesichts der Weltlage eher um fünf nach zwölf anstoßen sollte, Tine und Sieglinde, die anscheinend etwas weniger nonkonformistisch und vor allem weniger pessimistisch als die beiden Männer waren, wollten fünf vor zwölf mit dem neuen Jahrtausend beginnen. Zünglein an der Waage hatte Elmar gespielt, der nach langem Zögern und einem strengen Blick von Sieglinde für den Vorschlag der beiden Frauen stimmte.

Sie zählten nun also laut die Sekunden bis zu ihrem persönlichen Jahreswechsel. Feierlich und ernst, mit leicht verwaschener Stimme, verkündete Rothe um Punkt fünf vor zwölf: »Völker der Welt, schaut auf diese Stadt! Möge das neue Jahrtausend ein Besseres werden!«

Ob dieser pathetischen Worte blickten ihn die anderen zwar etwas irritiert an, aber seine Worte zeigten Wirkung, denn alle vier schauten schweigend und sinnierend auf diese Stadt und auf den immer noch regen Autoverkehr. Ansonsten war alles menschenleer. Auf der Straße lief ein nur schemenhaft erkennbarer Mann, eng umschlungen mit einer dunkelhäutigen Schönheit, vorbei.

»Ist das nicht Noko?«, fragte Sieglinde leicht irritiert.

»Quatsch, der ist doch wieder in seinem blöden Kloster«, antwortete Tine bestimmt.

Ohne dem aufkeimenden Verdacht weiter Beachtung zu schenken, standen sie noch eine ganze Weile auf dem Balkon und philosophierten über die Ungerechtigkeit der Welt. Sie waren zufrieden mit sich und ihrem Jahrtausendwechsel. Als es Tine zu kalt wurde, zogen sich auch die anderen in die Wohnung zurück.

Rothe machte sich noch ein Bier auf. Bert suchte nach einer neuen Flasche Rotwein. Elmar schaute sentimental und hatte wieder diese großen, glasigen Augen. Tine und Sieglinde unterhielten sich lebhaft, umarmten sich und tuschelten. Das neue Jahrtausend hatte ohne besondere Vorkommnisse nun endlich auch für die fünf Freunde begonnen.

Als Rothe aufwachte, war er allein. Es war dunkel, obwohl keine Jalousie heruntergelassen war.

Es war ruhig. Irgendwann so um sechs, nach einigen weiteren Bieren, muss er sich wohl ins Bett bewegt haben. Zumindest konnte er sich noch erinnern, dass es schon weit nach fünf Uhr gewesen war, als Sieglinde und Tine lauthals zu streiten begannen. Um was es ging, wusste er nicht mehr. Die Party neigte sich zu dieser Zeit so langsam dem Ende entgegen.

Bert war wie üblich am Tisch eingeschlafen. Das war auch kein Wunder bei der Menge an Alkohol, die er für gewöhnlich konsumierte. Für ihn war ein Abend erst dann gelungen, wenn er während seines Vortrags – bevorzugt mitten im Satz – nach vorn kippte. Daran hatten sich seine Freunde bereits gewöhnt und wünschten diesen Moment so manches Mal sehnlichst herbei.

Elmar versuchte mit hochrotem Kopf zwischen den beiden Streithennen zu vermitteln und Rothe muss kurz danach die Gunst des Augenblicks genutzt haben, um sich unauffällig in seine Koje zu verziehen. Die Tatsache, dass sich der Gastgeber zurückzog, hinderte seine Freunde normalerweise nicht im Geringsten daran, weiter zu feiern oder zu streiten.

Rothe schaute sich in seiner Wohnung um, aber weder Elmar oder Sieglinde, noch Bert oder Tine lagen irgendwo herum. Sie schienen wirklich gegangen zu sein. Das war eher ungewöhnlich.

»Gott sei Dank«, seufzte Rothe erleichtert. In der Wohnung sah es fürchterlich aus. Es roch nach abgestandenem Bier und kaltem Rauch. Zwei Stühle lagen auf dem Boden, daneben ein zerbrochenes Glas. Zigarettenkippen waren überall verstreut. Ein Aschenbecher war wohl im Eifer des Gefechtes zu Bruch gegangen. Der Teppich war mit großen, dunklen Rotweinflecken übersät. Zusammen mit den herumliegenden Kippen, Chips und Erdnüssen ergab sich ein durchaus sehenswertes Muster. »Willkommen im neuen Jahrtausend!«, dachte Rothe, öffnete die Fenster und kuschelte sich wieder in seine Daunen.

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Februar

Verhängnisvolles Gebäck

Daniel, ein alter Studienkollege, in dessen Kanzlei Rothe auch mal gearbeitet hatte, feierte jedes Jahr seine legendäre Weihnachtsparty. Geladen waren eine Menge guter Klienten und Freunde.

Rothe gehörte zur Kategorie Freunde. Beide waren während der Studienzeit häufig auf Kneipentour und am Wochenende zum Fußballschauen im Olympiastadion gewesen. Daniel trug zu diesen Anlässen immer eine Kutte von Herta BSC, weshalb er von Rothe auf den Namen »Kutte« getauft wurde. Rothe stand der Hertha höchst reserviert gegenüber. Kutte war dagegen ein eingefleischter Fan dieses nicht gerade sympathischen Vereins und trug das zumeist nach Bier miefende Kleidungsstück nach Siegen auch in den Montagsvorlesungen. Mitsamt seiner Schultheiss-Tätowierung auf der linken Schulter, die er im Sommer in seinen Muskel-Shirts immer sehr gern der Öffentlichkeit preisgab, brachte ihm dies den Ruf eines eher prolligen Kommilitonen ein.

Bei einigen Studienkolleginnen hatte er zu Rothes Leidwesen mit dieser Masche beste Erfolge verbuchen können. Zumindest weitaus bessere als Rothe selbst, der viel über Frauenemanzipation gelesen hatte und damals noch dachte, der softe Frauenversteher wäre angesagt. Dieses unsäglich blöde Missverständnis hatte ihn mit Sicherheit um einige der schönsten Studiensemester gebracht und wurmte ihn noch immer mächtig. Kutte dagegen konnte sich diesbezüglich nichts vorwerfen. Soweit sich Rothe erinnern konnte, hatte er kaum etwas ausgelassen.

Trotz seines Auftretens war Kutte eigentlich genau das Gegenteil eines Proleten. Er kam aus sehr bürgerlichen Verhältnissen. Beide Eltern waren praktizierende und wohlhabende Ärzte in Schwäbisch-Hall. Sein Äußeres war wohl eher eine Art des Protestes und der Abgrenzung, eine Auflehnung gegen das schwäbischpietistische Elternhaus. Aber das war inzwischen nicht mehr wichtig. Jetzt trug er meistens Zweireiher und Krawatte und seine Eltern waren stolz auf den Sohn mit der erfolgreichen Anwaltskanzlei.

Rothe und Kutte waren gute Freunde, auch wenn sie sich inzwischen weitgehend aus den Augen verloren hatten. Ihre Freundeskreise und Interessen waren schlicht zu unterschiedlich. Trotzdem konnte selbst Rothes kurzzeitige Verpflichtung in Kuttes Kanzlei dieser Männerfreundschaft nichts anhaben. Sie hatten das Engagement im »beiderseitigen Einvernehmen« beendet, nachdem es zu größeren und lautstarken Unstimmigkeiten über das von Rothe zu betreuende Klientel kam.

Kutte war Strafverteidiger und seine Kundenkartei bestand fast ausschließlich aus Kleinkriminellen und Leuten aus dem Rotlichtmilieu. Rothe hatte damals schwere moralische Bedenken, manchen dieser mitunter schweren Jungs genau so entgegenzutreten, wie Kutte es tat. Der war da ganz anderer Ansicht. Er wollte, dass Rothe, der sehr viel Wert auf den nötigen Abstand zu den Mandanten legte, es ihm gleich tut. Kutte behandelte seine Klienten wie seine besten Kumpels und tat auch alles, damit sie ihre meist überaus verdienten Strafen nicht antreten mussten, was ihm sehr häufig gelang. Er war ein ziemlich guter Strafverteidiger, Rothe eher nicht.

Kuttes Mandanten fühlten sich bei ihm bestens aufgehoben und nach den Beratungsgesprächen immer im Recht mit dem, was sie taten und tun werden. Das war ein nicht unwesentliches Kriterium seines Erfolges, den er mit seiner Kanzlei verzeichnete. Inzwischen verfügte er über fünf Angestellte und reichlich Mandanten aus dem Milieu.

Ein weiteres Geheimnis des Gedeihens seiner Kanzlei war sicherlich auch seine berühmt-berüchtigte Weihnachtsfete, die normalerweise Mitte Dezember stattfand, dieses Mal aber wegen eines »Unfalls« verschoben werden musste. Kutte hatte sich bei einer Schlägerei einen komplizierten Nasenbeinbruch zugezogen. Auslöser der Auseinandersetzung war eine, ihm zu diesem Zeitpunkt sehr nahestehende, moldawische Prostituierte. Er fühlte sich oft auch im privaten Bereich dem Milieu verbunden und rekrutierte seine häufig wechselnden Freundinnen üblicherweise von dort. Immer wieder geriet er dadurch in heftige Schwierigkeiten, stand aber unter Patronage einiger Kiezgrößen, die er verteidigte, und kam deshalb meist glimpflich davon.

Diesmal hatte ihm das jedoch nichts geholfen. Einer der früheren Kunden seiner momentanen Begleiterin hatte sich abfällig über deren Fähigkeiten geäußert. Kutte meinte daraufhin – im schon angetrunkenen Zustand – ihren Rächer spielen zu müssen und stellte den Ex-Kunden zur Rede. Was Kutte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Sein Gegenüber war eine im Milieu durchaus bekannte Größe und kam gerade frisch wegen einiger Gewalttätigkeiten, bei denen es sich keinesfalls um Bagatellen gehandelt haben konnte, aus der Justizvollzugsanstalt Tegel.

Es ging alles sehr schnell. Einige gezielte Schläge und Kutte lag hilflos und stark blutend am Boden seines bevorzugten Table-Dance-Clubs. Zwar zeigte er in seinem Freundeskreis gern ohne Scheu und mit unverhohlenem Stolz seine Trophäen, zwei blaue Augen und die gebrochene Nase, seiner Klientel wollte er so allerdings nicht unbedingt gegenübertreten. Es könne seiner Autorität schaden, meinte er. Warum er dieser Ansicht war, verstand Rothe nicht, denn in seinem Mandantenstamm waren solche Blessuren wohl eher als Auszeichnung anzusehen.

Da der Heilungsprozess mehrere Wochen in Anspruch nahm, hatte er seine Weihnachtsfete daher auf Anfang Februar verschoben.

Das Besondere an seiner Fete war, dass sie immer in einem Sadomaso-Club stattfanden. Neben den aus seiner schwäbischen Heimat kommenden, oft eher spießigen Freunden handelte es sich beim Rest der Feiernden um Kuttes kleinkriminelle Mandanten und um Gestalten aus der SM-Szene, die aus dem Porno- beziehungsweise Rotlichtmilieu rekrutiert wurden. Kundenbindung nennt man das.

Der Sadomaso-Club lag im Bezirk Neukölln, nicht weit von Kuttes Kanzlei entfernt, in der Nähe vom Hermannplatz. Rothe kannte die Örtlichkeiten noch vom letzten Jahr und war mit dem 129er-Bus gekommen. Dunkel und unwirklich erschien ihm dieser Ort. Die Gegend um den Herrmannplatz rief in ihm, vor allem in der Dunkelheit, immer ein gewisses Unbehagen hervor, nachdem er hier vor einigen Jahren von einer Jugendgang aggressiv angegangen worden war. Damals war es glimpflich ausgegangen, da sich Kutte in der Nähe aufhielt und eines der Kids als seinen Klienten erkannte. Trotzdem war Rothe nicht gerne hier. Neukölln war ziemlich heruntergekommen und sehr berüchtigt, was die Kriminalitätsrate betraf. Er ging daher schnellen Schrittes und beschloss, auf dem Rückweg auf jeden Fall vorsichtshalber ein Taxi zu nehmen.

Das Haus, in dessen Hinterhof sich der Club befand, war nicht weit von der Bushaltestelle entfernt. Keine fünf Minuten später stand Rothe vor dem imposanten, stuckverzierten Altbau. Er musste dreimal bei S. Meyer klingeln. Dann wurde er von einer Dame im Lederlook, die trotz der Kälte äußerst freizügig bekleidet war, abgeholt. Sie durchliefen den Hinterhof, der mit vielen Statuen und Kunstwerken geschmückt war, bis zu einem bemerkenswert gut ausgebauten Schuppen mit Vordach. Der Eigentümer hatte sich erstaunlich viel Mühe gegeben, einen originellen Platz zum Ausleben von Fantasien zu schaffen.

Die Remise für die Orgien bestand aus drei Ebenen.

Im Keller, der eher einem Verlies glich und in den man mittels einer Leiter klettern konnte, befanden sich eine Reihe von Folterinstrumenten. Vorhanden waren Pranger, Liebesschaukeln und alle möglichen Geräte, mit denen man Sachen anstellen konnte, über die Rothe lieber gar nicht nachzudenken wagte. Zu später Stunde war es zwar unvermeidlich, mit ansehen zu müssen, wie sich andere damit verlustierten, er selbst konnte sich für derlei Praktiken jedoch nicht erwärmen.

Im Erdgeschoss befand sich der eigentliche Partyraum mit Theke, Buffet und einer Tanzfläche. Es sah dort aus wie in einem kleinbürgerlichen Partykeller. Lediglich das halbnackte Thekenpersonal, ein Großteil der schrillen Gäste und der übergroße Phallus, der von der Decke hing, ließen einen gewahr werden, dass hier keine Kindergeburtstage gefeiert wurden.

Im Obergeschoss befand sich ein sogenannter Chillout-Room mit diversen Liegemöglichkeiten. Die auf den Tischen herumliegenden Präservative ließen erahnen, wofür der Raum sonst noch genutzt werden konnte. Es bestand sogar die Möglichkeit, sich mittels eines Vorhangs einen kleinen privaten Bereich zu verschaffen. Das war aber bei den mehrheitlich exhibitionistisch veranlagten Partygästen eher verpönt.

Als Rothe den Partyraum betrat, wurde er überschwänglich von Kutte begrüßt, der überaus festlich gekleidet war. Er trug nicht wie üblich seinen Zweireiher, sondern war ganz in schwarzem Leder gekleidet: Lederjacke, Lederhose, mit silbernen Nieten besetzter Ledergürtel. Dazu trug er – wie es sich für einen Anwalt gehört – eine dünne schwarze Lederkrawatte auf nackter Brust. Eine schwarze Lederkappe krönte das Outfit. Mit Brusthaartoupet und Schnauzer hätte er durchaus mit den Village People auf Tour gehen können.

»Wie siehst du denn aus?«, fragte er Rothe ganz erstaunt.

Rothe, der im Winter normalerweise – im Gegensatz zu Kutte – Ledersachen trug, hatte eine stinknormale Jeans an.

»Ganz leger eben«, erwiderte Rothe.

Kutte schüttelte den Kopf: »Immer gegen den Strom schwimmen, alter Nonkonformist, wa?«

Rothe grinste, sie umarmten sich.

»Machs dir gemütlich, Alter. Einige kennst du ja von den letzten Jahren. Schultheiss gibts da hinten rechts.«

Und schon war Kutte wieder weg, um die nächsten Gäste zu begrüßen. Rothe schaute sich um. Der Partykeller war schon ziemlich voll. Menschen in Ledermontur, groß gewachsene Transvestiten, viel nacktes Fleisch. Einige der Anwesenden hatte er ganz schon bei den vergangenen Feten getroffen, andere kamen ihm einfach nur erstaunlich bekannt vor.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie schon mal in einschlägigen Filmen gesehen hatte, war relativ hoch, denn nach der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin Suse verfiel er in eine mehrmonatige Pornophase, die noch nicht lang zurücklag. Diese hatte ihm einigen Genuss, aber auch Übersättigung und manchmal einen gewissen Ekel verschafft.

Er ging an die Theke und bestellte bei der jungen Dame, die nur mit einem Höschen bekleidet war, ein Schultheiss. Diensteifrig öffnete sie eine Flasche. Sie gehörte offensichtlich zum eher nichtdominanten Teil der SM-Szene und lächelte Rothe verheißungsvoll und etwas unterwürfig an. Der griente freundlich zurück, drehte sich dann aber erst mal zur Seite, sonst hätte er den Blick wohl nicht von ihrem hübschen Körper und den durchaus anschaulichen Brüsten wenden können.

Er hatte keineswegs vor, heute in Versuchung zu geraten, denn morgen standen ihm fünfhundert Kilometer Autofahrt in aller Herrgottsfrühe bevor. Der neunzigste Geburtstag seiner Oma war ein Pflichttermin und er wollte sich nicht wieder – wie beim letzten Familienevent – heimlich auf der Toilette übergeben müssen. In seinem Blickfeld stand aber schon die nächste süße Versuchung.

Ein ganzer Eimer voller Vanillehörnchen.

Rothe wusste aus einschlägiger Erfahrung, dass es sich nicht um gewöhnliche Vanillehörnchen handelte. Sie waren mit äußerster Vorsicht zu genießen. Es war nie sicher, wie viel Haschisch oder sonst was sich noch in einem dieser Plätzchen verbarg. Man konnte sehr schnell außerordentlich seltsam werden. Rothe, der einerseits nicht viel von Drogen hielt, für den aber andererseits seit seiner Kindheit ein Vanillehörnchen das Nonplusultra jeglichen denkbaren Genusses war, befand sich nun in der Zwickmühle. Schon in jungen Jahren wurde Rothe von seiner Mutter auf Vanillekipferl konditioniert. Für ihn war es der Geschmack vom Christkind, der Vorbote des Himmels und deswegen quengelte er damals schon Monate vor Weihnachten, damit Mutti endlich mit dem Backen beginnen würde.

Da war nichts zu machen, trotz seiner eigentlichen Aversion gegen Drogen in nicht flüssiger Form. »Ein Hörnchen konnte ja nicht schaden«, dachte er sich und steckte sich eines in den Mund.

Es schmeckte ausgezeichnet! Er nahm sich noch eins aus dem fast überquellenden Eimer und blickte sich um. Schräg gegenüber stand Margeaux und winkte ihm zu. Sie sah hinreißend aus in ihrem knappen Lederbody, den hochhackigen Lederstiefeln, den großen Kajal-Augen und dem schwarz geschminkten Mund. Sie hielt ihr Arbeitsinstrument, die Peitsche, in der Hand.

Margeaux, die eigentlich Romy hieß, hatte ihm bei der letzen Fete, als es schon etwas ruhiger zuging, von ihrem Leben und ihrer Profession erzählt. Sie arbeitete normalerweise tagsüber als Domina, hatte aber schon drei kleine Kinder und lebte mit ihrem Mann, einem erfolglosen Schriftsteller, in einem Dorf im Brandenburgischen. Sie war begeisterte Mutter, übte ihren Beruf aber dennoch mit beträchtlichem Spaß aus. Das hatte sie zumindest im letzten Jahr behauptet. Romy und er hatten sich dort unterhalten, blendend verstanden und viel miteinander gelacht, obwohl sie mit ihrem griesgrämig blickenden Gatten da war.

Rothe blickte sich noch mal im ganzen Raum um. Diesmal war sie offensichtlich allein. Er nahm sich noch ein klitzekleines Hörnchen und besichtigte ausführlich die anderen Räume. Anschließend holte er eine neue Flasche Schultheiss von der netten, devoten, fast nackten Thekenkraft. Er war heute anscheinend sehr durstig, hatte so ein trockenes Gefühl im Mund. Dann ging er zu Kutte, der mit einer feschen Blondine neben der Tanzfläche stand und ebenfalls ein Fläschchen Schultheiss in der Hand hatte, um mit ihm anzustoßen.

»Rothe, altes Haus. Hab ich dir eigentlich schon Ruslana vorgestellt? Meine zukünftige Frau.«

Er zwinkerte Rothe zu. Neben ihm stand eine etwa 1,80 m große, platinblonde Schönheit von höchstens zwanzig Jahren.

»Tadschikische Austauschstudentin!«

Er zwinkerte erneut.

»Die bläst wie ein Staubsauger«, grölte er.

Für Rothe war das eine Spur zu laut. Er schaute erschrocken auf die immer noch nachsichtig lächelnde Ruslana.

»Keine Angst, sie versteht kein Wort Deutsch. Aber wir verstehen uns trotzdem blendend, auch ohne Worte!«

Kutte grinste über beide Backen.

»Nich wahr, meine Süße?«

Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, sie lächelte immer noch. Fast schon altersmilde und, wie es Rothe schien, leicht genervt. Er hatte nicht die geringsten Zweifel, dass die beiden sich, zumindest auf einigen Gebieten, bestens verstanden und musste auch lächeln. Er war schon gespannt, wie die Geschichte diesmal enden würde. Meist war Kutte nach dem Ende seiner häufig tragischen Liebschaften am Boden zerstört und betrank sich hemmungslos für mindestens zwei Wochen. Für seine Mitarbeiter in der Kanzlei bedeutete das Überstunden, denn sie mussten kurzfristig alle anfallenden Termine ihres Chefs übernehmen. Kutte war immer schwer beschäftigt, denn die Kanzlei genoss in der Umgebung einen erstaunlich guten Ruf. Angesichts seiner Freispruchquote war das auch nicht verwunderlich. Die Gegend um die Kanzlei war ein Paradies für Kleinkriminelle. Rothe betrachtete das nun eng umschlungene, junge Glück und nahm noch ein Vanillekipferl aus einem der Eimer, die auf allen Tischen standen.

»Sag mal, Kutte, wie viel haste denn eigentlich davon gemacht?« Rothe deutete auf einen der Eimer.

»Fünfzehn Kilo Teig. Zusammensetzung der Backmischung bleibt aus strafrechtlichen Gründen Geschäftsgeheimnis. Aber ich kann dir raten, sehr, sehr vorsichtig damit umzugehen«, antwortete Kutte und griente sardonisch.

Rothe, der noch nichts von der Wirkung spürte, grinste auch und nahm sich noch ein Plätzchen. Irgendwie fühlte er sich heute so vollkommen unangreifbar. Was sollte schon passieren?

Er unterhielt sich kurz mit einer ihm bekannt vorkommenden Frau. Es stellte sich heraus, dass sie eine allseits geachtete Pornodarstellerin war. Rothe konnte sich allerdings nur recht vage an ihr Gesicht erinnern. An die Handlung noch weniger. Eigentlich ein Wunder, dass ihm die Darstellerin überhaupt im Gedächtnis blieb. Sie musste ihm besonders ins Auge gestochen sein.

Komisch irgendwie. Dann musste er kichern. Ihm fiel wieder die Szene ein, die ihm aus seiner Pornophase nachhaltig in Erinnerung geblieben war. Er erinnerte sich mit Schaudern.

»Nee, Rothe, du Ferkel!«, dachte er und orderte noch ein Schultheiss bei der immer hübscher und offensichtlich immer devoter werdenden Bedienung. Während er auf das Bier wartete, nahm er sich noch ein Hörnchen aus dem Eimer und kicherte leise vor sich hin.

Romy kam vorbei und lächelte ihn an: »Na, Rothe. Lust auf ’ne Behandlung?«

Sie deutete auf ihre Peitsche.

»Nee, Romy, darauf steh ich nicht, aber wenn du einen hochintelligenten Gesprächspartner brauchst, ich stelle mich liebend gern zur Verfügung«, entgegnete Rothe lächelnd. »Heute gar keinen Gatten dabei?«, fragte er.

Rothe glaubte, ein leicht verlegenes Erröten hinter der Schminkfassade zu erkennen. Offensichtlich war ihr das gar nicht recht, an ihren Gatten erinnert zu werden.

»Eine Domina, die errötet?«, feixte er und schaute sie provozierend an. Das war ihr allerdings noch viel weniger recht. In strengem Ton sagte sie: »Nenn mich Margeaux! Ich habe hier einige Kunden. Wir wollen doch keine Illusionen zerstören. Für sie bin ich die Meisterin, klar?«

Rothe grinste.

»Spielt sich alles im Kopf ab. Und du wirst auch noch auf den Geschmack kommen!«, entgegnete sie gebieterisch.

»Jawoll, Meisterin Margeaux«, antwortete er mit ironisch unterwürfigem Ton und musste schon wieder glucksen.

Romy sah ihn prüfend mit hartem Blick an und ging stolz erhobenen Hauptes weiter. Sie begrüßte einen sehr viel älteren Herrn. Der Körpersprache nach zu urteilen einer ihrer Kunden. Rothe ließ sich ein weiteres Bier von der nicht mehr ganz so gefügig wirkenden Dame öffnen und nahm zwei Vanillehörnchen. Inzwischen kam sie ihm provokant vor, fast schon aufdringlich. Er machte sich auf den Weg in den Keller und fühlte unbehagliche Blicke in seinem Rücken. Wird er beobachtet? Etwa die willfährige Dame hinter der Theke? Was wollte sie von ihm?

Rothe drehte sich vorsichtshalber nicht um. Ihm war eigentümlich zumute. Schnell aß er die Plätzchen.

Im Keller war man schon dabei, sich auszuleben. Viel nackte Haut. Dazwischen junge türkische oder arabische Männer, die feixend mit ihren Handys die Szenerie für ihre Freunde festhielten. Offensichtlich Kuttes gut zahlendes Klientel aus Neukölln. Von ihnen hatte er wahrscheinlich seine spezielle Backmischung erworben – vermutlich zum Sonderpreis.

Rothe setzte sich auf einen Stuhl und sprang erschrocken wieder auf. Ein mechanischer Vibrator mitten im Stuhl hatte ihn in den Allerwertesten gepikt. Er hatte das doch recht ansehnliche Teil mit Handfesseln an der Stuhllehne im schummrigen Verlies glatt übersehen. Er lehnte sich fortan gegen die Wand und beobachtete eine Frau, die mitten im Raum in einer Liebesschaukel hing, Hände und Füße gefesselt. Rechts und links von ihr stand je ein Mann. Sie streichelten sie. Noch waren sie angezogen. Ein gut gebauter, nur mit Lederhose bekleideter Mann kam auf Rothe zu.

»Na, willst du danach auch mal in die Liebesschaukel, Süßer?«

Rothe blickte ihn entsetzt an. Er antwortete nicht, ging schnell einige Schritte zur Seite und stellte sich vorsichtshalber ganz hinten ins Eck. »Irgendwie wollen die alle was von mir«, dachte er. Sie beobachten mich! Seine Gedanken rotierten, kamen aber zu keinem Ergebnis. Er nahm noch ein Hörnchen aus einem der Eimer, die auch hier im Verlies überall herumstanden. Er erblickte die Bedienung von oben, sie lächelte ihn freundlich an.

Rothe war verwirrt. Was machte die denn jetzt hier? Verfolgt die mich? Will die mich in den Pranger zwängen? Oder auf den Folterstuhl? Er wurde panisch. Lacht die mich etwa aus? Er schaute sich ängstlich um. Gegenüber flüstere ein Pärchen miteinander und sah in seine Richtung. Rothe betrachtete sie misstrauisch. Lachen die etwa auch über mich? Er überlegte: Kann das sein, dass ich mir das alles einbilde? Die Plätzchen!

Er wurde von dieser möglicherweise hilfreichen Erkenntnis sofort wieder abgelenkt, denn er beobachtete mit wachsendem Entsetzen einen nur noch mit Slip bekleideten Mann, der sich von seiner Freundin mit einer Art Wäscheklammer aus Stahl die Brustwarzen einklemmen ließ. Offensichtlich hatte er dabei eine Erektion. Oh Gott, muss sich das hier jeder gefallen lassen? Ihm wurde ganz schummrig. Er spürte Schweißperlen auf seiner Stirn.

Margeaux war inzwischen auch hier unten und führte einen nackten, auf allen Vieren kriechenden Mann an einer Hundeleine neben sich her. Es war der ältere Herr von vorhin. Er leckte ihr die Stiefel. Sie schaute in Rothes Richtung. Blinzelt die mir zu? Ist da möglicherweise ein Hauch von Besorgnis in ihrem Blick? Oder ist es Spott? Er war verwirrt. Ruslana kam auf ihn zu.

»Gehts dir nicht gut?«, fragte sie in vollkommen fehlerfreiem Deutsch.

Rothe schaute sie nur mit großen Pupillen an. Das kann doch nicht sein? Halluzinationen? Ruslana sah seinen vollkommen verständnislosen Blick.

»No worry, Rothe, hab schon viel von dir gehört. Ich bin Daniels Schwester. Mein Bruder steht auf diese dämlichen Späße. Daniela heiße ich eigentlich«, fuhr sie fort.

»Dafür kann ich nichts. Meine Eltern, you know!«

Sie verdrehte die Augen.

»Bin das erste Mal auf seiner Party. Erst seit Oktober in Berlin. HU, Jura, das erste Semester. Ist ja nicht ganz jugendfrei die Fete, wa? Aber ziemlich amüsant, wie ich finde.«

Sie schaute Rothe, der ihr mit offenem Mund gegenüberstand, fragend an.

»Sag mal, fühlst du dich nicht gut? Bist ganz blass. Soll ich dich nach oben bringen zum Chillen?«

Rothe nickte.

»Zu viele Plätzchen«, stellte Daniela fest und führte ihn, ohne eine Antwort abzuwarten, in den Chill-out-Room. Dort überließ sie ihn seinem Schicksal. Sein Rachen fühlte sich vollkommen ausgedörrt an. Eigentlich wollte sie ihm deswegen ein Bier holen. Rothe selbst war dazu nicht in der Lage. Offenbar wurde sie irgendwo aufgehalten. Rothe kam es wie eine Ewigkeit vor. Er saß wie gelähmt und vollkommen angespannt auf einem roten Plüschsessel. Neben ihm liebte sich ein Normalo-Pärchen auf der dazugehörigen Couch. Rothes Kopf schien zu explodieren. Er hörte Weihnachtslieder. Man sang gemeinsam. Es sollte ein Gag sein. Rothe kannte das aus den letzten Jahren. In seinem Kopf hallte es: Stille Nacht, Heilige Nacht. Erst ganz laut, dann immer leiser werdend. Entsetzlich dieses Echo. Es war der reinste Horror. Er spürte das Blut förmlich durch seine Adern rauschen. Von oben nach unten und wieder zurück. Ein beängstigendes Gefühl. Nur mit äußerst großer Willensanstrengung gelang es ihm, den kleinen Finger zu bewegen. Das Rauschen des Blutes wuchs in seinem Kopf zu einem Orkan. Er war wie paralysiert. Er muss stundenlang so dagesessen haben. Oder waren es nur Minuten? Rothe wusste es nicht. Um ihn herum schien sich alles in Zeitlupe zu bewegen. Rothe saß da, mit vollkommen leerem Blick und ohne sinnvolle, aber panische Gedankenfetzen.

Plötzlich bemerkte er Romy neben sich. Sie brachte ihm etwas Mineralwasser und setzte es an seine Lippen. Er schaute sie dankbar mit kirschkerngroßen Pupillen an.

»Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragte sie mit mitleidigem Blick.

Rothe versuchte mit einiger Kraftanstrengung zu nicken. Offenbar gelang es ihm, denn sie sagte: »Okay. Hab eh genug von dieser Fete.«

Sie half ihm auf, nahm ihn an den Arm und tippelte in ihren hochhackigen Stiefeln zusammen mit ihm Richtung Ausgang. Kutte, der mitten in der Tür stand und eine leicht bekleidete Brünette eifrig betatschte, während sie verzweifelt versuchte, eine Flasche Wein zu entkorken, sagte grinsend: »Na, Margeaux, endlich einen willigen Sklaven gefunden?«

Sie antwortete nicht. Rothe versuchte zu antworten, konnte aber nicht. Noch einige hämische Blicke und Kommentare dann waren sie draußen an ihrem Auto, das nicht weit entfernt in der Straße stand. Romy war offenbar mit ihrer Familienkutsche gekommen, die so gar nicht zu ihrem Outfit passte, und musste erst mal den Beifahrersitz von Kinderspielsachen freiräumen, bevor sie ihm beim Anschnallen half und losfuhr. Rothe, der immer noch vollkommen von der Rolle war, gab mittels Zeichensprache die Richtung vor.

Als sie bei ihm vor der Tür ankamen, meinte Romy: »So kann ich dich nicht alleine lassen. Außerdem muss ich mich noch umziehen.«

Sie gingen Arm in Arm nach oben.

Das war Rothe eigentlich sehr angenehm, aber er war noch immer wie betäubt und paralysiert. Zum Glück sahen ihn um diese Zeit keine Nachbarn in diesem hilflosen Zustand – mit einer Domina im Arm. So ganz sicher war er sich seiner Empfindungen allerdings nicht, denn andererseits fühlte er darüber auch ein leichtes Bedauern in sich aufsteigen. Mit so einer Frau konnte er sich ja durchaus sehen lassen.

Während sie ihm den Schlüssel aus seiner Hose fummelte, betrachtete er sie ganz genau. Romy erzeugte bei ihm positive Gefühle. Leider war sie verheiratet und hatte einen ziemlich seltsamen Beruf. Sie gefiel ihm, aber würde wohl unerreichbar bleiben. Romy schloss die Tür auf, machte einen Kaffee und flößte Rothe, der schon im Bett lag, bald darauf eine Tasse ein.

»Muss mich noch umziehen«, sagte sie und ging hinaus.

Zehn Minuten später stand sie wieder vor seinem Bett. So hatte Rothe sie noch nie gesehen: abgeschminkt und in Pullover, Jeans und Stiefel. Sie sah überwältigend aus. Eigentlich noch besser als zuvor.

»Dich kann man ja immer noch nicht alleine lassen«, sagte sie mitleidig.

Offensichtlich hatte sie eine wohltätige Ader. Ihr Beruf war ja im Grunde auch etwas Wohltätiges. Ein Samaritertum mit Lederpeitsche. Sie schaute ihn prüfend an, zog ihre Stiefel aus und legte sich zu ihm hin, voll bekleidet. Offenbar war ihr das letztjährige Gespräch mit ihm noch in guter Erinnerung und sie hatte seine flapsige Aufforderung bei der heutigen Begrüßung im Club ernst genommen. Sie erzählte ihm von ihrer Arbeit, ihren Kindern und ihrer nicht mehr so glücklichen Ehe. Anscheinend war es ihr ein Bedürfnis, all das heute bei Rothe loszuwerden. In diesem Zustand war er auf jeden Fall ein dankbarer und guter Zuhörer.

Während sie sprach, kuschelte sie sich an ihn. Er fühlte sich in seiner momentanen Rolle als Frauenversteher gar nicht so unwohl. Überhaupt nicht zu vergleichen mit seinen missglückten Versuchen in der Studienzeit. Er merkte, dass zumindest einige Körperteile auch ohne große Willensanstrengung noch zu funktionieren schienen. Sie redete, bis die Sonne aufging und als Rothe so langsam wieder zu sich kam, schliefen sie miteinander. Es war das Zärtlichste, was er bisher erlebt hatte. Wunderbar sanfter Sex. Vollkommen natürlich und unanstrengend. Rothe wurde ganz melancholisch, als sie sich anzog, um rechtzeitig zu Hause zu sein, bevor ihre Kinder wach wurden.

»Bis nächstes Jahr«, sagte Romy mit einem milden Lächeln und küsste ihn noch einmal zärtlich auf den Mund.

Rothe schaute traurig zur Tür, als diese hinter ihr zufiel. Dann schloss er die Augen und dachte nach. Er sinnierte über Romy, das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Irgendwie war er mit sich total im Reinen und hatte das Gefühl, alle Probleme dieser Welt in den Griff bekommen zu können, wenn man ihn darum bitten würde.

Gerade als er vollkommen zufrieden in einen erholsamen Zustand dahindämmern wollte, durchfuhr es ihn wie ein Blitz: Mist. Die Oma.

März

Rothe beschließt, Single zu bleiben

»Hast du das gehört?«, fragte Rothe. Schmidt hatte nichts gehört. Schmidt konnte gar nichts hören. Schmidt war voll und ganz mit sich und seinen Beziehungsproblemen beschäftigt.

Er redete ununterbrochen. Christina hatte ihn verlassen. Christina war gegangen. Am Freitag, als er von der Arbeit nach Hause gekommen war, war sie schon weg. Einfach weg. Nur ein Brief: »Suche mich nicht, ich melde mich.« Sie hatte das Nötigste gepackt und wohnte nun woanders. Schmidt wusste nicht wo, Schmidt wusste nicht so recht warum. Sicherlich, sie hatte sich beklagt in letzter Zeit. Sie hatte sich beklagt, dass er sie nicht mehr ernsthaft begehren würde. Er jammerte in einer Tour. Gewiss, sie hatten schon eine ganze Zeit nicht mehr miteinander geschlafen. Aber ist das nicht normal? Nach fünf Jahren? Sicherlich ist das normal!

Außerdem immer dieser Druck. Auf Befehl ging es eben nicht. Hatte er nicht zurzeit andere Probleme? Jetzt, wo es in seiner Kanzlei gerade nicht so sonderlich gut lief.

Christina hatte sich bisher noch nicht wieder bei ihm gemeldet. Und dies war der Grund, warum sich Schmidt bei seinem Freund Rothe just in diesem Augenblick den ganzen Frust von der Seele redete. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er redete und redete und redete. Und darum hatte er eben auch nichts gehört.

Rothe hatte etwas gehört. Er war zwar tief in seine Gedanken versunken, aber das Geräusch ließ ihn hochschrecken. Für ihn war die Wortflut längst nur noch ein dauerhaft rieselnder Geräuschpegel im Hintergrund, so wie Autoverkehr oder Grillenzirpen. Er reagierte nur noch auf den Gesichtsausdruck von Schmidt. Spiegelbildlich passte er sich dessen Mimik an. Gelegentlich nickte Rothe, wobei er ab und zu ein resignierendes »Hmm« ausstieß. Schmidt sollte wenigstens das Gefühl haben, dass sein alter Studienkollege aufmerksam und mitfühlend zuhörte. Schließlich hatte Rothe ihn ja quasi zu sich eingeladen, als Schmidt ihm via E-Mail von der Trennung berichtete.

»tut mir leid das mit christina, sehr leid … aber du weißt ja, dein alter kumpel rothe ist nur 500 km entfernt … falls du tapetenwechsel brauchst … du kennst meine adresse …«, hatte Rothe auf die Schnelle zurückgemailt und dabei völlig verdrängt, dass Schmidt schon immer dazu neigte, Höflichkeitsfloskeln sehr, sehr ernst zu nehmen.

Vier Stunden später war Schmidt da.

Vier Stunden trotz der fünfhundert Kilometer. Er muss sich unmittelbar nach der E-Mail ins Auto gesetzt haben. Immerhin gab es eine kurze Vorwarnung, indem er ein »komme« in die Tastatur hackte und vor Abfahrt absendete. Rothe war also durchaus vorbereitet.

Und nun erzählte Schmidt schon seit drei Stunden von seinen Problemen mit Christina. Eigentlich wollte Rothe heute richtig was unternehmen. Eigentlich wollte er wieder mal anständig weggehen. Eigentlich wollte er ordentlich einen drauf machen. Er hatte gehofft, dadurch endlich Suse zu vergessen. Zumindest für heute Abend. Vor einem halben Jahr, als er am Freitag von der Arbeit nach Hause gekommen war, war sie weg. Einfach weg. Auf dem Tisch lag ein Brief, in dem stand:

»Für dich bin ich ja nur ein Sexobjekt. Bye.«

Sicherlich, Rothe hatte sehr häufig das Verlangen, mit Suse zu schlafen. Aber ist das nicht normal? Immerhin waren sie erst fünf Jahre zusammen. Sicherlich war das normal. Sie waren ja keine achtzig.

Natürlich hatte sie sich häufiger beschwert. »Auf Befehl geht es nicht« und »Du setzt mich unter Druck«, hatte sie immer wieder mal behauptet. Außerdem hätte sie gerade jetzt andere Probleme, sagte sie damals. Jetzt, wo ihr Referendariat sich dem Ende neigen würde. Drei Wochen nach diesem Freitag hatte sie ihre restlichen Sachen mit einer Freundin abgeholt und sich bisher noch nicht wieder bei Rothe gemeldet. Und er wusste nicht, wo er sie erreichen konnte.

Rothe nahm diese Sache ziemlich mit, auch wenn er sich dies nur in äußerst seltenen Momenten eingestand. Wie gerne hätte er Suse wieder bei sich gehabt. Wie schön wäre es jetzt, mit ihr hier am offenen Fenster zu sitzen. Sich zu unterhalten. Einen guten Tropfen zu trinken und über die Stadt zu blicken. Rothe fühlte sich einsam.

Stattdessen war da Schmidt. Beide saßen sie in Rothes Appartement im zwölften Stockwerk und hatten inzwischen die dritte Flasche Rotwein aufgekorkt. Schmidt hatte in wohlmeinender Voraussicht fünf davon an einer Autobahntanke gekauft und als Gastgeschenk mitgebracht. Immerhin, der Wein schmeckte wirklich vorzüglich.

»Hast du es jetzt gehört?«, fragte Rothe. Es klang nach einem lautstarken Streit. Schmidt unterbrach seinen Wortschwall und blickte erstaunt.

»Was?«, erwiderte Schmidt.

»Na da streitet sich doch jemand ganz schön heftig«, antwortete Rothe.

Schmidt und Rothe blickten aus dem Fenster und konnten in die hell erleuchtete Wohnung schräg gegenüber blicken. Eine Frau stand mit dem Rücken zum Fenster. Es war die Ärztin von vis-á-vis. Rothe hatte sich schon immer daran gestört. Aber das Haus war nun mal so gebaut. Der Architekt muss nicht viel von Privatsphäre gehalten haben. Immerhin wohnte Rothe im obersten Stockwerk, sodass nur dieses Ärztepärchen von schräg gegenüber in seine Wohnung blicken konnte. Beide waren in Rothes Alter, so Ende dreißig. Man kannte sich flüchtig und grüßte sich kurz, wenn man sich auf der Straße traf. Oder falls sich zufällig mal die Blicke beim Ausdemfensterschauen kreuzten. Nachdem die beiden vor ungefähr fünf Jahren frisch eingezogen waren, hatte er sich kurz mit der Frau unterhalten, als sie sich auf der Straße begegneten. Daher wusste er auch, dass beide Ärzte waren und im hiesigen Krankenhaus arbeiteten. Sie hofften darauf, sich später als Fachärzte selbständig machen zu können. Er traf die Ärztin auch mal im Krankenhaus, als er Suse mit einem Bänderriss in die Notaufnahme fahren musste.

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Damals gab es noch keine Streitereien zwischen Suse und ihm. Damals beklagte sie sich noch nicht. Es war eine tolle, es war eine leidenschaftliche Zeit mit ihr.

Damals.

Auch Schmidt war zwischenzeitlich in Gedanken versunken und blickte sinnierend in sein Glas Rotwein. Rothe konnte Schmidts Sinnkrise nachvollziehen, er hatte ihn nie mit Christina richtig streiten sehen. Eigentlich schien bei den beiden doch alles bestens zu laufen. Sie waren ein sehr harmonisches Paar, wie er fand. Zwar war Schmidt manchmal ein wenig pedantisch, aber warum Christina gegangen war, blieb ihm ein Rätsel, auch nach Schmidts Redeschwall. Er war sich sicher, sein Kumpel Schmidt hätte alles für seine Christina getan. Wirklich alles! Frauen waren einfach ein Mysterium.

Der Streit zwischen den beiden von gegenüber wurde noch heftiger. Es schien sich eine handgreifliche Auseinandersetzung anzubahnen. Rothe und Schmidt sahen jetzt unverhohlen neugierig hinüber. Einige Wortfetzen drangen durch das offene Fenster zu ihnen herüber. Irgendwas mit »Befehl«, glaubten beide zu verstehen.

Rothe dachte an Suse. Schmidt grübelte wegen Christina. »Referendariat«, dachte Rothe. »Kanzlei«, sinnierte Schmidt. »Warum?«, dachten beide.

Der Streit in der Nachbarwohnung ging dem Höhepunkt entgegen. Beide schrien wild durcheinander. Die Wortfetzen waren nicht mehr eindeutig zu entschlüsseln. Mehrmals sahen sie die beiden Streitenden hektisch und lautstark am Fenster vorbeilaufen. In dem Moment, als der Mann erneut am Fenster erschien, erstarb die lautstarke Auseinandersetzung mit einem gellenden Schrei. Es war ein erschrockener, schmerzhafter, markerschütternder Schrei und dann folgte diese beunruhigende, fast vollkommene Stille.

»Was war das?«, rief Schmidt entsetzt.

»Weiß nicht«, flüsterte Rothe mit starrem Blick.

Genau in dieser Sekunde drehte sich der Mann zum Fenster um. Er war vollkommen blutüberströmt. Sein Mund bewegte sich, doch es kam kein Schrei mehr über seine Lippen. Offenbar stand er unter Schock. Seine Blicke kreuzten die von Rothe und Schmidt, während seine Frau tränenüberströmt und fast schon zärtlich damit begann, ihm das Blut aus dem Gesicht zu tupfen.

»Das ist es«, flüsterte Schmidt.

»Frauen und Männer sind einfach nicht füreinander geschaffen«, dachte Rothe, während er aus dem Fenster sah. Gottes Werke waren für ihn nicht immer nachvollziehbar. Und momentan begriff Rothe nicht im Geringsten, was dieser Gott sich bei dieser für die Fortpflanzung überlebensnotwendigen Konstellation gedacht hatte. Es hätte doch alles viel einfacher sein können.

Rothe beschloss, bis auf weiteres erst mal Single zu bleiben.


April

Die Zonenbraut

Sie war ausgesprochen hübsch: dunkelhaarig, nicht allzu groß, wohlproportioniert, blitzende Augen, frecher Blick und mit dem Auftreten einer Frau, die sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewusst ist.

Sie war ganz sicher nichts für Rothe.

Er hatte ohnehin beschlossen, an seinem Singledasein vorerst nichts ändern zu wollen. Sein Bedarf an vertrackten Beziehungskisten war momentan gedeckt.

Er sah sie das erste Mal, als er das Büro verließ, sie an ihm vorbeistöckelte und ihn interessiert und gar nicht schüchtern anlächelte. Sie hatte neu angefangen, die Geschäftsstelle schräg gegenüber bezogen, und war als Fraktionssachbearbeiterin auch für sein Büro zuständig. Niedlich, aber zu aufgedonnert. Wohl ’ne Zonenbraut. Er hielt nicht viel von »Zonenbräuten«. So nannte er Frauen, die offensichtlich aus dem Gebiet der ehemaligen DDR stammten. Diesbezüglich war er leicht mit Vorurteilen behaftet. Er wusste zwar nicht hundertprozentig wieso, aber irgendwas hielt ihn bisher davon ab, sich mit einer »Ossi« einzulassen. Wahrscheinlich lag es daran, dass er nach der Wende oft genug miterlebt hatte, wie sich »Zonenbräute« befreundete Wessis schnappten und mit den Freunden danach nichts mehr anzufangen war.

Anfangs schwärmten sie alle vom wunderbaren Sex, da Ossifrauen angeblich freizügiger als ihre Geschlechtsgenossinnen aus dem Westen waren.

»Hatten ja sonst nix vom Leben, die Ostmuschis«, wie sein Kumpel Georg zu lästern pflegte. Nach relativ kurzer Zeit und dem Eheversprechen aber waren nur noch Preis und Farbe von geschmacklosen Schrankwänden und noch hässlicheren Couchgarnituren Gesprächsthema.

Ossis waren offensichtlich sehr materiell veranlagt und Ossifrauen hatten mit absoluter Sicherheit einen Hang zu geschmacklosen Schrankwänden und hässlichen Couchgarnituren. Und die Männer, die sich mit ihnen einließen, waren meist schon nach sehr kurzer Zeit nicht mehr Herr ihrer sieben Sinne.

Die neue Kollegin war ganz augenscheinlich »von drüben«. Für seine Vermutung gab es einige, ernstzunehmende Indizien.

»An den Rüschenblusen kannst du sie erkennen«, hatte Georg einst gewarnt und über die angebliche Vorliebe für gehäkelte Unterwäsche bei den »Ostmuschis« gespottet. Kurz danach fiel er genau darauf herein. Er wohnte jetzt in einer Doppelhaushälfte vor den Toren Berlins und wirkte ziemlich depressiv, wenn sie sich einmal im Jahr auf ein schnelles Bier in der Stadt trafen.

Die neue, attraktive Kollegin trug eine rosa Rüschenbluse. Im Übrigen hatte sie die typische Betonfrisur, die im Westen bereits in den 70er Jahren außer Mode gewesen war. Sichere Anzeichen. »Typisch Ossi eben«, sinnierte Rothe. Aber nett anzusehen war sie, ohne Zweifel. Trotz des Ostschicks hatte sie auf eine anziehende Weise Stil. Von ihrem Auftreten her eigentlich genau seine Kragenweite. Aber Rothe stellte auch missbilligend fest, dass sie nicht nur ihn kokett anlächelte. Zonenbraut halt. Sucht ’nen Mann, der ihr ’ne Couchgarnitur kauft. Rothes Weltbild war dementsprechend einfach, klar und eindeutig.

An seinen alten Kumpel Georg dachte Rothe, als er wieder die stöckelnden Schritte vor seiner Tür vernahm, deren Trippelfrequenz er inzwischen genau zuordnen konnte. Nun saß der in seiner Doppelhaushälfte und um 23 Uhr fuhr der letzte Regionalzug. Armer Georg.

Nee, so wollte Rothe definitiv nicht enden. Außerdem hatte er momentan keinen Sinn für gefährliche Liebschaften. Der Job forderte ihn voll und ganz. Ein ihm bekannter, frisch gewählter Bundestagsabgeordneter aus Bayern, der sich in Berlin nicht auskannte, hatte ihn nach der letzten Wahl gebeten, die Aufbauarbeit für sein Büro zu übernehmen. Ihnen waren drei miteinander verbundene Räume und ein Besprechungsraum zugeteilt worden. Es galt, die gesamte Infrastruktur aufzubauen und es gab gerade am Anfang viel zu tun. Organisieren, organisieren, organisieren und daneben auf die Allüren des soeben zu einem äußerst wichtigen Menschen Gewordenen einzugehen. Liebe im Büro war da schlichtweg tabu und würde unvermeidlich in einer Katastrophe enden. Da war sich Rothe ganz, ganz sicher.

Grafik 5


Allerdings hatte wohl auch der Herr Abgeordnete einen Blick auf die schöne Angestellte geworfen. Er lebte zwar in festen Verhältnissen, war aber unter der Woche in Berlin einsam. Ab und zu versuchte er, Rothe zu überreden, mit ihm mal »ordentlich auf den Putz zu hauen«, wie er sich auszudrücken pflegte. Rothe wollte aber auch in dieser Hinsicht Arbeit und Privates strikt getrennt halten. Mit dummen Sprüchen wie »die Sonne geht auf« oder »Traum meiner schlaflosen Nächte« versuchte sein Chef – im tiefsten Bayerisch – um jeden Preis die Aufmerksamkeit der hübschen Sachbearbeiterin zu erlangen. Immer dann, wenn sie ins Büro kam, um etwas vorbeizubringen oder eine Unterschrift abzuholen, meinte er einen aus seiner Sicht originellen Spruch absondern zu müssen. In seinem hinterwäldlerischen Tonfall klangen die Sprüche noch plumper und blöder, als sie es ohnehin waren. Rothe gefielen die leicht genervten Blicke der Frau, die, wie er inzwischen erfahren hatte, in Potsdam geboren war. Ab und zu trafen sich ihre Blicke. Er amüsierte sich über ihre frechen, witzigen Antworten. Gar nicht so unsympathisch.

»Wohl im Solarium ohne Schutzbrille gelegen, wa?« oder »Träumen Scheffe, träumen tue ick ooch. Aba nur vom Feierabend.«

Die Frau wusste anscheinend, wie man mit Männern umging. Besonders mit Männern vom Schlage seines momentanen Chefs, die gar nicht mehr in der Lage waren, zu erkennen, wie lächerlich sie mitunter auf andere wirkten. Es gab ja genug Schulterklopfer, die ihnen erzählten, was für tolle Hengste sie wären.

Als er sie in Rothes Gegenwart zum Essen einladen wollte, meinte sie kurz und herrisch: »Sicher nicht!« Der Abgeordnete wurde rot und kurz danach wütend, als er bemerkte, dass Rothe sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen konnte. Noch am selben Tag wurde ihm aus fadenscheinigen Gründen die fristlose Kündigung angedroht. Rothe trug sich ohnehin mit dem Gedanken, hier nicht ewig zu bleiben und machte sich deswegen keinen großen Kopf. Er erwischte sich vielmehr bei Gedanken an die entzückende Büronachbarin. »Schade eigentlich, dass sie trotz ihres viel versprechenden Lächelns so ossig ist«, grübelte Rothe, der die »Zonenbraut« inzwischen an und für sich hinreißend fand. Umso verblüffter war er, als er am nächsten Tag von Doreen, so hieß sie, eine private Mail bekam:

4everDoreen@web.de: »wollen wir mal essen gehen?« Er antworte, dem ersten Impuls folgend: »sicher nicht«.

4everDoreen@web.de: »ha ha ha … du wärst der erste!«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »bin trendsetter«

4everDoreen@web.de: »hasse trends«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »ich eigentlich ooch«

4everDoreen@web.de: »na also, wat denn nu«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »nee … mein chef hätte sicherlich was dagegen«

4everDoreen@web.de: »pfff«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »keine besseren argumente?«

4everDoreen@web.de: »hmmm?«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »na los!«

4everDoreen@web.de: »ICH, wenn ich DU wäre, würde alles dafür geben, wenn ich mit MIR mal essen gehen dürfte«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »DAT klingt ziemlich arrogant .. meene kleene!«

4everDoreen@web.de: »MACHO!«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »ICKE? nu wirklich nicht«

4everDoreen@web.de: »macht nix … brauchst dich nicht zu verstellen … ich steh auf machos … wat is nu?«

Rothe.Kreuzberg@berlin.de: »na wenn dem so is … gleich nach der arbeit?«

4everDoreen@web.de: »bingo … klopf einfach an die tür, wenn wir gehen.«

Rothe konnte sich dem durchaus verschwenderisch vorhandenen Charme dieser Doreen aus irgendeinem Grund nicht vollkommen entziehen. Ein netter Abend mit einer charmanten Frau war ja genau genommen auch nicht verwerflich. Hoffentlich mal ohne Politdiskussionen. Aber beim Essen wollte er erst mal klarstellen, dass zwischen ihnen nichts laufen könne. Das hatte er sich fest vorgenommen. »Liebe am Arbeitsplatz. Nein danke!«, lautete die Devise.

Als sie beide gemeinsam ausgehfertig über den Flur liefen, kam ihnen ihr Chef entgegen und Rothe sah einen Anflug von Erröten in seinem Gesicht. Konnte viel bedeuten. War es sein Ärger darüber, dass Rothe pünktlich ging – denn das war verpönt, wenn der Chef noch im Hause war – oder eben sein Ärger darüber, dass Rothe mit Doreen ging? Rothe nahm an, dass ihn Letzteres besonders störte. Vor allem, nachdem Doreen ihm entgegen trällerte: »Wir haben Hunger, Scheffe, den janzen Tach nur Stullen, dat is nix!« Das wollte er sicher nicht hören.

Der inzwischen knallrote Kopf konnte aber auch einfach vom Stress eines herzinfarktgefährdeten äußerst wichtigen Mannes herrühren. Sein Chef wurde nach eigenem – und nur von Hardcoreverehrern geteiltem Empfinden – von Woche zu Woche wichtiger. So ging es einigen neu gewählten Abgeordneten. Man konnte das steigende Ego geradezu minütlich gedeihen spüren. Claqueure, die sich ein Pöstchen erhofften, gab es schließlich genug.

Vorbei am wuterrötetem Chef gingen Rothe und Doreen in ein gutes, gemütliches Restaurant im Kreuzberger Wrangelkiez. Rothe war schon öfter dort gewesen. Doreen war ganz begeistert vom Ambiente und auch vom Essen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739398518
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Januar)
Schlagworte
Prenzlberg Berlin Sex Schelm Subkultur SM Tunichtgut Clubs Kreuzberg Szene Humor

Autor

  • Tscharlie Häusler (Autor:in)

Tscharlie Häusler, geboren in Bayern. Studium der Rechtswissenschaften, Promotion. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität und im Bundestag beschäftigt. Lebt als Autor in Berlin und hat unter seinem Klarnamen bereits mehrere Sachbücher veröffentlicht.
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Titel: Wie Rothes Grundsätze mit Kreuzberg kollidierten und warum Kuba auch keine Lösung ist