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Die Rauhnächte

Die Zeit zwischen den Jahren und Welten

von Dr. Angela Fetzner (Autor:in) AchielVerlag (Herausgeber:in)
164 Seiten

Zusammenfassung

Die Rauhnächte, die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, gelten von jeher als die geheimnisvollste Zeit des Jahres: mystisch, geheimnisvoll und sagenumwoben kommen die Tage daher. Die magische Zeit gilt auch als Schwellenzeit, in der die Grenze zur Anderswelt dünner wird: Die Schranken zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Licht und Dunkelheit, guten und bösen Kräften, Neuem und Altem, verschwimmen und fließen ineinander. Zahllose Sagen, Mythen und Bräuche ranken sich seit vielen Jahrhunderten rund um die Rauhnächte. In dieser dunkelsten Zeit des Jahres, in der die Nächte lang und kalt waren, und Schneetreiben und tosende Winterstürme über das Land fegten, machten Geschichten von Geistern, Dämonen und toten Seelen die Runde. Kaum ein Mensch wagte es, nach Einbruch der Dämmerung das Haus zu verlassen, um nicht den finsteren Gestalten, welche um die Höfe streiften, zu begegnen. Der Mensch spürt auch heutzutage die Besonderheit und die Magie dieser Zwischenzeit Wie sich das Leben in der Natur zurückzieht, ziehen sich auch viele Menschen in dieser Zeit zurück – in die eigenen vier Wände und in sich selbst. Zahlreiche Menschen nutzen die Rauhnächte als Zeit zur innerlichen Einkehr und Besinnung. Lassen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf, besinnen Sie sich auf Ihre innersten Wünsche und Bedürfnisse. Gehen Sie raus in die Natur, lauschen Sie dem Wind und achten Sie darauf, was Sie wahrnehmen und empfinden. Es ist darüber hinaus auch an der Zeit, auf das alte Jahr zurückzublicken Schaffen Sie sich ein Ambiente, das Ihnen guttut Nutzen Sie dazu Kerzen, Düfte, Räucherungen, Musik, Entspannungstechniken. Lassen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf, besinnen Sie sich auf Ihre innersten Wünsche und Bedürfnisse. Gehen Sie raus in die Natur, lauschen Sie dem Wind und achten Sie darauf, was Sie wahrnehmen und empfinden. Ein magisches Buch für eine magische Zeit Die Weise, wie wir sie verbringen, soll der Überlieferung nach das nächste Jahr bestimmen. Dieses zauberhaft ausgestattete Buch lädt ein, die heilige Zeit mit einer Fülle von Bräuchen, Orakeln und Ritualen zu feiern. Übernehmen Sie die Rituale, die Ihnen sinnvoll erscheinen und praktizieren Sie diese Maßnahmen, die Ihnen und Ihrer Seele guttun. In diesem Buch finden Sie zahlreiche Anregungen und Tipps für die Gestaltung Ihrer persönlichen Rauhnächte. Das Buch enthält mehr als 40 farbige Fotos und Abbildungen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Dr. Angela Fetzner

Die Rauhnächte -

Die Zeit

zwischen den Jahren

und Welten

Impressum:

© 2020 Dr. Angela Raab geb. Fetzner

alle Rechte vorbehalten

Gartenstr. 10

56462 Höhn

www.angela-fetzner.de

kontakt@angela-fetzner.de

1. Auflage 2020

Umschlaggestaltung:

ZERO Werbeagentur, München unter

Verwendung von Motiven von shutterstock.com

EBook-Satz: Michael Raab

Cover-Foto: © balaikin

depositphotos.com

„Es gibt: ein Bleiben im Gehen, ein Gewinnen im Verlieren, im Ende einen Neuanfang“

(altes, japanisches Sprichwort)

Prolog

Die Rauhnächte, die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, gelten von jeher als die geheimnisvollste Zeit des Jahres: mystisch, geheimnisvoll und sagenumwoben kommen die Tage daher.

Die magische Zeit gilt auch als Schwellenzeit, in der die Grenze zur Anderswelt dünner wird: Die Schranken zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Licht und Dunkelheit, guten und bösen Kräften, Neuem und Altem, verschwimmen und fließen ineinander.

Zahllose Sagen, Mythen und Bräuche ranken sich seit vielen Jahrhunderten rund um die Rauhnächte. In dieser dunkelsten Zeit des Jahres, in der die Nächte lang und kalt waren, und Schneetreiben und tosende Winterstürme über das Land fegten, machten Geschichten von Geistern, Dämonen und toten Seelen die Runde. Kaum ein Mensch wagte es, nach Einbruch der Dämmerung das Haus noch zu verlassen, um nicht den finsteren Gestalten, welche um die Höfe streiften, zu begegnen.

Türen und Fenster der Häuser wurden geschlossen, auf den Höfen wurden Feuer entzündet, deren heller Schein Dämonen fernhalten sollte. Runen am Haus und an den Ställen sollten Mensch und Tier Schutz bieten. Auch das Ausräuchern von Häusern und Ställen war eine gängige Praktik.

Durch diese Rituale sollten die Geister milde gestimmt werden, um ihrem Treiben nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Die Menschen versuchten, sich zu schützen, aber gleichermaßen die Gelegenheit zu nutzen, etwas über ihr Schicksal im kommenden Jahr zu erfahren und dieses günstig zu beeinflussen.

Bis heute haben die Traditionen der Rauhnächte überlebt

Die einzelnen Rauhnächte haben eine spezifische Bedeutung, die von großem Nutzen für unsere seelische Entwicklung im kommenden Jahr sein kann.

So finden wir spezielle Rituale etwa mit dem Vertreiben von Dämonen mit unheimlichen Masken und dem Ausräuchern von Haus und Hof mit duftendem Räucherwerk.

Der Mensch erlebt auch heutzutage die Besonderheit und die Magie dieser Zwischenzeit

Wie sich das Leben in der Natur zurückzieht, ziehen sich auch viele Menschen in dieser Zeit zurück - in die eigenen vier Wände und in sich selbst. Zahlreiche Menschen nutzen die Rauhnächte als Zeit zur innerlichen Einkehr und Besinnung.

Es ist darüber hinaus auch an der Zeit, auf das alte Jahr zurückzublicken

Die Zeit zwischen den Jahren ist eine Zeit des Abschieds, des Wandels, des Aufbruchs und der Erneuerung.

Altes und Belastendes wird losgelassen, um Raum für Neues zu schaffen. Die Regeneration und Erneuerung in der Natur sind eine Chance für den Menschen, sich dieser Erneuerung im Einklang mit dem Rhythmus des Lebens anzuschließen. Alles entsteht neu aus der Dunkelheit, die eine zerstörerische, aber auch schaffende Kraft besitzt.

Es liegt am Menschen, sich der Dunkelheit zu öffnen, und zu erspüren, welches fruchtbare Potenzial die Dunkelheit hat, aus der neues Licht und Leben geboren wird

Lassen Sie Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf, besinnen Sie sich auf Ihre innersten Wünsche und Bedürfnisse. Gehen Sie raus in die Natur, lauschen Sie dem Wind und achten Sie darauf, was Sie wahrnehmen und empfinden.

Die Bedeutung der einzelnen Rauhnächte für die seelische Entwicklung

Jede der einzelnen Rauhnächte hat eine besondere Bedeutung für unsere seelische Entwicklung. - Während Praktiken wie das Meditieren und Räuchern gepflegt werden, können wir uns und unserer Seele wieder näherkommen.

Es ist zugleich die Chance, Körper, Seele und Geist in Einklang zu bringen sowie für eine äußere und innere Reinigung zu sorgen.

Schaffen Sie ein Ambiente, das Ihnen guttut

Nutzen Sie Kerzen, Düfte, Räucherungen, Musik und andere Entspannungstechniken. Hören Sie auf Ihre Intuition, besinnen Sie sich darauf, was Ihnen wichtig ist. Es steht Ihnen frei, sich in den Rauhnächten verstärkt den Naturkräften zu widmen oder sich in den eigenen vier Wänden auf sich selbst zu besinnen. Finden Sie heraus, was Ihnen guttut und Ihren Bedürfnissen entspricht.

Ein mystisches Buch für eine mystische Zeit

Die Weise, wie wir die Rauhnächte verbringen, soll nach alter Tradition das nächste Jahr bestimmen.

In diesem Buch finden Sie zahlreiche Anregungen und Tipps für die Gestaltung Ihrer persönlichen Rauhnächte.

Herzlichst Ihre Apothekerin Dr. Angela Fetzner

Die Nacht des Jahres

Ein Jahr neigt sich dem Ende, das neue ist nicht mehr fern. Die Sonne erreicht zur Wintersonnenwende ihren tiefsten Stand, die Tage sind kurz und die Nächte lang. Dunkelheit und Kälte dominieren. Das Leben in der Natur hat sich zurückgezogen und harrt aus, bis die Tage wieder länger werden, Licht und Wärme zunehmen und neues, pulsierendes Leben erwachen kann.

Es ist die Zeit zwischen den Jahren, eine Zeit der Besinnlichkeit. Das Weihnachtsfest steht an, die Geburt Christi wird gefeiert und die Menschen beschenken sich gegenseitig. Wenige Tage später folgt Silvester, um mit einem Lichtspektakel das alte Jahr zu verabschieden und das neue zu begrüßen. Mit Wachsgießen und anderen Orakeln wird in die Zukunft geschaut, was das neue Jahr bereithält. Die Heiligen Drei Könige am 6. Januar beenden diesen Jahresabschnitt formell.

Die heutigen Feierlichkeiten in der Zeit zwischen den Jahren sind christlich geprägt: Weihnachten ist das Fest zu Ehren Jesus, des Erlösers. In älteren Kulturen wurde dagegen zum 25. Dezember die Geburt des Sonnengottes gefeiert - oder dessen Wiederkehr aus der Unterwelt. Auch der Sonnengott ist als ein Erlöser zu verstehen, da die Licht und Wärme spendende Sonne wieder zunehmend an Kraft gewinnt und damit die Zeit des winterlichen Ausharrens endet: Sobald die Tage wärmer wurden, konnten die Felder wieder bewirtschaftet werden, die Tiere paarten sich und zeugten neues Leben, was den Menschen die Nahrung sicherte.

© depositphotos - zlikovec

Wintersonnenwende

Über den Sommer hinweg konnte neues Feuerholz gesammelt und Kleidung aus Fellen, Leder oder Wolle gefertigt werden, um der Kälte des nächsten Winters zu trotzen. Bis zum folgenden Winter war Zeit, Vorräte anzulegen, um wiederum das Überleben in der dunklen Zeit des Jahres zu sichern.

Symbolisch drückten dies einige Kulturen im Jahresrad aus, welches sich fortlaufend dreht, den Gesetzen der Natur und des Universums folgend. Es ist die Sonne, die sich saisonal durch das Jahresrad bewegt, vom Erwachen des Lebens im Frühjahr, durch die Blüte des Lebens im Sommer bis zur Ernte der Früchte des Lebens im Herbst, um sich schließlich im Winter erneut weitgehend zurückzuziehen. Dies spiegelt sich im modernen Kalender, der Sommersonnenwende inmitten des Jahres und der Wintersonnenwende zum Jahresende hin. Alljährlich vollzieht sich derselbe Zyklus der zunehmenden und nachlassenden Kraft der Sonne, den langen, hellen Tagen und kurzen Nächten im Sommer sowie den kürzeren Phasen der Helligkeit und langen Stunden der Dunkelheit im Winter.

Frühere Kulturen hatten allerdings eine andere Zeitrechnung, die durch die Mondphasen bestimmt wurde. Das Mondjahr ist jedoch mit einer Differenz von zwölf Tagen kürzer als das Sonnenjahr. Zudem wurde zwar die Mondgöttin verehrt, der Sonnengott war aber ebenfalls kein Unbekannter und unabhängig vom Stellenwert der Götter war es auch in alten Zeiten die Sonne, die den Rhythmus des Lebens entscheidend prägte.

© wikipedia.de GNU license

Jahresrad als Gemälde im Museum of witchcraft - Boscastle (Cornwall UK)

Ihr Licht und ihre Wärme bringt die Natur ab der Wintersonnenwende zum Erwachen, während sie sich ab der Sommersonnenwende langsam wieder zurückzieht.

In frühen heidnischen Traditionen gab es daher durchaus auch Feierlichkeiten zu Ehren der Sonne als lebensspendende Gottheit. Die Verehrung des Mondes bezog sich auf das Empfangen dieses lebensspendenden Samens, des Lichts und der Wärme, ganz so, wie es auch den Menschen ergeht. Der Mond wird von der Sonne angestrahlt, empfängt ihr Licht, und reflektiert es. Im zyklischen Umlauf um die Erde ist stets so viel vom Mond zu sehen, wie er im aktuellen Strahlungswinkel reflektieren kann. Der Mond als Trabant und Begleiter empfängt und spiegelt das Sonnenlicht, was von der Erde aus ersichtlich ist. Er nimmt zu und ab, ganz so, wie auch das Licht und die Wärme der Sonne auf der Erde und im Leben der Menschen.

Analog empfängt also die Erde das Licht der Sonne, den Menschen am Tag sichtbar, in der Nacht dagegen zeugt nur der Mond am Himmel von der Existenz der Sonne. Der Mond zeigt das, was der Mensch auf Erden erlebt. Er ist Sinnbild für das Erleben, das Empfinden, das Seelenleben und die empfangende Weiblichkeit, die das Leben gebiert, welches durch die Kraft, den Samen der Sonne, befruchtet wird. Ebenso verhält es sich mit der Natur auf Erden: Sie bringt das Leben hervor, eigentlicher Lebensspender ist aber die Sonne.

Als Kinder der Erde verehrten die Menschen folglich die Mondgöttin als weiblichen Part. Ohne sie ist auf Erden kein Leben möglich. Die Sonne, der Sonnengott, liefert den lebensspendenden Samen, aber das Leben selbst wird durch die Göttin hervorgebracht, nachdem es in ihr gereift ist.

Neben den Festlichkeiten zu Ehren der Sonne richtete sich daher das Leben nach dem Mond. Der Neumond zeigt immer wieder aufs Neue, wie das Licht vergeht und neu erscheint - ebenso, wie es sich im Jahresverlauf verhält. Die Wintersonnenwende entspricht dem Neumond, das Frühjahr dem zunehmenden Mond, die Sommersonnenwende dem Vollmond und der Herbst schließlich dem abnehmenden Mond, bevor das Licht und das Leben erneut wieder geboren werden.

Die Zeit des Raunens

Was hat dieser Ausflug zum Lauf der Gestirne nun mit den Rauhnächten zu tun und was sind diese eigentlich genau – so werden Sie vielleicht fragen. Die Rauhnächte sind die Tage zwischen den Jahren, jene Tage, die das Mondjahr vom Sonnenjahr unterscheiden. Sie sind die Phase des Verborgenen, in der sich das Leben der Natur völlig zurückgezogen hat, alles scheinbar stillsteht. Es ist die Zeit des Jahres, in der die tiefste Finsternis erreicht wird, um sich anschließend wieder dem Licht entgegenzubewegen: Die Sonne stirbt und erwacht zu neuem Leben. Die Rauhnächte sind die Zeit, in der sich der Sonnengott in der Unterwelt befindet, sie sind die Zeit seines Todesschlafes. Da sich der lebensspendende Sonnengott zurückgezogen hat und Dunkelheit auf Erden regiert, ist Platz für andere Götter und Wesenheiten - jene, die ihren Platz ansonsten im Verborgenen haben, dem Licht der Sonne abgekehrt.

Das Verborgene entspricht mythologisch der Unterwelt oder auch der dunklen Seite des Mondes. In Abwesenheit der Sonne und des Lichts ist ihre Zeit gekommen. Es tosen Stürme, Unwetter, Regen-, Eis- und Hagelschauer über die Erde und machen den Menschen das Leben schwer. Während Sie sich im modernen Leben in die eigenen vier Wände zurückziehen, das Licht einschalten, die Heizung aufdrehen und sich das Essen des letzten Einkaufs zubereiten, hatten es die Menschen in früheren Zeiten keineswegs so einfach.

© depositphotos - khoroshkov

Sturm und Unwetter im Winter

Sie waren darauf angewiesen, dass die Vorräte ausreichten, sie benötigten ein wärmendes Feuer und mussten sich und die Familie vor den Launen des Winterwetters schützen. Sie waren den Naturkräften ausgeliefert und sehnten die Zeit herbei, in der die Tage wieder heller, länger und wärmer würden. Es war eine Zeit, in der die Götter um Schutz und Beistand gebeten wurden. Es galt, die Naturkräfte, die in vielen Kulturen als Gottheiten verehrt wurden, zu besänftigen. Dem dienten Rituale und Opfer. Die Geister der Dunkelheit, die in dieser Zeit zwischen den Jahren ihr Unwesen trieben, versuchte man fernzuhalten oder milde zu stimmen. Reinigende Handlungen wie das Auskehren des Heims dienten dazu, die jenseitigen Wesenheiten zu vertreiben, um Unglück fernzuhalten. Auch das Ausräuchern mit schützenden Kräutern war eine gängige Praktik.

Die Menschen lebten in dem Bewusstsein, dass in dieser Zeit der tiefsten Dunkelheit zwischen den Jahren auch die Schleier zwischen Diesseits und Jenseits dünner waren: Zog sich das Licht zurück, gewann das Verborgene an Kraft und den Wesenheiten der Unterwelt oder des Jenseits fiel der Übergang ins Diesseits leicht. Die Rauhnächte sind daher eine Schwellenzeit - die Schleier der Schwelle zwischen dem irdischen Leben und dem Jenseits sind dünn und durchlässig.In der Dunkelheit liegt es im Verborgenen, was das folgende Jahr bringt, und da die Wesenheiten des Jenseits üblicherweise im Verborgenen leben, waren die Menschen der Auffassung, dass sie auch über das ihnen unbekannte Wissen verfügen müssten.

Nutzten ihrerseits die jenseitigen Wesenheiten diese Zeit, um ins Diesseits vorzudringen, sahen die Menschen darin ihre Chance, etwas über ihr Schicksal, das kommende Jahr, zu erfahren. Es war die Aufgabe der Weisen, die Wesenheiten der Anderswelt zu befragen oder auch um eine günstige Einflussnahme zu bitten. Orakel wurden befragt und dem Raunen der Geister gelauscht: Die Zeit außerhalb der Zeit(-rechnung), in der sich die Sonne zurückzieht, die Natur schläft und sich die Dunkelheit offenbart, war einerseits gefürchtet und barg andererseits die Gelegenheit, Einblick in sein Schicksal oder das des Dorfes zu erhalten, indem dem Raunen der jenseitigen Götter gelauscht wurde.

Es verwundert kaum, dass die Rauhnächte vor allem in Skandinavien bedeutsam waren, wo sich die Sonne tatsächlich für kurze Zeit ganz verabschiedet und selbst die Tage duster bleiben. Doch auch andere heidnische Kulturen, deren Zeitrechnung sich nach dem Mond richtete, kannten diese geheimnisvolle Phase des Jahres, was sich bis ins Alte Ägypten und Babylonien zurückverfolgen lässt.

Während der Rauhnächte raunen also die Geister, und wer sie zu vernehmen und zu verstehen wusste, konnte Einblick in sein Schicksal und die Zukunft nehmen. Zugleich mussten diese Geister milde gestimmt werden, um ihrem Treiben nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Die Menschen versuchten, sich zu schützen, aber gleichermaßen die Gelegenheit zu nutzen.

Wer über die entsprechenden Fähigkeiten verfügte, versuchte außerdem, sein Schicksal günstig zu beeinflussen. Alternativ wurden Rituale mit demselben Ziel durchgeführt und auch das Orakeln war jedem möglich, der die Zeichen in der Umgebung zu deuten wusste. Bis heute und trotz Christianisierung haben die Traditionen der Rauhnächte überlebt. Wie eingangs erwähnt, finden wir sie in Weihnachten, dem Orakeln an Silvester und dem Vertreiben des Winters oder der dunklen Geister mit Licht und Lärm.

Neben diesen äußeren Praktiken spürt aber auch jeder Mensch die Besonderheit dieser Zwischenzeit in sich selbst. Wie sich das Leben in der Natur zurückzieht, ziehen sich auch die Menschen zurück - in die eigenen vier Wände und in sich selbst. Sie lassen das vergangene Jahr Revue passieren, besinnen sich auf das Wesentliche und haben Wünsche oder fassen Vorsätze für das nächste Jahr. Häufig findet eine Innenschau statt. Das Leben im Außen steht bis auf die alltäglichen Verpflichtungen still, es werden Kerzen angezündet, der Duft von Gebäck, Aromen und Gewürzen liegt in der Luft. Es herrscht eine meditative Stimmung, in der die eigenen Gedanken und Gefühle zu Wort kommen. Das bietet die Möglichkeit, innerlich zu wachsen und auch, auf die innere Stimme zu hören, das Unterbewusstsein, die Stimme der Seele, die intuitiven Zugang zu jenen Daseinsebenen hat, die den üblichen Sinnen verborgen sind - gleichermaßen, wie sie vom Licht der Sonne überstrahlt und in die Dunkelheit der Schatten verdrängt werden.

© depositphotos - belchonock

Winterliche Stimmung: Tee mit Gewürzen und Früchten

Herkunft und Bedeutung des Namens Rauhnächte

Die Rauhnächte werden gelegentlich auch Raunächte geschrieben. Beide Namen geben Aufschluss über die Bedeutung: Rau bezeichnet die rauen Nächte, Rauh leitet sich von Rauch oder der rauchigen Zeit ab - dem Rauch der wärmenden Feuer und der Räucherungen oder der Nebelschwaden, aus denen die Geister aufsteigen.

Auch der mittelhochdeutsche Begriff „ruch“ für „haarig“ kann im Hinblick auf haarige, pelzige, ihr Unwesen treibende Dämonenwesen bei der Wortableitung eine Rolle spielen. Weitere Bezeichnungen sind „die Zwölften“ oder „Zwölfnächte“ - in den meisten Traditionen sind die Rauhnächte zwölf an der Zahl.

In diesen zwölf Nächten findet die Wilde Jagd statt - Odin jagt auf seinem Hengst Sleipnir durch die Lüfte, begleitet von seinen Raben, seinen Wölfen und den Seelen der Verstorbenen. Dieses raue Treiben entspricht der Schreibweise „rau“.

Bisweilen ist von den „Geweihten Nächten des Jahreskreises“ die Rede. Umgangssprachlich kennen Sie diese Zeit vermutlich als „zwischen den Jahren“, was allerdings meist auf die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr angewandt wird. Eigentlich läutet aber bereits die Wintersonnenwende die mysteriöse Phase des Jahres ein, die am 21. oder 22. Dezember beginnt und bis zum 6. Januar andauert.

Je nach Tradition gibt es 13 Rauhnächte, wobei die 13 die 13. Zeit des Jahres bezeichnet, in der sich der Sonnen- und Mondlauf unterscheiden. Die 13 gilt als magische Zahl, beispielsweise eines Zirkels des Alten Hexentums, der aus 12 Mitgliedern besteht und als 13. in seiner Mitte eine Gottheit verehrt, stellvertretend den Hohepriester oder die Hohepriesterin. Einige Traditionen kennen zwar den gesamten Zeitraum der Rauhnächte, betrachten aber nur bestimmte Tage als besonders heilig oder durchlässig, die Schleier zwischen den Welten betreffend.

© depositphotos - Samiramay

Hexentagebuch, Seite 13 von 31 mit Teufelssiegeln

Die Zeit zwischen den Jahren - Tiefste Dunkelheit und Geburt des Lichts

Wintersonnenwende ist am 21./ 22. Dezember, die Geburt des Sonnengottes fällt auf den 25. Dezember. Diese Zeit bis in die ersten Januartage hinein war für die nordischen Völker etwas Besonderes. Am Mondkalender orientiert ist es eine Phase ohne Zeitrechnung, so geheimnisvoll wie die dunkle, der Erde abgewandte Seite des Mondes.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752121377
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (November)
Schlagworte
Räuchern Raunächte Unterbewusstsein Jenseits der Zeit Hausreinigung Esoterik Weihnachten Okultismus Horoskop Astrologie Sternzeichen Hobby Malen Basteln Handarbeit Gestalten Quiz Rätsel

Autoren

  • Dr. Angela Fetzner (Autor:in)

  • AchielVerlag (Herausgeber:in)

Dr. rer. nat. Angela Fetzner arbeitet seit 1996 bis dato als approbierte Apothekerin in öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken in ganz Deutschland. Von 2012-2022 Veröffentlichung von mehr als 50 Ratgebern und Fachbüchern v. a. zu verschiedenen Gesundheitsthemen die Hunderttausende von Lesern begeistern. Privat verbringt die Autorin jede freie Minute in der Natur - insbesondere auf langen Wanderungen mit ihren beiden vor dem Schlachter geretteten Eseln Harrie und Achiel.
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Titel: Die Rauhnächte