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Schwedenbitter - Gottes Wundertrank oder Teufels Elixier?

von Dr. Angela Fetzner (Autor:in)
52 Seiten

Zusammenfassung

Schwedenbitter ist die alkoholische Zubereitung aus einer Mischung bestimmter pflanzlicher Kräuter, der sogenannten Schwedenkräuter. Schwedenbitter ist ein typisches Beispiel für ein angebliches Wundermittel, das gegen fast alle Beschwerden und Krankheiten helfen soll. Ist Schwedenbitter nun tatsächlich ein Allheilmittel oder vielmehr ein Elixier des Teufels? Dieser brisanten Frage geht Apothekerin Dr. Angela Fetzner in ihrem Buch ausführlich nach. Die Autorin berät und informiert als promovierte Apothekerin seit fast zwei Jahrzehnten zahlreiche Kunden. Dabei hat sie ein ständig wachsendes Interesse ihrer Kunden an Naturheilmitteln wie Heilkräutern festgestellt. Ihr Anliegen ist es, in diesem Ratgeber über die sinnvolle Anwendung von Heilkräutern zu informieren und leichtfertige Therapieempfehlungen, die keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten und im besten Fall wirkungslos sind, zu entlarven. Nur eine seriöse Naturheilkunde ist dem Menschen und auch dem Image der Naturheilkunde dienlich. Als unabhängige Autorin und Apothekerin fühlt sich die Verfasserin dieses Buchs nur der Gesundheit und dem Wohl der Menschen verpflichtet. „In einer Zeit, in der fast alle ihr Fähnchen nach dem Wind drehen, nun ein Buch, das gnadenlos ehrlich und fachlich fundiert ist.“ (Gabriele Wurstner) „Naturheilkunde leistet nur dann einen wichtigen Beitrag – sowohl für die Patienten als auch für ihr Image – wenn sie seriös, wissenschaftlich begründet und ohne Hokuspokus ist.“ (Ulrich Fetzner, Arzt) 3. Auflage 2016

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Dr. Angela Fetzner

Schwedenbitter –

Gottes

Wundertrank

oder Teufels

Elixier?

Impressum:

© 2017-2019 Dr. Angela Raab geb. Fetzner

alle Rechte vorbehalten

Gartenstr. 10

56462 Höhn

www.angela-fetzner.de

kontakt@angela-fetzner.de

3. Auflage 2019

Umschlaggestaltung:

ZERO Werbeagentur, München unter

Verwendung von Motiven von shutterstock.com

EBook-Satz: Michael Raab

Cover-Foto: © Marina Lohrbach

fotolia.com

„In bunten Bildern wenig Klarheit, viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit, so wird der beste Trank gebraut, der alle Welt erquickt und auferbaut.“

(Johann Wolfgang von Goethe)

Prolog

Schwedenbitter ist die alkoholische Zubereitung aus einer Mischung bestimmter pflanzlicher Kräuter, der sogenannten Schwedenkräuter. Schwedenbitter ist ein typisches Beispiel für ein angebliches Wundermittel, das gegen fast alle Beschwerden und Krankheiten helfen soll. Ist Schwedenbitter nun tatsächlich ein Allheilmittel oder vielmehr ein Elixier des Teufels? Dieser brisanten Frage geht Apothekerin Dr. Angela Fetzner in ihrem Buch ausführlich nach.

Die Autorin berät und informiert als promovierte Apothekerin seit zwei Jahrzehnten zahlreiche Kunden. Dabei hat sie ein ständig wachsendes Interesse ihrer Kunden an Naturheilmitteln wie Heilkräutern festgestellt. Ihr Anliegen ist es, in diesem Ratgeber über die sinnvolle Anwendung von Heilkräutern zu informieren und leichtfertige Therapieempfehlungen, die keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten und im besten Fall wirkungslos sind, zu entlarven. Nur eine seriöse Naturheilkunde ist dem Menschen und auch dem Image der Naturheilkunde dienlich. Als unabhängige Autorin und Apothekerin fühlt sich die Verfasserin dieses Buchs nur der Gesundheit und dem Wohl der Menschen verpflichtet.

Herzlichst Ihre Apothekerin Dr. Angela Fetzner

Als ich ein Kind war…

Ich erinnere mich noch haargenau, als ich das erste Mal auf Maria Trebens Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ gestoßen bin - es war Anfang der Achtziger Jahre, das Büchlein lag auf dem Nachtschränkchen meiner Mutter.

Eifrig begann ich, in dem Buch zu blättern, las darin von ausweglosen und gefährlichen Krankheiten, die allesamt mit Hilfe von Heilkräutern kuriert wurden.

Schwerkranke und vom Arzt längst abgeschriebene Menschen genesen dort auf wundersame Weise, alles scheint wunderbar und doch so einfach – für jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen, man muss nur das entsprechende, das richtige Heilkraut anwenden.

Und schon geschehen Wunder, wie man sie sonst nur von der Bibel her kennt – beispielsweise wird eine verkrüppelte Frau nicht nur in der Bibel durch Jesus geheilt, sondern eine solche auch von Maria Treben in ihrem Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“.

Heilkräuter, die schon seit Jahrtausenden auf dieser Erde wachsen und gedeihen, nun allesamt von Maria Treben neu entdeckt - und diese Heilkräuter warten nur darauf, Wunder vollbringen zu dürfen und ihrem eigentlichen Zweck und ihrer ursprünglichen Verwendung zugeführt zu werden.

Heilkräuter, die alles Leid und jede Krankheit aus der Welt schaffen.

Heilkräuter, die von Gott geschaffen wurden und von diesem in die Obhut Maria Trebens gegeben wurden, um der leidenden Menschheit Hilfe und Heilung zu bringen.

Die glänzende Hauptrolle spielen jedoch die Schwedenkräuter in Maria Trebens Roman – Roman? Oh, jetzt habe ich mich aber gründlich vertippt, ich meine natürlich nicht Roman, sondern Ratgeber und Erfahrungsbericht – und hier spielen sie, die Heilkräuter, ihre Rolle vortrefflich.

Denn es gibt keine Krankheit und kein Leiden, bei welchem diese nicht zu helfen und zu heilen vermögen.

Ein paar unscheinbare Kräuter, die versetzt mit Alkohol zur Höchstform auflaufen - sie durchbrechen den Teufelskreis jeder Krankheit und wirken selbst dann noch, wenn Kranke schon dem Tode geweiht sind oder zumindest so scheinen.

Alle anderen Heilmittel und vor allem die chemischen Medikamente – weg damit, ihnen kommt allenfalls noch eine Neben- oder Statistenrolle zu.

Kein Medikament kann es schließlich mit den Schwedenkräutern aufnehmen und diesen das Wasser reichen.

Und so las ich weiter, ganz in Gedanken versunken, von den schönen Schwedenkräutern, und wähnte mich dabei ganz in einem Märchenbuch – so nämlich klangen die Geschichten. Ja, ist Maria Trebens Buch denn ein Märchenbuch und ist diese eine Art Schwester Grimm oder beruhen deren Erzählungen auf wahren Begebenheiten – so fragen Sie vielleicht. Hinterfragt habe ich Maria Trebens Erzählungen nicht, wenigstens nicht zu dieser Zeit.

Ich war ein Kind, damals, und dieses Kind las liebend gerne Märchen und wollte auch an diese glauben.

Denn wie jedes Kind vergrub ich mich mitunter gerne in einer Märchenwelt, stundenlang, ohne Gefühl für Raum und Zeit, und nur ungern ließ ich mich aus dieser Wunderwelt wecken oder herausholen.

Mit dem Wissen wachsen die Zweifel…

Und was war nachher, als ich erwachsen wurde? Das kritische Urteilsvermögen kam irgendwann, mit den Jahren.

Denn im Laufe des Lebens wird man nicht nur älter, sondern der Geist reift, geradezu wie ein guter Wein, der mit den Jahren besser und wertvoller wird.

Mit den Erfahrungen und dem Wissen, das man mit der Zeit erwirbt, wird man kritischer, hinterfragt vieles, glaubt weniges und nimmt nicht mehr alles für bare Münze.

Was die Lehre der Heilkräuter und Pflanzen betrifft – um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren - kam mir natürlich mein Studium der Pharmazie zugute, in dem unter anderem alle Inhaltsstoffe und Wirkungen der Heilpflanzen ausführlichst gelehrt wurden.

Ich beim Mischen der Schwedenkräuter in der Apotheke…

Aber lassen Sie mich noch einmal einen kleinen Schritt zurück in die jüngere Vergangenheit machen:

In natura begegneten mir die Schwedenkräuter das erste Mal – ich weiß es noch wie heute – als ich ein junges Mädchen war, noch keine 20.

Während eines Praktikums in der Apotheke, zu Beginn meines Pharmaziestudiums, erhielt ich die Aufgabe, Schwedenkräuter nach Maria Treben herzustellen.

Als Schwedenkräuter wird eine bestimmte Kombination verschiedener Heilkräuter bezeichnet – dazu aber später mehr.

Ich erinnere mich, wie ich alle Bestandteile, die ich für die Herstellung benötigte, – die entsprechenden Bestandteile waren in schönen alten Blechdosen alphabetisch, natürlich mit dem jeweiligen lateinischen Namen versehen, schön in Reihe auf einem Regel geordnet – auf einen Wagen platzierte, den ich alsdann zur Rezeptur schob, wo ich die Bestandteile mischte.

Zuerst wog ich größere Mengen – ich sollte 20 Packungen Schwedenkräuter herstellen – Sennesblätter, Rhabarberwurzel, Eberwurzwurzel, Angelikawurzel, Zitwerwurzel, Manna, Aloe und Theriak ab.

Die Zutaten mischte ich feierlich, in einer riesengroßen Schüssel, mit weitausholenden Bewegungen, gleichsam einer zeremoniellen Handlung. Zum Schluss gab ich noch die vorgeschriebenen Anteile des aromatischen Camphers, der wohlriechenden Myrrhe und des teuren Safrans dazu und sog dabei den warmen würzig-süßlichen Duft der Myrrhe und das eukalpytusähnliche Aroma des Camphers tief, ganz tief ein.

Das muss wahre Pharmazie sein, so mein Gedanke - damals.

Vorne, in der Offizin, im Verkaufsraum, dagegen drängten sich die Kunden hektisch in Reihe, um ihre Rezepte vom Arzt abzugeben, und ich stehe hier hinten und bereite die eigentliche, die ursprüngliche Arznei zu – die allesamt aus der Natur stammt.

Heilpflanzen, deren Duft schon allein, wenn nicht Heilung, doch zumindest ein angenehmes Empfinden hinterlassen musste.

Und so mischte ich alle Bestandteile nochmals und füllte dann die Mischung in Aromabeutel ab, die ich mit der Aufschrift „Schwedenkräuter nach Maria Treben“ versah. Herrlich!

Meine Mutter…die „Hausärztin“

Meine Mutter hielt zu dieser Zeit – als Hausfrau und als „Hausärztin“ der Familie – freilich auch den Schwedenbitter vorrätig – Schwedenbitter, das ist der Auszug der Schwedenkräuter in hochprozentigem Alkohol, sozusagen die fertige Medizin.

Wogegen oder wofür wurde der Schwedenbitter denn bei Ihnen eingesetzt, wundern Sie sich vielleicht.

Meine Mutter bereitete mit Schwedenbitter getränkte Umschläge bei harmlosen Verletzungen und Insektenstichen.

Darüber hinaus wurde der Schwedenbitter in unserer Familie – Gott sei Dank – nicht eingesetzt.

Aber auch der Schwedenbitter duftete geradezu wie die Kräuter vorzüglich, die Mischung aus Alkohol und den darin gelösten Kräutern schmeichelte der Nase ungemein – und ja, bei diesem Geruch kann ein Laie durchaus geneigt sein, an die Allmacht des Schwedenbitters zu glauben, wie sie Maria Treben uns verspricht.

Wir leben, um zu lernen…

Dann aber kam das Pharmaziestudium und mit diesem das Wissen um die Heilpflanzen und deren Inhaltsstoffe.

Und mit dem Wissen kam die Fähigkeit, Richtiges vom Falschem und Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden – zumindest soweit es meine Fachrichtung betraf.

Wissen ist Macht, das ist ein Spruch, den man manchmal einfach so daher sagt – aber es ist ein Spruch, der so viel Wahrheit birgt.

Schwedenbitter – Hochprozentiges für ältere Damen

Wie es der Zufall wollte, blickte ich unlängst erneut auf Mamas Nachtschränkchen. Und noch immer lag dort, inzwischen leicht verstaubt, Maria Trebens Büchlein. Wiederum blätterte ich das Buch durch, wie einst vor Jahren, und ich schüttelte den Kopf angesichts zahlloser fachlich falscher Aussagen, die Maria Treben dort trifft – ohne anscheinend auch nur mit der Wimper zu zucken. In der Zwischenzeit habe ich natürlich noch unzählige Male Schwedenkräuter und Schwedenbitter in der Apotheke über den Tresen gereicht und verkauft – auch wenn der Hype um Maria Treben mittlerweile deutlich verblasst ist und die Zahl ihrer Jünger – äh, Anhänger – deutlich gesunken ist.

Es gibt aber nach wie vor Leute – insbesondere ältere Damen – die auf Maria Treben Stein und Bein schwören und die insbesondere dem hohen Alkoholgehalt des Schwedenbitters zusprechen.

Was gibt es Besseres als etwas Hochprozentiges, das gleichzeitig gute Arznei ist und das man also bedenkenlos schlürfen darf, ohne schlechtes Gewissen? Und das man in der Apotheke holt, und nicht in der Tanke, wo doch nur Penner ihren Schnaps holen? Ich erinnere mich an Kundinnen, die Schwedenbitter buchstäblich literweise konsumierten und jeden Tag in die Apotheke kamen, um sich ihren wertvollen Nachschub zu besorgen.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich viele Menschen – auch wieder vor allem Frauen – deren Darm sich an die abführenden Bestandteile im Schwedenbitter so gewöhnt hatte, dass deren Darm ohne Schwedenbitter in Streik tritt und nur nach Einnahme der rettenden Tropfen seine Dienste tut.

Aber dazu später mehr.

Wer ist Maria Treben?

Wie wir bereits gelesen haben, war es Maria Treben, die – wenn sie auch nicht Erfinderin der Schwedenkräuter war – diesen doch zu einer nicht für möglich gehaltenen Renaissance verholfen hat.

Doch wer genau war eigentlich Maria Treben, die sich angeblich so gut mit Heilkräutern auskannte? War sie etwa Apothekerin oder Biologin? Mitnichten!

Sie hatte weder ein entsprechendes Studium aufzuweisen noch sonstige Abschlüsse oder Zertifikate, die ihr „Wissen“ um die Heilkräuter begründen würden.

So führt Maria Treben ihr „Wissen“ auch auf eine höhere Macht zurück und benennt hier ganz konkret die Gottesmutter Maria.

In der Einleitung zu ihrem Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ schreibt sie, dass sie immer wieder gefragt werde, woher sie eigentlich ihre Kenntnisse über Heilkräuter habe.

Darauf könne sie keine präzise Antwort geben, so ihre Erwiderung. Ach ja?

Über das Leben von Maria Treben ist wenig bekannt, vieles bleibt im Dunkeln – ob diese bewusst wenig von ihrem Leben preisgab, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Auf jeden Fall wurde sie am 27.09.1907 in Saaz (Böhmen) geboren und verstarb am 26.07.1991 in Grieskirchen (Österreich). Maria Treben war die mittlere von drei Schwestern, ihre Mutter war Hausfrau, der Vater Eigentümer einer Druckerei. Als Maria zehn Jahre alt war, starb der Vater bei einen Unfall.

Zwei Jahre später zog die Mutter mit den Töchtern nach Prag. 14 Jahre arbeitete Maria Treben in einem bürgerlichen Beruf – eine nähere Angabe über diese „bürgerliche Tätigkeit“ findet man nicht. Dann heiratete sie Gottfried Ernst Treben und gab ihre Berufstätigkeit auf.

Die restliche Zeit ihres Lebens war sie Hausfrau – und während dieser Zeit schrieb sie natürlich ihre berühmten Bücher über Heilpflanzen und hielt auch viele diesbezügliche Vorträge.

Besondere Bekanntheit erlangten allerdings Maria Trebens Schwedenkräuter und der Schwedenbitter.

Heuchler sind die gefährlichsten Feinde

(Tacitus)

Was mir persönlich in Maria Trebens Büchern besonders aufstößt, ist ihre christlich frömmelnde Haltung.

Ja, war denn Maria Treben etwa nicht besonders fromm und gottesfürchtig? – so beschreibt sie sich doch in ihren Büchern.

Freilich, sie lässt keine Gelegenheit aus, sich auf Gott oder wahlweise die Gottesmutter zu berufen, sie erzählt von ihren andächtigen Gebeten vor einem alten, wunderbaren Marienbild und schwärmt ohne Unterlass von der Gnade und der Allmacht des Schöpfers.

Unwillkürlich muss ich dabei an eine Passage aus der Bibel denken:

„Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon.“

Matthäus 6,5

Schon sehr früh habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass wirklich fromme Menschen ihre Gläubigkeit nicht bei jeder Gelegenheit betonen und vor sich her tragen - sie wirken eher im Stillen und Verborgenen. Nicht scheinheilig wie die Bigotten, die stets bemüht sind, ihre Gottesfürchtigkeit zu präsentieren und Eindruck nach außen zu schinden.

Aus einem ökumenischen Elternhaus stammend, mahnten mich meine Eltern bereits als Kind, dass man in Fällen allzu sehr nach außen gekehrter Frömmigkeit stets Vorsicht walten lassen müsse.

An ihren Taten sollt Ihr sie messen, nicht an ihren Worten, auch so schreibt die Bibel – Und da stellt sich mir natürlich unweigerlich die Frage, was denn Maria Treben Gutes für die Menschheit getan hat.

Sie hat doch unzählige Leute geheilt und stapelweise Briefe von dankbaren Lesern erhalten – so steht es in ihrem Buch. So lautet vielleicht Ihr Einwand.

Doch schon in ihrem Vorwort – dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgehen - schreibt Maria Treben folgendes: „Bitte: Rufen Sie mich weder an noch schreiben Sie mir Briefe! Als Nicht-Heilpraktikerin nehme ich auch keine Besuche an!“ (entnommen Maria Treben, „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“, S. 4) - ihre Worte sind dabei durch eine dicke, schwarze Schrift besonders hervorgehoben und mahnende Ausrufezeichen machen deutlich, wie ernst sie es mit ihrer „Warnung“ meint.

Aber woher kommen dann die Berge von Briefen, die Maria Treben angeblich von dankbaren Lesern erhalten hat, und welche sie nochmal eigens in einem Buch zusammenfasst.

Und woher stammen die vielen Berichte von segensreichen Heilungen – wenn Maria Treben doch gar keine Besuche empfängt.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Hat Maria Treben einen Teil ihrer Bucherlöse für einen guten Zweck gespendet – wie viele Autoren es tun?

Zu lesen ist davon nichts – und ich für meine Person bin der Ansicht, dass sie es gleich in die Welt hinaus geschrien hätte, wenn sie einen Teil ihrer Erlöse einer gemeinnützigen Verwendung zugeführt hätte.

Hat Maria Treben sich in einem Ehrenamt oder in der Kirche engagiert? Nichts Genaues weiß man – besser gesagt, rein gar nichts dies bezügliches ist bekannt.

Man liest nur, dass sie keine Briefe erhalten möchte…

Und vor diesem Hintergrund wirken Maria Trebens andauernde Verweise auf Gottes Gnade nur umso störender und verstörender. Sie redet so oft von Gott und Jesus, dass man es schon gar nicht mehr glauben will.

Wahlweise wird auch die Gottesmutter Maria bemüht, um einem Kräutlein einen richtig frommen Anstrich zu geben.

Frau Trebens Beschäftigung mit der Heilkunde erfährt sehr oft auch Unterstützung durch ein kleineres oder größeres Wunder, und letztlich liegt alles in Gottes Händen.

Warum der Herrgott die Krankheiten überhaupt in die Welt gesetzt hat, scheint sich Maria Treben allerdings nie gefragt zu haben.

Na ja – so wenden Sie vielleicht ein – kann man mit Jesus und der Gottesmutter heutzutage überhaupt noch bei den Lesern punkten – oder sind das nicht eher alles alte Zöpfe, an die sowieso niemand mehr glaubt und die nur noch belächelt werden.

Man muss – so meine ich – die „Gottesfürchtigkeit“ und ihr ständiger Verweis darauf im Zusammenhang mit diesem Buch sehen – und da macht die „Frömmigkeit“ der Autorin durchaus Sinn.

Maria Treben hat zwar kein Studium vorzuweisen – sie wird aber, so sagt sie zumindest, von einer höheren Macht gelenkt. Und zwar von der Gottesmutter, - der Helferin aller Kranken - die ihr den Weg zeigt. Den Weg zu den Heilkräutern und den Weg der Heilung.

So wirkt sie als eine Art „Medium“ - oder aber bedient sie sich Gott als Instrumentarium?

Jesus und auch die Gottesmutter wären freilich sicher nicht amused, von Maria Treben zu deren „Spießgesellen“ herangezogen zu werden.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739346434
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Mai)
Schlagworte
Alternative Wunder Scharlatane Heilkräuter Schwedenbitter Schwedenkräuter Medizin Esoterik Wahrsagen Tarot Pendeln Spiritualität

Autor

  • Dr. Angela Fetzner (Autor:in)

Dr. rer. nat. Angela Fetzner ist als Apothekerin, Autorin und Seminarleiterin international tätig. Von 2012-2021 Veröffentlichung von mehr als 50 Ratgebern und Fachbüchern. Als Apothekerin der Praxis ist es ihr Anliegen, den Menschen komplexe medizinische und pharmazeutische Sachverhalte verständlich nahe zu bringen. Privat verbringt die Autorin jede freie Minute in der Natur - insbesondere auf langen Wanderungen mit ihren zwei vor dem Schlachter geretteten Eseln Achiel und Harrie.
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Titel: Schwedenbitter - Gottes Wundertrank oder Teufels Elixier?