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Alltagsperlen

Kurzgeschichten und Gedichte

von Antonia Löschner (Autor:in)
122 Seiten

Zusammenfassung

Häufig geht es im Alltagstrubel unter: das eigene Ich. Dabei ist es, als Kenner unserer Bedürfnisse und Stärken, der beste persönliche Berater. Die hier versammelten Geschichten und Gedichte laden zur Wiederentdeckung des Ich im Alltag ein. Mit so vielfältigen Themen und Charakteren wie im wahren Leben. Dieses Buch eignet sich für kleine Lesepausen zwischendurch: zum Erforschen, Nachdenken, Träumen, Schmunzeln und Entspannen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Schaffenskraft

 

Gedanken kommen,

ordnen sich zu Bildern,

kreieren Worte, Sätze,

Literatur.

 

Farben strömen,

bunt und kräftig,

verteilen sich auf der Leinwand,

geben Struktur.

 

Töne werden entlockt

und entfalten sich gemeinsam

zur Melodie.

 

Schritte, gezielt gesetzt

und leichtfüßig,

führen zur Entladung

der tänzerischen Energie.

 

So gibt es unzählige Formen der Kraft,

die Kunst erleben lässt und Neues erschafft.

Dem Glück ein Stück näher

 

Seit geraumer Zeit schon habe ich das Gefühl, mich würde auf Schritt und Tritt das Pech verfolgen. Erst heute ist wieder solch ein Tag gewesen, an dem ich bereits vor dem Aufstehen geahnt hatte: Das kann nichts werden. Und so war es dann auch.

Ich kam schwer aus dem Bett, fühlte mich müde und sogleich vom Tag gestresst.

Kurz nach Arbeitsbeginn rutschte mir das Set Blumentöpfe, welches ich ins Regal räumen wollte, aus den Händen, direkt vor die Füße der Kunden, und alle Behältnisse gingen zu Bruch, bis auf zwei, deren Inhalt jedoch zu zerfleddert war, als dass man sie noch verkaufen konnte. In diesem Stil ging der Tag weiter. Ich traf auf schlecht gelaunte Kunden und Kollegen, die entsprechend meckerten und stressten.

Nach Feierabend dann fuhr mir der Bus vor der Nase davon, obwohl der Busfahrer mich noch hatte herbeihetzen sehen. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, fing es obendrein an, wie aus Eimern zu schütten. So wartete ich patschnass zwanzig Minuten auf den nächsten Bus.

Kaum zu Hause angekommen, stieß ich auf meinen äußerst gut gelaunten Ehemann, der es nicht erwarten konnte, mir von seinem sensationellen Tag mit seinen lustigen Kollegen zu erzählen. Wahrscheinlich brauche ich nicht zu erwähnen, dass ich auf derartige Gespräche heute nicht die geringste Lust hatte. Besser, man geht mir an solchen Tagen gänzlich aus dem Weg, sonst schaffe ich es noch, allen die Laune zu verderben.

Als ich schließlich die Post durchsuchte, ob etwas Interessantes für mich dabei wäre, fischte ich nur eine astronomisch hohe Wasserrechnung aus dem Stapel. Das gab mir für heute den Rest.

Ich ging zu Bett und zog mir die Decke über den Kopf – und hier liege ich nun, mich selbst bemitleidend.

Plötzlich klingelt das Telefon. Unwillig hebe ich ab. Die Anruferin ist eine alte Schulfreundin. Sie teilt mir mit, dass sie seit kurzem in meiner Nähe wohnt und mich gerne mal wieder treffen würde. Nach einigem Hin und Her einigen wir uns schließlich auf einen Kaffeeklatsch für kommende Woche.

Anschließend bringen wir uns gegenseitig noch auf den neuesten Stand über unsere bisherigen Lebenswege und stellen mal wieder fest, wie sich die Dinge doch oft sehr anders ergeben, als man sie geplant hatte. Irgendwie kommen wir in diesem Zusammenhang auch auf unsere alten Hobbys zu sprechen.

Unvermittelt erzählt sie mir, sie hätte damals immer meine Malkünste derart bewundert, jedoch wäre sie zu neidisch gewesen, um mir dies zu sagen. Lachend fügt sie noch hinzu, aber das sei ja jetzt lange her und würde eh keine Rolle mehr spielen.

Ich falle aus allen Wolken. Schlagartig erinnere ich mich wieder: wie sie sich immer lustig darüber machte, dass ich mich so lächerlich ernst nähme mit meiner Kunst, als ob meine Bilder etwas Besonderes wären. Obwohl es schon so lange her ist, verpasst mir die Erinnerung einen heftigen Stich.

Relativ schnell danach beende ich das Telefonat. Noch immer mit meinen Gedanken in der Vergangenheit, schlafe ich schließlich ein.

Am nächsten Morgen werde ich wie immer um sechs Uhr von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Zögerlich öffne ich die Augen. Irgendetwas ist heute anders als sonst: Ja, ich fühle mich erstaunlich ausgeschlafen. Verdattert mache ich mich an die morgendlichen Vorbereitungen, meine neue Energie bleibt.

Als ich in die Arbeit komme, begrüßt mich ein Kollege, der längere Zeit wegen Krankheit gefehlt hatte, mit den Worten: „Schön, dich zu sehen!“

Auch meine anderen Kolleginnen und Kollegen sind überraschend freundlich. Es scheint, als sei im Allgemeinen eine übergreifende Fröhlichkeit ausgebrochen. Was ist hier nur los?

Doch diese „Epidemie“ macht auch vor mir nicht halt. Eine Kollegin hat morgens, während der Vorbereitung, immer ein kleines Radio laufen, und heute ertappe ich mich plötzlich dabei, wie ich gut gestimmt mitsumme und meinen Körper dabei im Takt wiege, etwas, das ich seit Urzeiten nicht mehr getan habe.

Aber wirklich fassungslos bin ich, als ich später die Bestellungen in einem von mir nicht verschuldeten Chaos vorfinde und mich trotzdem nicht darüber ärgere. Stattdessen stelle ich die Ordnung einfach geschwind wieder her. Ich habe sogar so viel Energie, dass ich mich bereits jetzt auf den Moment freue, wenn mein Schatz abends aus dem Büro heimkommen und mir von seinem Tag berichten wird.

Als ich dann schließlich nach vollendeter Arbeit nachmittags zu Hause eintreffe, finde ich im Briefkasten eine Grußkarte von meiner Schwester. Einfach so – zur Aufheiterung. Das Foto zeigt einen Bären, der vollkommen entspannt und glücklich im Gras liegt und mit einer Blume zwischen seinen Zehen spielt. Ich freue mich unglaublich darüber, was ich ihr sofort per Telefonanruf mitteilen muss.

Anschließend mache ich es mir draußen in meinem Liegestuhl unter der orangefarbenen Markise gemütlich, genieße die Wärme der Sonne und denke über diesen außergewöhnlichen Tag nach. Was war hier passiert? Was ist das Geheimnis dieses Glückstages?

Die Sonne ist es wohl kaum, die hat auch in den letzten Wochen geschienen, ohne dass sie das Geringste an meiner Stimmung hatte ändern können. Auch die ungewöhnliche Fröhlichkeit der Kollegen konnte nicht der Grund sein. Sie hat mich zwar heute mitgerissen, doch wäre einer dieser „Schlechte-Laune-Tage“ gewesen, hätten sie mich mit ihrer Heiterkeit nur genervt. Und sogar die Grußkarte meiner Schwester, so liebevoll sie ist, hätte mich an einem anderen Tag nur noch trauriger gestimmt, da ich mir solch eine Begabung des Bären zur Tiefenentspannung nur erträumen kann. Was aber ist es dann?

Während ich in der Sonne liege und nachgrüble, werde ich schläfrig. Ich bin bereits am Eindösen, als es mich unvermittelt wie ein Schlag trifft. Plötzlich bin ich hellwach: Ich erinnere mich nun in vollkommener Schärfe an meinen Traum von vorheriger Nacht und dieses Gefühl, das ich darin gehabt hatte.

In diesem bin ich wieder in der Vergangenheit gewesen, zusammen mit der alten Schulfreundin. Wir waren wieder vierzehn Jahre alt und jeder mit seiner Malerei beschäftigt. Als sie sich jedoch diesmal über meine „lächerliche Ernsthaftigkeit“ dabei lustig machte, fühlte ich mich keineswegs beschämt, sondern, im Gegenteil, stolz. Ruhig schaute ich sie an und antwortete, während mich immer mehr ein ungewohntes Glücksgefühl erfasste: „Ich kenne jetzt die Wahrheit, du kannst mir meine Leidenschaft fürs Malen nicht mehr kaputt machen.“ Dann wachte ich auf.

Wie immer hatte ich meinen Traum danach sofort wieder vergessen, doch jetzt wird es mir schlagartig bewusst: Dies ist das Geheimnis! Die Wiederentdeckung meiner ehemals großen Leidenschaft und das damit verbundene Glücksgefühl im Traum hatten mich unbewusst durch den Tag begleitet und meine Wahrnehmung der Ereignisse in wundersamer Art beeinflusst.

In der Erinnerung an das Malen fühle ich mich plötzlich wieder ganz nah bei mir selbst: Ja, ich hatte es immer geliebt zu malen. Doch aufgrund fehlender Förderung und entmutigt durch herabsetzende Bemerkungen traute ich mich nie, es zu professionalisieren. Und mit der Zeit war es sogar als Freizeitbeschäftigung verschüttgegangen, in den Herausforderungen des alltäglichen Lebens.

Aber nun habe ich seine Magie wiederentdeckt und ich verstehe jetzt: Das Malen verleiht meinem Leben einen tieferen Sinn – unabhängig von der überlebensnotwendigen Alltagsroutine. Ich bin fassungslos vor Freude. Warme Wellen des Glücks überrollen mich. Gleich morgen nach der Arbeit werde ich die Malutensilien einkaufen. Kaum kann ich es nun erwarten.

Bevor ich am heutigen Abend zu Bett gehe, krame ich noch kurz das leere Notizbüchlein hervor, welches ich mir vor Jahren wegen der fröhlichen Hülle gekauft hatte und das seitdem in der Kommodenschublade auf seine Verwendung wartet. Erfüllt von dem Tag, schlage ich die erste Seite auf und beginne die neuen Erkenntnisse über das Glück aufzuschreiben: meine Gedanken und Gefühle über das Malen als meine große Leidenschaft.

Anschließend lege ich das Büchlein zusammengeklappt, doch sichtbar auf meinen Nachttisch: als Erinnerung an den Tag, an dem ich dem Glück ein ganzes Stück näher kam.

Hundebegegnung

 

Nicht mehr in der Stadt,

doch auch nicht auf dem Land,

gehe ich und unverwandt

wendet sich ein Hund an mich:

„Komm nicht näher, sonst fress ich dich!“

Vielleicht ist die Übersetzung seines Gebells übertrieben,

sicher ist, wir werden uns so schnell nicht verlieben.

Allerdings, wenn ich es recht bedenke,

als ich dann meine Stimme senke

und ihm versichere: „Alles ist gut“,

er nun wieder in sich ruht.

Fast lächelnd bleibt er hinter dem Zaune stehen,

und ich kann meiner Wege gehen.

Erfolgreich schüchtern

 

„Geh deinen Weg, aber wähle ihn mit Bedacht“, rät der Weise abschließend der jungen Frau, die sich ihm gegenüber auf dem Stein niedergelassen hat.

Sie lächelt, keiner hatte bisher derart zu ihr gesprochen. Ihr Vater will, dass sie den Nachbarsohn heiratet, sie jedoch wünscht frei zu sein – frei zu entscheiden, wohin sie geht.

Der Weise ist in ihr Leben getreten, als sie nicht mehr an ein gutes Ende glauben konnte, und hat sie, einfach so, an seinen Erkenntnissen teilhaben lassen. Er war in seinem Leben viel gereist, hatte zahlreiche Menschen getroffen, die verschiedensten Kulturen kennengelernt und dabei immer wieder erfahren: Unzählige Wege führen zum Glück und sie sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Das macht ihr Mut. Dankbar blickt sie …

 

Genervt klappe ich das Buch zu, mir ist die Lust am Weiterlesen vergangen. Wieder so eine Geschichte. Es gibt derart viele Geschichten mit Weisen und ihren ach so tollen Erkenntnissen über das Leben. Und stets ist es dasselbe: Ein junger Mensch – oft vom Dorf, dort scheinen sich Weise am wohlsten zu fühlen – steckt aufgrund gesellschaftlicher Ansprüche in einer Zwangslage, sucht Orientierung und bekommt dafür von einem Weisen schlaue Sprüche präsentiert. Leider hilft mir das bei meinem eigenen Problem absolut keinen Schritt weiter.

Weder lebe ich fernab der Zivilisation in einer konservativen Dorfgemeinschaft, noch droht mir eine Zwangsheirat oder etwas dergleichen. Stattdessen wohne ich in der Großstadt, zusammen mit meinem Mann, den ich mir selbst ausgesucht habe, und wir verdienen ausreichend Geld, um angenehm leben zu können. Aus Sicht der jungen Frau und des Weisen bin ich zweifellos vom Leben begünstigt und könnte vollkommen zufrieden sein. Bin ich aber nicht.

Grund dafür ist meine Schüchternheit. Eigentlich mag ich Menschen, doch ich habe eine angeborene Scheu. Vielleicht ist sie auch gar nicht angeboren, sondern erworben, so genau kenne ich mich damit nicht aus. Allerdings kann ich mich nicht entsinnen, jemals nicht schüchtern gewesen zu sein. Mein Mann ist da ganz anders. Er hat keinerlei Probleme, auf Leute zuzugehen und sich mit ihnen stundenlang angeregt zu unterhalten. Und stets kommt er sehr gut bei allen an. Ich dagegen stehe währenddessen nervös neben ihm, lächle krampfhaft und kämpfe mit den Tränen.

So gerne würde ich mich auch ins Getümmel stürzen, mit anderen herumalbern, Spaß haben – aber meine Schüchternheit lässt mich nicht. Immer wenn ich mit Leuten zusammen bin, die ich nur flüchtig oder noch gar nicht kenne, spielt mein Körper plötzlich verrückt. Dann bekomme ich Herzrasen, weiche Knie, mein Magen rumort und ich habe schweißnasse Hände. Versuche ich in dieser Situation, trotzdem etwas zum Gespräch beizutragen, kommt nur ein zitterndes, kaum hörbares Stimmchen zum Vorschein.

Dies gefällt mir natürlich gar nicht, zumal das auch keineswegs meiner Persönlichkeit gerecht wird. So schweige ich lieber, während mein Mann von einer Gruppe zur nächsten wandert, plaudert und lacht, hier einen Kommentar einwirft, dort eine humorvolle Anekdote zum Besten gibt, so lange, bis ich mich irgendwann völlig erschöpft auf die Damentoilette zurückziehe und heulend meine Schüchternheit verfluche.

Aber in Wirklichkeit bin ich überhaupt keine graue Maus, im Gegenteil. Wenn ich mich nur in Gegenwart meines Mannes oder enger Freunde befinde, dann blühe ich richtig auf. Dann bin ich unterhaltsam, lustig und voller Ideen. Mein Mann liebt das an mir. Jedoch, auch wenn es mir schwerfällt dies zu glauben, scheint das nicht der einzige Grund dafür zu sein, warum er mich geheiratet hat.

Als wir nämlich vorhin nach Hause kamen und ich mal wieder vollkommen niedergeschlagen war, nahm mich mein Mann liebevoll in den Arm und flüsterte mir leise ins Ohr: „Danke, dass du mich wieder begleitet hast. Du bist der Ruhepol in meinem Leben. Ich liebe dich.“

Jetzt liege ich im Bett, das zugeklappte Buch noch immer in den Händen. ,Geh deinen Weg, aber wähle ihn mit Bedacht‘, vielleicht ist da doch etwas dran. Ich zumindest hatte mit Bedacht gewählt – ohne dass mir irgendein Weiser einen Rat hätte geben müssen.

Mein Mann ermöglicht mir durch seine Art – trotz meiner Schüchternheit – am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und ich bilde für ihn seinen Ruhepol, so hatte er es gesagt. Mein Mann liebt mich, trotz meiner Schüchternheit. Oder vielleicht gerade auch deswegen?

Bahnfahrtmeditation

 

Ein Sitzplatz am Fenster,

Landschaften ziehen vorüber,

saftiges Grün – in seinen unzähligen

Schattierungen.

Kuh- und Schafherden wechseln sich ab,

Pferde traben auf der Koppel,

eines wälzt sich genüsslich im Staub.

Kurze Augenblicke,

wie Farbkleckse

zusammen ein Bild ergeben.

Im Hintergrund

das gleichmäßige Rattern

des Zuges.

Geschenkte Zeit, nur für einen selbst,

in der man in Ruhe

seinen Gedanken nachhängen kann,

bevor der Laptop wieder aufgeklappt

und mit frischer Energie

erneut ans Werk gegangen wird.

Natürliche Vorsicht

 

Er mag so um die vierzig Jahre alt sein, vielleicht auch etwas jünger, jedenfalls ist er kräftig gebaut. Seine Erscheinung wirkt ein wenig schlampig, trotzdem macht er keinen verlotterten Eindruck. Freundlicher ausgedrückt könnte man von einer Art Lässigkeit sprechen. Er ist einfach gekleidet, mit einer locker sitzenden, beigefarbenen Cordhose und einem hellen Hemd, beide im Knitterlook. Über seiner linken Schulter hat er einen abgewetzten Lederrucksack hängen.

Ich sehe den Mann, während ich in der S-Bahn sitze. Er fällt mir auf, da er bereits zum dritten Mal vorbeikommt. Mein erster Gedanke ist, dass er auf der Suche nach einem Sitzplatz sei. Aber dann entdecke ich rundherum freie Plätze, die er ignoriert.

Er geht schnell, fast hastig, und etwas wackelig – Letzteres kann jedoch auch dem Ruckeln der Bahn geschuldet sein. Unter den rechten Arm hat er etwas gequetscht, schaut aus wie eine Aktenmappe.

Schon wieder kommt er vorbei, mit unruhigem Blick um sich schauend. Sein wirres Haar steht ihm nach allen Seiten ab. Irgendwie ist er mir unheimlich.

Die Bahn hält an, Leute steigen aus, neue kommen hinzu. Der Mann bleibt. Gerade steht er in der Ecke bei einer jungen Frau mit Kinderwagen. Ich kann nicht sehen, was er da macht, doch plötzlich fängt das Baby ängstlich an zu schreien. Hörbar verzweifelt versucht die junge Mutter es zu beruhigen.

Nein, das geht jetzt zu weit! Ich muss hier einschreiten, und im Notfall sind ja auch noch andere Leute da. Gerade bin ich im Begriff aufzustehen, um die Arme vor der Belästigung des, wie ich mir nun sicher bin, Tunichtgut zu schützen, als dieser wieder losgeht, zielstrebig an mir vorbei. Diesmal jedoch drehe ich mich in seine Richtung, um zu sehen, was er jetzt wieder im Schilde führen mag.

Und da erkenne ich es: das Klemmbrett, nun in seiner Hand, mit den Zetteln, auf denen er eifrig etwas notiert. Eine Fahrgastzählung, weiter nichts. Beschämt über meine vorschnelle Verurteilung des Mannes verkrieche ich mich gesenkten Hauptes in meinen Sitz.

Unerwartet spüre ich einen von der Seite kommenden Blick auf mir ruhen. Als ich den Kopf wende, lächelt mich die augenscheinlich sehr alte Dame neben mir freundlich an und stellt fest: „Wir Menschen neigen doch alle dazu, von der Norm abweichende Erscheinungen automatisch zu fürchten. Vielleicht ist es eine Art natürliche Risiko-Versicherung. In der Tat kann Vorsicht erfahrungsgemäß nicht schaden, solange sie nicht zu einer panischen und damit oft einhergehend gewaltvollen Überreaktion gegenüber dem als unheimlich Bewerteten führt.“

Mit einer zu dem Fahrgastzähler hindeutenden Kopfbewegung schließt sie ab: „Leider sehen wir den Menschen nicht an ihrem Äußeren an, ob sie gute oder schlechte Absichten verfolgen. Hätte die junge Frau tatsächlich Unterstützung gebraucht und es keiner erkannt, wäre das sehr schlimm für sie gewesen. Ich finde es darum beruhigend, dass es Menschen wie Sie gibt, die sich noch für das Wohl ihrer Mitmenschen interessieren und mit Bedacht reagieren.“

Mit diesen Worten steht sie in aller Seelenruhe auf, verabschiedet sich herzlich und verlässt bei der nächsten Haltestelle die S-Bahn.

Warum unbedingt Norwegen?

 

Die Tür fällt ins Schloss, Stille erfüllt den Raum. Einzig das leise Schluchzen verrät, dass noch immer jemand da ist.

Barbara sitzt verzweifelt auf der Eckbank, die Knie angezogen und mit ihren beiden Armen fest umschlungen. Sie kann es einfach nicht fassen, Michael hatte sie überhaupt nicht wirklich angehört. Stattdessen brüllte er nur herum und stürmte dann schnaubend hinaus. Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen.

Sie wollten ihren Sommerurlaub planen. Beide arbeiten viel und hart, er als Architekt, sie als Heilpädagogin. Barbara und Michael lieben ihre Berufe, aber diese verlangen ihnen auch einiges ab. Und so freuen sich beide auf ihren wohlverdienten Urlaub, den sie – seit sie sich vor drei Jahren über eine Partnervermittlung kennengelernt haben – immer gemeinsam verbringen wollen. Nur leider besitzen sie über den Urlaub völlig unterschiedliche Vorstellungen.

Barbara will nach Italien, Michael nach Norwegen. Sie findet es unverständlich, in ein Land fahren zu wollen, in dem Kälte und Regen garantiert sind. Außerdem liebt sie den Süden: die toskanische Hügellandschaft, die italienische Lebensart. Ihr Traum ist, wieder ein Ferienhäuschen zu mieten, für sie beide und ihre Freunde, inmitten eines Pinienhains nahe dem Meer.

Ihm dagegen ist es im Sommer in Italien eigentlich zu heiß, er hatte dies die letzten zwei Male nur ihr zuliebe mitgemacht. Außerdem möchte er lieber die ursprüngliche Natur Norwegens erleben, wofür ein Rucksackurlaub mit Zelt, wie damals als Student, ideal wäre.

Spätestens da hatte sie ihn jedoch für vollkommen übergeschnappt erklärt. Keinesfalls würde sie Lust haben, jeden Morgen nach einer durchzitterten Nacht aus einem klammen Schlafsack zu klettern, sich mit anderen ein dreckiges Gemeinschaftsbad zu teilen – oder sich im eiskalten Seewasser zu waschen, ohne ein WC in der Nähe zu wissen – um dann den Rucksack wieder kilometerweit zum nächsten Zug oder Bus zu schleppen, nur damit sich einen Tag später das Spektakel wiederholte.

Da sie allerdings selbst nie einen Rucksackurlaub mit Camping gemacht hatte, geschweige denn in Norwegen, beruhte ihre Charakterisierung lediglich auf gängigen Klischees. Dies hatte ihn rasend gemacht. Ignorant, nannte er das, keinen blassen Schimmer davon haben, aber Hauptsache dagegen reden. Ja, das hatte er ihr an den Kopf geworfen. 

 

Während Barbara drinnen sitzt und den Streit Revue passieren lässt, fährt Michael mit dem Auto in der Stadt umher. Er braucht das, um sich abzureagieren. Keine Sekunde länger hätte er es mit ihr noch in der Wohnung, geschweige denn in diesem Raum ausgehalten.

Michael kocht innerlich. Muss sie denn immer ihren Kopf durchsetzen? Die zwei ersten gemeinsamen Urlaube sind sie bereits in Italien gewesen, jetzt wäre wirklich Norwegen an der Reihe.

Er liebt Norwegen, mit diesem Land verbindet er ganz besondere Erlebnisse, Kindheitserinnerungen: Damals, als er mit seinem Vater in dem kleinen Holzboot hinausfuhr und ihm beim Angeln half. Und als sie dann zurückkehrten, nahmen sie die Fische aus und brieten sie am Lagerfeuer. Ihr Zelt stand mitten im Wald an einem kleinen See, und in der Nacht hörte man das Heulen der Wölfe.

Eigentlich hatte er ihr davon erzählen wollen, aber ihre unfundierte Ablehnung weckte in ihm den Eindruck, jegliche Erklärung wäre eh sinnlos. Das machte ihn verzweifelt und wütend. So sehr, dass er brüllen musste, um nicht zu platzen. In Wirklichkeit wollte er das gar nicht. Er schätzt an sich, normalerweise äußerst gut die Contenance bewahren zu können. Nur bei ihr nicht – sie reizt ihn schlichtweg zu sehr. Und wie sie ihn dann angesehen hatte: so abgrundtief vorwurfsvoll.

Bei dem Gedanken wird Michael wieder wütend. Nein, er hatte richtig gehandelt. Er wird nicht klein beigeben, und wenn er allein nach Norwegen reiste.

Es durchfährt ihn wie ein Blitz: Genau, das ist die Lösung! Soll sie doch allein mit ihren Freunden in das italienische Ferienhaus gehen, er wird seinen Urlaub diesmal in Norwegen verbringen. Klar würden das dann getrennte Urlaube sein, aber es wäre ja nur ausnahmsweise. Doch damit bekämen sie dieses Jahr beide ihre Wunschorte und könnten zufrieden sein.

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Jetzt kann er nach Hause, er hat eine Lösung für ihr gemeinsames Problem gefunden.

 

Barbara ist völlig vor den Kopf gestoßen. Das will er also, allein in den Urlaub fahren. Sie haben ohnehin schon so wenig Zeit miteinander und dann würde er ausgerechnet den gemeinsamen Urlaub opfern, nur damit er in sein bescheuertes Norwegen kommt. Obwohl er doch ganz genau weiß, wie gerne sie mit ihm zusammen in den Urlaub möchte. Und bis vor zwei Minuten hatte sie das von ihm auch noch geglaubt, aber jetzt nimmt die Diskussion ganz neue Dimensionen an. Liebt er sie vielleicht gar nicht so sehr, wie sie es gedacht hatte? Sie hatte ihm doch erklärt, dass weder die Kälte noch die Strapazen ihr körperlich guttun würden, zählt das denn überhaupt nicht? Verletzt schaut sie ihn an.

Michael versteht die Welt nicht mehr. Warum sagt sie denn nichts? Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung brodelt in ihm. Da ist er einen Schritt auf sie zugegangen, ist bereit gewesen, einen wichtigen Wunsch – die Gemeinsamkeit des Urlaubs – aufzugeben, damit beide ihre Traumorte bekämen, und nun das. Natürlich hatte er auch nochmals beteuert, lieber mit ihr in den Urlaub zu wollen, aber das scheint gar nicht mehr bei Barbara angekommen zu sein. Er würde sie am liebsten schütteln, dieser stumme Vorwurf ist kaum auszuhalten.

Als er sich gerade dazu entschieden hat, aufzustehen und wieder nach draußen zu gehen, klingelt es an der Tür. Die beiden schauen sich an. Eigentlich erwarten sie niemanden, oder haben sie etwa über dem ganzen Streit eine Verabredung vergessen? Es klingelt noch einmal. Barbara bleibt sitzen, also beschließt Michael, an die Tür zu gehen.

Zurück kommt er mit Wolfgang, einem gemeinsamen Freund. Sie hatten Wolfgang vor eineinhalb Jahren bei einem Selbsterfahrungsseminar kennengelernt, zu dem Michael Barbara mitschleppte. Auch wenn das Seminar selbst ein Fehlgriff gewesen war, hat sich aus dem Kontakt eine enge Freundschaft entwickelt.

Wolfgang ist um die sechzig, alleinstehend und auch ziemlich glücklich mit dieser Situation. Mittlerweile hat er eine Ehe und diverse Affären hinter sich, aber die Richtige ist noch nicht dabei gewesen. Aus der Ehe stammen zwei Söhne, die jedoch bereits beide erwachsen sind. So lebt er allein, allerdings nicht ganz, denn im Schlepptau hat er immer Kali, seinen neunjährigen Golden Retriever. Wolfgang ist ein Lebenskünstler und er taucht stets dann auf, wenn er gerade gebraucht wird. Nur wissen die meisten erst wieder nach seinem Verschwinden, wie sehr sie ihn benötigt hatten.

Auch die beiden sind über den Besuch des Freundes im Augenblick wenig erfreut. Barbara wirft Michael Blicke zu, die sagen sollen: „Warum hast du ihn nicht abgewimmelt, haben wir gerade nicht Wichtigeres zu tun?“ Als ob er dies nicht probiert hätte, aber Wolfgang kann man nicht so einfach loswerden, das weiß sie ganz genau.

Während er noch versucht hatte, dem ungeladenen Gast höflich klarzumachen, dass der Zeitpunkt für einen Besuch gerade nicht ganz optimal wäre, drängte sich Kali schon an Michaels Beinen vorbei in die Wohnung. Dessen Herrchen hatte den Moment genutzt und war ebenfalls an ihm vorbeigeschlüpft, vermeintlich um seinen Hund zurückzuholen. Da aber stand dieser bereits in der Küche und begrüßte freudig mit dem Schwanz wedelnd Barbara. Wolfgang erfasste die Lage mit einem Blick und ließ sich wie selbstverständlich neben ihr auf die Eckbank plumpsen, während Kali es sich unter dem Tisch zu Füßen der beiden gemütlich machte. Da war Michael nichts anderes übrig geblieben, als die Wohnungstür zu schließen und sich zu den dreien hinzuzugesellen.

So sitzen sie nun da und keiner sagt ein Wort. Nach einer Zeit des Schweigens beendet Wolfgang die Stille. Er ist kein Mann, der das klare Wort scheut, wenn er es für angebracht hält. Und da er weiß, dass Michael und Barbara zu höflich sind, einen Freund – sogar wenn sie es gerne würden – vor die Tür zu setzen, spricht er es direkt an: das, was ihm sein Gefühl sagt, spätestens seit er den Raum betreten hat: „Hier stimmt doch was nicht.“ Er blickt erst Michael, dann Barbara fragend an.

Letztere schaut weg. Auch wenn Wolfgang ein enger Freund ist, findet sie sein Verhalten indiskret. Sie will nicht mit ihm über ihre Beziehungsprobleme reden, das geht nur sie als Paar etwas an. Aber Barbara weiß nicht, wie sie ihm dies sagen soll, also schweigt sie.

Damit liegt es an Michael, dem Fragenden zu antworten. Eigentlich missfällt ihm diese Aufdringlichkeit des Freundes ebenfalls, doch gleichzeitig erkennt er hier auch seine Chance, nämlich Barbara in Ruhe zu erklären, warum für ihn der Norwegenurlaub derart wichtig ist. ,Vor Wolfgang wird sie sich ja wohl nicht so aufführen‘, denkt er und legt los.

An sich hat Barbara gerade keine Nerven für Michaels Darlegungen, aber irgendetwas in ihr lässt sie nicht weiter in ihrem Kummer verweilen, stattdessen muss sie zuhören. Und zum ersten Mal hört sie Michael wirklich zu.

Dieser erzählt: Von seinen Kindheitserinnerungen mit seinem Vater in Norwegen. Von dem Abenteuer, auf das er sich freut und das er eigentlich gerne mit Barbara zusammen erleben wollte. Davon, jetzt aber verstanden zu haben, dass ihr ein solcher Urlaub nichts gibt und er deshalb auch allein fahren würde.

Langsam beginnt Barbara zu begreifen, wie wichtig Michael der Norwegenurlaub ist. Es scheint die Liebe zu Norwegen zu sein, welche in ihm seit Kindertagen schlummert und die ihn nun zu dieser Entscheidung geführt hat. Sie sieht es jetzt in seinen Augen: Hier gibt es kein Halten. Plötzlich hat sie das Gefühl, dass eine Einigung gar nicht mehr möglich ist. Egal, was sie sagt, er wird den Norwegenurlaub machen. Diese Erkenntnis stürzt sie nun vollständig ins Gefühlschaos.

Kali spürt instinktiv, dass Barbara gerade Unterstützung benötigt, und bewegt sich unter dem Tisch ein Stück zu ihr hin, bis sein weicher, warmer Fellkörper auf ihren Füßen, eng an ihre Beine geschmiegt, ruht. Sie muss unwillkürlich lächeln, Kali tut ihr gut.

Auch Wolfgang erkennt ihre defensive Situation und er will nicht, dass sie fälschlicherweise den Eindruck gewinnt, er würde Partei ergreifen. Daher meint er an sie gewandt: „So wie ich dich kenne, bist du mehr der Typ, den es in die warmen Gefilde zieht, stimmt’s?“

Sie nickt und fügt noch hinzu: „Das ist wahr, ich brauche einfach die Wärme. Aber für Michael würde ich sogar auch mal in den Norden gehen, von mir aus nach Norwegen, wenn es ihm so viel bedeutet. Nur dann bitte gemütlich, in einer netten, geheizten Unterkunft inklusive eigenem Badezimmer – und nicht im Zelt mit Leben aus dem Rucksack.“

Michael wird hellhörig: Das ist eindeutig ein Schritt auf ihn zu. Er denkt nach: Wenn er allein wäre, würde er zwar den Rucksackurlaub mit Zelt machen, aber eigentlich vor allem deshalb, weil er sich damit überall, wo es ihm gerade gefiel, niederlassen konnte – in unmittelbarem Kontakt mit der wilden Natur. Da er jedoch jetzt mit Barbara zusammen ist, liegt seine Priorität klar auf der Gemeinsamkeit des Urlaubs in Norwegen. Deshalb wäre es für ihn ebenso in Ordnung, ein kleines, komfortables Ferienhaus zu mieten – irgendwo an einem See nahe dem Wald. Dann würde Barbara, abgesehen von der Anreise, keine Strapazen erleiden, und frieren müsste sie auch nicht. Und er könnte sie mit allem versorgen, was sie sonst noch für ein Urlaubsgefühl braucht. Bei dem Gedanken wird er fast euphorisch.

Laut meint Michael: „Ich denke, da ließe sich auf jeden Fall etwas machen.“ Dann berichtet er von seinen Überlegungen.

Barbara hört zu. Allmählich beginnt sie sich mit dem Gedanken an einen Norwegenurlaub in dieser Form anzufreunden. Doch etwas sticht immer noch zu sehr in ihrem Herzen und hält sie davon ab, sich ganz darauf einzulassen: Ginge sie nicht auf seinen Vorschlag ein, führe Michael auch ohne sie und er würde es trotzdem genießen – anders als sie ohne ihn ihren Italienurlaub. Das Gefühl, er könnte sie nicht ausreichend lieben, nagt an ihr. Dies zuzugeben erscheint ihr jedoch unmöglich. Würde sie ihre wahren Gedanken offenbaren, lieferte sie sich Michael schutzlos aus. Sie fühlt sich unwohl in ihrer Haut. So gerne würde sie seinem erwartungsvollen Blick entsprechen und positiv antworten, aber dieser Zweifel macht sie vollkommen reaktionsunfähig.

Wolfgang erkennt, dass Barbara immer noch etwas belastet, und er will ihr die Chance geben, allein mit ihm zu reden. So schlägt er ihr vor: „Was hältst du davon, wenn wir zwei mit Kali eine Runde drehen, damit der Kopf wieder frei wird?“

Sie nickt erleichtert. Der Hund erhebt sich gemütlich, kommt unter dem Tisch hervor, schüttelt sich und bellt zweimal freudig – spazieren gehen klingt offensichtlich auch für ihn nach einem guten Plan. Barbara folgt dem nach draußen strebenden Kali in den Flur.

Bevor Michael etwas einwenden kann, meint Wolfgang leise, mit einem Augenzwinkern: „Keine Sorge, ich entführe dir Barbara nur kurz. Schau doch in der Zwischenzeit schon mal im Internet nach Ferienhäusern in Norwegen, dann weißt du bereits, was möglich wäre.“ Danach verschwindet er nach draußen.

 

Kali genießt die frische Luft, springt hierhin und dorthin, läuft voraus und kommt wieder zurück, als ob er berichten wolle, was er da vorne erlebt hat.

Barbara jedoch kann sich nicht mitfreuen, und darum beschließt sie, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und sich dem Freund anzuvertrauen: „Wolfgang, ich brauche jemanden zum Reden, allerdings soll Michael nichts davon erfahren.“

Der Freund stimmt zu und so spricht sie weiter: „Ich gönne Michael ja seine Liebe zu Norwegen, aber…“, sie sucht nach den richtigen Worten, „aber…“, sie holt tief Luft, „…es verletzt mich, dass er auch ohne mich fahren würde und trotzdem Spaß hätte.“ So, jetzt ist es heraus. Wolfgang lächelt mitfühlend.

„Zwar habe ich mittlerweile verstanden, dass er tatsächlich lieber mit mir zusammen nach Norwegen reisen würde“, meint Barbara weiter, „aber es ginge halt auch ohne mich, und er hat diesen Vorschlag sehr schnell gebracht.“ Sie schluckt: „Wenn ich dieses Jahr mit nach Norwegen komme, will ich nicht nur das Anhängsel sein – Michael und Norwegen, und dann irgendwann ich.“

Wolfgang nickt verständnisvoll. Er hebt einen Stock auf und wirft ihn für Kali, dann kratzt er sich nachdenklich am Kopf: „Du erinnerst dich an das Selbsterfahrungsseminar?“

Barbara nickt ungeduldig, natürlich erinnert sie sich daran. Niemals im Leben wäre sie dort aus eigenem Antrieb hingegangen, das hatte sie damals nur Michael zuliebe mitgemacht.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739390185
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Juli)
Schlagworte
Inspiration Burnout Achtsamkeit positives Denken Entspannung

Autor

  • Antonia Löschner (Autor:in)

Dr. Antonia Löschner berät als Ethnologin und ausgebildete Mediatorin seit 2014 bei der Bewältigung von Lebensumbrüchen im Privat- und Berufsleben. Ihr Interesse gilt allgemein dem Menschen mit seinen kulturellen, sozialen, psychologischen und individuellen Bedürfnissen.
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Titel: Alltagsperlen