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EMDR-Selbstcoaching in 6 Schritten

Wie wir uns selbst schnell von emotionalen Belastungen und Stress befreien und leichter unsere Ziele erreichen

von Thomas Buhl (Autor:in)
160 Seiten

Zusammenfassung

Angenommen, es gäbe eine Selbsthilfe-Methode, die wirklich funktioniert. Wie wäre das? EMDR – die Methode mit den schnellen Augenbewegungen – wird seit 30 Jahren weltweit in der Behandlung von Traumata und anderen psychischen Störungen angewendet. Die Methode gehört zu den Kurzzeittherapien und ist in der Regel sehr wirksam. Aber auch bei nicht-krankhaften Belastungen des Alltags kann die Methode schnell und wirkungsvoll eingesetzt werden: insbesondere im Selbstcoaching. Der Autor Thomas Buhl, selbst EMDR- und Traumatherapeut, beschreibt auf leicht verständliche Weise, wie wir EMDR im Selbstcoaching bei den eigenen Befindlichkeiten nicht-krankhafter Natur anwenden können; u.a. bei Stress, Angst und Sorgen. In 6 Schritten führt er uns durch den Selbstcoaching-Prozess und liefert damit eine Anleitung für die effektive Selbsthilfe. Er löste die Problematik einer fehlerhaften Selbststimulation von schnellen Augenbewegungen im wichtigen Verarbeitungsschritt durch die Entwicklung einer EMDR-Brille (nicht enthalten). EMDR-Selbstcoaching unterscheidet sich sehr von den üblichen kognitiven Selbsthilfe-Methoden. Unsere Emotionen und unser emotionales Gedächtnis stehen im Mittelpunkt. Wir durchleben dabei eine emotionale Neubewertung und spüren geradezu die Veränderung in den eigenen Emotionen und Gedanken. Neue individuelle Handlungsoptionen, Verhaltensmuster und Fertigkeiten entstehen wie von selbst. Denn letztlich erreichen wir eine wirkliche Veränderung nur über unser Körpergedächtnis, in dem unsere Überzeugungen und Glaubenssätze gespeichert und verankert sind. Mit Hilfe von EMDR-Selbstcoaching sind wir in der Lage, diesen positiven Einfluss auf unser Körpergedächtnis und unsere Emotionen und damit auf unser Leben zu nehmen. Welcher Schatz könnte kostbarer sein, als unsere alten Emotionen negativer Erlebnisse, die uns heute unbewusste wenn auch spürbare Grenzen setzen, in wertvolle Erfahrungen zu wandeln, um neue Wege zu gehen? Wir sind unseren negativen Gefühlszuständen nicht hilflos ausgeliefert. Kaum jemand von uns sollte seine emotionalen Belastungen unnötig lange aushalten müssen. Nicht länger als den Moment, den wir benötigen, um uns dessen bewusst zu werden. Danach haben wir eine wirkliche Wahl und können uns selbst helfen – mit EMDR!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Impressum

Impressum: Thomas Buhl, Am Dachsbau 59, 13503 Berlin

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info@remstim.com

Copyright: © 2019 (10.8) Thomas Buhl

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) und der Veröffentlichung im Internet sowie die Auswertung durch Datenbanken, vorbehalten.

Hinweis:

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Alle Angaben erfolgen dennoch ohne Gewähr. Der Autor übernimmt keine Haftung für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gemachten Hinweisen und Ratschlägen resultieren.

Über den Autor

Das Thema EMDR-Selbstcoaching beschäftigt Thomas Buhl seit über 10 Jahren. Er ist Heilpraktiker für Psychotherapie und EMDR- und Traumatherapeut. Stetig verfeinerte er seine leicht anzuwendende Methode zum effektiven Selbstcoaching mit EMDR. Er entwickelte die EMDR-Brille REMSTIM 3000 für die Stimulation fehlerfreier Augenbewegungen während des Selbstcoachings sowie das EMDR-Gerät REMSTIM 4000 für die professionelle EMDR-Sitzung.

Vorwort

Angenommen, es gäbe eine Selbsthilfe-Methode, die wirklich funktioniert. Wie wäre das?

Das wäre schön, oder?

Bevor ich EMDR kennenlernte, glaubte ich, jede Situation und die damit verbundenen Emotionen – insbesondere die bedrückenden und deren Schwankungen – stets machtlos ertragen zu müssen.

Stress, Kummer und Sorgen, Existenz- und Versagensängste des Alltags, zwischenmenschliche Konflikte, Ziellosigkeit, Demotivation, Traurigkeit; die Liste der emotionalen, seelischen und körperlichen Zustände, die unser Leben viel zu oft und viel entscheidender: viel zu lange negativ beeinflussen, ist lang.

Heute weiß ich, dass wir unseren negativen Gefühlszuständen nicht hilflos ausgeliefert sind. Meine Erfahrungen mit vielen lieben Menschen, die sich mir bisher anvertraut haben, lehrten mich, dass kaum jemand von uns seine emotionalen Belastungen wie beispielsweise Stress oder Sorgen lange aushalten muss. Nicht länger als den Moment, den wir benötigen, um uns dessen bewusst zu werden. Danach haben wir eine wirkliche Wahl und können uns selbst helfen.

EMDR, die Methode mit den schnellen Augenbewegungen, macht es in so vielen Situationen möglich. Seit Jahren setze ich diese Methode in der Therapie, im Coaching und insbesondere im Selbstcoaching ein. Denn während ich meine Klienten persönlich mit EMDR behandelte, kam ich auf die Idee, Menschen zu zeigen, wie Sie sich im Moment der äußersten Belastung selbst schnell helfen können.

Daraus entstand die EMDR-Selbstcoaching-Methode mit ihren 6 Schritten.

In Momenten des intensiven Erlebens besonderer emotionaler Belastungen tragen wir im selben Augenblick die große Chance zu nachhaltigen positiven Veränderungen in uns. Denn es sind vor allem die kleinen und wiederkehrenden Befindlichkeiten und emotionalen Schwankungen des Alltags, die uns indirekt den Weg zu mehr Gelassenheit, Konfliktstabilität, Mentalfitness und Kreativität zeigen. Wir müssen den Weg nur gehen.

Dank meines Konzepts des EMDR-Selbstcoachings sind wir in der Lage, uns in solchen Momenten selbst zu regulieren und den Wandel zu mehr Mut und Zuversicht in unsere eigenen Fähigkeiten in uns auszulösen. Es warten so viele reiche und wohltuende Erfahrungen und Chancen auf uns im Leben. Lassen auch Sie sie nicht ungenutzt an sich vorbeiziehen.

EMDR-Selbstcoaching unterscheidet sich sehr von den üblichen kognitiven Methoden, die in den zahlreichen Selbsthilfe-Ratgebern stehen. Beim EMDR-Selbstcoaching stehen Ihre Emotionen und Ihr emotionales Gedächtnis im Mittelpunkt.

Übliche Selbsthilfe-Methoden versuchen in der Regel, durch Wissenstransfer und Übungen neue Handlungsoptionen, Verhaltensmuster und Fertigkeiten zu vermitteln. Dabei können Skepsis, gegenläufige Ansichten und mangelnde Einsicht den Zweck und die eigentlich ersehnten Veränderungen schnell zunichte machen. Die meist erforderliche Offenheit oder gar wohlwollende Einsicht des Anwenders ist bei vielen Methoden für eine erfolgreiche Zielerreichung eine wichtige Bedingung.

Beim EMDR-Selbstcoaching sind solche Voraussetzungen nicht nötig. Solange der Anwender den 6 Schritten des Coaching-Prozesses folgt, spielt es in der Regel für eine erfolgreiche Zielerreichung keine Rolle mehr, wie viel inneren Widerstand und Skepsis oder gar Angst er währenddessen in sich trägt. Denn weder Wissenstransfer noch Ratschläge bilden den Schwerpunkt des EMDR-Selbstcoachings.

Anwender machen dabei eine intensive Erfahrung. Sie durchleben während des EMDR-Selbstcoachings eine emotionale Neubewertung. Das Erleben von Veränderung in den eigenen Emotionen und Gedanken steht im Mittelpunkt. Neue individuelle Handlungsoptionen, Verhaltensmuster und Fertigkeiten entstehen wie von selbst. Letztlich erreichen wir eine wirkliche Veränderung nur über unser Körpergedächtnis, in dem unsere Überzeugungen und Glaubenssätze gespeichert und verankert sind.

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen eine leicht verständliche Gebrauchsanweisung zur effektiven Selbsthilfe für die alltäglichen Befindlichkeiten, wegen derer wir nicht zum Coach oder gar Therapeuten gehen, an die Hand zu geben.

Der Prozess des Selbstcoachings mit EMDR und der des EMDR-Coachings mit einem Coach unterscheiden sich. Selbstredend sind auch die 8 Prozessschritte der EMDR-Therapie abweichend.

Denn im Selbstcoaching kann beispielsweise auf die Schritte verzichtet werden, die vornehmlich der Kommunikation mit dem Coach oder dem Therapeuten dienen. Außerdem habe ich bewusst den Schritt, der die negativen Kognitionen einbezieht, weggelassen, weil dieser Schritt in der Regel den ungeschulten Anwender verwirrte und gelegentlich überforderte. Geschadet hat es dem Erreichen der üblicherweise zeitnah eintretenden positiven Effekte des EMDR-Selbstcoachings nicht. Eher im Gegenteil.

Was letztlich damals noch fehlte, war ein Gerät, das es mir ermöglichte, mich selbst ohne mein Zutun visuell zu stimulieren. Was es damals an EMDR-Geräten zu kaufen gab, war äußerst teuer, unhandlich und anfällig für Anwendungsfehler, was die Wirksamkeit des Selbstcoachings mit EMDR merklich verringerte. Was einleuchtend ist, da die EMDR-Intervention mithilfe schneller Augenbewegungen zu den entscheidenden Elementen gehört. Denn wir dürfen nie vergessen, dass der Erfolg einer EMDR-Sitzung von der korrekten Ausführung der schnellen Augenbewegungen abhängt (zum Video). Im Coaching oder in der Therapie steuert der Coach oder Therapeut die visuelle Stimulation mit einem Stimulationsgerät oder durch Winken vor den Augen der Klientin bzw. des Klienten und bildet somit einen effektiven externen Impuls. Im EMDR-Selbstcoaching sind wir auf uns selbst gestellt. Also musste ein externer handlicher Stimulus her, der den Erfolg von EMDR auch in der Selbstanwendung sicherstellen würde.

Ein externer visueller Stimulus ist fühlbar effektiv, da wir so beim Selbstcoaching u.a. unsere ganze Aufmerksamkeit auf unser Thema, unsere Emotionen und unsere Körperempfindungen lenken können. Dafür entwickelte ich den REMSTIM 3000, eine leichte EMDR-Brille.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten, warum wir Menschen in der Regel mit soviel ausbremsenden emotionalen Ballast und mentalen Blockaden unser Leben bestreiten müssen und was wir dagegen machen können.

Finden Sie heraus, wie EMDR Ihnen weiterhelfen kann und wie das alles mit somatischen Markern und Ihrem REM-Schlaf zusammenhängt.

Lernen Sie die 6 Schritte des EMDR-Selbstcoachings detailliert kennen, um für Ihr eigene Selbstcoaching-Sitzungen bestens vorbereitet zu sein. Denn bevor Sie das Arbeitsblatt für das EMDR-Selbstcoaching mit seinen 6 Schritten, das Sie im Anhang am Ende dieses Buches finden, aufschlagen und erstmalig nutzen, möchte ich Sie bitten, meine Ausführungen zum Arbeiten mit der Anleitung nicht zu überspringen sondern aufmerksam zu lesen. Es ist hilfreich und wird Ihr Selbstcoaching verbessern.

Erfahren Sie außerdem, wie Sie EMDR-Selbstcoaching fast spielerisch anwenden können. Dazu beschreibe ich 3 besondere Formate der effektiven Selbsthilfe.

Im zweiten Teil des Buches befasse ich mich mit einer unserer intensivsten Emotionen: der Angst. Angst ist eine mächtige Emotion. Und ich mache sicher keinen Fehler, wenn ich glaube, dass auch Sie schon Ihre Erfahrung mit dem Gefühl der Angst gemacht haben.

Angst gehört einfach zu unserem Leben dazu, denn Angst warnt uns vor einer bedrohlichen Situation. Sie macht uns wachsam, so dass wir in Bruchteilen einer Sekunde die Flucht ergreifen oder uns für den Kampf bereit machen können. Angst schützt uns, lässt uns zu unserem eigenen Wohle handeln – im Normalfall, solange unsere Angstreaktionen hilfreich und somit funktional sind.

Aber was, wenn Angst uns einschränkt, unser Leben weniger freudvoll macht und unseren Alltag dominiert? Ist Angst dann noch funktional? Fest steht, dass Betroffene sich dann wünschen, etwas furchtloser zu sein und sich von belastenden Emotionen der Angst zu befreien.

Mit EMDR-Selbstcoaching können wir häufig auch unsere Ängste reduzieren oder gar überwinden, solange die Ängste nicht-krankhafter Natur sind.

Erhalten Sie Antworten u.a. auf die Fragen:

Was ist Angst?

Wie entsteht sie?

Was haben unsere Amygdala und die somatischen Marker damit zu tun?

Wann wird Angst zur Krankheit, so dass wir uns von anderen helfen lassen sollten?

Und vor allem:

Was können wir selbst gegen unsere Angst tun?

Auch über die verschiedenen spezifischen Ängste wie Spinnenangst, Zahnbehandlungsangst, Flugangst, Prüfungsangst, Höhenangst, Auftrittsangst und Verlustangst liefere ich Ihnen einen Überblick.

Natürlich kläre ich Sie auch über die möglichen Nebenwirkungen von EMDR auf und weise Sie mehrfach darauf hin, dass Selbstcoaching mit EMDR nur für unsere alltäglichen Befindlichkeiten und Belastungen nicht-krankhafter Natur geeignet ist. Versuchen Sie in keinem Fall, ein Trauma, eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine andere psychische Erkrankung selbst zu kurieren. Bitte halten Sie sich daran!

Gleich nach meinem Vorwort finden Sie dazu die wichtigen Informationen. Bitte lesen Sie die wichtigen Informationen sorgfältig durch.

Falls Sie mir etwas mitteilen möchten oder aber eine Frage an mich haben, senden Sie mir eine E-Mail. Ich freue mich darüber. Sie erreichen mich bestmöglich unter buhl@remstim.com.

Jetzt wünsche ich Ihnen nun viel Freude beim Lesen eine erfolgreiche und wohltuende EMDR-Selbstcoaching-Sitzung nach der anderen, so dass Sie sich so fühlen, wie Sie es sich selbst wünschen.

Herzlichst

Ihr Thomas Buhl

Wichtige Informationen

1. Die Anwendung der EMDR-Selbstcoaching-Methode versteht sich als ein leistungsförderndes Mentaltraining. Es ist kein Diagnoseverfahren, keine medizinische Therapie oder sonstige Heilkunde, behandelt keine Krankheiten und keine Krankheitssymptome. Es werden keine Heilversprechungen abgegeben, so dass beim Anwender falsche Hoffnungen geweckt werden.

2. Die Anwendung der EMDR-Selbstcoaching-Methode will die Arbeit eines Psychotherapeuten, Arztes oder Heilpraktikers nicht ersetzen. Deshalb soll eine laufende Behandlung nicht unter- oder abgebrochen, bzw. eine künftige notwendige nicht hinausgeschoben oder ganz unterlassen werden.

3. Die Anwendung der EMDR-Selbstcoaching-Methode hebt ärztliche Anordnungen in keinem Fall auf. Die Verantwortung liegt ganz beim Anwender.

4. Bei der Beschreibung der körperlichen, emotionalen und mentalen Zustände – insbesondere durch die Verwendung von Wörtern wie Stress, Belastung, Sorge, Kummer, Unruhe, Angespanntheit und ähnlichen Begriffen – handelt es sich hier ausschließlich um die Beschreibung der Befindlichkeiten von gesunden Menschen innerhalb einer natürlichen Schwankungsbreite. Es soll in keinem Fall der Eindruck erweckt werden, dass die dargestellten Befindlichkeiten über ein gewisses Maß der Beeinträchtigung hinausgehen und Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu umschreiben versuchen oder gar repräsentieren.

5. Voraussetzung beim Anwender ist – wie auch sonst beim Coaching üblich – eine normale psychische und physische Belastbarkeit.

6. Eine Anwendung der EMDR-Selbstcoaching-Methode ist für Personen, die insbesondere unter den folgenden Erkrankungen leiden oder litten zu keinem Zeitpunkt geeignet:

  1. Epilepsie

    Augenerkrankungen

    Hirnorganische Erkrankungen

    Suchterkrankungen

    Dissoziative Störungen

    Ich-Störungen

7. Es ist in der freien Verantwortung und Entscheidung des Anwenders, die Anwendung der EMDR-Selbstcoaching-Methode zu beginnen, fortzusetzen oder abzubrechen.

8. Die Anwendung der EMDR-Selbstcoaching-Methode kann zu vorübergehenden intensiven Emotionen führen.

Eine dicke Nase

Stellen Sie sich vor, Sie sind Shoppen, stehen an der Kasse, und Sie nehmen den Duft des Parfüms der Person vor Ihnen wahr, und Sie erinnern sich an Zeiten, als Sie diesen Duft öfters gerochen haben und spüren genau, wie Sie sich damals gefühlt haben!

Oder Sie lesen eine Passage in einem Buch und werden traurig und haben das Gefühl, Sie könnten weinen!

Oder aber Sie hören einen alten Song im Radio, und Ihre gerade noch trübe Stimmung hebt sich und Sie sind wieder gut drauf! Oder umgekehrt!

Kennen Sie solche Momente?

In der Regel vergessen wir solche Momente und unsere Reaktionen darauf sehr schnell wieder. Aber, lassen Sie uns kurz innehalten: was passiert mit uns, oder besser, in uns, wenn vermeintlich bedeutungslose Augenblicke den direkten Draht zu unseren Emotionen finden?

Was sich dort bemerkbar macht, ist unser emotionales Gedächtnis. Die Macht unseres Körpergedächtnisses ist kolossal. Stellen Sie sich vor: Alles, was Sie bisher in Ihrem Leben erlebt haben, aber auch wirklich alles, ist in Ihrem Körpergedächtnis abgespeichert. Und anhand dieser emotionalen Erinnerungen bewerten wir unsere zukünftigen Erlebnisse. Was wir auch erleben und noch erleben werden, färben wir anhand unserer gefühlten Erfahrungen emotional ein, bewerten es in Bruchteilen einer Sekunde. Ohne, dass es uns bewusst ist: Wir haben dann halt eine Meinung, so ein Gefühl!

Auch Angst speichern wir in unserem Körpergedächtnis mit Hilfe somatischer Marker und können sie, sobald wir uns fürchten, regelrecht spüren.

Und je nachdem, wie unsere Kindheit, unsere Jugend, tja, unser ganzes bisheriges Leben halt, verlaufen ist, sind wir von schönen, von weniger schönen und gar hässlichen Erlebnissen geprägt. Tief in unserem emotionalen Gedächtnis verankert, steuern unsere Lebenserfahrungen auch unsere Gedanken. Das ist auch der Grund, warum es fast unmöglich ist, die eigenen negativen Gedanken umzudenken. Die tief verwurzelte emotionale Färbung lässt es nicht zu.

Und so erleben wir immer wieder Situationen, für die wir keine Lösungen haben, nicht weiterkommen und auf der Stelle treten. Während andere an uns vorbeiziehen und fast spielerisch die Hürden nehmen, vor denen wir kapitulieren, fragen wir uns: Was ist eigentlich los mit mir?

Die Antwort ist einfach: Wir sind die Summe unserer Erlebnisse. Unsere Erfahrungen lehren uns, dass wir so manche Hürde nicht meistern werden. Der Sieg ist uns nicht nur nicht sicher, er wird in diesem Fall nicht unser sein. Denn dazu müsste der wesentliche somatische Marker, der uns versagen, uns zurückweichen lässt, bearbeitet und im besten Fall gelöscht werden.

Stellen Sie sich vor, was Sie alles tun könnten, wenn Sie fähig wären, auf emotionaler Ebene Ihr Denken und Handeln zu verändern.

Mit Hilfe von EMDR-Selbstcoaching sind wir in der Lage, diesen positiven Einfluss auf unser Körpergedächtnis und unsere Emotionen und damit auf unser Leben zu nehmen. Mehr als Sie es ahnen. Welcher Schatz könnte kostbarer sein, als unsere alten Emotionen negativer Erlebnisse, die uns heute unbewusste wenn auch spürbare Grenzen setzen, in wertvolle Erfahrungen zu wandeln, um neue Wege zu gehen?

Moment? Unbewusst und dennoch spürbar? Ist das nicht ein Widerspruch? Nein! Auch wenn wir eine Grenze aufgrund körperlicher Empfindungen nicht überwinden, - wir spüren Widerstand, etwas hält uns zurück, oder wir versuchen es gar nicht erst - muss diese Grenze selbst uns nicht bewusst sein. Wir überschreiten Sie einfach nicht, ohne es zu merken. Und wandeln dahin auf ausgetretenen Pfaden. Wie so oft im Leben.

Spüren Sie solche Momente auch? Ich auf jeden Fall!

Dazu möchte ich Ihnen eine kurze persönliche Geschichte erzählen: Als Junge wurde ich in der Schule immer wegen meiner Nase gehänselt. Zum Vergleich wurde stets die Nase des Schauspielers Karl Malden herangezogen. Er spielte damals neben dem jungen Michael Douglas in der Fernsehserie Die Straßen von San Francisco. Herr Malden hatte eine sehr einprägsame große Nase. Sie war nicht zu übersehen. Wirklich schön war sie dabei nicht (Googeln Sie, die Nase von Herrn Malden war wirklich groß!). Die Aussage, meine Nase wäre ähnlich, war also sicher nicht nett gemeint und nicht zu einem Lob umzudeuten, schon gar nicht von einem Jungen im Alter von 10 Jahren. Es tat einfach weh, fortwährend damit gehänselt zu werden.

30 Jahre später stand ich in einem Workshop, in dem wir EMDR nutzten, um das eigene Selbstbild zu stärken. Mein damaliger Coach fragte mich vor der Gruppe, während ich vor einem Spiegel stand: „Was kannst Du an Dir selbst nicht leiden?“

Ich brauchte für die Antwort keine Sekunde: „Meine dicke Nase! Die kann ich nicht leiden!“

Die Teilnehmer der Gruppe sahen mich an, als ob sie derselben Meinung waren, und meine Anspannung nahm zu. Ich hatte das Gefühl, wieder in meinem Klassenraum in der 4. Klasse zu sein. Ich spürte, wie eine kleine Träne sich ihren Weg bahnte.

Was geschah in diesem Moment? Mein Körpergedächtnis meldete sich und stellte sicher, dass ich mein damaliges Erlebnis, welches mich emotional stark mitgenommen hatte und mir womöglich erneut schaden könnte, nicht vergesse. Tief in mir angelegte somatische Marker übermittelten in Bruchteilen von Sekunden die Bewertung meiner aktuellen Situation, die mich fühlen ließ, ob ich gerade sicher oder nicht sicher war. Mein emotionales Gedächtnis sendete ein eindeutiges NEIN.

Wie schon gesagt; unser Leben hängt maßgeblich davon ab, was wir früher erlebt und gelernt haben. Unser Selbstbild hängt maßgeblich davon ab und unsere Glaubenssätze – insbesondere die negativen - ziehen daraus ihre Kraft.

Und so kommt es, dass unsere eigenen Gedanken über uns Selbst häufig nicht so positiv sind. Wer kennt sie nicht, die Selbstzweifel?

Was können wir also tun?

Ich verrate Ihnen etwas: Unser Selbstbild lässt sich schneller und einfacher beeinflussen und positiv verändern, als die meisten von uns glauben. Selbstcoaching mit EMDR eignet sich dafür außerordentlich gut, um mit den vermeintlich eigenen Fehlern und negativen Ansichten über uns selbst seinen Frieden zu schließen.

Bedenken Sie: Es ist nie zu spät für die Liebe Deines Lebens – die Liebe zu Dir selbst!

Ich übrigens mag meine Nase seitdem; sie passt zu meinem Gesicht!

Schluss mit den negativen Glaubenssätzen

Wie gesagt, die Vorstellung, die ein Mensch von sich hat, beeinflusst maßgeblich sein Denken, Fühlen und Handeln. Diese Vorstellung von sich selbst setzt sich zusammen aus seinem Selbstbild, seinem Wunschbild und dem von seinem Umfeld gespiegelten Fremdbild. Je übereinstimmender diese drei Bilder sind, desto authentischer wirkt der Mensch, desto leistungsfähiger ist er und desto mehr erfreut er sich seines Lebens.

Wichtig dabei ist die Erkenntnis, dass es sich immer um eine Vorstellung, also um seine Deutung dieser Bilder von sich selbst handelt! Das ist – wie so oft – der springende Punkt. Nichts ist „an sich so“! Es ist immer der Einzelne, der die Situation oder eben das Bild interpretiert.

Bewusst wird uns das, wenn wir entdecken, dass unsere Sichtweise sich innerhalb der Zeit, ja manchmal binnen Sekunden verändern kann. Es ist ein ständiges Abgleichen unserer Sinneseindrücke mit unserer Auslegung dieser.

Häufig stellen Personen fest, dass sie mit sich Selbst – und damit meinen sie Ihr Selbstbild – nicht zufrieden sind. Sie wären viel lieber so wie sie sich wünschen zu sein. Eben wie ihr Wunschbild. Dabei mag es um Fähigkeiten gehen oder aber um rein körperliche Attribute. Wer kennt sie nicht, diese Äußerungen der Selbstabwertung:

„Ich bin zu dick!“

„Meine Beine sind zu kurz!“

„Meine Brüste sind zu klein!“

„Meine Nase ist zu groß!“

„Mein Hintern ist zu fett!“

„Ich bin zu hässlich!“

„Ich bin einfach zu doof“

„Ich bin nicht intelligent genug“

Und immer so weiter. Die Liste der äußerlichen und innerlichen selbstabwertenden Glaubenssätze ist lang, sehr lang. Verständlich, dass es äußerst hilfreich sein kann, persönliche und insbesondere geringschätzende Überzeugungen vom eigenen Selbstbild zu verändern. Folgt daraus doch ein aufbauendes und bejahendes Lebensgefühl.

Der wahrgenommene Makel am eigenen Körper oder am eigenen „Sein“ geht offenkundig und häufig mit einer hohen Unzufriedenheit einher.

Mit EMDR kann das Gefühl der inneren Unzufriedenheit reduziert werden. Allein diese geringe Veränderung führt dann zu einer neuen und positiveren Wahrnehmung der eigenen Person. Das Selbstbild wird aufgewertet und nähert sich dem Wunschbild an!

Damit verbunden ist das Selbstvertrauen, das uns unsere individuellen Fähigkeiten und Leistungspotenziale in Hinsicht auf die zu bewältigenden Anforderungen des Lebens einschätzen lässt. Aus dieser Einschätzung resultiert dann entweder Besorgnis aufgrund drohender Überforderung oder aber ein Gefühl der Befähigung. Gerade „sich fähig“ zu fühlen, ebnet den Weg zu einem zielgerichteten Leben, da wir öfter den Werdegang unseres Leben bewusst in die Hand nehmen als wenn wir von Selbstzweifeln heimgesucht werden. Zweifel, die uns sowohl von unserer vermeintlich geringen Eignung und Kontrolle als auch von übertriebener Abhängigkeit überzeugen wollen.

Mentale Blockaden mit EMDR selbst auflösen

Erinnern wir uns: Bereits mit unserem ersten Atemzug sammeln wir Erfahrungen. Wir lernen unentwegt für unser späteres Leben. Alles, jedes Ereignis speichert unser Gehirn ab. Erlerntes der vergangenen Jahre beeinflusst maßgeblich unser Leben. Dergestalt, dass unsere Erfahrungen und unsere Entscheidungen unser Verhalten tagtäglich prägen. Würden wir nur Positives erleben, wäre unser Leistungspotenzial durch diese erfolgreichen Erfahrungen fast unerschöpflich. Kaum etwas würde uns erschrecken, die wenigsten Dinge uns Angst einflößen. Jedes weitere Lebensjahr würde unsere Kraft und unseren Tatendrang erhöhen, die wir von Negativem verschont geblieben sind.

Die Realität der Meisten von uns sieht jedoch anders aus. Schon von Kindheit an sind wir zahllosen Konflikten ausgesetzt, die als Erinnerungen in unser emotionales Gedächtnis fließen. Viele davon begleiten uns ein Leben lang und bleiben unbewusst in unserem Innersten zurück und sind in der Lage unser aktuelles Dasein zu beeinflussen. Je mehr unsere individuellen Erfahrungen durch negative Erlebnisse geprägt sind, desto stärker können sie als Erfolgsverhinderung wirken. In diesen Fällen treffen wir aufgrund der alten und negativen Erfahrungen andere Entscheidungen. Andere Entscheidungen als die, die wir ohne jene mentalen Belastungen getroffen hätten. Denn unser Verhalten ist darauf programmiert, uns bestmöglich zu schützen.

Diese Schutzfunktion entsinnt Strategien, die eine Wiederholung der belastenden Situation vermeiden soll. Über die Jahre verfügt ein Mensch, der mit den üblichen zahlreichen Herausforderungen klarkommen musste, über zahlreiche Vermeidungsstrategien. Diese Strategien bleiben aktiv, auch wenn das in der Vergangenheit verursachende Ereignis einmalig gewesen und eine Wiederholung nahezu ausgeschlossen ist. Leider führt die immer wiederkehrende Anwendung der Vermeidungsstrategien in den meisten Fällen nicht zu den erwünschten Resultaten. Vielmehr können daraus Leistungsblockaden entstehen, die die Leistungs- und Handlungsspielräume des Einzelnen stark einzuschränken vermögen. Als Folge beherrschen Vermeidungsstrategien zunehmend den Alltag und werden als Komfortzone beschönigt. Leistungsblockaden, die durch Sorgen auftreten, welche vor einer Prüfung, vor dem Fliegen, vor eine Rede oder vor einer Präsentation entstehen können, seien hier nur beispielhaft genannt. So können Trennungen, Existenzsorgen oder auch Enttäuschungen im Leben tiefe Spuren der Erinnerungen hinterlassen.

Und jedes Mal, wenn uns eine negative Erfahrung sehr nah geht, schwächt sie unser Leistungspotenzial. Unterschiedliche negative Ereignisse verbinden sich, verstärken den Stress, der auf dem Menschen lastet und schwächen ihn weiter. Unverarbeitete Belastungen wiegen mehr als Erfolge. Wichtig ist das Verständnis, dass es sich hier nicht um die Reaktion eines „Kranken“ handelt, sondern um die Schutzmechanismen eines gesunden Menschen.

Ziel ist es daher, Leistungsblockaden zu entfernen und uns von belastenden und schwächenden Erinnerungen zu befreien.

Mit EMDR und insbesondere mit EMDR-Selbstcoaching können die emotionalen Einprägungen in vielen Fällen Schritt für Schritt aufgelöst werden, was uns unser volles Leistungspotenzial wieder zurückzugeben vermag.

EMDR

EMDR ist die Abkürzung für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Auf Deutsch bedeutet Eye Movement Desensitization and Reprocessing so viel wie Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung. Im Jahre 1987 wurde von US-Psychologin Francine Shapiro zufällig entdeckt, dass psychologische Befindlichkeiten und auch Störungen durch die Ausführung schneller Augenbewegungen beeinflussbar sind.

Damals fiel Shapiro auf, dass, sobald ihr ein störender Gedanke in den Sinn kam, schnelle horizontale Bewegungen der Augen halfen, die emotionale und mentale Belastung, die mit dem Gedanken einhergingen, zu reduzieren oder gar aufzulösen. Gerade diese Augenbewegungen schienen ihrer Ansicht nach dafür verantwortlich zu sein, dass der negative Gedanke wieder aus dem Bewusstsein verschwand. Zukünftig führte sie schnelle Augenbewegungen aus, sobald sie einen negativen Gedanken bemerkte. Weil sie hierbei positive Veränderungen bemerkte, begann sie bei Bekannten und Freunden mit derartigen induzierten Augenbewegungen zu experimentieren. Die Erfolge ermutigten sie zu weiteren Forschungen, bis sie Ende der 80er Jahre den EMDR-Prozess als Psychotherapieform zur Behandlung von Traumafolgestörungen entwickelte. Mithilfe von Eye Movement Desensitization and Reprocessing lassen sich in der Therapie Traumafolgestörungen bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern behandeln.

EMDR beinhaltet Elemente zahlreicher wirksamer Psychotherapieansätze, welche strukturiert zum Einsatz kommen, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen. Zu diesen gehören körpertherapeutische, interpersonelle, kognitiv-verhaltenstherapeutische sowie psychodynamisch / tiefenpsychologische Elemente. Es geht im Rahmen der EMDR-Therapie zudem um den Aufbau psychischer Kräfte und die Bearbeitung traumatischer Erlebnisse, welche an der Auslösung zahlreicher psychischer Erkrankungen beteiligt sind. Bereits seit etwa 1991 wird diese Methode in Deutschland angewendet.

Wie wirkt EMDR?

Es wird angenommen, dass Eye Movement Desensitization and Reprocessing unmittelbar auf die für die Heilung essentiellen neuronalen Bahnungen im Gehirn wirkt. Das Hauptwirkprinzip von dieser Methode ist die bilaterale Hemisphärenstimulation, eine abwechselnde Stimulierung der rechten und linken Gehirnhälfte. Dies kann durch taktile Reize wie kurze Berührungen, akustische Signale oder eben visuell durch schnelle Augenbewegungen geschehen, wobei die visuelle Stimulation sich regelmäßig als die effektivste und erfolgreichste Form der Stimulation erweist.

Die Theorie besagt, dass die bilaterale Stimulierung – Hauptintervention der EMDR-Methode – ein synchrones Miteinander beider Gehirnhälften bewirkt, um so eine bessere Verarbeitung traumatischer Erlebnisse erreichen zu können. Und ähnlich wie bei den REM-Phasen des Nachtschlafs werden bei der Methode mit den schnellen Augenbewegungen infolge des optimierten Zusammenarbeitens beider Gehirnhälften die Selbstheilungskräfte aktiviert. Belastendes kann so häufig besser verarbeitet werden. Erinnerungen an traumatische Erlebnisse sowie damit einhergehende körperliche Erregungen klingen durch eine Behandlung mit EMDR in der Regel ab, während sich auf der Gefühlsebene positive Gedanken ihren Weg bahnen.

Eine Behandlung mit der Methode der bilateralen Stimulation wird heute u.a. sowohl zur Traumabewältigung und bei Phobien als auch bei Ängsten und zur Unterstützung von Trauerprozessen eingesetzt. Die beiden zuletzt genannten Anwendungsgebiete zeigen, dass EMDR auch mehr und mehr im Coaching zur Anwendung kommt. Denn sowohl bei Ängsten als auch bei Trauerreaktionen handelt es sich bei einer Vielzahl der Fälle um die normale emotionale Reaktion eines gesunden Menschen auf ein belastende Erlebnis.

Weiterhin wird davon ausgegangen, dass die Anwendung von EMDR wie schon erwähnt Blockaden im Gehirn aufzulösen und fehlgespeicherte Informationen zu integrieren vermag, was genauso den Prozess beim Coaching alltäglicher Herausforderungen unterstützt.

Ist EMDR wirksam?

Die positive Beantwortung dieser Frage ist natürlich von entscheidender Bedeutung.

  • EMDR ist wissenschaftlich anerkannt. Der wissenschaftliche Beirat für Psychotherapie hat die EMDR-Intervention im Jahre 2006 als wissenschaftlich begründete Psychotherapiemethode anerkannt. Als eine effektive Methode zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) ist EMDR zudem international von sämtlichen wichtigen wissenschaftlichen Leitlinien (NICE, 2005; AWMF, 1999 – 2009) anerkannt.

  • Zahlreichen Berichten zufolge fühlen sich zahlreiche Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung eine EMDR-Behandlung erfuhren, danach deutlich entlastet – und dies bereits nach wenigen Sitzungen.

  • Therapeuten, welche EMDR in der Therapie einsetzen, äußern regelmäßig, dass die Methode im Vergleich zu anderen therapeutischen Verfahren oftmals effektiver sei. Gerade bei schwerwiegenden Fällen sei die Erfolgsquote von Eye Movement Desensitization and Reprocessing besonders hoch, und der Zustand der Patienten bessere sich in vielen Fällen schnell.

  • Im Rahmen einer Umfrage unter 445 in EMDR ausgebildeten Therapeuten, welche gemeinsam mehr als 10.000 Patienten behandelt hatten, sollen 76% der Antwortenden die höhere Effektivität der EMDR-Intervention gegenüber anderen bereits angewandten Behandlungsformen bestätigt haben. Lediglich 4% hätten die EMDR-Phasen weniger wirkungsvoll gefunden.

  • Gemäß Untersuchungen erreicht die Anwendung von Eye Movement Desensitization and Reprocessing dieselben Behandlungseffekte wie andere Behandlungsmethoden, und das in weniger als der Hälfte der Behandlungsstunden.

EMDR in der Therapie

Menschen scheinen im Gehirn ein Informations-verarbeitungssystem zu besitzen, das die Aufgabe hat, belastende Erlebnisse so zu verarbeiten, dass die seelische Gesundheit nicht negativ beeinträchtigt wird. Wenn einer Person belastende oder unangenehme Erlebnisse widerfahren, dann beschäftigt sie sich in der Regel intensiv damit, indem sie oft darüber redet oder davon träumt. Dies dauert solange an, bis das Erlebnis nicht mehr beunruhigt und somit ein Zustand der Anpassung eingetreten ist. Gemeinsam mit adäquaten Gefühlen werden diese Erfahrungen im Gehirn abgespeichert, um diese Informationen zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufen zu können. Die bei dem Ereignis entstandenen unangemessenen Empfindungen, die falschen Überzeugungen über uns selbst sowie die dazugehörigen körperlichen Emotionen werden bei dieser Form der Verarbeitung fallengelassen und aussortiert.

Das Verarbeitungssystem kann diesen Dienst jedoch in besonders traumatischen und belastenden Situationen versagen. Alles, was der Betroffene in einem solchen schrecklichen Moment gefühlt, gerochen, gehört oder gesehen hat, wird in seinem Gedächtnis meist ungeordnet abgelegt. Derart unverarbeitet werden diese Wahrnehmungen mithilfe somatischer Marker gespeichert und können zu einem späteren Zeitpunkt durch einen geringfügigen Auslöser (Trigger) erneut aktiviert werden. Auch Jahre nach dem traumatischen Erlebnis kann sich der Betroffene dadurch wie in dem damaligen Moment fühlen. Solch ein Wiedererleben, was sich eindeutig von einem bloßen Erinnern unterscheidet, kann äußerst quälend sein.

Im Rahmen einer EMDR-Intervention wird darauf hingewirkt, diese Speicherung im Körpergedächtnis, die mittels emotionaler Körpermarkierungen (somatische Marker) erfolgte, direkt im Gehirn aufzuheben und die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse, verbunden mit deren gesunden Integration in unser Erinnerungssystem so zu ermöglichen. Gleichzeitig wird hierzu das Informations-verarbeitungssystem aktiviert und stimuliert.

In den meisten Fällen erfolgt die Stimulierung dieses Systems im EMDR-Prozess mit raschen Augenbewegungen. Hintergrund hierfür ist die Beobachtung, dass unserer Schlaf in der Regel mindestens ein- bis zweimal eine Schlafebene beinhaltet, die durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist und so ihren Namen erhielt – der sogenannte REM-Schlaf. Nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist dieser REM-Schlaf für die Verarbeitung emotional und mental aufwühlenden Materials besonders wichtig.

REM ist die Abkürzung für Rapid Eye Movement und ist bezeichnend für jene Schlafphase mit schnellen Augenbewegungen. Die große Ähnlichkeit zwischen der bilateralen Stimulation durch schnelle Augenbewegungen und dem REM-Schlaf ist offenkundig.

Die acht Phasen des EMDR-Protokolls

Ein vollständiger EMDR-Prozess einer EMDR-Behandlung setzt sich aus acht EMDR-Phasen zusammen, welche bei komplex traumatischen Störungsbildern, etwa bei extremer Vernachlässigung, körperliche Misshandlung oder sexuellem Missbrauch entsprechend modifiziert werden können.

Um das gesamte in der Diagnosephase festgestellte Krankheitsbild behandeln zu können, werden bei dem strukturierten Abarbeiten der acht EMDR-Phasen des EMDR-Prozesses verschiedene Techniken eingesetzt.

So werden im Anschluss an einer Anamnese sowie einer Stabilisierungsphase und der Bewertungsphase in den Verarbeitungsphasen zunächst die auslösenden Erinnerungen der Vergangenheit, anschließend noch aktuell bestehende Auslöser (Trigger) und schließlich noch verbleibende negative Zukunftsvorstellungen des Klienten fokussiert und bearbeitet. Die Behandlung mit EMDR – Eye Movement Desensitization and Reprocessing kann bereits nach vier bis fünf Sitzungen in manchen Situationen zu einer signifikanten Verbesserung der emotionalen Situation führen.

Eine Therapiesitzung dauert hierbei in der Regel zwischen 50 und 60 Minuten, wobei je nach Bedarf und Planung einer Behandlungssitzung sich eine weitere Sitzung sofort anschließen kann, um die Behandlung dem Umfang des Themas anzupassen und den EMDR-Prozess in einem Durchgang abschließen zu können.

Wie bereits oben erwähnt, unterscheiden sich die 6 Schritte der EMDR-Selbstcoaching-Methode von den regulären 8 Phasen des EMDR-Prozesses. In diesem Buch führe ich diese 8 Phasen nicht weiter aus, um sicherzustellen, dass diese nicht fälschlicherweise für eine Selbstcoaching-Sitzung verwendet werden.

Wenn Sie mehr über die 8 Phasen erfahren möchten, können Sie darüber online mehr lesen. Folgen Sie dazu bitte dem Link.

Somatische Marker

Somatische Marker sind eine Bezeichnung für ein körpereigenes Signalsystem.

Um die Wirkweise von EMDR besser zu verstehen, ist es sehr hilfreich, einen genaueren Blick auf die renommierte Theorie der somatischen Marker zu werfen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739439822
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Selbsttherapie Ratgeber EMDR Anleitung Selbsthilfe EMDR-Selbstanwendung

Autor

  • Thomas Buhl (Autor:in)

Das Thema EMDR-Selbstcoaching beschäftigt Thomas Buhl seit über 10 Jahren. Er ist Heilpraktiker für Psychotherapie und EMDR- und Traumatherapeut. Stetig verfeinerte er seine leicht anzuwendende Methode zum effektiven Selbstcoaching mit EMDR. Er entwickelte die EMDR-Brille REMSTIM 3000 für die Stimulation fehlerfreier Augenbewegungen während des Selbstcoachings sowie das EMDR-Gerät REMSTIM 4000 für die professionelle EMDR-Sitzung.
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Titel: EMDR-Selbstcoaching in 6 Schritten