Kompakteinstieg: schnell & einfach Professionelle EBooks mit Jutoh erstellen

Für wen ist dieses Buch?

Für jeden, der sein fertiges Manuskript ohne viel Geschwafel in ein erstklassiges EBook umwandeln will. Dieses Buch ist eine Handlungsanleitung, die Sie befähigt, ohne Jutoh-Vorkenntnisse ein professionell aussehendes EBook zu erzeugen. Ich verzichte auf zu fortgeschrittene Themen und halte die Erklärungen der technischen Hintergründe kurz und knapp. Sie werden hier auch keine weitschweifigen Erklärungen darüber finden, wie toll der neue EBook-Markt ist und welche Chancen sich für Selfpublisher ergeben. Ich gehe davon aus, dass Sie sich darüber schon ausführlich im Netz informiert haben.

Die einzige Voraussetzung, die Sie mitbringen sollten, ist, dass Sie ihren Computer einigermaßen gut bedienen können: Software installieren, Dateien aus dem Internet herunterladen, abzuspeichern und wiederzufinden sollte für Sie kein Problem sein. Wenn es das ist, melden Sie sich in der nächstgelegenen Volkshochschule zu einem Computerkurs an oder lassen Sie sich eine Einweisung von einem guten Bekannten oder Ihren Kindern geben.

Ist die Konvertierung wirklich notwendig?

Warum nicht einfach das Skript bei einer Selfpublishing-Plattform hochladen? Dort wird es doch automatisch konvertiert - oder etwa nicht?

Das Problem mit Allround-Konvertern liegt darin, dass diese mit allen Arten von Manuskripten fertig werden müssen, die (technisch) nicht unbedingt schön sind. Die Lösung liegt darin, nur eine Grundmenge von dem zu unterstützen, was in einem EBook möglich ist und für Ausnahmen allgemeingültige Standardwerte anzunehmen, die in den meisten Fällen vernünftige Ergebnisse bringen. Aber eben nur in den meisten. Und gehört Ihr Buch zu den Standardfällen?

Es lohnt sich, Zeit und Mühe zu investieren, um dem Leser das beste Leseerlebnis zu bieten. Er wird diese Mühe bemerken und zu schätzen wissen – genauso wie er die Lieblosigkeit eines schnell zusammengeschusterten Machwerks entdeckt und sich enttäuscht abwendet.

Wenn Sie ein EBook erstellen, welches beim Upload auf die Plattform Ihrer Wahl nicht mehr verändert wird, dann haben Sie sein Erscheinungsbild selbst in der Hand – und dass ist schon der erste Schritt in Richtung Erfolg.

Was erwartet Sie in diesem Buch?

Der Kompakteinstieg ist in zwei Teile gegliedert.

In Teil 1 werden wir gemeinsam Schritt für Schritt ein als Word-Dokument vorliegendes Manuskript aufbereiten, in Jutoh importieren und anschließend das EBook in den gängigsten Formaten erstellen.

Ich halte die Erklärungen so kurz wie möglich, aber so ausführlich wie nötig – schließlich sollen Sie schnell zu eigenen Ergebnissen kommen – und gebe Ihnen dann noch Hinweise für eigene Experimente.

In Teil 2 gehe ich näher auf Feinheiten bei der EBook-Erstellung ein und auf Fallen, die auf dem Weg lauern. Darunter sind Tipps, die wie Sie oft auftretende Fehler vermeiden und aus Ihrem EBook etwas Besonderes machen.

Vermissen Sie eine Frage dort oder hätten Sie gern ein bestimmtes Feature dort beschrieben? Kein Problem. Schicken Sie mir Ihre Frage an kompakteinstieg@gmail.com. In der nächsten Version wird die Antwort eingefügt. Unterstützt Ihr bevorzugter EBook-Shop die automatische Aktualisierung, bekommen Sie automatisch das neue Buch geliefert, andernfalls reicht eine eMail an mich und ich schicke Ihnen die aktualisierte Version.

Warum ausgerechnet Jutoh?

Warum sollten Sie Jutoh verwenden? Gibt es nicht genügend andere – und vor allem kostenlose – Tools, mit denen man EBooks erstellen kann?

Die gibt es. Aber Jutoh ist a) kostengünstig (ca. € 36,00 Stand September 2013) und bietet b) einen großen, aber leicht zu bedienenden Funktionsumfang.

Lassen Sie sich von ein paar Euro nicht abschrecken – Sie wollen mit Ihrem EBook Geld verdienen. Wer mit seinen Büchern professionell auftreten und Geld verdienen will, sollte professionelle Werkzeuge benutzen. Jutoh besitzt Features, die kostenlose Software vermissen lässt, ist leicht zu bedienen und erzeugt erstklassige EBooks.

Vergessen Sie nicht: Sie möchten, dass Leser gutes Geld für Ihr Buch bezahlen. Da ist es eine Frage der Ethik, ihnen auch gute Ware zu liefern. Das betrifft Inhalt und Form. Ich selbst ärgere mich, wenn ich einen kostenlosen Klassiker lese und er vor Fehlern im Text und in der Formatierung strotzt. Oft weiche ich dann auf eine kostenpflichtige, aber ordentlich bearbeitete und formatierte Version aus.

Sollten Sie sich trotzdem scheuen, Geld für eine Software auszugeben, die Sie nicht kennen: Sie können Jutoh auch unregistriert verwenden. Diese Testversion ist nur in der Anzahl der zu erzeugenden EBook-Projekte beschränkt und fügt in die generierten EBooks den Hinweis "Erzeugt mit einer unregistrierten Version von Jutoh" ein. Für die Übungen in diesem Buch reicht sie aber aus.

Neuigkeiten in Jutoh ab Version 2.xx

Anfang 2014 gab es bei Jutoh den Sprung auf die Versionsserie 2.xx. Da - entgegen der ursprünglichen Ankündigung - die erworbenen Lizenzkeys auch für die neue Version gelten, steht einem Update für Besitzer der 1.xx Serie nichts im Weg. Beim Öffnen eines alten Projekts kommt zwar der Warnhinweis, dass einmal mit Jutoh 2.xx abgespeicherte Dateien nicht mehr mit der alten Version bearbeitet werden können, aber das kann getrost ignoriert werden.

Neuerungen sind unter anderem die Möglichkeiten Fixed-Layout-Books zu erstellen. Das sind unter anderem Comics oder Bilderbücher, die eine feste Positionierung der Bild- und Textelemente benötigen. Diese Funktionalität werde ich hier im Buch aber nicht weiter betrachten.

Außerdem kommt Jutoh jetzt besser mit Tabellen zurecht - die Umwege, die in Version 1.xx noch notwendig waren, sind jetzt nicht mehr notwendig und das Ergebnis sieht wesentlich besser aus.

Eine dritte Neuerung betrifft den modifizierten Aufruf von KindleGen - Resultat sind kleinere mobi-Dateien, die weniger "Transportkosten" bei Veröffentlichung über KDP erzeugen und damit das Honorar erhöhen.

Alle Änderungen sind in den entsprechenden Kapiteln beschrieben.

Teil 1 – Schritt für Schritt vom Manuskript zum EBook

Welche Software wird benötigt?

Zur Bearbeitung des Manuskripts verwende ich LibreOffice. Dieses Office-Paket ist für alle gängigen Betriebssysteme verfügbar und kostenfrei. Jutoh selbst läuft auf Windows, Mac und Linux. Ich verwende für alle Beispiele die Windowsversionen; die Bedienung sollte unter den anderen Betriebssystemen gleich sein. Ist das nicht der Fall, bitte ich um Hinweise per Mail.

Die Installation der Programme beschreibe ich im Anhang, sie sollte für normale Anwender aber kein Problem darstellen.

Vorbereitung des Manuskripts

Voraussetzung für ein sauber formatiertes EBook ist ein sauber formatiertes Manuskript. Wenn Sie ein Mensch sind, der generell mit Formatvorlagen arbeitet und der niemals in seinem Leben eine direkte Formatierung vornehmen würde, können Sie dieses Kapitel überspringen – Jutoh wird keine Probleme haben, Ihr Manuskript zu importieren.

Alle anderen bekommen jetzt etwas zu tun – aber vielleicht auch nicht. Mein Tipp lautet, erst einmal den Import zu versuchen. Falls alles funktioniert, haben Sie sich eine Menge Arbeit gespart. Falls nicht, folgt hier die Anleitung, wie Sie Ihr Manuskript in Form bringen.

Die Überarbeitung führen wir mit LibreOffice durch – falls Sie es noch nicht installiert haben, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, es zu tun. Besonders wichtig ist die Installation der Erweiterung AltSearch – die ebenfalls im Anhang beschrieben ist.

Beim Schreiben eines Textes machen sich die Wenigsten Gedanken über seine korrekte Formatierung. Braucht man eine Überschrift, wird die entsprechende Textstelle markiert und die Schriftgröße eingestellt. Genauso wird eine andere Schriftart zugewiesen, damit das Ganze nach einer Überschrift aussieht. Und eine Leerzeile zwischen Überschrift und Text bekommt wohl jeder mit zwei Mal ENTER hin.

Das ist einfach. Das ist aber auch grundlegend falsch. Das Problem ist, dass die so formatierte Stelle zwar nach einer Überschrift aussieht, aber keine ist. Genauso fügt zwei Mal ENTER keine Leerzeile, sondern einen leeren Absatz ein. Für einen eReader ist das ein himmelweiter Unterschied.

Aber das lässt sich alles reparieren. Starten Sie LibreOffice und öffnen Sie ihr Manuskript – von dem Sie hoffentlich vorher eine Sicherheitskopie gemacht haben, oder?

Widmen wir uns nun den am häufigsten auftretenden Problemen.

Zeilenumbrüche und leere Absätze korrigieren

Hinweis: Wenn Sie den Unterschied zwischen einem Zeilenende und einem Absatzende kennen und beim Schreiben öfter SHIFT+ENTER verwenden und zwei Mal ENTER bei Ihnen sowieso nicht in die Tüte kommt, haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit das Problem der leeren Absätze nicht und können diesen Abschnitt überspringen.

Falls Sie sich nicht sicher sind: suchen Sie in der Werkzeugleiste am oberen Rand der Anwendung nach diesem Icon:

und aktivieren Sie es (das erkennen Sie 1. an der schwarzen Umrandung und 2. daran, dass unglaublich viele Sonderzeichen in Ihrem Text auftauchen.) Das sollte dann wie im Beispiel unten aussehen:

Besonders sollten Sie auf das Absatzendzeichen ¶ achten, welches einsam und verlassen auf seiner Zeile steht. Bei strikter Auslegung des EBook-Standards ist das ein Formatierungsfehler. Die meisten Lesegeräte dürften damit zwar zurecht kommen, aber einige EBook-Shops – zum Beispiel Apple und Kobo – prüfen hochgeladene epub-Dateien mit einem Programm namens EpubChecker. Und wenn das einen Fehler meldet, wird die Veröffentlichung abgelehnt.

Da wir das Risiko nicht eingehen wollen, entfernen wir solche doppelten Absatzmarken. Den Abstand zwischen den Paragraphen bekommen wir auch anders hin.

Das zweite wichtige Sonderzeichen, auf das Sie achten sollten, ist der weiche Zeilenumbruch. Das ist dieses Zeichen:

Sie erhalten es, wenn Sie in Ihrer Textverarbeitung SHIFT+ENTER gleichzeitig drücken. Der weiche Zeilenumbruch sollte immer dort eingefügt werden, wo eine neue Zeile beginnen, aber der Absatz noch nicht enden soll, zum Beispiel bei Sprecherwechseln im Dialog oder bei einer neuen Zeile in der Strophe eines Gedichts.

Sollten Sie sich beim Schreiben wie die meisten Menschen nicht an diese Regel gehalten haben, dann korrigieren wir das jetzt. Öffnen Sie das Dialogfeld Alt. Suchen & Ersetzen über das Bearbeiten-Menü. (Falls es nicht da ist, haben Sie noch nicht die Erweiterung AltSearch installiert.)

Darauf erscheint das Dialogfenster Suchen & Ersetzen-Alternative für Writer, in dem Sie noch die Checkbox Regulärer Ausdruck aktivieren müssen. Das Ergebnis sieht dann so aus:

Reguläre Ausdrücke sind spezielle Angaben, mit denen Zeichen gesucht werden können, die sich in normale Eingabefelder nicht eingeben lassen. Falls Sie mir nicht glauben: Probieren Sie einfach mal nach einem Tabulatorzeichen zu suchen. Viel Spaß.

Können wir jetzt weitermachen? Dann ist ja gut.

Wir haben nun folgendes vor:

1. Alle Absatzenden ¶ werden durch Zeilenumbrüche ersetzt.

2. Zwei aufeinander folgende Zeilenumbrüche werden durch ein Absatzende ersetzt.

3. Zwei aufeinander folgende Absatzenden werden durch ein Absatzende ersetzt – oder anders ausgedrückt: leere Absätze werden entfernt.

Das klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht. Gehen Sie einfach folgende Schritte durch:

1. Ins Feld Suche nach: geben Sie ein $ ein, ins Feld Ersetze: kommt \n Klicken Sie auf ERSETZE ALLE. Fertig.

2. Ins Feld Suche nach: geben Sie ein \n\n ein, ins Feld Ersetze: kommt \p Klicken Sie auf ERSETZE ALLE. Fertig.

3. Ins Feld Suche nach: geben Sie ein \p\p ein, ins Feld Ersetze: kommt \p Klicken Sie auf ERSETZE ALLE. Das tun Sie so oft, bis die Ergebnismeldung sagt:

Falls Ihnen die Absätze nun zu eng aufeinander hängen - das korrigieren wir im Abschnitt Absatzabstand und Zeileneinzug einstellen

Tabulatoren entfernen

Tabulatoren sollten in EBooks ersatzlos gestrichen werden. Warum? Stellen Sie sich ein EBook als eine zusammengepackte Website vor: Texte und Bilder zusammen mit ein paar Metainformationen in einer Datei zusammengepackt, die nach einer vorgegebenen Struktur aufgebaut ist. Jeder eReader, jedes Smartphone und jeder Browser kann diese Struktur verstehen und anzeigen. Stellen Sie sich nun die verschiedenen Geräte vor – sie kommen in allen Größen und Displayauflösungen.

Tabulatoren dagegen sind ein Relikt aus vergangenen Zeiten, als das Papier bzw. der Bildschirm im Textmodus eine feste Breite hatte. Da machte es Sinn, per Tabulator zur nächsten durch 5 teilbaren Position vorzuspringen. Im Web – und damit auch im EBook – gibt es dafür keine Entsprechung. Also weg damit!

Wir benutzen hier das gleiche Vorgehen wie beim Entfernen der leeren Absätze, also öffnen Sie das Dialogfeld Alt. Suchen & Ersetzen über das Bearbeiten-Menü. (Falls es nicht da ist, haben Sie vergessen, die Erweiterung AltSearch zu installieren.)

Darauf erscheint das Dialogfenster Suchen & Ersetzen-Alternative für Writer, in dem Sie noch die Checkbox Regulärer Ausdruck aktivieren müssen.