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Vom muskulär-faszialen Schmerz befreit! Erfahrungsbericht Einstiegshilfe in alternative Behandlungswege

von Gaby Barton (Autor:in)
196 Seiten

Zusammenfassung

Schmerzen in Muskeln & Gelenken loswerden - für immer schmerzfrei und beweglich sein! Wie das ohne Tabletten oder Operationen möglich sein kann, sogar mit einer Selbstbehandlung, das zeigt die Autorin anhand ihrer Patientengeschichte. Gaby Barton litt länger unter sehr schmerzhaften Bewegungseinschränkungen, als sie die Beschreibung des muskulär-faszialen Schmerzsyndroms entdeckte. In kurzer Zeit wurde ihr akut geholfen. Für die dauerhafte Schmerzfreiheit war ihre Mitwirkung gefragt. Gaby Barton las sich in diese neue Sichtweise rund um die Faszien (Bindegewebe) und nachhaltige Schmerzbehandlung ein. In Teil II stellt sie all diese Informationen zur Verfügung. Damit erhält der Leser Einblick in zur Schulmedizin alternativen aber sehr erfolgreichen Behandlungskonzepte. Zudem bekommt der Betroffene viele Anregungen für die (Selbst-)Behandlung und Prävention. Interessierte kürzen ihren Zeitaufwand für einen Einstieg in die Thematik ab. Der Anhang listet viele weiterführende Webseiten und Bücher. Mit diesem Buch machen Sie den ersten Schritt zur Schmerzfreiheit sowie in die faszinierende Welt der Muskeln und Faszien. Und verstehen, wie Sie sicher – trotz Älterwerden - schmerzfrei und beweglich bleiben können.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

Gaby Barton

 

Vom muskulär-faszialen

Schmerz befreit!

 

 

 

Erfahrungsbericht

Einstiegshilfe

in alternative Behandlungswege

 

 

 

Was Sie erwartet

In Teil I
finden Sie die persönliche Geschichte der Autorin rund um chronische Muskelschmerzen. Und wie diese aufgrund einer neuartigen Sichtweise und durch Selbstbehandlung wieder verschwunden sind.

Gaby Barton hatte ein Jahr Leidensgeschichte mit sehr schmerzhaften Bewegungsblockaden hinter sich, als sie die Beschreibung des muskulär-faszialen (myofaszialen) Schmerzsyndroms entdeckte. Es handelt sich dabei um muskulär bedingte Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die mit extremen Verhärtungen der Muskelfasern und Verklebungen der Muskelfaszien einhergehen. (Definition laut Physiotherapiepraxis Physiofit)

Mit fachgerechten Triggerpunktbehandlungen konnten Verhärtungen, Blockaden und Schmerzen aufgelöst werden. Diese in der Schulmedizin bisher wenig bekannte Behandlung und vor allem die Anregungen zur Selbstbehandlung halfen Barton dauerhaft.

Allerdings war sie gezwungen, weitreichende Veränderungen im Alltagsleben vorzunehmen. Es war ein langer Weg von einem Jahr, der ihr mental einiges abverlangte.

In der Rolle des Coaches kommentiert sie ihre im Buch veröffentlichten Auszüge aus ihrem Schmerztagebuch.

Denn Barton ist seit fast 20 Jahren im persönlichen Coaching tätig. Sie hat unter anderem Psychologie studiert und sich zeitlebens für Gesundheitsthemen interessiert. Vor diesem Hintergrund las sie sich in diese neuen Sichtweisen rund um die Faszien und nachhaltige Schmerzbehandlung ein.

In Teil II
des Buches stellt sie all die Informationen aus ihrer Lektüre als Patientin zur Verfügung. Damit bekommt der Leser Einblicke in einzelne zur Schulmedizin alternativen Behandlungsansätze. Bei allen spielen die Einbeziehung des Fasziengewebes, eine Selbstbehandlung oder aktive Mitwirkung von Patienten eine entscheidende Rolle für die andauernde Schmerzfreiheit. Weitere Beispiele von anderen Leidenden, die Barton kennengelernt hatte, zeigen ein Spektrum von vielfältigen muskulären Schmerzsymptomen.

Personen, die beratend oder therapeutisch tätig sind, liefern die Informationen einen kompakten Einstieg in einige neue Betrachtungsweisen auf sehr verbreitete Beschwerden.

In Teil III
schließlich gibt die Autorin Anregung zu zahlreichen Fragestellungen, die sich auf dem Weg einer alternativen Behandlung und Selbstbehandlung stellen können.

Der Anhang
listet ausführlich lesenswerte Webseiten sowie Empfehlungen für Bücher. Der Zeitaufwand für die Suche nach seriösen Informationen kann dabei ganz erheblich abgekürzt werden.

Alle Sachverhalte sind mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Die Verwendung dieser geschieht auf eigene Verantwortung von Ihnen, lieber Leser und Leserin.

Das Buch ist im Laufe von 2016 bis April 17 entstanden.

 

 

 

 

Zum Einstieg: Was sind Faszien? Laut Wikipedia:

»Faszie (auch Fascie, Entlehnung aus dem Lateinischen fascia für „Band“, „Bündel“) bezeichnet die Weichteil-Komponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper als ein umhüllendes und verbindendes Spannungsnetzwerk durchdringen. Hierzu gehören alle kollagenen faserigen Bindegewebe, insbesondere Gelenk- und Organkapseln, Sehnenplatten (Aponeurosen), Muskelsepten, Bänder, Sehnen, Retinacula (sogenannte „Fesseln“ beispielsweise an den Füßen) sowie die „eigentlichen Faszien“ in der Gestalt von flächigen festen Bindegewebsschichten wie die Plantarfaszie an der Fußsohle.[1]«
Auszug aus Wikipedia abgerufen und kopiert am 11.12.16, 19:19 Uhr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

Überall im Text benutzt die Autorin die Bezeichnung Faszien für Bindegewebe.

Teil I – persönlich

 

Meine Erfahrung – Überblick

Im Frühjahr 2015 begann mein rechter Oberarm zu schmerzen. Bald entwickelte sich ein Dauerschmerz, der auch in die rechte Schulter zog, sowie in den oberen hinteren Rücken. Ab Spätsommer kamen dann Bewegungseinschränkungen dazu. Jacken an- und auszuziehen wurde sehr schmerzhaft, ich konnte kaum den Arm zum Kämmen heben. Spontane Greifbewegungen, wie den Wecker ausstellen, erzeugten einen Schmerzstoß, der mich aufschreien ließ. Erst im Lauf von 2016 ging es mir wieder besser.

Zuerst hatte ich einige Triggerpunktbehandlungen bei einem spezialisierten Physiotherapeuten. Dieser führte Kurse durch, in denen ich lernte, mich selbst zu behandeln.

Für den langfristigen Erfolg war notwendig, dass ich es schaffte, Stress auslösende Situationen aus meinem Leben zurückzudrängen. Oder anders damit umzugehen. Um so die daraus resultierende zu hohe Spannung in Muskel und Bindegewebe abbauen und verhindern zu können.

Das bedeutete mein Arbeitsleben neu zu gestalten, Prioritäten zu ändern und einen schwelenden Konflikt positiv aufzulösen.

In diesem Zusammenhang habe ich mich in vielerlei Hinsicht Rück besonnen. Mich befragt, was ist mir wirklich wichtig fürs weitere Leben – im voraussichtlich letzten Drittel.

Außerdem begann ich Entspannungs- und Selbsthypnosetechniken sowie Übungen aus dem Faszien-Training und -Yoga in den Alltag zu integrieren. Als eine Antwort auf die belastende Schreibtischtätigkeit und herausfordernde Ziele. Um mein Wunderwerk Körper zu unterstützen, zukünftig gesund, beweglich und schmerzfrei zu bleiben.

 

Mein muskulärer Schmerz

Ich bin eine zierliche Person. Schon als junge Frau mit Anfang 20 war ich anfällig für orthopädische Probleme und muskuläre Schmerzen. Damals hatte mir der Arzt sehr ans Herz gelegt, regelmäßig Fitness wie auch Kraftübungen zu machen, um meine Muskulatur zu stärken. Besonders die der Schultern und des oberen Rückens.
Diese ärztliche Empfehlung wurde vor 20 Jahren sowie zuletzt vor 10 Jahren wiederholt, als jeweils heftigste Schulter-Arm- und Handprobleme und immer rechts auftraten.

So gehörte zu meiner Identität als einer gesunden Frau, dass ich im Alltagsleben häufig laufe sowie in einem Fitnessstudio an Geräten trainiere. Ab und zu probierte ich dort auch mal etwas Neues wie anfang 2015 das Armradeln. Worauf ich dann im März plötzlich Oberarmschmerzen rechts bemerkte, die sich bald ausweiteten zu Schmerzen in der gesamten Schulterkugel. Ich war sicher, dass mir das Radeln mit den Armen nicht gutgetan hätte.

Damit hörte ich auf, machte allerdings weiter die anderen vertrauten Übungen an Fitnessgeräten. Denn darauf meinte ich nicht verzichten zu können. Nicht jetzt, wo ich mich oft so extrem angespannt fühlte und mit vielerlei negativen Gefühlen zu kämpfen hatte.

Die Vorgeschichte

Als ich 2010 in Folge der Finanzkrise aus jahrelanger Abwesenheit von Dubai zurück nach Deutschland zurückkam, fiel mehr das Wiedereinfinden sehr schwer.

Und die Veränderungen gingen weiter: In 2012 entschied ich, wie schon vor zehn Jahren, hauptsächlich als Coach tätig zu sein, außerdem endlich meiner Leidenschaft dem Bücherschreiben professionell nachzugehen.

Denn in 2014 wurde ich 60 Jahre, was gefühlt eine neue Lebensphase einläutete. Und die wollte ich in den kommenden Jahren mit Schreiben füllen. Nach dem Motto: Wer schreibt, bleibt.

Aber weiterhin lief vieles in meinem Leben nicht glatt. Das belastete sehr. Existenzängste traten auf. Zudem musste ich mich im Sommer 2014 einer Krebsdiagnostik stellen. Trotz Entwarnung verschwand die Angst, dass mir das Leben nur so weg rinne, nicht mehr.

Alleinstehend in Berlin, vertraute Freunde und Familie weit entfernt, bedrückte mich die belastende Situation oft und machte mich unglücklich. Hinzu kommt, dass ich charakterlich dazu neige, alles selbst mit mir auszumachen.

Diese schwierige Lebensphase führte zum ersten Mal in meinem Leben zu Bluthochdruck, Herzbeschwerden sowie Einschlafproblemen. Ich, die eigentlich immer gesund war und eher unter niedrigem Blutdruck litt, hatte nun oft Herzrasen, Brustschmerz und kam auch im Bett nicht zur Ruhe.

Mein Körper mit »seinen Problemen« empfand ich als zusätzlichen Feind zu all den anderen Herausforderungen. Ich gehe doch immer mit ihm zum Fitness! Was stellt er sich bloß so quer?

Wegen des – leichten – Bluthochdrucks und meinen Herzproblemen bekam ich vom Internisten im März 2015 Entwarnung. Aber die Sorge blieb, dass die Gesundheit unter der Stressbelastung, die ich ja merkte, ernsthaft gefährdet war. Mehr noch hatte ich Angst, dass doch ein Krebs in mir wachsen würde.

In diesem Zusammenhang fand ich natürlich die aufgetretenen Schulterarmschmerzen extrem lästig und unpassend. Griffen sie doch in das Fitness-System ein, das mir bisher und seit vielen Jahren geholfen hatte, die Auswirkungen von Stress oder Überbelastung durch PC-Arbeit zu reduzieren. Ich brauchte doch den Ausgleich im Fitnessstudio!

Zudem wollte ich auch im Alter ein gesunder, fitter Mensch sein, der noch ganz viel machen kann. Ja, ich sah mich nicht als 60-Jährige und war öfter darüber erschrocken, dass schon so viel Lebenszeit verstrichen war. Zu allem Überfluss nun gesundheitliche Beschwerden!

Früher hatte ich als Coach andere im Umgang mit Stress beraten. Nun war ich in den letzten Jahren schleichend in eine Situation gekommen, in der mir jedes Wissen über Stressreduktion abhandengekommen war.

Ich war mir selber ein schlechter Ratgeber geworden. Das wurmte mich sehr. Die Erkenntnis kratzte an meinem Ego und setzte mich zusätzlich unter Druck. Ich fühlte mich in die Zange genommen von allen Seiten.

Wie war ich da rein gekommen? Und noch viel drängender, wie komme ich da wieder raus?

 

Richtige Schritte – schlimmer geht immer

Ich ließ mir von meinem Internisten Tabletten verschreiben, damit ich wenigstens wieder schnell einschlafen konnte. Mich der zu wenige Schlaf nicht noch zusätzlich krank machte. Da ich aber nie gerne Medikamente genommen habe, war das für mich nur eine vorübergehende Maßnahme.

So leistete ich mir jetzt die Geldausgabe für zwei Sitzungen bei einem klinischen Psychologen und Hypnosetherapeuten. Aufgrund meiner psychotherapeutischen Erfahrungen hatte ich schon mehrfach daran gedacht, mir solch Unterstützung zu suchen. Auch die Selbsthypnose hatte ich in der Vergangenheit schon als hilfreich erlebt..

Nun sichtete ich mit der Hilfe des Spezialisten meine Probleme und versuchte wieder einen wirksamen Einstieg in die Selbsthypnose zu finden.

Die mehr oder weniger starken Schmerzen rechts erwähnte ich in der Sitzung nicht. Gehörten für mich noch nicht in das Beschwerdebild mit hinein.

Soweit es ging, ignorierte ich Arm- und Schulterschmerzen im Alltag. Bemühte mich allerdings den Arm zu schonen, indem ich gewisse Kraftübungen wegließ. Beim Rückenschwimmen lediglich mit dem linken Arm überkopf ging. Mit der Maus nur noch mit links arbeitete.

Im Juli 15 dann ein weiterer Schock: Herpes im Auge. Ja, trotz erster Maßnahmen war ich immer noch weit entfernt davon, meinen allgemeinen Erschöpfungszustand einerseits und die Daueranspannung andererseits nachhaltig aufgelöst zu haben.

Die Sorge um die Gesundheit nahm nicht mehr ab. So reduzierte ich meinen Arbeitsumfang und blies ein Medienprojekt ab.

Nachdem der Herpes zurückgedrängt worden war, fand ich es auch an der Zeit, mir Hilfe für die Armschmerzen zu suchen.

Denn nun plagten mich zusätzlich extreme Bewegungseinschränkungen, vor denen ich nicht mehr die Augen verschließen konnte. Mein Einschlafen wurde ebenfalls beeinträchtigt durch den Dauerschmerz. Da kam das neue abendliche Ritual mit der Selbsthypnose auch nicht gegen an.

Orthopäde schafft Klarheit

Was tun? Ich hatte in früheren Jahren öfter schlechte Erfahrungen gemacht mit Orthopäden. So nahm ich diesmal ein Ärzteempfehlungsportal zu Hilfe, um einen auszusuchen, der von den Patienten möglichst nur als sehr gut bewertet worden war. Es gab einige wenige, aber doch es gab sie.

Allerdings im Nachhinein besehen war ich mit meiner Wahl auch nicht zufrieden. Wie gehabt war der Arzt nur fokussiert auf die Symptomatik und versuchte das dahinter liegende organische Problem zu finden. Es gab keinerlei Fragen zu meiner Lebens- und Arbeitssituation.

Dennoch hatten die Arztbesuche beim Orthopäden, die ich bis Mitte Dezember 2015 hatte, zwei positive Wirkungen: Erstens bekam ich wie einige Monate zuvor schon vom Internisten nun vom Orthopäden bestätigt, dass organisch nichts Gravierendes/Auffälliges vorläge. Was mein inneres Gefühl bestätigte.

Aber ich muss gestehen, zu dem Zeitpunkt wäre es für mich willkommen gewesen, wenn es eine eindeutige organische Diagnose gegeben hätte. Mit daraus folgender klaren Lösung. So wie damals, als ich mich links einer Schulterarthroskopie unterziehen musste. Ein Tag ins Krankenhaus und dann waren Schulter und mein linker Arm wieder beschwerdefrei.

Nein, so war es diesmal nicht. Es sollte sich als viel aufwendiger herausstellen.

Für den Orthopäden muss ich recht enttäuscht ausgesehen haben, denn er meinte, man könnte ja noch mehr Diagnostik machen wie zum Beispiel mit einem MRT. Dafür vermittelte er mir einen kurzfristig verfügbaren Facharzt. Da mein Bauchgefühl, dass nichts Organisches vorläge, aber schon bestätigt worden war, sagte ich die vereinbarte Untersuchung wieder ab. Ich war nicht davon überzeugt, dass ein MRT neue Erkenntnisse bringen würde. Ich vertraute mir in diesem Moment. Dagegen nahm ich gerne ein Rezept für Manualtherapie entgegen. Was der zweite positive Effekt des Arztbesuches darstellte.

Denn ich hatte zwischen den Terminen beim Orthopäden eine Perspektive gefunden. Die fehlende organische Ursache hatte mich gezwungen, mich intensiver mit der Symptomatik zu beschäftigen. Ich hatte begonnen im Web zu recherchieren. Ich, die eigentlich täglich im Internet war, hatte es bisher unterlassen zu meinen Beschwerden Informationen zu suchen. Es hatte nie die Priorität gehabt wie andere Themen.

Doch schon bei meiner ersten Recherche war ich sehr schnell auf die Seite »Muskel-und-Gelenkschmerzen« gekommen. Da las ich zum ersten Mal über Muskelschmerzen, verursacht durch Triggerpunkte. Mein Beschwerdebild fand ich dort wieder. Und nur zu gern erfuhr ich, dass man als Patient sich selber helfen könnte durch eine erlernbare Selbstbehandlung. Ja, das wollte ich nun, nachdem klar war, dass organisch nichts vorlag.

Der neue Weg – Dezember 15

Soweit es geht auf Ärzte verzichten und sich selber behandeln zu können, das war mir immer sehr wichtig. In meinem ersten Berufsleben als Arzthelferin konnte ich hinter die Kulissen der Ärztekunst und Praxisbetriebe schauen. Und hatte festgestellt, dass Mediziner wie die Schulmedizin überhaupt Grenzen in den Behandlungsmöglichkeiten hatten. Wenn ich selber Patientin war, dann hatte mir auch nie gepasst, wie wenig Zeit der Arzt für mich hatte. Und wie pauschal er mich behandelte.

Dass das gang und gäbe ist, das konnte ich erst kürzlich wieder anhand der Krankengeschichte einer Bekannten hören. Anfang 70 ist sie und voller Vitalität gestaltet sie ihren Alltag in vielerlei Hinsicht sehr aktiv – auch sportlich. Eines Tages traten hartnäckige immer wiederkehrende Rückenschmerzen auf. Die Orthopädin fand schnell Erklärung dafür in einer vorhandenen Skoliose. Doch trotz aller Behandlungen blieben die Beschwerden. Die Ärztin stellte ihr daraufhin eine Überweisung in eine Rehabilitationsklinik für Orthopädie aus.

Zum Glück kam meine Bekannte noch vor der Abreise in die Klinik durch einen Zufall selber darauf, was ihr die permanenten Rückenschmerzen verursachte. Ihre regelmäßigen Pilatesübungen. Pilates ist zwar ein Ganzkörpertraining, stellt aber die Kräftigung der Muskulatur von Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur ins Zentrum. Die Übungen hatten ihr eigentlich immer gutgetan, sich wohl nun in letzter Zeit aber in das Gegenteil verwandelt. Ihren Rücken überstrapaziert.

Von dem Moment an, als sie dieses Fitnessprogramm nicht mehr verfolgte, verschwanden die Rückenbeschwerden vollständig. Hätte sich die Orthopädin nur die Zeit genommen, um zu erfragen, was ihre Patientin denn alles so in ihrem Alltag mit dem Rücken machte. Dann wäre relativ schnell die richtige Therapie festgestellt worden. Aber die sehr viel jüngere Ärztin hatte sich wohl nicht vorstellen können, dass auch eine 70-jährige sportlich so aktiv wäre. Möglicherweise hatte sie – wie immer noch viele Mediziner – automatisch die Verbindung von Alter und Verschleiß, der Schmerzen verursachte, hergestellt.

Alles dafür zu tun, möglichst keinen Arzt brauchen zu müssen, das war früh meine Devise. Krankheiten erst mal mit Hausmitteln oder anderen Maßnahmen, die man selber tun konnte, zu behandeln. Mich gut zu ernähren. Regelmäßig zu laufen und Fitnessübungen zu machen. Damit war ich insgesamt ganz gut gefahren.

Und so begeisterte mich jetzt das Versprechen, dass man sich auch bei chronischen Muskelschmerzen selber helfen könnte.

Mein behandelnder Orthopäde hatte mir also eine Verordnung für manuelle Therapie gegeben.

Ohne davon dem Arzt etwas zu sagen, beschloss ich, dieses Rezept für meinen Einstieg in die Triggerpunktbehandlung zu nutzen. Zuerst nahm ich einen, von ihm empfohlenen Physiotherapeuten in Anspruch, der auf Nachfrage meinte, sich auch mit Triggerpunkten auszukennen. An seiner Behandlung erlebte ich aber nichts davon, was ich im Internet zum Thema gesehen und gelesen hatte. Er arbeitete sich an meinen Problemzonen mit üblicher manueller Therapie ab. Das half zwar die vorhandenen Blockaden und Verspannungen für den Moment zu lösen, die Beschwerden kamen jedoch schnell zurück.

Parallel hatte ich schon angefangen, Druckmassagen zu machen, die auf der Webseite Muskel-und-Gelenkschmerzen detailliert vorgestellt worden waren. Mir gefiel auf dieser Seite, dass ich genaue Informationen und Bilder zu den einzelnen Muskelbereichen und den damit verbundenen Schmerzzonen finden konnte.

Kurz & knapp Triggerpunktbehandlung

In dieser sucht man nach auffallenden, teils verhärteten schmerzhaften Stellen im Muskel- Fasziengewebe: die Triggerpunkte. Diese sind für Bewegungseinschränkung und Schmerzen verantwortlich. Durch gezielte Massage oder Druck erzeugt man einen Reiz, der die ertasteten Punkte positiv beeinflussen soll.

 

Anhand der gezeigten Fotos und Videos behandelte ich die rechten Schultermuskeln. Genauso wie es auf der Webseite dargestellt wurde, drückte ich einen kleinen Gummiball mit meinem Körpergewicht gegen die Wand. Und fuhr mit ihm auf und ab.
In meiner Sammlung von Bällen für Seminare hatte ich den empfohlenen kleinen harten gefunden. Ich legte den Ball in einen langen Socken. So konnte ich ihn wunderbar an den verschiedensten Stellen auf dem Rücken platzieren, ohne dass er sofort runterfiel.

Zusätzlich machte ich gezielte Gymnastikübungen, die auf den Infoblättern (Anmerkung: vom Orthopäden ausgehändigt) bei Schulterbeschwerden empfohlen sind. Dehn- und leichte Kraftübungen. Nachdem ich die letzten zwei Monate meinen Arm ziemlich geschont hatte, traute ich mir das wieder. Denn ich hatte ja jetzt eine Erklärung für meine Beschwerden: nichts Schlimmes, nur Triggerpunkte. Ich versuchte lediglich Übungen zu machen, die außerhalb des Schmerzbereiches möglich waren.

Beide, die Ball-Massage wie die Dehnübungen, hatten positive Wirkung auf die Schmerzintensität und die Bewegungseinschränkungen. Allerdings mehr auch nicht. Trotzdem machte es mich schon sehr sehr glücklich zu spüren, dass ich selber etwas in der Hand hatte.

Da der junge Sporttherapeut, der die so nützliche Webseite aufgebaut hatte, keine Selbsthilfeseminare in meinem Wohnort Berlin anbot, suchte ich nach jemandem im Internet. Nur kurz hatte ich überlegt, ob ich mir ein Buch kaufen sollte, was auch eine DVD mit Videos für die Selbstbehandlung anbot. Aber ich zog es vor, wenn ich einen Therapeuten im Umkreis Berlins finden würde, dorthin zu gehen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich den persönlichen Kontakt bräuchte. Denn gelesen und selbst probiert hatte ich ja anhand der Informationen auf der Webseite nun schon einiges.

Ich wollte jetzt auch keine Zeit mehr verlieren mit weiterem Herumprobieren. Mithilfe individueller Anleitung könnte ich gezielter – und damit schnell – so hoffte ich, den Schmerz und die Einschränkung nun wegbekommen.

Den Einzigen in Berlin, den ich sofort in der Internetsuche »Triggerpunkte Selbstbehandlung« fand, war die Physiotherapiepraxis Physiofit von Alfred Gendelmann. Zum neuen Jahr 2016 wechselte ich dorthin und nahm meine durch die Verordnung verbliebenen drei Therapiesitzungen mit. Als Privatpatient konnte ich das problemlos tun. Nur musste ich zu der neuen Adresse jeweils quer durch Berlin fahren. Wie ich später erfuhr, gab es Patienten, die aber noch sehr viel weitere Strecken in Kauf nahmen.

 

Erfahrungen mit Triggerpunktbehandlung

In der Physiotherapiepraxis erhielt ich nun wirklich die verlangten Behandlungen von Triggerpunkten. Die Therapeutin ließ sich ausführlich das Beschwerdebild zeigen. Und suchte dann nach besonders schmerzhaften Bereichen im Muskelgewebe, die für die weiträumig ausstrahlenden Schmerzen verantwortlich sein sollten.

Die Therapeutin wand sich zuerst Stellen auf meinem oberen Rücken zu. Bei der nächsten Sitzung ging es um Punkte in der Achselhöhle. Sie überprüfte ihre Druckpunktbehandlung dort anhand meines Feedbacks. Es ging darum, genau den Schmerz wieder zu fühlen, den ich sonst fühlte. Die Druckbehandlungen am Arm und Rücken durch die Physiotherapeutin waren aushaltbar schmerzhaft. Die Schmerzen dauerten noch weiterhin am Tag an. Gingen dann allerdings zurück.

Und was auch schon sofort zurückging, waren die Bewegungseinschränkungen. Jedes Mal nach der Behandlung ließ mich die Therapeutin Bewegungen testen. Wie weit ich wieder mit dem Arm hinter den Rücken fassen konnte beispielsweise. Ich mochte die Veränderung kaum glauben.

Aber die drei ersten Male Therapie waren nach der Vorgeschichte eines ganzen Jahres natürlich zu wenig. Statt mir eine neue Physiotherapie-Verordnung zu holen, entschloss ich mich zum Selbstbehandlungsseminar. Das hatte ich ja schon von Anfang an gewollt. Auch aus dem psychologischen Grund, dass ich mich dadurch selber verpflichtete, das Symptom ernst zu nehmen, mich weiterhin damit zu beschäftigen. Und noch mehr dafür zu tun, dass mein Körper schmerzfrei und weniger angespannt mit mir durchs Leben gehen würde.

Das war der schöne Plan in der Theorie. Die Praxis sah dann so aus, wie es für mich damals typisch war: Ich ließ wieder die Arbeit den Zeitplan dominieren (Leipziger Buchmesse), sodass ich mich nicht gleich zum Selbstbehandlungsseminar anmeldete, wie ich das eigentlich vorhatte. Ich meldete mich erst zu dem ab April an.

Denn natürlich hatten sich meine Beschwerden noch nicht in Luft aufgelöst, wie ich mir das insgeheim immer noch wünschte. Im Gegenteil trat ein neuer Schmerz im rechten Fußballen auf. Wieder die rechte Seite! Ich ließ von da ab die Sporteinlagen weg, die ich die letzten Jahre in meinen Sportschuhen als Unterstützung für den Senkspreizfuß immer getragen hatte.

Die Schmerzen verschwanden dadurch aber nicht.
Würde es dafür auch eine Triggerpunktbehandlung geben? Ja, es gab auch dafür eine.

 

Selbstbehandlung Triggerpunkte

Das Selbstbehandlungsseminar im April wurde von Herrn G., dem Inhaber der Physiotherapiepraxis, durchgeführt. Dort lernte ich nun noch viel besser, die bei mir für den Schmerz ausschlaggebenden Punkte in verschiedenen Muskelbereichen zu verstehen. In seinen Behandlungsräumen hingen große Übersichtskarten, worin die möglichen Triggerpunkte in Muskeln und Faszien sowie ihre Einflusssphären dargestellt waren.

An fünf Samstagen von jeweils 1 Stunde kam ich mit anderen Betroffenen zur Selbstbehandlung zusammen. Die Seminare taten mir auch durch den persönlichen Kontakt sehr gut. Plötzlich hatte ich quasi Gleichgesinnte um mich, Menschen mit den gleichen Herausforderungen in einem Schmerzalltag sowie mit der Eigenbehandlung. Das erlebte ich sehr motivierend.

Ich bekam vom Therapeuten für meine Behandlung einen schweren Triggerbogen aus silbrig glänzendem Stahl in S-Form zur Verfügung gestellt. Den durfte ich auch mit nach Hause nehmen. Damit konnte ich punktgenau einzelne Triggerpunkte auf meinem Rücken und oberen Schulterbereich behandeln. Präziser als es mir vorher mit dem Gummiball möglich war. Außerdem erzeugte der Bogen allein durch sein Eigengewicht über die runde Kugel am Ende einen recht guten Druck. Einen stärkeren Druck auszuüben, das galt als sehr wichtig für den Erfolg.

Im Unterschied zu manch anderem Patienten in der Samstagsgruppe fühlte ich allerdings nie einen Triggerknoten oder eine Verhärtung im Gewebe. Ich spürte einfach sehr schmerzhafte Stellen oder Bereiche. Die regelmäßige 20-sekundenlange Druckmassage, die ich bis zu 20-mal am Tag verteilt ausübte, hatte trotzdem ihre positive Wirkung. Sehr schnell gingen die Bewegungseinschränkungen komplett zurück. Auch die Fußschmerzen. Gemessen an der langen Vorgeschichte war das schon ein kleines Wunder. Somit hoffte ich auf mehr. Dass sich auch die Schmerzen bald endgültig in Luft auflösen würden.

Die Triggerpunktbehandlung zu Hause war für mich eine absolut notwendige aber doch lästige Aufgabe, die mir gefühlt viel Zeit kostete. Die ich gerne für die Erledigung meines Arbeitspensums gehabt hätte. Das führte dazu, dass ich zwar die Selbstbehandlungen tat, aber öfter unkonzentriert. Nicht so ganz bei der Sache war, sondern gedanklich oder emotional an etwas anderem herumstudierte.

Am 30. April 2016 hatte ich den letzten Termin im Selbstbehandlungsseminar bei Herrn G.. Es gab erfreulicherweise keine erneuten Bewegungseinschränkungen, aber die Schmerzen im gesamten Schulterarmbereich traten weiterhin mehr oder weniger stark auf. Für die weiteren Behandlungen zuhause erwarb ich den Triggerbogen. Auch wenn ich den Eindruck hatte, dass die Druckbehandlung der Schultermuskeln mit diesem Hilfsmittel nichts mehr brachte.

Trotzdem. Er war für mich zum Symbol meiner Genesung auf einem neuen Weg geworden. Und aufgrund dessen, was ich bisher gelesen und erfahren hatte, war mir klar, dass ich ihn, wenn nicht jetzt für die Restbeschwerden, dann möglicherweise in Zukunft wieder brauchen würde.

An diesem letzten Seminartag zeigte mir Herr G. einen weiteren Behandlungsgriff in der Achsel, mit dem man die Region des Unterschulterblattmuskels behandeln kann. Dieser Griff war anfangs von der Therapeutin angewandt worden, hatte doch die versteckte Muskelpartie des Unterschulterblatts eine zentrale Rolle bei meinen Bewegungseinschränkungen gespielt.

Ich beschränkte meine Selbstbehandlung nun im Wesentlichen auf diesen Handgriff in der Achselhöhle. Herr G. hatte mir das Arbeitsbuch Triggerpunkt-Therapie von Claire Davies ausgeliehen. Dort war dieser Behandlungsgriff detailliert beschrieben und illustriert. Das fand ich sehr sehr hilfreich. Ebenfalls die Ausführung zur Bedeutung von Entspannung für den Behandlungserfolg. Durch die Lektüre wurde mir klar, dass die Druckpunktbehandlung allein nicht für die Schmerzbefreiung ausreichen würde. Ich musste mehr für Spannungsabbau tun.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739387857
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Juni)
Schlagworte
Triggerpunktbehandlung Gelenkschmerzen Muskelschmerzen Faszien Arthrose Selbsthilfe Schmerzbewältigung Krankheiten Ratgeber

Autor

  • Gaby Barton (Autor:in)

Das Leben war schon gepackt voller unkonventioneller Erfahrungen als Gaby Barton mit 60 Jahren von muskulären Schmerzen geplagt wurde. Sollte das jetzt alles gewesen sein? Nur noch das Alter mit Mühsal dominieren? Barton war in den 90ern bekannt geworden mit Shows und Erotik-Kunst-Galerie. Ganz viel Neues mutete sie sich zu, als sie mit 51 für 6 Jahre nach Dubai zog. Davon erzählt ihr 1. Buch. In ihrem jüngsten teilt sie Erfahrung und Kenntnisse, um ohne Schmerzen noch Träume leben zu können.
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Titel: Vom muskulär-faszialen Schmerz befreit! Erfahrungsbericht Einstiegshilfe in alternative Behandlungswege