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Vom heißen Eisen getroffen

von Charlie Richards (Autor:in)
125 Seiten
Reihe: Ein liebevolles Biss-chen, Band 13

Zusammenfassung

Nur ein kleiner Liebesbiss: Als ein Dingowandler seinen widerwilligen Gefährten findet, braucht er viel Hilfe von seinen Freunden, um ihn zu umwerben. Pascal erklärte sich bereit, mit seinen beiden Brüdern zu einem Vampir-Zirkel zu ziehen, der eine Rinder- und Ferienranch betreibt. Da seine beiden Brüder mit ihren Gefährten beschäftigt sind, hat er viel Zeit, alles zu erkunden. Er akzeptiert seine Sexualität, während er seine Vorlieben, Abneigungen und Gelüste kennenlernt, was beinhaltet, sich einem dominanten Liebhaber zu unterwerfen. Da Missbrauch Teil von Pascals Vergangenheit ist, verstehen seine Brüder nicht, warum er beim Sex gelegentlich blaue Flecken davonträgt, auch wenn er behauptet, dass dies einvernehmlich geschieht. Als der neue Schmied auf der Ranch ankommt, versteht Pascal endlich, was seine Brüder meinten, als sie den Paarungsdrang beschrieben. Abner Johnson ist alles, woran er denken kann. Obwohl der riesige Rotschopf zu ein bisschen Spaß bereit ist, will er leider keine Beziehung … mit niemandem. Er ist auch offen, was seine Gefühle bezüglich des Beißens angeht: versuch es nicht einmal. Kann Pascal von seiner Familie und seinen Freunden Hilfe bekommen, um seinen Gefährten zu umwerben, selbst wenn die seine Wünsche nicht verstehen? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Ein liebevolles Biss-chen ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 28.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vom heißen Eisen getroffen

Nur ein kleiner Liebesbiss: Als ein Dingowandler seinen widerwilligen Gefährten findet, braucht er viel Hilfe von seinen Freunden, um ihn zu umwerben.

Pascal erklärte sich bereit, mit seinen beiden Brüdern zu einem Vampir-Zirkel zu ziehen, der eine Rinder- und Ferienranch betreibt. Da seine beiden Brüder mit ihren Gefährten beschäftigt sind, hat er viel Zeit, alles zu erkunden. Er akzeptiert seine Sexualität, während er seine Vorlieben, Abneigungen und Gelüste kennenlernt, was beinhaltet, sich einem dominanten Liebhaber zu unterwerfen. Da Missbrauch Teil von Pascals Vergangenheit ist, verstehen seine Brüder nicht, warum er beim Sex gelegentlich blaue Flecken davonträgt, auch wenn er behauptet, dass dies einvernehmlich geschieht.

Als der neue Schmied auf der Ranch ankommt, versteht Pascal endlich, was seine Brüder meinten, als sie den Paarungsdrang beschrieben. Abner Johnson ist alles, woran er denken kann. Obwohl der riesige Rotschopf zu ein bisschen Spaß bereit ist, will er leider keine Beziehung … mit niemandem. Er ist auch offen, was seine Gefühle bezüglich des Beißens angeht: versuch es nicht einmal.

Kann Pascal von seiner Familie und seinen Freunden Hilfe bekommen, um seinen Gefährten zu umwerben, selbst wenn die seine Wünsche nicht verstehen?

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.

Ein liebevolles Biss-chen ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing.

Länge: rund 28.000 Wörter

CHARLIE RICHARDS

Vom heißen Eisen getroffen

Ein liebevolles Biss-chen 13

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

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ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „The Strike of Hot Iron“:

Charlie Richards

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2020

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Sage Marlowe

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Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

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Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Widmung

Das Leben ist eine Reise und es geht darum zu wachsen und sich zu verändern und sich mit dem auseinanderzusetzen, wer und was du bist und zu lieben, wer und was du bist.

~ Kelly McGillis

Kapitel 1

Abner Johnson achtete darauf, nicht zu beschleunigen, als er die unbekannten Landstraßen entlangfuhr. Obwohl er es hasste, zu spät zu kommen, glaubte er nicht, dass zu diesem Zeitpunkt eine weitere halbe Stunde noch von Bedeutung sein würde. Zur Hölle, er war schon einen Monat überfällig.

Gott sei Dank war Meister Jaymes Martinez einer von den Guten.

Das heißt, Vampire.

Abner wusste, dass nicht alle Vampire – oder Paranormale – offen dafür waren, Menschen in ihren Zirkeln oder Rudeln zu haben, geschweige denn nachsichtig zu sein, wenn sie den Antritt eines Jobs verschieben mussten. Nachdem Abner erklärt hatte, dass seine Schwester Kylee Johnson, die Betreuerin seines Vaters Argus, verstorben war, hatte Meister Jaymes ihn aufgefordert, sich so viel Zeit zu nehmen, wie er benötigte. Er hatte Abner auch versichert, dass seine Stelle noch auf ihn warten würde, wenn er nach Kylees Tod alles geklärt hatte.

Ich frage mich, ob Meister Jaymes ein Heim für Senioren kennt. Vielleicht in Amarillo.

Er schob die Gedanken an Argus und die Unterkunft, die er für ihn finden musste, aus seinem Kopf, und konzentrierte sich darauf, der Stimme seines Navigationsgeräts zu folgen, die über die Lautsprecher in seinem Helm leise in sein Ohr sprach. Auch wenn Abner bereitwillig zugeben würde, dass er sich in Bezug auf Technologie nur langsam veränderte, schätzte er die modernen Lautsprecher, die jemand für Helme entwickelt hatte. Nach Jahren, in denen er als Hufschmied für Pferde gearbeitet hatte, was gelegentliche Schmiedearbeiten beinhaltet hatte – eine Aufgabe, die ständiges Hämmern auf Metall erforderlich machte und bedeutete, die Hitze und lodernde Flammen zu ertragen – begann sich Abners Gehör zu verabschieden.

Es war subtil, die Veränderungen machten sich gerade erst bemerkbar, aber Abner hatte es bemerkt.

Gott, alt zu werden ist scheiße.

Mit siebenunddreißig Jahren hielt sich Abner nicht wirklich für alt. Zumindest hatte er das nicht, bis seine kleine Schwester plötzlich an einem Gehirnaneurysma gestorben war. Das konnte jedem passieren – hatten die Ärzte gesagt.

Ja, genau.

Abner glaubte es immer noch nicht. Sicherlich musste es Anzeichen gegeben haben. Doch wenn es welche gegeben hatte, musste seine Schwester sie ihm vorenthalten haben. Jetzt konnte Abner nur noch um sie trauern.

Abner unterdrückte einen Seufzer, als er die Kurve entdeckte, auf die er wartete, und verlangsamte seine Harley. Er rollte langsam über die schön befestigte Schotterstraße, wobei er das verringerte Risiko schätzte, durch hochgeschleuderte Steine Kratzer im Lack seines Motorrads zu verursachen.

Abner schaute nach links und rechts und betrachtete die eingezäunten Weiden zu beiden Seiten der Auffahrt. Er konnte nicht anders, als beim Anblick der Tiere auf den Weiden seine Lippen zu einem leichten Lächeln zu verziehen. Seiner Meinung nach sahen die Rinder sehr gut gepflegt aus. Gleiches galt für die Pferde auf den Koppeln in der Ferne.

Als Abner die Gabelung der Auffahrt sah, las er schnell das Schild. Die großen schwarzen Blockbuchstaben wiesen Gäste an, nach rechts abzubiegen und im Büro einzuchecken. Seine eigene Anweisung lautete jedoch, nach links abzubiegen und zum Haupthaus zu fahren.

Abner tat, was ihm gesagt worden war, und bog nach links ab. Er parkte vor dem großen Gebäude im Ranchhaus-Stil. Er stellte das Motorrad auf den Ständer und schaltete den Motor aus. Sobald er das erledigt hatte, zog Abner seinen Helm vom Kopf und schwang sich von seiner Harley.

Abner legte seinen Helm auf den Motorradsitz, zog dann seine fingerlosen schwarzen Lederhandschuhe aus und platzierte sie daneben. Schließlich fuhr er mit den Fingern durch sein dichtes Haar und zog das Haarband aus dem Nacken. Nach einem befriedigenden Kratzen über seine Kopfhaut band er sich die Haare wieder zurück. Er wusste, dass der Pferdeschwanz, der bis zur Mitte seines Rückens reichte, schrecklich verknotet sein würde, da er sich an diesem Morgen nicht die Mühe gemacht hatte, ihn zu flechten, aber er würde sich später darum kümmern.

Abner nahm sich die Zeit, um den Ort ausfindig zu machen, der auf absehbare Zeit sein Zuhause sein würde.

Er nahm seinen braunen Cowboyhut aus seiner hinteren Satteltasche, setzte ihn auf den Kopf, dann schritt er langsam auf die Veranda zu. Er hatte es nicht einmal bis zur untersten Stufe geschafft, als sich die Haustür öffnete und zwei Männer das Gebäude verließen. Er hielt inne und konnte nicht sagen, dass er überrascht war.

Ich wusste, dass sie mich beobachten und erwarten würden.

Kontrollsüchtige paranormale Bastarde.

Seine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln verzogen, ließ Abner seinen Blick über die beiden schweifen, während er langsam die fünf Stufen hinaufstieg, die zu der großen Rundum-Veranda führten.

Der erste Mann war blond, groß, breitschultrig und riesig. Er hatte Lachfalten um seine Augen, und ein Funkeln ließ seine eisblauen Augen freundlicher wirken. Seine Lippen waren zu einem breiten, einladenden Lächeln gekrümmt.

Der zweite war dunkel, mit glatter, mokkafarbener Haut. Er war kleiner als Abner, aber nur drei oder vier Zentimeter. Da er seinen schwarzen Hut in der Hand hielt, sah Abner, dass sein Kopf kahl rasiert war … oder von Natur aus haarlos, aber da er höchstwahrscheinlich ein Vampir war, bezweifelte Abner das.

„Hi“, grüßte er und streckte dem Größeren der beiden seine Hand entgegen. „Ich bin Abner Johnson.“

Der Blonde nahm sie, und sie schüttelten einander die Hände. „Gypsum Vereen. Willkommen auf der Rolling Meadows Ranch und Resort, Abner.“ Er ließ seine Hand los und deutete dann auf den kleineren Mann. „Das ist Rhyme Mythstone.“

Abner erkannte beide Namen. Gypsum war der Zweite des Zirkels, der stellvertretende Anführer. Rhyme war der Chef-Vollstrecker. Als er Rhyme die Hand schüttelte, nickte er anerkennend.

„Ich entschuldige mich, dass es so lange gedauert hat, bis ich hergekommen bin“, sagte Abner. „Ich weiß das Verständnis zu schätzen.“

„Natürlich. Die Familie steht an erster Stelle.“ Gypsum griff nach der Tür hinter sich. „Komm aus der Hitze herein und ich werde dich Jaymes vorstellen.“

Als Abner nickte, erregte eine Bewegung aus dem Augenwinkel seine Aufmerksamkeit. Er blieb stehen, drehte sich um und blinzelte in die Ferne. Als er bemerkte, dass es drei hundeartige Gestalten waren, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten, weiteten sich seine Augen.

„Dingos“, murmelte Abner und betrachtete die schlanken Körper der Tiere in verschiedenen Rot-, Blond- und Schwarztönen. Die drei rannten über eine leere Weide, in Richtung einer etwas weiter entfernten Baumgrenze.

„Gutes Auge“, kommentierte Gypsum und lenkte Abners Aufmerksamkeit auf sich. Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Die meisten Leute denken, dass sie Mischlingshunde sind.“

Abner richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die ferne Wiese, aber die Dingos waren nicht mehr in Sicht. „Ich wusste nicht, dass es in der Gegend domestizierte Dingos gibt.“ Er konzentrierte sich wieder auf Gypsum. „Sie sind niedliche Tiere. Sind es nur die drei?“

„Ja.“ Gypsum deutete auf die offene Tür und forderte Abner auf, das Haus zu betreten. Nachdem Abner gehorcht hatte und die Tür hinter ihm geschlossen war, fuhr Gypsum fort: „Aber sie sind keine domestizierten Dingos. Sie sind Wandler.“

Abner öffnete vor Überraschung den Mund und verstand, warum der Vampir ihn im Haus haben wollte, bevor er das enthüllte. Es war nicht nötig, dass jemand etwas mithörte. Gypsum erklärte weiter und gab ihm mehr Informationen, als Abner wahrscheinlich brauchte, aber das war in Ordnung.

„Der rotblonde ist Lucius. Er ist mein Geliebter.“ Gypsums Gesichtsausdruck war voller Stolz. „Der schwarz-rote ist Julian. Er ist mit unserem Vorarbeiter Mathe verbunden. Du wirst ihn später treffen.“ Während Gypsum sprach, ging er weiter voran durch das Haus, eine Treppe hinauf und einen Flur entlang. „Der rot-weiße Dingo ist Pascal. Er ist mit niemandem verbunden, aber ich habe gehört, dass sein Geschmack … ausgefallen ist.“

Abner nickte und hörte aufmerksam zu. Er nahm sich vor, sich von den Dingos fernzuhalten. Obwohl er theoretisch kein Problem mit Wandlern hatte, fand er die Idee, dass sich eine Person in ein Tier verwandeln konnte, ein wenig … seltsam.

Ich denke, es ist nicht seltsamer als Blut zu trinken, um zu überleben, aber was auch immer.

Auch davon wollte Abner eigentlich nichts wissen. Es war der Hauptgrund, warum er umziehen musste. Er hatte in einem Zirkel in Tennessee gearbeitet und dort die Pferde beschlagen, aber einer der Vampir hatte begonnen, ihn zu belästigen … und der Typ hatte den Ruf, ein Nein als Antwort nicht zu akzeptieren.

Es war an der Zeit gewesen, die Beine in die Hand zu nehmen, wie das Sprichwort so schön sagte.

Als Gypsum den Weg in ein riesiges Büro führte, richtete Abner seine Aufmerksamkeit dorthin, wo sie sein musste. Er entdeckte einen dunkelhaarigen Mann mit breiten Schultern, der hinter einem gewaltigen Schreibtisch saß. Der Mann stand sofort auf und lächelte ihn an.

„Abner, das ist Jaymes Martinez, der Meister unseres Zirkels“, sagte Gypsum.

Abner hätte sich das denken können, aber er nickte und hielt dem etwas kleineren Mann seine Hand hin. Er senkte auch seinen Kopf in einer Geste der Unterwerfung, obwohl es seiner dominanten Natur widersprach, dies zu tun. Durch seine Wimpern aufschauend, beobachtete er, wie Jaymes die Hand über den Schreibtisch streckte und seine ergriff.

Sie schüttelten einander die Hände.

Nachdem Jaymes ihn freigelassen hatte, zeigte er auf einen Stuhl. „Bitte nimm Platz, Abner.“

Abner sah sich um und bemerkte, dass Gypsum bereits zu seiner Linken auf einem Sofa saß. Rhyme hatte sich in einem bequem aussehenden Stuhl zu seiner Rechten niedergelassen. Abner entdeckte einen zweiten solchen Stuhl schräg links hinter sich, also setzte er sich darauf.

„Willkommen in meinem Gebiet“, fuhr Jaymes sofort fort. „Und mein herzliches Beileid.“

Abner nickte einmal und musste sich räuspern, bevor er antwortete. „Danke.“ Er wollte wirklich nicht über Kylees Tod sprechen, aber er brauchte einen Platz für Argus. „Ich bin auf der Suche nach einer Unterbringungsmöglichkeit in der Nähe für meinen Vater. Ein Seniorenwohnheim oder so.“

„Benötigt er medizinische Betreuung?“, fragte Jaymes. Er stützte seine Ellbogen auf seinen Schreibtisch und beugte sich vor, während er seine Finger zusammenlegte. „Oder einfach nur eine schöne Lage? Wir könnten ihm hier ein Zimmer anbieten, weißt du. Familienangehörige von Mitarbeitern sind willkommen, wenn sie über unsere Art Bescheid wissen.“

„Äh, das tut er aber nicht, über euch Bescheid wissen, meine ich.“ Abner runzelte die Stirn, als er auf die kunstvoll geschnitzte Seite des Schreibtisches starrte. „Zumindest bin ich mir ziemlich sicher, dass er es nicht tut.“ Er rieb sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger über beide Seiten seines Spitzbartes und fügte hinzu: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie oder wann er es herausgefunden haben sollte. Und nein, er braucht keine medizinische Betreuung. Er ist gesund, größtenteils, nur eine Gemeinschaft, damit er andere Leute in seiner Nähe hat, wäre am besten, weißt du?“ Der Art nach, wie Jaymes’ Augen sich ein wenig verengten, nahm er an, dass der Meistervampir dies nicht tat.

„Ich verstehe“, antwortete Jaymes trotzdem.

Zur Hölle, es ist nicht so, als würde ein Vampirmeister Unwissenheit zugeben.

Er faltete die Hände und legte den Kopf schief. „In Ordnung. Ich werde dein Anliegen an Perth Kreez weitergeben. Er wird in der Lage sein, einige Optionen für dich zu finden.“

„Danke.“

Jaymes lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schien sich zu entspannen. „Laut meinen Gesprächen mit Meister Renaldo hast du acht Jahre lang für den Smoky Mountain-Zirkel gearbeitet, richtig?“

Abner nickte. „Ja. Es scheint, dass ich zu dem einen Prozent der menschlichen Bevölkerung gehöre, das nicht von den mentalen Trancefähigkeiten eines Vampirs beeinflussbar ist. Nachdem ich also angegriffen wurde …“ Er hielt inne, als er sah, wie Jaymes seine linke Augenbraue hochzog und beschloss, seinen Kommentar zu ändern. „Oder zum Spenden eingeladen, erinnerte ich mich an alles. Er konnte meine Erinnerungen nicht manipulieren.“

Er konnte das leichte Knurren nicht aus seinem Ton heraushalten. Er rieb sich den Hals und erinnerte sich an die Erfahrung. Sicher, es war angenehm gewesen, aber es war nicht freiwillig geschehen.

Jaymes knurrte leise. „Ich entschuldige mich, dass dir das passiert ist. Ein Vampir sollte immer sicherstellen, dass er die Kontrolle über den Verstand eines Menschen hat, bevor er fortfährt.“

Abner biss die Zähne zusammen. Natürlich war das die Antwort des Vampirs. Es war in Ordnung, jemandem Blut abzunehmen, solange er sich nicht daran erinnerte.

Verdammte Vampire.

„Nun, ich habe einen guten Job dafür bekommen. Hervorragende Bezahlung und eine schöne Unterkunft.“ Abner verdrängte seine Ansichten. Dieser Zirkel hatte Spender – Menschen, die sich freiwillig bereit erklärten, gebissen zu werden. Er würde nicht wegen seines Blutes angesprochen werden.

„Aber ein Vampir in deinem letzten Zirkel wurde ein bisschen zudringlich.“ Jaymes kannte offensichtlich den Grund, aus dem Abner hatte gehen müssen. „Ich habe die Nachricht verbreitet, dass du nicht daran interessiert bist, ein Spender zu sein, auch wenn du über uns Bescheid weißt.“ Die linke Seite seines Mundes verzog sich zu einem schiefen Lächeln, und seine dunklen Augen funkelten. „Wenn du es dir jemals anders überlegen solltest, lass es uns einfach wissen. Du wirst jedoch deswegen nicht belästigt werden.“ Dann verengten sich Jaymes’ Augen und der freundliche Ausdruck verschwand, als ein leises Knurren durch ihn rollte. „Und wenn irgendeiner meiner Leute mich zum Lügner macht, lässt du es mich wissen, und ich werde mich darum kümmern.“

Abner nickte erneut. „Ja, Meister Jaymes.“ Er hatte von Meister Renaldo gehört, dass Jaymes’ Leute extrem loyal waren, weshalb er bereit gewesen war, zu einem fremden Zirkel zu ziehen. „Auch wenn ich sicher bin, dass dies kein Problem sein wird, schätze ich die Zusicherung.“

„Natürlich.“ Meister Jaymes stand auf. „Du hast Rhyme getroffen, meinen Chef-Vollstrecker. Er wird dir die Ranch zeigen und deine Unterkunft. Du kannst dir gerne ein paar Tage Zeit nehmen, um dich einzuleben, bevor du dich an die Arbeit machst.“ Jaymes streckte erneut seine Hand aus.

Dem Beispiel von Meister Jaymes folgend erhob sich Abner, ergriff seine Hand und schüttelte sie erneut. „Das wird nicht nötig sein“, sagte er und ließ seine Hand los. „Ich war lange genug weg. Ich bin mehr als bereit, mich an die Arbeit zu machen. Äh, solange meine Werkzeuge und Vorräte angekommen sind. Mir wurde gesagt, sie sollten letzte Woche hier sein.“

„Das sind sie tatsächlich. Sie befinden sich in einem Lagerschuppen“, erklärte Rhyme und lenkte Abners Aufmerksamkeit auf sich. „Komm mit mir, und ich werde dir alles zeigen.“

Nach einem weiteren Nicken und Dankesworten an Jaymes, folgte Abner dem anderen Mann aus dem Büro, mehr als bereit, seine neuen Kunden – die Pferde auf der Ranch – kennen zu lernen.

Kapitel 2

Pascal legte den Kopf schief, als er Mathe ansah. „Warum brauche ich einen Nachnamen?“ Es war nicht das erste Mal, dass ihm die Möglichkeit geboten wurde, eine Identität nach menschlicher Art zu bekommen. Er hatte nur nie die Notwendigkeit dazu gesehen.

Seine ersten fast dreißig Lebensjahre waren voller Missbrauch und Abgeschiedenheit gewesen. Dafür hatte er sicher keinen Nachnamen gebraucht. Nachdem die miesen Anführer seines Dingo-Rudels ausgelöscht worden waren, wurde ihm Bildung und die Möglichkeit geboten, die Welt zu sehen. Obwohl er akzeptiert hatte, neue Dinge zu lernen, hatte er nicht genug Selbstvertrauen entwickelt, um in die Stadt zu fahren, wenn andere es taten.

Dann war, zu Pascals Überraschung, Gypsum Vereen angekommen und hatte sich mit Pascals älterem Bruder Lucius verbunden. Zusammen mit Pascals jüngerem Bruder Julian hatte das Trio das Gebiet verlassen, in dem sie zuvor gelebt hatten, und sich einem Vampir-Zirkel angeschlossen. Es war nicht so schlimm.

Pascal hatte keinen Anlass gesehen, einen Vampir aufzusuchen und sein Blut anzubieten, egal wie angenehm ihm gesagt worden war, dass ihr Biss sein könnte. Keiner der Vampire hatte ihn interessiert. Er hatte jedoch die Aufmerksamkeit eines menschlichen Gasts auf der Ranch genossen. Pascal wusste nicht, woher Richmond von seinen geheimen Wünschen, sich zu unterwerfen, seinem Verlangen nach Schmerz zusammen mit Lust gewusst hatte, aber der Mensch hatte es gewusst und es ihm gegeben … und es war wunderbar gewesen.

Da Pascal wusste, dass seine Brüder es nicht verstehen würden, hatte er sich bemüht, die meisten Spuren von Richmonds Paddel zu verbergen.

Gut, dass Wandler schnell heilen.

Leider war Richmond ein paar Abende zuvor abgereist. Der Mensch hatte tatsächlich gefragt, ob er in Betracht ziehen würde, mit ihm zu gehen, aber er hatte keine Lust gehabt, sein neues Zuhause zu verlassen, vor allem nicht für einen Menschen, der nicht sein Gefährte war. Pascal fragte sich allerdings, ob er jemals wieder jemanden finden würde, der ihm diese Art von Stimulation bieten könnte. Die Art und Weise, wie Richmond seinen Verstand zum Schweben gebracht hatte, war fast eine außerkörperliche Erfahrung gewesen. Er war sich nicht sicher, auf welche alltäglichen Eigenschaften er bei einem Mann achten sollte, damit er wissen würde, dass er ihm das als Liebhaber geben könnte.

„Pascal?“

Pascal riss sich von seinen Gedanken los und konzentrierte sich erneut auf Mathe. Der Vampirvorarbeiter war der Gefährte seines Bruders Julian. Er war nett, wenn auch etwas beschützend. Mathe wollte nicht einmal einen Kratzer auf Julians Haut sehen.

„Was?“ Pascal warf einen Blick zwischen Julian und Mathe hin und her. Er bemerkte die verengten Augen des Vampirs, während sein Bruder besorgt wirkte. „Was hast du gesagt?“

„Ich fragte, ob du lernen willst, wie man Auto fährt“, sagte Mathe. Er ließ seinen Blick für eine Sekunde über sein Gesicht schweifen, bevor er fortfuhr. „Obwohl, wenn du so die Konzentration verlierst, während du fährst, könnte es gefährlich sein.“ Mathes Augen verengten sich. „Ist alles in Ordnung, Pascal?“

Begeisterung durchfuhr Pascal. „Auto fahren lernen?“ Er grinste. „Verdammt, ja.“ Sein Blick wanderte zum Fenster und der großen Harley, die vor dem kleinen Haus nebenan parkte. „Oder bringst du mir das Motorradfahren bei?“

„Bist du schon einmal auf einem gefahren?“ Mathes Stimme war voller Neugier.

Pascal schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf Mathe. „Nein, aber ich habe andere Leute auf ihnen fahren gesehen. Es sieht nach Spaß aus, der Wind peitscht dir ins Gesicht, die Sonne scheint auf deine Wangen.“ Er grinste, als er seine Aufmerksamkeit auf Julian richtete. „Wie Laufen, nur in menschlicher Form.“

Julian schüttelte schnell den Kopf und drückte sich näher an Mathe. „Ganz und gar nicht für mich.“ Als sein Vampir einen Arm um seine Schultern legte, sah Julian zu ihm auf. „Fährst du Motorrad?“

„Früher ja, aber in letzter Zeit nicht mehr.“ Mathe beugte sich nach unten und drückte einen Kuss auf Julians Mund. „Wenn du jemals Interesse daran hast, werde ich es dir zeigen.“ Er konzentrierte sich wieder auf Pascal und zeigte aus dem Fenster. „Gib Abner ein paar Tage Zeit, um sich einzuleben, und frag ihn dann, ob er dich mal mitnimmt. Er könnte bereit dazu sein.“

„Abner?“

Pascal hatte diesen Namen noch nie gehört. Er wusste, dass das Haus nebenan leer war, als er und seine Brüder vor Monaten in den Zirkel gezogen waren. In dem riesigen Bereich zwischen dem Haupthaus und den Scheunen befanden sich drei kleine Häuser. Sie fungierten als eine Art Puffer zwischen dem Haus des Vampirzirkels und den Ranchgästen.

Die Ärztin des Zirkels, Madylin Dozers, bewohnte das Haus, das dem Gebäude am nächsten lag, das als Krankenstation diente. Mathe und Julian bewohnten das, das den Scheunen am nächsten lag. Pascal hatte gehört, dass der neue Hufschmied das dritte Häuschen bekommen würde.

„Ja, Abner Johnson, der Hufschmied“, erklärte Mathe. „Er ist heute früh angekommen. Das ist sein Motorrad dort draußen.“

Pascal nickte. Er und seine Brüder waren an diesem Morgen in Dingo-Form unterwegs gewesen. Die Harley war vor dem Haus gewesen, als sie zu Julians Haus zurückgekehrt waren und durch eine neu installierte Hundetür ins Haus geschlüpft waren.

„In Ordnung. Cool!“

Pascal konnte seine Aufregung nicht verbergen. Er hatte gesehen, wie die Anführer seines alten Rudels Motorräder gefahren waren. Er war so sehr versucht gewesen, um eine Mitfahrgelegenheit zu bitten, hatte aber nie den Mut dazu aufgebracht. Inzwischen fühlte er sich nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seinem neuen Zuhause wohler und war bereit.

„Wärst du daran interessiert, meinen Nachnamen zu übernehmen?“, fragte Mathe mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. „Oder ich weiß, Gypsum würde gerne auch seinen anbieten.“

„Wow, ähm, danke.“

Pascal war sich nicht sicher, was er sonst sagen sollte. Er wusste, dass er als der Klugscheißer unter seinen Brüdern bekannt war. Er hatte es sowohl Mathe als auch Gypsum schwer gemacht, als sie versucht hatten, seine Brüder zu umwerben. Dass Mathe nun ein solches Angebot machte, ließ Pascals Kehle eng werden. Er schluckte schwer und versuchte, etwas Kontrolle über sich selbst zu erlangen.

Julian befreite sich aus Mathes Griff. Er trat vor, schlang die Arme um Pascal und umarmte ihn fest. Pascal erwiderte die Umarmung und legte seinen Kopf auf Julians Schulter. Zu seiner Überraschung schlang Mathe seine Arme um sie beide.

„Mit einem Vampir verbunden oder nicht, du bist Teil der Familie, Pascal“, grollte Mathe in sein Ohr und zauste liebevoll seine Haare. „Eines Tages wirst du uns glauben.“

Pascal räusperte sich und hob den Kopf. Nachdem er sich ein paar Sekunden lang an Julians Schläfe gerieben hatte, hob er den Kopf und entfernte sich von beiden Männern. Dabei tätschelte er Mathe die Schulter.

„Danke, Mathe“, murmelte Pascal. Echte Wärme erfüllte ihn. „Es wäre mir eine Ehre, deinen Nachnamen zu tragen … oder den von Gypsum.“ Pascal schlang seine Arme um sich, als er seinen Kopf zurücklegte und an die Decke lächelte. Er konnte dem Blick des Vampirs nicht begegnen, als er ihm sagte: „Ich weiß, dass du mich als Teil der Familie betrachtest. Es ist … es ist ein bisschen schwieriger für mich. Aber ich versuche es.“

„Wir wissen das.“ Mathe legte eine Hand auf seine Schulter und drückte leicht. „Und wenn es jemals etwas gibt, über das du sprechen willst, habe ich immer ein offenes Ohr für dich.“

Pascal nickte. Er konnte erraten, worüber Mathe mit ihm sprechen wollte. Julian und Lucius hatten Spuren von Fesseln an seinen Handgelenken bemerkt, als er sich anfangs mit Richmond eingelassen hatte. Auch wenn Pascal seinen Brüdern versichert hatte, dass der Sex einvernehmlich gewesen war, hatten sie immer noch besorgt ausgesehen. In dem Wissen, dass seine Brüder es nicht verstehen würden – verdammt, er war jahrelang missbraucht worden, warum würde er sich dem freiwillig unterwerfen –, war Pascal danach vorsichtiger gewesen und hatte alle Spuren versteckt, die er davongetragen hatte.

„Danke.“ Pascal versuchte, so viel Aufrichtigkeit wie möglich in das Wort zu legen. „Wenn ich irgendwelche Probleme habe, komme ich auf jeden Fall zu dir.“

Mathes Brauen zogen sich zusammen, aber er nickte dennoch. Nachdem er sich geräuspert hatte, zog er seine Hand weg und richtete sich auf. „So.“ Er klatschte in die Hände und schaute grinsend zwischen ihnen hin und her. „Fahrstunden?“

Pascal nickte eifrig, genau wie Julian.

„Ich schnappe mir die Schlüssel zu einem Jeep und wir fahren nach Nord vierzig. Im Moment gibt es da draußen keine Rinder“, sagte Mathe und trat einen Schritt zurück. „Ich werde sehen, ob Lucius auch mitkommen will.“

„Toll, danke!“

Pascal lächelte, als er Julians aufgeregten Ton hörte. Da sein junger Bruder der zurückhaltendste des Trios war, zeigte er sich nur selten so begeistert. Er schätzte die Dinge – der Umzug und seinen Gefährten zu finden –, die solche Veränderungen sowohl bei Julian als auch bei Lucius bewirkt hatten.

„Klingt nach Spaß“, bestätigte Pascal mit einem Grinsen.

Pascal musste zugeben, dass es wirklich Spaß gemacht hatte. Er war auf dem Fahrersitz eines alten Jeeps herumgehüpft, den der Zirkel zur Kontrolle bestimmter Zäune benutzte. Er hätte das Ding fast umgekippt, als er eine oder zwei Senken durchquert hatte. Nachdem Julian ihn angebrüllt hatte, war Pascal langsamer geworden und hatte tatsächlich auf die Anweisungen gehört, die Mathe ihm grollend und brummend erteilte.

Als seine zweite Runde beendet war, hatte Pascal von Mathe widerwilliges Lob erhalten. Der Vampir hatte ihm tatsächlich auf die Schulter geklopft und gesagt: „Wenn du vorhast, so Motorrad zu fahren, stell sicher, dass du dir keins zulegst, was sich leicht umkippen lässt.“

Pascal verstand den Kommentar nicht und nahm sich vor, entweder Mathe zu fragen, nachdem er sich beruhigt hatte, oder diesen Abner, wenn er eine Gelegenheit bekam, mit ihm zu sprechen.

Als Pascal sah, wie das Ranchhaus in Sicht kam – Mathe fuhr wieder, nachdem er etwas über Versicherungen gemurmelt hatte und das Leben von Gästen nicht in Gefahr zu bringen –, spürte er, wie sein Magen knurrte. Die Sonne war schon dabei unterzugehen. Er wusste, dass der Speisesaal wahrscheinlich voll sein würde, und freute sich darauf, etwas zu essen zu bekommen.

Mathe parkte den Jeep in einem großen Gebäude, in dem sich die Gemeinschaftsfahrzeuge des Zirkels befanden. Es gab einen großen Geländewagen, ein paar Trucks und sogar zwei Traktoren mit Anbaugeräten, die Pascal nicht benennen konnte. Sobald Mathe den Jeep abgestellt hatte, stieg Pascal aus und grinste breit.

„Danke, Mathe. Das war wunderbar!“, Pascal stieß gegen Julians Schulter, als er aus dem Fahrzeug stieg. „Total cool, was?“ Er zwinkerte. „Trotz all deines Geschreis.“

Julian lachte, als er seinen Arm unter Pascals hakte. „Du weißt, Lucius hätte viel mehr geschrien als ich, wenn er hätte mitkommen können.“

Offensichtlich hatte Mathe gesehen, wie Gypsum mit Lucius rumknutschte und ihn in ihre Suite trug, also hatte er sich nicht die Mühe gemacht zu fragen, ob er sich ihnen anschließen wollte.

Wahrscheinlich eine gute Entscheidung.

„Ja, ja. Lass uns was essen gehen. Ich bin am Verhungern!“

Pascal ging voran zum Speisesaal und zog Julian praktisch mit sich. Ein Blick über seine Schulter zeigte ihm, dass Mathe ein oder zwei Schritte hinter ihnen folgte. Als sie sich dem Speisesaal näherten, stiegen die Aromen von gegrilltem und gebackenem Essen in Pascals Nasenlöcher und lockten ein Stöhnen aus seiner Kehle.

Lecker!

Zu Pascals Überraschung gab es noch etwas anderes. Ein moschusartiger, männlicher, erdiger Duft, der nur wenige Sekunden lang seine Sinne kitzelte. Der Geruch ließ sein Blut heiß werden und ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, und er erstarrte für einen Moment, nachdem er auf die Veranda getreten war.

Leider war es flüchtig. Pascal hatte keine Ahnung, woher der Duft gekommen sein könnte.

Mathe trat hinter sie und griff zwischen sie, um den Türgriff zu packen. Er zog die Tür auf. Sie traf Pascal fast an der Nase, bevor er sich daran erinnerte, sich zu bewegen.

„Geht es dir gut, Pascal?“, fragte Mathe, während er Julian mit seiner freien Hand zur Seite schob. „Du hast keinen Adrenalin-Crash, oder?“

Pascal schüttelte langsam den Kopf. „Nein, mir geht es gut. Ich bin nur hungrig.“

Pascal schlüpfte in den Raum und sah sich darin um. Sein Blick landete auf einem riesigen rothaarigen Fremden mit einem braunen Cowboy-Hut. Der Mann saß etwas abseits und konzentrierte sich auf seinen Teller mit Essen. Er machte sich nicht die Mühe, mit irgendjemandem zu interagieren.

Pascal riss seinen Blick von dem Fremden weg – verdammt, sie kamen und gingen die ganze Zeit über – und folgte Julian und Mathe zum Buffet. Er füllte einen Teller und das Wasser lief ihm im Mund zusammen bei den Aromen, die von dem Essen aufstiegen. Er leckte sich die Lippen und freute sich darauf, sich an dem lecker aussehenden Brathähnchen satt zu essen. Er nahm jeweils einen Teil – Bein, Flügel, Oberschenkel und Brust.

Lecker!

Pascal fügte einen Haufen Auflauf mit grünen Bohnen hinzu – bis er den Auflauf des Vampirkochs probiert hatte, hätte er nie gedacht, dass er grüne Bohnen mögen würde. Er fügte auch ein paar Löffel Krautsalat sowie Kartoffelpüree hinzu, das er mit Soße bedeckte. Schließlich entschloss er sich, ein guter Junge zu sein und schnappte sich eine kleine Schüssel Salat … den er sofort mit Ranch-Dressing übergoss.

Julian gluckste neben ihm und stieß gegen seine Schulter. „Komm mit. Da ist Lucius. Lass uns zu ihm gehen.“

Nachdem Pascal an einer Getränkebar angehalten hatte, um sich ein Glas zu füllen, folgte er Julian zu dem Tisch, an dem Lucius saß. Er konnte nicht anders, als den großen, sexy Rothaarigen abzuchecken, als er an dem fast leeren Tisch des Fremden vorbeikam. Er schnupperte diskret nach dem Geruch des Mannes und verschluckte fast seine Zunge.

Pascal unterdrückte ein Stöhnen, als sein Blut so schnell nach Süden floss, dass er fast stolperte. Es gelang ihm, sich zu fangen und in Bewegung zu bleiben. Trotzdem konnte er nicht anders, als wieder einzuatmen. Selbst über den Geruch des Essens hinweg erkannte Pascal das berauschende Aroma des Fremden.

Zum Sabbern!

Nachdem Pascal sich gesetzt und Mathe sich ihnen angeschlossen hatte, konnte er nicht anders und flüsterte: „Wer ist das?“

Julians Gefährte würdigte den Fremden kaum eines Blickes. „Das ist Abner Johnson, der neue Hufschmied.“

Mein! Gefährte!

Noch nie war Pascals Dingo so in seinen Gedanken hochgeschossen wie in diesem Moment. Er musste sich darauf konzentrieren, keinen Ständer zu kriegen und sich auf den Kerl zu stürzen. Er nahm einen Schluck von seinem Soda und verbrannte sich fast die Nase an den Bläschen.

„Bist du okay?“, fragte Lucius und legte eine Hand auf seinen Unterarm.

Pascal nickte schnell. Er konnte nicht sehr gut damit herausplatzen, dass sein Dingo den sehr menschlichen Abner als seinen Gefährten haben wollte. Trotzdem erinnerte er sich an ein kleines Detail, das er über den Mann gehört hatte.

Der neue Hufschmied weiß über Paranormale Bescheid.

Das sollte es einfacher machen, ihn zu beanspruchen, oder?

Nur bin ich nicht gerade ein Top.

Etwas sagte Pascal, dass er einen Plan brauchen würde.

Kapitel 3

Abner wusste, dass er das Gesprächsthema an vielen Tischen war. Nachdem er Jahre in der Gesellschaft von Paranormalen verbracht hatte, hatte er eine Art sechsten Sinn entwickelt, der es ihm ermöglichte, festzustellen, wer ein Mensch war und wer nicht. Nur etwa die Hälfte der Anwesenden im Raum waren Menschen. Der Rest war … anders.

Sieht aus, als hätten die Vampire eine verdammt ergiebige Nahrungsquelle.

Als sich die Tische um Abner herum füllten, entschied er, dass er fertig war. Nachdem Rhyme ihm alles gezeigt hatte, hatte er seine Werkzeuge sortiert und war durch die Ställe und an den Weiden vorbei gegangen, um die Hufe der Pferde zu betrachten. Er hatte eine Liste der Pferde bekommen, die die Vampire zuerst versorgt haben wollten. Dann hatte er seine eigene Liste erstellt.

Abner plante, den ersten zehn Pferden auf der Liste nach Bedarf die Hufe zu schneiden und sie zu beschlagen, sofern er alle Größen an Eisen hatte, die er benötigte. Obwohl er verdammt gut darin war, mit bloßem Hinsehen einzuschätzen, welche Hufeisengröße ein Pferd brauchte, war es möglich, dass es sich änderte, wenn er die Hufe erst richtig geschnitten hatte.

Und dafür brauche ich eine gute Nachtruhe.

Abner aß die letzten paar Bissen und erhob sich vom Tisch. Er sammelte seinen Teller, sein Besteck und seine Servietten ein und ging dann zum Abgabebereich. Nachdem er sich noch einmal Finger und Mund abgewischt hatte, warf er den Müll weg und stellte das Geschirr in einen großen Plastikbehälter.

Als Abner den Raum durchquerte und zum Ausgang ging, spürte er, wie die Haare in seinem Nacken zu Berge standen. Er griff nach der Tür und öffnete sie. Innehaltend schaute er über die Schulter und schaute sich noch einmal in dem Raum um.

Abners Blick landete auf dem Trio schlanker Männer, die mit Gypsum zusammensaßen. Er nahm an, dass sie die drei Dingo-Wandler waren, denn irgendetwas an ihren Haaren erinnerte ihn an die Tiere. Ein dunkelhaariger Vampir saß bei ihnen, also vermutete Abner, dass dies der Vorarbeiter, Mathe, war.

Abner begegnete dem Blick des Rothaarigen und erstarrte. Er sah, wie der Mann ihn unter seinen Wimpern hervor ansah, und in seinen Augen war Hunger. Abner kniff die Augen ein wenig zusammen und hielt den Blick des Wandlers.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752120080
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (November)
Schlagworte
gestaltwandler wandler romance fantasy vampire gay Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
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Titel: Vom heißen Eisen getroffen