Lade Inhalt...

Das Vertrauen seines Hengstes gewinnen

von Charlie Richards (Autor:in)
120 Seiten
Reihe: Paranormal verliebt, Band 21

Zusammenfassung

In der paranormalen Welt: Ein Pferdewandler muss Fehler aus der Vergangenheit akzeptieren, um einen Sprung des Glaubens zu wagen. Nolan hat Mist gebaut, indem er sich an den falschen Menschen rangemacht hat – einen verpaarten Menschen. In seinen Augen ist es nur ein weiterer Fehltritt in einer langen Reihe von Fehlern. Nachdem er jahrelang seine Sexualität versteckt hatte, erwischte ihn der falsche Wandler mit einem Mann in der Stadt. Er wurde aus seiner Herde vertrieben und zog sich dabei eine lebensverändernde Verletzung zu. Nolan hat keinen Geruchssinn mehr. Aus diesem Grund war er nicht in der Lage gewesen, die Menschen in der Gegend zu riechen, als er sich verwandelte, damit sein Pferd sich die Beine vertreten konnte. Von psychotischen Menschen gefangen genommen, wurde er monatelang gefoltert. Nachdem er über einen Monat lang mit Gargoyles auf deren riesigem Anwesen gelebt und sich erholt hat, wird er von einem Gargoyle angesprochen … einem, der behauptet, sie seien Gefährten. Auch wenn Nolan Craven super sexy findet, weiß er nicht, ob er ihm vertrauen kann. Er kann Craven schließlich nicht riechen. Würde sein Blut zu schmecken etwas ändern … oder wäre das nur ein weiterer Fehler auf seiner immer länger werdenden Liste? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Paranormal verliebt ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing. Länge: rund 33.000 Wörter

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Das Vertrauen seines Hengstes gewinnen

In der paranormalen Welt: Ein Pferdewandler muss Fehler aus der Vergangenheit akzeptieren, um einen Sprung des Glaubens zu wagen.

Nolan hat Mist gebaut, indem er sich an den falschen Menschen rangemacht hat – einen verpaarten Menschen. In seinen Augen ist es nur ein weiterer Fehltritt in einer langen Reihe von Fehlern. Nachdem er jahrelang seine Sexualität versteckt hatte, erwischte ihn der falsche Wandler mit einem Mann in der Stadt. Er wurde aus seiner Herde vertrieben und zog sich dabei eine lebensverändernde Verletzung zu. Nolan hat keinen Geruchssinn mehr. Aus diesem Grund war er nicht in der Lage gewesen, die Menschen in der Gegend zu riechen, als er sich verwandelte, damit sein Pferd sich die Beine vertreten konnte. Von psychotischen Menschen gefangen genommen, wurde er monatelang gefoltert. Nachdem er über einen Monat lang mit Gargoyles auf deren riesigem Anwesen gelebt und sich erholt hat, wird er von einem Gargoyle angesprochen … einem, der behauptet, sie seien Gefährten. Auch wenn Nolan Craven super sexy findet, weiß er nicht, ob er ihm vertrauen kann. Er kann Craven schließlich nicht riechen. Würde sein Blut zu schmecken etwas ändern … oder wäre das nur ein weiterer Fehler auf seiner immer länger werdenden Liste?

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.

Paranormal verliebt ist ein Spin-Off der Reihe Die Wölfe von Stone Ridge. Die Reihen können unabhängig voneinander gelesen werden, dies idealerweise entsprechend der Nummerierung der Bände innerhalb der Reihe. Aufgrund der Überschneidungen innerhalb der verschiedenen Reihen, die in der Welt von Stone Ridge angesiedelt sind, empfiehlt es sich, die Bände entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der gesamten Welt zu lesen. Eine Übersicht über die empfohlene Lesereihenfolge gibt es auf der Website von Me and the Muse Publishing.

Länge: rund 33.000 Wörter

CHARLIE RICHARDS

Das Vertrauen seines Hengstes gewinnen

Paranormal verliebt 21

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

MM Logo and name.jpg

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „Earning His Stallion’s Trust“:

Charlie Richards

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2021

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Sage Marlowe

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Widmung

Zuhause ist kein Ort … es ist ein Gefühl.

~ Unbekannt

Kapitel 1

Ein Klopfen an seiner Tür riss Nolan aus seiner Beschäftigung … ins Leere starren. Die Wand war wirklich nicht sonderlich interessant. Seine Gedanken waren es auch nicht gewesen.

Nolan stand auf, erhob sich vom Stuhl und ging zur Tür. Er legte seinen linken Unterarm gegen die Tür und senkte den Kopf, bevor er rief: „Wer ist da?“ Nach so langer Zeit, in der er nicht viel riechen konnte, versuchte er nicht einmal mehr, durch die Tür Witterung aufzunehmen.

„Hier ist Roland.“ Der süße Tenor des Katzenwandlers ertönte durch das Holz. „Mach auf, Nolan.“

Nolan spürte, wie sein Interesse erwachte. Während er sich fragte, was der Luchswandler wollen könnte, öffnete er die Tür. Er ließ seinen Blick über Rolands schlankes, lächelndes Gesicht schweifen und bewunderte den glücklichen Ausdruck des jung aussehenden Mannes. Auch wenn er aus der Gerüchteküche gehört hatte, dass Roland nicht so jung war, wie er aussah, fragte sich Nolan, wie es wohl wäre, sich so glücklich und sorglos zu fühlen.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt habe.

„Bist du okay?“

Rolands Frage riss Nolan aus seinen eher trüben Gedanken. War er okay? Nicht wirklich. Er war schon lange nicht mehr okay gewesen.

Nolan zwang sich zu einem Lächeln und zuckte die Achseln. „Bald“, entschied er zu sagen. Er wich zurück und winkte Roland voran, forderte ihn schweigend auf, hereinzukommen. „Was ist los?“

Roland trat ein paar Schritte vor und stemmte die Hände in die Hüften. Sein Lächeln wurde ein wenig schwächer, als er ihn von oben bis unten musterte. Offensichtlich sah Nolan auch nicht besonders gut aus, denn Roland fragte: „Wann hast du das letzte Mal was gegessen?“

Anstatt beleidigt zu sein, fühlte sich Nolan tatsächlich besser. Sein Lächeln fühlte sich sogar echter an, als er den Wandler anschaute. Es war schön, dass sich jemand Sorgen um ihn machte … auch wenn er einen gewaltigen Fehler begangen hatte … mal wieder.

Nolan verdrängte die Erinnerung daran, wie er Romans menschlichen Gefährten Tian angebaggert hatte, und antwortete auf Rolands Frage. „Ich habe gegessen“, versicherte er. „Viel.“ Als der Katzenwandler noch aussah, als würde er zweifeln, fügte er hinzu: „Ich hatte heute Morgen ein riesiges Frühstück. Speck, Eier, Biscuits and Gravy.“

Ihm lief das Wasser im Mund zusammen bei der Erinnerung. Roman – der Koch auf dem Anwesen der Gargoyles – machte wirklich fantastisches Essen. Dank des alternden Gargoyles und seines Lehrlings, dem Gargoyle Kort, war das Essen immer wunderbar.

„Nun, ein paar der Jungs warten auf uns, also werden wir anschließend für eine weitere Mahlzeit im Speisesaal vorbeischauen“, sagte Roland und schob seine Hände in seine Taschen. Sein Lächeln wurde breiter. „Ich bin sicher, wir werden bis dahin sowieso alle hungrig sein.“

Auch wenn Nolan ein wenig verwirrt war, schob er seine Füße in die Sandalen, die er an der Tür aufbewahrte. „Die Jungs warten? Welche Jungs?“ Er sah sich um und griff nach dem Schlüssel zu seiner Suite. Er wusste, dass die meisten anderen ihre Türen im Haus des riesigen Gargoyle-Anwesens nicht verschlossen hatten, aber nachdem er jahrzehntelang auf der Straße und in heruntergekommenen Slums gelebt hatte, brauchte er nach seiner Zeit in Gefangenschaft ein bisschen mehr Sicherheit, um sich wirklich sicher zu fühlen. „Worauf warten sie?“

„Oh. Es tut mir leid.“ Roland lachte, als er aus Nolans Suite trat. „Einige der anderen Wandler … Gus und Cornelius und Taolma. Wir laufen in Tierform. Du kommst auch mit.“

Nolan fragte sich, ob er sich ärgern sollte, dass Roland es ihm sagte, anstatt ihn zu fragen. Vielleicht hätte er so reagiert, wenn es vorher gewesen wäre, … bevor er gefangen genommen und gefoltert worden war und schwach – bevor er seinen Geruchssinn verloren hatte – bevor seine Herde entdeckt hatte, dass er schwul war und ihn fast auf tödliche Art rausgeschmissen hatte … eben vorher.

Jetzt ist es mir einfach egal, denke ich. Was macht es schon?

„Wir werden mit Nashörnern und einer Riesenschlange laufen?“, fragte Nolan neugierig, da er wusste, dass Gus und Cornelius Nashörner waren, wenn auch nicht die gleiche Art. Taolma war ein riesiger Boa Constrictor-Wandler.

Die gehen laufen?

Jedenfalls wieherte sein Hengst hoffnungsvoll in seinem Hinterkopf. Er hatte sich nur ein paar Mal verwandelt, und das nicht sehr lange, seit er bei den Gargoyles auf dem Anwesen lebte. Es war schwer, sich frei zu fühlen, wenn er die Erde unter seinen Hufen oder den Kiefernduft der Bäume im Wind nicht riechen konnte.

„Komm schon“, drängte Roland, packte Nolans Arm und zog daran. „Es wird Spaß machen.“

„Ja, ja“, antwortete Nolan und beschleunigte seine Schritte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er stehengeblieben war. „Tut mir leid.“

Roland ließ seinen Arm los und stieß mit seiner Schulter gegen Nolans. „Du verlierst dich viel in deinen Gedanken, oder?“

Nolan nickte, denn er sah keinen Grund, es zu leugnen. „Ja.“

„Ist das, weil du gefangen gehalten wurdest?“ Er legte den Kopf schief und beäugte ihn mit halber Aufmerksamkeit, da er immer noch den Flur entlang eilte.

„Ja“, antwortete Nolan erneut. Er rieb sich die Arme, während er versuchte, zu entscheiden, ob er dem anderen Wandler von seinem Handicap erzählen sollte. Würde es etwas ausmachen? „Ich –“

„Hey, du musst es nicht erklären“, unterbrach Roland, der offensichtlich die Richtung von Nolans Gedanken falsch verstand. Er drückte Nolans Oberarm einmal, dann ließ er ihn los und packte den Türgriff. „Ich wurde auch gefangen gehalten.“ Sein Gesichtsausdruck war voller Verständnis. „Obwohl mein Kerkermeister mich nicht gefoltert und hungern gelassen hat wie deiner, ist es immer noch beschissen, darüber zu reden.“

Nolan folgte Roland nach draußen und fragte sich, wer den hübschen Iberischen Luchs-Wandler gefangen genommen hatte. Vielleicht habe ich zu viel Zeit alleine in meinen Zimmern verbracht. Doch nachdem er sich auf eine Freundschaft mit zwei Gargoyles eingelassen hatte, die ihn schließlich nur zum Spaß manipuliert hatten, fiel es ihm schwer, sich wieder zu öffnen.

Roland jedoch war der Gefährte des Gargoyle-Zweiten, Tobias – dem stellvertretenden Anführer des Schwarms. Sicher bedeutet das doch, dass man ihm vertrauen kann, nicht wahr? Immerhin hatten diese Gargoyles ihn gerettet. Er hatte die Kameradschaft zwischen einigen der anderen gesehen und wünschte sich das auch.

Ich habe nur eine schlechte Wahl getroffen.

Nolan entschloss sich, es wieder zu riskieren, und platzte heraus: „Normalerweise verwandle ich mich nicht und laufe, weil …“ Er entdeckte die anderen Jungs und klappte den Mund zu.

Er war sich nicht sicher, ob er schon bereit war, es allen Wandlern zu erzählen.

Roland legte eine Hand auf seine Schulter, und Nolan wurde bewusst, dass er wieder stehen geblieben war und sich in seinen Gedanken verloren haben musste.

„Hey, was auch immer es ist, es wird alles gut werden“, murmelte Roland und rieb ihm beruhigend den Arm. Der kleinere Wandler blickte zu ihm auf und Wärme füllte seine tiefgrünen Augen. „Wenn du es uns sagen willst, großartig. Wenn nicht, ist das auch okay. Wir haben alle unsere Probleme.“ Dann grinste er das Trio von Männern an, die offenbar die Distanz überwunden hatten, während Roland sprach. „Außer dem hübschen Jungen Taolma da drüben. Er ist einfach perfekt.“

Taolma lachte bellend und zeigte gleichmäßige weiße Zähne. Seine tiefbraunen Augen funkelten, und seine dunkelbraune Haut bildete Lachfalten um seine Augen und Lippen.

Wieder ernst werdend, sagte Taolma: „Ich hatte selbst einige Hürden zu überwinden, aber es ist wahr.“ Er legte seine Hände auf seine schlanken Hüften und lächelte sie alle an. „Nichts im Vergleich zu dem, was ihr durchgemacht habt, wie ich wohl weiß. Ihr seid alle stärker als ich es wahrscheinlich jemals sein werde.“

„Nun, ähm, ich möchte einfach keinen von euch in Gefahr bringen“, gab Nolan zu und entschied, wenn er mit den Wandlern laufen ging, sollten sie es wohl besser wissen.

„Was meinst du damit?“, fragte Gus. Der Nashornwandler war groß, wirklich groß – er war knapp zwei Meter groß –, aber sein Gesichtsausdruck schien eher besorgt als kämpferisch. Er fuhr mit einer großen blassen Hand über seine kahle Kopfhaut, während er seine blonden Brauen runzelte. „Wir bleiben auf dem Gebiet des Schwarms, und es ist alles in Ordnung, oder?“ Er konzentrierte sich auf Cornelius. „Die Gargoyles haben die Sicherheit wirklich erhöht, seit wir mit den Jägern kämpfen, stimmt’s?“

Cornelius, der zwar auch ein Nashornwandler war, war viel kleiner, etwas über eins achtzig, wie Nolan. Er nickte sofort. „Oh ja“, stimmte er lachend zu. „Auf keinen Fall würde Einan mir erlauben, in meinem gegenwärtigen Zustand auf dem Gelände herumzulaufen, wenn er nicht glauben würde, dass es hier sicher ist.“ Cornelius warf einen bedeutungsvollen Blick auf seine leicht gerundete Taille.

Nolan war sich nicht sicher, wie weit der Nashornwandler schon war, aber er schien glücklich darüber zu sein, dass er schwanger war. Für Nolan war es immer noch kaum zu fassen, dass Gargoyles ihre männlichen Gefährten schwängern konnten. Obwohl er in der paranormalen Welt aufgewachsen war und seinen Geist mit einem Paint Horse teilte, hätte er nie gedacht, dass dies möglich sein könnte.

Männer, die Babys austragen – so seltsam!

„Wirst du dich so verwandeln?“, fragte Taolma neugierig und betrachtete Cornelius’ Bauch mit einem Anflug von Sorge im Gesicht. „Ist es sicher?“

„Doc Perseus versicherte mir, dass ich mich in den ersten zwei Monaten meiner Schwangerschaft unbesorgt verwandeln kann“, antwortete Cornelius, obwohl er seine Hand schützend auf seinen Bauch legte. „Das heißt, ich habe noch zwei Wochen Zeit, bevor ich nicht mehr kann, also lasst uns loslegen.“ Dann packte er den Bund seiner Jogginghose, drückte sie nach unten und begann, sie mit den Füßen auszuziehen. Offensichtlich war das Bücken zu mühsam.

„Das ist es nicht“, rief Nolan schnell, als die anderen dasselbe taten, während Cornelius sich ins Gras hockte. Als die anderen ihn kaum ansahen, platzte er heraus: „Ich kann nichts riechen, also bin ich nicht imstande, Gebietsmarkierungen zu erkennen.“

Das erregte die Aufmerksamkeit aller. Während Cornelius bereits zu seiner Sumatra-Nashornform überging, hielten die anderen drei Männer, die gerade ihre Hosen falteten, inne. Die Fragen standen ihnen ins Gesicht geschrieben.

„Was meinst du damit?“, fragte Gus. Er war der Einzige, der noch eine Jogginghose trug, da er sich die Mühe gemacht hatte, zuerst die von Cornelius zu nehmen und zu falten. „Warum kannst du nichts riechen?“

Nolan schob seine Hände in die Taschen seiner verblichenen, locker sitzenden Jeans, als er seine Schultern hob. „Vor Jahren, als meine Herde herausfand, dass ich schwul bin, haben sie mich aus der Herde geworfen.“

Als Nolan innehielt und sich räusperte, streckte Gus die Hand aus und legte sie leicht auf seine Schulter. „Das ist leider eine vertraute Geschichte“, grollte er finster. Er rieb mit der Hand über Nolans Rücken und fügte hinzu: „Ich bin hoffentlich nicht nur optimistisch, wenn ich sage, dass ich glaube, dass sich das ändert … langsam.“

Nolan nickte. Zumindest war es beim Gargoyleschwarm kein Problem, schwul zu sein. Nach allem, was er gehört hatte, behaupteten die meisten dieser paranormalen Kreaturen, bisexuell zu sein. Es gab auch viele rein männliche Paare, die dort und in der Umgebung lebten.

„Als ich rausgeschmissen wurde, bin ich kaum mit dem Leben davongekommen“, sagte Nolan leise zu allen.

Seufzend dachte er an diese Zeit zurück, als er allein gewesen war und versucht hatte, sich von so vielen Verletzungen zu erholen, dass er nicht wusste, ob er es überhaupt überleben würde. Das Leben war ein täglicher Kampf gewesen.

„Ich hatte keinen Zugang zu medizinischer Behandlung“, erklärte Nolan, während er auf den Boden starrte, da er keinem ihrer Blicke begegnen konnte. „Oder viel Essen. Meine Wunden sind nicht richtig geheilt. Ich wusste nicht, warum ich meinen Geruchssinn nie wiedererlangt habe, bis ihr mich gefunden habt.“ Er zog seine Hände aus seiner Jeans und rieb über sein Gesicht, wobei er instinktiv die Narbe auf seinem Nasenrücken berührte, die bis über sein rechtes Auge verlief. „Perseus sagte, dass mein Siebbein gebrochen war. Es hat meinen Riechnerv durchtrennt und zu etwas geführt, das Anosmie genannt wird.“ Er schaute die anderen an und sah ihre Verwirrung, also erklärte er: „Ich habe meinen Geruchssinn verloren. So wurde ich erwischt. Ich musste mich verwandeln, meinen Hengst rauslassen und an dem Ort, an den ich dazu ging, … nun, ich wusste nicht, dass Leute da waren, als ich mich verwandelte, und ich …“

Als die Erinnerungen auf ihn einstürmten, schlang Nolan die Arme um seinen Oberkörper. Er senkte den Kopf und versuchte zu atmen. Schwarze Flecken schienen vor seinen Augen zu tanzen.

„Hey, entspann dich.“

Gus’ tiefe Stimme schien von ganz weit her zu kommen.

„Ruhig, Nolan. Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit.“

Massige Arme legten sich um Nolan und riesige Hände rieben über seinen Rücken auf und ab. Zuerst versteifte er sich. Doch als die Berührung nur weiterhin dem Versuch diente, ihn zu beruhigen, seufzte er und sackte gegen den kräftigen Rumpf. Nolan brauchte ein paar Sekunden, um sein Gehirn neu zu starten und sich darüber klar zu werden, dass es Gus war, der ihn tröstete.

Nolan seufzte tief. Er liebte das Gefühl, in den Armen gehalten zu werden. Es war so lange her. So sehr er sich in die Umarmung des riesigen Wandlers schmiegen wollte, wusste er, dass er es nicht tun konnte. Es stand ihm nicht zu.

Gus war verpaart.

Trotzdem konnte er nicht anders, als noch ein paar Sekunden die Freundlichkeit des Mannes zu genießen. Schließlich riss er sich zusammen und löste sich aus der Umarmung des Wandlers.

Nolan blickte auf und begegnete dem Blick des großen Mannes. Er bemerkte den besorgten Ausdruck auf dessen Gesicht und schaffte es, sich zu einem Lächeln zu zwingen. „Danke, Gus.“ Nolan bemerkte, dass er eine weitere Hand auf seinem Rücken spürte und drehte sich um, nur um Roland hinter sich stehen zu sehen, der ihn somit praktisch zur Füllung eines Nolan-Sandwiches machte. „Roland.“

Beide Männer nickten und traten zurück, wobei Roland nach links ging. „Schon in Ordnung, Nolan.“ Der Katzenwandler schenkte ihm ein gequältes Lächeln. „Gus und ich haben auch einige Dinge durchgemacht, also …“ Er hielt inne und zuckte die Achseln, sein Lächeln wurde traurig. „Sogar Cornelius und Taolma haben ziemliche Scheiße durchgemacht. Wir alle verstehen es.“

„Auf jeden Fall“, mischte sich Taolma mit einem Lächeln ein. Er griff hinüber und tätschelte Nolan die Schulter. „Und weißt du, wodurch ich mich immer besser fühle, wenn es mir mal nicht so gut geht?“

Nolan lächelte die Gruppe an. „Verwandeln und laufen, ähm …“ Er hielt inne, als er seinen Blick über den großen, schlanken, gut eins fünfundneunzig großen Körper des Mannes schweifen ließ. „Kriechen?“

Taolma warf den Kopf zurück und lachte. Die Bewegung zeigte die Muskeldefinition seiner Brust.

Nolan konnte sich nicht helfen, als er auf den dicken, weichen Schwanz des Mannes hinunterblickte, der über einem Paar schwerer Eier hing. Er riss seinen Blick davon los und ignorierte die plötzliche Hitze, die durch seine Adern schoss. Stattdessen machte er ein paar Schritte in Richtung Wald, während er sein T-Shirt über den Kopf zog.

Es ist einfach zu verdammt lange her, und Taolma ist jung und hübsch.

„Das ist die richtige Einstellung“, rief Roland fröhlich und tätschelte ihm die Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Wir werden nicht zulassen, dass du dich zu weit von uns entfernst.“ Er stieß Nolan mit der Schulter an, bevor er sich ins Gras hockte. „Wir werden nur ein oder zwei Stunden Spaß haben.“

Bevor Nolan sich eine Antwort überlegen konnte – wobei er sehr dankbar war, dass keiner der anderen Männer seinen Fauxpas bemerkt zu haben schien, spürte er, wie etwas gegen seine Hüfte stieß. Er blickte nach unten und entdeckte den Kopf eines – vergleichsweise – kleinen Nashorns, das ihn wieder anstupste. Er konnte nicht anders, als die Stirn des Tieres zu reiben. Die Haut fühlte sich dick und rau an, ein bisschen kratzig von den borstigen Haaren und sogar ein wenig holprig. Es war … seltsam, aber auch irgendwie cool.

„Zieh dich aus und verwandle dich, Nolan“, grollte Gus. Der Mann stand plötzlich neben ihm, und Nolan hatte nicht einmal gesehen, wie er sich bewegte. „Du kannst dich an Cornelius’ Nashorn als Pferd reiben, so viel du willst, und niemand wird sich daran stören.“

Es war ihm peinlich, erwischt worden zu sein, wie er die anderen Wandler bewunderte – unabhängig von den Gründen –, und Nolan nickte schnell. Er zog sich aus und verwandelte sich dann. Als er spürte, wie sich sein Körper ausdehnte, seine Gliedmaßen verzogen und seine Muskeln und Sehnen knirschten, wurde Nolans Hengst immer aufgeregter.

Es war viel zu lange her, seit er mit einer Gruppe gelaufen war.

Nachdem Nolan seine Paint Horse-Form erreicht hatte, schüttelte er seinen ganzen Körper. Dann sah er sich die anderen Tiere an, erstaunt über ihre Vielfalt. Gus’ weißes Nashorn war nicht nur sehr viel größer als das von Cornelius, er war auch ein Pferd – ein Beutetier –, das sich darauf vorbereitete, mit zwei Raubtieren zu rennen – einem Iberischen Luchs und einer großen Boa Constrictor.

Gerade als Nolan spürte, wie ein Anflug von Nervosität durch ihn lief, rieben sich seine neuen Freunde an seinem Pferdekörper und halfen ihm, sich zu beruhigen. Dann begaben sie sich alle in den Wald.

Kapitel 2

Craven erwachte schnell aus dem Tagschlaf, den er als Gargoyle in Form einer steinernen Statue hielt. Nachdem er aus der hockenden Position, in der er sich befunden hatte, aufgestanden war, hob er die Arme in Richtung des dunklen Himmels und breitete seine Flügel aus. Er streckte seinen Rücken und genoss das erste Recken am Morgen.

So gut!

Breit grinsend schaute Craven in die Dämmerung und betrachtete die Umgebung. Er nahm die Grautöne der sich verlängernden Schatten, das tiefe Grün und Braun der Bäume und des Grases wahr. Dann bemerkte er eine Bewegung zu seiner Rechten und entdeckte seinen Kumpel Kardamon, der gerade aufstand und sich nach seinem Tagschlaf ebenfalls herzhaft reckte.

Craven ging zum Rand des Daches und stützte die Hände in die Hüften. Als er über den Rasen hinwegschaute, entdeckte er einen Iberischen Luchs, der am Rande des Gartens über das Gras sprang. Er lächelte, als er zwei Nashörner sah, die dicht dahinter trotteten – eines war riesig, das andere, na ja … groß.

Als ein braun-weiß geschecktes Pferd am Rand der Baumgrenze auftauchte und innehielt, schossen Cravens Brauen hoch. Er sah interessiert zu, wie das Tier mit einem Ausdruck, den man nur als vorsichtig bezeichnen konnte, auf den Rasen schaute. Craven konnte nicht anders, er fand, dass das Pferd unbehaglich aussah.

Dann glitt eine Boa Constrictor an dem Pferd vorbei und schlängelte sich tatsächlich zwischen seinen Beinen hindurch. Das Pferd schien überhaupt nicht überrascht zu sein, was bedeutete, dass das Tier wahrscheinlich ein Wandler war und die Schlange kannte. Es senkte sogar den Kopf und sah die Schlange interessiert an, als sie an ihm vorbeihuschte.

„Ah, die Jungs waren unterwegs“, brummte Kardamon neben ihm und kündigte seine Anwesenheit an. Er klopfte Craven auf die Schulter, als er auf das Pferd zeigte. „Hey, sieh dir das an. Sie haben Nolan mitgenommen. Das ist fantastisch!“

„Nolan?“ Craven warf einen Blick auf seinen blau gefärbten Freund und konzentrierte sich wieder auf das Pferd. „Wer ist das?“

„Du hast Nolan noch nicht getroffen?“

Als Craven den Kopf schüttelte, zogen sich Kardamons Stirnkämme zusammen, ehe er nickte.

„Naja, ich kann nicht sagen, dass ich überrascht bin. Er ist der Pferdewandler, den der Schwarm aus dem Lagerhaus der Jäger gerettet hat. Er war in einer sehr, sehr schlechten Verfassung.“ Kardamon verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Er sieht jetzt gar nicht mehr so schlecht aus. Vielleicht immer noch ein bisschen dünn. Hat aber ein hübsches braun-weißes Fell.“

Eine seltsame Welle beschützerischer Eifersucht überkam Craven. „Isst er genug?“, fragte er sofort.

„Ich weiß nicht, Mann“, antwortete Kardamon und klang irgendwie amüsiert und gereizt zugleich. „Warum fragst du mich?“

Als Craven den Mund öffnete, um zu antworten, bemerkte er, dass sich das Pferd zu verwandeln begann. Die Beine des Wandlers falteten sich und er ließ sich auf seinem Bauch nieder. Zur gleichen Zeit verschwand sein Fell, sein Schweif schrumpfte und sein langes Gesicht verformte sich.

Craven fand es immer wieder faszinierend, wie Wandler sich von ihrer menschlichen in die tierische Form – oder umgekehrt – verwandelten. Er bekam nicht oft die Gelegenheit, offen zuzuschauen – schließlich waren die meisten Wandler verpaart. Es war unhöflich, den Liebhaber eines anderen Mannes zu beäugen, auch wenn es nur deshalb war, weil er die Verwandlung interessant fand.

Nach ungefähr einer halben Minute sah Craven, wie Nolan aufstand. Angesichts der Schönheit des schlanken Mannes vor ihm hätte er fast seine Zunge verschluckt. Wie Kardamon es zu seiner Pferdeform kommentiert hatte, war Nolan definitiv zu schlank, aber gemessen an der Breite seiner Schultern und der Muskeldefinition an seinen Armen und Beinen begann er wieder an Masse zuzulegen.

Craven starrte den Wandler an und sah zu, wie der Mann von dem bereits angezogenen Roland eine Jeans entgegennahm. „Ich erinnere mich nicht daran, ihn im Speisesaal gesehen zu haben“, murmelte er. „Du sagtest, er ist schon einige Monate hier?“

Kardamon tätschelte ihm die Schulter. „Ja, Mann. Ich werde mir etwas zu essen besorgen.“ Er breitete seine weißen Flügel aus, sprang vom Dach und neigte sie so, dass er zu einem Balkon im dritten Stock segelte.

Da die Wandler alle hineingegangen waren und der schöne Anblick somit verschwunden war, breitete Craven seine eigenen schwarzen Flügel aus und tat dasselbe. Er landete neben seinem Freund und stieß mit der Schulter gegen Kardamons. Sein Kumpel grinste breit, als er seinen Blick über ihn schweifen ließ und sein Gesichtsausdruck sich in ein wissendes Grinsen verwandelte.

„Wirst du Nolan ausfindig machen, Craven?“

Craven sah keinen Grund darin, es zu leugnen. Er fühlte sich von dem Mann angezogen, warum also nicht? Er nickte.

Zu Cravens Überraschung wurde Kardamon ernst. „Ich habe gehört, dass er ziemlich schreckhaft ist, besonders nach dem, was mit Zahma, Gabe, Tian und Roman passiert ist.“

Die Erwähnung dieser Männer brachte Cravens Gedächtnis in Gang. Er erinnerte sich vage daran, wie die beiden Gargoyles – Zahma und Gabe – neidisch geworden waren, weil Roman seinen Gefährten Tian gefunden hatte. Sie hatten versucht, jemanden dazu zu bringen, sich zwischen das Paar zu stellen, nur um für Scherereien zu sorgen.

Es machte Klick.

„Das war Nolan?“ Als Kardamon nickte, starrte Craven seinen Freund an. Einen Moment später bekam er seine Reaktion unter Kontrolle und schloss den Mund. „Wieso wusste er es nicht? Hat er dafür Schwierigkeiten bekommen?“

„Ich weiß die Antwort auf diese Fragen nicht, Craven. Ich habe mich nicht wirklich dafür interessiert“, sagte Kardamon. „Ich habe aber gehört, dass er viel Zeit in seinem Zimmer verbringt. Deshalb war ich überrascht, ihn zu sehen.“

Craven nickte langsam. Das erklärte auch, warum er Nolan noch nie begegnet war. Da Anführer Maelgwn – der Anführer ihres Schwarms – ein guter und fairer Herrscher war, war er auch ziemlich tolerant. Manchmal war er zu tolerant, und Gargoyles kamen mit irgendwelchem Scheiß davon, mit dem sie nicht durchkommen sollten.

Meiner Meinung nach jedenfalls.

Zahma und Gabe waren schon seit einiger Zeit so. Sie spielten anderen Gargoyles Streiche, schikanierten sie, wenn die Anführer nicht da waren, und stellten insgesamt so einiges an. Da sie wirklich gut darin waren, keinerlei Beweise zu hinterlassen, und sogar noch besser darin, so zu tun, als hätten sie nur harmlose Späße gemacht, bekamen die beiden nicht annähernd so viel Ärger, wie sie bekommen sollten.

Craven würde es niemandem zugeben, aber er hatte ein perverses Gefühl der Befriedigung darüber empfunden, dass sie wirklich bestraft worden waren. Er hatte gehört, dass Gabe bis auf weiteres in den Bereich Hauswirtschaft eingeteilt worden war. Zahma hingegen war dazu verdonnert worden, Roman in der Küche zu unterstützen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Roman darüber sehr erfreut war.

Darüber hinaus verbrachte Craven selten Zeit im Herrenhaus, wenn es nicht erforderlich war. Er holte sich sogar sein Essen im Speisesaal ab und nahm es mit in den Garten, um es dort zu essen. Es war einer der Gründe, warum er seine Aufgabe als Wächter liebte. Dadurch war es ihm möglich, viel draußen zu sein.

Craven machte es nicht einmal etwas aus, viele Stunden in der Winterkälte zu verbringen. Er liebte es, im Schnee zu spielen.

Trotzdem wollte Craven Nolan unbedingt offiziell kennenlernen. Vielleicht konnte er einen Platz finden, der nah genug war, um Hallo zu sagen. Er wollte zumindest nahe genug kommen, um ihn zu riechen. Dann würde er ihn später wieder finden können – nach seiner Arbeitszeit, da seine Schicht als Wache etwa fünfundvierzig Minuten nach Sonnenuntergang begann.

Mit seinen Gedanken voller Pläne hätte Craven beinahe Kardamon angerempelt, als der abrupt anhielt. Er blickte seinen Freund finster an, nur um dann zu lächeln, als er sah, warum er stehengeblieben war. Die Wandler, die sie draußen beobachtet hatten, standen vor ihnen und verabschiedeten sich.

„Es ist dein Glückstag“, murmelte Kardamon, als er zurücktrat. „Da ist ja das Objekt deiner plötzlichen Besessenheit.“ Er zwinkerte, ehe er breit grinste.

Craven hätte Kardamon finster angesehen, aber Nolan hatte seinen Blick gefesselt. Der Mann war aus der Nähe noch atemberaubender. Er bewunderte die schlanken Linien des Pferdewandlers und seine Finger zuckten mit dem plötzlichen Wunsch, über seine blasse Haut zu streichen.

Als Craven Nolans Augen bemerkte, schossen seine Stirnkämme überrascht hoch. Das linke Auge des Wandlers war blau, während sein rechtes braun war. Zusammen mit seinen hohen Wangenknochen und der Narbe am Nasenrücken, die über sein rechtes Auge lief und seine Braue unterteilte, hatte er ein wunderschönes, exotisches Aussehen, in dem Craven sich verlieren wollte.

Schließlich erreichte der Geruch des Pferdewandlers Craven. Er holte tief Luft, benutzte die Rezeptoren auf seiner Zunge und stöhnte fast. Sein Schwanz füllte sich so schnell, dass es ihm fast schwindlig wurde.

Bei den Göttern! Nolan ist mein Gefährte!

Wie zum Teufel hatte er ihn die ganze Zeit verfehlen können?

Das war etwas, was Craven verdammt schnell ändern wollte … aber wie sollte er sich ihm nähern?

Während Craven zusah, grinste Gus breit und nickte, dann machte er sich auf den Weg in den Flügel, in dem er mit seinem Gargoylegefährten Tible lebte. Taolma stieß mit der Faust gegen Nolans, als er sich verabschiedete, und ging dann den Flur entlang, der zum Eingang führte. Damit war Nolan mit Roland und Cornelius zusammen.

„Komm schon“, drängte Cornelius. „Ich bin am Verhungern! Du musst mit uns essen. Ich weiß, dass dein Hengst auch hungrig sein muss.“

Nolan wirkte unsicher und beäugte besorgt die Tür zum Speisesaal. „Ich weiß nicht“, murmelte er und runzelte die Stirn. „Vielleicht nehme ich mir einfach einen Teller mit in mein Zimmer.“

Craven hielt dies für die perfekte Eröffnung und trat um Kardamon herum, der sich an die Wand lehnte, was ihn wahrscheinlich außer Sichtweite der Gruppe brachte. Das war okay für Craven. Er lächelte, als er sich dem Trio näherte – Roland sagte Nolan nun leise, dass es gut für ihn und sein Tier sein würde, sich ihnen im Speisesaal anzuschließen.

„Hallo, Leute“, grüßte Craven und schloss den Abstand zwischen ihnen. Seine Stimme klang kratzig, denn sein Hals war trocken geworden, als er sich näherte. Nachdem er schwer geschluckt und ein wenig Feuchtigkeit in seine Kehle bekommen hatte, streckte er Nolan die Hand entgegen. „Hallo, Nolan. Ich bin Craven.“

Nolan sah zu ihm auf, seine Augen weit aufgerissen und seine Lippen geöffnet. Craven musste den Wandler nicht riechen, um zu wissen, dass er ihn geschockt hatte. Zu Cravens Freude streckte sein Gefährte aber dennoch die Hand aus.

Craven rieb mit dem Daumen über Nolans Handrücken, wo er seine Hand umfasste. „Es tut mir leid, dass ich bis jetzt keine Gelegenheit hatte, dich zu treffen“, sagte er und lächelte auf den kleineren Mann hinab. Er würde Nolan auf eine Körpergröße von ungefähr eins achtzig schätzen, etwa fünfundzwanzig Zentimeter kleiner als seine eigene Größe von etwas über zwei Metern. „Aber ich bin so erfreut, dass sich unsere Wege endlich gekreuzt haben.“

Sein Herz schlug wild in seiner Brust, als Craven sich fragte, wie es wohl wäre, Nolan an sich zu ziehen, und zu fühlen, wie er sich an seinen Körper schmiegte. Er wollte den Mann unbedingt kosten, aber Nolan, der versuchte, seine Hand zurückzuziehen, riss Craven aus seinen lustvollen Gedanken. Verwirrt ließ er ihn los.

„Ähm, e-es ist auch schön, dich zu treffen“, antwortete Nolan leise. Er steckte seine Hände in die Taschen seiner Jeans, als er ein wenig hin und her schaukelte. „Ähm, was …“ Er hielt inne und räusperte sich, schaute weg und dann wieder zurück.

Als Nolan Craven von oben bis unten musterte, erfüllte der berauschende Geruch seiner Erregung die Umgebung. Cravens Körper reagierte auf das erstaunliche Aroma und ließ seinen Puls rasen, sein Blut heiß werden und seinen Schwanz zucken. Vorsperma sickerte aus seinem Schaft und er betete, dass er keinen nassen Fleck hinterlassen würde.

Da es offensichtlich war, dass Nolan seine Zunge nicht finden konnte, schlug Craven vor: „Warum holen wir uns nicht beide ein Tablett? Dann können wir zu den Gärten gehen und dort essen. Ich esse auch nicht oft im Speisesaal.“ Er streckte die Hand aus und berührte leicht Nolans Hals. „Wir können uns kennenlernen.“ Als Craven Nolans Keuchen hörte, lächelte er hitzig. „Wir haben einige Dinge zu besprechen, meinst du nicht?“

Zu Cravens Überraschung trat Nolan tatsächlich einen Schritt zurück. Er schluckte schwer genug, dass sein Adamsapfel hüpfte. Sein Lächeln schien äußerst unsicher.

„I-ich, äh, nein, schon gut.“ Nolan trat einen weiteren Schritt zurück. „Es war aber super schön, dich kennenzulernen“, fuhr er fort, als er einen dritten Schritt von ihm weg trat. Nolan warf einen Blick zwischen Roland und Cornelius hin und her. „Danke für den Lauf, aber ich muss – ähm, ja.“ Dann drehte er sich um und floh.

„N –“, begann Craven in der Absicht, ihm nachzulaufen. Er wollte seinen Gefährten fragen und herausfinden, warum zum Teufel er weggelaufen war. Sie waren schließlich Gefährten, verdammt!

„Scheiße“, knurrte Roland, schlug Craven auf den Oberarm und erlangte seine Aufmerksamkeit.

Cravens Mund klappte auf, als er den wütenden Blick des Luchswandlers sah. Er hatte immer gehört, dass Tobias’ Gefährte ein süßer und freundlicher Mann war, der die Ecken und Kanten des ernsthaften Zweiten milderte. Der Mann, der ihn anstarrte, schien jedenfalls nicht sehr süß.

„Warum musstest du dich wie eine läufige Hündin auf ihn stürzen?“, fragte Roland kalt. „Weißt du, wie schwer es war, Nolan endlich für einen Lauf aus seinem Zimmer zu kriegen, geschweige denn ihn dazu zu bringen, auch nur darüber nachzudenken, mit uns in den Speisesaal zu gehen?“

Verwirrt und geschockt konnte Craven nur den Kopf schütteln, aber Roland schien keine Antwort zu brauchen. Er fuhr bereits fort.

„Fast zwei Wochen!“, sagte der Luchswandler und trat dichter an Craven heran. Er stieß Craven mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Dann musstest du auftauchen und all meine harte Arbeit vermasseln. Was ist los mit dir? Schon zu lange her, seit du flachgelegt wurdest?“

„Langsam, Ro“, mischte sich Cornelius ein, packte Roland und drängte ihn einen Schritt zurück. „Ich bin sicher, Craven hat eine Erklärung.“ Der Nashornwandler hielt seinen Arm um die Schultern des kleineren Katzenwandlers, während er seinen schmaläugigen Blick auf Craven richtete. „Nicht wahr? Möchtest du etwas mit der Klasse teilen?“

„Genau der richtige Weg, Nolan zum Davonlaufen zu bringen“, kommentierte Kardamon mit amüsiertem Ton, als er Craven angrinste. „Nach allem, was ich dir gesagt habe, machst du dich so an ihn ran?“

Craven sah zwischen den Männern hin und her und betrachtete ihre unterschiedlichen Mienen – Rolands Gesicht zeigte Verärgerung, Cornelius’ Erwartung und Kardamons Belustigung. Ohne dass Nolans köstlicher Geruch seinen Verstand lahmlegte, wurde Craven klar, wie dumm er gewesen war. Trotzdem gab es etwas, das er wirklich nicht verstand.

„Nolan ist mein Gefährte“, murmelte Craven und sah sich in der Gruppe um. „Er ist ein Wandler. Warum hat er mich nicht erkannt?“

Kardamon schien überhaupt nicht überrascht zu sein. „Herzlichen Glückwunsch“, sagte er und klopfte Craven auf den Rücken.

„Oh.“ Rolands geflüstertes Wort wurde von Cornelius’ Summen fast übertönt.

Rolands Gesichtsausdruck verwandelte sich sofort in einen Ausdruck von Sorge und Kummer. Er tauschte einen Blick mit Cornelius aus. Der Nashornwandler verzog das Gesicht und schaute dann in die Richtung, in die Nolan verschwunden war.

„Nun, das macht die Dinge komplizierter.“ Cornelius konzentrierte sich für einige Sekunden wieder auf Craven und sah dann Roland an. Seine nächsten Worte kamen flüsternd heraus, aber Craven hörte sie trotzdem. „Heißt das, wir können es ihm sagen, oder nicht?“

„Ich weiß nicht“, murmelte Roland zurück. „Vielleicht sollten wir zuerst mit unseren Männern reden.“

„Worüber redet ihr zwei?“

Craven spürte, wie seine Frustration zunahm. Nolans Freunde versteckten etwas … etwas, das seine Paarung beeinflussen würde. Er wusste es einfach.

„Sagt es mir“, forderte Craven und starrte die beiden an. „Warum sollte ein Wandler vor seinem Gefährten davonlaufen?“ Er runzelte die Stirn, als ihm ein Gedanke kam. „Er ist doch nicht mit jemandem verbandelt, oder?“

Machten Zahma oder Gabe mit Nolan rum? Er hatte keinen Gargoyle an dem Wandler gerochen, aber das bedeutete nicht –

„Nein! Nein, natürlich nicht“, versicherte Cornelius. „Es ist nur privat und persönlich, und wir wollen sein Vertrauen nicht missbrauchen.“ Cornelius ließ Rolands Schultern los, drehte sich um und griff nach dem Türgriff des Speisesaals. „Kommt. Lasst uns mit unseren Gefährten darüber sprechen, damit wir herausfinden können, wie wir dir am besten helfen.“

Als Cornelius in den Speisesaal vorausging, fügte er über die Schulter hinzu: „Oh, Glückwunsch.“ Sein Lächeln wurde verschmitzt, als er seinen Blick über Craven schweifen ließ. „Ich denke, du bist genau das, was unser liebes Pferd braucht.“

Craven hoffte es, verdammt noch mal.

Kapitel 3

Nolan zitterte, als er das kalte Wasser abstellte. Unter dem kühlen Strahl hatte es volle fünf Minuten gedauert, bis seine Erektion unter Kontrolle war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so hart gewesen war.

Genau das brauche ich. Mich von einem heißen Gargoyle angezogen fühlen, der einfach nur nett zu mir war.

Auch wenn Nolan seine eigene Erregung nicht riechen konnte, wusste er, dass andere Paranormale dazu fähig waren. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so verlegen gefühlt hatte. Zumindest war er ein Gargoyle, also würde der gutaussehende, orangefarbene Paranormale nicht beleidigt sein – hoffentlich.

Bisexuell, erinnerte sich Nolan.

Vielleicht wäre er ja an etwas Spaß interessiert.

Nolan ignorierte diese verräterische Stimme in seinem Kopf. Er sollte nicht einmal den Gedanken haben, sich auf jemanden einzulassen. Das letzte Mal, als er das getan hatte, war die ganze Situation zu einem Desaster geworden.

Zumindest hatte dieses Fiasko gezeigt, dass Zahma und Gabe nicht seine Freunde waren.

„Halt dich an andere Wandler“, murmelte Nolan vor sich hin. „Man kann anderen Paranormalen nicht vertrauen, egal wie nett sie zu sein scheinen.“

Das Bild von Cravens tiefgrünen Augen und seinem warmen Lächeln kam ihm in den Sinn. Als er eine Jogginghose über seine nackten Beine zog, erinnerte er sich an den breiten Oberkörper und die muskulösen Gliedmaßen der Kreatur. Der Mann war über einen halben Kopf größer als Nolans mit seinen eins achtzig.

Ist er glatte zwei Meter groß? Ein paar Zentimeter mehr?

Und seine Flügel!

Nolan lehnte sich gegen die Kommode, schlang die Arme um sich und fragte sich, wie sich diese riesigen schwarzen Flügel anfühlen würden, wenn sie um ihn gewickelt wären. Obwohl die Gliedmaßen ledrig wirkten, sahen sie auch irgendwie weich aus. Würden sie sanft über seine Haut gleiten? Oder vielleicht wären sie rau und holprig wie die Haut eines Gargoyles.

Nolan schüttelte seine Gedanken ab, riss die Augen auf und seufzte frustriert. Es war so verdammt schwer, die Worte und Gesichtsausdrücke der Leute zu interpretieren, wenn er sie nicht riechen konnte. Er wusste nicht, wie Menschen das machten.

Wie können Menschen jemandem vertrauen?

Nolan schüttelte den Kopf und nahm ein T-Shirt aus einer Schublade. Sein Magen knurrte und lenkte ihn ab. Mit seinem T-Shirt in der Hand ging er zur Gegensprechanlage im Wohnzimmer. Er zögerte mit dem Finger über dem Knopf, der eine Verbindung zu der Küche herstellen würde.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752129625
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Januar)
Schlagworte
gestaltwandler wandler gay bücher gay romance gay fantasy gargoyle Roman Abenteuer Fantasy Romance Liebesroman Liebe

Autor

  • Charlie Richards (Autor:in)

Charlie begann im Alter von acht Jahren mit dem Schreiben von Fantasy-Geschichten und als sie mit neunzehn ihren ersten erotischen Liebesroman in die Finger bekam, erkannte sie ihre wahre Berufung. Jetzt konzentriert sie sich auf das Schreiben von homoerotischen Romanen, zumeist aus der Kategorie Paranormal, mit Helden jeglicher Art.
Zurück

Titel: Das Vertrauen seines Hengstes gewinnen