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Du wirst nicht glauben, was mir alles passiert ist - ein Igelabenteuer

von Streckov (Autor:in)
20 Seiten

Zusammenfassung

Ein kleiner Igel lebt mit seiner Mutter und zwei Geschwistern am Rande einer Wiese. Weil er sehr neugierig ist, erlebt er immer wieder aufregende Situationen und erfindet neue Spiele. Plötzlich gerät er unfreiwillig in Gefahr. Dabei hilft er heldenhaft anderen Tieren und gewinnt dadurch neue Freunde. Eine liebevolle und spannende Geschichte mit selbst gestalteten Bildern, die Verbindungen zu realen Kindererlebnissen herstellt. Auch für jüngere Kinder ist sie hervorragend als Vorlesegeschichte geeignet.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Du wirst nicht glauben, was mir alles passiert ist…

Ein Igelabenteuer


Eine illustrierte Geschichte

für Kinder ab der Grundschule

von

Streckov




Es war einmal eine Igelmutter, die hatte drei Igelkinder. Da sie jedes Jahr nach der Paarungszeit drei bis fünf Kinder bekam, machte sie sich nicht die Mühe, jedem neuen Kind einen eigenen Namen zu geben. Stattdessen benannte sie jedes Kind nach einem Buchstaben im Alphabet. Dieses Jahr begann die Mutter wieder mit den ersten Buchstaben und so rief sie ihre Kinder A-chen, B-chen und C-chen. Sie wohnten in einem geräumigen Erdloch, das wohl früher mal von einem Feldhasen gebuddelt, aber dann verlassen wurde. Für die mehrköpfige Igelfamilie bot das Erdloch sehr viel Platz. Es war darin warm und trocken und lag innerhalb eines niedrigen Grashügels, in der Mitte einer großen grünen Wiese. 


*


Heute fegte ein lautes Unwetter mit Blitz und Donner über das Land. Riesige Wolken hingen schwarz und bedrohlich tief über der Wiese. Dicke Regentropfen trommelten auf die Erde, wie wenn das Wasser aus einer Riesengießkanne ausgeschüttet wird. Die Igelfamilie blieb deshalb in ihrer Erdhöhle, die dick mit Moos ausgepolstert und darum sehr gemütlich war. Allerdings hätte C-chen viel lieber die Landschaft draußen beobachtet, denn er war sehr neugierig. So ein Unwetter hatte er nämlich bisher noch nicht erlebt. Immer wieder schlich er vorsichtig in Richtung der Erdlochöffnung, aber nach jedem Blitz flitzte er schnell zu seinen Geschwistern, die sich eng an die Mutter kuschelten. Kurz nach jedem Blitz rumpelte es nämlich immer so fürchterlich laut, dass die Kinder erschrocken zusammenzuckten und sich dann noch ängstlicher zusammenkuschelten. „Ihr müsst vor dem Donner keine Angst haben“, sagte die Igelmutter. „Wirklich gefährlich bei so einem Unwetter ist nur der Blitz, deshalb gehen wir auch solange nicht nach draußen, bis es nicht mehr blitzt und donnert.“ Das Unwetter bewegte sich allerdings nur sehr langsam weiter. Um die Kinder zu beruhigen und auf andere Gedanken zu bringen, erzählte die Mutter ein paar lustige Schlechtwetter-Geschichten. Die hatte sie erlebt, als sie selbst noch ein Kind war. So verging allmählich die Zeit. Nach und nach zog das Unwetter langsam weiter und der Donner wurde immer leiser. Mittlerweile waren die Kinder müde und rollten sich zum Schlafen auf ihren Bettchen aus Moospolstern zusammen. Den ganzen Tag nichts tun kann auch sehr anstrengend sein. C-chen freute sich schon darauf, wenn er endlich wieder bei schönem Wetter durch die Wiese toben kann. 


*


Am nächsten Tag war es draußen immer noch trüb und sehr windig. Über dem Eingang des Erdlochs zogen am Himmel dicke Wolken hinweg. Immerhin waren sie nicht mehr schwarz, sondern nur noch grau. Ab und zu linsten ein paar Sonnenstrahlen durch die seltenen Wolkenlücken. Die Wipfel der nahe gelegenen Bäume bogen sich bei jedem Windstoß und herab fliegende Blätter raschelten über das dichte Gras der Wiese. Die Igelkinder tobten laut draußen umher und die Mutter hatte Mühe ihnen zu zeigen, wo die meisten Schnecken und Regenwürmer zu finden waren. Nach dem ganzen gestrigen Tag in der Erdhöhle waren sie nämlich hungrig aber auch froh, dass sie endlich wieder im Freien spielen konnten. Nach einer Weile hatten sie genug Futter gefunden und sich satt gefressen. Die Mutter machte sich auf den Rückweg in das Erdloch, um dort für Ordnung zu sorgen. Die Kinder durften noch eine Weile im hohen Gras spielen. Etwas später rief sie nach ihnen, aber es kamen nur A-chen und B-chen zurück. „Wo habt ihr denn C-chen gelassen?“, fragte die Mutter ihre Kinder. „Keine Ahnung!“, antworteten die zwei. „Wir haben gerade Verstecken gespielt. Solange bis du gerufen hast. Dann sind wir gleich hierher gekommen. Anscheinend hat C-chen dich nicht gehört!“ Na gut, dachte sich die Mutter. Der wird bestimmt auch gleich kommen wenn er merkt, dass die anderen beiden nicht mehr nach ihm suchen.


Es war schon mindestens eine Stunde vergangen, aber C-chen war immer noch nicht daheim. Die Mutter machte sich langsam Sorgen. Plötzlich hörte sie ein lautes Kratzen und Fiepsen am Eingang des Erdlochs. Erschrocken rannte die Mutter nach oben und erblickte dort ein großes Blättermonster, das sich gerade ins Innere hineinzwängen wollte. Aus dem Blätterbüschel ragte vorne die Nase von C-chen heraus und weiter hinten waren zwei Augen erkennbar, die die Mutter hilfesuchend anblickten. „Wo warst du denn solange?“, rief sie vorwurfsvoll, musste aber dann doch schmunzeln bei diesem lustigen Anblick. 

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„Du wirst nicht glauben, was mir passiert ist!“, rief C-chen und versuchte, sich von den vielen Blättern zu befreien, die sich auf seine Stacheln gespießt hatten. Die Mutter half ihm und während dessen erzählte er ihr, dass er auf der Suche nach einem guten Versteck plötzlich über einen Stein gestolpert und in ein tiefes Schlammloch gefallen war. Zum Glück war der Schlamm schon ziemlich fest. „Das Loch war so tief und voll mit Blättern und immer, wenn ich nach oben über den Rand klettern wollte, brach ein Teil des Randes ab und ich fiel wieder herunter und landete auf meinem Rücken und ich hatte Mühe, mich wieder umzudrehen und an meinen Stacheln hängten immer mehr Blätter und dadurch war ich so schwer, dass ich kaum noch aus dem Loch klettern konnte und dann fiel wieder ein Stück vom Rand nach unten und ich landete wieder auf meinem Rücken und dann hatte ich noch mehr Blätter an meinen Stacheln und dann fiel wieder ein Stück vom Rand nach unten, aber diesmal direkt neben mich und dadurch konnte ich dann höher klettern und noch höher und irgendwann war ich dann endlich oben, aber dann kam ein starker Wind und schubste mich den Hügel hinunter und dadurch hängten sich noch mehr Blätter in meine Stacheln und dann und dann…“. C-chen japste nach Luft, weil er so schnell und aufgeregt geredet hatte. Mittlerweile hatte ihn die Mutter von den Blättern befreit und schob ihn sanft in das Erdloch hinein. „Na, du machst ja Sachen!“, sagte sie zu ihm. „Zum Glück hast du es alleine geschafft. Ich habe mir wirklich schon Sorgen gemacht! In Zukunft bleibst du in der Nähe deiner Geschwister, damit sie dich hören und Hilfe holen können, wenn wieder so etwas passiert! Verstanden?“. C-chen nickte, sagte „Ja, Mama“ und hörte, wie er von A-chen und B-chen ausgelacht wurde. „Oh nein! Das Schlammmonster hat sich aus dem Blättermantel befreit!“, riefen sie laut und versteckten sich gackernd unter ein paar Moospolstern. C-chen ärgerte sich darüber, rollte sich missmutig in seine Moosmulde und reagierte nicht weiter auf die Hänseleien seiner Geschwister. Irgendwann schlief er dann ein und träumte davon, wie er über ein tiefes Schlammloch ein riesengroßes grünes Blatt legte. Anschließend rammte er kleine Stöckchen ringsum durch den Blattrand in die Erde und hüpfte laut lachend auf dem gespannten Blatt wie auf einem Trampolin auf und ab. So lange, bis ihm schwindelig wurde… 


*


Der nächste Tag war so neblig, dass sich sogar die nahe gelegenen Bäume hinter einer weißen dunstigen Wand versteckten. Auf jeder Grashalmspitze schaukelten ein paar Wassertropfen. Die feuchte Luft roch nach Moos und nasser Erde. „Oh!“, rief die Igelmutter. „Heute kochen die Hasen wieder Suppe!“. Sie schmunzelte, als A-chen fragte „In echt?“ und B-chen meinte: „Da kommt bestimmt auch die ganze Verwandtschaft zum Essen! So doll, wie das hier dampft“. C-chen setzte sich auf die Hinterbeine, hob die Vorderpfoten in die Luft, spähte in die Ferne und sagte: „Ich dachte immer, wenn es so neblig ist rauchen die Eichhörnchen Pfeife und der Qualm fällt danach zu uns herunter auf die Wiese!“. Die Geschwister fingen an zu kichern. Die Mutter witzelte, dass die Eichhörnchen zum Glück wohl nur Wasser aus ihren Pfeifen pusten würden. Ansonsten müssten ja sonst alle in der Gegend herumhusten, sobald sie den Nebel einatmen. A-chen und B-chen lachten lauthals los und kugelten sich dabei auf dem Boden hin und her. Beleidigt drehte sich C-chen von ihnen weg. Dabei bogen sich ein paar Grashalme zur Seite, die sofort ihre Wassertropfen auf die Igelfamilie fallen ließen. Laut kreischend rannten die Kinder in verschiedene Richtungen davon. „Bleibt zusammen und lauft nicht soweit weg!“, rief die Mutter ihnen nach. „Nur bis zu den Bäumen, sonst findet ihr nicht mehr zurück!“. Sie hörte ein mehrstimmiges „Ja Mama!“. Kurz danach waren die Kinder komplett im Nebel verschwunden und tobten durch die Wiese. Sie kreischten jedesmal vergnügt, wenn sie beim Berühren von Grashalmen eine Ladung Wasser abbekamen. 


Die Igelmutter machte sich auf die Suche nach Essen und kehrte schließlich eine Stunde später zurück in die Erdhöhle. Es dauerte nicht lange, bis auch A-chen und B-chen wieder nach Hause zurückkehrten. C-chen war allerdings nicht mit dabei. Die Mutter machte sich natürlich Sorgen, weil es in so dichtem Nebel immer schwierig ist, sich zu orientieren. „Hoffentlich hat er sich nicht verlaufen“, sagte sie. Nach einer Weile überlegte sie sich, ob sie nicht besser nach C-chen suchen sollte, als es plötzlich am Höhleneingang fiepste und laut jammerte. Die Mutter lief sofort nach oben und erblickte einen Apfel mit vier kleinen Igelbeinen darunter. „Na sag mal, was hast du denn angestellt?“, fragte sie C-chen. 

Bild 2



„Mama, du wirst nicht glauben, was mir passiert ist! Vorhin sah ich einen dunklen Schatten an mir vorbei auf den großen Apfelbaum huschen und ich dachte mir, das ist bestimmt ein Eichhörnchen und ich wollte wissen, ob es wirklich eine Wasserpfeife auf dem Baum rauchen will und deshalb wollte ich hinterher auf den Baum klettern, aber als ich schon ein Stückchen oben war, bin ich abgerutscht und hab mich aber schnell beim Herunterfallen zusammengekugelt, aber ich bin nicht im Gras, sondern auf einem Apfel gelandet und als der Apfel zusammen mit mir auf eine Seite fiel habe ich versucht, wieder auf die Beine zu kommen und plötzlich ist noch ein Apfel auf meinen Rücken gedonnert, genau auf den anderen drauf und dann steckten meine Stacheln so tief im ersten Apfel drin, dass ich mich nicht mehr allein befreien konnte und ich habe es aber trotzdem geschafft, wieder auf die Beine zu kommen, obwohl der Apfel ganz schön schwer ist und dann und dann…“. Er hörte auf zu reden und japste laut nach Luft. In der Zwischenzeit kamen die Geschwister neugierig nach oben und fingen beide laut zu lachen an, als sie den auf C-chen aufgespießten Apfel sahen. Die Mutter zog fest daran und hatte vor lauter Anstrengung schon einen ganz roten Kopf. Mit einem Ruck löste sich der Apfel plötzlich und kullerte zur Seite. Sie fiel nach hinten, landete auf ihrem Rücken und schaukelte ein paarmal hin und her. A-chen und B-chen lachten noch lauter und sangen gackernd: „C-chen der Apfelschreck! Reisst sogar die Mama weg!“. Die Mutter drehte sich wieder auf ihre Beine und sagte schwer atmend: „Was machst du denn nur für Sachen! Jetzt aber ab nach unten!“. C-chen ärgerte sich über seine Geschwister, weil sie ihn immer noch auslachten. Unten angekommen ging er in das Eck mit seiner Moosmulde und rollte sich schlecht gelaunt darauf zusammen. Eigentlich war er noch gar nicht müde, aber er hatte keine Lust darauf, sich von seinen Geschwistern weiter ärgern zu lassen. Diesmal dauerte es eine Weile bis er müde wurde. Endlich schlief er ein. In seinem Traum war er ein gefeierter Zirkuskünstler, der Kunststücke zeigte und dabei auf Äpfeln balancierte. Nach jedem gelungenen Kunststück bekam er tosenden Applaus von seinen Zuschauern und wurde nach seiner Darbietung groß gefeiert. 

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739448305
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (April)
Schlagworte
Illustrationen Bilder Igel Abenteuer Kinder Vorlesen Geschichte Familie Grundschule

Autor

  • Streckov (Autor:in)

Jahrgang 1965. Schon als Kind machte sich meine kreative Ader bemerkbar, die bis zum heutigen Tag anhält. Meine künstlerischen Ideen drücken sich aus in zahlreichen Zeichnungen, Fotografien, Buchillustrationen, aber auch in diversen Gestaltungen. Seit den 1980er Jahren etablierte sich mein Künstlername STRECKOV. Unter diesem Pseudonym veröffentliche ich seither meine Werke, die unter anderem auch in diversen privat veranstalteten Kunstausstellungen zu sehen waren.
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