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Vanilla is for Ice Cream

In seiner Hand

von Kaye Pearson (Autor:in) Jennifer J. Grimm (Autor:in)
204 Seiten

Zusammenfassung

Ich kann ihn nicht aufhalten. Malia Endlich gelingt es mir, mein Leben als Politikertochter und gleichzeitig meinen unliebsamen Verlobten hinter mir zu lassen. Meine Freiheit währt jedoch nur kurz - nach einer leidenschaftlichen Nacht wache ich in einem Kellerloch auf. Wer ist mein Kidnapper wirklich? Ganz sicher nicht der attraktive Lehrer, den er vorgegeben hatte zu sein. Und warum bringt mich sein dominantes Verhalten um den Verstand? Gregory Für meinen Auftraggeber entführe ich Malia und es läuft alles nach Plan. Die Anziehungskraft, die meine Beute auf mich ausübt, ist jedoch alles andere als alltäglich und ich beginne, meinen privaten Spaß an der Sache zu haben. Doch schnell steht das Leben meines neuen Spielzeuges auf der Kippe. Ich will es behalten. Das kann mich alles kosten. Einzelband (202 Taschenbuchseiten) von Kaye Pearson, der Autorin des Bestsellers Wicked League - Der Regent.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

 

 

 

 

CHAPTER EINS

Vanilla is for icecream

 

Wie immer, schulde ich einigen Menschen für dieses Buch meinen Dank.

Fürs Motivieren, fürs Rücken freihalten, fürs gemeinsam schreiben.

Meiner Familie - ganz besonders meinem König der Geeks.

Und wie immer meiner Schreibfamilie, den Wortkunst-Ladys.

Danke, dass es euch gibt!

 

Copyright 2019 Kaye Pearson

c/o Ballreich

Frankfurterstrasse 16b

58553 Halver

 

kaye-pearson@dark-romance-boooks.de

 

Alle Rechte vorbehalten.

Lektorat: T.K. Moon

Coverdesign: Bookish Goodie Factory

 

Besuche die Autorin online:

www.fb.com/KayePearsonDarkRomance

www.dark-romance-books.de

 

Kapitel 1

Malia

 

Der Anblick ließ mich schlucken und für einen Moment fühlte ich mich eingeschüchtert, bezweifelte, dass meine Entscheidung die richtige gewesen war. Die Highschool, die ich ausgewählt hatte, gehörte zu den kleineren im Bundesstaat, darüber war ich mir zuvor im Klaren gewesen. Jetzt rannen feine Schweißperlen über meinen Rücken. Ich hasste fremde Orte wie die Pest. Solch überschauliche Orte, bei denen meine Anonymität verschwand, noch mehr. Tief durchatmend umklammerte ich die Papiere in meiner Hand fester. Hier begann mein neues Leben und dieses Mal würde es niemand ruinieren. Dieses Mal nicht.

Die Schüler, denen ich auf dem Weg ins Sekretariat begegnete, beäugten mich neugierig. Ich sah ihnen an, dass sie nicht wussten, in welche Schublade sie mich stecken sollten. In dem knielangen Rock und der schwarzen körperbetonten Bluse ging ich sowohl als Abschlussschülerin wie auch als junge Lehrerin durch. Ich hob den Kopf, straffte die Schultern und ignorierte das enge Gefühl in meiner Brust.

Im Verwaltungstrakt fand ich das Sekretariat sofort. Das gesamte Gebäude war einfach zu klein, um sich darin zu verlaufen. Der Stuhl hinter dem ordentlichen Schreibtisch war verlassen. Ich nahm auf einem der Stühle neben der Tür Platz und wartete. Mein Rock rutschte hoch, entblößte mehr von meinem Schenkel, als schicklich war. Glücklicherweise war ich immer noch alleine im Raum. So bemerkte niemand, dass meine Strumpfhose keine Strumpfhose war. Stattdessen bedeckten schwarze, oberschenkelhohe Strümpfe meine Beine. Schnell zupfte ich den Stoff wieder zurecht. Morgen würde ich wieder auf eine meiner Jeans umsteigen. Nach dem Aufwachen war mir der Rock irgendwie als eine gute Idee erschienen.
Mit jeder Minute, die verging, wurde ich unruhiger. Wenn das noch länger dauerte, verpasste ich direkt meine erste Unterrichtseinheit als Referendarin. Da ich am Vortag stundenlang im Stau gestanden hatte, hatte ich die Einführungsstunde zwangsweise auslassen müssen.

 

Eine knappe viertel Stunde später stand ich auf. Irgendwo musste ich doch jemanden finden können, der mir wenigstens einen kurzen Abriss über die Abläufe geben konnte, bevor ich in die Höhle der Löwen gestoßen wurde. Ich hatte mich bestens auf meine erste Stunde vorbereitet, doch mir fehlten die Insider-Infos anderer Lehrer. Als ich den Raum verließ, kam mir eine untersetzte Dame entgegen, die in ihren Händen eine Tasse mit Kaffee und einen Teller mit Keksen hielt. Neidvoll starrte ich die dampfende Kaffeetasse an. Der Kaffee konnte nur besser sein, als die Brühe aus dem Motel, in dem ich die Nacht verbracht hatte. Wie befürchtet hatte ich noch keine Wohnung gefunden. Da mein Vater mein Vorhaben nicht unterstützte, musste ich mit dem Geld auskommen, welches ich angespart hatte.
"Oh, sie sind sicher die Neue!", sagte sie. In diesem Moment ertönte das Läuten der Schulglocke. Es war schwer meinem Drang, die Augen zu verdrehen, zu widerstehen. Jetzt würde ich garantiert zu spät kommen.
"Ja, ich bin die Neue", nickte ich und folgte ihr zurück in das Sekretariat, wo sie ihre Beute auf dem Tisch ablegte.
"Dann herzlich Willkommen an unserer überschaubaren Institution. Ich bin Ms. Warren." Sie schob eine der mit grauen Haaren durchzogenen Locken hinters Ohr und kramte aus einer Schublade einen Papierstapel, den sie mir über die Tischplatte reichte. "Ich bring sie zu ihrer ersten Stunde", sagte sie und ihr Blick genügte, um mir zu zeigen, dass sie nicht besonders scharf darauf war, ihren heißen Kaffee allein zurück zulassen.


»Schon gut.« Ich winkte ab und zeigte ihr mein bestes Lächeln. »Sagen sie mir wo ich hin muss, dann finde ich es bestimmt alleine.« Es war keine gute Idee, es sich direkt am ersten Tag mit der Sekretärin zu verscherzen. Diese Frau war sozusagen die Eintrittskarte, der Heilige Gral. Sie kannte jeden, hatte einen Überblick über alles was an Klatsch und Tratsch abging. Wenn ich eine einzige Sache von meinem Vater gelernt hatte, war es, dass man solche Menschen besser zum Freund hatte.

»Sicher?« Sie war im Zwiespalt. Gefangen zwischen mir und ihrem kalorienhaltigen Frühstück. Ich jedenfalls wusste, wofür ich mich im Zweifelsfall entschieden hätte. Deshalb nickte ich zur Bekräftigung, um ihr die Entscheidung zu erleichtern.

»Ganz sicher.«

Mit ihrer Wegbeschreibung im Hinterkopf machte ich mich auf den Weg durch die mittlerweilen leeren Gänge. Die Schüler befanden sich alle im Unterricht und mir begegnete keine Menschenseele, bis ich vor dem richtigen Raum ankam. Die Tür war geschlossen und es drang nicht das übliche Stimmengewirr hervor, was mich verwunderte. Ich öffnete die Tür, ohne anzuklopfen. Bei meinem Eintreten wurde es noch stiller, als es ohnehin schon war und alle Augen waren auf mich gerichtet.

Auch der Mann, der am Pult vor der versammelten Menge stand. An dem Platz, an dem ich eigentlich stehen sollte. Oh verdammt. Ich ertappte mich dabei, wie ich diesen unfassbar heißen Kerl für einige Sekunden anglotzte, bevor ich meine Worte wieder fand.

»Ich… ähh… muss mich im Raum geirrt haben… Entschuldigen sie die Störung«, stotterte ich und floh mit geröteten Wangen aus dem Raum. Im letzten Moment erinnerte ich mich daran, die Tür hinter mir zu schließen. Gegen die Wand gelehnt schnappte ich nach Luft. Ich wusste nicht, was mit mir los war. So wie dieser Mann mich gerade angesehen hatte ... Ich könnte schwören, dass alleine sein Blick dafür gesorgt hatte, dass mein Höschen feucht wurde. Gut, dass ich überhaupt eines an hatte.

Nachdem ich mich einigermaßen gefasst hatte und nicht pausenlos an die dunklen Augen des Lehrers denken musste, machte ich mich auf den Weg zurück zum Sekretariat. Ms. Warren sah irritiert auf, als ich wieder in ihr Büro platzte. Vor ihr standen Kekse, von denen sie im Mundwinkel einen Krümel hängen hatte. »Ich glaube, das war der falsche Raum. Dort hielt schon jemand seine Unterrichtsstunde ab.«

»Unterrichtsstunde?«, quatschte sie mir nach und wirkte noch verwirrter. »Du bist keine neue Schülerin?«

Ich verschluckte mich beinahe an meiner Spucke. Mir war bewusst, dass ich für mein Alter jung aussah, doch ich hatte gedacht, mit meiner Kleidung einen seriösen Eindruck zu machen. Anscheinend hatte ich mit dem Gedanken falsch gelegen, wenn mich die Sekretärin mit einer Schülerin verwechselte.

»Ich bin die neue Referendarin«, erklärte ich und strich mir die Haare hinters Ohr. Kein Wunder, dass der Saal bereits mit diesem - zugegebenermaßen heißen - Lehrer besetzt war.

»Oh«, gab Ms. Warren von sich und kratzte sich verlegen am Kopf. »Verzeihung, da hab ich sie tatsächlich für unsere neue Schülerin gehalten. Dabei sind sie Miss Sawyer, die neue Referandarin für Deutschunterricht? Oh wie peinlich. Da muss ich mich wohl bei Mr. Coleman entschuldigen, dass sie wegen mir seinen Unterricht gestört haben.« Sie stand auf und wischte sich einen imaginären Kekskrümel vom knielangen Rock. »Tut mir wirklich Leid«, entschuldigte sie sich und umrundete ihren Tisch. »Ich werde sie zu ihrer Klasse bringen. Diesmal wird uns da kein Missgeschick mehr passieren, Miss Sawyer.« Sie lächelte und deutete mit der Hand zur Tür. Tatsächlich geleitete sie mich nun zu den Schülern, an denen ich zum ersten Mal meine Lehrfähigkeiten in der Praxis ausüben würde.

Nach dem Unterricht sammelte ich die Bücher und Arbeitsblätter vom Lehrerpult ein und stopfte sie in die Umhängetasche. Es hatte Spaß gemacht, endlich mein Wissen praktisch weiter zugeben. Meine Klasse war wirklich nett und hatte es mir leicht gemacht, mich zum ersten Mal in die Rolle als Lehrperson einzufinden. Einer der Studenten packte seine Sachen auffallend gemächlich in seinen Rucksack. Erst als sich die Atmosphäre im Raum veränderte, schob Benjamin hastig den Träger seines Rucksacks über die Schulter und eilte aus dem Raum. Überrascht blickte ich auf. Zuerst machte er extra langsam und dann rannte er davon, als sei der Teufel hinter ihm her?

Mein Blick folgte ihm. An der Tür erkannte ich, weshalb er es plötzlich eilig gehabt hatte. Mr. Coleman, der Lehrer, dessen Unterricht ich am Morgen gecrasht hatte, stand in der Tür. Und seine Ausstrahlung … Ich musste schlucken. Irgendetwas an ihm wirkte unglaublich finster und dennoch brachte sein Blick meinen Unterleib zum prickeln.

Reiß dich zusammen, Malia! Schließlich schenkte ich ihm ein unverbindliches Lächeln und nickte ihm zu, bevor ich den Träger meiner Tasche über meine Schulter schob und in Richtung Tür ging. Er kam mir entgegen.

»Miss Sawyer«, begann er mit rauer Stimme. »Sie haben meine Schüler heute sehr verwirrt mit ihrem überraschenden Eindringen in meinen Unterricht.«

Meine Füße traten automatisch einen Schritt zurück, so nah kam mir Coleman plötzlich. Als ich aufsah, konnte ich die winzigen Bartstoppeln auf seiner Haut erkennen.

»Tut mir leid. Ms. Warren dachte, ich bin Schülerin und hat mich in den falschen Raum geschickt«, erklärte ich ihm und verhaspelte mich unter seinem durchdringenden Blick.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gregory

 

An der Highschool als Lehrer angenommen zu werden war unfassbar leicht gewesen. Mein Blick glitt über die Schüler, die konzentriert auf ihre Arbeitsblätter starrten. Nahezu erschreckend, wie verzweifelt Lehrpersonal gesucht wurde. Anscheinend hatte niemand meine Referenzen überprüft. Sonst wäre aufgefallen, dass ich noch nie im Leben als Pädagoge gearbeitet hatte und jedes Dokument in dieser Hinsicht gefälscht war. Aber immerhin sehr gut gefälscht. Darren erledigte seine Arbeit immer gründlich. Deshalb durfte er mir bei solchen Angelegenheiten immer zur Seite stehen. Seine Papiere hatten mich noch nie enttäuscht.

Ich seufzte lautlos. Der Job war im Vergleich zu dem was ich üblicherweise beruflich trieb, unfassbar langweilig. Ich war nun den zweiten Monat im Dienst und verbrachte meine Tage damit, so zu tun, als könnte ich den Teenagern etwas über Informatik beibringen. Die Schülerinnen waren wirklich süß, aber das war es auch schon. Sie waren wahrscheinlich nicht halb so unerfahren, wie ich annahm, doch mein Beuteschema war ein anderes. An einer Highschool würde ich nicht das finden, was mich anmachte. So weit ging mein Fetisch nun echt nicht.

Ich erhob mich, strich mir die dunklen Haare aus der Stirn und klatschte in die Hände, um meinen Schülern klar zu machen, dass die Zeit für die Bearbeitung ihrer Aufgaben nun um war. Gerade als ich damit loslegen wollte, die Aufgaben aufzulösen, als die Tür ohne vorheriges Klopfen geöffnet wurde. Automatisch blickte ich zu der Person, die sich hinein verirrt hatte. Endlich. In meinem Inneren breitete sich eine tiefe Zufriedenheit aus, gefolgt von freudiger Erregung. Die Jagd konnte beginnen.

Ich sah der hübschen Malia zu, wie sie stotternd versuchte sich zu erklären - nachdem sie mich angestarrt hatte, als wüsste sie, was ich geplant hatte. Doch das war unmöglich. Ich gehörte zu den Besten in meinem Metier und meine Opfer erfuhren erst, was ihnen blühte, wenn es zu spät war.

 

Scheinbar ungerührt führte ich den Unterricht vor, doch meine Gedanken kreisten um den peinlich berührten Ausdruck in Miss Sawyers Gesicht, als sie bemerkt hatte, dass sie hier falsch war. In meiner Hose regte sich etwas. Fuck! Das konnte nicht wahr sein. Ich war doch kein Sechzehnjähriger mehr! Damit niemandem meine Erregung auffiel, nahm ich wieder hinter dem Lehrerpult Platz. So besonders war die Frau auch nicht, sagte ich mir. Kein Grund direkt bei dem Gedanken an ihren Körper einen Ständer zu bekommen. Meine Neugier hatte sie allerdings nun auch in privater Hinsicht geweckt. Ob ich es mir gönnen konnte ein wenig mit ihr zu spielen, bevor ich dem Wunsch meines Kunden folgte und damit meinen Job erledigte? Bevor ich das Risiko einging, wollte ich mehr über sie herausfinden. Erst jetzt bemerkte ich die Stille im Klassenzimmer. Ich sah von meinem Buch auf und blickte in abwartende Gesichter.

»Ja?«, sagte ich. Anscheinend hatte ich eine Frage überhört. Zeit mich wieder auf meine Schüler zu konzentrieren.

 

Nach meiner Stunde fand ich dank Ms. Warren heraus, wo Malia ihren Unterricht abgehalten hatte. Sie entschuldigte sich unendlich viele Male dafür, dass sie Malia aus versehen in meine Stunde geschickt hatte. Mit einer Handbewegung wischte ich ihre Entschuldigung beiseite. Es war nicht nötig so einen Aufriss zu machen, nur weil mein Unterricht für einige Sekunden gestört worden war. Ich eilte durch die Schule und betrat dann den Raum, in der Hoffnung Malia alleine zu erwischen. Ein Schüler saß noch auf seinem Platz und packte seine Sachen derart langsam ein, dass er einer Schildkröte Konkurrenz bot. Nachdem er mein Eintreten bemerkt hatte, beeilte er sich plötzlich. Das lag sicher nicht an dem finsteren Blick, den ich ihm zuwarf. Nein, ganz sicher nicht.

Malia sah auf. In ihrem Gesicht spiegelten sich für den Bruchteil einer Sekunde die widersprüchlichsten Emotionen wieder. Sie bekam sich schnell wieder unter Kontrolle und schenkte mir ein Lächeln, das wohl unverbindlich wirken sollte. Auf mich wirkte es jedoch, als kippte sie Öl ins Feuer.

»Miss Sawyer«, begann ich, meine Stimme klang rauer als üblich. Nachdem ich ihr auftischte, wie sehr ihr Erscheinen meine Schüler durcheinandergebracht hatte, wirkte sie noch nervöser und spielte mit den Fingern am Träger ihrer Umhängetasche herum.

»Tut mir leid, Ms. Warren dachte, ich bin Schülerin und hat mich in den falschen Raum geschickt«, erklärte sie und verhaspelte sich unter meinem Blick. Ich war verwirrt. Während meiner Recherche hatte ich Malia Sawyer als vorlaute, störrische Frau kennengelernt. Verwöhntes Einzelkind mit dem Hang zu falschen Freunden, Affäre mit Politikerkollegen ihres Vaters, gab einen Scheiß darauf, was andere von ihr hielten. Erst vor wenigen Monaten hatte sich ihr Verhalten geändert. Ich wusste nicht was geschehen war, doch im Leben der vorher so selbstbewussten Frau war etwas geschehen, was dafür gesorgt hatte, dass sie in ihrer Heimat alle Zelte abgebrochen und sich in die Pampa verzogen hatte. Hierher. Es wurmte mich zugegebenermaßen etwas, dass ich nicht herausbekommen hatte, woher dieser Sinneswandel kam. Ich würde es herausfinden, ganz sicher.

»Unsere liebe Sekretärin ist also schuld … So, so.« Ich senkte den Kopf und musterte sie von oben bis unten. »Kein Wunder. Du könntest wirklich als kleine, unschuldige Schülerin durchgehen.« Zwinkernd schob ich meine Hände in die Hosentaschen. Ich musste das Verlangen sie anzufassen unterdrücken. Ihre großen blauen Augen in Kombination mit der hellen Haut … Sündhaft. »Aber stille Wasser sind tief, oder Malia?«, fügte ich hinzu und war gespannt, wie sie darauf reagieren würde.

Sie räusperte sich und ich konnte ihr ansehen, wie irritierend sie meine Frage fand. Absichtlich hatte ich ihren Vornamen benutzt, damit meine Worte noch intimer klangen.

»Ich muss los.« Das kleine Biest entschied sich dafür, meine Äußerung zu ignorieren und wollte mich umrunden. Ich ergriff ihren Arm, ehe sie zur Tür hinaus schlüpfen konnte.

»Als Entschuldigung, dass du meinen Unterricht gestört hast, könnten wir gemeinsam zu Mittag essen. Was hältst du davon?« Bevor die süße Beute in meiner Hand mir eine Antwort geben konnte, erklang Cramers Stimme. Mit Mühe unterdrückte ich ein Knurren. Ich hasste den Kerl. Er war so brav und hielt sich freudig an alle Regeln, die es gab. Außer dem ungeschriebenen Gesetz, dass man seine Kolleginnen nicht vögeln sollte. Mit seinen blonden Beachboy-Haaren und einem charmanten Grinsen bekam er beinahe jede Lehrerin ins Bett. Auf mich wirkte er so schleimig, dass ich das Bedürfnis hatte ihn umzubringen. Ich hatte meine seltenen Gefühlsregungen jedoch meist gut unter Kontrolle. Das war der einzige Grund, weshalb der Schleimbeutel noch lebte. Aber jetzt, wo er mich mit Malia störte, hatte der Gedanke mir das noch einmal zu überlegen etwas für sich.

Ich setzte mein Lächeln wieder auf und ließ ihren Arm los.

»Miss Sawyer hat sich bereits mit mir zum Mittagessen verabredet, Gregory«, wagte der Lügner zu behaupten.

Kapitel 2

Malia

 

»Miss Sawyer hat sich bereits mit mir zum Mittagessen verabredet, Gregory.«

Hatte ich das? Ich blickte zu dem großen, blonden Mann, der sich zu uns gesellte. Mit ihm zu essen, schien mir bedeutend weniger aufregend zu sein. Also genau das, was ich in diesem Moment brauchte. Aufregung hatte ich genug hinter mir. Ich nickte bestätigend. »Tut mir leid, Mr. Coleman.« Ich blieb absichtlich beim Sie und konnte Coleman ansehen, dass ihm das missfiel.

»Vielleicht das nächste Mal.«

»Vielleicht«, entgegnete er, legte den Kopf leicht schief und zog einen Mundwinkel hoch. Er sah mich dabei an.

Bevor meine Libido mich dazu brachte, meine Aussage zu revidieren, umfasste ich den Griff meiner Tasche fester und verließ an der Seite des fremden Lehrers den Raum. »Danke«, murmelte ich und hob die Schultern. Ich vergewisserte mich, dass wir außerhalb von Colemans Hörweite waren, und sprach weiter. »Ich bin Malia Sawyer, die neue Referendarin für …«

»Deutsch als Fremdsprache«, vervollständigte der Blonde den Satz und grinste mich an. »Diese Highschool ist zu klein, um Fragen offen zu halten. Wahrscheinlich weiß selbst unser Hausmeister, der sich den ganzen Tag im Keller rumdrückt, was für eine hübsche Frau hier fortan ein und ausgeht.« Er blieb stehen und hielt mir die Hand hin, bevor sein Kompliment mich verlegen machen konnte. »Mark Cramer. Ich unterrichte Mathematik.« Ich ergriff seine Hand und erwiderte den angenehmen Händedruck.

»Und nehmen sie es Mr. Coleman nicht übel«, fügte er hinzu, während er mich zur Kantine dirigierte. »Er kann schönen Wesen schwerlich widerstehen. Leider ist er dabei manchmal ein wenig … unsensibel.«

Unsensibel. Fast schnaubte ich laut. Das war noch gelinde ausgedrückt. Doch ich konnte nicht leugnen, dass Coleman eine unglaubliche Anziehungskraft auf mich ausübte. Auch wenn ich es besser wissen sollte - mein Körper hatte wenig Lust auf Vernunft. Ich musste nur dafür Sorge tragen, dass mein Kopf diesmal die besseren Argumente hatte und verhinderte, dass ich ins Verderben rannte.

»Ich bin eigentlich schlagfertig, aber Mr. Coleman hat mich überrumpelt«, gab ich zu. Weniger seine Worte, als das unnachgiebige Auftreten. Ich schluckte. Keine gute Idee, weiter über den Kerl nachzudenken. Mit jedem Gedanken an ihn prickelte es zwischen meinen Oberschenkeln.

Ich folgte Mark zur Essensausgabe, wo er mir ein Plastiktablett in die Hand drückte. Das Schnattern der Schüler, Gekicher, scharrende Stühle überforderte meine Sinne für einen Moment. Ich fokussierte die Aufmerksamkeit auf das Essen, das mir die Frau hinter dem Tresen schwungvoll auf den Teller schob. Tief einatmen. Langsam schaffte ich es, die lauten Geräusche auszublenden.

»Alles Okay?«

Ich hob den Kopf. Mark sah mich an, in seinen Augen einen Hauch irritierter Sorge. »Klar«, behauptete ich und lächelte. »Warum umklammerst du dann dein Tablett wie einen Rettungsring?« Mein Blick folgte seinem. Tatsächlich klammerten sich meine Finger fest um den Plastikrand, meine Knöchel traten weiß hervor. Sofort lockerte ich den Griff.

»Es ist alles in Ordnung«, wiederholte ich und ging mit dem Tablett an ihm vorbei. Er kaufte es mir nicht ab, zuckte aber nur mit den Schultern. Nach wenigen Schritten rief er mir etwas hinter her.

»Malia, hier geht es lang.« Als ich mich umdrehte, nickte er mit dem Kopf zu der Tür, die zum Aufenthaltsraum für die Angestellten führte. Mit Peinlichkeiten konnte ich heute wirklich dienen, dachte ich und folgte ihm.

Wir betraten einen Raum, dessen Dekoration wohl davon ablenken sollte, dass es ein kleines fensterloses Zimmer war. Selbst die gepunkteten Papierdeckchen auf den Tischplatten und die Zimmerpflanzen in ebenso knallig bunten Übertöpfen verbesserten das einengende Gefühl nicht. Während ich Mark folgte, dabei mein Tablett zwischen eng gestellten Tischen und Stühlen vorbei balancierte, nickte ich dem anderen Lehrpersonal, welches neugierig aufsah zu. In Zukunft würde ich meinen Lunch woanders zu mir nehmen, beschloss ich in diesem Moment. Enge Räumlichkeiten konnte ich nämlich genauso leiden wie übermäßig lautes Stimmengewirr und Leute, die beim Essen reden wollten. Überhaupt nicht.

Dennoch nahm ich gegenüber von Mark Platz. Vielleicht fand ich durch ihn noch etwas über Coleman heraus. Ob er wirklich ein Weiberheld war wie Mark angedeutet hatte? Ich rammte die Gabel in den Nudelauflauf vor mir. Verdammt! Ich musste meiner Neugier unbedingt einen Riegel vorschieben, obwohl ich bereits bei dem Gedanken an Colemans entschlossenes Grinsen ein Flattern in der Magengegend verspürte. Was hätte ich ihm geantwortet, wenn Mark nicht wie ein strahlender Ritter zu meiner Rettung geeilt wäre?

 

Das Essen verlief wie der restliche Unterricht, den ich am Nachmittag hatte: nett, aber unspektakulär. Mark war wirklich ein sympathischer Mann, der ohne jeden Zweifel Interesse an mir zeigte. Allerdings, und das war ihm gegenüber schon ein wenig unfair, verglich ich ihn bereits jetzt mit Coleman. Obwohl ich versuchte, mir den Kerl aus dem Kopf zu schlagen, schlich er sich ständig wieder in meine Gedanken.

Nach dem Unterricht hatte ich einen Termin bei Ms. Warren. Die Tür zum Sekretariat war geschlossen, also lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und schloss die Augen für ein paar Sekunden. Der Tag hatte gut angefangen, aber mittlerweile war ich wirklich erschöpft. Dennoch reizte der Gedanke in das muffige Motelzimmer zurück zukehren, mich kein bisschen. Ich musste unbedingt eine Wohnung finden. Es lag nicht an meinen Ansprüchen, doch eine Kleinstadt wie diese, hatte an freien Wohnungen kein besonders großes Angebot. Kichern drang durch die geschlossene Tür. Drei Sekunden später wurde sie geöffnet. Ich stieß mich von der Wand ab.

»Ms. Warren hat jetzt Zeit für dich.« Coleman nickte mir zu und schritt dann, seine Tasche schulternd, an mir vorbei. Ich konnte dem Drang nicht widerstehen und sah ihm nach. Er war kein muskelbepackter Kerl, das perfekt sitzende Hemd verriet aber, dass er durchaus trainiert war. Ich zwang mich dazu, den Blick abzuwenden, bevor er mich dabei erwischte, wie ich ihm hinterher gaffte. Bevor ich zur Sekretärin hinein trat, atmete ich beruhigend durch.

»Miss Sawyer«, begrüßte sie mich überschwänglich und deutete auf den Stuhl vor ihrem Tisch. Ihre Wangen waren gerötet und als ich sie ansah, bemerkte ich, wie sie verlegen den Blick senkte. Anscheinend ließ Coleman seinen Charme wirklich überall spielen.

»Ms. Warren«, entgegnete ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Wie befürchtet zog sie einen Stapel Papier hervor, während ich mich auf dem gepolsterten Wippstuhl niederließ.

»Ich muss noch Papierkram mit ihnen erledigen. Aber verraten sie mir doch vorher, wie ihr erster Tag war?« Sie stand auf und ging um den Schreibtisch herum. »Möchten sie auch einen Kaffee, Liebes?«

Ich nickte. »Kaffee klingt himmlisch.«

Sie verließ den Raum. Erneut fielen mir die Augen zu und ich erlaubte mir, sie geschlossen zu lassen, bis ich Schritte hinter mir hörte. Ich setzte mich auf. Ms. Warren trat mit einem kleinen Tablett auf den Schreibtisch zu und stellte es neben dem Papierstapel ab.

»Bedienen sie sich«, ermunterte sie mich und nahm auf der anderen Seite des Tischs Platz.

»Danke.« Ich griff nach einer der beiden Tassen, auf denen das Logo der Universität abgebildet war. Den Zucker ließ ich links liegen, dafür kippte ich einen Schluck Milch in meinen Kaffee. Sogar an Kekse hatte die Frau gedacht. Spontan verliebte ich mich ein wenig in sie.
Während ich an einem der Haferkekse knabberte, unterhielten wir uns. Innerhalb einer halben Stunde erfuhr ich, dass sie Barbara mit Vornamen hieß, einen 12-Jährigen Sohn hatte und seit 4 Jahren geschieden war. Im Gegenzug erfuhr sie ein wenig über mein Privatleben, ich schaffte es jedoch, sie mit oberflächlichen Details abzuspeisen. Schnell duzten wir uns.
»So Malia, lass uns jetzt die Formulare ausfüllen, dann können wir beide nachhause«, sagte Barbara mit einem Blick auf die Uhr über der Tür. Ich nickte, auch wenn ich es nicht eilig hatte, ins Motelzimmer zurückzukehren. Noch einmal genoss ich den mittlerweile lauwarmen Kaffee, bevor ich mich den Formularen widmete.
Nach den ersten beiden Feldern, in denen ich meine Personalien angeben musste, sah ich auf. »Kann ich die Adresse später ausfüllen? Oder soll ich da tatsächlich die Anschrift meines Motels eintragen?«
Barbara sah von ihrem PC-Bildschirm zu mir hinüber. »Du hast noch keine Wohnung gefunden?«
Seufzend bestätigte ich ihre Vermutung. »Es gibt kaum welche. Schon gar keine, die ich mit dem Referandariatsgehalt bezahlen kann.«
Sie nickte mitfühlend und starrte nachdenklich in die Luft. »Warte mal.« Innerhalb von Sekunden stand sie auf und rauschte aus dem Raum. Irritiert sah ich ihr hinterher. Dann wandte ich mich wieder den Formularen zu, um ihre Abwesenheit sinnvoll zu nutzen.
Gute zehn Minuten später kehrte sie zurück und hielt einen metallenen Gegenstand in der Hand. »Tadaaaa«, grinste sie mich an und ich erkannte, dass es sich um einen Schlüssel handelte. »Wofür ist der?« Ich nahm ihn und sah sie fragend an.

»Wir haben momentan noch Zimmer im Schülerwohnheim frei. Ich habe mit dem Schulleiter gesprochen und er ist damit einverstanden, dass du vorübergehend dort wohnen kannst.« Sie ging zum Schrank in der Ecke des Raums und zog ein Blatt Papier heraus. »Du solltest aber weiter nach einer Wohnung suchen. Wenn ein Schüler das Zimmer braucht, müssen wir dich leider rausschmeißen.« Sie zwinkerte mir zu, umkringelte auf dem Blatt etwas mit Textmarker und hielt es mir hin. »Da musst du hin. Es ist nicht schwer zu finden, aber ein Stückchen zu laufen. Der Park der Stadt schließt direkt daran an«, erklärte sie und deutete auf der Kopie einer Karte auf den Kringel, den sie mit Pink gemalt hatte.
»Du bist ein Engel", seufzte ich und nahm das Blatt an mich. Sehr ungewöhnlich für mich, dass ich jemanden ins Herz schloss - vor allem so schnell. Doch Barbara war wirklich ein herzensguter Mensch und sie liebte ihren Job. Das merkte man ihr an und der Schlüssel in meiner Hand war der Beweis. »Danke. Wirklich. Das Motel hat echt furchtbaren Kaffee." Sie lachte, dann scheuchte sie mich aus ihrem Büro.

»Geh. Du hattest einen langen Tag und solltest dich ausruhen.«
»Ich bring dir die restlichen Papiere morgen vorbei.« Sorgfältig schob ich die Formulare in meine Tasche und stand auf. »Bis morgen!«
Als ich das Universitätsgebäude verließ, atmete ich tief ein. Die frische Luft tat gut. Langsam spazierte ich zu meinem Wagen. Mein Plan sah folgendermaßen aus: Ich würde schnell mein Zeug im Motel holen und mit dem Nötigsten das Zimmer im Studentenwohnheim beziehen. Den Rest würde ich am nächsten Tag irgendwann auspacken.
Als ich den Mann erblickte, der sich gegen den dunkelroten Volvo lehnte, wurden meine Schritte schwerfälliger. Coleman? Ich schluckte, hob jedoch den Kopf und versuchte mir die Unsicherheit, die sich in diesem Moment in mir ausbreitete, nicht anmerken zu lassen.

Gregory

 

»Was tun sie denn noch hier?«", fragte sie mich und holte aus der Jackentasche ihren Autoschlüssel. Aus ihrer Stimme hörte ich offene Abneigung heraus. Ich hob den Kopf und ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. Was mein Auftreten in ihr auslöste, konnte ich nur erahnen, aber ich glaubte nicht, dass sie mir dermaßen abgeneigt war, wie sie tat. Ich stieß mich von ihrem kleinen Auto ab und kam der süßen Malia entgegen.

»Ich wollte dafür sorgen, dass du Mark Cramer direkt wieder vergisst.«

Sie zog die Augenbrauen zusammen und hob den Kopf, um mir ins Gesicht zu blicken. »Und das sollte ich warum tun, Mr. Coleman?«

Malia benutzte meinen Nachnamen, was mich zugegebenermaßen etwas wurmte. Unzufriedenheit machte sich in mir breit.

»Weil Cramer langweilig ist?« Ich zuckte mit den Schultern und streckte die Hand nach ihr aus. Bevor meine Finger ihren Arm berührten, trat sie unwillkürlich einen Schritt zurück. Das kleine Biest umrundete mich und ich ließ sie gewähren. Um sie in Sicherheit zu wiegen.

»Vielleicht finde ich langweilig ja gerade sehr gut«, murmelte sie, als sie die Fahrertür erreichte. Obwohl sie leise sprach, hörte ich es. So eine Lügnerin! Schon im Klassenzimmer hatte ich gemerkt, was meine direkten Worte in ihr auslösten. Was Lügen anging, war meine Toleranzschwelle unfassbar niedrig. Ich packte ihren Oberarm und zerrte sie herum, bis sie gezwungen war, mich aus ihren großen Augen anzusehen.

»Du kleine Lügnerin«, brachte ich heraus und drückte sie mit dem Rücken gegen ihren Wagen. Atemlos starrte sie mich an. »Am liebsten würde ich dir hier und jetzt den Arsch für deine Lügen versohlen«, knurrte ich in ihr Ohr.

Erst dann begann sie, sich halbherzig zu wehren. »Lass mich los oder ich schreie!«

Ich lachte und machte keine Anstalten meine Finger von ihr zu lösen.

»Du willst also behaupten, dass ich dich kein bisschen errege? Glaubst du, mir ist dein Blick vorhin entgangen?«

Aus zusammengekniffenen Augen sah sie mich unverwandt an. Diesmal wagte sie es anscheinend nicht, mir erneut eine Lüge aufzutischen. »Lass. Mich. Los«, wiederholte sie stattdessen ungehalten.

»Mark hat wohl doch Recht«, rutschte es ihr ein paar Sekunden später heraus.

Ich zog eine Augenbraue hoch und trat einen Schritt zurück. »Womit?« Das Mark mit ihr über mich geredet hatte, irritierte mich. »Im Grunde hat er nett formuliert, dass sie ein Weiberheld sind.« Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und entriegelte das Fahrzeug, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

»Das erzählt der liebe Mark also. Er selbst ist natürlich ein Heiliger.« Schnaubend schüttelte ich den Kopf. Der eigentliche Weiberheld, der sich durch die Reihen der Lehrerinnen vögelte, behauptete, ich wäre wie er? Ich beugte mich noch einmal zu Malia hinunter. »Du solltest nicht alles glauben, was hier getratscht wird.« Gebannt erwiderte sie meinen Blick. In ihren blauen Augen hätte ein gefühlvollerer Mensch als ich versinken können.

»Keine Sorge.« Ihre Stimme klang rau. »Ich kann mir gut mein eigenes Urteil bilden, Mr. Coleman.« Ihr Tonfall … Dieses Mal trieb sie es mit ihrer Frechheit zu weit. Ehe sie erkannte, was ich vorhatte, schlang ich in einer fließenden Bewegung meinen Arm um ihre Hüfte und sorgte dafür, dass sie meinen Körper an ihrem spüren konnte. Sie hatte keine Chance mir zu entkommen. Bevor sie schreien konnte, presste ich meinen Mund herrisch auf ihren, packte sie mit der anderen Hand im Nacken und küsste sie. Ich hörte, wie ihre Tasche neben uns auf dem Boden aufkam, während ich ihren hektischen Atem spürte.

Damit hatte ich sie. Sie hätte es wahrscheinlich nie zugegeben, ich spürte es an der Art, wie ihre halbherzigen Abwehrbewegungen nachließen. Meine Zunge schob sich zwischen ihre Lippen und eroberten ihren Mund. Und tatsächlich… das kleine Luder erwiderte das Zungenspiel. Meine Finger glitten an ihrer Seite nach unten, bis ich den Saum ihres Faltenrocks erreichte. Was sie wohl darunter trug?

»Au!«, knurrte ich, als ihre Zähne sich in meine Unterlippe bohrten. Mit einem lauten Fluch zog ich mich zurück. Die Berührung an ihrem Oberschenkel war zu viel gewesen. Malia nutzte die Gunst der Stunde, packte ihre Tasche und sprang in ihr Auto. Ohne die Tasche abzulegen, verriegelte sie als Erstes die Wagentüren. Mit der Zunge befühlte ich meine Unterlippe, die etwas anschwoll. Kleines Biest. Hektisch legte sie den Rückwärtsgang ein und fuhr den Wagen aus der Parklücke. Ich sah ihr hinterher und es erfüllte mich mit Zufriedenheit, dass sie in den Rückspiegel sah und mir einen Blick zuwarf. Grinsend wischte ich mir das Blut von der Unterlippe. Mit ihr würde ich noch meine Freude haben. Ich mochte Frauen, die sich nicht sofort hingaben und sich zierten. Letztendlich bekam ich sie doch herum, die Jagd machte aber Spaß.

Ich ging gemächlich über den Parkplatz und stieg in meinen Jeep. Mein Interesse an Malia war eigentlich rein geschäftlich. Um den Job an der Highschool hatte ich mich beworben, damit ich mich ihr langsam annähern konnte. Doch Miss Sawyer war verspätet zu ihrem Referendariat gekommen, da sie unerwartet einen Trauerfall in der Familie gehabt hatte und man ihr Aufschub gewährt hatte. Für mich hatte dies bedeutet knappe zwei Wochen ein Thema zu unterrichten, ohne jemals vor einer Klasse gestanden zu haben. Ich war der Beste in meinem Job, galt als anpassungsfähig und deshalb hatte ich auch das geschafft, ohne Misstrauen zu erregen. Meine Lust mich weiter als Lehrer auszugeben, war allerdings an ihrem Tiefpunkt angelangt. Ich war in meiner Branche gelandet, weil ich keinen Bock auf die üblichen 0815-Jobs mit mieser Bezahlung hatte. Jetzt, da Malia aufgetaucht war, konnte ich mich darum kümmern, meinen Auftrag zu erfüllen. Mein Kunde, William Foster, war ein spielsüchtiger Aktienanleger mit viel mehr Glück als Verstand. Für ihn sollte ich aus Malias Vater Informationen herausbekommen. Da Sawyer sich bisher wenig kooperationsfreudig zeigte, würde ich in Kürze meine vorangegangenen Drohungen wahr machen. Er war ein waschechter Politiker. Dachte immer er wäre im Recht und wusste nicht, wann eine Grenze überschritten war. Ich allerdings wusste, dass meine Geduld und auch die meines Auftraggebers kurz vorm Zerreißen stand. Seine Tochter war das perfekte Druckmittel, um an die Informationen zum Verbleib von Fosters Halbbruder zu bekommen. Mehr wusste Foster nämlich nicht. Nur von der Tatsache, dass seine Mutter einen Jungen geboren hatte, der ihr sofort weggenommen worden war.

Ob er zur Adoption freigegeben oder verkauft worden war oder mit seinen mittlerweile 14 Jahren ein Leben in einem Kinderheim fristete, hatten wir bisher nicht erfahren. Anscheinend wusste nur Sawyer, was mit dem Jungen geschehen war.

Ich fuhr zu der Wohnung, die ich mir in der Nähe gemietet hatte. Sie war zu groß für mich alleine, doch etwas Kleineres hatte ich auf die Schnelle nicht gefunden. Ich parkte mein Auto vor dem Mehrfamilienhaus und grüßte den alten Mr. Black, der wie immer vor dem Haus auf seinem Schaukelstuhl saß und schlimmer als ein Wachhund das Haus bewachte. Hätte er herausgefunden, was meine Absichten sind, der ehemalige US-Veteran hätte mich ohne zu zögern platt gemacht. Ich mochte ihn irgendwie. Für einen gesetzestreuen Menschen hatte er eine gute Einstellung. Er nickte mir zu, als ich die Stufen zur Veranda mit einem großen Schritt nahm. Das Holz knirschte unter meinen Füßen. Ich durchtrat die offene Haustür und lief die Stufen bis zum Dachgeschoss hoch. Innen angekommen, warf ich den Schlüssel auf eine der Kommoden im Flur und ließ mich danach auf die Couch fallen. Die Wohnung bestand aus einem weitläufigen Zimmer, an das Bad und Küche angrenzten. Durch die riesigen Fenster schien das nachmittägliche Sonnenlicht und am Liebsten wäre ich sofort mit dem Gedanken an Malia Sawyers Arsch unter der Dusche verschwunden. Leider musste ich zuerst meinem Auftraggeber Bericht erstatten. Malias Erscheinen würde ihn sehr erfreuen. Ich zog mein Notebook unter dem Sofa hervor und während das Mail-Programm sich öffnete, wählte ich über das Handy Musik aus. Das Apartment besaß in jedem Raum Boxen, welche ich einzeln ansteuern konnte. Ein Luxus den ich vermissen würde, wenn die Sache hier erledigt war. Und das würde bald sein.

As I Lay Dying hallte aus dem Badezimmer bis zu mir hinüber. Perfekt. Ich tippte eine knappe Nachricht an Foster, um ihn über Malias Auftauchen zu informieren und schob das Notebook, paranoid wie ich war, wieder unter die Couch zurück. Die Chance dass mich jemand hier vermutete und Rache an mir üben wollte, war schwindend gering. Auf dem Gerät befanden sich aber einige meiner wichtigsten Arbeitsmaterialien, und auch wenn alles ausreichend verschlüsselt war, alleine für den Besitz mancher Programme darauf, hätten mir mehrere Jahrzehnte Knast geblüht. Da mir Orange kein bisschen stand, wollte ich das unter allen Umständen vermeiden. Vor allem da ich dezente Probleme damit hatte, Autoritäten zu folgen.

 

Fuck, schon während ich auf dem Weg ins Badezimmer mein Shirt auszog, hatte ich wieder Malia Sawyers unschuldiges Gesicht vor Augen. Wenn ich nicht aus sicheren Quellen erfahren hätte, dass die Kleine in der BDSM-Szene ihrer Heimatstadt kein unbeschriebenes Blatt war, hätte ich ihr die Anständigkeit fast abgekauft. Mit ihrem damaligen Freund, einem Politikerkollegen ihres Vaters, der mir eher wie ihr Sugardaddy vorkam, hatte sie dort die Clubs besucht, hatte jedoch immer exklusiv für ihn zur Verfügung gestanden. Die Besuche hatten vor einigen Monaten aufgehört. Da ich einen anderen Auftrag gehabt hatte, hatte ich Darren gebeten, die Vorarbeit zu leisten. Doch er hatte auf die Schnelle nicht in Erfahrung bringen können, warum die Besuche abrupt aufgehört hatten.

Ich zerrte mir die Hose vom Leib und stieg in die Dusche. Obwohl kaltes Wasser die klügere Option gewesen wäre, drehte ich das warme Wasser auf und rief mir wieder in den Kopf, wie Malias Körper auf meinen Kuss reagiert hatte. Wie ihre Lippen scharf die Luft eingesogen hatten, als ich mich an sie gedrückt hatte. Meine Hand rutschte zu meinem harten Schwanz hinunter und ich begann mir vorzustellen, auf welche Arten ich sie vögeln und benutzen konnte. Wie ich mit ihr spielen würde, bis ich die Unterwürfigkeit aus ihr herausgekitzelt hatte und sie sich mir ohne zu zögern darbot. Ich lehnte den Hinterkopf gegen die hellblauen Fliesen und die Bewegung meines Arms wurde schneller. Ich spritzte auf die gläserne Duschwand. In meinem Kopf war es samtige Haut, die die volle Ladung meiner Lust ab bekam. Ich stöhnte, während mein Schwanz einen weiteren Schub hervorpumpte. Trotzdem ahnte ich in diesem Moment nicht, wohin mich mein Verlangen nach Malia treiben würde …

 

Kapitel 3

Malia

 

Mit rasendem Herzen versuchte ich mich auf die restlichen Punkte meines Tagesplans zu konzentrieren. Doch ständig hatte ich das Gefühl, erneut Colemans Lippen auf meinen zu spüren. Natürlich hatte er Recht gehabt. Er erregte mich. Und zwar viel zu sehr für einen Fremden, der noch dazu ein Kollege war. Auch wenn ich ihn nur halbherzig von mir gestoßen hatte - ich wusste, warum ich wenigstens versucht hatte, gegen mein Verlangen anzutreten. Wäre er meiner feuchten Mitte auch nur annähernd nahe gekommen… ich hätte für nichts mehr garantieren können. Und dass er diese Erregung in mir auslöste, ohne dass ich irgendetwas über ihn wusste oder gar mehr als fünf Sätze mit ihm gewechselt hatte, das machte mir Angst. Denn so verhielt ich mich unter normalen Umständen nicht. Ich war nicht prüde, dennoch gehörte ich eher zur altmodischen Sorte und lernte meinen Gegenüber erst einmal kennen. Nicht dass ich oft Dates hatte, meistens waren die Kerle mir zu anhänglich und anstrengend. Womöglich war ich einfach beziehungsunfähig. Mit diesem Gedanken fuhr ich zum Motel, um endlich meine Sachen zu holen.

 

Der Kofferraumdeckel ging auf und ich sah seufzend die Kisten an. Vor zwei Tagen hatte ich sie ins Motel getragen, da ich keine Lust hatte, sie mit dem Auto herumzufahren, bis ich eine Wohnung gefunden hatte. Ergo hatte ich sie gestern Abend nach dem kleinen Zwischenfall mit Coleman, wieder im Kofferraum und auf der Rückbank verteilt und das Motelzimmer direkt wieder gekündigt. Es hatte zwar ganz sauber ausgesehen, aber egal wie lange ich das Fenster offen gelassen hatte, der muffige Geruch war nicht verschwunden.

Bei dem Gedanken atmete ich tief ein und statt staubiger, abgestandener Luft stieg mir frischer Frühlingsduft in die Nase. Barbara hatte Recht gehabt. Das Studentenwohnheim befand sich direkt am Park und war durch ein niedriges Gebüsch von diesem abgetrennt. Karton für Karton holte ich aus meinem Wagen. Ich stapelte sie auf dem Gehweg, damit ich nicht nach jedem Gang ins Studentenwohnheim wieder an den Kofferraum musste. Gerade bückte ich mich nach einem der leichteren Kartons und hob ihn hoch, als ein großer Schatten auf mich fiel. Ich erhob mich mitsamt der Kiste und sah auf. Vor Schreck hätte ich sie beinahe wieder fallen lassen.
»Was wollen sie denn hier?«, rutschte mir bei Colemans Anblick heraus. Echt mal? Stalkte mich dieser Kerl? Er nickte zum Park hinüber.

»Ich war gerade joggen und hab dich dann gesehen.«

Zweifelnd hob ich eine Augenbraue - bis ich sein verschwitztes Shirt erblickte. Womöglich stimmte seine Geschichte.

»Viel Spaß noch«, entgegnete ich, bevor ich mich durch seine Anwesenheit wieder in ein hormonelles Wrack verwandeln konnte. Meine Finger umfassten die Grifflöcher der Kiste fester und ich stapfte an ihm vorbei, folgte dem kurzen Weg, der ins Wohnheim führte.
Oben angekommen, war ich wirklich stolz auf mich. Ich hatte ihn einfach stehen lassen, ha! Da sollte nochmal jemand sagen, ich würde keine Selbstbeherrschung haben. Die Tatsache, dass meine Finger in der Nacht zuvor, in mein Höschen gerutscht waren und ich es mir mit dem Gedanken an ihn selbst gemacht hatte, ignorierte ich gekonnt. Ich stellte die Kiste ab und lief zurück zur Treppe. Dort angekommen, kam mir allerdings ein Stapel meiner Umzugskartons entgegen - auf Colemans Armen. Soviel zu meiner vorherigen Euphorie.
»Das ist doch nicht nötig …«, begann ich. Er lief unbeeindruckt an mir vorbei. Wie er trotz Kartons vorm Gesicht die offene Zimmertür erkannte, war mir ein Rätsel.
»Das ist mein Ernst.« Ich sah ihn an. »Ich mach das schon.«
Coleman schnaubte und stellte die Kisten ab. »Ich bin vielleicht ein Arschloch, aber etwas Anstand hab ich noch.« Männer, dachte ich und verdrehte die Augen.

»Tu das nicht.« Seine Stimme hatte einen rauen Unterton angenommen.

»Was denn?« Ahnungslos wandte ich mich ihm zu. Angesichts des Hungers in seinem Blick schlug ich fast die Lider nieder. Ich blieb stehen und straffte die Schultern. Du bist kein verdammtes hormonelles Wrack, redete ich mir ein.

»Die Augen verdrehen«, erwiderte er. »Sonst machst du es mir echt schwer, den anständigen Typen zu mimen.«
Trotz meiner Befürchtung, das ich es irgendwann bereuen könnte, musste ich lachen. »Du und anständig?« Ich schüttelte den Kopf. »Viel Übung scheinst du darin nicht zu haben.«
Meinen Worten zum Trotz erschien auf seinen Lippen ein zufriedenes Lächeln. Mist! Mir fiel nach Beendigung meines Satzes auf wieso. Ich hatte ihn versehentlich geduzt.

»Unanständig zu sein, hat sowieso mehr Reiz.« Er zuckte mit den Schultern und ließ mich alleine im karg möblierten Zimmer stehen. Sofort blitzten mehr als unanständige Bilder in meinem Kopf auf. Bilder, mit denen ich mir gestern selbst eingeheizt hatte und in der Coleman neben einigen netten Spielsachen die Hauptrolle spielte.

Ich hätte mein gesamtes Hab und Gut darauf verwettet, dass er wusste, dass seine Worte mich alles andere als kalt ließen. Aber warum war ich für ihn so durchschaubar? Ich folgte ihm nach draußen. Erneut kam er mir mit zwei aufeinander gestapelten Kartons entgegen. Da mir bewusst war, wie er auf meinen Einspruch reagieren würde, schwieg ich. Konnte ja nicht schaden, schneller mit Schleppen fertig zu werden. Auf dem Gehweg angekommen, nahm ich einen weiteren Karton hoch. Über den Rand der Pappe erkannte ich Marks blonden Haarschopf, der mir entgegenkam. Ich ließ die Kiste sinken, um ihn zu begrüßen. Erst da erblickte ich neben ihm eine kleinere Frau, die mir irgendwoher bekannt vor kam. Ich vermutete, dass ich sie gestern beim Essen flüchtig gesehen hatte.

»Hi Mark.« Ich nickte ihm zu und machte keine Anstalten, meine Last beiseite zu legen.

»Hey Malia. Du bist aber fleißig.« Er lächelte und sah mich einen Moment an. Dann erinnerte er sich an die Brünette neben ihm. »Ähm, darf ich vorstellen, Malia, das ist Lina. Lina, Malia unsere neue Referandarin.«

Ich nickte ihr nüchtern zu. »Hi.« Anscheinend wirkte ich ähnlich sympathisch auf sie, denn sie kniff die Lippen zusammen und erwiderte das Nicken, ohne ein Wort zu sagen. »Lasst euch nicht von mir aufhalten«, sagte ich und widmete mich geschäftig meinem Karton. Gerade umrundete Mark mich mit Lina, als Coleman auf den Gehweg trat. Wie selbstverständlich nahm er mir die schwere Kiste ab, die ich in den Händen hielt und ignorierte Mark vollkommen.

Hastig nahm ich einen anderen Karton und folgte ihm. Schon alleine, um Marks irritiertem Blick zu entgehen. Was er jetzt über Coleman und mich dachte? Egal. Seine Spekulationen waren sein Problem, nicht meines. Jedenfalls solange er sie für sich behielt. Ich hatte keine Lust schon nach zwei Tagen zum Gesprächsthema der Schule zu werden.

Nach dem letzten Karton wischte ich mir mit dem Handrücken die Haare aus der verschwitzten Stirn. Laut hätte ich es nicht gesagt, aber es war nicht schlecht gewesen, dass Coleman mir geholfen hatte.

»Danke für die Hilfe«, sagte ich und lehnte mich gegen einen der Kartonstapel. Mit einer Handbewegung winkte Coleman ab. Sein verschwitztes Sportshirt klebte noch enger an seinem Körper und ich konnte nicht anders, als den Blick über seinen Oberkörper nach unten gleiten zu lassen. Hastig riss ich den Kopf hoch, bevor er bemerkte, dass ich ihn anstarrte. Sein selbstgefälliges Grinsen verriet mir, dass es zu spät war. Mist. Ich wollte ihn wirklich nicht ermutigen.

Er kam näher, bis er mich zwischen ihm und dem Kartonstapel eingeklemmt hatte. Bevor er den Mund öffnete, leckte er sich über die Unterlippe und suchte meinen Blick.

»Als Dank für meine Hilfe könntest du mit mir essen gehen, Malia.« Einer seiner Mundwinkel hob sich. »Und ich verspreche, ich verhalte mich zivilisiert. Zumindest beim Essen werde ich dich nicht packen, umdrehen und ficken, bis du den Verstand verlierst.« Seine unmittelbare Nähe in Kombination mit seinen Worten raubte mir den Atem.

»Ich … », begann ich. »Das ist eine schlechte Idee. Wir sind Kollegen.«

»An dieser Stelle akzeptiere ich kein nein. Außerdem ist es nur ein Abendessen. Ich werde wirklich nicht mitten im Restaurant über dich herfallen. Zieh dir was Hübsches an, ich hol dich morgen Abend ab.« Unwillkürlich hob ich den Kopf, als er dichter an mich herantrat. Sein Blick brachte meine Mitte dazu, verlangend zu prickeln. Und trotzdem, ich nickte langsam.

»Aber nur mit Benehmen.«

Er lachte und wandte sich um. »Benehmen ist relativ«, hörte ich ihn sagen, bevor er mein Zimmer verließ. Sobald ich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wich ein Teil meiner Anspannung, meine Muskeln entspannten sich. Mein Körper reagierte von alleine auf Coleman. Und das bedeutete wirklich nichts Gutes. Und jetzt? Jetzt hatte ich ein Date mit ihm? Katastrophe, ahoi.

Um mich abzulenken, begann ich damit meine Kartons auszuräumen. Im selben Zuge begann ich mit dem Ausmisten meiner Habseligkeiten. Ich hatte keine Lust von der Vergangenheit abgelenkt zu werden und wollte nach vorne sehen. Zwei Stunden später, gönnte ich mir eine Dusche, um mir den Schweiß von der Haut zu spülen. Es passierte ganz von selbst, dass meine Hand an meinem Körper herunterwanderte. Zuerst kniff ich mir in die Brustwarze. Der leichte Schmerz zog direkt bis in meine längst feuchte Mitte. Mein leises Seufzen wurde vom Geräusch des prasselnden Wassers verschluckt. Sofort schlich sich Colemans Bild in meine Gedanken und ich benutzte ihn schamlos für meine Fantasie. Die Finger, die ich zwischen meine Beine schob, waren seine, während ich mir vorstellte, wie er sich zuerst um meine pochende Klit kümmerte, bevor er seine Finger fest in mich schob. Mein Keuchen wurde lauter, mein Kopf sackte gegen die nassen Fliesen und ich spreizte die Oberschenkel weiter, um meine Finger tiefer zu schieben. In meiner Vorstellung presste er meinen Körper gegen die Wand, schob seinen Schwanz von hinten in meine feuchte Pussy und fickte mich mit harten Stößen, jeder fester als der vorherige. Meine Beine zitterten, als der Orgasmus mich überrollte. Ich drückte mir die Handfläche auf den Mund, um meine Laute zu dämpfen. Keuchend schnappte ich nach Luft. Zu schade, dass Coleman nur für meine Träume bestimmt war. Ich schlug die Augen wieder auf und machte mich daran, meine Haare auszuspülen. Bei jeder Bewegung spürte ich meine Mitte pochen. Die Muskeln zogen sich zusammen und wünschten sich, dass sie in mir auf harten Widerstand träfen. Ich seufzte und ignorierte die Sehnsucht danach, ausgefüllt zu sein. Ein Mann wie Coleman bedeutete Komplikationen. Und in diesem Moment konnte ich gar nicht erahnen, wie kompliziert mein Leben dank ihm werden würde.

Gregory

 

Ich parkte den Wagen vor dem Schülerwohnheim. Von meinem Parkplatz hatte ich den Eingang perfekt im Blick. Ich wusste wann Malia Feierabend hatte und ich war extra früher hergefahren, um zu verhindern, dass sie sich eine Ausrede für das Essen einfallen ließ. Ich hatte ihr eine Nachricht in ihrem Schulpostfach hinterlegt, welche nur aus dem heutigen Datum und einer Uhrzeit bestand. Es kam kein Widerspruch, weshalb ich davon ausging, ihr passte der Termin. Meine Finger trommelten im Takt der Musik auf dem Lenkrad herum, während ich die Eingangstür anstarrte.

 

In der Zeit, die ich hier in der Stadt auf ihr Erscheinen gewartet hatte, hatte ich meinen Trieben nachgegeben und einen Club nur wenige Kilometer entfernt in der Nachbarstadt entdeckt. Direkt daran schloss ein nettes Restaurant an. Ich hatte dank meinem VIP-Clubausweis kurzfristig einen der begehrten Fensterplätze reservieren können. Ich war gespannt, wie sie darauf reagieren würde.

Endlich trat sie aus der Eingangstür. Ich gönnte mir einen Moment, um sie von oben bis unten anzustarren. Ihr enges, schwarzes Kleid verbarg keine ihrer Kurven. Als sie sich umdrehte, um nach mir Ausschau zu halten, erhaschte ich einen Blick auf ihren prallen Hintern. Meine Handfläche begann zu prickeln. Wie gern ich die schmalen Träger des Kleides durchtrennt hätte, um es ihr vom Körper zu zerren. Danach würde ich sie übers Knie legen und die blasse Haut ihres Hintern bearbeiten. Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken auszusperren. Ich hatte einen Auftrag zu erledigen und ich trennte Arbeit und vergnügen strikt. Eigentlich. Bei Malias Anblick kam mir der Gedanke zum ersten Mal verlockend vor.

Ich stieg aus dem Auto und umrundete es. Malia entdeckte mich. Ich sah ihr an, wie sie einen Moment zögerte und las in ihrem Gesicht, wie sehr sie bereute, dem Essen zugestimmt zu haben. Wäre die Sache privat, würde ich sie ihre Zweifel bereuen lassen. Mehrmals.

»Du siehst wundervoll aus«, sagte ich und meinte es auch so. Sie nestelte an ihren Haaren herum und schaffte es sogar, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.

»Danke«, entgegnete sie und sah dann auf. »Du siehst aber auch gut aus.«

Ich öffnete ihr die Beifahrertür. Manchmal war ich wirklich ein Gentleman. Jedenfalls dann, wenn es mir half zu bekommen, woran ich interessiert war. Ich war eben doch ein Arschloch. Darren hätte jetzt einen seiner Standardsprüche gebracht. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Von wegen. Ich hatte keine Lust irgendetwas zu ändern. So kam ich gut durchs Leben, also warum auch?

»Danke. Aber nicht einmal halb so gut wie du.« Ich hatte mir nur eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd angezogen. Darüber trug ich eine Anzugsjacke. Da sie maßgeschneidert war, betonte sie meinen Körper auf die bestmöglichste Weise.

Meine Finger streiften wie zufällig ihren unteren Rücken, als sie an mir vorbei zur offenen Wagentür trat. Malia erstarrte kurz, ließ sich dann aber elegant in meinem Auto nieder. Ich wartete, bis sie saß, dann schloss ich die Tür hinter ihr. Eigentlich hätte ich sie nun direkt betäuben und wegbringen können. Ich spürte, wie mein Atem schneller wurde, bei dem Gedanken daran, sie gefesselt in meinem Keller liegen zu haben. Doch zuerst wollte ich mich ein wenig mit ihr vergnügen. Bevor sie wusste, in welche Falle sie gelaufen war.

Die süße Malia. Selbst wenn sie auf ihre Instinkte gehört hätte - ich sah ihr an, wie sie damit kämpfte - selbst dann, hätte sie nicht die geringste Chance gehabt, aus meinen Fängen zu entfliehen. Versagen gehörte nicht zu meinem Plan. Und ich hielt mich für gewöhnlich an meine Pläne. Fakten, Ziele und Tatsachen. Damit kam ich hervorragend zurecht. Aus diesem Grund gab es für mich so etwas wie Beziehungen nicht. In meiner Teenager-Zeit hatte ich das einmal versucht. Das hatte mir für den Rest meines Lebens genügt. Viel zu stressig, dramatisch und erwartungsbehaftet. Nein, danke. Ich blieb bei regelmäßig wechselnden Spielpartnerinnen, die sich ihrer Ersetzbarkeit durchaus bewusst waren.

Ich lief um mein Auto herum und stieg auf der Fahrerseite ein.

»Wie war dein Tag?«, fragte ich sie, während ich rückwärts ausparkte und dann die Straße entlang fuhr. Small Talk konnte ich. Mit nichts anderem machte man sich die meisten Menschen zueigen. Sie liebten sinnloses Geplapper und es gab mir die Möglichkeit ihr Vertrauen zu erschleichen. Noch dazu erfuhr man oft nützliche Details.

Malia hob die Achseln. »Eigentlich ganz gut. Der Unterricht lief super und ich hab Zeit gehabt, ein paar Kartons auszupacken.«

»Suchst du nebenbei noch eine Wohnung?«

Sie nickte, während ihre Finger am metallenen Verschluss der schmalen Handtasche herumspielte. Zufriedenheit erfüllte mich. Ich machte sie nervös, das gefiel mir. »Ja. Ich kann nicht ewig im Schülerwohnheim bleiben. Aber besser als mein vorheriges Motelzimmer ist es auf jeden Fall.«

Wir unterhielten uns weiter über Oberflächlichkeiten. Sobald ich versuchte, das Gespräch vorsichtig auf tiefergehende Themen zu lenken, blockte sie auf ebenso unauffällige Art und Weise ab. Ich beließ es dabei. Nach zehn Minuten kamen wir vor der Lokalität an.

»Bist du verrückt? Da gehe ich ganz sicher nicht rein!« Ihre Stimme hob sich und sie starrte auf den BDSM-Club, vor dem ich geparkt hatte. Er war nicht sofort als solcher zu erkennen, doch wer sich in der Szene nur wenig auskannte, konnte die Symbolik deuten. Das hohe Gebäude gehörte einem zwielichtig wirkenden Mann, der darüber ein Hotel führte. Das stundenweise Vermieten von Spielzimmern lief direkt über einem solchen Etablissement hervorragend. Es gab viele Paare, die sich dort unten Appetit holten und beim Akt selbst ihre Privatsphäre bevorzugten. Allerdings gab es auch normale Hotelzimmer. Man musste nur wissen, was man sagen musste. Malias Widerspruch ließ mich grinsen und ich warf ihr einen Blick zu. Ihr entsetztes Gesicht war zu köstlich.

Kapitel 4

Malia

 

Da würde ich sicher nicht mit ihm zu Abend essen. Denn ich befürchtete, dass ich auf der Speisekarte landete. Bei dem Gedanken pulsierte es heftig in meiner Mitte.

»Wir gehen nicht in den Club. Erstmal nicht.« Gregory nickte zum Nebengebäude. Es war ein einstöckiges Gebäude, mit unauffälligen Verzierungen und einem kleinen Schild, das den Namen der Lokalität verriet. Delicate Meals. Darunter stand noch etwas, was ich von meinem Platz im Auto allerdings nicht entziffern konnte. Auch wenn das Haus eine ähnliche Bauweise wie der benachbarte BDSM Club hatte, wirkt es tatsächlich wie ein normales Restaurant. So wie Gregory mich ansah, bezweifelte ich, dass es ein herkömmliches Abendessen werden würde. Doch ich riss mich zusammen, packte meine schmale Handtasche und öffnete die Tür, bevor er reagieren konnte.

»Du lässt mir gar keine Chance den Gentleman zu mimen«, tadelte er mich, nachdem er um den Wagen herumgelaufen war.

»Weil du keiner bist«, entgegnete ich. Ich hatte mich schnell daran gewöhnt, ihn zu duzen. Es fiel mir viel zu leicht, die professionelle Distanz zwischen uns zu vergessen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739499017
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juni)
Schlagworte
bdsm bad boy entführung kinky Erotik Liebesroman Liebe Dark Romance Erotischer Liebesroman

Autoren

  • Kaye Pearson (Autor:in)

  • Jennifer J. Grimm (Autor:in)

Kaye Pearson, Jahrgang 1990, schreibt schon seit Jahren. Nach ihren Veröffentlichungen unter anderem Pseudonym im Self Publishing und bei Carlsen-Verlagstochter Dark Diamonds begann sie auch ihre erotischen Ideen aufzuschreiben. Hier treffen skrupellose Männer und sture Frauen in kriminell heißen Geschichten aufeinander - Dark Romance vom feinsten.
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Titel: Vanilla is for Ice Cream