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Das Geheimnis der Krabbe

von Ben Lehman (Autor:in)
151 Seiten

Zusammenfassung

Endlich Ferien. Nico kann es kaum erwarten, dass sein bester Freund Jakob bei ihm wohnen wird, weil dessen Eltern mal wieder verreisen. Gemeinsam schwimmen gehen, Eis essen, durch den Hafen streifen und die Boote bewundern, am PC spielen – Nico freute sich darauf. Tindi, Nicos vorwitzige Schwester, lästert schon über Nico, weil er Jakobs Ankunft kaum erwarten kann. Tindi, eigentlich Tindara, ist 13 Jahre und somit ein Jahr älter als ihr Bruder. Sie geht ihm oft gehörig auf die Nerven. Aber heute überwiegt Nicos Freude und als Jakob ankommt, fangen die Ferien endlich richtig an. Während Jakob und Nico noch überlegen, was sie denn jetzt unternehmen wollen, ist Tindi schon längst mit ihren beiden Freundinnen Alina und Maria unterwegs zum Geigenunterricht. Und dabei machen sie eine Beobachtung, die für großen Rummel und für Aufregung bei der Polizei sorgt und am nächsten Morgen in der Zeitung steht. Jakob und Nico haben endlich entschieden, zum Hafen zu fahren, um die Schiffe und das Leben auf den Schiffen zu beobachten. Beide fasziniert das lebhafte Treiben im Hafen immer wieder und die beiden Jungen können gar nicht genug bekommen. Schließlich erreichen sie den alten Fischereihafen, in dem es wirklich ekelhaft stinkt. Wasserratten wuseln herum, Fischernetze werden geflickt. Aber was ist das? Winkt hinter dem Bullauge des abgetakelten Kahns Krabbe nicht ein verletzter Mann um Hilfe? Bevor die beiden Jungen mehr erkennen können, werden sie von der übel stinkenden Besatzung der Krabbe verjagt. Das alte vergammelte Schiff, der verletzte Mann und die merkwürdige Besatzung, von denen keiner ein Fischer oder ein richtiger Matrose sein kann, beschäftigten Jakob und Nico von da an während der ganzen Ferien und die beiden Jungen geraten selbst in ernsthafte Gefahr. Aber alleine kommen die beiden nicht weiter. Und so geschieht etwas Seltenes: Tindi, Alina, Maria, Nico und Jakob werden ein starkes Team, auf das sich Kommissar Bald, der die Ermittlungen leitete, verlassen kann. Und letztlich gelingt es ihnen gemeinsam, das Geheimnis der Krabbe aufzudecken.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


1. Endlich Ferien

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus!

Das wird immer wieder behauptet, stimmt jedoch leider gar nicht. Es ist ein reines Märchen, von irgendeinem Wichtigtuer erdacht. Genau genommen gibt es fast nie das geringste Anzeichen, wenn ein ungewöhnliches Ereignis auf dich zukommt. Im Gegenteil, die Wahrheit ist, dass vorher das Leben oft dermaßen stinklangweilig verläuft, dass der Betroffene einschlafen könnte. So erging es dem zwölfjährigen Nico Keller. Den ganzen Morgen hing er gähnend herum. Und warum? Weil jeder Junge schon am ersten Ferientag etwas erleben möchte – irgendetwas Tolles, vielleicht sogar ein Abenteuer. Warum der dünne, dunkelblonde Junge nicht bereits auf seinem Fahrradsattel saß und davon preschte? Immerhin war der Tag wie geschaffen für tolle Unternehmungen. Die Sonne strahlte, als wollte sie ihm zurufen: „Hier bin ich, willst du die Ferien total verschlafen?“

Es gab einen ganz einfachen Grund. Sein bester Freund Jakob hatte ihn gemein versetzt. Ärgerlich wanderten Nicos Blicke immer wieder zur Armbanduhr. Bestimmt schon hundert Mal. Der Minutenzeiger schien festgeklebt. Stöhnend klopfte er auf das Zifferblatt.

Tindi, seine Schwester, die eigentlich Tindara hieß und ziemlich frech war, grinste spöttisch: „Du weißt wohl heute überhaupt nicht, was du mit dir anfangen sollst? Warum bist denn so griesgrämig?“

Seine Antwort glich dem Knurren des Nachbarhundes: „… jaaa, jaaa! Du sitzt doch genauso blöd rum.“ Er warf Tindi einen vernichtenden Blick zu.

Doch das beeindruckte sie wenig: „Friss mich doch“, gackerte sie. Tindi und Nico lauerten gerne auf gegenseitige Schwächen und zählten heimlich ihre Punktsiege.

„Lass ihn in Ruhe“, versuchte die Mutter zu schlichten, „sonst gibt’s wieder Streit. Das brauchen wir heute wirklich nicht. Ich kann Nico schon verstehen. Es war ausgemacht, dass Jakob um zehn Uhr bei uns ist. Jetzt ist es gleich Mittag. Aber er wird schon kommen, die Ferien sind schließlich lang genug.“

Die Mutter war wie immer gelassen. Zum Glück ahnte sie noch nicht, welch aufregende Tage ihr bevorstanden.

Als es später an der Haustür klingelte, sprang Nico mit einem Satz hoch und flitzte los. Tindi war oft schneller an der Haustür, das wollte er an diesem Tag verhindern.

Natürlich stand Jakob vor der Tür, wer sonst. Er keuchte unter der schweren Last seiner riesigen dunkelblauen Reisetasche. Das Gewicht zog seine rechte Schulter nach unten, er verzog schmerzhaft das Gesicht: „Mann, ist die schwer.“

„Na endlich“, maulte Nico, „und viel zu spät!“

Jakob hatte eine freundlichere Begrüßung erwartet.

Er überlegte kurz, was er antworten sollte und äußerte schließlich beiläufig: „Hallo, hier bin ich.“

„Nicht zu übersehen, los, komm rein!“

Nico zog ihn am Ärmel hinter sich her. Jakob blieb nichts anderes übrig, als zu folgen. Er stolperte ein paar Schritte. Die Tasche schleifte am Boden und hinterließ auf dem Veloursteppich eine dunkle Spur.

Tindi beobachtete die lustige Ankunft vergnügt und bemerkte: „Nico dachte, du kommst überhaupt nicht. Wo warst du denn so lange?“

„Ging nicht früher …“, pfiff Jakob zurück, „meine Eltern …“. Er fügte unwirsch hinzu: „Hör auf! Ach was, ist doch sowieso egal.“

Sein Gesichtsausdruck erklärte alles. Da hatte es bei Jakob zuhause anscheinend schon am frühen Morgen Stunk gegeben.

„Nico ist das nicht egal.“ Tindi war mal wieder richtig ekelhaft. „Was bringst du denn da alles angeschleppt? Ich dachte, du bleibst nur zwei Wochen?“

Jakob ersparte sich eine Antwort und schaute scheinbar durch Tindi hindurch.

Natürlich freute sich Nico. Da Jakob aber so spät aufgekreuzt war, spielte er erst einmal die beleidigte Leberwurst. Tatsächlich war es jedes Mal ein großes Ereignis, wenn sein Freund einige Tage bei ihm wohnen durfte. Deshalb dauerte es gar nicht lange, bis sich sein Gesicht wieder aufhellte. Er lächelte sogar Tindi an, das war aber ein Versehen.

„He, du grinst ja schon wieder! Übertreib nicht gleich“, kicherte Tindi.

Nico bekam rote Ohren und wandte sich ab.

Jakob stand verloren im Zimmer herum, die schwere Reisetasche in der Hand.

„Und?“, zuckte er die Schultern, „was jetzt?“

„Weiß ich doch nicht.“

Nico redete manchmal dummes Zeug. Vorher konnte er es nicht erwarten, bis Jakob auftauchte, und jetzt wusste er nicht, was er mit seinem Gast anfangen sollte.

Zum Glück kam gerade Nicos Mutter um die Kurve gesaust. Als Jakob geklingelt hatte, war sie noch in der Küche mit Kartoffeln schälen beschäftigt.

„Herzlich willkommen, lieber Jakob“, rief sie freundlich, dabei fuchtelte sie mit dem Kartoffelschäler, den sie versehentlich in der Hand behalten hatte, in der Luft herum. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh Nico ist, dass du endlich hier bist.“

Nico murmelte etwas Unverständliches.

„Dein Bett in Nicos Zimmer wartet schon lange auf dich, Jakob. Du kennst dich ja bei uns aus. Brauchst einfach nur einzuziehen. Pack deine Tasche aus und dann könnt ihr beide was unternehmen.“

Zu Nico gewandt meinte sie: „Komm Nico, lass deinen Gast nicht so herumstehen. Führe ihn in dein Zimmer und hilf ihm beim Auspacken, … und lass ihn die schwere Tasche nicht allein schleppen.“

Schon flitzte sie wieder um die Ecke, um in der Küche das Mittagessen vorzubereiten.

Nicos Mutter war eine nette Frau. Sie mochte Jakob gerne, weil er liebenswürdig und klug war. Nico und Jakob waren echte Freunde und bereits seit dem Kindergarten unzertrennlich. Nico war froh, dass seine Mutter heute nicht wieder Jakob als Vorbild hingestellt hatte, wie schon so oft. Das brachte ihn jedes Mal auf die Palme, weil es überhaupt nicht stimmte. Genau genommen war Jakob keine Spur besser als er.

In Nicos Zimmer ging es inzwischen lustig zu. Die beiden Freunde gackerten entspannt und der Ferienbeginn zeigte sich bereits jetzt von seiner schönen Seite, denn die Warterei hatte nun ein Ende. Schließlich hatten sie lange genug darauf hin gefiebert, dass Jakob zwei Wochen bei Nico wohnen durfte. Ihre Eltern hatten das so ausgemacht, nicht zum ersten Mal. Jakobs Eltern waren nämlich berühmt, angeblich sogar auf der ganzen Welt. Immer wieder waren sie irgendwo unterwegs. Jetzt mussten sie nach New York fliegen. Jakobs Eltern waren natürlich froh, ihren Sohn in so guten Händen zu wissen. Linda und Patrick Keller empfanden das nie als Belästigung. Ganz klar, dass das den beiden Freunden mehr als recht war.

Nachdem sie mit einem gewagten Satz auf Nicos Bett gelandet waren, konnten sie endlich Pläne für die nächsten Tage schmieden.

„Wir könnten doch …“, schlug Jakob vor.

„Abgemacht “, gackerte Nico, „sowie du deine Sachen verstaut hast.“

„Lass mich erst ausreden“, protestierte Jakob.

Nico versuchte, die schwere Reisetasche auf Jakobs Bett zu wuchten, vergeblich. „Mann, hast du Steine mitgebracht?“, schnaufte er und drehte sich zu Jakob um.

Der dunkelhaarige Jakob feixte: „Schwächling! Ich konnte sie ganz allein herschleppen. Komm mein Freund, ich helfe dir.“

Darüber ärgerte sich Nico, er schnaubte verächtlich.

Gemeinsam schafften sie es schließlich.

„Erklär mir lieber, wo ich meine ganzen Sachen unterbringen soll.“

Nico deutete auf die drei Fächer, die seine Mutter leergeräumt hatte. Jakob schüttelte den Kopf: „Das reicht niemals.“

„Dann weiß ich es auch nicht.“

Tindi öffnete die Tür und schob ihren Kopf herein: „Ich soll euch fragen, ob ihr einen Orangensaft trinken möchtet. Ihr habt doch bestimmt schwer geschuftet.“ Als sie sah, dass Jakobs Tasche noch immer unberührt herumstand, grinste sie:

„Oder habt ihr noch gar nicht angefangen?“

„Meine Schwester Tindi. Immer neugierig!“, schimpfte Nico, „kannst uns ja helfen!“

„Fällt mir nicht ein, Kleiner!“

„Oh …, meine Schwester“, fauchte Nico. „Nur, weil sie ein Jahr älter ist.“

Jakob Blicke sausten hin und her.

„Habe mir schon gedacht, dass ihr überfordert seid“, kicherte Tindi und schlug die Tür zu.

„Ja, hau ab“, rief ihr Nico hinterher und wandte sich Jakob zu: „damit sie nichts tun muss, streckt sie höchstens ihren braunen Wuschelkopf zur Tür rein. Dann kann sie sofort wieder verschwinden.“

„… und wie schnell!“, Jakob riss die Augen auf: „Hoffentlich klemmt sie sich nicht mal den ganzen Kopf ein. Mann, da würde sie vielleicht jodeln.“

Nico meinte seelenruhig „Reine Übung. Das schafft sie jedes Mal.“

Das Mittagessen besänftigte alle. Frau Keller hatte zu Jakobs Begrüßung ein Lieblingsgericht ihrer Kinder zubereitet: Spaghetti mit Tomatensoße.

Nico aß, bis er nicht mehr konnte: „Hoffentlich können wir uns heute Nachmittag noch bewegen“, stöhnte er und deutete auf seinen prallen Magen.

„Wäre das erste Mal“, stichelte Tindi.

Nico verzog sich mit Jakob wieder in sein Zimmer und gähnte. Das Mittagessen zeigte seine bleierne Wirkung.

„Mittagsschlaf kommt nicht in Frage“, knurrte Jakob und kratzte sich am Rücken.

„Mist, die Spaghetti sind schuld“, ärgerte sich Nico, „ist gleich wieder vorbei.“

„Also! Dann los!“, drängte Jakob.

„Bleibt aber geheim“, flüsterte Nico.

„Wieso geheim?“

„Ist doch klar. Meinst du, ich posaune jede Kleinigkeit in der ganzen Familie rum?“

„Wovon redest du …?“

„Von Tindi natürlich. Sie und ihre Freundinnen erzählen uns ihre Geheimnisse auch nicht.“

„Was hältst du von schwimmen?“, schlug Jakob vor.

„Das Wasser ist heute bestimmt kalt.“

„Oder Rad fahren?“

„Vielleicht?“

„Lesen.“

„Besser nicht.“

„Mit anderen Jungen treffen?“

„Müssen wir erst ausmachen. Das dauert.“

„In den Hafen fahren?“

„Schon besser“, stimmte Nico endlich zu.

„Mann, jetzt bin ich aber froh, mir fällt fast nichts mehr ein.“

„Dann los!“

Der nahe Hafen war für die beiden Freunde immer ein Anziehungspunkt. Von Nicos Haus war es nur ein Katzensprung, deshalb kannte er jeden Winkel.

„Hoffentlich will deine Schwester nicht mitkommen?“, überlegte Jakob.

„I wo“, Nico verwarf die Sorge seines Freundes. „Wir haben doch ausgemacht, ihr nichts zu erzählen. Außerdem ist Tindi heute Nachmittag beim Geigenunterricht. Komm jetzt endlich!“

„Aber wir fahren!“

„Klar, laufen dauert viel zu Lange.“

2. Eine merkwürdige Beobachtung

Schnell erreichten sie den Hafen. Fünf Minuten in die Pedale treten und schon tauchten die ersten Masten der Schiffe auf. An einem so sonnigen Nachmittag gibt es für zwei Jungen kaum etwas Interessanteres, als in einem Hafen zu bummeln und alles Mögliche eingehend zu untersuchen. Sie trafen zwei Klassenkameraden, die schon wieder auf dem Heimweg waren.

„Hallo Linus“, begrüßte ihn Nico, „gibt’s was Neues?“

„Nein, heute nicht“, Linus deutete auf seinen Begleiter, „Paul hat keine Zeit mehr, er muss zum Fußballtraining.“

Jakob spielte im selben Verein Fußball: „Ich kann heute nicht“, bedauerte er.

„Wenn du im Hafen rumfährst, kannst du auch zum Training kommen!“, antwortete Paul mit Stirnrunzeln.

„Geht nicht“, erwiderte Jakob, „meine Mutter hat mich beim Trainer entschuldigt. Ich bin heute zu Nico gezogen, meine Klamotten pack ich morgen aus.“

„Wieso zu Nico gezogen?“

„Du weißt doch, meine alten Herrschaften müssen mal wieder …“

Paul meinte: „So schön möchte ich es auch mal haben. Meine Eltern sind immer zu Hause.“

„So schön ist das gar nicht“, Jakob zog die Augenbrauen hoch. „Also, das mit Nico schon, aber sonst nicht.“

„Na gut, ich sag’s Herrn Jost, falls er es vergessen hat.“ Paul und Linus schwangen sich auf ihre Räder und entfernten sich.

„Schwindler!“, gackerte Nico, „Klamotten noch nicht ausgepackt.“

„Pst!“, zischte Jakob.

Später befestigten Jakob und Nico ihre Fahrräder an einem Laternenmast. Die Schlüssel verschwanden in den Hosentaschen. Vor ihnen öffnete sich die große, weite Welt. Im vorderen Hafenbecken lagen die mächtigen Schiffe aus aller Herren Länder. Die meisten waren an einer Pier festgemacht, weiter draußen lagen einige vor Anker.

Fast unvorstellbar, was da für unterschiedliche aber auch herrliche Schiffen zu sehen waren. Neue, alte, kleine, große, vergammelte, aber auch schöne. Jakob konnte sich kaum satt sehen: „Ich sollte öfter hierher kommen.“

Überall geschäftiges Treiben an Bord. Behälter ein- und ausladen. Sachen irgendwo hinbringen und wieder andere irgendwo herholen. Befehle hallten über die Decks, manchmal schien es, als befolgte sie keiner. Gabelstapler fuhren eilig hin und her und schlugen plötzlich auf der Stelle einen Haken. Kräne rasselten eklig laut mit schweren, verrosteten Ketten, bevor sie riesige bunte Container mit allerlei Aufschriften an Bord hievten. Hinten, am großen Pier, legte gerade ein gewaltiges Schiff an, das von irgendwoher kam. In Zeitlupentempo näherte es sich der Pier. Es dauerte lange, bis es endlich sicher festgezurrt war. Andere lichteten ihre Anker und verschwanden nach nirgendwo. Jakob war total begeistert: „Mann, ist das toll hier! Einfach super.“

Sie bestaunten die vielen, umhereilenden Menschen aus aller Welt. Junge, alte, dicke, dünne, weiße, schwarze und gelbe. Eines hatten fast alle gemeinsam: Der Schweiß lief ihnen in Strömen von der Stirn und hinterließ deutlich sichtbare, glänzende Spuren.

„Du hast keine Ahnung, wie die schuften müssen“, erklärte Nico und schob sich einen Kaugummi in den Mund.

„Bin doch nicht blind, Herr Reiseführer“, grinste Jakob.

„Ich meinte doch nur“, knurrte Nico und hielt Jakob die Hand entgegen: „Wie wär’s mit einem Kaugummi?“

„Klar.“

Die schönsten Schiffe waren die Segelboote, die lagen natürlich im vornehmen Yachthafen. Elegant wiegten sie sich in der sanften Dünung.

„Vielleicht dürfen wir diese Yacht anschauen?“, deutete Jakob auf einen wunderschönen Segler.

„Liegt schon länger hier. Ich habe mal gefragt. Da wirst du abgewimmelt“, bedauerte Nico.

Später erreichten sie den alten Fischerhafen. An manchen Ecken stank es ekelhaft. Es lagen dort nicht nur verfaulte Fische herum, sondern auch noch alles Mögliche, das da gar nicht hingehörte, wie Flaschen, Dosen, Zeitungen und sogar ein alter Kühlschrank. Natürlich war es verboten, Abfall einfach wegzuwerfen, aber es scherte sich keiner drum. Wenn mal ein Aufseher auftauchte, waren die Schuldigen längst über alle Berge.

Eine Wasserratte huschte nervös hin und her, als hätte sie etwas ungeheuer Wichtiges zu erledigen, wusste aber anscheinend nicht genau, wohin sie wollte. Eine zweite folgte ihr. Blitzschnell kam es zu einer kurzen, aber heftigen Rangelei. Sie pfiffen und quietschen und überschlugen sich. Danach lief jede in eine andere Richtung davon. Ratten gibt es in jedem Hafen und sie sind immer eilig unterwegs.

Jakob verfolgte die beiden Tiere interessiert und meinte nachdenklich: „So hässlich, wie Mädchen immer behaupten, sind Ratten gar nicht.“

Nico nickte zustimmend: „Vor allem sind sie äußerst klug.“

„Genau – sie sind schnell und schlau. So schlau, dass mancher Mensch sich einiges abschauen könnte“, meinte Jakob.

Nico grinste hämisch: „… zum Beispiel unser Nachbar, Herr Wertmann.“

Jakob kannte einige von Nicos Erlebnissen mit Herrn Wertmann. Seit dessen Frau gestorben war, machte er oft idiotische Sachen.

„Das Neueste habe ich dir noch gar nicht erzählt“, Nico prustete in Erinnerung an diesen Vorfall.

„Los! Erzähl!“

„Vergangene Woche habe ich bei Herrn Wertmann geklingelt. Ich sollte ihm seine Zeitung bringen, weil sie jemand auf die Treppe gelegt hatte.“

„Ja, und? Warum ist das lustig?“

Nico schüttelte sich vor Lachen: „Weil du keine Ahnung hast, wo er sie verstaute.“

„Woher soll ich das wissen?“

„Im Kühlschrank, kannst du dir das vorstellen?“

„Im Kühlschrank? Du spinnst, Nico!“

„Ich schwör’s“. Nico hob seine rechte Hand. „Ich sagte: ‚Bei uns liegen keine Zeitungen im Kühlschrank.‘ Daraufhin erklärte er mir ganz im Ernst, dass es wichtig sei, Zeitungen gut zu kühlen, weil sonst die Druckerfarbe herausläuft. Ich soll mir das unbedingt merken.“

„Jetzt reicht’s, Nico“, schimpfte Jakob ärgerlich.

„Glaub mir doch. Er hat es gesagt. Mir hat’s auch gereicht. Ich wollte ganz schnell verschwinden, weil ich nicht wusste, welche verrückten Sachen er noch auf Lager hat.“

„Und, bist du?“

„Fast“, Nico schüttelte den Kopf. „Ich kam nur bis zur Tür. Er verlangte, dass ich mir die Füße auf dem Fußabtreter säubern soll.“

„Aber du warst doch schon in der Wohnung.“

„Eben. Das ist es ja. Herr Wertmann hat seinen Fußabtreter in der Wohnung liegen.“

„Und, was hast du gemacht?“

„Die Füße abgetreten. Was sonst. Dann bin ich abgehauen. Mich kriegt keiner mehr in seine Wohnung.“

„Der ist doch verrückt, oder?“ Jakob wollte es nicht so richtig glauben.

Nico stöhnte: „Ja, schon. Früher war Herr Wertmann ganz anders. Eigentlich war er in Ordnung.“

„So was kann dir mit Ratten nicht passieren“, grübelte Jakob, „schade, dass Mädchen das nicht verstehen.“

Nico stimmte ihm zu: „Meine Schwester ist genauso. Sie flippt aus, wenn ihr eine Ratte über den Weg lauft. Deswegen mag sie den Hafen nicht so gern.“

Jakob antwortete gelassen: „Wir Jungen gehen damit wirklich cooler um.“

Die Freude beobachteten zwei Fischer, die ihre Netze flickten. Eine verdammt langweilige Tätigkeit. Jakob starrte auf ihre Finger. Es war unmöglich zu erkennen, wie sich die Fischer in dem unübersehbaren Berg von Netzen zurechtfinden konnten. Schließlich setzten sie anscheinend irgendwo die dicke Nadel an. Einer der Fischer hatte einen kalten Zigarrenstummel im Mund, auf dem er dauernd herumkaute. Ein paar braune Krümel hingen in seinem Bart.

„Na, ihr beiden“, sprach der Fischer mit den Krümeln die Freunde an, „alles klar?“

„Und ob“, grinste Nico.

„Ihre Zigarre brennt nicht mehr“, meinte Jakob.

„Hab’ ich noch gar nicht gemerkt“, scherzte der Fischer. Daraufhin lachten sich beide halb kaputt und klopften sich auf die Schenkel. Jakob und Nico schauten sich verständnislos an, sie hatten diesen Witz nicht verstanden.

„Wie Herr Wertmann“, murmelte Nico, „genau, wie Herr Wertmann.“

Sie beschlossen, weiterzugehen.

„Möchtest du später einmal Fischer werden?“, fragte Nico.

„Wie kommst du denn darauf?“, rief Jakob entsetzt, „du weißt doch, ich will Pilot werden, … glaube ich wenigstens“, fügte er zögernd hinzu.

„Ja, richtig. Deine Eltern düsen ja immer irgendwo auf der Welt herum. Ich möchte das nicht.“

„Hast du vielleicht eine bessere Idee?“

„Überhaupt keine. Als ich klein war, wollte ich Lokomotivführer werden, aber das finde ich inzwischen auch doof.“

„Vielleicht Fußballstar?“

„Ja, vielleicht.“

Der Gestank in dem Hafenbereich, in dem sie sich gerade aufhielten, war brutal. Jakob flüsterte angewidert: „Pfui Teufel, das hält doch kein Mensch aus. Warum führst du mich hier her?“

„Brauchst nicht zu flüstern, das ist den Fischern völlig egal, die riechen das sowieso nicht mehr.“

„Aber ich. Abscheulich …, zum Kotzen.“

„Hab’ dich nicht so“, murrte Nico überlegen. „Das gehört zum Hafen. Die alten Lastwagen in der Stadt stinken genauso. Da regst du dich auch nicht auf.“

„Das ist was Anderes. Jetzt komm endlich“, drängelte Jakob, während er sich immer noch die Nase zuhielt.

„Meinetwegen.“ Nico folgte ihm langsam. Er schielte jedoch noch nach hinten zu den Fischern. „Ich könnte stundenlang zuschauen. Wir haben’s doch nicht eilig.“

„Aber der Gestank …“

Sie stiegen über herumliegende Seile.

Nico warnte: „Tritt ja nicht auf Fischernetze. Das können die überhaupt nicht leiden.“

Einige Boote weiter, hinter einem riesigen Abfallcontainer, entdeckte Jakob einen merkwürdigen Kahn: „Mensch, Nico, schau mal dort. Hast du schon mal so ein vergammeltes Boot gesehen?“

Nico antwortete: „Nein, das kenne ich nicht. Ist bestimmt neu hier. Ein Fischerboot ist das sowieso nicht, eher eine Fischerbootruine.“

„… und mindestens tausend Jahre alt“, schätzte Jakob, „ich kann mir nicht vorstellen, dass die damit noch auf hohe See hinausfahren.“

„Tun sie doch sowieso nicht. Die hängen bestimmt den ganzen Tag in der Kabine rum und saufen Rum.“

„Schau mal, diese verfaulten Taue! Beim nächsten Windhauch reißen die garantiert.“ Jakob konnte es nicht fassen.

„Na und“, antwortete Nico gelangweilt. „Dann ist’s eben endgültig aus. Der nächste Liegeplatz ist schon bekannt“, grinste er, „steht schon am Bug angeschrieben.“

Jakob schaute in die angedeutete Richtung und nickte: „Genau. Das ist der richtige Name für diese Schrottbeule: Krabbe. Morgen liegt sie ein Stockwerk tiefer, bei den anderen Krabben. Da gehört sie sowieso hin.“

Als sie vorbeigingen, sahen sie die Besatzung, sofern diese Bezeichnung zutraf. Total verdreckte Matrosen, die mit irgendwelchen Kisten hin- und her schlingerten, als befänden sie sich auf hoher See. So widerwärtige Typen hatten die beiden Jungen in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die Klamotten zerfetzt, mit ihren ungewaschenen und zerzausten Haaren hätten sie eher unter eine Brücke zu Pennern gepasst.

„Da siehst du es! Total betrunken. Habe ich doch gesagt“, knurrte Nico.

Jakob blieb mit offenem Munde stehen und flüsterte, obwohl die Matrosen das sowieso nicht hören konnten:

„Die stinken bis hierher. Bestialisch.“

Nico gab sich weltmännisch, weil er sich ziemlich oft im Hafen aufhielt. „Das ist nichts Neues. Wenn du öfter herkommst, siehst du solche Gestalten immer wieder.“

„Was schleppen die bloß hin und her?“, wunderte sich Jakob.

„Weiß nicht, aber Fische haben die in den Kästen auf keinen Fall.“

Die Jungen beobachteten das unappetitliche Treiben an Bord. Einer der Matrosen, mit einem zerrissenen, weiß-schwarz-verdreckten T-Shirt bekleidet, wurde auf die beiden aufmerksam und schaute misstrauisch zu ihnen herüber.

„Der will was von uns“, zischte Jakob, „komm, wir hauen ab.“

„Mach dir nicht gleich in die Hose, der kennt uns doch nicht“, meinte Nico, „wir gehen jetzt gemütlich weiter und tun so, als hätten wir sie gar nicht gesehen. Dann brauchen sie nicht mehr rüber zu gaffen.“

Der zweite Matrose, in einer durchlöcherten Jeans, die früher vielleicht einmal blau war, fluchte unanständig, der dritte, ein Dunkelhäutiger irgendwoher aus Afrika, stimmte ein. Der erste schnauzte die beiden anderen an, sie sollen nicht herumgrölen, sondern ihre Arbeit verrichten. Der zweite Matrose fluchte daraufhin in einer fremden Sprache, der dritte versetzte ihm einen Stoß, dass er das Gleichgewicht verlor und in eine Ecke torkelte.

Die Jungen setzten angewidert ihren Weg fort, die Matrosen wandten sich wieder ihrer seltsamen Beschäftigung zu. Sie maulten und fluchten weiter. Vielleicht taten das alle Matrosen.

Nach ein paar Schritten erreichten sie das Heck der Krabbe. Es ähnelte ebenfalls mehr einem Schrotthaufen. Eisenstangen, alte Benzinkanister, verbeulte Dosen, vergammelte Teppiche, abgebrochene Holzbalken und weiß der Himmel, was dort alles herumlag.

Im unteren Deck gab es einige runde Luken. Die meisten Scheiben waren zerbrochen. Andere, die die Jahre überstanden hatten, waren seit ewigen Zeiten weder mit Wasser, geschweige denn mit einem Fensterleder erschreckt worden. An einer Luke tauchte plötzlich eine Hand auf. Dann ein Arm. Dann ein Kopf mit einem Verband. Der Kopf drehte sich schmerzhaft gequält herum. Jakob meinte, aus den Lippenbewegungen das Wort „Hilfe“ zu erkennen.

„Nico, hast du das gesehen?“, erschrak Jakob.

„Nein, was denn?“, stotterte Nico, der bereits wieder eine Gruppe Fischer beobachtete.

„Dort, guck doch, die zweite Luke von rechts. Da hat einer um Hilfe gerufen. Ich hab’s von seinen Lippen abgelesen“. Jakob konnte sich kaum mehr beruhigen.

„Mann, dreh doch nicht durch“, beruhigte ihn Nico, „das hat er bestimmt nicht.“

„Was denn sonst?“

„Wahrscheinlich hat er ‚Hallo‘ gerufen“, antwortete Nico.

„Du spinnst total, ich hab’s doch gesehen.“

„Vielleicht wollte er dir einen schönen Tag wünschen.“

„Jetzt hör endlich auf!“

Jakob war stehen geblieben und schimpfte: „Klar, mit dem Verband um den Kopf wollte er uns einen schönen Tag wünschen.“

Was aber dann passierte, ließ beide erstarren: Jener Kopf tauchte ein zweites Mal auf. Dieses Mal sahen es beide Jungen deutlich. Wieder kam der Kopf langsam hinter der trüben Scheibe hoch, das Gesicht zur Fratze verzerrt. Nach wenigen Sekunden tauchte einer der widerlichen Matrosen auf und prügelte brutal auf den Mann ein. Dann sank der Kopf wieder nach unten. Auch der Matrose war nicht mehr zu sehen. Alles war still, nichts regte sich mehr.

Die beiden Jungen blickten sich bestürzt an. Sie wussten nicht, was sie davon halten sollten. Langsam wanderten ihre Blicke wieder zu der schmutzigen Luke. Nichts! Doch auf dem Vorderdeck entstand plötzlich Bewegung. Zwei der Matrosen deuteten feindselig zu den beiden Jungen herüber. Aber warum? Dann brüllte ein Matrose aus Leibeskräften:

„Haut endlich ab, ihr Schlawiner, sonst setzt’s was!“ Gleichzeitig stürmten zwei der Matrosen in Richtung Bordwand, um von Bord zu steigen. Das konnte unangenehm werden. Da blieb nur noch blitzartige Flucht.

„Los!“ Nico packte Jakob am Ärmel und spurtete los. Jakob hinterher.

Nach einem ausreichenden Sicherheitsabstand blieben sie keuchend stehen. Die Krabbe war nicht mehr zu sehen.

„Meinst du immer noch, dass der Mann ‚Hallo“ gerufen hat?“, rief Jakob entsetzt.

„Nicht eigentlich“, druckste Nico herum, „ich dachte, … ja, vielleicht hast du recht. Ich bin mir nicht mehr sicher.“

„Und der Matrose? Wollte der uns vielleicht auch begrüßen und hat dabei versehentlich jene Person mit dem Verband niedergeschlagen? Die Matrosen auf dem Vorderdeck vielleicht auch? Ein Gruß an uns? Damit wir nichts falsch verstehen, wollten sie sogar persönlich zu uns kommen. Nico, wach auf! Da ist ein Verbrechen passiert!“

Nico blieb nachdenklich stehen: „Zuerst habe ich’s nicht so genau gesehen. Aber jetzt …, ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Über den Verband habe ich mich schon gewundert.“

Das übrige Treiben im Hafen hatte damit für sie jeden Reiz verloren. Sie interessierten sich nicht einmal mehr für die Wasserratte, die ihren erbeuteten Fisch im Stich ließ und flüchtete, als Jakob ihr beinahe auf den langen Schwanz getreten wäre. Die beiden Jungen konnten sich alles Mögliche vorstellen, verwarfen schließlich ihre Gedanken und beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Welch ein Fehler!

Zu Hause angekommen, war Tindi inzwischen vom Geigenunterricht eingetroffen, sie hatte ihre Freundinnen Alina und Maria mitgebracht, beide hatten gepflegte lange Haare. Seit einiger Zeit lernten die ebenfalls Geige spielen. Wenn die drei gemeinsam musizierten, klang es oft abscheulich.

Sie kicherten und scherzten, wie es Mädchen manchmal tun. Nico stöhnte, bei drei gackernden Mädchen fühlte er sich überflüssig. Heute trugen sie auch noch ähnliche grüne T-Shirts und machten einen auf dreifaches Lottchen. Es wäre Nico im Augenblick lieber gewesen, mit Jakob zu diskutieren. Leider bestand die Mutter darauf, gemeinsam ein Glas Orangensaft zu trinken.

„Habt ihr Wasserratten gesehen?“, gackerte Tindi, Alina und Maria kicherten immer noch.

„Klar“, brummte Nico und zog eine Grimasse, „sogar eine ganz fette.“

„Iiiih“, klang es mehrstimmig, aber lustig.

„Die hat sogar nach euch gefragt“, gluckste Nico.

Jakob hätte gerne gesagt, dass er sich eine Wasserratte als Haustier wünschte. Im letzten Moment verbiss er sich aber diese Bemerkung, immerhin wollte er noch einige Tage im Hause Keller wohnen.

Nicos Mutter entschied, das Thema Wasserratten zu beenden, sie mochte sie nämlich genauso wenig. Ihr anschließender Versuch, einen gemeinsamen Plan für die nächsten Ferientage zu entwickeln, misslang vollkommen. Weder die Mädchen, noch Nico oder Jakob wollten sich auf irgendetwas festlegen, schon lange nicht auf einen gemeinsamen Besuch im Tierpark.

„Ich gehe nur in den Tierpark“, feixte Nico, „wenn wir auch zu den Ratten und Mäusen gehen.“

Jakob lachte unanständig.

Es klingelte an der Tür. Tindi sprang wie immer sofort auf. Sie wollte als Erste wissen, wer zu Besuch kam. Herein traten Jakobs Eltern, Familie Webster. Jakobs Mutter war, wie immer, wenn sie auf Reisen ging, mit verschiedenen goldenen Kettchen behängt und mit Ringen bestückt. Dass beide ein schlechtes Gewissen hatten, erkannte Jakob sofort an deren Nasenspitzen, ihr feines Gehabe täuschte darüber nicht hinweg. Zuerst eierten sie herum und faselten ziemlich wirres Zeug. Seinen Vater kannte Jakob sowieso immer nur nervös, heute jedoch zappelte er mehr denn je. Sie wollten sich angeblich nur bei Familie Keller bedanken, weil Jakob während ihrer bevorstehenden Geschäftsreise schon wieder Kellers großzügige Gastfreundschaft in Anspruch nehmen durfte.

„Ist doch selbstverständlich, liebe Philomena“, flötete Linda Keller. „Jakob ist uns immer herzlich willkommen. Was ist eigentlich dieses Mal der Anlass für eure Reise?“

„Ach, meine liebe Linda“, schnaufte Jonathan Webster, Jakobs Vater, gehetzt. „Eine große Ausstellung in New York …, weißt du, in New York! Ich kann dir sagen …“ Er hob bedeutungsvoll seinen Zeigefinger.

„Aha“, antwortete Linda Keller.

„Und ich bin die wichtigste Person, eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit wegen …“

„Das tut mir sehr leid“, unterbrach ihn Frau Keller. „Wir sollten uns mal wieder richtig Zeit nehmen und über alles reden.“

„Wirklich gerne“, antworteten Philomena und Jonathan Webster wie aus einem Munde.

„Aber die Zeit …, mein Gott, wenn ich nur wüsste, wann. Ihr seid immer so nett zu uns.“

Jonathan Webster rutschte auf seinem Stuhl hin und her.

Philomena schubste Jonathan: „Und zu unserem Liebling.“

Jonathan nickte eifrig: „Natürlich, besonders zu ihm.“

Jakob war die Sache unangenehm. Er hasste die immerwährende Hetzerei seiner Eltern, die ihn schon sein Leben lang begleitete. Warum hatten sie für ihn nie Zeit, so wie Nicos Eltern. Schließlich sprang Jakobs Vater auf und war nach kurzem, ungeduldigem Abschied verschwunden.

„Du darfst ihm das nicht verübeln “, versuchte Jakobs Mutter seinen überraschenden Aufbruch ein wenig zu entschuldigen. „Er ist so ein berühmter Mann. Alle Welt will was von ihm, da kann ein Mensch schon seltsam werden.“

„Bitte, mach dir deswegen keine Sorgen“, lächelte Linda Keller, „wir kennen uns schließlich sehr lange.“

„Wie nett du das sagst.“

Jakobs Mutter blieb noch auf einen kleinen Plausch sitzen. „Was tust du denn den ganzen lieben Tag, meine liebe Linda? Du gehst doch nicht etwa zur Arbeit? Bitte, liebe Linda, bloß nicht. Fang das erst gar nicht an. Schau mich an!“

Linda Keller lächelte sanft: „Nein, nein, meine liebe Philomena. Dazu habe ich gar keine Zeit. Du verstehst doch, oder …? Unsere zwei Kinder. Jetzt auch Jakob. Tindis Freundinnen kommen auch sehr gerne zu uns. Dann mein Ehrenamt. Siehst du? Ja?“

„Ach, du liebe Linda. Das tust du alles für uns. Wie können wir das nur je wieder gut machen?“

„Ist überhaupt nicht notwendig. Jakob kommt gerne zu uns, genauso wie Tindis Freundinnen. Es ist für alle schön und ich tu das wirklich gerne.“

Jakobs Mutter meinte offensichtlich ebenfalls, dass es an der Zeit war, zu verschwinden. Nachdem sie Linda kurz, aber freundlich umarmt hatte, stand sie bereits im Flur. Dann stürmte sie noch einmal ins Wohnzimmer zurück: „Wo ist denn mein lieber Jakob?“ Mit offenen Armen eilte sie ihm entgegen und umarmte ihn: „Nirgendwo bist du besser aufgehoben als bei unseren lieben Kellers.“

„Ja, ja“, knurrte Jakob, „du hast es doch gewiss wieder eilig.“

„In der Tat“, rief sie eifrig nickend, „ich sollte ja schon längst zu Hause sein und packen. Unser Flugzeug ….“

Hastig stöckelte sie hinaus. Der Motor ihres Wagens startete und mit quietschenden Reifen preschte sie um die nächste Straßenecke.

Frau Keller lächelte sanft und äußerte nicht ein einziges Wort.

3. Gemeine Entführung

Der nächste Morgen begann mit einer gewaltigen Aufregung. Bei Familie Keller ahnte noch keiner, was sich gerade vor ihrer Haustür abspielte. Tindi schlürfte zufrieden ihren geliebten Orangensaft. Alina und Maria hatten mit ihr vereinbart, an diesem Tag sehr früh aufzukreuzen. Immerhin gab es Wichtiges zu besprechen. Gerade, als die beiden Mädchen mit ihren Fahrrädern in den kurzen Weg zu Tindis Haus einbiegen wollten, versperrte Tindis Nachbar ihnen den Weg.

„Halt! Stop! Nicht weiterfahren!“

„Was wollen Sie von uns?“, antwortete die blonde Maria mit fester Stimme, wie sie es für solche Situationen gelernt hatte. Sie blieb stehen, trat allerdings vorsichtshalber einen Schritt zurück. Das Zittern ihrer Stimme hatte der Mann hoffentlich nicht bemerkt. Alina jedenfalls bewunderte Marias Auftreten und wollte ihr nicht nachstehen: „Warum versperren Sie uns den Weg?“

Der Mann behauptete in barschem Ton: „Ich bin hier der Hausmeister. Was wollt ihr hier?“

„Wir gehen zu unserer Freundin, Tindi Keller. Die wartet nämlich bereits auf uns.“

„Familie Keller ist ausgezogen. Ihr müsst sofort umkehren und verschwinden!“

„Das ist nicht wahr! Lassen Sie uns auf der Stelle vorbei!“ Alina wollte sich nicht einfach abweisen lassen, sie rückte ihre randlose Brille zurecht: „Tindi ist meine Freundin und da gehe ich jetzt hin.“

„Gerade ist der Möbelwagen weggefahren. Die sind hier nicht mehr!“, herrschte der Mann sie im Befehlston an, „also, weg mit euch, marsch, marsch!“

Alina behielt wie immer ihren klaren Kopf. Sie wollte sich von dem Mann nicht einschüchtern lassen. Blitzschnell ließ sie ihr Fahrrad fallen. Mit zwei schnellen Sprüngen spurtete sie über den Rasen, vorbei an diesem merkwürdigen Menschen.

Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie an Tindis Küchenfenster klopfen. Genau das tat sie und zwar so fest, dass die Scheibe bedenklich klirrte.

„Tindi“, kreischte sie mit überschlagender Stimme, „Tindi, hilf uns!“

Keine Sekunde später öffnete sich die rechte Fensterhälfte. Frau Keller blickte erschrocken heraus: „Alina, warum bist du denn so aufgeregt?“

„Also stimmt das gar nicht. Ihr seid überhaupt nicht ausgezogen!“, kreischte Alina.

„Ja, warum sollen wir denn ausziehen? Wir denken überhaupt nicht an so etwas. Jetzt beruhige dich erst einmal und komm herein. Was ist denn passiert?“

„Euer Nachbar behauptet, ihr seid heute Morgen weggezogen. Wir haben das sowieso nicht geglaubt.“

Frau Keller streckte ihren Kopf ganz weit heraus um besser um die Ecke blicken zu können. Da erkannte sie ihren leicht verrückten Nachbarn, Herrn Wertmann: „Herr Wertmann, was soll denn das?“, fegte sie ihn an.

Der stotterte: „Sie sind doch gerade ausgezogen, Frau Keller. Ich habe den Möbelwagen wegfahren gesehen und Ihnen hinterher gewinkt. Das müssen sie gesehen haben! Wieso sind Sie schon wieder hier?“

„Bitte, Herr Wertmann. Erschrecken Sie die beiden Mädchen nicht. Die haben Ihnen überhaupt nichts getan.“

Frau Keller war selten so erregt wie in diesem Augenblick.

Herr Wertmann blieb jedoch stur bei seiner Behauptung: „Und ich habe den Möbelwagen wegfahren sehen.“ Er stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf den Rasen.

Frau Keller erkannte, dass sie bei ihrem Nachbarn mit Vernunft nicht weiterkam, deshalb änderte sie sofort ihre Taktik und sagte mit versöhnlicher Stimme: „Ach, Herr Wertmann. Das haben Sie wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Wir haben es uns schon wieder anders überlegt. Soeben sind wir zurückgekommen. Jetzt wollen wir für immer hierbleiben.“

„So, so“, stammelte Herr Wertmann, „wieder zurückgekommen. Ach …“, er schüttelte ungläubig den Kopf: „Sie haben es sich anders überlegt! Warum informiert mich niemand. Dann, ja dann kann ich wieder an meine Arbeit gehen.“

Er kratzte sich verlegen am Kopf. Schließlich drehte er sich zögernd um und verschwand.

„Das war wirklich schrecklich für euch beide. Tut mir unendlich leid“, stöhnte Frau Keller. „Tindi hat euch doch oft genug von unserem merkwürdigen Herrn Wertmann erzählt. Bitte regt euch nicht mehr auf. Mein Mann muss heute Abend mit ihm ein paar deutliche Worte reden. Aber ach, wahrscheinlich nützt das sowieso nichts.“

Jakob drehte sich gerade in seinem Bett auf die andere Seite und stöhnte: „Mann ist das ein Lärm bei euch. Da kann kein Mensch richtig ausschlafen. Ich hab’ seit gestern Ferien.“

„Ich auch!“, maulte Nico verdrießlich unter seinem Kopfkissen hervor.

Kurze Zeit später war im Hause Keller wieder Frieden eingekehrt. Tindi nutzte mal wieder die Gelegenheit, von den verrückten Einfällen des Herrn Wertmann zu erzählen. Mit den haarsträubenden Beispielen, die Tindi und ihre Mutter zum Besten gaben, wurde aus dem Schreck in der Morgenstunde doch noch ein lustiges Frühstück.

Als das fröhliche Lachen der Mädchen kein Ende nahm, entschlossen sich Jakob und Nico aufzustehen. Nach einer Katzenwäsche erschienen sie missmutig am Frühstückstisch, wo sie von den Mädchen glucksend begrüßt wurden.

„Einen wunderschönen guten Morgen“, krähte Alina.

Alle lachten.

Maria gähnte grinsend: „Und noch soooo müde!“

Nico fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die er zu kämmen vergessen hatte und erntete sofort den nächsten Heiterkeitsausbruch.

„Dumme Gänse“, grollte er, jedoch leise. Die Mutter blickte ihn einen Augenblick lang nachdrücklich an.

„Warum schreit ihr denn schon am frühen Morgen so rum?“, brummte Nico.

„Ach was. Das war wegen Herrn Wertmann.“ Mutter war noch immer verärgert: „Er wollte Alina und Maria nicht hereinlassen.“

Nico hielt sich die Hand vor den Mund und flüsterte grinsend zu Jakob: „Manchmal ist er gar nicht so verrückt.“

„Nico!!!“, rief die Mutter und runzelte die Stirn.

„Kommt ihr mit?“, wollte Tindi wissen.

„Was soll das heißen: Kommt ihr mit?“, brummte Jakob.

„So, wie ich es gesagt habe.“

„Bitte immer ganze Sätze, liebe Tindi. Haben wir das nicht alle in der Schule gelernt?“, erinnerte Nico.

Tindi streckte ihm als Antwort die Zunge heraus.

Maria war an diesem Tag netter: „Schwimmen. Wir wollen am Baggersee schwimmen gehen. Wäre das nicht klasse.“

„Nicht schlecht“, meinte Nico. „Was meinst du, Jakob?“

„Wenn uns Maria so freundlich einlädt.“

„Angeber“, fauchte Tindi, „das war keine Einladung. Wir haben ausnahmsweise nichts dagegen, wenn ihr mitkommt.“

„Könnt ihr denn schwimmen?“, fragte Alina beiläufig.

Zuerst blickte Nico beleidigt, dann entschloss er sich, den Morgen friedlich zu beginnen: „Also gut“, antwortete er, ohne auf Alinas Spitze einzugehen, „aber erst später. Wir wollen noch frühstücken und nicht schon wieder hetzen.“

„Dann kommt ihr eben nach“, rief ihnen Tindi zu und schon knallte die Haustür zu, die drei waren verschwunden.

„Vielleicht habe ich doch keine Lust“, überlegte Nico. „Hast du Lust?“

„Was weiß ich?“ Jakob war derselbe Morgenmuffel wie Nico.

Frau Keller äußerte sich zunächst nicht zu dem trägen Gedankenaustausch. Nach einiger Zeit meinte sie allerdings: „Es wäre keine schlechte Idee, wenn ich heute allein zu Hause wäre. Dann kann ich richtig saubermachen und es stehen nicht immer irgendwelche Füße im Wege herum. Ihr kennt ja unseren Badeplatz. Fahrt einfach hin und lasst mich in Ruhe arbeiten.“

„Hm“, antwortete Nico einsilbig und Jakob nickte stumm.

Nicos Mutter hatte noch eine interessante Sache auf Lager: „Dann erzählen euch die drei vielleicht, was sie gestern Spannendes erlebt haben.“

„Was denn?“, schlagartig war Nico munter.

„Sag ich nicht“, lächelte Frau Keller. „Schließlich haben das unsere Mädchen erlebt. Die können darüber viel besser berichten als ich.“

„Wenigstens einen kleinen Tipp“, bettelte Jakob.

„Wenn ihr es schnell erfahren wollt, beeilt euch einfach. Ich versichere euch, ihr werdet überrascht sein, wie aufmerksam unsere Mädchen sind.“

Nico brummte irgendetwas, das sich anhörte, als sollten sie auf eine stinklangweilige Fährte gelockt werden. Doch dann war das Herumzetern schnell beendet. Ein letzter Schluck aus der Tasse duftender Schokolade und schon schwangen sich die beiden mit Badehose und Handtuch bestückt auf ihre Fahrräder. Frau Keller drückte noch jedem eine Tüte mit einem Wurst-, einem Käsebrot, einem Apfel und einer Banane in die Hand. Schon sausten sie ab in Richtung Baggersee.

„Wehe, wenn wir den Mädchen auf den Leim gegangen sind“, meinte Nico, immer noch misstrauisch.

Schließlich erreichten sie die Stelle, die die gemeinsamen Freunde schon seit langer Zeit als Badeplatz ausgewählt hatten. Es zog sie immer wieder an denselben Platz. Unter einer uralten, Ruhe ausstrahlenden Buche, in der Amseln und andere Vögel ihre meisterhaften Konzerte gaben, breiteten sie ihre Decken auf einer saftigen Wiese aus.

Die drei Mädchen stiegen gerade tropfnass aus dem Wasser. Sie schlotterten vor Kälte.

„Im Wasser war es viel wärmer“, zitterte Alina mit klappernden Zähnen.

„Dann geh doch wieder rein“, schlug Jakob vor und erntete einen strafenden Blick.

„Zum Ärgern brauchen wir euch heute nicht. Vielleicht ist es besser, wenn ihr auf der Stelle wieder nach Hause fahrt.“ Damit drehte sich Tindi zu Alina und Maria und flötete: „Ach, wie schön war das doch noch bis vor einer Minute.“

„Ach, war das schön …“, äffte Jakob sie nach.

„Ich bin gespannt, wie schnell die Jungen im Wasser sind“, kicherte Maria.

„Also bei mir dauert das immer etwas länger“, baute Jakob vor, er hasste kaltes Wasser. „Wenn ich aber mal drin bin …“ Er wusste im Moment nicht, was dann üblicherweise geschah, und ersparte sich den Rest.

Nico kam sofort zur Sache: „Was habt ihr denn gestern sooo Spannendes erlebt?“

„Woher weißt du das …?“, Tindi war empört.

„Woher wohl? Natürlich von unserer Mutter.“

Tindi zog ein beleidigtes Gesicht: „Sie hat mir versprochen, euch nichts zu verraten. Von euch erfahren wir auch nie etwas.“

„Sie hat überhaupt nichts verraten.“ Jakob wollte wegen dieser Kleinigkeit keinen Streit anzetteln. „Sie hat gesagt, wir sollen euch fragen. Deswegen sind wir hier!“

„Ahhh, das ist natürlich etwas Anderes!“

Tindi und Alina strahlten.

Maria meinte: „Jetzt weiß ich auch, warum ihr so schnell hierhergekommen seid. Hatte mir so was Ähnliches gedacht. Sonst dauert das bei euch immer ewig.“

Tindi erzählte leidenschaftlich gerne und konnte sich nicht länger zurückhalten. Also legte sie los: „Es war wirklich spannend. Wenn ihr das erfahrt …“

„Morgen steht es in allen Zeitungen“, erhöhte Maria noch die Spannung.

„Mann“, staunte Jakob, „dann muss da was dran sein.“

„Also los jetzt“, forderte Nico genervt.

Die drei Freundinnen schafften es, ihr Erlebnis noch einige Zeit für sich zu behalten mit dem Ergebnis, dass Jakob und Nico immer neugieriger wurden.

Schließlich wandte Nico den Kopf beleidigt zur Seite. Er hatte einfach keine Lust mehr, immer wieder dieselbe Frage zu stellen: „Ihr nervt vielleicht“, schimpfte er, „wahrscheinlich kommt sowieso nichts Spannendes heraus.“

Tindi kicherte zufrieden und berichte von ihren gemeinsamen Erlebnissen:

Die drei Mädchen hatten sich am Tag zuvor bei Maria getroffen, um Pläne für die Ferienzeit zu schmieden. Schließlich beschlossen sie, den Nachmittag nach dem Geigenunterricht bei Tindi zu verbringen, um zu lesen und ein neues Hörbuch, das Tindi geschenkt bekommen hatte, anzuhören. Ihr Weg führte sie durch die Sonnenstraße, eine kleine verschlafene Gasse, die die Bezeichnung Straße genau genommen zu Unrecht führt. Es war ein Weg mit einsamen Villen, die wahrscheinlich von reichen Leuten bewohnt werden, wie zum Beispiel Familie Webster. Jakob erhob Einspruch, weil er diese Behauptung als Beleidigung empfand. Nico wollte jedoch unbedingt erfahren, wie die Geschichte verlaufen war: „Ist doch egal, Jakob. Los Tindi, spann uns nicht so auf die Folter!“

Also erzählte Tindi weiter: Als sie an einem schönen, weiß gestrichenen Zaun vorbeikamen, hörten sie aus dem dahinterstehenden Gebäude eigenartige Geräusche, die sie sich nicht erklären konnten. Natürlich wollten sie der Sache auf den Grund gehen und drückten sich an den Zaunlatten die Nasen platt, damit sie durch die schmalen Zwischenräume etwas erkennen konnten.

„War bestimmt lustig, drei neugierige Mädchenköpfe am fremden Gartenzaun“, kicherte Nico.

„Hoffentlich frisch gestrichen“, ergänzte Jakob.

Nico gackerte. „Sie haben ja immer noch weiße Nasen.“

Die Mädchen überhörten die unpassende Bemerkung und setzten ihren Bericht fort:

Auf dem Grundstück stand vor der Haustür ein großes dunkles Auto mit laufendem Motor. Darin saß ein Mann, den sie nicht kannten. Da der Motor laut schepperte, beobachteten sie aufmerksam weiter.

Fachmännisch vermutete Jakob: „Wahrscheinlich ein defekter Auspuff.“

„Haben wir uns auch gedacht“, meinte Maria, obwohl das gar nicht stimmte.

Es waren nur wenige Augenblicke vergangen, als zwei Männer zur Haustür heraus gehetzt kamen und mit lauten Kommandos einen alten Mann hinter sich herzogen. Er stolperte immer wieder und fiel sogar hin, weil er nicht so schnell laufen konnte. Jetzt war es für die Mädchen klar, dass es sich da um ein Verbrechen handelte. Und sie waren Zeugen, alle drei. Die beiden Verbrecher zogen den wehrlosen Mann rücksichtslos hinter sich her bis zu dem Fahrzeug. Der alte Mann war untersetzt, hatte wenig Haare und eine dicke Hornbrille, die schräg von einem Ohr herunterhing. Sie schubsten den Mann brutal durch die hintere Fahrzeugtür ins Innere. Einer der beiden Männer sprang hinterher, der zweite schnellte neben den Fahrer. Die Türen schlugen mit dumpfem Knall zu, gleichzeitig heulte der Motor auf. Mit brüllendem Start, der einen sehr starken Motor erkennen ließ, raste das Fahrzeug los. Kies spritzte an die Hauswand. Sie fuhren durch die Einfahrt auf die Straße, ohne auch nur einen einzigen Blick nach links oder rechts zu werfen. Das Auto sauste davon und war nach wenigen Sekunden um die nächste Straßenecke verschwunden.

„Ist ja der Wahnsinn. Das war eine Entführung!“, rief Jakob. Bei den letzten Sätzen waren die beiden Jungen aufgesprungen.

„Na klar!“ Tindi schüttelte überrascht den Kopf. „Was meinst du denn, warum wir euch das erzählen?“

„Und? Was habt ihr dann gemacht?“, drängte Nico.

„Was hättest du denn getan“, wollte Alina wissen.

„Ist doch klar! Polizei verständigen, was sonst.“

„Genau so schlau waren wir auch“, sagte Tindi arrogant.

„Die Notrufnummer in die Handytastatur eingetippt und schon hatten wir die Polizei am Apparat.“

„Und dann?“, wollte Nico wissen.

„Nach wenigen Minuten brauste der Streifenwagen heran und wir haben alles haarklein berichtet.“

„Und dann?“ Jakob war ebenso gespannt.

„Dann nichts mehr. Sie haben unsere Namen und Adressen aufgenommen und viel telefoniert. Aber die Gangster waren längst über alle Berge“, erklärte Tindi.

„Verdammter Mist.“ Jakob verzog ärgerlich die Mundwinkel „Habt ihr euch wenigstens das Kennzeichen gemerkt?“

„Nnnein …“, antwortete Alina gedehnt, „ging alles so schnell. Beim nächsten Mal würden wir genauer hinschauen.“

„Na ja, kann jedem passieren“, gab Nico großzügig zu.

„Ich denke, ihr habt so ziemlich alles richtiggemacht“, meinte Jakob und nickte anerkennend, „habt ihr eine Ahnung, wer der alte Mann war?“

Sie wussten es nicht genau. Tindi wollte gehört haben: „Irgendein Professor. Hab’s nicht so genau verstanden.“

„Verdammte Schweine“, schimpfte Nico.

Jakob spekulierte: „Die Gesichter der drei Entführer. Habt ihr die wenigstens gesehen?“

„Natürlich haben wir die gesehen, sie waren doch nicht maskiert. Warum fragst du?“, wunderte sich Maria, „außerdem waren wir nahe genug dran.“

„Die Polizei hat Verbrecherkarteien, ihr könntet sie vielleicht wiedererkennen.“

„Bist du aber ein kluges Kerlchen“, höhnte Tindi.

Maria erklärte: „Morgen sollen wir hinkommen.“

Jakob blickte zu Nico: „Sollen wir auch?“

„Du meinst, wegen gestern?“

„Hm, vielleicht?“

„Schon wieder diese Geheimniskrämerei“, schimpfte Tindi, „raus mit der Sprache. Wir haben auch alles haarklein berichtet.“

„Also gut“, ein letzter Blick zur Abstimmung. „Wir haben gestern auch was Seltsames erlebt.“

Drei Augenpaare hingen an Jakobs Mund. Als der nicht auf der Stelle begann, verzog Maria stöhnend die Mundwinkel: „Hast du’s vielleicht schon wieder vergessen?“

Jakob grinste, die Kunstpause war nicht übel.

„Das war nämlich so!“

Er erzählte vom Nachmittag mit Nico im Hafen, von den vielen Schiffen, den schönen und den weniger schönen, und er vergaß auch nicht, die Wasserratten zu erwähnen.

Tindi rief verärgert: „Deswegen wollt ihr diese blöde Geschichte erzählen. Euch geht’s nur um die ekelhaften Wasserratten. Da kannst du gleich wieder aufhören.“

„Nein, nein“, erhob Nico Einspruch, „das Wichtigste kommt noch. Aber die Wasserratten gehören dazu, weil sie zu unserem Erlebnis gehören. Passt auf!“

Jakob erzählte von dem schrecklich vergammelten Fischkutter namens Krabbe und was sie dort erlebt hatten. Als er fertig war, gab es enttäuschte Gesichter.

„Und?“, meinte Alina, „was passierte dann?“

„Dann sind wir abgehauen“, erklärte Nico.

„Mann, seid ihr Feiglinge“, stöhnte Tindi. „Ihr hättet doch wenigstens fragen können, was hinter jener Luke passiert ist.“

Maria stimmte ihr zu: „Wir wären auf keinen Fall abgehauen.“

„Ihr habt keine Ahnung, was das für Muskelpakete waren“, verteidigte sich Nico, „wir hatten keine Lust, uns verprügeln zu lassen.“

„Trotzdem feige“, urteilte auch Alina.

Jakob und Nico waren enttäuscht, dass ihr Erlebnis so schlecht angekommen war. Von diesem Augenblick an hielten sie ihren Mund.

Die stille Maria wollte das Thema wechseln, damit die Jungen nicht beleidigt abrauschten. Sie fragte beiläufig: „Deine Eltern, Jakob. Warum hatten die es gestern so eilig?“

Jakob knurrte: „Die haben’s immer eilig. Was Anderes kenn’ ich von zu Hause überhaupt nicht. Fliegen wieder nach New York.“

„Urlaub?“

„Die machen nie Urlaub. Mein Vater ist sooo ein berühmter Modeschöpfer. Aber mir ist das egal. Wieder eine neue Kollektion. Das machen die jedes Jahr. Immer die gleiche Aufregung. Mir reicht’s schon lange.“

Maria war überrascht: „Ist doch toll. Ich würde später gerne Model werden.“

„Du doch nicht“, antwortete Jakob grob. „Du bist doch viel zu klein.“

„Das war aber gar nicht nett“, mischte sich Alina ein und warf ihren Kopf so heftig zur Seite, dass ihre schwarzen Haare durch die Luft wirbelten, „vielleicht sind wir alle bald so groß oder noch größer. Vielleicht sogar du.“

Nico grinste.

Jakob ärgerte sich: „Ich sag jetzt überhaupt nichts mehr.“

Dieser Nachmittag war nicht gut verlaufen. Die Jungen beschlossen, ins Wasser zu springen, und ließen sich auch so schnell nicht wieder blicken. Jakob wollte sich nicht noch einmal blamieren, deshalb biss er bei seinem eleganten Satz ins Wasser die Zähne zusammen. Es war wirklich erbärmlich kalt.

4. Mutprobe

Als Jakob am nächsten Morgen aufwachte, war es noch dunkel. Das geschah nicht oft. Ohne Wecker schlief er sonst, bis ihm die Sonne ins Gesicht strahlte.

Noch immer verärgert wegen der Niederlage am Badesee murmelte er schlaftrunken: „Gemeinheit.“

Nie zuvor war er als Feigling hingestellt worden. Das forderte Rache! Wahrscheinlich dachte Nico genauso. Leider schlief er noch tief und fest. Jakob traute sich nicht, ihn zu wecken. Der Groll ließ ihn immer munterer werden. Es musste einen Weg geben, die Mädchen vom Gegenteil zu überzeugen. Er zermarterte sich das Gehirn. Dummerweise schlief er ohne geeignete Lösung wieder ein.

Als sie am Frühstückstisch auftauchten, lag die Morgenzeitung geöffnet auf dem Tisch. Ein Kaffeelöffel deutete auf die Schlagzeile. Tindi konnte es kaum erwarten: „Nico! Jakob!“, rief sie, als die Jungen hereinschlurften. „Hier steht’s! Genau, wie wir euch erzählt haben.“

Drei Köpfe starrten auf die fett gedruckte Überschrift in der Morgenpost:

Berühmter Professor entführt!!!

Professor Sirius Martell, einer unserer bekanntesten Wissenschaftler, wurde gestern brutal aus seinem Haus in der Sonnenstraße entführt. Diese Entführung ist nicht nur ein schwerer Schicksalsschlag für seine Familie. Professor Martell ist in Fachkreisen weltweit bekannt geworden durch eine unglaubliche Entdeckung, die wegen ihrer Bedeutung für die Menschheit noch immer streng geheim gehalten wird.

Leider fehlen bis zum heutigen Tage genaue Informationen.

Fachleute sprechen bereits jetzt von unabsehbaren Folgen, sollte Professor Martells Geheimnis erpresst werden und in falsche Hände geraten.

Die Kriminalbehörden haben zugesichert, alle verfügbaren Kräfte rund um die Uhr einzusetzen, damit dieser Fall möglichst umgehend aufgeklärt werden kann.

Wir werden unsere Leser auf dem Laufenden halten.

(Sachdienliche Hinweise bitte an jede Polizeidienststelle oder die Redaktion der Morgenpost.)“

Nicht ein einziges Wort über Tindi und ihre Freundinnen.

Frau Keller wollte sich damit nicht zufriedengeben und blätterte in der Zeitung solange vor und zurück, bis sie auf einer der hinteren Seiten einen Kommentar zum aktuellen Entführungsfall entdeckte. Die mutige Leistung der drei Mädchen wurde in diesem Bericht in den höchsten Tönen gepriesen. Dort stand auch zu lesen, dass die Entführung nur deshalb so schnell bemerkt werden konnte, weil die Mädchen zufällig das Verbrechen beobachteten und umgehend die Polizei verständigt hatten. Andernfalls würden die Ermittler noch immer im Dunkeln tappen. „Richtige und wohlüberlegte Schritte unserer heutigen Jugend, über die wir uns wirklich freuen können.“

Trotzdem ärgerte sich Tindi. Sie kniff die Augen zusammen, wie sie es immer tat, wenn sie angestrengt nachdachte: „Warum schreiben sie über uns auf der vorletzten Seite. Das liest doch kein Mensch.“

Die Mutter rührte gerade ihren Kaffee um. Nun legte sie den Kaffeelöffel zur Seite: „Ihr hättet es wirklich verdient, Tindi. Zeitungsschreiber sind so.“

„Ich muss mit Alina und Maria sprechen“, entschied Tindi.

„Die lesen doch auch Zeitung, sie wissen das gewiss schon“, meinte die Mutter.

„Trotzdem.“

Tindi verschwand und telefonierte mit Alina und Maria. Beide versprachen, sich sofort auf den Weg zu machen.

Gespannt lasen auch die Jungen diesen Kommentar.

„Das haut mich um.“ Nico wollte es kaum glauben. Nicht eine einzige unanständige Bemerkung kam über seine Lippen: „Meine Schwester in der Zeitung. Jakob, hast du das gelesen?“

„Klar, ich steh doch neben dir. Aber …“, Jakob war nachdenklich.

„Was heißt aber? Sie haben das super gemacht. Oder?“

„Ich bin sicher, die Entführer lesen auch Zeitung“, gab Jakob zu bedenken.

„Ja und?“

„Die wissen jetzt, dass Tindi und ihre Freundinnen sie gesehen haben und vielleicht wiedererkennen. Wenn die ihre Namen herausfinden, dann …!“

Frau Kellers Gesicht färbte sich blass: „Um Gottes Willen, Jakob! Solche Gedanken dürfen wir gar nicht erst aufkommen lassen. Dennoch …“

Sie stöhnte laut: „Wenn das wahr ist! Ich will mir überhaupt nicht vorstellen, was noch alles passieren kann. Ich muss sofort mit Vater telefonieren.“

Sie griff nervös nach dem Telefon. Vor Aufregung entglitt ihr der Hörer und knallte zu Boden. „Auch das noch.“ Aus ihrer Stimme klang Verzweiflung. Prompt fiel der Hörer ein zweites Mal hinunter, allerdings auf den Teppich. Zum Glück war er nicht kaputt.

Tindi kniff wieder die Augen zusammen. Jakobs Bemerkung ging ihr nicht aus dem Kopf. „Das hättest du nicht sagen sollen, Jakob. Du weißt, wie schnell sich unsere Mutter ängstigt.“

Jakob rutschte verlegen auf seinem Stuhl hin und her: „Tut mir echt leid, Tindi. Wollte ich nicht. Ich habe nur eins und eins zusammengezählt. Was würdest du an Stelle der Verbrecher machen?“

Nico wiegte den Kopf nachdenklich hin und her: „Ganz falsch ist Jakobs Überlegung nicht. Aber unser Vater bring das in Ordnung, da bin ich mir ganz sicher.“

Damit war die Angelegenheit fürs erste abgehakt. Frau Keller bestätigte kurz danach, dass auch der Vater den Bericht gelesen und dieselben Schlüsse wie Jakob gezogen hatte.

„Er ist schon auf dem Weg zum ermittelnden Beamten“, sagte sie, „um möglichst weiteres Unglück zu verhindern.“

Nicht nur Jakob ärgerte sich über die Beleidigung der Mädchen am Badesee. Nico war nicht weniger sauer. Er und Jakob Feiglinge! Das waren sie wirklich nicht! Er wollte diese Kränkung nicht auf sich sitzen lassen.

Vorsichtig begann er mit Jakob darüber reden: „Vielleicht hatten die Mädchen recht, Jakob.“

„Keine Ahnung, worüber du gerade grübelst. Mädchen denken doch immer, dass sie recht haben.“

„Schon, aber ich meine das nicht so allgemein“, antwortete Nico.

„Wie dann? Sag’s einfach!“, bohrte Jakob.

„Mann, ich sag’s doch dauernd!“

„Ich versteh es aber nicht“, erwiderte Jakob ärgerlich, „… und jetzt lass mich nicht länger rumrätseln. Du nervst, Nico!“

„Also gut, dann noch einmal zum Mitschreiben“, stöhnte Nico. „Ich meine, das heißt, ich weiß, dass wir keine Feiglinge sind. Ich jedenfalls nicht!“

Jakob legte sein Kinn auf die Faust und schaute ihn irritiert an: „Ich vielleicht?“

„Das habe ich nicht gesagt.“

Ärgerlich antwortete Jakob: „Ich grüble schon die ganze Nacht über Rache. Und jetzt kommst du auch damit.“

„Ich war auch die ganze Nacht wach!“

Jakob stutzte: „Ist nicht wahr. Du hast geschlafen.“

„Habe ich nicht. Warum sind wir im Hafen so schnell abgehauen? Also …, ich denke, … wir hätten einfach hingehen und fragen sollen. Die Mädchen hätten das auch getan.“

„Klar“, nickte Jakob „das behaupten sie jetzt. Wenn sie dabei gewesen wären, ich möchte nicht wissen, wie die gerannt wären.“

Nico gab nicht nach: „Ja …, schon …, trotzdem …“

Das war Jakob zu viel: „Nico, was redest du für einen Blödsinn! Die beiden Matrosen sind uns hinterhergelaufen. Meinst du vielleicht, die hätten uns freundlich begrüßt oder sogar umarmt und unsere Fragen gerne beantwortet.“

„Ja, schon, trotzdem …“

„Ich grüble dauernd über eine andere Sache. Weil ich es nicht leiden kann, wenn ich mich immer im Kreis bewege“, knurrte Jakob.

Nico zuckte die Schultern. „Versteh dich nicht.“

„Dann pass auf“, sagte Jakob. „Die Krabbe kann kein richtiger Fischkutter sein. Sie haben keine Fische gefangen. Da waren auch keine Netze an Bord oder andere Gegenstände, die auf Fischfang hindeuten. Nur Schrott und Unrat! Aber was ist da los? Welche Aufgabe hat die Krabbe?“

„Hm“, dachte Nico laut, „deine Überlegung ist nicht falsch. Sie liegt am Pier der Fischkutter, hat aber keine Fische gefangen. Können die auch gar nicht. Was macht ein Kapitän mit einem solch vergammelten Schiff im Fischerhafen? Nichts! Gar nichts! Auf jeden Fall keine Fische fangen. Vielleicht gibt es da irgendein Geheimnis?“

„Endlich sind wir einer Meinung“, stöhnte Jakob, „und jetzt?“

Nico schwieg längere Zeit. Schließlich murmelte er weiter:

„Ich war schon so oft im Fischerhafen. Fischkutter erkennst du immer auf den ersten Blick. Die Krabbe ist wirklich kein Fischkutter. Ich bin nur nicht auf die Idee gekommen, dass da etwas faul sein könnte. Ich habe aber keine Ahnung, was mit diesem Kahn in Wirklichkeit los sein kann?“

„Unsere anderen Beobachtungen machen keinen richtigen Sinn“, rätselte Jakob weiter. „Zum Beispiel der verletzte Mann hinter der Luke. Warum ist er verletzt und wie kam er dort hin? Dann die aufgeregten Matrosen. Worüber haben die sich aufgeregt, über uns vielleicht?“

„Was glaubst du?“

„Keine Ahnung. Vielleicht wegen dem Verletzten oder weil sie ihn so grob geschlagen hatten?“

„Ja, das ist merkwürdig.“

Grübelnd fuhr Jakob fort: „Du hast recht, Nico. Was ist schon dabei, wenn wir uns die Krabbe noch mal genauer anschauen. Niemand kann uns etwas anhaben, wenn wir im Hafen herumstehen und schauen.“

„Genau …, ich habe keine Angst“, brummte Nico.

„Ich auch nicht!“

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752118216
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Oktober)
Schlagworte
Freunde Abenteuer Ferien Entführung Schiffe Polizei Gruppe Kinderbuch Jugendbuch

Autor

  • Ben Lehman (Autor:in)

Ben Lehman kommt aus dem Bayerischen Wald und lebte in München. Seit zehn Jahren ist der Starnberger See seine neue Heimat. Der Informatiker arbeitete als Programmierer und Systemanalytiker, auch in internationalen Unternehmen in New York und Northampton. Sein erfolgreiches Softwarehaus wurde vor einigen Jahren veräußert. Danach begann er seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Peter-Ustinov-Stiftung bis zu dessen Tod, Schwerpunkt die Organisation der Peter-Ustinov-Mädchenschule in Afghanistan.
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Titel: Das Geheimnis der Krabbe