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250 Science-Fiction-Filme von 1902 bis 2016

Eine Reise durch die Welt des utopischen Films

von Phillip P. Peterson (Autor:in)
508 Seiten

Zusammenfassung

Sie kennen „Star Wars“, „Alien“, „Terminator“, „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Plan 9 aus dem Weltall“ und „12 Monkeys“? Gut! Aber kennen Sie auch „Was kommen wird“, „Der schweigende Stern“, „Zardoz“, „Star Crash“ und „Am Rande des Rollfelds“? Oder „Cherry 2000“, „The Dark Side of the Moon“, „A Sound of Thunder“ und “City of Ember”? 115 Jahre Science-Fiction im Kino – 250 Filme von 1902 bis 2016 mit Besprechungen von Klassikern, Kultfilmen, Geheimtipps und B-Movies, die man gesehen haben muss (oder auch nicht). Science-Fiction-Autor und Filmliebhaber Phillip P. Peterson begab sich schon 2013 auf eine vierjährige Reise durch die Welt des utopischen Films. Mit diesem Buch lässt er uns nun daran teilhaben. Mit zahlreichen Informationen über Hintergründe und Entstehungsgeschichte der besprochenen Filme.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort

1. Die Reise zum Mond

2. Aelita

3. Paris qui dort

4. Metropolis

5. Frau im Mond

6. Was kommen wird

7. Rakete zum Mond

8. Das Ding aus einer anderen Welt (1951)

9. Der Tag, an dem die Erde stillstand

10. Der jüngste Tag

11. Invasion vom Mars (1953)

12. Gefahr aus dem Weltall

13. Kampf der Welten

14. 20.000 Meilen unter dem Meer

15. Metaluna IV antwortet nicht

16. Die Dämonischen

17. Alarm im Weltall

18. Fliegende Untertassen greifen an

19. Die unglaubliche Geschichte des Mr. C

20. Die Fliege (1958)

21. Von der Erde zum Mond

22. Plan 9 aus dem Weltall

23. Der schweigende Stern

24. Die Zeitmaschine

25. Am Rande des Rollfelds

26. Der Tag, an dem die Erde Feuer fing

27. Robinson Crusoe auf dem Mars

28. Alphaville

29. Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens

30. Die phantastische Reise

31. Fahrenheit 451

32. Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall

33. Countdown: Start zum Mond

34. Planet der Affen

35. 2001: Odyssee im Weltraum

36. Barbarella

37. Verschollen im Weltraum

38. Rückkehr zum Planet der Affen

39. THX 1138

40. Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All

41. Uhrwerk Orange

42. Lautlos im Weltraum

43. Solaris (1972)

44. ... Jahr 2022 ... die überleben wollen

45. Westworld

46. Der Schläfer

47. Zardoz

48. Dark Star

49. Flucht ins 23. Jahrhundert

50. Futureworld

51. Unheimliche Begegnung der dritten Art

52. Krieg der Sterne

53. Unternehmen Capricorn

54. Die Körperfresser kommen

55. Kampfstern Galactica

56. Star Crash

57. Alien

58. Mad Max

59. Stalker

60. Moonraker – Streng geheim

61. Flucht in die Zukunft

62. Star Trek: Der Film

63. Das schwarze Loch

64. Das Imperium schlägt zurück

65. Der letzte Countdown

66. Flash Gordon

67. Outland – Planet der Verdammten

68. Die Klapperschlange

69. Mad Max 2 – der Vollstrecker

70. E.T. – Der Außerirdische

71. Star Trek II: Der Zorn des Khan

72. Das Ding aus einer anderen Welt

73. Blade Runner

74. Tron

75. Videodrome

76. Die Rückkehr der Jedi-Ritter

77. Der letzte Kampf

78. The Executor – Der Vollstrecker

79. Projekt Brainstorm

80. Das Arche Noah Prinzip

81. Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock

82. The Last Starfighter

83. Das Philadelphia Experiment

84. Dreamscape – Höllische Träume

85. Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension

86. 1984

87. Terminator

88. 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen

89. Der Wüstenplanet

90. Brazil

91. D.A.R.Y.L. – der Außergewöhnliche

92. Cocoon

93. Lifeforce

94. Zurück in die Zukunft

95. Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel

96. Explorers – Ein phantastisches Abenteuer

97. The Quiet Earth

98. Enemy Mine – Geliebter Feind

99. Critters – Sie sind da!

100. Nummer 5 lebt!

101. Invasion vom Mars (1986)

102. Space Camp

103. Die Fliege

104. Howard – Ein tierischer Held

105. Aliens

106. Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart

107. Predator

108. Spaceballs

109. Die Reise ins Ich

110. Robocop

111. Masters of the Universe

112. Running Man

113. Der Blob

114. Sie leben

115. Cherry 2000

116. Deep Star Six

117. Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit

118. Star Trek V: Am Rande des Universums

119. Abyss – Abgrund des Todes

120. Millennium

121. Moontrap

122. The Dark Side of the Moon

123. Moon 44

124. Die totale Erinnerung

125. Predator 2

126. Terminator 2

127. Star Trek VI: Das unentdeckte Land

128. Timescape

129. Alien 3

130. Jurassic Park

131. Demolition Man

132. Flucht aus Absolom

133. Stargate

134. Star Trek: Treffen der Generationen

135. Judge Dredd

136. Species

137. Waterworld

138. Virtuosity

139. Strange Days

140. 12 Monkeys

141. The Arrival

142. Independence Day

143. Flucht aus L.A.

144. Star Trek: Der erste Kontakt

145. Mars Attacks!

146. Das fünfte Element

147. Men in Black

148. Contact

149. Event Horizon

150. Cube

151. Gattaca

152. Starship Troopers

153. Alien – Die Wiedergeburt

154. Sphere

155. Dark City

156. Lost in Space

157. Deep Impact

158. Die Truman Show

159. Armageddon – Das jüngste Gericht

160. Star Trek: Der Aufstand

161. Matrix

162. Star Wars EP1: Die dunkle Bedrohung

163. Galaxy Quest

164. Pitch Black

165. Mission to Mars

166. Battlefield Earth

167. Space Cowboys

168. Red Planet

169. Donnie Darko

170. Planet der Affen (2001)

171. A.I. – künstliche Intelligenz

172. K-PAX

173. The Time Machine

174. Star Wars EP 2: Angriff der Klonkrieger

175. Minority Report

176. Equilibrium

177. Star Trek: Nemesis

178. The Core – Der innere Kern

179. Terminator 3 – Rebellion der Maschinen

180. Vergiss mein nicht!

181. I, Robot

182. Per Anhalter durch die Galaxis

183. Star Wars EP 3: Die Rache der Sith

184. A Sound of Thunder

185. Krieg der Welten (2005)

186. Die Insel

187. Serenity – Flucht in neue Welten

188. Children of Men

189. Sunshine

190. Next

191. Transformers

192. I am Legend

193. Alien vs. Predator: Requiem

194. Babylon A.D.

195. City of Ember

196. Star Trek

197. Terminator 4

198. District 9

199. Moon

200. Cargo

201. Surrogates – Mein zweites Ich

202. Pandorum

203. Avatar – Aufbruch nach Pandora

204. Predators

205. Inception

206. Source Code

207. Super 8

208. Apollo 18

209. 2012

210. Ohne Limit

211. World Invasion: Battle Los Angeles

212. Planet der Affen: Prevolution

213. The Thing

214. In Time – Deine Zeit läuft ab

215. Die Tribute von Panem – The Hunger Games

216. Battleship

217. Prometheus

218. Total Recall

219. Dredd

220. John Carter – Zwischen zwei Welten

221. Looper

222. Lockout

223. Star Trek Into Darkness

224. After Earth

225. Snowpiercer

226. Gravity

227. Europa Report

228. Oblivion

229. The Purge – Die Säuberung

230. The Last Days on Mars

231. Pacific Rim

232. Elysium

233. Riddick

234. Ender’s Game

235. Robocop (2014)

236. Predestination

237. Die Bestimmung – Divergent

238. Transcendence

239. Edge of Tomorrow

240. Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth

241. Automata

242. Interstellar

243. Ex Machina

244. Jupiter Ascending

245. Chappie

246. Mad Max: Fury Road

247. Jurassic World

248. Terminator: Genysis

249. Der Marsianer – Rettet Mark Watney

250. Star Wars: Das Erwachen der Macht

251. Independence Day: Wiederkehr

252. Star Trek Beyond

253. Arrival

Quellen

Nachwort des Autors

Impressum

 

 

 

Vorwort

 

Die Anfänge dieses Buches reichen bis in den Sommer 2013 zurück, als ich noch einen Blog betrieb, wo ich regelmäßig Science-Fiction-Filme vorstellte. Als ich ein Jahr später diese Internetseite aus Zeitgründen vom Netz nahm, bekam ich viele E-Mails von Lesern, die mich baten, zumindest die bis dahin veröffentlichten Rezensionen auf meine neue Homepage einzupflegen. Stattdessen habe ich versprochen, die Filmbesprechungen als E-Book kompiliert herauszubringen - ein Versprechen, das ich mit diesem Buch nun mehr als zwei Jahre später endlich einlöse. Es hat länger gedauert als ursprünglich geplant, aber ich wollte nicht nur eine zusammenhanglose Sammlung von Filmen rezensieren, sondern ein abgerundetes Buch präsentieren, das zumindest die wichtigsten Science-Fiction-Filme der Filmgeschichte besprechen sollte.

Bei den Recherchen tauchten aber immer mehr und mehr Produktionen auf, die in einem halbwegs sinnvollen Buch über die Geschichte des SF-Films keinesfalls fehlen durften. Aus den geplanten 100 Filmbesprechungen wurden zunächst 150, dann 200 und zuletzt 250 Filme, die ich natürlich alle noch (mal) anschauen musste. Das hat mir zugegebenermaßen eine Menge Spaß gemacht, aber natürlich auch viel Zeit beansprucht und den Erscheinungstermin des Buches immer weiter nach hinten verschoben.

Diese Sammlung von über 250 Filmen soll jetzt nicht etwa einen Kanon der besten oder wichtigsten Science-Fiction-Filme darstellen. Das ist ein Vorhaben, das meiner Meinung nach weder ich noch sonst irgendjemand leisten kann, denn was ein guter Film ist, das muss immer noch jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Gerade bei der Zusammenstellung dieses Buches ist mir diese Tatsache mehr als je zuvor bewusst geworden. Es gibt sicherlich Titel, die einen großen Einfluss gehabt haben, und ich habe mich bemüht, diese Filme in meinem Buch unterzubringen, aber selbst gefeierte und von mir in der jeweiligen Rezension gelobte Streifen wie »2001: Odyssee im Weltraum« wurden anfangs von Kritikern und Zuschauern nur lauwarm aufgenommen. Noch heute gibt es genügend Filmfreunde, die mit Stanley Kubricks Epos nichts anfangen können und es schlichtweg langweilig finden. Und ich verstehe das durchaus.

Im Gegenzug findet man von Kritikern gelobte Produktionen, wie Godards »Alphaville«, die ich persönlich ziemlich schlecht fand. Eine Bewertung von Filmen kann darum immer nur subjektiv sein. Kein Film ist so gut, dass er nur Freunde hat und keiner ist so schlecht, dass es nicht Menschen gibt, die ihn mögen. Nicht selten baut sich um manch (vermeintlich) schlechten Film eine Kultgefolgschaft auf, wie man an Ed Woods Klassiker »Plan 9 aus dem Weltraum« sehen kann. Schaut man sich alte Zeitungen oder Filmmagazine an, so findet man selbst bei heute anerkannten Meisterwerken wie »Star Wars« oder »Alien« abgrundtief schlechte Rezensionen. Erst die Zeit und die Zuschauerresonanz hat diesen Streifen ihren wohlverdienten Platz in den Geschichtsbüchern der Filmproduktion verschafft.

Darum möchte ich noch einmal betonen, dass die von mir in diesem Buch niedergeschriebenen Filmbewertungen nur subjektiv sein können und dass ich es absolut verstehe, wenn ein Leser zu einem Film eine andere Meinung hat als ich. Aus diesem Grund verzichte ich auch auf die Bewertung der Filme mit einer gewissen Anzahl Punkte oder Sterne, weil dies eine Objektivität suggeriert, die es einfach nicht gibt. Stattdessen fasse ich meine Meinung in einem kurzen Absatz am Ende der jeweiligen Filmbesprechung zusammen. Grundsätzlich versuche ich, meine persönliche Sicht in den Hintergrund zu stellen, und stattdessen herauszufinden, für wen der jeweilige Film von Interesse sein könnte.

Der geografische Schwerpunkt der besprochenen Werke liegt zwar bei den typischen Schöpfungen der Hollywoodstudios, aber ich habe auch internationale Produktionen mit einfließen lassen. Was den zeitlichen Schwerpunkt angeht, habe ich versucht, die bekanntesten Streifen seit Beginn der Filmgeschichte zu besprechen, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig bei den jüngeren Filmen der letzten vierzig Jahre - entsprechend dem, was die meisten Leser interessieren dürfte.

Die präsentierte Filmauswahl selbst soll natürlich die bekanntesten Werke beinhalten, aber auch Geheimtipps und charmante B-Movies repräsentieren und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Definition, was eigentlich »Science-Fiction« ist, ist umstritten, seit es diesen Begriff gibt. In diesem Buch bespreche ich jedenfalls keine Superheldenfilme, die meiner Meinung nach ihr eigenes Genre bilden, aber woanders oft genug mit dem »SF«-Etikett versehen werden. Alle kritikwürdigen »Supermans«, »Batmans«, »Avengers« und »X-Men« mitaufzunehmen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Auch die klassischen Monsterfilme wie »King Kong«, »Frankenstein« und »Godzilla«, bei denen der Übergang zum Horror- und Fantasygenre fließend ist, habe ich nicht besprochen. Wie gesagt, erhebt die Liste der präsentierten Filme ohnehin keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und wer dies erwartet, greift besser zu anderen Büchern wie der Science-Fiction-Filmenzyklopädie von Phil Hardy.

Die in diesem Buch präsentierten Filmbesprechungen verzichten mit wenigen Ausnahmen auf Analysen und Interpretationen. Die möchte ich dem Leser selbst überlassen. Stattdessen habe ich bei zahlreichen Filmen aus verschiedenen Quellen stammende Informationen über die Entstehungsgeschichte einfließen lassen. Auf Zitate und Fußnoten verzichte ich allerdings, da dieses Buch nicht als akademisch zitierfähiges Werk gedacht ist. Einige Quellen, sofern sie für den Leser von Interesse sein könnten, habe ich am Schluss des Buches aufgenommen.

Das Buch ist gedacht für SF-Fans, die noch keinen wirklichen Überblick über die breite Masse an Filmproduktionen haben und ein wenig Inspiration suchen, welche Filme aus dem Genre sie noch interessieren könnten. Wenn es mir gelingt, den Leser dazu zu bringen, sich den einen oder anderen besprochenen Film anzusehen, dann betrachte ich mein Ziel als erreicht.

 

Phillip P. Peterson, 12. Dezember 2016

1. Die Reise zum Mond

 

Regie: Georges Méliès

Drehbuch: Georges Méliès

Schauspieler: Georges Méliès, Bleuette Bernon, Henri Delannoy, Jeanne d’Alcy

Kamera: Michaut, Lucien Tainguy

Land: F

Start: 1902

 

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts steckte das Kino noch in den Kinderschuhen. Der erste Filmprojektor, der eine Vorführung vor einem Publikum erlaubte, wurde etwa 1895 von den Gebrüdern Lumière in Frankreich erfunden und schnell zur Attraktion auf Jahrmärkten und in Theatern. Zunächst beschränkten sich die Filmvorführer auf das Zeigen von Alltagssituationen wie beispielsweise Arbeitern, die eine Fabrik verlassen, oder Paraden. Die Filme waren kaum länger als einige Minuten. Der wenige Sekunden lange Kurzfilm »La Charcuterie mécanique« über eine roboterhafte Maschine, die ein Schwein verwurstet, wird von einigen als erster Science-Fiction-Film der Geschichte angesehen, aber darüber streiten sich immer noch die Gelehrten. In meinen Augen handelt es sich eher um einen Sketch als um einen Film mit einer Handlung.

Der aus einer Fabrikantenfamilie stammende Georges Méliès begeisterte sich seit einer Englandreise für Theater und Bühnenmagie und investierte sein Erbe in den Erwerb eines Theaters in Paris, wo er sich als Illusionist betätigte. Er kaufte eine Filmkamera in London und begann sofort, mit der neuen Technik zu experimentieren. Er patentierte später seinen eigenen Kinetografen, der sowohl als Kamera wie auch als Filmprojektor eingesetzt werden konnte. Von 1896 an produzierte er seine eigenen Filme - bis 1913 immerhin über 500 Stück - und zeigte sie in seinem Theater. Dabei erfand er eine ganze Palette an Spezialeffekten, die teilweise in nur leicht abgewandelter Form heute noch genutzt werden. Darunter Überblendungen, Doppel- und Mehrfachbelichtungen sowie Schnitttechniken.

1902 brachte er »Die Reise zum Mond« heraus, der eng an den Roman von Jules Verne angelehnt ist. Er zeigt eine Gruppe wagemutiger Männer, die in einer Kanonenkugel zum Mond geschossen werden, dort mit den Eingeborenen kämpfen und schließlich sicher wieder zur Erde zurückkehren. Völlig zu Recht kann das Werk als erster wirklicher Science-Fiction-Film mit einer Handlung gelten, auch wenn es kaum länger ist als 15 Minuten.

Das Werk war ein beachtlicher Erfolg. Méliès druckte ihn in Mengen und verkaufte ihn an andere Aufführer auch im Ausland, darunter Deutschland, Kanada und Italien. Das große Geschäft entging ihm allerdings, da der Streifen besonders in den USA raubkopiert - vor allem von der Edison Manufacturing Company - und von einer Vielzahl an Firmen illegal verkauft wurde. Ausgerechnet in Übersee wurde das Werk dann zu Méliès’ Leidwesen ein regelrechter Blockbuster.

In den Jahren danach wurde der Film erst einmal vergessen. Méliès musste seine Karriere nach finanziellen Schwierigkeiten beenden. In der Zeit des Ersten Weltkrieges beschlagnahmte das Militär den größten Teil seiner Werke. Ein unendlich wertvoller kultureller Schatz wurde zerstört, um aus dem Zelluloid Stiefelabsätze zu fertigen. Von dem, was übrigblieb, vernichtete Méliès in einem Wutanfall das meiste und »Die Reise zum Mond« wurde vergessen. Méliès selbst verkaufte am Gare Montparnasse in Paris Spielzeug und Süßigkeiten an Kinder, um über die Runden zu kommen.

Erst in den Zwanzigern tauchten viele der Filme Méliès’ wieder auf, und der im Entstehen begriffene Zweig der Filmhistoriker sorgte dafür, dass der heute legendäre Filmemacher den Ruf erhielt, den er verdiente. Er starb 1938 im Alter von 76 Jahren an Krebs.

Von »Die Reise zum Mond« gibt es inzwischen eine restaurierte, nachkolorierte Fassung auf DVD und Blu-Ray zusammen mit einer sehenswerten Dokumentation über die Entstehung des Werkes.

Für alle, die ernsthaft an der Geschichte nicht nur des Science-Fiction-Films, sondern auch an der Historie des Kinos allgemein interessiert sind, ist der Streifen ein absolutes Muss.

2. Aelita

 

Regie: Jakow Protasanow

Drehbuch: Alexei Fajko, Fjodor Ozep

Schauspieler: Julija Solnzewa, Igor Iljinski, Nikolai Zereteli, Nikolai Batalow

Kamera: Emil Schünemann, Juri Scheljabuschski

Land: UdSSR

Start: 25.09.1924

 

Der Stummfilm ist die erste sowjetische Science-Fiction-Produktion und zeitgeschichtlich bedeutend, da sie den Idealismus des Klassenkampfes thematisiert und das aufwendige Produktionsdesign bald von den meisten anderen internationalen Filmprojekten aufgegriffen wurde.

In dem Film geht es um den Ingenieur Loss, der Tagträume vom Mars hat. Er macht sich daran, ein Weltraumschiff zu konstruieren, das ihn zum Nachbarplaneten bringen soll, was ihm schließlich auch gelingt. Dort stößt er auf die Marskönigin Aelita, die ihn schon lange durch ihr Teleskop beobachtet. Ein anderer mitgereister Kosmonaut wird festgenommen, zu abtrünigen Sklaven in die Zelle gesteckt und stachelt die anderen Häftlinge zu einer Revolution an. Zu Loss’ Schrecken schließt sich Aelita dem Aufstand an, aber nur, um sich danach zur Alleinherrscherin zu erklären und die Sklaven wieder in die Zellen zu treiben.

Das Drehbuch ist aus der gleichnamigen Novelle von Alexei Tolstoi hervorgegangen und thematisiert die russische Revolution. Ein Großteil des Films spielt so auch in Moskau, wo die Menschen unter den Nachwirkungen des Krieges leiden. Ohne jetzt zu sehr ideologische Deutungsversuche zu unternehmen, über die man gewiss Doktorarbeiten schreiben könnte: Der Film idealisiert zwar die Revolution, warnt aber auch vor den Gefahren, sich dem falschen Führer anzuschließen. Und genau aus diesem Grunde wurde der Streifen in der späteren Sowjetunion zensiert.

Ich selbst bin nicht unbedingt ein Fan von Stummfilmen, aber beim Anschauen überraschte mich doch sehr, wie viel der Film mit seiner Komplexität, den Haupt- und Nebenhandlungen, seinen dramatischen Momenten, aber auch eingestreuten komödiantischen Szenen mit den heutigen Filmen gemein hat.

Ebenso beeindruckend sind die Produktionswerte, allen voran die Kulissen der Sequenzen, die auf dem Mars spielen und die Kostüme, die damals einen großen Einfluss auf viele folgende Science-Fiction-Filme hatten, meiner Meinung nach auch auf die Produktionen von Fritz Lang in Deutschland in den nächsten Jahren.

In der Sowjetunion war der Streifen ein großer Erfolg. Viele Eltern benannten ihre Töchter darauf nach seiner tragischen Heldin, Aelita.

Für filmgeschichtlich Interessierte ganz sicher sehenswert.

3. Paris qui dort

 

Regie: René Clair

Drehbuch: René Clair

Schauspieler: Henri Rollan, Charles Martinelli, Louis Pré Fils, Albert Préjean, Madeline Rodrigue

Kamera: Maurice Desfassiaux, Paul Guichard

Land: F

Start: 26.02.1925

 

Ein weiteres interessantes Frühwerk kommt aus Frankreich und ist vor allem wegen seiner Originalschauplätze sehenswert.

Der Wächter Albert arbeitet auf dem Eiffelturm. Als er seinen Arbeitsplatz eines Morgens verlässt, sind alle Menschen in Paris scheinbar in ihrer Bewegung eingefroren. Während Albert durch die gespenstische Stadt läuft, landet ein Flugzeug in Paris, dessen Passagieren sich dieselbe Szenerie bietet. Albert stößt auf die Gruppe und schließlich vermuten sie, dass sie von dem seltsamen Effekt verschont wurden, weil sie sich in einer gewissen Höhe über dem Boden befanden. Endlich treffen sie auf einen verrückten Wissenschaftler, der mit einer Strahlenkanone das Unheil angerichtet hat.

Trotz der vielen Slapstickelemente spürt man eine unterschwellig verstörende Atmosphäre und fühlt sich an spätere Werke wie »I am Legend« oder mehr noch an »The Quiet Earth« erinnert, die sich mit einer verlassenen, leblosen Erde beschäftigen. Dass das Ganze vor fast einhundert Jahren entstanden ist und als Szenerie das Vorkriegsparis gewählt wurde, fasziniert umso mehr. Ein Großteil der Handlung spielt auf dem Eiffelturm, wo Regisseur Clair beeindruckende Aufnahmen gelangen.

Der Originalfilm dauerte etwa eine halbe Stunde, aber nach einer Restauration im Jahr 2000 konnten Filmhistoriker auch eine Schnittfassung von 61 Minuten Laufzeit wiederherstellen. Beide Versionen sind heute erhältlich.

Unbedingt anschauen!

4. Metropolis

 

Regie: Fritz Lang

Drehbuch: Thea von Harbou

Schauspieler: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich, Alfred Abel, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Rasp, Theodor Loos

Musik: Gottfried Huppertz

Kamera: Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann

Land: D

Budget: 5,1 Mio. RM

Start: 10.1.1927

 

Metropolis ist einer der einflussreichsten Science-Fiction-Filme aller Zeiten, und noch heute sieht man Anleihen davon bei zeitgenössischen Filmen, obwohl der Streifen fast hundert Jahre alt ist. Maßgeblich dafür ist der außerordentliche, innovativ-visuelle Stil, den der deutsche Regiepapst Fritz Lang seinem Meisterwerk gegeben hat. Die Handlung hingegen, von Langs Frau Thea von Harbou als Drehbuch verfasst, ist typisch für die Zwanzigerjahre und beschäftigt sich, ähnlich wie der russische Film Aelita, mit dem Thema des Klassenkampfs und seinen Konsequenzen.

In der futuristischen Stadt Metropolis schwelgt die Oberschicht im Luxus, während die Arbeiter in dunklen, unterirdischen Behausungen vegetieren und sich in der molochartigen Maschinenstadt zu Tode schuften. Freder, der Sohn des Herrschers, verliebt sich in Maria, ein Mädchen aus der Unterschicht, und geht in die Maschinenstadt, um sie zu suchen. Offenbar ist Maria eine Predigerin für den Frieden zwischen den Klassen. Joh Fredersen, der Herrscher der Stadt, nötigt nun den Wissenschaftler Rotwang, einem von ihm gebauten Robotermenschen das Gesicht Marias zu geben, um so die Unterschicht aufzustacheln. Das Ziel: die Arbeiter nach der Niederschlagung des Aufstands noch mehr auszunutzen. Doch Rotwang hat mit Fredersen noch eine Rechnung offen und verfolgt andere Pläne. Er will mit Hilfe von Marias Doppelgängerin sowohl Unter- als auch Oberschicht gegeneinander aufhetzen, um die komplette Stadt zu vernichten.

Wie gesagt, ist Metropolis eine Geschichte über den Klassenkampf mit der Moral, dass nur beide Klassen gemeinsam die Zukunft gestalten können und ein Kampf mit Zerstörung und Tod endet. Lang zieht den Film als futuristisches Märchen auf und bedient sich dabei expressionistischen und surrealen Bildern. Und die sind schlichtweg atemberaubend. Viele Motive wurden auch Jahrzehnte später noch zitiert. Das futuristische Stadtdesign war Pate für Ridley Scotts Metropole in »Blade Runner«, der goldene Maschinenmensch wirkt wie eine frühe Version von George Lucas’ C3PO, die Eingänge zur Maschinenstadt erinnern frappierend an das Zaubereiministerium in den Harry-Potter-Verfilmungen. Es ließen sich noch zahllose andere Beispiele finden.

Durch seine exorbitanten Produktionswerte geriet Metropolis zu einem der teuersten Werke der Stummfilmzeit. Die Effekte wie Überblendungen, Mehrfachbelichtungen und Stop-Motion-Techniken waren nicht neu, kamen aber noch nie für einen Film in diesem Aufwand zur Anwendung. 300 Modellautos wurden für jedes Bild um mehrere Millimeter versetzt, um den Verkehr auf den futuristischen Straßen zu zeigen, was für zehn Sekunden Material eine Arbeit von acht Tagen bedeutete. Für die Hochhäuser von Metropolis baute man über 500 Modelle verschiedener Größen, die im Finale von Wassermassen überflutet wurden. Extra für den Film entstand eine riesige Halle in Babelsberg, die noch heute für Produktionen wie »Inglourious Basterds« oder »Cloud Atlas« genutzt wird.

Dabei schien es zunächst, als sei der ganze Aufwand umsonst gewesen, denn weder Kritiker noch Publikum mochten den Film nach der Premiere. Überfrachtet, kitschig, entsetzlich, albern - das sind noch die freundlichsten Kommentare, die 1927 in der deutschen Presse zu lesen waren. Enttäuscht kürzte Lang den Film von 153 auf 117 Minuten, aber das half auch nicht viel. In den Auslandsversionen schnitten die dortigen Verleiher das Material noch weiter zusammen. Paramount in den USA beispielsweise verstümmelte das Werk zu einer frankensteinartigen Geschichte, um ihm den Anstrich eines Horrorfilms zu geben.

So ist auch zu erklären, dass die ursprüngliche Premierenversion heute als verschollen gilt. Erst nach Jahrzehnten änderte sich die Rezeption des Films allmählich, bis er als frühes expressionistisches Meisterwerk anerkannt wurde. 2008 tauchte dann in Argentinien eine alte 16-mm-Kopie der Original-Auslandsversion auf, von der nach einer intensiven Restauration die ursprüngliche Fassung bis auf 8 Minuten wiederhergestellt werden konnte. Diese Fassung ist heute auf DVD erhältlich und Filmliebhaber sollten nicht die Gelegenheit verpassen, dieses Schmuckstück in ihr Regal zu stellen.

Kurz gesagt ist »Metropolis« ein Meisterwerk der Filmgeschichte, das zwar erzählerische Schwächen hat, aber mit seinem außerordentlichen visuellen Stil bis heute als Vorbild für viele moderne Science-Fiction-Filme dient.

5. Frau im Mond

 

Regie: Fritz Lang

Drehbuch: Thea von Harbou

Schauspieler: Willy Fritsch, Gerda Maurus, Gustav von Wangenheim, Klaus Pohl, Fritz Rasp

Musik: Willy Schmidt-Gentner

Kamera: Curt Courant, Otto Kanturek

Land: D

Start: 15.10.1929

 

Kurz nach »Metropolis« drehte Fritz Lang einen weiteren Meilenstein des Science-Fiction-Kinos. Zwar gab es schon vorher eine Reise zum Mond im Kino, aber noch nie so realistisch wie in diesem Stummfilm aus dem Jahre 1929.

Der reiche Fabrikbesitzer Helius baut ein Raumschiff, um zum Mond zu fliegen, nachdem sein Freund Professor Manfeldt auf der Rückseite des Erdtrabanten Gold, Wasser und Luft vermutet (was damals übrigens eine gängige Theorie war). Mit dabei sind Ingenieur Windegger und seine Verlobte Friede, in die sich auch Helius verliebt hat. Außerdem hat sich der Ganove Turner in die Besatzung erpresst, der im Auftrag krimineller Geschäftsleute auf dem Mond nach dem vermutetem Gold suchen soll.

Die Geschichte ist mit über zweieinhalb Stunden sehr lang und bis sie einmal richtig in die Gänge kommt, ist der Film schon halb vorbei. Das Drehbuch schrieb Langs Frau Thea von Harbou, die die Reise zum Mond mit einer Spionage- und einer Liebesgeschichte vermischte.

Das wirklich Besondere an dem Film ist der Realismus, mit dem eine hypothetische Reise zum Mond beschrieben wurde und der vieles vorwegnahm, was vierzig Jahre später beim Apollo-Programm Realität wurde. Verantwortlich dafür war natürlich der für seinen pedantischen Perfektionismus bekannte Fritz Lang. Er hatte den legendären Raumfahrtwissenschaftler Hermann Oberth (»Mit der Rakete zu den Planetenräumen«) sowie den Raketenpionier Rudolf Nebel als Berater engagiert. Neben Ziolkowski und Goddard war Oberth einer der Visionäre, die die Raumfahrt mit Raketen überhaupt erst ermöglichten. So finden sich schon in diesem frühen Film korrekte Skizzen von Flugbahnen, die später die Amerikaner zum Mond brachten. Wahrscheinlich ist »Frau im Mond« auch der erste Film, in dem die Schwerelosigkeit dargestellt wurde, auch wenn man fälschlicherweise annahm, dass diese nur auf einem kurzen Stück des Fluges eintritt, nämlich wenn das Raumschiff vom Schwerefeld der Erde in das des Mondes übergeht. Ansonsten finden sich etliche Bilder, die man live im amerikanischen Raumfahrtprogramm erst viel später erleben konnte, wie die Großrakete, die von ihrer Montagehalle mit einem Crawler zur Startrampe gebracht wird oder den Erduntergang beim Flug über die Mondoberfläche. Die Effekte wirken dabei realistischer als die von zahlreichen Filmen aus den Fünfzigern, Sechzigern und Siebzigern.

Auch viele Handlungselemente tauchen in späteren amerikanischen Streifen auf, wie zum Beispiel, dass wegen akuten Ressourcenmangels nicht alle Besatzungsmitglieder zurück auf die Erde mitgenommen werden können. Der wegweisende »Rakete zum Mond« von 1950 wirkt wie ein Plagiat dieses deutschen Werks, das einige Kritiker heute als den ersten ernsthaften Weltraumfilm ansehen. Die Legende sagt, dass Fritz Lang für seinen Streifen den »Countdown« erfunden hat, um die Spannung beim Start der Mondrakete zu erhöhen. Lang selbst wurde zwanzig Jahre später oft zu Veranstaltungen des amerikanischen Raumfahrtprogramms eingeladen.

Bei der Premiere in Berlin war sogar Albert Einstein anwesend, wobei allerdings nicht überliefert ist, wie er die Vorführung fand. Die Raketengruppe um Wernher von Braun, die zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin an kleinen Raketentriebwerken vor sich hin werkelte, war jedenfalls begeistert.

An den Kinokassen war »Frau im Mond« nicht sonderlich erfolgreich. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde der Film außerdem verboten, da die technischen Darstellungen zu große Ähnlichkeiten mit den Raketen des V-2-Programms hatten. Aber da war der Österreicher Fritz Lang zusammen mit seiner Frau sowieso schon in die USA ausgewandert, weil er sich von seinem selbsterklärten Fan Goebbels nicht für das Regime instrumentalisieren lassen wollte.

Meiner Meinung nach ist »Frau im Mond« ein noch größeres Meisterwerk Langs als »Metropolis«. Vor allem Leute, die sich für die Frühgeschichte der Raumfahrt interessieren, sollten ihn unbedingt einmal ansehen - auch wenn man sonst keine Stummfilme mag.

6. Was kommen wird

 

Regie: William Cameron Menzies

Drehbuch: H. G. Wells

Schauspieler: Raymond Massey, Ralph Richardson, Cedric Hardwicke, Pearl Argyle, Margaretta Scott

Musik: Arthur Bliss

Kamera: Georges Perinal

Land: UK

Budget: 260.000 Pfund

Start: 20.2.1936

 

Dieser wegweisende Streifen nach dem gleichnamigen Buch von H. G. Wells, der auch das Drehbuch schrieb, ist von der Struktur her ein Episodenfilm. Beginnend 1940, zeigt er die Entwicklung der Menschheit über die nächsten 96 Jahre bis ins Jahr 2036.

Das Erstaunliche an der Geschichte ist, dass der berühmte Autor und Visionär den Beginn eines Weltkrieges recht treffend voraussagte. Ebenfalls voll ins Schwarze getroffen hat er mit der Prognose, dass Bombenangriffe mit riesigen Geschwadern, die ganze Städte in Trümmer legen, eine maßgebliche Rolle bei diesem kommenden Krieg spielen würden. Die erste Episode des Films zeigt den Beginn des Krieges aus der Sicht der Bürger der fiktionalen Stadt Everytown, die aufgrund der Bilder zweifelsfrei als London zu identifizieren ist.

Eine weitere Episode befasst sich mit dem Ende des Weltkrieges, das laut Buch und Film erst 1960 stattfindet, als eine schreckliche Epidemie die Menschheit heimsucht. Die nächste, längere Episode schildert den Beginn einer langen Epoche des Friedens im Jahre 1970, als der letzte lokale Warlord von einer aufkeimenden technokratischen Weltregierung gestürzt wird.

Die Schlussepisode zeigt das Ende des Friedens durch den Aufstand einer technikfeindlichen Bewegung just in dem Moment, als die ersten Menschen mit einem Raumschiff - ganz im Sinne von Jules Verne - von einer Riesenkanone auf den Mond geschossen werden sollen.

Durch den episodenhaften Charakter des Werks entwickelt sich kein durchgehender Handlungsbogen, aber es gibt andere Dinge, die den Film sehenswert machen. Gerade mit dem Abstand von nunmehr 80 Jahren ist es hochinteressant zu sehen, wie Autoren und Filmemacher dieser Zeit sich die Zukunft vorstellten und wie sehr die aufgeworfenen Fragen von damals denen von heute ähneln.

Die Spezialeffekte sind erste Klasse und ihrer Zeit weit voraus, was besonders deutlich wird, wenn man sich die nachkolorierte Version des Films anschaut. Ich würde sagen, dass dieser Streifen aus den Dreißigern ähnlichen aus den Fünfzigern und frühen Sechzigern (wie beispielsweise »Die Zeitmaschine«, »Krieg der Welten« oder »Forbidden Planet«) in nichts nachsteht. Ich habe Filme aus den Achtzigern mit mieseren Tricks gesehen!

Aber nicht nur die Spezialeffekte machen den Reiz des Werks aus, sondern die Darstellung möglicher Regierungssysteme und deren Folgen für die Bevölkerung. Deutlich wird, dass H. G. Wells ein äußerst fortschrittsgläubiger Zeitgenosse war und die Regierungsgeschäfte am liebsten in den Händen von Spezialisten gesehen hätte, die treuhänderisch die Geschicke der Menschheit leiten, was man heute als Technokratie bezeichnen würde. So, wie es im Film dargestellt wird, könnte man es allerdings für eine idealisierte Form des Kommunismus halten und dem berühmten Autor eine gewisse Naivität unterstellen. Denn dass eine autokratische Regierung sich nicht von der Macht verführen lässt und uneigennützig ausschließlich die Interessen des Volkes vertritt, wage ich zu bezweifeln. Auch im Film ist diese Phase des wissenschaftlich organisierten Friedens nicht von ewiger Dauer, denn leider hat H. G. Wells vom »niederen« Pöbel keine gute Meinung. Dieser mag den fortschreitenden Wohlstand nicht sonderlich und rebelliert gegen das System. Die Begründung dafür ist interessant: Das Volk kommt bei den immer schnelleren Veränderungen der Welt durch neue Technologien nicht mehr mit, wodurch man Parallelen zur aktuellen gesellschaftlichen Diskussion ziehen könnte.

Von der ehemals 130 Minuten langen Schnittfassung existieren heute leider nur noch etwa 96 Minuten aus der amerikanischen Version, was man der erhältlichen DVD deutlich anmerkt. Das ändert aber nichts daran, dass man als Science-Fiction-Fan diesen Film wenigstens einmal gesehen haben sollte. Wer gern über Philosophie und Politik nachdenkt, ist nach dem Werk jedenfalls erst mal beschäftigt.

7. Rakete zum Mond

 

Regie: Irving Pichel

Drehbuch: James O´Hanlon, Robert A. Heinlein

Schauspieler: John Archer, Warner Anderson, Tom Powers, Dick Wesson

Musik: Leith Stevens

Kamera: Lionel Lindon

Land: USA

Start: 27.6.1950

 

»Rakete zum Mond«, auch bekannt unter dem Titel »Endstation Mond«, wurde neunzehn Jahre vor der ersten Mondlandung gedreht und kam zehn Jahre vor der ersten Erdumkreisung von Juri Gagarin ins Kino. Insofern ist es interessant, wie Hollywood sich die Reise zum Mond vor Beginn des Raumfahrtzeitalters vorgestellt hat. Interessant sind auch die Namen der beteiligten Personen. Produziert wurde das Ganze von George Pal, der mit »Kampf der Welten« und »Die Zeitmaschine« später zwei Klassiker des Genres drehen sollte. Die Romanvorlage stammt von dem bekannten Science-Fiction-Autor Robert A. Heinlein (»Starship Troopers«), der auch am Drehbuch mitschrieb.

Kurz gefasst geht es darum, dass ein privates Konsortium eine Rakete baut, mit der vier Menschen eine Reise zum Mond planen und sowohl auf dem Weg dorthin als auch auf dem Mond selbst einige Abenteuer bestehen müssen.

Um ehrlich zu sein, hat mir »Rakete zum Mond« nicht wirklich gefallen, was hauptsächlich am Drehbuch liegt. Ein Gutes hat der Film: Man hat versucht, eine Mondreise weitgehend realistisch mit der damals absehbaren Technik darzustellen, was man eher selten sieht und von mir daher auch einige Pluspunkte bringt. Kulissen und Effekte hat man zwar mit halbwegs hohem Aufwand realisiert – was dem Film auch einen Oscar einbrachte und eine Auszeichnung bei der ersten Berlinale 1951 -, aber meiner Meinung nach fehlen Innovationen, wie sie in anderen SF-Filmen der Fünfzigerjahre gemacht wurden, um den Film hervorstechen zu lassen.

Die Handlung von »Rakete zum Mond« ist sehr linear und birgt kaum Überraschungen. Die Abenteuer beschränken sich auf eine kaputte Antenne, die im All repariert werden muss oder auf die Erkenntnis, dass man zu wenig Treibstoff mithat, was man auf dem Mond durch das simple Entfernen von Ballast löst. Auf dem Mond selbst bewegen sich die Schauspieler vor gemalten Leinwänden, die zwar mit großem Aufwand gefertigt wurden, aber wieder wenig innovativ sind. Dazu erinnert das Ganze derart frappierend an den deutschen Stummfilmklassiker »Frau im Mond«, dass man fast schon von einem Plagiat sprechen kann.

Die gesamte Machart, also Regie, Drehbuch, Charakterauswahl und -darstellung und auch Filmmusik, entspricht den typischen Vierziger-/Fünfzigerjahre-Abenteuerfilmen, die man in den Weltraum verlegt hat. Besonders die Charaktere sind eher langweilig und ohne Ecken und Kanten und entsprechen in ihrer Zusammenstellung typisch den Filmen jener Zeit, inklusive des sympathischen, treudoofen Spaßvogels. Wäre man hier etwas mutiger gewesen, hätte man deutlich mehr daraus machen können.

Nostalgisch interessant ist eine fast fünfminütige Sequenz mit der alten Zeichentrickfigur »Woody Woodpecker«, die dem Zuschauer das Prinzip des Raumflugs erklären soll. Spätestens hier wird klar, dass die Mondlandung damals noch in ferner Zukunft lag. Allerdings gibt diese Woodpecker-Sequenz, die man ähnlich auch aus US-Armee-Propagandafilmen kennt, dem Ganzen einen schalen Beigeschmack. Zugutehalten muss man dem Film aber, dass er nach dem Krieg der erste mit hohen Produktionskosten realisierte Science-Fiction-Film war. Der Erfolg des Streifens hat die nachfolgenden (besseren) Zukunftsfilme der Fünfzigerjahre überhaupt erst möglich gemacht. Da gab es andere Perlen wie »Der Jüngste Tag« (1951), »Der Tag, an dem die Erde stillstand« (1951) und »Krieg der Welten« (1953), die man eher kennen sollte.

Aus nostalgischen Gesichtspunkten ist »Rakete zum Mond« interessant und sehenswert, aber absolut kein Muss.

8. Das Ding aus einer anderen Welt (1951)

 

Regie: Christian Nyby

Drehbuch: Charles Lederer

Schauspieler: Margaret Sheridan, Kenneth Tobey, Douglas Spencer, Robert O. Cornthwaite, James Arness

Musik: Dimitri Tiomkin

Kamera: Russell Harlan

Land: USA

Start: 27.4.1951

 

Das Jahr 1951 war ein gutes Jahr für den Science-Fiction-Film. Neben den Meisterwerken »Der Tag, an dem die Erde stillstand« und »Der jüngste Tag« gilt auch »Das Ding aus einer anderen Welt« als Meilenstein des Genres.

Nach einer Geschichte von John W. Campbell aus dem Jahre 1938 gedreht, geht es um eine Forschungsstation in der Arktis, in deren Nähe eine fliegende Untertasse abgestürzt ist. Ein Team aus Wissenschaftlern und Militärs stößt auf die Leiche eines Aliens, der in der Forschungsstation wieder zum Leben erwacht und Jagd auf die Expeditionsmitglieder macht.

Es ist das erste Mal, dass ein außerirdisches Monster in einem Science-Fiction-Film vorkommt, und darum darf »Das Ding aus einer anderen Welt« als Vorläufer aller Vertreter dieses Subgenres gelten - von »Der Blob« bis hin zu »Alien«.

Aus heutiger Sicht wirkt der Film doch etwas angestaubt. Das stöhnende, humpelnde Monster ist ganz klar ein Schauspieler in einem frankensteinähnlichen Kostüm und dürfte heute mehr zum Schmunzeln anregen als Grusel zu erzeugen. Gut gelungen sind jedoch die Kulissen der Forschungsstation im ewigen Eis und neben den überzeugenden Charakteren auch die Dialoge.

Viele zur Zeit des Kalten Krieges vorherrschende Themen finden sich in dem Film wieder. Die Infiltration der Basis durch ein fremdes Wesen wurde oft als Parabel auf die Angst des Westens vor kommunistischer Unterwanderung verstanden. Immerhin erwartete man den Angriff sowjetischer Atomraketen über den Nordpol kommend. Typisch ist auch das Bild des Physikers, dem wissenschaftliche Neugier wichtiger ist alles andere, selbst wichtiger als der Schutz der Menschheit. Das war sechs Jahre nach der Erfindung der Atombombe das Bild, das die Bevölkerung von den forschenden Eliten hatte.

John Carpenters Remake aus dem Jahre 1981 hält sich enger an die Romanvorlage, in der das außerirdische Wesen seine Gestalt verändern kann. Das hatte man mit den damaligen Effekten aber nicht hingekriegt. Wer sich für die Geschichte des SF-Films interessiert, der sollte diesen Klassiker auf keinen Fall verpassen.

9. Der Tag, an dem die Erde stillstand

 

Regie: Robert Wise

Drehbuch: Edmund H. North

Schauspieler: Michael Rennie, Patricia Neal, Hugh Marlowe, Sam Jaffe

Musik: Bernard Herrmann

Kamera: Leo Tover

Land: USA

Budget: 1 Mio. $

Start: 28.09.1951

 

»Klaatu Barada Nikto«. Wenn von diesem Film etwas in Erinnerung geblieben ist, dann in erster Linie jene Zeilen, die so oft in den Jahrzehnten danach zitiert wurden. Aber es wäre zu wenig, den intelligenten Sci-Fi-Thriller auf die kuriosen außerirdischen Worte zu herunterzubrechen.

Im Washington des Kalten Krieges landet ein außerirdisches Raumschiff und heraus steigt ein Fremder (Rennie). Natürlich ist die Untertasse im Nu von Militärs umzingelt und als der Fremde ein Geschenk für den Präsidenten aus seiner Tasche holt, hält ein Soldat es für eine Waffe. Er schießt den Außerirdischen nieder, der sogleich in ein Hospital gebracht wird. In das Raumschiff kommt indes niemand herein, da es von Gort, einem riesigen Roboter, bewacht wird. Klaatu, so der Name des Fremden, erholt sich rasch und drängt auf eine Konferenz aller Regierungsführer der Erde, was ihm wegen der politischen Situation aber verweigert wird. Also flieht er und versucht im Geheimen, Kontakt zu den Führern der Erde aufzunehmen. Er mietet sich in einer Pension ein, freundet sich dort mit der jungen Helen (Neal) und ihrem Sohn Bobby an und lernt dabei viel über die Eigenheiten der Menschen. Aber Klaatu ist nicht aus Forscherdrang auf der Erde. Die Zeit drängt, denn er bringt eine drastische Warnung an die Menschheit, der die Vernichtung droht.

Im Gegensatz zu vielen anderen SF-Produktionen setzt der Film nicht auf Invasionsängste und vordergründigen Grusel, sondern hält dem Amerika des Kalten Krieges mit seiner Angst vor kommunistischer Unterwanderung den Spiegel vor und demonstriert den Irrsinn der damaligen Paranoia. Dabei hat der Film vor allem am Ende eine klare Botschaft, die heute relativ akzeptiert ist, zu jener Zeit allerdings einen fast schon subversiven Unterton hatte, was verschiedene konservative Zeitungen in ihren Rezensionen auch bemängelten.

Die Schauspieler, vor allem Michael Rennie als Klaatu, spielen eindringlich und überzeugend. Sam Jaffe mimt vielleicht etwas zu sehr den zerstreuten Wissenschaftler, aber das ging wohl zu der damaligen Zeit nicht anders.

In Amerika war der Film leidlich erfolgreich. Heute hingegen taucht der Streifen regelmäßig in Bestenlisten auf, als ein Beispiel für einen der wenigen Science-Fiction-Werke, die mit dem Alter reifen wie guter Wein.

Science-Fiction-Fans sollten den Film wenigstens einmal gesehen haben.

10. Der jüngste Tag

 

Regie: Rudolph Maté

Drehbuch: Sydney Boehm, Edwin Balmer, Philip Wylie

Schauspieler: Richard Derr, Barbara Rush, Peter Hansen, John Hoyt

Musik: Leith Stevens

Kamera: W. Howard Greene, John F. Seitz

Land: USA

Budget: 1,6 Mio. $

Start: 22.11.1951

 

Katastrophenthemen mit Science-Fiction-Themen zu vermischen, war in den Fünfzigern sehr beliebt. »Der jüngste Tag« ist ein typischer und sehr gut umgesetzter Vertreter dieses Subgenres.

Mitarbeiter einer Sternwarte entdecken, dass sich zwei Planeten der Erde nähern, wovon einer mit unserem Heimatplaneten kollidieren wird. Die Regierung glaubt den Wissenschaftlern nicht, aber dennoch wird ein privat finanziertes Raumschiff als Arche gebaut, sodass eine kleine Gruppe Auserwählter, darunter Pilot David Randall (Richard Derr), überleben kann.

Der Film beschreibt die Entdeckung der bevorstehenden Katastrophe, den Bau des Raumschiffes, die dramatische Auswahl der Flüchtlinge und den Flug zu einem fremden Planeten. Dazwischen bleibt noch etwas Zeit für die persönlichen Schicksale der Hauptfiguren, die nicht alle die Reise mitmachen werden.

Irgendwie erinnerte mich das Ganze an jüngere Vertreter des Genres, wie zum Beispiel »Deep Impact«, oder mehr noch an »2012« von Roland Emmerich, bei denen auch der Weltuntergang droht und nur eine Handvoll Auserwählter eine Chance auf Rettung hat.

Natürlich hatte man in den Fünfzigern noch nicht die filmtechnischen Möglichkeiten von heute, aber für die damaligen Begriffe waren die Spezialeffekte spektakulär. Im Gedächtnis bleibt vor allem der Raketenstart auf einer Art Eisenbahnkatapult, der später noch in anderen Filmen und Comics zitiert wurde. Wer weiß, vielleicht rührt auch der absurde Begriff »Weltraumbahnhof« von diesem Streifen.

Im Gegensatz zu den Emmerich-Spektakeln werden auch ernste Themen angesprochen. Darf jemand über Tod und Leben entscheiden, nur weil er das Projekt finanziert hat? Darf man die Teilnehmer per Los bestimmen, auch wenn dadurch Ehepartner auseinandergerissen werden?

Die Regierungen kommen nicht gut weg, wenn sie sich entschließen, den Wissenschaftlern nicht zu glauben und sich lieber um ihr irdisches Kleinklein kümmern.

Die moralischen Themen spielen aber nur eine Nebenrolle und mindern den Unterhaltungswert nicht. Einige Kritiker bemängelten, dass sich der Film nicht ausführlicher mit diesen menschlichen Fragen beschäftigte, aber das hängt wohl mit der individuellen Erwartung des jeweiligen Zuschauers zusammen.

Auch wenn der Film mit seinen alten Ausstattungen und Effekten inzwischen etwas angestaubt daherkommt, ist er für Genrefans auf jeden Fall sehenswert.

11. Invasion vom Mars (1953)

 

Regie: William Cameron Menzies

Drehbuch: Richard Blake

Schauspieler: Jimmy Hunt, Helena Carter, Arthur Franz, Morris Ankrum, Leif Erickson

Musik: Raoul Kraushaar

Kamera: John F. Seitz

Land: USA

Budget: 290.000 $

Start: 22.4.1953

 

»Invasion vom Mars« ist zwar nicht so bekannt wie »Kampf der Welten«, der im selben Jahr erschien, aber trotzdem ein sehenswerter Klassiker, der den Zeitgeist der Fünfziger vielleicht sogar noch etwas besser einfängt.

Der kleine David sieht eines Nachts in den Hügeln hinter dem Haus ein seltsames Licht. Seine Eltern, die nach dem Rechten schauen, sind plötzlich total verändert - ebenso wie die Polizisten, die in den Hügeln verschwinden und nach einiger Zeit wieder auftauchen. Wie es scheint, hat sich ein Raumschiff vom Mars dort versteckt. Mit kleinen Sendern, welche die Marsianer dort aufkreuzenden Ahnungslosen in den Nacken pflanzen, werden die Menschen in willenlose Zombies verwandelt. Von den Marsianern ferngesteuert, sollen sie eine Rakete sabotieren, die auf dem nahegelegenen Forschungsgelände gebaut wird.

Der Film wird aus der Sicht von David gezeigt, dem es schließlich gelingt, mit Hilfe eines Astronomen das Militär zu informieren.

Der Film erzählt seine Geschichte in knackigen 77 Minuten und hat somit keine Längen. Er greift die Angst der Fünfziger vor kommunistischer Unterwanderung auf und ist Vorläufer eines ganzen Subgenres, in dem Außerirdische die ahnungslosen Menschen übernehmen. Natürlich sind viele Elemente sehr naiv. Das fängt bei den lächerlichen, grünen Kostümen der Außerirdischen an und hört bei dem schwachsinnigen Technobabble des Astronomen auf. Im Gegensatz zu »Kampf der Welten« ist hier die gut aufgestellte US-Armee schließlich publikumswirksam siegreich. Unbefriedigend war allerdings das Ende, in dem sich die ganze Handlung als Traum des Jungen herausstellte. Deshalb wurde der Film für den europäischen Markt überhastet umgeschnitten, wodurch »Invasion vom Mars« nach dem Höhepunkt sehr abrupt endet. Diese Version bekommt man auf DVD heute am häufigsten zu sehen.

Trotzdem baut der Film effektiv eine bedrohliche Atmosphäre auf, ist stellenweise sehr spannend und vor allem um Längen besser als Tobe Hoopers misslungenes Remake von 1986.

12. Gefahr aus dem Weltall

 

Regie: Jack Arnold

Drehbuch: Harry Essex

Schauspieler: Richard Carlson, Barbara Rush, Charles Drake, Joe Sawyer, Russell Johnson

Musik: Herman Stein

Kamera: Clifford Stine

Land: USA

Budget: 800.000 $

Start: 25.05.1953

 

Die Prämisse dieses Klassikers ähnelt der vieler Science-Fiction-Filme aus den frühen Fünfzigern: Außerirdische kommen auf die Erde und beginnen ihre finsteren Machenschaften. Besonders zum kurze Zeit später erschienenen »Kampf der Welten« gibt es einige Gemeinsamkeiten, landen die Fremden doch in Form von Meteoren auf der Erdoberfläche. Astronom Putnam (Carlson) und die Schullehrerin Fields (Rush) gehen der Sache auf den Grund und entdecken das Raumschiff, aber niemand will ihnen glauben. Dann verschwinden plötzlich Menschen und tauchen später sehr verändert wieder auf. Scheinbar haben die Außerirdischen sich in ihre Gestalt verwandelt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Invasionsfilmen - Vorsicht, jetzt folgt ein fetter Spoiler - sind die Außerirdischen nicht böse, sondern versuchen nur, ihr Raumschiff zu reparieren. Die Bösen sind hier die Menschen, die die Fremden, auch wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens, zu vernichten trachten. Der Grundgedanke der Handlung stammt übrigens von SF-Autor Ray Bradbury, der damit eine Metapher für die Xenophobie während des Kalten Krieges schaffen wollte.

Abgesehen von der ungewöhnlichen Auflösung ist der Streifen aber nur mäßig spannend und fällt hinter vergleichbaren Filmen aus den Fünfzigern, wie »Kampf der Welten«, zurück. Die etwas eindimensionale Handlung füllt kaum die 80 Minuten Laufzeit. Atmosphärisch interessant ist immerhin das Wüstensetting - gedreht wurde in der Mojave-Wüste -, das eine ganz eigentümliche Stimmung schafft.

Für Liebhaber klassischer Science-Fiction-Filme sehenswert, ist der Streifen aber kein unbedingtes Muss.

13. Kampf der Welten

 

Regie: Byron Haskin

Drehbuch: Barré Lyndon

Schauspieler: Gene Barry, Ann Robinson

Musik: Leith Stevens

Kamera: George Barnes

Land: USA

Budget: 2 Mio. $

Start: 26.8.1953

 

Den Klassiker aus den Fünfzigerjahren hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Wurde also Zeit, die Scheibe nochmal im DVD-Spieler rotieren zu lassen. Und es ist mir immer noch ganz klar, dass sich dieser Film das Prädikat »Klassiker« wirklich verdient hat, da er unter anderen Filmen dieses Jahrzehnts heraussticht.

Der Plot: Ein Meteor geht in der Nähe einer Kleinstadt in Kalifornien nieder. Der interplanetare Gesteinsbrocken ist hohl und mehrere mantarochenähnliche Raumschiffe kommen heraus. Das herbeigerufene Militär wird von Hitze- und Disintegrationsstrahlen vernichtet und der Film folgt dem Physiker Forrest (Barry), der mit seiner Bekanntschaft Sylvia (Robinson) vor den Außerirdischen flieht. Dabei kommen sie den Wesen näher, als ihnen lieb ist. Als die Invasoren eine Stadt nach der anderen auslöschen, bleibt nur der verzweifelte Versuch, die fremden Raumschiffe mit Atomwaffen zu besiegen.

Dass der Film tatsächlich ein Klassiker ist, liegt zum größten Teil an den für die Fünfzigerjahre wegweisenden Spezialeffekten. Die ungewöhnlichen Designs der Raumschiffe und Außerirdischen setzten sich wohltuend von den sonst auf der Leinwand gezeigten Untertassen ab. Hitze- und Todesstrahlen haben die Filmtechniker wirklich gut hinbekommen. Die Szenen der Vernichtung von Militärgerät und Städten hat man mit Filmmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg kombiniert, was dem Ganzen einen unheimlichen Realismus und Authentizität verleiht.

Wobei sich die Macher aber selbst übertroffen haben, sind die genialen Soundeffekte. Die Töne der Hitzestrahlen (rückwärts abgespielte E-Gitarren) und die Geräusche der Raumschiffe scheinen nicht von dieser Welt zu sein und sind für die Fünfziger sehr ungewöhnlich. Star Trek-Fans sollten auf die Töne der grünen Auflösungsstrahlen achten. Die wurden durch das Schlagen auf unter Spannung stehenden Stahlseilen realisiert und später für die akustischen Effekte der Photonentorpedos benutzt.

Gut, die Figuren entsprechen den gängigen Klischees der Fünfziger. Der Held ist Atomphysiker und seine Begleiterin eine ängstliche Kleinstadtfrau. Ein heroischer und kluger General leitet den Gegenangriff und ein tapferer Priester mit der Bibel in der Hand marschiert mutig auf die Raumschiffe zu, um einen Krieg doch noch zu verhindern. Aber die Protagonisten sind durchweg sympathisch gespielt (im Gegensatz zu den Hauptpersonen der späteren Spielberg-Verfilmung) und man kann sich mit ihnen identifizieren. Der Film ist mit 80 Minuten Dauer knackig kurz und die Handlung konzentriert sich auf das Wesentliche, ohne sich in Nebenschauplätzen zu verlieren, was ich positiv finde. Die Weltuntergangsatmosphäre in den angegriffenen Städten kommt jedenfalls gut rüber.

Als Science-Fiction-Fan sollte man diesen Film in seinem Regal haben und die für die damalige Zeit einzigartigen Spezialeffekte zu würdigen wissen.

14. 20.000 Meilen unter dem Meer

 

Regie: Richard Fleischer

Drehbuch: Earl Felton

Schauspieler: Kirk Douglas, James Mason, Paul Lukas, Peter Lorre

Musik: Paul Smith

Kamera: Franz Planer

Land: USA

Budget: 5 Mio. $

Start: 23.12.1954

 

Der Film gilt als eines der großen Meisterwerke der Science-Fiction, egal ob als Roman oder Verfilmung. Mit hohem Aufwand und hohem Budget von Walt Disney persönlich produziert, war der Streifen ein technischer Meilenstein und gilt mit seiner Geschichte über die Reise eines atomgetriebenen U-Boots im neunzehnten Jahrhundert als früher Vorläufer des Steampunk-Genres.

Zur Handlung: 1868 wird ein Expeditionsschiff scheinbar von einem Seeungeheuer gerammt. Bei dem Zusammenstoß gehen Professor Aronnax (Lukas), sein Gehilfe Conseil (Lorre) und Harpunier Ned Land (Douglas) über Bord. Sie stoßen auf das vermeintliche Ungeheuer, das sich als U-Boot herausstellt, und werden von dessen Kapitän Nemo als Gefangene an Bord geholt. Der hat das Boot in Eigenregie mit seiner Mannschaft gebaut, nachdem er sich die Urkräfte des Universums - eine Anspielung auf die damals gerade entdeckte Atomkraft - zunutze machen konnte. Er befindet sich nun auf einem privaten Rachefeldzug gegen die von ihm verachtete Zivilisation. Während Ned Land wiederholt zu fliehen versucht, will Professor Aronnax das Vertrauen des Kapitäns gewinnen, hinter dem offenbar ein düsteres Geheimnis steht.

In erster Linie ist »20.000 Meilen unter dem Meer« mit seinen ganzen Erlebnissen auf und unter dem Wasser ein Abenteuerfilm mit Science-Fiction-Elementen. Zu Letzteren gehört die Technik des U-Bootes, die allerdings zur damaligen Zeit schon überholt war, nachdem das erste reale Atom-U-Boot (bezeichnenderweise ebenfalls mit dem Namen »Nautilus«), im selben Jahr seine Fahrt aufnahm.

Der Film beschäftigt sich mit der Verantwortung, die der Mensch durch die Zerstörungskraft der neuen technischen Entwicklungen hat und auch mit der Frage, ob die Menschheit, die bisher noch mit jeder Technik neue Waffen produzierte, für eine solche Errungenschaft reif sei.

Die Schauspieler liefern eine erstklassige Leistung ab, allen voran James Mason als innerlich zerrissener Kapitän Nemo. Er hätte ohne Zweifel einen Oscar verdient gehabt. Auch Paul Lukas als Wissenschaftler, dem die Gewinnung von Erkenntnissen wichtiger als alles andere ist, bringt seine Figur hervorragend auf die Leinwand. Daneben steht Kirk Douglas als scheinbar einfältiger Harpunier, der zu den hochgestochenen Diskussionen zwischen Nemo und Aronnax einen Gegenpol des gesunden Menschenverstandes darstellt. Douglas’ Plänkeleien mit dem Gehilfen des Professors sorgen für die wenigen humoristischen Momente des Films, der trotz der vielen düsteren Szenen insgesamt eine verblüffende Leichtigkeit ausstrahlt. »20.000 Meilen unter dem Meer« ist ein gelungenes Beispiel, wie man gute Unterhaltung mit ernsten Fragen vermischt, und das ist ein Grund dafür, warum man sich den Film auch heute noch sehr gut ansehen kann. Die für die damalige Zeit hervorragenden Spezialeffekte (Oscar) tragen ebenso wie der toll orchestrierte Soundtrack ihr Übriges dazu bei.

In den letzten Jahren machten Gerüchte über ein geplantes Remake die Runde, für das streckenweise Namen wie David Fincher oder McG für die Regie und Brad Pitt als Ned Land genannt wurden. Inzwischen scheint das Remake aber in der Produktionshölle verschwunden zu sein, nachdem man die Gelder in die Produktion eines weiteren Teils von »Fluch der Karibik« umgeleitet hat. Vielleicht ist das auch besser so, da meiner Meinung nach der Verfilmung von 1954 nicht mehr viel hinzuzufügen ist.

Für Science-Fiction-Freunde, die sich auch für Klassiker interessieren, ist der Film ein absolutes Muss.

15. Metaluna IV antwortet nicht

 

Regie: Joseph M. Newman, Jack Arnold

Drehbuch: Raymond F. Jones, Franklin Coen, Edward G. O’Callaghan

Schauspieler: Jeff Morrow, Faith Domergue, Rex Reason, Lance Fuller, Russell Johnson

Musik: Joseph Gershenson, Henry Mancini

Kamera: Clifford Stine

Land: USA

Budget: 800.000 $

Start: 1.6.1955

 

Den Film kennt man am ehesten von seiner Veralberung im Rahmen der Reihe »Mystery Science Theater 3000: The Movie«, sodass man annehmen könnte, einen schlechten B-Film vor sich zu haben, aber diese Schlussfolgerung wird dem Film meiner Meinung nach nicht gerecht.

Der Atomphysiker Cal Meacham (Reason) gerät in eine Gruppe von Wissenschaftlern, die unter Anleitung des geheimnisvollen Exeter (Morrow) an neuen Theorien forschen. Nach einigem Hin und Her finden Cal und seine Kollegin Ruth (Domergue) heraus, dass Exeter ein im Auftrag seiner Regierung tätiger Außerirdischer ist. Die weitere Handlung führt Cal und Ruth dann auf den Heimatplaneten Exeters, Metaluna, der dem Untergang geweiht ist.

Ja, es gibt zahlreiche Elemente, über die man sich lustig machen kann. Dazu gehören die lächerlichen Frisuren der Außerirdischen, die in Ansätzen naive Story, viele Dialoge voller Technobrabbel, ein grandioses Unwissen über Astronomie und einige kuriose Sets, wenn zum Beispiel die kreative Nutzung von Glasbausteinen auf der Raumschiffbrücke zum Schmunzeln einlädt. Dem muss man gegenüberstellen, dass der Film trotzdem sehr unterhaltsam und stellenweise sogar richtig spannend ist. Vor allem aber überzeugen die Produktionswerte mit den für das Produktionsjahr wirklich guten Spezialeffekten. Besonders die Szenen auf dem sterbenden Heimatplaneten der Außerirdischen sind atmosphärisch dicht und haben mich beeindruckt.

Publikum und Kritikern hat der Streifen 1955 jedenfalls sehr gut gefallen. Leute, die nur die Veralberung beim Mystery Science Theater kennen, sollten dem Film noch einmal eine Chance geben, denn immerhin hat man für die Komödienversion ganze 20 Minuten Handlung aus dem Original geschnitten.

Für Classic-SF-Fans auf jeden Fall ein absolutes Muss.

16. Die Dämonischen

 

Regie: Don Siegel

Drehbuch: Daniel Mainwaring

Schauspieler: Kevin McCarthy, Dana Wynter, Larry Gates, King Donovan, Carolyn Jones

Musik: Carmen Dragon

Kamera: Ellsworth Fredericks

Land: USA

Budget: 400.000 $

Start: 5.2.1956

 

Ein gutes Beispiel typischer Science-Fiction aus den Fünfzigern ist auch »Die Dämonischen«, der von Regielegende Don Siegel (»Dirty Harry«) umgesetzt wurde. Eigentlich ein klassisches B-Movie und somit verhältnismäßig billig produziert, war der Film trotzdem ziemlich erfolgreich.

Der Arzt Miles Bennell (McCarthy) geht zusammen mit seiner Freundin Becky (Wynter) einigen Fällen auf den Grund, in denen Menschen sich angeblich verändert haben und von ihren Familienmitgliedern nicht mehr wiederzuerkennen sind. Dann taucht im Keller eine Leiche auf, die seinem Freund Jack sehr stark ähnelt. Allmählich kommt Bennell der Wahrheit auf die Spur: Außerirdische züchten aus Samenkapseln gefühllose Doppelgänger der Menschen heran, die dann das Original im Schlaf übernehmen. Er versucht, die Leute zu warnen, aber es ist schon zu spät, da die Polizei bereits infiltriert ist.

Im Prinzip handelt es sich um einen Billigfilm und das Drehbuch hat einige Logiklöcher. So wird beispielsweise nie ganz klar, wie die Doppelgänger eigentlich gegen das Original ausgetauscht werden.

Merkwürdig finde ich, dass in der deutschen Fassung die Vornamen der Protagonisten verändert wurden. Aus Miles wird Peter und aus Becky wird eine Mary. Etwas schade ist auch das in meinen Augen unpassende Happyend. In der Romanvorlage wird die Menschheit komplett übernommen und die Außerirdischen verlassen die Erde nach einigen Jahren wieder, wobei sie einen entvölkerten Planeten zurücklassen. Ein solch deprimierendes Ende hat wohl dem Studio nicht gefallen.

Der Film ist mit knapp 80 Minuten knackig kurz und nimmt nach der ersten halben Stunde stark an Fahrt auf. Wenn Miles bemerkt, dass der Ort eigentlich schon komplett übernommen ist, setzt ein Gefühl der Bedrohung ein, dem man sich als Zuschauer nicht entziehen kann und das hauptsächlich für den Erfolg des Filmes maßgeblich ist.

Das in dieser Ära häufig vorkommende Motiv der geheimen Invasion wurde mal als Allegorie auf eine mögliche Unterwanderung durch den Kommunismus gesehen und mal als Warnung vor den Folgen der McCarthy-Ära. Die Produzenten und auch der Autor der Vorlage hingegen gaben an, dass sie keine besondere politische Botschaft vermitteln wollten. Aber Zuschauer und Kritiker schaffen sich in der Regel sowieso ihre eigene Interpretation.

Heute gilt »Die Dämonischen« als Klassiker des Genres, der mehrere Neuverfilmungen nach sich zog. Das Time Magazine wählte den Streifen in seine Liste der hundert besten Filme aller Zeiten.

Für Freunde von Science-Fiction wegen seiner unerträglichen Spannung in der zweiten Filmhälfte trotz einiger Ungereimtheiten im Drehbuch absolut empfehlenswert.

 

17. Alarm im Weltall

 

Regie: Fred M. Wilcox

Drehbuch: Cyril Hume

Schauspieler: Walter Pidgeon, Anne Francis, Leslie Nielsen

Musik: Louis & Bébé Barron

Kamera: George J. Folsey

Land: USA

Budget: 2 Mio. $

Start: 15.3.1956

 

1956 kam »Alarm im Weltall« in die Kinos. Interessanterweise war 1956 auch das Jahr, in dem der erste Satellit »Sputnik« von den Russen in die Erdumlaufbahn geschossen wurde. Im Prinzip hatte man noch keine Ahnung, was den Menschen im Weltraum erwartete. So waren die Macher dieses Weltraumabenteuers allein auf ihre Fantasie angewiesen.

Ein Raumkreuzer sucht die verschollene Besatzung eines Kolonieschiffes und findet den überlebenden Wissenschaftler Dr. Morbius (Pidgeon) mit seiner Tochter Altaira (Francis) und einem Roboter, die es sich auf dem Planeten Altair 4 recht gemütlich eingerichtet haben. Dr. Morbius ist nicht begeistert von dem Besuch und will die Raumkreuzerbesatzung mit der Warnung, dass die Gäste wie seine ehemaligen Crewmitglieder durch eine unerklärliche Kraft sterben könnten, loswerden. Und in der Tat stirbt ein Besatzungsmitglied des Raumkreuzers nach dem anderen durch eine unsichtbare Gefahr. Auf der Suche nach Antworten stößt Kapitän Adams (Nielsen) auf die Basis einer untergegangenen hochtechnisierten Kultur, die sich scheinbar selbst ausgelöscht hat. Offenbar hat Dr. Morbius bei seinen Forschungen in besagter Basis gefährliche Ereignisse in Gang gesetzt, die auch für die Toten verantwortlich sind.

Die Handlung ist geschickt aufgebaut. Wie in einem guten Thriller bekommt der Zuschauer zunächst sehr viele offene Fragen präsentiert und erhält die Antworten dazu erst nach und nach. Die Geschichte mit der untergegangenen Hochkultur ist stimmig und liefert hier auch den gewissen Anspruch an den Film. Denn die Krell – die Außerirdischen – haben sich nicht etwa durch kriegerische Handlungen umgebracht, sondern quasi als Nebenwirkung einer eigentlich nützlichen Erfindung. Dazu kann man Parallelen in der Gegenwart finden, wenn man an Gentechnik oder die Warnungen vor einer künstlichen Intelligenz denkt.

Die Spezialeffekte und Kulissen sind für heutige Verhältnisse natürlich restlos veraltet. Damals hingegen waren sie überzeugend, spektakulär - und vor allem teuer. Für die Visualisierung des unsichtbaren Monsters, das man in einer Szene während des Beschusses mit Energiestrahlen schemenhaft sehen kann, hat man beispielsweise eine Riege Disney-Zeichner rekrutiert. Am Ende war der Streifen allerdings nicht erfolgreich und hat durch seine hohen Produktionskosten erhebliche Verluste eingefahren, was das ganze Genre auf Jahre hinaus bei Geldgebern diskreditierte.

Bei vielen Fans war der Film hingegen von Anfang an äußerst beliebt und bis zu »2001: Odyssee im Weltraum« wohl das einflussreichste Werk dieser Richtung.

»Alarm im Weltall« ist übrigens der erste Streifen mit komplett elektronischer Musik - noch einige Jahre vor der Erfindung des Moog-Synthesizers.

In Erinnerung ist auch der Roboter »Robby« geblieben, der jeden gewünschten Stoff – inklusive Schnaps – synthetisieren kann und Star Trek-Schöpfer Gene Roddenberry zur Kreation der Replikatoren veranlasste. Roddenberry selbst gab zu, von »Alarm im Weltall« stark inspiriert worden zu sein. Und George Lucas sagte, die Aufnahmen der Krell-Basis seien eine Hauptinspiration für das Innere des Todessterns gewesen. Allein durch diese Aussagen muss man als SF-Fan zu dem Schluss kommen, dass man es sich nicht leisten kann, den Film nicht zu kennen.

18. Fliegende Untertassen greifen an

 

Regie: Fred F. Sears

Drehbuch: Curt Siodmak, George Worthing Yates, Bernard Gordon, Raymond T. Marcus

Schauspieler: Hugh Marlowe, Joan Taylor

Musik: Mischa Bakaleinikoff

Kamera: Fred Jackman Jr.

Land: USA

Budget: 1,2 Mio. $

Start: 1.7.1956

 

Heute entlockt einem der Invasionsstreifen von 1956 bestenfalls noch ein Schmunzeln ob der veralteten Effekte und der B-mäßig anmutenden Story, aber damals war der Film populär wie 1996 »Independence Day«. So wird dann auch wie in dem Emmerich-Film Washington von fliegenden Untertassen angegriffen, die mit geheimnisvollen Strahlen die Sehenswürdigkeiten der US-Hauptstadt vernichten. Und nur der Wissenschaftler Dr. Marvin (Marlowe) kann Amerika mit seiner neuen Waffe vielleicht noch retten.

Der wahre Star des Films sind die Spezialeffekte, die von dem Trickpionier Ray Harryhausen mittels Stop-Motion realisiert wurden und für ihre Zeit recht spektakulär waren. Schon allein deswegen ist »Fliegende Untertassen greifen an« mittlerweile zum Kultfilm avanciert und wurde mit seinen trashigen Untertassen und den satellitenschüsselartigen Laserwaffen in den Neunzigern von Tim Burton mit »Mars Attacks« gnadenlos verulkt.

19. Die unglaubliche Geschichte des Mr. C

 

Regie: Jack Arnold

Drehbuch: Richard Matheson

Schauspieler: Grant Williams, Randy Stuart, April Kent, Paul Langton, Billy Curtis

Musik: Irving Getz, Hans J. Salter, Herman Stein

Kamera: Ellis W. Carter

Land: USA

Budget: 750.000 $

Start: 22.2.1957

 

Filme, bei denen Menschen aus unterschiedlichen Gründen schrumpfen, gibt es einige. Am bekanntesten ist heutzutage wahrscheinlich »Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft« und seine Sequels. Der erste Streifen mit dieser Thematik war »Die unglaubliche Geschichte des Mr. C« von 1957, wenn man von den frühen Verfilmungen von »Alice im Wunderland« absieht.

Scott Carey (Williams) gerät bei einer Bootstour in eine radioaktive Wolke. Nach einiger Zeit stellt er fest, dass seine Klamotten auf einmal viel zu groß sind. Nachdem die Ärzte ihn anfangs beruhigen, wird seine Vermutung bald darauf Gewissheit: Er schrumpft allmählich und niemand kann ihm helfen. Ein von Wissenschaftlern eilig zusammengemischtes Gegenmittel hilft nicht. Die Folgen scheinen zunächst überschaubar, bis er sich immer mehr seiner Frau (Kent) entfremdet. Später bleibt ihm nichts anderes übrig, als in einem Puppenhaus zu wohnen. Am Ende muss er gegen seine eigene Katze und die Spinne im Keller um das Überleben kämpfen.

US-Horrorfilmlegende Jack Arnold drehte den Film mit einem selbst für damalige Verhältnisse überschaubaren Budget. Umso eindrucksvoller für die Technik der Fünfziger wirken die Effekte und Kulissen. Es ist ihm und Drehbuchautor Matheson, der auch die Romanvorlage schrieb, hoch anzurechnen, dass der Film nicht nur auf vordergründige Tricks setzt, sondern sich auch mit der Frage auseinandersetzt, was der Schrumpfungsprozess für die Psyche des Betroffenen bedeutet. Zunächst ist Scott ein Macho, der seine Frau zum Bierholen schickt. Als er kurze Zeit später immer kleiner wird, ist seine Männlichkeit dahin. Am Ende beschäftigt sich Scott sogar mit seiner Rolle im Universum, was angesichts seines Schicksals nicht übertrieben daherkommt.

Der Film kam bei den Kritikern gut an und wurde an den Kinokassen zum Hit. 1981 gab es mit »Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K« von Joel Schumacher ein direktes Remake, das ich aber enttäuschend fand.

»Die unglaubliche Geschichte des Mr. C« kannte ich bis heute nicht und umso mehr habe ich mich über dieses Kleinod von 1957 gefreut, das ich Fans klassischer Science-Fiction wärmstens empfehlen kann.

20. Die Fliege (1958)

 

Regie: Kurt Neumann

Drehbuch: James Clavell

Schauspieler: Al Hedison, Patricia Owens, Vincent Price, Herbert Marshall

Musik: Paul Sawtell

Kamera: Karl Struss

Land: USA

Budget: 495.000 $

Start: 29.8.1958

 

Ich kannte bisher nur »Die Fliege« von 1986 mit Jeff Goldblum als fehlteleportiertem Wissenschaftler. Nun wurde es Zeit, mir die erste Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte von George Langelaan anzuschauen, die seinerzeit im Playboy erschien. Die Prämisse ist bei beiden Filmen gleich: Ein Wissenschaftler experimentiert mit der Teleportation von Materie und verschmilzt bei einem fehlgeschlagenen Experiment mit einer Fliege, die mit in den Teleporter geraten ist. Während bei der Neuverfilmung die Verwandlung nur langsam vonstattengeht, kommt André (Hedison) direkt mit einem Fliegenkopf und einer Fliegenklaue aus dem Gerät. Der Aufbau der Story ist hier auch ein anderer: Der betroffene Wissenschaftler wird gleich zu Beginn tot unter einer Metallpresse gefunden, offenbar von seiner Frau Helen (Owens) umgebracht. Andrés Bruder (Price) und ein Inspektor (Marshall) untersuchen den Fall und kommen erst nach und nach hinter die Geschehnisse.

Natürlich kann der Film von 1958 filmtechnisch nicht mit Cronenbergs Neuverfilmung mithalten, ist für die Möglichkeiten der Fünfziger und trotz des übersichtlichen Budgets aber effektiv umgesetzt worden. Besonders das Ende unterscheidet sich von seinem Nachfolger und jagt einem auch heute noch einen Schauder unter die Haut. Es gilt als eine der besten Szenen der Horrorfilmgeschichte.

Wie bei vielen Gruselfilmen dieser Zeit stellt sich aufgrund der begrenzten Mittel mitunter eine unfreiwillige Komik ein, aber den Zuschauern hat der Film damals so gut gefallen, dass er in den Jahren danach zwei Fortsetzungen nach sich zog.

»Die Fliege« ist das erfolgreichste Werk des aus Deutschland stammenden Regisseurs Kurt Neumann, der sich mit Science-Fiction-Produktionen (unter anderem »Rocketship XM«) einen Namen gemacht hatte. Leider bekam er von diesem Erfolg nichts mehr mit, da er kurz vor Erscheinen des Werks starb.

Für Freunde von »Die Fliege« von 1986 ist der Film interessant, um einmal zu sehen, wo Cronenbergs Meisterwerk seinen Ursprung hat, aber auch für alle anderen Fans von Genre-Klassikern ist der Streifen hochgradig empfehlenswert.

21. Von der Erde zum Mond

 

Regie: Byron Haskin

Drehbuch: Robert Blees, James Leicester

Schauspieler: Joseph Cotten, George Sanders, Debra Paget

Musik: Louis Forbes

Kamera: Edwin B. DuPar

Land: USA

Start: 06.11.1958

 

Von den großen Jules-Verne-Verfilmungen der Fünfziger mit »20.000 Meilen unter dem Meer« und »Reise zum Mittelpunkt der Erde« ist »Von der Erde zum Mond« eindeutig die schwächste.

Die Handlung hält sich lose an den gleichnamigen Klassiker und seine Fortsetzung »Reise um den Mond«. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg erfindet der Industrielle Victor Barbicane (Cotten) einen neuen Sprengstoff und will ihn als Antriebsmittel eines Raumschiffes zum Mond nutzen. Dafür braucht er die Hilfe seines Erzfeindes Nicholl (Sanders), der nach einigen Problemen mit dem Bau des Raumschiffes schließlich mit auf die Reise geht. Natürlich gibt es dabei etliche Abenteuer zu bestehen mit der üblichen Konsequenz einer unsicheren Rückkehr.

Das Drehbuch ist, inklusive vieler Dialoge, sehr schwach und strotzt vor Logikfehlern und Inkonsequenz. Ebenso sind die Spezialeffekte mau, was verwundert, da Regisseur Byron Haskin mit »Krieg der Welten« fünf Jahre früher einen Meilenstein des Genres geschaffen hat. Die gute Darstellerleistung von Joseph Cotten (»Der dritte Mann«) kann den Film leider auch nicht mehr retten. Wenn man an der Thematik einer Reise zum Mond interessiert ist, bietet »Rakete zum Mond« von 1950 die bessere Alternative. Kenner werden bemerken, dass man synthesizerbasierte Audioeffekte aus »Forbidden Planet« recycelt hat, was den Film aber auch nicht aufwertet.

Für Freunde klassischer SF vielleicht interessant, ist »Von der Erde zum Mond« ein eher naiv umgesetzter Film, der auch wegen seiner billigen Effekte und der haarsträubenden Dialoge seiner literarischen Vorlage leider nicht gerecht wird.

22. Plan 9 aus dem Weltall

 

Regie: Edward D. Wood jr.

Drehbuch: Edward D. Wood jr.

Schauspieler: Gregory Walcott, Tor Johnson, Maila Nurmi, Bela Lugosi

Musik: Gordon Zahler

Kamera: William C. Thompson

Land: USA

Budget: 60.000 $

Start: 22.7.1959

 

Unter Fans des schlechten Geschmacks gilt dieser Streifen von Ed Wood als schlechtester Film aller Zeiten. Leute, die sich an unfreiwilliger Komik und einer völlig absurden Handlung nicht erfreuen können, sollten also besser einen weiten Bogen um dieses Werk machen.

Schon die Prämisse lädt einen dazu ein, den Kopf gegen die Wand zu donnern: Außerirdische erwecken als Warnung die Toten eines Friedhofs. Der Zweck: Die Menschheit soll endlich aufhören, immer schlimmere Waffen zu entwickeln, die das Universum in seiner Existenz bedrohen.

Die groteske Handlung, mit einem mickrigen Budget verfilmt, spielt in den stetig gleichen Kulissen, darunter auf besagtem Friedhof. Der berüchtigte Trash-Filmer Ed Wood, dem Tim Burton in dem gleichnamigen Film 1994 ein Denkmal errichtet hat, setzte wieder einmal seine Lieblingsschauspieler ein: Den einst großen, aber inzwischen abgehalfterten Bela Lugosi, der noch vor Beginn der Dreharbeiten starb und infolgedessen nur in Form von Archivmaterial zu sehen ist, die auch als »Vampira« bekannte Gruselschauspielerin Maila Nurmi und den ehemaligen schwedischen Wrestler Tor Johnson, der immerhin recht amüsant als wandelnde Leiche sein Gesicht verziehen konnte.

Die Umsetzung ist bei allem so dermaßen billig, dass man nur den Kopf schütteln kann. Besonders die Szenen in der fliegenden Untertasse, deren Hintergrund aus einem schwarzen Samtvorhang besteht, sind witzig. Für die Kostüme der Außerirdischen hatte man offenbar auch kein Geld und musste auf mittelalterliche Klamotten zurückgreifen. Anders ist nicht zu erklären, dass die Invasoren aus dem Weltall eine Hellebarde als Symbol auf der Brust tragen.

Völlig grotesk sind auch die Dialoge, die sich manchmal schon innerhalb eines Satzes widersprechen. Im Prolog erzählt ein Sprecher von »zukünftigen Ereignissen«, wie sie sich »damals zutrugen«. Auch die Naivität, mit der Ed Wood den Zuschauer für dumm verkaufte, sucht seinesgleichen. Da der verstorbene Bela Lugosi für die weiteren Dreharbeiten ausfiel, musste ein Double ran. Damit das nicht auffiel, zog sich der arme Ersatzschauspieler in jeder Szene ein Cape vor das Gesicht. Man könnte einen ganzen Band veröffentlichen über die Absurditäten, Fehler und technischen Schnitzer dieses Machwerks.

Nach seiner erfolglosen Veröffentlichung 1959 versank der Film zunächst in der Obskurität. Er wurde höchstens als Füllmaterial im Nachtprogramm von budgetarmen Fernsehsendern verwendet, bis der Filmkritiker und Autor Michael Medved zusammen mit seinem Bruder den Streifen wiederholt als »schlechtesten Film aller Zeiten« betitelte. Das weckte das öffentliche Interesse und holte »Plan 9« wieder aus der Versenkung. Heute wird das Werk regelmäßig auf Festivals gezeigt. Es gibt mittlerweile eine nachkolorierte Fassung, mehrere Dokumentationen über die Entstehungsgeschichte, eine Adaption als Theaterstück und Remakes.

Für Freunde von obskuren B-Movies empfiehlt sich ein Filmabend, der zunächst die schrille Komödie »Ed Wood« von Tim Burton und dann - nach Gelegenheit zu ausreichendem Alkoholkonsum - das Original von 1959 zeigt.

23. Der schweigende Stern

 

Regie: Kurt Maetzig

Drehbuch: Kurt Maetzig

Schauspieler: Günther Simon, Julius Ongewe, Yoko Tani

Musik: Andrzej Markowski

Kamera: Joachim Hasler

Land: DDR, PL

Budget: ca. 6 Mio. Mark (DDR)

Start: 26.2.1960

 

Gut gemachte Science-Fiction aus der DDR - was sich zunächst vor allem für jüngere Filmfans aus den westlichen Landesteilen (zu denen ich gehöre) nach einem Aprilscherz anhört, ist beileibe kein Widerspruch. Im Jahre 1960 versuchten die DEFA-Studios erstmals, mit den aufwendigen SF-Kinoproduktionen des Westens zu konkurrieren. Das ist ihnen mit »Der schweigende Stern« nach einer Geschichte von Stanislaw Lem ganz gut gelungen. Weitere SF-Filme sollten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten folgen.

In der Wüste wird eine verschlüsselte außerirdische Botschaft gefunden, die offenbar von der Venus stammt. Statt zum Mars soll das Raumschiff Kosmokrator nun mit acht internationalen Wissenschaftlern zur Venus fliegen und die Urheber der Botschaft suchen. Sie stoßen auf die Relikte einer untergegangenen Zivilisation, die sich in einem atomaren Krieg offenbar selbst ausgelöscht hat. Und da sich die Erde im Kalten Krieg befindet, droht dieses Schicksal auch zu Hause.

Die Kulissen und die Spezialeffekte sind eindrucksvoll und wurden mit sichtlichem Improvisationstalent produziert. Die Schauspieler geben eine gute Leistung ab und zusammen mit der Handlung über eine untergegangene Zivilisation erinnert der Film in seinen besten Momenten an das Meisterwerk »Alarm im Weltall«. Schön ist, dass das Raumschiff im Gegensatz zu den amerikanischen Produktionen mit einer internationalen Crew fliegt und die Handlung mit dem Hinweis auf einen drohenden Atomkrieg dem Zuschauer durchaus eine zeitgenössische Mahnung mit auf den Weg gibt. Auf den Sozialismus als überlegene Staatsform verweisende Momente halten sich dabei sehr in Grenzen. An einem Atomkrieg sind ja immerhin auch mindestens zwei Gegner schuld.

Ein wenig wird das Vergnügen durch eine lange Anlaufzeit bis zum Start gemindert. »Alarm im Weltall« hat den Zuschauer direkt in die Kernhandlung befördert und konnte sich dadurch detaillierter mit den Fremden und ihrem Untergang beschäftigen. Auch gibt es für meinen Geschmack ein bisschen zu viel »Technobrabbel« und insgesamt einige hanebüchene Dialoge, was mich manchmal die Augen verdrehen ließ. Intelligenter als die meisten westlichen Science-Fiction-Filme der Fünfziger und frühen Sechziger ist »Der schweigende Stern« aber allemal.

In der DDR war das Werk ein großer Erfolg. Wie bereits erwähnt, sollten weitere in den DEFA-Studios gedrehte SF-Filme folgen. Außerhalb der DDR spielte der Streifen keine besondere Rolle. Eine erbarmungslos gekürzte Version erschien zwar auch in den USA, aber sie interessierte dort kaum jemanden. Am Ende wurde »Der schweigende Stern« sogar von der Comedyserie »Mystery Science Theater 3000« als B-Movie veralbert, was der Film meiner Meinung nach nicht verdient hat.

Für Freunde klassischer Science-Fiction und ganz besonders für an der deutschen Fantastik interessierte Fans auf jeden Fall empfehlenswert.

24. Die Zeitmaschine

 

Regie: George Pal

Drehbuch: David Duncan

Schauspieler: Rod Taylor, Alan Young, Yvette Mimieux

Musik: Russell Garcia

Kamera: Paul Vogel

Land: USA

Budget: 1 Mio. $

Start: 17.8.1960

 

In den Fünfzigern und Sechzigern entstanden recht viele Science-Fiction-Filme, was sicher auch daran liegt, dass zu dem Zeitpunkt der Wettlauf in den Orbit und später zum Mond stattfand und sich zahlreiche technische Revolutionen ereigneten. Die meisten dieser Werke sind mittlerweile so verstaubt und antiquiert, dass man sie sich einfach nicht mehr antun kann. Es gibt aber auch ein paar Filme, die es geschafft haben, zu absoluten Klassikern zu werden und wegen ihrer Zeitlosigkeit auch heute noch Vergnügen bereiten. Dazu gehören Streifen wie »Alarm im Weltall«, »Der Tag, an dem die Erde stillstand«, »Planet der Affen« und auch »Die Zeitmaschine«.

Dadurch, dass »Die Zeitmaschine« im Jahre 1899 spielt und dementsprechend auch das Produktionsdesign gefertigt wurde, wirkt der Film sehr zeitlos. An das Entstehungsdatum der Sechziger erinnert aber natürlich das streng lineare Drehbuch und die typische Orchestrierung des Soundtracks.

Wegweisend waren damals die Spezialeffekte mit ihren Zeitrafferaufnahmen. Interessant ist, wie man sich 1960 das Jahr 1966 vorgestellt hat, in dem George auf dem Weg in die Zukunft einen kurzen Zwischenstopp einlegt und den Beginn eines Atomkriegs miterlebt. Die Morlocks wirken heute, nach Filmen wie »Alien«, natürlich nur noch wenig erschreckend. Aber auch vor diesem Hintergrund ist es interessant, wie sich der Science-Fiction-Film allgemein im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat.

Die Neuverfilmung von »Die Zeitmaschine – The Time Machine« von 2002 fand ich jedenfalls sehr schlecht. Auch aus diesem Grund gehört das Original definitiv in jede gute Sammlung. Wer es noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen.

25. Am Rande des Rollfelds

 

Regie: Chris Marker

Drehbuch: Chris Marker

Schauspieler: Jean Négroni, Hélène Chatelain, Davos Hanich, Jacques Ledoux

Musik: Trevor Duncan

Kamera: Jean Ciabaut, Chris Marker

Land: F

Start: 16.2.1962

 

»Am Rande des Rollfelds« ist der wohl ungewöhnlichste Science-Fiction-Film, den ich bisher gesehen habe. Mit knapp 30 Minuten Laufzeit eher ein Kurzfilm, wird die Handlung als Folge von Standbildern gezeigt, die von einem Erzähler erläutert und von Musik und Soundeffekten untermalt werden. Das Ganze gleicht mehr einem Fotoroman als einem klassischen Film.

Paris ist nach dem Dritten Weltkrieg völlig zerstört. Nur einige Überlebende fristen in unterirdischen Katakomben ein trostloses Dasein. Wissenschaftler schicken Versuchspersonen, darunter den namenlosen Protagonisten, durch die Zeit, um Nahrung, Medikamente und Energie zu beschaffen. Der Protagonist landet zunächst in der Vergangenheit und trifft auf eine Frau, die er vor dem Krieg als kleiner Junge am Flughafen in Paris schon einmal gesehen hat. Er erinnert sich daran, dass er damals auch einen Mann hat sterben sehen. Bei seinen Zeitreisen stößt der Protagonist immer wieder auf die Frau, bis sie schließlich eine ungewöhnliche Liebesgeschichte beginnen. Nachdem die Experimente der Wissenschaftler beendet sind, soll der Protagonist exekutiert werden. Es gelingt ihm, noch einmal in die Vergangenheit zu reisen und seine Geliebte wiederzusehen. Dann wird er am Flughafen von Paris von den Wissenschaftlern seiner eigenen Zeit erschossen. Er begreift in seinen letzten Sekunden, dass er sich als Kind an jenem Ort selbst hat sterben sehen.

Wem die Handlung irgendwie bekannt vorkommt, sollte sich Terry Gilliams »12 Monkeys« anschauen. Das Szenario wurde hier beinahe eins zu eins übernommen, obwohl Gilliam meinte, er hätte den französischen Film erst nach den Dreharbeiten von »12 Monkeys« zum ersten Mal gesehen. Wer’s glaubt ...

Nach der Veröffentlichung gab es viele Deutungs- und Interpretationsversuche, denen ich hier nicht noch neue hinzufügen möchte. Im Grunde ist »Am Rande des Rollfelds« ein gelungener Experimentalfilm, der eine ungewöhnliche Handlung auf ungewöhnliche Weise erzählt.

Wer aufgeschlossen für diese Art von Film ist, sollte sich das unkonventionelle Meisterwerk nicht entgehen lassen.

26. Der Tag, an dem die Erde Feuer fing

 

Regie: Val Guest

Drehbuch: Val Guest, Wolf Mankowitz

Schauspieler: Leo McKern, Edward Judd, Janet Munro

Musik: Stanley Black

Kamera: Harry Waxman

Land: GB

Budget: 200.000 Pfund

Start: 23.11.1963

 

Viele Filme kombinieren Science-Fiction-Themen mit einer Katastrophenthematik. Neuere Werke dieses Subgenres sind bekanntlich die Zertrümmerungsorgien von Roland Emmerich in »2012« oder »The Day After Tomorrow«. Der britische Klassiker von 1961 geht im Vergleich zu seinen 50 Jahre später erschienenen Spezialeffektgewittern etwas ernster mit dem Thema um.

Zwei zeitgleich durchgeführte Atomtests der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion haben die Erde aus ihrer Umlaufbahn geschoben und lassen sie nun in Richtung Sonne stürzen. Die Vorkommnisse werden im Film aus Sicht der Reporter einer Zeitungsredaktion geschildert, die versuchen, den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Denn natürlich verschweigen die Regierungen das Geschehen und alle wundern sich, warum das Wetter plötzlich verrückt spielt.

Beeindruckend ist der realistische Touch, den Regisseur Guest dem Film geben konnte. Das liegt vor allem an der Perspektive der Hauptpersonen, darunter der frustrierte Reporter Peter Stenning (Judd), der im Film nicht immer sympathisch rüberkommt. Was im ersten Augenblick etwas verwundert, beschert der Figur und auch der Handlung eine stärkere Tiefe und das setzt sich auch im Rest der Besetzung fort.

Beeindruckend für den Stand der Filmtechnik zu jener Zeit sind die Matte Paintings von einem verheerten London, die sich harmonisch mit dem Spiel der Darsteller mischen. Der Film ist in Schwarz-Weiß gedreht. Im späteren Verlauf, wenn sich die Lage zuspitzt und es auf der Erde immer heißer wird, verwandeln Farbfilter in eine rot-weiße Szenerie.

Auch der Verzicht auf ein kitschiges Happyend verstärkt den realistischen und pessimistischen Grundton des Werkes. Der Film transportiert sowohl durch seine übergeordnete Handlung als auch durch die Charaktere mit all ihren Fehlern die Einsicht, wie unperfekt die Menschheit ist.

Ein Film, über den man nach dem Ansehen noch nachdenken muss, auch wenn er bereits über 50 Jahre alt ist. Science-Fiction mit Anspruch.

27. Robinson Crusoe auf dem Mars

 

Regie: Byron Haskin

Drehbuch: John C. Higgins

Schauspieler: Paul Mantee, Victor Lundin, Adam West

Musik: Nathan Van Cleave

Kamera: Winton C. Hoch

Land: USA

Start: 17.6.1964

 

Obwohl der Film offenbar eine Menge Liebhaber hat, war ich nicht ganz so begeistert. Aber zunächst zur Story, und die hält, was der Titel verspricht.

Nach Problemen mit dem Raumschiff muss ein Astronaut als einziger Überlebender (wenn man von einem kleinen Affen absieht) mit der Rettungskapsel auf dem Mars landen, was bis dahin noch niemand gemacht hat. Mit begrenztem Sauerstoff, Wasser und Nahrung muss er irgendwie am Leben bleiben.

Die erste Hälfte von »Robinson Crusoe auf dem Mars« ist halbwegs interessant anzuschauen. Natürlich ist der Film ein Klassiker und damals hatte man auch noch keine Ahnung, wie es überhaupt auf dem Mars aussieht. Dass vor diesem Hintergrund die Darstellung des Mars nicht realistisch ist, kann man dem Film nicht ankreiden. Im Gegenteil. Es ist interessant zu sehen, wie man sich den Mars früher vorgestellt hat.

Das größte Problem ist, dass Hauptdarsteller Paul Mantee den Film über weite Strecken allein tragen muss. Das gelingt ihm nicht besonders gut, was teilweise auch an der schlechten Synchronisation liegt. Die Handlung wird außerdem etwas unsinnig, wenn nach einiger Zeit außerirdische Raumschiffe landen und der obligatorische »Freitag« auftritt. Es zeigt sich dann eine unsympathische, aber für den Zeitgeist des Amerikas dieser Zeit wohl typische Überheblichkeit der Hauptfigur.

Außerdem hinkt der Film von 1964 in Bezug auf Produktionswerte und Filmtechnik seiner Zeit hinterher. Die Raumschiffe – vor allem die außerirdischen – sind schlecht visualisiert. Das hatte Regisseur Byron Haskin bei seinem anderen Film »Kampf der Welten« schon 1953 deutlich besser hinbekommen. Auch von Musik, Charakterisierung und Szenenbild her hätte ich den Film eher in die Fünfziger eingestuft. Es ist kaum zu glauben, dass kurze Zeit später »2001 – Odyssee im Weltraum« in die Kinos kam, der dem Streifen hier gefühlte zwanzig Jahre voraus war.

Was bleibt, ist ein halbwegs sehenswerter, vor allem zeitgeschichtlich interessanter Film, der nach einer guten ersten Hälfte zunehmend uninteressant wird und hinter den Möglichkeiten seiner Zeit zurückbleibt.

28. Alphaville

 

Regie: Jean-Luc Godard

Drehbuch: Jean-Luc Godard

Schauspieler: Eddie Constantine, Anna Karina, Akim Tamiroff, Howard Vernon

Kamera: Raoul Coutard

Land: F

Start: 5.5.1965

 

»Alphaville«, auch bekannt unter dem Titel »Lemmy Caution gegen Alpha 60«, gilt als Meisterwerk der Science-Fiction von Kultregisseur Jean-Luc Godard und gewann auf der Berlinale 1965 den goldenen Bären. Das werde ich niemals begreifen, denn ich finde den Film schrecklich.

Privatdetektiv Lemmy Caution (Constantine) kommt in die Stadt Alphaville, um nach einem verschwundenen Kollegen zu suchen. Alphaville ist eine von einem totalitären Computer regierte Stadt, in der jede Handlung wider die Logik verboten ist. Hier soll Caution außerdem Professor von Braun, der für die Computerdiktatur verantwortlich ist, finden und umbringen. Zu diesem Zweck lässt er sich auf eine Affäre mit der Tochter des Professors ein.

Für den Hintergrund des Films hält das Paris der Sechzigerjahre her, auf futuristische Sets verzichtete Godard völlig und drehte an verschiedenen Schauplätzen der Stadt. Dass die Handlung in der Zukunft spielen soll, erfährt man ausschließlich aus den Dialogen. Zugegeben, der im Stile des amerikanischen Film noir produzierte Film wirkt dadurch umso realistischer, zumal der ehemalige Filmkritiker Godard recht geschickt mithilfe der Beleuchtung eine düstere Atmosphäre schafft. Aber das war auch schon alles, was ich an Positivem über den Film sagen kann.

Die Handlung wirkt wie die Vermischung eines hard-boiled Krimis mit Handlungselementen, die aus »1984« und »Brave new World« geklaut sind, bis hin zur »Neusprech«-ähnlichen Manipulation der Sprache in der zukünftigen Gesellschaft. Das schamlose Stehlen und Vermengen berühmter Vorbilder braucht nicht zwangsläufig schlecht zu sein, aber ich muss feststellen, dass ich mit dem eigenwilligen Stil des Möchtegern-Avantgarde-Regisseurs Godard nichts anfangen kann.

Manche Handlungselemente sind ziemlich bizarr. Regimegegner werden auf dem Sprungbrett eines Schwimmbades erschossen, woraufhin jeweils eine Gruppe junger Mädchen anmutig ins Wasser springt, um die Leiche zu bergen. Das Ganze wirkt manchmal wie ein Krimi, dann wieder wie eine Systemkritik und dann wie eine Parodie, ohne sich jemals für eine Linie zu entscheiden. Angeblich wollte Godard mit Konventionen brechen, aber ansehnlicher macht das den Film auch nicht.

Die Dialoge wirken ähnlich wie die Darstellerleistungen arg gekünstelt und sind wohl auch zu einem großen Teil improvisiert. Etliche pseudo-intellektuelle Ergüsse, die bei näherer Überlegung nicht den geringsten Sinn ergeben, muss man als Zuschauer auch noch ertragen. Das Drehbuch scheint sich um Logik wenig zu kümmern, über manche plötzlichen Wendungen oder Reaktionen der Figuren kann man nur den Kopf schütteln. Am meisten aber nerven mich der Kamerastil und die aufgesetzten Effekte. Ohne Sinn und Verstand wird hin und her geschwenkt. Besonders gegen Ende des Films scheint der Regisseur Gefallen an Negativ-Einstellungen gefunden zu haben, wie ein Jugendlicher, der die Digitalkamera seines Papas mit einigen Freunden ausprobiert und überraschend die Negativ-Taste entdeckt hat. Bei einem Verhör bewegen sich aufdringlich die Mikrofone um den Kopf der Hauptfigur. Was soll das? Der ganze Film wirkt so amateurhaft - man könnte eine Schülergruppe der Mittelstufe hinter dem Projekt vermuten.

Der Verzicht auf Filmsets sorgt dafür, dass man als Zuschauer eine gefühlte Hälfte des Films den Schauspielern dabei zusieht, wie sie durch irgendwelche Korridore rennen.

Es wird oft eingewendet, der Regisseur habe das alles bewusst inszeniert, aber das verbessert den Streifen um keinen Millimeter. Auch ein absichtlich schlecht gemachter Film ist immer noch schlecht. Wer sich für pseudo-intellektuelle, bizarre Werke wie »Zardoz« begeistern kann, kann auch vielleicht mit »Alphaville« etwas anfangen, denn schließlich hat der Film etliche Anhänger. Ich gehöre leider nicht dazu. Wenn man ihn korrekterweise als B-Movie einordnet, kann man sich immerhin an der unfreiwilligen Komik erfreuen.

29. Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens

 

Regie: Antonio Margheriti

Drehbuch: Ivan Reiner, Renato Moretti

Schauspieler: Giacomo Rossi Stuart, Ombretta Colli, Enzo Fiermonte, Halina Zalewska

Musik: Angelo Francesco Lavagnino

Kamera: Riccardo Pallottini

Land: I

Start: 29.7.1966

 

Nicht erst nach »Star Wars« begannen die italienischen Filmschmieden auf der Science-Fiction-Welle zu reiten und haufenweise billige Machwerke auf den Markt zu schleudern, sondern schon im Raumfahrt-Boom der Sechziger. Regisseur Antonio Margheriti wurde wegen seiner Leidenschaft für Spezialeffekte gern für solche Auftragsproduktionen engagiert und inszenierte während seiner Laufbahn erstklassige Trash-Ikonen wie »Gemini 13 - Todesstrahlen auf Kap Canaveral«, »Satan der Rache«, »Piranhas II - Die Rache der Killerfische« und eben auch »Orion-3000 - Raumfahrt des Grauens«.

Der Zuschauer bekommt exakt das, was er erwartet: Grottige Spezialeffekte, eine schwachsinnige Handlung und absurde Dialoge, gesprochen von überforderten Schauspielern.

Auf der Erde werden zahlreiche Städte durch seismische Aktivitäten zerstört und man vermutet die Ursache im All. Schließlich stößt man auf einen Planeten, der sich der Erde nähert, und der heldenhafte Kommandant Rod Jackson beschließt, etwas dagegen zu unternehmen.

Besonders viel Freude machten mir die Spezialeffekte, die irgendwo zwischen zeitgemäß und absolut unterirdisch rangieren. Zweifelhafter Höhepunkt sind die Szenen in der Schwerelosigkeit, wo man oft deutlich die Drähte sieht, an denen die Schauspieler aufgehängt sind. Die Astronauten pendeln an diesen Drähten so aufdringlich hin und her, dass man sich in einer Satire wähnt.

Dazu bestehen die Dialoge aus 95 Prozent so völlig unsinnigen Technobabbels, dass selbst die meisten Star Trek-Folgen mit ihren Ionenstürmen daneben verblassen.

Giacomo Rossi Stuart spielt die Hauptfigur Rod Jackson fürchterlich steif und unsympathisch, während die übrigen Schauspieler verzweifelt gegen das schwachsinnige Drehbuch ankämpfen.

»Orion-3000« gehört zu einer Tetralogie, deren andere Teile ich nicht gesehen habe, die ich mir aber garantiert für einen trashigen Abend noch besorgen werde.

Kurzum: ein Highlight für Italo-SF-Trash-Fans.

30. Die phantastische Reise

 

Regie: Richard Fleischer

Drehbuch: Harry Kleiner

Schauspieler: Stephen Boyd, Raquel Welch, Edmond O’Brien, Donald Pleasence

Musik: Leonard Rosenman

Kamera: Ernest Laszlo

Land: USA

Budget: 5 Mio. $

Start: 24.8.1966

 

Regisseur Richard Fleischer hatte schon 1954 mit »20.000 Meilen unter dem Meer« bewiesen, dass er U-Boote in einem Science-Fiction-Film gut darstellen kann. Statt in die Tiefen des Meeres geht es in diesem Klassiker allerdings in das Innere des menschlichen Körpers. Damit kannte sich Fleischer aus, hatte er doch vor seiner Filmkarriere Psychologie studiert und dabei auch medizinische Kurse absolvieren müssen. Die Story ist originell und handelt von einer Gruppe Wissenschaftler, die sich mitsamt U-Boot in einer speziellen Apparatur verkleinern lässt, um quasi von innen eine Gehirnoperation an einem Patienten durchzuführen.

Für die damalige Zeit waren die Spezialeffekte State-Of-The-Art und kommen mit den hervorragenden und fantasievollen Sets immer noch prima an. Immerhin hat der Film auch den Oscar 1966 für die besten Spezialeffekte und das beste Szenenbild bekommen.

»Die phantastische Reise« fügt sich gut in die Science-Fiction-Landschaft der 60er ein und demonstriert die Technikgläubigkeit jener Zeit. Im Jahrzehnt der Mondlandung schien alles möglich zu sein. Dementsprechend zeigt der Streifen, wie man mit Technik Probleme löst, bevor ab Anfang der Siebziger Technologie im Film kritischer betrachtet wurde.

Wenn man dem Werk etwas vorwerfen kann, dann die Logiklöcher in der Handlung. So hätte, genau wie die Menschen, am Ende auch das U-Boot im Körper wieder größer werden müssen. Aber laut SF-Autor Frederik Pohl meinten die Produzenten, dass der durchschnittliche Kinobesucher eh nicht intelligent genug sei, um sich solche Fragen nach der Logik zu stellen.

31. Fahrenheit 451

 

Regie: François Truffaut

Drehbuch: Jean-Louis Richard, François Truffaut

Schauspieler: Oskar Werner, Julie Christie, Cyril Cusack

Musik: Bernard Herrmann

Kamera: Nicolas Roeg

Land: UK, USA, F

Budget: 1,5 Mio. $

Start: 16.9.1966

 

Die Romanvorlage von Ray Bradbury gehört mittlerweile zu den Klassikern der Science-Fiction-Literatur. Bezüglich der Handlung weicht der Film in einigen zentralen Punkten vom Buch ab, aber der Romanautor konnte sich mit den Änderungen laut eigener Aussage wohl gut anfreunden.

In einer dystopischen Zukunft sind Bücher verboten, da sie die Menschen auf dumme Gedanken bringen können. Die Leute sollen lieber das harmlose, dümmliche Fernsehprogramm zur Zerstreuung nutzen und sich mit Pillen betäuben. Wird doch mal ein heimlicher Leser denunziert, rückt sofort die Feuerwehr an, verhaftet den Verbrecher und verbrennt die Bücher öffentlich mit dem Flammenwerfer.

Feuerwehrmann »Montag« (Werner) steht unmittelbar vor einer Beförderung, als er einer geheimnisvollen Frau (Christie) begegnet, die die Gesellschaft offen in Frage stellt. Nun beginnt Montag, selbst heimlich Bücher zu lesen, und wird zunehmend systemkritischer, misstrauisch beäugt von seiner angepassten Ehefrau Linda.

Die Dreharbeiten waren nicht einfach. Anfänglich wollte Truffaut den Film in Frankreich produzieren, was aber wegen der hohen Kosten nicht möglich war und man auf eine amerikanische Produktionsgesellschaft zurückgreifen musste. Der Film wurde schließlich in den Pinewood Studios in London gedreht. Da der Regisseur kaum englisch sprach, beklagten viele Kritiker die gestelzten Dialoge des Drehbuchs. Die französische Übersetzung kam besser an.

Auch mit dem Hauptdarsteller gab es Probleme. Der Österreicher Oskar Werner, der sich in der deutschen Version übrigens selbst synchronisierte, hatte seine eigene Sicht hinsichtlich der Figur des Montag. Er zerstritt sich immer mehr mit seinem Regisseur, bis er am Ende der Dreharbeiten die Anweisungen Truffauts offen ignorierte.

Herausgekommen ist meiner Meinung nach nur ein mittelmäßiger Film. Obwohl die Idee zweifellos ihren Reiz hat, gelingt es dem Werk nicht, die Bedrohung der Gesellschaft durch das Regime hervorzuheben. Es wird auch nie klar, wie gefährlich es denn nun wirklich ist, ein Buch zu verstecken. In manchen Situationen reagieren sowohl Feuerwehrleute als auch Zivilisten eher gelassen darauf - wie in der Szene im Park, als einem Kleinkind ein Büchlein einfach nur weggenommen wird. Optisch wirkt die Zukunft kaum düster. Man sieht ein paar Häuser im Bauhausstil, aber ansonsten scheint es, abgesehen von den Bausünden der Sechzigerjahre, keine großen Änderungen zu geben. Auch die Menschen leben ihr Leben wie gehabt, und dass sie von einem Regime drangsaliert werden, kann man eigentlich nicht sagen. Da gibt es Dystopien aus dieser Zeit, die deutlich düsterer wirken. Insofern zeigt der Film nicht wirklich ein Übermaß an Gesellschaftskritik und vergibt dadurch großes Potenzial.

Spezialeffekte darf man nicht unbedingt erwarten, da der Film sich mehr auf die Charaktere konzentriert. Action hat einen geringen Stellenwert, womit sich »Fahrenheit 451« immerhin von den typischen Hollywoodproduktionen wohltuend absetzt. Bei den genügsamen Bildern mit ihrer langsamen Geschwindigkeit fühlt man sich an die Werke eines Andrei Tarkowski erinnert, wobei dieser die Magie der Bilder besser einfangen konnte. Bei der Inszenierung gibt es einige weitere Mängel. So wird beispielsweise nie ganz klar, warum sich Montag plötzlich der Lust des Lesens hingibt. Insgesamt bleiben die Motivationen der Charaktere oft im Dunkeln. Durch die Besetzung der eher schwachen Julie Christie mit einer Doppelrolle hat man sich keinen großen Gefallen getan. Auch das Ende wirkt aufgesetzt und über dessen Logik sollte man besser nicht nachdenken.

Trotz der Schwächen ist der Film wegen der halbwegs gelungenen Umsetzung seiner bekannten Romanvorlage und der teilweise nostalgisch anmutenden Bilder sehenswert. Bedauerlich sind aber die vielen ungenutzten Möglichkeiten.

32. Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall

 

Regie: Primo Zeglio

Drehbuch: Karl Heinz Vogelmann, Sergio Donati, Primo Zeglio

Schauspieler: Lang Jeffries, Essy Persson, John Karlsen, Pinkas Braun

Musik: Antón G. Abril

Kamera: Riccardo Pallottini, Manuel Merino

Land: I, D, E

Start: August 1967

 

1961 erschien der erste Band der bekannten deutschen Heftserie Perry Rhodan, die auch ich in meiner frühen Jugend begeistert gelesen habe. Vom Moewig-Verlag und den Autoren K. H. Scheer und Clark Darlton waren ursprünglich 30 bis 50 Hefte geplant, aber der Erfolg war so überwältigend, dass die Serie seit nunmehr über 55 Jahren fortbesteht. Über 2900 Hefte sind bisher im Wochentakt an den Kiosken erschienen. So wurde auch immer wieder der Ruf nach einer Verfilmung laut, aber die einzige professionelle Produktion ist dieser trashige Streifen aus dem Jahr 1967, der in italienischen Studios und auf Lanzarote gedreht wurde.

Grundsätzlich geht die Handlung auf die ersten drei Heftromane zurück. Perry Rhodan (Jeffries) landet als erster Mensch auf dem Mond und entdeckt dort mit seiner Crew das außerirdische Raumschiff der Arkoniden, die auf dem Erdtrabanten eine Bruchlandung hingelegt haben. Crest (Karlsen), der Expeditionsleiter der Außerirdischen, ist an Leukämie erkrankt. Rhodan beschließt, ihn mit zur Erde zu nehmen und dort im Austausch gegen arkonidisches Wissen behandeln zu lassen.

In der Heftserie thematisiert die Handlung intelligent und spannend den Irrsinn des Kalten Krieges und die damals permanente Gefahr einer nuklearen Katastrophe, die nur durch außerirdische Einflüsse verhindert werden kann. Im Film tritt dieser Aspekt sehr stark zurück und die Drehbuchschreiber bauten stattdessen zum Entsetzen der Romanautoren und Fans eine überaus dämliche Gangsterstory um den Verbrecher Arkin (Braun) ein, der an die überlegene Technik der Außerirdischen gelangen will.

Durch die Abkehr von der ursprünglichen Idee der Heftserie und die grottigen Dialoge des Drehbuchs haben die Produzenten jede Chance vertan, einen guten Film zu drehen. Die Spezialeffekte schwanken zwischen durchschnittlich und peinlich, wobei das Produktionsdesign groteske Züge annimmt. So sieht das arkonidische Raumschiff wie ein vergoldeter, mit Saphiren versetzter Türknauf aus. Die psychedelische Musik mag dem Zeitgeist der späten Sechziger entsprechen, zum Film passt sie überhaupt nicht. Die Leistungen der Schauspieler konnten darüber hinaus auch nicht beeindrucken.

Die Fans haben den Film gehasst, und so war er trotz einer großen Marketingaktion schnell wieder aus den Kinos verschwunden. Heute läuft er ab und zu im Nachtprogramm von Tele5 und hat sich wegen seiner nicht existierenden Qualitäten einen Ruf als zweifelhafter Kultfilm erarbeitet.

Auf einen guten »Perry Rhodan«-Film warten die Fans seit über fünfzig Jahren weiterhin.

33. Countdown: Start zum Mond

 

Regie: Robert Altman

Drehbuch: Loring Mandel

Schauspieler: James Caan, Joanna Moore, Robert Duvall

Musik: Leonard Rosenman

Kamera: William W. Spencer

Land: USA

Start: 20.08.1967

 

In der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre liefen die Vorbereitungen für die erste Mondlandung auf Hochtouren. Etwa zu dieser Zeit gab es auch einige interessante inhaltliche und stilistische Änderungen bei den typischen Science-Fiction-Werken jener Zeit. In den Fünfzigern war der typische SF-Film wahlweise entweder eine Geschichte über die Invasion von Außerirdischen (mit fliegenden Untertassen) oder Abenteuer von menschlichen Forschern (mit fliegenden Untertassen) in der Galaxis. Beispiele sind hier »Alarm im Weltall« oder »Fliegende Untertassen greifen an«.

Als die Menschen sich ab 1961 daran machten, in der Wirklichkeit den Weltraum zu erobern und die Amerikaner im selben Jahr ihre geplanten Mondlandungen ankündigten, veränderten sich schlagartig auch die Geschichten der Weltraumabenteuer im Kino. Ganz typisch für jene Zeit waren Filme, die sich mit dem Abenteuer der Mondlandung oder der aktuellen Raumfahrt beschäftigten. Zum Beispiel »Verschollen im Weltraum« oder der James-Bond-Film »Man lebt nur zweimal«, wobei der eine die Apollo-Flüge, der andere die Gemini-Missionen thematisierte. Leider fast schon aus dem Gedächtnis verschwunden, aber gut gemacht und typisch für die Zeit ist »Countdown: Start zum Mond«.

Auch hier hat man eine Handlung gewählt, die sich eng ans amerikanische NASA-Programm anlehnt:

Die Amerikaner haben Schwierigkeiten mit ihrem Apollo-Programm und die Sowjets beabsichtigen, in naher Zukunft ihrerseits eine Mondlandung durchzuführen. Um den Sowjets doch noch zuvorzukommen, plant die NASA die Landung eines Astronauten mit einer modifizierten Gemini-Kapsel auf dem Mond. Da es keinen Rückflug gibt, soll der Astronaut in einer Art Biwak auf dem Mond ausharren, bis Apollo endlich funktioniert und er abgeholt werden kann. Der ursprünglich vorgesehene Astronaut Chiz (Robert Duvall) scheidet aus politischen Gründen aus und Neuling Lee Stegler (James Caan) soll seine Position einnehmen, was für erhebliche Probleme und Spannungen sorgt.

»Countdown: Start zum Mond«, der übrigens der erste Studio-Kinofilm von Regielegende Robert Altman war, ist handwerklich gesehen eher durchschnittlich. Mit Robert Duvall und James Caan hat man zwar zwei hervorragende Schauspieler verpflichtet, aber die Charakterisierungen im Drehbuch wirken farblos, und auch die Spannungsbögen im Film funktionieren nie so richtig.

Interessant ist der Film vor allem deswegen, weil er sich so eng an die Vorgänge jener Zeit anlehnt. Somit gibt er ein gutes Bild des Raumfahrtprogramms der Sechzigerjahre mit der damaligen Technokratie und der Getriebenheit der am Programm beteiligten Personen wieder. Auch die politischen Zwänge, um jeden Preis einen Amerikaner vor den Sowjets auf den Mond zu bringen, gleich, welches Risiko der Astronaut eingeht, sind heute undenkbar, werden im Film aber sehr gut herausgestellt.

Die Produktion profitiert vor allem von der engen Zusammenarbeit mit der NASA, deren Einrichtungen und Simulatoren man damals nutzen durfte. Eben weil der Film in jener Zeit gedreht wurde, gibt er ein viel realistischeres Bild der Sechzigerjahre wieder, als es später in »Der Stoff, aus dem die Helden sind« satirisch parodiert oder mit »Apollo 13« romantisch verklärt wurde. Aus diesem Blickpunkt ist »Countdown: Start zum Mond« wie ein ehemals durchschnittlicher Wein, der mit dem Alter eine interessante Note erhält – wenn man sich für die NASA-Geschichte interessiert.

34. Planet der Affen

 

Regie: Franklin J. Schaffner

Drehbuch: Michael Wilson, Rod Serling

Schauspieler: Charlton Heston, Roddy McDowall, Maurice Evans, Kim Hunter

Musik: Jerry Goldsmith

Kamera: Leon Shamroy

Land: USA

Budget: 5,8 Mio. $

Start: 8.2.1968

 

»Planet der Affen« war ein extrem erfolgreicher Science-Fiction-Film aus den Sechzigerjahren, der nicht nur mehrere Filmfortsetzungen und Remakes nach sich zog, sondern auch eine Fernsehserie in den Siebzigern. Die Handlung: Eine Gruppe Astronauten fliegt zu einem anderen Stern. Durch die Zeitdilatation sind seit dem Start von der Erde Jahrhunderte vergangen. Die Astronauten landen auf einem erdähnlichen Planeten, auf dem intelligente, sprechende Affen in einer bizarren mittelalterlich anmutenden Kultur über tierähnliche und stumme Menschen herrschen. Die Astronauten werden von den Affen niedergemetzelt. Nur Taylor (Heston) wird gefangen genommen und versucht verzweifelt, seine Freiheit wiederzuerlangen.

Natürlich ist »Planet der Affen« fast 50 Jahre alt und wirkt in vielen Dingen leicht angestaubt. Inhaltlich und von seiner unterschwelligen Botschaft her ist der Film aber immer noch top. So technisch rückständig die Zivilisation der Affen auf dem (scheinbar) fernen Planeten erscheint, so erschreckend ähnlich ist deren Kultur von Wahn, Bürokratie, Macht, Lügen und Intrigen der heutigen Gesellschaft. Man kann sich über das Unrecht ereifern, das die Affen dem menschlichen Astronauten Taylor antun, muss sich aber zu Recht die Frage gefallen lassen, ob es der Mensch denn anders machen würde. Unvergessen ist der Schluss, der auch noch die letzte Illusion über das Schicksal der Menschheit in Trümmer legt.

Klar: Masken und Sets kriegt man inzwischen besser hin und Spezialeffekte kommen im Film kaum vor. Das muss aber nicht schlecht sein, weil man sich so mehr auf die Handlung konzentrieren kann. Heute neigt man dazu, zu viele Effekte reinzupacken und vernachlässigt darüber oft alles andere.

An den »alten« Filmen gefällt mir auch oft, dass man sich mehr Zeit lässt, die Handlung ins Rollen zu bringen und die Charaktere einzuführen. Bei »Planet der Affen« passiert erst mal nicht viel und man sieht etliche Minuten lang, wie die Astronauten in ihrer »neuen« Welt herumlaufen. Manche heutigen Zuschauer würden das vielleicht öde finden, aber ich denke, man gewinnt so einen intensiveren Zugang zum Film und kann tiefer eintauchen. Genug schwadroniert! Dieser Film ist Kult, und wer ihn nicht kennt, sollte ihn schleunigst schauen.

35. 2001: Odyssee im Weltraum

 

Regie: Stanley Kubrick

Drehbuch: Stanley Kubrick, Arthur C. Clarke

Schauspieler: Keir Dullea, Gary Lockwood

Kamera: Geoffrey Unsworth

Land: USA, GB

Budget: 12 Mio. $

Start: 2.4.1968

 

Über kaum einen Film wurde so viel geschrieben wie über »2001«, der zahlreichen Filmfreunden nicht nur als bester Science-Fiction-Film gilt, sondern manchen sogar als bester Film überhaupt, sodass ich mich frage, was ich da noch hinzufügen kann. Jeder ernsthafte SF-Fan wird den Film sowieso schon kennen und sich sein eigenes Urteil gebildet haben. Wie bereits bei seinem Erscheinen 1968 gibt es aber auch heute viele Leute, die mit diesem Werk rein gar nichts anfangen können.

Das mag daran liegen, dass »Odyssee im Weltraum« mit zahlreichen Konventionen bricht. Zum einen muss man wissen, dass der Film nicht narrativ funktioniert. Stanley Kubrick wollte, dass sein Film den Zuschauer über die Bilder anspricht und nicht über die Handlung. Diese gleicht mehr einem locker zusammenhängenden Episodenfilm. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ein geheimnisvoller Monolith, der in der 1. Episode den Affenmenschen die Intelligenz brachte. In der 2. Episode verfolgt der Zuschauer die Reise des Sonderbeauftragten Heywood Floyd vom Erdorbit über eine Raumstation zum Mondkrater Clavius. Hier hat man soeben einen Monolithen freigelegt, der offenbar außerirdischen Ursprungs ist. Die nächste Episode spielt auf dem Raumschiff Discovery, das auf dem Weg zum Jupiter ist und dessen zwei Astronauten sich mit dem Schiffscomputer HAL 9000 herumärgern müssen. Zu guter Letzt untersucht Astronaut Poole einen weiteren Monolithen am Jupiter und begibt sich dabei auf eine fast schon esoterische Reise, deren Ausgang Kinogeschichte geschrieben hat, zu den wüstesten Interpretationen einlädt und die Zuschauer auch heute noch polarisiert.

Wie bereits erwähnt, gibt es keine Handlung im Sinne eines übergeordneten Spannungsbogens. Auch die Dialoge sind sehr spärlich, eher nichtssagend und für das Filmerlebnis eigentlich ohne Belang. Kubrick konzentriert sich auf die Bilder, für deren Realisierung er sich allein mit der Nachbearbeitung fast zwei Jahre Zeit genommen hat. Neue Techniken wie die Frontprojektion oder automatisierte, reproduzierbare Kamerabewegungen für die Raumschiffmodelle lieferten Aufnahmen, wie man sie bis dahin noch nicht gesehen hatte und die auch heute noch, trotz zahlloser Nachahmungen in den fast fünfzig vergangenen Jahren, atemberaubend sind. Vor allem zum Erscheinungszeitpunkt, als die Mondlandung noch im Planungsstadium war, wirkte die Kinoleinwand - auch dank der hervorragenden Sets - wie ein Fenster in die Zukunft. Ohne Kubricks fast schon wahnhaften Perfektionismus hätte dieses Werk niemals realisiert werden können.

Besonders der Einfluss auf das Genre des Science-Fiction-Films ist nicht zu unterschätzen. Fast alle Streifen, die danach kamen, haben irgendetwas von »Odyssee im Weltraum« übernommen. Seien es Kameratechnik, Spezialeffekte oder seine weitreichenden Ideen. Das fängt bei »Star Wars« an und hört bei »Interstellar« noch lange nicht auf.

Jetzt gibt es natürlich Leute, die diesen Film todlangweilig finden und ich akzeptiere das. »2001« ist mehr ein Kunstfilm im Stile von Tarkowski als ein Unterhaltungsfilm und vor allem am Ende nicht unbedingt leicht verdaulich. Aber man sollte den Einfluss, den der Streifen hatte, zu würdigen wissen und ihn als Science-Fiction-Fan kennen.

36. Barbarella

 

Regie: Roger Vadim

Drehbuch: Vittorio Bonicelli, Clement Biddle Wood, Brian Degas, Tudor Gates

Schauspieler: Jane Fonda, Ugo Tognazzi, Anita Pallenberg, Milo O’Shear, Marcel Marceau

Musik: Maurice Jarre

Kamera: Claude Renoir

Land: F, I

Budget: 4 Mio. $

Start: 10.10.1968

 

Es gibt viele Filme, denen man nachsagen kann, so schlecht zu sein, dass sie wieder gut sind, aber kaum einer hat dieses Prädikat mehr verdient als »Barbarella«. Der Streifen ist eine Trash-Granate allererster Güte, bei dessen Betrachtung man sich wiederholt fragt, wie ein Filmstudio Millionen Dollar in eine solche Produktion stecken konnte.

Als Vorlage diente die gleichnamige Comic-Serie aus Frankreich. Jane Fonda spielt eine Agentin, die für die Erde den Wissenschaftler Durand Durand (hier kommt der Name einer erfolgreichen Pop-Band her) finden soll, der einen mächtigen Positronenstrahler erfunden hat. Also fliegt die Weltraumheroine mit ihrem innen komplett mit Bärenfellen ausgekleideten Raumschiff nach Tau Ceti, um ihn zu suchen. Dabei muss sie eine Menge Abenteuer bestehen, die so dermaßen haarsträubend sind, dass man sich fragt, was zum Teufel die Drehbuchautoren bzw. die Macher der Comicvorlage für ein Zeug geraucht haben. Sie kämpft gegen eine Gruppe von Kindern, die sie mit Killerpuppen abmurksen wollen, erledigt Luftkämpfe in den Armen eines Engels gegen böse Raumschiffe und schließt sich schließlich einer Rebellengruppe um den Anführer Dildano (sic) an. Dabei lässt sie keine Gelegenheit aus, Sex zu haben, egal, ob echten oder unechten (hier hat wohl »Demolition Man« die Idee geklaut).

Die Spezialeffekte sind Schrott. Billig sind auch die Kulissen, die aber mit so viel absurder Kreativität entworfen wurden, dass man nur den Hut ziehen kann. Allein der Beginn des Streifens ist ein Trash-Highlight, wenn die zweifache Oscarpreisträgerin Jane Fonda sich in der Schwerelosigkeit lasziv zu erotischer Musik den Raumanzug auszieht. Das ganze Werk strotzt vor erotischen Anspielungen, sodass man manchmal meint, einen billigen Softpornostreifen anzuschauen. Aber eines kann man »Barbarella« nicht vorwerfen: dass zu wenig Fantasie hineingesteckt wurde.

Der Streifen war im Kino ein Flop, was aber nicht verhindern konnte, dass daraus im Laufe der Zeit ein vielzitierter Kultfilm wurde.

Für Freunde des absurden Trashs eine unbedingte Empfehlung.

37. Verschollen im Weltraum

 

Regie: John Sturges

Drehbuch: Mayo Simon

Schauspieler: Gregory Peck, Richard Crenna, David Janssen, James Franciscus, Gene Hackman

Kamera: Daniel L. Fapp

Land: USA

Budget: ca. 10 Mio. $

Start: 10.11.1969

 

Marylin Lovell gab zu, dass ihr dieser Film Alpträume bereitete. Und das nur einige Monate, bevor ihr Mann Jim Lovell mit Apollo 13 zum Mond fliegen sollte.

Die Astronauten Pruett (Crenna), Stone (Franciscus) und Lloyd (ein noch recht unbekannter Gene Hackman) wollen mit ihrer Apollo-Kapsel von einer Raumstation zur Erde zurückfliegen, aber das Bremstriebwerk zündet nicht. NASA-Manager Keith (Peck) und sein Team versuchen alles, die Männer auf die Erde zurückzubekommen, bevor ihnen der Sauerstoff ausgeht.

Das Erscheinen dieses Films, in dem unter anderem auch eine russische Raumkapsel den gestrandeten Astronauten zu Hilfe kommt, ist mit für die Kopplung einer Apollo- an eine Sojus-Kapsel 1975 verantwortlich. Hier wurde auch ein internatonales Rettungsmanöver für einen wie im Film geschilderten Zwischenfall geprobt. Die NASA unterstützte die Filmcrew mit Kulissen und Hintergrundwissen. Regie-Altmeister Sturges gab sich Mühe, den Film so realistisch wie möglich erscheinen zu lassen, und »Gravity«-Regisseur Alfonso Cuaron gestand, »Verschollen im Weltraum« in seiner Jugend wieder und wieder angesehen zu haben.

Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg gut. Hackman überzeugt als psychisch labiler Astronaut Lloyd ebenso wie Gregory Peck als stoischer Chef des bemannten Raumfahrtprogramms.

Heute wirkt der Film aber doch ein wenig antiquiert. Die Spezialeffekte, die seinerzeit einen Oscar gewonnen haben, kommen nicht immer realistisch rüber. Insgesamt ist der Film sehr technisch und mit derart vielen Längen, dass die Spannung deutlich darunter leidet.

Sehenswert ist »Verschollen im Weltraum« aber allemal - vor allem der Zeitgeist der Sechziger ist gut eingefangen. So ist der Streifen, der nach der ersten Mondlandung erschien, auch einer der letzten, die dieses Thema aufgriffen, bevor in den Siebzigern eher gesellschaftskritische SF gefragt war. Besonders für Leute, die sich für das US-Raumfahrtprogramm interessieren, ist der Film ganz sicher ein Leckerbissen.

38. Rückkehr zum Planet der Affen

 

Regie: Ted Post

Drehbuch: Paul Dehn

Schauspieler: James Franciscus, Kim Hunter, Linda Harrison, Charlton Heston

Musik: Leonard Rosenman

Kamera: Milton R. Krasner

Land: USA

Budget: 4,7 Mio. $

Start: 26.5.1970

 

Ich bin ein großer Fan des ersten Teils der Reihe, der intelligent gemacht und mit seinen wegweisenden Maskeneffekten ein Meilenstein des Genres ist. Zeit, sich den ersten Nachfolger auch anzuschauen.

»Rückkehr zum Planet der Affen« hat mir allerdings nicht sonderlich gefallen. Der Film kaut zunächst die Handlung des Vorgängers fast bis auf die Pointe genau wieder. Der Astronaut Brent (Franciscus) ist dem Raumschiff aus Teil eins gefolgt und nun auf der Suche nach der Besatzung. Er macht dieselben Erfahrungen wie Taylor im ersten Teil, gelangt in die Affenstadt und kann nach ein paar Abenteuern dort fliehen. Die zweite Hälfte wird dann etwas interessanter, da Brent in die Ruinen des alten New York gerät und sich dort mit einer degenerierten Gruppe von Telepathen und Telekineten herumschlagen muss. Letzteres wirkt allerdings häufig unfreiwillig komisch – besonders, wenn die Mutanten im Gottesdienst eine Atombombe anbeten – und auch das Aufeinandertreffen mit Taylor (Charlton Heston) bringt dem Film nichts Positives mehr.

Dabei strotzt die Handlung vor Logikfehlern. Warum sollte Taylor seine geliebte Nova (aus dem ersten Teil der Filmreihe) in die Affenstadt schicken, wo ihr ein Schicksal hinter Gittern droht? Nur weil das Drehbuch Brent auf diese Art und Weise in die Affenstadt bringen will. Was für ein Schwachsinn!

Hatte der erste Teil dank seiner Romanvorlage noch einen hohen Anspruch und bot Material zum Nachdenken, so ist hier davon nichts mehr übrig. Einziges Highlight sind die interessanten Sets im post-apokalyptischen New York.

Ansonsten kann man sich den Film sparen.

39. THX 1138

 

Regie: George Lucas

Drehbuch: George Lucas, Walter Murch

Schauspieler: Robert Duvall, Donald Pleasence

Musik: Lalo Schifrin

Kamera: David Myers, Albert Kihn

Land: USA

Budget: 780.000 $

Start: 11.03.1971

 

Basierend auf seinem Studentenfilm »THX 1138:EB«, den er im Jahre 1967 produzierte, hat »Star Wars«-Regisseur George Lucas einen, na, sagen wir mal, »interessanten« Film abgeliefert.

Die Handlung erinnert an »1984« oder »Flucht ins 23. Jahrhundert«. Die Menschen werden in einer Art totalitären Gesellschaft in einer unterirdischen Stadt mit Drogen emotionslos gemacht und gehen stumpf ihrer Arbeit nach. Sexualität ist verboten. LUH 3417 entzieht ihrem Mitbewohner THX 1138 (Duvall) die Drogen und sie beginnen eine Liebesbeziehung, werden aber erwischt und getrennt. THX 1138 kommt in eine Art Besserungsanstalt, die wie eine skurrile Version des Irrenhauses aus »Einer fliegt über das Kuckucksnest« anmutet. THX kann zusammen mit SEN 5241 (Donald Pleasence) aber fliehen.

Die Handlung muss man sich aus dem, was man sieht, selbst zusammenreimen. Es wird nicht viel geredet oder erklärt. Insofern ist das Geschehen sehr minimalistisch und den Charakteren fehlt jegliche Tiefe. Manchmal fragt man sich insgeheim sogar, was der da jetzt schon wieder brabbelt. Der Film wäre im Prinzip nichts weiter als ein fehlgeschlagenes Experiment gewesen, wenn da nicht George Lucas wäre. Was dem Drehbuch an Tiefe fehlt, holt der Film durch seine aufsehenerregenden Visualisierungen wieder raus. Manche Schauplätze sind sehr ungewöhnlich, zwischen skurril und psychedelisch, wie zum Beispiel die Besserungsanstalt, die nur aus einem riesigen, unendlich scheinenden weißen Raum besteht, in dem die Häftlinge in weißer Kleidung und mit rasiertem Kopf optisch fast verschwinden. Andere Szenen strotzen vor technischen Kulissen, wie die Flucht durch das Rechenzentrum. Eine Vorahnung auf den Todesstern? Na ja, ein bisschen weit hergeholt.

Die Bewacher der dystopischen Welt, die sogenannten Beamten, sind Roboter, die an eine Mischung aus C-3PO und dem Flüssigmetall-Terminator erinnern. Auch eine frühe Ahnung bezüglich der Spezialeffekt-Affinität von Lucas bekommt man – die Effekte sind für das geringe Budget von 780.000 $ nämlich sehr gut, wie man an einer Autoverfolgungsjagd oder den Szenen in der futuristischen U-Bahn sieht. Hier muss ich gestehen, ich kann nicht ausschließen, dass man die Effekte der DVD nachträglich ein bisschen aufgepimpt hat, wie es George Lucas auch später mit seinen Star-Wars-Filmen machte. Die komischen Viecher in der Nähe des Ausgangs sehen eindeutig aus, als wären sie digital animiert worden.

Was bleibt, ist ein durchaus interessantes Werk, das leider deutliche Schwächen in Drehbuch und Handlung hat, dafür eine beeindruckende visuelle Ästhetik bietet und dadurch eine surreale Atmosphäre verbreitet. Sollte man als Science-Fiction-Fan gesehen haben.

 

40. Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All

 

Regie: Robert Wise

Drehbuch: Nelson Gidding

Schauspieler: Arthur Hill, James Olson, Kate Reid, David Wayne

Musik: Gil Melle

Kamera: Richard H. Kline

Land: USA

Budget: 6,5 Mio. $

Start: 12.03.1971

 

Diesen recht interessanten Film, basierend auf einem Buch von Michael Crichton, schuf Regisseur Robert Wise 1971. Wise war ein alter Hase im Science-Fiction-Genre, hatte er doch zwanzig Jahre vorher »Der Tag, an dem die Erde stillstand« gedreht.

Es geht um einen tödlichen Mikroorganismus außerirdischen Ursprungs, der mit einer zurückkehrenden US-Raumkapsel auf die Erde gelangt und im Handumdrehen die Bewohner einer Kleinstadt auslöscht. Der Film begleitet hauptsächlich die Wissenschaftler, die den Organismus in einem eigens eingerichteten unterirdischen Hightechlabor erforschen.

Regisseur Wise versucht, die Handlung ultrarealistisch herüberzubringen und die Untersuchungen am außerirdischen Organismus so authentisch wie möglich zu zeigen. Das geht so weit, dass man den Wissenschaftlern fast eine halbe Stunde lang folgen muss, wie sie durch die unterschiedlichen Sicherheitsvorkehrungen überhaupt an ihren Arbeitsplatz gelangen.

Der Realismus ist den Machern des Films gelungen. Man hat keine Mühe gescheut, ein glaubhaftes Labor mit allen Einrichtungen, die man sich damals denken konnte, als Kulisse herbeizuzaubern. Die Dialoge sind so, wie man sie von Wissenschaftlern erwarten würde und man bekommt die Fachausdrücke nur so um die Ohren geschlagen - sicherlich ein Verdienst von Mediziner Michael Crichton, dem Autor der Romanvorlage.

Die Stärke des Films ist aber gleichzeitig sein Problem. Durch den Realismus wirkt das Werk auch sehr trocken und spröde. Die Charaktere der Hauptfiguren spielen kaum eine Rolle. Manchmal scheint es, als unterhielten sich Roboter miteinander. Eine wohltuende Ausnahme bildet die Wissenschaftlerin Ruth Leavitt, die von Kate Reid sehr exzentrisch dargestellt wird.

Spannung kommt leider kaum auf. Selbst im dramatischen Höhepunkt, als der Organismus die Sicherheitssiegel der Anlage durchbricht, fiebert man kaum mit, was ich eindeutig der Regie anlaste, die hier einfach versagt hat.

Die trockene Sachlichkeit des Films, die spröde Regie und besonders die Handlung, bei der die Technik mal wieder alle Probleme löst, ist noch ein Überbleibsel aus den Fünfzigern und Sechzigern. Damit ähnelt »Andromeda« älteren Streifen wie »Die fantastische Reise« oder »Verschollen im Weltraum«. Insofern eilt das Werk seiner Zeit hinterher, während mit »Planet der Affen« oder »THX 1138« andere Filme bereits eine sozial- und technikkritische Haltung eingenommen haben, die maßgebend für die Siebziger war, bevor George Lucas mit »Star Wars« den Popcornbecher herausholte.

Und trotzdem wirkt das Ganze ... nun ja, interessant. Angehende Ingenieure und Wissenschaftler, Nerds oder Leute, die sich gern spannende Dokumentationen anschauen, werden an dem Film viel Spaß haben. Nicht umsonst zählt das Werk trotz oder vielleicht wegen seiner Eigenheiten zu den Klassikern des Genres. Die meisten anderen werden ihn wahrscheinlich aber zu langweilig finden.

 

41. Uhrwerk Orange

 

Regie: Stanley Kubrick

Drehbuch: Stanley Kubrick

Schauspieler: Malcolm McDowell, Patrick Magee, Adrienne Corri, Michael Bates, Warren Clarke, James Marcus, Michael Tarn

Musik: Wendy Carlos

Kamera: John Alcott

Land: UK, USA

Budget: 2,2 Mio. $

Start: 19.12.1971

 

Die gleichnamige Buchvorlage »A Clockwork Orange« von Anthony Burgess gilt als eines der besten britischen Bücher überhaupt. Die ätzende Gesellschaftskritik in Form einer utopischen Erzählung schrieb der Schriftsteller laut eigenen Angaben in nur drei Wochen nieder. Keine zehn Jahre später folgte dann die Verfilmung von Regiewunderkind Stanley Kubrick, der dem Stoff deutlich sichtbar seinen Stempel aufdrückte.

Der Film spielt in der (damals) nahen Zukunft und zeigt das Leben des jungen Alex (McDowell), der mit seiner Jugendgang nachts in fremde Wohnungen einbricht, Frauen vergewaltigt, Männer zu Krüppeln schlägt oder Obdachlose verdrischt. Kubricks optische Version der Zukunft in Form des Produktionsdesigns ist sehenswert, da Sexualität offenbar eine große Rolle spielt und alles sehr schrill ist. Die erste halbe Stunde begleitet der Film die Jugendgang bei ihren Einbrüchen. Eines Tages übertreibt es Alex und erschlägt eine Frau mit einer riesigen Penisskulptur in ihrer Wohnung. Alex wird geschnappt und in den Knast gesteckt. Nach einiger Zeit meldet sich der Junge für ein experimentelles Verfahren, mit denen Verbrecher behandelt werden. Danach sind sie nicht mehr in der Lage, Gewalt anzuwenden. Damit wird Alex aber auch ein Stück seines freien Willens geraubt und er kann sich seinerseits nicht mehr gegen Übergriffe verteidigen, was ihn zu einem wehrlosen Opfer macht.

Die Buchvorlage widmet sich explizit den moralischen Aspekten einer solchen Behandlung und der Frage, ob der Verlust des freien Willens ein akzeptabler Kollateralschaden einer gewaltfreien Welt ist. Burgess positioniert sich in seinem Buch klar für den freien Willen.

Kubricks Film macht es dem Zuschauer nicht ganz so einfach. Der Regisseur zeigt die rohe Gewalt der Jugendgang auf eine damals sehr explizite, fast künstlerisch anmutende Weise. Er verdeutlicht aber auch die trostlose, graue, bürokratische Welt der Regierung mit ihrer neuen »Behandlungsmethode«, bei der als Nebenwirkung nicht nur Ekelgefühle beim bloßen Gedanken an Gewalt auftreten, sondern unglücklicherweise auch beim Hören der Musik von Ludwig van Beethoven. Kubrick bezieht am Ende nicht klar Stellung für diese oder jene Seite, er lässt den Zuschauer sein eigenes Urteil fällen. Durch die unklare Positionierung warfen ihm die Kritiker damals abwechselnd Gewaltverherrlichung und Faschismus vor. Dabei muss ich schmunzelnd daran denken, was ein Film von Quentin Tarantino im England von 1970 wohl ausgelöst hätte.

Jüngere Leute, die Science-Fiction mit »Avengers« oder »Transformers« verbinden, werden wahrscheinlich nicht viel Freude mit diesem Film haben. Kubrick zeigt hier wieder einmal seinen eigenen Stil mit teilweise langen Einstellungen, absurden Szenenbildern, die fast schon »krank« wirken, aber auch Dialogen, die sich Quentin Tarantino locker zum Vorbild hätte nehmen können. Langweilig ist »Uhrwerk Orange« nie, was sicher auch an der hervorragenden Schauspielerleistung von Malcolm McDowell liegt, der durch diesen Film überhaupt erst bekannt wurde.

Für den genialen, synthesizerbasierten Soundtrack zeichnet Wendy Carlos (hieß damals vor der Operation noch Walter Carlos) verantwortlich, die auch die tolle Musik für »Tron« komponierte.

Das etwas abrupte Ende ist eine Folge der US-Version des Romans, der das letzte Kapitel fehlt, in dem Alex aus freiem Willen ein friedliches Leben führt. Die amerikanischen Verleger ahnten, dass das Buch ohne aufgesetztes Happy-End erfolgreicher sein würde, womit sie womöglich recht hatten. Etwas seltsam ist das Ende trotzdem.

Der Film spricht viele Themen an und die Versuche einer detaillierten Interpretation der einzelnen Aspekte gehen sicher schon in die Hunderte. Deswegen und weil mir Interpretationen noch aus dem Schulunterricht verhasst sind, verzichte ich darauf. »Uhrwerk Orange« ist keine leichte Kost, aber das Ansehen lohnt sich dennoch.

42. Lautlos im Weltraum

 

Regie: Douglas Trumbull

Drehbuch: Deric Washburn, Michael Cimino, Steven Bochco

Schauspieler: Bruce Dern, Cliff Potts, Ron Rifkin, Jesse Vint

Musik: Peter Schickele

Kamera: Charles F. Wheeler

Land: USA

Start: 10.3.1972

 

Ein weiterer kritischer Science-Fiction-Film der Siebziger, der bis zu einem gewissen Grad Kultstatus genießt, ist »Lautlos im Weltraum«.

Für Douglas Trumbull war es der erste Film, den er im Regiestuhl inszenieren durfte. Dennoch war Trumbull kein Unbekannter. Er beaufsichtigte bei »2001: Odyssee im Weltraum« einen Teil der Spezialeffekte, darunter das psychedelisch angehauchte Ende, was ihm einen fast schon legendären Ruf einbrachte. Er war auch für spektakuläre Effekte in Filmen wie »Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All«, dem ersten »Star Trek«-Kinofilm und »Blade Runner« verantwortlich. Seine Arbeiten brachten ihm insgesamt fünf Oscarnominierungen ein.

Als Regisseur war er nicht wirklich erfolgreich, denn seine zwei Kinofilme erwiesen sich als Flops. Leider auch »Lautlos im Weltraum«.

Von der Handlung her ist der Film ein Ökomärchen, das im Flower-Power-Zeitalter der Siebziger auf der Höhe der Zeit war. Auf der Erde sind inzwischen alle Pflanzen eingegangen, aber in der Nähe des Saturn treiben einige alte archenähnliche Raumschiffe, die unter gläsernen Kuppeln die überlebenden Pflanzen und Tiere der Erde tragen. Die meisten Besatzungsmitglieder langweilen sich zu Tode, nur Freeman Lowell (Dern) liebt die Wälder und kümmert sich mit Hingabe um die Pflege der Botanik, bis plötzlich der Befehl zur Abstoßung und Sprengung der Kuppeln eintrifft. Der entsetzte Freeman beschließt, die Pflanzen zu retten, indem er seine drei Kollegen abmurkst und mit dem Raumschiff das Weite sucht. Mit Hilfe dreier koboldartiger Roboter kann er sich nun wieder sorgenfrei dem Grünzeug widmen. Aber leider läuft trotzdem nicht alles wie erhofft.

»Lautlos im Weltraum« ist eine bittere Parabel mit einer depressiven Aussage. Wenn sich am Ende nur noch Roboter um die letzten verbliebenen Pflanzen kümmern, die die Menschen nicht mehr wollten, dann fragte man sich damals schon angesichts des Waldsterbens und der fortschreitenden Abholzung der Regenwälder, ob wir von solch einer Vision noch weit entfernt sind. Von dieser Kernaussage lebt der Film in erster Linie.

Ebenfalls in Erinnerung bleiben die drei drolligen, kleinen Roboter, die erstaunlicherweise von Menschen gespielt wurden. Die Schauspieler hatten ziemlich krasse Amputationen, sonst hätten sie nicht in die Gehäuse gepasst (im Netz gibt es ein Aufsehen erregendes Bild von Darsteller Mark Persons im Inneren von Drohne 1).

Bruce Dern, der den Film über weite Strecken allein tragen muss, macht einen guten Job, ohne übermäßig zu beeindrucken. Die Spezialeffekte sind auf der Höhe der Zeit, wie von Trumbull zu erwarten. Das Drehbuch wirkt allerdings nicht ganz bis ins Letzte durchdacht. Nach den gerade mal neunzig Minuten des Werks ist man überrascht, dass alles schon vorbei ist. Die Vorlage kann nicht mehr als eine Kurzgeschichte gewesen sein.

Damals war der Film ein Flop an den Kinokassen, der auch den Kritikern nur mäßig imponierte, aber der Streifen ist im Laufe der Zeit gereift und hat viele andere Künstler beeinflusst. So nannte etwa Pixars Andrew Stanton den Film als Vorbild für »WALL-E«. Szenen mit den Raumschiffmodellen tauchten später auch in der TV-Serie »Kampfstern Galactica« auf.

Trotz seiner Unzulänglichkeiten ist das Werk wegen der ökologischen Botschaft heute ein Klassiker, und als Science-Fiction-Fan sollte man es gesehen haben.

43. Solaris (1972)

 

Regie: Andrei Tarkowski

Drehbuch: Andrei Tarkowski, Friedrich Gorenstein

Schauspieler: Donatas Banionis, Natalja Bondartschuk, Jüri Järvet, Anatoli Solonizyn, Wladislaw Dworschezki

Musik: Eduard Artemjew

Kamera: Wadim Jussow

Land: SU

Budget: 1 Mio. Rubel

Start: 20.3.1972

 

Die Verfilmung des bekannten Romans von Stanislav Lem kann man am ehesten mit den Worten »Psychologische Science-Fiction« bezeichnen. Genau wie in seinen anderen Filmen lässt sich Regielegende Tarkowski viel Zeit mit der Präsentation des Stoffes. Für die meisten Zuschauer zu viel Zeit.

Kris Kelvin (Banionis), dessen Frau vor einiger Zeit Selbstmord beging, reist zu einer Raumstation über dem Planeten Solaris. Solaris’ Ozean hat eine bizarre Form von Intelligenz hervorgebracht. Kris soll klären, warum von der Station keine sinnvollen Forschungsergebnisse mehr geliefert werden. Dort angekommen bemerkt er, dass sich die Station in desolatem Zustand befindet. Einer der drei Wissenschaftler hat sich vor kurzem umgebracht, die anderen verhalten sich äußerst merkwürdig. Und dann taucht auch noch eine Doppelgängerin seiner toten Frau (Bondartschuk) auf.

Der Roman um den »lebenden Ozean« auf Solaris, der zur Kontaktaufnahme mit den Menschen die verstorbenen Angehörigen der Wissenschaftler auf der Raumstation wieder zum Leben erweckt, ist Kult. Aber während Lem die Natur des Menschen im Universum thematisierte, konzentriert sich Tarkowskis Film auf die Auswirkung der Krise auf die Psyche seiner Charaktere.

Das macht er meisterhaft. Nicht umsonst ist »Solaris« ein Meilenstein des sowjetischen Kinos. Einige gingen sogar so weit, ihn als die russische Antwort auf »2001: Odyssee im Weltraum« zu bezeichnen. Wer dabei aber tolle Spezialeffekte oder gar Action erwartet, dürfte extrem enttäuscht werden, denn der Film lebt hauptsächlich von den Dialogen der sehr guten Schauspieler und den philosophischen Aspekten der Handlung. Mir enthalten manche Szenen, wie die minutenlange Autofahrt durch eine (zumindest damals) futuristisch anmutende Stadt, zu viel aufgesetzte Symbolik und entpuppen sich damit als reiner Selbstzweck. Eine kürzere Laufzeit hätte dem Film gutgetan.

Stanislav Lem mochte den Film übrigens nicht sehr, weil Tarkowski für das Drehbuch Änderungen an der Handlung vorgenommen hatte. Im Nachhinein gefiel auch Tarkowski sein eigener Film nicht mehr. Er bezeichnete ihn als sein »schwächstes Werk«.

Meiner Meinung nach ein guter Streifen, aber beileibe kein Meisterwerk der Science-Fiction. Für Freunde intellektueller Filme und Liebhaber psychologischer Themen durchaus interessant.

44. ... Jahr 2022 ... die überleben wollen

 

Regie: Richard Fleischer

Drehbuch: Stanley R. Greenberg

Schauspieler: Charlton Heston, Leigh Taylor-Young, Edward G. Robinson, Joseph Cotten, Chuck Connors

Musik: Fred Myrow

Kamera: Richard H. Kline

Land: USA

Start: 19.04.1973

 

Dieser Klassiker von Science-Fiction-Altmeister Richard Fleischer (»20.000 Meilen unter dem Meer«, »Die phantastische Reise«) ist sicherlich einer der bekanntesten Vertreter der sozialkritischen Fantastik der Siebzigerjahre.

In einem restlos überbevölkerten New York untersucht Polizist Thorn (Heston) den Mord an einem hohen Tier (Cotten) der Soylent Corporation. Diese Firma stellt die synthetischen Nahrungsmittel, mit denen die Menschen über Vergabestellen ernährt werden, scheinbar aus Plankton her. Obst, Gemüse und Fleisch sind Mangelware und nur noch zu exorbitanten Schwarzmarktpreisen zu bekommen. Frauen gelten als »Wohnungsinventar«, das mit neuen Mietern den Besitzer wechselt. Demonstranten werden mit Baggern in Müllwagen geräumt und beiseitegeschafft. In einem Satz: Die Menschheit geht den Bach runter. Thorn wohnt mit seinem alten Kollegen Roth (Robinson) zusammen, der immer öfter darüber nachdenkt, sich einschläfern zu lassen. Das ist in Anbetracht der Überbevölkerung staatlich erwünscht. Während Thorn die Mörder jagt, kommt er einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur.

Sich die elenden Zustände anzusehen, in denen die Menschen in dieser Zukunftsvision hausen, ist schon schockierend. Die Auflösung am Ende des Films setzt dann aber locker noch einen drauf und zeigt so ziemlich die düsterste Dystopie, die man sich vorstellen kann.

Das Drehbuch, nach einer Romanvorlage von Harry Harrison, stellt die Unterschiede zwischen denen, die gar nichts haben, und den wenigen Mitgliedern der Funktionselite heraus.

Eine ergreifende Leistung als des Lebens überdrüssiger, nostalgischer Solomon legte hier Edward G. Robinson vor, der an Krebs starb, noch bevor der Film in die Kinos kam. Absolut sehenswert.

45. Westworld

 

Regie: Michael Crichton

Drehbuch: Michael Crichton

Schauspieler: Yul Brynner, Richard Benjamin, James Brolin

Musik: Fred Karlin

Kamera: Gene Polito

Land: USA

Start: 21.11.1973

 

»Westworld« ist ein weiterer typischer Science-Fiction-Film der Siebzigerjahre, bevor »Star Wars« ins Kino kam. In einer anderen Filmbesprechung hatte ich bereits darüber diskutiert, dass nach den Mondlandungen 1969 eine technik- und gesellschaftskritische Welle aufkam. »Westworld« bedient sich bei beiden Themen. Regie und Drehbuch stammen von Michael Crichton, der mit »Jurassic Park« viele Jahre danach ein noch bekannteres technikkritisches Drehbuch schrieb. In den Siebzigern und frühen Achtzigern übernahm Crichton gern auch mal selbst den Regiestuhl – den man später aus noch zu erläuternden Gründen lieber anderen überließ.

In der Zukunft gibt es einen ganz besonderen Vergnügungspark. Die »Bewohner« dieser Einrichtung bestehen aus Robotern, mit denen man machen kann, was man will – man darf sie sogar umbringen. Die Freunde Peter und John geraten hier mit einem Cowboy-Roboter (Yul Brynner) aneinander. Es kommt zu einer Systemstörung und die Roboter laufen Amok. Peter und John müssen vor dem Revolverheld-Roboter fliehen, der sie gnadenlos verfolgt, und sich ihm letztendlich stellen.

Yul Brynner ist als Revolverheld-Roboter unschlagbar gut. Vor seinem eiskalten Blick gruselte ich mich mehr als zehn Jahre später vor Arnold »Terminator« Schwarzenegger. Die übrigen Schauspieler, darunter Richard Benjamin und James Brolin, spielen gut, leiden aber unter ihren flachen Charakteren.

Insgesamt wirft der Film einige interessante Fragen auf. Ist es moralisch vertretbar, sein Gegenüber einfach abzuknallen – aus Spaß – selbst, wenn es nur ein Kunstwesen ist? Es kommt auch zu Sex - auch hier können die Besucher des Parks mit den Robotern offenbar nach Belieben verfahren. Letzteres spricht der Streifen zwar am Rande an, ist aber am Ende nicht mutig genug, näher auf die Konsequenzen einzugehen. Aber vielleicht wäre das auch zu viel für einen Film aus dieser Zeit gewesen.

Crichton legte als Regisseur viel Wert auf das Setting, die Kulissen und die Effekte, hatte aber einen nicht immer ganz treffenden Blick auf das Timing. Das nimmt manchen Sequenzen die Spannung. Leider hat er das auch nie gelernt und sich darum ab Mitte der Achtzigerjahre wieder ausschließlich seinen Drehbüchern und Romanen gewidmet, was eine ganz hervorragende Tat war und uns schließlich »Jurassic Park« (Regie: Steven Spielberg) beschert hat.

Nichtsdestotrotz ist »Westworld« ein sehenswertes Werk, das von seinen Ideen lebt und über das man anschließend noch nachdenken und diskutieren kann.

»Westworld« war wohl auch der erste Film überhaupt, in dem man digitale Bildbearbeitung einsetzte. Um die Sicht des Roboters darzustellen, wurden Kameraaufnahmen digitalisiert und in einer verpixelten Darstellung wiedergegeben.

»Westworld« ist heute Kult und zog einen Nachfolger – »Futureworld« – sowie eine Fernsehserie in den Siebzigern nach sich, die aber nur mäßig erfolgreich war. Eine weitere Fernsehserie von Jonathan Nolan, die sich der Thematik bedient, ist gerade gestartet und absolut sehenswert.

46. Der Schläfer

 

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman

Schauspieler: Woody Allen, Diane Keaton, John Beck, Marya Small, Susan Miller

Musik: Woody Allen

Kamera: David M. Walsh

Land: USA

Budget: 2 Mio. $

Start: 17.12.1973

 

Ja, auch Woody Allen hat sich als Filmemacher an Science-Fiction versucht. Wie nicht anders zu erwarten war, ist eine Komödie draus geworden.

Miles Monroe (Allen) wird nach einer medizinischen Behandlung 1973 eingefroren und 200 Jahre später wieder aufgetaut. Er landet in einer utopischen, von einem Führer in einen Polizeistaat verwandelte Gesellschaft. Die Wissenschaftler haben ihn geweckt, damit er als Person ohne Identität dem Untergrund hilft, den Führer zu beseitigen. Allerdings scheint der ängstliche Neurotiker Miles dafür nicht gerade der Richtige zu sein.

Der Humor bewegt sich in einer breiten Spannweite zwischen unendlich albern und genial subversiv. Über weite Strecken merkt man dem Streifen an, dass Woody Allen seine ersten Schritte als Slapstick-Komiker gemacht hat. Stellenweise fühlt man sich in einem klamaukigen »Dick und Doof«-Film, mit dazu passender - mitunter aber wirklich nervender - Jazzmusik, die Woody Allen selbst mit seiner Band beigesteuert hat. Der Streifen hat aber auch unsterbliche Momente, wie zum Beispiel die Szene, in der Miles die Nase des Führers als Geisel nimmt.

»Der Schläfer« wurde von den Kritikern geliebt und war ein Erfolg an den Kinokassen. Er gewann den Hugo-Award und wurde noch vor Kurzem von mehreren Magazinen zu den besten Komödien überhaupt gezählt.

Ich kann den Film trotz etlicher schwacher Momente empfehlen, aber man merkt ihm sein Alter inzwischen deutlich an.

47. Zardoz

 

Regie: John Boorman

Drehbuch: John Boorman

Schauspieler: Sean Connery, Charlotte Rampling, Sara Kestelman

Musik: David Munrow

Kamera: Geoffrey Unsworth

Land: IRL, USA

Budget: 1,57 Mio. $

Start: 6.2.1974

 

»Zardoz« ist wohl einer der bizarrsten und unverdaulichsten Science-Fiction-Filme, die je gedreht wurden. Die einen halten ihn für einen großen Haufen Müll, während die anderen ihn als geniales Meisterwerk loben. Die Wahrheit liegt - wie so oft - irgendwo dazwischen. Meiner Meinung nach ist er beides.

In der Zukunft gibt es die unsterblichen »Ewigen« und die »Brutalen«. Letztere sind primitive Wildlinge, bauen im Austausch gegen Waffen Nahrung an und stellen sie den Unsterblichen zur Verfügung, die sie für Götter halten. Gesammelt wird das Getreide von einem fliegenden Steinkopf (!), der seine Weisheiten unter den Angehörigen des Naturvolks verbreitet. Dem Wilden Zed (Connery) gelingt es, sich in dem Steinkopf zu verstecken und in den Vortex zu gelangen, wo die Unsterblichen wohnen. Die scheinen ein sorgenfreies Dasein zu genießen, sind aber nach Äonen auf der Erde unendlich gelangweilt und sehnen sich nach dem Tod.

Viele interessante Aspekte und Konsequenzen eines ewigen Lebens werden im Film thematisiert und mit spannenden Ideen garniert. So bestraft man rebellische Unsterbliche mit einem biologischen Alterungsprozess, sodass sie schlimmstenfalls als senile Greise die Ewigkeit verbringen müssen.

Auf der anderen Seite strotzt der Film vor überfrachteter, sexualisierter Symbolik, und peinliche Momente reihen sich in einer unendlichen Kette aneinander. Schon die Sets und Klamotten lassen den Zuschauer am Verstand der Macher zweifeln, während man bei den sinnfreien Dialogen oftmals die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Ich meine, was will man von einem Film erwarten, der mit den Worten »Die Waffe ist gut! Der Penis ist schlecht!« in die Handlung einsteigt.

Was den großartigen Sean Connery bewogen hat, in einer Tracht, die an die Badehose von Borat erinnert, in diesem Film mitzuspielen, darüber kann man nur spekulieren.

Regisseur Boorman war durch seinen harten Überlebenskampf »Beim Sterben ist jeder der Erste« berühmt geworden und sollte anschließend Tolkiens »Herr der Ringe« verfilmen. Das Studio machte wegen der hohen Kosten einen Rückzieher und Boorman widmete sich dann mit einem Minimalbudget diesem Film, den er als Herzensprojekt bezeichnete.

Wer auf ungewöhnliche Filme mit ungewöhnlichen Ideen steht und dem eine verschwurbelte, bemüht intellektuelle Handlung nichts ausmacht, der kann es mit »Zardoz« gern mal probieren. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Ich selbst zähle mich zur letzteren Gruppe.

48. Dark Star

 

Regie: John Carpenter

Drehbuch: John Carpenter, Dan O’Bannon

Schauspieler: Dan O’Bannon, Brian Narelle, Cal Kuniholm, Dre Pahich

Musik: John Carpenter

Kamera: Douglas Knapp

Land: USA

Budget: 60.000 $

Start: April 1974

 

Anfang der Siebziger beschlossen ein paar Filmstudenten aus Los Angeles, einen Science-Fiction-Streifen zu drehen. Viel Geld hatten sie nicht, aber ein paar kuriose Ideen und Improvisationstalent. Für zwei der Studenten war »Dark Star« der Beginn einer ordentlichen Karriere im Filmbusiness. Aber schauen wir uns doch zunächst das Werk an.

Es geht um die kleine Crew des Raumschiffes Dark Star, das buchstäblich durch die Milchstraße eiert, um instabile Planeten zu sprengen. Wer jetzt professionelle Astronauten im Stil von »Star Trek« oder »Odyssee im Weltraum« erwartet, der hat sich getäuscht. Wir finden an Bord nämlich einen Haufen Chaoten, die gehörig einen an der Klatsche haben.

Da ist Lt. Doolittle (Narelle), der sich daran aufgeilt, Planeten in Stücke zu sprengen. Talby (Pahich) will aus seiner Beobachtungskuppel gar nicht mehr raus und wirkt, als hätte er gerade den zwölften Joint in einer Stunde geraucht. Sgt. Pinback (er stand Pate für die gleichnamige Rockband), gespielt von O’Bannon, ist nur per Zufall an Bord gelangt. Dann gibt es noch Boiler (Kuniholm), der völlig hohl wirkt. In der Gefrierkammer liegt außerdem der tote Captain, mit dem man über eine spezielle Vorrichtung noch kommunizieren kann. Im Laufe ihrer Reise muss die Crew mit intelligenten Bomben, die unbedingt explodieren wollen, philosophische Gespräche führen und sich mit einem plastikballartigen Alien an Bord herumärgern. Am schlimmsten für die Besatzung ist jedoch der Kampf gegen die Langeweile an Bord.

Klartext: Der Film ist auf Amateurniveau. Die Schauspieler sind Studenten, die Kulissen sind in Eigenarbeit gebaut worden und die Filmqualität ist teilweise unterirdisch.

Aber man hat aus dem geringen Budget das Beste herausgeholt. Gerade die Spezialeffekte stehen manchen Studioproduktionen aus der Zeit um wenig nach und das Drehbuch hat so viele bekloppte Ideen, dass es einfach Spaß macht.

Am interessantesten ist jedoch, wie dieser Film zukünftige Werke beeinflusst hat. Dazu muss man wissen, dass O’Bannon, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, die Geschichte zum fünf Jahre später erscheinenden »Alien« schrieb. Es gibt in »Dark Star« eine Szene, in der Pinback sich mit einem außerirdischen Tier, das im Originalfilm »Alien« heißt, eine Verfolgungsjagd an Bord liefert. Auch der mit einer bestimmenden Frauenstimme redende Bordcomputer kommt hier vor.

Über Regisseur John Carpenter braucht man sich nicht weiter zu unterhalten. Dieser Film war der Startschuss für seine Karriere, die in den nächsten Jahren Klassiker wie »Das Ding aus einer anderen Welt«, »Die Klapperschlange« oder »The Fog - Nebel des Grauens« hervorbrachte. Für ihn war dieses Werk das, was »Bad Taste« für die berufliche Laufbahn von Peter Jackson war.

Kult! Absolute Empfehlung!

49. Flucht ins 23. Jahrhundert

 

Regie: Michael Anderson

Drehbuch: David Zelag Goodman

Schauspieler: Michael York, Jenny Agutter, Richard Jordan, Peter Ustinov

Musik: Jerry Goldsmith

Kamera: Ernest Laszlo

Land: USA

Budget: 9 Mio. $

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739419930
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Juni)
Schlagworte
Film Science-Fiction-Film Science-Fiction Theater

Autor

  • Phillip P. Peterson (Autor:in)

Phillip P. Peterson arbeitete als Ingenieur an zukünftigen Trägerraketenkonzepten und im Management von Satellitenprogrammen. "Transport" war sein erster Roman, aus dem sich schließlich eine erfolgreiche Trilogie entwickelte. Mit "Paradox" gelang ihm schließlich ein Astronautenthriller, der 2015 den Kindle Storyteller-Award gewann und 2016 den 3. Platz des deutschen Science-Fiction-Preises erlangte.
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Titel: 250 Science-Fiction-Filme von 1902 bis 2016