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Brandzeichen

von H.C. Scherf (Autor:in)
242 Seiten
Reihe: Spelzer/Hollmann-Reihe, Band 4

Zusammenfassung

» In mir hat der Satan ein Zuhause gefunden. Tust du nicht das, was ich von dir verlange, wirst du genau ihn von seiner fantasievollsten Seite kennenlernen. « Die Drohungen treiben dem korrupten Polizisten kalte Schauer über den Rücken. Während Doktor Karin Hollmann und Oberkommissar Spelzer einen Satanisten verfolgen, der im Ruhrgebiet seine Opfer sucht und findet, versucht der Serienmörder Pehling, an seinem Zufluchtsort neue Gegner abzuwehren. Aber nur, wenn sich die so unterschiedlichen Weggefährten zusammenschließen, haben sie eine verschwindend geringe Chance. Sie müssen verhindern, dass ein Satansjünger seine Visionen vom Reich des Antichristen verwirklichen kann. Der Weg dahin fordert einen blutigen Tribut, denn der Gegner scheint nicht von dieser Welt. Obwohl die Handlungsabläufe in sich abgeschlossen sind, empfiehlt es sich, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

BRANDZEICHEN

 

 

Von H.C. Scherf

 

 

Thriller

- Kapitel 1 -

Die Hitze im Raum war ins Unerträgliche gestiegen. Die glühende Kohle in der gusseisernen Schale zog Majas Blick magisch an. Ihr nackter Körper war schweißbedeckt und glänzte unter dem flackernden Licht vieler Kerzen, die der Unbekannte im Raum verteilt hatte. Immer wieder drehte er die lange Klinge des Messers in der Glut, prüfte gleichzeitig, ob das Brenneisen ebenfalls rot glühend wurde. Ihre fehlende Zunge und der breite Lederriemen über den Lippen verhinderten, dass Maja ihre unmenschliche Angst herausschreien konnte. Die unverständlichen Töne blieben zurück in ihrem Mund, in dem sich das Blut staute. Längst hatte es bei ihr für Übelkeit gesorgt, weil sie es hinunterschlucken musste. Absolut unbeeindruckt von ihrer Panik, wartete der Maskenmann neben dem Feuer, genoss die Furcht seines Opfers. Obwohl die Hitze eigentlich alles versengen müsste, glänzte sein drahtiger Leib im Schein des Feuers, jeder Muskel zeichnete sich ab. Unter anderen Umständen hätte man den durchtrainierten Körper dieser Bestie als erotisch bezeichnen können. Um seine Sixpacks würden ihn die meisten Männer beneiden.

Immer wieder irrte ihr Blick durch den Kellerraum, von dem sie nicht einmal sagen konnte, wo er sich befand. Als sie nach dem Schlag auf den Hinterkopf aufgewacht war, lag sie schon auf diesem langen Tisch, der den unnachahmlichen Geruch des Todes ausströmte. Aus den Tiefen des Gewölbes vernahm sie Klänge, die tief in ihr Bewusstsein eindrangen und keiner ihr bekannten Tonfolge ähnelten. Sie waren lediglich beängstigend, verwirrten die Sinne. Sie kamen aus einer Welt, die Maja einfach nur lähmende Angst einflößte.

Es war gerade einmal wenige Stunden her. Maja sah nur die funkelnden Augen hinter den Schlitzen der schwarzen Ledermaske, als sich eine kräftige Hand um ihren Hals legte und zudrückte. Als sie schon glaubte, die Besinnung zu verlieren, griff der Mann nach ihrer Zunge und zog sie weit aus dem Hals heraus. Der Schnitt war kurz und schmerzhaft. Eine gnädige Ohnmacht befreite sie kurz danach von ihrem Leiden. Jetzt wartete sie mit zitternden Gliedern auf das, was der Kerl mit der Maske ihr als Nächstes antun würde.

Lieber Gott, hilf mir. Bitte lass das nicht zu. Hole mich heraus aus dieser Hölle, aus diesem bösen Traum.

Als hätte er ihre Gedanken lesen oder hören können, stockte der Unbekannte, starrte zu ihr rüber.

»Er hört dich wohl, Menschenkind, aber er wird dir nicht helfen. Das tut er nie. Er lässt dich nur hoffen. Ihr Verdammten sollt von seinen leeren Worten zehren, von dem Glauben, den er euch abverlangt. Ich werde allen beweisen, dass es nur eine Macht in diesem Universum gibt, die Macht des Bösen. Niemand wird dir helfen, denn ich bin zu stark. Meine Kraft ist unübertroffen. Du sollst als Erste in dieser verdorbenen Stadt mein Zeichen tragen, auf dass du der Welt zeigen kannst, wie ich über euch kommen werde. Du bist eine von denen, die mir in die Verdammnis folgen werden. Ganze Heerscharen werden sich dir anschließen.«

Bisher hatte diese Bestie geschwiegen, hatte Maja schweigend gequält. Er redete sich in eine Ekstase hinein, die Augen blitzten sie an. Jetzt, wo sie zum ersten Mal diese zischelnde Stimme hörte, die sich in ein wildes Keifen steigerte, versuchte sie, sich in wilder Panik loszureißen. Unkontrolliert zerrte sie an den Armreifen, die sie mit kurzen Ketten an dem massiven Tisch festhielten. Sie dachte schon, dass ihre Sehnen reißen könnten, als dieses Tier das Brenneisen aus der Glut zog und sich langsam auf sie zubewegte. Majas Körper versteifte sich, ihre Augen drohten aus den Höhlen zu quellen. In einer für sie unverständlichen, fremden Sprache murmelte er Sätze vor sich hin, die ihre Angst nur noch verstärkten.

Mama ... wo bist du? Bitte hilf mir doch! Lass mich bitte aufwachen, ich ertrage das nicht länger. Es soll aufhören.

Es schien eine gefühlte Ewigkeit zu dauern, bis sich das Brenneisen schließlich zischend in Majas Bauchdecke fraß. Ihr erstickter Schrei blieb nur ein hilfloser Versuch, die Angst zu kanalisieren. Es blieb bei einem unverständlichen Gestammel. Das Gebrabbel des Mannes war im gleichen Augenblick zu einem wilden Brüllen angeschwollen. Gleichzeitig mit dem bestialischen Geruch ihres verbrannten Fleisches nahm sie die vielen bunten Kreise wahr, die jetzt vor ihren Augen tanzten, sich zu einer Art Regenbogen formierten und wieder sich verwirbelnd in einem dunklen Loch verschwanden. Ihr Geist hatte aufgegeben, sich gegen den unvorstellbaren Schmerz zu wehren. Die Besitzerin vor weiteren Qualen schützend hatte er sich in Bruchteilen von Sekunden in den Wahnsinn verabschiedet. Aus diesem Grund bekam sie schon nicht mehr real mit, wie der Maskierte das Messer aus der Glut zog und sein Werk an ihr vollendete. Das diabolische Lächeln auf dem Gesicht des Maskierten blieb ihr erspart.

- Kapitel 2 -

Oberkommissar Sven Spelzer, Leiter des Essener Morddezernats, drehte sich zum Fenster, presste die Hand vor den Mund. Das schwarz gelockte Mädchen, das immer noch ohne Bewusstsein vor ihm im Krankenbett lag, befand sich in einem bemitleidenswerten Zustand. Vielleicht war sie früher einmal eine Schönheit, nun hatte ihr jemand ein ganzes Leben gestohlen.

Karin Hollmann, die Rechtsmedizinerin und gleichzeitig Svens Freundin, trat näher an das Bett und zog die Decke zurück. Gerne hätte sie die vielen schrecklichen Wunden im Original betrachtet, breite Wundverbände verhinderten dies jedoch. Selbst das Gesicht war teilweise verbunden. Trotzdem konnte die erfahrene Ärztin annähernd einschätzen, wie diese junge Frau gelitten haben musste. Der Wahnsinn und die unerträglichen Schmerzen hatten sämtliche Gesichtszüge zu einer Grimasse verformt, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Vor ihr lag der Körper einer Heranwachsenden mit dem Gesicht einer wesentlich älteren Frau. Auf Karins Seziertisch lagen schließlich schon viele, denen Gewalt angetan wurde. Das hier übertraf alles Vorstellbare.

Sie durfte die Fotos sehen, die vor der Behandlung im Krankenhaus von dem Mädchen gemacht wurden. Die Bilder zeigten unvorstellbare Grausamkeiten und diese Frau, die an ein Kreuz genagelt wurde, das auf dem Kopf stand. Die Verletzungen leuchteten aus dem hellen Fleisch heraus wie Mahnmale. Sie hatte davon gehört, dass mehrere Polizisten, die sich erbrochen hatten, weggelaufen waren. Sie befanden sich derzeit in psychologischer Behandlung.

»Wer tut so was außer dem Teufel persönlich?«

Sven drehte sich um, hatte ihre leise gesprochenen Worte gehört. Obwohl auch sein Gesicht eine extreme Blässe zeigte, legte er den Arm um Karins Schulter und zog sie zum Fenster. Beide blickten schweigend über die vielen Gebäude des Essener Klinikums, in dem sich auch Karins Arbeitsplatz befand. Sven sprach aus, was Karin eigentlich nicht von ihm hören wollte.

»Das hätte selbst einen Serienkiller wie Pehling erschüttert. Dagegen ist er ein Chorknabe ... obwohl ...«

»Obwohl, was?«

»Ich erinnere mich daran, dass auch er damals das erste Opfer, das wir gefunden haben, am Leben ließ. Ich spreche von dem Mädchen auf der Landstraße. Wie hieß sie noch? Warte mal ... ja, ich hab´s ... Sandra Schober. Es konnte ein Versehen gewesen sein, aber auch sie kam in die Klapse.«

Karin zwang sich, nicht auf diese Bemerkung einzugehen, obwohl sie sich der grausamen Wahrheit dieser Worte nicht entziehen konnte. Sie legte den Kopf an Svens Schulter, ließ das Gesicht des Mörders Pehling, der sich jetzt irgendwo in der Welt aufhielt, vor ihrem geistigen Auge auftauchen. Sie wusste, dass Sven recht hatte. Pehlings Morde waren größtenteils grausam und in der Mehrzahl hatte er Unschuldige getötet. Doch ein solches Gemetzel, das auch nach den Umständen zu urteilen religiös motiviert war, wäre selbst bei ihm nicht vorstellbar gewesen.

»Hallo, liebe Kollegin Hollmann. Dieses Mädel hat es nicht bis auf Ihren Tisch geschafft. Das meine ich ohne jeden Zynismus, denn ich glaube, dass es für sie besser gewesen wäre. Sie hätte einen gnädigen Tod verdient.«

»Guten Tag, Doktor Sparring. Die Behandlung dieser Verletzungen hätten Sie sich sicherlich auch lieber erspart, oder etwa nicht? Das sah ja schlimm aus. Wir haben die Wunden auf den Fotos gesehen. Sind bei den Verletzungen im Bauchbereich auch innere Organe betroffen? Von der fehlenden Zunge und den Wunden in Händen und Füßen weiß ich ja bereits. Die vermutlich mit einem Messer herbeigefügten Schnitte in der Bauchdecke waren ja nun relativ tief.«

»Nein, Gott sei Dank nicht. Ich bin froh, dass sich die Wunden schnell geschlossen haben, was wohl der großen Hitze der Werkzeuge geschuldet ist. Entzündungen können wir höchstwahrscheinlich ausschließen. Die Zunge wird allerdings schlecht verheilen. Wie die neurologische Erstuntersuchung ergab, hätte sie wohl nie mehr ein vernünftiges Wort sprechen können, ob mit oder ohne Zunge. Beim Essen dagegen gibt es größere Probleme.«

Karin ergriff spontan die Hand des Mädchens, bemerkte sofort dieses ständige Zucken. Doktor Sparring beobachtete seine Kollegin.

»Der Kollege aus der Neurologie hat sehr wenig Hoffnung, dass dieses Gehirn irgendwann wieder normal funktionieren wird. Da müsste ein kleines Wunder geschehen. Er meint ganz simpel gesagt, dass es sich zum Schutz der Person einfach abgeschaltet hat. Das war bei unseren Vorfahren ein Überlebensvorteil. Heute ist das ein klarer Nachteil, weil wir ständig Entscheidungen treffen müssen und dabei komplexere Vorgänge im Auge behalten, also berücksichtigen sollten. Wir sind in der heutigen Zeit unbedingt auf die korrekte Funktion unseres Großhirns angewiesen. Dieses arme Wesen wird in Zukunft ständig von Flashbacks, also der Erinnerung an diese Folter heimgesucht werden und in einer Art darauf reagieren, die für die Mitmenschen nicht nachvollziehbar ist. Sie wird für den Rest ihres Lebens ein Pflegefall bleiben und professionell betreut werden müssen. Näheres kann Ihnen der Kollege dazu erzählen. Ich muss jetzt zur Visite. Ihnen noch einen schönen Tag.«

Sven stand zwar mit dem Rücken zum Bett, war der Unterhaltung jedoch aufmerksam gefolgt. Karin konnte erkennen, dass er beide Hände zu Fäusten ballte und schneller atmete.

»Sven, beruhige dich. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, dieses Tier einzufangen, ihn zur Strecke zu bringen. Es darf kein weiteres Opfer mehr geben.«

»Hast du die Fotos eingesteckt? Ich möchte gleich mit Doktor Haller telefonieren. Der Mann liefert immer eine gute Erklärung für die Beweggründe bei diesen Psychopathen. Ich brauche dringend ein ungefähres Bild von solchen Satanisten. Lass uns gehen. Mich macht diese Hilflosigkeit depressiv, aber auch gleichzeitig aggressiv.«

 

»Spelzer, kommen Sie bitte einen Augenblick in mein Büro. Ich brauche einige Infos zum Fall.«

Kriminalrat Fugger fing Sven ab, bevor der sein Büro betreten konnte. Da er die Tür schon halb geöffnet hatte, staunte Krassnitz nicht schlecht, als ihr Chef sie wieder zuzog und verschwand. Sie zuckte nur mit den Schultern und ließ ihren Lippenstift wieder zurück in den unergründlichen Tiefen ihrer Handtasche verschwinden.

»In einer Viertelstunde muss ich zum Alten. Wie muss ich mir das Ganze mit diesem Mädchen vorstellen, das man heute im Nienhausenpark gefunden hat? Die lebt doch hoffentlich noch, oder?«

»Mehr oder weniger, Chef. Von Leben kann da keine Rede mehr sein. Sie atmet noch ... sagen wir mal so. Wie die Ärzte meinen, ist sie in einer schrecklichen Zwischenwelt, in der sie die Erlebnisse immer mal wieder neu durchleben muss, nimmt aber am normalen Leben nicht mehr teil. Ganz grob umrissen.

Aber jetzt zum Fall selbst. Sie wurde völlig nackt an ein Holzkreuz genagelt, das der Täter auf den Kopf stehend ausgerechnet in der Nähe des Freibades in die Erde gerammt hat. Wir hatten Glück, dass der Bademeister zuerst am Tatort war und damit verhindern konnte, dass die Gäste, vor allem die Kinder, das gruselige Bild sahen. Er veranlasste sofort, dass keiner mehr in den Park eingelassen wurde. Er rief Polizei und Rettungskräfte.«

»Ja, Spelzer, das ist mir mittlerweile auch bekannt. Aber ein Wahnsinniger soll ihr Symbole in die Haut gebrannt haben. Wissen Sie dazu schon mehr?«

»Nur recht grob, Chef. Es handelt sich dabei um ein Symbol, das man als gehörnte Hand oder auch mano cornuto bezeichnet. Ich habe von Doktor Haller vorhin die Adresse von einem Geistlichen bekommen, der sich recht gut im Okkulten auskennt. Nach fünfzehn Uhr kann ich Ihnen vielleicht mehr dazu sagen. Habe mich mit ihm verabredet.«

»Gehörnte Hand, ein komischer Begriff. Obwohl ich glaube, dass der mir schon mal irgendwo untergekommen ist. Ich komme nicht drauf, wo. Gut, Sie erledigen das mit dem Pfaffen, ich geh jetzt zum Alten und vertröste den auf später. Die Presse rennt mir auch schon die Tür ein. Die faseln von der Erscheinung Satans auf Erden. Bescheuertes Volk, diese Journalisten. Die wittern wieder eine fette Schlagzeile und spielen mit der Angst der Leser vor dem Teufel.«

- Kapitel 3 -

»Sie sind bestimmt Oberkommissar Spelzer. Habe ich recht? Kommen Sie bitte rein in meine bescheidene Hütte. Ein Glas Rotwein?«

Pater Heumann machte mit der Hand eine einladende Geste zum Küchentisch, auf dem bereits zwei Gläser und eine geöffnete Rotweinflasche warteten. Sven versuchte, sich im Vorbeigehen ein Bild von dem Mann zu schaffen, der komplett in schwarz gekleidet war, ansonsten nur wenig von dem Bild eines Paters lieferte, das man sich hinlänglich von dieser Berufsgruppe schuf. Obwohl er höchstens Mitte vierzig war, ließ ihn sein kahl geschorener Schädel weitaus älter erscheinen. Auffällig an ihm waren für Sven drei Dinge. Zum einen das große Kruzifix, das er an einer langen Kette um den Hals trug, die vielen Freundschaftsbänder an seinem Handgelenk und dieser starke Geruch von Weihrauch – als hätte er darin gebadet.

»Herr Spelzer, der Wein ist die kleine Sünde, die ich mir am Abend erlaube. Der Herr gestattet selbst uns, seinen direkten Dienern ein kleines Schlückchen nach getaner Arbeit zu uns zu nehmen. Möchten Sie auch ein Gläschen? Seien Sie sicher, dass sich in dieser Flasche nicht das Blut Jesu befindet.«

Heumann kicherte über den kleinen Witz, wurde aber sofort wieder ernst.

»Nein danke, Pater Heumann, ich bin noch im Dienst. Meine Arbeit ist noch nicht getan. Aber ich nehme gerne ein Glas Wasser, wenn ich darf.«

»Hui, Wasser. Na ja, jedem, was ihm gefällt. Ich benutze das in der Regel mehr zum Waschen und Kochen. Mein Arzt schimpft zwar immer und erinnert an die Nierenfunktion, aber die müssen ja immer was zum Meckern haben. Lassen Sie uns trotzdem anstoßen. Ich habe nicht so oft Besuch hier. Seitdem die Leute von meiner Krankheit wissen, meidet man mich, als hätte ich AIDS. Was soll´s? Was kann ich für Sie tun? Sie deuteten etwas an, als würde es sich um Teufelsanbetung oder dergleichen handeln.«

Sven war es unangenehm, stellte die Frage dennoch.

»Bitte seien Sie mir nicht böse. Aber über welche Krankheit sprechen wir bei Ihnen?«

»Ach, nichts weiter. Nur eine besonders aggressive Art der Leukämie. Ist nicht ansteckend und die Unterhaltung schaffen wir zeitlich noch, bevor ich ... War nur ein Scherz, Spelzer. Legen Sie endlich los, ich bin von Natur aus ein Zyniker, aber auch sehr neugierig.«

Sven war dieser große, drahtige Glatzkopf sofort sympathisch. Haller verriet ihm bereits, dass sich Pater Heumann um Jugendliche kümmerte, die einen Hang zum Okkultismus entwickelt hatten. Da er wusste, wie gefährlich das für die Betroffenen werden konnte, versuchte er, sie schon in der Frühphase davon abzubringen.

»Wir haben ein Mädchen, besser eine junge Frau, im Nienhausenpark gefunden. Das ist aber nicht der Grund, warum ich hier bei Ihnen sitze.«

»Das ist mir klar, Herr Spelzer. Was war an ihr so besonders?«

»Jemand hat sie lebend an ein Kreuz genagelt.«

Pater Heumann hob die Hand, unterbrach Sven schon an dieser Stelle.

»Das Kreuz hing verkehrt herum, richtig?«

»Genau. Aber damit nicht genug. Wir erkennen bei ihr zwei Zeichen in der Bauchdecke. Zu diesen Symbolen wollte ich Ihre Meinung einholen. Sicherlich könnte ich mir das im Internet erklären lassen, doch das gibt mir nicht ausreichend Hintergrund.«

Der Pater sah Sven völlig unbeeindruckt und schweigend an. Er wartete geduldig auf eine Beschreibung, rieb währenddessen unablässig über die Figur des Christus, die auf dem großen Kreuz an der Kette abgebildet war.

»Es handelt sich um eine gehörnte Hand. Ich habe mich kundig gemacht. Das nennt man auch ...«

»... man nennt es mano cornuto. Und lassen Sie mich raten. Das andere Zeichen bestand aus drei Zahlen, es waren Sechsen, richtig?«

»Woher wissen Sie das, Pater?«

»Beides sind Zeichen, die die Anwesenheit des Satans bekunden sollen. Mano cornuto stammt angeblich aus Italien und diente dem Schutz vor dem Bösen. Es gibt verwirrte Geister, die glauben, darin den Teufelskopf erkennen zu können. Ich habe das schon häufig auf Heavy-Metal-Konzerten gesehen. In Deutschland nennt man das oft Pommesgabel und soll die Zusammengehörigkeit in der Gruppe zur Schau stellen. Es existiert auch die Theorie, dass es ein Freimaurerzeichen wäre. Tatsächlich ist es aber eine altgriechische Hörnerfigur, bekannt durch den Minotaurus und signalisiert die Untreue. Die Hörner des Minotaurus wurden gerne als Symbol der Untreue übernommen. Sie kennen doch diesen Spruch, dass dem Ehepartner Hörner aufgesetzt wurden, oder?

Doch nun zu den drei Sechsen. Diese Ziffernfolge tauchte zum ersten Mal in der Bibel-Apokalypse auf, und zwar in der Offenbarung des Johannes. Es gab schon viele Versuche, diese Zahlenfolge zu erklären. Das geht über den Namen Nero, auch über dem Buch der Könige. Dort heißt es: Und das Gewicht des Goldes, welches dem Salomon in einem Jahr einkam, war sechshundertsechsundsechzig Talente Gold. Stellen Sie sich vor, dass die Roulette-Zahlen Null bis Sechsunddreißig addiert Sechshundertsechsundsechzig ergeben. Ich bevorzuge die theologische Bedeutung aus verständlichen Gründen. Sechs ist die Zahl der Menschen, denn sie wurden am sechsten Tag der Genesis von Gott erschaffen. Die 666 ist die dreifach potenzierte Zahl des Menschen, der Gott nicht erreichen kann, sondern sich auf dessen Stelle setzen möchte. Machen wir es kurz. Es ist die Zahl des Antichristen.«

Sven saß mit halbgeöffnetem Mund vor dem Geistlichen und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Nur die letzte Bemerkung schlug bei ihm ein, machte ihn nervös.

»Pater Heumann, ich muss zugeben, dass ich nicht alles verstanden habe, aber möchte mal das Ergebnis festhalten. Hier tritt jemand als Jünger des Satans auf, erklärt sich zu seinem Erfüllungsgehilfen? Ist das so halbwegs korrekt dargestellt?«

Der Pater setzte glucksend das Rotweinglas ab und sah Sven mit seinen stechenden blauen Augen an, die jedoch auch einen gewissen Schalk zeigten.

»Ich bewundere immer wieder Menschen, die die Fähigkeit besitzen, große Worte in kurze Sätze zu fassen. Ich hole immer viel zu weit aus. Ja, das könnte man so in eine Kurzform bringen. Ich muss Sie das einfach fragen: Hat das Mädchen diese Tortur überlebt?«

»Ja, das hat sie. Allerdings schwer verletzt und geistig gestört.«

Wieder nahm Pater Heumann einen kräftigen Schluck und versank in eine tiefe Traurigkeit.

»Ich habe es befürchtet, Herr Spelzer ... ich habe es tatsächlich befürchtet. Sie gehört jetzt dem Satan, wird ihm immer wieder in ihrer Welt begegnen. Genau das war die Absicht des Täters. Und das Schlimme an der Sache ist, dass er nicht aufhören wird. Er hat sich vermutlich zur Aufgabe gemacht, ein Heer von Satanisten aufzustellen, dass die Herrschaft Gottes auf Erden beenden soll. Sie müssen ihn unbedingt finden und unschädlich machen. Satan wird sein Ziel zwar niemals erreichen, da die Macht Gottes dem entgegensteht. Doch es wird unschuldige Leben kosten, wenn wir es nicht schaffen, diesen Wahnsinnigen zu stoppen.«

Jetzt war es Sven, der den Pater nachdenklich ansah.

»Sie haben noch eine Frage, Herr Spelzer? Ich sehe es Ihnen an.«

»Zumindest keine, die Sie mir mit wenigen Sätzen beantworten könnten. Ich erinnere mich nur gerade an eine Religionsstunde in der Schule. Dort kam die Frage eines Klassenkameraden an den unterrichtenden Pfarrer, warum Gott diesen Satan zulässt, obwohl er doch die Macht haben sollte, ihn in die ewige Hölle zu verbannen. Ich muss zugeben, dass ich das bis heute nicht verstanden habe. Der Lehrer war, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage, uns Kindern das plausibel zu vermitteln.«

Pater Heumann verlor für einen Augenblick die Selbstsicherheit, schenkte sich in aller Ruhe Rotwein nach und sah erst dann wieder auf den Oberkommissar.

»Wenn wir diese wirklich wichtige Frage erörtern wollen, sollten wir uns zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Mal verabreden. Das ist äußerst komplex in der Erklärung und braucht seine Zeit. Ich hoffe jedoch, dass ich Ihnen helfen konnte. Wenn Sie mich brauchen, stehe ich immer gerne zur Verfügung.«

»Eine Frage hätte ich noch. Sie beschäftigen sich doch schon längere Zeit mit den Versuchen Satans, unter uns Menschen Fuß zu fassen. Dass er damit schon großen Erfolg hatte, kann ich Ihnen aus meiner Berufspraxis heraus nur bestätigen. Doch wäre für mich interessant, ob Sie in dem Umfeld, das Sie betreuen, einen Menschen kennen, der sich besonders stark mit dem Okkulten beschäftigt. Ich meine jetzt nicht diese dubiosen Séancen, bei denen Jugendliche sich an den Händen halten und Verstorbene auf Friedhöfen beschwören. Gibt es bei Ihnen bekannten Menschen vielleicht jemanden, der sich besonders auffällig dem Satan zugewendet zeigt? Wir müssen irgendwo mit der Suche beginnen. Sie sagten ja selbst, dass er nicht aufhören wird. Es ist also Eile geboten.«

Pater Heumann setzte sich wieder, nachdem er sich bereits erhoben hatte. Seine Stirn lag in Falten, wieder rieb er über die Christusfigur. Sven wartete geduldig, wollte ihn nicht drängen.

»Geben Sie mir einen Tag Zeit, Herr Spelzer. Ich möchte durch die vorschnelle Herausgabe eines Namens keinen Unschuldigen in Verdacht geraten lassen. Ich werde mir dazu Gedanken machen und Sie dann benachrichtigen, falls ich zu einem Ergebnis gekommen bin. Lassen Sie mir Ihre Karte hier. Nun muss ich Sie aber leider bitten ... Da warten noch zwei einsame Seelen auf meinen Besuch und das Wort Gottes.«

- Kapitel 4 -

Das Majestico-Hotel in Milano Marittima konnte von sich behaupten, schon seit Jahrzehnten besonders bei deutschen Gästen sehr beliebt zu sein. Lucia, die Betreiberin des Bagnos hinter dem Hotel, beglückwünschte sich selbst dazu, diesen kräftigen, dazu noch sehr gut aussehenden Mann durch Zufall in einem Café an der Viale Anello del Pino entdeckt zu haben. Sein geheimnisvolles Lächeln fiel ihr sofort auf. Schließlich fand sie sogar den Mut, den allein an einem Tisch sitzenden Fremden anzusprechen. Es war absolut nicht die Art dieser resoluten, geschäftstüchtigen Frau, Männer auf der Straße anzumachen. Doch Renato, der Café-Betreiber, hatte ihr gesteckt, dass dieser Kerl ihn nach einem Job gefragt hatte. Und genau den hatte sie zu vergeben.

»Buon Giorno, der Herr. Darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen? Keine Sorge, ich suche keinen Kontakt, wie Sie vielleicht vermuten könnten, aber Renato hat mir gerade verraten, dass Sie nach einem Job gefragt haben. Mein Name ist übrigens Lucia.«

Sie streckte dem Gast ihre Hand entgegen. Elmar Küper, wie er laut gefälschter Papiere jetzt hieß, erhob sich galant und zeigte auf den freien Stuhl neben sich. Die langhaarige Frau mit den freundlich blitzenden schwarzbraunen Augen war ihm schon aufgefallen, als sie die Bar betrat. Eine wahre Schönheit, wie er sich eingestehen musste. Sie stach sogar unter den Frauen dieses von attraktiven Menschen verwöhnten Landes hervor.

»Da haben Sie richtig gehört, Signora. Ich bin erst seit wenigen Tagen hier in der Stadt und suche eine Beschäftigung. Mein Name ist übrigens Elmar, Elmar Küper. Wüssten Sie denn jemanden, der eine Hilfe sucht? Ich muss allerdings einschränkend vorausschicken, dass ich nur wenige Worte italienisch beherrsche. Mit einem Kellnerjob wäre ich restlos überfordert, da ich nicht einmal die Getränkekarte verstehe.«

Lucia gefiel die offene Art des Mannes, der auch noch Manieren zu besitzen schien. Sie bedankte sich bei Renato, der ihr ein großes Glas Birra reichte. Nach einem kräftigen Schluck wendete sie sich wieder Elmar zu.

»Keine Sorge, Elmar. Ich darf Sie doch so nennen, oder? Ich suche derzeit selbst eine Hilfe, die mich an meinem Bagno am Ende der Traversa XI Pineta unterstützen kann. Wissen Sie, eigentlich käme es mir sogar sehr entgegen, dass Sie Deutscher sind. Ich habe sehr viele Besucher aus Ihrem Land, die sich darüber freuen würden, sich in der Heimatsprache verständlich machen zu können. Ich suche jemanden, der die Liegestühle und die Sonnenschirme beaufsichtigt und auch sonst für Ordnung sorgt. Wenn Sie den Gästen auch noch bei Bedarf Getränke und kleine Snacks an die Stühle bringen könnten, wäre das sicher verkaufsfördernd. Über die Bezahlung werden wir uns bestimmt schnell einig.

Haben Sie denn schon eine Bleibe hier im Ort, oder kann ich Ihnen bei der Suche behilflich sein? Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich könnte Ihnen eine kleine Wohnung im Nachbarhaus anbieten. Das gehörte meinen Eltern, jetzt wohnt darin eine liebe Freundin. Die würde sich wahrscheinlich darüber freuen, wenn ein Mann im Haus wäre, der eventuelle Einbrecher abhält. Wenn Sie auch noch handwerklich begabt wären, dann ist das ja wie ein Sechser im Lotto. Was sagen Sie dazu?«

»Was ich sage, Signora Lucia? Ich bin überwältigt. Damit hatte ich so schnell nicht gerechnet. Den Job und natürlich das Angebot mit der Wohnung würde ich sehr gerne annehmen. Es gibt da allerdings ein Problem.«

Lucias Freude schwand so schnell, wie sie gekommen war. Warum sollte dieser glückliche Zufall nicht auch wieder einen Haken haben. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Lucia versteifte sich.

»Ich höre.«

»Ich bin ohne jegliches Mobiliar, nur mit wenigen Textilien bewaffnet aus Deutschland direkt hierher gefahren. Ein Freund, bei dem ich in einer WG lebte, hatte seine große Liebe in einer Schauspielerin gefunden und mich netterweise von heute auf morgen vor die Tür gesetzt. Mich hat dort in der Heimat nichts mehr gehalten. Ich wollte nur noch weg, ein neues Leben beginnen. Und hier bin ich nun gelandet.«

Mit angehaltenem Atem war Lucia dem Geständnis ihres neuen Mitarbeiters gefolgt – hatte schon das Schlimmste erwartet. Jetzt atmete sie befreit auf.

»Herrgott, haben Sie mir einen Schrecken eingejagt. Wenn es mehr nicht ist. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Die Wohnung ist voll ausgestattet. Sie finden alles, vom Bettzeug bis zur Kuchengabel. Eventuelle Möbel hätten wir sowieso nicht zustellen können. Was machen Sie heute Abend noch? Haben Sie Zeit? Dann können wir uns Ihr neues Zuhause sofort anschauen. Und Fiorella wird sich sicherlich freuen. Ihren kleinen Sohn werden Sie bestimmt sofort in Ihr Herz schließen. Das ist ein richtiger Schatz, der Süße. Nur bitte, fragen Sie vorerst nicht nach dem Papa. Die beiden müssen erst darüber hinwegkommen, dass Toni vor einem Monat ertrunken ist. Man hat ihn morgens tot im Kanal, in der Nähe des Harleycafés gefunden. Die Polizei ermittelt immer noch. Doch kommen Sie jetzt, es sind nur ein paar Schritte bis zur Via Verdi. Aber vorher würde ich gerne mit Ihnen zum Bagno gehen, zu Ihrem neuen Arbeitsplatz. Einverstanden?«

»Bitte sagen Sie einfach Elmar und DU. Das SIE hört sich für mich so fremd an.«

»Aber nur, wenn Sie ... ich meine du ... Lucia zu mir sagst. Renato, per favore paga!«

 

»Darf ich dir deinen neuen Nachbarn, besser gesagt, Hausbewohner im Parterre vorstellen, Fiorella? Das ist Elmar. Dieser gut aussehende Kerl wird ab sofort bei mir am Bagno für Ordnung sorgen. Wo treibt sich übrigens der kleine Racker rum? Nico wird sich bestimmt freuen. Kannst du Elmar die Räume zeigen und ihn in die Geheimnisse des Zusammenlebens mit zwei Frauen und einem kleinen Jungen einweihen? Ich muss drüben noch die Abrechnung für die Woche machen. Zur Feier des Tages werde ich heute zur Pasta mit Spinat-Feta-Soße einladen. Das geht schnell. Das muss doch gebührend gefeiert werden. Sagen wir so um neun? Während ich arbeite, wird Nico wohl auftauchen. Bis gleich. Dann wirst du aber ein Glas Rotwein mittrinken müssen, Elmar.«

»Der wird mich bestimmt nicht umbringen. Allerdings garantiere ich nach dem zweiten Glas für nichts. Bin Wein nicht gewohnt.«

Erschrocken fuhr Elmar herum und spannte den Körper spontan an. Seine Hände formte er zu Fäusten. Erst mit Verzögerung sah er, wer ihn an der Hose gezupft hatte. Sofort zeigte sein Gesicht wieder das gewohnte Lächeln. Zwei dunkle Kinderaugen sahen zu dem großen Mann hoch. Die Frage stand unausgesprochen in dem schmalen Gesicht.

»Hallo, mein kleiner Freund, du bist bestimmt hier der Herr im Haus. Ich heiße Elmar. Man erzählte mir schon von dem starken Nico, der seine Mama beschützt. Vor mir musst du dich nicht fürchten, denn ich tue deiner Mama nichts. Ich werde hier wohnen und arbeiten. Wir haben extra auf dich gewartet, damit du mir das Haus zeigst ... so ganz unter Männern.«

»Bist du jetzt mein neuer Papa?«

Fiorellas Gesichtsfarbe wechselte augenblicklich ins Dunkelrot. Sie ging in die Knie und fasste ihren Sohn fest an den Schultern.

»Aber nein, lieber Nico. Du hast doch gehört, dass der Mann hier nur arbeiten wird, das heißt bei Tante Lucia. Damit er irgendwo schlafen und leben kann, hat sie ihm, genau wie uns oben die Wohnung hier unten vermietet. Du wirst ihn zwar jetzt häufiger sehen, doch es ist nicht dein neuer Papa.«

Elmar war nicht entgangen, dass sich die beiden Frauen fragend ansahen, als sie seine harsche Reaktion mit einem unverkennbaren Erschrecken registriert hatten. Ihre Gesichter entspannten sich jedoch wieder, als Elmar mit dem kleinen Nico an der Hand in den hinteren Räumen verschwand. Ihr intensives Geplapper war noch lange zu hören, bis Lucias Ruf zum Essen über den Hof schallte.

- Kapitel 5 -

Pater Heumann suchte sämtliche Klingelschilder ab, stoppte bei dem untersten überklebten Zettelchen in der rechten Reihe. Ganz geheuer war ihm nicht, als sein Finger über dem schmutzigen Knopf schwebte, unschlüssig, wirklich zu drücken. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass dieses riesige Haus überhaupt noch bewohnt war. Schon seit Monaten ging durch die Presse, dass der Block zum Abriss freigegeben war. Ein Landschaftspark der neuen Generation war bereits geplant, der mehrere Altersgruppen unter einem Dach vereinen sollte. Allerdings kursierten die Gerüchte, dass sich in der Zwischenzeit Nichtsesshafte und Flüchtlingsfamilien in den nun verlassenen Wohnungen breitgemacht hatten. Vor etwa einem Jahr wohnten hier noch einige seiner Schäfchen, mit denen er ein Programm zur Bekämpfung von Okkultismus durchgezogen hatte. Sie hatten sich danach in alle Winde zerstreut, neue Freunde gefunden oder Familien gegründet. Ohne wirklich daran zu glauben, hier noch jemanden aus der Gruppe anzutreffen, drückte er beherzt den Klingelknopf. Wie erwartet blieb alles ruhig im Haus. Niemand drückte ihm die Tür auf.

Der Pater schlug den Kragen seines schwarzen fast knöchellangen Mantels hoch. Das Nieselwetter machte ihm sehr zu schaffen. Seine eh schon krankheitsbedingte Konstitution und die jüngste Chemo sorgten dafür, dass ihm jeder längere Fußmarsch kräftig zusetzte. Als er gerade mit einem Seufzer umdrehen wollte, öffnete sich die Tür einen Spalt. Der Pater sprang einen Schritt zurück.

»Verdammt, mach das bloß nicht wieder. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass du noch hier wohnst. Ich bin ja fast vor lauter Schreck gestorben. Puh, einen Moment noch ... ich muss den Puls wieder runterkriegen.«

Der groß gewachsene schlanke Mann mit den stechenden Augen zog die Tür nun ganz auf und wartete schweigend ab, bis sich Pater Heumann wieder beruhigt hatte. Ein leises Klopfen, das aus den Tiefen des Flurs drang, zeugte davon, dass dieser heruntergekommene Block tatsächlich noch bewohnt wurde. Der Pater glaubte sogar, Stimmen gehört zu haben. Da die Dämmerung bereits aufgezogen war und der Nieselregen den Himmel zusätzlich verdunkelt hatte, erschien das unbeleuchtete Treppenhaus in einem undurchdringlichen Dunkel zu verschwimmen.

»Wohnst du tatsächlich noch in dieser Ruine? Das ist doch menschenunwürdig. Außerdem wurden hier doch schon vor langer Zeit Strom und Wasser abgestellt. Darf ich reinkommen?«

Der Mann trat ohne jedes weitere Wort zur Seite und wies zur Kellertreppe.

»Da unten hast du dich jetzt eingerichtet? Gut, dass ich vorbeigekommen bin. Das werden wir schleunigst ändern. Warum bist du nicht zu mir gekommen? Ich hatte es dir doch angeboten. Die Beziehungen zum Sozialdienst der Stadt habe ich immer noch. Lass uns aber heute erst einmal miteinander reden. Geht´s da runter? Dann geh mal vor, ich bleib dir auf den Fersen.«

Pater Heumann kannte die penetranten Gerüche von Behausungen, die er so oft antraf, wenn er seine Zöglinge besuchte. Das war auch der Grund, warum er sich nicht über den eigenartigen Gestank wunderte, der ihm schon an der Eingangstür zum Kellergewölbe entgegenschlug. Er rümpfte zwar die Nase, sagte jedoch nichts. Was ihn viel mehr irritierte, waren die im gesamten Raum verteilten Kerzenständer, in denen jetzt nur wenige Lichter ein mäßiges Licht spendeten. Man konnte schemenhaft die Einrichtung erkennen, was sich änderte, als sich die Augen des Geistlichen langsam an die Dunkelheit gewöhnten.

Schon vor Jahren hatte Pater Heumann in der Gruppe, zu der auch dieser damals junge Bursche gehörte, klare Zeichen für Satanismus entdeckt. Allerdings erschien ihm das Aufhängen der verschiedensten Symbole mehr als Protest gegen die Erwachsenenwelt und bezeugte die Ablehnung der Botschaften der Kirchen. Wenn er damals noch relativ harmlose Symbole wie das Nerokreuz, das Hakenkreuz und das Saturnzeichen, was man auch den Teufelshaken nannte, bei den jungen Menschen vorfand, waren es jetzt eindeutige Symbole des Satans. Sein Blick blieb lange an dem umgedrehten Pentagramm hängen, das übergroß an die Wand gemalt worden war. Es schien dem Pater, als wäre es mit Blut gezeichnet worden. Schnell verwarf er den Gedanken an Menschenblut, da er wusste, dass man dazu gerne das Blut von geopferten Hühnern nutzte.

Dennoch beunruhigte ihn besonders dieses Zeichen, da in der Szene der umgekehrte, fünfzackige Stern als bekanntes Bekenntnis für die Verehrung des Satans stand. Die beiden Ziegenkopf-Hörner an seiner Spitze sollen Satan als wahren Gott darstellen. Heumann spürte die bohrenden Blicke in seinem Rücken, als er sich forschend durch den großen Raum bewegte, immer mal wieder stehenblieb, um fremdartige Schriften und Runen zu entziffern. Noch immer hatte der Mann keinen Laut von sich gegeben. Vergebens suchte der Pater nach der Quelle für diese seltsamen Töne, die nur entfernt an Musik erinnerten. Sie drangen, ohne dass er es bewusst zuließ, in die Tiefen seines Verstandes ein und blieben dort haften. Er erschrak heftig, als er sich umdrehte und zu einer Frage ansetzte.

Das ihm bekannte Gesicht des jungen Mannes befand sich nun direkt hinter ihm, direkt auf Augenhöhe. Die ungewöhnlich ausdrucksstarken Augen bohrten sich in seine, hielten den Blick gefesselt. Vergeblich versuchte der Geistliche, sich aus dieser hypnotischen Umklammerung zu befreien. Dass der junge Mann sein ehemals lockiges langes Haar gegen eine Glatze eingetauscht hatte, hatte Heumann schon an der Haustür als Modetick abgetan. Nun sah er jedoch in ein Gesicht, das ihm äußerst fremd erschien, das jegliche Unbekümmertheit der Jugend verloren hatte. Es war eine Mischung aus Spott und Hass, die es beherrschte und versuchte, nun auch ihn zu kontrollieren. Heumann bemühte sich weiter, das Eindringen fremder Gedanken zu blockieren, wollte aufbegehren. Nur einige leichte Lippenbewegungen waren das schlichte Ergebnis dieser Bemühungen. Unfassbare Angst sprang ihn plötzlich an.

Die Töne im Hintergrund schienen anzuschwellen, dominierten seinen Geist, nahmen ihm jegliche Möglichkeit, sich aus dem Bann dieser Musik zu befreien. Immer näher kam sein Bezwinger, bis er sogar seine Nase berührte. Die Worte, die tief in seinem Geist einschlugen, kamen definitiv von diesem ihm jetzt fremden Mann, ohne dass sich dessen Lippen erkennbar bewegten. Es war nur ein Zischeln.

Hast du wirklich an meiner Macht gezweifelt, du erbärmlicher Wicht? Was glaubst du, kann dein Gott gegen mich ausrichten? Siehe, selbst dein albernes Kreuz, das du zu deinem Schutz um deinen Hals gehängt hast, hat keinerlei Wirkung auf meinen Einfluss. Dein Christus ist tot. Er ist wirklich tot und kann dir nicht mehr helfen. Er sitzt nur an der Seite seines Vaters und schaut tatenlos zu, wie ich hier auf Erden die Macht übernehme. Eure beschissene Welt interessiert diese Mischpoke im Himmel nicht im Geringsten. Du und deine verfickte Kirche seid ein Nichts, hörst du? Ihr seid ein untergehendes, auf Lügen aufgebautes Nichts. Es war so erschreckend einfältig, wie du dich bemüht hast, uns arme Verirrte damals wieder auf den rechten Weg zu führen. Den habe ich nie verlassen, du Träumer. Du warst es, der den falschen Weg ging. Ich werde dir nun beweisen, wie erbärmlich du bist, Pfaffe.

Während Heumann diese Warnungen vernahm, drängte ihn die Gestalt immer mehr in Richtung einer Tür, die man erst mit dem zweiten Blick als solche erkannte. Sie war ein Teil der Wand, nur schmale Schlitze verrieten sie hinter der Tapete. Mit dem Rücken stieß Heumann sie auf und spürte im gleichen Augenblick diesen Schwall heißer Luft, der aus dem dahinterliegenden Raum über ihn hinwegfegte. Nicht nur der Luftzug ließ sein Nackenhaar hochschnellen, auch die Angst mischte sich darunter. Hilflos musste er den Befehlen dieser Stimme gehorchen, schritt unentwegt rückwärts, bis ihn ein harter Gegenstand aufhielt. Seine Hände erfühlten eine grobe Holzkante.

Zieh dich aus, du Unwürdiger. Heute werden wir der Welt beweisen, wie schwach dein Gott in Wirklichkeit ist. Ich gebe ihm die letzte Chance, sich einem seiner treuesten Jünger anzunehmen. Du wirst sehen, dass nichts geschehen wird, was dich vor der Reise in die unumstrittene Welt der Wahrheit bewahrt. Ich alleine bin dein Fürst, dein Lenker.

Der Schweiß, der sich auf der Stirn des Paters gebildet hatte, lief nun in Strömen, ohne dass er es verhindern konnte, brannte in den schreckgeweiteten Augen. Er wehrte sich vergebens dagegen, dass sich seine Finger den Knöpfen näherten, die sein Hemd zusammenhielten. Stück für Stück entledigte er sich seiner Kleidung. Seine Augen waren flehend auf den Mann gerichtet, von dem die Befehle zu kommen schienen. Dessen Blick war unerbittlich, verachtend. Ein kräftiger Stoß beförderte Pater Heumann auf den riesigen Holztisch, eine unerklärliche Macht hielt ihn dort fest.

Die kräftigen Hände des Mannes zerrten den nackten Körper des Paters in die Mitte des Tisches und befestigten seine Hände an den Ketten, die aus diversen Löchern herausschauten. Um die Fußfesseln schlossen sich ebenfalls massive Ringe. Heumanns Körper gab jeden Widerstand auf und verfiel in ein unkontrollierbares Zucken und Beben. Das Gesicht des Teufels in Menschengestalt, der sich jetzt ebenfalls der Kleidung entledigt hatte, zeigte ein grausames Lächeln. Hilflos musste Pater Heumann mit ansehen, wie das Kohlefeuer mit einem Blasebalg weiter angefacht wurde. Seine stillen Gebete gingen unter im Knistern des Feuers und der unheimlichen Musik, die sämtliche Sinne beherrschte. Er setzte die letzte Waffe ein, die ihm wirksam erschien.

»Vater unser, der du bist im Himmel ...«

- Kapitel 6 -

»Wo? Keiner rührt etwas an, bevor ich mit der Spurensicherung da bin. Sichert den Bereich ab und wartet auf mich.«

Sven legte die heiße Stirn für einen Augenblick an die kühlende Scheibe. Diesen Anruf konnte er an diesem Morgen überhaupt nicht gebrauchen. Er wollte eigentlich mit seinen Leuten die Listen durchgehen, in denen sein Team alle möglichen Typen vermerkt hatte, die schon einmal in Richtung Satanismus auffällig wurden. Einen weiteren Fall in diesem Bereich hatte er so schnell nicht erwartet. Dieser Dreckskerl musste es aber eilig haben, sein Reich zu erweitern.

»Hallo Ruhnert. Tut mir leid, dass ich Sie stören muss, aber wir werden gebraucht. Eine Leiche, männlich, am Südwestfriedhof, Fulerumer Straße. Sie kennen doch bestimmt den Platz vor der Trauerhalle, oder? Ich fahre mit Hörster schon vor und warte dort auf Sie. Ja, ja ... ich weiß, dass das ganz große Scheiße ist, aber der Killer wusste wohl nichts davon, dass Sie sich heute Nachmittag freigenommen haben. Der Baumarkt wird morgen auch noch da sein. Sie können sich Ihren neuen Rasenmäher ja auch zurücklegen lassen.«

Wie schon so oft fragte sich Sven ernsthaft, warum er jemals zur Polizei gegangen war. Wie gerne würde er einfach mal pünktlich Feierabend machen und sich mit Freunden zum Fußball oder Grillen treffen. Zwei Sachverhalte sprachen gegen diesen Wunsch. Zum einen die Häufigkeit der Gewaltverbrechen und zum anderen hatte er keine Freunde. Krassnitz stand mit ihren Unterlagen in der Tür, starrte erstaunt auf ihren Chef, mit dem sie eigentlich das Meeting geplant hatte. Sven schlug sich gegen die Stirn.

»Ach ja, Sie hatte ich ganz vergessen. Bitte sagen Sie den anderen Bescheid, dass wir die Besprechung verlegen müssen. Eine Leiche am Südwestfriedhof. Hörster und ich fahren hin.«

 

Wie versteinert blickte Sven auf den Leichnam, den der Täter sehr werbewirksam mit Stacheldraht rücklings an eine der beiden Steinsäulen gebunden hatte, die fünfzehn Meter hoch den freien Platz vor der Trauerhalle überragten. Auf ihrer Spitze war jeweils ein Kreuz montiert. Eine makabre Umgebung, um das Werk eines Mörders zur Schau zu stellen. Der tiefere Grund dafür ging den Beamten ein, als sie die Wunden sahen, die der Täter dem Opfer zugefügt hatte. Sobald man sich dem Tatort näherte, fiel sofort die breite Öffnung am Oberkörper auf.

»Das Schwein hat dem Mann erst hier das Herz förmlich herausgerissen. Die starken Blutungen beweisen das eindeutig. Das Brustbein wurde nach meinem Gefühl mit zwei bis drei Axtschlägen zerteilt, ebenfalls hier. Der Mann lebte zu diesem Zeitpunkt noch. Das große Loch hatte erhebliche Mengen an Blut heraustreten lassen, das den gesamten Leib bedeckt und größtenteils im Boden versickert war. Allerdings sind ihm diese restlichen Verletzungen weit früher zugefügt worden. Die haben weniger geblutet, was darauf zurückzuführen sein könnte, dass man ein Brenneisen verwendet hat, was die Wunden sofort wieder versiegelte. Die Zeichen erscheinen mir wieder satanisch, sind aber nicht gleich mit denen des Mädchens. Trotzdem wette ich, dass wir es mit dem gleichen Täter zu tun haben.«

Ruhnert betrachtete sich die Wundränder genauer, während er Sven seine ersten Einschätzungen preisgab. Hörster fotografierte die seltsamen Symbole, um schnellstmöglich deren Ursprung und Bedeutung recherchieren zu können. Sven starrte immer noch auf das Gesicht des Opfers, konnte einfach nicht glauben, dass er noch gestern mit diesem netten Pfaffen geredet hatte. Er würde viel dafür geben, um zu wissen, warum der Geistliche derart schnell Kontakt zu seinem Mörder aufgenommen hatte oder vielleicht sogar umgekehrt. Zwei Männer seines Teams waren schon vor Ort, um herauszufinden, ob die Wohnung des Paters auch der Tatort gewesen sein könnte.

»Ich muss mit der Klinikleitung meine Außendienstvergütung neu verhandeln. Ich verbringe ja mehr Zeit an Tatorten als an meinem Arbeitsplatz.«

Sven schreckte hoch, als er Karins Stimme direkt neben sich vernahm. Den flüchtigen Kuss auf die Wange bekam er kaum mit.

»Woher wusstest du ...?«

»Kriminalrat Fugger.«

»Der Alte scheint an dir oder zumindest an deinen Fachkenntnissen einen Narren gefressen zu haben. Ein Wunder, dass ich es in den meisten Fällen noch vor dir schaffe, am Tatort zu sein.«

»Hört, hört. Der Herr Oberkommissar Spelzer beschwert sich über die Konkurrenz. Wenn dir meine Anwesenheit nicht zusagt, kann ich ja ...«

»Mach mal halblang, Schatz. Der scheint wirklich ...«

»Wundert dich das? Ich bin doch auch wunderbar. Das habe ich noch heute Nacht von jemandem gehört, kurz bevor er mir ins Ohr biss. Mir fällt nur gerade nicht der Name ein.«

Ruhnert gab sich keine Mühe, sein Grinsen zu verbergen. Mit einem tiefen Stoßseufzer mühte er sich aus der Hocke wieder in die Senkrechte. Svens bösen Blick ignorierte er großzügig.

»Na, Kollege Ruhnert, der sieht schon ziemlich blutleer aus. Da wird wohl nicht mehr viel im Körper sein. Haben Sie schon nach dem Hackebeil suchen lassen, mit dem der Täter hier gearbeitet hat?«

Karin hatte sich bei Ruhnert untergehakt und schob den kleinen Kugelblitz hinter die Säule, um sich die Hände zu betrachten, die ebenfalls mit Stacheldraht zusammengebunden waren.

»Was glauben Sie, warum dieser Wahnsinnige überall diesen sperrigen Draht verwendet hat? Ich meine, mit der Dornenkrone hat er sich ja besondere Mühe gegeben.«

»Ich vermute mal, weil er wusste, dass er es mit einem Geistlichen, einem Vertreter Gottes zu tun hatte. Für die Öffentlichkeit sollte das wohl die Verhöhnung der Leiden Christi sein. Vielleicht will er damit zeigen, dass er solche Rituale immer wieder ungestraft durchführen kann. Für mich ist das sein deutlicher Hinweis darauf, wie groß die Macht des Satans auf Erden bereits ist und wie machtlos unser Gott dem Geschehen gegenübersteht. Irgendwie macht mich das nachdenklich. Ehrlich gesagt, es bereitet mir ein ungutes Gefühl, liebe Frau Hollmann.«

Ruhnert sah wirklich besorgt aus und blickte Karin fragend an. Es war ein seltsames Bild, das zwei komplett unterschiedliche Männer zeigte, die sich bei einer schönen Frau unterhakten und vor einer übelst zugerichteten Leiche intensiv diskutierten.

 

Hörster schnippte mit den Fingern und suchte damit Svens Aufmerksamkeit, der die Fotos an der Wand studierte.

»Ich habe da was, Chef. Dieses Symbol, das dem Pater Heumann in die Bauchdecke eingebrannt wurde, stellt das gekrümmte Kreuz der Verwirrung dar. Das Zeichen wurde erstmals von den Römern benutzt, um die Wahrheit des Christentums infrage zu stellen. Passt doch hervorragend, das ausgerechnet an einem Geistlichen zu verwenden. Es gibt schon noch einige Satansymbole im Netz. Wenn der Täter die alle bei Opfern durchziehen will, haben wir ja noch eine Menge an Arbeit zu erwarten.«

Die bedrückenden Bilder der Opfer, die Sven auf der Magnetwand verteilt hatte, faszinierten ihn derart, dass er sich nicht einmal zu Hörster umdrehte. Er ergänzte lediglich dessen Bemerkungen.

»Ich sehe gerade, dass dieses Tier dem Pater zusätzlich noch die drei Sechsen in den Hals geritzt hat. Das scheint sein Favorit zu sein. Eigentlich sehr schade, dass uns mit Pater Heumann ein Kenner der Szene verloren geht. Wir sollten uns mal mit den Menschen beschäftigen, zu denen der Pater in der letzten Zeit Kontakt hatte. Es könnte ja sein, dass er derzeit jemanden betreute, vielleicht sogar eine Gruppe. Er sprach bei meinem letzten Besuch davon, dass er Jugendliche betreut, die sich dem Okkulten zugewendet haben.«

Krassnitz, die mit frischem Kaffee auf einem Tablett aus der Küche kam, hatte die letzten Worte ihres Chefs noch mitbekommen. Sie stellte alles auf dem Besprechungstisch ab und sinnierte vor sich hin.

»Warum muss es unbedingt ein Mann sein? Ich kann mir in der Rolle eines fanatischen Satananbeters auch gut eine Frau vorstellen. Die können manchmal auch sehr, sehr böse sein. Seht euch mal diese Gruppen von Gruftis an, die mit ihren schwarzen Kutten über die Friedhöfe latschen. Da sind jede Menge Mädchen bei. Die Tochter meiner Nachbarin hatte sich mal in einer solchen Gruppe rumgetrieben und die Mutter hatte tierische Angst, ihre Tochter könnte sich mit dem Teufel verbünden und dass sie einem dem Manson ähnlichen Anführer nachläuft. Ich habe ihr damals Material zu diesen Gruppierungen besorgt. Die Kleine ist jetzt wieder völlig normal, sie kifft nur manchmal noch.

Mittlerweile ist bewiesen, dass wir diese Gothic-Anhänger oder Dark Waver, so wie sie heute auftreten, nicht in den Bereich von Okkultismus einordnen sollten. Die sind in der Regel völlig harmlos, vielleicht etwas verklärt, aber keine Satanisten. Klar, man kann nicht gänzlich ausschließen, dass sich auch da Randgruppen bilden, bis hin zu Vampirismus, Neo-Folk, germanisch-heidnische Gruppen. In den absolut wenigsten Fällen verirrt sich manchmal jemand im Satanismus. Bei denen muss aber festgehalten werden, dass in ihren Genen von Natur aus der Hang zu Gewalttaten vorhanden ist. Das ist jedoch nicht szenetypisch.«

Während Krassnitz erzählte und dabei den Tisch deckte, waren Hörster und Sven an den Tisch getreten und saßen nun mit geöffnetem Mund auf ihren Stühlen. Als sie geendet hatte und die Männer noch immer auf ihren Mund starrten, ließ sie einen Teelöffel auf die Tischplatte fallen. Sie fuhren erschrocken zusammen.

»Hallo, meine Herren. Ist da noch jemand zu Hause bei Ihnen? Was ist los?«

»Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue, Krassnitz. In Ihnen schlummern ja Talente, die man bisher nicht genug gewürdigt hat. Sie sind ja eine lebende Enzyklopädie. Wozu googeln wir überhaupt noch, wenn wir Sie haben?«

»Jetzt hören Sie aber auf damit, Chef. Das sollte eigentlich jeder wissen. Man tut diesen jungen Menschen so oft Unrecht, wenn wir sie in die Ecke des satanischen Packs stellen. Diese Gothic-Szene ist eigentlich eine ausgesprochen friedliche Jugendkultur mit sensiblen, wenn auch manchmal etwas wirklichkeitsfremden Mitgliedern. Die entdecken sich eben auf einer anderen Ebene und haben mit den Gewaltexzessen der Satanisten nichts am Hut. Verdammt, ich habe den Zucker vergessen.«

»Lassen Sie nur, Krassnitz, ich hole den schon. Bleiben Sie nur sitzen.«

Hörster stürzte in die Küche. Ein andauerndes Klappern ließ Sven und Krassnitz grinsen. Nach einiger Wartezeit, die weiterhin von auf- und zuschnappenden Schubladen begleitet wurde, schrie Krassnitz über die Schulter.

»Oben rechts im Schrank, über der Kochstelle, Hörster.«

- Kapitel 7 -

Elmar Küper hatte schon weitaus schlimmere Jobs in Deutschland hinter sich gebracht. Die gefälschten Papiere machten es für ihn relativ ungefährlich, hier in Cervia einer Nebenbeschäftigung nachzugehen. Das Klima an der oberen Adriaküste mochte er. Allerdings hatte er davon gehört, dass es im Hochsommer schon ziemlich heiß werden konnte. Der groß gewachsene, gut aussehende Deutsche fand sehr schnell seine Fangruppe unter den weiblichen Touristen, die ihm, während er ihnen die Liegestühle auf den Strandabschnitten hinter den Hotels aufstellte, kleine Zettelchen mit Handy- oder Zimmernummern zuschoben. Obwohl das Leben in diesem vor allem bei den Deutschen beliebten Touristenort nicht gerade billig war, konnte er schon allein von den Trinkgeldern recht gut leben. Charmant hielt er sich diese plumpen Avancen vom Leib, lehnte jeglichen privaten Kontakt zur Damenwelt ab. Kaum jemand konnte noch das minimale Hinken an ihm feststellen, da er das durch seinen täglichen Sport fast restlos kompensieren konnte.

»Wieso gehst du abends nicht mal tanzen, Elmar? Die Weiber dürften dir doch in Scharen zulaufen. Nun ja, ich gebe zu, so gut wie ein richtiger Italiener siehst du nicht aus, aber für einen Deutschen ...«

Renato konnte es nicht lassen, den Stammgast, der jeden Abend am gleichen Tisch seine zwei Gläser Bier trank, zu veralbern. Mit der Zeit hatte sich sogar eine gewisse Männer-Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Elmar war auch der Einzige, der seine schmucke Aprilia RS 125 vor dem Café-Eingang parken durfte. Wenn Renato genießerisch mit der Hand über seine kleine Kugel rieb, die sich über dem Hosengürtel wölbte, sparte Elmar auch nicht mit entsprechenden Kommentaren. Leider blieb ihnen kaum mal eine Gelegenheit, gemeinsam Essen zu gehen, da die Arbeitszeiten dazu ungünstig waren.

»Da kommt deine Chefin, Elmar, setz dich aufrecht hin und trink nicht wieder versehentlich ihr Bier aus ... so wie gestern. Ich zapfe ihr schon mal eins an.«

Während Renato hinter den Tresen schlurfte, ließ sich Lucia mit einem Seufzer auf den Stuhl fallen. Mit beiden Händen warf sie ihre prachtvolle Mähne über die Schultern und schüttelte ihr Haar mit nach hinten geneigtem Kopf. Elmar liebte diese Geste, die sie des Öfteren am Tag wiederholte. Hin und wieder verglich er diese wunderschöne Frau mit der reifen Erscheinung von Karin. Obwohl sich die Frauen absolut nicht vergleichen ließen, erwischte er sich immer wieder dabei, dass er es trotzdem tat. Die überaus intelligente, etwas unnahbare Frau aus Deutschland stand in einem krassen Gegensatz zu dieser schwarzhaarigen rassigen Schönheit des Südens, die eine unbeschwerte Leichtigkeit an den Tag legte. Das tat sie, obwohl das Geschäft, mit dem sie tagtäglich ums Überleben kämpfen musste, sehr anstrengend war. Ein Zwölf-Stunden-Tag war normal, wobei noch nicht der Haushalt eingerechnet wurde. Trotzdem strahlte sie eine unbändige Lebenslust aus, die ansteckte.

»Elmar ... ich habe dich etwas gefragt. Wo bist du nur mit deinen Gedanken? Steckt da vielleicht eine Frau dahinter?«

Ihr glockenhelles Lachen sorgte dafür, dass einige Gäste zu ihnen hinübersahen. Sie legte ihre Hand auf Elmars und drehte sie um.

»Zeige mir deine Lebenslinien, du Casanova. Ich werde dir sagen, wohin dich dein Schicksal führt.«

Obwohl Elmar nichts von diesem Unfug hielt, beließ er seine Hand bei ihr und blickte hilfesuchend zur Theke. Renato zuckte nur mit den Schultern und lachte. Elmar stutzte, als er die zerfurchte Stirn Lucias betrachtete.

»Das gibt es doch nicht. Da sitzt vor mir einer der attraktivsten Männer aus Germania und was muss ich an den Liebeslinien sehen? Es gibt sie eigentlich gar nicht. Du verdammter Kerl hast noch nie geliebt? Ich glaube das einfach nicht. Weder in der Jugend noch in den letzten Jahren gab es Liebe oder Trennung. Hier ist andeutungsweise was zu erkennen, aber die Falte ist hauchdünn. Was ist los mit dir? Bist du ein Androide, eine künstliche Intelligenz? Hurra, ich beschäftige einen Roboter, der niemals müde wird. Dann brauche ich dich ja auch nicht entlohnen. Klasse. Hier und da mal ein Update und der nächste Tag kann kommen.

Aber jetzt mal Spaß beiseite, Elmar. Gab es denn bei dir tatsächlich bisher niemanden? Keine Freundin, keine Ehefrau, keine Scheidung?«

Abrupter als er es eigentlich beabsichtigte, zog er seine Hand zurück und ergriff das Bierglas. In einem Zug leerte er es und winkte Renato zu, dass er ein drittes Glas wollte. Nach kurzem Zögern zapfte der an.

»Habe ich etwas Falsches gesagt? Bin ich dir zu nahe getreten, Elmar. Bitte verzeih mir, das war nicht meine Absicht. Das ist allein deine Angelegenheit und ich habe nicht das Recht, dich ...«

»Es ist schon gut, Lucia. Ich bin dir doch gar nicht böse. Warum das so ist, kann ich dir nicht erklären. Habe wohl die Passende noch nicht gefunden, oder die Frauen mögen mich nicht mehr, wenn sie mich näher kennengelernt haben. Und dann kommt meistens noch dazu, dass die Frauen, die ich mag, schon vergeben sind. Wer weiß? Ist ja auch völlig egal.

Wo wir gerade so beim Thema Liebe sind. Mir tut es immer so leid, wenn ich abends das Weinen von oben höre. Fiorella hat ihren Mann wohl sehr geliebt? Sie kommt schlecht über seinen Tod hinweg. Was ist da eigentlich genau passiert?«

Lucia sah auf ihre Hände und wartete ab, bis Renato wieder verschwand, nachdem er jedem von ihnen ein Bier und ein Schälchen mit Knabbereien hingestellt hatte.

»Darüber redet man hier nicht so gerne. Du musst wissen, dass Toni und Fiorella damals, noch bevor Nico geboren wurde, eine Lizenz für den Bootsverleih in Cervia und Milano Marittima bekamen. Die konnten ganz gut davon leben, zumindest im Sommer. Im Winter lebten sie von dem Ersparten. Toni arbeitete außerdem für einige Wintermonate als Skilehrer in den Dolomiten. Dann sahen sich die beiden nur sporadisch. Eigentlich war alles perfetto. Doch eines Tages kamen sie zu ihm und forderten eine Schutzgebühr von den beiden.«

»Schutzgebühr? Schutz wovor? Hier tut dir doch niemand etwas.«

»Ich sehe schon, Elmar, du kennst dich mit den Gepflogenheiten hier nicht aus. Fast jeder zahlt hier einen gewissen Obolus, damit Ruhe herrscht und du deinen Job ungestört von Ganoven ausüben kannst. Wenn du länger hier bist, wirst du feststellen, dass es so gut wie keine Diebstähle gibt. Du kannst in dieser Gegend als Tourist ziemlich sicher sein, dass dir keiner das Geld klaut oder dass jemand in dein Hotelzimmer einbricht. Tut es dennoch einer, so wünsche dir nicht, in seiner Haut zu stecken.

Es ist dennoch vor langer Zeit passiert. Man erzählt sich, dass dieser Scheißkerl erwischt wurde und an eine Pinie genagelt wurde. Danach hatten wir Ruhe vor dem Gesocks. Nie wieder wurde einer beklaut. Nun kommt es vor, dass fremde Familien hier ihr Glück versuchen und örtliche Geschäftsleute abkassieren wollen. Fiorella erzählte irgendwann davon, dass zwei Männer bei Toni waren und ihren Schutz angeboten haben. Sie gehörten zur Ndrangheta-Familie, einer Organisation aus dem Süden, die sich wie die Pest ausbreitet. Bisher lebten wir mit der Cosa Nostra ganz gut und hatten unseren bezahlten Frieden. Toni hat sie weggejagt und deutlich gemacht, dass er schon hier vor Ort zahlt und von dem Vorfall berichten würde. Das hat er bei der Polizei gemeldet. Drei Tage später hat man ihn aus dem Kanal gezogen. Er war ertrunken, sagt man. Zufall? Seitdem sucht man nach den beiden Männern. Aus einem Fond erhalten Fiorella und Nico von der Familie eine monatliche Unterstützung, damit sie hier auch im Winter überleben können. Im Sommer läuft der Bootsverleih ja ganz ordentlich.«

»Heißt das, dass jeder von euch an ...?«

»Können wir über etwas anderes reden, Elmar. Wenn du über die Strukturen der Mafiafamilien mehr erfahren möchtest, solltest du mit den richtigen Leuten reden. Dort drüben, auf der anderen Straßenseite sitzt zum Beispiel einer, der sich da bestens auskennt. Siehst du den fetten Sack mit dem weißen Borsalinohut und dem Schnurrbart? Ich meine den, der schon eine ganze Weile zu unserem Tisch herübersieht. Das ist Commissario Paretti. Der kennt jeden und jeder kennt ihn. Lege dich besser nicht mit ihm an. Respektiere ihn und er lässt dich in Ruhe. Der Commissario kümmert sich übrigens auch um den Fall Toni.«

Erst jetzt fiel es Elmar auf, dass dieser Mann unablässig zu ihnen herüberblickte. Als er den Blick erwiderte, tippte der Mann an seine Hutkrempe und schickte ein schmieriges Lächeln herüber. Elmar nickte zurück. In diesem Moment konnte er nicht ahnen, wie bedeutsam sich ihre Wege noch kreuzen würden.

- Kapitel 8 -

Das Vergnügen, dienstags den Flohmarkt Des Einfachen in der Via Toscana zu besuchen, ließ sich Elmar auch an diesem Tag nicht entgehen. Die handgemachten Produkte und biologischen Artikel hatten es ihm angetan. Außerdem traf er dort oft Gäste, die er tagsüber am Bagno versorgte. Mittlerweile beherrschte er einige Brocken italienisch und vermittelte gerne zwischen den Händlern und Touristen. In den meisten Fällen erzielte er ein Ergebnis, mit dem beide Seiten gut leben konnten. Die gelöste Markt-Atmosphäre lockte sogar Besucher aus den umliegenden Ortschaften an.

»Sie scheinen bei den Gästen sehr beliebt zu sein. Es ist ein Vergnügen, Ihnen beim Handeln zuzusehen. Sie haben Talent, das gefällt mir.«

Elmar hatte den Mann nicht bemerkt, der ihn schon eine Weile aus dem Schatten eines Vorzeltes beobachtete. Jetzt erkannte er den weißen Borsalinohut, unter dem sich Commissario Paretti versteckte. Seitdem Lucia von ihm erzählt und er ihn über die Straße hinweg begrüßt hatte, waren sie sich nicht ein einziges Mal begegnet. Elmar bedauerte diese Tatsache nicht eine Sekunde.

»Ich grüße Sie, Commissario. Ja, es macht mir wirklich Spaß, den Leuten zu helfen. Wir wollen ja schließlich beide nicht, dass entweder Kunde oder der Händler unzufrieden sind. Und es muss fair für beide Seiten bleiben.«

»Hört hört, ein ehrenwerter Mann, der für die Gerechtigkeit in unserer schönen Stadt eintritt. Sie werden mich noch arbeitslos machen, Signor.«

Lachend schlug der Commissario seine fleischige Hand auf den Rücken des Mannes, der ihn um einen halben Kopf überragte. Paretti gehörte genau zu dem Kreis von Männern, die Elmar verabscheute. Er mochte diese selbstgefällige Form der Darstellung nicht besonders. Heute trug der Gesetzesvertreter das auffällige Weiß nicht nur in seinem altmodischen Hut, sondern es beherrschte auch Sakko und Hose. Elmar fühlte sich in eine Szene aus dem Film Der Pate versetzt, in dem der junge Vito Corleone von einem derart gekleideten Gecken in New York City drangsaliert wurde. Er liebte die Szene, als ihn Vito schließlich auf der Straße hinrichtete.

»Man hat mir zugetragen, dass Sie im Bagno von Lucia Moretti den Gästen zur Hand gehen. Bravo. Man sagt euch Deutschen ja nach, dass ihr sehr fleißige Arbeiter seid. Das wird Lucia gefallen. Sie ist ja auch eine ... sagen wir einmal ... besondere Frau. Äußerst attraktiv, vermögend, alleinstehend. Man könnte sie als gute Partie bezeichnen. Ja, ja ... Lucia kann einem Mann sehr schnell den Kopf verdrehen. Da kommt es schon mal vor, dass sogar der Verstand aussetzt.«

Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die Elmar überhaupt nicht gefiel. Er überlegte, wie er sich elegant daraus zurückziehen könnte.

»Sie haben recht, Commissario, sie ist wirklich bezaubernd. Ich verstehe nur nicht, warum Sie ausgerechnet mir das erzählen. Lucia ist meine Chefin ... und nur das sehe ich in ihr ... wenn es Sie beruhigen sollte. Ich beabsichtige nicht ...«

»Bleiben Sie ruhig, Signor Küper. Sie haben da etwas in den falschen Hals bekommen. Ich unterstelle Ihnen nicht einen Moment, dass Sie unlautere Absichten haben. Ich wollte nur sehr dezent darauf hinweisen, dass es in dieser Gegend nicht gerne gesehen wird, wenn Männer, die nicht in diesem Land geboren wurden, etwas mit unseren Frauen beginnen. Sie wissen, was ich meine?«

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783752124804
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Dezember)
Schlagworte
Serienmörder Rechtsmedizin Satanismus Ruhrgebiet Krimi Ermittler

Autor

  • H.C. Scherf (Autor:in)

Der Autor begann nach Eintritt in den Ruhestand mit dem Schreiben von spannenden Romanen unter seinem Klarnamen Harald Schmidt. Da dieser durch TV bekannte Name falsche Erwartungen beim Leser weckte, übernahm er das Pseudonym H.C. Scherf zum Schreiben etlicher Thriller-Reihen.