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Email an die Seele

von Susanne Lösser (Autor:in)
209 Seiten

Zusammenfassung

Valery van Walden ist erfolgreiche Kreativdirektorin einer Werbeagentur und glücklich mit ihrem Chef Clemens liiert. Für ihren Job muss sie in ein einsames Wellness Resort auf eine kleine thailändische Insel reisen und kommt in eine ihr völlig fremde Welt voller Ruhe. Alle wollen dort nur eins: Valery von ihrem Arbeitswahn bekehren. Ohne Erfolg – denn Valery und ihr iPad sind unzertrennlich. Ständig muss sie ihre Emails checken, lesen und beantworten. Bis ihr Yogalehrer Vishal verordnet, Emails an ihre eigene Seele zu schreiben. Völliger Quatsch denkt Valery. Doch sie findet den indischen Yogalehrer äußerst attraktiv und schreibt an ihre Seele, um ihn zu beeindrucken. Mit jeder Email taucht sie tiefer in Erinnerungen ein und hört sich das erste Mal seit langem wieder selbst zu. Auf einmal ändert sich alles. Valery lernt auf der Insel gleich drei Männer kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Eine, spirituell und weise, der Zweite witzig und gnadenlos ehrlich und der Dritte geheimnisvoll und verschwiegen. Valery verliebt sich. Doch ihre aufgewühlten Gefühle bringen sie in Lebensgefahr. Genau in dieser Situation vertraut sie ihrer Intuition und weiß endlich was sie will.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch

Valery van Walden ist erfolgreiche Kreativdirektorin einer Werbeagentur und glücklich mit ihrem Chef Clemens liiert. Für ihren Job muss sie in ein einsames Wellness Resort auf eine kleine thailändische Insel reisen und kommt in eine ihr völlig fremde Welt voller Ruhe. Alle wollen dort nur eins: Valery von ihrem Arbeitswahn bekehren. Ohne Erfolg – denn Valery und ihr iPad sind unzertrennlich. Ständig muss sie ihre Emails checken, lesen und beantworten. Bis ihr Yogalehrer Vishal verordnet, Emails an ihre eigene Seele zu schreiben. Völliger Quatsch denkt Valery. Doch sie findet den indischen Yogalehrer äußert attraktiv und schreibt an ihre Seele, um ihn zu beeindrucken. Mit jeder Email taucht sie tiefer in Erinnerungen ein und hört sich das erste Mal seit langem wieder selbst zu.

Auf einmal ändert sich alles. Valery lernt auf der Insel gleich drei Männer kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Eine, spirituell und weise, der Zweite witzig und gnadenlos ehrlich und der Dritte geheimnisvoll und verschwiegen. Valery verliebt sich. Doch ihre aufflammenden Gefühle bringen sie in Lebensgefahr. Genau in dieser Situation vertraut sie ihrer eigenen Stimme und weiß endlich was sie will.

I have been a seeker and I still am.

But I stopped asking the books and the stars.

I started looking to the teaching of my soul.

Rumi

Ich bin auf der Suche und suche immer noch.

Aber ich habe aufgehört, in Büchern nachzuschlagen oder die Sterne zu befragen.

Ich habe angefangen, den Lehren meiner eigenen Seele zu lauschen.

Rumi

Kapitel 1

Angespannt hörte ich auf den stotternden Motor. Irgendetwas stimmte nicht. Der Motor heulte auf, lief für einen kurzen Moment gleichmäßig und setzte dann wieder aus. Das Geräusch war deutlich aus der Ferne zu hören, nur der Lärm der quietschenden Straßenbahn übertönte es kurz. Das Brummen kam näher. Ich nahm das laute Geräusch mit seinen Aussetzern jetzt deutlich wahr. Nervös guckte ich mich um. Eine Frau ging an mir vorbei, packte ihre Freundin am Arm und zeigte beunruhigt nach oben. Auf der anderen Seite der Straße trat ein Verkäufer mit mehreren Hosen über dem Arm vor seine Modeboutique, gefolgt von einer Dame auf Strümpfen. Wahrscheinlich war sie gerade aus der Umkleidekabine gesprungen. Der Verkäufer und seine Kundin starrten in den Himmel und diskutierten aufgebracht. Das Motorengeräusch wurde jetzt richtig laut. Es setzte immer wieder aus - mal länger, mal kürzer. Es kam mir vor, als ob der Motor Anlauf nahm, aufdrehte, vor sich hin stotterte und dann erneut für einige Sekunden in der kalten Februarluft absoff. Ich holte tief Luft und versuchte, meine Anspannung mit einem geräuschvollen Seufzer zu lösen. Unruhig stand ich auf dem Bürgersteig vor dem Café Maxi. Wo blieb Clemens bloß? Die Motorenaussetzer des Zeppelins wurden immer länger. Aus dem Café kamen jetzt mehrere Gäste auf die Straße. Sie blinzelten in den Himmel oder hielten sich die Hand vor die Augen, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Auch ich schaute wieder nach oben und verfolgte das tiefer sinkende Luftschiff. Es nahm direkten Kurs auf die Maximilianstraße.

„Ist schon komisch, finden Sie nicht? Ob die noch die Kontrolle haben, sollen wir die Feuerwehr alarmieren?“, fragte mich eine ältere Dame besorgt.

„Seien Sie beruhigt", antwortete ich mit bemüht sicherer Stimme. „Es wird nichts passieren!“

Aber auch ich hörte nervös auf den immer wieder aussetzenden Motor und beobachtete die Menschen um mich herum. Auf einmal herrschte Stille. Jeder schien den Atem anzuhalten und hoffte, ein Geräusch wahrzunehmen. Ich schaute in die angespannten Gesichter um mich herum. Doch der Motor des Zeppelins schien nun endgültig seinen Geist aufzugeben. Auch ich stand stocksteif auf dem Bürgersteig. „Komm schon, steig wieder hoch, Du kommst zu nah“, flüsterte ich leise vor mich hin. Die meisten Passanten guckten aufgeregt nach oben und blieben regungslos stehen. Es sah aus als ob jemand einen Film anhielt und mit einem Knopfdruck alles wieder zum Leben erwecken konnte. Die Stille erdrückte mich und ich versuchte, tief Luft zu holen. Ein seltsames, fast beklemmendes Gefühl stieg in mir auf. Es erinnerte mich an meine Kindheit.

Damals hatten meine Oma und ich solche Momente herbeigeführt - es war eine Art Spiel gewesen.

Schweigend und mit geschlossenen Augen saßen wir uns gegenüber. Manchmal blinzelte ich ganz vorsichtig und beobachtete Oma, wie sie bewegungslos auf ihrem Küchenstuhl saß. Als ob sie es bemerkte, öffnete sie die Augen und ermahnte mich.

„Wir wollen nach innen schauen Valery, nicht nach außen. Du weißt doch wie ich aussehe.“ Sie zwinkerte mir zu.

„Ja, das weiß ich, aber ich bin neugierig, wie Du aussiehst, wenn Du nach innen schaust.“

„Entspannt und glücklich, hoffe ich.“ Ich nickte. „Nach was suchen wir denn heute?“

„Lass uns einfach die Augen zu machen, und wir gucken mal, was für Bilder Du siehst.“

Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf meinen Atem. So hatte es mir Oma beigebracht. Dann ließ ich mich in die Weite gleiten. Es fühlte sich leicht an, unbegrenzt. Auf einmal sah ich Papa, wie er zur Tür hereinkam und mich umarmte. Sofort öffnete ich meine Augen wieder. „Papa kommt heute nach Hause!“, jubelte ich. Oma musterte mich skeptisch. „Aber er wollte doch erst am Freitag kommen. Seine Termine in London beanspruchen doch die ganze Woche.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab‘ gesehen, wie er zur Tür hereinkommt und mich umarmt. Wir werden ja sehen!“, sagte ich überzeugt und spöttisch.

„Valery, ich freue mich, dass Du das alles so leicht nimmst, aber sei vorsichtig mit Deinen schnellen Aussagen.“

Ich verzog den Mund. „Oma, ich bin mir sicher.“

Oma lächelte zufrieden und streckte ihren Arm nach mir aus. „Komm auf meinen Schoß, wir wollen noch ein bisschen gemeinsam der Stille lauschen und einfach den Augenblick genießen. Deine Mutter kommt bald und holt Dich ab. Sag ihr bloß nicht, dass Papa heute schon kommt.“ Ich setzte mich auf Omas Schoß, schmiegte mich an sie und schloss die Augen.

Am Abend kam Papa tatsächlich nach Hause, weil ein dringender Fall in der Kanzlei seine Anwesenheit erforderte und er seine Termine in London abgesagt hatte. Hätte ich gewusst, was meine Vorhersage für Konsequenzen nach sich zog, hätte ich Papa nicht davon erzählt. Aber so teilte ich ihm stolz mit, dass ich die Zukunft vorausgesagt hatte. Doch er glaubte mir nicht, sondern spottete nur.

Ich hatte diese Momente fast vergessen, meine innere Stimme immer wieder verdrängt. Der sinkende Zeppelin und die Angst riefen plötzlich Erinnerungen aus meiner Kindheit zurück, verlangten auf einmal nach demselben Kick wie damals mit Oma. Mehr zu wissen als sichtbar war. Der Blick auf die innere Leinwand, auf der sich Bilder aus einer noch unbekannten Welt projizierten.

„Oma...“, sagte ich leise vor mich hin. Ein dumpfer Schmerz durchfuhr meinen Brustkorb, ich biss fest die Zähne zusammen. Trauer und Sehnsucht erfassten mich. Ich atmete tief ein. Nervös fuhr ich mir mit der Hand über mein Gesicht. Ich hatte es so lange nicht probiert. Wollte ich überhaupt etwas hören oder sehen? Wie in Trance schloss ich die Augen und richtete meinen Blick nach innen. Ich merkte wie mein Körper sich auf einmal entspannte, mein Atem ruhig wurde und ich in etwas hineingezogen wurde. Ich sah schwarz, nichts als schwarz. Komplette Dunkelheit. Das Schwarz verformte sich zu Wasser, spiegelglattes Wasser. Ein Ruderboot trieb auf einem Meer. Ich versuchte, mehr zu erkennen. Aber alles verschwamm wieder zu einer schwarzen Masse.

„Gehen Sie besser weiter, sonst können Sie in das Ding gleich einsteigen!“. Die ältere Dame neben mir stupste mich ruppig an. Sofort öffnete ich die Augen und sah den Zeppelin am Himmel dicht vor uns. Er schwebte jetzt wie ein aufgeblasener Wal lautlos über den Häusern. Hier läuft irgendetwas komplett schief, ich muss Clemens erreichen, schoss es mir durch den Kopf. Die Entfernung zu den Dächern betrug höchstens noch zehn Meter.

Die Menschen wurden unruhig. Einige machten mit ihren Handys Fotos, andere flüchteten aufgebracht die Straße hinunter. Die Stille war vorbei, Panik breitete sich aus. Ich zog mein Handy aus meiner Handtasche und drückte auf Clemens Nummer. Wo blieb er nur?

„Wir haben die Feuerwehr schon alarmiert, kommen Sie!“ Ein Mann griff mich am Arm und mein Handy fiel durch die ruckartige Bewegung auf den Boden. Ich hörte aufgeregte Schreie, Autos versuchten, zu wenden und hupten wild durcheinander. Dann bückte ich mich schnell und suchte nach meinem Handy. Ich wurde von einer Seite zur anderen gedrängt. Menschen rannten an mir vorbei. Plötzlich spürte ich einen dumpfen Schmerz am Kopf. Ein Mann hatte mir sein Knie in meinen Schädel gerammt.

„Alles ok? Entschuldigen Sie!“, hörte ich ihn sagen, bevor auch er weiterrannte. Mein Kopf schmerzte, aber ich suchte den Asphalt weiter nach meinem Handy ab.

„Da ist es!“ Schnell griff ich nach meinem iPhone und stand auf. Ich weiß, dass nichts passiert, redete ich mir ein. Es gibt keinen Grund, mitzulaufen. Der Motor wird ganz sicher gleich wieder anspringen. Ich blieb weiter wie angewurzelt auf meinem Platz vor dem Café stehen und versuchte, noch einmal Clemens zu erreichen. Besetzt. Wahrscheinlich kümmert er sich schon, beruhigte ich mich selbst. Ein kleines Mädchen weinte neben mir. Ihre Mutter nahm sie auf den Arm und rannte hinter den anderen Menschen her. Ich bewegte mich immer noch nicht von der Stelle, sondern schaute nervös nach oben. Plötzlich ertönte ein lautes langes Brummen über der Maximilianstraße. Das Luftschiff gewann plötzlich wieder an Höhe. Der Motor war angesprungen und lief jetzt gleichmäßig weiter.

Ich seufzte erleichtert und beobachte den Zeppelin angespannt weiter. Als er abdrehte und die Richtung änderte, konnte man auf dem Bauch des Flugkörpers in fetten Buchstaben lesen: „Die Fünf. Mehr Spannung – mehr Leben – mehr Erleben.“

Ein PR Gag eines Fernsehsenders. Ich war immer noch geschockt, wie sehr diese Aktion aus dem Ruder geraten war. Gleichzeitig wäre ich am liebsten in den Boden versunken. Die Idee zu dieser Kampagne stammte von mir. Ich hatte den Slogan geschrieben und vorgeschlagen, ihn auf ein Zeppelin zu schreiben. Die „Leute kurz erschrecken Nummer“ hatte Clemens sich ausgedacht. Erhöhte Aufmerksamkeit in einer emotionalen Situation, nannte er es. Ich spürte, dass meine Knie noch immer zitterten. Das wäre beinahe schief gegangen. Hatten die wirklich die Kontrolle in dem Zeppelin verloren? Das war einfach zu heftig gewesen. Wie konnten wir die Menschen so schocken? Ich schämte mich und ging langsam mit gesenktem Blick die Straße zurück zur U-Bahn. Wenn der Zeppelin abgestürzt wäre... Nicht auszudenken. Wie hatte ich dieser blöden Aktion nur zustimmen können? Ärger machte sich bei den Menschen auf der Straße breit.

„Was sollte das denn? Das war gefährlich.“, hörte ich einen alten Mann neben mir schimpfen. Ich fühlte mich schuldig. Er hatte recht.

Und wieder kam die Erinnerung: Oma, wie sie mit geschlossenen Augen, auf ihrem Küchenstuhl saß und fremden Stimmen aus einer anderen Welt zuhörte. Versunken saß sie da, abgetaucht in eine andere Zeit - oder in ein anderes Energiefeld, wie sie es nannte. Für Oma gab es weder Zeit und Raum. Sie sagte, sie könne sogar auf diese Weise mit ihrer Schwester in Neuseeland kommunizieren. Ich schmunzelte bei dem Gedanken. Damals hatte es noch kein WhatsApp oder Skype gegeben.

Neben mir lachte jemand. „Wahrscheinlich versteckte Kamera", hörte ich eine junge Frau zu ihrem Mann sagen. „Die werden immer dreister.“

„Aber cool", antwortete er.

„Was ist denn daran cool? Glaubst Du, Du kommst jetzt ins Fernsehen. Dieser bescheuerte Sender ist sowieso nur etwas für Männer, die denken, sie wären James Bond persönlich. Ich hatte echt Angst. Das hätte auch ins Auge gehen können.“ Die Antwort des Mannes konnte ich nicht mehr verstehen. Mein Handy klingelte. Clemens! Endlich.

„Hallo Schatz, was sagst Du? Wie war es auf der Maximilianstraße?“, meldete er sich euphorisch. Leise flüsterte ich ins Telefon, damit mich niemand hören konnte:

„Ich würde am liebsten in Grund und Boden versinken. Was war los? Was ist bei denen da oben schiefgelaufen? Ich zittere immer noch.“

„Nichts! Perfektes Timing würde ich das mal nennen. Auf den Punkt. Genial. Eben Timeline.“ Clemens war in Hochstimmung. Hatte er nicht gesehen, wie panisch die Menschen reagiert hatten?

„Spinnst Du? Das kann unmöglich Dein Ernst sein. Da muss etwas außer Kontrolle geraten sein. Das hat nichts mehr mit guter Werbung zu tun! Du bist zu weit gegangen. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Dir meine Zeppelin-Idee gar nicht erst vorgeschlagen. So etwas mach‘ ich auf keinen Fall noch mal! Ich hab‘ mich wie in einem Film gefühlt. Fehlte nur noch, dass Aliens aus dem Zeppelin gesprungen wären. Die Leute dachten wirklich, das Ding stürzt ab. Und ganz ehrlich, am Ende war ich mir fast auch nicht mehr sicher. Mir steckt immer noch der Schreck in den Knochen. Was für eine bescheuerte Aktion!“

„Ach Quatsch, beruhig’ Dich. Es ist nichts passiert. Ein bisschen Aufregung schadet niemandem. Das war brillant, megabrillant. Genau das Verhalten, das die Leute aus ihren Fernsehfilmen kennen. Nur waren sie dieses Mal live dabei. Ich sag Dir, wenn die sich beruhigt haben, finden das alle megaklasse. Vielleicht macht ja „Die Fünf“ daraus sogar `ne ganze Sendung. Dann war es unsere Idee. Ich hab‘ das Ganze von der Operntreppe beobachtet. Mehr Aufmerksamkeit geht nicht. Mega cool. Ich geh jetzt in die Agentur, mal sehen, was die Leute vom Sender sagen. Komm bitte auch, dann können wir feiern.“ Clemens klang immer noch so euphorisch.

„Mir ist irgendwie nicht so richtig zum Feiern zumute. Ich hab‘ ein total schlechtes Gewissen von dieser ganzen Mist-Aktion. Das mach ich nicht mehr, Clemens. Und Du findest das auch noch cool. Aber das ist es nicht, das war peinlich und gefährlich.“ Ich war immer noch fassungslos, aufgewühlt und sauer.

Das konnte Clemens doch nicht wirklich so gewollt haben. Ich hätte mich gegen diese Aktion wehren müssen, aber er war nun mal der Chef der Werbeagentur. Und wenn Clemens von einer Idee besessen war, zog er sie gnadenlos durch. In den meisten Fällen sehr erfolgreich.

„Ach komm, Du fandst die Idee am Anfang doch auch cool. Jetzt entspann Dich Schatz und komm in die Agentur.“ Clemens ritt weiter auf seiner Euphorie-Welle, und das ärgerte mich. Hätte er neben mir gestanden, hätte ich ihn wahrscheinlich wütend angeschrien.

„Das ist nicht wahr, Clemens. Ich war für eine ganz normale Aktion mit dem Zeppelin, nicht so eine Stuntnummer. Du musstest wie immer übertreiben, wenn es um eine Kampagne geht.“ Ich seufzte. Irgendwie bewunderte ich Clemens auch für seine Begeisterung, aber diesmal hatte er es eindeutig übertrieben. Doch heute würde er es sowieso nicht mehr einsehen. Kritik kam immer erst einen oder mehrere Tage später an. Soviel hatte ich in sechs Jahren Beziehung mit ihm gelernt.

„Jetzt freu Dich, das war toll. Der Sender hat mega viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich fand es echt gut. Also, wir sehen uns in einer halben Stunde.“

„Ach Mann, Clemens, ich weiß nicht. Muss ich kommen? Ich wollte nach Hause, schon mal ein paar Sachen für morgen packen. Wann willst Du das denn machen?... Clemens?“ Clemens antwortete nicht. „Clemens? Hallo?

„Ich weiß noch nicht, jetzt muss ich mich erst einmal um den Sender kümmern, bin so gespannt, was die sagen!“ brüllte Clemens durch das Telefon.

„Aber wir fliegen morgen!“

„Ja... ich weiß. Tschüss.“ Verwundert schaute ich mein Handy an. So war er manchmal. Wenn ihn etwas begeisterte, vergaß er alles, wahrscheinlich auch unseren Urlaub. Ich steckte mein Telefon ein und guckte mich noch einmal um. Die Situation hier auf der Maximilianstraße beruhigte sich zum Glück. Passanten blieben wieder vor Schaufenstern stehen, ein Pärchen küsste sich zur Begrüßung und eine Mutter schob stolz ihren Doppelkinderwagen über den Fußgängerüberweg. Alles, als ob nichts gewesen wäre. Der Zeppelin war, wie vom Himmel aufgesogen, nicht mehr zu sehen.

Die Schlagzeile in den Zeitungen von morgen hatte der Sender auf jeden Fall sicher.

Und mein Freund fühlte sich wahrscheinlich wie der Held in einem Roland Emmerich Film, der gerade die Welt gerettet hat.

„Hallo Mareike“, begrüßte ich meine Assistentin in der Agentur. „Hast Du es gesehen?“

Mareike saß an ihrem großen Glasschreibtisch und guckte mich fragend an. Ihre grau-blonden Haare waren wie immer zu einem strengen Zopf zurückgebunden, auch heute trug sie wie fast immer eine hellblaue Bluse und ein Jackett darüber. Sie war schon über 50, aber wirkte trotz ihres strengen Outfits zehn Jahre jünger.

„Hallo Valery! Nein, aber Clemens war vollkommen aus dem Häuschen. So hab‘ ich ihn noch nie gesehen. Conrad Münzer vom Sender hat direkt angerufen. Jetzt telefoniert er gerade mit ihm. Hier ist übrigens noch ein Fax für Euren Urlaub gekommen. Irgendeine Buchung für ein „Special“. Ich nahm Mareike das Papier aus der Hand und legte es auf die gegenüberliegende Seite auf meinen Schreibtisch, der im Gegensatz zu Mareikes aussah wie ein Schlachtfeld. Ich musste unbedingt noch aufräumen, bevor wir morgen nach Thailand flogen.

„Der Münzer kann zufrieden sein. Für den Sender war es toll. Er als Marketingchef wird bestimmt gefeiert. Ich fand, es war die Hölle, Mareike. Selbst ich hatte Angst, obwohl ich wusste, wie es ausgeht. Komplette Panik auf der Straße, das kannst Du Dir nicht vorstellen. Die Menschen sind um ihr Leben gerannt. Das war einfach zu viel. Ich hätte Clemens davon abhalten sollen. Geschämt habe ich mich - für meine eigene Werbe-Aktion. Das gibt bestimmt noch Ärger. Bei so etwas mache ich auf jeden Fall nicht noch einmal mit.“

„Du weißt doch, dass Clemens sich von nichts abbringen lässt, Valery. Wenn der Kunde zufrieden ist... Auch einen Kaffee?“ Mareike stand auf und ging zu unserer kleinen Kaffeebar vor unserem Büro, das nur mit einer durchsichtigen Glaswand von dem großräumigen Flur getrennt war.

Ich folgte ihr und setzte mich auf einen der hellgelben Barhocker an die ebenfalls knallgelbe Theke. Unsere Werbeagentur sah wirklich aus wie eine Werbeagentur. Stylish, schrill und modern. Überall knallten einem bunte Möbel oder Poster von erfolgreichen Kampagnen entgegen. Mareike nahm eine lila Nespresso Kapsel und steckte sie in die Espresso Maschine. Unruhig rutschte ich auf meinem Hocker hin und her.

„Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was auf der Straße los war! Totale Panik, alle rannten angstvoll in verschiedene Richtungen. Wir können froh sein, dass nichts passiert ist. Ich hab‘ jetzt noch Beklemmungen.“

„Clemens meinte, es hätte ‚mega’ funktioniert. Eine filmreife Inszenierung. Was willst Du mehr. Er ist der Boss. Außerdem habt Ihr ab morgen Urlaub. Scheint Clemens wichtig zu sein. Auf jeden Fall hat er diesmal alles selbst gebucht. Ich weiß von nichts“, lachte Mareike.

„Hoffentlich kommen wir dann an“, zwinkerte ich ihr zu. Sie schien gar nicht zu begreifen, was draußen vor sich gegangen war. Für Mareike war es ein Tag wie jeder andere. Clemens Begeisterung hatte sie mehr beeindruckt als mein panisches Gestammel. Die Tür am anderen Ende des Korridors wurde aufgerissen. Clemens stürmte energiegeladen und in Hochstimmung aus seinem Büro, das im Gegensatz zu unserem durch milchige Scheiben vom Flur getrennt war. Sein Blick wanderte unruhig erst zu mir, dann durch den Raum, zu Mareike und wieder zu mir. Dann ging er strahlend auf mich zu, umarmte mich fest, drückte mir einen Kuss auf den Mund, ging dann weiter zu Mareike und umschlang sie ebenfalls mit seinen langen Armen.

„Ja! Ja! Ja!“ Clemens ballte eine Faust und presste seine schmalen Lippen aufeinander. „Der Sender ist begeistert. Das war mega, auch von Euch. Das haben wir alle zusammen super hingekriegt.“ Clemens jubelte. Schweiß stand ihm auf der Stirn, ein paar dunkle Haarsträhnen klebten an seinen Schläfen fest. Aber seine blauen Augen leuchteten.

Erfolg machte ihn glücklich.

Ich schaute ihn an, aber meine Gedanken tauchten für einen kurzen Augenblick ab. Ich sah wieder ein Boot. Blaues Wasser. Es schaukelte gemütlich auf dem Meer.

„Valery, freust Du Dich denn gar nicht?“

„Was? Ja, doch. Naja, dann hat sich die viele Arbeit ja gelohnt. Ich fand es total übertrieben. Der Zeppelin hätte früher abdrehen müssen, wie geplant.“ Clemens streichelte zärtlich meine Wange.

„Kleines, nur so können wir in dieser bunten Werbewelt überleben. Morgen spricht ganz München darüber. Und welche Agentur steckt dahinter: Timeline. Yeah!“

„Und wer ist die verantwortliche, aber peinlich berührte Kreativdirektorin?“ Clemens nahm mich in den Arm und hob mich vom Boden. „Valery van Walden. Das war toll, Val. Jetzt sei nicht so eine Spaßbremse. Mareike, wo ist der Champagner? Wir müssen ein bisschen Stimmung machen.“ Ich zappelte, damit Clemens mich wieder herunterließ. Normalerweise mochte ich seine Begeisterung für Aktionen. Diesmal saß mir der Schock zu tief in den Knochen.

„Aber wir können doch nicht alles inszenieren. Nicht, wenn es unschuldige Passanten erschreckt. Es hätte wirklich etwas passieren können.“

„Vielleicht tauchen wir ja auch in den Lokalnachrichten auf!“ Clemens nahm die Flasche Moet Chandon von Mareike entgegen. Ich lächelte gequält und verständnislos. Oder hatte er wie immer recht und den richtigen Riecher gehabt?

„Ich muss da aber noch etwas mit Dir besprechen, Val. Es gibt etwas Neues...“ Die Begeisterung wich aus Clemens’ Gesicht. Verwundert musterte ich ihn. „Was Schlimmes?“, fragte ich vorsichtig.

„Ach ne, ja schon, komm mit. Schampus trinken wir gleich. Ich sag es Dir in meinem Büro.“ Clemens drehte sich um und ging zurück in sein Zimmer. Ich folgte unruhig. Was hatte er auf dem Herzen? War doch etwas passiert, das Mareike nicht wissen durfte?

„Setz Dich!“ Clemens zeigte nervös auf seinen dunkelbraunen Clubsessel. Das einzig dezente Möbelstück in seinem Büro, denn sein Schreibtisch und der dazugehörige Stuhl strahlten in hellem Apfelgrün. Ich nahm in dem Sessel Platz und schaute ihn fragend an:

„Was ist los? Du wirkst ja auf einmal ganz verstört. Hat dem Münzer vom Sender doch irgendetwas nicht gepasst?“ Clemens setzte sich auf seine Schreibtischkante, fuhr sich noch einmal mit der Hand über sein Gesicht und seufzte.

„Nein, im Gegenteil. Sie wollen direkt die nächste Aktion. Du musst allein nach Thailand fahren. Ich kann nicht mitkommen. Wir haben einen neuen Auftrag von der „Fünf“.

Sprachlos starrte ich Clemens an. Für ein paar Sekunden herrschte Stille.

„Aber kann das nicht zehn Tage warten? Das ist nicht Dein Ernst, oder?“

„Doch, Kleines, komm, der Auftrag ist für uns beide wichtig. Die ersten Tage kriegen wir ohne Dich hin, dann steigst Du wieder ein.“

„Ich soll also alleine fahren? Wie stellst Du Dir das vor? Du hättest den Sender doch zehn Tage hinhalten können!“ Ich war sauer, enttäuscht, beleidigt, fassungslos. Clemens seufzte und guckte mich ernst an.

„Es ist doch sowieso halb beruflich, Kleines. Und ich brauch doch keine Entspannung und Yoga. Dann schaust Du Dir dieses Wellness Resort eben ohne mich an und findest gute Ideen für die Werbe-Ausschreibung. Der Thailand Auftrag ist wichtig für uns, aber der Sender eben wichtiger. Eine Werbekampagne für dieses Luxus Resort könnte ein weiterer Schritt auf den internationalen Markt sein! Deshalb wäre es wirklich gut, wenn wenigstens Du hinfahren könntest.“

„Ich habe echt keine Lust, alleine in dieses Hotel zu fahren und mich mit diesen ‚Eso-Tussen‘, wie Du sie immer nennst, zu unterhalten. Da sind doch nur Leute mit Burn Out, Sinnsuchende und betende Buddhisten.“ Genervt stand ich auf, ging zum Fenster und schaute auf die Sendlingerstraße. Meine Stimmung war nun endgültig in den Keller gerutscht, tiefe Enttäuschung vermischte sich mit Wut und Unverständnis.

„Ja eben. Das wäre doch sowieso kein romantischer Urlaub gewesen. Ich hatte ja von Anfang nicht so richtig Lust und viel zu viel Arbeit. Bitte Valery.

Du bist doch die zuständige Kreativdirektorin. Kannst Du das Hotel nicht ohne mich für uns auskundschaften? Erholst Dich ein bisschen und nebenbei suchst den passenden Slogan für die. Ich finde, es gibt schlimmere Jobs.“

Beleidigt setzte ich mich wieder.

Ich kannte Clemens jetzt sechs Jahre. Sein Beruf stand immer über allem. Perfektionistisch und euphorisch wie er war, überließ er wichtige Aufgaben nie jemand anderem. Ich wusste, dass er bereits beschlossen hatte, hier zu bleiben und ich war mir gar nicht mehr sicher, ob er jemals wirklich nach Thailand mitfliegen wollte. Wieder einmal bedeutete ihm seine Agentur mehr als unsere Beziehung. Ich kämpfte gegen meine Tränen an. Nein, Valery, sagte ich mir selbst. Heulen geht jetzt gar nicht, Du darfst keine Schwäche zeigen. Clemens kam auf mich zu, setzte sich auf die Armlehne des Sessels und legte den Arm um mich.

Ich schüttelte ihn ab und drehte mich um. „Ich soll allein in dieses blöde Hotel, in das ich sowieso nur Deinetwegen fahre, und Du kommst nicht mit?“ Ich versuchte, möglichst kalt und monoton zu klingen.

„Wir waren uns doch einig, dass wir uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und uns deshalb in dem Resort einquartieren. Es reicht doch, wenn einer genau weiß, was die für ein Werbekonzept brauchen und wie es dort aussieht. Valery, denk professionell. Wir machen ein anderes Mal Urlaub. Auf einer einsamen Insel, ganz romantisch.“

„Das Hotel ist auf einer einsamen Insel“, setzte ich dagegen. „Das wird super langweilig. Ach Clemens, das ist unfair. Nur zehn Tage. Außerdem würde ich die neue Aktion auch gerne begleiten. Nicht, dass Ihr das nächste Mal ein Ufo landen lasst...“

„Gute Idee! Das werden wir schon mal aufnehmen. Hey....“. Clemens boxte mich zärtlich in die Seite. „Hab‘ Verständnis!“ Clemens konnte so charmant und flirtig sein und mich immer um den Finger wickeln. Diesmal wollte ich nicht nachgeben. Ich war sauer und hatte mich wirklich gefreut, mit meinem Freund endlich mal ein paar Tage allein und entspannt zu verbringen.

Aber ich wusste, selbst wenn Clemens mitfahren würde, hing er sowieso nur über seinen E-Mails und würde mit dem Sender dauerskypen.

„Es sind schöne Villen, Valery, und es soll absolut traumhaft sein, eine ganz tolle Insel, Palmen, Strand. Das weißt Du. Außerdem tut es Dir ja vielleicht ganz gut, so ein bisschen Yoga und Ruhe. Du hast mir neulich erst gesagt, dass Dir alles zu viel wird und Du Angst vor einem Burn Out hast. Und ganz ehrlich: es ist ein Job, um den sich viele reißen würden“, versuchte Clemens, mich zu beruhigen.

„Yoga... Ich bin steif wie ein Brett“, schnauzte ich ihn an. Er hätte mir auch eine Luxus Penthouse-Suite in New York anbieten können und es wäre in diesem Moment nicht gut genug gewesen.

„Und wenn ich auch hierbleibe? Wenn sich alle um diesen Job reißen, dann schick doch jemand anderes“, fauchte ich trotzig.

„Es ist alles gebucht. Außerdem endet der Pitch schon in vier Wochen. Versuch‘, es zu verstehen! Ich will auch niemand anderen aus der Agentur schicken. Ich weiß, dass Du das Ding an Land ziehen wirst.“

Wahrscheinlich hatte er recht.

„Wir werden sehen“, flüsterte ich leise und geknickt vor mich hin. Dann stand ich auf und verließ sein Büro.

Langsam ging ich zu meinem Schreibtisch und setzte mich auf meinen Stuhl.

Mareike zog verwundert die Augenbrauen nach oben. „Was ist los?“

Sie wusste es also noch nicht.

„Ich soll alleine ins Wii Maan nach Thailand fahren. Er hat keine Zeit.“ Mareike riss die Augen auf. „Was? Das verstehe ich nicht. Er hat doch alles geplant.“

„Aber hier ist zu viel zu tun, Mareike. Ich bin echt geplättet.“ Meine Assistentin verschränkte die Arme und überlegte. „Kommt gar nicht in Frage. Die Arbeit schaffen wir hier auch zehn Tage ohne ihn! Entschlossen steuerte sie auf Clemens‘ Büro zu. „Mareike!“, versuchte ich, sie noch zurückzuhalten, aber sie stürmte schon zu ihm hinein. Es dauerte keine zwei Minuten, und sie saß mir wieder gegenüber.

„Nichts zu machen. Und das Schlimme ist, man kann ihm nie böse sein.“

„Ich bin verdammt wütend, das kannst Du mir glauben. Einen Tag vorher, nur wegen dieser bescheuerten Aktion heute. Aber was soll’s! Ich werde mir wohl oder übel dieses esoterische Erholungsheim alleine ansehen müssen. Willst Du nicht mit?“

„Du weißt doch, ich hab‘ Flugangst. Auf keinen Fall. Außerdem es ist ein Luxus Resort, Val. Jetzt blende mal Deinen Clemens aus und mach Dir zehn tolle Tage in der Sonne.“

Sie stand auf und wackelte mit ihren roten Pumps und grauem engen Rock aus unserem Büro zur Kaffeetheke. Ich hörte ein lautes Knallen und musste schon wieder schmunzeln.

In unserer Werbeagentur wurde schlechte Laune einfach nicht zugelassen.

„Bitte sehr! Auf Deinen Wellness-Urlaub!“ Mareike drückte mir ein Glas Champagner in die Hand und stieß mit mir an.

„OK, ich fahre ja, aber blöd finde ich es immer noch. Das werden die zehn längsten Tage meines Lebens zwischen diesen ganz Strickpulli Trägern. Oder wahrscheinlich laufen die in selbst gehäkelten Bikinis rum. Hätte ich das gewusst, wäre ich kurz hingeflogen, hätte mir den Laden angeschaut und hätte wieder die Biege gemacht.

Vielleicht sollte ich mir heute besser selbst noch einen Bikini stricken und einen orangefarbenen Wollpulli kaufen. Oder vielleicht doch besser lila?“ Mareike kicherte.

Sie hatte gut lachen, schließlich war sie die Modequeen in unserer Agentur, immer perfekt gestylt.

„Nein, Du packst schön die schicken Sachen ein, gehst abends an die Bar und amüsierst Dich!“

In diesem Moment streckte Clemens seinen Kopf in unser Büro. „Valery soll sich amüsieren? Auf keinen Fall, sie soll arbeiten!“ Er grinste breit und legte mir ein Blatt Papier auf meinen Schreibtisch. „Dein Ticket!“

„Sehr zuvorkommend, danke! Hast Du Deins schon storniert?“ motzte ich ihn an.

„Ähm, nun ja...ich hab‘ Deins umgebucht. Schau mal auf die Platznummer!“

Ich nahm das Blatt in die Hand und suchte die Reservierung.

„Ja, 4 B. Toll, danke. Ich hoffe ein Gangplatz!“ Mareike guckte Clemens überrascht an. Was war jetzt so Besonderes daran? Dass der Chef persönlich mir mein Ticket ausgedruckt hatte?

„Ja und? Was klotzt Ihr mich jetzt beide so an? Ich fliege ja, auch alleine. Zufrieden?“

Mareikes Lächeln wurde immer breiter, während Clemens immer noch auf eine Reaktion von mir zu warten schien.

„4B, Val. Weißt Du, wo das ist?“

„Ganz vorne, na und?“

Clemens und Mareike guckten sich an. „Val, das ist die Buuusssiiiness Class!“, platzte Mareike lautstark heraus.

Irritiert schaute ich zu Clemens, dann zu Mareike und wieder zu Clemens. Ich stand auf und drückte ihm das Ticket in die Hand.

„Ich bin nicht käuflich. Ich wäre auch so geflogen! Du denkst, Du kannst Dir alles erlauben und Schwups, mit ein bisschen Luxus ist alles wieder gut.“

„Val, es sollte doch nur eine Wiedergutmachung sein!“

„Ich werde auf Sitz 4B darüber nachdenken. Tschüss! Mareike, ich ruf Dich nachher noch mal an.“

Wütend nahm ich meinen Mantel und meine Handtasche, warf Clemens noch einen kurzen verachtenden Blick zu und ging.

Immer noch tief enttäuscht, saß ich auf meinem weißen Sofa zuhause und nippte an dem guten Pinot Noir.

Clemens hatte ein paar Mal versucht, mich anzurufen, aber ich wollte nicht mit ihm sprechen. Noch nicht. Was für ein Tag! Erst diese verrückte Zeppelin-Werbeaktion und dann Clemens‘ Rückzieher. Konnte er nicht einmal die Arbeit Arbeit sein lassen und sich auf einen Urlaub mit mir freuen. Als ob mir ein Business Class Flug so wichtig war. Obwohl - Clemens wusste genau, dass ich Luxus und Klasse liebte. Trotzdem, ich hatte mich so auf einen gemeinsamen Urlaub gefreut. Egal, ich musste jetzt professionell denken. Es war ein Job und sogar ein ziemlich angenehmer.

Aber da gab es noch etwas anderes, das mich aufgewühlt hatte. Meine Oma war auf einmal wieder in meinem Leben aufgetaucht. Jahrelang hatte ich nicht mehr an sie gedacht und unsere gemeinsamen Entdeckungsspiele verdrängt. Die spannungsgeladene Stimmung heute und dieser kurze Moment der Stille hatten die Erinnerung zurückgebracht. Wie es Oma wohl ging? „Hexe“, hatte sie Papa damals genannt. Ich durfte nie wieder zu ihr und irgendwann habe ich ebenfalls geglaubt, dass sie mir totalen Blödsinn beigebracht hatte. Vielleicht war es das auch. Wer konnte schon in die Zukunft sehen?

„Schließe die Augen und gleite in einen Traum, Liebes“, hörte ich Oma sagen. Ich setzte mein Weinglas auf den Couchtisch ab und schloss die Augen. Ich sah Clemens mit dem Ticket in der Hand, sein Grinsen und dann sein enttäuschtes Gesicht, dass er mich nicht so überrascht hatte, wie er es sich vorgestellt hatte. Ich sah den Zeppelin, dann mich an meinem Schreibtisch. Ich dachte an die Reise morgen, wann ich aufstehen musste.... Lautstark wurde ich von so vielen Gedanken beschallt.

„Oma...“, flüsterte ich vor mich. Mir war, als könnte ich sie wahrnehmen oder sogar sehen, als wäre sie im Raum. „Oma? Wo bist Du? Lebst Du noch?“ Wieder schloss ich die Augen und versuchte noch einmal, ganz ruhig zu werden.

„Da ist eine alte Frau bei Dir!“ Meine Schulfreundin Anja guckte mich fragend an. „Was für eine Frau?“ fragte sie mich. Ich wunderte mich, dass Anja sie noch nicht bemerkte. „Ja da, sie ist ganz nah bei Dir. Sie hat so eine große Nase, ein total faltiges Gesicht, einen großen hellbraunen Fleck auf der Wange und kurze weiße Haare.“ Anja blieb stehen. „Und braune Augen?“ Ich guckte Anja weiter an. „Ja, schöne braune Augen mit weißen Augenbrauen." „Meine Oma?" „Vielleicht, so genau kenne ich sie nicht. Doch ja sie nickt.“ Anja blieb stehen und sagte genervt: „Ich weiß Val, dass Du mich trösten willst. Aber ich find das nicht lustig. Omi ist tot, schon seit zwei Wochen, das weißt Du. Du hast Glück, dass Deine Oma noch lebt.“ Warum glaubte mir Anja nicht. „Sie ist da, Anja, ich sag das nicht nur so. Sie ist da und lächelt.“ Anja schubste mich weg. „Lass mich in Ruhe, Du bist schon genauso verrückt wie Deine Oma. Deine Oma lügt aber, man kann nicht in die Vergangenheit gucken und schon gar nicht in die Zukunft. Und genauso wenig kannst Du meine Oma bei mir sehen. Die liegt nämlich im Grab auf dem Friedhof!“

Sie schien sie nicht zu sehen. „Kommst Du mit mir zu meiner Oma? Dann fragen wir sie noch einmal.“ Ich war mir sicher, dass Oma sie überzeugen konnte.

„Lass mich in Ruhe!“ Anja drehte sich um und rannte weg.

Traurig schlenderte ich zu Omas Haus. Warum glaubte mir niemand? Und warum konnte niemand das sehen, was Oma und ich sahen? Oma wohnte in einem kleinen weißen Häuschen mit einem riesen Garten im Münchner Süden. Meistens ging ich nach der Schule erst einmal zu ihr, weil Mama und Papa arbeiteten. Oft pflanzten wir etwas zusammen in ihrem Garten oder sie zeigte mir, wie man Dinge wahrnehmen konnte, die wir normalerweise nicht sehen. Fremde Energien nannte sie es. Meistens konnte ich nicht erkennen, was sie sah. Aber es gab Momente, da blitzen Bilder auf. Dann sah auch ich auf einmal etwas, erzählte es Oma und sie lobte mich.

Ich hämmerte an Omas weiße Holztür. Lächelnd öffnete sie. Sofort drückte ich mich an sie und weinte. „Was ist denn los, meine Liebe? Hast Du Ärger in der Schule?“ Ich schluchzte. „Warum kann Anja ihre tote Oma nicht sehen? Und warum glaubt sie mir nicht? Sie war da, ich bin mir sicher, ich hab‘ nicht gelogen.“ Oma kniete sich zu mir herunter. „Nicht weinen, meine arme kleine Valery. Diese Erfahrung wirst Du noch öfters machen. Andere können das nicht sehen, am besten behältst Du es für Dich. Vielleicht habe ich Deine Fähigkeiten zu früh unterstützt. Du musst Dich auf die Schule und Deine Freunde konzentrieren. Komm rein, ich mach Dir eine heiße Schokolade.“ Ich nickte, schlüpfte aus meiner Jacke samt dem Schulranzen und lief hinter Oma her.

„Also habe ich recht?“ Oma lächelte mich verständnisvoll an. „Ich denke schon, aber Anja auch. Guck mal, Du hast besondere Augen, die hat nicht jeder. Du kannst Seelen fühlen und das können nur ganz wenige. Und deshalb konnte Anja ihre Oma auch nicht sehen und denkt, sie wäre im Himmel.“

„Im Grab!“ korrigierte ich.

„Ja, der Körper, aber sie denkt ihre Seele ist im Himmel. Aber Anjas Oma hat sie wahrscheinlich so lieb, dass sie noch nicht dorthin wollte und ihre Seele ist noch ein bisschen hiergeblieben. Manche Seelen können nicht loslassen, oder wir lassen sie nicht los.“

„Bleibst Du auch hier, wenn Du mal stirbst?“ Oma lachte laut heraus. „Das hoffe ich nicht, aber vielleicht schlüpft meine Seele in einen neuen Körper und wir treffen uns auf diese Weise wieder.“

„Anja hat gesagt, Du lügst und kannst gar nicht in die Zukunft oder Vergangenheit sehen.“ Oma setzte sich zu mir. „Ich lüge nicht. Aber für andere ist es oft schwer zu verstehen, weil sie es nicht können. Lass Dich deswegen nicht davon abbringen, Vally, sonst verlierst Du diese Gabe wieder. Wir sehen mehr, weil wir auch mehr wahrnehmen, und das muss man üben. Aber wir wollen es auch nicht übertreiben, Du hast noch soviel Zeit. Ich will auch nicht, dass Deine Klassenkameraden denken, Du bist komplett verrückt.“

„Üben wir deswegen immer das ‚still sein‘?“ Oma nickte.

„Papa sagt auch, Du spinnst“, bohrte ich weiter nach.

„Das wichtigste, Valery, ist doch, dass wir uns verstehen und unseren Spaß haben. Ich muss Dir noch viel beibringen. Aber Du musst erst einmal älter werden, dann wird es auch für Dich leichter.“ Liebevoll strich sie mir über den Kopf.

Mein Handy klingelte wieder. Verwirrt schaute ich auf das Display. Clemens startete einen erneuten Versuch, mich zu erreichen. Ich drückte ihn weg und bestellte mir anschließend ein Taxi für den nächsten Morgen.

So oft hatte Clemens mich schon um den Finger gewickelt, diesmal sollte er spüren, dass er zu weit gegangen war. Ich würde mich aus Thailand melden. Im Moment wollte ich sowieso nur meine Ruhe haben.

Kapitel 2

Benommen starrte ich auf das Abfertigungsband des kleinen Flughafens von Koh Samui. Ich wischte mir den Schweiß von der Oberlippe, versuchte, meinen engen Rock von den klebrigen Beinen zu ziehen und zog dann meinen Wollpulli aus. Hätte ich mal meine Pumps anbehalten und nicht die hässlichen Uggs zuhause noch schnell angezogen. In München hatte es geschneit und ich hatte mich letztendlich für die warme und bequemere Schuhvariante entschieden. Meine Füße badeten bereits in den gefütterten Stiefeln. Ich hatte auch immer noch die Wollstrümpfe an, die ich in der Business Class im Flugzeug bekommen hatte. Man hatte mir einen kleinen Kulturbeutel mit einer Zahnbürste, einem Augenschutz zum Schlafen und diese Wollstrümpfe geschenkt. Business Class! Ich musste gestehen, auch wenn ich sauer auf Clemens war, hatte ich jeden Augenblick genossen.

Aber trotz all dem Luxus – und es war Luxus, denn ich konnte sogar flach liegen und schlafen - hatte ich mich allein gefühlt. Ich wusste zwar, dass ich geschäftlich unterwegs war, aber ich hatte mich schon so auf den gemeinsamen Urlaub gefreut, dass ich meine Enttäuschung nur schwer verdrängen konnte. Die vier oder fünf Gläser Rotwein - ja Gläser, keine Plastikbecher – die ich gegen den Frust getrunken hatte, wirkten irgendwann, und ich war für ein paar Stunden eingeschlafen.

Allmählich bereute ich, dass ich nicht mehr mit Clemens vor der Abreise gesprochen, sondern zickig seine Anrufe weggedrückt hatte. Ich holte mein iPhone aus meiner Handtasche und schaltete es an. Müde tippte ich meinen Sim Code ein. ‚Falscher Pin‘ zeigte das Display an. Genervt über meinen Fehler gab ich erneut die Zahlen ein: 5…4...4....3, erneut ‚falscher Pin‘. Das konnte nicht sein, dann war es 5....3.....4.....4.....’Sie haben dreimal den falschen Pin eingegeben, bitte geben Sie den Puk ein’, las ich auf meinem verschmierten Bildschirm. Was? Das war doch mein Pin! Und wo in aller Welt sollte ich jetzt den Puk herbekommen? Pin, Puk... Ich seufzte verwirrt. Ich hatte tatsächlich dreimal den falschen Code eingegeben. „Oh neeeeeeiiiiiin, das darf doch alles nicht wahr sein!“, schimpfte ich laut vor mich hin.

„Sorry?“

Ein großer Mann neben mir drehte sich abrupt zu mir um und blickte mich fragend an. Ich lächelte verlegen, schaute wieder auf mein Handy und rüttelte es verzweifelt hin und her als hoffte ich, dass der Pin oder der Puk herausfallen würde oder das Handy sich von allein wieder anschaltete. Jetzt konnte mich niemand erreichen, und vor allem einer nicht! Auch ich konnte Clemens nicht anrufen, obwohl ich das ja sowieso vermeiden wollte. Ich war sauer auf mich selbst. Wie konnte ich nur so blöd sein und ohne nachzudenken, drei Mal den falschen Pin eingeben. Ich ohne mein iPhone – ich hätte lieber nackt hier gestanden als ohne ein intaktes Handy. Wie sollte ich mit meinen Kunden kommunizieren? Außerdem hatte ich keinen Zugriff auf meinen Facebook oder Instagram Account mehr. Hoffentlich hatten die im Hotel wenigstens ein gutes W-LAN Netz. Auf jeden Fall musste ich mein iPhone so schnell wie möglich wieder zum Laufen bringen.

Der Mann neben mir hatte sich inzwischen wieder weggewandt. Ich tippte ihm vorsichtig auf seine Schulter.

Erschrocken zuckte er zusammen. Auch ich zuckte zusammen, verwundert über seine unerwartete Reaktion. „Entschuldigen Sie, könnte ich vielleicht mal kurz ihr iPhone benutzen? Ich zahl’ Ihnen auch etwas dafür?“ quetschte ich in meinem besten britischen Englisch hervor. Freundlich lächelte ich ihn an und hoffte, dass er sich erweichen ließ. Der Mann - er war sehr groß, hatte dunkles leicht gewelltes Haar und war schätzungsweise Mitte 40 – drehte sich zu mir.

„Was wollen Sie?“, fuhr er mich mürrisch an.

„Könnte ich eventuell nur ganz kurz ihr Handy ausleihen, meins ist eben kaputt gegangen. Bitte! Es ist nämlich dringend!“

„Muss das sein?“, fragte er mich genervt und schaute sich nervös um, als ob ihn jemand beobachtete. Vielleicht hatte er eine eifersüchtige Ehefrau, die sich gerade um die Koffer kümmerte. Auch ich guckte mich um, konnte aber weder Frau noch Mann sehen, der zu ihm passen könnte.

„Es wäre wirklich sehr nett und hilfreich, wenn Sie...“, wiederholte ich meine Bitte.

Der Engländer streckte mir sein iPhone entgegen. „Hier!"

Ich nickte dankend und wählte Clemens Nummer.

Dass ich es war, die ihn jetzt anrufen musste, um nach meinem Puk zu fragen, ärgerte mich ein bisschen. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte auf meiner Mailbox 10 verzweifelte Versuche von ihm gehört, mich zu erreichen. Aber auch an meine Mailbox kam ich ohne diesen blöden Puk nicht heran. Clemens’ Handy war ausgeschaltet. Mist. Dann musste ich es bei Mareike probieren! Vielleicht funktionierte das ja. Ungeduldige tippte ich ihre Nummer ein und wartete. Es klingelte auf jeden Fall schon mal.

„Geh ran Mareike!“, flüsterte ich vor mich hin.

„Heldinger!“ hörte ich eine verschlafene Stimme. „Mareike, ich bin's Valery.“

„Valery, ist etwas passiert?“ Mareike klang besorgt, aber verschlafen.

„Nein, nein, alles gut, ich bin gerade angekommen. Blöderweise hab‘ ich drei Mal den falschen Pin eingegeben, könntest Du mir meinen Puk schicken?“

„Was? Was ist passiert? Ich versteh Dich nicht, Puk? Wer ist das?“

„Nein, Mareike, es geht um mein I P H O N E. Ich habe den Pin vergessen und brauche den Puk. Verstehst Du das jetzt?“

„Valery, es ist vier Uhr früh! Kannst Du nicht später anrufen?“ Mareike klang müde und genervt, aber es war nun einmal wichtig.

„Ne, ist eilig, am besten mailst Du ihn mir sofort, wenn Du im Büro bist. Vielleicht könntest du ja ein bisschen früher hingehen?“

„OK, ich mache es direkt heute früh, wenn es so wichtig ist. Aber kann ich jetzt weiterschlafen?“

„Danke Mareike, ja, sorry... schlaf' noch ein bisschen. Tschühüss!“

Vier Uhr früh! In spätestens fünf Stunden hatte ich meinen Puk.

„Hab‘ mich kurz gehalten." Ich gab dem Typ sein Handy wieder. Er nahm es ohne ein Wort zurück und drehte sich sofort wieder weg. Ich tippte ihn noch mal auf die Schulter, um mich zu bedanken.

Wütend drehte er sich um. „Was wollen Sie denn noch?“, raunzte er mich an.

„Eigentlich wollte ich mich nur bedanken, also vielen Dank. Falls ich mal in England bin, schicke ich Ihnen eine Flasche Whiskey vorbei oder doch lieber Tee?“

„Wieso England?“, er schien verdutzt über meine Bemerkung. Ich hatte es doch nur nett gemeint.

„Weil sie Engländer sind? Oder sind Sie Amerikaner?“ Der Mann ging zum Kofferband und nahm eine kleine schwarze Tasche herunter. „Neuseeland, junge Frau! Ich komme aus Neuseeland, und da werden Sie wahrscheinlich nicht so schnell hinkommen, um mir den Whiskey zu schicken. Sollten Sie aber, es ist ein tolles Land, viel schöner als England. Aber mit Ihren dicken Schafwollstiefeln wären Sie bei den Briten im Moment wohl besser aufgehoben als in Neuseeland. Bei uns ist nämlich gerade Sommer“, fügte er mit total ernstem Gesicht hinzu. Ich schaute an mir herunter auf meine hässlichen Uggs. Er hatte recht. Ich hätte jetzt auch lieber Flip Flops an als in den warmen unförmigen Winterstiefeln zu schwitzen.

„OK, dann Neuseeland. Das ist in der Tat am anderen Ende der Welt", murmelte ich vor mich hin, denn der Typ war bereits gegangen.

„Danke nochmal, so freundlich“, rief ich pampig hinterher. Komischer Mensch. Ich erinnerte mich jetzt: Er hatte zwei Reihen vor mir in der Business Class auf dem Flug von Bangkok nach Koh Samui gesessen und die ganze Zeit auf seinem iPad einen alten Science Fiction geschaut. „Battlestar Galactica“, meinte ich mich zu erinnern. Geduldig wartete ich, bis mein Koffer endlich auf dem Laufband erschien und schleppte ihn zum Ausgang.

„Van Walden“ stand mit Kreide gekritzelt auf einer kleinen Tafel, die eine junge Thailänderin nach oben hielt und damit hin und her wackelte. Ich ging auf die hübsche Frau in ihrem blauen Sari zu und stellte mich vor. Sie verbeugte sich lächelnd, nahm mir direkt meinen Koffer ab und zeigte zum Ausgang der Flughafenhalle. Auf einem Sticker an ihrem Seidenkleid stand der Name „Dami“.

„Mein Freund konnte nicht mitkommen. Deshalb bin ich Ihr einziger Fahrgast!“, erklärte ich ihr. Aber die kleine zierliche Thailänderin schien nicht überrascht, nickte nur und deutete an, dass wir gehen könnten. Vielleicht hatte Clemens doch noch für sich storniert.

Er überließ nie etwas dem Zufall und erledigte alles, was erledigt werden musste. Sein Büro könnte in Flammen stehen, und er würde trotzdem noch seine ‚To Do’ Liste schnell abarbeiten.

Ich folgte Dami. Sie blieb vor einem alten Jeep stehen und versuchte, meinen schweren Koffer in den offenen Gepäckraum des Wagens zu hieven. Als sie bereits den dritten Anlauf nahm, konnte ich es nicht länger mit ansehen und packte mit an. Mit einem lauten Knall landete mein schöner neuer Rimowa Koffer auf der verdreckten Ladefläche. Eigentlich hatten wir einen privaten Luxusshuttle mit Aircondition gebucht, wunderte ich mich und stieg schweigend in den dunkelgrünen, verbeulten Jeep ein. Dami lächelte mich an.

„Wir müssen fahren eine Stunde bis zum Hafen“, erklärte sie mir in gebrochenem Englisch. „Und dann zwanzig Minuten mit dem Boot bis zur Insel Wii Maan.“

Es war mir eigentlich egal, ob es nun noch eine oder drei Stunden dauerte. Alles lief nur noch wie in einem Film an mir vorbei. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt. Dami legte den ersten Gang ein und fuhr mit quietschenden Reifen an. Obwohl wir nur in einem alten Jeep saßen, wurde ich von dem rasanten Start in den Sitz gedrückt.

„Sie ruhen bisschen aus. Im Handschuhfach ist Flasche Wasser“, sagte Dami freundlich und mit einem strahlenden Lächeln.

Ich bedankte mich und nahm das Wasser heraus und trank einen Schluck. Das Handschuhfach war vollgestopft mit alten Kassetten, verklebten Bonbons und jeder Menge Erfrischungstüchern.

„Bitte anschnallen!“, forderte mich die Thailänderin höflich auf. Ich klemmte die geöffnete Flasche zwischen meine Beine und suchte den Gurt hinter mir. Gerade hatte ich die Schnalle in die Öse gedrückt als Dami mit Vollgas den Wagen vor uns überholte. Ich schrie auf. Das Wasser schwappte aus meiner Flasche über meinen hellgrauen Rock. Dami winkte vergnügt den Insassen eines Audis Q5, während das Wasser sich weiter seinen Weg über meinen Rock und zwischen meine Beine bahnte. Es fühlte sich nass und warm an, so als ob ich gerade in die Hose oder bzw. in den Rock gemacht hätte. Ich schimpfte vor mich hin: „Musste das sein? Ist es Ihr Hobby, tolle Autos mit Ihrer alten Karre zu überholen?“, fuhr ich sie an. Dami guckte beschämt zu mir.

„Oh Entschuldigung. Entschuldigung. Solle wir anhalten?“ Ich lächelte. Man konnte dieser niedlichen Frau mit dem süßen Akzent nicht böse sein.

„Nein, ist schon ok, sonst müssen wir das Auto ja noch mal überholen.“ Dami grinste und angelte ein benutztes Tempo-Taschentuch aus dem Handschuhfach. Dann tupfte sie eilig damit meinen nassen Rock ab, während sie abwechselnd auf die Straße dann wieder auf den Wasserfleck schaute.

„Was machen Sie denn da?“ Wütend schubste ich sie weg. „So wird es nur noch schlimmer.“

Sie lächelte verlegen und zeigte dann auf den Audi, den wir überholt hatten.

„Mein Freund. Mit einem VIP Gast. Er fährt immer die Limousine. Aber ich schneller bin!“

Ich drehte mich um. Das war also der private Luxustransfer. Und wer saß in dem Auto? Der schlecht gelaunte Typ vom Flughafen!

„Wer ist das?“, fragte ich Dami.

„Binto, wir wollen nächstes Jahr heiraten!“ Dami strahlte.

„Nein, ich meine den Gast!“

„Weiß ich nicht. Auf jeden Fall wollten er nicht Wagen mit Ihnen teilen.“

„Ja, zum Glück!“, fügte ich hinzu, denn auf diesen unfreundlichen Blödmann konnte ich gut verzichten. Der hatte Erholung in diesem Wellness Schuppen bestimmt dringend nötig.

„Wir hängen sie ab!“, sagte ich scherzhaft.

Dami schien das als Aufforderung zu verstehen. Sie raste über die holprige Straße, als ob wir von einem Killerkommando verfolgt würden.

Ich kam mir vor wie in einem James Bond Streifen. Hühner sprangen vor uns zur Seite, Dami wich vor Hunden aus und drückte permanent auf die Hupe. Es grenzte an ein Wunder, dass sie noch bremste, bevor wir ins Hafenbecken gebrettert wären.

„Da ist es!“ stolz deutete sie auf das Meer.

„Was?“ Ich konnte nichts erkennen, noch nicht einmal den Umriss einer Insel.

„Unser Boot!“ Dami zeigte auf ein längliches altes Motorboot, das direkt vor uns im Hafen lag.

„Jetzt müsse wir nur noch auf andere Gäste warte. Aber Sie sich könne guten Platz aussuchen!“

Überglücklich über ihr gewonnenes Autorennen stieg Dami aus dem Wagen und orderte ein paar Männer an, meinen Koffer von der Ladefläche des Jeeps in den länglichen Holzkahn zu bringen. Mir war von der Raserei über tausende von Schlaglöchern übel. Die optimale Voraussetzung, um in ein Boot umzusteigen. Ich schaute auf das Meer.

Mit einem Mal begriff ich, dass ich wirklich in Thailand war. Bei Damis Fahrstil hatte ich mich nur auf die Straße konzentriert, mich die ganze Zeit am Sitz festgeklammert und gar nichts von dem Fremdländischen um mich herum wahrgenommen. Das Wasser glitzerte. Wie kleine Wunderkerzen sprangen die Lichtreflexe auf der Oberfläche hin und her. Im dem kleinen Hafen hatten mehrere alte Fischerkähne geankert, und auf der Promenade reihten sich Bars und Souvenirshops. Es war Mittag und noch nicht viel los. Hinter dem Hafenbecken breitete sich ein langer Sandstrand aus. Dort herrschte schon reges Getümmel. Kinder spielten und Touristen sonnten sich auf ihren ausgebreiteten Handtüchern.

„Valery, wolle Sie nicht steigen aus?“ Ich öffnete die Tür und rutschte von dem Sitz herunter. Mein Rock war immer noch nass, und es sah tatsächlich so aus, als ob ich es nicht mehr rechtzeitig zu einer Toilette geschafft hätte. Unauffällig spreizte ich meine Hände vorne und hinten über die nassen Stellen, gab es aber schnell auf, die Flecken zu verdecken. Was soll’s, ich konnte es jetzt auch nicht ändern.

„Bitte sehr, könne drumwickeln, dann keiner sehen.“ Dami hielt mir einen blauen Sari entgegen, genau den gleichen, den sie trug. Ist vielleicht gar nicht schlecht, überlegte ich. Dann sieht man auch die Uggs nicht oder besser noch, ich könnte sie ausziehen. Dankbar nahm ich Dami den Sari ab und wickelte ihn über meinen Rock. Dann streifte ich die Uggs von meinen Füßen, fummelte erst den Rock unter dem Sari hervor, zog die Business Class Strümpfe aus und dann noch meine Strumpfhose. Es fühlte sich herrlich an. Schon komisch, dass nackte Beine einem das Gefühl von Freiheit vermitteln können, dachte ich. Ich schloss die Augen und atmete langsam die heiße Luft ein. Fast ein bisschen wie Urlaub. Aber deswegen war ich ja nicht hier.

„Geben Sie mir die Sachen!“, riss mich Dami aus meiner Gedankenwelt. Sie hielt mir eine Plastiktüte entgegen. Ich stopfte die Fellschuhe, Rock, Strümpfe und Strumpfhose hinein und war froh, dass ich diesen Ballast schon einmal loshatte.

„Wir bald fahre ab!“, versicherte mir Dami. Ich schaute auf die Uhr. Halb eins, das hieß halb sieben in Deutschland. Clemens würde jetzt aufstehen. Er würde sich einen Kaffee kochen, rasieren, duschen und einen seiner hellen Anzüge anziehen. Alles in genau einer halben Stunde. Clemens‘ Tagesablauf funktionierte auf die Minute und seitdem ich mit ihm zusammen war, richtete auch ich mich nach seiner Uhr, wenn ich bei ihm übernachtete. Das war meistens der Fall, denn er mochte meine kleine Wohnung nicht. Halb sieben aufstehen, zwanzig vor sieben duschen, sieben Uhr Frühstück, zwanzig nach sieben Küche aufräumen, fertig machen, halb acht Abfahrt in die Agentur, Zeitungen und Social Media checken. Halb zehn Mitarbeiter Meeting. Zehn Uhr Arbeitsbeginn. Nur der Feierabend war nicht terminiert. Und das ging seit Jahren genau so. Nur Sonntags läutete der Wecker nicht um halb sieben, sondern immer um acht Uhr. Endlich, dachte ich, endlich mal keinen Wecker stellen. Einmal nicht nach Clemens richten. Ich spürte wie sich ein Teil der Anspannung in meinem Bauch löste. Ein kleines Stückchen Freiheitsgefühl bahnte sich seinen Weg durch mich hindurch. 10 Tage keinen strukturierten Tagesablauf, das Allein-Verreisen hatte auch seine Vorteile. Bevor ich Clemens kennenlernte, hatte ich es als freiberufliche Werbemacherin geliebt spät aufzustehen, Kaffee bei der Arbeit zu trinken und den Tag auf mich zukommen zu lassen. Clemens durchgeplantes Leben hatte mich beeindruckt und er mir eingeredet, dass es Zeit sei, sich zu disziplinieren.

Neben mir parkte der weiße Q5. Der Typ vom Flughafen stieg aus und musterte mich kritisch.

„Wie ich sehe, haben Sie sich den landestypischen Gegebenheiten schon gut angepasst!“ Seine Gesichtszüge waren markant, er verzog immer noch keinen Mundwinkel.

Genervt antwortete ich: „Wenn Sie den Sari meinen: das ist die Clubkleidung. Männer müssen im Hotel die Version in Pink tragen. Dann kommt auch in ihr Leben ein bisschen Farbe.“

Der Neuseeländer drehte sich weg von mir und nahm seine schwarze Tasche aus dem Wagen. Mehr Gepäck schien er nicht zu haben und seinen Humor hatte er anscheinend auch zuhause gelassen.

„Hauptsache, Sie reparieren ihr Handy wieder und belästigen deswegen nicht andere Hotelgäste.“ Seine Worte klangen kalt und unfreundlich.

„Danke, ich nehme aber an, im Hotel benutzt man auch keine Buschtrommeln mehr.“ Obwohl, wenn ich mir den klapprigen Jeep und den alten Holzkahn anguckte, war ich mir nicht mehr so sicher. Der Mann musterte mich skeptisch und ging, ohne ein Wort zu erwidern zum Steg. Der kann mich mal. Hoffentlich gab es auch nette Gäste in dem Hotel. Aber eigentlich wollte ich sowie meine Ruhe haben.

„Wir können abfahren.“ Dami zeigte auf das Boot.

Ich ging hinüber, ließ mir beim Einsteigen helfen und setzte mich auf die vorderen Bänke. Der arrogante Typ vom Flughafen hatte es sich bereits hinten beim Gepäck bequem gemacht. Dann wurde der Motor gestartet. Sofort musste ich wieder an den Zeppelin denken. Nur wegen dieser dämlichen Werbeaktion saß ich nun allein in diesem Boot. Erfolg kann so einsam machen. Clemens kreierte nun allein eine neue Aktion, während ich dieses blöde Hotel für eine mögliche internationale Werbekampagne ausspionieren sollte.

Ich ließ den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren. Die Stille, ich konnte mich genau an diesen klitzekleinen Moment erinnern, an dem die Zeit still zu stehen schien. Das erste Mal seit Jahren hatte ich wieder an Oma gedacht. Wie lange das alles schon her war. Der ganze Streit mit Papa. Oft fiel es mir schwer, mir ihr Gesicht vorzustellen. Wie sehr hatte ich sie damals vermisst...

Ich versuchte, meine Tränen zu unterdrücken, denn ich konnte es nicht leiden, wenn Menschen in der Öffentlichkeit weinten, aber es musste an der Erschöpfung von der Reise liegen, dass ich mich nicht beherrschen konnte. Leise schluchzte ich vor mich hin und blickte auf das Meer. Die Erinnerung an Oma und die Wut auf Clemens - es kam alles zusammen. Die Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Ich kannte das gar nicht von mir. Ich hatte schon lange nicht mehr richtig geweint.

Der Motor des Boots tuckerte so laut, dass ich sicher war, dass mich niemand hörte. Ab und zu wischte ich schnell meine Tränen aus dem Gesicht und tat so, als ob mich die Sonne blenden würde.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Mit feuchten Augen drehte ich mich um. Es war Dami.

„Das Wii Maan heile alle Wunden!“

Beschämt guckte ich sie an. Was für ein Blödsinn, aber sie meinte es nur gut. Sie wusste ja auch nicht, dass ich eigentlich nur erschöpft war. Außerdem sollte ich im Wii Maan arbeiten, aber das konnte ich ihr natürlich nicht erzählen. Normalerweise hasste ich es, von Fremden angetatscht zu werden. Aber Dami fühlte sich vertraut an. Sie strahlte eine ungewohnte Wärme aus. Ich hatte das Gefühl, verstanden zu werden, obwohl diese fremde Frau gar nichts von mir wusste.

„Danke Dami, ich bin einfach nur müde. Nichts weiter!“ Dami nickte und nahm ihre Hand von meiner Schulter.

„Sie werde sehe", wieder strahlte sie mich an. „Sehe und lerne“, fügte sie hinzu.

Wir legten an. An dem Steg schaukelten drei weiße Ruderboote, daneben hatte ein größeres Segelboot geankert. Ich schaute mich um. Vor mir lag ein paradiesisch weißer Sandstrand mit Palmen wie aus dem Bilderbuch. Ab und zu sah man ein Lehmhaus durch die vielen grünen Pflanzen hindurch. Die Insel war hügelig und der Strand umrahmt von tropischen Wäldern und Felsen.

Ein Angestellter reichte mir seine Hand, um mir aus dem Boot zu helfen. In mir stieg auf einmal Angst auf. Ich wusste gar nicht wovor. Beunruhigte mich, dass ich alleine reiste? Ich bin zum Arbeiten hier, versicherte ich mir innerlich, klammerte mich an die Hand des Hotelboys und hüpfte auf den Steg. Dami gab mir den Beutel mit meinen Klamotten und ich schlüpfte wieder in meine Uggs. Dann schritt ich langsam über die Holzplanken. Ein im thailändischen Stil erbautes Holzhaus mit der goldenen Aufschrift „Wii Maan“ befand sich 200 Meter vom Steg entfernt. Ich blieb kurz stehen und begutachtete es. Ja, ein bisschen sah es schon nach Luxus aus. Vielleicht war es doch nicht so ‚Eso‘ wie ich es mir vorgestellt hatte. Zufrieden betrat ich die Eingangshalle.

Kapitel 3

Die Ventilatoren rotierten über mir und wälzten die heiße Luft durch den hohen Raum. Ich saß auf einem der großen Ledersessel im Foyer des Resorts, fächerte mir mit meiner ausgedruckten Reservierungsbestätigung Luft ins Gesicht und begutachtete müde die Hotellobby. Direkt im Eingangsbereich stand ein übergroßer braun goldener Buddha. Eigentlich ganz hübsch, dachte ich. Still und erhaben saß er mit halb geöffneten Augen da. Stark und majestätisch, als ob ihn nichts umstoßen oder aus der Ruhe bringen könnte. Ich dagegen fühlte mich ausgelaugt und fertig von der Reise. Der Flug, der Rotwein, die lange Überlandfahrt und die Bootsfahrt hatten mich geschlaucht. Ich wollte nur noch auf mein Zimmer, aber die Rezeptionistin schien mich vergessen zu haben. Dem unfreundlichen Neuseeländer hatte man direkt seinen Schlüssel ausgehändigt, während ich seit einer Viertelstunde an meinem exotischen mittlerweile warmen Fruchtcocktail nippte. Ein rundlicher Mann mit Glatze in weißen kurzen Hosen und einem weißen Hemd kam auf mich zu. Na endlich!

„Valery, ich begrüße Sie ganz herzlich im Wii Maan, dem kleinen Paradies!“ Er reichte mir die Hand, zog mich an sich und umarmte mich. Verwundert über die herzliche Begrüßung, lächelte ich gezwungen und blieb stocksteif stehen.

„Ich bin Simon, der Hoteldirektor. Ich sehe, man hat Sie schon mit einem unserer Vitaminbomben versorgt. Das Beste gegen Jetlag, ein Knall und die Müdigkeit ist weg.“ Simon lachte laut, während ich nur höflich nickte. Bei mir hatte noch nichts geknallt.

Ich wollte nur ins Bett. „So, Frau van Walden. Sie haben ein Zimmer mit Meerblick und ein Special ‚Yoga und Relax’ gebucht", las Simon von einem Papier ab.

„Ihr Special beginnt morgen Nachmittag um fünf und ab dann jeden Tag um acht.“ Was denn für ein Special? Ich hatte keine Ahnung, wovon der Typ sprach.

„Das können wir morgen bereden!“, quetschte ich müde aus mir heraus. „Ich kann noch gar nicht sagen, was ich hier machen will und was nicht.“ Eins wusste ich allerdings. Yoga war es bestimmt nicht.

„Wir müssen das leider planen, liebe Valery. Die Anfragen für unseren Yogalehrer Vishal sind so zahlreich, und er ist schnell ausgebucht. Aber natürlich, wir können da morgen noch einmal drüber sprechen. Aber die fünf Uhr Buchung lasse ich erst einmal im Plan. Ich bring‘ Sie jetzt auf Ihr Zimmer. Ein sehr Schönes im Übrigen.“

Zum Glück. Gleich erst einmal duschen und schlafen. Die bleierne Hitze hatte mich bereits in einen tranceartigen Zustand versetzt. Ich konnte kaum noch denken.

„Eine Frage habe ich noch“, mein nicht funktionierendes Handy fiel mir wieder ein.

„Es gibt ja bestimmt Wireless Lan?“

„Ja, aber es ist sehr teuer. Wir sehen es eigentlich nicht so gerne, wenn unsere Gäste an zu Hause und an ihre Arbeit erinnert werden. Wenden Sie sich morgen an die Rezeption.“ Simon konnte nicht wissen, dass ich rein beruflich hier war. „Dann kommen Sie oder darf ich Du sagen? Wir duzen uns im Wii Maan normalerweise.“ Wegen mir konnte mich Simon duzen oder siezen, er sollte mir nur endlich mein Zimmer zeigen und verschwinden.

„Ja, ja, ist schon ok", nuschelte ich vor mich hin und stand auf. Simon winkte einem thailändischen Hotelboy und ging voraus. „Der Sari steht Dir übrigens sehr gut!“, begann Simon den Smalltalk von neuem. Ich nickte nur. Ein schmaler Pfad führte durch einen dicht bewachsenen Garten. Gelbe und rote Helikonien blühten am Rand, große Palmen säumten den Weg. Alle Pflanzen erstrahlten in einem satten hellen grün.

„So, da wären wir.“ Simon blieb vor einer kleinen Villa stehen. Sieht ganz nett aus, dachte ich. Als wir den dunklen Raum betraten, strömte uns ein muffiger Geruch entgegen. Meine Stimmung sank noch ein bisschen tiefer als sie ohnehin schon war.

Simon riss die Vorhänge auf. Ein atemberaubender Blick tat sich auf: vor uns lag ein kleiner heller Sandstrand umrandet von Palmen. Direkt vor meinem Balkon wucherten grüne Pflanzen wild durcheinander. Simon schob die Balkontür auf. Von draußen drang feuchte heiße Luft herein. Ich guckte mich um.

Ein großes weißbezogenes Bett stand in der Mitte des geschmackvoll eingerichteten Zimmers. Darüber war ein graues Moskitonetz zusammengeknotet. „Gefällt es Dir?“ Simon fragte so begeistert, als ob er am liebsten mit eingezogen wäre.

„Ja, danke, nur der muffige Geruch.“

„Wir hatten hier sehr viel Regen. Du gewöhnst Dich schon dran. Wir sind nun mal in den Tropen!“ Da ich noch nie in den Tropen gewesen war, nahm ich seine Antwort erst einmal hin.

„Ach so Valery, noch eine Sache. Es wäre schön, wenn Du Dein Handy auf dem Zimmer lassen könntest. Hier soll niemand gestört werden. Mit dem dauernden Gepiepse kann man ja gar nicht abschalten.“ Simon lachte wieder laut über seinen eigenen Gag.

„Ich kann leider gar nicht anschalten“, antwortete ich, aber Simon verstand meinen Witz natürlich nicht. Ein Hotelboy hatte meinen schweren Koffer über den holprigen Weg hinter uns hergezogen. Er guckte mich fragend an.

„Stellen Sie ihn hier vor das Bett!“ Ich hatte noch gar kein Geld, um ihm ein Trinkgeld zu geben und guckte hilfesuchend zu Simon. Der Hoteldirektor deutete dem Jungen an, das Zimmer zu verlassen.

„Dann leb Dich mal gut ein! Wenn Du etwas brauchst, dann sag Bescheid.“ Ich nickte nur.

Endlich war dieser übereifrige Hoteldirektor raus aus meinem neuen Domizil. Erschöpft setze ich mich auf das Bett und starrte vor mich hin. Ich war trotz Business Class Flug total am Ende. Dann lauschte ich in den Raum hinein. Irgendetwas brummte hier. Wenn ich eines nicht ertragen konnte, dann waren es laute elektronische Geräusche. An den Muff würde ich mich gewöhnen, aber dieses laute Brummen. Es erinnerte mich schon wieder an den Zeppelin. Ich stand auf und versuchte, das Geräusch zu finden. Die Minibar surrte ganz leise vor sich. Die Klimaanlage war ausgeschaltet. Am schlimmsten konnte man es direkt vor dem Bett hören. Bei aller Toleranz, da musste noch ein Techniker kommen. So konnte ich auf keinen Fall schlafen. Ich wählte die Nummer der Rezeption und erklärte mein Problem. Es dauerte nicht lange und ein junger Thai klopfte an die Tür. Ich ließ ihn herein. Auch er hörte den brummenden Ton deutlich und suchte alles ab. Dann telefonierte er. Ungeduldig und müde saß ich wartend auf meinem Bett.

„Wir haben ein neues Zimmer für Sie!“ Nicht gerade begeistert über einen Umzug, aber dankbar für eine Lösung, lächelte ich den Jungen an. Er nahm meinen Koffer und deutete zur Tür. Draußen kam bereits Hoteldirektor Simon aufgebracht den schmalen Weg herunter geeilt.

„Valery, es tut mir leid. Wir können das im Moment nicht abstellen. Zum Glück ist diese Villa direkt zwei Häuser weiter noch frei."

Ich nickte geduldig. Nur nichts sagen, sonst gerät er wieder in einen Redeschwall voller Begeisterung über sein Hotel.

Gemeinsam betraten wir mit dem Techniker den Raum. Das Zimmer roch genauso muffig. Der kleine Thai stellte meinen Koffer ab, und wir lauschten. Das Brummen war wieder zu hören.

„Was ist das?“ Simon wandte sich irritiert an seinen Angestellten. Der Junge zuckte unbeholfen mit den Schultern.

„Das habe ich noch nie gehört.“ Simon lief nervös in dem Raum umher, kontrollierte alle elektrischen Geräte und kam ratlos auf mich zu. „Wir sind leider komplett ausgebucht. Kannst Du erst einmal in diesem Zimmer bleiben?“

Ich schaute Simon verärgert an.

„Hier schlafe ich nicht!“, sagte ich bestimmt. „Das muss doch irgendwoher kommen? Das ist ein Luxushotel, ich bitte Dich. Es muss eine Lösung geben“, schimpfte ich völlig übermüdet und gereizt.

„Ja sicher, vielleicht hört es auch gleich auf.“ Simon schien ratlos. Fast tat er mir leid, denn er war wirklich um eine Lösung bemüht.

„Komm mit zur Rezeption, es gibt noch eine freie Villa, allerdings unsere Top Suite, das wäre ein riesiges Upgrade. Ich muss nur schnell sehen, wie lange sie frei ist.“

Zwei Upgrades an einem Tag. Erst Business Class fliegen, dann in die beste Hotelsuite. Es schien, als stellte das Leben einen kleinen Trost für mich bereit.

Wir gingen gemeinsam den schmalen Gartenweg zurück zur Rezeption. Meine Beine fühlten sich schwer an und meine Füße schwitzten immer noch in den warmen Uggs.

Simon besprach sich mit seiner Rezeptionistin, während ich wieder auf dem Ledersessel im Eingangsbereich wartete. Dann kam er freudestrahlend auf mich zu. Erleichtert stand ich auf und ging ihm entgegen. Ehe ich mich versehen konnte, war ich in seinen Armen eingezwängt und spürte wie sein kugeliger Bauch sich in meinen presste. Vorsichtig löste ich mich aus seiner innigen Umarmung.

„Bin ich froh, dass wir Dir noch helfen können.“ Simon sprach kurz mit einem Hotelboy. Dann führte er mich auf einem schmalen Pfad aus kleinen weißen Steinchen auf die andere Seite des Resorts. Dort standen drei große Villen mit Strohdächern. Stolz schloss Simon die erste Villa auf. Auch hier strömte uns ein muffiger Geruch entgegen. Ein langer Flur führte in das Wohnzimmer der Suite. Mitten im Raum stand ein großes ledernes Sofa, ein kleiner Schreibtisch aus Holz schmückte den Raum in der vorderen Ecke neben der Balkontür. Darauf stand ein CD Player, aus dem chillige Musik leise vor sich hin dudelte.

Simon zog die Vorhänge auf. Auch von hier hatte man einen grandiosen Blick.

Die Villa lag auf einer kleinen Klippe und man konnte die ganze Bucht überblicken. Der kleine Strand war menschenleer.

„Wie im Paradies", sagte ich anerkennend zu Simon.

„Wii Maan heißt ja auch Paradies! Und darauf sind wir sehr stolz: unseren Gästen eine kleine Oase in der hektischen Welt zu bieten.“ Der Hotelboy stellte meinen Koffer im benachbarten Schlafzimmer ab.

„Dann jetzt endlich gute Erholung, Valery. Wem es hier nicht gefällt... .“ Er zwinkerte mir zu, winkte dem Hoteljungen und verschwand endlich aus der Tür. Ich lauschte. Kein Brummen. Zum Glück. Obwohl es erst Nachmittag war, wollte ich sofort ins Bett.

Ich ging ins benachbarte Schlafzimmer. Es sah genauso aus wie in den beiden anderen Zimmern. Karg und puristisch, aber geschmackvoll. Müde ließ ich mich auf mein Bett fallen. Und da hörte ich es wieder. Das Brummen. Ich bin verrückt geworden. Oder ich bekomme einen Hörsturz, das kann doch nicht sein, dass es schon wieder brummt, schoss es mir durch den Kopf. Ich zupfte an meinen Ohren, hielt den Atem an, die Nase zu und presste Luft in meine Ohren. Dieser unerträgliche Ton brummte weiter vor sich hin. Ich habe ein Zeppelintrauma, das gibt es doch nicht. Das Brummen verfolgt mich, dachte ich panisch. Wie auch immer, ich musste jetzt damit leben, zu einem weiteren Umzug hatte ich keine Lust mehr, und ich hätte auch nicht gewusst, wohin. Ich öffnete mein Gepäck. Das Brummen wurde lauter. Verwundert legte ich mein Ohr erst an die eine Innenseite des Koffers, dann an die andere. Dann fiel es mir ein. Ich lachte laut los. Laut und befreiend lachte und lachte ich. Als ich mich beruhigt hatte, kramte ich meinen Kulturbeutel aus dem Koffer hervor, nahm meinen elektrischen Ladyshaver heraus und schaltete ihn ab. Ruhe! Durch den holprigen Schotterweg hatte sich der Rasierer wahrscheinlich angeschaltet.

Aber wenigstens hatte ich jetzt die Suite. Ein guter Trick für die Zukunft!

Verschwitzt schlug ich die Augen auf. Wo war ich? Verschlafen guckte ich mich um. Thailand - Wellness Resort - kleine Insel fiel es mir wieder ein. Draußen dämmerte es. Ich schaute auf die Uhr. Es war zwanzig nach fünf. Ich hatte über zwölf Stunden geschlafen. Gähnend schob ich das Moskitonetz zur Seite, setzte mich auf die Bettkante und guckte mich um.

Die Wände waren weiß getüncht, das Bett aus dunklem Holz mit verschnörkelten Schnitzereien. Ein rot goldener Wandbehang mit eingewebten Elefantenmotiven über dem Kopf des Bettes lockerte die sonst puristische Atmosphäre der Villa etwas auf. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein dunkler Holzschrank, davor lag mein aufgeklappter vollgestopfter Koffer. Ich ging ins Badezimmer. Gestern hatte ich gar nicht bemerkt, dass noch eine Tür nach draußen führte. Ich öffnete sie und stellte fest, dass eine zweite Dusche an der Außenseite der Villa angebracht und von einer milchfarbigen Glasscheibe umrundet war. In dieser Glaswand befand sich ein kleines Fenster, so dass man beim Duschen das Meer sehen konnte. Ich zog mein seidenes Nachthemd aus, dass ich extra für den Fall, dass Clemens doch noch mitgekommen wäre, eingepackt hatte, drehte den Duschhahn auf und stellte mich unter den Wasserstrahl. Geduldig versuchte ich, die Temperatur zu regeln. Mal war es zu kalt, mal zu heiß. Schließlich entschied ich mich dafür, lieber etwas kälter zu duschen und ließ den nicht gerade üppigen Wasserstrahl über meinen Kopf laufen. Es war wirklich genial, dabei auf das Meer zu schauen. Die Weite, der Strand und die Palmen - Duschen inmitten eines kleinen Paradieses. Ich genoss den Ausblick in diese wunderschöne Landschaft. Der Strand war noch menschenleer. Friedlich, ja fast magisch dampfte es aus dem anliegenden tropischen Wald, auf dem Meer spiegelte sich die aufgehende Sonne. Es hätte eine Szene aus einem Entdeckerfilm sein können. Eine unberührte Insel, auf die ich den ersten Schritt gesetzt hatte und nicht wusste, was mich erwartete.

Ich schloss die Augen und versuchte, in die Zukunft zu sehen. So wie früher mit Oma. Mein Herz pochte, mein Atem wurde schneller. Ich sah das Meer. Es war total ruhig, und es war weit und breit nichts zu sehen. Angestrengt suchte ich nach einem Signal, einem Zeichen oder einem Bild. Doch es erschien nichts. Meine Neugier verdrängte die Angst. Ich wollte wieder mehr sehen, so wie damals. Ich wurde von etwas angezogen, und ich wusste noch nicht, was es genau war und ob ich mich dieser Kraft wieder hingeben sollte.

Plötzlich spürte ich dieses beklemmende Gefühl wieder. Die Angst vor der Erinnerung, die Angst vor mir selbst. Ich könnte wieder mir und anderen schaden. Sofort öffnete ich die Augen und sah erleichtert die wunderschöne friedliche Landschaft. Dann stellte ich die Dusche ab, ging zurück ins Schlafzimmer und holte mein iPad aus meiner Handtasche. Aber das W-Lan System des Hotels verlangte nach einem Passwort, und das hatte ich noch nicht bekommen. Es war erst kurz nach sechs Uhr morgens. Ich beschloss, ein bisschen zu lesen. „Mädchengrab“. Ich liebte die Bücher von Ian Ranking. Ich schlug die erste Seite auf. Doch die Wörter tanzten vor mir her. Ständig schweiften meine Gedanken nach München. Clemens schlief jetzt. Was er dem Sender wohl für eine neue Kampagne anbieten wollte? Ich hatte gar nicht weiter nachgefragt, ob es schon eine Idee oder ein Konzept gab? Unkonzentriert klappte ich mein Buch zu und begann meinen Koffer auszupacken. Mein hautenges hellblaues Sommerkleid, das rote luftige Kostüm, das schwarze schicke Abendkleid und ein paar Röcke hängte ich in den Kleiderschrank. Die Wäsche schob ich kurzerhand in die Schubfächer. Sieht ja keiner.

Meine Pumps und die hochhackigen Sommerschuhe bekamen einen Platz direkt neben den Uggs. Ich schmunzelte, nahm die Fellschuhe und schleppte sie zum Auslüften auf den Balkon. Im Wohnraum entdeckte ich ein Paar vom Hotel bereitgestellte Flip-Flops und schlüpfte hinein. Fertig. Mittlerweile war es sieben Uhr. Ich konnte endlich zum Frühstücken. Vorsichthalber packte ich meine Kamera ein, um für unsere Bewerbung für die Hotelkampagne ein paar Fotos zu schießen.

Um fünf nach sieben betrat ich das Restaurant des Wii Maan. Vier Tische waren bereits besetzt. Ich hatte erwartet, die Erste zu sein. Hier schien man früh aufzustehen. Auch hinter mir hörte ich bereits zwei Gäste fröhlich miteinander quatschen. Die Klientel besteht auf jeden Fall nicht aus faulen Langschläfern, stellte ich fest. Das Restaurant befand sich auf einer hölzernen Terrasse circa 50 Meter vom Strand entfernt. Ich ließ meinen Blick über das glitzernde Meer gleiten, begutachtete alle Tische und suchte mir einen Platz ganz vorne aus. Eine kleine Thailänderin in einem blauen Sari, brachte mir unaufgefordert einen Ingwertee.

„Wir haben Selbstbedienung Miss, aber Sie können auch gerne bestellen.“

„Könnte ich einen Cappuccino bekommen?“, fragte ich und hoffte, dass man hier nicht nur Filterkaffee anbot. Es gab nichts Schöneres im Urlaub als einen leckeren Cappuccino und dazu ein Toast, dick mit Butter und Nutella beschmiert. Das Mädchen nickte und ging zurück zur Küche. Ich folgte ihr zum Buffet. Papaya, Ananas, Kiwis, Orangen, Mangos lagen frisch geschnitten auf Bananenblättern. Daneben standen Gurken, Möhren, Avocado Stücke und Paprika. Es gab Reis, Gemüsesuppe, Schafskäse und thailändische Teigtaschen. Alles war mit Netzen vor Moskitos und Fliegen geschützt. Ich ging weiter am Buffet entlang. Zu meiner Enttäuschung gab es kein Nutella, nur hausgemachte Bio-Marmelade. Ich toastete mir ein Vollkornbrot, nahm von der Marmelade und ging zurück zu meinem Platz. Auf dem Weg dorthin musterte ich die anderen Gäste. Unser Zielpublikum für die Kampagne sozusagen. Die Leute waren erstaunlich jung, das heißt, jünger als ich erwartet hatte. Ein dickerer Mann saß mit einer Frau Mitte vierzig zusammen. Die beiden unterhielten sich auf Deutsch.

Weiter hinten im Restaurant kicherten zwei junge Frauen in Sportkleidung vor sich hin und schienen sehr viel Spaß zu haben. Ein Pärchen saß schweigend am Tisch neben mir.

Die kleine Thailänderin brachte mir meinen Cappuccino.

„Haben Sie Nutella?“ fragte ich vorsichtig. Das Mädchen guckte mich erstaunt an und schüttelte den Kopf.

„Schokoladencreme?“, bohrte ich weiter. Aber auch dies verneinte sie, drehte sich sofort um und entfernte sich mit schnellen Schritten. So schlimm fand ich meine Frage jetzt auch nicht, aber in diesem Gesundheitsschuppen war allein die Frage nach einem ‚Dickmacher‘ ein Vergehen. Ich guckte auf das türkisblaue Meer, schlürfte an meinem Kaffee und fühlte mich allein. Wie lange war ich nicht mehr ohne Clemens unterwegs gewesen?

Ich konnte mich kaum noch daran erinnern. Ich bin beruflich hier, redete ich mir aufmunternd zu und versteckte mich, hinter diesem Gedanken. Doch ich konnte das Gefühl nicht ablegen, dass jeder hier abwertend denken würde, diese Frau Anfang 40 hat niemanden, der sie in den Urlaub begleitet. Ich bejahte schließlich selbst diesen Gedanken und suhlte mich in Selbstmitleid.

Ein lauter Knall riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken guckte ich hoch. Die Bedienung hatte stolz und völlig außer Atem ein angebrochenes Nutella Glas mit voller Wucht vor mir abgesetzt. Erstaunt, aber total begeistert schaute ich sie an.

„Von Hoteldirektor, zwar offen, aber nicht schlecht soll ich sagen.“

„Danke", hauchte ich überrascht und lächelte. Simon hatte den Laden gut im Griff und wollte seinen Gästen jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Kaum hatte ich das Glas geöffnet, tauchte er auch schon auf.

„Guten Morgen Valery, gut geschlafen?“, strahlte er mich an und tätschelte meine Schulter. Ich wusste, dass er es nur fürsorglich meinte und ertrug es geduldig. Er war wieder ganz in weiß gekleidet, trug aber heute auf seiner Glatze eine weiße Kappe und sah wesentlich jünger aus.

„Erstaunlicherweise ja, allerdings bin ich viel zu früh aufgewacht. Das ist normalerweise nicht meine Frühstückszeit!“

„Man kann hier nicht zu früh aufwachen. Morgens ist es am schönsten. Der Tag liegt vor einem, die Luft ist frisch und Du kannst zum Beispiel mit Yoga den Tag beginnen. Darf ich mich kurz setzen?“

Simon nahm unaufgefordert an meinem Tisch Platz. Hoffentlich bleibt er nicht so lange, schoss es mir als erstes durch den Kopf.

„Danke für das Nutella, das macht den frühen Morgen noch attraktiver!“, schleimte ich. Simon lächelte zufrieden.

„Wir wollen, dass Du Dich hier vollkommen entspannst. Was sind Deine Pläne für heute?“

Pläne? Natürlich konnte ich ihm nicht erzählen, dass ich von ihm den Auftrag für die Werbekampagne wollte und dafür, jeden Winkel des Hotels auskundschaften würde.

„Och, mal sehen...“, antwortete ich ausweichend. Simon musterte mich. Es war unangenehm und fühlte sich an, als ob er meine Körpersprache analysieren und meine Gedanken lesen würde.

„Ich glaube, ich gehe an den Strand und lese, also bisschen rumchillen und so“, versuchte ich, ihn abzulenken.

„Denk an Deine Yogastunde heute Nachmittag um fünf, und es gibt auch wunderbare Massagen.“ Simon hatte eine Art an sich, die bestimmend, aber freundlich zugleich war. Er machte es einem schwer, nein zu sagen. Ich mochte ihn, obwohl mich gleichzeitig seine Aufdringlichkeit ein wenig nervte. Aber warum nicht, ein bisschen Bewegung beim Yoga könnte nicht schaden und schließlich wollte ich ja wissen, wie sich die Hotelgäste fühlen und wen wir mit unserer Kampagne ansprechen wollen.

„Na gut, Simon, ehe Du die Peitsche auspackst, werde ich mich ein bisschen verbiegen. Ich bin aber stocksteif. Der Yogalehrer wird mich sowieso sofort als hoffnungslosen Fall entlassen. Wo ist das denn?“

Selbstzufrieden lächelte Simon mich an.

„Ich weiß einfach, dass es Dir gut tun wird. Manche Gäste muss man zu ihrem Glück ein kleines bisschen zwingen. Vishal wird auf Dich direkt am Strand warten. Der Yoga Raum ist dort vorne bei den Felsen. Und: Du musst Dich nicht verbiegen. Denn das ist die Kunst des Yogas, sich so zu akzeptieren wie man ist. Seine Grenzen, seine Kämpfe, seine Leidenschaften und Liebe für etwas zu erkennen. – das ist Yoga.“

Simon lächelte immer noch zufrieden. Ich dachte nur: Was für ein esoterischer Quatsch. Hörte sich an, wie ein Kalenderspruch oder „Du darfst“ Reklame.

„Ich akzeptiere mich so wie ich bin, das muss ich nicht im Yogaunterricht lernen!“, raunzte ich ihn leicht gereizt und provozierend an. Simons Lächeln verschwand für einen kurzen Moment aus seinem Gesicht, er blieb allerdings völlig gelassen, stand auf und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Urteile nicht, bevor Du es nicht ausprobiert hast.“ Dann ging er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, an den nächsten Tisch. Ich konnte es nicht leiden, wenn man mir irgendetwas aufzwingen wollte und dann noch so einen spirituellen Mist. Aber ich musste hier alles ausprobieren und das Hotel kennenlernen. Seufzend schmierte ich mein Nutella Toast und biss genussvoll hinein. Alles nur wegen Clemens und der Agentur. Jetzt musste ich auch noch zum Yoga!

Ich schmierte mir noch ein Nutella Toast und schob die zerschmolzene Butter mit der Schokoladencreme unter meinem Gaumen hin und her. So lecker. Aber ich durfte den Focus nicht verlieren. Es war schließlich mein Job, einen guten Slogan zu finden und die Kampagne an Land zu ziehen. Nach drei Nutella-Toasts stand ich auf, ging durch das Restaurant und über eine kleine Wiese an den Strand. Das Meer glitzerte jetzt hellblau. Gleichmäßig schoben sich kleine Wellen über den weißen Sand und zogen sich sanft wieder zurück. Ich setzte mich und verfolgte die Bewegung des Wassers. Dann blickte ich über das weite Meer bis zum Horizont und schloss die Augen. Wie schön wäre es, wenn Clemens jetzt neben mir sitzen und den Arm um mich legen würde. Ich vermisste ihn. Es war als konnte ich seinen Arm auf mir spüren, angenehm, voller Wärme.

„Miss?“ Eine Stimme riss mich aus meinem Traum.

„Miss Valery? Gehen es Ihnen besser?“ Dami lächelte mich an. Wieder ging eine liebevolle Herzlichkeit von der kleinen Thailänderin aus. „Sie sehe nicht froh aus?“

„Ich bin immer noch müde Dami, noch von der Reise erschöpft!“

„Dann gehe Sie schwimmen. Das Wasser spülen die Anspannung weg. Wasser stehen für Loslassen und Neubeginn und auch für die Wahrheit.“ Nicht schon wieder diese esoterischen Kalendersprüche, dachte ich.

Aber im Gegensatz zu Simon wollte ich Dami gerne zuhören. Ihre Worte klangen weise und nicht belehrend. Dami kicherte.

„Ich weiß, neue Gäste sage, esoterischer Quatsch.“ Dabei zog sich ihre Nase am oberen Ende in Falten und ihre kleinen Zähne guckten hinter ihren dezent geschminkten Lippen hervor. Ich lachte und fühlte mich schon wieder beim Denken erwischt.

„Zugegeben Dami, Ihr haut hier Sätze raus, die könnten aus dem Lehrbuch einer Sekte oder einem Workshop zur Findung des höheren Selbst sein. Das ist für uns hektische Großstadtmenschen wie eine Fremdsprache mit einer Grammatik, die keiner Logik folgt.“ Dami setzte sich neben mich und kicherte immer stärker.

„Sie werde das schon verstehen, wenn Sie morgen bei der blutigen Opferzeremonie mit dem Feuertanz mitmache. Zur Ehrung unsere Götter opfern wir immer ein lebendig Tier.“ Sprachlos starrte ich Dami an. Auf was für eine Insel war ich geraten?

„Aber morgen schmeiße wir Sie ins Feuer! Denn Ungläubige dulde wir nicht.“

Endlich begriff ich. Dami machte sich über mich lustig.

„Dann lass ich mich mal schnell von Eurem Yoga Guru heute Nachmittag bekehren.“

„Das wäre Dir zu wünsche, Valery.“ Ich lachte mit Dami.

„Jetzt hab‘ ich Du gesagt, ok?“

„Mehr als ok!“ Ich umarmte Dami und erkannte mich selbst kaum wieder. Normalerweise reagierte ich distanziert und ließ nur meine engsten Freunde an mich heran. Aber hier schien es normal, dass man sich in den Arm nahm und Dami zog mich mit ihrer Wärme in ihren Bann. Ich musste zugeben, Nähe konnte auch guttun.

„Kommst Du mit?“ Ich zeigte auf das Meer und sprang auf.

„Leider nein, wir dürfe hier schwimmen nicht gehen. Ist nur für Gäste, die nicht an Götter glauben.“

Damis Nasenrücken zog sich wieder in Falten und ihr Kopf sank ein wenig in ihre Schultern. Sie nahm ihre beiden Hände zusammen und führte sie vor ihr Herz. Dann verbeugte sie sich.

„Haben Sie äh, haben Du eine schöne Tag, Valery!“ Sie drehte sich um und ging den Strand entlang zum Restaurant. Schade, dachte ich. Dami hatte mich abgelenkt. Aber ich wollte auch ohne sie schwimmen gehen. Ich zog mein Kleid über den Kopf und sprang ins tropisch warme Meer. Es fühlte sich so gut an. Langsam bewegte ich meinen Körper durch die kleinen Wellen, tauchte den Kopf unter Wasser und schwamm ein paar Züge mit angehaltenem Atem. Ich spürte, wie das Meer an meiner Haut entlang glitt. Als ich auftauchte, guckte ich zum Strand. Ein Mann stand am Ufer und telefonierte. ‚Meine Puknummer’, schoss es mir sofort durch den Kopf. Schnell schwamm ich zum Ufer, schlüpfte nass in mein Kleid und rannte über den steinernen Pfad hinauf zur Rezeption.

„Ist ein Fax für mich gekommen?“, fragte ich die Thailänderin hinter der großen aus dunklem Holz geschnitzten Theke außer Atem.

„Wie ist Ihre Zimmernummer?“ Ich kramte meinen Zimmerschlüssel hervor, natürlich stand keine Zahl darauf. „Es tut mir leid, ich bin gestern erst angekommen. Ich habe sie vergessen. Ich wohne in der Villa da oben.“ Die Thailänderin guckte mich erstaunt an. „Wie ist Ihr Name?“

„Valery van Walden, Zimmer Nr. 3 in einer unserer schönsten Villen.“ Simon trat aus dem hinteren Bereich der Rezeption hervor. Es war mir fast unheimlich, wie er schon wieder wie aus dem Nichts auftauchte.

„Du warst aber kurz schwimmen“, stellte Simon fest, während seine Kollegin nach einem Fax schaute.

„Ja, es ist einfach viel zu kalt“, erklärte ich mit ernstem Gesicht. Hatte er mich beobachtet? Simon zog ungläubig die Augenbrauen herunter, dann lachte er.

„Du bist witzig, da hast Du mich kalt erwischt. Ich hätte es fast geglaubt.“

„Es ist leider kein Fax gekommen, Miss“, unterbrach ihn die Thailänderin freundlich.

„Ach verdammt, sind Sie sicher?“ Das Mädchen nickte mit einem Lächeln.

„Dann hätte ich gerne den Zugang zum Wireless Lan.“ Irgendwie musste ich in Kontakt mit Clemens und der Agentur kommen. Er machte sich sicher schon Sorgen. Und bestimmt hatte Clemens auch schon geschrieben.

„Wartest Du auf E-Mails? Wir raten unseren Gästen davon ab, zu oft nach Hause zu schreiben. Ohne Mails und Anrufe, erholst Du Dich viel schneller.“ Jetzt fing er schon wieder damit an.

„Ich brauche es beruflich“, erwiderte ich, und das war nicht gelogen. Die Rezeptionistin legte mir ein Blatt Papier mit einem Zahlencode hin. „Eine Stunde kostet 50 Baht. Darf ich es auf Ihr Zimmer buchen?“

„Ja bitte, könnte ich auch einen Code für 10 Tage bekommen?“, fragte ich. „Tut mir leid Simon, ich gehe ja schon zum Guru, aber größere Zugeständnisse kann ich nicht machen.“ Simon lachte.

„Da nützt alles nichts, ich muss den Strom abschalten.“ Auch ich musste lachen, doch ich war mir nicht ganz so sicher, ob er diese Bemerkung nicht doch ernst meinte.

22j9S62k3341L. Komplizierter hätte man es mir nicht machen können. Wie sollte ich mir denn diesen Code merken? Hätte es nicht Wii Maan3 getan? Da steckte bestimmt der Erholungszwang von Simon dahinter. Sorgfältig gab ich die Zahlen in mein iPad ein. Es funktionierte. Langsam baute sich das runde Airport-Zeichen auf. Ich hatte Empfang! Euphorisch öffnete ich meinen Mail Account. 15 Nachrichten. Zwei Kunden, Zalando Werbung, Amazon Empfehlungen, meine Freundin Jule. Ich scrollte weiter. Mareike, aber keine Mail von Clemens.

Ich schaute auf die Uhr. Halb zehn. Ok, in Deutschland war es erst halb vier Uhr morgens. Wahrscheinlich hatte er gestern auf einen Anruf von mir gewartet. Oder vielleicht nicht? Ich legte das iPad zur Seite und überlegte. Herumjammern bringt jetzt auch nichts. Ich werde den Kunden und Jule antworten. Und ich könnte mich ein bisschen umgucken. Clemens soll nicht denken, ich mache auf seine Kosten Urlaub. Dabei hätte er genau das verdient. Vielleicht könnte ich ihm dann später sogar schon mal ein paar Fotos schicken. Nein, beschloss ich plötzlich. Ich melde mich erst einmal gar nicht mehr. Der soll ruhig merken, dass er mich verletzt hat. Wenn er wirklich gewollt hätte, hätte es einen Weg gegeben, mit mir nach Thailand zu fliegen.

Halb fünf. Sollte ich wirklich zum Yoga? Den ganzen Tag hatte ich in meinem Zimmer verbummelt oder auf dem Balkon gelesen. Die Ruhe hatte mich wahnsinnig gemacht. Außerdem war immer noch keine Mail von Clemens eingetroffen. Ich hatte gefühlte 500 Mal auf mein iPad geschaut. Fast scheute ich mich, dass Zimmer zu verlassen, falls sich Clemens doch noch meldete. Aber ich könnte mein iPad und iPhone auch mitnehmen. Aber es gab noch ein Problem. Was sollte ich zum Yoga anziehen? Sportsachen hatte ich nicht eingepackt. Einen Rock? Ich entschied mich für die Shorts aus Jeans und schlüpfte noch in mein Gammel-Lieblings T-Shirt. Lustlos wanderte ich mit meinem iPad unter dem Arm los. Mittlerweile lagen einige Gäste unter den weißen Sonnenschirmen am Strand. Unsicher guckte ich mich nach dem Yogalehrer um.

„Kann ich Dir helfen?“ Ein Mann auf einer Sonnenliege direkt vor mir guckte zu mir hoch. In breitem bayrisch fuhr er fort: „Bist erst angekommen, oder? Hab‘ Dich heute morgen schon beim Frühstück gesehen.“

„Überwachungskameras braucht man im Wii Maan anscheinend nicht. Ich hab‘ das Gefühl, hier weiß jeder, was ich wie lange gemacht habe“, erwiderte ich verwundert.

„Eine so attraktive Frau wie Du fällt eben auf!“ Das Kompliment konnte ich nicht zurückgeben, denn der Mann hatte eine riesen Kugel über seiner Badehose hängen und schwitze aus allen Poren. Sein Kopf war rund, das Gesicht leuchtete in hellem rot und ein grauer Haarkranz umrahmte seinen Schädel. Ich lächelte freundlich.

„Danke, ich warte auf den Yogalehrer. Kennst Du ihn?“

„Vishal kennen alle hier. Ein weiser Mann. Du kannst Dich freuen.“

Ich verzog den Mund. „Naja, ich wurde zum Unterricht gezwungen. Ich hab‘ es nicht so mit den östlichen Religionen und mit Gymnastik schon gar nicht“. Der Mann drehte sich wie eine fette Robbe zur Seite und setzte sich mit lautem Stöhnen auf die weiße Matratze seiner Liege.

„Ich bin übrigens Tom!“ Er streckte mir seine verschwitzte Hand entgegen und drückte meine so fest, dass ich aufschrie.

„Fester Händedruck Tom, vielleicht solltest Du besser die thailändische Begrüßung wählen, bevor Du anderen Gästen die Hand brichst. Ich bin Valery van Walden. Angenehm.“

„Frau van Walden.“ Tom nahm noch einmal unaufgefordert meine Hand und berührte sie mit der Nasenspitze. „Hocherfreut gnädige Frau. Ich frage mich allerdings, was Du dann hier machst? Abspecken wie ich, sicher nicht.“

Was sollte ich sagen?

„Nur ein paar Tage erholen, war nichts anderes mehr frei“, stammelte ich und wusste, dass es nicht gerade glaubwürdig klang.

„Da ist übrigens Vishal, vielleicht sehen wir uns ja beim Abendessen. Ich gucke gerne zu, während ich meine magere Gemüsesuppe genussvoll verspeise und sich andere thailändische Spezialitäten herunterwürgen.“ Er zwinkerte mir zu. Erleichtert, dass er nicht weiter nachgefragt hatte, hielt ich Ausschau nach dem Yogalehrer. Ein attraktiver dunkelhaariger Mann mit grauen Schläfen kam lächelnd auf mich zu. Sein Oberkörper war muskulös, sein Gang aufrecht und stolz. Als er vor mir stehenblieb, presste er seine Handflächen wie zum Gebet zusammen, platzierte sie in die Mitte seiner Brust und verbeugte sich vor mir.

„Namasté Valery!“ Auch ich nahm meine Hände vor meinen Oberkörper und verbeugte mich ganz leicht. Der Typ war zwar nicht mehr der jüngste, sah aber wirklich klasse aus. Es hätte schlimmer kommen können.

Kapitel 4

Mein Rücken schmerzte leicht, auch in der Leistengegend fühlte ich eine unangenehme Dehnung. Vishal hatte mir ein Kissen unter den Po geschoben und ich versuchte, möglichst gerade und im Schneidersitz Haltung zu bewahren. Ich saß auf einer gelben Yogamatte, die der Lehrer auf dem dunklen Holzboden mitten im Yogapavillon ausgebreitet hatte.

Der in einem Sechseck angelegte Raum öffnete sich zum Meer hin, und ich blickte auf das hellblaue Wasser. Orange und rote Tücher begrenzten die Seiten und bewegten sich leicht im Wind. Direkt vor mir saß Yogalehrer und Hotelguru Vishal in seinem weißen Baumwollhemd und der weiten indisch anmutenden Hose. Hinter ihm ruhte eine circa ein Meter große grüne Buddha-Statur. Ein herber Duft durchzog den Raum. Vor einem kleinen Altar hinter mir qualmten mehrere Räucherstäbchen und ein paar Kerzen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739491448
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (April)
Schlagworte
Neuseeland Liebesroman Glück Meditation Lebenshilfe Erfolg Yoga Liebe Vertrauen Humor

Autor

  • Susanne Lösser (Autor:in)

Susanne Lösser ist gelernte Journalistin und Fernsehredakteurin. Seit 2014 lebt sie mit ihrem neuseeländischen Partner in Auckland und arbeitet als Autorin, Filmemacherin und Fotografin. Yoga ist zu einer ihrer großen Leidenschaften geworden. Mittlerweile unterrichtet sie sogar.
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Titel: Email an die Seele