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Lutetia Stubbs - Die Beerdigung der widerspenstigen Leiche von Adalbert Finley

von Lutetia Stubbs (Autor:in)
93 Seiten
Reihe: Lutetia Stubbs, Band 3

Zusammenfassung

Ein Klopfen mitten in der Nacht bedeutet nichts Gutes, sagt man. Das ist falsch. Ein Klopfen in der Nacht bedeutet höchstwahrscheinlich eine Leiche und das ist für einen Bestatter die beste Nachricht, die es gibt. Schlecht dagegen ist es, wenn besagte Leiche plötzlich verschwindet, durch die Stadt zieht und dabei nichts außer einem äußerst lebendigen Eindruck hinterlässt. Dann muss man dem Verblichenen zeigen, wo er hingehört...

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Titel


Lutetia Stubbs:
Die Beerdigung der widerspenstigen Leiche

von

Adalbert Finley

von
Matthias Czarnetzki

Infos zum Buch

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Der direkte Draht zum Autor:
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Bisher erschienen:
Lutetia Stubbs: KellerLeichen
Lutetia Stubbs: Herz aus Stein
Lutetia Stubbs: Die Beerdigung von Adalbert Finley

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Kapitel 1

"Das ist eine Katastrophe!" InfoGeorge war in den kleinen Nebenraum des Krematoriums gestürmt, den er und InfoLutetia sich zu einer gemütlichen Pausenecke ausgebaut hatten. Lutetia sah von ihrem Buch hoch.
"Eine Epidemie?" fragte sie hoffnungsvoll. Eine Epidemie bedeutete schnell verdientes Geld; eine Bestattung ohne das feierliche Getue, aber zum gleichen Preis. Denn es war wahrscheinlich, dass die knickrige Verwandtschaft entweder kurz vor oder nach dem aktuellen Sarg in der Warteschlange vorm Verbrennungsofen lag.
Auch Bestatter müssen leben. Und rechnen.
"Adalbert Finley ist nicht da." Lutetia sah auf dem Blatt vor ihr nach.
"Er steht nicht auf der Gästeliste."
"Natürlich nicht! Er sollte im Sarg liegen und tot sein!"
"Unsere Hauptattraktion sozusagen."
"Ich glaube, du machst das mit Absicht." Lutetia klopfte George beruhigend auf die Schulter.
"Die Gelegenheit war einfach zu gut. Aber ich liebe dich trotzdem. Also - was ist passiert?"
"Die Finleys bestehen auf einer offenen Aufbahrung. Deshalb habe ich Adalbert besonders sorgfältig präpariert. Du weißt schon - Totenmaske, Make Up, das eingenähte Lächeln, das Doppelkinn etwas korrigiert. Das volle Programm." George seufzte. "Ein Prachtstück. Sogar seine Tochter hat gesagt, er sähe besser aus als je zuvor." Victoria Finley - brünett, braungebrannt, fett - keine Gefahr. Auch wenn George ihr bisher keinen Grund zur Eifersucht gegeben hatte.
"Wann hast du den Sarg aufgemacht?"
"Gerade eben. Ich wollte die Frischhaltefolie entfernen." Lutetia blinzelte. Sie half ihm schon eine ganze Weile aus, aber George war schon sein Leben lang Bestatter. Und er war es aus Leidenschaft. Er kannte Tricks, die kein lebender Mensch kennen wollte. Für George war das unverständlich.
"Die Frischhaltefolie? Ist die Kühlkammer defekt? Du weißt, dass der Hummer sehr empfindlich ist. Und ich brauche ihn am Wochenende."
"Wenn man den Hals eng und glatt mit Frischhaltefolie umwickelt, hält er noch eine Weile die Form. Ich wollte sie erst kurz vor dem Eintreffen der ersten Gäste abnehmen. Das Zeitfenster ist ungefähr zwei Stunden, dann sackt das Fett zusammen."
"Wir haben den Sarg vor einer halben Stunde in die Kapelle gebracht. War er da noch drin?"
"Ja."
"Sicher? Die Särge wiegen doppelt so viel wie ihr Inhalt."
"Nicht die billige Kieferversion, die seine Frau wollte. Ist kaum mehr als fünf Millimeter Sperrholz mit Furnier."
"Und jetzt ist Finley weg."
George nickte.
"Kein Hinweis, kein Abschiedsbrief, kein Ich-komme-gleich-wieder-Schild?"
"Der Sarg ist leer."
"Fünfundzwanzig Minuten. Nicht viel Zeit."
"Die ersten Trauergäste kommen gleich und ich habe keine Leiche." Der Unterton in Georges Stimme war unverkennbar.
"Ich werde ihn schon wieder auftreiben. Du kümmerst dich um die Leute. Lass den Sarg zu. Sag, Finley wäre zu reif oder so was. Ich kümmere mich um den Rest. Was weißt du über Finley?" George hatte sein Leben in Borough verbracht und interessierte sich für Menschen. Zwei Punkte, die er Lutetia voraus hatte. George kannte jeden einzelnen Einwohner von Borough bis ins Detail. Er betrachtete jeden als zukünftigen Kunden.
"Unauffälliger Charakter. Handwerker, solide, aber nicht besonders gut. Lebte mit seiner Frau und Tochter in einem kleinen Reihenhaus in der Horsley Lane, gleich neben seiner Mutter. War jeden Abend im Orient Express. Meistens zusammen mit InfoHavers und InfoBonks."
"Havers und Bonks? Die beiden? Ich glaube, die werden sich freuen, mich zu sehen."
"Das bezweifle ich", murmelte George. Aber Lutetia hatte das Krematorium schon verlassen.


John Smiths Pub hieß offiziell 'Ye olde butcher' aber jeder, der das Lokal einmal betreten hatte, nannte es Orient Express. Smith hatte ohne Rücksicht auf Traditionen oder alte schottische Gemütlichkeit den Laden seines Vaters zu dem umgebaut, was es jetzt war: eine durch zu viele Kitschfilme und TV-Serien erschaffene Version des Orient Express. Man saß sich in Sechserabteilen gegenüber, geblendet von mehr Messingteilen als gut war in einer Zeit, in der die Schwarzmarktpreise für Buntmetall in schwindelerregende Höhen schossen und genoss einen Service, der den modernen Bahnen in nichts nachstand: er kam selten und spät. Seine Beliebtheit verdankte der Pub Tatsache, dass er der einzige in der Stadt und der Whiskey billig war. Letzteres verdankte Smith dem historischen Kellergewölbe, einer Reihe antiker, aber exzellenter Kupfergeräte dort - und der Unkenntnis des Finanzamts darüber.
Als Lutetia den Pub betrat - oder besser: sich hinein quetschte - verstummte jedes Geräusch. Es dauerte einige Augenblicke, bis sich Smith gefasst hatte.
"Wenn das keine Überraschung ist."
"Das ist ein Pub. Ein öffentliches Haus. Es sollte Sie nicht überraschen, dass Gäste kommen."
"Heute kann ihn nichts mehr überraschen", warf eine Stimme aus dem verräucherten Dunkel ein.
"Doch, schon. Das die hochverehrte Lady Stubbs meinen Laden betritt", antwortete Smith der Stimme. "Muss ja peinlich für Sie sein", sagte er zu Lutetia.
"Die Zeiten sind vorbei, in denen eine Dame sich dafür rechtfertigen muss, allein in einen Pub zu gehen."
"Nee. Ich fänd's peinlich, wenn eine Leiche eine Woche in meinem Kühlhaus liegt und dabei nicht mal tot ist."
"Sagt wer?"
"Adalbert selbst. Er war bis vor ein paar Minuten hier gewesen."
"Aha." Lutetia lehnte sich interessiert auf die Theke. Menschen, die sie kannten, hätten jetzt die Flucht ergriffen.
"Er war nicht zufällig in Begleitung?"
"Havers und Bonks waren bei ihm. Sie haben ihn ja schließlich aus ihrem Kühlhaus gerettet."
"Haben sie das? Erstaunlich. Ich nehme an, der Anlass wurde gebührend gefeiert?"
"Hat sich rumgesprochen wie ein Lauffeuer. Und wie wahre Freunde sind, haben sie seine Retter ordentlich belohnt. Ich wundere mich, was man mit den Pfuschern macht, die ihn beinahe lebendig begraben hätten."
"Was sollten sie Ihrer Meinung nach machen?"
"Tjaaaaa... mal ordentlich durchschütteln."
"Durchschütteln." Das Wort hing eine Weile in der Luft. Lange genug, dass sich jeder vorstellen konnte, wie Lutetia durchgeschüttelt wurde. Und noch etwas länger, bis sich jeder vorstellen konnte, was darauf mit dem Schüttler passieren würde.
"Genau." Smith starrte Lutetia in die Augen. Lutetia starrte zurück. Sie war besser.
"Da Sie ja Experte für Leichen sind, Mr. Smith, ist Ihnen an Finley etwas aufgefallen?"
"Er sah gesünder aus als je zuvor."
"Tatsächlich. Übrigens hatte das Krankenhaus eine Obduktion durchgeführt. Das heißt, als wir ihn bekamen, hatte er kein Herz, keine Lunge, keinen Magen, keinen Darm und kein Gehirn mehr. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde? Damit ich ihm seine Organe zurückgeben kann. Oder soll ich sie einfach hier zwischenlagern? Er kommt ja sicher öfter vorbei." Smith schüttelte hastig den Kopf. Lutetia spürte sein Unbehagen und lächelte. "Der Punkt lautet: Finley ist definitiv tot. Und jemand will mir was anhängen. Wissen Sie, was ich mit Typen mache, die mir was anhängen wollen?" Smith wurde blass. Es gab Gerüchte. Jeder kannte die Gerüchte. Und der besorgniserregende Gedanke lautete: Gerüchte haben meist einen wahren Kern.
"Ich wollte..."
"Ist mir egal, was Sie wollten. Ich will wissen, wo Finley, Havers und Bonks jetzt sind. Und ich will es sofort wissen. Denn in neunzig Minuten ist eine Beerdigung und bis dahin brauche ich eine Leiche. Egal was für eine." Die intelligenteren Pubbesucher entschieden, dass es jetzt Zeit war zu gehen. Sehr schnell.
"Ich habe nicht so genau drauf geachtet. Hier war die Hölle los. Ich meine, er war einfach weg, irgendwann."
"Hat was vom Rathaus erzählt", meldete sich die Stimme aus dem Dunkel wieder. "Wegen seiner Rente. Die wird nämlich als erstes abgestellt, wenn jemand tot ist." Smith zuckte mit den Schultern.
"Kann so gewesen sein."
"Was genau war das letzte, was Sie zu ihm gesagt haben?"
"Also..."
"Finley wollte eine Runde ausgeben und Smith Kohle sehen."
"Ich hab nur gefragt, ob er Bargeld dabei hat."
"Und das hatte er nicht."
"Er meinte was von Rente. Dass er die Ende der Woche bekommt. Ich hab ihm gesagt, dass er dann auch seine Runde ausgeben kann."
"Ist nicht sonderlich spendabel, unser Smithy", warf die Stimme ein.
"Ich bin nicht die Wohlfahrt, Greg!" fauchte Smith zurück. Rente also. Und es besteht nie die Gefahr, dass ein weiterer Totenschein auftaucht. Eine nie versiegende Geldquelle. Praktisch. Lutetia verließ den Pub.
John Smith rief automatisch in Richtung Tür: "Beehren Sie uns...", bevor ihm einfiel, wer da gerade gegangen war. "...nie wieder."

Lutetia ging den kürzesten Weg zum Rathaus. Als sie den Marktplatz überquerte, warf sie einen geübten Blick hoch zum Bürofenster von Polizeichef InfoMurdok McDuff. Nichts zu sehen. Wahrscheinlich war er unterwegs, um irgendein krummes Geschäft in die Wege zu bringen. Es gab nicht viele Angestellte im Rathaus - es sollte sich schnell herausfinden lassen, wer zuständig war. Lutetia blieb abrupt stehen, als sie ihren Namen hörte und jemand auf sie zukam.
"Guten Tag, Missis Stubbs!" Die meisten Einwohner von Borough ergriffen bei Lutetias Anblick die Flucht. Wodrow Cornwood aber kam auf sie zu. Er war jung, demzufolge unerfahren, etwas naiv und glaubte an das Gute im Menschen. Hätte Lutetia ihn mit einem Wort beschreiben sollen, wäre Trottel ihre erste Wahl. Wodrow Cornwood war der Nachfolger von Henry InfoWilson, dem auf mysteriöse Weise verschwundenen Schutzpolizisten der Stadt. Er glaubte an die positive Wirkung von Polizeipräsenz auf den Straßen und ein nettes Wort für Jedermann. Deshalb war er nach Lutetia die zweite Person, vor der die Bürger von Borough die Flucht ergriffen.
"Ich wollte nur versichern, dass Ihnen Ihr Fehler nicht peinlich sein muss. Das kann jedem mal passieren." Lutetias Augen wurden schmal.
"Welcher Fehler?"
"Mr. Finley. Ich habe ihn vorhin getroffen."
"Was Sie nicht sagen."
"Ja. Hatte nur nicht viel Zeit. Er musste noch was mit seiner Rente regeln. Er hat mich gefragt, an wen er sich wenden muss. Das fand ich seltsam."
"Wirklich? Jemand, der heute Nachmittag beerdigt werden soll unterhält sich mit Ihnen und das finden Sie seltsam?"
"Nicht das! Sondern, dass er sich nicht mit der Rente auskannte. Bei der Bedeutung der Altersvorsorge sollte man doch davon ausgehen, dass jeder seinen zuständigen Rentenberater kennt. Aber er meinte, seine Frau kümmert sich immer um so was."
"Nur aus reiner Neugier: Wer wäre der zuständige Rentenberater?"
"Rentenberaterin. Miss Honeydew."
"Mir ist gerade eingefallen, dass ich meine eigene Rentenvorsorge etwas vernachlässigt habe."
"Schön, dass ich ihnen helfen konnte. Ihr Freund und Helfer, allzeit bereit. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?" Von einem hohen Kirchturm in eine Grube mit spitzen Pfählen springen.
"Nein, danke. Oder doch", korrigierte sich Lutetia. "Als Finley mit Ihnen gesprochen hatte - was hat er genau gesagt?" Cornwood dachte angestrengt nach, bevor er antwortete.
"Eigentlich haben ihn seine Freunde gar nicht richtig zu Wort kommen lassen. Er hat es grade mal geschafft zu nicken."
"Und den Kopf zu schütteln."
"Jetzt, wo Sie es sagen."
"Und laufen konnte er auch nicht alleine?"
"Kann man ja auch nicht von ihm erwarten, nach der Feier im Pub. Havers und Bonks waren so nett, ihn zu stützen."
"Interessant."
"Missis Stubbs, ich habe das Gefühl, dass Sie mir etwas Wichtiges nicht sagen."
"Vollkommen richtig. Leider möchte ich meine Zeit nicht mehr mit Ihnen verschwenden. Auf Wiedersehen." Bevor Cornwood ein weiteres Wort sagen konnte, war Lutetia verschwunden.


"Wir hätten nicht so früh kommen müssen. Als Verwandte bekommen wir automatisch Plätze in der ersten Reihe."
"Davon hast du keine Ahnung, Victoria. Setz dich hin und halt die Klappe. Grandma, was tust du?"
"Das Blumengebinde. Die Gladiolen sind mindestens einen Tag alt. Keine Qualität. Vergiss nicht, dich zu beschweren, wir wollen unser Geld zurück." George lugte neben der Säule hervor, hinter die er sich gerettet hatte, nachdem er die drei Finley-Frauen entdeckt hatte. Adalberts Mutter Fiona, seine Frau Helen und seine Tochter Victoria konnten demselben Genexperiment entsprungen sein. Außerdem waren sie nach Georges Meinung der Grund für das außergewöhnlich beseelte Lächeln, dass der Verblichene bei seinem Ableben auf dem Gesicht hatte.
"Wo ist dieser Schwachkopf von Bestatter? Ich hatte die Schleifen in Malvenblau bestellt, nicht Veilchenblau! Victoria, warum sitzt du da rum? Kontrollier die Kerzen! Wenn du welche siehst, die schon benutzt waren, schreib das auf. Sonst setzen uns diese Halsabschneider noch alle als neu auf die Rechnung." Arthur InfoBellington wählte diesen Augenblick, die Kirche zu betreten. Eine Entscheidung, die er Sekundenbruchteile später bereute. Helen steuerte auf ihn zu wie ein Blitz auf einen Blitzableiter.
"Wer sind sie?"
"Arthur Bellington. Ich bin der Gemeindepfarrer. Und Sie sind?"
"Das geht sie gar nichts an. Ich hoffe, Sie halten nicht so eine Standardansprache und verlangen dann eine Summe dafür, als hätten Sie sich was Originelles ausgedacht!"
"Ich hatte nicht vor, irgendetwas zu sagen."
"Ach so? War mein Adalbert nicht gut genug für Sie?"
"Ich befürchte, der Verstorbene war kein regelmäßiger Besucher meiner Gottesdienste."
"Natürlich nicht! Wäre ja noch schöner gewesen. Erst eine nichtssagende Ansprache, dann verschwendet er sein Geld für die Kollekte und den Rest versäuft er im Pub! Nein, mein Adalbert ist immer brav zu Hause geblieben. Wer ist hier verantwortlich? Es gibt da so zwei oder drei Punkte, die dringend noch geklärt werden müssen." Bellington, der einen Lichtschein am Ende des Tunnels erkannte, wenn er einen sah, reagierte sofort.
"Das dürfte George sein. Er ist sicher hier in der Nähe. Da ist er ja!" Bellington, der George und seine Gewohnheiten schon ein paar Jahre kannte, hatte ihn hinter der Säule entdeckt. "George, kommen Sie doch kurz her, diese Damen haben ein paar Fragen. Ich muss leider noch was erledigen."
"Junger Mann, was ist das?" Helen zeigte in Richtung Sarg.
"Kirsche, Modell Sparfuchs. Unser Angebotssarg für diese Saison. Hohe Qualität zum unschlagbar günstigen Preis von 599 Pfund. Von denen 549 Pfund noch nicht bezahlt sind." Die Erwähnung einer offenen Rechnung brachte die meisten Klienten dazu, sich sofort und diskret zurückzuziehen. Helen Finley bildete die Ausnahme.
"Sie vergessen die zwanzig Prozent Sonderrabatt, die Sie mir versprochen haben. Und Sie bekommen gar nichts, solange der Deckel zu ist. Ich hatte ausdrücklich eine offene Aufbahrung bestellt, obwohl das extra kostet." George, der sich an ein Rabattversprechen beim besten Willen nicht erinnern konnte, verströmte weiterhin Unschuld aus jeder Gesichtspore.
"Machen Sie sich keine Sorgen, gnädige Frau. Die offene Aufbahrung wird natürlich nicht in Rechnung gestellt."
"Ich will aber eine offene Aufbahrung! Jeder soll sehen, wie glücklich mein Adalbert mit mir war!"
"Es tut mir Leid. Aber sie wünschten ausdrücklich einen Termin am Freitag vor der Abendmesse und da letzte Woche schon belegt war, ist es erst heute möglich gewesen und mittlerweile ist Ihr Gatte schon zu lange von uns gegangen. Ich befürchte, der natürliche Lauf der Zersetzungsprozesse ist schon zu weit fortgeschritten, um eine offene Aufbahrung durchzuführen."
"Das heißt im Klartext?"
"Die Verwesung hat bereits eingesetzt."
"Na und? Bei Käse ekelt sich auch keiner vor ein wenig Schimmel. Machen Sie den Kasten auf!"
"Mutter! Hier ist eine halb runtergebrannte Kerze!" Helen wandte sich mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck an George.
"Da wollten wir wohl ein wenig tricksen? Ich spare mir die Beerdigung von meinem Mund ab, und dann soll ich noch betrogen werden?"
"Von seiner Kehle", korrigierte George leise - aber nicht leise genug.
"Das habe ich gehört, junger Mann! Und ich schwöre Ihnen, ich werde hier keinen Stein auf dem anderen lassen, bis ich nicht überzeugt bin, dass ich exakt das bekomme, was ich bestellt habe!" Helen hatte gerade ihre Tochter am Eingangsportal der Kapelle erreicht, wo diese neben einer Kerze stand, die kürzer als ihr symmetrisch positioniertes Gegenstück war. George wollte erklären, dass der Windschatten der nur halb geöffneten Tür es vorm schnellen Herunterbrennen geschützt hatte, als ein Knarren die Stille störte. George fuhr herum. Großmutter Fiona stand mit einem verwunderten Ausdruck im Gesicht über den geöffneten Sarg gebeugt.
"Warum ist da keine Leiche drin?"


Kapitel 2

Honeydew war eindeutig der falsche Name für diese Frau. Lemonsucker wäre passender. Nicht nur das verkniffene Gesicht, die kleinen Augen und der spitze Mund, auch das Benehmen der Sachbearbeiterin für Rentenfragen - wie sie jeden korrigierte, der sie anders ansprach - zeugten von einer permanenten Verärgerung durch Bittsteller. Beziehungsweise Bürger. Sie trug ihr Haar in einem Knoten zusammengebunden, der in dem gleichen Jahrhundert modern war, aus dem sie offensichtlich stammen wollte.
"Sie sehen, dass ich beschäftigt bin! Warten Sie draußen!" waren ihre Worte, als Lutetia die Tür zu ihrem Büro geöffnet hatte. Lutetia entdeckte auf dem Besucherstuhl eine kleine, graue Gestalt, die ihr vage bekannt vorkam.
"Das ist kein Problem, Miss Honeydew, ich bin sicher, Missis Stubbs hat eine dringende Angelegenheit zu besprechen. Ich komme gern ein andermal wieder."
"Der nächste freie Termin ist in drei Wochen."
"Kein Problem, ich komme dann wieder." Die graue Maus raffte in Rekordzeit ihre Papiere zusammen und presste sich die Wand entlang an Lutetia vorbei. Lutetia schenkte Miss Honeydew ein strahlendes Lächeln.
"Sieht aus, als hätten Sie unerwartet doch Zeit für mich."
"Ich habe für Sie Zeit, wenn ich entscheide, dass ich für Sie Zeit habe! Und Sie haben heute schon genug meiner Zeit verschwendet." Die linke Hand von Miss Honeydew verschwand unter dem Schreibtisch.
"Und dabei bin ich noch nicht einmal eine halbe Minute hier."
"Haben Sie eine Ahnung, was für ein Aufwand es ist, eine Totmeldung aus dem System zu entfernen! Da sind Anträge auszufüllen, Formulare, eidesstattliche Erklärungen - alle in dreifacher Ausfertigung! Und das nur, weil ein unfähiger Bestatter nicht einmal den Tod richtig feststellen kann!"
"Ganz zu schweigen von dem Arzt, der den Totenschein ausgestellt hat."
"Wir alle haben die Geschichte von Ingelheim und seinen falschen Totenscheinen mitbekommen
1. Sie hätten mehr Sorgfalt walten lassen müssen!"
"Keine Angst. Ich erkenne eine Leiche, wenn ich eine sehe. Sie auch?"
"Das sollte ja nicht so schwer sein. Sie atmet nicht, redet nicht und läuft nicht."
"Und Mr Finley hat geatmet als er hier war?"
"Natürlich. Und wie! Er hat seine Fahne meilenweit vor sich hergetragen. Ich werde heute sogar mein Auto stehen lassen müssen."
"Und er hat geredet."
"Natürlich hat er..." Miss Honeydew zögerte ein wenig.
"Sie haben Fragen gestellt, aber geantwortet haben Havers oder Bonks." Lutetia dachte etwas nach. "Eher Bonks, so wie ich die beiden kenne."
"Das ist Unsinn! Es wäre mir doch aufgefallen, wenn der Antragsteller kein einziges Wort sagt!"
"Es sei denn, Sie wollten ihn so schnell wie möglich wieder loswerden, zum Beispiel, weil Ihnen bei seiner Fahne schlecht geworden ist."
"Das ist ja auch kein Wunder! Der Mann war so besoffen, dass er nicht mal alleine laufen konnte."
"Wie interessant. Nicht mal laufen also."
"Lenken Sie nicht ab! Wenn ein Rentenempfänger zwei Zeugen aufbringen kann, die einen Fakt bestätigen, dann muss ich diesen Fakt als wahr akzeptieren. So will es das Gesetz! Er hatte zwei Zeugen, die bestätigten, dass er nicht tot ist, also ist er nicht tot."
"Er hat nicht zufällig gleich die Kontoverbindung für die Rentenzahlung geändert?"
"Woher wissen...? Das geht Sie nichts an. Ich werde an Unbefugte keine weiteren Auskünfte geben."
"Wie schade. Sie wissen nicht zufällig, wie ich eine Befugnis bekommen könnte?"
"Natürlich weiß ich es, aber es gehört nicht zu meinem Aufgabengebiet, Sie darüber aufzuklären." Hinter Lutetia wurde die Tür geöffnet. Lutetia brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer den Raum betreten hatte.
"Guten Tag, Mr McDuff." Murdok McDuff ignorierte sie.
"Miss Honeydew, ich erkenne ihr Problem. Aber einige Dinge sollten Sie allein lösen können."
"Ich bin hier nicht angestellt, um die Aufgaben der Security zu übernehmen."
"Und ich bin Polizeichef kein Türsteher!"
"Sie können von mir nicht verlangen..."
"Ich kann!" Einen Moment lang hielt Miss Honeydew dem Blick von Murdok McDuff stand, dann sah sie zur Seite. Das reichte dem Polizeichef von Borough. Für den Augenblick. "Missis Stubbs, es scheint, dass Miss Honeydew ihre Anwesenheit unangenehm findet, was ich persönlich vollkommen nachvollziehen kann. Deshalb ist es für Sie jetzt an der Zeit zu gehen."
"Tatsächlich? Dabei beginne ich gerade, mich heimisch zu fühlen."
"Sehen Sie, was ich meine? Sie ist impertinent!"
"Miss Honeydew?"
"Ja?"
"Schnauze!" Honeydews Augen wuchsen vor Entsetzen auf Golfballgröße. Lutetia hätte alles für eine clevere Bemerkung gegeben, die sie zum Platzen gebracht hätten. Sie wandte sich an McDuff.
"Bereuen Sie jetzt, dass Sie diese kleinen roten Klingelknöpfe unter jedem Schreibtisch installieren ließen, nur damit sie sofort informiert werden würden, sobald ich auftauche?"
"Sie überschätzen Ihre eigene Bedeutung."
"Ich kann mir nichts Wichtigeres vorstellen."
"Ein Beweis Ihrer beschränkten Fantasie, Miss Stubbs. Ich halte anderes für interessanter. Zum Beispiel Wikingerbestattungen. Nur um zu verdeutlichen, auf welcher Prioritätenstufe Sie stehen."
"Eine Wikingerbestattung ist durchaus nicht trivial."
"Ich bin sicher, dass sie auch teuer ist. Und sie wird auf Sie zukommen, denn Mr Finley wird das sicher als Schadenersatz verlangen. Für den Fall seines Ablebens - möge dieses Ereignis noch lange auf sich warten lassen. Und nun möchte ich Sie bitten zu gehen. Sie stehlen einem Angestellten der Krone wertvolle Zeit und das ist Diebstahl am Geld der Steuerzahler. Die Öffentlichkeit kann da sehr nachtragend sein."
"Ah, die Öffentlichkeit. Dann werde ich mal lieber gehen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und achten Sie auf ihre Gesundheit, Mr McDuff! Vor allem auf Ihre Leber."
"Meiner Leber geht es hervorragend."
"Schön. Sie ist diesen Monat fünfundsiebzigtausend Pfund wert."2
"Ein Umstand, den ich heute Abend mit einer Flasche von Ballantines feinstem Erzeugnis feiern werde."
"Sie verderben mir den ganzen Spaß."

Für einen Augenblick war es in der Kapelle still gewesen. Nichts hatte den Moment perfekter Ruhe gestört, nachdem Grandma Finley den Sarg geöffnet und das Fehlen des Hauptdarstellers bemerkt hatte. Dann waren Helens Augen rot geworden und die Hölle auf Erden begann.
"Wo ist mein Mann?" George musste unmittelbar an einen Trennschleifer denken.
"Natürlich noch unten im Kühlhaus. Ihn in seinem Zustand hier aufzustellen wäre das gleiche wie einen Harzer Roller auf der Heizung zu deponieren."
"Legen Sie ihn da rein! Sofort!" Helen schaffte es problemlos kursiv zu sprechen.
"Das geht nicht."
"Wie, das geht nicht? Hören Sie mal zu, junger Mann!" Helen bohrte ihren Zeigefinger wie einen Dolch in Georges Brust. "Ich bezahle den ganzen Mist! Dann läuft das hier verdammt noch mal genau so, wie ich es will!"
"Die Vorschriften der Bestattungsverordnung sagen ganz deutlich..."
"Mir ist egal, was irgendwelche Vorschriften sagen! Ich will eine Leiche in diesem Sarg und mir ist egal, wo sie herkommt!" In Helens Augen loderten Feuersbrünste und es spiegelte sich darin... Grandma Finley mit einem Kandelaber? Dann wurde es dunkel.

Lutetia verließ das Rathaus nachdenklich. Eine Wikingerbestattung? Eine Schnecke hatte auch zwei Hörner - und damit genauso viel Ähnlichkeit mit einem Wikinger wie Finley. Seine Frauen konnten als Walküren durchgehen, aber das war schon alles. Wenn man beschreiben wollte, was ein Wikinger alles nicht war, dann wäre Adalbert Finley das Ergebnis gewesen. Aus den Augenwinkeln nahm Lutetia eine schnelle Bewegung war. Antrainierte Reflexe aus unzähligen Ballettstunden und dem ständigen Überlebenskampf gegen ihren Bruder InfoMarx übernahmen die Kontrolle. Sekundenbruchteile später sah sie auf das Häufchen Mensch, das vor ihr lag.
"Entschuldigen Sie, Officer Cornwood. Ich bin wohl etwas erschrocken. Wohin des Weges?" Cornwood hatte sich aufgerappelt und abgeklopft.
"Ein Einsatz. Die Meldung kam gerade rein. Höchste Dringlichkeitsstufe."
"In Borough? Sind Sie sich sicher?"
"Ganz sicher. Ein Einbruch."
"Nicht im Krematorium."
"Nein. In Alans Antiquitäten." Lutetia brauchte einige Augenblicke, bis sie den Namen zuordnen konnte.
"Der Müllsammler?"
"Eine Frage der Definition."
"Wie sollte er bemerken, dass ihm was gestohlen wurde? Bei dem Schrott, der da rumliegt, ist das unmöglich."
"Ein Boot fällt schon auf." Lutetia stutzte.
"Ein Boot?"
"Ein Ruderboot. Alan benutzt es zum Angeln und es ist nicht mehr da. Dabei hat er es gerade auf den Fluss gezogen und wollte nur noch seine Angeln holen." Wikingerbestattung.
"Ich begleite Sie besser."
"Es handelt sich um eine polizeiliche Ermittlung. Zivilisten sollten sich dabei besser raushalten."
"Aber Officer. Ich habe nicht vor, mich an irgendwelchen Ermittlungen zu beteiligen." Lutetia umfasste Cornwoods Arm wie ein Schraubstock. "Aber Sie sind gerade gestürzt und sicher noch etwas wacklig auf dem Beinen. Es ist meine Pflicht als gute Bürgerin, Sie zu stützen und auf dem schnellsten Weg zum Einsatzort zu bringen."
"Mein Arm tut weh."
"Sicher eine Prellung vom Sturz."
"Ich spüre meine Finger nicht mehr."
"Das ist vollkommen normal." Cornwoods Schuhabsätze fanden keinen Halt auf dem Kopfsteinpflaster, als er über die Straße gezerrt wurde. Nach einer Weile gab er seinen Widerstand auf; wenig später waren sie am Ort des Verbrechens angelangt.


Cornwood ging gleich zum Fluss, um Spuren zu sichern und McAllister zu suchen. Lutetia, die den Schrotthändler schon in der anderen Richtung entdeckt hatte, ließ ihn gehen. Sie wollte sich gern allein mit McAllister unterhalten. Das hieß: ohne Zeugen.

Alan McAllister war ein waschechter Schotte aus dem Whiskey-Katalog, wie er sich nur in Bethnal Green entwickeln kann. Nach einem langen und sorgfältig verschwiegenen Leben in den Straßen der Hauptstadt war Alan nach Borough gekommen, um dort eine als Antiquitätenhandel getarnte Müllhalde zu führen und sich dem flüssigen Teil der schottischen Kultur zu widmen. Sein gefälschter Akzent war der ideale Köder für leichtgläubige Touristen. Aber ein Blick auf Lutetias finsteres Gesicht ließ ihn wenigstens den vergessen.
"Meine liebste Mary Jane."
"Was ist mit Ihrer Frau?"
"Frau? Was soll mit der sein? Ich meine mein Boot!"
"Ruderboote haben Namen?" Alan musterte Lutetia verachtend.
"Was man heute alles frei rumlaufen lässt." Alan sah nicht, wie sich Lutetias Hände seinen Kragen schnappten. Aber er spürte, dass es mit der Luft knapp wurde.
"Wieviel haben Sie heute schon gesoffen?"
"Gar nichts." Schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen.
"Vielleicht ein Gläschen zum Frühstück." Die schwarzen Punkte wurden größer. "Und eins davor und eins danach." Der Druck ließ nicht nach. "Könnte eine Flasche gewesen sein."
"Und was?"
"Whiskey. Tullamore Dew."
"Der ist irisch."
"Schmeckt besser als das einheimische Gesöff. Verraten Sie's keinem! Bitte!" Lutetia hielt ihre Nase in die Luft und prüfte noch einmal.
"Hier riechts nach Gin. Und Ale."
"Nicht von mir. Das ist Proletengesöff." Wenn man davon absah, dass Proleten Arbeiter waren, passte das auf Havers und Bonks, die - so weit bekannt - Arbeit eher mieden. Lutetia folgte dem Geruch und einem Haufen undefinierbarer Fußspuren zum Fluss. Der Platz am Ufer war plattgetrampelt. Wodrow Cornwood lag etwas abseits auf dem Bauch und untersuchte Spuren. Mit einer Lupe.
"Wo lag das Boot?"
"Da, direkt am Anleger. Ich habs zum Angeln fertig gemacht. Musste nur noch die Ruder holen. Und wie ich wiederkomme, ist sie weg, meine geliebte Mary Jane."
"Keine Ruder?" Suche flussabwärts.
"Wer wusste von dem Boot?"
"Alle!" Lutetia warf einen Blick auf den Anlegeplatz. Das waren nicht nur Fußspuren. Da waren auch Schleifspuren. Von Kisten.
"Was haben Sie geschmuggelt?"
"Zwei Kisten... nicht geschmuggelt! Ich schmuggle nicht! Das ist Eigenbedarf!"
"Zwei Kisten Mondschein-Whiskey. Für den Eigenbedarf. Sollte eine längere Angeltour werden, oder?" Zwei Kisten Whiskey wären ein Motiv für Havers und Bonks. Aber sie haben Finley bei sich. In Borough passierte nie etwas. Und nun verschwanden an einem Tag eine Leiche und ein Ruderboot. Wodrow Cornwood kehrte von seinen Ermittlungen zurück.
"Die meisten Spuren wurden zerstört, Alan. Ich werde sehen, was ich tun kann. Außerdem habe ich zwei Kisten Whiskey ein paar Meter flussabwärts entdeckt." Alan strahlte wie eine zweite Sonne. Cornwood bemerkte das nicht. "Du hast nicht zufällig hier Schmuggler bemerkt?"
"Schmuggler? Wie kommen Sie auf die Idee, Sir?"
"Ich konnte keine Steuerbanderole an den Flaschen entdecken. Sieht aus, als müsste sich die Zollbehörde hier nochmal umsehen."
"Ich sollte mir die Kisten vielleicht mal genauer ansehen, Sir. Vielleicht erkenne ich was. Gibt schließlich keinen in der Stadt, der sich auf dem Fluss besser auskennt als ich." Cornwood hob die Schultern.
"Warum nicht. Aber nichts anfassen. Wenn die Steuerfahndung Ihre Fingerabdrücke da drauf findet, verstehen die keinen Spaß." Lutetia sah Alan nach.
"Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass Alan der Schmuggler sein könnte?"
"Alan? Nie im Leben! Haben Sie jemals sein Boot gesehen?"
"Das Vergnügen hatte ich bisher nicht. Aber ich kenne Ruderboote."
"Nicht dieses. Alan glaubt fest daran, dass die Schotten und sein Clan im Besonderen von den Wikingern abstammen. Seine Mary Jane ist eine Wikingergaleere. Mit Segel und Rammsporn. Keine Chance, dass er damit was unauffällig transportieren kann. Selbst nachts würde jeder sofort sein Boot erkennen."
"Falls er wirklich im Geheimen schmuggelt."
"Wie denn sonst?"
"So, dass es jeder sehen kann."
"Das würde keinen Sinn machen."
"Dass Sie den Sinn nicht sehen, heißt nicht, dass kein Sinn dahinter steht. Wo würden Sie einen gestohlenen Diamanten verstecken?"
"Was hat das damit zu tun? Glauben Sie, dass Alan..."
"Beantworten Sie meine Frage!"
"Weiß nicht. Tief vergraben oder so."
"Und wenn die Polizei kommt ist sofort klar, dass mit dem tief vergrabenen Stein etwas nicht stimmt. Verstecken Sie ihn dagegen in einem Haufen Diamanten sieht das anders aus."
"Hier geht es um Whiskey, nicht um Diamanten." Lutetia seufzte.
"Sie haben noch viel zu lernen." Im Haus schrillte das Telefon. Sekunden später brüllte Mrs McAllister..
"Officer! Für Sie! Beeilen Sie sich, ich erwarte einen wichtigen Anruf!" Cornwood rannte ins Haus und ließ eine nachdenkliche Lutetia zurück.
Wikingerbestattung und Wikingerboot. Wisst ihr wirklich, was ihr tut?

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783739461243
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Juli)
Schlagworte
Schräge Vögel Typisch britisch Schwarzer Humor Krimi Thriller Spannung Humor Satire Parodie

Autor

  • Lutetia Stubbs (Autor:in)

Lutetia Stubbs ist eine Ermittlerin, wie sie in keinem Bilderbuch steht: Sie löst Probleme mit einer scharfen Beobachtungsgabe, noch schärferer Intelligenz und – falls das nicht ausreicht – einem Baseballschläger.
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Titel: Lutetia Stubbs - Die Beerdigung der widerspenstigen Leiche von Adalbert Finley